1851 / 160 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

her im höchsten Grade unwahrsceinlich ist, daß die erbfolgebereh- tigten Agnaten der jüngeren Linie je zur Erbfolge berufen werden, für welchen Fall allein eine Einsprache derselben gegen den Vertrag von ihnen geltend gemaht werden fönnte. Diese Möglichkeit ist eine so entfernte, daß es sich fragen könnte, ob die- selbe überhaupt in Betracht kommen kann gegen das Interesse, wel- hes, falls der Vertrag als vortheilhaft angesehen wird, der Staat dabei hat, den unverweilten Vollzug des Vertrags gesichert 31 wis- sen; ob also nicht der Vertrag au alsdann zu vollziehen sein möchte, wenn der Konsens der Nebenlinie nicht rechtzeitig erfolgen sollte, wofern nur der Fürst von Thurn und Taxis zur Uebergabe der Posten gleihwohl bereit sein sollte.

Stuttgart, 7. Juni. (Sw. M.) Der Bericht der Finanz = Rebunisoa, Mas den Postvyertrag ( Berichter= statter Seybold, Korreferent Hochstetter), beantragt: den mit dem Fürsten Thurn und Taxis abgeschlossenen Vertrag über die Auflösung des bestehenden Lehensverbandes hinsichtlich der König- lichen Posten zu genehmigen, so wie ferner: die hohe Kammcr möge sich damit einverstanden erklären, daß die Postanstalt für den Grund- stock erworben und derselbe für die ganze Abfindungs|umme be-

lastet werde.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 3, Juni. (W. Ztg.) Ein Ausschreiben des hiesigen Ministeriums vom 24, Mai! d¿::F. hat den Landtag für den 11, Juni d. I. einberufen. Gegenstände der Verhandlungen auf demselben sind dem Vernehmen nach vor= zugsweise: der Etat für die Finanzperiode 1851-—1853, eine Land- gemeindeordnung, ein Geseß über zeitgemäße Abänderungen des Civilprozeßverfahrens u. st. w. Unter den Landtags-Abgeordneten finden si unter Anderen folgende in unserem dentlichen Leben {on bekannt gewordene Männer ; Gymnasial-Direktor Dr. Foß hier, Stadtsyndikus Gerlach hier, Geheimer Rath a. D. Dr. von der Gabelenß auf Poshwiß, Kreisamtmann Dr. Hesse in CEi- senberg, Kreishauptmann Jahn in Roda, Gutsbesißer Kresse von Dobrashüß , Staatsanwalt Laurentius hier, Floßherr Müller von Mögelbah, Kreis-Amtmann Schadewiß von Kahla, Landes-Justizrath Wagner hier u. st. w. Sämmtliche (30) Abgeordnete sind neu géwählt auf Grund eines mit landschaftlicher Zustimmung erlassenen Wahlgeseßes vom 3. August v. J. Dasselbe hob das vorherige Wahlgeseß vom 410. April 1848, welches auf dem demokratishen Grundsay des allgemeinen Stimmrechts nach der Kopfzahl beruhete und direkte Wahl einführte, wieder auf, be- hielt zwar den direkten Wahlmodus bei und ertheilte auch jedem sünfundzwanzigjährigen Staatsbürger, welcher eine direkte Staats- steuer entrichtet, volles Wahlrecht, wog aber den Einfluß der Wahl- stimmen nach der Steuerquote der Wähler nach deu Bei= trägen, welche dieselben zu den Staatsaufwänden entrichlen, höher oder niedriger ab. Es liegt ihm nämlich das System der Steuerklasse zu Grunde, deren es vier, die der Höchst= besteuertêén (je Einen auf 500 Wähler des Wahlbezirks) und 3 Unterklassen annahm. Das Wahlrecht entzieht es nicht allein den Almosenempfängern und Steuerrestanten, sondern auch denjeni- gen, welche sich im Konkurs, in Straf-, Untersuhungs- oder Wech- selhaft befinden, oder welche sich durch grobe Verlezung der staat- lien Ordnung des Staatsbürgerrechts verlustig gemacht haben. Ein auch in weiteren Kreisen nahwirkendes Geseb “vom 29. April d. J. hat für das hiesige Herzogthum die Lehnsherrlichkeit und das aus ihr fließende Obereigenthum der wirklihen Lehen unentgelt= lich aufgehoben und diese in allen rechtlichen Beziehungen den Allodien gleichgestellt- Nur solche Güter, welche auf dem Heimfall stehen, wurden hiervon ausgenommen; bei ihnen nämlih soll das Heimfallsrecht des Lehnsherrn vorbehalten und dem Vasallen blos nachgelassen sein, dasselbe abzulösen. Die Rechte der Agnaten, Mitbelehnten, Gesammthänder und Eventualbeliehener an hierlän- dischen Lehen sollen jedoch bis zum nächsten, in dienender Haud sih ereignenden Successionsfalle in Geltung bleiben, sind aber bis zum 1, Mai 1852 bei Verlust derselben beim hiesigeu Landecs-Ju= stiz-Kollegium anzumelden.

FiuslanD.

Frankreich. Paris, 7. Juni. Vorgestern bescäftigte si der Ministerrath im Elysee mit den portugiesishen Angelegenheiten. Der Präsident der Republik hat gestern bei Dupin einen Bijuch abgyv- stattet. Vorgestern waren die VDffsiziere des 19ten Regiments zur Tafel im Elysee geladen. i

General Santa Cruz, Repräsentant von Bolivien, ist von Rom, wo er ein Konkordat abgeschlossen hat, hierher zurüdg-kchrt.

Der ncue Kommandant der französischen Schiffsstation in den Antillen soll Justructionen für den Geschäftsträger auf Haiti mit- genommen haben, denen zufolge dieser dem Kaiser Soulouque zu erklären habe, daß Frankreich sich auf das bestimmteste der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die Republik Domingo widersetze, j

Der Minister des Jnnern hat an den Präsidenten etne Denk= lhrift über die Lage der Departements gerichtet.

