1903 / 174 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Jul 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Abgereist : Seine Excellenz der Staatsminister und Minister des mog etn N Hammerst ein, auf Urlaub;

der Ministerialdirektor im Ministerium der nann, Arbeiten, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Wehrmann, mit mehrwöchigem Urlaub.

Angekommen:

der Minifterialdirektor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wixkliche Geheime Rat Schroeder, vom Urlaub.

Nichlamíliczes.

Deutsches Reich. Preußen. - Berlin, 27. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König sind gestern früh, wie „W. T. B.“ meldet, in Mo eingetroffen.

Nach Artikel 3 des am 7. Mai 1903 abgeschlossenen, in" der Nummer 110 des „Reichsanzeigers“ abgedruckten Ab- kommens zwischen Deutschland und Venezuela über die zur Feststellung der deutschen Reklamationen berufene ge- mischte Kommission sind die Reklamationen bei der Kom- mission von dem Kaiserlih deutschen Gesandten in Carácas bis zum 1. Juli 1903 anzumelden. Diese Frist ist bis zum 9. August 1903 einshließlihch verlängert worden.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Zu der heute in Coburg statifindenden Trauerfeier für den Prinzen August von Sachsen-Coburg und Gotha sind Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Clementine von Sachsen - Coburg und Gotha und der _FÜrst Ferdinand von Bulgarien, Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Erz- herzoginnen Klothilde und Elisabeth pon Oesterreih, sowie Seine Hoheit der Prinz August von Sachsen-Coburg und Gotha dort eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn.

An Stelle des veistorbenen Reichsfinanzministers von Kallay ist der bisherige österreichisch-ungarische Gesandte in Athen Freiherr von Burian zum Reichsfinanzminister ernannt worden. : is

Der ungarische Finanzminister Dr. von Lukacs und der ôsterreichishe Finanzminister Dr. Böhm von Bawerk hatten vorgestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in’ Budapest eine Be- \sprehung über die Zuckerfrage. Die Verhandlungen haben fein endgüluiges Ergebnis gebracht und werden daher schriftli forigeseßt werden.

Großbritannien und JFrland.

Der König und die Königin haben sih am Sonnabend nachmittag, wié „W. T. B.“ meldet, von Dublin zu cinem Besuch des Lord Londonderry nah Newtownards begeben. Allerhöchstdieselben wurden auf dem Wege zum Bahnhofe von der Volksmenge lebhaft begrüßt. Vor seiner Abreise befahl der König, daß dem Volke sein und der Königin tiefgefühlter Dank ausge}prochen werde für die Loyalität und Zuneigung, von denen sie während ihres Aufenthalts in Dublin umgeben ge- wesen seien. Der König spendete für die Armen der Stadt Dublin 1000 Pfund Sterling. R 2

Jn Barnard Castle (Grafshaft Durham) is der Arbeiterkandidat Henderson mit 3370 Stimmen zum Mit-

lied des Unterhauses gewählt worden. Vane (Unionist) er- ielt 3323 und Beaumont (liberal) 2809 Stimmen. Henderson ist ein entschiedener Gegner der von der Regierung beabsichtigten Untersuchung in der Frage einer Aenderung der Handelspolitik. Ei L,

" Die Mitglieder der französishen Schiedsgerichts gruppen des Senats und der Deputierten kamm er snd nah Paris abgereist bis auf einige, die aus Privatgründen noch in London zurückgeblieben sind. Baron Y'Estournelles erhielt eine Depesche von dem Sekretär des Königs LordKnollns, in der es heißt, der König schlicze ih von Herzen den von d'Estournelles ausgedrückten Wünschen an, daß die guten Be- ziehungen, die die französischen Parlamentsmitglieder joeben mit den Mitgliedern des englischen Parlaments geknüpft hätten, zur Befestigung des Weltfriedens beitragen möchten.

Frankreich.

Bei der gestern in Grenoble voraenommenen Ersaß wahl zum Senat wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, der ministerielle Deputierte Gustave Rivet gegen den Anti- ministeriellen Stephane Jay mit 705 gegen 493 Stimmen gewählt.

Rußland.

Der Großherzog von Mecklenburg den „Meckl. Nachr.“ zufolge, am S 2b wieder in St. Petersburg eingetroffen

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, ist das deutshe Schulschiff „Stein“ dort am So..nabend bei der Nikolaibrücke vor Anker gegangen. Der Kommandant, Fregattenkapitän von Dambrowski stattete aisbald die üblichen militärischen Meldungen sowie «einen Bequch hei dem deutschen Botschafter Grafen von Alvensleben ab. Abends fand auf der Botschaft ein Diner statt, zu dem außer allen Mitgliedern der Botschaft der Kommandant und die Offiziere des Schulschiffes, der Generalkonsul Maron mit den Mitgliedern des Konsulots, der bayerische Geschäftsträger

reiherr von Tu cher, der Marineattahé, Fregattenkapuän Meer von Schimmelman und hervorragende Mitglieder der deutschen Kolonie geladen waren :

Der Bischof von Kishinew hat auf Anordnung des Oberprokurators des heiligen Synods die Geistlichkeit an-

ewiesen, in der Kirche durch Predigten und außerhalb der- iben durch Belehrung auf die orthodoxe Bevölkerung ein-

Schwerin ist, end von Moskau

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Jtalien. | dd Miu Der Empfang der Mitglieder des bei dem Heiligen Stuhle beglaubigten diplomatischen Korps durch ‘das Kardinalsfkollegium fänd vorgestern vormittag um 11 Uhr, wie „W. T. B.“ berichtet, im Konsistorialsaale statt. Die Mitglieder wurden in corpore empfargen, Der portugiesische Botschafter, der Doyen des diplomatischen Korps, stellte die übrigen Mitglieder vor und sprach in deren Namen den Kardinälen ibr Beileid aus, wofür der Kardinal Oreglia dankte. i /

