1882 / 65 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

auch erst neuerdings dem Museum überwiesene Scheibe, welche in der Sammlung Hulot in Paris als Werk Albrecht Dürers galt, und wenn au nit von diesem Künstler gefertigt, doch jedenfalls ein Meister- werk der deutschen Frührenaissance von 1525 ist. Die übrigen Schei- ben der beiden bunten Fenster, welche erst vor zwei Tagen eingefügt sind, stammen wie die vielen Hunderte in den übrigen Sälen des Museums vertheilten Glasmalereien aus dem alten Besiß der Kunst- kammer.

MWitterungsverhältnisse im nördlihen und mitt- leren S UHBLanb während des Februar 1882.

a der Wärmeüberschuß, der sich in jedem der drei vorhergegan- i eus November, Dezember 1881 und Januar 1882 an ämmtlichen meteorologischen Stationen ergeben hat, durch die Tem- peratur des Februar nicht ausgeglichen worden ist, sondern da. auch der Februar wieder einen Wärmeüberschuß hatte, so möge von einigen Stationen die mittlere Temperatur der Zeit vom 1. November 1881 bis 28. Februar 1882 angegeben werden, daneben der langjährige Durchschnitt und die Abweichung. Grad. Grad Grad. Königsberg . . 1.6 gegen —1.8 im Durchschnitt. Abweichung 3.4 Bromberg .. 1.6 —0.7 2.3 Breslau ... 2. —0.2 2 Berlin... 8. 1.5 ; Hannover. . . 4. ; Münster .…. 3. ; Cöln 5,0 D.

Was nun den Februar im Besondern anlangt, so schien es, als ob zu Anfang vetselben im Gegensaße gegen das Ende des Januar ih winterlihe Witterung einstellen wollte; allein unter der vor- wiegenden Herrschaft der äquatorialen Windesf\trömung hob \ich die Temperatur mehr und mehr und erreichte gegen Ende des Monats eine ganz ungewöhnlihe Höhe. Die mittlere Monatêwärme des Februar übertraf den langjährigen Durchschnitt in den westlichen Provinzen um 1 bis 2, in den östlihßen um 2 bis 4 Grad Frosttage, d. h. Tage, an denen das Minimum der Temperatur unter sinkt, waren im Osten zwei Drittheile sämmtlicher Monatétage, im Westen faum die Hälfte; dagegen gab es Eistage, d. h. Tage, an welchen das Maximum unter 09 bleibt, mit Ausnahme der Gebirgsstationen nur wenige, in den westlichen Provinzen gar keine mebr. An Nieder- {lägen fehlte es in der ersten Hälfte des Februar fast ganz: daher der niedrige Stand der meisten Flüsse und zum Theil das Versiegen der Quellen; in der zweiten Monatshälfte stell» ten sich zum Theil reichlihe Niedersbläge ein, fo daß, als zu Ende desselben die hohe Wärme auftrat, Vegetation auf A M Theil des Jahres ganz ungewöhnliche Weise sih zu entwickeln anfing. :