___ Ein von dem Minister des Junnern, Leon Faucher, an sämmt- liche Präfekten gerichtetes Cirkular befiehlt den Präfekten auf tas bestimmteste, alle Beziehungen zwischen ihnen und. den Reprásen- tanten der Majorität aufzugeben. Dieselben dürfen tazer den Re- präsentanten bei der jährlichen Rundreise niht mehr die vom Mi- nister zugesendeten offiziellen Dokumente mittheilen. Eben so wenig dürfen die Präfekten mehx mit den Repräsentanten wegen In teressen von Personen oder Gemeinden korrespondiren, Als Grund dieser Verordnung giebt Fauher an: „Man muß vermeiden, daß die Repräsentanten in den Departements einen Einfluß gewinnen der beirrend werden fönnte.“ i E

Der Constitutionnel behauptet nun au aufs bestimmteste, die offizielle dijoner Rede im Moniteur sei der allein richtige Wortlaut derselben, und erflárt seine Verwunderung darüber , wie die Journale über gar nicht existirende Worte sölhen Lärm ma- chen fönnten, Die rashe Erledigung der neulichen Interpellation wegen der dijoner Rede soll. hauptsächlich den Bimühungen Berryer’s zu verdanken sein. Combarel de solite das Wort fühxen. Vezin und Duvergier t Hauranne sollten nach ihm sprechen. Berryer bemühte sich angelegent- lich, diese Herren zum Stillschweigen zu bewegen. Sie ga- ben nach. Desmousseaux de Givré“ war hartnäckiger, aber die Rechte ließ die Sache fallen. Lamartine bedauert heute, daß neu- lich bas Protections-Anerbieten des Generals, Changarnier so vie- len Beifall gefunden. Er hält es für ganz gleichbedeutead mit den dijoner Worten des Präsidenten: „Jn meinen Händen wird Frank- reih niemals zu Grunde gehen““, das doch eine so entgegengesetzte Wirkung hervorgebracht habe. „Den Schuß eines Degens anneh- men“, sagt Lamartine, „heißt, sich ihm unterordunen. Nicht ex hat si zum Beschüßer aufzuwerfen, sondern die Nation ihm zu ge- bieten.‘ Die legitimistishe Union hält der angeblihen Behauptung des Präsidenten in Dijon, die National-Versammlung habe ihn an

Lèpvail

770

usführun emeinnüßiger Geseße ehindert, einen Auszug aus ri en Arbeit des Repräsentanten Armand de Me- lun entgegen, nach welchem von 12 Wohlthätigkeitsgeseven, welche die gegenwärtige Versammlung votirt hat, nur ein einziges der Initiative der Regierung zu verdanken wäre. Das Fusionsblatt Assemblee na tionale meint, die Rede beim

