1882 / 55 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Berlin, 4. März 1882,

Der unter dem Hohen Protektorat Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen stehende Berliner Verein deutscher Landwirthschaftsbeamten hielt gestern unter Vorsiß des Amtsraths Jungk feine 17. Jahresversammlung ab, die im Lokal des Klubs der Landwirthe stattfand. Die Zahl der Gbrenmitglieder hat sih dem Jahresbericht zufolge im abgelaufenen Geschäftsjahre von 135 auf 136, die der ordentlichen Mitglieder von 714 auf 750 erhöht. Der Verein zählt somit in8gesammt 886 Mit- glieder gegen 849 im Vorjahr. Die -Hauptthätigkeit des Vereins erstreckte s{ch auch im abgelaufenen Jahre auf die Vermittelung von Stellen. Es lagen insgesammt 324 Anmel- dungen vor, und in 149 Fällen konnten Mitgliedern dur den Verein Stellungen verschafft werden. Diese Zahl hat sich gegen die des Vorjahres, wo 171 Stellungen vermittelt werden konnten allerdings verringert, aber doch wohl nur um de8willen, weil überhaupt nit so viele Mitglieder ftellenlos gewesen sind. In 16 Fällen wurden zu- sammen 910 Æ Unterstüßungen gegeben, und ein Mitglied erhielt eine feste Jahrespension von 300 A Es ist dies das erste Mal, daß der Verein eine solche Pension zahlt. Aus den Mitteln des Koppefonds wurde eine Wittwe mit 109, eine andere mit 150 (4 unterstüßt. Einnahme und Ausgabe balanciren mit 14914 46 Unter den Einnahmen figuriren die Beiträge der Ebrenmitglieder mit 1274, die der wirklichen Mitglieder mit 7800 #4 Der Landwirthschaftlihe Centralverein des Regierungs- bezirks Potsdam hat auch im abgelaufenen Jahr einen Zuschuß ge- währt, der dem Koppefonds überwiesen wurde. Dieser selbst verfügt zur Zeit über 18125, der Gesammtverein über 123 875 6, De. 9000 M mehr im Jahre vorher. Zu Ehren Koppe's und der verstorbenen 10 Mitglieder erhob sich die Versammlung von den Plätzen, dem hohen Protektor wurde ein dreifaches Hoch ausgebracht.

Die Ausstellung für Spiritusindustrie wird dem Programm gemäß morgen, Sonntag, geschlossen. Der Besuch war in den leßten Tagen ein besonders starker, sowohl von Seiten der Interessenten als des Publikums. Die Ge- sammtziffer des Besuches stellt sich nach einer vorläufigen Berech- nung auf etwa 20000 Personen für den einzelnen Tag 1000, Der Sblußtag wird durch ein Konzert des Musikcorps des 2. Garde-Regiments z. F., welches von 4—8 Uhr Nachmittags währen wird, zu einem festlihen gemacht werden. Am Montag beginnen sofort die Aufräumungsarbeiten. Die finanzielle Lage ist eine gute; ohne besondere Zwischenfälle wird fi ein geringer Üeber- \{chuß herausstellen. Die Aussteller werden sih am Dienstag, den 7T., zu einem Schlußdiner vereinigen.

_ Frankfurt, a./M. Am 31. d. M. findet nun definitiv die Ziehung der 11. Serie der Ausstellungs-Lotterie statt, welche mit Gewinnen reich dotirt ist. Ein kurzer Besu der Ausstel- lung im Saalbau wird Jedem diese Ucberzeugung aufdrängen. Als ein großer Vorzug der 11. Serie darf es betrachtet werden, daß die Gewinn-Ankaufs-Kommission diesmal nit auf die Ausftellung aus- chließlich angewiesen war, sondern die Ankäufe größtentheils durch

Auswahl in den großen reichen Magazinen Grankfurts, theils durch z

M | Inf erate für den Deutschen Reihs- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels- register nimmt an: die Königliche Exvedition des Dentschen Reihs-Anuzeigers und fiönigliz Prenßishen Staats-Anzeigers:

1, Steckbriefe und Untersnchnngs-Sachen. 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

Bestellung bei renommirten Handwerkern und Fabrikanten der Kunstgewerbebrance vollzogen hat. Dadurch ist der Umstand, der zu vielen Klagen Anlaß gab, vermieden, daß entweder Gegenstände er- worben wurden, die Monate lang ausgestellt waren und während dieser Zeit vom Staub und Licht sehr zu leiden hatten, oder Objekte ausgewählt wurden, die bei den Gewinnern Unzufriedenheit hervor- riefen. Die Ausftellung der Gewinne bietet jeßt nur eine Auswahl gediegener und prafktisher Gegenstände aus allen Zweigen des Ge- werbes und der Kunst.

Wetterbericht vom 4. März 1882, 8 Uhr Morgens.

Barometer aof | | ¡Tempe ratur Státionen. [L Go Wind. Wetter. |in 9 Celsinus spiegel reduz. in! ch0

Millimeter. | [59 C.=4°R.

