1882 / 72 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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na aa D a A E S T I Es R 2 C O4 L Lt ch É aAs A A, fle Dirt T

der I)., die Kaiserinnen Anna und Katharina II.) und einzelner hervorragender Männer (Suwaroff, u. A.), Ruß- lands verschiedene Kriege (in den Jahren 1812, 1814 und 1815, namentlich die mehrfacen Kriege mit der Türkei und mit Schweden), sowie die anderweitigen Verhältnisse Rußlands (Religion, Rechtswesen, Finanzwesen, Industrie, Handel, Münzwesen, Sprache, Schulwesen u. \. w.), theils die Gesbichte und Verbältnisse der ver- schiedenen russishen Provinzen, Landschaften und Städte (Polens, Esthlands, Lievlands, Curlands, Finnlands, der Städte St. Peters- burg, Moskau, Dorpat, Reval, Mietau). Namentlich beziehen ih viele Schriften auf Polen und seine Geschichte, insbesondere auf dessen Theilung. Außerdem enthalten ziemlich viele der aufgeführten Schriften Beschreibungen von Reisen in Rußland. Die Mehrzahl der Schriften datirt zwar erst aus dem 19. Jahrhundert, doch gehören manche dem 18., 17., 16. und 15. Jahrhundert an. Die Sprachen, in denen die- Var verfaßt sind, sind die französische, englische, deutsche, dänische, chwedische.. polnische, italieniscbe und spanishe. Unter den zusammen- gestellten Schriften befinden sich interessante und wichtige Werke; mehrere derselben sind selten und im Buchhandel nicht mehr vorhan- den. Der „Antiquarische Anzeiger“ bringt in 314 Nrn. „Miscellanea“, d. i. cin Verzeichniß von Schriften der verschiedensten Art und aus den verschiedensten Zweigen der Wissenschaften, in deutscher, französischer, englischer, italienisher und dänisher Sprache. Auch in diesem Kataloge fehlt es niht an wichtigen und zum Theil seltenen Werken. :

Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg von H. Cramer, Geh. Bergrath und Ober-Bergrath in Halle a. S. 6. Heft. Die Kreise Shwiebus- Züllichau und Krossen. Halle a. S., Verl. d. Buchhandlg. d.

aisenh. 1882. Nachdem der Verfas. 1878 u. 1880 im vorher- gehenden 5. Hefte eingehend über den Bergbau und die Geschichte desselben in der Niederlausiß gehandelt, liefert er im 6. Hefte, das soeben erschienen, interessante, zum Theil noch unbekannte, werth- volle Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in den Kreisen Schwiebus - Züllihau und Krossen. Der Bergbau im Kreise Schwiebus-Züllihau und der Bergbau im Kreise Krossen werden in 2 von einander gesonderten Abtheilungen von seinem Beginn an bis zum Jahre 1880 erörtert. Der Bergbau im heutigen Kreise Schwiebus- Züllichau hat es nur mit Braunkohlen und mit Eisenerzen zu thun. Der wirkliche Braunkohlenbergbau in der Umgegend von Schwiebus und Liebenau begann erst im Jahre 1842. Die Eisenerze wurden nur in sehr beschränktem Maße zu Metall vers{molzen. Außerdem finden sich im genanuten Kreije alte Hüttenstätten, auf denen in früherer Zeit metallishes Kupfer verarbeitet wurde. Viel früher begann im Kreise Krossen der Bergbau. Der Verf. giebt zunächst eine geschichtliche Uebersicht über den Bergwerksbetrieb des Kreises überhaupt, nament- lih zur Zeit Friedrichs d. Gr., und handelt sodann über die einzelnen Hüttenwerke des Kreises insbesondere sowie über die beiden Glas3- hütten, über die Mineralquelle im Kreise, die Münzftätte in Krossen, die Alaunerze und den Braunkohlenbetrieb im Krofsener Kreise. Beiden Abtheilungen der Schrift sind Zeittafeln und ein Sachregister

beigefügt. Gewerbe und Handel.

Nah einer Veröffentlihung in der italienishen „Gazzetta Ufficiale* vom 15. März d. I. soll von den Militär-Kommissariats- Direktionen der Divisionen zu Turin und Neapel die Lieferung von Militärtuchen, Leinen- und Baumwollengeweben im Submissions8wege vergeben werden, und zwar:

1) von der Direktion zu Neapel unter Anderem:

zwei Posten blaues Militärtuh, von 1,30 m Breite, im Werthe von 360 000 und von 210000 Lire; N

ein Posten graues Militärtuh von 1,30 m Breite, im Werthe von 212 500 Lire;

ein Posten blaues Militärtuh, von 1,40 m Breite, im Werthe von 96 000 Lirez

ein Posten Leinwand, von 0,74 m Breite, im Werthe von 330 000 Lire;

cin Posten Baumwollenstof zu Hemden, von 0,74 m Breite, im Werthe von 122 500 Lire;

verschiedene Posten farbige Tuche zu Aufs{lägen, Baummollen- und Leinengewebe zu Unterfutter, Zelten, Leibwäsche u. dergl.

2) Von der Direktion zu Turin unter Anderem:

zwet Posten blaues Militärtuh von 1,30 m Breite, im Werthe von 360 000 und von 262 500 Lire;

ein Posten graues Militärtuch von 1,30 m Breite, im Werthe von 297 500 Lire: :

ein Posten blaues Militärtuch, von 1,40 m Breite, im Werthe von 120 000 Lire;

ein Posten Leinwand von 0,74 m Breite, im Werthe von 330 000 Lire;

ein Posten Baumwollensto|f zu Hemden von 0,74 m Breite, im Werthe von 175 000 Lire;

ein Posten grauer baumwollener Futterstoff, von 0,62 m Breite, im Werthe von 120 000 Lire;

verschiedene Posten farbige Tuche zu Aufshlägen, Baumwollen- und Leinengewebe zu Zelten, Leibwäsche u. dergl.

Die Submission findet am 30. März d. I. um 1 Uhr Nach- mittags in den Direktionen der Militärkommissariate zu Turin bezw. zu Neapel statt. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle zu erfahren.

In der Generalversammlung des \ch{Glesis{chen Bank- vereins wurde Bericht erstattet über die von dem Verwaltungsrath vorgenommene Prüfung der Bilanz und die erfolgte Decargirung der Geschäftsinhaber. Die zur Vertheilung gelangende Dividende be- trägt 6 9/0.

