1882 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 May 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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nicht auf Ihre Gegner. Möge es Jhnen gelingen, auch diese Feinde u überwinden, wie Sie {on so mane zu des Vaterlandes Wohl berwunden haben ; mögen Sie Ihre Pläne zu Deutschlands innerer Kräftigung und Wohlfahrt durseßen!

Indem wir Gott bitten, daß er Jhnen hierzu Gesundheit und Ausdauer verleihen möge, verbleiben wir Ew. Durchlaucht treuergebene Tabackbauern aus Klingen.

: (Folgen die Unterschriften.)

Jn einem Artikel der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ über „die parlamentarische Lage“ lesen wir:

Es liegt durchaus in den Grenzen der Möglichkeit, daß auch das Tabadckmonopol allmêhlich größeres Entgegenkommen bei seinen jeßigen Gegnern findet. Wie man auch über dasselbe denken mag, jedenfalls ist das Monopol mehr eine Frage der Tecbnik und der Befteuerungs- form, als des politischen Prinzips. Die liberale Partei als solche hat keine Veranlassung, ihre Anhänger auf die Annahme oder Ver- werfung des Projekts zu verpflichten, und es wäre unseres Erachtens ein Fehler, der sih ebenso wie die früheren durch immer größere Verwirrung des Parteiwesens rächen würde, wenn sie es thun wollte. Könnte irgend ein taktisher Erund von entscheidender Wichtigkeit für ein solhes Verfahren geltend gemacht werden, so läge die Sache anders. Gewiß darf eine Partei aus solchem Anlaß strenge Disziplin unter ihren Angehörigen fordern. Aber einen folchen taktischen Grund vermögen wir in diesem Falle nicht zu schen. Vielmehr würde die Partei dadur, daß sie das Monopol als Parteifrage behandelt, nur immer tiefer in unfruchtbare Negation verfallen. Die nationalliberale Partei hat sich, um diesem Vorwurf zu entgehen, mit Recht vorgeseßt, einen positiven Steuerreformplan aufzustellen. Ob es ihr besser ge- lingen wird, die enormen Schwierigkeiten eines \solchen Unternehmens zu überwinden, als es der Regierung gelungen ist, muß dahin gestellt bleiben. Immer wird, wenn man einmal die Nothwendigkeit neuer. Steuern einräumt, der Tabak ein Gegenstand bleiben, der in erster Linie Rücksicht verdient. Jede höhere Besteuerung des Tabaks als die jeßige wird aber von der großen Masse der Tabainteressenten, näâmlich von den kleinen Fabrikanten, als eine langsame Abschlach- tung “d add der sie das Monopol mit einer billigen Entschädigung vorziehen. :

Das „Centralblatt für die Textilindustrie“ {ließt eine Üebersiht über die Lage der Textilindustrie in Elberfeld Ende 1881, wie folgt:

Im Ganzen darf der Rückblick auf das verflossene Jahr in geshäftliher Beziehung den Elberfelder Plaß befriedigen. Waren auch nicht alle Zweige der industriellen Thätigkeit von glänzenden Erfolgen begleitet, so konnten doch die meisten sich einer ausreichenden Beschäftigung erfreuen, und daß auch dem Arbeiter- stande Gelegenheit zu Verdienst in genügendem Maße geboten war, ergiebt sih aus dem erfreulichen Umstande, daß die Einlagen bei der Elberfelder Sparkasse im Laufe der leßten drei Quartale des ver- gangenen Jahres eine Zunahme von 192 500 M. erfahren haben.

d.

