1851 / 6 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

SaeaiS5 R, S ZU A A d Se H E E

petren, katholisch, ledig, Hörer der Rechte, Mitglied der Burschen- haft Marcomannia , zu zwölfjährigem {weren Kerker; 16) Jo- seph Ulbricht vulgo - Abällino, zu St. Georgenthal, vor- maligen leitmeriger Kreises in Böhmen, am 10, September 1828 geboren, fätholish, ledig, Techniker, Mitglied der Burschen- haft Marcomannia, zu zwölfjährigem shweren Kerker; 17) Anton Soumar, zu Mezles, Herrschaft Nachod, vormaligen königgräßer Kreises in Böhmen, am 13, September 1829 geboren, katholi, ledig, Hörer der Medizin, keiner Burschenschaft Mitglied, zu zwölf- jährigem \{werea Kerker z 18) Ferdinand Horak, zu Prag in Böh- men am 31, Mai 1831 geboren, katholisch, ledig, Hörer der Rechté, keiner Burschenschaft Mitglied, zu zehnjährigem s{weren Ne 11, Wegen des Verbrechens der Mitschuld am Hochverrathe. 19) August Lorenzi vulgo Rienzi, zu Bludenz im Vorarlberg am 26. August 4822 geboren, fkatholish, ledig, „Rigoro- sand der Medizin, keiner hierortigen Burschenschaft a zu lebenslangen {werem Kerker; 20) Wilhelm Ast vulgo He er, zu Sw{ima, Herrschaft Lobosip, gewesenen leitmeriper Kreises in Böhmen, am 2. Januar 1829 geboren, katholis, ledig, Techniker, Mitglied der Burschenschaft Marcomannia, zu lebenslangem \{we- ren Kerker; 21) Johann Werner vulgo Struve, zu Hohenelbe, vormaligen bidshower Kreises in Böhmen, am 13. März 1830 geboren, fatholisch, ledig, Techniker, Mitglied der Burschenschaft Marcomannia, zu zehnjährigem shweren Kerker ; 22) August Hirsche vulgo Marbud, zu Hirschberg, gewesenen bunzlauer Kreises in Böh- men, am 21. Juli 1823 geboren, katholisch, ledig, Hörer der Rechte, Mitglied der Burschenschaft Marcomannia, zu zehujährigem \{we- ren Kerker; 23) Wilhelm Breier, ae Nachod, vormaligen könig- grägßer Kreises in Böhmen, am 8, November 18314 geboren, katho- lish, ledig, Hörer der Rechte, keiner E a Gel Mitglied, zu 10jährigem {weren Kerker. Zugleich wurden diese sämmtlichen Jnquisiten schuldig erkannt, die Kosten der ganzen gegenwärtigen Untersuchung in solidum mit den übrigen diesfalls strafbar befun- denen Jndividuen dem Kriminalfonds zu erseyen. Entlich wurde 24) die über Adolf Makowiczka vulgo Flamberg, zu Hagensdorf, gleichnamiger Herrschaft saazer Kreises in Böhmen am 11, Dezem- ber 1828 geboren, katholisch, ledig, Hörer der Rechte, Mitglied der Burschenshaft Marcomannia , wegen des Verbrechens der Mit- {huld am Hochverrathe anhángige Untersuchung aus Abgang rocht- liher Bewéise für aufgehoben erklärt und derselbe hulvig erkannt, die Kosten seiner Untersuchung allein dem Kriminalfonds zu crseyen, Nach Juntimation des, hohen K, K. allgemeinen Militair = Ap- pellations- und Kriminal-Obergerichtes , datirt Wien den 15, De- zember 1850, hat der K. K. oberste Militair-Gerichtshof über Re- vision der diesfälligen Untersuchungs- und Kriegsrechts-Afkteu sämmt- liche Urtheile im Wege Rechtens zu bestätigen, im Wege der Gnade hingegen die Todesstrafe mit allerhöchster Genehmigung bei Franz Ermer, Julius Hakenberg, Anton Fleck und Franz Grun in zwanzigjährigen, dann bei Anton Weigel, Karl Feyrer und Georg Dworzak in funszehnjährigen , endlich den zuerkannten lebensläng- lichen {weren Kerker bei August Lorenzi in sechzehnjährigen und hei Wilhelm Ast in funfzehnjährigen {weren Kerker umzuwandeln befunden. Hiernach wurden diese Urtheile am heutigen Tage kund- gemacht und in Vollzug geseßt,“ ! |

Die Eisenbahn - Verbindung zwischen Prag und Dresden ist durch die seit dem 31. Dezember erfolgte Vollendung der Bahn- strecke zwishen Bodenbach und Krippen hergestellt. Der erste Se- paratzug, mit welchem der General-Baudirektor Ghega in Beglei- tung einiger höheren Baubeamten nach Krippen befördert wurde, ging am 31sten v. M. Nachmittags um 4 Uhr von Bodenbach ab. „Es is wahrscheinlih“, sagt die Prager Zeitung, „daß der erste Separatzug, der die Fahrt von Dresden nah Prag ununter- brochen vollenden wird, bestimmt-sein dürfte, Se. Durchlaucht den Herrn Minister-Präsidenten Fürsten Schwarzenberg bei seiner Rück- fehr von Dresden nah Prag zu befördern.“

Jn Prag ereigneten sich in dem Zeitraum vom 22, bis zum 29, Dezember, den eingesendetenßSanitätsberichten zufolge, abermals 7 neue Erkrankungen an der Cholera. Jm Ganzen standen 14 derlei Kranke in ârztlicher Pflege. Bei 8 Kranken krönte die ärzt- lihen Bemühungen ein günstiger Erfolg, bei 4 blieben dagegen dieselben ganz erfolglos und bedurften noch weiterer Hülse, Auch diesmal sollen einige der Neuerkrankten s{chon ein paar Tage vor- her an Diarrhöen gelitten haben.