Die Deutsche Hypothekenbank in Meiningen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 449 278 M. er- zielt. Hiervon gehen ab: 49/a Zinsen auf die Aktien mit 384115 Bon dem Rest von 65 162 # gehen nah Art. 64 der Statuten ab: 15 9/6 für den Reservefonds mit 9774 4, 109% Tantième für die Mitglieder des Verwaltungsrathes und der Direktion mit 6516 4, in Summa 16290 #, so daß 48 872 A. verbleiben; hierzu kommt der Vortrag aus dem Jahre 1880 mit 1274 4, \o daß der Betrag von 50 146 (4 zur Vertheilung einer Superdividende übrig bleibt. Der Verwaltungsrath an hiernach, daß auf jede Aktie eine Super- dividende von 2% gezahlt und der verbleibende Rest von 2146 auf Dividendenkonto 1882 übertragen werde. Aus dem Bericht der Verwaltung heben wir hervor, daß auch für 1881 eine günstige Fort- entwickelung der Gesammtlage des Instituts zu korstatiren ift. Die Bank hat bei Begebung der im Jahre 1881 in mehreren Raten an ein Konsortium verkauften 3500000 s 4°/ciger Pfandbriefe einen successiv steigenden Cours erzielt und zu Beginn des laufenden ahres weitere 1500000 A zu günstigem Course begeben. Der Gesammtbetrag der gegen hypothekarishe Sicher- heit ausgegebenen Darlehen belief \fch am Schlusse des Jahres 1881 auf 54 523 260 4, erhöhte sh also gegen das Vorjahr um 4708 668 46 Die am 31. Dezember 1881 in Cirkulation be- findlihen Pfandbriefe repräsentirten die Summe von 48 373 325 (+ 3045 860 M). Die bei der Bank 1881 eingegangenen Darlehns- anträge belinlen 1h auf 22 805 760 H, bewilligt wurden 452 Dar- lehen in Höhe von 9 6122509 # Die Zahl der Subhastationen, bei welchen die Bank betheiligt war, betrug 122 gegen 126 des Vor-

jahres. Die Bank war in 17 Fällen genöthigt, die ihr neen

Grundstücke selbst zu erstehen und hat davon 9 wieder verkauft. Von den am Schlusse des Jahres 1880 unverkauft gebliebenen 38 Ob- jekten sind im Lause des vorigen Jahres 10 iti worden, so daß die Bank Ende 1881 noch 28 D) demnach belief sih die Gesammt- zahl der in ihrem Besiße befindlih gewesenen Immobilien auf 36. Die Bilanz der österreichi schen Länderbank pro 1881 weist unter den Aktiven auf: Baärbestände 1200998, Wesel 8 887 152, Effckten 10 472 963, Konsortial-Geschäftsantheile 11 187 225, Effektenvorshüsse 20 461 878, Debitoren 29219 778, Inventar 75 656 FI.; unter den Passiven: Aktienkapital 46 825 000, Goldagio- Reserve 250000, außerordentlihe Reservefonds 7 023 750, Tratten 6932 281, Kreditoren 18 157 027, Reserve füg dubiose

Forderungen 102549, Gewinnsaldo 2215044 Fl. Das

ewinn- und Verlustkonto weist nach an Aktiven: Zinsen- gewinn 1937265, Bankgeswäft 184604, Waarengeschäft 23078, Syndikatsgeschäfte 68310 dh: Unter den Passiven nebst Gehalten, Spesen, Steuern und Abschreibungen wird ein Effekten- verluft von 68 208 Fl. aufgeführt; den Effektenbestand bilden Renten (etwa 44 Millionen), Grundentlastungen, Prioritäten, Bahnpapiere und gute Industriepapiere. Unter den Debitoren Pas mit dem gleichen Betrage Kreditoren 8 274031, durch Effekten bedeckt 11 021 522 Fl. Die Gffeïten find zum Courswerthe vom 6. März in die Bilanz ein- gestellt, der Effektenbestand hat sich seit dem 31. Dezember auf etwas unter 9 Millionen vermindert. E

London, 23. März. (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert.

Paris, 23. März. (W. T B.) Die Bank von Frank- reich hat den Diskont auf 32 °/o berabgeseßt.

Verkehrs-Anstalten.

(Centralblatt der Bauverwaltung) Bereits seit dem Jahre 1876 find an der Nordseeküste auf Veranlafsung der preußischen Re- gierung Versuche angestellt worden, um eine Verbindung der an besonders gefährdeten Stellen in der Nähe der Küste liegenden Leuhtschiffe mit dem Festlande und den Lootsen- stationen mittels Brieftauben zu erreichen. Die dur eine solche Verbindung ermöglichte Vermittelung von Nachrichten bei stürmischer See zwischen den Leuchtschiffen und dem Lande ist nicht nur für die weit draußen vor Anker liegenden Leuchtschifffe in Gefahr- fällen von großer Bedeutung, sondern hat einen noch größeren Werth für die von See einfahrenden Schiffe, wenn diese in der_gefähr- lihen Nähe der Küste Havarie leiden oder bei Stürmen auf Grund gerathen, da ihnen bei rechtzeitiger Benachrich- tigung vom ‘Lande: aus, sei es durch die an den Hafen- plâten bereit liegenden Bugsirdampfer, sei es durch Rettungsboote B gebracht werden kann. Man ließ sih deshalb bei der großen

ichtigkeit dieser Frage für die Sicherheit der Küstenschiffahrt durch die anfänglichen Mißerfolge niht abschrecken, die zunächst an der \chle8wigschen Westküste bei Tönning an der Mündung der Eider angestellten Versuche jahrelang fortzuseßen, und infolge dieser Aus- dauer ist man nunmehr zu einem Abschluß derselben gelangt, welcher als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden darf und nicht minder den mit der Aufgabe betrauten Beamten als dem Unternehmer, einem Taubenliebhaber in Tönning, zu danken ist, Namentlih im wver- flossenen Jahre während der außergewöhnlich starken Herkbst- stürme hat #sch die Einrichtung an der CEidermündung aufs glänzendste bewährt. Es sind hier auf zwci draußen liegenden Leuchtschiffen, dem Seemeilen von Lönning entfernten „äußeren Feuershif“ und der zwischen diesem und dem Lande ankernden „Eidergaliote" Taubenpoststationen eingerichtet, durch welcbe Nachrichten, die für die Schiffahrt, für das Lootsen- wesen 2c. wichtig sind, mittels Taubendepeschen nach Tönning beföôr- dert werden. Abgesehen von einer Anzahl von Mittheilungen, die sich auf einlaufende Schiffe bezogen und nicht nur von Wichtigkeit für die Lootsenstation waren, sondern in einigen gal auhch für Bee als Spediteure u. dergl., welche hierdurch über Art und

ustand der ankommenden Schiffsladung frühzeitig unterrichtet wur- den und ihre geschäftlihen Maßregeln treffen konnten, waren es namentlich mehrere Unfälle im lebten Herbst, bei denen die Einrich- tung fih ganz besonders zweckmäßig und werthvoll erwiesen hat.