Neichstags - Angelegenheiten. : Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist der Reichstags- p A Ober-Landesgerichts-Rath Abt (Centr.) in Passau gestorben.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesundheit s- amts sind in der 16. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{\chnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 23,7, in Breslau 29,8, in Königsberg 31,6, in Cöln 29,8, in Frankfurt a. M. 23,4, in Hannover 28,4, in Cassel 37,6, in Magdeburg 21,6, in Stettin 26,5, in Altona 23,2, in Straßburg 30,7, in Met 26,4, in München 34,8, in Nürnberg 35,4, in Augsburg 37,1, in Dres- den 27,5, in Leipzig 21,7, in Stuttgart 22,6, in Braunschweig 31,9, in Karlsruhe 33,0, in Hamburg 28,4, in Wien 38,7, in Budapest 40,0, in Prag 37,2, in Triest 27,0, in Krakau 36,6, in Basel 32,8, in Brüfsel 27,4, in Amsterdam 25,7, in Paris 304, in Kopen- bagen 33,3, in- Stockholm 20,4, in Christiania 25,2, in St. Peters- burg 45,2, in Warschau 41,8, in Odessa 31,6, in Bukarest 23,4, in Rom —, in Turin 26,0, in Madrid 59,7, in London 21,1, in Glas- gow 26,7, in Liverpool 27,0, in Dublin 36,3, in Edinburg 21,7, in Alexandria (Egypten) 34,8. Ferner aus früheren Wochen: in New-York 30,0, in Philadelphia 26,2, in Chicago 24,8, in St. Louis 22,5, in Cincinnati 21,8, in San Franzisko 28,2, in Kalkutta 26,8, in Bombay 32,7, in Madras 38,3.

Beim Beginn der Berichtswoche herrschten in den meisten deutschen Beobachtungsorten nördliche und nordwestliche, in München westliche Luftströmungen, die in mittel- und westdeutschen Stationen bis nach Oft umliefen. Aber {on am 17. ging der Wind ziemlich allgemein nah Südwest und blieb bis zum 21. aus dieser Richtung wmelend, an welchem Tage sich an den oft-, nord- und mitteldeutschen Stationen nordwestliche, in Karlsruhe nordöstlibe Windrichtungen wieder geltend machten. Nur in München blieb Westwind bis zum Schluß der Woche vorwiegend, ging dann, wie auch in Karlsruhe, an demselben Tage nach Oft, an den Mittel- und Weststationen nach Südost. Die Temperatur der Luft war im Anfange der Woche cine niedrige und rief Nachtfröste in Bremen und Koniß hervor. Bald stieg jedoh die Luftwärme und überstieg an den meisten Stationen die normale. Niederschläge waren häufig, doch meist nicht ergiebig. Der beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft war mehrmaligen Schwankungen ausgeseßt. Der Barometer erreihte in der zweiten Wochenhälfte einen hohen Standpunkt, den er aber bis zum Schluß der Woche nit behaupten konnte. :

In der Berichtswoche gestaltete sich die Sterblichkeit in den meisten Großstädten Europas etwas günstiger, nur aus dem Norden und aus dem Westen werden mehrfach größere Sterblichkeitsziffern gemeldet. Für die deutschen Städte sank die allgemeine Sterblichkeits- verhältnißzahl auf 27,5 (von 28,2 der Vorwoche pro Mille und Jahr). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit wurde eine geringere. Von 10000 Lebenden \tarben pro Jahr 83 Kinder unter 1 Jahr, gegen 93 der Vorwoche, in Berlin 66 gegen 76.

Unter den Todeëursacen haben Masern, Scharlach, Keuchhusten, Darmkatarrhe der Kinder und entzündlibe Prozesse der Athmungs- organe (leßtere besonders in Süddeutschland) weniger, Diphtherie, Kindbettfieber und Pocken wieder mehr Todesfälle veranlaßt. Masern herrschen in Darmstadt, München, Paris, London, Manchester, Edin- burg, Kopenhagen noch in großer Ausdehnung, in Breélau, Berlin, Barmen, Wien werden sie seltener. Das Stharlafieber zeigt in Nürnbera, München, Cöln, Barmen, Wiesbaden, Wien, St. Peters- burg eine Steigerung, in Berlin, Bamberg, Erfurt, Elberfeld, Frank- furt a. M., Offenbach, Pest eine Verminderung der Sterbefälle. Diphtherie gewann in Berlin, München, Chemnitz, Königsberg, Danzig, Stettin, Hamburg, Hannover, Barmen, Offenbach, Paris, St. Petersburg, Warschau, Turin wieder mehr an Ausdehnung, wäh- rend in Elbing, Frankfurt a. M., Wien die Zahl der Sterbefälle er-

bli, in Dresden und London nur ein wenig kleiner wurde. Typhöse

ieber kamen nur in Eisenach, London und Pest häufiger vor. Todes- âlle an Flecktyphus wurden seltener, aus St. Petersburg kamen 16, aus Krakau 4, aus Warschau, Pest, Malaga je 2, aus Königsberg, Danzig, Posen, Beuthen O.-S., Triest, Valencia, Saragossa, Gra- nada p 1 zur Meldung. Todesfälle an Darmkatarrhen der Kinder waren nur in Breélau, Straßburg, Paris, St. Peteröburg häufiger. Auch Todesfälle an Keuchhusten waren meist seltener, gesteigert war die Zahl der Opfer nur in Bremen, Cöln und Karlsruhe, vermindert in lin, Braunschweig und London. Pocken gewannen in Wien,

