1882 / 63 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

spet a. M., Wien, Pest, St. Petersburg häufiger Todesveranlassung. u in New-York grassiren Scharlachfieber und Diphtherie beftig. Diphtherie und Croup zeigten in Königskerg, Berlin, Stralsund, München, Chemniß, Gladba, Krakau eine Abnahme, in Danzig, Elbing, Cöslin, Breslau, Dresden, Hamburg, Hannover, Bremen, Cöln, Barmen, Straßburg, Wien, Paris, St. Petersburg, eine Steigerung der Todesfälle. Der Keuchhusten forderte in Branden- burg, Elberfeld, Viersen und namentlih in London viele Opfer. Unterleibstyphen führten in Königsberg, Liegnitz, Eisleben, Pest, Paris, St. Petersburg häufiger zum Tode. Sterbefälle an Fleck- typhus kamen aus deutschen Städten 3 (aus Danzig, Thorn, Posen je 1), an Rükfallsfieber 1 (aus Danzig) zur Meldung. Aus St. Petersburg kamen 14, aus Warschau 3, aus Pest und Murcia je 2, aus London und Valencia je 1 Sterbefall an Flecktyphus zur Anzeige. Darmkatarrhe der Kinder bedingten in Breslau, Müncben, Augsburg, Berlin, Hamburg, Wien, Pest, Prag, Paris und St. Petersburg mehr Todesfälle. Die Zahl der Todesfälle an Poken hat in Prag, Paris, St. Petersburg, Warschau eiwas ab-, in Wien, Pest, Krakau, London etwas zugenommen. Aus deutschen Städten kamen 4 Sterbefälle an Blattern (aus Königsberg, Essen, Dort- mund, Trier je 1) zur Meldung. Auch aus Brüssel, Rotterdam, Manchester, Murcia und Saragossa werden einzelne Todesfälle an Pocken gemeldet.

Kunst, TWissenschaft und Literatur.

Von der „Rheinfahrt“, ersten, jeßt in neuer Auflage er- scheinenden Serie des Holzschnitt-Lieferungswerkes „Unser Vater- land“ (Stuttgart, Verlag der Gebrüder Kröner) liegen bereits 4 Lieferungen vor. Die Beschreibung der malerisch und geschihtlich so ho interessanten Uferlande des Rheines wird darin bis in den Breis- gau einer- und die Vogesen andererseits fortgeführt. Den fesselnd \childernden Cicerone mat Karl Stieler, während die Maler N. Püttner, W. Diez, L. Ritter u. A. die anziehendsten Punkte mit ihrem Stift festgehalten haben. Die ganze, mit zahlreichen Holz- schnitten im Text und auf besonderen Kunstblättern ges{müdckte Serie wird 22 Lieferungen zum Preise von je 1,50 4 umfassen. Von dem illustrirten Werke „Unser Jahrhundert“, ron Otto von Leixner (Stuttgart, F. Engelhardt) liegen die Lieferungen 39 und 40 (Pr. je 50 S) vor. In denselben wird der Abschnitt über die neuere Plastik, Malerei und Schauspielkunst beendet, und es beginnt dann die Umschau auf dem Gebiete der Technik: Telegraphie, Loko- motiv- und Schiffsbau, Kanäle, pneumatishe Bahnen, Dampfhämmer u. f. w. Auch diese Lieferungen bringen zahlreiche interessante Por- träts von Künstlern, Abbildungen von Kunstwerken, Apparaten

und Mascinen. Land- und Forstwirthschaft.

Dem „Rhein. K.“ wird gemeldet:

Vom westlichen Taunus, 7. März. Bei dem weni- gen und gelinden Froste des Winters haben sich Korn und Weizen, die ja auch schon zu Anfang des Winters prächtig gestanden, sehr gut gehalten. Ein gleiches gilt vom Raps und, was gerade für dieses Jahr von höchster Bedeutung ist, auch vom Klee. Die Wiesen sehen zwar durchgängig noch fahlgrau drein, weil sie fast garnicht bewässert werden konnten; allein sie haben nit gelitten und ver- sprechen bei einem günstigen Frühjahre das Beste. Daß die Bienen bei dem ungewöhnlich gelinden Wetter und infolge öfterer Neinigungs- ausflüge ausgezeichnet überwintert haben, is au recht erfreulich. Die Völker blieben intakt, die Honigvorräthe sind noch bedeutend. Die Haselstaude stäubt schon längere Zeit und es ist den Thierchen möglich, bei der gegenwärtigen förmlih „süßen“ Märzluft sch aus- reichend mit „frishem Brote“ zu versehen. Zuglei bietet ihnen unsere Wald-Cêparsette, die Sahlweide, auch hon süßen Nektar.

Von der Unterlahn, 8 März. Herbst und Winter waren der Wintersaat auch hier äußerst günstig; denn in Folge des gelinden Wetters konnten Korn, Weizen und Kohlsaat sich kräftig bewourzeln. Diese stehen denn auch in der That üppig und vermögen, namentlich, was erstere anlangt, allenfallsigen Barfröfsten zu widerstehen. Bei der Kohlsaat dürfte dies, wegen ihrer Zartheit und weil sie {hon zur Entwickelung der Blüthe vorgeschritten is, weniger der Fall sein. Der deutsche Klee steht durchgängig geschlossen; nur hat er bei dem leßten Frostwetter in nassen Aeckern etwas durch Ausfrieren gelitten. Der ewige Klee zeigt an manchen Stellen {hon Wachsthum. Die Brachäcker sind gut ausgefroren und stehen für die Frühlingsaussaat nach Wunsch; die Wiesen stehen gut. Die Obstbäume (namentlich die Birnbäume) zeigen recht zahlreiche Blüthenknosven. Der Wein- stock, dessen Holz gut ausgereift ift, fängt \chon an, sich zu entwickeln, indem er beim Beschneiden üppig thränt. Alle Weichhslzer sind in ihrer Knospenentwielung weit vor. Jn der Vogelwelt ist förmlich Frühling eingekehrt.

