1882 / 68 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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feindlihen Sozialdemokratie dadurch Grund und Boden zu entziehen. So lange der Fortschritt nicht im Stande ist, die nothwendigen Mittel für diese Zwecke auf andere, weniger drückende Weise zur Verfügung zu stellen, wird das Tabackmonopl als der beste Weg, die Bedürfnisse des Reichs in obiger Beziehung zu decken, angesehen wer- den müssen. Die Erklärung des Volkswirthschaftsraths für das Monopol hat daher auch in fortschrittlihen Lager Thürin- gens, nabdem man vergeblich durch Presse und Versammlungen auf seine Abstimmung Einfluß auszuüben versucht hatte, keine geringe oa verursacht, und man weiß au hier sich nicht anders zu belfen, als indem man denselben für inkompetent erklärt und seine Befähigung zur Beurtheilung der Frage anzweifelt. So hat \ich Dr. Barth, der Abgeordnete für Sawsen-Gotha, niht nur in einer Versammlung zur Berichterstattung in Gotha, fondern auch vorher in Bremen, unter der sehr erklärliben Zustimmung aller anwesenden Tabackhändler, ausgesprohen. Das Resultat wird aber sein, daß der Fortschritt fih über das Monopol und seine Folgen ebenso täuscht, wie er fich über die Erfolge der Zoll- und Wirth- \haftspolitik des Reichskanzlers bisher {on getäuscht hat, indem in Thüringen dur offizielle statistishe Ermittelungen s{chlagend nach- gewiesen ist, daß in allen unseren Industriebezirken der Erport sich wesentli erhöht, die Sparfähigkeit in den einzelnen thürin- gishen Ländern fi so sehr gehoben hat, daß die Sparkassen in Ver- legenheit sind, „ihren Geldüberfluß nußbringend anzulegen. Jn industrieller Beziehung tritt dies Resultat besonders in Gera, Sonne- berg und Ruhla zu Tage. Auch die neuen Bahnprojekte, welche mit Sicherheit ihrer Ausführung entgegengehen, nämli die Strecke Sonneberg-Lausba, die Sekundärbahn Gera-Meuselwitß und die Weiterführung der Bahn Meiningen-Kissingen über Bischofsheim, Brückenau nah Neustadt a./S., wodurch das Rhöngebirge in den großen Verkehr gezogen werden wird, geben für die guten Folgen der Wirthschaftspolitik des Reichskanzlers und für den Irrthum der Fortschrittler einen weiteren Beleg. Wir sind also wohl berechtigt, dieselben günstigen Resultate für das Deutsche Reich und speziell für Thüringen auch aus dem Tabackmonopol zu erwarten.

Aus Forst i. L. und Cottbus hat das „Deutsche Handels-Archiv“ Berichte über die dortige Tuchindustrie erhalten. Jn diesen Berichten heißt es und zwar aus Forst:

Schon im vorigen Jahre waren wir in der Lage, uns über die Resultate der hiesigen Tuchindustrie einigermaßen günstig zu äußern, und wir können jeßt auch für das zu Ende gegangene Jahr 1881 einen weiteren Fortschritt zum Besseren konstatiren. Die hiesigen Fabriken waren mit geringen Unterbrehungen das ganze Jahr hindurch mit Aufträgen gut versehen, und wenn sich in den stillen Monaten Oktober und November die Lager etwas gefüllt hatten, fo sind solche durch Einkäufe Seitens der im Dezember aus allen Gauen Deutschlands zahlreih ers{ienenen Tuchgrossisten ziem- lich gelihtet worden, und es ist ein successiver Mehrbedarf für den Konsum Deutschlands unverkennbar. Aber nicht allein der inländische Bedarf, sondern auch der Erporthandel hat zur reichlichen Beschäftigung der hiesigen Tuchfabriken wesentlih beigetragen, denn während vom Jahre 1864 ab Aufträge für den Export nur sehr vereinzelt einliefen, B sol{e in der lehten Zeit recht reichlich eingegangen. Dieser Um- tand spricht umsomehr für die Leistungsfähigkeit der hiesigen JIn- dustrie, als diese Aufträge keineswegs auf Konsignationen, sondern ‘auf festen Orders Seitens Hamburger Cxporteure

basiren. Bemerken müssen wir allerdings, daß diese Erfolge zum Theil auch dur die Seitens der hiesigen Industriellen gehandhabten Praxis, bei geringem a einen großen Umschlag zu ‘machen, erzielt worden ist. Daß aber dieses Prinzip angemessen ist und man hiermit langsam, aber sicher vorwärts kommt, beweist nicht allein die Ausdehnung der beftehenden Fabriken, sondern auch fünf Neubauten, welche zum Theil hon vollendet find, zum Theil ihrer Vollendung in den nächsten Monaten entgegengehen. Nach den genauen ftatisti- \{en Aufstellungen, welche der Fabrikantenverein in Forst alljährlich von der hiesigen Königlichen Bahninspektion erhält, sind hier ein-

und ausgeführt: i Einfuhr Ausfuhr

1875 an Wolle 3 890 802 kg, Tuchen 3 253 302 kg,

1876 « 3863810 ,„ 2940989 1877 B10 00O 2 679 070

1878 „4064581 ,„ 4 2 472 586

1879 v ONROS 200 sz 2811 798 1880 u 396255 80800682. _Die Gefammteinfuhr betrug für das Jahr 1880 132 624 460 kg, wobei Kohlen mit inbegriffen sind, die Gesammtausfuhr 6 486 880 kg. Die Ausfuhr von Tuchen repräsentirt allein für das Jahr 1880 einen Werth von etwa 27 000 000 4. Von 1881 ist die Statistik nur bis ultimo November fertiggestellt, und es beträgt die Einfuhr an Wolle bis dahin 5 586 897 kg und die Ausfuhr an Tuchen 3 509 739 kg, während die Cinfuhr von Wolle 1880 bis ultimo November nur 5 005 241 kg und die Ausfuhr an Tuchen nur 3 164 180 kg betrug, ih mithin eine Mehreinfuhr an Wolle von 581 656 kg und eine Mehrausfuhr an Tuchen von 79 916 kg ergiebt. Hierbei ist noch zu bemerken, daß durch den noch ausftehenden Monat Dezember auch ein erheblicher Posten an Tuchausfuhr fehlt, weil gerade in diesem Monat viel Tube nah Leipzig zur Messe gehen. Diese Zahlen beweisen, daß die Tuchindustrie hierselb immer noch die bedeutendste ist, welche in einem Orte des preußischen Staats, außer in Aachen, existirt, während andere Industriezweige auch im Berichtjahre hier nicht her- vorgetreten oder neu gegründet sind. Wir hoffen, daß unsere Tucindustrie in der bisherigen foliden Weise sich weiter entwickeln wird, wozu ja auch der neue Zolltarif im letzten Jahre einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, weil dur denselben die Waarengattungen, welche hier fabrizirt werden und die früher massenhaft von England eingeführt worden, einigermaßen gegen die ausländische Konkurrenz getGue sind.

