1903 / 151 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Jun 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Abgereist: Seine Excellenz der Unterstaatssekretär im izministeriuum Dr. Künzel, mit Urlaub e Si E Angekommen:

der Unterstaatssekretär im Ministerium der gem, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Wirklihe Ge- heime Oberregierungsrat Wever, aus Berchtesgaden.

Nicßfamfsliches.

* Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 30. Zuni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Staatssekretärs des Neichsmarineamts entgegen.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sißung; vorher hielten die vereinigten Ausshüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Aus- \hüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen und die ver- einigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen und für das Landheer und die Festungen Sißungen.

. Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Vineta am 27. Juni in Halifax eingetroffen.

S. M. S. „Thetis“ ist an demselben Tage in Nagasaki angekommen und beabsichtigt, am 4. Juli nach Myadzu in See zu gehen.

S. M. S. „Tiger“ ist am 28. Juni in Schanghai ein- ilt und beabsichtigt, am 1. Juli nah Tfingtau in See zu gehen. i

S. M. S. „Sperber“ ist am 27. Juni in Sansibar en und beabsichtigt, am 1. Juli nah Dar-es-Salâm zu gehen.

__S. M. S. „Habicht“ ist am 27. Juni in Klein-Popo eingetroffen und beabsichtigt, am 1. Juli nach Groß-Popo weiterzugehen.

Kiel,.30. Juni. Am Sonntagabend fand bei Jhren Kaiserlichen und Königlihen Majestäten an Bord der Jacht „Hohenzollern“ zu Ehren des Kaiserlihen Jachtklubs Tafel statt, an der auch Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich sowie der Großherzo von Mecklenburg-Schwerin und. der Reichskanzler Graf von Bülow teilnahmen.

Gestern nahmittag um 2 Uhr gab der Generalinspektor der Marine, Admiral von Köster in den Räumen der neuen Seeburg zu Ehren des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika Tower, des Admirals und der Kommandanten des amerikfanishen Geshwaders ein Frühstück. Außer den genannten amerikanishen Offizieren und dem ain a bei der agmevrifanishen Botschaft, _+Korvettenkapitän Pott waren zum Frühstück noch der Staats- rers des Reichsmarineamts, Vizeadmiral von Tirpiß, die

izeadmirale von Arnim und Büchsel, die Kontreadmirale S ibe, Freiherr von Malgan, Fischel, Thiele, Breusing u. a. geladen. Später fand Q dem amerikanischen Flaggschiff „Kea r - sarge“ großer Empfang statt, bei dem u. a. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Beincis, der amerikanische Botschafter in Berlin Tower und der Staats- sekretär, Vizeadmiral von Tirpiß erschienen waren.

Bayern.

Die „Korrespondenz Hoffmann“ meldet, daß nah ein- Gage) Prüfung „aller einschlägigen Verhältnisse die ayerishe Staatsregierung sih entshlossen habe, von dem Rechte der Verstaatlihung der Pfälzischen Eisen- bahnen vorerst keinen Gebrauch zu machen.

Oesterreich-Ungarn,

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Wien ist Graf Stanislaus Badeni zum Landmarschall von Galizien ernannt worden.

Der ungarishe Ministerpräsident Graf Khuen-Heder- vary und das neue Kabinett stellten sih in einer gestern abgehaltenen Konferenz der liberalen Partei vor. Jn einer Ansprache wies der Ministerpräsident darauf hin, daß er Verme ein Veteran der Partei sei; sein Wirken habe stels in

Prinzipien dieser Partei gewurzelt, er werde diese Een im Geiste Koloman von Szells betätigen. Wie er Vertrauen in die Grundsäße der Partei und in die Mitglieder sehe, die entschlossen seien, für sie einzutveten, so ersuche er um das Vertrauen der Partei und um Ee Unterstüßung. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Hieronimy und

odossy drückten im Namen der nunmehr aufgelösten raftionen der liberalen Partei ihr Vertrauen aus, worauf ie Parteikonferenz geschlossen wurde.

Großbritannien und Jrland,

Das Oberhaus nahm gestern die Fina nzbill in allen Lesungen an. Im Verlaufe der Sitzung lenkte, wie „W. T. B.“ berihtet, Portsmouth die Aufmerksamkeit auf die leßten Er- klärungen des Perm nisierò Balfour und des Staatssekretärs v die Kolonien Chamberlain und fragte den Staatssekretär für

e auswärtigen Angelegenheiten Marquis of Lansdowne, ob die Regierung beabsichtige, dem Parlament ihre Vorschläge zu unter- breiten, die Deuts{chland veranlassen sollen, sein Zolltarifreglement bezüglih Canadas abzuändern. Ward betonte, die Frage der Tarifarrangements zwishen Deutshland und Canada fei dringend. Bei der früheren Teratung inr Oberhause habe Camperdown durbliden lassen, daß Deutschland in einer Weise gehandelt habe, die Ce Hinsicht ungebörig, unnôtig und feintlid gegen Canada sei.

ih gebe es niemand im Hause, der niht wünsche, die Bande wischen dem Mutterland und Canada zu stärken. Es würde aber lebr "wr wenn ein falsher und unbilliger Eindruck hbin- ich des Verfahrens Deutschlands in dieser Sache hervor- fen würde. tschland habe ‘Canada als getrennte Fiuanz- heit behandelt und nah seiner Ansicht ein Ret gehabt, dies

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Aberdeen » HE flärung E aqu e Ob Gefühl des V e d] 25 Staatss\ekretär Lord L4 h

früheren Rede sich g(128 60 Í was gesagt worden #31/80bzG Bats R diefer che ein feiW,75bzG