Aus dem Kreise Bochum schreibt man der „E}. Ztg unter dem 12. März: Mit der anormalen Witterung dieses Winters ist der Landmann sehr wohl zufrieden, denn der Stand der Winter- saaten ist im Allgemeinen sehr befriedigend. Die Roggen- und Weizenfelder sind gut bestanden, so daß sich hier und da {hon die Befürchtung von einer zu großen UÜeppigkeit geltend mat. Wo leßtere wahrgenommen wird, dürfte sich das Walzen der Saaten im Hrühjahr empfehlen. Die Wiesen sehen durchweg sehr gut aus und ihr Anblick könnte, zumal bei dem herrschenden Mangel an Futtervorräthen, manchen Landmann bewegen, \chon jeßt das Rind- vieh auf die Weide zu treiben, wenn ihn nicht mit Ret das Bedenken zurückhielte, das Vieh könne si erkälten und die Wiese bei der Weich- heit des Bodens zu sehr zertreten werde, Was nämlich den Futter- mangel anbelangt, so macht sich derselbe troß aller Sparsamkeit von Tag zu Tag mehr geltend, so daß ein mögli frühzeitiges Austreiben des Viehs allseitig gewünsht und deshalb eine Rückkehr winter- licher Witterung doppelt befürhtet wird. Bei dem verhältnißmäßigen Mangel an Stroh und Heu muß jett das Kraftfutter in Gestalt von Kartoffeln, Bohnen, Kleie und Oelkuchen vielfah in Wirksamkeit treten. Die Feldarbeiten, welche eigentlich kaum während des ganzen heurigen Winters geruht haben, sind um so flotter im Gange, als

der Boden für diese Jahreszeit eigentlih fehr trocken ist, was bei dem gänzlichen Mangel an Schnee nit befremden kann. Der \chmel- zende Schnee giebt eben das Wasser für den Untergrund ab, während das Regenwasser meist abläuft. In den Gärten \proßt es an Bäumen und Sträuchern mit Macht, so daß schon ein grünliher Shimmer wahrzunehmen ist. Vielfach bestellt man bereits die Beete mit frühen Sâmereien; ob nicht allzufrüh muß die Zeit lehren.

: Gewerbe und Handel.

Die Brandenburger Spiegelglas - Versicherungs- Gesellschaft hat im verflossenen Geschäftsjahre folgende Resultate erzielt: Die Zahl der Versicherungen vermehrte sich um 664 und stieg auf 10 349. Die Versicherungs\summe betrug 4 206 716 M. gegen 3 887 420 Æ in 1880. Die Prämieneinnahme und die Eintrittsgelder erreichten die Höhe von 104888 M. (4-10 337 M). Von den aus früheren Jahren reservirten und im leßten Jahre 1881 neu- gemeldeten Schäden wurden 2318 Schäden regulirt im Betrage von 56197 A Dagegen wurden pro 1882 auf neue Rechnung in Reserve gestellt für noch unerledigte 72 Schäden 6246 M Die Schäden betragen demgemäß im Jahre 1881 ca. 5590/6 der Prämieneinnahme, 1880 ca. 56%. Das Rechnungsjahr 1881 \{ch{ließt mit einem Gewinn von 7651 M. ab, der mit Zustimmung der Ver- fammlung den Reserven zugeschrieben wurde, nämlih 3762 M. der Kapitalreserve und 3889 #4. der Prämienreserve als Ertrazuschuß. Dieselben betragen nunmehr : a, Kapitalreserve 30 000 (M, þ. Prämien- reserve 35 951 4, zusammen 65951 M.

Dem Geschäftsberiht der Braunshweig-Hannover- schen Hypothekenbank pro 1881 entnehmen wir Folgendes: Am 1. Januar 1881 waren Anträge unerledigt in Höhe von 1066 000 4; im Jahre 1881 sind ferner eingegangen 9 452 504 A Davon wurden abgelehnt resp. zurückgezogen 3518250 M; unerledigt blieben 526 500 M. Die sich hiernah ergebenden 6 473 754 M sind im Jahre 1881 bis auf 552900 M ausgezahlt. Im Jahre 1881 find 8405232 ä Hypotheken neu erworben, dagegen - durch Rück-

Im Laufe des Jahres sind von der Bank 38 Subhastationen ein- geleitet. Von den zur Subhastation gebrahten Grundstücken hat die Bank 12 erwerben müssen. Von den zuzüglih der aus den Vor- jahren ftammenden 12 Grundstücken erworbenen 24 Grundstüen sind im Laufe des Jahres 7 wieder veräußert worden. Auf die wiederveräußer- ten Grundstücke ergiebt sich per Saldo ein Verlust von 16093 #, und außerdem ist an den subhastirten sogenannten Familien- häusern in Berlin ein Ausfall an Zinsen und Kosten von 33301 eingetreten. Zur Deckung dieser Verluste sind der „Allgemeinen Reserve“ 49395 4 entnommen. Von der im vorigen Jahre emittirten Serie X. von 10 Millionen 4 °%/o Pfandbriefe ist der Rest von 6 Millionen Mark im Laufe des Jahres fest begeben. Die Verwaltung is zur Zeit damit beschäftigt, aufs Neue eine Serie XI. von 10 Millionen Mark 4% Pfandbriefe zu emittiren, und hat davon bereits 3 Millionen Mark fest begeben. Das Gewinn- und Verlustkonto weist einen Gewinn von 499 682 M nah. Es gelangt daraus nah Beschluß des Aufsichtsraths eine Dividende von 5 %/6 zur Vertheilung.