Berlin, 24. März 1882,

Das Märzheft von „Petermanns Mittheilungen“ (Gotha, Verlag von Justus Perthes) bringt einen Auszug aus dem Bericht des Kapitäns Galllieni, Chefs der französishen Expedition vom Senegal nach dem oberen Niger (1880—81). Dieselbe wurde auf dem Wege zum König Ahmadu von Segu durch die Bambara überfallen, dezimirt, alles Gepäds beraubt und mußte, nachdem sie das Ostufer des Niger erreicht hatte, dort 10 Monate auf die Er- laubniß zur Rückkehr warten, kehrte aber troßdem mit einem Ver- trage zurück, in welchem Ahmadu den oberen Niger unter den Schuß Frankreichs stellte. Die frauzösishe Regierung aber ließ in Folge dessen hon vor der Rückkehr Gallieni's zu Kita, auf dem Wege vom Senegal zum Niger, ein Fort errichten, \{bickte Truppenkörper ins Innere, {iebt die Eisenbahnstränge in gleicher Richtung vor und ließ jüngst durch ein Mitglied der Gallieni’shen Expedition, den Dr. Bayol, ähnliche Verträge mit den Häuptern von Futa Djallon abschließen. Von allen Völkern, die sih an der Erschließung Afrikas in so leb- haftem Wetteifer betheiligen, gehen sonach in der Gegenwart nur die Franzosen erobernd vor. „Frankreich erweitert seine Gebiete in Afrika in bedeutendem Umfang und mit großem Erfolg. Wie es von Alge- rien aus dem benachbarten Tunis sein Protektorat aufzwang, troß der nominellen Oberhoheit der Türkei, wie es am Ogowe und Congo sich festsetzt, so dringt es vom Senegal aus energisch nach den Niger- ländern vor, und wenn die gegenwärtigen Bestrebungen von einigem Bestand sind, so wird es ohne Zweifel binnen wenigen Jahren Herr von einem beträchtlichen Theil des Sudan sein.“ Ferner finden wir in dem März-Heft die Beschreibung einer Sommerreise durch den mittleren gebirgigen Theil der Hauptinsel von Japan im Jahre 1879 nebst großer Itinerarskizze, von E. Knippingz eine Kritik der (wie setne Ortsbestimmungen) ziemlich oberflählihen thermobarometrischen Beobachtungen des gefeierten amerikanischen Reisenden Stanley, von Professor Dr. K, Zöppritz, und die geographische Nekrologie des

ahres 1881. Die leßtere verzeichnet, alphabetisch geordnet, die Namen : Almeida, Anderson, Arendts, Bionne, Bird, Bonnat, Boué, Bruhns, Chodzko, Comboni, Cortambert, Delesse, Dufour, Eyre, Flatters, Mac de Langle, Gessi, Giulietti, Gosse, Gould, Hayes,- Hilde- randt, Holland, Joanne, Kornerup, Krapf, Krefft, Krusenstern, Leu, Lewis, Litta, Seen Mallet, Mariette, Matteucci, Mc Call, Gräfin von Nostiß-Rieneck, Patterson, Piaggia, Popelin, Purdy, Ricci, Roncière-le-Noury, Stahl, Weypreht, Wilson, sowie als Nachtrag aus dem Jahre 1880: Brunn, Law, Phipfon-Wybrants. In einem weiteren Artikel legt Herm. Berghaus einige Gesichtspunkte dar, welche bei der Neubearbeitung von Stielers Schul-Atlas leitend waren. Der Monatsbericht verzeiWnet niht weniger als drei neue geographische Gesellschaften, welche im Januar d. F. in Deutschland entstanden sind, nämlich die Geographisbe Gesellshaft zu Jena, welche sich aus der dortigen Sektion des \sächsish-thüringishen Ver- eins für Erdkunde in Halle als selbständige Gesellschaft mit ca. 100 Mitgliedern konstituirt hat; die auf Anregung des Prof. Dr. Zöppriß in Königsberg gebildete Königsberger Geo- graphishe Gesellschaft (von 220 Mitgliedern) und die Geo- gräphishe Gesellshaft in Lübeck (von 29 Mitgliedern), Die beunruhigenden Gerüchte über das Schicksal des Afrikareisenden Dr, Junker sind durch einen Brief Giegler-Pashas aus Chartum, vom 23. Januar zerstreut worden. Es verlautete, er sei ausgeplündert und in Gefangenschaft gerathen oder gar getödtet worden. In jenem Briefe aber heißt es: es lasse sih mit Bestimmtheit annehmen, daß Junker am Leben und frei sei und sich wohl befinde. Wie es scheint, ist es dem Reisenden gelungen, den Uelle ein beträhtlihes Stück weiter abwärts zu verfolgen und neue Gebiete unserer Kenntniß zu erschließen. Bezüglich der Reise Schütts hat Dr... W. Erman nachträglich durch Aussagen seines Begleiters P. Gierow und durch Einsicht in die Tagebücher erkannt, daß mehrere Abschnitte der Routen desselben fin- girt sind, so niht nur der Abschnitt von den Quanza-Fällen bis zur Mündung des Loando, sondern namentlich der von Nambanza, dem wahren Endpunkt der Reise, nach Norden hin bis zum Mai, welchen Häuptling Schütt gar nicht besucht hat. Ueber den Verlauf der vielbe[prodenen Expedition der „Jeannette“ ist noch immer kein einziger zusammenhängender Bericht der geretteten Offiziere zur Veröffentlichung gekommen. Nur Andeutungen, nament- li aus den Depeschen des Lieutenants Dannenhauer lassen jeßt einigermaßen erkennen, wie und wo die „Jeannette* die beiden Jahre verbrahte, Wie diese melden, hatte das bekanntlich auf Kosten des Besitzers des „New-York Herald“, J. G. Bennett in Paris zur

