1882 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Apr 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium des JFnnern.

Dem Amtshauptmann Vo igts ist die Amtshauptmanns- Felle in Freiburg und zuglei die Wahrnehmung der Funktion als gFreibhauptmann für den dortigen Kreis übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Hembd zu Soldin is zum Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Soldin, ernannt worden.

Der Ober-Landesgerihts-Rath Fuxius in Cöln ist in Folge seiner Ernennung zum Rath bei dem Kaiserlichen Ober- F eaaeridt in Colmar aus dem preußischen Justizdienst ge-

ieden.

Verseßt sind: der Amtsgerihts-Rath Thö ne in Erwitte als Landgerichts-Rath an das Landgeriht in Bielefeld, der Amtsgerihts-Rath Bisling in Halberstadt an das Amts- geriht in Heiligenstadt, der Amtsrichter Kalisch in Heiligen- ftadt an das Amtsgericht in Halberstadt, der Amtsrichter Buddenberg in Attendorn an das Amtsgericht in Erwitte. _ Der Amtsrichter Voigts in Freiburg in Hannover ist in Folge sciner Ernennung zum Amtshauptmann aus dem Justizdienst geschieden.

«n der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts- anwalt, Justiz-Nath Bethe bei dem Landgericht in Görlitz, der Rechtsanwalt Pet erson bei dem Ober-Landesgericht in Breslau und der Rechtsanwalt, Justiz-Rath Westram in Nimptsch bei dem Landgericht in Schweidniß.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichtsassessor Dr. Burgheim bei dem Amtsgericht in Bockenheim, der Gerichtsassessor Ladewig bei dem Land- On I. in Berlin und der Gerichteassessor Dr. Joseph bei

em Amtsgericht in Rastenburg.

Der Senats - Präsident, Geheime Ober - Justiz - Rath Sommer in Frankfurt a. M. und der Amts-Gerichts-Rath Müller in Glatz sind gestorben.

Ministerium sür Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Thierarzt Josef Terez is als Lehrer an der Thierarzneishule zu Hannover angestellt worden.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

_Dem bisher in der Bau-Abtheilung des Königlichen Ministeriums der öffentlihen Arbeiten angestellt gewesenen Bauinspektor Moriß Hellwig in Berlin is eine Lokal- Baubeamtenstelle bei der Königlihen Ministerial-Bau- Tommission verliehen worden.

Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten sind der Cisenbahn-S ekretär Gronarz zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator und der Bureau-Diätarius Schnei- der zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 11. April. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern die Vorträge des Ober- Hof- und Hausmars(alls Grafen Pückler und des Hof-Bau- raths Persius und empfingen darauf den vom Urlaub zurüdck- gekehrten Botschafter Grafen Haßfeldt.

Heute nahmen Se. Majestät zunächst die Vorträge des Polizei-Präsidenten von Madai, des Chefs des Militär- kTabinets, General - Adjutanten von Albedyll, sowie in Gegenwart des Kommandanten, General-Majors von Winter- feld einige militärishe Meldungen entgegen und empfingen den Prinzen Gustav Biron von Curland, Seconde-Lieutenant im 2. Garde-Ulanen-NRegiment, welcher die Orden seines ver- storbenen Vaters, des Oberst-:Schenken, Prinzen Biron von Curland überreichte.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte am Sonnabend Abend der liturgishen Andacht und am Sonntag dem Gottesdienste im Dome bei.

Das Familiendiner fand bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais statt.

Gestern wohnte Jhre Majestät dem Gottesdienste im Magdalenenstift bei und besuchte das Augusta-Hospital.

__ Das Familiendiner fand bei Jhren Kaiserlichen und König- lihen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin statt.

Heute geben Jhre Kaiserlichen Majestäten ein Diner zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen und bei Rhein.

Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten am Sonnabend Abend mit ihren Königlichen Hoheiten den Prin- (En Victoria, Sophie und Margarethe der liturgischen

dacht im Dome bei.

Am Sonntag Vormittag gegen 10 Uhr begaben Sich die Kronprinzlichen Herrschaften zu Sr. Majestät dem Kaiser und wohnten sodann dem Gotteëdienst im Dome bei. Das Diner nahmen Höcsidieselben bei L Majestäten ein.

Se. Kaiserliche Hoheit besuchte mit den Großher oglih hessischen Herrschaften die Vorstellung im Opernbause und begab Sich sodann mit Höchstdenselben zum Thee zu Jhren Majestäten.

Gestern besuhte Se. Kaiserlihe Hoheit ter Kronprinz mit den Großherzoglich hessischen Herrschaften im Laufe des Vormittags die Nationalgalerie und das Königliche Schloß.

Um 121/, Uhr begaben Sih Zhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Großherzoglih hessishen Herrschasten nach Potsdam und kehrten iw Laufe des Nachmittags nah Berlin zurü.

Um 5 Uhx erschienen Jhre Kaiserlichen Majestäten zum Diner bei den Kronprinzlichen Herrschaften.

Am Abend besuchten die Hefen Herrschaften mit Zhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria die Vorstellung im Opernhause.

Der Bundesrat t in der Sißung vom 16, März Ci, beschlossen, daß die frishen und getrockneten (gedarrten)

Bestimmung im §. 11 Absatz 2 Ziffer 3 des Gesezes über die Statistik des Waarenverkehrs mit dem Auslande vom 20. Juli 1879 Anwendung findet, aufzunehmen sind.

Der mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Staats- sekretärs im Auswärtigen Amte betraute Kaiserlihe Bot- schafter, Graf von Haßfeldt-Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube hierher zurückgekehrt und hat seine Funktionen wieder übernommen.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich italienischen Hofe, von Keudell, hat Rom mit kurzem Urlaube verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Ge- schäststräger der Legations-Rath von Derenthall.

Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren: Dr. von Jacobson in Pelplin, Dr. Bartsh, Dr. Eppner, Flachs, Freudenberg, Gent, Dr. Karewski, Reinke und Dr. Smidt in Berlin, Stabsarzt Dr. Lenhary in Colberg.