Die St. Peterskirhe wurde porg@ern mittag geräumt, während Bersaglieri den Eintritt anderer Personen in die Kirche hinderten. Während der zwei Tage währenden Aus- stellung der Leiche des Papstes hat sich kein Zwischenfall ereignet. Abends um 7 Uhr begann die B der vor- läufigen Beiseßung des Papstes in der St. Peters- kirche, „der mehr als 2000 Geladene beiwohnten. Nachdem unter Vorantritt der kerzentiragenden Pönitentiare der St. Peterskirhe das vatikanishe Kapitel in der Sakramentskapelle erschienen war, segnete dex Dekan des Kapitels die Leiche ein und stimmte das Miserere an, in das der Sängerchor einfie!l. Sodann wurde die Leiche in feierlihem Zuge aus der Sakra- mentskapelle durch dos Mittelschiff der Kirche um den päpst- lihen Altar herum nah der Chorkapelle getragen und dort, das Haupt der Leiche gegen den Altar, niedergestellt. «Jn der Chorfkapelle waren die Mitglieder des heiligen Kollegiums, die zur Zeit in Rom anwesend waren, bereits vollzählig ver- jammelt. Daselbst nahmen ferner das diplomatische Korps owie Vertreter des römischen Adels auf besonderen Bänken loß, die übrigen Teilnehmer des Zuges stellten sih rets und links von der Bahre auf; die Vereine und Körper- schaften blieben außerhalb der Kapelle, deren Gitter darauf geschlossen wurden. Der Dekan des vatikanishen Kapitels er- teilte der Leiche, die er mit Weihwasser besprengte, die Abso- lution. Darauf trat der Majordomus an die Leiche des Papstes heran und bedeckte deren Antlig mit einem weißen Schleier. Der Präfekt der Zeremonien deckte den Körper mit einem rotseidenen Schleier zu und \{hlug die Enden des Bahrtuches über ihm zusammen. Nobelgarden nahmen darauf die Leiche von der Bahre auf und betteten sie in einen ganz mit karmesinfarbigem Sammet ausgeschlagenen Sarg aus Zypressenholz. Jn den Sarg wurden drei rotseidene Börsen niedergelegt, die so viel goldene bezw. silberne und bronzeneMedaillen enthielten, als das Pontifikat des Verblichenen Jahre gedauert hat, ferner eine in Blei ein- geschlossene Glasröhre mit einem Pergamentblatt, auf dem der Lebenslauf und die Verdienste des Papstes geschildert sind. Sodann wurde der Deckel des Sarges geschlossen und mit den Siegeln des Kardinalkämmerers Oreglia, 7es Kardinals Rampolla, des Erzpriesters der Basilika und des Majordomus ver- siegelt, während alle Anwesenden in und außer der Kapelle laut bteten. [Der versiegelte Sarg wurde sodann in einen Blei- sarg gestellt und dieser verlötet; auf dem Deel des leßteren bezeichnet eine Jnschrift Lebensalter, Pontifikats]ahre und Todestag des Verstorbenen. Nach der Verlötung, während der der Kapitelnotar eine auf den Tod und die Beisezung des Papstes bezügliche lateinishe Urkunde verlas, wurde auch dec Bleisarg versiegelt und in einen dritten Sarg aus Ulmen- holz, mit dem Wappen des Papstes auf dem Deel, gestellt. Nach einer nochmaligen, lehten Einjegnung wurde nun der Sarg aus der Kapelle zu dem Sarkophage getragen, in dem die vorläufige Beisein stattfand. Jn diesem von der Tiara überragten V'hältuis, über der Türe, die zur linken Empore der Chorkapelle führt, wird die Leiche des Papstes ruhen, bis das Grabmal an der in seinem Testamente bestimmten Skätte in der Kirhe San Giovanni in Laterano vollendet ift.

Spauien. Die Ernennung Sanchez Guerras zum Gouver: neur der Bank von Spanien ist amtlih bekannt gegeben worden. Türkei,

Der österreichish-ungarische und der russische Bot schafter haben, dem „W.. T. B.“ zufolge, vorgestern in identishen Noten die Aufmerksamkeit der Pforte auf die stetig wachsende Auswanderung von Bulgaren aus dem Bezirk Kirkilisse nah Bulgarien gerihtet und empfohlen, Mittel zu finden, um dieser Auswandérung zu steuern.

Aus dem Jahresbericht des Direktors des Königlichen Geodätischen Instituts für die Zeit von April 1902 bis April 19083.

Das wissenschaftlihe Personal des Instituts bestand außer dem Tirektor aus folgenden Herren: Abteilungsvorsteher: Geheimer Regierungsrat, Professor Or. Thb. Albrecht, Professor Dr. A. Westphal (beurlaubt), Professor Dr. A. Börsch, Professor Dr. L. Krüger, Pro- fessor E. Borraß; ständige Mitarbeiter: Professor Dr. A. Galle, Professor M. Schnauder, Professor L. Haasemann, Professor Dr. X. Kühnen, Professor Dr. t. Schumann (bis September), Professor Dr. O. Hecker. B. Wanach; wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Ph. Furtwänaler. Dr. Schumann verließ das Geodätische Institut ün Sep-

ochshule in Aachen verhindert war, die geometrishen Nivellements pee und es an einer anderen Arbeitskraft dafür fehlte. Erdbebenbeobahtungen wurden im Erdbebenhäuschen durch zwei gedämpfte Horizontalpendel mit pPphotographisher Registrierung erhalten und von Professor Dr. Hecker weiter verarbeitet. Der- felbe stellte außerdem in der 25 m tief gelegenen Brunnenkammer zwei Raa Horizontalpendel auf zur Beobachtung der langsamen gegenseitigen Bewegung von Lotlinie und Erdscholle. Das Vicentinishe Pendel, dessen Aufslelung im Turm sih nicht be- währte, wurde im Erdbebenhaus untergebracht. Die Wasserstandsbeobahtungen an 8 Ostseepegeln und an dem Nordseepegel in Bremerhaven nahmen ihren ¡Fortgang mit einigen wenigen kleinen PLIerd Engen, Die übliche jährlihe Revision ae teils Professor r. Schumann, teils Professor Dr. ühnen aus. :

Seer Schnauder erteilte auh in diesem Jahre Unterricht an Studierende des orientalishen Seminars, außerdem an zwei Offiziere, die nah Kiautshou bestimmt waren. Schnauder war auch mit seiner Zenitkamera beschäftigt, sowie mit Nachforschungen über einen [ystematishen Instrumentalfehler, der sih bei den Azimut- 'messungen auf dem Turm gezeigt hat. i :