übergehend, erklärte Las,00bzG Sinn geprüft werde, 009 el.bzG f

es möglich sei oder nl | Ver. Köln-Rocinan union mit den Kolonien herzustellen, um lehtere zk kast. Troÿ falls. sie übler Be- handlung wegen England gewährter Vorzugstarife unterworfen würden, und Mittel zu finden, die britische Fndustrie gegen jene Art unbilliger Konkurrenz, ‘die er in der früheren ede er- wähnt habe, zu {üßen. In Bezug auf den Fall mit Deut ae wünsche er nit, der Debatte vorzugreifen, die durh Veröffentlihung des Schriftwechsels hervorgérufen werden könnte, aber er halte an der Ansicht fest, pas das Verhältnis zwischen Deutshland und Canada von der britischen Regierung nicht anders als ernst betrachtet werden könne. Man finde nicht nur, daß Canada unter dem England eingeräumten Vorzuge leide, sondern es sei tatsächlich in einem amtlihen Schriftstück, das veröffentliht werden würde, an- gedeutet, daß, falls andere Kolonien in derselben Weise wie Canada handeln follten, England sih der Meistbe 4 - beraubt sehen würde. Die Angelegenheit se dringend, nit so sehr hinsichtlih der Zeit, denn es sei niht anzuneh” 1, daß die Dinge si in naher Zukunft abspielen würden, aber drin insihtlih der Wichtigkeit der dadur aufgeworfenen Fragen. Lotd*chbsebery wandte sih in kurzer Rede gegen die Regierung wegen dex im Kabinett herrshenden Meinungs- verschiedenheiten. Er glaube, eine Untersuhung der Finanzfragen sei jeßt nötig, nachdem diese Frage in autoritativer Form von Chamberlain aufgeworfen. sei; er frage aber, ob die Untersuchung nicht nur ein Mechanismus sei, um die Regierung zusammenzuhalten. Rofebery drang darauf, baß die Untersuhung öffentlich geführt werde, und bat die Regierung dringend, das Land in dieser Sache in ihr Vertrauen zu ziehen. Die Nation habe ein Anrecht darauf zu wissen, was vorgehe. Lord Selborne wies darauf hin, daß, während Großbritannien unter dem Freihandel blühe, andere Länder nicht minder unter einer gänzli verschiedenen Politik blühten. Die Grage der Reziprozität „zwischen dem Mutterlande und den Kolonien könne niht von Königlichen Kommissionen oder vom Parlament behandelt werden, sondern es müsse eine Untersuhung seitens der Nation stattfinden. (Beifall.) Denn es handele sich dabei um die künftige Wohlfahrt Englands. Er sei darüber froh, daß die Untersuhung in einem Zeitraum der Wohlfahrt s\tatt- finde, denn dies biete eine Gewähr gezen ein übereiltes Urteil. Nach Lord Selborne nahm Viscount G oschen das Wort. Er wünschte genau zu wissen, welche Fragen, besonders ob auch Fragen untersuht werden follen, die einen Getreidezoll in sich [{ließen. Jede der Regierung zugehende Information über die Finanz- frage sollte veröffentliht werden. Gegenwärtig sei das ganze Land in Verwirrung gebracht. Lord Ripon hob hervor, daß Retor- sionszöôlle bedeutende Störungen in Handel und Industrie be- dingten und ihre Einführung ‘eine gefährliche Politik sei. Der Herzog von Devonshire erklärte, die Untersuhung müsse von Mitgliedern der Regierung selbs unternommen werden, und fuhr dann fort: „Ob- hon ih nit ganz mit denen übereinstimme, die glauben, daß das Ergebnis der Untersuchung eine sehr große Abweihung von unserer jeßigen Finanzpolitik herbeiführen werde, finde ih doch in den Reden Balfours und Chamberlains vom Freitag nichts, worüber ih mi zu beklagen habe. Diese Redèn waren haupt\sächlich darauf gerichtet, die Gegenstände anzudeuten;/ mit denen die clan und Er- örterung sich zu befassen haben. Die Fragen des Getreidezolles und der ee: pr können 1 der Untersuchung nicht ug elmalten werden.“ Jersey fraglé, obPor bem Beginn des Feldzugs zu Gunsten der Vorzugszölle im Oktober die Hältung des Kabinetts werde bekannt

frage

i, ‘/ el g oie in - Fr. emeine an B Bac e fei mit offenem

Ver.Hnf\l.Gt sei, festzustellen, ob

. gegeben werden. Der Herzog von Devonshire erwiderte, er könne

egenwärtig keine Ankündigung machen. tand verlassen und das Haus vertagt.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer erteilte, nach einer Meldung des „W. T. B.* aus Paris, gestern dem Gesetzentwurf, betreffend Legung eines Kabels zwishen Brest und Dakar (Sene- gambien), zwischen den Inseln Madagaskar, La Nöäunion und Mauritius und zwishen Saigon, der Insel s Condor und Pontianak (Borneo), die Zu- timmung. Zur Beratung ftand ferner ein Antrag des Deputierten Debus?sy (radikal), betreffend Erhöhung des ede Ly auf ausländisches Vieh und Fleisch. Castillard (Republi- faner) unterstüßte den Antrag; denn da der Gesundheitszustand des fremden Viehs \sih immer bessere, werde man bald die Grenzen wieder öffnen müssen. -Thierry (Republikaner) bekämpfte den Antrag, weil dessen Annahme die Reaierung in eine ungünstige Lage versetzen würde, da gegenwärtig Verhandlungen mit den fremden Mähten über den Abschluß von Handeléverträgen eingeleitet seien. Pichon (Nalliierter) unterstützte den Antrag, indem er hervorhob, daß Deutsch- land und Oesterreich den Einzangszoll auf Vieh erböht bätten. Mougeot (Nadikal) beantragte die Ueberweisung des An- trages an die Zollkommission, weil es dem Minister des Aeußern Delcassó nicht mögli sei, in die Kammer zu kommen. Debussy bekämpfte die Ueberweisung, die mit 406 gegen 181 Stimmen abge- lehnt wurde. Hierauf ging man zur Beratung der einzelnen Artikel über. Im ersten Artikel beantragte die Kommission, den Eingangszoll für Ochsen auf 30 Fr. für 109 kg Lebendgewiht im Marximaltarif und aup 20 Fr. im Minimaltarif festzusezen. Siegfried (Demokrat) begründete ein Amendement, nach dem der

oll auf 15 Fr. im Minimaltarif ermäßigt werden sollte. Mougeot stellte fest, daß die Viehzucht in Frankreich sh in einem befriedigenden Zustande befinde, deshalb babe Delcassó mit den benachbarten Mächten, nämli mit England und Belgien, verhandelt, um diese Staaten zur Wiederöffnung ihrer Grenzen für französishes Vieh zu banadas Mougeot verlangte, man folle die von Siegfried beantragten Zollsäße annehmen. Hier- egen erhob sih auf verschiedenen Bänken Widerspru. Debussy hielt seine Zollsäge aufrecht, und diese wurden mit 406 gegen 169 Stimmen angenommen, worauf das Haus die Fortsetzung der Debatte bis beute vertagte.