M

bedeckt wolkig1) wolkenlos 3 Regen g bedeckt —7 wolkenlos | —23 bedeckt, —7 bedeckt 2

Mulaghmore T51 W Aberdeen . . 745 SSW Christiansund 744 S0

Kopenhagen. 752 SSO Stockholm . . 756 0 Haparanda ,| 754 NO St.Petersburg' 754 N Moskau ... 756 SSW

bi bD O LD O C H N

|

Cork, Queens- TOWN. 755 WNW Ba o 755 NO Helder... 750 NNO Hambürg . , T1 Swinemüinds. 753 SO Neufahrwasga 755 ONO Memel... 756 ONO

balb bed 2?) wolkenl.3) wolken!os Nebe14) wolkig®) Nebel bedeckt

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Münster . .. 750 Karlsruhe . , 750 [NO Wiesbaden . 750 [NO München .. TO2 S0 Leipzig ... 752 SSW Berlin .. .. TÖL 0 Wien ..….. 753 WNW [|wolken!os Breslau ... 753 N bedeckKt7) |

Regen {bedeckt wolkig heiter [halb bed.6) [halb bed.

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Triest 756 still [wolkig |

1) S egang mässig. %) Seegang müssig. 9) Seegang leicht. 4) Nachmittags Regen. ®%) Nachts Reif. è) Reif. 7) Nachts Regen.

Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppeu geordnet 1) Nordenropa, 2) Küstenzons von Irland bis Östprenssen, 5) Mittal- europa sildlich dieser Zone, 4) Stidenropa. Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingehalten.

Skala für die Windatärke: 1= leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch, 6 = stark, 7 = steii, 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.

und Grosskandel.

5, Industrielle Etablissements, Fabriken

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

Uebersicht der Witternng.

Während eine flache umfangreiche Depression über Frankreich lagert, ist bei den Shetlands eine neue Depression erschienen, welche, gefolgt von hohem Luftdrucke, nordostwärts fortzuschreiten scheint. Bei sehr gleichmässig vertheiltem Luftdrucke und leichten, vorwiegend südlichen bis östlichen Winden ist über Centraleuropa das Wetter meist trübe, vielfach, insbesondere im Westen, neblig, jedoch, ausser im Nordwesten, wo seit gestern fast allenthalben Regen fel, ohne wesentliche Niederschläge. Die Temperatur ist meist wenig verändert; in Bayern herrscht leichter Frost.

Deutasche Seewarte.

Berlin, 3, März 1882. Marktpreise nach Ermitt. des K. Pol.-Präs.

Höchste | Niedrigste

Preise.

per 100 Kilogr. M. | S | M

FUr Wegen gute Se. e «a 1239 20128 5 “AVOIZEn MnIttel Se s e PDE S0 121 s N SIZEIL Po Ge O s ch0 402120 y OGDeN S Oa e «e C S E s OCCeN O O C 16 |{ 70 116 s AOUDEN QErINgo SOS s e e 16 | 115 Gerste gute Sorte . e A BO T9 ». ¿Gerate mittel Serte F 16//50/F16 » Gerste geringe Sorte A 13 201-13 p Ben QUES O c E46 Hafer mittel Se T 15S O14 HATSN Sernge Sote s F181) 20 113 Richt-Stroh Hen Erbsen S Speisebohnen, weisse . Linsen x Kartoffeln . Rindfleisch

von der Keule 1 Kilogr, .

Bauchfleisch 1 Kilogr. . Schweinefleisch 1 Kilogr. Kalbfleisch 1 Kilogr. ° Hammelfleisch 1 Kilogr. Butter 1 Kilogr. ¿ Eier 60 Stück .. Karpfen per Kilogr. Aale Zander Hechte Barzche : Schl-ie . Bleie L L Krebse per Schock . ,

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Z R DOMAEAD E M OLNeOTE “jagt R PACHEMaZ Sa NIRT A s s S WAVE MCINEEINEOO D 5 EV A113 CIgEL, ae nehmen an : die Annoncen-Expeditionen des

„Juvalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Shlotte, Büttuer & Winter, sowie alle übrigen größeren

Berlin 8W,, Wilhelm-Straße Nr. 32,

3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc. 4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung P: u. 8, w, von öffentlichen Papieren,

7. Literarische Anzeigen, 8, Theater-Anzeigen. \| In der Börsen- 9, Familien-Nachrichten. | beilage. u

Annoncen-Burcaux. 5

Subhastationen, Nufgebote, Wor- L ladungen u. dergl.

{10417] Oeffentliche Zustellung.

Der Franz Cuny, Eigenthümer in Metz, klagt gegen den Küfer Victor Bertrand, früher in Met, jeßt ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort, wegen verfallener und laufender Miethe, sowie vor- bezahlter Steuern mit dem Antrage auf Verurthei- lung desselben zur Zahlung von 292 4, sowie Auf- hebung des zwischen den Parteien bestehenden Mieth- vertrages, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsftreits vor das Kaiserliche Amtsgericht zu Meß auf

den 13. April 1382, Vormittags 9 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage hekannt gemacht.

Rincckenbach,

Gerichtsschreiber des Kaiserlichen Amtsgerichts. [10418] Oeffentliche Zustellung.

Der Geschäftsagent Friedrich Karm in Metz klagt gegen die Rebecca Levy, ohne Stand, früber în Mey, jeßt ohne bekannten Wohn- und Aufenthalts- ort, wegen Forderuna, mit dem Antrage auf Ver- urtheilung derselben zur Zahlung von 178 6. nebst Zinsen, und ladet die Beklagte zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Kaiserliche Amtsgericht zu Metz auf

den 20. April 1882, Vormittag3 9 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

RNinckenbach,

Gerichtsschreiber des Kaiserlichen Amtsgerichts.

[10419] Oeffentliche Zustellung.