Aus Cottbus wird dem „D. H. A.“ u. a. berichtet:

Die Tuch- und Buskinsindustrie hat im vergangenen Jahre, wenn auch nit einen glänzenden Erfolg, so doch eine stete Besserung juveisen Vorjahr und namentlih gegen 1877, 1878 und 1879 auf- zuweisen .

ie jeßige Zollgeseßzgebung kommt den hiesigen Fabrikanten schr zu Statten. Die Ginfube englisher Winterwaare t auf e, Ver \{windenden Bruchtheil des früheren deutshen Konsums reduzirt ; Sommerwaare wird auch niht annähernd mehr in der Menge einge- führt, wie beispielsweise noch vor drei Jahren, Der auf fremde Waare erhobene Zoll sichert der hiesigen Industrie bei gleicher Leistungs- fähigkeit immerhin einen, wenn auch durch die geringe Höhe des Zolles, namentlich auf feinere Waare, nicht allzu bedeutenden Vorsprung.

Jn-der ortsezung des schon erwähnten Artikels über „das Reichstabacmonopol“ bemerkt der „Schwäb. Merk. “:

Die finanzielle Cinträglichkeit des Tabackmonopols ist ja wohl auc allgemein anerkannt. Die Einwendungen dagegen sind zum größten Theil allgemeiner Natur. Es wird behauptet, eine Monopol- verwaltung arbeite theurer und s{lechter als die Privatindustrie, weil ihr der Sporn der Konkurrenz fehle, Die Thatsachen sprechen gegen diese Behauptung. Mit welchem Erfolge z. B. die französische Negie bemüht war, ihre Technik zu verbessern und ihre Unkosten zu

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vermindern, geht daraus hervor, ‘daß bei derselben in der Zeit von 1815

bis 1869 die Bruttoeinnahmen um 375 9%, die Ausgaben aber nur um 169 9/9 und hiernach die Reinerträge um 514%/9 gestiegen sind, und das Verhältniß der Ausgabeu zu den Bruttoeinnahmen von 40,4 %/9 im Jahre 1815 auf 22,8% im Jahre 1869 heruntergegangen ift. Was die Qualität der Regietabacke betrifft, so sagt man zwar: de gustibus non est disputandum; es möge aber doch die Thatsache angeführt werden, daß nach den Erhebungen der französischen Enquetekommission (von 1872/76) die französishe Regie in den Jahren 1856 und 1857 aushülfsweise ca. 100 Millionen Stück Cigarren in Deutschland ungefähr von der - Be- {chaffenheit der 5 Centimes - Cigarre auffaufte, damit aber, troßdem für den Ankauf erheblich mehr als die Gestehungs- kosten der entsprehenden Regiecigarren angelegt wurde, so allgemeine

bald als Rohmaterial für andere Fabrikationszweige zu verwenden \ih veranlaßt sah. Es wäre in der That auch wunderbar, wenn in der Zeit der Großindustrie ein Großbetrieb blos deshalb, weil er vom Staat betrieben ist, den Privatbetrieben wirthschaftlich niht überlegen [es follte. Weiter wird gegen das Monopol eingewendet, daß es eine lühende Induslrie vernihte. Dieser Vorwurf ist nicht sti{haltig. Denn von der Monopolverwaltung wie von der Privatindustrie muß bei gleih bleitendem Verbrauch dieselbe Fabrikatmenge zur Befrie- digung dieses Verbrauchs beschafft werden. Man wird zur Herstellung der Cigarren nah „wie vor gelernte Cigarrenarbeiter verwenden müssen und zwar, wie die Erläuterungen ausführen, annähernd so viel, wie die bisherige Privatindustrie beschäftigte. Und wenn weiter für die von der Tabackbranche künftig Ausgeschlossenen billige En- \chädigungen gewährt werden, so kann man offenbar von Vernichtung wirthschaftliher Werthe oder Kräfte nit reden. Wie unbegründet überhaupt dieser Vorwurf ift, geht am klarsten daraus hervor, daß die Monopolverwaltung nach dem in den Er-

48 Millionen Mark, für Kistchen, Etiketten, Verpackung und Trans- port 22 Millionen Mark, an Einzelverkaufsgebühren 40 Millionen Mark jährli zu zahlen haben wird. Aber, wendet man ein, damit auf das politishe Gebiet übergehend, eben die mafssenhaste An- stellung im Regiedienfst ist bedenklih. Bei einer gerechten und wohl- wollenden Staatsverwaltung, wie wir sie im Unterschied von vielen anderen Staaten haben, kann indessen hierin wohl keine Gefahr für die bürgerlihe Freiheit oder das allgemeine Wohl erblickt werden. Im Uebrigen is darauf hinzuweisen, daß durch jede Betriebsconcentration, wie sie z. B. die amerikanische Fabrikat- besteuerung nothwendig herbeiführen müßte, eine Menge abhängiger Persönlichkeiten geshaffen werden, und daß doch wohl die Abhängig- keit von ciner dur die Kontrole der Oeffentlichkeit bewachten Staats- verwaltung minder bedenklich ift, als diejenige von Gen Fabrik- und Gisenbahnkönigen. Und wenn man endlich im Monopol ein Vehikel des Unitarismus erblicken will, so ist eine solche Folge bei der strengen Abscheidung, welche der Geseßentwurf bezüglich der Kom- Pes des Reichs und der Einzelstaaten getroffen hat, nicht zu be- ürchten.