Paris, 13, März. (W. T. B.) Wie das „Börsenblatt“ meldet, werden demnächst die Fusionsverhandlungen zwischen der anglo-amerikanischen Kabelgesellschaft und der im ver- gangenen Jahre etablirten Gould-Kabel-Compagnie perfekt, und foll vom 1. April ab die Kabelworttaxe verdoppelt werden.

Verkehrs-Nnfstalten.

Plymouth, 13. März. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier cingetroffen.

New-York, 13. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 14. März 1882,

Vaterländischer Frauen-Verein.

Nah Allerhöchster Bestimmung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findct die diesjährige General-Ver- sammlung des Vaterländischen Frauen-Vereins am

Sonnabend, den 25. März, Abends 62 Uhr, im Saale des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hierselbst, Leipziger Plaß Nr. 8 Statt, wozu wir die Mit- gee des Hauptvereins und der Zweigvereine hierdurch freundlichst einladen.

Zugleich bemerken wir, daß nah 88. 5 und 6 des Vereinsstatuts zur Aufnahme in den Verein als ordentliche Mitglieder unbescholtene Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes befähigt sind, welhe für die Dauer ihrer Mitgliedschaft sih verpflichten, einen Beitrag von monatli mindestens 50 3 zur Vereinskasse zu zahlen und außerdem weiblibe Handarbeiten für die Zwecke des Vereins unentgeltlih auszuführen oder sonst für den Verein nah Maßgabe der Umstände thätig zu sein.

Außerordentliches Mitglied des Vereins wird ein Jeder, der einen regelmäßigen Geldbeitrag zur Vereinskasse zu zahlen fich verpflichtet.

Etwaige Gesuche um Aufnahme in den Verein mit Angabe des zu zahlenden Geldbeitrages bitten wir an unser Bureau Wilhelm- straße Nr. 73 hierselbst zu richten.

Berlin, den 8. März 1882.

Der Vorstand des Vaterländischen Frauen-Vereins. Charlotte Gräfin von Jgtenplißt.

Die Ausstellung von Fachmaschinen und Roh- produkten der Seifen-, Parfümerie-, Wachswaaren- und Kerzen - Branche wird in den Räumen des Excercier- hauses des 2. Garde-Regiments in der Karlsstraße hierselbst ab- gehalten werden und vom 4. bis 7. Juni ds. Is. dauern.

Als Ausstellungsgegenstände werden nur Fahmaschinen, Roh- produkte, Chemikalien 2c. für die Seifen-, Parfümerie-, Wachswaaren- und Kerzen-Branche, sowie Artikel zu deren Aufmachung, als: Etiquetten, Gläser, Büchsen 2c., zugelassen, während Seifen, Par- fümerien, Wahhswaaren, Kerzen niht ausgestellt werden dürfen. Das Ausftellen érplosiver Stoffe ist ebenfalls nit gestattet.

_ Die Ausstellungsgegenstände müssen spätestens 3 Tage vor Er- öffnung der Ausstellung, also bis 1. Juni a. c., an den Berliner Spediteur-Verein \pesenfrei eingeliefert sein und werden solche dann unter Selbstkostenberehnung in die Ausftellungsräume befördert. An Raummiethe ist für die Dauex der Ausstellung zu entrichten: im ges s{lo}senen Raum für Tischflähe pro Qu.-Meter 8 4, im geschlosse- nen Raum für Bodenfläche pro Qu.-Meter 5 M, als Minimalsatz überhaupt 10 #, und ist die Hälfte bei Anmeldung an Hrn. T. Louis Guthmann, Dresden, die zweite Hälfte am Eröffnungstaae der Aus- stellung, dem 4. Juni a. c., an die Cassa des Lokal-Comités in Berlin zu zahlen. Die Anmeldefrist ist nochmals und zwar bis zum 15. Apri! a. e. verlängert worden. Anmeldungen sind an Hrn. T. Louis Guthmann, Dresden, zu richten, welcher die bezügl. For- mulare versendet.

Verbunden mit dieser Ausstellung wird der III. Kongreß des Verbandes der Seifenfabrikanten in Berlin, welchem si zugleich die Besichtigung mehrerer größerer Etablissements vorgenannter Branchen anschließt. i

Zu den Berathungen des Kongresses haben nur Mitglieder des Verbandes gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarten Zutritt.

Der Bazar zum Besten des Gustav-Adolf-Frauen- vereins ist heute Vormittag in den Sälen des Direktions8gebäudes der Anhalter Bahn eröffnet worden. Der Bazar ist auch diesmal reich mit Gaben ausgestattet worden. Ihre Majestäten dêr Kaiser und die Kaiserin, welche dem Verein fortgeseßt die Allerhöchste Huld zuwenden, haben einen ganzen Gabentish aus- gestattet. Wir sehen hier ein Kolossalbild des Kaisers in prächtigem Rahmen, ein reizendes Service, das Bild des Kronprinzen und An- deres mehr. Zur Erquickung der Besucher, die von Beginn an in sehr erfreulicher Zahl sich einfanden, ist auch diesmal ein von den Damen des Vereins reih ausgestattetes Buffet arrangirt worden. Der Bazar wird bis einschließlich Mittwoch geöffnet bleiben.