Bayeru. München, 1. Jan. (O. P. A. Z.) Ein heute er- \chienenes Regierungsblatt bringt folgende Betanntmachung, „die Vereinbarung wegen Erlassung gemeinsamer polizeiliher Vorschrif- ten über das Befahren des Rheins von Basel bis in die See be- treffend‘: „Maximilian 11, 2c. Nachdem mit Unserem und den übrigen Uferstaaten des Rheins Einverständniß durch Beschluß der Centralfommission für die Rheinschifffahrt eine Vereinbarung wegen Erlassung gemeinsamer polizeilicher Vorschriften über das Befahren des Rheirs dahin zu Grunde gekommen is, daß die verabredeten Bestimmungen unter der Ueberschrift „„Polizeiliche Verordnung über das Befahren des Rheins von Basel bis in die See“‘ allseitig ver- fündet und mit Anfang des nächsten Jahres in Anwendung kommen sollen, so verordnen Wir hiermit, daß die vereinbarten Vorschriften, wie solche hier nachfolgen, zu Jedermanns Kenntniß gebracht, und vom 1. Januar künftigen Jahres anfangend für Unsere Strom- gebiete des Rheins in Wirkung treten sollen. Dagegen Wir die besondere Verordnung vom 13. August 1841, das Vorbeifahren der Dampf- und Segelschisse aneinander, \o wie das sonstige Verhalten der- selben und der Flöße auf dem Rhein betreffend (Regierungsblatt 1844 Nr. 38 Seite 749 bis 761), jedoch mit Ausnahme der Ar- tifel 19 nnd 20, welche in Geltung verbleiben, vom 1. Januar 1851 anfangen, für aufgehoben erklären. München, den 29, De- zember 1850,“ Es folgt dann die aus 21 Artikeln bestehende „„Polizeilihe Verordnung,“

Sachsen. Dresden, 3. Jan. (Dresd. Journ.) Die heutige Sißung der ersten Kammer begann mit der Berta des Berichts der zweiten Deputation Über die Positionen 2, 3, und 5 des auferordentlihen Staats-Budgets für 1849 bis 1851, Referent ist Freiherr von S{önberg-Bibran.

Position 2 fordert 200,000 Rthlr. „außerordentlichen Bau- aufwand wegen Umgestaltung der Untergerichte,“ Die zweite Kam- mer hat diese Summe bewilligt, zugleih aber auch ïie Erwartung ausgesprochen , „daß die Staats-Regierung bei Ausführung der vielen Baue streng darüber wache, daß eine Konkurrenz der Bau- gewerke eintrete und nah Auswahl den Mindestfordernden, wenn auch nicht ganze Gebäude, doch einzelne Theile derselben in Akkord gegeben werden.“ H /

Die Deputation räth an, diesem Beschlusse der zweiten Kam- mer beizutreten, s :

Jn Bezug auf diese Position sprach Se. Königl. Hoheit Prinz Johann gegen die Staatsregierung den Wunsch aus, daß bei dem Vefängnißwefen fünftig dafür Sorge getragen werden möge, daß die Untersuhungs=Gefangenen und die zu kleineren Strafen Verur- theilten sv viel als mögli isolirt werden möchten,

Herr Staatsminister De. Zschinsky versicherte, daß auf die- sen Wunsch nach Möglichkeit Bedacht genommen werden solle, wies

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er M E E S ZIDEEEE

d ugleich. darauf hin, welche Kosten dur Isolirung aller Ge- jevos ge Ei d müßten, und bemerkte dabei, daß in den benachbarten Ländern selbst die Bezirksgerichte oft weniger Gefäng- nisse hätten, als in Sachsen nach dem neuen Plane die Einzeln-

te erhalten würden. i E. Tas Erdmannsdorf spricht den Wunsch aus, daß die

efángnisse zugleich sv eingerihtet werden möchten, daß Entwei- Ms L P E so oft móöglich würden, als sie jeßt vorgekom- men. So lese man heute wieder die Entweichung zweier Hauptper- sonen (Gerbeth und. Schilbach) und zwar bei einem Justizamte (Voigtsberg), das zu den ausgezetchnetsten gehöre. Zugleich bittet derselbe die Staatsregierung, möglichst vorsichtig bei Ueberwachung der Kostenanschläge zu sein.

Herr Staatsminister Dr. Z\chinsky erwiedert, daß vie Ge- fängnisse gewiß möglichst fest hergestellt werden würden; ob jedoch dadurch das Entweichen von Gefangenen gauz verhindert werden könne, müsse er dahin gestellt sein lassen, Die von dem vorigen Sprecher erwähnte Entweichung zweier Gefangenen beim Amte Voigtsberg sei ihm allerdings um so unbegreifliher, als dieselben von Militair streng bewacht worden wären. Jm Uebrigen werde auch die Regierung dahin wirken, daß die Herstellung der Bauten möglichst wohlfeil ausgeführt werde, und erkläre si{ch mit dem des- fallsigen Antrage der Deputation cinverstanden.

Herr vou Wel ck kann dem vorliegenden Plane hinsichtlich der Umgestaltung der Unterg-richte niht gauz seine Zustimmung geben z er findet denselben zu kostspielig, und meint, der daraus hervor= gehende Nußen werde niht im richtigen Verhältniß zu den Aus- gaben stehen. Zugleich spricht sich derselbe gegen das Verfahren aus, welches die Regierung hinsichtlih der Anziehung der Ortsgemeinden zu den Baukosten eingeschlagen habe z ev bezeichnet dieses Verfahren als cin der Würde des Justizministeriums nicht ganz entsprechendes, und äußert, daß mitunter nur dadurch Beiträge der Gemeinden zu- gesichert worden seien, weil ihnen gesagt worden, daß ihr Ort nicht der Siß eines Gerichts werden würde, wenn sie einen Beitrag nicht bewilligen wollten; auch bereue man an mehreren Orten, daß sie Beiträge zugesagt hätten.

Herr Staatsminister Dr, Zschin sky bemerkt, daß die Regie- rung sich nur nach der reiflichsten Erwägung zur Ausführung des Geseßes von 1848 entschlossen, nämlich weil sie gesunden, daß die obersten Grundsäße dieses Gesehes gut und richtig seien, auch voll- kommen übereinstimmten mit den in den benachbarten Ländern gel- tenden. Jn Bezug auf die Bemerkungen über das Verfahren des Justizministeriums den Gemeinden gegenüber müsse er erwiedern, daß eine Anziehung der Gemeiuden in manchen Nachbarländern, namentlich in Oesterreih und Preußen, in weit höherem Maße statt- gefunden habez übrigens sei in dieser Angelegenheit von dem König- lichen Kommissar niemals durch Ueberredung gewirkt worden, auch sei ihm nicht bekannt, daß in irgend einem Orte Unzufvtiedenheit über die zugesagten Beiträge entstanden set.