| dijoner Bankette habe ganz Frankreich so die Augen geöffnet, daß

an eine Wiederwahl Louis Bonaparte's gar nicht zu denken sei. Versammlungen aber, welche nit selbst abdankten seien unbesiegbar, daher fehle für einen práâsidentiellen Staats=- streih nihtnur der Vorwand, sondern auch die Unterstühung. Larabit?s Antrag auf Verfassungs-Revision lautel: „Urt, 1. Die National-Versammlung spriht den Wunsch aus, es möge Art. 45 der Verfassung, insofern er die Wiederwählbarkeit des Präsi= denten betrifft, revidirt werden, Art. 2. Diese Revision ge\chicht niht durch eine neue Constituante, sondern Turch die Souverainetät des zur Wahl eines Präfidenten berufenen Volkes. Art. 3. Eine Proclamation der National-Versammlung zu diesem Zwecke belehrt das Volk, daß ihm allcin das Re(t der Entscheidung zu- stehe, ob es denselben Präsidenten wicder wählen will oder nit. Der Partei - Verein der Rue de l’Université hat s{ch nun definitiv für totale Verfassungs - Revision erflärt. Nach der Gazette du Midi hat auch Minister Fould eine Re- visions-Petition bei den Banquiers, Wechsel-Agenten und anderen Personen, auf welche seine amtliche Stellung Einfluß hat, in Um- lauf geseßt. Jn den Abtheilungen der National - Versammlung hatten sich gestern mehr als 600 Repräsentanten versammelt. Viele Legitimisten und Orleanisten enthielten si der Abstimmung. Jn allen Abtheilungen stimmten 543, von denen sich 291 für, 252 ges gen Revision aussprachen. Nur cine einzige Abtheilung, die 15te, verschob die Fortseßung der Debatte und die Wahl des Kommissärs auf heute. Jn die Kommission wurden gewählt nah den Nummern der Abtheilungen : 1) Montalemberl mit 21 gegen de Failly mit 20 Stim- men. 2) Moulin mit 25 gegen Mathieu (de la Drome) mit 14 Stimmen. 3) Dufour mit 24 gegen Saint Romme mit 15 Stim- men. 4) Jules Favre mit 24 Stimmen und Altersvorzug gegen Kerdrel mit 24 Stimmen. Changarnier und Jules de Lasteyrie stimmten niht. 5) de Mornay mit 29 gegen Drouyn de Lhuys mit 18 Stimmen. 6) de Tocqueville mit 23 gegen 14 Stimmen für Lacaze. 7) Berryer mit 26 gegen 12 Stimmen für Antony Thouret. 8) de Corcelles mit 28 gegen 13 Stimmen sür Chausf- four. 9) de Broglie mit 23 gegen 13 Stimmen für Mi- hel (de Bourges). 10) Charras mit 16 Slimmen gegen 15 für Lefèbre Duruflé, Die Legitimisten stimmten niht. 11) de Melun (du Nord) mit 24 Stimmen gegen 20 für Corne. 12) General Cavaignac mit 18 Stimmen gegen 15 für Bineau, Die Legitimisten stimmten im ersten Skrutinium für de Larcy, im ziwci- tin gar niht. 13) Odilon Barrot mit 24 Stimmen gegen 14 für Vesin, Die Legitimisten stimmten im ersten Skrutinium für Vatismenil, im zweiten für Odilon Barrot. 14) Chara- maule mit 23 Stimmen gcgen 22 für Molé. Vier Legiti: misten stimmten mit dem Berg für Charamaule. Der Wahl- fampf war sehr heflig. Vier Kommissäre nur wurden im ersten, die übrigen zehn im zweiten und diitten Skrutinium und durch Ballotage gewählt. Die Debatte war lebhaft, aber verworren. Mehrere Legitimisten erklärten bestimmt, nur für totale Revision stimmen zu wollen. Der Berg sprach für Aufhebung des neuen Wahlgeseßes, bevor noch überhaupt an Revision gedacht werde. Bineau namentlich verlangte Abschaffung des Art. 45, Nichtwähl barkeit des Präsidenten. Für Revision sprachen Broglie, Molé, Montalembert, Daru, Moulin, Leon Faucher. Von den 14 Kommissären sind 4, Broglie, Montalembert, Dufour, de Melun, für den Revisions antrag der Rue des Pyramides. Berryer erklärte auf Befragen, ihn anzunehmen, jedoch in weiterer Fassung. Moulin und Corcelles sind für totale Revision. Odilon Barrot und Tocqueville sind nur bedin gungsweise für Revision und haben sich nicht gebunden, Jules Favre, de Mornay, Charamaule, Charras und Cavaignac sind cnt= schiedene Gegner der Revision, Jules Favre, Cavaiguac, Charras haben ihre Wahl dem Nichtmitstimmen der Legitimisten im zweiten und dritten Skrutinium zu danken. Thicrs hat an der Debatte nicht Theil genommen, war als Kandidat aufgestellt, hat aber seine Freunde ersucht, nit súr ihn zu stimmen, Man glaubt, die Ban fettrede des Prásidenten in Dijon habe viel auf die Ab- stimmung eingewirkt. Piscatory is überzeugt, die orleani- stishe Monarchie sei die beste Regierungsform für Frankreich. Deswegen glaubt er aber doch die Gage, 00 Iotalr . ob vartielle Revision, unparteiisch erörtern zu können. „Aufrichtig ge- \sprochen‘“’, sagte er, „man läßt eigentli nur um Prásidentschafts- Verlängerung petitioniren. Man sollie es aber laut zu gestehen den Muth haben.“ Die totale Revision scheint ihm ernsthaft, constitu- tionell und liberal, er würde troß aller Gefahr für sie stimmen. Sie könne aber in zwei Endpunkten auslaufen: Restauration der Monarchie oder Reform der rcpublikgnischen Verfassung. Die Restauration durch cine Constituante erscheint ihm als Chimäre. Frankreich werde zur Monarchie zurückfkehren, aber nux dur den freien Na!ionalwillen. Auch für Reform der republikanischen Verfassung will er stimmen, doch könne dieses Unternehmen mehr Gefahren, als erspricß- liche Resultate bieten. „Die gemäßi.te Partei der Versammlung““, bemerft er, „hat zwar nicht immer in der politischen, aber doch in der sozialen gesiegt. Jst man desselben Rejultats bei einer neuen Consti(uante gewiß? Was endlich Lie Präsidcutschafts-Verlängerung anbelangt, so wäre sie ein lebensläugliches Konsulat ohne Glanz, Ruhm und Energie.“ Dagegen is ihm die Republik zwar cine drückende, aber ernsthafte, nicht erniedrigente Regierung, was cin etwa von der Constituante votirtes Kaiserreich niht wäre. Und glaube man, daß ein solcher Präsident die Gesellschaft werdc hüten können? Falloux antwortet dem Minister Fau.cher und lchnt von vorn herein die Ehre ab, in die Kommission gewählt zu werden. Der Ernst der Umstände aber nöthige ihn, tem Mi- nister scine Ansicht zu entwickeln, Der Moniteur vom 2, Juni sage ganz richtig, abgesehen von Form und Ort , daß Frankreichs Interesse hbher stehe, als das aller Parteien, und daß die Regie- rung über diesen stehen müsse. Aber wcder durch bittere Anspielungen, noch turch Gewalt exreihe man diesen Zwcck. „Dié Parteien in Frankreich“, fährt der Redner fort, „vertreten nicht Egoismus, sondern Interessen, Prinzipien , unzcrstör - bare Grundbedingungen, Tie Autorität in Frankreich wird da=- durch nicht gekräftigt, daß mgu von dem ancien régime betrüge- risch und verleumderxish spricht. Man spricht nicht füx die Frei- heit, wenn man 30 Jahre cousti:u!ionellen Lebens mit dem Namen Jntrigue brandmarkt. Er will daher, daß cin Kommissär nicht um eines persbnlichen Eigennußes gewählt werde, sondern daniit er Wunsch und Bedürfnisse des Landes genau erörtere, Denn j: de exklusive Regierung in Frankreich geht zu Grunde, und der nächste ge- waltsame Sturz reibe auch die Gesellschaft mit. Corne sieht die Frage nur zwischn dem Status quo und einer neuen Revolution , zwischen Republik und Monarchie gestellt. Die Ruhe des Landes, welche man zum Vorwand nehme, werde dadurch nicht hergestellt, daß dex Haß aller Parteien auf den Wahlplay niedersteige und aus solchen Wahlen eine Constituante hervorgehe, Pascal begreift, daß der