Aufsuchung der „Vega“ ausgesandte Schiff im Jahre 1879 na ei

Besuch der Koliutsbin-Bai und der Ueberwinterungsstelle gs Hinene seinen Kurs nach Norden genommen, war aber bereits am 6. Sey- tember in der Nähe des Wrangellandes, wo es au zuleßt, am 2 und 3. September gesehen worden ist, vom Eise eingeschlossen worden. Beide Winter und den dazwischen liegenden Sommer hindur, 21 Monate lang, trieb es mit den Cismafsen umher. Gerade am 1. Jas nuar 1880 entstand am Schiffsbug ein Leck, so daß man 18 Monate [lang die Pumpen brauen mußte, indessen leistete das Schiff im Ganzen den Eispressungen guten Widerstand Die Mannschaft litt bei sehr ergiebiger Jagd (30 Bâren. 250 Scehunde, 6 Wallrosse) keinen Mangel und ließ fi die Anstellung wissenschaftliher Beobacbtungen angelegen sein Das witigste Ergebniß der Expedition war die Entdeckung von drei Inseln im Nordosten der neusibirishen Inselgruppe und so nahe der leßteren, baß man sie füglich dazu rechnen darf. Dieselben haben die Namen Jeannette, Henrietta und Bennett erhalten. Nachdem das Schiff am 12. Juni 1881 zu Grunde gegangen war, bewerkstelligte die Mannschaft nun ihren Rückzug über das Eis nah den neusibiri- {en Inseln. Dabei aber mate sie in der ersten Woche dieselbe Erfahrung wie eins Parry im Norden von Sibirien, nur im umgekehrten Sinne. Während nämlich Parry nord- wärts strebte, trieb das Eis unter ‘ihm nach Süden, und in gleiher Weise trieb die Mannschaft der „Jeannette“ mit dem Eise 27 Miles weiter zurück, als sie vorwärts marschirte. An das offene Meer kam sie erft bei der Semenow-Insel, die halb- wegs zwischen der großen Kotenoi-Insel und dem Kap Barkin liegt. Kaum aber hatten sie am 12. September diese Insel verlassen, um dem genannten Kap zuzusteuern, als heftige Stürme aus Nordost die Boote von einander trennten. Das erste unter de Longs Führung verlor Maft und Segel, gelangte aber gleih dem dritten an die sibirishe Küste, wogegen das zweite unter Lieutenant Chipp seitdem verschollen und wahrscheinlich zu Grunde gegangen ist. Dannenhauer, Melville und die Mannschaft des dritten Bootes baben wie {on gemeldet, den Ort Bulun an der Lena erreiht. De Long mußte sein Boot des seihten Wassers wegen 2 Miles von der Nord- Tüste des Lena-Deltas verlassen und watend das Land zu érreichen suchen. Dies geschah am 17. September bei dem verlassenen Dorfe

Sagastyr. Landeinroârts ziehend, kam er dann am 23. September

zu einer Hütte und hinterließ hier die später aufgefundene briefliche Nachricht, daß er am anderen Tage nah der Westseite des Laie überseßen werde, um eine Ansiedelung aufzusuchen; seine Abtheilung sei nur auf 2 Tage mit Lebensmitteln versehen. Später wurden noch drei andere Nachrichten eingegraben gefunden: Einem von der Mann- haft waren die Zehen erfroren, so daß ihm dieselben amputirt wer- den mußten. Derselbe erlag jedoch seinen Leiden. Zwei Andere, welche 15 Tagereisen gegen Süden vorausges{chickt worden waren, wurden halb verhungert aufgefunden. Auf diese Nachricht hin, wélche am 29, Ok- tober nah Bulun gelangte, begannen die Nachforshungen in den Wildnissen am Westufer der Lena. Aber leider verweigerten die Eingeborenen bald ihre fernere Mithülfe, so c man um- kehren mußte. Gegenwärtig werden nun große Anstrengungen gemacht, um de Long und seine Gefährten aufzusuben. Wäh- rend Dannenhauer, der vollständig erblindet war und erst später auf dem cinen Auge die Sehkraft wieder erhielt, dem Befehle des Staatssekretärs Hunt folgend, mit 9 Jnvaliden die Heimreise antrat und zu Anfang Februar in Irkutsk war, begab sih Meslville, begleitet von zwei Matrosen und dem Polizeichef von Werchojansk, von Jakutsk nach der unteren Lena und organisirte dort drei Aufsuchungsabthei- Ilungen, welche mit Proviant und Geld bis zum 1. Juli versehen sind. Man hoffte, daß alle drei Abtheilungen zu Anfang März die Gegend erreicht haben würden, wo man de Long vermuthet. Auch der an der unteren Lena \sich aufhaltende Graf Ahlefeldt-Leeuwingen widmet si dem Rettungswerk mit Eifer, und nicht weniger beftreben sich J. G. Ben- nett und das amerikanishe Marine-Ministerium in derselben Richtung. Beobachtungen über die Thierwanderung, welhe fch seit An- [egung des Suez-Kanals aus dem Rothen Meere und dem Indischen Ocean na dem Mittelländischen Meere vollzieht, stellt gegenwärtig Dr. C. Keller mit Unterstüßung der Ostschweizerishen geographisch- kommerziellen Gesellschaft an. Der genannte Forscher gelangte zu dem interessanten Ergebniß, daß auch die Perlmuschel allmählich durch den Kanal wandert und bereits jeßt im Kanal Perlen erzeugt. Indessen werde es vermuthlich nochb 1 bis 2 Dezennien dauern, bis sie in größerer Zahl nah dem Mittelmeer gelangt. Jedenfalls sei aber gegründete Aussicht vorhanden, daß in kommenden Jahrhunderten der Perlmuschelfang nit mehc auf die indischen Meere beschränkt bleiben, sondern künftige Generationen des Abendlandes sich mit europäischen Perlen von Alelegrina margaritifera würden \{müdcken können.