s begann mit einem sehr hohen Luftdrucke. Alle in der Üebersiht unten aufgeführten Stationen hatten am 1. Februar ihr barometrisches Maximum (nur in Aachen und Hechingen stand am 90. Februar das Barometer noch etwas höher.) An einigen Sta- tionen nahm das Barometer fast denselben ganz ausnahmêweise hohen Stand ein, wie in der Mitte des Januar, z. B. in Breslau, Görliß, Torgau, Berlin, Putbus, Hannover. Bereits am 2. Februar begann der Luftdruck, abzunehmen und das Barometer sank bis zum 6. Fe- bruar, und zwar an den östlihen Stationen mehr als an den westliden. Zu Anfang des Monats wehten nördliche Windes- strömungen; sie gingen mit dem Fallen des Barometers in äquatoriale über, welche im Osten mit ziemlicher Stärke auftraten, während im Westen, wo die barometrishen Schwankungen ge- ringer waren, leiser Wind oder selbst Windstille herrschte. Die zwei oder drei ersten Monatêstage war der Himmel überall heiter, zum Theil ganz unbedeckt. Erst als am 4. Februar die feuch- ten Westwinde mehr und mehr Platz griffen und der Wasserdampf in Dunst sib kondensirte, trübte si die Atmosphäre, es traten starke Nebel und Reif auf, an einzelnen Orten im Often au ganz leichtes Schneegestöber; aber kaum an einer Station fielen in diesen ersten Monatstagen meßbare Niederscbläge. Mit dem barometrischen Mari- mum zu Anfang des Monats fiel im Allgemeinen auch das thermo- metrishe Minimum zusammen. Auf den Gebirgsstationen _war der 1, Februar der fkälteste Monatstag, der 2. Februar, zum Theil be- deutend milder, während in der Ebene eine Zunahme der Kälte statt- fand. In Schreiberhau hatten die beiden ersten Monatstage cine mittlere Temperatur von —6,6 Grad und —4,4 Grad, in Wang —7,5 Grad und —6,0 Grad, auf der Schnetkoppe —12,4 Grad und —5,1 Grad, dagegen in Eichberg —4,1 Grad und —7,4 Grad, in Breslau —2,2 Grad und —3,0 Grad. Die erste Pentade hatte überall die tiefste Temveratur, und es machten hiervon nur die nord- östlidsten Stationen eine Ausnahme. In Claußen und Königsberg war die zweite Pentade auch etwas fälter und in ihr der 8. Februar der fkälteste Monatstag; seine mittlere Wärme betrug in Claußen —8,2 Grad und in Königs- berg —5,4 Grad, während weiter westlich die mittlere Temperatur schon über den Gefrierpunkt gestiegen war. In einer solchen Höhe hielt fié sich nun dort bis etwa zum 13. Februar, nur langsam ein wenig steigend. Auch die Schwankungen im Luftdrucke waren während dieser Beit nur unbedeutend. Im Westen war auch jeßt noch die Windstärke gering und bis zum 13. Februar fielen daselbst keine Niederschläge; im Osten war die Atmosphäre bewegter und es fielen auch {on in der ersten Monatshälfte vereinzelt Niederschläge, wenn auch nicht in bedeutender Menge, theils als Regen, theils als Schnee. Einen erheblihen Umschlag erfuhr die Witterung in der: Mitte des Monats. Bei stark \inkendem Barometer stieg im Westen bereits am 13,, weiter östlih am 14. Februar die Wärme um mehrere Grade. Zwar ging sie bei steigendem Lustdruck cin Paar Grade herab, im Allgemeinen aber blieb sie bis gegen Ende des Monats etwas über ihrer normalen Höhe. An den rheinischen Stationen sank vom 13. Februar an das Thermometer nit mehr bis zum Gefrierpunkte herab, in den mittlern Provinzen fiel es nur vereinzelt des Nachts oder des Morgens ein Wenig unter denselben, und nur im äußersten Osten und an den Gebirgsstationen geschah es öfters. Die zweite Hälfte des Februar war zugleich eine Zeit häufiger Niederschläge. Es gab Stationen, welhe vom 14. bis 95. Februar täglih oder fast täglich Regen, auch wohl abwechselnd Scneegestöber, Hagel und Graupeln, hatten. Auch an elektrischen Erscheinungen fehlte es niht. Breslau verzeichnete am 16. Februar, Görliß am 19. Februar ein Gewitter, und später, am 27. Februar, wurden in der Nähe von Lauenburg Donner und Blitz beobachtet. Oft gestalteten sih nach lokalen Verhältnissen an nahe bei einander liegenden Orten die Niedershlagserscheinungen sehr verschieden. Die Scneeknnppe, welche bis zum 14. Februar ganz frei von Niederschlägen gewesen war, hatte nur an 6 Tagen in der Zeit vom 14. bis 91, Februar ein wenig Schnee; ähnli war es mit Cichberg, während die benachbarten Stationen Wang und Schreiberhau in derselben Zeit reich an Niederschlägen waren. Auf der Schneekoppe gaben diese Niederschläge eine Wasserhöhe von 15,8 mm, in Eichberg 12,3 mm, in Wang aber fielen in derselben Zeit 33,6 mm und in Schreiberhau 42,6 mm. Auf den andern Stationen östlich der Elbe wechselten Regen und Schnee, wenn auch leßterer nur selten und nicht in großer Menge; westlich der Elbe kam ein ganz vereinzelt geringes Schnee- gestöber, zuweilen auch Graupelwetter vor. Bemerkenswerth sind die häufigen Stürme, welche namentlih im äußersten Often in dieser Zeit auftraten. Claußen hatte überhaupt im Monat Februar 17 Tage mit Sturm, Königsberg 10. Bei 15 in der Zeit vom 19. bis 23. Februar in Königsberg gemachten Windbeobachtungen wurde die Windstärke 4mal mit 3, 7mal mit 4, 3mal mit 5 und 1 mal mit der höchsten Zahl 6 bezeichnet. Nachdem vom 24. oder 25, Februar an das Barometer herabgeaangen und, wo bis jeßt noch polare Strömung geherrsbt hatte, an ihre Stelle äquatoriale getreten war, hörten die Niederschläge auf und die Wärme stieg bis zu einer für diesen Theil des Jahres ganz ungewöhnlichen Höhe. Der 26. und

27. Februar hatten eine 5 bis 7 Grad höhere mittlere Temperatur, als die Tage vorher, und an manchen Orten eine Wärme, wie durch- \{nittlich die ersten Tage des Mai. So ist in Emden seit 1846 im Monat Februar eine so hohe Lufttemperatur, wie der 26. Februar dieses Jahres sie hatte, nicht vorgekommen. Ganz dasselbe Gu qus Berlin, Au an den Gebirgsstationen stieg die Wärme ungewöhn- lih ho; auf der Schneekoppe war der 26. Februar der einzige Tag mit positiver mittlerer Temperatur. Am leßten Monatstage änderte sih namentlich an den östlihen Stationen das Wetter wieder: das Barometer stieg, der Wind ging nach Nord und das Thermometer sank Abends bis zum Gefrierpunkte herab.

Mittlerer Barometerstand im Februar 1882 nebst den Ertremen, ausgedrücckt in Millimetern.

e Mitil. Sechöhe L in Metern. Barometer

stand. Claußen 114

Marim. Minim. Tag. Stand. Tag. Stand.

7706 17 738.9 0917 419 8294 27 40:0 80,5 27 40.4 121 2 342 5926 27 16.4

640.9 27 612.4

7649 27 727.6 762 20 002 25.7 28“ 696.1 812 2 T3991 792. 27 000 83S M 800 796 20 368 S M 0991 9 20 366 81 20 99:3 C42 Q D2

i 6606 20 314

Darmstadt 68.6 27 32,3

Hechingen 6 2 O90

Mittlere Temperatur im Februar 1882, nebst den ab- foluten Extremen, Anzahl der Frost- und CEistage.

Mittl. Tem- Maxim. Minim. peratur. Tag. Stand Tag. Stand. tage. tage.