Die Gebrüder Even, Buchhändler in Metz, klagen gegen den Oberlehrer Rettig, früher in Metz, jetzt ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort, wegen gelieferter Waaren, mit dem Antrage auf Ver- urtbeilung desselben zur Zablung von 270 M 22 „t nebst Zinsen und laden den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Kaiserliche Amisgericht zu Metz auf

den 20. April 1882, Vormittags 9 Uhr.

um Zwecke der öffentlihen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Rincckenbach, Gerihts\{reiber des Kaiserlichen Amtsgerichts.

[10432] Oeffentliche Husenung. Der Eigenthümer Peter Paszkiewicz zu Lukowo, Dorf bei Lekno, vertreten durch den Justizrath Hahn in Wongrowiß, klagt aegen den Knecht Joseph Paszkiewicz, früher zu Werklowo Hufen, Kreises Wongrowiß, jeßt angeblih unbekannten Aufenthalts in Amerika, bchauptend: daß er die auf -scinem Grundstück Lukowo Dorf, Blatt 7, für den Beklag- ten eingetragenen 300 Thaler Muttererbtheil nebst Zinsen bezahlt habe, mit dem Antrage: Den Beklagten zu verurtheilen, in die Lösung der im Grundbube des Grundstücks Lufowo Dorf, Blatt 7 Abtheilung 11]. Nr. 1 einge- tragenen Forderung von 900 M nebst Zinsen in geseßliher Form zu willigen oder dem Kläger folche Urkunden auszuantworten, auf Grund deren die Löschung der Post auf Antrag des Klägers im Grundbuche erfolgen kann,

des Rechtsstreits vor die zweite Civilklammer des Königlichen Landgerichts zu Gnesen auf den 24. Juni 1882, Vormittags 11 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge- richte zugelassenen Anwalt zu bestellen. : :

Zum Zweke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Gnesen, den 25. Februar 1882.

Fontana, | Gerichts\chreiber des Königlichen Landgerichts.

[10434] Oeffentliche Zustellung.

Die verehelichte Nagelshmied Anna Wenzel, geb. Hentschel, zu Liegnitz, vertreten durch den Rechts- anwalt Fränkel daselbt, klagt gegen ihren Ehemann, den Nagelshmied Heinrih Wenzel, zuletzt in Liegnitz wohnhaft, jeßt unbekannten Aufenthalts, wegen bös- licher Verlassung, mit dem Antrage, die zwischen den Parteien beftchende Ehe zu trennen, den Beklagten für den allein {uldigen Theil zu erklären und ihm die Kosten des MRechtsstreits aufzuerlegen und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhand- lung des Rechtsstreits vor die dritte Civilklammer des Königlichen Landgerichts zu Liegnißtz auf den 13. Juni 1882, Bormittags 10 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge- richte zugelassenen Anwalt zu bestellen.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung witd dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Liegnitz, den 21, Februar 1882.

Negelein, Gerihts\chreiber des Königlichen Landgerichts.

(1015) Oeffentlihe Ladung.

In Sacben der bayer. Hypotheken- und Wechselbank zu München gegen den Weber Nikolaus Lang von Döbrastöcken, wegen Forderung, wird der Schmied Johann Pee von Dödbra, der- malen unbekannten Aufenthalts, zu dem vom Kgl. Amtsgerichte Naila auf Donnerstag, den 13. April 1882, Vormittags 9 Uhr, anberaumten Vertheilungstermine unter dem RechtÞ- nachtheile des Aus\{lu}ses mit s(i1en Einwendun- gen gegen den aufgestellten oder im Termine berich- tigten Vertheilungsplan und die darin aufgenomme- nen Forderungen vorgeladen. Naila, den 1. März 1882. Gerichtsschreiberei des Königlichen Amlsgerichts: Braun, K. Sekretär.

9) , [(1042] Oeffentliche Zustellung.

Der K. Advokat, Recbtsanwalt Kaiser hier, klagt bei dem K. Landgerichte Würzburg, Civilkammer 11, Namens des Privatiers Andreas Sauer von Würz- burg gegen den Bäcker Michael Then, früher dahier, nun unbekannten Aufenthalts, wegen ciner Forderung von 2950 MÆ, und stellt den Antrag, K. Landgericht wolle zu Recht erkennen :

„Der Beklagte ist s{uldig, an den Kläger 750 4 Hauptsache nebst 5°/69 Zinsen hieraus vom 6. Februar 1882 an,

900 M desgl. nebît 5%, Zinsen hieraus vom

1300 M desgl. nebst 5% Zinsen hieraus vom 10. Sanuar 1882 an

zu bezahlen und hat die Kosten des Prozesses

zu tragen.

Zuglei wird das Urtheil gegen Sicherheits- leistung im Betrage von 3000 M für vorläufig vollstreckbar erklärt.“ :

_Genannter Anwalt ladet den Beklagten zur münd- lichen Verhandlung in die Sitzung des Prozeß- gerichts vom Freitag, den 26. Mai l. Jrs, Vormittags 9 Uhr,

und fordert ihn auf, einen bei diesem Gerichte zu- gelassenen Rechtsanwalt für si aufzustellen.

Behufs öffentlicher Zustellung wird dieser Auszug der Klage hiemit bekannt gemacbt.

Würzburg, am 1. März 1882,

Gerichtsschreiberei des K. Landgerichts.

Der K. Obersekretär : Schierlinger.

[10436]

Zwangsversteigerungs-Proclam.