Auf Allerhöchsten Befehl und in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet die diesjährige General- versammlung des Berliner Frauen-Lazareth-Vereins am Dienstag, den 28. März Mittags 12 Uhr, im Saale des Justiz- Ministeriums, Wilhelmstraße Nr. 65, statt. Die Tagesordnung lautet: 1) Neuwahl des Vorstandes, 2) Berichterstattung über die Vereinsthätigkeit im Jahre 1881, Vorlage der Jahresrehnung und Antrag auf Decharge-Ertheilung, 3) Ergänzung des Vereinsstatuts.

(Centralbl. der Bauv.) Die Vorarbeiten für den Bau eines Tunnels zwischen England und Frankreich werden jeßt dur eine von der Südostbahn gegründete „Submarine Continental Cisenbahngesellshaft“ betrieben. Auf ihre Einladung fand Ende Februar Seitens der Vertreter der Londoner Tagespresse eine Be- sichtigung der Tunnelarbeiten bei Dover statt, über deren gegenwärtige Lage englische Blätter eingehende Berichte bringen. Zwischen Folke- tone und Dover unfern von Shakespeare's Cliff ist ein Schacht von 2,7 m Durchmesser abgeteuft, dessen Tiefe 48 m beträgt, davon 30 m unter Ebbespiegel. Von diesem Schacht aus ist auf etwa 1 km Länge ein. Versuchsstollen in söstliher Richtung, also parallel zur Meeresküste vorgetrieben, in seinem vorderen Theil 2,1 m weit, nach dem Schahte zu auf 3—3,6 m aus- geweitet, Die Bohrarbeit erfolgt durch Beaumontsche mit kompri- mirter Luft betriebene Bohrmaschinen, die Förderung der Spreng- massen mit Beaumontschen Lusftlokomotiven. Der Versuchs- ftollen wird mit 48 elektrischen Lampen (S§wan's incandescent lamps) beleuchtet, Die ausgedehnte Maschinenanlage für die Kompression der Luft und den Betrieb der elektrischen Beleuchtung befindet si am Mundloch des Schates. Zweck des Versuchsstollens ist, die Mächtigkeit und Beschaffenheit der Kalkschicht festzustellen, welce si nah geologischen Annahmen unter dem Kanal bis zur französischen Küste hinzieht. Bis jeyt hat sich dieselbe diht und ohne Klüfte gezeigt, so daß troß der großen Nähe des Meeres nur ein mäßiger Wasserandrang zu bewältigen ift. Auf der französischen Seite bei Sangatte soll der Kalkfels weniger fest sein. Die günstigen Ergeb- nisse beim Baue dieses 1 km langen Versuchstollens in Bezug auf Ventilation und Ausnußung des elektrishen Lichtes zur Tunnel- beleuchtung beweisen natürlih nichts gegen die {weren Bedenken, welche gegen die Ausführung eines 32 km langen Tunnels unter der See erhoben worden sind.

München, 24. März. (W. T. R Heute früh brach_ im hiesigen Aquarium eine Feuersbrunst aus, welche einen Theil des inneren Gebäudes zerstörte; cine große Anzahl von. Thieren, darunter besonders Vögel und Affen, sind dabei umgekommen.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen (eins{lielich Börsen-Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 3.

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M "82e

Berlin, Freitag, den 24. März

E Zenit

Nichtamlkliches.

Preußen. Berlin, 24. März. Jm weiteren Ver- laufe der gestrigen (40.) Sizung seßte das Haus der Ab- eordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats der Eisenbahnverwaltung (dauernde Ausgaben Tit. 8, der Kap. 23—29) fort. Nach dem Abg. Nickert ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach das Wort:

Ich habe an s\ich kein Bedenken, dem Antrage des Hrn. Abg. Rickert zuzustimmen. Jch sehe daran nichts Gefährliches, Ihnen eine Nachweisung vorzulegen, wie die Summen, die im Etat ausgeworfen sind, für Remunerationen und Unterstüßungen na den einzelnen Kategorien zur Vertheilung gelangen. Es ift richtig, daß bei verschiedenen Ver- waltungen, und zwar in den höheren Instanzen, derartige Fonds zu Remunerationen und Unterstüßungen nur ausgeworfen sind für Unter- beamte. Bei der Eisenbahnverwaltung is aber, wie bei anderen Provinzialverwaltungen, nah einem bestimmten Maßstab ein Fonds ausgeworfen zu Remunerationen und Uuterftüßungen für alle Be- amten. Es ist in dieser Beziehung also niht etwas Abweichendes hei der Eisenbahnverwaltung eingeführt.

Wenn Sie nun fragen, wie man denn dazu gekommen, diese NÑeihnachtsgratifikation einzuführen, fo bitte ih Sie sih zu vergegen- wärtigen, daß früher das Etatsjahr sih deckte mit dem Kalenderjahr und daß es im Lauf der Jahre dadurch Regel geworden ist, diejenigen Beträge, die bis zum Jahress{luß sich als noch verwendbar dar- stellten, zu Weihnachten zur Vertheilung zu bringen. Der maßgebende Gesichtspunkt ist dabei, tüchtige, besonders hervorragende Leistungen neben guter Führung -anzuerkennen. Man kann natürlih nicht eine Anerkennung geben, wo mittelmäßige Leistungen vor- liegen, oder die Führung nicht befriedigt. Eine Gratifikation hat den Charafter einer Anerkennung im Laufe der Jahre gewisser- maßen mehr als die Form einer regelmäßigen;Subvention angenommen, und ich weiß nicht, ob es bei den Beamten Anklang finden würde, wenn wir dieses System ganz beseitigen würden. Für richtiger halte ih es allerdings, wenn nicht bis zum Jahres\{luß, der fich jeßt bis zum 1. April hinauszieht, gewartet wird mit der verdienten Anerken- nung, sondern, daß man im Laufe des Jahres aus dem konkreten Anlaß diejenige Anerkennung in Form einer Remuneration gewährt, die der betreffende Beamte verdient hat.