Mecklenburg: Schwerin. Schwerin, 10. April. (W. T. B.) Die Erbgroßherzogin ist gestern Abend in Palermo von einem Prinzen entbunden worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Jn der Naht vom 4. auf den 5. d. M. ist der Fnsurgentenführer Ham sic Bego aus Durakovic mit drei Genossen, von denen einer verwundet war, nah kurzem Gefechte aufgegriffen worden.

9. April. (W. T. B.) Der „Montagsrevue“/ zufolge hat der Minister-Präsident Graf Taaffe gemessene Weisung ertheilt, Versammlungen mit ausgesprochen antisemi- tischer Tendenz überhaupt nicht zu gestatten. Die Polizei- organe sollen angewiesen werden, Versammlungen, in welchen derartige Bestrebungen auch nur nebenher auftreten, sofort aufzulösen. Die Regierung halte ih für verpflichtet, einen jeden Staatsbürger ohne Rücksicht auf seine politische oder fonfessionelle Anshauung in allen seinen Nechten zu schüßen.

Großbritannien und Jrland. London, 6. April. (Allg. Corr.) Fast sämmtliche Minister haben London verlassen, um die Osterferiey: des Parlaments auf dem Lande zuzubringen.

Die Polizei von Dublin belegte gestern daselbst ein großes fenishes Waffendepot mit Beschlag und nahm im Zusammenhange damit mehrere Verhaftungen vor.

Mr. Bradlau gh, der Abgeordnete für Northampton,

hat die Geldbuße von 500 Pfd. Sterl., zu deren Zahlung er wegen unbefugter Abstimäung im Unterhause verurtheilt worden, bei seinem Rechtsanwalt deponirt. Das Geld wird an die Depositenkasse des Queens-Bench-Gerichtshofes abge- führt werden und dort bleiben, bis das Haus der Lords über die von Bradlaugh gegen das Urtheil eingelegte Berufung entschieden haben wird. _ 10. April. (W. T. B.) Der Deputirte Parnell ist auf eine Woche und gegen die Verpflihtung auf Ehren- wort, sih nach dieser Zeit wieder zu stellen, aus der Haft ent- lassen worden, um seiner in Paris wohnenden Schwester, deren Kind gestorben ist, einen Besuch abstatten zu können.

Frankreich. Paris, 6. April. (Fr. Corr.) Das Budget des Ministeriums des Aeußeren für 1883 beläuft sih auf 14418 200 Frcs., d. i. um 582 900 Fres, mehr, als die für das vorige Jahr bewilligten Ausgaben. Der größte Theil dieses Plus ist sür das Kapitel: „Spesen für die Amtswohnungen“, namentlich der Konsulate im Orient, bestimmt. 32000 Fres. werden durch die neu eingeführten Postdienste nah Mexiko und Syrien, 17 000 Frs, durch die Errichtung des Konsulats in Tunis und der Vize-Konsulaäte in Diarbekir und Gabes, 51 000 Frcs. dur die Kosten, welche die Feier des Nationalfestes vom 14. Juli im Aus- lande verursacht, 138 000 Frcs. durch die neuen Vize-Konsu- late in Syri.n und Arabien und die Einsührung dcs Vost- dienstes nah Tunesien benöthigt, wozu dann noch cinige andere untergeordnete Gehaltsverbesserungen treten.

Italien. Rom, 10. April. (W. T. B,) Der König empfing heute Nachmittag den serbischen Gesandten Christics, welcher ein Schreiben des Königs Milan, betreffend die Annahme dcs Königstitels, überreichte.

Nach einer Meldung aus Montevideo, von heute, hat der Zwischenfall mit der Regierung von Uruguay unter den vom italienischen Geschästéträger formulirten Bedingungen eine befriedigende Lösung dahin gefunden, daß die Schuldigen bestraft werden, daß die Beshädigten eine Entschädigung von 50 000 Fres. erhalten, und daß dem italienischen Geschäftsträger vom Präsidenten der Republik Uruguay ein offizieller Besuch abgestattet wird.

__ Die Gerüchte von einem Wesel in der Beseßung der diplomatischen Posten Jtaliens in Konstantin opel und Bukare ft werden von der „Agenzia Stefani“ als unbegründet bezeichnet,

Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute wieder hier eingetroffen. Se. Majestät der König von Württemberg wird am nächsten Mitt- woch hier erwartet. Zu Ehren beider fürstlichen Gäste findet am Donnerstag am Königlichen Hofe ein Diner statt.

Nußland und Polen. S t. Petersburg, 8. April. (W. T. B.) Nah einer Bekanntmachung im „Regierungs- Anzeiger“ wird morgen in Gatschina der am Osterfeste übliche Besuch des Kaisers in der Hofkathedrale und die Ent- gegennahme von Gratulationen nicht stattfinden. Die Zei- tung „Moskauer Telegraph ist auf 4 Monate sistirt worden,

Wie der „Gol 06s“ ersährt, wäre die gestern erfolgte Truppensendung von Odessa, Bender und Nico- lajew nah der Stadt und dem Kreise Ananjeff in Folge von Exzessen geschehen, welche in Ananjeff und in einigen Ortschajten des Ananjeffhen Kreises vorgekommen. An dem Markttage, am Sonntag, den 2. April, hätten Bauern in der 25 Werst von Ananjeff entfernten Örtschaft Wale- gozulowo die dortigen jüdishen Buden und Häuser überfallen. Nah Unterdrückung der Exzesse hätte sich ergeben, daß 30 T und über 80 Häuser jüdischer Besißer demolirt worden,

,— 9. April. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ veröffentlicht ein Kai erlihes Reskript an den Reichskanzler, Fürsten Gortschakoff, durch welches derselbe auf seinen Wunsch aus Gesundheitsrücksichten und

orien Nr. 233 des statistishen Waarenverzeichnisses in das Verzeichniß derjenigen Massengüter, auf welche die

wegen seines hohen Alters von der Leitung des Aus- wärtigen Amtes entbunden und gleichzeitig der Staatssekretär von

Giers zum Minister des Auswärtigen ernannt wird, Der Ukas, durch welhen Fürst Gortschakoff von der Leitun des auswärtigen Anites entbunden wird, enthält am Schlusse die Worte: „Mit aufrihtiger Achtung Jhr dankbarer Alexander.“ Fücst Gortschakoff behält außer dem Titel des “Soi RE auch die Würde eines Mitgliedes des Reichs- raths.