Meteorologishes Beobachtungsneß imFürstenthum Sc{warzburg-Rudolstadt. (Stat. Corr.) Ein erfreuliches Zeugniß für die immer mehr um sich greifende Erkenntniß des Werthes planmäßig angestellter meteorologischer Beobachtungen für theoretische ebenso wie für Fra D wirth Pastliche Zwecke ist der vor etwa Jahresfrist in Rudolstadt entstandene Meteorologische Verein, der fih zur Aufgabe gemacht hat, eine kflimatologishe Auf- nahme des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt zu veranstalten. Die Regierung des Landes hat dur pekuniäre Unterstützung des Vereins die Anschaffung von gleichmäßig gearbeiteten und vorher ge- prüften Instrumenten zur Vertheilung an die ganz freiwilligen Be- obachter ermöglicht, so daß mit dem Beginne dieses Jahres die regel- mäßigen Beobachtungen ihren Anfang nehmen konnten.

Die Besetzung des 982 gkm großen Fürstenthums mit Stationen 3. Ordnung, an denen nur die Niederschläge und Temperaturextreme beobachtet werden, und solchen 2. Ordnung, an denen außerdem noch der Druck und die SeUGRgten der Luft, sowie die Richtung und Stärke der Luftströmungen beobachtet werden, ist eine so dichte und im Ganzen au ens vertheilte, daß die lokalen Verschieden- heiten nach mehreren Jahren fortgeführter Beobachtungen deutlich er- kennbar sein werden. Es sind nämlich Stationen 2. Orduung : Rudolstadt und Krantenauen in der sogenannten Unterherrschaft ; Stationen / rdnung: Schlotheim in der Unterherrschaft, Leuchtenberg und Bucha in der Exclave Leuchtenberg, und Stadt Jlm im Thü- ge Hügellande. Die übrigen 5 Stationen 3. Ordnung find im

zahlungen und Amortisation 3172282 4 ab egangen, fo daß sih der Hypothekenbestand effektiv um 5232 950 M vergrößert hat.

rin Schwarzagebiete so vertheilt, daß ein allmählicer Aufstieg von der Ebene bis zum Kamme des Gebirges stattfindet; die Namen dieser

(226 m), Kaßhütte (434 m), Meura (528 m), Oberhain (584 m) und Neuhaus am Rennsteig (806 m), welches nur 50 m tiefer liegt, als das benachbarte Dorf JIgelshieb, bekanntlich der höchstgelegene Ort Mittel- und Norddeutschlands.

In wissenschaftliber Beziehung hat si das Beobachtungssystem dem Königlich preußishen Meteorologishen Institute anges{lossen, welches, behufs gleihmäßiger Anstellung der Beobachtungen, dasselbe mit seinen Instruktionen, Formularen u. \. w. versehen hat und auch die Resultate jener Aufzeihnungen mit zur Veröffentlichung bringen wird.

Eine der mancherlei interessanten Fragen, welcbe durch das Stationsneß des Fürstenthums voraussihtlih gelös werden wird, nämlich die ziffffernmäßige Ermittelung des Einflusses, welchen der Thüringer Wald auf den Zug der Gewitter und auf die Menge und Häufigkeit der atmosphärischen Niederschläge- in dem auf seiner Lee- seite gelegenen Lande ausübt, diese Frage würde freilih in noch umfassenderer Weise gefördert werden, wenn gleichzeitig in dem am Südabhange (Luvfeite) des Gebirges gelegenen Orten des Herzogthums Sachsen-Meiningen analoge Beobachtungen an möglichst zahlreichen und gut vertheilten Orten gemacht würden.

Im Residenz-Theater hat seit einigen Tagen die Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Hof-Schauspielerin E Marie Schröder an Stelle der Fr. Charlotte Frohne die Rolle der immer noch zugkräftigen „Odette“ mit Erfolg übernommen. /

Im National-Theater übt das Lustspiel „Der Schutzgeist von I. Rosen eine solche Anziehungaskraft aus, daß die Direktion für Mittwoch und Donnerstag eine Wiederholung desselben angeordnet hat. Am Freitag geht das Trauerspiel „Mazeppa“ von Rud. von Gottschall in Scene, und zwar zum Benefiz für Hrn. Herm. Günther, das älteste Mitglied der Bühne.

Im Concerthause bringt heute Hr. Hof-Musikdirektor Bilse das neueste Werk des dänischen Komponisten Emil Hartmann, be- titelt: Ein Karnevalfest, Ballet-Divertissement in fünf Säßen, zum ersten Male zur Aufführung. Das Programm des morgigen Symphonie-Concerts enthält u. a. die Sinfonia pastorale von L. van Beethoven.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Preußisches Verwaltungs-Blatt. Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsre{btspflege in Preußen, Heraus- geber: Dr. jur, Binseel. Verlag und Erpedition: Otto Drewiß in Berlin N.,, Monbijou-Play 10. Jahrgang 11. Nr. 24. Inhalt: Kommunalbesteuerung der verstaatlichten Privat- eisenbahnen. Heranziehung der Eisenbahngesellshaften zu den Kreis- abgaben. Berechnung des steuerbaren Reineinkommens; Super- dividende; Rüklagen in den Erneuerungsfonds. Polizeiliche Ver- fügung auf Untersagung des Einleitens gesundheits\chädlicher Fabrik- wässer in einen in Flußwasser sih ergießenden Graben. Haftung des Gewerbeinhabers für gewerbepolizeiliche Zuwiderhandlungen feines Gehülfen. Konstatirung eines unerlaubten Gewerbebetriebs dur B einer einzelnen Gewerbshandlung. Literarische Mit-

eilungen.

Politische Gesellschafts - Blätter. Sozial - politische Wochenschrift. 1. Jahrgang. 14. Heft. Inhalt: Kirche und Staat. Zur Arbeiter-Versicherung. Die Reform der Hypothe- kenbanken. Degeneration der Race in Frankreich. Das Hand- werk, Militärishe Verhältnisse in Rußland. Vermischtes. Correspondenz.