Hierauf wurde der Gegen-

Jtalien.

Der Senat trat, nah einer Meldung des „W. T. B.* aus Rom, gestern in geheimer Abstimmung mit 91 gegen 11 Stimmen dem Beschlusse der Deputiertenkammer, sechs provisorische Budget- zwölftel zu bewilligen, bei.

Türkei,

Der Sultan hat, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel erfährt, dem Gesandten in Belgrad Fethy Pascha den Groß- kordon des Osmanieordens verliehen.

Nach einer Mitteilung der Pforte an den österreihi\{- ungarischen und den russishen Botschafter hat eine aus Bulgarien stammenden Bande von 80 Personen den Ortsvorsteher von Leshko im Kreise Dshumaja entführt und ermordet, weil er Mitglieder des Komitees verraten habe.

Griechenland.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer gab der Minijterpräsident Theotokis, wie ,W. T. B.“ avs Athen berichtet, die e R TTY des neuen Kabinetts bekannt. Der Präsident der Kammer Ralli legte darauf den Vorsiy nieder, indem er hervorhob,

zu tun. Er fkônne niht verstehen, wie Chamberlain, nachdem uan die Angelegenkeit Gi Jahre habe euhen lassen, sagen könne, sie

daß er, der aus der alten Majorität hervorgegangen sei, niht mit der

nniger von der T worfen; er wurde sofort verhaftet. Wi;

* «Serbien.

Auf die Anzeige des Königs von seiner ron- besteigung ist jeßt, wie „W. T. B.“ berichtet, E die Antwort des Königs von Jtalien ein egangen.

Das Telegramm des Sultans der Thronbesteigung des Königs lautet, nah einer Meldung des genannten Bureaus aus Belgrad:

ch habe das Telegramm Eurer Majestät, in wel

Thronbesteigung bekannt gegeben wird, erhalten. Bei dieser Gelegen-

heit drücke ih Eurer Majestät meine Wünsche für das Glück Gurer

Majestät aus, wozu mich die aufrichtigen Sympathien veranlassen welche das Haus Eurer Majestät zu jeder Zeit meinem Kaiserrtgn entgegenbrachte. 8 zweifle niht, daß Eure Majestät dieselben freundschaftlichen Gefühle bekunden wird, welche ih mit dem gleiden Gefühle erwidern werde.

gn Belgrad wurde gestern von dem Metropoliten ein feierlihes Requiem für die in der Schlacht auf dem Amselfelde S zelebriert, dem der König, die Minister, das Of der pegund ein zahlreiches Publikum beiwohnten. Die bisher ü" \gewesenen Maßnahmen für die Sicherheit des

{r Straße und in der Kirche wurden vollständig

? ger in der Bevölkerung große Genugtuung

Ays : Tupschtina verlas heute der Ministerpräsident itsch einen Ukas, durch den die gegen=

[rch die Proklamation der vorläufigen Regierung i veranlaßte Tagung geschlossen wird.

__ _tsblatt veröffentliht einen Erlaß des Ministers des J ¿n, in dem dieser alle Kreisvorsteher auffordert, bei der/FDurchführung der heute beginnenden Gemeinde: wahlen für die strenge A. der verfassungsmäßigen Rechtè-Zer Bürger zu sorgen und jede Verleßung ihrer Rechte strengstens zu ahnden. Die Gemeindewahlen dürften mehrere Wochen in Anspruch nehmen und der Ausfall dieser und der voraussichtlich im September stattfindenden Skupschtinawahlen, wie dem Wiener „K. K. Telegr.-Korresp.-Bureau“ berichtet wird, nah der gegenwärtigen Lage eine mächtige Erstarkung der Extremradikalen En. Die Sozial- demokraten, die zwar nicht besonders zahlrei, aber nicht ohne Bedeutung sind, beschlossen, die Ext:emradikalen zu unterstüßen. Der König äußerte, daß er auf die Wahlen absolut keinen Einfluß üben wolle: er werde die neue Re- gierung dem Wahlergebnisse entsprehend bilden lassen. Uebrigens harrten e bezüglih der Sanierung der inneren Zustände so große Aufgaben, daß er es für nötig erachte, sich E ung der inneren Politik gegenüber neutral zu verhalten.

Dänemark. Die außerordentlihe Session des Ma IL ges wurde e

gestern geschlos\sen, nachdem der Folkething sämt teuwahlen, ausgenommen die in ODtherup und Frederiksund, für gültig erklärt hatte.

Amerika. .

Aus Washington wird dem „Neutershen Bureau“ ge- meldet, dort seien Anzeichen dafür vorhanden, daß man die mandschurische Srage vorläufig auf sich beruhen lassen werde, soweit die“ Vereinigten Staaten an der Sache beteiligt seien. Der Staatssekretär Hay habe einen vierzehntägigen Urlaub angetreten. Auch der russische Botschafter Graf Cassini beabsihtige, nah Europa abzureisen. Dies werde dahin gedeutet, daß Nußland bereit sei, seine Politik in der Mandschureifrage so zu gestalten, sie für die Vereinigten Staaten annehmbarer werde. Hay und Cassini hätten in der vergangenen Woche eine Be- sprechung gehabt, deren Gegenstand augenscheinlih Auseinander- seßungen gewesen seien, die eine hoffnungsvollere Auffassun der Tatsache veranlaßten, daß die Vereinigten Staaten p. der Oeffnung gewisser Häfen der Mandschurei seitens Chinas bestehen.