Der „Regierungsanzeiger“ konstatirt gegenüber anderweitigen Behauptungen, daß außer im Ananjeffschen Kreise auch in einem Distrikt Volhyniens Streitigkeiten zwishen Juden und Christen und Beschädigungen jüdishen Eigenthums vorgekommen seien. Jn dem ersteren Bezirke seien 14, in dem leßteren über 30 Ruhestörer ver- hastet und Maßregeln gegen eïne Wiederholung der Unruhen ergriffen worden. Alle anderweitigen Gerüchte seien unbe- gründet. Der „Regierungsanzeiger“ sagt, er werde nicht ver- fehlen, alle wirklihen Vorgänge dieser Art bekannt zu geben,

11. April. (W. T. B.) Anläßlih des in der Be: seßung des Ministeriums des Auswärtigen eingetretenen Pers onenwechsels sagt das „Journal de St. Péters- burg“: die Ernennung des neuen Ministers werde keine Ver- änderuna in Rußlands auswärtiger Politik herbeisühren, auh werde kein anderes Cirkularshreiben an Rußlands diploma- tische Vertreter im Auslande erlassen werden, als dasjenige, welches den Personenwechsel anzeige. Die Politik der gegen- wärtigen Regierung sci klar präzisirt in dem nag der Thronbesteigung des Kaisers am 16. März 1881 er- lassenen Cirkularschreiben, welches die Unterschrift des Ministers

Giers trage, noch heute in Kraft sei und, wie Alles hoffen.

lasse, noch lange das Programm der Regierung bleiven werde. Das Journal citirt die wesentlichsten Stellen dieses Cirkularschreibens, in welchem u. A. gesagt sei: „die Politik des Kaisers werde vor Allem gewidmet sein den inneren Arbeiten, welche der Fortschritt des bürgerlihen Lebens und die wirthschaftlihen und sozialen Interessen erheischten, die heute den Hauptgegenstand der Sorge aller Regierungen bildeten. Nußlands auswärtige Politik werde eine wirk- lih sriedlihe sein. Rußland werde treu bleiben seinen Freundschaften, seinen traditionellen Sympathien. Indem Rußland sih die Stellung wahre, welche ihm im Konzerte der Mächte gebühre, und indem es über die Erhaltung des politischen Gleichgewichts wache, soweit seine eigenen Jnter- essen davon berührt würden, halte es si für solidarisch für den allgemeinen Frieden, der auf der Achtung des Rechts und der Verträge beruhe.“ Schließlih weist das Journal darauf hin, daß die auswärtigen Angelegenheiten Rußlands während des legten Dreivierteljahrhunderts nur von zwei Ministern des Auswärtigen, dem Grafen Nesselrode und dem Fürsten (Gortschakoff, geleitet worden seien, und erblickt darin einen Beweis sür die Stabilität in der auswärtigen Politik des Reiches und ein sicheres Unterpfand für die Zukunst.

Moskau, 8. April. (W. T. B.) Der „Moskauer Zeitung“ zufolge beabsichtigt das Kriegsministerium, sofort nah Schluß der diesjährigen Lagerzeit, 37 500 Mann zu beurlauben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. April. (Hamb. Corr.) Zu der dem Reichstage unterbreiteten Zollreform-Vorlage sind von einem Mitgliede der Zwei- ten Kammer verschiedene Aenderungsanträge in s{ußtzöll- nerishem Sinne eingebraht worden.

Amerika. Washington, 4. April. (Allg. Corr.) Der Präsident Arthur hat dem Kongreß eine Bot- schaft übersandt, welche die die Einwanderung der Chi- nesen verbietende Bill mit cinem Veto belegt. Der Haupt- cinwand desselben richtet sih gegen das 20jährige Verbot der Einwanderung, welche er als eine Verlezung der Unterhand- lungen, auf deren Grundlage der chinesische Vertrag geschlossen worden, betrachtet. Die Maßregel {ließe folglich einen Bruch des nationalen guten Glaubens in sich. Die Botschaft weist auf die angeblichen Vortheile hin, welche die Jndustrie bisher von den Pacificstaaten durch die Anwesenheit der Chinesen er- zielt habe, und drüct die Besorgniß“aus, daß eine derartige Gescßgebung, falls sie nicht sorgfältig von Schußwehren um- geben sei, cine nach: heilige Wirkung auf den amerikanischen Handel mit China ausüben werde. Der Präsident empfiehlt demnach, ohne irgend eine spezifishe Suspensionsperiode anzu- geben, daß die Länge der Frist eine versucheweise sein solle. Jn der heutigen Sißung des Senats brachte Mr. Miller aus Californien eine Bill bezüglih der Chinesen- ausschließung ein, welhe mit derjenigen, die ter Präsident gestern mit seinem Veto belegte, identisch ist, indeß mit der Ausnalbme, daß der Suspensionstermin der Chinesen- einwanderung auf zehn Jahre herabgeseßt ist und das Geseh 60 Tage nach seiner Annahme in Krast treten soll.

Afrika. Egypten. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo vom 9. hätte der egyptische Ministerrath den Vorschlag Englands abzu- lehnen beschlossen, daß durch eine Konvention zwischen Jtalien und Egypten die Souveränetät beider Länder über die Gebiete an der Südwestküste des Rothen Meeres festgestellt werde. Egypten sei lediglich gewillt, ein Privatübereinkommen mit der Gesellschaft Rubattino abzu- schließen. Der diplomatische Agent Jtaliens habe erklärt, daß die Entschließung des egyptishen Ministerraths, auch wenn sie eine cndgültige sein sollte, keinerlei Einfluß haben könne auf die Entschließungen Jtaliens, das in Assab eine that- besie und rechtlich ganz unbesireitbare Stellung bereits esite.

Zeitungsstimmen.