, Krakau, London, Paris, Warschau wieder an Ausdehnung, in

t, Petersburg und Prag zeigten sie sich in beschränkter Zahl. Ver- einzelte Pockentodesfälle werden aus Genf, Rotterdam, Chriftiania, Bukarest und Saragossa gemeldet, Aus deutschen Städten kamen 10 Todeésfâkle zur Anzeige, davon entfielen auf Essen 4, auf Beuthen O.-S., Bamberg, Berlin, Leipzig, Straßburg, Darmstadt je 1, Neue Pokenerkrankungen wurden nur einige wenige aus den Re- gierungsbezirken Trier und Königsberg gemeldet.

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__— Nat den amtlihen Answeisen warex wie in den beiden Vor- jahren auch im verflossenen Jahre 1881 die Einlagea in den 86 in Böhmen bestehenden Sparkassen höher als die Rückzahlungen, während in dem Zeitraume von 1873—78 regelmäßig das umgekehrte ungünstigere Verhältniß zu verzeihnen war. Dieser erfreulihe Um- [drn sei um so bedeutsamer, ols gerade iw den leßten drei Jahren ast alle Sparkaffen ihren Zinsfuß herabgeseßt hätten, fo daß große Kapitalien denselben entzogen und anderweitig frachtbringender angelegt worden seien. Da troßdem die Summe der Einlagen in den leßten drei Jahren progressiv steige, so weise dieses Resultat jedenfalls auf den fteigenden Sparjinn der Bevölkeruna, wie überhaupt auf die fort- screitende Besserung der volkswirthschaftlichen Verhälfnisse in Böhmen. Die Zahl der Einleger „war um 18022 (im Vorjahre um 18 089) höher, als jene der Rückfordernden, demzufolge ih auc die Ein- lagen um rot. 2 427 997 Fl. (im Vorjahre um 3141 162 Fl.) höher stellten als die Rückzahlungen. Im Vergleihe mit dem Vorjahre stieg die Zahl der Einleger um 11039 (im Jahre 1880 nur um 1388) und die Summe der Einlagen um 4508018 Fl (im Jahre 1880 nur um 3 205 380 Fl.). Die Zahl der Rüfordernden stieg um 11 106 (im Vorjahre noch um 26 065) und die Summe der Rück- zahlungen um 5 221 183 Fl. (im Vorjahre noch um 7250332 Fl.) Die größte Anzahl von Einlegern (40 354) gab es wie gewöhnlich im Monat Januar (im Vorjahre betrug dieselbe im gleihen Monate 41 722), die geringste (23519) kommt dagegen im Monat Juni vor (im Vorjahre im September mit 21522); Die meisten Einlagen (7353069 Fl.) weist wie immer gleich- falls der Monat Januar auf (im Vorjahre 8 660738- Fl.), die wenigsten dagegen (4 980 781 Fl.) der Monat Juni (im Vorjahre der Monat September mit 4 289 316 Fl.). In acht Monaten (im Vorjahre nur in fünf) waren die Einlagen größer als die Nückzah- lungen, während in den übrigen vier das umgekehrte ungünstigere Verhältniß stattfand. Die größte Zahl der Rückfordernden (39 434) kommt gleichfalls im Monate Januar vor (im Vorjahre in demselben Monat mit 37 519), die geringste dagegen (20 753) im November (im Vorjahre im Dezember mit 29793); bei den Rückzahlungen weist auch diesmal der Monat Juli die höchste (7 251 469 Fl.), da- gegen der Monat Dezember die niedrigste Summe (5338 496 Fl.) auf, während im Vorjahr die leßtere auf den März entfiel. Durch- \{nittlih gab es allmonatlih 28 311 Einleger (im Vorjahre 27 390) und 26 901 Rückfordernde (im Vorjahre 884), sowte 6243 641 Fl. Einlagen (im Vorjahre 5 869 973 Fl.) und 6041 300 Fl. Nückzah- lungen (im Vorjahre 5 606 210 Fl.).