Souverain, das Volk, die Verfassung revidiren könne. Solle nun der verstümmelte Souverain-das Werk des vollständigen revidiren ? „Mit dem Gesehe vom 31. Mai“, fährt er fort, „ist die Revision unmöglich. Aber auch wenn es abgeschafft is, will ih keine Revi= sion. Die Constitution ist für die beim dijoner Bankette so hart mitge= nommenen royalistischen Parteien unvollkommen, weil sie eben re- publikanisch is. Was wissen die Royalisten sonst von ihr? If sie nit seit zwei Jahren durch die römische Expedition, Wahlgeseß, Aufhebung der Preßfreiheit und des Vereinsrechtes außer Kraft gesebt? Nicht die Verfassung, sondern ihr politisches System müssen die Royalisten anklagen.“ Er verwirft die monarchishe Revision als Negation der Volks - Seuverainetät, die Prásidentschafts - Ver lángerung, weil ihm der Kandidat zu unbedeutend ist. Die Re- publikaner würden nicht ermangeln, die Sache der Republik zu ver-= theidigen. Cavaignac verwirfi die Revision, weil die Royalisten sie verlangen. Den Bonaypartisten aber entgegnet er, daß gerade die Wahl eines neuen Präsidenten die Republik befestigcem werde, Michel (de Bourges) sieht ganz von den Zwangsgeseßen ah und fragt, ob nicht die Verfassung durch Männer, die noch das Vertrauen der jeßigen Majorität hätten, wie Dupin, Tocqueville, Vivien, Odilon Barrot, Coquerel, Dufaure, ausgearbeitet worden? ob Broglie, sein Abtheilungs - Präsident, wohl eine Verfassung, die unangreifbar wäre, aufstellen könne? Er sieht endli ras größte Hinderniß, welches die Ausführnng der Ver-= fassung gefunden habe, in dem Präsidenten selbst, den Gott in seinem Zorn der Republik auferlegt habe. Tocqueville erkennt die Gefahr einer Revision, tadelt dic, wie er sagt, durch Präfckten und Gendarmen erpreßiten Petitionen und erklärt feierli, er werde uur dann für Revision stimmen, wenn man die ganze Nation befragen und die Verfassung verbessern, niht aber wieoer verlezen wolle. Bac erklärt, auch angenommen, die Rcvision sei votirt, könne man die Covstituante nicht durch Das beschränkte Wahlrecht wäh- len lassen, wenn man Bürgerkrieg vermeitren wolle. Vas einzige Mittel für die Versammlung, aus 1hr2 Unvolksthüm- lichkeit herauszukommen, sei Herstellung des aligemeinen Wahl rechts und Vollzug der Verfassung. Molé meint, wenn die Rcpu= blik das Jahr 1852 glücklich überstände , so wäre sie mt meh! anzugreifen und zu erschüttern. Nettement will die Reviston nur dann zugeben, wenn sie die Rückkehr zur Legitimiat begunsige. Passy hált die Republik noch auf lange Jahre für die einzige in Fraukreich mögliche Regierungsso1m. Berryer sagt, er habe Dic Verfassung nicht votirt, nehme aber Doch feinen Anstand, dieselbe für die Shußwehr des Laudes zu erklärcn. Erhalte sie Das Land aufrecht, so müssen ihr alle guien Bürger gehorchen. Cr glaubt aber, daß das Land in die gegenwärtigen Einrichtungen fein Rertrauen habe und hält darum die Revision für zeitgemäß. C1 will, daß Frankrei seinen Wuns frei ausdrückte, er vcrlangt die Revision für das Land, unt darum verwirft er die partielle sur Individuen. Er hâlt an dem Gcseße vom 31, Mai, nicht als wie an cinem unantastbaren Kleinod, sondern weil dicses Gesch Bedin: gungen aguferlege, die nicht zur Kompelenz einer Constituante ge hörten. Er will die Aufrechthaltung der Verfassung, wenn sie nic! legal rividirt werde.

Die Verfassung giebt nah ihm nun tas Recht, eine Constizuante zu berufen, viiter nh

i Die gesegelt cndé Ve1 sammlung habe kein Recht, zu revidiren. Die legitimistishe Union sieht, daß nah dem gestrigen Tage die Debatte ganz unmögli eine legale Majorität zur Zusammenberufung einer Constituante hervorbringen werde, da in der Majorität, die sich slr Revisto1 ausgesprochen, sich zwei Nüancen schieden, die jedes Resultat un möglich machten. „Was fann“, sagt das genannte Blatt, „aus diesen zerstücckelten Kommission hervorgehen? Cine negative Arbeit, die zu ciner Debatte vor Frankreich führt, welches die Meinungen wägen wird während das Skrutinium die Stimmen zählt.“ Die ebenfalls legi timistishe Opinion publique bedauert den unglüdcklichen Geist Ter Zwietracht, der sich gestern geoffenbart habe, und erwartet von dieser buntscheckigen Kommission kein Resultat. Da man bei der Revi sion doch etwas an die Stelle des zu Revidirenden cen müsse, \ felt sie bei dicsem Antagonismus an der Möalichkeit einer Einigung. Das Journal des Débats gesteht den Republikanern zu, daß sie das Recht hátten, die Revision zu verhindern und beneidet ste um diese Stellung. \

„Aber deswegen““, jagt es, „U noc nicht Alles verloren, denn was sind Ziffern, de! Wahrheit und Gerechtigkeit gegeniübe1 7

Die Majorität ist zwar auch nicht unfehlbar, aber doc der einzig mögliche Ausdruck des Rechts.“ Nach ten

18, A L

10 Zet

Parteten flassifiziren sich die Mitglieder der Revisions Kommission, wie folgk: Legitimisten und Fufionisten 4, Berryer, Melun, Corcelles, Moulin ; Bonaypartisten 3, Broglie, Montalembert, Dufour ; Tiersparli 4 Odilon Barrot, Tocqurville; Regentist 1, de Mornay z Re vublikaner 4, Cavaignac, Charras, Jules Favre, Charamaule. Die funfzehnte Abtheilung wählte heute Herrn Baze mit 23 Stim- men gegen Labordère, welcher 14 Stimmen erhieli. Herr Baze spra gegen die Revision und is durch scine anti-elysäi{hen sinnungen bekannt. s

Die Kommission für Beurtheilung der Anträge Larochejacque lein's und de Tailly?s auf Abschaffung des neucn Wahlgeseßes hat vorgestern cine neue Sißung gehalten. Ihr Präsident, Sauvair( Barthélémy erklärte, daß der Minister des Junnern noch nicht alle nöthigen Nachweisungen erhalten habe “und daher eine Frist von einigen Tagen verlange. Die Kommission beschloß, diese Frist zu zugestehen, aber jedenfalls ihre Berathungen nach Niederlegung des Berichtes über das Gemeindege|eBß wicder aufzunehmen. Man will wissen, der ehemalige Finanz Minister Passy, Mitglicd des Parte! Vereins der Rue des Pyramides und einer der Unterzeichner des von Broglie niedergelegten Petitions-Antrages, werde nächste Woche cinen Antrag auf Revision des neuen Wahlgeseßes slellen.

Die Kommission für innere Verwaltung hat nach lebhafier Debatte beschlossen, die Ernennung der Maires habe dur) Wahl des Gemeinde - Rathes und einer gleihen Anzahl zu diesem Zwecke gewählter Delegiiten zu geschehen. Oer Bericht über das Ge- mcindegesez soll binnen 10 Tagen vorgelegt werden.

Zum Andenken an die Einweihung der Eisenbahn von Dijon soll eiue Denkmünze geschlagen werden.

Das lyoner Komplott kömmt nich! im Ganzen vor das Kriegs- gericht, sondevn die Angeklagten fommen «inzelnu vor die Assisen ihrer Departements, wohin sie bercits abgegangen sind.

Vorgestern fand die Einweihung eo nruen israelitischen Tem- pels nach poriugiesifchem Ritus statt.