Jn einem Artikel der leßten Nummer der „Nordd. Allg. Ztg.“ heißt es:

Abgesehen davon, daß durch die Einführung des (Tabak-+) Mono- pols die Finanzen des Reicbes auf eine rationelle, dur die Erfak- rungen der vorgeschrittensten und reisten Staaten erprobten Grund- lage gestellt werden würden, daß durch das Monopol der Einnahme- bedarf des Reiches durch eine ergicbi e und die Bevölkerung am min- desten drückende Steuer sichergestellt werden würde abgesehen von dieser finanzpolitishen Kräftigung des Reiches würde das Monopol ein neues wirths{aftspolitisbes Band um alle Einzelglieder desselben \{lingen. Die bedeutenderen Autoritäten der Nationalökonomie haben jett {on längst anerkannt und es in ihren Schriften ofen ausgesproden, welches unerläßlihe Fundament für die spâtere politische Einigung Deutschlands die vorhergehende wirth- s{aftlide Verbindung dur den Zollverein gebildet hat. Die enge Verknüpfung und die Wecselseitigkeit der wirthschaftlichen Interessen aller Theile Deutschlands, wie sie im Zollverein real zu ge trat, hat der deutschen Nation die Nothwendigkeit und Folgerichtigkeit der

politischen Einigung mehr zum Bewußtsein gebraht, als es durþ alle hierüber ershienenen Schriften und gehaltenen Reden gesehen ist. Ja, beim Rückblik auf die zurück- gelegte Entwickelung darf man behaupten, daß, wenn der Zoll- verein nit bestanden hätte, im Jahre 1871, troß aller übrigen günstigen Chancen, das Zustandekommen des Reiches sehr in Frage estanden ha* en würde. Wie aber das Bestehen des Zollvereins die L thwendige Vorbedingung zur späteren Begründung des Deutschen Reiches gewesen ift, so würde die Einführung einer gemeinsamen Steuerorganisation, eben des Tabackmonopols, ein noch festeres und lebendigeres Cinheitsband bilden, und die wirthschaftlichen, wie poli- tischen Interessen aller Reichstheile unauflöslich miteinander ver- lzen. ; ; :

mee Die „Elsaß-Lothringer Zeitung“ schreibt:

Demokratie und Freihandel organisiren neuerdings „Bürger- versammlungen“, welche sich mit mögli\ starken „Resolutionen“ gegen das Tabackmonopol ausgesprochen haben. So in Mannheim, München u. \. w. Fürst Biêmarck ist jeßt zwanzig Jahre Minister. Wollte er alle die „Resolutionen“ zusammenlegen lassen, welche in diesen zwanzig Jahren gegen seine Politik beschlossen worden sind und die sih schon sehr kurze Zeit nachher als komisch erwiesen haben man fönnte einige fstattliche Afktenstöße daraus machen und es wäre vielleiht sogar wünschenswerth, alle diese Beschlüsse“ der Nachwelt zu erhalten, damit dieselbe daraus lerne, wieviel Verkehrtheiten das Treiben der Parteien im Gefolge hat. Vor sech8zehn Jahren regnete es in der Frübjahrszeit aub allerlei Resolutionen gegen die Politik des damaligen Minister- Präsidenten v. Bismarck, womöglich in noch vernichtenderer Tonart als heute, und {on nach drei Monaten hatten sie ih sämmtlich als Spreu erwiesen. Aehnlich ging es 1880 und 1881 mit der Hamburger Zollanshlußfrage und gerade ebenso wird es mit dem Taback- monopol ergehen. i

Jn einem anderen Artikel beleuhtet das genannte Blatt die von der Handelskammer zu Baden empfohlene amerikanische Tabacksteuer. Der Artikel {ließt mit den Worten:

Frankreih hat wiederholt die Einführung dieses Systems ver- sucht, ist aber immer wieder auf das Monopol, als das einzig richtige und zweckdienliche System zurückgekommen und erfreut sich desselben als einer Quelle reihlicher Cinnahmen und Niemand unter der prak- tischen französischen Handelswelt denkt daran, dasselbe aufzuheben. Auch bei uns in Deutschland wird es fegenbringend werden , sobald es einmal eine Zeit lang zur Einführung gelangt ist. Die Taback- pflanzer werden das Monopol noch_ als ein Glück begrüßen, die Arbeiter werden in den verschiedenen Fabriken eine sichere Anstellung und höhere Löhne erhalten, sowie auch die humanste und rücksichts- vollste Sorge für ihre Gesundheit und ihr sittlihes Gedeihen finden.

Dieselbe Zeitung enthält weiter folgenden Artikel:

Seit Jahren is vom Tabackmonopol in Deutschland die Rede, noch niemals aber haben die „Hülfsindustrien der Tabactindustrie“ ihre Ansprüche angemeldet. Daß sie es jeßt thun, ist ein Zeichen, daß man in den betheiligten Kreisen an die Einführung des Monopols glaubt und demnach bei der zu erwartenden allgemeinen Liquidation nit fehlen oder gar übergangen sein will. Am Sonntag hat in Cassel eine Versammlung von Vertretern der „Hülfsindustrien der Tabackfabriïation“ stattgefunden, welche sich nah langer Debatte zu der üblichen „Neso"ution" vereinigt haben. Die letztere. erklärt \ih „auf das Entschiedenste gegen das Tabackmonopol“.