Neue deutsche Jagd-Zeitung. Offizielles Organ des deutschen Jagdklub in Berlin. Il. Revier Jagen 24. In- halt: Deuli. Die Cervus-Arten und die ihnen verwandten Jagd- thiere (Schluß). Elephantenjagden. Intelligenz und Spracbe der Clephanten (Schluß). Einiges über Winterscläfer (speziell des Dachses). Eine Marderjagd. Die neuesten Erfolge des Peh- lowschen Habichtskorbes. WVerlappen von Fuchsbauen. Der Kunstshüße Jra A. Paine. Vom rothen Räuber. Die Bäume Deutschlands in Brauch und Glauben des Volkes Ein gefähr- licher Feind der Schnepfe (mit Jllustration). Weidmanns Plauder- stübchen. Vom Deister, Lohnender Nebenverdienst für Förster, Waldwärter und kleine Landwirthe 2c. FJagdtasche. Inserate. Der Jagdhund. Vom altdeutshen Vorstehhunde. Zur Toll- wuth der Hunde. Zwinger-Nachrichten. Hundemarkt. Anzeigen.

Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Zugleich Organ für forstlihes Versuchswesen. Herausgegeben in Verbindung mit den Lehrern der Forstakademie zu Eberswalde, sowie nah amtlichen Mittheilungen von Dr. jur. B. Danttelmann, Königlich preußischer Ober- Forstmeister u. Direktor der Forstakademie zu Éberêwalde. Berlin, Verlag von Julius Springer. 14. Jahrgang. 1882. 3. Heft (März). IÎIn- halt: Abhandlungen: Das Vorkommen gewisser fremdländischer Holzarten in Deutschland. Nah amtlichen Erhebungen mitgetheilt vom Oberförster Weise zu Eberswalde. Il. Die Anwendbarkeit der Kiefern Säemaschine im großen Kulturbetriebe. Vom König- lichen Forstmeister Schliekmann zu Marienwerder. Mittheilungen : Holzverkauf auf dem Stock. Vom Ober-Forssmeister Dr. Daneel- mann. Ueber Beschädigungen und Verunreinigungen der ober- irdischen Telegraphenanlagen durch Vögel. Vom Professor Dr. Altum zu Eberswalde. In Sachen Großmann contra Borggreve, be- treffend die Wald- und Regenfrage. Von Dr. Borggreve. BVemer- kungen zu der vorstehenden Kundgebung. Von Dr. Großmann und Dr, Danckelmaun. Statistik. Die Samenpreise im Frühjahr 1882. Bearbeitet durch von Alten. Literatur. Notizen.

Auf der Höhe. Internationale Revue, herau8gegeben von Leopold von Sacher-Masoch. I]. Band. 3. Heft. März 1882, Inhalt: Vittoria Bersezio. (Turin.) Das Gesetz der Vererbung. Alphonse Daudet. (Paris.) Bilder aus der Bretagne. Sacher- Maso. (Leipzig) Schma Jsroël ! Cine Geschichte aus Galizien. Tito Vignoli. (Mailand.) Die Aesthetik in der Evolutionslehre. Abel Hovelacque. (Paris.) Die alte Religion Zoroasters. Hulda Meister. (Leipzig.) Carla Serena. Carla Serena. (Nom.) Reisebilder aus Rußland. Louis Liévin. (Paris.) Das Liften- und das Arrondissements-Skrutinium in Frankreich. Hofrath von Sacher-Masoch. (Nachlaß.) Memoiren eines österreichischen Polizei- direktors, Frederigo Verdinois. (Neapel.) Die neueste italienische Literatur. Nevue des geistigen Lebens: Zwei spanische Todte von 1881, (Johann Fastenrath.) Jules Massenet. (Aug. Lavallé.) Die Juden in China, (Th. Stromer.) Moskau. (N. Kalantarow.) Rom. (Emma Perodi.) Chronik der eleganten Welt. Athen. (A. M. Civiny.) Pariser Salons. (R. Armand.)

„Jllustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“, Preis vierteljährlih 2 #, Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W., redigirt von Emil Dominik. Nr. 24. Inhalt: Das Testament, eine Novelle aus der Mark von Ernst Brandt (Fortsetzung). Die alte Berliner Sternwarte in der Dorotheenstraße (mit Jllustration). “Dt, Peter Joseph Lenné, Generaldirektor. der Königlichen Hof- gärten (mit Portait) von B. Die Berliner Stadtentwickelung nah West. Einen Korb geben von Saalbornz Fklei oder Ueklei ? von Dr. C. Bolle, Louise ; Palästina; Altpreußische Geschichten ; Die Besichtigung des Juliusthurmes und seines kostbaren Inhalts, Brief- und Fragekasten. Inserate.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Stationen und ihre Sechöhen sind folgende: Blankenburg t VU

N der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche

Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 14. März

12.

M G3.

Deutsches Neich.

achweis g für die Zeit vom 1. April 1881 bis zum Schlusse des Monats Februar 1882.

nion V

1. 2, 3.

Einnahme im Monate Februar.

M. M) M.

Ober-Post-Direktions-Bezirke.

Hierzu Einnahme in den Vormonaten.