Ter Messager de l'Assemblee ist zu der Nachricht er- mächtigt, daß Thiers von der Königin von ngland und ihren Mi- nistern anf das shmeichelhafteste aufgenommen worden. Die nigin bene: fte ihn beim Besuche des Krystallpalastes und unter- hielt sich zwei Stunden lang mit ihm. E

Die Kommission für die Lyon- Avignoncr Eisenbahn hat be- \chlossen: „Die Bahnlinie folgt beim Ausbruche aus Lyon Lem rechten Rhone-Ufer und nicht dem linken, wie die Regierung vor= {lug. Ein Bahuhof für Güter wird in La Guillotière, ein sol=- cher für Passagiere in Perrache und ein dritter für Passagiere und Güter in Vaise errichtet. ““

Die Regierung hat die Ankündigung einer Broschüre: „Mani- fest eines Legitimisten‘, von Vicomte Le Serrec de Kerdily, welche

mit dem bourbonischen Wappen (weiße Lilien in blauem Felde) ver=- ziert war, mit Beschlag belegt. i

Die nächste fentliche Sihung der National-Versammlung wird Dienstag, den 10, Juni, stattfinden. i

Der König hat den pariser Rothschild (James) zum Ritter des Mauritius-Ordens ernannt. 4 j

Der Divan soll dem französischen Ge}jandten bei der Pforte, Lavalette, einen Vorschlag wegen Jnternirung Abd el Kader's in eine der türkischen Provinzen mitgetheilt haben.

Von Montag Abend bis Mittwoch früh hatten die Quästoren die Besaßung der National - Versammlung um ein Bataillon ver= stärkt.

Das Ordre will wissen, daß der Verfasser des elften Bülle- tins des Central-Widerstands-Comité?s ein ehemaliger Secretair Sobrier's sei und sich bereits im Zellengefängnisse Maras befinde, Der Untersuchungsrichter Broussais soll die Untersuchung führen.

Der Attaché im Ministerium des Auswärtigen, Génaut, ist mit Depeschen an den französischen Gesandten LVelacour nah Wien abgegangcn.

Das 5te Bataillon vincenner Jäger ist in Paris angekommen,

Die Nationalgarde von Montfrin ist aufgelöst worden.

Die Repräsentanten Leo de Laborde und Charles Lagrange erfláren das Gerücht von einem zwischen ihnen bevorstehenden Duell sei gänzlih ungegründet, da zwischen ihnen kcine persönliche Streitigkeit vorgefallen sri.

An der vorgestrigen Börse wurden wieder 207,530 Fr. 5pro= zentige und 19,500 Fr. 3prozentige Rente eskomtirt, ohne die Course halten zu fönnen. Der drohende Bürgerkrieg in Portugal und die erwartete Intervention europäischcr Großmächte in diesem Falle wurden unter den Ursachen der Baisse genannt.

Großbritanien und Jrland. Parlament, Dber- haus. Sitzung vom 5. Juni. Drei Lords - Kommissarien über- brachten die Königliche Sanction sür die Bill über die Grundsteuer und eine lange Reihe Eisenbahn- und andercr Privat-BVills. Mar= quis von Lansdowne zeigte an, daßer morgen auf ahttägige Fe- rien antragen werde. Die Bill über die (Hrafschaftsgerichte ging auf Lord Brougham*s Antrag durhs Comité des Hauses, ‘und

ihr Wiederabdruck wurde angeordnet. Der Graf von Carlisle überreichte eine Petition von dem Verein für die Rechte der Frauen in Sheffield (Gelächter) um Abschaffung des Zeitungsstempels und der Annoncensteuer. Lord Brougham ließ sich aber durch obiges Gelächter nicht abhalten, die Petition zu unterstüßen. Endlich brachte Lord Brougham eine Bill zur Resjorm des Kanzlei-(Herichts- hofes ein, welche die erste Lesung erhielt,

Sißung vom 6. Juni. Unter anderen Petitiouen kam auch eine gegen Juden-Emancipation, aus Bath, übcrreiht vom Bischof von Oxfort, auf den Tisch tes Hauses, Der Herzog von Arg oll überreichte und befürwortete eine Petiticn aus Australien, Tie ubcr die Unsicherhcit der Kolonial-Heiraihs-Akie klagtz man wisse dort nicht, welche Ehen gültig seien oder nicht. Graf Gre y erklärte, diesem Ucbel abzuhelfen, sei die Sache der Kolonial -Geseßgebung ; so viel Scltstregierung hätten die Kolonicen son. Lord Mon - teagle überreichte eine Petition von Nev-Süd-Wales gegen das T eportations-System und verbreitete sich úber die Nachtheile dessel ben. Die Lords vertagten sih darauf bis zum 16. Juni.

Unterhaus. Sigung- vom 4. Juni. Lord Melgund be- antragt die zweite Lesung der schottischen Schulbill. Die Bill zielt auf Trennung des religiösen und weltlichen Unterrichts, Gründung neuer Schulen und bessere Besoldung der Lehrer, Lokalbesteuerung zur Aufbringung der Mittel und bis zu einem gewissen Grade Lofal- verwaltung. Das Bedürfniß einer Vermehrung der[Erziehungs-Anstal ten, sagt der Antragsteller, sei jedenfalls vorhanden, da in Schottland dem Verhältniß der Einwohnerzahl nach, die jeht etwa drei Millionen betrage, die WoOhihar Vel Schulerziehung 600,000 Kindern u Theil werden müßte, während in Wirklichkeit in „dieser Hinsicht nur für höchstens 300,000 Sorge getragen ei, Eine Er- höhung der Lehrergehalte sei wünschenswerth, um Männer von Er ziehung und Charafter zur Uebernahme von Lehrerstellen zu be wegen. An einigen Orten betrage das Lehrergehalt nicht mehr, als 5 Pfd. St. jährlich, und zudem werde die Zahlung manchmal nicht in Geld, \sondern in Torf geleistet. Nachdem Hume, der Lord- Advokat Mac Gregor, Cowan und Lord J. Russell für, Maenzie, Bruce, Sir R. IÎInglis, G. Clerk und Scott gegen die Dae svrocheu haben, wird zur Abstimmung geschritten und die zweile Lesung mit 137 gegen 124 Stimmen verworfen