„Die Fabrikation von Cigarrenkisten, Wickelformen und Four- nieren, die Druckereien und lithographischen Anstalten, die Papier- und Papierwaaren-, Seidenband- und Maschinenfabriken, Gießereien, Zinnfolien, Drahtstiftfabriken, eine große Anzahl von Handwerken und Hausindustrien sie Alle finden in der Tabaindustrie die Quelle der Ernährung und des Wohlstandes. Die Gesammtausgaben für die Verbrauchsgegenstände zur Ausstattung und Verpackung der Tabakfabrikate werden sich auf etwa 20 Millionen Mark im Jahre belaufen. Alle diese Erwerbsthätigkeiten werden vom Mono- pol ihrer Basis beraubt ; dasselbe wird sowohl durch Reduktion der Kosten für die Verpackung und Ausstattung, die mehr und mehr fünstlerishe Bedeutung (!) gewonnen hat, als auch durch Verringe- rung des Cigarrenkonsums den Verbrauch der Erzeugnisse der Hülfs- industrien aufs Erie einschränken, vielleicht diese Fabrikate selbst in eigener Regie herstellen.“ i :

Es wird Ta Vorstehenden also anerkannt, daß bisher 29 Mil- lionen Mark im Jahr für Verpackung und Ausstattung ausgegeben worden sind, welche demnach thatsächlich eine erhebliche Belastung der jetzigen Tabactindustrie darstellen. Die Befürchtung, daß die Monopolverwaltung diese Kosten reduziren u1 d weniger „künstlerischen“ Luxus treiben könnte, mag für die Betheiligten allerdings unbequem sein, der Steuerzabler, dem die Erträge des Monopols zu Gute kommen sollen, fährt jedenfalls sehr gut dabei, wenn die Verwaltung folben Luxus nicht treibt. L . E

Der Berl. Aktionär bezweifelt die Nichtigkeit der dur die deuts? Presse laufenden Mittheilungen über die Neu-Organisation der Staatsbahnverwaltung in Folze der Verstaatlihung weiterer Bahnen und bemerkt dau:

Die oberste Cisenbahnverwaltung Preußens kann für sich die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß sie bisher nicht nur mit.Muth, Entschlossenheit und Zähigkeit, sondern auch mit Besonnenheit und gewissenhafter Abwägung aller Faktoren dem Ziele nacgestrebt hat, das sie sih stellte, als sie im Interesse des deutshen Wirthschafts- lebens unter Schonung der eingebürgerten Gestaltungen, soweit dies mit jenen Interessen vercinbar erschien, unserem Verkehrswesen die neue Richtung gab. Wir glauben, das Land darf vertrauen, daß die großen Erfolge, welche fie neuerdings erzielte, sie nicht berauschen und auf den Weg der Uebereilung drängen werden. Gut Ding will Weile haben! Das hat fi die Eisenbahnverwaltung bei jeder Ge- legenheit gesagt, und je größer ihre Aufgabe und ihre Verantwort- lihkeit wird, um so fester wird sie an diesem bewährten Grundsatze unwandelbar festhalten.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 21. Inhalt: Verfügungen: vom 4. April 1882, Abnabme der ankommenden Kartenschlüsse; Uebergabe auf Bahnhöfe.

Deutsches Handels-Arciv. Zeitschrift für Handel und Gewerbe. Aprilhest. Inhalt: Erster Theil. Gesetzgebung: Deutsches Reih: Ermäcbtigung einer weiteren Zollstelle zur unbe- \{hränkten Abfertigung von Baumwollgarn, Leinengarn und Leinwand. Beschluß, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs mit dem Auétlande. Wiederermäctigung einer Zollstelle zur Abfertigung von Baumwoll- und Leinengarn. Tarifirung versilberter Glas- platten. Tarifirung von Asbestwaaren. Spanien: Verzollung der Lokomotivtender. Gestattung der Aus- und Einscbiffung ge- wisser Materialien in dem Küstenorte Bolaga. Gestattung der Aus- und Einschiffung verschiedener Artikel im Hafen von Elanchove. Griechenland: Griechischer Zolltarif vom Oktober 1880. Berichte: Belgien: Der auswärtige Handel und die Sciffahrt Belgiens im Jahre 1880. Niederlande: Middelburg (Verkehr deutsher Schiffe im Hasen von Vlissingen-Middelburg während des Zahres 1881). Spanien: Havana (Verkehr deutsher Schiffe in 1881), Rumänien (Verkehr deutscher Schiffe in Galahz während des Jahres 1881). China: Amoy (deutscher Schiffs- verkehr in 1881), Portugal: Ilha do Sal (Verkehr deutscher Schiffe und Salzauéfuhr in 1881). Uruguay: Montevideo (deut- {her Schiffsverkehr in 1881) Italien: Livorno Le deut- scher Sciffe in 1881). Oesterrei-Ungarn : Schiffahrt von Triest im Jahre 1881, Rußland: Beiträge zur Kenntniß der Industrie Rußlants, inebesondere des Moskauer Fabrikbezirks. Japan: Be- ridt aus Yokohama über den auêwärtiaen Handel Japans im Jahre 1880. Vereinigte Staaten von Amerika: New-York (Winke für den deutschen Exporteur). Frankrei: Saigon (Auésichten der Reis- und Baumwollenernte in Französisch-Cochinhina), Dieppe (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881), Groß

britannien: La Valetta (Schiffsverkehr von Malta in 1881. Glasgow (Eisenindustrie seit Dezember 1881). Brasilien: Desterro (Verkehr deutsher Schiffe im Fahre 1881). Zweiter Theil. Konsulatsberich'e: Osteuropa. Arangel : Jahres- beriht für 1881. Südeuropa. Kalamata: Jahresbericht für 1881. Tarragona: Jahresberiht für 1881. Messina: Bericht über die Schwefelindustrie Siciliens. Westeuropa. Dover: Jahres- beriht für 1881. Nordeuropa. Korsör: Jahresberiht für 1881. Sriedericia: Jahresbericht für 1881. Aalborg: Jahresbericht für 1880 und 1881. Nordamerika. Mexiko : Der Importhandel Mexikos. Zweiter Theil. Galveston: Handelsverkehr im Jahre 1881). Afrika. Algier: Bericht über die wirthschaftlihen Verhältnisse Algeriens ; Schiffahrt und Handel im Jahre 1880 und deutscher Schiffsverkehr im Jahre 1881. Port Louis (Mauritius): Jahresbericht für 1881. Australien und Polynesien. Sydney: Produktion und Ausfuhr von Gold in Victoria im Jahre 1881. /

Justiz-Ministerial-Blatt Nr. 14. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 1. April 1882, betreffend die Ressortverhältnisse der Militärbehörden bei der Pfändung von Diensteinkommen und Pensionen der Offiziere und Militärbeamten. Allgemeine Ver- ügung vom 4. Axril 1882, betreffend die Bezeichnung der der 1 Gta in dem Etat für 1882/83 zur Verfügung stehenden

onds.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 14. SNPaIlE: Amtliches: Hagen-Stipendien-Stiftung. Personalnachrihten. Nichtamtliches: Der Baubetrieb des Gotthardtunnels. Das römische Kastell in Deuß. Flußregulirungen und Nußbarmachung von Wasserkräften in Bayern und Württemberg (Schluß). Ver- mistes: Das Ober-Landesgerichtsgebäude in Posen. Museum für die Kunstschäte des Herzogs von Cumberland. Konkurrenz um Entwürfe zu einem Mustertheater. Die Kommission für das Nationaldenkmal Victor Emanuels in Rom. Bestrebungen zur Verstaatlicbung der Kanäle in England.