Afrika.

Das Parlament der Kapkolonie hat gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Kapstadt berichtet wird, das Abkommen von Bloemfontein über die Gründung eines südafrika nischen Zollvereins genehmigt, nahdem ein Abänderungsantrag auf Streichung des England Zollvergünstigungen einräumenden Teiles des Abkommens mit 42 gegen 42 Stimmen abgelehnt worden war, wobei die Stimme des Sprechers den Ausschlag gegeben hatte.

Nr. 28 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 27. Juni, hat folgenden Inhalt: Zoll- und Steuerwesen. Aenderungen und Ér- gänzungen der Branntweinsteuerausführungsbestimmungen.

Nr. 51 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. Juni, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Runderlaß vom 14. Juni 1903, be- treffend Anzeigen über die Abkömmlichkeit von Regierungsbaumeistern. Dienstnachrichten Nichtamtliches. Das neue Gymnasium in Friedenau. Eine Warnsignalanlage für Starkstrombetrieb mit Hör- und Sichtsignal. Oberbaudirektor Ludwig Franzius {. Wers- mishtes: 2öjährige Lehrtätigkeit von Professor, Oberbaurat Karl Schäfer in Karlsruhe. Stauvorrichtung mit beweglichem, walzen- förmigem Verschlußkörper.

Statistik und Volkswirtschaft.

Seeverkehr in den deutshen Hafenpläyen 1901.

Das zweite Heft des Jahrgangs 1903 der „Vierteljahrsbefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ bringt eine Reibe von Zusammen- stellungen über den Seeverkehr in den deutschen Hafenplägyen im Jahre 1901. Hiernach sind im ganzen deutschen Küstengebiet im Jahre 1901 179 129 Schiffe mit einem Raumgehalt von 38 302 173 Registertons netto zu Ee ein- und ausgegangen, gegen das Vorjahr 4052 Schiffe (2,3 v. H.) und 1047 355 Registertons (2,8 v H) mehr. Im Jahre 1875 hatte die Summe aller in deutshen Häfen ein- und aus- gelaufenen Schiffe 87 558 mit 12 722 710 Negistertons Raumgehbalt be- tragen, seitdem hat also die Schiffszahl eine Vermehrung um 104,6 v. H., der Raumgehalt sogar um 201,1 v. H. erfahren. Die bedeutende Verke Negern ist dur die immer reger si gestaltende Tätigkeit der Dampfschifffahrt herbeigeführt worden; denn während im Jahre 1875 17189 Dampfer mit einem NRaum- gebalt von 7182061 Registertons netto im deutshen Küsten- gebiet ein- oder ausgelaufen sind, stellte si die entsprehende Zabl im

Miet auf 76 46

auf die Notifikation von |

m mir die

4h ‘aghre 1901 auf 98 697 mit 32 734 174 Registert ‘ns; der Dampfer- zee hat also wEMtea der ZuisEenzeit nah der Zahl die fünffache,

dem Raumgehalt die vierfahe Höhe überschritten. Segel-

i shiffsverkehr ist seit 1875 nach der Zahl der angekommenen

an. r ine Drukschriften in den Sihungösaal

abgegangenen Schiffe um 10063 gestiegen, nah dem Raum- t nur um 27 350 Registertons. Der Gesamtverkehr der an- ommenen und abgegañgenen Schiffe bezifferte sih 1901 im O stfee-

mit 12 249 223 Registertons Nettoraumgehalt. von entfiel nach der Zahl nahezu die Hälfte (43.0 v. H.), nah dem Raumgehalt der größte Teil (69,4 v H.) aller im Ostseegebiet ein- und ausgelaufenen Schiffe auf den Verkehr mit dem Auslande. Der erkehr der deutschen Ostseehäfen unter sich betrug der Zahl nah 50,8 v. H. und dem Raumgehalt nah 25,7 v. H. des Gesamtverkehrs des Ostseegebiets, während der Verkehr mit den deutschen Nord-

echâfen nur 6,2 v. H. und 4,9 v. H. davon ausmahte. Im

ordseegebiet erreihten im Jahre 1901 alle ein- und aus- egangenen Schiffe zusammen eine Zahl von 102963 mit einem Ge- amtraumgehalt von 26 119 588 Registertons netto. Nach der Schiffs- ahl famen davon auf den Verkehr der deutshen Nordseehäfen unter

59,3 v. H., auf den Verkehr mit gußerdeutshen Häfen 36,3 v. H. und auf den Verkehr mit deutshen Ostseehäfen 4,4 v. H.,, nah dem

Raumgehalt dagegen 17,3 v. H., 80,4 v. H. und 2,3 v. H.

, Von der Gesamtheit der im Jahre 1901 im Deutschen Reih angekommenen und abgegangenen Schiffe gehörten 136 965 a4 v. H. der Gesamtzahl) mit 22 738 433 Negistertons Raumgehalt (59,4 v. H. vom Gesamtraumgehalt) der deutshen Flagge an, von den Dampf- schiffen 76 956 mit 19 037 565 Registertons (78,0 v. H. der Gesamt- zahl oder 58,2 v. H. des Gesamtraumgehalts der angekommenen und abgegangenen Dampfer).

und

Ergebnis der 1902 im Deutschen Reih erfolgten amt- [lihen Untersuchungen von Seeleuten auf Farbenblindheit. _ Die Zahl der im Jahre 1902 dur die amtlihen Untersuhungs- stellen zum ersten Male auf Farbenblindheit untersuchten Seeleute betrug nah den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ insgesamt 917 (im Vorjahre 921). Als gänzlih farbenblind wurden 17 = 1,859 (9 = 0,98 9/0), als grünblind 6 = 0,669 (12 = 1,3 9/0), als nicht farbenblind 894 = 97,49 9/6 (900 = 97,72 9/6) befunden. Von 10 (11) zum zweiten Male untersuhten Seeleuten erwiesen sich 2? (4) als gänzlih farbenblind, 4 (3) als grünblind und 4 (4) als iat farbenblind. Wiederholte Untersuhungen wurden bei 3 See- leuten vorgenommen; bei einem konnte die früher festgestellte Feen Nen nua bestätigt werden, die beiden anderen erwiesen fih als rünblind.