Nachdem auf Antrag des Kornhändlers C. Harbeck in Neumünster, Klägers, vertreten dur den Recbts- anwalt Haack daselbst, gegen den Mühlenbesitzer Wilhelm Christoph Schramin in Hornsmühlen, Be- flagten, wegen einer protokollirten Forderung von 1100 4. nebst Zinsen und Kosten, auf Grund des vollstreckbaren Urtheils des Königlichen Landgerichts, Civilkammer 1., in Kiel, vom 15. Dezember 1881, das Zwangsversteigerungsverfahren bezüglich des dem Mühlenbesizer Wilhelm Christoph Schramm in Hornsmühlen gehörigen, daselbst belegenen Land- und Mühlenbesitzers eingeleitet worden, werden hierdurch, mit alleiniger Ausnahme der protokollirten Gläubi- ger, Alle, welhe Ansprüche dingliher Art an den gedacten Land- und Mühlenbesiß zu haben vermeinen, oder Befriedigung aus dem Erlöse beanspruchen, auf- gefordert, ihre Ansprüche bei Vermeidung des Aus- \chlufses mit denselben spätestens in dem auf

Sonnabend, den 22. April 1882, Bormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Amtsgericht anberaumten Aus\fc{hlußtermin hier anzugeben, widrigenfalls der bezeichnete Land- und Mühlenbesitz anspruchéfrei verkauft werden wird.

Wegen Verkaufs des Grundstücks wird weiterer Termin vorbehalten.

Segeberg, dèn 28, Februar 1882.

Königliches Amtsgericht. I.

[10460]

Das Verfahren, betreffend Aufgebot der Nachlaß- gläubiger des am 27. Mai 1881 zu Endorf ver- storbenen Händlers Josef Werthschulte ist beendet.

Dies wird gemäß §8. 14 Geley vom 28./3. 1879, Gesc-Sammlung Seite 293, bekannt gemacht,

Balve, den 24. Februar 1882,

Königliches Amtsgericht.

[10402] Aufgebot.

Die Loëwittroe Ennusze Anyééus, geb. Jonuleit, zu- leßt wohnbaft in Groß-Wingsnupönen, ist seit dem Jahre 1868 in einem Alter von 63 Jahren ver-

und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung

15. Februar 1882 an,

ollen. Auf Antrag des Losmann Friczus Jonuleit

aus Groß-Wingsnupönen und des Lo8mann Friczus3 Anyséus daselbst wird die Loswittwe Ennusze AnysÓus, geb, Jonuleit, aufgefordert, sich spätestens in dem am 16. Dezember 1882, Vormittags 11 Uhr, Zimmer Nr. 1, des hiesigen Amtsgerichts anberaumten Termin \chriftlich oder persönlich zu melden, widrigenfalls sie auf Antrag für todt erklärt werden wird. i Heinrichswalde, den 27. Februar 1882, Königliches Amts8gericht. Bekanntmachung. -

58 wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß ge- braht, daß das Sparkassenbuch Nr. 81234 der städtischen Sparkasse in Berlin, auf den Namen des Portiers Friedrich Kißing und über 120,26 4 lautend, dur Urtel des hiesigen Königlichen Amts- gerihts T. vom 25, Februar 1882 für fraftlos erklärt worden ift.

Berlin, den 25. Februar 1882,

Hoffmann, Gerichts\{reiber bei der Abtheilung 54 des Königlichen Amtsgerichts I. [19423]

Das Bankhaus Ephraim Meyer u. Sohn zu Hannover hat das Aufgebot des von der Herzoglichen Leißhaus- Kasse hieselbst am 7. November 1879 über die zur Sicberstellung wegen eines der Firma aus- gezahlten Darlehns von 500000 A6 deponirten Werthpapiere ausgestellten, in das Ausgaberegister XI. unter Nr. 988 und in das Pfandscheinregister unter Nr. 5422 eingetragenen Pfandscheins beantragt.

Der Inhaber dieses Pfandscheins wird aufgefor- dert, spätestens in dem auf

den 29, September d. J. Morgens 11 Uhr, vor unterzeichnetem Gerichte angesetzten Aufgebots8- termine sein Reht anzumelden und den Pfandschein vorzulegen, widrigenfalls diese Urkunde für kraftlos erklärt werden wird. Braunschweig, den 25. Februar 1882, Herzoglicbes Amtsgericht. 1X. L. Rabert. [10438] Bekanntmachung. E

Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß ge- bracht, daß die drei 43 9/4 Berliner Stadtobligatio- nen von 1846:

Litt, G. Nr. 15515, Nr. 17594 und Nr. 17847 über je 25 Thaler ; dur Urtel des hiesigen Königliben Amtsgerichts T. om 25. Februar 1882 für kraftlos erflärt worden sind.

Berlin, den 25. Februar 1882,

Hoffmann, : Gerichts\ch{reiber bei der Abtheilung 54 des Königlichen Amtsgerichts 1.

Redacteur: Niedel,

Berlin: Verlag der Expedition (Kefs el), Druck: W. Elsner.

Fünf Beilagen (einshließlih Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deulscheu Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Slaats-Auzeiger.

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Berlin, Sonnabend, den 4. März

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18S2,

Nichtamfkliches.