__— Die Handelskammer zu Fserlohn hat in Folge eines früher erwähnten Artikels eines hiesigen Blattes an die „Nordd. A [l g. Ztg.“ über die Jserlohner Nadelindustrie „zur S eine Zuschrist gerihtet. Fun dieser Zuschrift eißt es:

Wir theilen daher zur Berichtigung mit, daß seit Einführun des neuen Zolltarifs im Jahre 1879 die Exportfähigkeit der bienand Nähnadelindustrie gegenüber der englishen Konkurrenz keine Einbuße erlitten hat. Das Geschäft war vielmehr in den leßten Jahren ein flottes und umfangreihes, und wenn neuerdings die Thätigkeit in den Nadelfabriken etwas eingeschränkt wurde, so ist dieses lediglich dem Umstande zuzumessen, daß der Absaß nach einem der Hauptkonsum- länder China in Folge Ueberführung des Marktes vorüber- gehend geshmälert ist. Die in dem erwähnten Artikel ferner ange- führte Behauptung, daß eine hiesige Nadelfabrik in Konkurs gerathen sei, ist unrichtig, und haben wir zu konstatiren, daß eine Insolvenz in der Nadelbrancye am hiesigen Plate seit einer langen Reihe von Jahren überhaupt nicht vorgekommen ist.

Iserlohn, den 8. März 1882. Die Handelskammer des Kreises Jserlohn. C. MöUmann.

i Statistische Nachrichten. Zur Statistik der evangelischen Kirche im Groß- herzogthume Hessen während des Jahres 1880 entnehmen wir den „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ folgende Angaben: 1) Die Zahl der von der evan- F Landeskirche (formell) Getrennten betrug Ende 1880: Alt- utheraner 1012 (1267), Darbysten 37 (35), Baptisten 205 (220), Tempelbrüder 2 (3), Freiproteftanten 4846 (4748), zusammen 6102 (6273). 2) Im Jahre 1880 sind zur evangelischen Landes- kirhe übergetreten: von der katholiswen Kirhe 26 (27), von anderen cchristlihen Konfessionen 379 (58), von anderen Reli- gionen 0 (92), zusammen 396 (177); aus der evangelischen Landeskirhe ausgetreten: zur katholishen Konfession 16 (11), zu anderen ristlihen Konfessionen 8 (331), zu anderen Religionen 0 (33), zusammen 24 (375). 3) Die Zahl der Kommunikanten war: im öffentlichen Gottesdienst 337 163 (315 795), privatim 4877 (4857), zusammen 342 040 (320 652) oder 54,22 (53,2) auf 100 evangelische Bewohner, in Starkenburg 34,4 (33,2); in Dbeebeen 79,9 (79,8); in Rheinhessen 47,8 (44,5). 4) Auf 100 Civiltrauungen kamen 84,5 (84,8) kirchliche Trauungen dur evangelische Geistlihe; in Starken- burg 86,0 (85,9); in Oberhessen 97,6 (98,0); in Rheinhessen 62,6 (63,5), Die durh Geistlihe anderer Konfessionen vollzogenen Trauungen von Evangelischen, also namentlich von Misch- ehen find hierunter nicht begriffen und konnten in zuver- lässiger Weise viht angegeben werden. Von den evangelischen Pfarrämtern ist die Zahl der blos civiliter Getrauten zu 292 (382) angegeben, 6,2 (8,1) ?/6 der Civiltrauungen. 5) Auf 100 Lebendgeborene kamen 88,5 (88,1) von evang. Geistlihen Getauftez in Starkenburg 89,2 (87,5); in Oberhessen 95,3 (96,3); in Rheinhessen 77,1 (76,9), Auch hier fehlen die Angaben der von Geistlichen anderer Kon- fession Getauften aus Mischehen. Ferner kommt hier in Betracht, daß die Verhältnißzahlen der Getauften zu den Geborenen höher sein würden, wenn die in den ersten Wochen nah der Geburt ungetauft gestorbenen Kinder außer Berechnung gelasseu werden könnten. Die Zahl der Taufverweigerungen durch die Eltern ift von den Pfarrämtern zu 9 (9) angegeben. 6) Konfirmirt wurden : aus rein evangelischen Chen 12569 (11 970), aus Mischehen 546 (487), zusammen 13 115 (12457), Konfirmationsverweigerungen |, dur die Eltern sind 2 (2) verzeichnet. 7) Von 13 119 (12 929) Beerdigungen Evangelischer fanden unter Mitwirkung evangelischer Geistlicher 9449 E ohne Mitwirkung von folchen 3670 (3614) statt, von 100 der ersteren also 28,0 (27,9) der leßteren. 8) Die Zahl der Ghescheidungen betrug 23 (23), von welchen 20 (1d) auf rein evangelische Chen, 3 (8) auf Mischehen kommen, und zwar 2 (6) auf solche, bei welchen der Mann, und 1 (2), bei welchen die Frau evangelisch war. . Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die bereits angekündigte L zum 22, März: Fünf- undachtzig Jahre in Glaube, Kampf und Sieg, ein Menschen- und Heldenbild T Ee Go Deutschen Kaisers von Dskar Meding, mit 37 Jllustrationen nah den von des Kaisers und Königs Majestät Allergnädigst zur Benützung verstatte- ten | Mean als Festgabe für das deutsche Volk herausgegeben von Carl Hallberger (58 Seiten groß Folio. Elegant broschirt. Deutsche Verlags-Anstalt vormals Eduard Hallberger, in Stuttgart und Leip- zig. Preis 2 M), licgt uns jeßt vor. Zum bevorstehenden Geburts- fest Sr. Majestät des Kaisers bietet die Verlagshandlung in dieser Festgabe den Deutschen ein ausführlihes Lebensbild des Kaisers, eUmflossen von dem Abendroth der großen Tage im Anfange des bald zur Neige finkenden Jahrhunderts; das volle Sonnenlicht der ruhm- reihen Gegenwart, die er gestaltend und leitend beherrscht, ruht auf feinem Haupte das Morgenlicht der Zukunft, für die er segnend eine auf Freiheit, Ordnung und Gerechtigkeit begründete Reform vorbereitet, {himmert ihm entgegen.“ Der Verfasser folgt dem Kaiser auf seinem ganzen, oft rauhen Lebenéwege und zeigt, daß Er jeßt die Früchte des Glaubens, der Treue und der Pflicht ernte, an denen Er sein ganzes Leben lang then habe. as Lebensbild des N ist ebenso reih mit ge\chichtlichen Daten wie mit Zügen aus Seinem Familien- und Gemüthsleben ausgestattet und mit vielen trefflihen Holzschnitten ges{chmückt. Gewerbe und Handel.