Die Herren Bürgermeister Wimmer, Gottschald, Löhr und Pfotenhauer bestätigen in Bezug auf die von ihnen ver= tretenden Städte das, was ver Herr Staatsminister in seinem lehz= ten Saße ausgesprocheu, und bemerken, daß bei ihnen gerade tas Gegentheil von dem stattgefunden, was Herr von Welk dem Königlichen Kommissar zum Vorwurf mache, indem dieser dort er- flärt habe, daß die betreffenden Städte Gerichte erhalten würden, auch wenn sie sih nicht zu einem Beitrage entschließen sollten.

Herr von Wel ck erklärt, daß er von dem, was er gesagt, nihts zurücknehmen könne, da ihm allcrdings einige Fälle bekannt seien, wo Aehnliches, wie er gerügt, stattgehabt. Hierauf wird der Antrag der Deputation, wie er oben mitgetheilt, von der Kammer einstimmig angenommen.

Position 3 verlangt 220,000 Rthlr, „zu Vollendung des Mu- scumsgebäudes (in Dresden). Jn Bezug auf diese Position hat die zweite Kammer a) das bereits am Landtage 1846 zu erkeunen gegebene Einverständniß mit der Verausgabung des auf dem ur=- sprünglichen Anschlage noh verbliebenen Thcils von 150,000 Rthlrn. durch- ausdrückliche Bewilligung bestätigt, dann aber noch b) 49,000 Rthlr. Mchraufwand , durch die Veränderung des Bauplans unv die im Juni 1848 vom Ministerium des Jnnern genehmigte Ver- größerung des Baues entstanden und c) 21,000 Rthlr. für mo numentale Bildhauer =- Arbeit, wofür ursprünglich gar nichts veran-= hlagt worden war also in Summe 220,000 Rthlr. bewil- ligt, auch dabei genehmigt, daß diejenigen 25,000 Rthlr., welche anfänglih zur Verlegung der Hauptwache bestimmt waren, nun- mehr für die Vollendung des Muscumshaues verwendet werden können.

Auch hier beantragt die diesseitige Deputation: den Beschlüssen der zweiten Kammer allenthalben beizutreten,

Auch diese Position führte eine ziemlich umfängliche Debatte her- bei, Der Referent vertheidigt das Gutachten der Deputation, Derselbe bemerkte, daß auch die Deputation der von mehreren Sri- ten gegen ten ehemaligen Minister des Jnnern ausgesprochenen Rüge beistimme, jedoch im Berichte seibst diesecu Umstand nicht be- sonders erwähnt habe, um nicht „dem ohuehin s{chon sehr belastet:n Ressort des Ministeriums des Innern vom März 1848‘ noch eine neue Last aufzubürdcen. /

Nachdem durch den Herrn Staatsminister von Friesen die Vorlage der Regierung ausführlich vertheidigt und dabei besonders auf die großen Nachtheile hingewiesen worden war, welche dem Baue durch die Verzögerung seiner Vollendung erwachsen müßten, wurde zur Abstimmung geschritten, wobei die obigen Anträge der Deputation theils einstimmig, theils gegen 9 und 14 Stimmen von der Kammer angenommen wurden,

Position 4 fordert 113,376 Rthlr, zum Wiederaufbau des- jenigen Theils des Zwi gergebäáudes in Dresden, der während des Maiaufstandes dur die Aufrührer niedergebrannt worden ist, Auch hier beantragt die Deputation gleihlautend mit der zweiten Kammer zur Zeit nur die für Wegräumung des Schuttes und zur Pflasterung des Platzes geforderte Summe von 4550 Rthlr. 20 Ngr. zu bewilligen, das Uebrige aber „für die gegenwärtige Finanzperiode“ abzulehnen. Die Deputation hat nämlich die Frage der unbeding- ten Nothwendigkeit des beantragten Aufbaues verneint, und glaubt, dieses Votum dur die vorhandene Nothwendigkeit, im Staatshaus- halte alle die Ersparnisse eintreten zu lassen, die sch mit dem Wohle des Ganzen vereinbaren, rechtfertigen zu können; auch bemerkt sie, daß fein spezieller Voranschlag des Baues vorliege und daß für jeßt wohl erst ein Plan zu entwerfen sei, nach welchem bei den Hier ein- schlagenden Sammlungen (Naturalienkabinet) das durch den Brand verloren Gegangene ergänzt, das Lückenhafte ausgefüllt werden solle, Zugleih empfiehlt die Deputation den von der zweiten Kammer angenommenen Antrag des Abg. Unger, den Ersaß der Maischäden betreffend, abzulehnen, da derselbe in eine Rechtsmaterie und zwar in die der Ersahverbindlichkeit bei der Schädenklage eingreife.

Bei dieser Position wurde zuvörderst durch den Referenten eine gestern eingegangene Petition des Stadtraths und der Stadt- verordneten zu Dresden vorgetragen, in welcher die Kammer um Bewilligung der für den Wiederaufbau der Zwingergebäude postu- lirten Giiskie ersucht wird, Der Referent bemerkte, daß die De- putation durch diese Petition sich nit habe veranlaßt schen können,

von ihrem obigen Antrage abzugehen; auch glaube dieselbe, daß die Petenten bei diesem Antrage, der ja nur eine Ablehnung für die gegenwärtige Finanzperiode bezwecke, wohl Beruhigung fassen könnten.

__ Herr Staatsminister von Friesen gab, um die Debatte lber diese Angelegenhcit abzukürzen, die Erklärung ab, vaß die Staats=- Regierung in Anerkenuung der jeßigen Verhältnisse, in Rücksicht auf den Umstand, daß die gegenwärtige Finanzperiode bald abgelaufen und in der sicheren Hoffnung, daß die nächste Finanzperiode eine günstigere Gestaltung der Verhältnisse herbeisühren werde, für jebt mit dem Antrage der Deputation einverstanden sein wolle, sich aber allerdings vorbehalte, dem nächsten Landtage weitere Vorlagen des- halb zu machen. : /

Herr Bürgermeister Pfotenhauer, der sich das Wort er- beten hatte, um die oben gedachte Petition zu befürworten, bedauert, daß er dur) diese Crklärung des Herrn Staatsministers sich ver=- anlaßt sehen müsse, hiervon abzustehen, da seine Verwendung jekßt im voraus als erfolglos erscheine. ;

Herr von Zehmen-Stauchiß ist mit der Deputation in der Hauptsache einverstanden, beantragt jedoch zugleich, daß die Regie- rung ermächtigt werde, mit Abtragung des an die Zwingersamm- lungen gränzenden von Carlowißbschen nicht feuerfesten Hauses vor= zugehen.

