1903 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 May 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, K B A das ri Staatsminister des Mmiglichen Hauses und des Free herr von Podewils-Dürniz ist in Berlin angekommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ hat S. M. S. „Tiger“ gestern Kiukiang verlassen, um nah Hankau zu gehen.

S. M. S. „Luchs“ ist gestern in Kanton eingetroffen.

Der Dampfer „Silvia“ is mit der abgelöosten Be- agung von Kiautschou, Transportführer: Major von

robel, am 23. Maî in Colombo angekommen und hat an

demselben Tage die Heimreise fortgeseßt.

Der Transport der abgelösten Besazung von S. M. S. „Sperber“, Transporiführer: Oberleutnant zur See Graßhof, ist mit dem Dampfer „Rhein auf der Heimreise am 23. Mai in Antwerpen eingetroffen.

Der Transport der abgelösten Besäßungen von S. M. SS. „Vineta““, „Falke“ und „Pänther“ und der Ablösung für S. M.S. „Gazelle“, Transportführer : Oberleutnant zur See Hillebrand, ist mit dem Dampfer „Pisa“ am 23. Mai von St. Thomas nah Newportnews abgegangen.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellte Nachrichten über den Saaten- stand im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats Mai 1903 veröffentlicht.

Mecklenburg-Strelitz.

Die „Meckl.-Strel. Landesztg.“ veröffentlicht nachstehenden Erlaß Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Strelißt:

Es naht der Tag (28. Junt), an dem vor 60 Jahren der Erz- bischof von Canterbury in der Schloßkapelle von Buckingham-Palace in London die Hand der teueren Großherzogin für immer in die meine legte, und lange haben wir uns barauf gefreut, dies seltene Fest der Diamanthochzeit zusammen begehen zu können. Leider haben wir uns entschließen müssen, auf eine Feier desselben zu een so \chmerz- lih wir dies auch empfinden cine folche ist dur den \{chwankenden Zustand meiner Gesundheit ausges{lossen. Unser Dank aber an alle diejenigen bleibt derselbe, welche sich dieses Tages haben freundlihst erinnern wollen. Friedrih Wilhelm.

Oesterreich-Ungarn.

Der Landespräsident von Krain Geer von Hein hat gestern, wie „W. T. B.“ erfährt, in Laibach eine Bekannt- machung anschlagen lassen, in der die Bevölkerung vor Ruhe- Sens en und Gemwalttätigkeiten ernstlich gewarnt und strengstes

orgehen der Behörden in Aussicht gestellt wird. In der estrigen außerordentlihen Gemeinderatssizung von Laiba drücte der Bürgermeister Hribar die Sympathien der Stadt Laibah für die kroatishe Nation aus, verurteilte aber auf das schärfste die Vorgänge der vorhergegangenen

Nacht und sagte, er werde nicht , bis er die ver- e der Teerikl n legten Nacht aus-

schen rigen Situng bes ischen Oberhauses fragte

L aue en Ea eo Ministerpräsidenten von ea T ob

a e , V ngen, die auf einem Kompromiß be-

der gestrig

Johann Eft n etwa besondere j |

ps davon abhielten, in der jeßigen kritishen Lage eine energische

Pol u befolgen, und, wenn dies niht der Fall sein sollte, ob er geneigt sei, den passiven Widerstand gegen die VDbstruktion aufzugeben und im Interesse des Landes den Willen der Mebrheit gegenüber der Minderheit zur Geltung zu bringen. Der Ministerpräsident von Szell erwiderte, er fühle wohl die großen Schwierigkeiten der Lage; er stehe der Flut der Obstruktion gegenüber wie ein Wellenbrecher, der ih niht vom Playe rühre, der die Wogen wohl aufhalten, aber nicht beschwihtigen könne. Er werde die Waffen nicht strecken und nit kapitulieren, weil damit nichts an der Lage würde geändert werden. Wenn der Interpellant größere Energie empfehle, so müsse er ersucht werden, diese Empfehlung in einem konkreten Vorschlag zu präzisieren. Unter der gegenwärtigen Hausordnung lasse sich die Totrede- debatte weder verhindern noch abkürzen. Ein Keawroms, daß der Obstruktion cine gewisse Rücksicht erwiesen werden mlife, existiere absolut nicht. Andererseits sei er (der Ministerpräsident) nicht onnen, von der Basis \strikter Loyalität, auf der er bisher verharrt be, au nur um Et abzuweihen. Das Haus nahm die ntwort zur Kenntnis.

Vorgestern nahmittag fanden in S palato wieder Kund gebungen beim Eintreffen italienisher und ungarisher Dampfer sowie vor der Agencie der Ungaro Kroata statt. Um 11 Uhr Nachts war die Ruhe wiederhergestellt.

Spanien.

Der Prinz Heinrich von Preußen - stattete gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung des Admirals Camara den Jnfantinnen Zsabella und Eulalia Besuche ab und begab sich dann nah der deutschen Botschaft. Nachmittags besichtigte Höchstderselbe das Waffenmuseum sowie das Kunstmuseum auf dem Prado, wohnte später ciner Sißung des Senats und hierauf mit dem König zujommen einem Wett- rennen bei. | dem sämtliche Mitglieder der Königlichen Familie sowie die Minister teilnahmen E gedachte der Prinz die militärischen Etablissements zu besuchen.

Türkei.

Nach Angaben der Pforte hat, wie das „Wiener Telegr.- Korresp.-Bureau*” berichtet, am Freitag in Smerdec, Kreis Casitoria, Wilajet Monastir, ein gröyerer Kampf mit einer dulgarishen Bande statigefunden, die vernichtet wurde. Dabei jollen etwa neun Zehntel der 300 Häuser des Dorfes durch das Geschüßseuer der Truppen zerstört worden sein Explofionen

ursacht waren. Die bulgarischen Verluste sollen 100 Mann betragen, darunter auch Bewodtner des Dorses. Zur Unter- uhung der Vorfälle ist der Kommandeur der 6. Division usn Yeiga nah Smerdec entsandt worden. ilajet onastir finden infol der lehten Banden- Meegengen militärische Streifzüge fiatt, bei denen zahlreiche vorgenommen wu Nach Korsularmeldu sollen cinige hundert Bulgaren aus den drei mazedonis Wilajets nach Tripolis in Afrika verbannt werden. Nach türkishen Ängaden erfol au Verbannungen nah weit entfernten kleinasiatischen

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Bi Strumiga Gera- E ren atte Bis

E [Panen u verbleiben, fs allen er lbehörden zu fügen, sih ruhig : bekannte Humanität und Gerechtigkeit

ca gab am 24. d. M., wie „W. T. B.“ gsgebäude zu Buenos Aires zu Ehren ung ein Eestma l, an dem u. a. das

diplomatishe Korps und die Kommandanten der anwesenden englischen, italienishen und österreihishen Kriegsschiffe teil- toe. Der Präsident und der chilenishe Vizeadmiral Montt brachten Trinksprüche aus, in denen sie auf die Argen- tinien und Chile verbindende Drr hinwiesen. Als sie dann auf die Terrasse des Gebäudes hinaustraten, brachte

eine- an. 50 000 Köpfe zählende Volksmenge ihnen lebhafte Huldigungen dar. : :

Asien.

Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reutersche Bureau“, das chinesische Auswärtige Amt habe die Nachricht erhalten, daß der Aufstand in Yünnan nicht ernst sei, die Behörden seien vollkommen im stande, die Bewegung zu unterdrücken. Jn der französishen Gesandtschaft werde diese Auffassung geteilt. Der englische Vorschlag, nach welchem die chinesishe Entshädigungszahlung während eines bestimmten eitraums auf der Silber- basis erfolgen solle, habe niht die Billigung der anderen Regie Lee die darüber befragt worden seien, gefunden. Der Vizekönig von Wu-tshang T schang-t\chi- tung habe sich einige Tage in Peking aufgehalten, wo er mit der Kais erin-Mutter die Frage der Entschädigungs- zahlung und die Mandschureifrage besprochen habe.

Nach einem in Yokohama eingetroffenen Telegramm aus Söôul hat die köreanishe Regierung die Behörden in Wiju anger ne diejenigen Koreaner verhaften zu lassen, die bei dem Verkauf v -Grundstücken und Gebäuden an Russen ‘oder Chinesen beanllkgt gewesen seien.

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Jahresbericht über die Herausgabe der Wonumenta Germaniae historica.

Von Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. O. Holder-Egger.

Nach dem beklagenswérten Tode ihres Vorfißenden, des Herrn Geheimen Oberregierungsrats Professor Dr. Dümmler, dem Herr rofessor Breßlau im ¿weiten Hefte des XXVI1I11. Bandes des teuen- Archivs einen warmen Nachruf widmete, hat die Zentral- direktion der Monumenta Germaniae historica ihre 29. ordentliche Fahresversammlung in den Tagen vom 21. bis 23. April unter dem Vorsitz des Verfassers dieses Berichts abgehalten, denn dieser hatte von dem Herrn Staatssekretär des Jnnern den Auftrag erhalten, die Geschäfte Vorsitzenden bis auf weiteres zu führen. , u ‘den Sihungen waren sämtliche der Zentraldirektion zur Zeit angehörige Herren ershienen, nämlih Professor Breßlau aus Siraß- burg, Gebeimer “Professor Brunner, Geheimer Ober- “der nah Ausscheiden des Herrn Pro-

rat, Profefsoæ ommsen von iglihen Akademie der Wissenschaften Professor

ors u Berlin in die Jantn rektion entsandt worden war, Ritter Luschin von areuth aus Graz, Poleser Mühlbacher aus Wien, Professor von Riezler aus München, Professor Steinmeyer aus Erlangen, rofessor Tangl, Professor Traube aus München, Professor Zeumer. In der Versammlung wurden, wie es das Statut erfordert, der Hohen Reichsregierung mehrere Personen für die Beseßung der Stelle des Vorsitzenden präsentiert; Herr Arhivrat Dr. Krusch zu Breslau wurde zum Mitgliede der Zentraldirektion erwählt.

Im vergangenen Rechnungsjahre erschienen folgende Bände:

Jn der Abteilung Seriptores:

Scriptores rerum Moerovingicarum t. 1IV. Passiones Vitaeque sanctorum aovi Morovingici. Edidit Bruno Krusch.

Seriptorum t. XXXI pars prior.

Vita Bennonis IL oepiscopi Osnabrugensis auct. Nortberto abbate Iburgoensi rec. Henr. Broesslau.

Jn der Abteilung Logos: Soctio I, t. I. Loges Visigothorum. Jn der Abteilung Diplomata :

Diplomatum rogum et imperantorum Germanias tomi IIL

pars posterior. Heinrici IL et Arduini Diplomata. In der Abteilung Epistolas:

Tomi VL pars prior (Kürolini asvi IV).

Vom Neuen Archiv tes XXV111. Bandes 1. und 2. Heft.

Jm Drudck befinden sih 5 Quartbände und 1 Oktavband, welche sämtlich in diesem Rechnungsjahre erscheinen werden.

In der Abteilung Auctores antiquissimi, welhe Herr Pro- fessor Traube leitet, ist die erste Hälfte des X1V. Bandes, welche die Gedichte des Merobaudes, Dracontius und Eugenius von Toledo bringt, von Herrn Professor Vollmer bearbeitet, im Druck so weit vorgeschritten, daß er in diesem Nechnungtjahre wird ausgegeben werden können. Während des Druckes des Dracontius wurde Herrn Profesor Traube eine bisher unbenuyzte Bamberger Hand- chrift bekannt. welche für die Textherstelung von großer Be- deutung ist. Herr Professor Vollmer nußyte sie in Bamberg aus

Ed. Karolus Zeumer.

| und wurde bei seiner Arbeit von Herrn Biblicthekar Job. Fischer

¡ so freundlih gefördert, daß L | Herrn bier Dank zu sagen. Der pweite

es angenehme Pflicht ist, dem

eil des XlV. Bandes wird

| die Vandalische Gedichtsammlung des Codex Salmaasianus, von Herrn

Abends fand im Sé(hlosse cin Festmahl statt, an |

Ï | viel weiter führen fönnen. Er | dafür erübrigen zu können

rofessor Traube bearbeitet, enthalten.