und heftige Klagen der Raucher hervorrief, daß man die Cigarren

läuterungen entwidckelten Ueberschlag allein an Arbeitslöhnen -

Stocktholm, 15. März. Nachdem das deutsde Schiff „Wil- helm“, Heimathshafen Stralsund, heute gleichzeitig mit einem \{chwedishen Schiffe hier angekommen ift, kann die hiesige Sciff- FaheE ne Bao Fahre als E ris et angesehen werden.

egenwärtig find nur no ie nördlicfte äfen S Gd Gi gesderet. E chften Häfen Schwedens

In der Generalversammlung der Hibernia und Shamrock, Bergwerksgefsellschaft zu Herne, wurde auf Verlesung des Geschäftsberihts pro 1881 verzichtet; die Bilanz gab zu Erörterungen keinen Anlaß. Bei der Neu- beziehungsweise Ersatzwahl von Auf- sichtsrathsmitgliedern wurde der Geheime Justiz-Rath Jacobi in Düsseldorf wiedergewählt und der Generalkonsul Kreismann zu Berlin neu in nen Mi R berufen.

Na dem Rechnungsabscbluß der Feuerversicherungs- bank für Deutschland zu Gotha für 1881 SAALIS A4 f ha übertrag vom Jahre 1880 netto 4 409 092 (4, die Schadenreserve aus 1880 356 040 e, die Prämieneinnahme 8 881 032 4, Zinsen und Agio 464 832 4, während für verjährte Dividenden 21 137 Æ in Einnahme ge- ftelli find, sodaß die Gesammteinnahme sich auf 14 132 135 #4. beläuft. Ausgegeben sind für Brandschädenkosten und Verluste abzüglich des Antheils der Rückversicherer: für 1880 163144 Æ, für 1881 1169974 Æ Abgaben und Leistungen zu Feuerlös{hzwecken 19247 M, Verwaltungskosten inklusive Rüversicherungsprämien 319278 # , Provisionen und Agenturkosten 918902 , zusammen 2590 547 M; zu Reserven für Schäden aus 1881 sind 456 361 #6, Prämienreserven 4486 925 #4. zurückgestellt, so daß die Gesfammtausgaben 7533 834 4 betragen und somit ein reiner Ueber- {uß von 6 598 301 A verbleibt. An dieser Ersparniß nimmt die Prämienzahlung von 8916 623 f Theil, auf welde somit eine Dividende von 74 9/% entfällt. Die Gesammtsumme der in Kraft Fes N A sih auf 3050638 700 MÆ, die

acch|chußverpflihtung der Versicherten auf 51 038 855 4, davon für 1881 38 212 801 M, für 1882 15 SSC 0D A !

Nürnberg, 18. März. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held). Auch im Laufe dieser Woche war die Lage des Hopfen- marktes durchaus * eine gedrückte. Für Rechnung des Exports wurden zwar im Ganzen ca. 500 Ballen dem Markte entnommen, jedoch geschah dies nur zu unverändert sehr niedrigen Preisen. Der Bedarf der Kundschaftshändler ist nah wie vor belanglos. Die Zu- fuhr erreichte die Größe des Umsates. Die Stimmung ist flau.

London, 18. März. (Allg. Corr.) Der Nettogewinn der Bank von England während des am 28. Februar abgelaufenen Halbjahres betrug 752 677 Pfd. Sterl., und die daraus zu zahlende Dividende wurde auf 54% für das Ha lbjahr festgestellt.

(W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 18. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von

Roheisen in den Stores belaufen sich auf 630200 Tons gegen 932 800 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 198 gegen 120 im vorigen Jahre. _St. Petersburg, 18. März. (W. T. B.) Zur Errichtung einer zweiten russischen Polarstation auf Nowaja- Semlja wurde der geographischen Gesellschaft vom Kaiser eine Subsidie von 20 000 Rubel gewährt. Als Chef der Station ist der Lieutenant Andrejeff in Aussicht genommen.

Verkehrs-Anstalten.

e o. B Ms y E D. Fe E Dampfer y n der ational - Dam iffs8- i (C. Messingsche Linie) ist hier Aa A E

Verlin, 20. März 1882.

Die deutschen Balneologen traten am Sonnabend im Saale des Norddeutschen Hofes hierselbst zu ihrem IV. Kongreß zu- sammen, dem wiederum der Reichstags8abgeordnete Sanitäts-Rath Dr. Thilenius präsfidirte Unter den circa 100 Theilnehmern waren auch Rußland, die Schweiz und Schweden vertreten, Die Verhand- lungen, die am Sonntag fortgesetzt wurden, bewegten \ih auf streng wissenschaftlihem Gebiete. Von allgemeinerem Interesse waren die Mittheilungen des Prof. Kronecker-Berlin, über die den Geweben des Körpers günstigen Flüssigkeiten. Dr. Nößel-Colberg berichtete sodann über die von Colberg unternommenen Schritte auf Abänderung des Berggeseßes.

Der evangelische Erziehungsverein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder hielt am Sonntag in der Jerusalemer Kirche sein diesjähriges Jahresfest ab. Der Bericht des Pastors Schwarz gedachte der Schwierigkeiten, die dem gesegnete Wirken des Vereins entgegenstehen. Der Verein hat auch ink verflossenen Jahre vor Allem versucht, die verwahrlosten Kinder, denen, sofern sie noch nicht bestraft sind, mit dem Zwangserziehungsgeseß nicht beizukommen ist, ul em uge in E jo e MMSIrigen, In dieser eise sorgt der Verein z. Z. über 39 Kinder, für die im Vorjahre 7500 M. an Pfleggeld gezahlt ist. ! E

Hr. Wilhelm Pfeiffer (Dessauerstr. Str. 18) führte in seiner zweiten, gestern veranstalteten Matinee Schüler verschiedener Lehr- stufen vor, deren Spiel sih durch große Sauberkeit und edlen Vor- trag auszeichnete, Wie diese Leistungen seine anerkannte Schule aufs Neue bekundeten, so fanden auch seine Gesangskompositionen wohl- verdienten Beifall.

St. Petersburg, 19, März. (W. T. B\,) eute Abend 9 Uhr brah im Theater „Winter-Livadia“ Se der Vor- stellung Feuer aus. Das Theater ist vollständig niedergebrannt, ein Verlust an Menschenleben jedoch nicht zu beklagen.