Ich wiederhole also, ih sehe keinen Grund, dem Antrage des Hrn. Abg. Rickert zuwider zu sein. Wir werden uns ja dann später weiter darüber unterhalten können, ob es eine andere Form giebt, die den Zweck“ ebensogut erreichen läßt, wie er bisher erfüllt worden ift, und Jie würde ja wohl am Ende auch für andere Verwaltungszweige Anwendung finden. /

Wenn nun der Hr. Abg. Rickert noch bemerkt hat, daß aus den Petitionen, die an das hohe Haus gelangen, mir manches zur Kennt- niß ‘gekommen sei, was ich sonst nicht erfahren hätte, so habe i {hon neulich erklärt, daß das -richtig sei. Jch erkenne auch an, daß wenn eine folcbe Petition hierher gerichtet wird, in der richtigen Form und daß Petitionen nicht in einer Le unpassenden Form hierher gerichtet werden, wird auch der Hr. Abg. Rickert nicht wollen darin ein Druck auf die Re- gierung nicht wohl zu érkennen ist. Auch ist es nach meiner Auffafsung verfassungsmäßiges Recht des Beamten, daß er eine Bitte, die er selbst bei der vorgeseßten Behörde noch nicht ausgesprochen hat, au hier aus\priht. Freilih muß ih daran erinnern, daß es früher üblich war -in diesem Hause, derartige Anträge, die den

Instanzenzug nichi durchgemacht hatten, auf den JInstanzenzug zu-

verweisen.

Wenn nun der Herr Abgeordnete noch erwähnt hat, daß allen denjenigen Beamten, welche ih die übliche Weihnachtz3gratifikation niht gewährt worden sei, so ift das nicht auf meine Anordnung’ geschehen; ih glaube aber annehmen zu müssen, daß die betreffende Behörde in der Form der Petition nicht in der Abfassung derselben an sich etwas Unzulässiges gefunden hat, einen Verstoß gegen die dienstlihe Ordnung und den Respekt, welchen man den vorgesetzten Behörden zu zollen hat. Da die Anregung gegeben ist, werde ih die Sache untersuhen. Jm All- gemeinen aber kann ih nur wiederholen, daß einer Petition, die in richtiger Form angebraht wird, meinerseits ein Hinderniß nicht in den Weg gelegt wird, 5

Der Abg. Hahn bemerkte, es bestehe für das Haus kein zureihender Grund, diese Nachweisungen zu verlangen. Man habe sih in der Kommission überzeugt, daß es unmöglich sei, feste Grundsäze für die Vertheilung der Remuneration auf- zustellen und daß dieser Fonds im Gegentheil dem diskretionären Ermessen der Behörden zu überlassen sei. Selbst die Centralinstanz vermöge niht den Einzel- direktionen bestimmte Vorschriften in dieser Beziehung zu machen: wie solle-es da für das Haus möglich sein, aus der ver- langten Nachweisung auf die Feststellung abändernder Grund- säße hinzuwirken? Jn welcher Weise diese Nahweisung ein- gerichtet werden solle, werde nicht gesagt. Die Gründe für die Gewährung der Remunerationen anzugeben, sei doch unthun- lih und die Beamtenkategorien, denen die Unterstüßungen zu- peralen seien, würden schon jeßt auf Verlangen der Budget- ommission mitgetheilt, Da also diese Nachweisung nichts nüßen und der Regierung nur unnöthige Arbeit machen würde, stimme seine Partei gegen den Antrag. : j

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, aus dieser Nachwei- sung würde allerdings viel Nüßliches zu entnehmen sein, und das Haus brauche sie, da es im künftigen Jahre mit der Re- gierung die Grundsäße festzustellen beabsichtige, nah welchen die ‘Verhältnisse der Beamten geregelt werden sollten. Das Centrum sei daher sür den Antrag. Er danke dem Minister für seine Erklärung, daß derselbe die Entziehung der Remu- nerationen wegen Betheiligung an Petitionen näher untersuchen lassen wolle, diese Erklärung werde jedenfalls den ihm als tüch- a0 und ehrenwerth bekannten Beamten Beruhigung gewähren.

undern dürfe der Minister sih uicht, wenn ihm darüber bisher noch keine Beschwerden zugegangen seien, niht als ob die Beamten an der gerechten Aufnahme derselben zweifelten ; aber sie würden \sih hüten, sich die Nachtheile zuzuziehen, denen man sich bei Beschwerden über Vorgeseßte auszuseßen pflegte. Er empfehle dieselbe nochmals dem Wohlwollen des Ministers. : j

Der Abg. Büchtemann brachte aus dem Eisenbahndirektions- bezirk Magdeburg einen Fall zur Sprache, in dem aus Anlaß der Ausübung des Petitionsrehtes Seitens einiger Beamten gegen diése durch die Mittelinstanz Ordnungsstrafen verhängt

worden seien. Jn der betreffenden E nEng je der mit den e

Erklärungen des Ministers im Widerspruch stehende Grundsaß ausgesprochen, daß Petitionen an den Landtag durch die Hände der vorgeseßten Behörde gehen müßten.

an einer Petition betheiligt haben,.

12.

Der Abg. Grumbrecht bemerkte, der Abg. Hahn habe heute Grundsäße vorgetragen, die man im Hause nicht hätte bören sollen; er glaube, der Abg. Hahn habe dadurch beim Minister selbst keinen Dank geerntet. Das Haus habe immer ein Necht, Auskunft zu verlangen, und dieses Recht könne dem Hause selbst der Abg. Hahn nicht absprechen.

Hierauf wurde nah persönlihen Bemerkungen der Ab- geordneten Hahn und Grumbreht die Diskussion geschlossen und der Antrag Rickert und Genossen angenommen.

Zu Tit. 9, Unterstüßungen für Arbeiter, Zuschüsse zu Krankenkassen 2c. 209 300 6, {fragte der Abg. Schmidt (Stettin), welche Stellung die Staatsregierung zu den Pensionskassen der verstaatlichten Bahnen bezüglih der Rechte einzunehmen gedenke, welche die Pensionäre sich- durch ihre bereits geleisteten Zahlungen erworben hätten.

Der Regierungskommissar Ministersal-Direktor Schneider erwiderte, die Regierung ‘sei bereits in die Prüfung dieser Angelegenhzit eingetreten, die Ermittelungen seien zur Zeit jedoch- noch nicht abgeschlossen, er müsse sich deshalb außer Stande erklären, eine bestimmte Antwört zu ertheilen.

Der Tit. 9 wurde unverändert angenommen.