Die Ausgabe der Gedichte Aldbelms hat deren Beaibeiter

derr Professor Chwald, nicht sebr oft in diesem Jahre mehr Zeit Der Band, der diese sowie die übrigen

| vorfarolingiscen Gedichte enthält, wird den Auctoros antiquissimi | anges{hlossen werden.

| rorum Maerovingicarum Hértn A : ständigen

Fn der Abteilung Seriptorea ist die Serie der Seriptores vrat Dr. Krush zur selb- Leitung überwiesen; die übrigen Serien, welche Herr Dümmler früber leitete, sind bis auf weiteres dem Verfasser dieses Berichis übertragen. Herr Archivrat Krush hat nah Abschluß des

| 1°. arken Bandes der Seripióros roerum AMosrovingicarum, der

Im ganzen ;

| discipulorumque €ius

! der leyten

im vorigen Jahre erschienen und mit Ausnahme des Registers ganz

wurden gehört, die wahrscheinlih durch Dynamitbomben ver- | 208 ibm bearbeitet ist, die Vorarbeiten für den V. Band, welcher

ebenfalls Vitas der Merowingerzeit von etwa 660 an enthalten wird,

| so weit gefördert, daß er hofft, im Jahre 1904 dessen Druck beginnen i zu fônnen

Für die geplante Oktavaukgabe der Vitas sanctorum A Lena E S ih er Tee, E ee, Ea noch nicht denutite, ndibriften der Vita Columbani a ja 5 Herr Dr. Levison, ter den größten Teil igenleben der Merowingerzeit für den V1. Band dieser Serie herausgeben wird, hat dic Arbeiten so weit geführt, daß er hofft, fle nah cinem balbea Jahre abschlichen zu können, mit Ausnahme der Hiatoria Wambas, für welhe die Kollationen zum Teil erft aus Spanien zu heiGafen sind. Daneben hat er das Negifter zum 1V. Bante

| angefertigt. Einen großea Teil seiner Arbeitékraît widmete er der

Beatrdeit der Vitas Bonifatii archiepiscopi Moguntini, weldhe

| ia cinem Dftavbande der Scriptores rerum Germanicarum ver-

ein gegeben werden sollen. Es sollen darin auch die späteren a edo cen Bonifaz’, die nur von literarischem Interesse sind, wenigstens zum Teil, die von Otloh vollständig aufgenommen werden. Kleinere Kollationen besorgten dem genannten Mitarbeiter gütigst die Herren Professor Ehwald in Got Geheimer Hofrat von Heinemann in Wolfenbüttel, P. Gabriel Meiêr in Einsiedelu, Edward Scott vom Britishen Museum. Nah Abschluß der Arbeiten für die Scriptores rerum Merovingicarum wird Herr Dr. Levison an die Bearbeitung der Fortsezung des Liber pontificalis gehen, deren Ausgabe ihm übertragen wurde.

n der Hauptserie der Scriptores hat-nach Vollendung der ersten Bandhälfte von t. XRXRI (der in dieser Serie zuerst in Quartformat erscheint) soglei der Druck der zweiten Hälfte desfelben Bandes, welcher die Doppelchronik, d. i. den Liber de terúporibus und die Cronica imperatorum, des Notars Albert Milioli von Reggio nell’ Emilia nebst drei Berichten über die Belagerung und Einnahme von Damiette 1218—1219 bringt, begonnen. Der Band wird im Herbste dieses Jahres erscheinen. Nach seiner Vollendung soll sogleih der Druck des XXXI1. Bandes beginnen, welcher die Chronik des Minoriten Salimbene de Adam aus Parma nebst einigen Beilagen dazu enthalten wird. Auf einer in Aussiht genommenen Reise nach Italien foll weiteres Material für die italienischen Geschichtsquellen des XIII. Jahr- hunderts gesammelt werden. Herr Dr. Cartellieri hat für ebendiese an den Gesta Friderici IL, Conradi, Manfredi des sogenannten Nicolaus de Iamsilla gearbeitet, nahdem er die Bearbeitung des an dieses gleich- sam anschließenden Werkes des Saba Malaspina nahezu vollendet 20h Herr Dr. Kehr war mit den Annales des Tolomeus von Lucca

eschäftigt. Er wird cinen die Ausgabe vorbereitenden Aufsaß zur Quellenkritik des Werkes im Neuen Archiv veröffentlichen. Den größten Teil seiner Tätigkeit verwandte ex im vorigen Jahre auf die Neubearbei- tung der dritten Auflage von Widukindi Rerum gestarum Saxonica- rum libri III für die Scriptores rerum Germanicarum. Herr J. B. Bury vom Trinity College zu Dublin hatte seinerzeit eine neue Kollation der Londoner Pana den Monumenta Germaniae pütigst überlassen, der hochwürdige Prior Li P. Amelli zu Monte Cassino verglih mit größter Zuvorkommenheit alle Stellen der Handschrift seines Klosters nah, an denen irgend Zweifel bestehen konnten, die Dresdener Handschrift konnte der Herausgeber selbst von neuem ver- gleichen; so wurden die Grundlagen für die Textherstellung noh mehr gesichert. Der Band, welchem zum ersten Male die Origo Suovorum, die sagenhafte Schrift über die Herkunft der Nordshwaben, an- a werden oll, ist im Druck und wird nah einigen Wochen erscheinen.

Ein sehr glückliher Zufall war es, der Herrn Professor Breßlau eine moderne Abschrift der echten Vita Bennonis E Osna- brugensis auctore Nortberto abbate Iburgensi in die ende führte und es ihm ermöglihte, das {dne Denkmal aus dem Anfang des XII. Jährhunderts, das wir bisher nur durch massenhafte Fälschungen entstellt kannten, in originaler Gestalt in den Scriptores rerum Germanicarum zu veröffentlichen. i

Für diese Serie wurden noch eine ganze Reihe von Neuausgaben teils hon vorbereitet, teils in den oe A Sißungen beschlossen. Herr Hofrat, Professor von Simson zu Freiburg im Breisgau wird für sie die Annales Mettenses bearbeiten und damit den Text der Handschrift von Durham zum ersten Male bekannt machen. Herr Landesarchivar Dr. Bretholz zu Brünn hat die Bearbeitung der Cronica Bosmorum des Cosmas von Prag und ihrer Fortfeger ‘dur Vergleichung jüngerer Handschriften gefördert; an die Terxtherstellung konnte er noch niht gehen, da ihm die wichtigeren Handschriften der Stockholmer Bibliothek und des Prager Domkapitels nicht zugesandt werden konnten. Diese werden jevt „auf Reisen des Herrn Dr. Bretholz und eines ständigen Mitarbeiters der Monumenta Germaniàe vcrglihen werden. Der Druck des Bandes wird bann im Jahre 1204 beginnen. Herr Professor Bloch zu Straßburg hat eine Neuausgabe der Annales Marbacenses übernommen, deren TrlGeinn bald zu erwarten ist. Herr Professor Uhlirz (jeßt in Graz) hat die Vorarbeiten für die Oktavausgabe der Annales Austriae, dur unvorbergesehene Umstände verhindert, noch nicht in Angriff nehmen können, er gedenkt sie im Herbst dieses Jahres zu innen Die Ausgabe des Johann von Victring für die Scriptores rerum Germanicarum if dur Frs r. Schneider im Manuskript dem Abschluß nahe gebracht.

ine Handschrift des Anonymus Lseobisnsis hat er zu Rom pen. Wenn die Klosterneuburger Handschrift, die nur im Kloster selbst be- nußt werden kann, in diesem Sommer kollationiert sein wird, kann der Druck des Bandes bald begonnen werden. Unerwähnt bleiben hier die für die Secriptores rerum Germanicarum geplanten Ausgaben, welche {hon in früheren Berichten genannt sind, deren Erscheinen aber in diesem Rechnungsjahr niht mit Sicherheit zu erwarten ist.