Preußen. Berlin, 4. März. Im weiteren Ver- laufe der gestrigen (25.) Sigung seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 fort und zwar mit der Diskussion des Etats der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung, (Dauernde Ausgaben. Kap. 14 [Bergwerke] Tit. 7. [Betriebslöhne, Gratifikationen, Nemu- nerationen, Reisekosten 2.] 32536 975 A). Der Abg. Dr. Schultz sprach sein tiefes Bedauern darüber aus, daß man das bis dahin gute Verhältnißzwischen den Arbeitern und Arbeitgebern dur Äügitation störe und achtbare Arbeitgeber in solcher Weise wie geschehen verunglimpfe. Er könne es nicht auf das Schicksal der dritten Lesung ankommen lassen, die ehrenhasten Arbeit- geber zu shüßen. Die für das Arbeiterverhältniß nöthige Herzenswärme, die durch fein Geseg erseßt werden könne, werde ausgetilgt, wenn man den Arbeitgeber an den Pranger stelle. Wisse denn der Vorredner nicht, daß polizeilich für jedes Bergwerk außer der Seilfahrt noch ein Eingang vorhanden sein müsse, auf dem die Arbeiter ausstcigen könnten? Eine Kameradschaft bestehe aus drei bis scchs Leuten, man müßte also bei einem größeren Bergwerk etwa 200 Kontrol- Arbeiter an der Förderbank ausfstellen. Dabei sei der Con- troleur gar kein Steiger, sondern ein Arbeiter. Daß bei einer Zahl von 85 000 Bergleuten in den rheinisch-westfäli- schen Gruben nicht Fälle von Mißbrauch vorkommen sollten, scheine ihm unerhört, der Vorredner könnte darüber nur die dortigen Gerichte befragen. Auch er habe ein Herz für die Arbeiter. Aber es sei immer das Jnteresse der Bergbau- besißer mit zu berüdcksihtigen. Wenn dem Arbeiter ein nicht voll resp. theilweise mit Steinen beladener Wagen garnicht angerechnet werde, fo sei das ein nothwendiges Schußzmittel gegen eine Defraudation, die nicht {wer ins Werk zu seßen sei. Jm Allgemeinen aber würden die Verhält- nisse der westfälishen Bergleute, wie die Lage der Bergleute überhaupt, vielfa fals beurtheilt. Zumeist seien es politische Motive, aus welchen man in diesen Kreisen Unzufriedenheit zu s{üren sich angelegen sein lasse. Thatsächlih sei für diese Arbeiter bereits Vieles geschehen, was noch für andere Arbeiterkreise erst zu erstreben sei. Die Berawerksarbeiter hätten einen Normalarbeitstag, würden nicht \{chlecht bezahlt und dazu sei das Gewerbe, wenn auch gefährlih, wie der Abg. Dr. Virchow an der Hand statistisher Zahlen \{lagend nachgewiesen habe, doch weniger ungesund, als viele andere Gewerbe.

Der Abg. Batem unterstüßte die Ausführungen des Abg. Schröder und hielt ein fo rigoroses Vorgehen gegen die dortigen Bergleute um so weniger für geboten, als man fi dafür nicht einmal auf sozialdemokratishe Ausschreitungen berufen könne, Die Sozialdemokratie habe dort, wie die leßten Wahlen gezeigt hätten, keinen Boden. Die Klagen der Arbeiter seien völlig berechtigt. Er bedauere die Abwesenheit seines Freundes von Schorlemer, er hoffe, derselbe werde später Gelegenheit finden, die Wahrheit seiner früheren Behauptungen au}recht zu erhalten. Er wolle hier nur den Wunsch äußern, daß die Besserung, die in dem Bergwerkswesen eingetreten sei, auch den Arbeitern zu Gute kommen möge. Dies sei bisher nicht der Fall gewesen. Die Klagen der Arbeiter hätten vielmehr noch zugenommen. Der Abg. Dr. Hammacher behaupte, den Arbeitern sei mehr Gelegenheit zur Arbeit gegeben worden. Dies sei zwar wahr, aber in der Weise, wie es der Abg. Schröder hervorgehoben habe. Die Arbeiter würden wider ihren Willen zu Ueberstunden gezwungen. Die Gefährlichkeit der Arbeit in Bergwerken leugneten selbst die Abag. Dr. Ham- macher und Schulß nicht, und der Autorität, welche die Getähr- lichkeit für die Gesundheit widerlegt haben solle, stelle er den Sterblichkeitsberiht der Bergwerke im Bezirke Gelsenkirchen entgegen, der unter den Arbeitern in Bergwerken einen weit größeren Prozentsaß zeige als bei irgend einer anderen Berufsklaf}se.

Der Abg. Schröder (Lippstadt) erklärte, es sei doch signi- fikant, daß die Vorredner gar nicht begreifen könnten, daß sich auch andere für die Arbeiter in den Bergwerken inter- essirten als Bergwerksvesitzer. Es sei ein nobile officium, für den Arbeiterstand hier einzutreten, um so mehr, als derselbe hier nicht vertreten sei, wie im Reichstage. Er halte alle Beschwer- den seines Freundes von Schorlemer aufrecht, wiewohl man ihm niht zumuthen könne, alle bergpolizeilkichen Vorschriften, die einen Folioband süllen dürften, zu kennen. Es sei die Pflicht diescs Hauses und des Reichstags, gegen eine ungerehte Aus- nußung der Arbeiter Front zu machen, und er hoffe, daß es in der dritten Lesung gelingen werde, die Nothwendigkeit der bergpolizeilihen Vorschriften nachzuweisen.