Im Wilhelm-Theater gelangte am gestrigen Sonntage die Salingré’she Posse „Gute Freunde“ zur Aufführung. Das A

*war troß des s{önen Wetters gut beseßt. Hr. Eduard Weiß, welcher

die Hauptrolle spielte, wurde bei seinem Auftreten stürmisch begrüßt und durch wiederholte Hervorrufe besonders ausgezeichnet. Ls

In der Lukas -Kirche wird Hr. Musikdirektor Otto Dienel morgen (Dienstag) Abend 7 Uhr ein Wohlthätigkeits-Concert veranstalten. Frau Professor Schulten- von Asten, Frl. Marie Schmidtlein, Hr. Jul. Sturm, Hr. Kammermus., Cellist Jacobowsky, Hr. Franz Tiebach und ein unter Leitung des Hrn. Dienel stehender feger 100 Sänger zählender Männerchor des hiesigen Kgl. Seminars ür Stadtschullehrer werden sih mit dem Concertgeber zur Ausfüh- rung eines reihen Programmes vereinigen. Billets zu 1 Æ sind zu haben bei Sulzbach, Taubenstr. 15, Dienel, Tempelhofer Ufer 30 und beim Küster Laube, Bernburgerstr. 5.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage). (3534)

Berlin:

Drammen, 18. März. Die direkte Schiffahrt ist wiede hergestellt, der „Drammensfjord“" eisfrei. O ! f

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußishen Siaals-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 20. März

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1882.

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Nichtamtliczes.

Preuße. Berlin, 20. März. Jm weiteren Ver- Taufe der vorgestrigen (37.) Sizung seßte das Haus der Abgeordneten die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den weiteren Erwerb von Privat- bahnen für den Staat, fort. Nah dem Abg, Dr. Ham- macher ergriff der Minister der öffentlihen Arbeiten May- bach das Wort:

Ich glaube für jeßt mi auf einige Bemerkungen beschränken zu dürfen in Beantwortung der Fragen, welche der Herr Vorredner an die Köntialiche Staatsregierung gerichtet hat.

Er fragt zunächst, ob es in der Absiht der Regierung liege, im Falle der Annahme des vorliegenden Gesetzentwurfs einen Nachtrags - Etat dem Hause vorzulegen. Diese Absicht besteht allerdings, und es ist das auch in der Budgetkommission, in welcher die Frage ebenfalls aufgeworfen wurde, {hon ausgesprochen worden. Wir werden ebenso verfahren müssen und verfahren fönnen, wie im Winter 1879/80, nachdem die erste große Vorlage über den Erwerb von Privatbahnen von den beiden Häusern des Landtages E R und durch LUÁllerhöchbste Sanktion zum Geseyze er-

oben war.

Die zweite Frage betraf die im Gange besindlichen oder noch projektirten oder in Ausficht genommenen Bauten bei den zu verstaat- lichenden Privatbahnen, wenn ih mich einmal dieses Ausdrucks be- dienen darf. Auch im vorliegenden Falle glaube ih mich ebenfo ausdrücken zu Ffönnen wie damals, als es si um bie erste Vorlage handelte. Wo die Vollendung bereits im Baue begriffener Bahnen in Betracht kommt und die Mittel dafür bewilligt sind und ausreichen, müssen wir selbstverständlih den Bau vollenden. Sofern es sich aber um Projekte handelt, für die keine Gelder vorhanden sind oder um Projekte, für welche eine rechtliche Nerpflichtung nicht vorliegt oder auch felbst um Projekte, welche überhaupt noch nicht in Angriff genommen sind, werden wir uns allerdings verpflichtet halten, dem Hause eine Vorlage zu unterbreiten.

Die dritte Frage betraf das Verhältniß, weles sich zur braun- \{chweigischen Regierung und zur braunschweigischen CEisenbahngesell- chaft entwickeln könnte. Ich kann bezüglich der leßteren erklären, daß eine Auflösung der braunschweigischen Eisenbahngesellschaft, deren Aktien wir allerdings nah der Annahme dieses Gesetes vollständig inne haben würden, abgesehen von den Aktien, welche den Mitglie- dern des Verwaltungsrathes der brauns{weigischen Eisenbahngesellschaft persönlich gehören, daß also eine Auflösung dieser Gesellscbaft nur stattfinden kann mit Zustimmung der braunschweigischen Regierung, und daß über biese Frage zur Zeit ein Beschluß noch nicht hat ge- faßt werden fkönnen. Daß die braunscchweigische Regierung dem Erwerb der Aktien, welhe im Besiy der Bergisch- Märkishen Bahn sind, zustimmt, is nicht zu bezweifeln nach den früheren Erörterungen, die mit der bezeichneten Regierung \tattgefunden haben. Auf die kürzlich dorthin gestellte Frage ist eine formelle Erklärung noch nicht hierhergelangt, indessen, wir haben gar feinen Grund anzunehmen, daß ein Widerspruch stattfinden werde, weil die Beporgniß, die früher von der braunschweigishen Regierung gehegt wurde, daß cine Ablenkung des Verkehrs stattfinden werde auf die Lehrter Route zum Nachtheil der braunshweigishen Bahnen gerade erst recht durch die gegenwärtige Vorlage zerstreut ist. Das Interesse der preußischen Staatseisenbahnverwaltung wird jeßt für beide Routen ein durchaus, au finanziell, gleihes. Es Uegt alfo das Bedenken, welches damals einzig und allein von der braun- \{weigishen Regierung erhoben-wurde und welches wir shon damals zerstreuen konnten, hier absolut nicht vor.

Die Frage, ob wir die Linie Brauns{weig-Hilde3heim zur Aus8- führung bringen würden, erledigt sih dadurh daß durch Staats- vertrag der Bau einer folchen Linie allerdings vorgeschen ist. Die Nusführung hat bis dahin niht erfolgen können, weil die braun- \weigische Eisenbahngesellschaft, welher die Ausführung auf braun- e T Terrain zufällt, niht die nöthigen Geldmittel dafür be-

aß. An fich halten wir aber die Ausführung dieser Linie für fehr erwünsht und haben sie auch. bisher in unser Programm aufgenommen, weil noch Geldmittel bei der Hannover-Altenbekener Bahn vorhanden sind, Wir würden indeß niht wohl an die Aus- führung gehen fönnen, ohne vorher die Zustimmung der Lande8ver- tretung zu gewinnen.