Claußen 8 28 12.0 8 —120 20 2

(91,9 Königsberg 22,6 60.4 Lauenburg 29,4 Bromberg 47 Breslau 147,4 Eichberg 348 Schneekoppe 1600 Görliß 27 Torgau 102 Breitenbach 630 Berlin 50 Putbus 52 Hanover 26

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Königsberg 1.4(—3.4) 27 12.5 —9.,0 18 Hela 1.9(—1.1) 26 8.4 2 —4,2 12 Lauenburg 1,.7(—1.2) 27 13.0 19 Konitz 0.5(—2.,8) 26 12.0 21 Bramberg 1.2(—1.6) 26 14.0 18 Breslau 1.7(—0.6) 26.27 14.1 17 Eichberg 6(—1 1) 26 12.5 21 Wang —1.6(—2.4) 26 25 Schneekoppe 2 d 28 Görliß (—0.4) 26.27 14 Torgau (0.3) 26 15 Breitenbach 9) 12 19 Berlin 26 16 Putbus 26 14 Hamburg 26 1 Hannover 26 8 Clausthal 26 21 (mden 26 11 Münster 26 16 (öln 26 11 Aachen 26 10 Trier 26 13 Darmstadt 0) 26 L , 18 Hechingen (1.6) 26 15.2 —12,6 21

Hecbingen ist die einzige Station, wo die Monatstemperatur etwas gegen den mittleren Durchschnitt zurückstand, sowie überhaupt, auch wo ein Wärmeüberschuß stattfand, derselbe nach Südwesten zu mehr und mehr abnahm.

he der Niederschläge im Februar 1882, größte Höhe

derselben in Millimetern, Anzahl der Tage mit Nieder-

\chlägen (in Klammern Anzahl der Schneetage), Anzahl der heiteren und trüben Tage.

Höhe der Größte Höhe

Niederschläge. Tag Höhe

Claußen 220 (202) 10 Königsberg (320) 21 Hela 21 Lauenburg (32.5) 16 Konitz (256.8) 17 Bromberg (25.8) 16 (21.0) 19 (83,0), 18 (764) 16 21

(21) 19 (346) 19 (974) 16 (44.2) 15 Putbus (26.7) 15 Hamburg 9 (25.9) 15 Hannover 20.5 (28.4) 16 lausthal 91,7 (122) 1 Emden 01.1 O 10 Münster 40.8 (39,6) 17 Cöln 228 (06) I Aachen 59,0 (40.6) 17 Trier 25.7 (39.5) 16 Darmstadt 16.0 (34.6) 28 Hechingen 7.0 03.6) 16

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*) In Bezug auf den Barometerstand von Aachen, der in den vorhergehenden Monaten immer zu niedrig erschien, werde bemerkt, daß, wie sich beim Umtaush des dortigen Barometers mit einem neuen durch Vergleichung ergab, das frühere Barometer um 3,5 mm zu niedrig stand, so daß also zu den Barometerständen von Aachen aus früheren Uebersihten 3.5 mm hinzuaddirt werden müssen.

Die X. Geflügelausstellung des unter dem Protektorat Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Carl stehenden Vereins „Cypria* wird morgen in den Räumen der Kaisergallerie eröffnet werden. Die Ausftellung, die diesmal nur von Mitgliedern beschickt werden durfte, überrat, wenn auch nit quantitativ, fo doch qualitativ die der Vorjahre ganz bedeutend; sie ist in Wirklich- keit eine Musterausstellung geworden, welche Exemplare aufweist, die in glei vortreffliber Zucht selten gezeigt worden sind. Auch diesmal hat sich der Hohe Protektor des Vereins, Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl, als Aussteller an der Schau betheiligt. Aus den wohl- renommirten Schlägen Höchstdesselben sind Paare bucharisher Trom- meltauben, englischer Kröpfer, chinesis{cher Mövchen, Almonds, Berliner Altstämmiger, sowie ein Kupfertiger zur Ausstellung gebraht worden, der auf das respektable Alter von 26 Jahren zurückblicken kann. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl hat einige Exemplare Seiner auf der Försterei Dreilinden gezüchteten Schopfwachteln ausgestellt. Jnsgesammt weist der Katalog 955 Nummern auf, die sich auf 99 Aussteller vertheilen. Ganz vor-

Frost- Eis- @

treflich vertreten sind dieêmal die Berliner Altftämmigen, eine Rasse, die nahezu dem Ausfterben nahe war, jeßt aber vor Allem Dank der Bemühungen des Vereins, wieder in ganz präbtigen Exrem- plaren gezüchtet werden. Feld- und Gartentauben sind in 69 Nummern vertreten. Vorzüglich if auch diesmal die Kröpfersammlung, die etwa 60 Nummern aufweist. Am zahlreihsten sind die Tümmler zur Ausftellung gekommen, neben ihnen verdienen au die in theilweise erquisiten Exemplaren vorgeführten Mövchen, Pfauentauben, Orientalen und Hühnertauben gebührende Erwähnung. Unter den Orientalen zeichnet sih diesmal die Sammlung der Carrtier ganz be- sonders aus. Hühner sind in ca. 180 Nummern zur Schau gestellt. . Durch vortreffliche Zucht excelliren hier vor Allem die Cochincbina. Gânse, Enten und Truthühner sind \bwach vertreten. Eine beson-- dere Abtheilung ist für gemästetes Geflügel bestimmt. Auch diesmal hat man Sing- und Ziervögel nicht ausges{lossen. Mieth, Brune, I. F- Scbulze u. Bergmann- Berlin, Geupel-Connewiß, Fockelmann-Hamburg u. A. haben cinheimische und fremdländische Körner- und Weichfutter- fresser aller Art in zahlreichen Pärchen ausgestellt. Jn der Aus- stellung der Papageien sind ganz vortreffliche Sprecher von hohem Werth zur Schau gestellt. Auch Kanarien sind ni{cht unvertreten geblieben. Se. Majestät der Kaiser haben auch in diesem Jahre eine goldene Staatsmedaille, der Hohe Protektor eine Chrengabe in Silber der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Der Minister für Landwirth- schast hat 8 silberne und 9 bronzene Medaillen überwiesen. Außer- dem gelangen zahlreiche vom Vereine gestiftete Preise zur Vertheilung.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

von Dänemark, geb.