Der Abg. Dirichlet beshwerte \sih bei dieser Gelegenheit über die mißlihe Lage der ländlichen Arbeiter in den östlichen Provinzen. Er wolle dabei seine freudige Genugthuung über den häuslihen Zwist aussprechen, der zwischen den Aposteln der neuen Wirthschaftsreform ausgebrochen sei. Von der einen Seite höre man, daß die Arbeiter in den Bergwerksdistrikten zu den bestsituirten in ganz Deutshland gehörten, während andererseits konstatirt werde, daß den Nußen der Wirth- \chaftsreform lediglich die Fabrikanten abgeshöpft hätten. Und das sei ja gerade das, was seine Partei immer vorher- gesagt habe.

Der Abg. Dr, Schult entgegnete, in Bezug auf den Bergbau könne er dem Vorredner nur sagen, daß er nie für einen Kornzoll gestimmt habe, also in dieser Beziehung Frei- händler sei. Gegenüber dem Abg. Bachem weise er auf die günstigen Berichte der Handelskammern und die günstigen Sparkassenbestände in Gelsenkirhen hin. Die Arbeitslöhne für dieselbe Leistung hätten sih seit 5 Jahren um 9,16 Proz. vermehrt.

Die Diskussion wurde geschlossen und Tit. 7 angenom- men, ebenso Tit. 8 und 9.

Die Tit. 10 der Kap. 14, 15 und 16, welche von Neu- und Erweiterungsbauten auf Kohlenhütten und Salinenwe:rken handeln, wurden ohne Diskussion bewilligt. Desgleichen die 6 ersten Titel des folgenden Kapitels, Hüttenwerke 18 566 288 M

Beim Tit. 7, welchec für Betriebslöhne 1 571 406 A aus-

weist, wunderte sih der Abg. Berger, daß troß der gesunkenen Bleipreise sich in der Einnahmeposition für Produkte ein Plus von 236 180 6 finde, motivirt durch die Worte „Wegen ge- steigerter Bleiproduktion“, während die Eingangs erwähnten Ausgabe-Positionen „in Folge der stärkeren Bleiproduktion“ ein Plus von 542 000 6 auswiesen. Der Regierungskom- missar Ministerial-Direktor Dr. Serlo erwiderte, daß jene Po- sitionen mit der Produktion an sih nichts zu thun hätten.

__ Der Titel wurde bewilligt, ebenso wurden die übrigen Titel sowie Kap. 16, Salzwerke, Kap. 17, Badeanstalten, Kap. 18, Kommunionwerke, Kap. 19, Verwaltungskosten, Vinisterial-Abtheilung für das Bergwesen unverändert ange- nommen.

Bei Kap. 20, Ober-Bergämter, 1 241 450 s, bemerkte der Abg. Dr. Hammacher, im Regierungsbezirke Münster habe man ein für die Extraktion des Zuckers aus der Melasse sehr werthvolles Material gefunden, den Strontianit. Wenngleich er sih freue, daß derselbe als nicht unter das Berggesetz fallend angesehen werde, so könne er si doch damit nicht ein- verstanden erklären, daß die Gewinnung desselben lediglich der Aufsicht der Lokalpolizeibehörden unterstellt werde. Es empfehle sih vielmehr, au auf denselben die Aufsicht der Bergpolizei zu erstrecken.

Der Negierungskommissar entgegnete, es liege nicht in der Absicht der Regierung, die Strontianitgruben in West- falen unter die spezielle Aufsiht der Bergbehörden zu stellen. Die Landespolizeibehörde sei durchaus in der Lage, die nöthige Aufsicht zu führen. Jedoch hätten die Bergbehörden die Prü- fung der Betriebsführer vorzunehmen und bei Unglücksfällen deren Ursachen zu konstatiren.

Das Kapitel wurde bewilligt.

Kap. 21 handelt von den bergtehnischen' Lehranstalten und weist dafür 399 020 4, aus.

Bei dem Titel „Geologische Landesanstalt und Berg- akademie zu Berlin“, empfahl der Abg. Sombart, bei Fertigstellung der geologischen internationalen Karte Europas neben den Jnteressen der Geognosie auch die der Agronomie zu berücfsichtigen.

Die Position „Wasserversorgungsanlage bei Tarnowiß und Königshütte“ gab dem Abg, Dr. Holtze Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß dieselbe den Bergbau daselbst zu gefährden geeignet scheine und damit den Arbeitern eine Erwerbsquelle rauben werde. .

Der Negierungskommissar hielt diese Befürchtung für

ungerechtfertigt, da an der vom Vorredner in Bezug ge- a aa Stelle an eine Aufscchließung noch nicht gedacht werde. _ Das Kapitel wurde genehmigt ; ebenso das Kapitel 22, sonstige Verwaltungs- und Bétriebsausgaben 798 308 {(, sowie das Extraordinarium 236 000 /(, damit war der Etat der Berg-, Hütften- und Salinenverwaltung erledigt.

Es folgte der Etat der Bauverwaltung, Kapitel 28 Einnahmen 1 233 659 6

Die beiden ersten Titel wurden ohne Diskussion ge- nehmigt.