Was endlich den Antrag der Herren Hammacher und Stengel angeht, naÞh Nr. 122 der Drucksachen, so kann die Königliche Staats- regierung sh mit der Tendenz dieses Antrages einverstanden erklären. Die Rhein-Nahe-Bahn hat die Veranlassung zu R Antrag gegeben, und es ist nicht zu leugnen, daß eine gewisse Be- rechtigung ihm innewohnt. Die Frage aber, wie dem Zweck, der mit dem Untrage verfolgt wird, am besten zu entsprechen sein möchte, ist nicht einfa zu lösen. Neben den Bahnen, die der Hr. Abg. Dr: Hammather vorhin erwähnte, im Osten der Monarchie, haben wir auch noch Privatbahnen im W-sten, deren Siß zum Theil nicht im preußisben Gebiet liegt, welhe für die Landesvertheidigung viel- leiht von Wichtigkeit sind. Wir haben weiter preußishe Bahnen, deren Sih zwar in Preußen ist, deren Linien aber zum Theil außer- halb Mitg reo belegen sind. j

Fch bitte Sie, die Grenze entlang zu gehen, da werden Sie finden, daß z. B. die pfälzishe Ludwigsbahn, die hessisde Ludrsigs- bahn und des Weiteren die nordbrabant - belgische Bahn und noch verschiedene andere Gesellschaften, deren Siß im Aus-

land ist, Linien in Preußen besitzen, während andere Bahnen, wie die Rhein-Nahebahn, von der ein großer Theil auf oldenburgi- \{em Gebiet liegt, Strecken auf nihtpreußishem, aber deutshem Ge- biete ihr Eigen nennen. Auf dem Wege der Partikulargesetgebung wird fich also der Zweck nicht wohl erreichen lassen.

Die Frage ist von eminenter Wichtigkeit, wie ih anerkenne, und ih darf die Zusicherung geben, die Staatsregierung wird der Sache näher treten. Eine vollständige und korrekte Lösung möchte indeß nur auf dem Wege der Neichsgeseßzgebung zu erreichen sein, wenn dieselbe auch große Schwierigkeiten bietet. Inwieweit noch eine Mitwirkun der Landesgeseßzgebung, insofern der Staat die Kosten tragen soll, herbeizuführen sein möchte, wird dem weiteren Verlauf der Sache vorzubehalten sein. i G ;

Jch wiederhole also: ih bin mit dem Gedanken vollständig ein- verstanden und wir werden die Mittel und Wege erwägen, wie wir die Ausführung dieses Gedankens erzielen. Í

Der Abg. Büchtemann bemerkte, daß nun der Sturm im Glase Wasser vorüber und der Frieden zwischen der Staatsregie- rung und den Nationalliberalen wieder hergestellt sei, wie feine Partei vies vorausgesehen habe. Der Abg. Pr. Hammacher freue si, daß die finanziellen Garantien jeßt glücklih ge- funden seien und daß die Gefahr der hohen Belastung des Staates mit Eisenbahnshulden wesentlich abgeschwäht sei. Was sei denn aber geshehen? Der Reservefonds sei ge- fallen und was die Amortisation betreffe, so habe der Abg. Dr. Hammacher selbst bei der zweiten Be-

rathung gesagt, daß zu seinem großen Bedauern das

Recht als bedeutungslos charakterisirt. Gesichert sei in jedem Fall nur die Verstaatlihung, gegen die seine Partei auf jeder Etappe von Neuem Einspruch erhebe, weil sie, wie das Taba- monopol, dazu beitrage, die Krast des Einzelnen zu lähmen, und Preußen zur Konkurrenz auf dem Weltmarkt von Jahr zu Jahr unfähiger mache, während der jeßt vorhandene Ueber- schuß der Staatsbahnen zum größten Theil vershwinden würde, wenn man den Ansprüchen der Beamten nur einigermaßen gereht werden wollte. Wenn man gar dem Lande die versprochene Wohlthat billiger Tarife verschaffen sollte, so müßte sich der Uebershuß in ein großes Defizit verwandeln. Die kon- stitutionellen Rechte in Preußen seien einem durch den Besiß der Bahnen und das Tabackmonopol in seinen Finanzen unabhängig gewordenen Staat gegenüber niht zu wahren. Schon jeßt sei es der Budgetkommission unmöglih gewesen, volle Einsicht in die Staatseisenbahnwirthshast zu erhalten und sich in irgend welhes Detail der Einnahmen wie der Ausgaben einzulassen, so daß man nach neuen Formen für die Betheiligung des Parlaments an der Geseßgebung und i Kontrole an der Wirthschaft des Staates werde suchen müssen.

Die Gencraldiskussion wurde hierauf geschlossen und in der Spezialdiskussion §. 1, welcher die sechs Bahnen nament- li aufzählt, ohne Diskussion angenommen, ebenso die fol- genden 88. 2—9.

Hinter 8. 9 beantragte der Abg. Büchtemann folgenden 8. 9 a, einzuschalten :

„Aenderungen der normalen Einheits\säße, welche für den Ver- kehr von Personen, Gütern, Vieh und Fahrzeugen auf den cinzelnen für Rechnung des Staats verwalteten Eisenbahnen der BereWnung der Fahr- und Frachtpreise zu Grunde gelegt sind, werden jährlich im Staatshaushalt festgeseßt.“

Der Abg. von Eynern erklärte, die Absicht, eine Einwir- kung auf die Tarifänderung Seitens der Landesvertretung herbeizusühren, werde auch von seinen Freunden getheilt, diese Frage lasse si aber nicht bei Gelegenheit eines Spezialgeseßes erledigen. Seine Partei habe die Absicht, am Schlusse des Gesetzes über die Bezirks- und Landeseisenbahn-Räthe diese wichtige Frage generell zu regeln, und seinerseits seien auch chon derartige Anträge in der Eisenbahnkommission gestellt worden. Die Frage bedürfe einer weiteren eingehenden Be- rathung in der Kommission, der seine Partei nicht entgegen treten wolle. Er bitte deshalb, den Antrag abzulehnen. Jm Vebrigen freue es ihn, daß die Fortschrittspartei jeßt ihren ablehnenden Standpunkt gegenüber der Frage nah Feststel- lung der wirthschaftlihen Garantien aufgegeben habe. Daran wolle er die Fortschrittspartei jedoch erinnern, daß der Abg. Richter 1879 diesem Hause die Fähigkeit abgesprochen habe, bei Fixirung der Tarife mitzuwirken. Bei diesem widerspruhs- vollen Verhalten der Fortschrittspartei sollte dieselbe doch nicht fortgeseßt seiner (des Redners) Partei, die ihren Standpunkt nicht geändert habe, mit derartigen kleinen Sticheleien kommen ! Er für seine Person freue sih der Mitwirkung der Fortschritts- partei in dieser schwierigen Frage.