Zißung vom 5. Juni. Der Sprecher uimmt um 12 Uhr scinen Play ein und das Haus konstituirt si als Comité, um die St. Albans-Bestechungs-Komumissions-BVill zu berathen. J. Stuart meint, man sei in dieser Sache bereits zu weit gegangen. Der varlamentarishe Ausscuß sci zu dem Schlusse gelaugt, daß die Wahl des betreffenden Mitgliedes eine gültige sei, und doch habe er erklärt, nicht im Stande zu sein, die Zeugen herbeizuschaffen, deren Verhör ihm möglich machen würde, die wahre Sachlage U beurthcilen. Man habe versucht, die Wahl von St. Albans und die von Sudbury als zwei analoge Fälle darzustellen, Es- sei dies aber cine irrige Auffassung. Ju dem Falle von St. Albans sei die Bestechung nicht bewiescn worden, und man habe dem im Hause sikenden Parlaments - Mitgliede gestattet , cinen Plaß zu vehalten. Jn dcm Falle von Sudbury sei in der einen wie in der anderen Beziehung das Gegentheil der Fall gewesen. Weit eher lasse sich mit dem vorliegeuden Falle der von Horsham vergleichen. Bei Gelegenheit ver Vorgänge von Horsham aber habe das Haus sich geweigert, cine Kommission zu ernennen. Unter solchen Um- ständen beantrage er, daß der Vorsibende seinen Play verlasse. Der Antrag wird mit 54 gegen 10 Sttmmen verworfen, und die Bill geht cinstweilen formll dur das Comité, un später noch näher erörtert zu werden, worauf das Haus sich bis um 5 Uhr vertagt,

Abend =-= Sihung vom 9. Jun, Sir (Minister des Innern) beaniragte die zweite Lesung der von der Regierung eingebrachten Vill zur Vereinigung, Konsolidirung und Ueberwachung der verschic denen Walsse: lieferungs-Gesellschaften der Hauptstadt. Herr B. Co ckrane, Herr Moffatt, Sir B. Hall und Herr W. Williams bekämpften die Maßregel; dieselbe {übe nicht genügend vor deu Uebelständen des gegenwärtigen Monopols. Sir G. Grey machte geltend, daß cine zu weit gehende Konkur- renz in der Hauptstadt auch vom Uebel wäre, un? daß der Regic- rungsylan die Wasserleitungskosten um 100,000: Pfd. verringern würde. Herr Mowait, Hex Walley, Viscount: Ebring- ton und Sie do Lgcy: Evans belämystew noch die Bill, während Sir J. Johnstone und Six W. Clay die Partei der Wasser - Gesellschaften ergriffen und die Regierungsbill vertheidigten, deren zweite Lesung \cließlich mit 95 gegen 79 Stimmen genehmigt wurde. Herr F. Baring bean- tragte darauf den Beshluß, daß die Weisung der Lords des Schah- amts an das Acciseamt, „den Kaffechändlern Das Mischen des

J l l

G. Grey

besseren *

TTL

Kaffees mit Cichorien niht zu verbieten“, zurückgenommen werde, Die Verfälschung des Kaffees mit Cichorien habe dem Verbrauch des Artikels großen Eintrag gethan. Sir J. LTrollope bekämpft die Motion als eine Kränkung der Cichorienpflanzer= Interessen. Lord H. Vane unterstüßt die Motion. Der Kanzler der Schaßkammer, Sir C. Wood: „Die Cichorie ist ein gésun- des Gewächs, und Viele trinken den Kaffee lieber mit Cichorie ge- mischt als rein. Jn neun Fällen unter zehn wissen die Käufer recht gut, daß sie gemischten Kaffee erhalten. Uebrigens ist es ihre Sache, sich nicht betrügen zu lassen ; die Regicrung fann nit im- mer zwischen ihnen uud den Krämern stehen. Wollen sie sicher gehen, so sollte: sie den Artikel in der Bohne kaufen, die nicht nachzuahmen ist. Das Publisum ist es auch nicht, Tas sich beklagt ; die meisten Beschwerden kommen von Kaffechändlern. Die bloße Zurücknahme jener Instruction würde wenig helfen, und einen Kreuzzug gegen die Legion mischender Krämer durch Einseßung einer \hikanirenden Accise-Jnquisition zu unternehmen, bin ich nit geneigt; dies würde nur einen größeren Beschwerdesturm hérvör- rufen.“ Herr E. Stanley: „Warum wird denn der Taba koun= trolirt? Wir verlangen blos Gleichstellung des Kaffce's mit dem Taback. Die Cichorie mag gesund seinz darum aber will mau nicht für Cichorie den Preis ungemischten Kaffee?s zahlen ; abgeschen da= von, daß das gesunde Gewächs selbst wieder mit höchst ungesundem Zeug verfälscht wird.“ Auch Her Gal es halt über den Kanzler der Schaßkammer, der gewisser maßen die betrügerishen Krämer in seinen Scußz nehme, zog sih aber dadurch den Tadel scines Freundes Hume zu, der es schr infonsequent von einem Reformer fand, du Befugnisse der Accise-Beamten erweitern zu wollen. Bei der Abstimmung fiel die Motion mit 89 gogen 94 Stimmen durch, Der Oberst Sibthorp brachte eine Bill zum Vorbot der Lciertajten und der Annonuceu- Wagen in den Straßen der Haupl!stadt ein. Schluß um 4 auf 2 Uhr nackch Mitternacht