: Unter Berücksichtigung der zweiten und der wiederholten Unter- suhungen ergibt si, daß unter den insgesamt untersuchten 924 (924) Seeleuten sih 17 = 1,84 9/9 (9 = 0,97 9/6) gänzlih Farbenblinde und 8 = 0,87 9% (9 = 0,97 9/6) Grünblinde befanden, während bei 899 = 97,29 9/0 (906 = 98,05 9/6) ein ausreichender Farbensinn fest- gestellt wurde.

Das zweite Heft des laufenden Jahrgangs der „Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthält als weiteren Beitrag zur Statistik der Preise zunächst eine ee über die Viehpreise in 10 deutschen Städten für 1898 bis 1902 nah Monaten und im Jahres- durhshnitt. Die Angaben erstrecken sih auf Ochsen, Bullen, Kühe, Schweine, Kälber und Hammel und berücksihtigen die Städte Berlin, Danzig, Magdeburg, Hannover, Cöln, Frankfurt a. M., Dresden, Leipzig, Chemniy und Mannheim. E E

Im Anschluß hieran sind die Viehpreise im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres zur Nachweisung gebracht. : |

Eine weitere Uebersicht gibt die Kleinhandelspreise von Schweine- fleisch, Speck und Schweineschmalz für 1883 bis 1902 în 24 preußischen Städten. |

Daran reihen si die monatlihen Großhandelsdurhschnittspreise von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Mais in Mannheim für 1898 bis 1902, sowie die Roggen- und Weizenpreise an deutschen und fremden Börsenpläßen im ersten Vierteljahr 1903. :

Zum Schluß wird eine Uebersicht beigebracht, aus welcher die Höhe der Getreidefrachten zwischen einzelnen überseeishen Ländern und Mann- heim für die 15 Jahre 1888 bis 1902 zu entnehmen ift.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie der „Vogtländishe Anzeiger“ meldet, traten gestern in lauen wegen Ablehnung einer geforderten Lohnerhöhung 2000 Maurer in den Ausftand; der größte Teil der dort beschäftigten ausländishen Maurer {loß sich diesem Vorgehen an, auch die Zimmer- leute sowie die Bauhandwerker dürften der Bewegung folgen.

Die Messerschleifer in Solingen haben eine Lohnerhöhung efordert. Der Tafelmesserfabrikantenverein ist aber, wie die „Rhein. Westfäl. Ztg.“ meldet, nicht gesonnen, auf eine Erhöhung der Shleif- preise einzugehen; er erachtet vielmehr die in dem jeyt gültigen Preis- verzeichnisse festgeseßten Schleiflöhne unter den heutigen Umständen noch für zu hoh. Mit Rücksicht darauf, daß die dem Fabrikantenverein nicht angeshlossenen Firmen si niht nah dem Preisverzeichnisse richten und daher bedeutend billiger arbeiten als seine Mitglieder, hat der Verein beschlossen, seinen Mitgliedern zu gestatten, dah Me nach dem 4. Sep- tember d. J. au unter den jeßt gültigen Preisen s{leifen lassen können. Zum 4. September if nämlich das Preisverzeihnis seitens des Fabrikantenvereins gekündigt worden. Wie die Messerschleifer sich zu diesem Beschlusse stellen werden, darüber soll in den nächsten Tagen entschieden werden.

Kunst und Wissenschaft.

Nach den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunst- sammlungen“ über das erste Vierteljahr 1903 wurde die Samm- lung der Skulpturen und Gipsabgüsse (antike Skfulp- turen) durch einen rômishen Originalporträtkopf, nah Frisur und Gesichtstypus den sogenannten Lucillaköpfen (Bernoulli, Röôm. Jkonographie 11, 2 Taf. L11) nächst verwandt, bereichert, den eine ungenannte Gönnerin der Sammlung s{enkte. Durch Kauf wurden erworben: ein unten unvollständiges Votivrelief aus Rhodos; dar- gestellt ist ein Viergespann mit Mann und Frau auf dem Wagen, eine sehr gute Arbeit aus dem Ende des V. Jahrhunderts. Zwei männliche Porträtköpfe aus der Zeit der ausgehenden röômishen Re- publik, der cine mit zur Hälfte erhaltenem Hermenbrusftstück, aus- ezeihnet durch außerordentli lebend geo Nealismus des Ausdrucks bei wenig ins einzelne getriebener Durhführung der Formen.

ür die Sammlung der Giptabagiile wurden erworben: die

bemalte Nachbildung einer der archaishen Mädchenfiguren von der athenishen Akropolis von P FIngrid Kjaer und eine Anzahl von Abgüssen in Delphi gefundener Bildwerke. y

Für die PARUSULE von Bildwerken der christlichen Epoche wurden zwei historisch interessante Werke mittelalterlicher

Elfenbeinplastik angekauft. : m BeUéuarinm wurde die Vasensammlung durh neun Neu- erwerbungen, die Terrakottensammlung durch zwei Neuerwerbungen bereichert ; auch die Sammlung der Bronzen und Miszellaneen wurde durch Ankauf und Geschenke vermehrt.

ür das K pi erst Gra vine L untd neue Kupfer, Radierungen,

o e, Zeichnungen usw. angelauft.