Für die Deut hen Chroniken hat Herr Professor Seemüller zu Innsbruck die Arbeiten an der Hagenschen Chronik fortgeseßt, mußte aber wider Erwarten noch die Varianten dreier jüngerer Handschriften seinem Apparat hinzufügen. Im Frühjahr 1904 gedenkt er das Manuskript für den 6. Band der Deutschen Chroniken zum Druck zu geben. E

In der Abteilung Loges hat Herr Professor Freiherr von Shwind zu Wien die Tertherstellung der Lex Baiuwariorum begonnen, Herr Professor Secktel seyte seine Untersuchungen über die Quellen des Benediectus lovita fort, deren Ergebnisse er demnächst veröffentlichen wird. Für den Band der Placita bat Herr Preretvee Tangl no@ nôtiges Material auf einer Reise in Süddeutschland und der Schweiz

esammelt und wird dieses auf einer Reise in die französischen partéuénts in diesem Herbste vermehren. Im Sommer 1904 hofft er mit dem Druck beginnen zu können.

In den unter Leitung des Herrn Professor Zeumer stehenden Serien hat dieser selbît die Logos Visigothorum zu Ende geführt so daß der Band im Januar dieses Jahres ausgegeben werden konnte. Das Register dazu hat Herr Dr. Werminghoff geliefert, bei dessen Schlußredaktion er dur Herrn Zeumer und Herrn Dr. Krammer unterstüßt wurde. Dieser, der am 1. Oktober 1902 als Mitarbeiter bei der Abteilung eingetreten war, wurte mit Vorarbeiten für die Lax Salica beschäftigt und verglih zunächst deren hiesige, bisher. noch un- benutite Handschrift

Der Druck des 111. Bandes der Conatitutiones ot Acta publica wurde von Herrn Dr. Schwalm eifrig gefördert. Die grste Bandbälfte, welche die Zeit Rudolfs von Habsburg umfaßt, wird in Stärke von etwa 60 Bogen gegen Ende dieses Rechnungdjahres erscheinen können Der yweite Halbband wird dann nur not die Konstitutionen Adolfs von Nassau bringen können. Doch ist das Material au für Albrecht 1. und namentlich Sudwig den Baver ziemlich vollständig gesammelt und von

ra Dr. Schwalm für die Autgabe vordereitet. Die Herren Gra!

ipolla in Turin, Dr. Davidsodn - Florenz, Dr. Herre - München, Landesarchivar von JIaksch-Klagenfurt, Dr. Novák-Prag und besonders Herr Dr. Pogatscher-Rom lieferten ihm gefälligst Beiträge durch Neu- oter Nacbvergleichungen.

Herr Dr. Werminghoff wird den Druck des zweiten Bandes der Concilia beginnen, sobalt er Kollationen für die römishe Synode von 761, welche Herr Professor Kebr zu Göttingen aus seinen reichen Sammlungen ibm gütigit zur Versvgung stellen wollte, erhalten haben und damit das Manuskiipt für die Synoden des Vill. Jahrhunterts vôllig druckfertig sein wird. : i

In der Abteilung Diplomata hat Herr Professor Mübhlbacder mit

vilfe der Herren Professor Dopsch und Tangl und seines Mitarbeiters Hertn Dr. Lehner troy mancher gkeiten den Druck des 1. Bandes der Karolingerurkunden so weit gefördert, daß der Text der Urkunden, das Gruppenregisier und eine diesem Bande zuerst bene „Uchber- iht der Urkunden ihrem Inhalk nah* fertig gestellt sind. Das alphs- ische und ster hat Here Pr or Tangl im Maauskrizt vollendet. Von ihm is auth oflöfung sämtlicher tironisher Noten des Bandes ben. Den Druck des 11. Bandes, der dit Urfunden Ludwi tes Frommen bri hofft Herr Professor ‘Mübl- bacher noh im Laufe dieses Jahres a gan zu föônnen. Die Weiter- führung der von ihm bearbeiteten zweiten Auflage der Karol deren zweite Hälfte seit Neujahr im Druck ist, wird für den Band von wesentlichem Nuyen sein. Ee

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Von dem umfangreihen II7. Bände der Diplomata regum et itiporätoraT welcher die Urkunden Heinrichs'1T. und Atduins enthält, ist das Schlußheft vor kurzem ausgegeben. Es enthält Nachträge uúd Berichtigungen, die Vorréde und die Register. Das Bücher- und Namenregister bearbeitete Herr Dr. Holzmann, alles übrige ‘der Leiter der Serie, Herr Professor Breßlau; bei der Bearbeitung des Sachregisters unterstüßte ihn Herr Dr. Wibel. err Pro- fessor Bloch hatte die Güte, eine Korrektur zu lesen. ür die Diplome Konrads 11., die den IV. Band der Kaiser- urkunden füllen werden, ist die Sammlung des Materials dur den Herrn Leiter unter Mitwirkung der Herren Drr. Hessel und Wibel S GLNeR und die Bearbeitung ziemlich weit vorgeschritten. Wenn" nicht unerwartete Pinderiisse eintreten, hofft Ser Professor Breßlau zu Ende dieses oder zu Anfang des nächsten Geschäftsjahres mit dem Druck anfangen zu können. Für die Diplome Heinrichs III. sind die Bestände der auswärtigen Archive gleichfalls gesammelt, nur eine kurze Reise zum Besuche einiger österreichischer und \{weizerischer Archive wird nes erforderlich sein. Den V. Band, der die Diplome

einrihs III. bringen soll, denkt Herr Professor Breßlau niht mehr elbst zu. bearbeiten. :

Die Verhandlungen mit Herrn Oberregierungsrat Dr. Posse zu Dresden über die durch thn zu veranstaltende Publikation der von ihm gesammelten Kaisersiegel, welhe jeßt dem Germanischen Museum zu Nürnberg gehören, haben zu keinem Ergebnis geführt. Es werden jeßt den Schlußbänden der einzelnen Serien der Diplomata die zu ihnen gehörigen Siegeltafeln beigegeben werden.