Un

4. 5. 6. Einnahme in dem- n 1882 elben Zeitraume n Zusammen. | des Vorjahres —+ mehr (Spalte 4). weniger | S M. | M. | S Mh. |

I. Im Reichs-Poftgebiete.

1) Königsberg i 2348 | 50 / d 11345 | 30

11291 | 30

M N 52 571 | Daa Eu 3 O D

C e Oa D C Se 1247 | 50

3713 | 30 D D 10) Bromberg . S 2774 | 10 11) Breslau V S 11589 | 10 2) Üegnit i S 5216 | 80 T A ia ee 1115 I O 08 a8 15 Mea E 15 L C O Le 15) Grfurt . O A O E A I D E 9 19) Münster N 1 55 20) Minden 5 21) Arnsberg . 1A a 22) C u 638 56 23) Frankfurt a./M. E

) e N 6167 | 90 2D 212-4 C 08 N 27) U el e 100

28) Trier . ¿ 11207 | 70 29) Dresden 31731

30) Leipzig . 17 319 Karlsruhe . 4 2 o 32) Konstanz S 33) Darmstadt . 060 04) Ca e N J D 3 0 36) Bi 0 2 37) Bremen 15 E x 38) Hamburg . . E 3% 39) Straßburg i./E. 16 H f M 3789 | 5

132 810 | 29 692 | 20 120 629 | 90 631 126 | 90 30616 | 50 63 876 | 75 873 | 85 17 759 | 45 45 364 | 45 31 388 | 10 147 181 | 10 74071 | 59 900 | 80 169 469 | 65 66 354 98 501 60 886 98 77 | 60 17 727 56 714 | 30 150 533 | 39 35 681 | 30 262 980 | 50 145 847 | 60 T2727 | 85 30138 | 70 391 420 | 85 20 635 | 75 121 696 | 399 889 | 99 161 688 | 30 54 603 | 104 892 { 50 20 323 | 38 921 | 10 51 502 | 60 176 582 | 30 687 196 | 45 173 179 | 35 39 768 | 20

21 698 TA7 16 201 94 930 948

4 599 3 104 411

1 861 2911 2 497 893

5 630 10 611 7 496 3 624 5 889 967 72

1 867 9 759 2 053 29 748 2 608 | 2923 | 643

2 207 258

10 760 39 837 | 12 487 1173 3 937 1246 330 1923 | 7 135 42 960 12 109 421

122 402 31 293 115 773 588 767 32 620 73 658 80 023 19 418 47 216 31 251 156 272 80 181 69 388 193 488 79 877 103 971 60887 64 049

144101 | 30 32040 | 70 131 975 | 20 683 697 | 90 33 168 | 40 69 059 | 30 83127 | 85 19 006 | 95 49 077 | 75 34162 | 20 158 770 | 20 79287 | 80 66 019 | 90 182 876 | 45 901 72381 | 301 30 107 596 | 10 75 66 777 | 15 63 482 | 50 89 19 663 | 90 19 736 61 315 | 50 99 447 165 484 | 50 175 243 39 145 | 80 37 091 287 613 | 70 317 362 159 440 | 30 162 048 78 895 | 75 81 819 32 887 | 60 33 930 382 436 | 65 384 643 22 838 | 959 23 097 132 903 | 70 122 143 387 616 | 59 347 778 177247 | 20 164 759 59 489 | 80 98 316 114024 | 60 110 086 22 769 | 40 21 522 41 983 | 80 41 653 55 481 | 90 93 998 191 607 | 198 742 750 217 | 90 707 257 189 777 | 59 177 667 43 557 | 70 43 136

148481 | 55 40 953 | 20

Summe I. S 18 121 | 05

I Dae. c ITIT. Württemberg .

5044526 398 494 | 90 439 448 | 10 181 492 |

210 821 | 35 9 078 | 80 1983 |

7D 5 493 008 | 30 5 282 186 430 369 197 560

++++++ 1 +++++++EHL 11 T L T+FT+T T++FT I +FT++FF TF1 +++++

90 199 543 | 55

; Veberhaupt Berlin, im März 1882.

507 595 | 80 l

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 14. März. Jm weiteren Ver-

[laufe der gestrigen (33.) Sißung seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geist- lichen 2c. Angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 110 Gerichtshof für kirchlihe Angelegenheiten Tit. 1 für den Präsidenten 3000 4) fort. Der Abg. Grumbrecht sprach sich für die Bewilligung aus, da der Gerichtshof auf geseßlicher Grundlage beruhe. Jm Uebrigen würde auch er nichts da- gegen haben, wenn die Funktionen des Gerichtshofes einem ordentlichen Gerichte übertragen würden, doh sei es unmög- lich, hier bei der Abstimmung über eine Budgetposition die Sache zu ändern. Das wäre eine Verfassungsverleßung. è Der Abg. Dr. Windthorst hielt es für durchaus zulässig, die Position hier zu streichen, dann aber sofort ein Geseß wegen Aufhebung jener Jnstitution zu machen. Es sei ihm sehr angenehm, daß es allmählich selbst bei den im Kulturkampfe am weitesten fortgeschrittenen Parteien, der freikonservativen und der nationalliberalen, zu dämmern anfange. | :

Der Abg. Dr. Köhler (Göttingen) meinte, daß die Mit- glieder des kirhlihen Gerichtshofs bezüglih des Gehaltes den Ober-Tribunals-Räthen gleichständen, denen hier ihre Gehälter nicht abgeseßt werden könnten. Das Haus könne doch einem Beamten nicht ohne Weiteres sein Gehalt abschneiden, erst müsse man ein diesbezügliches Geseß haben. i

Der Abg. Dr. Virchow freute sih, von allen Seiten Aeuße- rungen gegen den Gerichtshof zu hören, so lange aber die Regierung nicht auf geseßlihem Wege vorgehe, müsse das Haus die Summen bewilligen. Der Abg. Dr. Windthorst hätte ja ebensogut, wie derselbe ein Abänderungsgeseß für die Mai- geseße eingebracht habe, ein solches für die Abschaffung dieses Gerichtshofes vorlegen können. Aus der heutigen Debatte wünsche er aber von der Regierung, daß sie die nöthige Anregung zur Abschaffung des Gerichtshofes empfangen

aben möge. f Der Abg. Rickert {loß sich in allen Punkten den Aus- führungen des Vorredners an. : s