Jm Anschluß an Titel 11, „Steuern, Kommunal- abgaben 2c. 480 000 M4“, brachte die Kommission noch folgende Resolution in Vorschlag:

„Königliche Staatsregierung zur baldigen geseßlichen Regulirung der Kommunalbesteuerung der Staats- und -Privat-Eisenbahnen aufzufordern.“

Der Referent Abg. Dr. Hammacher erklärte, über die Grundsätze, nah welchen die Eisenbahnen zu den Kommunal: steuern herangezogen werden sollten, bestehe eine Reihe von Kontroversen. Sollten nur die Einnahmen aus den auf einer Station franko aufgegebenen Gütern oder solhe aus allen frankirten und unfrankirten Güterversendungen steuerpflihtig sein? Früher babe die leßtere Auffassung Geltung gchabt, jeßt die erstere. Das habe. aber zur Folge, daß es von deim Belieben der absendenden Geschästsleute abhänge, ob und w ie weit eine Bahn zur Kommunalsteuer herangezogen. wer- den- solle. Es gebe Stationen mit sehr bedeutendem Güterverkehr, wo die Gemeinden durch die zahlreihen Bahn- arbeiter bedeutende Lasten zu tragen hätten, die Bahn aber doch, weil die meisten Sendungen nicht frankirt würden, nur in geringem Maße Steuern zahle. Wie solle ferner die Frage entschieden werden, wenn die Station auf dem Territorium mehrerer Gemeinden liege? Endlih würden die durch die Verstaatlihung vom Staate zu übernehmenden Beamten jegzt der durch das Geseß von 1822 den Staatsbeamten gewährten Benefizien theilhaftig, wodurch ebenfalls die Gemeinden tangirt würden. Alle diese Traa0! hätten die Kommission zu obigem Antrage veranlaßt, der ohne Diskussion vom Hause geneh- migt wurde.

Tit. 12—16 wurden ohne Debatte genehmigt.

Bei Tit. 17 (Erneuerung der Betriebsmittel 970 000 4) bemerkte der Aba. Büchtemann, daß die für Erneuerung der Betriebsmittel im Ordinarium ausgeworfenen Summen nicht ausréihten, wenn inan zum Maßstab: der Erneuerung nicht blos die Erhaltung der Zahl der Betriebsmittel, sondern auch

“die ¡Wahrung der Leistungsfähigkeit derselben nähme. Die

leßtere nehme alljährlih ab.

Der Negierungskommissar Ministerial-Direktor Schneider entgegnete, daß auch bei Berücksichtigung jenes Maßjstabes, den übrigens die Regiernng stets beobachtet habe, die gefor- derte Summe genüge. Daß die Leistungsfähigkeit sich that- sählih verringere, sei unrichtig. /

Dieser Titel, sowie die Titel. 18 und 19 wurden ohne Debatte bewilliat, i

Bei Kap. 24 (Bezirk der Eisenbahn-Direktion zu Brom- berg 27 000 000 M) beklagte der Abg. Berger, daß das Maximalgehalt der Maschinenmeister höher sei, als das Minimalgehalt der Maschinen-Fnspektoren, so daß die Ersteren, wenn sie zu Jnspektoren befördert würden, sih oft eine Herabsezung ihres " Gehaltes gefallen lassen müßten, was älteren Maschinenmeistern gegenüber zu Unbilligkeiten führe. Redner kam ‘demnächst auf seine neulichen Beschwerden über die diätarishe Beschästigung der Regierungsbaumeister zurück und wünschte, daß wenigstens diejenigen etatsmäßig angestellt würden, welche bereits vor 10 oder 12 Jahren ihr leßtes Examen absolvirt hätten. i

Der Regierungskommissar Ministerial-Direktor Schneider erwiderte, daß fast jeder zum Maschineninspektor beförderte Maschinenmeister das Maximalgehalt beziehe, so daß Unbillig- keiten in der angedeuteten Richtung nicht zu befürchten seien. Die dem Wunsche des Vorredners zu Grunde liegende Vor- ausseßzung sei irrig.

Der Abg. Köhler unterstüßte die Beshwerde des Adg. Berger rücsichtlich der Maschinenmeister.

Der Titel wurde bewilligt.

Zu Tit. 14 (Kosten der Züge 2 164 000 (6) bat der Abg. Dirichlet: 1) den Tagescourierzug von Berlin nah Königs- berg über Königsberg hinaus womöglih bis nach Eydtkuhnen, mindestens aber bis Jnsterburg zu führen. Daß der Zug hinter Königsberg noch als Courierzug fahre, verlange er nicht einmal. Er wünsche ferner die Einlegung eines dritten Zuges auf der Bahn von Jnsterburg nah Prosken, da die jeßige Einrichtung des Fahrplans ebenfalls zu unfreiwilligen Aufenthalten nöthige.

_ Dieser Titel sowie der Rest des Kap. 24 wurde ohne Diskussion- angenommen, ebenso die Kap. 25 und 26, Eisen- bahn-Direktionen zu Hannover und Frankfurt a. M.

Bei Kap. 27, Magdeburg, machte der Abg. Büchtemann Mittheilung - von einer Entscheidung der betreffenden Eisen- bahn-Direktion, welche das Petitionsreht der Beamten in. der vieljach besprochenen, unzulässigen Weise beschränke, indem gegen einen Weichensteller eine Ordnungsslrafe von 2 Áá des- wegen verhängt sei, weil der Betreffende seine Petition nicht durch die Hände seiner vorgeseßten Behörde habe gehen NDE Solches Verhalten stehe mit den Aeußerungen des Ministers in direktem Widerspruch. /

Bei Kap. 28 „Eisenbahndirektion zu Cöln“ (links: rheinische) beschwerte sih- der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) über die stiefmütterlihe Behandlung des linksrheinishen Bahn-

verkehrs, speziell Crefelds; er bitte- den Minister dafür zu

sorgen, daß dort ein neuer Bahnhof gebaut und den Reisenden

Gelegenheit geboten werde, fich über ihre Rehte und Pflichten

zu unterrichten. :

Diese Kapitel, sowie die Kap. 29—33 wurden ohne Dis- kussion genehmigt.