Die Bearbeitung der Beobachtungen nahm ihren stetigen Fort- gang, und es konnten mehrere Veröffentlichungen erscheinen, insbefondere außer einem Sammelband von den Professoren Galle, Borraß und Schumann, diejenige von Professor Dr. Hecker über seine Schwerkraftsbestimmungen auf dem Altlantishen Ozean. Weitere Veröffentlihungen der Professoren Borraß, Schnauder und Haasemann sind nahezu druckreif. Sekretär Auel bearbeitet in regelmäßig fortshreitender Weise die Pegelregistrierbogen. -. Professor Dr. Galle ift damit beschäftigt, die Lotabweichungen im Harz und seiner weiteren Umgebung abzuleiten, als Vorarbeit für die Geoidbestimmung daselbst. : N Die Berechnungen für den internationalen Breitendienst besorgten Geheimrat Albrecht und Wanach mit Hilfe einiger Rechner. Die Ergebnisse für die Polbewegung wurden in den Astr. Nachr. Nr. 3808 im Auszug veröffentlicht. Außerdem wurde eine umfangreiche Dar- stellung über die Einrichtung der Stationen und über die Be- obachtungen in der Zeit vom Beginn des Dienstes gegen Ende 1899 bis Anfang 1902 als Band T der „Resultate des internationalen Breitendienstes“ herausgegeben. i i

Die Berechnungen für das System der Lotabweichungen in Europa, welche das Zentralbureau feit Jahren im Anschluß an die europäishe Längengradmessung in 952° Breite ausgeführt hat, ge- langten durch die Professoren Dr. Börsh und Dr. Krüger zum Teil zur Veröffentlihung in dem Hest 11 der „Lotabweichungen"; sie umfassen die Meridianbogen Bonn bis Nizza—Genua und Schnee- kfoppe—Wien—Sicilien, sowie den Parallelbogen Solitude—Straß- burg— Brest. i je

Das Studium der Krümmung der großen Meridianbogen und Parallelbogen wurde leider durch Professor Dr. Schumanns Be- rufung nah Aachen unterbrochen. h j

Der Direktor des Justituts, Geheimer Negierungsrat He.lmert stellte über die Tätigkeit des Zentralbureaus für 1902 den üblichen Jahresbericht zusammen und veröffentlichte ihn.

Professor Haasemann bestimmte die Konstanten der Pendel Schneiderscher Apparate für die Neichélande, für Indien und für Württemberg, Professor Dr. Hecker ebenso die Konstanten eines Stückrathshen Apparats für die Sternwarte in Rio de Janeiro.

Der Mechaniker Fechner unterzog die Schneidenbetestigung an verschiedenen auswärtigen Apparaten einer Revision und verbesserte sie.

Zum Studium unserer Einrichtungen und Methoden für relative Pendelbeobahtungen hielten sich im Institut längere Zeit auf der Ingenieur der SchweizerisWen Geodätishen Kommission Niet- bammer, sowie der Gbef der Triangulation von Indien Major S. G. Burrard N. E. und Major Lenox - Conyngham N. E.

Endlich ist noch zu erwähnen, daß der Inspecteur en chef de la Chambre Centrule des poids et mesures in ESt. Peters- burg Blumbah im April 1902 relative Pendelmessungen in den Vúnstitutsräumen anstellte. e

Nachstehende Mane werke und Abhandlungen sind im Laufe des Berichtsjahres erschienen.

a: Veröffentlichungen des Instituts: 1) Jahresbericht des Direktors des Königlichen Geodätishen Instituts für die Zeit von April 1901 bis April 1902. (Von F. N. Helmert.) (Neue Folge Nr. 8.) 2) Bestimmung der Polhöhe und der Intensitat der Schwer- kraft in der Nahe des Berliner Meridians von Arkona bis Elster- werda sowie auf einigen anderen Stationen nebs Azimutmessungen auf drei Stationen. Mit 2 Tafeln. (Sammelband von A. Galle, E. Borraß, R. Schumann; Vorwort von F. N. Helmert.) Druck und Verlag von P. Stankiewicz? Buchdruckerei. (Neue Folge Nr. 9.) 3) Lotabweichungen. Heft 11. Geodäâtishe Linien südli der europäischen Längengradmesung in 52 Grad Breite. Von A. Börsch und L. Krüger. Mit 3 lithoaraphierten Tafeln. Druck und Verlag von P. Stankiewicz? Buchdruckerei. (Neue Folge Nr. 10.) - 4) Be- stimmung der Schwerkraft auf dem Atlantishen Ozean sowie in Rio de Janeiro, Lissabon und Madrid. Mit 9 Tafeln. Von O. Hecker. Druck und Verlag von P. Stankiewicz!’ Buchdruckerei.

(Neue Folge Nr. 11.) i :

b. Veröffentlihungen des Zentralburcaus der J. E. (auf inter- nationale Kosten): 5) Ergebnisse der Polhöhenbestimmungen in Berlin, ausgeführt in den Jahren 1889, 1890 und 1591 am Universaltransit der Königlichen Sternwarte. Von Dr. Adolf Marcuse. Verlag von Georg Reimer. (Neue Folge der Veröffentlihungen Nr. 6.) 6) Be- richt über die Tätigkeit des Zentralbureaus der J. E. im Jahre 1902 nebst dem Arbeitsplan für 1903. (Von F. R. Helmert.) (Neve Folge der Veröffentlichungen Nr. 7.) 7) Resultate des internationalen Breitendienstes. Band 1. Von Th. Albrecht. Mit 12 Tafeln. Verlag von Georg Reimer. (Neue Folge der Veröffentlichungen Nr. 8.)

c. Veröffentlichungen der Mitglieder: §8) F. R. Helmert. Ueber die Reduktion der auf der physischen Erdoberfläche beobachteten Schwere- bes{hleunigungen auf ein gemeinsames Niveau. (Sizungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1902, S. 843 855.) 9) F R. Helmert. Pflichten der Zentralstelle. (Sonder-

abdruck aus den Verhandlungen der Ersten internationalen scismologischen

tember 1902, vm einem Rufe an die Technische Hochschule in Aachcn als Professor der Geodäsie zu folgen. Der Geometec G. Förster war au in diesem Jahre als Aisistent 1älig. Beschäftigt wurden ferner mit Rechenarbeiten u. dgl. innerhalb tes Instituts Sekretär Auel und der Bureauassislent Obst, außerhalb tes Instituts Dr. Schendel Für die Berechnunacn tes internationalen Polböhendicnstes waren tâtig W. Heese und Stud. K. Nietdorf sowie Rechnungsrat Mendelson ond G. Hecht. Gegen Ende des Jahres wurde kurze Zeit auch Dr. Scholz gelegentlich zu Hilfsleistunzen berangezogen (er ist vom 1. Apiil 1903 ab als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter berufen); ferner fertigie in den leyten Monaten des Jahres der Geometer Fenselau einige Berechnungen.