Statistisce BNachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits- amts sind in der 13. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{\chnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 35,6, in Königsberg 29,1, in Cöln 29,8, in Frankfurt a. M. 27,7, in Hannover 23,0, in Cassel 27,4, in Magdeburg 22,2, in Stettin 26,5, in Altona 20,5, in Straßburg —, in Meß 33,0, in München 37,9, in Nürnberg 44,1, in Augsburg 28,9, in Dres- den 20,8, in Leipzig 18,3, in Stuttgart 35,1, in Braunschweig 25,6, in Karlsruhe 34,0, in Hamburg 25,0, ‘in Wien 41,1, in Budapest 38,0, in Prag 42,3, in Triest 31,3, in Krakau 47,3, in Basel 19,6, in Brüssel 25,5, jn Amsterdam 26,6, in Paris 30,7, in Kopen- bagen 23,3, in Stockholm 18,3, in Christiania 23,0, in St. Peters- burg 41,5, in Warschau 37,2, in Odessa 28,7, in Bukarest 26,3, in Rom —, in Turin 30,1, in Madrid 67 4, in London 22,2, in Glas- gow 24,6, in Liverpool 26,9, in Dublin 36,0, in Edinburg 19,5, in Alexandria (Egypten) 28,2. Ferner aus früheren Wochen: in New-York 23,1, in Philadelphia 34,5, in Chicago 25,8, in St. Louis 19,3, in Cincinnat1t 22,7, in San Franzisko 27,8, in Kalkutta 27,1, in Bombay 32,8, in Madras 47,7. N

Beim Beginn der Berichtêswoche waren an den oft-, nord- und mitteldeutshen Beobachtungs8orten südliche und südéstlihe, an den süd- und westdeulshen westliche und südwestlihe Windrichtungen, die an letzteren Stationen sogar stürmischen Charakter annahmen, vor- herrschend, gingen aber bald ziemlich allgemein, in Nord- und West- deutshland nah vorübergehendem Wechsel mit Nordwest, in westliche und südwestliche Luftströmungen und zu Ende der Woche in östliche und nordöstlichbe (in Konitz in nordwestliche) über. Die Temperatur der Luft überstieg allgemein, an den oft-, nord- und mitteldeutschen Stationen um mehre Grade Celsius, die normale. In Konit, Bremen, München sank das Thermometer zeitweise bis unter 09 C. Niederschläge, auch Schnee, Hagel, waren nicht selten. Der beim Wocbenbeginn {hon niedrige Druck der Luft nahm bald zu, stieg aber bis zum 28. rasch, sank am 29. wiederum, zeigte jedochß am Schluß der Woche an allen Stationen Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeit waren im Allgemeinen in der Berichtewocbe eine größere; von den größeren Städten Europas hat sie nur in London und Wien etwas abgenommen. Die allgemeine Sterblich- keitsverbhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,8 (von 27,1) auf 1000 Bewohner und pro Jahr gerechnet, besonders war in den west- und süddeutschen Städten die Sterblichkeit eine gesteigerte. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine größere. Von 10000 Lebenden starben pro Jahr 92 Kinder unter 1 Jahr gegen 86 der Vorwoche (in Berlin 81 gegen 65).

Unter den Todeéëursachen wurden von den Infektionskra.klheiten nur Scharlach, Pocken und Kindbettfieber etwas häufiger Todes- veranlassung. Mehrere haben ziemlih allgemein nachgelassen, so in Berlin, Christiania, Kopenhagen, London, Dublin, Edinburg, Paris ; nur in Heidelberg, München und Wien ist eine Abnahme der Todes- fälle nicht ersichtlih. Scharlachfieber bedingten in Kiel, Dresden, Hamburg, Hannover, Barmen, Elberfeld, St. Petersburg mehr, in Berlin, Frankfurt a. M., Wien weniger Todesfälle. Diphtherie zeigte in Königéberg, Danzig, Stuttgart, Nürnberg, Dresden , Berlin, Hannover, Barmen, Wien eine Abnahme, in Elbing, Breêëlau, Thorn, Chemniß, Hamburg, Elber- feld, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Pest, Paris, London, Turin eine Zunabme der Sterbefälle. De Zahl der Todesfälle an Keuchhusten war in London im Abnehmen, in Ham- burg, Altona, Frankfurt a. M. im Zunehmen. Unterleibstyphen traten allgemein in beschränkter Zahl auf, Todesfälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten 6 (je 2 aus Bromberg und Thorn, je 1 aus Memel und Graudenz) zur Meldung. Ferner kamen aus Triest, Odessa, Bukarest, Valencia und Malaga vereinzelte, aus Budapest und Warschau je 3, aus Krakau 5, aus St. Petersburg 17 Todesfälle an Flecktypbus zur Anzeige. Auch Rüfallsfieber zeigten sih in den Regierungsbezirken Stettin und Königsberg mehrfach, jedo meist mit günstigem Verlauf. Darmkatarrde der Kinder haben in Wien, Brech- durchfälle in Freiburg i. B, mehr Todesfälle hervorgerufen. Lungen- entzündungen führten allgemein, besonders aber in Nürnberg und Stuttgart, häufiger zum Tode. Pokentodesfälle warcn in Wien, Budapest, Paris, St. Petersburg, Warschau, London häufig, in Prag, Brüssel, Liverpool, Mancbester, zeigten sich Pocken in bescbränkter Zahl. Die Podenepidemie in Essen forderte in der Berichtswocbe 6 weitere Opfer. Ferner kamen aus deutschen Städten noch 2 Todes- fälle an Pocken aus Beuthen, je 1 aus Königsberg, Memel und München, zur Meldung. :