P p ire en des Münzkabinetts sind vermehrt um 160 griehishe, 21 rômishe, 14 mittelalterlihe, 143 neuzeitlihe, 479 orientalishe Münzen, 9 Medaillen : insgesamt 826 Stück. Unter den griehishen Münzen sind von besonderem Interesse eine größere An- zahl von Prägungen nordgriechisher Städte, unter denen Ce E makedonishe Silbermünzen von Mende und Skione, Silber- und Bronzemünzen von Apollonia êy llóvr@ sowie ablreiche, bisher in der mlung noch fehlende Kaisermünzen von Mösien und Thrakien. Als große Seltenheit is eine Bronzemünze des teatbuigs Akros- sander zu erwähnen, von dem erst seit kurzer Zeit einige Prägungen

bekannt geworden sind; auch eine Bronzemünze des Kaisers Marcus von Nikopolis-Emmaus in Judaea, das in unserer Sammlung als ‘rrábgg bisher noch nicht vertreten war. Unter den römischen ünzen ist als Seltenheit ersten Ranges hervorzuheben eine gut er- haltene Großbronze der jüngeren Agrippina, der in Cöln geborenen Tochter des Germanicus und Mutter Neros. é i

Die Aegyptische Abg In in diesem Vierteljahr wieder eins der Bretten mit figürlihen Darstellungen aus dem täglichen Leben erwerben können, wie man sie besonders in der Zeit des ägyp- tischen mittleren Reiches (um 1800 v. Chr.) den Toten ins Grab mitzugeben pflegte. Auf diesem sind durch A die verschiedenen Tätigkeiten beim Ziegelstreichen dargestellt. Au die Sammlung kop- tisher Altertümer ist um zwei bemerken8werte Stücke vermehrt worden : 1) eine lange, geschnißte Holzleiste mit Resten der alten Bemalung; 2) eine sehr gui erhaltene Le mit dem Brustbild eines weiß- bärtigen Mannes, der ein Buch in der Hand häït. Das Bild stellt nah der Aufschrift den Bischof Apa Abraham dax. Beide Stücke stammen wohl aus den Ruinen einer alten koptischen Kirche.

Für die Vorderasiatishe Abteilung wurden u. a. erworben: sech8 syrische Idole aus Bronze in der Höhe von 15—37 cm; des- gleichen drei andere 10—12 cm hohe, ey Str aus Tell-el-Kadi, dem alttestamentlihen Dan, stammend; zwei hettitishe Siegel; eine kleine Sammlung babylonisher Siegelzylinder, geshnittener Steine sowie kleinerer Fundgegenstände, darunter allerlei babylonische Tonfiguren, Siegelabdrücke in Ton, ein Prismafragment des assyrishen Königs Tiglathpileser T. u.*a. m. Die Sam.nlung alt- und neubabylonischer Tontafeln wurde dur 124 gut erhaltene Tafeln, darunter eine große Anzahl kreisförmiger, bereichert, desgleihen durch drei nah glaubs würdiger Angabe aus Kerkuk stammende Tontafelstücke mit interessanten Siegelabdrücken.

Für das Museum für Völkerkunde wurden u. a. gekauft: Zwei metallene Teller mit Reliefdarstellungen mythologisher Vor- gänge, in Silber- und Kupfertaushierung. Ein gerades Schwert mit Metallscheide. Zwei reihverzierte Dayakshwerter aus Borneo. Ein Taschentuh von nipis de piña (Stoff aus der Faser der Ananas- pflanze) aus Manila. Ein Bootmodell von der Insel Botel Tobago. Ein Nephritplattenbuh, die Yo - yi - Abhandlung enthaltend. Die Ornamente und ein Teil des Textes vom Kaiser Ch'ien-lung eigen- händig eingraviert. Vier Porträts aus der Feldherrngalerie des Kaisers Ch'ien-lung. Die Namen der Dargestellten lauten: Kitschëöbu, Otschir, Yöutun und Montscholtu. Zwei große Rollbilder mit Darstellungen von Gefechten zwischen kaiserlihen Truppen und Rebellen (Nienfei und T'aip’ing). Farbige Gesamtansicht der Kaiserlichen Sommerresidenz Jehol. Abklatsche von alten, die Heiligsprehung des Confucius betreffenden Inschriften, datiert 1294, 1307, 1310, 1725 n. Chr. Bemerkenswert eine in Pags-pa-mongolischer Schrift. Zwei s{höne Blumenbilder vom jeßigen Kaiser, während seiner Gefangenschaft auf dem Jyselpalast in Peking gemalt. Ein Theatergewand aus gelber Seide. Gin außergewöhnlich großes lamaistisches Altarbild: der zukünftige Buddha Maitreya. Eine lamaistishe Bronzefigur. Zwei kleinere lamaistishe Tempel- bilder: Mandala und der Heilige Subhüti. 7201 bunte taoistishe Tempellaternenbilder. Eine fkalligraphische Vorlage, die hon oben erwähnte berühmte Yo-yi-Abhandlung enthaltend. Die Sammlung wurde auch dur zahlreiche Geschenke vermehrt. U. a. hat Seine Majestät der Kaiser die Gnade gehabt, einen geschnigten Stuhl der Dualla zu überweisen, Herr Oberst Pavel \{henkte eine Reihe von auserlesenen {önen Schnißzwerken und anderen Kosts barkeiten von seiner Expedition an den Tshad-See. Herr Haupt- mann Glauning in Augsburg: zwei große Sammlungen mit gegen 200 Stücken aus Nord- Kamerun. Herr Hauptmann Thierry : eîne Sammlung von etwa 400 Nummern aus dem westlihen Sudan. Herr Dr. Richard Kandt: eine große und für die Ethnographie dieses Teiles von Afrika grundlegende Sammlung aus Ruanda, mit aus- gezeihneten und erschöôpfenden Angaben, als Frucht einer fünfjährigen wissenschaftlihen Tätigkeit in der Gegend der Nilquellen. Herr Oberleutnant Werner von Grawert in Ballenstedt: eine große, mehrere hundert Nummern umfassende Sammlung aus Urundi, Ruanda und Ukami sowie eine Serie von auserlesen \{ônen und kostbaren alten Schnizwerken aus Urua. |

Für die anthropologishe Sammlung schenkte die Deutsche Drient-Gesellshaft Skelette und Schädel von den Ausgrabungen bei Abusir, zum Teil aus Gräbern des mittleren Reiches um 2100 v. Chr., zum Teil aus griechischer Zeit.