In der Abteilung Epistolae hatte deren Leiter, Herr Geheimer Oberregierungsrat Dümmler, die erste Hälfte des VI. Bandes, die er ganz selbst bearbeitete, wenige Monate vor seinem Tode im Druck beendigt und ausgeben lassen. Bei deren Kor- rektur unterstüßte ihn Herr Professor Traube mit sach- verständigem at. Nach Herrn Dümmlers Tode wurde die Leitung dieser Abteilung durch den permanenten Berliner Aus\{uß provi- sorish Herrn Professor Tangl übertragen; diese Uebertragung ist durch die Zentraldirektion lt bis auf weiteres bestätigt. Am 1. September 1902 war Os Dr. Schneider as Mitarbeiter der Abteilung eingetreten, {hon berufen von Herrn Dümmler, der ihm die Bearbeitung der Briefe des Papstes Nicolaus I. zugewiesen hatte. Um die Sammlung des Ma- terials für diese zu vervollständigen, machte er im Herbste des Vor- jahres cine Reise nah Nom, wo ihm, wie allen unsern Mitarbeitern, der Herr Präfekt der Vaticana, Fr. Ghrle, auf das freundlichste ent- egenkam, ihn mit Rat und Tat unterstüßend. Nach seiner Nück- fehr hat er die Verarbeitung begonnen und wird sie im Laufe dieses Rechnungsjahres zu Ende führen können. Der zweite Halbband des V1. Bandes wird fast aus\cließlich die Nicolaus-Briefe enthalten. Mit zwei weiteren Bänden, von denen der VII. das Register Johanns V111. und die übrigen Papstbriefe, der VIII. die Briefe E und Varia bringen joll, werden die Briefe des 1X. Jahr- underts abgeschlossen werden können.

Für die Abteilung Anktiquitates, die Herr Professor Traube leitet, hat Herr Dr. von Winterfeld das Manuskript für die zweite Hâlfte des 1V. Bandes der Poetas zum großen Teil druckfectia estellt. Für die Ergänzung von Kollationen für die metrischen

eiligenleben und namentli für die große Sequenzensammlung, welche der V. Band enthalten foll, ist noch eine Reise nah Oesterreich- Ungarn und nah einigen Orten Süddeutschlands und der Schweiz erforderli, welche der Herr Bearbeiter demnächst antritt.

Von den Necrologia wird das Schlußheft des 11. Bandes, welches die Register, bearbeitet von Herrn Professor Herzberg- Fränkel, enthält, demnächst erscheinen. Es is nur noch ein Index donationum bei- zugeben. Die erste Hälfte des 111. Bandes, der die Nekrologien der Diözesen Brixen, Freising und Regensburg bringen foll, hat der Direktor des nig ayerishen Reichsarchivs, Herr Dr. Baumann, so weit geförderf, daß der Druck noch in diesem Jahre beginnen wird. Die Nekrologien der Diözese Passau nahm Herr Dr. Fastlinger in Angriff, bearbeitete das des Klosters Aldersbach und begann das Peiner das von Oberalteih fand er, von Herrn Direktor Dr. aumann bearbeitet, druckreif vor.

__ Vom XXVU11. Bande des Neuen Archivs konnten nur zwei

(E drei) Hefte ausgegeben werden, da es an brauhbarem Manuskript ehlte, während sonst eher Ueberfülle des Stoffes zu herrschen pflegte. Nach Abs{luß des XXVI1I1. Bandes denkt Herr Professor Breßlau die Redaktion des Neuen Archivs niederzulegen. Bis auf weiteres wird sie Herr gupolegor Steinmeyer zu Erlangen unter Mitwirkung des Berliner Redaktionsaus\chusses übernehmen. g

Wenn troy der {weren Störung, die dur das Hinscheiden des Vorsizenden verursacht ist, die Arbeiten auf den meisten Gebieten wenigstens rüstig vorgeschritten sind, so verdanken wir das nächst der Förderung durch die hohen Neichsbehörden niht zum mindesten der Bereiiwilligkeit, mit der sehr viele Bibliotheken des Jn- und Auslandes uzid Archive den Mitwirkenden in diesem Jahre wie früher ihre Schätze zur Benußung überließen, und der Mithilfe vieler {hon genannter außen stehender Männer. Diesen reiht sich noch Herr Pro- fessor Edward Schroeder zu Göttingen an, der einer nit geringen Zahl unserer Mitarbeiter mit steter Zuvorkommenheit seinen n, digen Rat in germanistishen Fragen erteilt hat. Jhnen allen sei hier unser Dank ausgesprochen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die witts{haftlichen Verhältnisse in Preußen nach dem Jahresberirht der Pre nen FTEW ENORGUL N ür 1902.

Die ges{häftliche Konjunktur war auch während des verflossenen Jahres noch eine s{wankende, unbestimmte, ja für die meisten Ge- bietêteile des preußishen Staates cine ungünstige; erst in den leyten Monaten gestaltete sie sich für gewisse Industrien günstiger. Dem- emäß waren auc die wirtschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter-

ölkerung noch in den meisten Gegenden gedrücckte. Verkürzungen der Arbeitszeit, Herabsettungen des Lohnes, rbeiterentl2fsungen find vielfa vorgekommen. Hand in Hand damit ging hier und dort ein Steioen der Lebensmittel- und der Wohnungsmietspreise. E

Der Gewerbeaufsichtöbcamte für den ! egierungöbezirk Frank- furt a. O. berichtet über die wirtiaftlichen Zustände seines Bezirks: Der noch auf verschiedenen Industrien laftende Druck veranlaßte eine Berschlechterung in den Erwerbsverhältnissen der Arbeiter. Be- sonders in der Maschinenindustrie wurde durch die verkürzten Schichten der Verdienst schr geshmälert, außerdem kamen hier sowie in der Holubearbeitungöindustrie Lohnherabscuungen bis zu 15 % bor. i im Baugewerbe gingen an manchen Orten die in den lezten Jahren erreichten Lohnsticigerungen für die Arbeiter wieder verloren, es trat bier cin Lobnrückgang bis zu 109% ein. Dage zeigt sih in der Wollwarenindustrie cine geringe Besserung des Ver- diensles. Auf Grund des Materials der Norddeutschen Textilberufs- fenosienschaft ist für den Regierungsbezirk Frankfurt cine Zusammen- ellung ausgearbeitet, wel für die einzelnen Städte und den gesamten Bezirk den Durchschnittöverdienst aus den wirklich veraus- gabten Lohnfummen für die Jadre 1898 bis 1901 einschließli be- tehnet. Arbeitsverdienfte în den versSiedencn Zweigen (Weberei, Spinnerei, Färberei, Appretur usw.) find hierbei durchcinander gerechnet, ebenso die Löhne der männlichen, welden und jagendlichen Arbeiter, sowie die Stück- und Stundenlöhne. Für den ganzen Bezirk ergibt