Herr General-Lieutenant von No stiß =Wallwiß hält es für Pflicht, aus eigener Anschauung das Zeugniß abzugeben, daß die währeud des Mai - Aufstandes unversehrt geb!i-benen Zwingershäbe nur dur die Aufopferung des Direktors Schulz, des Schornstein- fegermeisters Anger und vieler Militairs gerettet worden seien. Bei der Abstimmung wurden sowohl der Antrag ver Deputation, als der des Herrn von Zehmen von der Kammer einstimmig auge= nommen, und dabei zugleich boschlossen, die Petition des Stadtraths zu Dresden noch an die zweite Kammer abzugeben.

Position 5, welche „zum Aufbau einiger Baustellen zunächst des Prinzen-Palais 25,000 Rthlr. fordert, wird von der Deputation, ebenfalls in Uebereinstimmung mit der zweiten Kammer, zur wil, ligung empfohlen und einstimmig angenommen.

Nachdem die Kammer sodann noch dem in der zweiten Kam= mer genehmigten Shluß-Antrage, daß im Fall eines Krieges diese Bauten eingestellt werten möchten, beigetreten war, wurde die Sihung geschlossen. Die nächste Sißung ist noch unbestimmt.

Baden. Karlsruhe, 2. Jan. (Schwäb. Merk) Troß der beiden unheilvollen Jahre 1848 und 1849, in welchen der badische Staat Verluste aller Art erlitten hat, gestalten sich bei der Wohlhabenheit des Landes und der guten Verwaltung die finan ziellen Verhältnisse bei weitem besser, als man erwartete. Die or- dentlichen Ausgaben sind durch die ordentlichen Einnahmen mehr als hinreichend gedeckt. Der Ertrag der Eisenbahn und derx Post hat 1n diesem Jahre den Voranschlag weit überstiegen. Um jedoch den außerordentlichen Aufwand zu bestreiten, welcher durch Verluste in der Revolution, durch die Entschädigung an Preußen , die Neu- bildung des badishen Armee - Corps, so wie die Verwand= lung des im vorigen Jahre gemachten freiwilligen, seit August d, J. auskündbaren Aulcheus von 776,000 Fl. iu cin unaufkünbbares zu verwandelu, herbeigeführt worden ist, hat die Regierung von den ständischen Kammern die Ermächtigung zu einem Anlehen von sechs Millionen verlangt, Wie man hört, werden die Kammern auf die von der Regierung gemachte Vorlage eingehen,

Schle8wig-FSolstein. Kiel, 3, Jan. (H. Z.) Die chleswig-holsteinishe Landes-Versammlung begann heute ihre un- terbrochenen Sißungen wieder, Der Vicepräsident Mommsen eröffnete für den abwesenden, in der Rekurs-Jnstanz als Kommis= sr in Altona beschäftigten Präsidenten Bargum die 67ste Sizung. Ernst und {wer bemerkte der Vicepräsident, die Versammlung anredènd sei der Augenblick, unter dem die Versammlung wie- der zusammentrete, ernst set er für unser großes Vaterland, ernst, wenufwir die damit zusammenhängenden Verhältnisse unseres engeren Vaterlandes betrachteten. Die Wolken, die sich dunkel über uns zusammengezogen, als die Versammlung ihre Sihungen ausgeseßt, hätten sich jeßt noch drohender gehäuft. Vielleiht würde die Ver- sammlung bald Beschlüsse fassen müssen, die von großen und unhe- rechenbaren Folgen scin kom t:n, Lassen Sie uns den rechten Muth in dicsen drohenden Gefahren aufreht crhalten, aber dabci auch die rechte Besonnenh-it nit außer Acht lassen, Lassen Sie uns unsere Arbeiten im Vertrauen auf Gott, der mächtiger is, als die Mäch- tigsten der Erde, fortseßen Dieses Vertrauen auf Gott hat uns chon früher geholfen; er beschiüßze unser theures Vaterland.

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der Berathung über die Ausschreibung eines weiteren halben Prozents der Vermö= gens-Anleihe (in geheimer Sibung). Doch wurde vorher die Neu- wahl des Büreau's für die nächsten vier Wochen vorgenommen. Von 57 anwesenden Abgeordneten wurde Advokat Bargum mit 46 Stimmen zum Präfideuten, dann von 60 Anwesenden Abgeordnetin Mommsen mit 39 Stimmen zum ersten Vice - Präsidenten und Pr, Gülih aus Schleswig mit 46 Stimmen von 57 zum zweiten Vice - Präsidenten wieder erwählt,

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 1. Jan. (D. A. Z) Am Anfange des Jahres 1850 belief sich die Zahl sämmtlicher Landesbewoyner auf 131,629 Perscenen, uämlih 64,833 männliche und 66,796 wetbliche in 27,719 Haushaltungen. Auf die Städte und Marktflecken kamen 42,109 Einwohner in 9633 Haushaltungen (darunter die Residenz Altenburg mit 15,786 Einwohnern), auf das platte Land 89,520 Einwohner in 18,086 Haushali{ungen. Der óstliche Landestheil zählte 84,632 Einwohner in 18,156 Haushaltun gen (auf der Quadratmeile 7358 Seelen), der westliche Landestheil 46,997 Einwohner in 9563 Hanshaltungen (auf der Quadratmeile 3759 Seceleu). Die Zahl der im ganzen Lande bestehenden Ehen belief sich auf 22,600, Gegen das vorhergehende Jahr ergiebt sich eine Bevölkerungszunahme von 1973 Seelen. Die Kommunikantenzahl sauk wieder um 3077, namentlich in der Ephorie Altenburg. Getraut wurden 2204 Personen, 46 Personen mehr als im vorigen Jahre. Geboren wurden 5536 Kinder, 2895 männlichen und 2640 weib lichen Geschledts, 576 mehr als im vorigen Jahre. Unehelich ge- borene Kinder zählte man 686, 67 mehr als im vorigen Jahre. Gestorben sind 3634 Personen, 168 wenigcr als im vorigen Jahre. Selbstentleibungsfälle kamen 17 vor, 18 weniger als im vorigen Jahre. Die Zahl der blinden und taubstummen Personen im Lande betiug 1413 von jenen und 86 von diesen, 2 weniger “als im vori- gen Jahre. Die Zahl derjenigen Landesbewohner, welche mit Be- obachtung der geseßlichen Vorschriften nach Amerika auswanderten, betrug 159, 35 weniger als im vorigen Jahre.