Caroline Amalie, Königin é Eine-

Prinzessin von S(hleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Lebenss\kizze, Lübeck 1882, Ferdinand Grautoff.

Monatschrift für Deutsche Beamte. Organ des unter dem Protektorat Sr. Majestät des Kaisers stehenden Preußischen Beamtenvereins, redigirt von L. Jacobi, Königlicber Geheimer Regierungs-Rath. (Grünberg i. Schl.,, Verlag von Friedr. Weiß: Nacfolger.) 6. Jahrgang. 1882. 3. Heft. Inhalt: Angelegen- heiten des Vereins. Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamtenvereins. -— MRechtsverhältnisse der Beamten. A. Geset- gebung; Verordnungen; Erkenntnisse. B. Abhandlungen und Nach- richten über Fragen des Beamtenthums: Zur Gehaltsfrage der Be- amten. König Wilhelm-Stiftung für erwachsene Beamtentöchter. Darlehns-Kassenverein der Kontrolbeamten zu Straßburg i. E. Rechenschaftsberiht pro 1881. Die Spar- und Vorschußkasse der Beamtenvereinigung für Halberstadt und Umgegend. —_ Deutsche Beamte in türkischen Diensten. Eine Petition der Staatspen-- sionäre. Wohlfahrtseinrihtungen (Stiftungen 2c.) für Beamte und deren Hinterbliebene. Abhandlungen und Aufsäße allgemeinen Inhalts. Nekrolog des Geheimen Ober-Regierungs-Raths Dr. Knerk zu Berlin. Unbefangene Betrachtungen über die deutschen Gerichts- fostengesete und die Novelle vom 29, Juni 1881 vom praktischen Standpunkte. 1T. Die Umwandelung des verbrecberishen Willens, cin soziales Kapital. (Fortsezung.) Bilder aus dem Schwarz- walde. Postwesen. Vermischtes. Aufklärung, Die vier" Jahreszeiten. Für \riftstellerishe Beamte. Bestrafung des Wuchers. Beamte als Börsenspekulanten. Prozesse als Zeit- vertreib. Sprechsaal. Rangiren der Beamten der Zoll- und Steuer- erhebung und Kontrole durch den ganzen Staat. Zur Gehalts- aufbesserung. Bücherschau. Vakanzenliste. Inserate.

Deutsches Literaturblatt, begründet von Wilhelm Herbst, fortgeführt von Heinrich Keck. Nr. 24. Inhalt: Rückblick des Herausgebers. Das neue Münchener Dichterbuh. (H. Keck.) MWeitbrecht, Nohmôl Schwöbagschichta. (Dr. H. A. Köstlin). v. Najmájer, Eine Schwedenkönigin. (K. Schrattenthal.) Sta- nislas, Wandervögel. (Dr. H. Zurborg.) Stork, Luiz de Ca- moens’ sämmtliche Gedichte. (Dr. P. Foerster.) v, Leixner, Sllu- strirte Geschichte der fremden Literaturen in volkêtbümlicher Dar- stellung. (F. Zimmermann.) Pischon, Der Einfluß des Islam auf das häusliche, soziale und politische Leben seiner Bekenner. (Dr. Weitbrecht.) -— Duboc, Der Optimismus als Weltanschauung und seine religiós-cthishe Bedeutung für die Gegenwart. (Lic. Th. Förster.) Haupt, Die Kirche und die theologische Lehrfreiheit. (v. Broecker ) Kübel, Ueber den Unterschied zwischen der positiven und der libe- ralen Richtung in der modernen Theologie. (v. Broecker ) Kurze literarishe Umschau: „Missionsbilder“; Wackernagel, Rechnungsbuch der Froben und Episcopius.

Milch-Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny, unter Mit- wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oekonomie - Rath, in Eutin (Fürstenthum Lübeck), Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 11. Inhalt: Zur Kenntniß der deut- \hen Viehrassen, -Schläge und -Stämme Von C. Peterfen. Der Nutzen der Molkerei für Viehzucht und Landwirth|chaft. Von Ab- leitner. (Sluß.) Verschiedene Mittheilungen. Deutscbland. Berlin : Molkenbrod. Cöln: Stierhaltung. Schleswig: Vieh- einfuhr aus Dänemark. Ansteckende Hausthierkrankheiten. Deutsch- land: Impfversuche gegen Milzbrand. Auëstellungen. Desterreich- Ungarn: Industrielle und landwirthschaftlibe Ausstellung in Triest. Frankrei: Zuchtviehauétstellung in Paris 1883. Internatio- nale Ausstellung von Molkereigeräthen 2e. in Saint Lö. Allge- meine Berichte. Milckonsumverein in Biel (Scbweiz). -— XI. SFahreéberiht der ersten ungarishen Borstenvieh-Mastanstalt und Vorschuß-Aktiengesellsbaft. (Scluß.) Kontrole der Milch. Erfahrungen in der Praxis. Vergiftung von zwei Pferden dur \{chimmliges Brod. Die Verwerthung der abgerahmten Milch bezw. Molken. Von D. Gäbel. (S{luß.) Geräthe-, Maschinen- und Baukunde. Die Kleinmotoren und der deutsche Molkereibetrieb. Uiteratur. „La fabrication du fromage de Brie.“ Spre(- saal. Eine amerikanische Stimme über Magermilh als Nahrungs- mittel. Fahrlässige Tödtung durch Verkauf trichinenhaltiger Schinken. Zur Torfstreu. Berichtigung. An- und Verkäufe von Zuchtvieh. Marktberichte. Anzeigen.

Deutsche Landwirthschaftlihe Presse. Nr. 20. In- halt: Mittel und Wege, die Rentabilität unserer Viehzucht wieder herzustellen, Von Schäfereidirektor R. Müller. Pumpen und Spriben. Vergleichende Anbau-Lersuhe mit verschiedenen Kar- tofelforten, Von F. Heine. Der nöthige Luftbedarf als Grund- bedingung gesunder Wohnungen. Mergelung. Von J. Fittbogen. Braunheu. Von Wiarda. Künstliher Dünger zu Kartoffeln. Von Kraus u. a. m.