Die Feldarbeiten des Inslituts erstreckten sh im Sommer des Jahres 1902 auf die Beslimmung der geographiscken Breite auf 14 Stationen und der Intensität der Schwerkratt auf 20 Stationen des zentralen Teils des Staategebiets. 6 dieser Stationen erledigte in Breite und Schwere zur Ergänzung früberer Arbeiten in dec Nähe des Meridianstreifens Kolberga— Schneekoppe Professor Borraß unter Aisistenz von Dr. Furtwängler; 8 Stationen in Breite de- sorate Professor Shnauder und 14 Stationen in Schwere, in der Nähe des Parallels von 52° Breite, Professor Haasemann. Die absolute Bestimmung der Beschleunigung der Schwerkraft durch Professor Dr. Kühnen und Dr. Furkwängler gelangte durch Anstellung einiger Ergänzungsbeobachtungen an den Reversionbpendeln mit Auflagefläckten im wesentlichen zum Abschluß. i

Den Zeitdienst und die Uhrenprüfungen führte Wanach wie

bióher durch.

j “Die Bewegung der Erdscholle auf dem Gipfel des Telegraphen- berges fonnte nur durch obdabtungen an der hydr tatischen J

Nivellementsanlage (Professor Dr. Kühnen) fludiert werden,

zuwirken, damit der religiöse Haß gegen die Juden s{hwinde.

Professor Dr. Sh umann infolge seiner Berufung an die Technische

Konferenz. Leipzia, 1902, S. 170 u. 171.) 10) Thb. Albrecht. Resultate des internationalen Breitendienstes în der Zeit von 1899.9 | bis 1902.0. (Astr. Nar. Nr. 3808, Band 159, Sp. 2456—258.,) | 11) L. Krüger und A. Börsh. Bericht üder die Bearbeitung | des geodätishen Nachlasses von C. F. Gauß. (Enthalten in dem „Bericht üder den Stand der Herautga von Gauß? Werken Fünfter Beriht. Von F. Klein.“ Aus den Nachrichten der K. Gesellschaft d. Wiss. zu Göttingen. Geschäfnlihe Mitteilungen 1902. Heft 1.) 12) O. Hecker. Ueber den Zusammenhang von | Obijektivdistanz und stereoskopisdem Effekt beim Sehen durch Doppel- fernrohre. (Zeitschrift für Instrumenteakunde, 1902, S. 372 bis 374.) 13) O. Hecker. Ueber plastisches Sehen mit Doppel- | fernrobren (Prometheus, 1902, Nr. 680, S. €60 bis 61) | 14) O. Hecker. 1) Perioden und Form regelmäßiger Bericht- | erftlattung der Stationen on die Zentralstelle. 2) Art der Bearbeitung | und Veröffentlichung tes Gesamtverlaufs einzelner Erdbeben. (Sonder- aboruck aus ten Verhandlungen der Ersten internationalen seismolo- zischen Konferenz. Leipzig, 1902, S. 172—175.) 15) O. Heer. rgebnisse ter Messung von Bodenbewregungen bei einer Spren- oung. (Sonderabtruck avs Gerlands Beiträgen zur Geophysil, Bd. V1, S. 87—97. Leipzig, 1903. 16) B. Wanath. Eine Bemeikung über s{wach vergeSbarade Fernrohre. (Deutsche Mechanikerzeitung, 1902, S. 165—166) 17) Ph, Furt- wängler. Ueber das NReziprozitätsgesey der Fen Potenzrefle in algebraishen Zahlkörpern, wenn / eine ungerade Primzahl ift. (Eine von der Königl. Ges. d. Wiß. in G ingen vreiogefrênte Arbeit.) (Abhandlungen der Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen: Math.-phyfik. Klasse, neue Folge, Bd. 11 Nr. 3.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Binnenwanderungen im preußischen Staat nach Kreisen 1895/1900.

Die Feststellung der inneren oder Binnenwanderungen, welche für unser Staats- und Wirtschaftsleben von größter Bedeutung ist, ver- ursaht im Gegenfaße zu der überseeischen Wanderbewegung erhebliche Schwierigkeiten, da die Massenhaftigkeit und Umständlihkeit der Ermittelung der Wege des einzelnen \owie estaltiger Verlauf die zahlenmäßige Erfassung ungünstig seeinflussen. Um so bemerkerswerter sind die Ergebnisse einer Untersuchung *), welche den Austausch und die Verschmelzung der preußishen Bevölkerung nach Stadt- und Land-, Ater- hau- und Industrie-, deutschen und gemishtsprahigen sowie dünn- und dichtbesiedelten Kreisen während des Jahrfünfts 1895/1900 zum Gegen- stande hat. Die Hauptergebnisse derselben, durch welche die allgemeine Bedeutung der inneren Wanderungen, ihre Couen Heerstraßen und Hauptziele E eOs werden, werden in der „Stat. Korr.“ kurz dahin

ammengefaßt : pi 1) Räumlich war während des Joahrfünfts 1895/1900 im preußischen Staat die Abwanderung die Regel, die U die Ausnahme, und zwar derart, daß die räumliche Ausdehnung der ersteren der Nachhaltigkeit der zweiten etwa gleihkam.

2) Die beiden großen Zuwanderung®gebiete Preußens find die Undeshauptstadt mit ihrer Umgebung und der industrielle Westen, insbesondere das Rheinland und Westfalen.

3) Kleinere Zuzugsinseln meist städtischen oder industriellen Ge- prâäges, welche wohl hauptsählich durch Nahwanderungen entstehen, finden si in fast allen Provinzen; hierher gehört auch das ober- chlesishe Industriegebiet.

4) Neben dem Zuge nach den Groß- und Mittelstädten hat 1895/1900 ein Abstrômen aus zehn Stadtkreisen, darunter Crefeld, stattgefunden, welches fi insgesamt auf einen Bevölkerungsverlust von nahebei 12 000 Köpfen belief.