Anhalt-Deßau. Deßau, 1. Jan. (Z. st. N, D.) Hier ist folgender Exlaß des Herzogs erschienen :

„Aus den Gründen, welche das Gesammt-Staats=Ministerium in dem Berichte vom 23, Dezember c. angeführt hat, habe Jch die Ueberzeugung gewonnen, daß der Erlaß eines Geseßes über die Presse und das Versammlungs - und Vereinsreht eine drin- gende Nothwendigkeit sei.

Auch Ih bin der Entwickelung der

Meinem Volke gewährten Freiheit der Presse und zur Bildung von Vereinen mit wahsamen Augen gefolgt, und habe leider nur mit der gröfiten Besorgniß wahrgenommen, daß ein großer Theil der ersteren in diesen drei Jahren weder gute Zwecke, noh sonst ein würdiges Ziel verfolgt hat und, statt Treue für den Landes- herrn, Achtung und Ehrfurht für Christenthum, Geseß und Ord- nung einzuschärfen und zu befestigen, nur auf das geflissentlichste bemüht gewesen i, zur Untreue, zum Undank, Ungehorsam und zur Widerseßlichkcit aufzureizen und die Grundvesten der christli- chen Religion auf die schamloseste und frechste Weise anzugreifen. Einer gleichen unseligen Richlung sind mehrere Vereine gefolgk. Durch dieses Treiben wird ein so verderbliches moraìisches Gist ausgestreut, daß die von Gott Mir auferlegten Pflichten es Mir gebieten, den Gefahren vorzubeugen, welche daraus für die cchrist- liche Religion und für die innere und äußere Ruhe meines Landes erwachsen. Jch finde es däher vollklommen gere!lfertigt und die höchste Zeit, uah Maßgabe des §. 85 der Verfassungsurkunde diesen drohenden Gefahren durch \chleunig zu erlassende Gesebe zu begegnen, und habe Ih aus diesen Gründen keinen Anstand ge- nommen, die Mir vorgelegten Entwürfe derselben mittelst der bei gefügten Resolution zu genehmigen und deren Veröffentlicung zn gestatten. Deßau, 26. Dezember 1850. 196- Vev olv Srtedrt O, Derzog zu Anhalt, P10.“ Jin: 60, 3)

Lippe- Detmold. Detmold, 1, Heute um 4% Uhr Nachmittags is} der regierende Fürst Paul Alexander Leopold gestorben. Er wurde geboren am 6, November 1796 und trat die Regierung den 3. Juli 1820 an. Der Erbprinz und nun- mehrige regierende Fürst Paul Friedrich Emil Leopold ist geboren den 1, September 1821.

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Destervreih. Pesth, 31. Dez. (Const. Bl. v. B.) Meh- rere wiener Blätter brachten als Notiz , daß die Pesther Tabaks- händler cine Deputation an das hohe Ministerium gesandt hätten, wegen Verlängerung des anberaumten Termins zur Einführung des Tabacksmonopols zu petitioniren, ja der Wanderer will {on wis- sen, der Bescheid wäre günstig ausgefallen und vier Monate kon zessionirt worden. Sind wir gut unterrichtet, so wurde zwar von den hiesigen 292 Tabakhändlern beschlossen, eine Deputation an das Mini=- sterium zu schien, da aber gegenwärtig mehrere in eigener Privat- angelegenheit Bittgesuche unteröreiteten, will man den Erfolg die- ser Schritte abwarten, und erst im Falle einer abs{lägigen Antwort Vorstellungen in corpore machen. Auch will man keine Hinaus- schiebung des Zeitpunktes zur Einführung des Monopols nachsu- chen, da bei den für viele Jahre aufgehäuften Vorräthen und ge- ringem Absaß en gros einige Monate von geringem Vortheile wä- ren, sondern viclmehr bitten, das hohe Acrar möge die vorhandenen Produkte den Eigenthümern um den Erzeugungspreis ablösen.

Franfreih. Geseßgebende Versammlung. Sipung vom 2. a Den Vorsitz führt Dupin. Ohne Debatte werden verschiedene Geseß - Entwürfe von lokalem Juteresse angenommen. Mit 525 gegen 84 Stimmen wird ein Supplementar - Kredit von 33 000 Franken für Kolonial-Entschädigung bewilligt. Eine dritte Berathung des Geseß - Entwurfs über Abtretung von Domanial- Gütern an das Marine-Departement wird beschlossen. Es folgt die zweite Berathung des Geseßes über den Handelsverkehr von Alge- rien. Jules de Lasteyrie billigt den Gedanken des Gesehes, will aber im Interesse der franzöfischen Züchter] die Zollfreiheit für algieris{che Wolle gestrichen wissen. Der Regierungskommissar, General Lumas, hält diese Konkurrenz nicht für gerährlih, da die Wolle von den Heerden der Eingebornen nicht von besonderer Qualität sei. Tm Jahre 1849 sei übrigens für 54 Millionen Wolle nach Algier eingeführt worden. d'Havrincourt besteht auf der Verweige rung der Zollfceihßeit für Wollen. General Lamoricière be- fámpft diese Forderung durch weitere Ausführung der Gründe des Generals Dumas. Artikel 1 des Geseßes, welcher alle Natur- produkte, Artikel 2, welcher cinige Fabrikate Algiers zollfrei nach Frankreich einzuführen gestattet, werden angenommen. Artikel 3 unterwirft die fremde Einfuhr in Algier den gleihen Zöllen wie in Frankreih. Fouquier d’Herouel beaniragt Verbot der Ge- traide-Einfuhr , zieht aber sein Amendement zurück. Artikel 4 und ; werden ebenfalls nah kurzer Debatte angenommen und die Sihung dann aufgehoben, Mauguin wohnte der heutigen Sißung wieder bei und wgr Gegenstand vielfaher Glückwünsche. |