Das Extraordinarium der Eisenbahnverwaltung bezifferte fih nah dem Voransclag auf 3 928 500 4. Die Kommission enipfahl die unveränderte Genehmigung, s{lug aber vor, die Bewilligung von 100 000 4 „zum Umbau und zur Erweite- rung des Bahnhofs zu Halle“ in folgender Form auszusprechen :

„Zum Bau einer Ünterführung am Personenbahnhofe Halle, dem hierzu erforderlihen Grunderwerb und den damit in Ver- bindung stehenden Gleisänderungen und sonstigen Anlagen erste E A für den Umbau und die Erweiterung des Bahn- ofs Halle“.

Der vorstehende Anirag wurde ohne Diskussion geneh- migt und das ganze Extraordinarium bewilligt. Damit war der Etat der Eisenbahnverwaltung erledigt.

Es folgte der Etat der Allgemeinen Finanzver- waltung, Kap. 22 der Einnahme 131 417 865 /( Die Titel 1 und 2 „Antheil an dem Ertrage der Zölle, der Taback- steuer und der Reichsstempelabgaben“, wurden einstweilen aus- gesebt, da sie mit den später zu disfkutirenden Steuererlassen in Verbindung ständen.

Tit. 3, Einnahme des vormaligen Staatsschaßes

uen Á6 wurde unverändert genehmigt, ebenso die Tit. 4

is 12.

Bei Tit. 13, „Hinterlegte Gelder 31 000 000 4“ wurde zugleih der Rechenschaftsberiht über die Verwendung der flüssig gemachten Bestände * der im §8. 94 der Hinterlegungs- ordnung vom 14. März 1879 bezeihneten Fonds und Gelder für die Zeit vom 1. Oktober 1880 bis 31, Dezember 1881 zur Debatte gestellt.

__ Der Abg.- Kieschke beantragte die Verweisung dieses Be- richts an die Budgetkommisfion.

Das Haus beschloß demgemäß und bewilligte den Tit. 13 ohne Diskussion.

Tit. 17 „Verkaufserlös für zwei Grundstücke in Breslau 250 000 M“ fiel aus, nachdem das Haus in zweiter Be- rathung den Bau eines Regierungsgebäudes in Breslau ab- gelehnt hatte, ebenso fiel Tit. 19 „Ertrag der Anleihe 4 966 700 M4“ weg, da die Regierung das Anleihegeseß zurück gezogen hatte.

In Kap. 42 der Ausgaben wurde der Matrikularbeitra in Gemäßheit des Vorstehenden von 58340838 gu An E Á6 herabgeseßt (vorbehaltlich nachträgliher Rekti-

zirung).

Die übrigen Titel der Ausgaben wurden bewilligt.

Es folgte die Diskussion über die bis jeßt ausgeseßt ge- wesenen Tit. 3 und 4 des Etats der Verwaltung der direk- L en Steuern „tlassisizirte Einkommensteuer“ und „Klassen-

euer“.

Der Etat3entwurf veranschlagte den aufkommenden Be- trag beider“ Steuer“ auf 33 466 000 resp. 40823 500 6; davon sollen außer dem bereits geseßlih feststehenden dauern- den Steuererlaß von 14 Millionen noch weitere 61/4 Millionen (aus den Reichsstempelabgaben)' nah dem Vorschlag der Re- gierung erlassen werden, und zwar sollten :

1) statt 3 Monatsraten deren 4 von sämmtlihen Stufen der Klassenstensteuer und der fünf untersten der Einkommen- steuer erlassen wexden ;

2) sollte ferner der Erlaß einer fünften Monatsrate der sechs untersten Klassensteuerstufen eintreten.

Die Budgetkommission hatte den vorgeshlagenen weiteren Steuererlaß mit 13 gegen 7 Stimmen abgelehnt, und be- antragt die Summe von 61/3 Millionen als Einnahme ein- zustellen und auf die Amortisation der Staatseinsenbahn- Kapitalshuld zu verrechnen.

Außerdem beantragte die Kommission folgende Re- solution:

„Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, im Sinne einer organischen Steuerreform in der nächsten Session dem Landtage eine Geseßesvorlage zu machen, durch welche nach Maßgabe der Mehrbelastung der einzelnen Steuerstufen durch die indirekten Slthern Qua anderweite Vertheilung der direkten Steuern herbei- geführt wird.“

Die Diskussion wurde zugleih eröffnet über sämmtliche weiter vorliegenden Anträge. Die Buogetkommission schlug nämlih noch vor:

1) Im Etat der Staatsschuldenverwaltung: Dauernde Aus- gaben, als Kapitel 36a. aufzunehmen :

„Zur Verrechnung auf die Anleihe zur Erweiterung des Staats- eisenbahnnetzes 9191 400,30 M“

Bemerkung: Die Abschreibung von der Eisenbahnkapitalschuld us nicht nur den nebenstehenden Betraa, fondern die ganze in dem Vermerke am Schlusse des Etats der Eisenbahnverwaltung

angegebene Summe von 14 383 327 Im Etat der Eisenbahnverwaltung: Dauernde Ausgaben, Hinter Kap. 33 folgende Bemerkung aufzunehmen: Von dem Ueber- usse von 102463261 K snd... . . . . 14383327 M zur Tilgung der Eiseabahnkapitalshuld zu verwenden und von derselben abzuscbreiben.

Von der gedachten Summe find insbesondere bestimmt:

1) nah §. 4 Nr. 1 des Eisenbahn-Garantiegeseßzes zur planmäßigen Amortisation der Kapitel 36 des Etats der Staatssculden-Ver- waltung bezeichneten Eisenbahnschulden . . 3763871 M

2) nach §. 4 Nr. 2 desselben Gesetzes:

a, zur Deckung der etatsmäßigen

Staat8ausgaben pro 1882/83 , b. zur Verrechnung auf die Anleihe

zur Erweiterung des Staats-

Eisenbahnnetzes . -

1428/0356

9191400 10619456 ,„

Tind obige - . 14383 327 M

Der Abg. Frhr. von Hammerstein hatte den in der

Budgetkommission abgelehnten Antrag des Grafen Clairon d’Haussonville wieder aufgenommen, dahin gehend:

„die unterste Stufe der Klassensteuer gan aufzuheben, d. h. zu dem Dreimonatsèrlaß auch die übrigen 9 Monatsraten hinzuzu-

fügen und brachte zugleih einen diesbezügliden Gesehentwurf ein, dessen materieller Jnhalt mit zur Diskussion gestellt wurde. Zu dieser „Außerhebungsezung“ soll der mehrgenannte Betrag von 61/4 Millionen verwendet werden.