Die Direktion des Wilhelm-Theaters hat den beliebten Komiker Hrn. Eduard Weiß vom Krollschen Theater für einige Gast- spiele gewonnen. Derselbe wird am Sonntag in einer seiner besten Partien auftreten.

Redacteur: Niedel.

Verclag der Expedition (Kessel). Druck; W. Elsnex. Fünf Beilagen (einscbließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

E

: Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 605.

Berlin, Donnerstag, deu 16. März

1882.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 16. März. Jm weiteren Ver- laufe der gestrigen (35.) Sißzung seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geistlihen 2. Angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 119 Universitäten, Tit. 1, Zuschuß für die Universität Königsberg 742 189 46) fort. Der Abg. Dr. Windthorst er- klärte, er habe natürlih erwartet, daß seine gestrigen Ausfüh- rungen Widerspruch erfahren würden; auch heute könne er nihts davon zurüccknehmen. Gerade sein großes Jnter- esse an dem glanzvollen Fortblühen der preußischen Universitäten habe seine Aeußerungen provozirt, da er eine Degeneration befürchte und dieser nah bestem Können vor- beugen wolle. Die Antwort des Ministers befriedige ihn weniger, als sie die Professoren und Studenten befriedigen werde ; der Minister habe für lange Ferien plädirt, und da- für werde selbstredend der „urkräftige Salamander“ nicht ausbleiben. Das Verlangen der Synoden, bei der Ernennung der Theologie-Professoren mitzuwirken, müsse nah wie vor unterftüßt werden, dem Minister fehle es gewiß niht an gutem Willen, aber an dem richtigen Organ, das die Bedürfnisse der Kirchengemeinden zu beurtheilen verstehe. Der Abg. Virhow sei sehr empfindlich geworden über seine (des Redners) gestrigen Ausführungen bezüglih der Privat- dozenten und des Professorenringes. Es sei ihm psychologisch höchst interessant, daß der verehrte Abgeordnete einen Angriff auf die Jnstitution, der derselbe angehöre, so empfindlih auf- nehmen fönne. Wie empfindlich müsse es aber für einen Minister sein, wenn derselbe vom Abg. Virhow in heftiger Weise angegriffen werde. Das sei dann natürlih etwas An- deres. Der Abg. Virhow habe es ganz in der Ord- nung gefunden, was der Minister in Bezug auf die Privatdozenten und deren Beförderung gesagt habe, Er begreife, daß der Abg. Virchow die Dinge jeßt in einem rosi- geren Lichte ansehe wie zur Zeit, als derselbe Privatdozent gewesen sei. Man kenne ja auch den Weg des Abg. Virchow und es mache demselben und seinem Talent Ehre, daß der- selbe die Stufe, die er jet bekleide, erreiht habe. Derselbe sollte aber doch etwas milder urtheilen über diejenigen Kräfte, die hinter ihm heranwüchsen, welche dafür hielten, daß mehr für sie geshehen könnte, daß man bei den Beförderungen objektiver urtheilen fönnte, als es jeßt der Fall zu sein scheine. Er habe ausdrüdlich erklärt, daß die Spezialitäten, welche er angeführt habe, sih seiner eigenen Wahrnehmung entzögen, aber aus zuverlässiger Quelle stammten. Er halte auch jeßt noch ausreht, daß die Fakultäten bei der Beförderung der Privatdozenten den bisherigen Einfluß nicht behalten dürften. Die Herren kämpften überall gegen die Zünste, könne man indeß eine beredtere Vertheidigung des

unftwesens hören als die Rede tes Abg. Virchow? Das sei nit der Boden freier Wissenschaft, sondern Zünsftelei. Dieses Zunstwesen ziehe sich dur alle Universitäten hindurch; das zu beweisen würde ihm veranlassen, eine Reihe von Persön- lihkeiten hereinzuziehen, was er vorläufig unterlasse, aber dabei bleibe er stehen, daß auf der Universität ein Ring be- stehe, welcher durhbrohen werden müsse. Es habe ihm fern gelegen, mit diesem Ausdru zu verlegen. An amerikanische Zustände habe er dabei niht gedacht. Er hätte ja, was sonst üblih gewesen sei, von Cliquenwesen und Kameraderien sprechen können. Man habe dafür jeßt den Ausdruck Ring. Diejenigen Männer, welche einen Einfluß auf die Ernennung auéübten, habe er nicht angreifen wollen. Wenn sie ein- ander besürworteten, jo mache sih das eben ganz von selbst ohne irgend ein bewußtes Vorgehen und gerade ihre Exklusivität beweise ihm, wie stark diese Gesellschast sein müsse. Die Herren sprächen ohne Zweifel nah ihrer Ueberzeugung, aber durch die Exklusivität sei es s{hwer, außerhalb des Kreises, in dem man sih befinde, etwas Gutes zu entdeckden. Die Énquete müsse kflarstellen, welhen Einfluß Bekanntschaften, Freundschaften, Verwandtschaften auf die Beförderungen gehabt hätten. Dieser Einfluß zeige sih ja im ganzen Beamtenthu:in. Wenn einer nah Berlin befördert werde, so heiße es, der sei mit dem und dem Geheimrath bekannt. Zur Bearbeitung von Universitätssahen würde er nie einen Professor nehmen. Wenn der Minister glaube, in der Zuziehung von Pro- fessoren zum juristishen Examen etwas besonders Gutes gethan zu haben, so irre derselbe. Das führe nur dazu, daß die Studenten nur bei den Professoren hören würden, die bei dem Examen zugegen seien. Wo bleibe da die Freiheit der Wissenschaft? Er wiederhole also, auh die Pro- fessoren fönnten sich vom allgemein Menschlichen nicht be- freien, und er sage von ihnen humani nihil alienum a vobis esse puto. An Geheimrath Hübler habe er nicht gedacht. Was dem Vorredner unverständlih gewesen, sei an der Stelle, welcher seine Worte gegolten hätten, verstanden worden. Er wolle jeyt auf diesen Punkt dem Minister gegenüber nicht eingehen, aber der verehrte Herr möge versihert sein, näch- lassen werde er nicht, bis Remedur geschaffen sei.