Der Abg. Büchtemann befürwortete seinen Antrag. Er fürhte, daß das vom Vorredner erwähnte Geseh nicht zu Stande kommen werde; es liege ihm nicht daran, weitere Schwierigkeiten hier zu erheben, als na seiner Ansicht das Interesse des Landes erfordere und deshalb habe er sich auf diesen Antrag beschränkt, welher nach seiner An- sicht das Wenigste aussprehe, was der Landtag der Verstaatlihung gegenüber fordern könne. Möge der An- trag heute abgelehnt werden, auf die Dauer sei es unmög- lich, denselben zu überschen. Das Haus müsse sih den Ein- fluß auf das Tarifwesen sichern im Jnteresse des Landes und wenn dadur auch in die Verwaltung des Staats eingegriffen werde, so würde man einen shweren politischen Fehler machen, wenn man niht Maßregeln gegenüber, welhe im Stande seien, die finanzielle Lage des Staats zu contrecarriren, Den Versuch machen würde, den erforderlichen Einfluß zu erringen.

Der Abg. von Wedell-Malchow erklärte, über das Gesetz, betreffend den Landes-Eisenbahnrath, scheine der Abg. Büchtemann \chlecht informirt zu sein. Es sei zwar durch eine ganz zufällige Zusammensezung der Kom- mission mit 7 gegen 7 Stimmen zuerst abgelehnt worden, habe aber jeßt bedeutend an Freunden ge- wonnen und werde voraussihtlich durchgehen. Er sei aus zwei Gründen gegen den Antrag Büchte- mann: formell, weil derselbe erst jeßt “in dritter Lesung nach so eingehenden Kommissionsberathungen in leßter Stunde an das Haus gelangt sei, materiell, weil in der Kom- mission anerkannt sei, daß man sich gegen Mißbräuche der Exckutivmittel der Regierung {hüten müsse und die Kom- mission sich gleichsam ex professo fortlaufend mit dieser Frage beschäftigen werde. Er persönlih sei für Kautelen, die vor allgemeinen prozentualen Erhöhungen, wie die im «Fahre 1874 \hüßten ; andernfalls fürchte er eine Schädigung der Jndustrie und der Landwirt E, Das Tarifshema und die Erledi- gung der technischen Fragen müsse man der Exekutive der Regierung überlassen. i :

Der Regierungskommissar, Geheime Regierungs-Rath Fleck entgegnete, bereits bei dem ‘ersten Verstaatlihungsgeseß sei in einer Resolution festgeseßt worden, daß alljährlich eine Uebersicht der Tarifänderungen dem Hause zur Kenntniß- nahme vorgelegt werden solle. Hiermit sei genügende Ge- legenheit zur Kritik und Kontrole gegeben, und die Erfah- rungen der legten Jahre zwängen nicht, von diesem Wege ab- zugehen. Wolle das Haus die Tarifsäße mitbestimmen, so müsse es auch die Tarisklassen bestimmen, ein Erfolg seiner Mitwirkung sei sonst nicht ersichtlich. Damit würde es aber in rein technishe Dinge eingreifen, die von der Staatsregierung unter Mitwirkung des Reichs nur geregelt werden könnten. Zudem würden fih die Verhand- lungen über Tarifänderungen sehr in die Länge ziehen und auf eine beslimmte Zeit beshränkt sein, zum Schaden des Verkehrs. Wenn es richtig sei, daß Tarifänderungen au Aenderungen im Staatshaushalt bedingten, so werde es do nöthig seien, die Frage dur ein besonderes Geseh zu regeln und

Schwierigkeiten bei der Verstaatlihung, die immer wieder be- tont würden, existirten nur bei Denjenigen, die sie machten und behaupteten.