5) In 416 ländlichen Kreisen von zusammen 489, d. h. 85 v. H., hat die Mehrabwanderung 1895/1900 nicht weniger als über eine Million Menschen betragen.

6) Die allgemeine Landflucht fand in einer teilweise nahhaltigen Besiedelung des platten Landes ein Gegengewiht. Es ergaben sich im leßten Volkszählungsjahrfünft 73 ländlihe Kreise mit einem Wander- gewinne von über 485 000 Personen.

7) Im allgemeinen kann man als Grundsaß hinftellen: Je weiter von dem großen mittleren Zuwanderungsgebiete der Landes- haupistadt nah dem Osten, desto stärker die Abwanderung, und je weiter nah dem Westen, desto nachbaltiger die Zuwanderung, das leßtere allerdings mit gewissen Einschränkungen.

8) In den Ackerbaukreisen ist auch der Abfluß der Bevölkerung am hôchsten. Insbesondere stellte sich im Osten die Abwanderungs- iffer um so höher, je mehr die Landwirtschaft treibende Bevölkerung überwog.

9) In den Industriekreisen war trotz des glänzenden Aufs{woungs 1895/1900 die Wanderbewegung ungleihmäßig und s{wankte zwischen + 340 und 8,8: v. H. der Zahl der Kreisinsassen. In einem Viertel dieser Kreise übertraf der Bevölkerungsabgang den -zugang. Die Zuwanderungékreise hatten cinen Gewinn von nahebei 614 000, die Abwcnderungékreise einen Verlust von rund 34 000 Köpfcn.

10) In den gemischtsprahigen Landesteilen fand 1895/1900 ein starker Abfluß der Bevölkerung statt. Am höchsten sind die Abwanderungsziffern in den polnish. masurishen Gegenden, niedriger dort, wo Kassuben, Litauer, Wenden, Tshechen und Mährer, Dänen und Wallonen wohnen. Daß mit der Zunahme der Fremdsprachigen oder Deutschen in den einzelnen Kreisen auch die Abwanderungsziffer wächst oder fällt, ist nicht nachweisbar und somit auch nit der Einfluß besonderer Rasseneigentümlichkeiten. Vielmehr sind auscheinent für die Wanderungen aller Volksstämme in erster Linie wirtshaftliche Ursachen bestimmend, die \sih allerdings in den einzelnen Landesteilen verschieden äußern.

11) Während im allgemeinen die Wanderungen dem Zwecke dienen, einen Ausgleich zwischen dünn- und dihtbesiedelten Gebieten berbei- ¡ufübren, vershärfen die Binnenwanderungen im preußishen Staate zur Zeit den Gegensaß von Entvölkerung und Uebervölkerung.

deren viel-

Zur Arbeiterbewegung. Der Ausstand in der Shöningschen Eisengießerei in

Reinickendorf bei Berlin (vgl. Nr. 166 d. Bl.) dauert fort. Es sind, nah der „Deutshen Warte“, gegenwärtig 219 Ausständige ju verzeichnen. Eine zablreih besuhte Versammlung der ausständigen Gießereiarbeiter und Former bes{chloß, von einer vollständigen Verweigerung der Streikarbeit abzusehen. Der bei den biesigen Steinmeßzen gültige Tarif har dem 1. September sein Ende erreiht. Die Arbeiter wollen, wie die „Nat.-Ztg.“ erfährt, ihre Forderungen jeßt erhöhen und eine 84 stündige Arbeitszeit statt bisher 9 Stunden durchseßzen. Der Minimalstunden- lodn soll auf 70 bezw. 75 A erhöht werden, ebenso soll die Mittags3- bause statt 1 Stunde 14 Stunde betragen. Au die Abschaffung t Accordarbeit und eine Erhöhung der Löhne für Scch{leifer und reher wird gefordert. Die in eine Lohnbewegung eingetretenen bmiede, Feilenhauer und Arbeiter verwandter Be- tusSarten von Berlin und Umgegend (vgl. Ne. 173 d. Bl.) baben, t „Deutschen Warte* zufolge, am Sonnabend das Etnigungs- imt des Gewerbegerihts angerufen. Eine Warnung die Berliner Arbeitgeber des Baugewerbes erlassen die Pots- damer Baugewerksömeister. Es heißt darin nach der „Nat.- 5a: „Seit Beginn dieses Jahres {weben wischen dem biesigen ätdeitgeberverbande und der Maurerorganisation Verhandlungen zum \bluß cines Tarifvertrages. Troy dieser langen Dauer ist eine Vnigung bisher niht möglich gewesen, weil die Arbeitnehmer immer eder mit neuen Einwendungen und allen möglichen Betenken kamen Ar Zeit bestebt hier etwas mehr Bedarf an Arbeitokcäften, und es innt den Anschein, als ob die Maurerorganisation diesen ibr Anitig dünkenden Zeitpunkt dazu auênuyen wolle, um dur cine 4tdeilseinstellung die Annahme des von ihr aufgestellten Vertrags- niwurfs zu erzwingen. Aus dicsem Grunde ergeht {on jeyt an ie Kollegen, besonders an die Berliner Baugeschäfte, die dringende Ville, feine aus Potédam und Umgegend lommenden Maurer tellen und auf diese Weise den Potsdamer Kollegen zu helfen, p beabsichtigten Schachzuge der Arbeiterorganisation wirksam zu “Xen

, In Halle haben, wie die „Magdeb. Ztg.“ mitteilt, die Glaser- itiellen bei allen Meisiern gekündigt, um gegebenenfalls nach vier- îa Tagen in den Ausstand einzutreten. Eine Kommission der Mellen batte auf Grund cines Beschlusses ter Mitglicderversamm- ¿4 die Meister um Erhöhung des Accordtarifs in einigen Punkten N, da dieser nicht mehr für autreichend erachbket wurde. Die emer lehnten jedoch diesen Vorschlag ab und \chlugen tie Ein- Zung eines Stundenlohnes vor, weshalb die Gesellen, die darauf M Fe igegangen find, jelzt sämtlih die Kündigung eingereiht haben