Nachdem ein Schlußantrag abgelehnt war, bemerkt: der Abg. Dr. Virchow, der Vorredner habe mit der Geschicklichkeit, die man an ihm kenne, sich auf allgemeine Erfahrungssätze

estüßt und dieselben auf spezielle Fälle angewendet. Der

bg. Windthorst habe damit gezeigt, daß derselbe seine Lauf- bahn verfehlt habe. Derselbe hätte eigentlih Professor werden sollen! (Abg. Windthorst : Er werde das am Ende noch.) Der Abg. Windthorst habe die Fakultäten mit den Zünften zusammen- gelt. Ein unglücklicheres Beispiel hätte derselbe nicht wählen önnen. Der Staat mache also bestimmte Se und sage zu den Männern der Wissenschaft, sie verständen mehr von den Fähigkeiten der Lehrer als der Staat, sie wüßten demselben Vorschläge zu machen, wenn eine Vakanz eintrete. Solche Lehrkörper hätten genau so eng begrenzte Aufgaben wie alle anderen Staatsinstitutionen. an könne doch nicht in die Nu Jeden aufnehmen, der das Zeug in sich fühle, zum Lehren. Eine solche Expansion würde gar nicht im Sinne des Abg. Windthorst sein. Es würde dann wahrscheinli recht viel gepredigt werden, was weder ihm noch seinen Freunden

angenehm sein würde. Daß der Abg. Windthorst aber als Champion der freien Wissenschaft auftrete, sei sonderbar in dem- selben Augenblick, wo derselbe die theologishen Fakultäten unter Synoden und päpstlihe Dekrete stellen wolle. Keine einzige preußishe Universität würde eine Enquete über die Beförderungen zu scheuen haben. Die Professoren hätten am allerwenigsten Ursache zur gegenseitigen Eifersuht. Jeder Ordinarius habe seine besondere Domäne, innerhalb deren derselbe von seinen Kollegen niht beunruhigt werde und jeder Einzelne habe das Jnteresse, daß sein Nachbar der möglichst ausgezeihnete Mann sei. Neue Vorschläge könnten doch niht anders gemacht werden, als daß man sich bei verschiedenen Personen, die für befähigte Männer gälten, erkundige. Es sei ganz natürlih, daß eine Fakultät bei einer Berufung nah auswärts gefragt werde, was sie von dem Mann halte? Daß irgend ein verwandtschaft- liches Verhältniß eine Rolle gespielt habe, dafür liege auch nicht die leiseste Andeutung vor. Er könne si sehr täuschen, aber er glaube, daß zwischen den Mitgliedern der medizinischen Fakultät in Berlin nicht die allerleiseste Verwandtschaft weder männlicher- noch weidlicherseits bestehe. Den Angriff auf die „Heimia“ müsse er als unbegründet zurückweisen, in ihr sei weder die Majorität der Mitglieder der Fakultät noch irgend eine andere Majorität enthalten.

__ Die Debatte wurde hiernach geschlossen und nach persön- lihen Bemerkungen der Abgg. Dr. Reichensperger und Dr. Seelig der Tit. 1, Zushuß für die Universität Königsberg 742189 M, bewilligt.

Bei Tit.2 „Zuschuß für die Universität Berlin 1447835 4“, bemerkte der Abg. Schmidt (Stettin), von den deutschen Uni- versitäten sei die Berliner hinsichtlih der Zahl ihrer Hörer und Professoren die bedeutendste. Daraus entwidckelten \ih bedeutende Schattenseiten. Es reihten die Auditorien nicht mehr aus, so daß sogar ein Barackenauditorium hinter , der Universität hätte gebaut werden müssen. Er möchte sih nun die Frage erlauben, ob gemäß einem Beschlusse des Herrenhauses die Vorarbeiten für ein besonderes naturwissenschaftlihes Museum im Gange seien.

Der Regierungskommissar Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Göppert entgegnete, ein naturhistorishes Museum würde in hoffentlich nicht zu langer Zeit aufgeführt und vielleicht {hon in nächster Session dem Landtage eine bezügliche Vorlage gemacht werden. Fnzwischen solle das freiwerdende Gebäude der gynäkologischen Klinik in der Dorotheenstraße für Auditorien- zwede mit herangezogen werden.

Der Abg. Dr. Weber (Erfurt) bedauerte, daß seit 7 Jah- ren in dieser Sache nichts geschehen sei. Schon vor 7 Jahren habe man die erste Rate bewilligt, 160 000 /, und noch immer sei kein einwandsfreies Baupxojekt vorhanden, während es an einem Plate keineswegs ‘inangele’; daß man in 7 Zah- ren nicht weiter gekommen, sei wahrhaft kläglih. Jm vorigen Jahre hätte der Kommissar der Regierung im Herrenhause mitgetheilt, daß das neueste Projekt der Akademie des Bauwesens zur Prüfung vorgelegt worden sei. Von dieser Prüfung könne er sih nicht viel versprehen, da das Maß des Verständnisses, welches diese Akademie auf praktische und finanzielle Bedürfnisse in den speziellen Fällen verwendet habe, nicht überall ausreihe. Die rein kritishe Thätigkeit dieser Akademie habe an ih etwas gefährlihes. Für eine Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal habe sie ein monu- mentales Bauwerk verlangt.