Der Abg Frhr. von Schorlemer-Alst erklärte, wie der Abg. Rickert in der Verweigerung dieser Position fast eine Verfassungsverleßung sehen könne, sei ihm unerklärlih. Das Gesetz bestimme gar nicht, daß die Mitglieder des betreffenden Gerichtshofes Gehalt bekommen sollten. Jhr Amt könne ja auch als Ehrenamt betrachtet werden; es würden sich {on immer Ehrenmänner zu diesen Ehrenämtern finden lassen.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte nohmals, wenn er für Streichung der Position die Majorität nicht gewinnen könne, so werde er einen Antrag auf Aufhebung des Gesetzes ein-

R Abg. Lauenstein bemerkte, der Abg. von Schormeler

5 624 444 | 15

Haupt-Buchhalterei des Reichs\{haß-Amts. Biester.

schiene die Aufhebung einer verfassungsmäßigen Bestimmung

6 131 999 | 95 5910116 | -+ 221 883 | 15

im verfassungsmäßigen Wege mit einer Verfassungsverleßung zu verwechseln. Daß übrigens ein etatsmäßig angestellter Beamter auch Gehalt beziehen müsse, sei selbstverständlich. Hierauf wurde Kap. 110, Tit. 1, sowie der Rest des Ka- pitels angenommen, desgleihen Kap. 111 : Evangelischer Ober- Kirchenrath, Besoldungen 143962 Æ Bei Kap. 112: Evangelisches Konsistorium, 1 036 526 H, Tit. 1: Besoldungen in den östlihen Provinzen 408 750 6 Es werden in diejem Titel für einen vollbesoldeten zweiten General-Superintendenten für die Provinz Sachsen 9000 H ge fordert, welche die Kommission zu bewilligen beantragte. Der Abg. Dr. Schläger bat, diese Position abzusegen. Spar- samkeitsrüksichten ließen es im höchsten Grade bedenklich er- scheinen, eine so bedeutende ständige Position einzufügen. Jm Ganzen habe er auch für diese hierarchischen Stellen keine große Sympathien, weil sie nicht viel nüßten. Jn der Pro- vinz Sachsen sei sür einen zweiten General-Superintendenten kein Bedürfniß. i Der Regierungskommissar Geh. Ober-Regierungs-Rath Dr. Bartsch entgegnete, diese Frage sei in der Budgetkommission eingehend erörtert worden, und es sei der lebhafte Wunsch der Staatsregierung, daß diese Position bewilligt werde. Schon im Jahre 1867 habe sich herausgestellt, daß die Arbeitskraft eines General-Superintendenten niht ausreiche, allen Anforderungen gerecht zu werden, und die Verbindung einer zweiten General-Superintendentur mit einem Pfarramt habe sih als unthunlih herausgestellt. Zudem übertreffe die Provinz Sachsen die anderen östlichen Provinzen in der An- zahl der Diözesen ganz erheblih; es seien dort deren 96 vor- handen, N me Anzahl in den anderen Provinzen zwischen 58 und 70 s{chwankte. i Der Abg. Simon von Zastrow {loß sich den Aus- führungen des Regierungsvertreters an, und bat, die Position u bewilligen. , : Der Abg. Dr. Langerhans trat für die Abseßung der Position ein, da im Falle der Bewilligung nicht abzusehen wäre, wo die Regierung mit ihrer Forderung aufhören würde. Die Provinzen Ost- und Westpreußen hätten zusammen nur einen General-Superintendenten, da sollte für die Provinz Sachsen doch auch einer hon genügen. e ands Der Abg. Dr. Franz erklärte, er werde die Position be- willigen und bedatiers: daß der Abg. Schläger die Thätigkeit der hohen evangelishen Würdenträger in einer Weise herab- geseßt habe, die shwerlih begründet sei. Vor einer derartigen Herabsezung hätte den Abg. Schläger doch die Achtung vor diesen kirhlihen Behörden bewahren sollen, er hoffe im Uebrigen, daß das Haus auch seiner Partei entgegenkommen werde, wenn dieselbe E Mehrforderung für katholische Bischöfe hervortreten werde. s alen wurde das Kapitel bewilligt. | Kapitel 113, evangelische Geistlihe und Kirhen, Summa 1 322317 M, wurde bewilligt, sowie Kap. 114, katholische