daraus für das Jahr 1898 ein Durhschnittsverdienst von 651,37 „M,

1901 ein (eier von 701,50 „4, das dedeutet cine Steigerung von

s Der böte Snitioverdienst in der einzelnen Stadt F Fahr 1901 um 99/5 höher wie der für den ganzen Bezirk,

i um 23% niedriger. Die hôchsle Steigerung zeigt der

f mit 11,9% die geringsie von 3,2%

ittsverdienste des gesamten Bei nádernder

t. Der ee Darchichnittsverdienst ift noch um

dien afen nit chne weiteres cinen Schluß zelnen Arbeiters zu, da ader meislens die

ganze Familie arbeitet, so dürfte es berechtigt sein, anzunehmen, da der Verdienst der ganzen Familie annäk zrnd diesen Zahlen entsprechen gestiegen i Dieser M st wird indes leider durch die

teigerung- der Lebensmittelpreife und stellenweise auch der Wohnungs- mieten wieder auëgeglichen-“ Ss y E

Auch im Osten des: Staats, 3. B: im Regierungsbezirk B reslau, hatte insbesondere die Metall- und Eisenindustrie unter der \hlehten Ge- \châftslage zu. leiden. „Auf -der anderen Seite trat hier vielfah. das Bestreben der Arbeiter hervor, durch außergewöhnliche Arbeitsleistungen si ihren Arbeitsplayz zu erhalten.“ Die Gewerbeaufsichtsbeamten für A und Oppeln teilen mit, daß der wirtschaftliche Niedergang vielfah die Herabsegung der Löhne, Aufhebung der früher bewilligten Lohnprämien, Einlegung von Feierschichten oder längere Beurlaubungen von Arbeitern zur Folge hatte.

Ebenso war die Geschäftslage in der Provinz Sahs\en noch eine ungünstige. „Die großen Maschinenfabriken hatten zum Teil so wenig Beschäftigung, daß sie die tägliche Arbeitszeit bis auf 7 Stunden ein-

ränkten und Feiershihten einlegten." In der Métallverarbeitungs- ndustrie haben Verkürzungen der täglichen Arbeitszeit und Einlegung von Feiershihten stattgefunden. Entlassungen sind in großem Um- fange vorgekommen; die Arbeitgeber haben \ich aber bemüht, diese auf das möglichst geringste M jy beschränken und statt dessen, soweit wie es durchführbar war, lieber die tägliche Arbeitszeit zu verkürzen, Beurlaubungen vorzunehmen u. dergl. Aehnliches weiß der Erfurter Berichterstatter zu melden. Dagegen waren die Schuh-, Lampen-, Papier- und chemischen. Fabriken in dieser Provinz gut beschäftigt. uh in den nördiihen Polen lag die Industrie darnieder. Nah dem Hannoverschen Bericht hat „die flaue Geschäftslage ver- schiedener Industriezweige an manchen Stellen leider zu Lohnherab- sezungen und Arbeitseins{ränkungen geführt und dadur unter Mit- wirkung der hohen Wohnungsmieten und Lebensmittelpreise die wirtschaftliche Lage vieler Arbeiter herabgeseßt. Wenn auch die größte Mehrzahl der Betriebe sich bemüht hat, ihre Leute nicht zu entlassen, um lieber durch Einschränkung der Arbeitsdauer über die Zeit der Geschäftsflaue hinwegzukommen, fo N do au Arbeiterentlafsungen vorgekommen; durch die in anderen Industrien vorgenommenen Mehr- Eigen von Arbeitskräften wurde dieser Uebelstand indessen aus- geglichen.“

Im Negierungsbezirk Münster hat sih bei noch andauerndem {lehten Geschäftsgang in den Maschinenfabriken die Geschäftslage in den Zementfabriken und in der Textilindustrie gebefsert. In Minden war gegen Ende des Berichtsjahrs der Betrieb fast all- gemein wieder in dem früheren Umfange aufgenommen worden. Jn einzelnen Maschinenfabriken wurden zeitweise erhebliche Ueberstunden gemacht. Dagegen sind auch hier die früheren Löhne, nament- lih die Akkordsäße in der Fahrrad- und auch in der Wäsche- industrie, noch nicht in voller Höhe erreiht worden. Bemerkenëwert (st{ folgende Mitteilung des Arnsberger Gewerbeaufsichtsbeamten: „Der Bee einer kleineren Buchdrukerei hat sein gesamtes männlihes Seyerpersonal durch weibliche Arbeitskräfte erseßt; als Grund wurde angegeben, daß die von männlichen Arbeitern beanspruhten Löhne für einen kleinen Unter- nehmer unershwinglih seien und daß andererseits männlihe Seer an dem kleinen, wenig Unterhaltung und Abwechselung bietenden Orte auf längere Zeit nicht zu halten seten." Nach dem- selben Bericht ist der Dur@{hschnittsarbeitsverdienst während des leßten Jahres bedèutend zurückgegangen „Bei zwei großen Werken, bei denen der Durchschnittsarbeitsverdienst des einzelnen Arbeiters im Jahre 1901 um 1,56 und um 1,8 9% zurück- gegangen ift, beträgt der weitere Rückgang für 1902 4,18 und 5,28 9/0. In einer großen Gleßeremags welche zwischen 1400 und 1500 Arbeiter beschäftigt, ijt der Durhschnittslohn der Arbeiter gegen das Vorjahr um etwa 6,59%/6 herunter egangen, In 28 Hüttenwerken im Bezirk Hagen sank der Durchschn ttslohn für Kopf und Jahr um 22 M, in 18 Hüttenwerken des Bezirks Bochum um 46 Æ, in 21 Hütten- werken des Bezirks Dortmund um 66 und in 53 Hüttenwerken des Bezirks Siegen um 7546 Am bärtesten ist hiernach der Bezirk Siegen von dem Rückgange der Löhne betroffen worden.“ „G8 ist anzuerkennen, daß die größeren Betriebsunter- nehmer vielfa aufrichti bt gewesen sind, ihren Arbeitern über die shlechte Zeit möglichst hinwe ubelfen: es find daber, wenn Ent- lassungen nötig waren, zuerst die fremden Arbeiter und dann die Un- verheirateten entlassen worden, und nur im äußersten Notfalle ist man zur Kündigung Verheirateter geschritten. Sodann find in aus- gedehntem Maße von den Unternehmern Koblen und Lebensmittel beshafft und den Arbeitern zum Selbstkostenpreise abgegeben worden.“