Hierauf ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach das Wort: Nur wenige Worte, meine Herren! CENA Fch kann den Antrag, wie er vorliegt, nur kurzweg für die Staatsregierung als unannehmbar bezeichnen. Der Antrag greift ein in das Verkehrsleben- in einer Weise, wie es dem Wohl des Landes nach der Auffassung der Staatsregierung nur nachtheilig sein würde. Die ganze Maßregel, welche wir jeßt Ihrer Zustimmung unterbreiten, und für deren ersten Theil wir früher ihre Zustimmung erlangt haben, ist von dem Gedanken getragen, damit das Wohl des Landes, die Entwickelung desselben zu fördern. Wollen Sie der Staatsregierung eine Fefsel anlegen, die in diesem Fall, wie mir scheint, nicht ein- mal fkonstitutionell ist, weil die Rechte des anderen Hauses dadur bei Seite gesetzt werden, so werden Sie erreichen, daß das Staats- eisenbahnsystem in Preußen diskreditirt wird und zum Schaden des Landes gereicht, während wir das Gegentheil wollen. Meine Herren! Ih kann noch hinweisen auf das, was auch mein Herr Kommissarius {hon gesagt hat, daß wir nicht vollständig Herren auf diesem Gebiet, sondern abhängig find von den Beschlüssen und Einflüssen des Reichs. Die entgegenstchenden technischen Schwierigkeiten übergehe ih, nur einen Punkt möchte ih hervor- heben, er ist auch hon von dem Hrn. Abg. von Wedell und, wenn ih nicht irre, auch von dem Hrn. Abg. von Eynern gestreift. Es zieht sich und das habe ich \chon vor zwei Jahren bemerkt dur alle die Debatten über diesen Gegenstand wie ein rother Faden die Befürchtung hindur, daß einmal wieder wie im Jahre 1874 eine prozentuale Tariferhöhung eintreten könne, damals bekanntlich von 30% —, welche den Verkehr sehr \chwer schädigen könnte Diese prozentuale Tariferhöhung, wie sie entstanden ist, von wem und wie sie angeregt ist, welche Hindernisse sie anfangs gefunden hat ih will das jeßt nicht wieder erwähnen, meine Herren, wir haben damals ausführliw darüber gesprochen, die Staatsregierung ist es nit gewesen, welche die Initiative dazu ergriffen hat. Ich behaupte aub noch heute: ih beklage diese Tariferhöhung; ich be- haupte, daß sie dem Lande nicht zum Nuyen gereicht hat. Die Speku- lation hat für die Aktien und die Dividenden davon nur Vortheil gezogen. Einen folchen Zustand wünschen auch wir nicht wieder zu erleben, und zu dem Ende erstreben wir die Durch- führung des Staatsbahnsystems. Sie fragen, wie aber ist dem vorzubeugen, daß in Zukunft nicht ähnliche Dinge vorkommen ? Meine Herren, daß ih, so lange ih die Ehre habe, dieses Amt zu verwalten, niht dazu mitwirken möchte, das habe ih früher schon erklärt. Nun ist das allerdings, wie ih dem Hrn. Abg. Büchtemann zugeben will, keine Garantie, er hat mich ja wiederholt an das mint- stericlle memento mori erinnert. / Allein, meine Herren, ich bitte etwas anderes zu berück- sichtigen. Ich habe erwähnt, der Gedanke, von dem die ganze Politik getragen wird, ist die Förderung der Wohlfahrt des Landes. Wie kann da die Regierung wohl dazu übergehen, den gefährlichen Schritt zu thun, ohne Zustimmung der Landesvertretung oder der Reichs- vertretung wer auch dazu berufen sein mag solhe Erhöhuns- gen vorzunehmen, die den Verkehr aufs Alleräußerfte sbädigen wür- ibe f rid sagt denn der Art. 45 der Reichsverfassung? Der=« elbe sagt: Dem Reiche steht die Kontrole über das Tarifwesen zu. Das selbe wird namentlich dahin wirken, daß die möglichste Gleich- mnäßigkeit und Herabsetzung der Tarife erzielt, insbesondere, daß bei A Entfernungen für bestimmte wichtige Artikel zunächst thun=- list der Ein-Pfennigtarif eingeführt werde. |

Ja, meine Herren, diese Bestimmung war der Grund, weshalb man damals auch in Preußen glaubte, nicht jelbständig vorgehen zu dürfen, sondern die Zustimmung des Reiches erbitten zu müssen, die bekanntlich nur unter Bedingungen gegeben wurde, welche später nicht ganz erfüllt wurden und die Mahnung zur Folge hatten, abzulassen von dieser Er- böhung der Tarife, eine Mahnung, die ich, so lange ih im Amte bin, mir zu Herzen genommen habe. Soll auf diesem Gebiete etwas ge- schehen, foll i will es so nennen—fiskalischer Begehrlichkeit ein Riegel vorges(oben werden, so wird, so weit ich die Sache augenblicklic übersehe, das Richtigste sein, im Wege der Reich8geseßgebung vor- zugehen, da das Reich Ein Wirthschaftsgebiet bildet. Indessen ih will davon abbrechen. /

Ich kann also nur sagen, die Tendenz des Ansprus, solche Tariferhöhungen möglichst fern zu halten, die das wirthsaftliche Leben bedrüdcken, diese Tendenz billige ih volllommen und wenn wir dafür eine geeignete Form finden, wir werden ja darüber nach- denken, so wird es uns nicht abschrecken, daß wir uns in dieser Beziehung die Hände binden. |

Meine Herren! Jch bitte Sie, lehnen Sie den Antrag ab. Gehen Sie au weiter von dem Vertrauen aus, daß die Staats- regierung bei dieser Vorlage, die sie Ihnen jeßt gemacht hat, wie bei den früheren, das Wohl des Landes im Auge hat und daß, wenn wir eingreifende Tariferhöhungen einseitig anstreben wollten, wir das Gegentheil herbeiführen würden, von dem, was wir bezwed@en.

Der Abg. Büchtemann erklärte, der Minister befinde sih- mit sich selber in Widerspru, wenn derselbe einerseits durh die Mitwirkung des Landtages das Staatsbahnwesen dis- freditirt werden lasse, andererseits demselben doh das Wort rede. Daß dure die zeitlihe Ueberzeugung des Ministers alle Tariferhöhungen für die Zukunft ausgeschlossen seien, lönne er nit gelten lassen. Werde der Minister si auf die Dauer widerseßen, wenn der Reichskanzler im Jnteresse der allgemeinen Lage eine Erhöhung für wünschenswerth alte ? Das Vorliegen technischer Schwierigkeilen in Bezug au die Normaltransportgebühren müsse er bestreiten. i

Der Abg. Frhr. von Huene bemerkte, {hon früher habe das Centrum eine Feststellung des Tarifs unter Zustimmung der Landesvertretung angeregt: ein Prinzipalantrag habe eine generelle Feststellung des Tarifs unter Mitwirkung der Lan= desvertretung gefordert; ein Unterantrag habe mindestens die Er- höhung der Tarife der Zustimmung der Landesvertretung unter- werfen wollen. Es habe nun nahegelegen, daß das Centrum auc für diesen Antrag stimmen würde. Damals aber seien die Anträge an der richtigen Stelle, nämli bei einer ge- nerellen Regelung der ganzen Frage gestellt, während hier ein Antrag zu einem Spezialgeseß gestelit worden sei, Außer- dem sei es fraglich, ob der Antrag richtig gefaßt sei. Es sei niht Sache der Gesetzgebung, derart in alle Einzelheiten des Tarifs einzugehen, sondern sie habe nur dafür zu sorgen, daß nicht aus dem Verstaatlihungssystem, welches gegen den Wunsch des Centrums eingeführt sei, schwere Gefahren herbei- geführt würden, wenn einmal an Stelle des Ministers May- bach ein Minister komme, der für die wirthschaftlichen Interessen des Landes kein Verständniß habe. Alle noch fo sympathischen Erklärungen des Ministers könnten dem Lande eine Garantie

Gese die Bedeutung eincs Staatsschuldentilgungsgeseßes niht habe und habe derselbe die gebotenen Garantien mit großem

so auch dem anderen Faktor der Landesvertretung, dem Herren- hause, Gelegenheit zu geben, seine Meinung zu äußern. Die

niht geben. Welche Haltung seine Freunde angesichts jener

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