Das „Centralblatt für die gesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ enthält im Märzbeft einen unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeiteten, sehr eingehenden Aufsaß über die unterrictliche Versorgung der Schulkinder im preußischen Staate. Wir entnehmen diesem Aufsatz Folgendes :

Als vor 10 Jahren si ein bedenkliher Mangel an Volks\{ul- lehrern fük#ar mate, nahm die Regierung darauf Bedacht, dem Lehbrerstande durch die Verbesserun Tes äußeren Lage eine erheb- li größere Zahl von Bewerbern zuzuführen, dann aber auch den angehenden Lehrern sichere Wege zur Ausbildung zu bieten. Insonderbeit ist dem Uebelstande, daß die Volkss{hule die Schüler im fünfzehnten Lebensjahre entläßt, das Seminar dieselben aber erst mit dem achten Lebensjahre aufnimmt, dadur abgeholfen wor- den, daß für die drei Zwischenjahre Präparandenanstalten ins Leben gerufen bezw. unterstüßt worden sind. JIm- Jahre 1881—82 waren bereits 30 staatlihe Präparandenanstalten, über die ganze Monarcbie, mit Auêsnahme der Provinz Brandenburg, zerstreut, vor- handen, welhe 405595 #Æ# Ausgaben erforderten, und außerdem verfügte die Unterribtsverwaltunn noch über einen 194 878 M betragenden Dispositionsfonds zur Förderung des Präparandenwesens. Dank den Präparandenanstalten is es mögli gewesen, sämmtliche etatêmäßige Stellen in den Seminaren zu be-

seßen, was aber auch nur durch die Erhöhung des Etats der Semi- nare (eins{ließlich des Präparandenwesens) in den leßten 10 Jahren um 3 212 694 M möglich gewesen ist. A

Wie groß die Ausgabe der Verwaltung auf diesem Gebiete ift, ergiebt die Thatsache, daß in den 7 größten Städten Preußens die Einwohnerzahl von Ende 1871 bis Ende 1880 von 1543 304 auf 2049431 stieg, das heißt um 506 127 Einwohner (32,8%) oder noch 1500 mehr, als der ganze Regierungsbezirk Minden mit seinen 982 Lehrerstellen zählt. Verhältnißmäßig noch größer war die Zunahme der Bevölkerung in 23 mittleren und kleineren Städten, in denen die Einwohnerzahl von 973 497 auf 818 117 oder um 244 620 (42,7 9/9) stica, d. h. 30 000 mehr als der Regierungsbezirk Stralsund mit scinen 632 Lehrerstellen. Um das unterrichtliche Mehrbedürfniß dieser 30 Städte zu befriedigen, würden bei den bescheidensten Ansprüchen mindestens 1600 Lehrer- stellen nöthig gewesen sein, ohne daß darum irgend wo anders auch nur eine Stelle entbehrlich geworden wäre. Die Aufgabe der Unterrihtsverwaltung, der stetigen Zunahme der Einwohnerzahl mit einer entsprechenden Ver- mehrung der Lehrerkräfte zu folgen, wird dann noch durch die Ungleich- mäßigkeit in der Bewegung der Bevölkerung erschwert. Fn den Landkreisen ist z. B, das Maximum der Zunahme (Lübben) 17,63%, wogegen das Minimum (Elbing, Land) auf 1,18% sinkt. Einzelne Mittheilungen aus den Berichten der Aufsichtsbehörden veranschaulichen die Größe der ihnen obliegenden Aufgabe. Ju Berlin hat sich die Ein- wohnerzahl im leutcn Jahrzehnt um nahezu 300000 ver- mehrt, was mindestens 600 neue Lchrerstellen erfordert haben würde. Snde 1870 betrug die Gesammtzahl der in den Gemeindeschulen und in 18 Privatschulen unterrichteten Kinder 50 943, Ende 1880 empfingen 94299 Kinder unentgeltlichen Unter- rit in 117 Schulen mit 1763 Klassen in 1387 eigenen Gebäuden. Die Aufwendungen für ckas Volks\chulwesen in Berlin sind von 1876—80 von 2627599 auf 4161538 4, also um 828 417 é. gestiegen. In 11 Jahren sind 64 Schulen mit 1148 Klassen neu entstanden. An den Volksschulen sind, die Taubstummen- und Blin- denshulen und ca. 500 technische Lehrerinnen ungerechnet, 1742 Lehr- kräfte thätig, 1100 mehr als vor 11 Jahren. Die Lehrer strömen aus allen Provinzen nah Berlin, so daß die Versorgung der Hauptstadt mit Lehrern überal! ir=.Lande Lücken entstehen läßt. Noch größer ift die Ausgabe der Scbulverwaltung in der Umgebung Berlins, für welche im Jahre 1877 eine selbständige Schulinspektion „Berlin Land® gebildet ist. Dieselbe umfaßt in 30 Gemeinden 37 Schulen mit 197 Klassen, 143 Lehrern, 21 Lehrerinnen, 31 Handarbeitslehre- rinnen, 11815 Schulkindern. 58 Klassen und 53 Lebrerstellen sind hier in 4 Jahren neu begründet worden. Erheblich stärkerer Anstren- gungen bedarf die Unterrichtsverwaltung, um ihre Ziele in den Pro- vinzen zu erreichen, wo die Bevölkerung nach Sprache und Bekennt- niß gemischt ist, wo die Verschiedenartigkeit der Bodengestaltung, und der Erwerbsverhältnisse sowie der aus diesen A ergebenden Bedürfnisse eine gleichartige Ordnung des olfs\chulwesens unmöglich macht und mancherlei Nothbehelf unvermeidlich er- scheinen läßt, wie die Beschäftigung von Wanderlehrern (in Oft- und Westpreußen), die Einrichtung von Laufschulen (in Schlesien), von Doppelshulen (in Hefen - Naffau), von Schulen mit verkürzter Unterrichtszeit für Kinder, welche in Fabriken arbeiten oder auf dem Lande zum Hüten des Viehes ver- miethet sind (Fabrikschulen, Hüteshulen, Sommerschulen). Wie eine im Jahre 1871 aufgenommene Zählung ergab, fanden ih unter den damaligen Volkss{Wulkindern nur polnisch redende 360 528, litthauis{ redende 10075, wendisch 6690, mährisch 8239, böhmish 1131, dânisch 21 243, friesisch 1035, wallonish 1430, holländisch 7, zusam- men 410 380 Kinder, welche bei dem Eintritt in die Schule nicht deutsch verstanden. Es ist mögli{# dafür gesorgt worden, daß es den bilinguistisben Schulen niemals an Lehrern fehle und daß diese auch zur Ertheilung des Unterrichts bei anders redenden Kindern