Nach dem Bericht des Gewerbeaufsihtsbeamten für Wiesbaden hat die Arbeitslosigkeit, soweit ie fabrikmäßigen Betriebe in Betracht kommen, nicht den befürhteten Umfang angenommen. Den in einigen Betrieben s Arbeiterentlassungen steben Arbeiter- einstellungen in anderen gegenüber.. Jn der zweiten Hälfte des Berichts- jahres lag ein wirkliher allgemeiner Notstand niht mehr vor, so daß die städtishen Notstandsarbeiten sehr eingeshränkt wurden. s An- gebot von Arbeitskräften, besonders von gelernten Arbeitern, ist gar niht außergewöhnlich stark gewesen. Arbeiterinnen waren sogar ge- sucht. Abgesehen von den in einigen Betrieben, besonders der Eisen- und Maschinenindustrie, vorgenommenen vorübergehenden Kürzungen der O haben Aenderungen derselben im allgemeinen nicht statt- gesunden.

Dagegen war im Regicrungsbezirk Düsseldorf die Lage noh fortdauernd eine unsichere, und hat eine allgemeine Erhöhung der Arbeitslöbne bisher nicht stattfinden können. Die Löhne, und zwar sowohl die Tagelohn- a!s au die Accordsäye, sind durchweg noh immer niedriger als vor zwei Jahren, jedo hat in verschiedenen Ge- werben, z. B. in der Kleineisenindustrie des bergishen Landes und in einzelnen Zweigen der Textilindustrie, sih die Beschäftigung in der leyten Zeit wesentlich regelmäßiger und dadurch für die Arbeiter lohnender gestaltet. ohnerhöhungen kamen in einigen großen Eisenhüttenwerken vor (in einem dieser Werke stieg beispielsweise der durchschnittlihe Jahres- arbeitöverdienst der erwachsenen Arbeiter von 1352 aaf 1408 M und erreichte damit nahezu die gleihe Höhe wie im Jahre 1900. Zahlreiche Personen fanden bei den Herstellungs- und Abbruchsarbeiten der Düsseldorfer Jndustri:-- und Gewerbeausstellung lohnende Be- schäftigung. Im MRegicruvgdöbezirk Cöln waren die allgemeinen Er- werbtverhältnisse im Berichttjahre nicht viel besser als îim Vorjahre, die Zahl der Arbeitelosen hat nicht erbeblih abgenommen. Be- merkenswert is eine Mitteilung über die Tätigkeit des durch die Landwirt schaftskammer für die e in Bonn im Berichttjahre eingerichteten Arbeitsnahweises. Lepterer batte unter der Buraubtedoua, daß in der jet Zeit bei manchen bis in der Industrie beschäftigten Arbeit e vom Lande stammen, der Wunsch vorhanden sei, aufs Land zurückzukehren, an den städtischen Arbeitönachweis mit dem Ersuchen um Uederweisung passender Arbeits- kräfte gewandt. Troydem diese ländlichen Arbeiter fast sämtlich die Neigung zeigten, in ter Stadt als Tagelöhner, Fuhrknechte, Haus- knedte oder als Fabrikarbeiter zu bleiben, ift es doch vielfach gelungen sie wieder aufs Land jurüczubriagen. Auf Verringerung der Löhne wirkte im Regierungsbezirk Côin auh die Konkurrenz der weib- lichen Arbeitskräfte, die auch in Erwerdönveigen zur Verwendung ge- langten, in denen idre Beschäst bisher niht üblih war. Im Re e Trier find tbeitslöhne gegen das Vorjahr in nen Industrien noch weiter gfumeen namenitlih au in der Textilindustrie, andercricits erfuhr Arbeitsverdienst dur Ver- f der Arbeitszeit und Einlegung von cine sühbl-

bare E, Im Negietungsöbezirk Sigmaringen dagegen

sind die Arbeitelödne um eine K a Von besonderem Einflusse war andauernde B Ge- s{äftölage auf die Lebenöverhältnisse, insbesondere auf Er- nädhrungs+ und Wohnungsver ältn{sse, wie oben bereits ( wurde. Andererseits is durh die im Bezrichtsadre viel eingetretene Steigerung der Lebensmittelpreise die

Dns ver Seer ethebl worden. dieser Be- dung haden die Arbeitgeber vit hate, einge L fo baden þ B. im Regieruagsdezirk Magdeburg einige Ärdeitgeber See-

fische im gr eingekauft und sie zum Selbstko e Die Arbeiter haben das mit Freuden begrüßt, und die File waren stets schnell ‘vergriffen. Die Preise stellten fih auf höchstens 18 4 für das Pfund. Auch Kohlen und andere Feuerungsmaterialien find, wie bisher, von verschiedenen Firmen im großen beschafft und zum Selbstkostenpreife ‘an die Arbeiter abgelassen bezirk Magdeburg). Der Gewerbeaufsichtsbeamte für den Regierungs- bezirk Breslau berichtet: „Selbst da, wo, wie. z. B. in dem Auf- sichtsbezirk Reichenbah, kein Rückgang der Lohnh öhe zu ver- eichnen war weil hier ein Bahnbau die übershießenden Krä shäftigte —, ist die Lebenshaltung der arbeitenden Klasse inf Steigerung der Lebensmittelpreise, namentlih des Fleishes, doch eine s{lechtere geworden. Es hat deshalb niht an Versuchen von Unternehmern gefehlt, ihrerseits dazu beizutragen, die Verhältnisse ihrer Beschäftigten zu verbessern. Eine bedeutende Firma der Textilindustrie in Lan gen- bielau hat eigenen Schlachtbetrieb eingerichtet und gibt das Fleis zum Selbstkostenprcise ab. Die Entnahme ist aber bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben, weil selbst diese gs den Arbeit- nehmern noch zu hoh sind. Eine andere Firma hat den Versuch ge- macht, Stelle zu beschaffen und sie ebenfalls zum Selbstkostenpreise, das find 12 bis 22 H für das Pfund, abzuaeben. Beide Firmen haben au Kohlen bezogen und fie ebenfalls zum Selbstkostenpreis abgegeben.“ «Im N malkalden bestehen zur bequemeren und billigen Bes Vifinca von Steinkohlen für Kleinfeuerarbeiter 13 Kohlenmagazine, deren Verwaltung von einer Kommission der Kreis\tände ausgeübt wird. Die auf diese Weise umgesette Kohlenmenge belief sih auf 56 000 Zentner“ (aus dem Bericht des Gewerbeaufsichtsbeamten für den Regierungsbezirk Cassel). Bemerkenswert is die Mitteilung im Düsseldorfer Beriht: „Das Bestreben, die Ube Lage der Arbeiter durh Bens billiger und guter Nahrungsmittel zu verbessern, hat die am Niederrhein bestehenden 34 Konsumvereine der p d chen Gewerkschaften veranlaßt, allmonatlich in M.-Gladbah eine eigene Lebensmittelbörse abzuhalten. Bet der ersten Börse, zu der sich etwa 60 Vertreter größerer Firmen eingefunden hatten, entwickelte nd eine lebhafte Kauftätigkeit,*“