i Die Kunstsalons haben für die Sommermonate eine Gewohnheit angenommen, bei der der genießende Betrachter in er- freulihster Weise auf seine Rehnung kommt. Sie stellen neben allerhand gleihgültigen Arbeiten, die dem Auge nichts bieten, es aber auch nit fränfen, ein oder das andere Werk von Meisterhand aus, dessen Entstehen meist um Jahrzehnte zurückliegt und das einmal mehr oder minder bekannt war, das uns nun aber nah so langer Zeit, aus seinem Zusammenhange genommen, doppelt geheimnisvoll grüßt und zwischen den Arbeiten, die für den Bedarf und für den Gef mack des Tages geschaffen sind, wie ein ruhiger Fremdling steht. Ein solches Werk ft au gegenwärtig in der neu eröffneten Shulteschen Ausftellung zu sehen, und um seinetwillen lohnt sih ein Besuch vielleiht mehr, als um mancher vielseitigen Winterausstellung willen. Es ist ein Herrenporträt von Leibl aus dem Jahre 1866, das uns den- selben starken Künstler zeigt, den wir in seinen späteren Arbeiten so lieben, nur mit einer anderen Ausdrucksweise und einem zarteren, behutsameren Empfinden. Seine Technik frappiert noch nit, wir folgen niht mit Erstaunen diesem weichen, breiten Pinselstrich, dem die feinsten und kräftigsten Wirkungen zu Gebote stehen. Die Farbe ift sanft und gleihmäßig verrieben, das Ganze in cinem warmen, bräun- lihen Goldton gehalten. Aber die malerischen Reize sind in diesem Halbdämmer ungemein stark herausgebraht. Der orgenezgle, geist- reie Kopf, dem in der unteren Hälfte des Bildes farbig die bellen, durhseelten Hände entsprechen, der fein behandelte Pelz des Mantels, unten die Lehne des Stuhls mit ihrem dunklen Rot und den blinkenden Messingnägeln, das alles wirkt critaunlih usammen. Dazu kommt, daß Leibl niht nur auch Licht, Luft und Farbe sieht, sondern auch die Persönlichkeit des Porträtierten zur Geltung bringt und vor dem geistigen Leben in dem Kopfe Achtung hat, dem er mit selbstloser Hingabe und Treue nahzuspüren sucht. Wir sehen niht nur die Arbeit des Künstlers, wir sehen auch den Menschen, den er darstellt: eine feine, geistreiche Gelehrtennatur, mit etwas leidenden Zügen und stillem, gütigem Ausdruckd. Das Bild kann ruhig den besten Porträts angeretht werden. :

Die übrigen Arbeiten der Ausstellung sind mehr oder minder be- kannt, nur die Studien und Skizzen Carl Vinnens, der in seinen Bildern immer mehr die allgemeine Aufmerksamkeit fesselt, verdienen eingehendere Beahtung. Vin nen will durch Ausstellung dieser Ent- würfe dem Publikum eine Brücke {lagen zum Verständnis moderner Landschaftsmalerei. Für seine eigenen Bilder wird diese Vermittelung niht nôtig sein, sie sprechen dure ihre Kraft und Wahrheit für_\ih allein. An den Studien interessiert vor allem die sahlihe Treue und die bedingungölose Hingabe an die Dinge. Vinnen unterwirft sih ihnen zuerst s{einbar A und indem er es tut, gewinnt er gerade die Möglichkeit, Js selbst in jener auszusprechen. In all diesen Arbeiten lebt elne us ende Gesundheit und Deutlich- keit, die ihrer Wirkung sicher sein können.

Auch bei Cassirer finden wir ein Bild, das neben den bekannten Monets, Pissarros und Sisleys der Sommermonate die Auf- merksamkeit stärker fesselt. Es ist die „Kartoffelernte“ von Liebe r- mann, die 2us dem Jahre 1875 stammt. Liebermann wirkt in seinen älteren Bildern, troy der sorgfältigeren Ausführung, un- mittelbarer und überzeugender als in seinen neueren. Auge fann darauf verweilen und darin verlieren und findet immer neue eindrucksvolle Schönheiten. Die reine Herbstluft hier, die alle Dinge deutlih und doch etwas dunkel zeigt, das stille Grün und Braun, das nun in der Landschaft vorberrsht, die Been den, Ge die

ch ein wenig mehr Licht sammelt und die ruhig und le dig in hrer Arbeit stehen, die Farben, die unaufdringlich doch so stark

V. e

dem ein lich

wirken das alles fesselt das Auge immer aufs neue. Von den anderen Arbeiten interessieren die Studie „Der Weber“ von Slevogt, in _ terfüllter Innenraum gut herausgebracht ist, und das * größere Gemälde von Pissarro mit der Mühle am Stadtwall, an dem er aht Jahre gearbeitet hat und das doch die unmittelbare Frische eines ersten Eindrucks bewahrt und in dem Licht und Schatten in ihrer meisterhaften Vereinigung einen wunderbaren Eindruck von der würzigen Hitze eines heißen Sommertages geben. é ; Der Salon von Wertheim enthält nihts sonderlich Beachtens- wertes. Hoffmann-Fallersleben zeigt sich in seiner Kollektiv- ausftellung von keiner neuen Seite. Nur in kleineren Bildern bringt er es zu einem reinen Eindruck, für die green reiht weder sein Empfindungskraft, noch seine malerische Begabung aus. j

Land- und Forftwirtschaft. Weizeneinfuhr Marseilles.

Nah den Wochenübersihten des in Marseille erscheinenden ¿Q ore“ hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem Seewege etragen : : in der Zeit vom 17. Mai d. J. bis zum 22. Mai d. J. 205 744 dz davon aus Ja O in der Zeit vom 24. Mai d. J. bis zum 29. Mai d. F. 255 669 davon aus ta E AOS in der Zeit vom 31. Mai d. I. bis zum 5. Juni d. J. 292 303 davon aus Nad e L20960 in der Zeit vom 7. Juni d. J. bis zum 12. Juni d. J. 180 293 davon aus Na L SUDOO In den Marseiller Docks und Entrepots befanden \sich am 11, Suni d. S. 22570 dz

Ernteaussichten und Getreidehandel in Spanien.