/ 4 Gewerbe und Handel.

Die Märkisch-Posener Eisenbahn hatte im Jahre 1881 incl. Vortrag aus 1880 eine Gesammteinnahme von 3710 163 , davon aus dem Personenverkehr 1 055 789 6. aus dem Güterverkehr 2290 148 4. Die Betriebsausgaben bezifferten sih auf 1794 163 4; aus dem Gewinn waren dann zu verwenden: für Verzinsung der Prioritäts-Obligationen 135 000 F, für Amortisation derselben 15 000 4, für den Reservefonds 46 500 4, für den Erneuerungs- fonds 311 142 4, für Eisenbahnfteuer 33 461 #, für Tantièmen 19575 Æ für Dividende auf die Stammprioritäten endlich 1087 500 M; von dem dann noch verbleibenden Gewinnbetrag wer- den auf den Stammprioritäten-Coupon von 1872 6 #4 pr. Stü, in Summa 217 500 4, bezahlt.

Dem „Dresdn. Journ.“ entnehmen wir folgenden weiteren Bericht von der Leipziger Messe: In der Seiden- und Ma- nufakturwaarenbranche kann man das Geschäft nicht lebhaft nennen. Es find auch in dieser Saison, wie {hon im Laufe der leßtverflossenen, nur cinige Artikel, die als besonders gangbar hingestellt werden können. In wollenen und halbwollenen Kleiderstoffen spielen die kleinkarrirten Sachen eine große Rolle; ja in einigen Dispositionen tritt ab und zu Mangel ein. Die karrirten Sachen werden sehr viel mit glattem wollenen Stoff verarbeitet. Für den eleganten Gebrauch werden glatte reinwollene Stoffe, Geraer und Greizer Fabrikat hauptsächlich gekauft. Als beliebtes Gewebe is Cachemir, Batist und leiche Crepes foulés zu nennen; als neue Farbe sind blen husard, auch blen invalide oder bleu national und ebenso die grünlihgelben Schattirungen hervorzuheben. Diese glatten Stoffe werden nur durch die elegantesten rein- und halbseidenen Besäße ausgepußzt. Als Be- saß ift zu nennen glatter Atlas, Faille, Radames (sehr beliebt) ferner Satin, karrirt Moirée, karrirt Muire raye, Damassé 2c. Mit einem Worte, die Besäte bilden heute die Mode; es werden Besäße der Meter bis 20 und noch theurer gekauft. Die Seidenfabriken find dadur fehr stark beschäftigt, dazu kommt noch, daß die Damen- welt wieder anfängt, klein karrirte Seidenstoffe zu ganzen Kleidern zu kaufen, und außerdem wird ja in der Konfektionsbranhe für Pa- letots und Umhänge viel Seide verwendet, Für glatte wollne und auch baumwollne Stoffe werden nun auch die beliebten Stiereien, die gewiß zum Winter eine enorme Rolle spielen werden, in großen Massen verarbeitet. Plauen is in diesem Artikel kolossal be- \ckäftigt, es wird Tag und Nacht gearbeitet; bis vor Kurzem war dieser Artikel ab und zu gar nicht zu erlangen. In baum- wollenen Stoffen grenzt die Mode ganz an die vorjährige an, nur sind hier fkarrirte Zephirstoffe hinzugekommen. Das Geschäft in diesem Artikel is für die Grossisten ausgezeihnet gewesen, welcbes ertra noch durch die Hausse in Baumwolle unterstützt wurde. Die Konfektionsbranche ist als gut zu bezeihnen. Die Saison hat infolge des {önen Wetters im März sehr zeitig begonnen und bis jeßt ist dasselbe lebhaft fort egangen. Es werden hier. sowohl an- \{ließende Paletots als Umhänge gekauft; in der Hauptsache geht fast nur s{warz. Es werden wollne (Geraer und Greizer Fabrikat) und seidne (Damaßé in erster Beziehung, Satin Soleil und Radames) hauptsächlich verarbeitet. Ueber die Tuchmesse ist Folgendes zu berihten: Das warme milde Wetter hatte viel dazu bei- getragen, das lange vor Beginn der Messe Sommerstoffe ein vielbegehrter Artikel blieben und daß die Fabrikanten wohl seit vielen Jahren keine solhe starke Nachfrage nah Sommer- und Demistoffen erlebt haben, als dieses Jahr. Unsere großen Etablissements in Cottbus, Forst, Peiz, waren leßte Neujahrmesse noch reihlich mit Aufträgen versehen worden, und da die pressanten Nacbestellungen Tag für Tag von Kunden einliefen, die gewohnt waren, sofort bedient zu werden, so sah man sich genöthigt, die Nächte zu Hülfe zu nehmen. Wenig, sehr wenig Waare stellte sih zur Messe ein. Nouveautés waren alle bestellt, und wurde je hier und da ein Ballen davon geöffnet, so war er sofort verkauft. Cin wahre Suche na hübschen Mustern fand statt, und gar mancher Käufer trat unbefriedigt seine Heimreise an. Cott- bus, unser deutsches Leeds, hatte ganz wenig zu Markt gebracht; was da war, bestand in Betouren oder wenig gelungenen Mustern. Die grofen Fabrikanten hatten von Haus aus ihre Waaren an Zwischen- bändler abgegeben, da es ih nicht verlohnte, mit wenigen Stücken hierher zu kommen. Forst verkaufte in den zwei ersten Meßtagen vollständig aus. Selbst Sacen, die in der letzten Zeit nit so leicht Käufer fanden, wurden {lank genommen. Ein dortiger Fabrikant, der diesmal blos mit Mustern hinkam, nahm soviel Aufträge mit ps daß er bis über Johannis hinaus vollständig besetzt ist. Sprem-