Paris, 2, Jan. Bei der gestrigen Neujahrsgratulalion im Elysee befanden sich um den Präsidenten: der Vizepräsident, die Minister, die Marschälle von F1iankreich, Dode de la Brunerie, Se- bastiani und Reille, Admiral Mackqu, der Großkanzler der Ehren= legion, der General-Adjutant Roguet, siebzehn Adjutanten und Or- donnanzoffiziere, Als bemerkeuswerth nach den neucsten Ereignissen und der Gratulationsscene am Vorabend des neuen Jahres wird die Erwiederung des Präsidenten der Republik auf den Glückwunsch des Präsidenten des Cassationshofes hervorgehoben. Sie lautete: „Es gewährt mir ein besonderes Vergnügen, dem Cassationshofe und

r Magistratur meine lebhaften Sympathieen auszudrücken. Mein Wunsch ist, es mögen die Prinzipien immer über den Parteileidenschaften stehen Son age man: „No gievt ¿65 Richter n Berlin, ‘‘/ Man ulte damit die Un sicht aus, daß es felbst einen Damm gebe, welcher einer despotischen Gewalt widcrstehe. Es ist dies noch viel wahrer in Frankreich. Niemand ist, der es uicht wüßte. Die aufgeklärte, unabhäugige Magistratur gehorcht nur ihrem Gewissen und weiß, daß die Re= gierung immer diese erste Bürgschaft civilisirter Gesellschaften, die Gerechtigkeit, achtet.“ Dazu bemerkt das Organ Berryer's, die Union: „Die Anspielung is handgreiflih, Aber was bedeutet dieser Ausdruck: die Regierung! Will das sagen, man werde die Magistratuxr achten und sie über die Nalionalrepräsentation stellen? Es ist dies eine sonderbare Sprache unter der Republik.“ Gegen alle Gewohnheit veröffentlicht heuie der Moniteur uicht, wie sonst jedes Jahr, die gestern im Elysee gehaltenen offiziellen Reden,

In dere Patrie: liel. man: „Die: Uuklugen, . welche dieer Tage, um einen Beweis ihrer Allmacht zu geben, mit dem Feuer zu spielen sich vermaßen, ahnten gewiß die Gefahren nicht, in welche se die Gesellschaft brahten. Dupin, wir sind davon über- zeugt, wußte nicht, als er an Herrn Baze den von uns gestern wörtlih veröffentlihten verfassungswidrigen Befehl ertheilte und den zornsüchtigen Quästor beauftragte, Herrn Mauguin dem Ge= sängnisse der Rue Clichy zu entreißen, auf welche Hindernisse die Ausführung seines Willens stoßen konnte. Dieser Befehl bleibt

Dei theuerster

eine {were Versündigung des General - Prokurators am Cassationshofe an der riterlihen Autorität. Er mußte das Signal fines- furchtbaren Konfliktes werden, Bazèë drohte in der That , auf die Instructionen Dupin's gestübßt, dem Schreiber mit Requisition eines Bataillons, um die Thore

des Gefängnisses sprengen zu lassen. Der Schreiber gab der Ein-

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{üchterung nach. Aber was wäre geschehen, wenn er ihr Wider- stand geleistet hätte? Man wird über den Ernst der Lage urtheilen können, welhe der geseßliche Widerstand dieses Schreibers, Dank dem Befehle Dupin's und der Drohung Bare's! herbeiführen konnte, wenn man die 5 folgenden Artikel liest, die wir aus einer allge- meinen und beständigen Instruktion des Ober - Kommandanten der pariser Armee, welhe deren 26 enthält, entnehmen. „H Keiner Requisition is, ohne vorherigen Befehl des General- Lieutenants, zu gehorchen. 2) Auf die Repräsentanten ist nicht zu achten, 4) Die Verräther sind niederzuschießen. 20) Jeder Be- fehl, der nicht vom Oberkommandanten- herrührt, ist ungültig. Rathschläge jedes fremden Offiziers oder der Kommandanten der fämpfenden Truppen sind zu verwerfen. Nichts ist bindend, als der Befebl des Obergenerals und seiner regelmäßigen Agenten. 21) Jede Requisition, Aufforderung oder Verlangen eines Civil-, richter- lichen oder politishen Beamten ist strengstens zurückzuweisen.‘/“/ Wir ga- rantiren die Autenticität dieser 5 Artikel, welche wir wegen ihrer direkten Beziehung zu der Kraft eines Befehles Dupin?s und einer Aufforde= rung Baze's vollzogenen Befre'ïung Manguin's veröffentlichen, An- gesichts dieser Artikel kann Jedermann ermessen, was geschehen konnte, wenn der Schreiber des Gefängnisses von Clichy sich geweigert hätte, Manguin in Freiheit zu seben, ohne ricterlihen Widerruf des zur Verhaftung dieses Repräsentanten erlassenen richterlichen Befehls. Man sieht, daß die bewaffnete Macht nit gehort hätte. Der Präsident der Versammlung hätte vielleiht einen Kampf mit dem Ober-Kommandanten begonnen? Wie hätte dieser Kampf ge- endet? So führten die Herren Dupin und Vaze, ohne cs zu wissen, das Land an den Rand des Avgrundes.“

Die am leßten Dezember veräußerten Renten werden heute im Börsenzettel als Zproz. und proz. Anlehen aufgeführt. Die Course sind: 3proz. —, Iproz. 95 . 25.

Die wegen des lyoner Komplottes in Toulon verhasteten Per- sonen sind gegen cine sehr geringe Caution in Freiheit geseßt wor=- den. Jeder Angeklagte hat 150 Fr. und der angebliche Chef der Vershworenen 300 Fr. Caution gestellt.

General Rapatel, Repräsentant , liegt sehr gefährlich krank. Wenn er, wi: man befürchtet, stirbt, so wird eine Neuwahl für Pa- ris stattfinden.

Das Zuchtpolizei -= Gericht hat zwei Personen je zu 2 Jahren Gefängniß und 2000 Fr. Geldstrafe verurtheilt, weil sle Bilder verkauft hatten, welche Louis Bonaparte in Gestalt einer boulog ner Auster darstellten.

Der diesjährige Neujahrsmarkt war belebter und zahlreicher besucht, als je unter der vorigen Regierung. Man {äßt die Zahl der Verkäufer, welhe auf Straßen und Boulevards standeu, auf 40,000 und die umgeschlagene Summe auf mehrere Millionen,

Die Bank von Frankreich hat am 30. Dezember mehr Wechfel diskfontirt, als an irgend cinem Tage seit der Februar-Revolution.

Großbritanien und Jrlaud. London, 2. Jan. Gestern Vormittag wurden die Neujahrsgaben der Königin an vie Armen von Windsor und dessen Umgebung ausgetheilt. Die Geschenke waren unter Ter Aufsicht des Hauskaplans Ihrer Majestät und der Geist- lichkeit aus der Nachbarschaft ausgesucht worden nund bestanden zu=- meist in Kleidungsstücken, Tüchern, Flanell, Eßwaaren und Brenn- fohlen. Unter den Gästen Jhrer Majestät, welche der patriarchali- {en Feier beiwohnten, befanden sich der preußishe Gesandte, Ritter Bunsen, und dessen Gemahlin.