Das Kaiserliche Generalkonsulat in Barcelona berichtet unterm 18. d. M.: Die seit Mitte Mai d. J. in ganz Spanien herrschende, im Hinblick auf die vorgerücckte Jahreszeit ganz ungewöhnlich kühle, von reihlihen Regen begleitete Witterung is dem Getreide im all- nen recht günstig gewesen. Man glaubt, daß die diesjährige

rnte nicht s{chlecht ausfallen wird, wenn sie auch vielleicht der vorjährigen nicht gleihkommen dürfte. Nur aus einigen wenigen Provinzen wird gemeldet, daß der durch die frühere Trockenheit entstandene Schaden sih nicht wieder ausgeglichen hat, oder daß nun- mehr allzuhäufige Regenfälle und Wärmemangel den Saaten Schaden bringen werden. Hinsichtlih der Gerste, deren Ernte begonnen hat, bestätigt sich indessen, daß in den meisten Provinzen die feuchtere Witterung für sie zu spät kam und das Ernteergebnis in dieser Ges treideart ungünstig ist. :

Der Getreidemarkt i} wenig belebt, Verkäufer und Käufer: verhalten sih abwartend, weil die endgültigen Ernteergebnisse noch nicht feststehen. Die Preise sind im allgemeinen z'emlih fest ge- blieben, nur teilweise sind sie wieder merklih heruntergegangen.

Die Einfuhr betrug in den ersten 4 Monaten des Jahres:

a. Weizen:

1903: 216 380 dz im Werte von 5084945 P.

1902: 138 897 : 5 » D000 0O

1901: L O 5 5 è 120120808

. Weizenmehl :

1903: 2 093 I D110 1901: 10080

. Gerste: 1903: 16 971 1902: 1698 1901 : 107 740

. Mais: 1903: 1902: 1901 : 258 229 z

. die übrigen Getreidearten :

1903: 26345 dz im Werte von 421 524 1902: E _ "

1901: E A á s 5 291 Ausgeführt wurde in den ersten 4 Monaten des a. Neis: 1903:

69 074 168 839 332 667

271 549 27 168 1783 847

748 030 M 908 899 «v 4131 677

L v - o680G 5 Ö

75 727 dz im Werte von 3180 567 E: 1E O 4 L L 466 213 T: D M ü 793 866

b. nicht besonders aufgeführte Getreidearten : 1903: 11155 dz im Werte von 200 805 1E: O 5 é LOUL 008 I: E 2 ú ú 119 990

Ernteaussichten in Serbien.

Der Kaiserlihe Konsul in Belgrad berichtet unterm 20. d. M.: Die sehr günstige Witterung im Juni d. J. hatte eine weitere vor- teilhafte Cntwickelung der Getreide- und Maisfelder zur Folge. Die Ernteaussichten sind daher im allgemeinen als gut zu bezeichnen. Namentlih haben die Maiskulturen sih bei der feuchten Witterung vorzüglich entwickelt. Für die Getreidesaaten ist jeßt anhaltende Trocken- heit und Wärme erwünscht. Stellenweise hat der Hagel den Getreide- fluren Schaden zugefügt. Ueber Beschädigungen dur Insekten verlautet bisher nihts. Die Obstgärten Serbiens versprechen eine befriedigende Ernte. Die späten Fröjte haben den Apfel- und Birnbäumen nicht geschadet, weil sie bereits abgeblüht hatten. Dagegen haben die Pflaumengärten, die zur Zeit der leßten Frost- und Schneetage gerade in der Blüte standen, wenn auch nicht überall, so doch an vielen Stellen empfindlich gelitten. Das Ergebnis der Pflaumenernte wird auf 4 bis hôchstens \ des vorjährigen Ertrages ge]chäput.

Verkehrsanstalten.

Einnahmen der Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten von Amerika von Juli 1902 bis März 1903.

In der Zeit von Juli 1902 bis März 1903 herrshte auf den Eisenbahnen în den Vereinigten Staaten von Amerika ein so reges Frachtangebot, daß das vorhandene Wagenmaterial niht ausreihte, um den Verkehr zu bewältigen. Infolge dieser außerordentlih leb- haften Ss des Verkehrs erhöhten \sich auch die Bruttos einnahmen ganz bedeutend. Die Mehreinnahmen wurden aber wum größten Teil dadurch wieder aufgebrauht, daß mit dem Verkehrs- aufschwung \ih die Betriebsunkosten erhöhten und eine beträchtliche Anzahl neuer Eisenbahnwagen in Betrieb ge werden mußte. Hieraus erklärt sich, daß troy der erheblichen Steigerung der Brutto- einnahmen die Nettoeinnahme im Juli um 1 %/% und im August sogar um 59% zurückging. Im Septem tieg die Nettoeinnahme um 2,59%, um im Bktober und November wieder um 1 9/9 und 2 °/% zurück- zugehen. Die Wiederbelebung des Kohblenhandels nah den er- auésständen in den Anthrazitkoblenbergwerken von Pennsylvanien m [R vom Dezember ab bemerkbar und hatte in diesem Monat

rhôhung der Cinnahme um 7 °/% zur Folge. Die Monate enan und März brachten weitere S erungen von Lo d 9/9 und 69/4. Das Ergebnis für den Monat April scheint \ich gleicher Weise günstig gestaltet zu haben.

Die Gesamtbruttoeinnahme aller Eisenbahnen der Sereinigtet Staaten von Amerika in der von Juli 1902 bis erreichte eine a Ray Ly alm Tg Me wahwe von 8,4 9% gegenüber a dererseits Gesamtnettoeinnahme mit Tei kas Doll. nur eine

um /16 9% zu verzeichnen, und zwar hauptsächlich infolge der um 13 ofs gesteigerten Betriebsunkosten.