Hierauf ergriff der Minister der geistlichen 2c. Angelegen- heiten von Goßler das Wort:

Ich würde das Wort nicht ergriffen haben, wenn nicht die Be- hörde eines anderen Ressorts der Gegenstand eines meines Erachtens ungerechtfertixten harten Angriffs gewesen wäre. Die Erklärung, welche der Herr Vorredner in seinen Ausführungen gegeben hat, daß er exemplifizire a e Sußgängerbrücke, habe mir allerdings das Motiv für seine Ausführungen näher gebracht. Im vorliegenden Falle meines Ressorts ist in keiner Weise der Angriff gegen die Thätigkeit der Akademie des Bauwesens be- gründet. Jch kenne die Sache seit ungefähr 24 Jahren und kann versichern, daß niemand lebhafter wünschen kann, wie der Chef der Unterrichts8verwaltung, daß das Prolets endlih zur Ausführung gelangt. Die Schwierigkeiten liegen vor Allem in dem Projekt selbst. Es handelt sih darum, in einem beschränkten Raum zwischen zwei große Baumafssen drei Museen hineinzubauen in einer Form und Aus- gestaltung, wie wir sie noch gar nicht kennen, für Sammlungen, wie wir fie zum Theil noch nicht in neuen Gebäuden unter- gebraht haben. Durch Anstellung eines s Baubeamten ist es möglih gewesen, die Sache so zu fördern, daß jeßt ein generelles Projekt aufgestellt werden konnte. Dieses Projekt ist in nit mehr als ungefähr 14 Tagen von der Akademie des Bauwesens durhberathen worden, allerdings nicht in allen Punkten gebilligt, aber die gemachten Vorschläge sind so wichtig und eingehend, daß man daraus erkennen kann, daß ein volles Verständniß bei dieser Behörde für die Aufgaben des diesseitigen Ressorts besteht, und ih bin dankbar dafür, daß, wenn auch die Arbeiten für mih wieder wachsen, ih hin- gewiesen worden bin auf neue Mittel, auf neue Konstruktions- weisen, um den vorhandenen Raum nüßliher zu verwerthen. Also davon kann überhaupt keine Rede sein, daß die Akademie des Bauwesens meinem Ressort gegenüber als eine Behörde hingestellt werden kann, welche alle Projekte begräbt, ohne praktisbes Bedürfniß handelt und auf finanzielle Verhältnisse keine Rücksicht nehmen wird. Soweit die gemachte Bemerkung auf das vorliegende Projekt geht, halte ih sie niht für begründet. '

Der Abg. Dr. Weber nahm mit DENOGung Kenntniß von der endlichen Erledigung dieser Angelegenheit.

Tit. 2 wurde bewilligt. Bei Tit. 3 (Universität Greifs- wald 136 744 4) brachte der Abg. Dr. Bierling eine Reihe von Beschwerden vor über die unverhältnißmäßig \{lechte Dotirung der Universität gegenüber Kiel, welches die gleiche Frequenz habe.

Der Regierungskommissar machte darauf aufmerksam, daß die Dotirung Greifswalds allerdings hinter der der Kieler Universität zurückstehe, daß diese aber eine Sternwarte habe, welche Greifswald nicht besitze ; indeß habe sich Greifswald in Bezug auf Aufwendungen nicht zu beklagen ; den Spezial- wünschen des Vorredners werde er möglichst entgegenkommen. Der Titel wurde bewilligt, desgleihen Tit. 4 (Breslau 692 794 M)

Zu Tit. 5 (Halle 467 702 6) lag ein Antrag der

Budgetkommission vor, 5460 # für einen ordentlihen Pro- fessor der Zoologie abzuseten.

Der Referent Abg. Dr. Virchow theilte mit, daß die Ab- seßung im Einversiändniß mit der Regierung erfolgt sei , da der bisherige Fnhaber der Professur inzwischen verstorben und nunmehr die Kreirung einer zweiten Professur überflüssig ge- worden sei.

__ Der Abg. Dr. Majunke kam bei dieser Gelegenheit auf die Schrift „Erasmus redivivus“ zurück und fritisirte dieselbe nohmals abfällig. Der Minister habe gesagt, das Thema : die Vergleihung Erasmus’ mit Döllinger, sei den Katholiken vielleiht unangenehm, aber vollständig zulässig. Dem gegen- über müsse er bemerken, daß zur Zeit des Erasmus das tri- dentinische Konzil noch niht abgeschlossen gewesen sei und deshalb vollständige Diskussionsfreiheit bestanden habe. Döl- linger habe si gegen einen Beschluß des ökumenischen Kon- zils aufgelehnt, Erasmus würde sich jedenjalls dem Beschluß des Konzils, sowie derselbe publizirt worden wäre, unterworfen haben. Redner berief sich zum Beweise dessen auf die Schrift Döllingers über Erasmus, in welcher derselbe den theolo- gishen Entwickelungsgang desselben bespreche.