Durch das gestern Abend in Liverpool angekommene Dampf= {i} »Arctic« sind Nachrichten aus New-York bis zum 21. Dezem- ber und 100,000 Dollars in Baarem als Fracht eingegangen. Zwet Millionen Dollars Golbstaub waren aus Kalifornien in New- York angelangt, mit ihnen die betrübende Nachricht, daß die Cho- lera im neuen Unionsstaate sehr heftig aufgetreten sei. Sie wüthet in Sacramento und San Francisco. In ersterer Stadt starben täglich an 80 Menschen. Außer der oben angegebenen Summe hatten noch zwei andere Dampfschiffe Goldstaub im Betrage von 1,650,000 Dollars nah New-York gebracht, abgerechnet die Goldvorräthe, welche die Passagiere mit sich führten. Die Geschäfte sollen in Kal fornien bei Abgang der Post nicht sehr lebhaft geroe= fen sein, der Ackerbau aber zu blühen anfangen. Jm Kongreß der Vere:-nigten Staaten war die Motion gestellt worden, der Präsident dürfte cs für angemesscn halten, die großbritanische Regierung um Entfernung ihrer an der Westküste Afrika's stationirten Flotte an- zugehen. Die Cholera hat in den Städten von Jamaika nach= gelassen, wúüthet dagegen mit ungebrochener Heftigkeit auf v:m Lande,

Eben sind Berichte aus Buenos-Ayres vom 26. Oktober cin- getroffen, wonach der Krieg mit Brasilien noch nicht ausgebrochen war, obgleich man dies erwartet hatte. Doch hatte General Oribe bereits sich nah der Gränze von Maria Terefa begeben und die Kaiserlichen Truppen waren ebenfalls dorthin gezogen. Zu Rio Janeiro meinte man noch immer, daß die Differenzen eine friedliche Beilegung finden würden. Am 31, August v. J. sind von Buenos-Ayres aus zwei Petitionen an die fianzösische National-Versammlung gerichtet worden, welche sich beide zu Gunsten der Ratification des von dem Admi- ral Leprédour mit Rosas abgeschlossenen Friedens-Vertrages ausspre= hen und von denen die erste von 5439 in Buenos =- Ayres, die zweite von 1735 in Uruguay (aus\ch{ließlich der Stadt Montevideo) ansässigen sranzösishen Bürgern unterzeichnet is. Jn der aus Buenos-Ayres eingesandten Pctition werden die Nachthcile hervor gehoben, welche die frühere dreisährige, im Jahre 1840 aufgeho- bene Blokade von Buenos-Ayres, und die zweite, ebenfalls drei- jährige, im Jahre 1848 (von den Engländern schon ein Jahr frü-

her) aufgehobene Blokade, sowohl den am Plata - Strome ansässigen Franzosen als dem französishen Handelsverkehr beigebracht haben. Zum Beweise alödann, wie schr der Bexkehr seit der Aushebung dexr Blotabe Wieder, Pop=

sperirt, wie bedeutend derselbe für das Interesse Frankreichs ist uud mit wie wenig Grund behauptet werden kann, daß es den Auslän- dern und insbesondere den Franzosen an dem gehörigen Schutze für ihre Personen und ihr Eigenthum in Buenos-Ayres fehle, werden folgende Daten aufgeführt. Gleich nach Aufhebung der Blokade im Jahre 1848 begannen die während der Dauer derselben zum Theil nach Uruguay ausgewanderten Franzosen wicder nah Buenos= Ayres zurückzukehren und der Verkehr erhielt einen neuen Auf- s{chwung. Vom 15. Juli 1848, dem Tage, an welchem die Blockade aufgehoben wurde, bis zum 15, Juni 1850 repräsentiren 120 fran- zösische Schiffe, von im Ganzen 29,950 Tonnen Gehalt, den

Handels - Verkehr mit Frankreih, Während dieser zwei Jahre verdoppelte sich beinahe die Zahl der in Buenos - Ayres und der Umgegend ansässigen Franzosen. Sie besteht jeßt aus mehr denn 25,000 Seelen mit einem Kapital von mehr als 4100 Mill. Fr.z; darunter sind die Junhaber von 50 französischen Handelshäusern, die einen jährlichen Umsaß von

ungefähr 30 Millionen Fr. haben, 2000 Detaillisten jeder Art, 10,000 Handwerker und 12,000 bei der Bereitung der Häute, im Ackerbau u. st. w. beschäftigten Tagelöhner. Auf diese Daten ge- stübt, führt die Petition \chließlich die Nachtheile aus, welche ein neuer Krieg zwischen Frankreich und der argentinishen Republik

den französischen Juteressen zu Wege bringe i N bemerkflich, daß eine abermalige Answaderanz Me 0 usi der in die alle eine A z uguay a zu i sem Falle eine große Anzahl der in Buenos = Ayres he- findlichen Franzosen schreiten müßte, denselben großes Elenv bereiten wúrde, da Uruguay, durch den vieljährigen Krieg ers{chöpft, kaum seiner eigenen Bevölkerung die nöthigen Subsistenzmittel darzubieten vermöge. Die Unterzeichner der zweiten oben erwähnten Petition erklären, daß sie sch während des Krieges völlig neutral gehalten haben, daß sie aber, troß des beharrlihen Schubes, dessen sie \i von Seiten des Generals Oribe zu erfreuen gehabt, von den Lasten des Krieges erdrüdt, völlig zu Grunde gehen müssen, wenn nit unverweilt ie: Friede ihrem Elende ein Ende mache. :

Stiederlande. Aus dem Haag, 1, Jan. Der Be- stand der niederländischen Flotte am 1. Januar 1851 is folgender: die Linienschiffe: „de Zeeuw“ und „Koning der Nederlanden““ von 84 Kanonen, „de Koningin“/, Kortenaar“’, „Tromp““, „de Ruyter““ und „de Admiral van Wassenaar““ (beide leßteren im Bau) von 74 Kanonen, „de Prins van Oranje““ und „de Doggersbank““ von 60 Kanonen, eine Fregatte von 54 Kanonen, 8 Fregatten von 44 Ka- nonen, 2 Fregatten von 38 Kanonen, 42 Schiffe von 12 bis 28 Kanonen, mehrere kleinere Segelschiffe, 20 Kriegsdampfschiffe und 44 Kanonenböte.