Unterhaus. Sitzung vom 6. Juni. Herr Hume verlangte, daß der Kauzler der Schaßkammer Dem Untersuchungs-Comité über die Einkommensteuer beitrete; Privat-Mitgliedern falle es so \chwer, ein Spezial-Comité zusammenzubringen, weil sich Jeder gern sol= her Arbeit entzichez eine Veränderung ün System der Ernennung sei daher wünschenswerth: Der Kanzler der Schatzkammer: „Die Unstäánde, unter d:nen dieses Comi!é genehmigt worden daß námlih Protectionisten und Freihändler zu ganz verschiedenen Zwecken mit einander stimmten seien die Hauptquelle jener Ver- legenheit, Er wolle sich dem Comité nicht entziehen, könne jedoch, über- laden mit Geschäften, wie er sei, demselben wenig nüßen, wenn ihm nicht verläßliche Mitglieder zur Seite ständen. Man selle nur erst das Comité zusammenbringen, dann wolle er beitreten. Zulehßt wurde ein Beschluß über den Gegenstand auf kommenden Freitag verscho ben. An der Tagesordnung ist die fernere Comité-Berathung des Hauses über die geistliche Titel-Bill. Herr Reynold s stellt zur zweiten Klausel der Bill ein Amendement zur Auslassung einiger Worte, die auch die „indirekte“ Titelannahme sträflich machen, und welche, wie er sagt. in der Emancipations Akte von 1829 fehlten. Nico ne futien Replik Lord J, Nussell s fallt das Amendement mit 107 gegen 38 Stimmen dur. Dagegen wurde ein dem Walpoleshen hnlihes Amendement von Sir H. Willoughby, welches etne Häufung der Geldbußen zur Folge haben müßte, nah langem Wortgefecht zwishen Sir G. Grey, dem General-Prokurator und General-Fisfal einerseits und den hochfir{chlichen Mitgliedern Sir R. Jugltbs/ Sir F. Thesiger und Herrn Freshsield andererseits, mit einer nur sehr geringen Majorität (133 gegen 129) verworfen. Oberst Sibthorp stellt das Amendement, die Geldbuße von 100 Pfd. auf 500 Pfd. zu erhöhen und Verweisung auf Lebenszeit hinzuzu= fügenz der Antrag fällt jedoch mit 199 gegen 03 Stimmen durch. Ein Amendement von Sir F. Thesiger, daß rie Geldbuße durch die Schuldklage jeder beliebigen Privatpcrson, mit Einwilligung des Prokurators (in Jrlaud und England) oder des Lord-Advokaten (in Schottland) eingetricben werden fönne, giebt zu einer längeren T isfussion Veranlassung, in welcher die Argumente von beiden Seiten mit_ denen der Debatte über das Walpole\ce Amendement beinahe identisch sind, Herr Reynolds unterbricht die Disfussion durch cinen Antrag auf Vertagung ; {1 Stimmen sind sür, 306 ge gen die Vertagung. Herr R eynolds beantragt, daß der Comité- Vorsiuer seinen Stuhl verlasse. Der Premier-Minister läßt einige Worte über die Unmanierlichkeit dieser Störungen fallen, und Admiral Berk eley ruft mit einiger Hiße, es habt nie cine nachsichtigere Majorität oder eine muthwilligere Opposition gegeben ; die Geshäfts-Ordnung sei für Gentlemen bercchnet. Dies nahmen Herr Keogh und Oberst Knox als eine Beleidigung auf, der Admiral versicherte, daß er nicht beleidigen wollte, und es fam zur Abstimmung, in der Sir F. Thesiger's Amendement mit 166 gegen 130 Stimmen verworfen wurde, Nach Erledigung einiger untergeordneten (Geschäfte vertagt sich das Haus bis Donnerstag. Schluß um halb 3 Uhr nach Mitternacht.

London, 7. Mai. Der Hof ist gestern nach dem Bucking ham-Palast zurückgekehrt. Ihre Majestät, Prinz Albrecht, die Priù- ¿en von Wales und Alfred nebst dem Herzog und der Herzogin von Sachsen - Koburg - Gotha und Herzog Ernst von Wuritemberg vet ließen um 14 Uhr Morgens Windsforschloß und besuchten Eton- College, wo sie die Probereden der Preis Schüicx anhörten. Um { Uhr kehrte die hohe Gesellschaft nah dem Schloß zurü welches sie um 5 Uhr in einem Extrazuge verließ. llm 6 Uhr langte“ sie im Buckfingham-Palast an und besuhte am Abend das franzöjische Theater.

Eine neue Bereicherung der Judustrie-Ausstellung werden dic Geschenke bilden, welhe der Newab Nazim von Bengalen seinen Königlichen Gönnerin Victoria übersandt hat; sie bestehen aus einem indischen Throne mit kostbaren Verzierungen, dercn Werth man auf eine Lak Rupien schäßt. Der Ueberdringe1 der Geschenke ist Herr Robert Young, Leibarzt des Newab Nazim und zu glei einer der tühnsten Tiger- und Büffeljäger Indiens. Die Herren Jarrat und Söhne, Besitzer einer Fabrik zu landwirth schaftlichen Zwecken zu Weston - Warks in Suffolk haben allen ihrcn erwachsenen Arbeitern aht Tage Ferien zur Besichtigung der Industrie - Ausstellung und anderer lonèoner Merkwürdigkeiten gegeben. Sie haben zwei kleine Schiffe gemiethet, welche die Leute niht nur nach London bringen, sondern ihnen hier al# Wohnung dienen. Jedes der beiden Schiffe ist mit Schlachtvieh, mit einem guten Bierkeller, ciner reihen Speisekammer, einer bequemen Küche und guten Betten versehen. Als Führer und Säckelmeiste1 wurde den Arbeitern ihr Werkführer mitgegeben, der einen schweren Veutel kleine Münze für außerordentlihe Ausgaben um- geshnallt hat. Die Schiffe sollen mit umgelegten Masten bei der Westminster-Brücke sich vor Anker legen. Gestern war in der Aus- stellung wieder ein Halberkronen - Tag; die Zahl der Besucher be=- lief sich daher nur auf 26,134 Personen; an den Thürcn wurden 2558 Pfd. 11 Sh. eingenommen. Nach der Britan nia haben 150 Diebe von Profession permanente Karten zu 3 QGuineen auf Speculation genommen, Die Polizei hat in Erfahrung gebracht,

daß diése Spigbuben si{ch gewöhnlich durch eine auffallende Eleganz in ihrer Erscheinung bemerkbar machen.

Der unterseecishe Telegraph zwishen England und Frankrei hat nah einem neu ausgegebenen Prospekt die Aussicht , noch in diesem Jahr seine Thätigkeit zu beginnen. Die Unternehmer haben ihre Baupläne, den Bericht des Ingenieurs Cubitt und die nöthige Caution bei ver franzósishen Regierung deponirt und ‘von beiden Regierungen, der englischen und französischen, die verlangten Privi- legien erhalten; dahin gehört die Bürgschaft ausschließlichen Bc- sies der Werke auf 10 Jahre, vom 1. Oktober d. J. angefangen. Die britische Regierung hat zugleich die Solidarität der Actionaire auf den Betrag ihrer respektiven Actien beshränft. Die Kosten werden ch, nach decn von den Bau - Kontrahenten angebotenen Bedin- gungen, auf 100,000 Pfd. belaufen. So viele Actien zu 1 Pfd. sind au auszugeben, und sobald eine ausreichende Anzahl gezeidh- net ist, wird die Arbeit in Angriff genommen. “Da es in der Ab- sicht der Compagnie is, mehrere Telegraphendrähte zwischen den beiden Küsten zu legen, so werden die Vortheile der Verbindung schr mannigfaher Art sein. Durch einen einzigen Draht, sagt der Prospekt, . wird die indische Ueberlandpost, bei ihrer Ankunft in Triest oder Marseille, in römischen Lettern gedruckt, gleichzeitig in London un®D Paris und in Liverpool, vor dem Abgang der amerikanischen Poft, mitgethcilt, während die übrigen Drähte in demselben Augenblick Nachrichten von England nah den verschiedenen Ländern des Kon- tinents und umgekehrt bringen. ; 5,