Demnächst nahm der Staats-Minister von Goßler, wie folgt, das Wort :

_ Aus den Ausführungen des Herrn Vorredners is mir endlich flar geworden, weshalb der Schlottmannschen Angelegenheit dieser breite Raum bei der Etatsberathung hat gegeben werden sollen. J bin dankbar für die erhaltene Andeutung; ih habe sie wohl ver- standen; ih werde auf die Andeutung zur Zeit niht antworten. Ich habe neulich, wie der Herr Abgeordnete aus dem fteno- graphischen Bericht, der mir noch nicht vorliegt, vorgelesen hat, gesagt, es sei das Thema: Erasmus redivivus, die Parallele zwischen Grasmus und Döllinger den Katholiken wohl kein erwünschtes, keineswegs aber ein unzulässiges. Jh bin heute belehrt worden, daß das den Katholiken ein erwünschtes Thema sei: es spricht das sicher- lih zu Gunsten der Anschauung des Hrn. Abg. Majunke; jedenfalls aber kann man mir daraus, daß ih aus einer gewissen Höf- lihkeit annahm, dieses Thema sei - vielleiht nicht ganz takt- voll gewählt, einen Vorwurf nicht machen. Ih muß nun sagen: die Frage, ob Erasmus und Döllinger miteinander ver- glichen werden können oder weshalb nicht, alle die Abschweifungen des Herrn Vorredners auf hiesige evangelische Kirchen und Prediger spielen für mich absolut gar keine Rolle. Es ist mir nit im Traum ein- gefallen, auf den materiellen Inhalt des Buches einzugehen. Jh habe Hrn. Freiherrn von Fürth damals auch nicht so verstanden, daß er den materiellen Inhalt des Buches zur Diskussion stellen wollte. Warum schreibt der Abg. Majunke nicht eine Gegenbrohüre? ih habe nichts dagegen; gleiwe Waffen auf dem Gebiet der Wissenschaft! Das, was allein mich interessirt, war die Frage der Disziplin und in dieser Hinsicht habe i erklärt und kann es wieder erklären: ih bedaure, daß solche Ausdrücke, wie gesehen, gewählt worden sind; sie hâtten vermieden werden können, und ih hätte gewünscht, daß sie vermieden wären. Das möchte ich, wiederholt erklären und thue es bereitwillig; ich habe auch versprochen, nach dieser Richtung hin - keinen Zweifel über meine* Anschauung an der betreffenden Stelle aufkommen zu lassen. Aber das geht doch weit über alles Mögliche hinaus. daß ih mir zumuthen lassen muß, i sollte in den E shaftlihen Inhalt des Buches hineinsteigen; und daß ih mir Vor- würfe gefallen lassen muß darüber, daß aus einer mangelhaften Jn- formation meinerseits der Hr. Schlottmann etwas gesagt hat, was er aud vom materiellen Standpunkt nicht hätte s\agen sollen. Es wird mir nicht einfallen, auf diesem Gebiet einen Geschichtsforscher, einen Theologen zu rektifiziren, sondern ih werde ihm nur vorkommenden Falls eröffnen, er solle im Interesse des Friedens unter den Konfessionen, des Friedens an der Univer- sität derartige formell anfechtbare Publikationen vermeiden, Jch habe ferner darauf hingewiesen, daß das Buch an und für sich {hon deswegen nicht die Ds verdient, weil es lateinis . geschrieben ist, auch nur zu einem ganz bestimmten Zweck verfaßt ist. Wenn es in den Bibliotheken ganz ruhig liegen geblieben wäre, hätte es weni- ger Schaden gestiftet Jch sehe jeßt aber allerdings, daß es aus dem Dunkel gezogen ift zu einem gewissen Zweck und den Zweck habe ih verstanden.

Der Abg. Sombart bat den Minister, die Mittel nicht zu versagen, die von Halle zur Errichtung einer besonderen Vete- rinärklinik demnächst würden gefordert werden. Die Forderung liege lediglih im FJnteresse der Wissenschaft, denn es sollten in jenem Jnstitut wissenschaftlihe Versuhe mit der Pasteurschen Schußlymphe gegen Milzbrand angestellt werden.

__ Der Abg. Dr. Majunke dankte dem Minister, daß derselbe die Schrift des Prof. Schlottmann eine Taktlosigkeit genannt habe. Eine solche Rüge werde genügen, andere Professoren vor ähnlichen Unternehmungen zu bewahren.

Der Tit. 5 wurde darauf nah dem Antrage der Budget- kommission genehmigt, ebenso die Tit. 6, Kiel 489 189 4 und Tit. 7, Göttingen 282 675 H ohne Diskussion.

Bei Tit. 8 (Marburg 473 219 #) ersuchte der Abg. Schreiber den Minister, der modernen Philologie etwas mehr Wohlwollen zu erweisen, die bis jet in Marburg zu stief- mütterlih behandelt sei. Zu den drei vorgenannten Pro- fessoren der klassishen Philologie sollten jeßt noch zwei hinzu- kommen. Da wäre es E wenn auch noch ein zweiter Professor für moderne Philologie oder zwei Lektoren bestellt würden, die dem Professor nach Analogie der medizinischen Assistenten unterzuordnen seien.

Tit. 8 wurde bewilligt, ebenso Tit. 9, Bonn 761137 M

Bei Tit. 10 (Akademie in Münster 119 763 6) wies der Abg. Sarrazin auf die Unzuträglichkeiten hin, die dur die Bestallung nichtkatholisher Professoren an der rein katholischen Akademie Münster entstanden seien. Unter dem Minister von Puttkamer hätten sih die Zustände etwas gebessert, au das Wohlwollen dès jeßigen Kultus-Ministers sei niht zu verkennen. Aber volle Heilung werde: erst kommen, wenn der Kulturkampf beseitigt sei. Anerkennenswerth sei es, daß jeßt ein ¿ Privatdozent nah 25jährigem Harren zum außerorden- lichen Professor ernannt sei; hoffentlih werde man ihm mit dem Titel auch das Gehalt gewährt haben. Ein zweiter Wunsch betreffe den Studienfonds der Akademie, der dur Verwendung zu Bauzwecken widerrehtlih alterirt sei, Er hoffe vom Wohlwollen des Ministers, daß durch Positionen, die in das Extraordinarium des nächsten Etats einzureihen seien, dieser Fonds allmählih restaurirt werde. Durch den Kulturkampf sei die Mitwirkung des T vei bei der Be- fest der Professuren verhindert, um \o mehr bitte er den

inister als Centralinstanz, auf diese Besezungèn zu achten.

Tit. 10 wurde bewilligt.