Bei Kap. 115: Bisthümer und die dazu gehörenden Jn- stitute 1 254 260 l, bemerkte der Abg. von Eynern, daß troß der Fnthronisation des neuen Bischoss in Trier eine Wand- lung der Gemüther nit erfolgt sei. Bei dem Toast auf den Papst habe der neue Bischof diesen als einen Friedensfürsten bezeihnet, denselben Mann, der in seiner Encyklika vom vorigen Jahre die Reformation als die geistige Quelle des Kommunismus, des Sozialismus und des Nihilismus be- zeichnet habe. Warum habe Bischof Korum zur Abhülfe der traurigen Zustände, die derselbe in seinem Hirtenbriefe in grellen Farben gemalt habe, nihis beigetragen? Auch der Bischof Korum strecke seine Hand nur zum Nehmen, nicht zum Geben aus. Selbst in die Rheinbrohler Affaire habe der Bischof mit seiner Autorität nicht eingegriffen. Die Politik der Nachgiebigkeit könne keine Zustände herbeiführen, mit denen die Regierung zufrieden zu jein vermöge. Es habe eine Zeit gegeben, wo der Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten fast ganz verwischt gewesen sei. Es sei die Zeit des Friedens, der Freude und der Liebe gewesen. Daß diese Zeit noch nicht wiedergekehrt sei, daran sei niht das Volk, daran seien Rom und die Bischöfe {huld. Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, die Rede des Vor- redners bekunde, daß derselbe noch ganz auf dem Standpunkt stehe, den er im Kulturkampf eingenommen habe. Es sei dem Vorredner höchst unangenehm, daß sich nach und nach eine friedlihere Stimmung Bahn brehe und daß der Friede wieder denkbar sei. Wovon sollten die Männer, die vom Kultur- kampf lebten und darauf ihre ganze parlamentarische Bedeutung gründeten, leben, wenn der Friede wirklih zu Stande gekommen sei? (Abg. von Zedliz: Centrum!) Es werde ihm zugerufen, daß ihm das auch geschehen könne. Nun, wenn er mit der Beendigung des Kultur- kampfes von der Welt vershwinde, so werde Keiner glücklicher darüber sein als er. Uebrigens wenn Gott ihm das Leben lasse, so werde er dem Abg. Zedlis auf andern Gebieten doch noch beweisen, daß er noch am Leben sei. Auch die Centrums- \raktion werde dann nicht untergegangen sein. Dieselbe sei im Laufe der Zeit so ineinander gewachsen, daß sie sich auf politischem Boden bewähren werde, wenn von der freikonser- vativen Partei keine Rede mehr sein werde. Dem Abg. von Eynern habe es vor Allem weh gethan, daß in Trier wieder ein Bischof sei und daß derselbe einge- führt sei, wie es einem so hohen Prälaten zukomme. Daß die Regierung sih dabei betheiligt habe, beweise nur, daß sie den bessern Weg erkannt habe, und das Centrum be- grüße dies mit Genugthuung. Der Abg. von Eynern habe es niht verschmäht, auch den verstorbenen Bischof von Trier anzugreifen, den die Katholiken als Märtyrer sür die Mai- gejeße feierten, ebenso wie die liberalen Parteien Jeden der Jhrigen feierten, der mit politishen Geseßen einmal in Kon- ift gekommen sei. Er habe auch gar nichts dagegen ; denn es gebe eben in allen Parteien Märtyrer der Ueberzeugung. Es möge aber auch den Katholiken unbenommen sein , diejenigen für Märtyrer zu halten, welthe in Folge der Maigeseße gelitten und geduldet hätten. Er habe kein Bedenken zu sagen, daß der verstorbene Bischof von Trier in Folge der Kerkerhaft u. st. w. so frühzeitig ge- storben sei, und wenn ein folher Mann in dieser Weise ein Zeugniß für seine Treue ablege, dann sollte das von Män- nern, die auf Treue etwas hielten, niht zum Gegenstande des Tadels gemacht werden. Aber man sei soweit gekommen, daß man an denen, die dem Centrum entgegenfständen, es an- scheinend niht einmal mehr anerkenne, wenn sie die Mannes- würde bewahrten. Eine solche Erschlaffung, ein folches Verkennen jedes idealen Fluges müsse schließlich zum reinen Materialismus führen. Er freue sih, daß es noch solche Männer gebe, die für ihre Jdeen zu leiden ver- ständen, und er denke, es werde nie einen katholishen Bischof geben, der niht unter allen Umständen den Muth habe, den zu feiern, der als Märtyrer seines Glaubens gefallen sei. Solche Jdeen werde allerdings der Abg. von Eynern nicht begreifen ; seine Beschäftigungen lägen gar zu weit ab davon. Was den Rheinbrohler Fall anbetreffe, so hätte der Abg. von Eynern doch erst nahweisen müssen, daß der Bischof, als die Ereignisse vor sih gegangen seien, irgend welhe Kunde da- von gehabt habe, und daß derselbe so rasch dahin habe kommen können, um dem Landrath auseinanderzuseßen, daß derselbe etwas Unrechtes unternehme. Wäre der Bischof dort gewesen, wäre der Konflikt wahrsheinlih vermieden worden. Die Regierung hätte übrigens keine günstigere Wahl treffen können, als es beim Bischof von Trier der Fall gewesen sei, er halte denselben niht nur für einen der aus- gezeichnetsten Männer, die jet lebten, sondern für einen eminent friedfertigen Bischof. Uebrigens könne das Centrum sich füglih trösten, wenn ihn der Abg. von Eynern nit billige, so billige ihn die Regierung. Daß der Vorredner den fogenannten Bijcyosparagraphen niht annehmen werde, habe er lange vorher gewußt und derselbe könne versichert sein, es habe ihm nit viele s{hlaflose Nächte gemacht, daß der Abg. von Eynern die Vorlage nicht annehmen werde. Die Welt gehe eben ohne ihn weiter und solche Protestationen erinnerten ihn an den Landmann in Westfalen , der, als man eine Eisenbahn über seinen Hof gezogen habe, jedesmal, wenn eine Lokomotive vorübergegangen fei, sich hingestellt und pro- testirt habe. Die Lokomotive sei ihren Weg weiter gezogen, aber der Landmann sei längst zu Grabe gegangen. Er zweifle nicht, daß alle hier im Hause entschieden den C wünsch- ten, die Ausnahme des Abg. von Eynern bestätige nur die Regel. Auch der Rheinbrohler Fall zeige Nachklänge aus dem Kulturkampf. Es handele sih dort um die Aufrechterhaltung eines Rechtsstandpunktes gegenüber einem unzulässigen Eingriffe der Verwaltung. Ueber die Friedfertigkeit des jehigen Papstes berufe er sich auf die wiederholten Zeugnisse von Seiten der Regierungstank und so wolle er diese Episode verlassen und den Abg. von Eynern bitten, do endlih in seinem Kriegscifer etwas naczulassen und zur Friedensliebe seiner Fraktionsgenossen überzugehen. Nicht so wie der Abg. von Eynern es meine, daß es ganz einerlei sei,

Konsistorien zu Hildesheim und Osnabrück 35 371

ob man dieser oder jener Konfession angehöre, das sei der

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