In Cassel beshiossen, wie „W. T. B.“ meldet, infolge der dauer des Tischlerausstandes (vgl. Nr. 173 d. BL) am “vanabend die gesamten dortigen Bauunternehmer die Aus- Fettung aller Bauarbeiter; deren Zahl beträgt über 3000. m heutigen Montag ab werden sämtliche Bauten stillliczen he B Crefeld legten, wie der „Frkf. Ztg.* berichtet wird, sämt- Vilfoarbeiter der Pianofortefabrik von Haim am “nnabend die Arbeit nieder. Die Ursache ist in einer 40 prozentigen "Vreduzierung zu suchen. M. Dirshberg in Schlesien befinden sih, wie demselben Blatte

Whiert wird, seit Freitag die Zimmerer im Ausstande. Sie

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A l. Dr. jur. M. Broesike, „Die Binnenwvanderungen f den Staate Kreisen 1895 dis 1900*, la der Zeil» Ie önig!ich vreußis flatistishen Burcaus, Jahrgang 1902,

Bunzlau streiken die Maurer. Zugereifte italienishe Arbeiter wurden von den ausftändigen Maurern mit Geldmittelu ver]ehen und wieder fortgeschickt.

In Barcelona wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, in einer Versammlung, an welcher der größte Teil der dortigen Arbeiter-

vereinigungen teilnahm, unter Androhung eines allgemeinen Aus- standes beshlofsen, die Forderung zu stellen, daß sämtlihe wegen Ausftandsvergehen verhafteten Laudarbeiter vor Ende des Monats auf freien Fuß gefeßt werden (vgl. Nr. 150 d. BL.).

Land- uud Forstwirtschaft. Stand der Kulturen in der Shweiz.

Die „Basler Nachrichten“ vom 19. d. M. berichten über den Stand der Kulturen in Baselland: Die Heuernte wurde diesmal infolge ungünstiger Witterung unten und oben îm Lande unangenehm verzögert. Während sie im unteren und mittleren Kantonsteil nun allerdings beendet ift, sind die Landwirte vom oberen Kantonsteil immer noch an der Arbeit. Es wäre jedoch möglich, daß der Bergheuet einen weitaus günstigeren Verlauf nehmen und rasch und gut unter Dach gebracht werden könnte. Die Quantität des Futters befriedigt vollauf. Die Heustöcke sind entschieden größer als im leßten Jahr, doch läßt die Qualität, da das Gras überreif und bei dem dihten Stande tei weise angefault ift, viel zu wünshen. Die Landwirte werden die etwas mindere Qualität ihrer Futtervorräte durch Kraftfutter- mittel zum Nugen ihres Viehstandes zu korrigieren verstehen. Eine ergiebige Emdernte steht ebenfalls in Aussicht. Der viele Regen hat ‘den Graswuhs mächtig gefördert, und die Wiesen stehen außerordentlich {ön. Gut versorgt ist infolgedessen das Jungvich auf den Juraweiden, das in ungleich \tärkerer Zahl als sonst gewöhnlich auf den „Baselbieter Alpen“ in der Sommerfrische weilt. Korporations- und Privatweiden erfahren fortgeseßt WVer- besserungen, was zur Folge hat, daß immer mehr Jungvieh auch aus der Niederung zur Sömmerung aufgetrieben wird. Die Fructfelder stehen ebenfalls {ön und versprechen an Körnern und Stroh eine befriedigende Ernte. Allerdings hat der Hagel bei den Gewittern der leßten Wochen da und dort bedeutenden Schaden angerihtet; immerhin sind niht ganze Landesteile geschädigt, und \{ließlich wird die Hagelversicherun für den Schaden aufzukommen haben. Schön präsentieren sich auch die Kartoffelyflanzungen. Frühkartoffeln werden dem- nächst auch aus Baselland in den Handel kommen. Die Gemüse- pflanzungen gediehen bei der feuhten Witterung außerordentli, blieben aber bei Eintritt der rauhen Witterung Anfangs Juli auf dem Paßwang, Belchen 2c. wirbelten die Schneeflocken zurück, und haben gegenwärtig, fpeziell die Bohnen, von den Schnecken zu leiden. ie Obstaussichten sind fast ausnahmslos gering. Die Kirschenernte hat begonnen; die Frühkirshen find bereits vorbei und zu ganz beträchtlien Preisen an Händler verkauft worden. QDie Nachfrage war groß, der Ertrag der Bäume aber ein geringer, da die Frühlingéfröste den in Blüte stehenden Kirshbäumen stark zugeseßzt haben. Wider Erwarten liefern in einzelnen Gegenden die Spätforten bessere Erträge, und die Preise sind auf 20 Cts. für ein halbes Kilo zurückgegangen. Kaum in einem Kanton der ganzen Schweiz ist der Kirschbaum \o stark verbreitet wie in Baselland. Für sehr viele Landwirte is der Eclôs aus den Kirshen eine der Haupteinnahme- quellen, und der jährliche Ertrag dieser Frucht beläuft \sih bei einer außerordentlihen Ecnte für viele auf eine ganz bedeutende Summe. Es wird daher der diesjährige Ausfall vielerorts stark empfunden werden. Birnen und Zwetschgen haben ihre Fruchtan\säge größtenteils fallen gelassen, und mit der Apfelernte wird es ebenso \pärlih bestellt sein. Man hatte noch Hoffnung auf die Spätsorten, allein auch da dürfte man sich getäuscht haben.

Die Weinberae hingegen versprechen, \ofern ibnen die Witte- rung günstig bleibt, einen ganz anständigen Ertrag. Gegenwärtig triff man die Weiäbergbesiger an der Arbeit, ihre Rebgelände der Besprizung mit Kupfervitriollösung zu uuterziehen, um gegen den falschen Mebltau, der wiederum aufgetreten ift, energisch anzukämpfen. Uebrigens ift der Weinbau in den meisten Gemeinden des Kantons stark reduziert worden. Dieser Rück- gang wurde durh die Krankheiten der Reben, wie falschen und ehten Mehbltau, durch mangelhafte Behandlung der Reben und des Bodens, durch Spvätfröste und vor allem aber dur die Kon- kurrenz der fremden Weine beschleunigt. Wie ein Referent in der Versammlung des Schweiz. Obst- und Weinbauvereins im leßteu Frübjahr in Liestal ausführte, hatte der Weinbau in Baselland in den früheren Jahren eine viel größere Ausdehnung, als dies beute der Fall ist. So waren z. B. beträchtliche Rebberge am Fuße der Homburg, bei Rümlingen, Tecknau, Rothenflub, Hölstein, auf Sck{lofß Wildenstein, nördlih von Giebenah, in der Ebene des Ergolztales von Liestal abwärts bis Basel-Augst und bis Pratteln sowie auf der Ebene von Muttenz gegen St. Jakob.