Bezüglich der Wohnungsverhältnisse berihten die Gewerbe- aufsi tsbeamten niht von den gleichen Gesichtspunkten aus. zunächst die Mietwohnungen im allgemeinen anbetrifft, so wird von einigen Gewerbeaufsihtebeamten ausdrücklich auf die Preisfteigerungen der Wohnungsmieten hingewiesen. So {reibt z. B. der Beamte für den E L Cassel: „Der Verdienst eines Teils der Arbeiter|chaft ist etwas vermindert gewesen, während der Lebensunter- halt in mancher Beziehung teurer geworden ist; aus diesem Grunde mußten die Preissteigerungen der Wohnungsmieten für die Arbeiter besonders drückend wirken.“

Der Beamte für Cöln teilt folgende Ergebnisse mit: Die Lebensmittelpreise und troß der regen Bautätigkeit teilweise au die Miete preise haben eine weitere Steigerung erfahren. Besonders trifft das auf die von den Arbeitern am meisten verlangten Wohnungen mit 2 Räumen zu. Ohne Berüsichtigung der Lage und der Größe ter Räume betrug der durch{nittliize Mietspreis bei Wohnungen: :

Sau in Cöln Stadt in den Vororten für den Monat M 1902 1901 1902 1901

1 Raum é e O (9,9) 8,1 (8,1)

2 Räumen . .* 19,7 (18,7) 15,0 (14,4)

3 Räumen . . 28,8 Gro 22,9 (22,9

4 Räumen . . 40,1 (39,5 31,2 us Diese Steae des Mietspreises ist eine Folge des noch immer bestehenden Mißverbältnisses zwishen Wohnungsangebot und -Nach- fr ge: Nach dem Wohnungsnachweis für Ar stellte betrug für das abgelaufene B G eb

- ; das Wohnungs- die Wohnungs- für Wohnungen mit angebot nahfrage L 439 439 S Uen. » . « « 1260 2597 a E 931 1754 I 419 472 5 und mehr Räumen . . 301 196 zusammen 3350 a5

Auf Anordnung des Meggerutgo r Ebpenten wurde in allen Städten des Bezirks Frankfurt a. V. eine Besichtigung der Wohnungen der minder bemittelten Klassen durch die neugebildeten undheits- kommissionen vorgenommen. Es haben jedoch noch lange niht alle Wohnungen E werden können und sollen daher noch weitere Besichtigungen stattfinden. Das Ergebnis war bis jeßt, , ehr viele Wohnungen zu stark egt waren verein anden sid Wohnungen, in denen nur 4 cbm Luftraum auf die gerin amen und sich viele Mißstände infolge mangelnder Sauber- eit der Bewohner und der Abneigung gegen oe ü zeigten. In sehr vielen Fällen wurden sanitäre Uebelslände polizeiliche Maßnahmen beseitigt; eine ganze Anzabl Wobnungen wurde au für unbewohnbar erklärt und ihre Räumung dur die Polizei veranlaßt. Jn einer Stadt mußten sogar 15% der Î Spannen geschlossen werden. se auf den ersten Blick ungeheuer- liche Zabl verliert indes ihre Bedeutung, wenn man bört, daß zunächst eine Ee Egung stattgefunden hatte und \{ließlich nur die aller- shlehtesten Wohnungen von der Gesundheitskommission besichtigt waren, die übrigen aber für später vorbehalten bleiben“.

ter und kleine Ange-

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Lobnbewegung der Berliner Maßshubma er ( Nr. 119 d. BL) teilt die „Deutsche Warte* mit, daf as Meile

der besseren Maßgeschäfte (Friedrichstadt) in einer zahlreih besuchten Versammlung Stellung zu, dem in ihren Betrieben ausgebrochenen EuMand der Ge none, Der Meisterschaft ift seitens des inigungsamts die Mitteilung zugegangen, daß die Ausständigen etwa 300 Mann das S&ieddarr(Staraccain is . Die nahm dies zur Kenntnis und faßte den ges g e der Anrufung nicht anzuschließen, vielmehr den Verlauf des Ausstandes abzuwarten. on diger Entscheidung wurde dem Sant des Gewer chts schriftlich Kenntnis gegeben. Wie in der Versammlung ferner nnt wurde, baben verschiedene Meister völligen, andere einen teilweisen Ersay für die Ausständigen gefunden. ah dem Pfingsifest soll bereits für völlige Deckbung der Arbeitskräfte sejorat sein. Auch die Landshaftsgärtner (vgl. Nr. 113 d. Bl.) haben es demselben Blatte zufolge abgeichnt, mit ihren auesiändizen Gehilfen vor dem Jn einer der gr

zu verdandeln. iten Berliner Fahrradfadriken 450 Mann wegen Ntbewilligung ibrer For ——— tas, DeEnecprang usw.) die t ey m Die Fabrikleitung gad sodann die ärung ab, nunmehr den (Qlichen 32 Die Spengler und JInstallateure in Frankfurt a. n

beschlosien, nah der „Frkf. A abgehaltenen öffentlichen Bee E Sencbei p nieder-

E it Lei Aae 1 Frübstts- p ter Le 28 endi Lebrn, nad 2L sjabr solcden von 40 A 0 A für S Ueberstunden f werden, und pwar einem von 50% von 10 Ubr ab und Accordarbeit, die meen vermeiden intiert werden. Metczadl

arif a t. ger Weber der Beddurger

Akt-Ges. in Bedbur dee ihre Kündigung cingereicdh, rel Tireftion ibnen geforderten

nunmebr die übrigen Arbeiter

dviunerei und der fabrik entlafien.

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