Secyweden und Norwegen. Stockholm, 27. Dez. Der Bürgerstand hat in seiner Plenarsitzung vom 21, Dezember den die Einführung einer Repräsentativ-Verfassung betreffenden Vorschlag mit 33 gegen 19 Stimmen angenommen. Da der Vorschlag, nah- dem er höchsten Ortes, von wo er ausgegangen, aufgegeben wor- den, noch von den 3 anderen Ständen verworfen , so ist die Ab- stimmung des Bürgerstandes ohne direkte politische Einwirkung. Borc erklärte ausdrücklich, daß der Bauernstand den Repräsenta- tions - Vorschlag nicht als zu liberal, sondern als zu wenig liberal verworfen.

Der im Ritterhause eingebrachte Antrag Liljenstolpé??s über Juden-Emancipation verlangt für die Juden die den anderen, nicht zur lutherischen Staatsfkirche géhörenden Schweden gewährten Rechte.

Italien. Rom, 24, Dez. (Fr. Bl.) Nach dem neuen Wahlgesch hat sich die Regierung für drei Jahre die Ernennung der Gemeinderäthe vorbehalten. Die Auswahl der moralisch und politisch Tadellosen ist nun den Bischöfen übertragen und von die- sen an dié Pfarrer geleitet worden. Die Kontrolle dieser Kandi- datenlisten besorgen die Klostervorstände.

Türkei. Konstantinopel, 44, Dez. (Allg: Ztg) Die Bank von Frankreich hat kürzlich den Beschluß gefaßt, vie von der Bank von Konstantinopel auf ihre Agenten in Marseille und London ausgegebenen Wechsel nicht mehr zu diskontiren. Da auch der deutsche Handel hierbei interessirt ist, so werden vielleicht einige Notizen über die hiesige Bank nicht unwillkommen sein. Die Bank von Konstantinopel wurde von der türkischen Regierung gegründet, um den Cours der Wechsel auf Europa auf einem Normalstand zu erhalten, Früher war hier der Wechselcours wegen der fortwäh- renden Verschlehterung der türkischen Münzen in stetem Schwanken begriffen. So sank der Werth des türkischen Piasters, der 1805 noch 41 Fr. 50 Cent. wirklichen Werth hatte, nach und nach bis auf 20 Centimes. So mußte natürlich der Handelsstand bei Ein- fuhr von Waaren, die auf langen Termin und in türkishen Pia- stern zahlbar verkauft wurden, oft große Verluste erleiden, weil am Zahlungstermin der Piaster oft schon wieder weniger werth war, als am Tag des Verkaufs. Die Regierung selbst hatte aber eben so wenig Vortheile von der fortgehenden Verschlechterung threr Münze; denn sie mußte nun Alles, was sie für den Hof, die Armee, die Slotte brauhte und aus Europa erhielt, nicht nur im Verhältniß zur Verschlech¡erung der Münze, sondern noch weit darüber hinaus theurer bezahien. In den leßten Jahren Sultan Mahmud's sah die Regierung daher ein, daß sie hierin nothwendig andere Maß- regeln ergreifen müsse. Man machte mehrere Versuche, den Weh- selcours auf einem fixen Stand zu erhalten, Das erste Erforderniß war aber begreiflich eine Münzreform. Man beschloß daher, die alten Münzen einzuziehen und neue vollwichtige Münzen zu prägen, so daß dcr Piaster sofort einen unveränderlichen Werth von 23 Cent. ctwa behalten sollte. Zwei Handelshäuser von Konstantinopel un- ternahmen es, die Regierung zu unterstüßen, Sie emittirten, zu- erst einige Jahre auf ihren eigenen Namen, Wechsel auf Europa zu einem fixen Preis von 173 Para für den Franken oder 1410 Piaster für das Pfd. Sterling. Sie operirten so mehrere Jahre mit Erfolg, und die Regierung gestand ihnen für Verluste, die sie etwa dabei erleiden konnten, eine jährliche Entschädigung zu. Nach einigen Jahren errichtete aber endlich die Regierung, um dies Sy= stem noch mehr zu konfolidiren, felbst eine Nationalbank, unt stellte dieselben Häuser an die Spitze derselben, Das Kapital dieser Bank besteht in 6 Millionen Franken, welche die Regierung baar hinterlegt hat, Außerdem hat die Regierung alle Operatio nen der Bank garantirt. Die Bank giebt auf ihre Agenten in Frankreich und England dreimal monatlich Wechsel aus, iese Wechsel werden gegen Vorausbezahlung ihres Betrags zu dem un veránderlichen Preis von 110, 1 Piaster für 4 Pfd. St. verab folgt. Die Bank hat also außer ihrem primitiven Kapital t auh noch den vollen Betrag der von ihr ausgegebenen Wechs in ihren Händen, Demnach \cheint also eigentlich kein Grund 901 handen, der Bank oder ihren Operationen zu mißtrauen Sache hat aber doch einige Haken. So is z. B. die längst {lo}ene Münzreform noch keinesweges durchgeführt, Bei wi der größte Theil des cirkulirenden Geldes besteht noch in a entwertheten Münzen. Ferner hat die Regierung eine bedeute Menge verzinslicher Banknoten in Umlauf gesetzt, man behaupt für 3 bis. 400 Millionen Piaster. Dies Staatspapier wird freilich von der Bank auch angenommen, aber nur 3 pCt. u1 Pari, so daß sonderbarerweise die Regierung durch ihre Ban eigenes Papier diskreditixrt. Dies Papier wird aber nun häufiger und das baare Geld in demselben“ Verhältniß seltene Und dieser Uebelstand wird wohl beständig zunehmen ; denn die Waareneinfuhr ist hier stets größer als die Ausfuhr; und d ropa nicht mit türkishen Banknoten, sondern mit baarer bezahlt sein will, so muß die im Lande vorhandene Summe Metalls stets abnehmen.

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Komgliche Schauspiele.

Montag, 6, Jan. Im Schauspielhause. 5te Abonnements- Vorstellung. Zum erstenmale: Die Erzählungen der Königin von Navarra , Lustspiel in 5 Akten, von Scribe, überseßt von W. Friedrich. :

Dienstag, 7, Jan: Ii Opernhause. Zte Abonnements- Vorslellung: Sophia = Catharina. Romantisch - komische Oper in 2 Abth. und 4 Akten, mit Ballet, von Charl. Birch - Pfeiffer. Musik von Fr. von Flotow, Ballet von P, Taglioni,