Bei Titel 3, Prüfungêgebühren von Feldmessern 3030 bemerkte der Abg. Sombart, die hervorragende Bedeutung des Landes auf dem Gebiete der höheren Geotäsie lasse den Zustand der niederen um so s{merzliher fühlen, und zwar seien es haup!sählih zwei Punkte, die einer sorgfältigen Be- achtung bedürstig seien. Schon im Jahre 1878 seien Vorschläge und Gutachten von der Regierung mit Wohlwollen behandelt und es stehe zu erwarten, daß das auch noch geschehe. Zuerst sei es dringend nöthig, die Anforderungen an die wissenschaftlihe Ausbildung der Feldmesser zu erhöhen, und zwar wä'e das Abiturientenexamen der geeiguete Maßstab. Damit würden die Schwierigkeiten, welhe der Fortbildung auf den politechnishen Hohswulen bei zu geringer wissenschaft- licher Vorbildung entgegenständen, fortfallen und außerdem die ungeheure Anzahl der Supernumerare si reduziren. Der zweite Punkt betreffe die Organisation des Vermessungé- wesens, den Stein des Anstoßes zwischen den einzelnen Ressorts, der sich leiht dadurch beseitigen lasse, daß man ein Cenitral- vermessungsamt schaffe.

Hierauf wurden die Tit. 3 und 4 bewilligt.

Bei Tit. 5 Beiträge zur Unterhaltung der Land- und Wasser- straßen 230 160 M bemerkte der Abg. Schmidt (Stettin), vor Zahresfrist sei in Warschau eine Kommission von Deutschen, Desterreihern und Russen zusammengetreten, um über die Schritte in Betreff der Stromregulirungen sich zu vereinbaren, deren praktishes Resultat in einer Konvention zwischen den drei Staaten bestehen solle. Da im diesjährigen Etat eine größere Summe für die Stromregulirung stehe, so sei eine Angabe über die Erfolge jener Kommission erwünscht. eFerner habe die Königsberger Kaufmannschast bei der gänz- lichen Untauglichkeit des Pillauer Hafens und den unzureichen- den Mitteln zur Aufbesserung eine Summe Geldes ausgesetzt für das beste Projekt einer Hafenvertiefung. Die Pläne seien eingegangen, aber man wisse niht, ob Seitens der Staats- regierung dieses Projekt Unterstüßung finde oder nicht? Auch für die Mainkanalisirung seien vor zwei Jahren 800 000 bewilligt, aber diese Position sei jeßt vershwunden und über die Jatentionen der Negierung nichts bekannt.

Der R egierungs-Kommi)ar, Wirklicher Geheime Ober- Regierungs-Rath S@huly entgegnete, die Warschauer Konferenz habe im Wesentlihen die Methode der Re- gulirungen festgestellt und geregelt. Die Königsberger Regierung habe Kenntniß genommen von den NPro- jekten der Königsberger Kaufmannschaft, jedoch sei man noch nicht dahin \{lüssig, ob die Ausführung allein auf Staatskosten oder unter Hinzuziehung der Kaufmannschaft geschehen soll. Ueber die Verwendung des zum Mainkanal bewilligten Fonds habe die Negierung si vorbehalten, zu beschließen nah Beendigung der betreffenden Verhandlungen. Die Hoffnung der Regierung, den angeregten Uebelständen auf der Memel, dem Pregel und der Weichsel {hon in diesem «Fahre abhelfen zu können, sei niht in Erfüllung gegangen. Theils seien die eingereihten Meliorationsprojekte niht zweck- entsprehend gewesen, theils seien die diesbezüglihen Anfragen

bei den auswärtigen Negierungen auf Widerstand gestoßen.

Jedoch habe die Negierung die Verbesserung der schiffbaren Fahrrinne der deutshen Ströme stets im Auge behalten und könne eine Abhülfe der betreffenden Uebelstände in nächste Aussicht gestellt werden. Ob dieselbe von Seiten der Regie- rung allein, oder im Anschluß an die betreffenden Kaufmann- shasten ins Werk geseßt werden würde, darüber fönne er ZUc

Zeit noch nichts sagen.

__ Die Einnahmen wurden barauf bewilligt, desgleichen die ersten 8 Titel des Kap. 64 dec dauernden Ausgaben, im Ganzen 703690 F, darunter Gehalt des Ministers 36 000 A,

Bei Tit. 8a., Attachirung von Bautechnikern an die diplo- matishen Vertretungen im Auslande, 30 000 #, bemerkte der Abg. Dr. Neichensperger (Cöln), die Attachirung von Bautechnikern an einzelne diplomatishe Vertre- tungen sei eine erfreulihe Maßregel. Bisher seien die Bautechniker stetig nah Jtalien gewandert, um dort an den antiken und antikisirenden Kunstwerken ihre Studien zu machen und dann Deutschland mit fremdartigen «Fdeen zu überschwemmen. Dagegen sei es doh wichtig, die germanische Baukunst zu studiren und deshalb fei nur eins in den Er- läuterungen auszuseßen, nämlih, daß Techniker nach Paris geschickt werden sollten. Man brauche keine Prämie für solche, die nach Paris gehen sollten, um Studien zu machen, denn daf- selbe ziehe durch seine eigenthümlichen Reize genug Kräste heran. Die französische Bauliteratur sei allgemein in Deutsch- land verbreitet, hingegen die englishe fast unbekannt und vernachlässigt, obgleih doch England in Bezug auf Bautechnik germanischer sei, als Deutschland selbst. Nach französishem Muster ein deutsches Parlamentshaus bauen, wäre doch wenig wünschenswerth ! Vielmehr könnten die Bau- tehnikter am englischen Parlamentsgebäude und noch mehr am neuen Justizpalast in London für hiesige Zwecke lernen. Des- halb möchte er, daß der Techniker anstatt nach Paris, nah London geschickt würde.