Den Imkern steht cin höchst mittelmäßiges Honigjiahr in Aus- ficht. Die kalte, nasse Witterung im Mai und Juni hat den Bienen den Tisch uur \pärlich gedeckt, und die Arbeitslust der fleißigen Tierchen blieb ohne wesentlihen Erfolg. Daß die Bienenzüchter auf den Sommer 1903 darum nicht gut zu sprehen sind, liegt auf der Hand Ueber den Stand der Kulturen im Gaster wird, wie das „T blatt der Stadt St. Gallen“ vom 18. Juli berichtet, aus S änis Erfreuliches gemeldet: Kartoffeln, Mais, Erbsen und Gemüsearten stehen s{höôn und üppig da. Heu hat es massenhaft gegeben, weniger gut steht es mit dem Emd. Ungünstig sind die Audsichten auf einen ortentlichea Obstertrag; Aepfel gibt es mchr als Birnen.

Jg

Zucklkererzeugung in den Niederlanden vom Beginn der laufenden Kampagne bis zum Monat Juni 1903.

Im Monat Juni d. J. belief sich die Zuckererzeugung der ni ländischen Rübenzuckerfabriken auf 151 t Beginn der laufenden Kampagne betrug 102 179 «t.

Unmittelbar aus Fabriken oder aus Niederlagen wurden in die Raffinerien überg:{Zhrt: im Monat Juni 12779 t, in den ersten ses Monaten des laufenden Jahres 56246 t. (Nodeorlandsche Staatacourant.)

Der. Gesamtauêbeute Tai

Ernteaussicbten in Serbien.

Der Kaiserliche Konsul in Belgrad berichtet unterm 20. d. M Troßdem die überall für die Getreidesaaten erwünschte anhaltende Trockenheit und Wärme erst nach bäufizen starken Regen eintrat, haben sich die Aussichten auf eine gute Getreideernte nicht verändert. Es wird allgemein auf eine quantitativ und qualitativ aute Mittelernte rechnet. Ausschlaggebende Druschproben liegen bisher nur für tsle vor. Diese Getreideart ist in schr guter Ware geerntet, wicd auch shou auf dea Maikt gebracht und mit 9 Dinar per Doppelzentner gehandelt. Der Schnitt der übrigen Getreidesorten ist im ganzen Lande in vollem Zuge. Die Maitkulturen geteiben, nah- dem sie hinreichend Feuchtigkeit erhalten habea, bei der jeyt hertshenden großen Hiye vorzüglich.

wei gemeinden sind im Juli d. I. dur Wolkenbröche ungen sehr

2 Dorf heimgesucht worden, die den Getreidefeldern brer zufügten. der dieeiibe) Obsternte sind niet besonders gut. Gs tigt S, daß ge Cbstertrag bedeutecad hinter tem Vor-

3 arofen Ti be jabre gurlcbleiden s amtlichen Berichte lafsen nur auf eia rittel der Pflaumenausfuhr im Vergleich jum Vorjohre liehen

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fordern einen Stundenlohn von 34 S gegen 30 bis 32 §. In

Der Holzhandel in Bulgarien.

(Nach einem Bericht des deutschen landwirtshaftlichen Sachverständiger für die Donaustaaten.)

Bulgarien ist zwar an sih ein holzreiches Land, aber die äußerfk mangelhafte Waldwirtshaft, die hier herrs{ht und in den kulturellen, olitischen und rechtlihen Zuständen begründet ist, legt die Forstwirt- aft hier volkswirtschaftlih ziemlih brach.

Die Ausfuhr von Holz im Werte von 1 377 000 Leva ist une

41 000 Leva geringer als die der betreffenden Einfuhr. Die Ausfuhr anderer Holzwaren ist so gering, daß im Holz- und Holzindustrie- außenhandel die Gesamtausfuhr hinter der Einfuhr um 2012 weniger 1620 = 392 Tausend Leva zurückbleibt (1 Leva = 80 4). Unter den Herkunftsländern für Holz- und Holzwaren nimmt Oesterreich- Ungarn den erften Plaß ein, unter den Bestimmungsländern die Türkei. Nach Deutschland wurden der bulgarischen Statistik zufolge bulgarisches Volz und Holzwaren im Werte von nur 5419 Leva aus- geführt, hauptsählich hartes Bauholz, roh bearbeitete Holzwaren und Sumach. Dagegen wurden aus Deutschland für 66 282 Leva Holzwaren u. dergl. nach Bulgarien eingeführt. Nah der deutschen Statistik kamen nah Deutschland an „Holz und anderen Schnißstoffen, sowie Waren daraus“ 1959 dz im Werte von 13 000 aus Bulgarien, und gingen dorthin 315 dz im Werte von 40000 e Dies ist zwar wenig, bedeutet aber den 4 Borjahren gegenüber bei der Einfuhr nach Deutschland eine Steigerung und bei der Ausfuhr nach Bulgarien eine wesentlißhe Abnahme; im Jahre

1898 z. B. wurden für 102 000 ( Holz und Schnibstoffe aus Deut land nah Bulgarien gebracht. Holz hnißstoffe aus Deutsch«

Die Landeigentümer und Landarbeiter in Aegypten.

__ Einem eingehenden Bericht des landwirtschaftlihen Sachverstän- digen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Kairo, A u Dr. Kaer ger, über die Landwirtschaft Aegyptens entnehmen wir die folgenden Mitteilungen über die Landeigentümer, die Landarbeiter und deren Löhne.