befähigt seien. (Fortsetzung folgt.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Oberlausitßishe Gesellschaft der Wissenschaften wird am Mittwoch, den 26. April, ihre 158. Hauptversammlung abhalten.

Musikalisches Konversations-Lerikon. Eine Ency- flopädie der gesammten musikalishen Wisserschaften. Unter Mit- wirkung der hervorragendsten Fachmänner, begründet von H. Mendel, vollendet von Dr. A. Reißmann gr. Lerx.-8%, NeueStereotyp- Ausgabe in 140 Lieferungen (ein{l. Ergänzung) zu je 50 4. 1. Lieferung. (Berlin, Verlag von Robert Oppenheim.) Die vor- genannte Encyklopädie erfreute sich seit dem ersten Beginn ihres Er- \heinens vor nunmehr 12 Jahren bei Facleuten und Laien einer glei allgemeinen Gunst, da sie, über Praxis und Theorie der Musik, Musikgescbichte und Biographie gleich willkommene \{nelle Orien- tirung ermöglichend, cine bis dahin \{merzlich empfundene Lücke aus- füllte. Der Begründer des trefflihen Werkes sollte leider die Voll- endung desselben niht mehr erleben, hat aber einen kenntnißreichen und tüchtigen Nachfolger gefunden, der dasselbe zum Abs{bluß brate. Der Beifall der Fachpresse und der Musiktreibenden begleitete das Unter- nehmen, welches cine so starke Verbreitung fand, daß nunmehr bereits eine neue stereotypirte Ausgabe nothwendig geworden ist, Dieselbe

soll bis auf die jüngsten musikalischen Erscheinungen der Gegenwart fortgeführt werden und dürfte bei dem niedrig normirten Preise einer glei großen Zahl von Subskribenter wie die erste gewiß sein.

Von der kleineren, fürzlih angezeigten Auêgabe, welche Dr. Aug. Reißmann nach jener größeren Encyklopädie bearbeitet hat, und die zu Weihnacbten v. J, abgeschlossen worden, dem „Handlerxikon der Tonkunst“, ift ebenfalls bereits eine zweite Ausgabe erforder- lih geworden. Dieselbe kann in 18 Lieferungen zum Preise von je 50 “Z oder vollfländig, geh. für 9 F, gb: für 10 H, bezogen werden.

Dem diesjährigen Jahresbericht über dic Fried- rich8-Werdersche Gewerbeschule in Berlin, erstattet von dem Direktor derselben, Gallenkamp, entnehmen wir folgende Angaben: Die Friedrihs-Werderscbe Gewerbeschule ift eine lateinlose Reals{ule mit neunjährigem Kursus. Sie hat 9 Klassenstufen mit Jahres- fursen. An der Anstalt unterrichteten im Sommersemester 1881 29, im Wintersemester 1881— 82 31 Lehrer (außer dem Direktor 9 Ober- lehrer, 9 ordentliche Lehrer, 6 bezw. 8 wissenschaftliche Hülfslehrer, 4 tecnishe Lehrer). Die Anzahl der Schüler betrug im verflossenen Schuljahre: im Sommersemester 1881 im Ganzen 546, im Winter- semester 1881—82 im Ganzen 525. Nah abgelegter Abiturienten- prüfung verließen zu Ostern 1881 2, und zu Michaelis 1881 4 Schüler die Anstalt mit dem Zeugniß der Reife. Außerdem baben im verflossenen Jahre von Ostern 1881 incl. bis Ostern 1882 excl. Scbüler die Gewerbeschule verlassen: Ober-Prima 1, Unter- Prima 9, Obcr-Sekunda 12, Unter-Sekunda 40, Ober-Tertia 9, Unter-Tertia 18, Quarta 29, Quinta 15, Sexta 17. Dagegen wurden aufgenommen : Ostern 1881 69, Michaelis 1881 64 Scüler. Jm Winter-Semester 1881/82 hat bei der Schule eine Fortbildungé-Anstalt nach den neuen „Grundsätzen für die Verwaltung des Fortbildungs- Schulwesens der Stadt Berlin“ bestanden. Dieselbe hatte 2 Abthei- lungen. Jn der einen, von der Stadt selbst eingerichteten, wurde im deutschen Stil (2 Stufen), im kaufmännishen Rechnen, in der Bucb- führung, im Französishen (2 Stufen) und Englishen (2 Stufen) unterrichtet; in der anderen, von der Korporation der Kauf- mannscbaft unterhaltenen Abtheilung wurden Handelsgeogra- phie und Handelêrecht vorgetragen. Die Gewerbeschule bildet ihre Schüler für die Studien auf tehnishen Hoch- s{ulen; in ihren mittleren Klassen verfolgt sie zugleih das Ziel der Vorbildung für den bürgerlichen Beruf. Sie ist keine Fach- schule, sondern eine Biidungeanstalt, welbe das geistige Vermögen ihrer Schüler zu derjenigen Entwickelung bringen will, welche die nothwendige Vorausseßung einer freien und sereitändigen Erfassung des Lebensberufes bildet. Sie pflegt neben den \spraclich- historischen Fäcern besonders die mathematish-raturwissenschaftlihen und das

Zeicbnen; das Lateinishe is von ihrem Lehrplan ausge- | \hlossen. Das durch die Y bituricntenprüfung an der - verbeschule erworbene Zeugniß berechligt unmittelbar zu den