Ohne weitere Debatte wurde Tit. 8a., sowie Tit. 9 und 10 bewilligt. Bei Tit. 11, Remunerationen der Mitglieder der Prüfungskommission für Bau- beamte 24740 M, bemerkte der Abg, Dr. «Kohler, bei dem zweiten Examen der Bautechniker trete allgemein der große Zeitraum von 1 bis 2 Jahren, der zur Absfolvirung be- nußt werde, als Uebelstand hervor. Da in Hannover 1 Jahr dazu genüge, so sei es zu erwägen, ob niht auch sonst diese Frist hinreihe. Die Staatsregierung möge in diesem Sinne die Verordnungen einrichten.

Der Abg. Pr, Reichensperger (Cöln) erklärte, er trete dem Antrage des Vorredners gern bei, da er niht vom Wunderglauben an die hiesige Exa1ninationsmethode beseelt sei. Der große Zeitaufwand werde hervorgerufen dur die Art der gestellten Aufgaben und durch die bis ins Peinlichste verlangte Ausführung der Skizzen. Die leßtere genüge schon, Brust und, Augen zu ruiniren. Die großen Meister, deren kElassishe Bauten man bewundere, würden heute durchfallen ; sie hätten ohne große Papiervershwendung Häuser für die Wirk- lihkeit gebaut; die jeßigen Architekten arbeiteten nur auf tem Papier. Troy ihrer zahllosen Zeichnungen müßten sie sih dann doch noch erst ein Holzmodell bauen von dem, was sie im Kopfe hätten, um zu sehen, wie's aussehe! Jn England gebe es für den Baumeister keine Zwangsexamina, es lasse sih nur prüfen wer wolle. Die Anforderungen dort ständen zu den hiesigen in gar keinem Verhäliniß und doch seien dort Bauten, auf die das jeßige Zeitalter stolz sein könne. Hoffent- lih habe der Minister die nöthige Energie, um gegen diesen wirklichen Krebsschaden durhzugreifen.

Hierauf ergriff der Minister für die öffentlihen Arbeiten May bach das Wort:

Die Prüfungen der Bautechniker werden zur Zeit abgelegt auf Grund von Prüfungsvorschriften, welde im Jahre 1876 erlassen worden sind. Diese Vorschriften hatten vor einigen Jahren eine Ver- \chärfung, dann aber auch cine Erleichterung erfahren. Ich leugne nit, daß ih den Eindruck gewonnen habe, als wenn in der That hier und da des Guten ctwas zu viel verlangt wäre. Jch meine, daß es hei den Prüfungen darauf ankommt, das Gebiet, welches der Be- treffende kennen soll, nicht zu weit auszudehnen, vielmehr darauf zu sehen, daß sein Wissen auf dem engeren Gebiet mögli vertieft werde. Wenn wir diesen Grundsaß uns zu eigen machen, werden wir vielleicht dahin kommen, dies und jenes, was jeßt no gefordert wird, zu beschränken oder vielleiht ganz fallen zu lassen. So bin ic z. B. nicht der Ansicht gewesen, daß es richtig sci, von dem Bau- techniker zu verlangen, daß er auch juristisch vorgebildet sei, daß er Pandekten und Institutionen kennen, daß er eine beinahe juristische Universitätsbildung haben foll. Wenn er weiß, was für fscinen speziellen Wirkungskreis nothwendig, wenn cr die Bestimmungen über Baupolizei und Baurecht kennt und eine gewisse allgemeine Vor- bildung hat, so, glaube ih, hat er für seinen Zweck vollkommen genug.

Ich bin dem Hrn. Abg. Köhler sowohl wie Hrn. Dr. Reichen- sperger sehr dankbar für die Amezung, die sie gegeben haben. Ich sehe, daß die Besorgniß, welhe fich mir bis dahin aufgedrängt hat, niht unbegründet ist und werde dieser Anregung weitere Folge geben. Cigenthümlich ift allerdings, daß trotz dieser strengen Eramen- vorschriften die Ueberproduktion auf diesem Gebiet heute noch nit aufgehört hat, ich kann sagen „leider“, weil uns nit die Gelegen- heit geboten ist, eins große Zahl von Technikern, die jeßt der Be- s{äftigung entbehren, der gewünschten Beschäftigung entgegen zu führen; indessen ih hoffe, daß sih auf diesem Gebiet mit der Zeit eine Wandelung vollziehen wir ;

Der Abg. Berger erklärte sih befriedigt durch die Ae'ße- rung des Ministers, daß vom Bautechniker nicht aud eine juridishe Ausbildung verlangt werden könne, ab-.r der Minister hätte sih do fragen sollen, ivoher der Dre.ng nah einer folhen Ausbildung gekommen sei. Ledigl*ch daher, weil in der Eisenbahnverwaltung die Juristen“ das große Wort hätten, dagegen die Bau- und Mas® inentechniker zum wahren Aschenbrödel ihnen gegenüber hero" gedrückt seien. Aus dieser Thatsache erkläre sich allein dzs Bestreben der Bautechniker, sich auch in der Juriëprudewo, Kenntnisse zu er- werben. Der Abg. Reichensperger möge "ihm ein Wort in seinem Streit mit den Bautechnikern erlauben. Von einer Reihe junger Bauführer wisse er, daß man den Abg. Reichen- sperger als Dilettonten verehre. Moer seitdem derselbe die Acußerung gethan habe, daß es hesse". sei, die Akademie zu schließen und den Schlüssel in die Spree zv wersen, da sei man demselben