Gestecn sind wieder zwei Eisenbahn-Unfälle vorgekommen. Auf der Bahn von Brighton nah Lewes kam ein Zug aus dem Ve= leise. Vier Personen, darunter zwei Damen, blieben auf der Stelle todt, und ein Ingenieur Jackson, wurde, man glaubt tódtlich, ver- wunde; cinem sechsten mußten eine Stunde nah dém Unglücksfall beivi Beine amputirt werden. Der Zug war mit waghalsiger Ge- shwoindigkeit eine geneigte Fläche hinabgefahren. Der zweite Unfall vássirte auf der Ost- Lancashire-Bahn, bei Ormskirk, dur das Brechen einer Waggon-Achse. Ein Todter blieb auf dem Schlacht- felde, mehrere Personen wurden lebensgefährlich verwundet. Die Leicbe sah aus, als wáre sie in einem Reitergefeht in Stücken ge- hauen worden.

Mit dem englischen Dampfboote „Sultan“, welches am Don= nerstag von Konstantinopel in Southampton einlief, ist der aus der lezten ungarishen Revolution bekannte ehemalige General Lazar M: ßaros angekommen; mit ihm 49 ungarische Offiziere und 40 Soldaten. Meßaros hatte von Kossuth am 6. Mai in Kiutahia Abschied genommen. Letzterer war körperlich gesund, aber durch die lange Gefangenschaft zeitig deprimirt ; der Sultan hatte ver= prochen ihn im September abreisen zu lassen. Seine Frau und seine Kinder mit noch 25 Ungarn bilden seine Umgebung in der Festung. Im Ganzen befinden sich {0 seiner Landsleute in türkischer Gefangenschaft; Meßaros begab sich gleich nach seiner Landung zum Mayor von Southampton, um seine Hülfe für dic Nothleidenden der Flüchtlings - Gesellschaft zu erbit- ten. Für seine eigene Person wies er jede Unterstüßung zurück und lehnte die freundlihe Einladung des Mayors ab, um bei fei- nen Gefährten zu bleiben. Der Mayor traf sogleich Anstalten, um den Fiüehilingen einstweilen Unterkommen in der Stadt zu ver- \{chaffen, telegraphirte deren Ankunft an Lord Dudley Stuart nach London und ließ zugleich an Sir George Grey die Anfrâge stellen, ob die Regierung gesonnen sei, diesen Flüchtlingen, welche nah Amerika wandern wollen, einige Unterstüßung zukommen zu lassen. Die Polizei von Southampton wurde einstweilen angewiesen, den Ungarn freundlich an die Hand zu gehen. Gestern erhielt Herr Richard Andrews, der Mayor de Stadt, eiue telegraphische Depesche von Lord Dudley Stuart, des Juhalts, daß Lord John Russell demselben erklärt habe, die Regierung werde für die 90 Magyaren, welche nach Amerika- auswandern wollen, die 1cberfahrt fc:ahlen und eben so die Unterhaliungskosten derselben, während der Dauer ihres Verweilens in Southampton.

Rom Cap hat man durch den Indienfahrer „Prince of Wales““, der gestern in Portsmouth einlief, einige neuere Nachrichten vom welche melden, daß der Gouverneur von St. Helena an

des „Sampson“ sich mit Truppen nach dem Cap begeben.

Dampfschiffe „Dee“ und „Hermes“ waren noch fortwährend bescáfiigt, Truppen und Rekruten nach der Buffals - Mündung zu bringen; außerdem fand sich Sir H. Smith vewogen, eine neue Aushebung von 700 Bürgerwehrmännern anzuordnen, was etwa 91100 Pfd. kosten wird. Seine Gemahlin war im Begriff, Graham’s Town zu folgen.

Gestern Nachmittag wurde im auswärtigen Amte ein riger Kabinets-Rath gehalten.

Das neue Haus der Lords, welches dur seine Einrichtung zu den londoner Merkwürdigkeiten gehört ganze Pfingstwoche, von Montag bis Sonnabend 5 Uhr, jedem Besucher offen.

S. April,

zwischen

Ftalien. Turin, 3. Juni. (Ll) wurde die Königin von einem Prinzen entbui den Namen Karl Albert Ferdinand Marü Eugen nd der Königin Wittwe im Namen Herzogin von Genua aus der Taufe gehoben

Der erste Theil des Zolltarifs, betreffen? der Abgeordnetenkammer ganz angen: Kategoricen des zweiten Theils, die Ausfuh1 genchmigt worden.

Jun der am 26sten v. M. begonnene: Synode der Waldenser wurdé unter Ant

waldensishen Kirchen von Turin und Pin

0mm

von Pomaretto beschlossen.

Spanien. Madrid, = heute eine Sißbung gehalten und setne Kommissionen zur Wahlprüfung sind bereits ernannt.

Pidal is} wieder hier eingetroffen

Jn Portugal is so eben etne contrerevolution ausgebrod'en. Drei Jnfanterie-Regimenter, zwet Di vallerie und ein Bataillon Artillerie haben \cch am d Montemar gegen Saldanha und die Seinigen

Lill

Wissenschaft und Kuns. Archáologiscbe Gesellschaft.

Jn der Sizung der Arch äologishen G esellschaft vom 3. Juni d. J. gab Herr Panofka verschiedene neue Deutungen alter Kunstwerke. Ju der bekannten räthselhasten Darstellung mehrerer Thongesaße_ (Millin Gal. 121, 468), welche einen Zeus ähnlichen Mann mit Gropen Unton auf des Herakles Rücken zeigen, vermuthet r deù Molosser MLEPE als Wegweiser zur Befreiung des gefangenen Theseus (Plut. l'hes. : G2 wis auch Kedaleon dem Orion auf dessen Rücken den Weg „Zeig! U E, bild bci Passeri 2, 155 ist derselbe gencig!, statt cines Plutos a 2 cid- gottes ven Hesperos, einen Uhu zur Seite, zu erkennen 4 im L S mit Hund und Trinkschale auf einem s{chönen Skarabâus den G D der Helengquelle, Von Profe Zahn ware Probebläiter des Uen is ó6ten