Bis zum Jahre 1871 konnte in Aegypten kein Privateigentum an Boden erworben werden, fondern nur ein allerdings sehr weitgehendes Nußungsrecht. In jenem Jahre bestimmte ein Gesetz, daß, wer auf 6 Jahre hinaus die Grundsteuer von seinem zu Nußtungsrecht boleilenew Land imvorauszahlen würde, volles Eigentum daran erhalten follte. Wenn dieses Geseh nah 1876 auf furze Zeit und 1880 endgültig aufgehoben wurde, so hatten do bis dahin viele Fellahin von jener Möglichkeit Gebrauch gemacht und sind Eigentümer ihres Landes geworden. Ein: beträchtlicher Teil des ägyptischen Kulturlandes befindet sih aber nicht in Händen von Privaten. Es gehörten vielmehr nah der Statistik von 1889 von den 27 688 akm, die das ägyptische Kulturland umfaßte, 2900 qkm der „daira sanich“, das ift der unter europäischer Kontrolle stehenden Verwaltung ehemaliger Güter des Khedive Ismael und seiner Verwandten, die dieser auf Betreiben der Großmächte zwecks Gesundung der ägyptishen Finanzen an den Staat abtreten mußte, 1800 gkm umfaßten die Staatsdomänen, die 1877 dem ause Rothschild für eine Anleihe von 8 Millionen

fd. Sterl. verpfändet wurden und gleihfals unter remder Kontrolle verwaltet werden, 12800 gkm bestand aus „wakf“, das find Stiftungen für gehörten der Suezkanalgesellschaft,

Moscheen oder Schulen, oder l t dem Crédit foncier, den Mit- gliedern der khedivishen Familie und andern reihen Paschas oder war unkontrolliertes Staatseigentum, während nur 10588 qkm sihch im Eigentum oder Nußnießung von Privaten befanden.

__ Diese Statistik ist irreführend, weil sie unter den 12 800 qkm mit den in toter Hand befindlihen Ländereien solche zusammenwirft, die Privaten oder fürstlihen Großgrundbesitzern und Privatgesell- schaften gehören. Weit übersichtlicher ist cine Statistik der Grund- steuerverwaltung für das Jahr 1901, die aber das gesamte Kulturland auf nur 26 180 gkm (6 234 600 Feddans), also auf 1500 qkm weniger angibt als die damalige, und noch * dazu mitteilt, da ih

n jener Fläche 4081 gkm in tatsächlich unkultiviertem Zustande efanden.

Es waren: Davon unkultiviert qkm 1 277 311 235

74

gkm

1 660 1 294 732

400

Staatsländereien

Daira Sanieh .

Domänen L

Walkf, S{ulen, Bibliotheken .

im Privatbesitz 22 100 2163 Zusammen 26 186 4 060.

Der Umfang aller drei Arten von Staatsländereien ist dan geringer geworden, und zwar durch Verkauf an Private, der also - den kontrollierenden Instanzen der Domänen und Daira Sanish-Ver- waltungen in manchen Fällen vorteilhafter ershienen scin muß als die eigene Bewirtschaftung oder die Verpahtung. Auf der andern Seite vermindert sih das den - selbstwirtschaftenden Landwirten ge- hörige Land stetig dadur, daß der Crédit soncier bäufig bei Zwangs- versteigerungen geznsangen ist, die vershuldeten Güter selbst zu über- nehmen, da die Modammedaner es vermeiden, auf solhem Wege die Güter ihrer Nahbarn an \sih zu bringen. Solche Versteigerungen find aber bei der starken Verschuldung, unter der die Landwirte in Aegypten leiden, nicht selten. Hervorgerufen ist dieselbe teils duc die {lehten Preise ihrer landwirtschaftlihen Erzeugnisse, teils pur die hohen, bis zu 59% monatlich gebenden Zinsen, die se für die niht hypothekarish gedeckten Schulden zu zahlen haben, und dur die Schwierigkeit, selbst hypothekarisch sichergestellten Kredit von den Banken über eine gewisse, sehr niedrige Grenze des Gutöwerts binaus zu erhalten. Der größere Teil der nicht in Händen von Landwirken - befindlichen Ländereien und auch ein großer Teil des Großgrundbesizes wird in kleinen Parzellen verpalhtet, und da auch das Privatland größtenteils in Händen von kleinen Leuten ift, die bôchstens einige Hektare, bäufig aber weniger als einen Hektar besizen, so bildet der Kleinbetrieb der Landwirtschaft, nit um Vorteil für ihren technishen Fortschritt, weitaus die Regel. Der Pachtzins beträgt nah Chélu im Jahre 1900, falls das Land nur für Niliklultur verpachtet wird, was häufiger vorkommt, 30—40 Piaster, wenn für ein Jahr im Delta 140—150, im Said 100 uad für Zucker- rohrfulturen 350—450 Piaster für 1 Feddan. Nach eigener Er- kundigung wird in Obderägypten îin der Nähe von Luxor der Feddan für 180 Piaster cin Jahr verpachtet. Nah Anderlind wid für kleine Flächen zur Bebauung mit Gemüse und Wurzelgewäcsen in der Nâde voa, Kairo cin Pachtzins von 5—7 Pfd. Sterl. Feddan gezahlt. " Eine Bevölkerung von in sehr geringem Umfange und die micht die geringsie Neigung zur ist für das vorhandene, si{ch nur verhältnièmäßig langsam durh Ausdehnung der künstlihen Bewässerung vermehrende Kultur- land zu groß, als daß nicht cine Menge besiuloser Leute auf die Arbeit als Lohnarbeiter angewiesen wäre. Der Tagelohn ift daher auch ein sehr niedriger; er beträgt im Sald 2, meist 24 Piasiler = 41,6 bezw, 52 4 den Tag, in Unterägypten 3—4 Piaster = 62,4 bis 83,2 A; Kost wird niemals gewährt. Neben Tagclöhnen und Monatslöhnen für Aufseher, Ardeiter am Dampfpflug, Tierwärter und andre ständige Arbeiten kommen auch Accordléhne vor: es werden beispielsweise für das Reinigen cines Feddans mit der Hackc 20 (= 924 M für 1 ha) und. für die ferung eines I Piaster (= 3,70 ÆM für 1 ha) gezablt N Anderlind wird auf größern Gütern den Pslügern außer dem Tagelohn Ì Gesd

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über aht Millionen Seelen, die nur sich gewerblicher Tätigkeit binaibt Auêrranderung dat,

Land zur eigenen Berrirtscbaft ährt. nlih das nur im Delta vor. er Entlödnung in t der Fellah ader die in Naturalien, insbesondere in Ernteanteilen.

Nah Châlu erhalten im Said die Arbeiter für tie Aussaat und Mäden des Getreides je 5%, für die Beförderung der Ernten

und für das Ausdreschen 1% der Körnerernten und 1% Strohs, und im Delta 5% der Sommerernten und 4%