erg, das sonst diese Messe immer sehr viel Waare bringt, hatte so wenig zugefahren, wie kaum je zuvor und wenig wird zurückgegangen sein. Auch Peiz, das so nette Kammgarnstoffe liefert, wird mit dem Verlauf zufrieden sein. Großenhain und Luckenwalde waren nicht sehr befriedigt, das tes aber zum Theil darin, daß diese Fa- brikanten weniger mit Grossisten arbeiten, die Meßkundschaft Fe genöthigt war, lange vor Beginn der Messe bei den Grossistea zu estellen. Leisnig giebt \sich rechte Mühe, in Mustersachen etwas Ordentliches zu leisten, und finden dessen Fabrikate bei mäßigen Preisen gern Nehmer, Kirchberg, Lengenfeld 2c. fanden für ihre geringen Tuche einen s{lanken Absaßy, da Norwegen, Schwe- den, Holland, Süddeutshland und die Schweiz vorzugs- weise diese Tuche kaufen. Kamenz, Finsterwalde und Bischofs- wer werden ihre Fabrikation in \{chwarzen Tuchen und Croisé’'s einshränken müssen, um wieder ein gesundes Geschäft zu bekommen. Die Kammgarne nehmen das Feld vollstän- dig ein. Sagan, Sommerfeld, Sorau, Schwiebus finden au nit immer den gewünschten Absah auf der Messe, e für Tuche, die für den Export bestimmt sind, da doch meistens fris gelieferte

Waare naæch Musser der“ Mefrvaare vc-xezogemr wird. Crimmäschau un® Werdxa eine vorzügliche Messe gehabt, fo daß viele Fabrikanten der Nachfrage nah Waare niht Senüge leisten Fonnten. Vieles, was zu Hause noch irgend fertig geschaft werden fonnte, km noch per Eilgut nach hier Neuëamm und Grüneserg haben ihre regel- mäßige Kundschaft ire Livrées.. Wagen- und Ueferungstuchen un&bleibt es sih mit deren Umfäßen wohl immer ziemlich glei. Vielseitig ist die Beobachtung gemacht worden, daß wohl die kritische Zett für die Leipziger Tuchmesse vorüber is. Gar viele Fabrikanten batten, oder wollten fih von dxr Messe losfagen un? das Reisegeshäft oder Berlin poussiren. Sei* den 80er- Jahren ift: wirder ein gediegener Aufschwung in diese Branche gekommen, und" wenn auch vielleicht wegen des flotten Geschäftsgangs niht mebr Waare nach hier: ge- kommen ist, so stellen ih dod Ein- und Verkäufer wieder ein, die sonft E mehr e Ps B) Wien. 2. ai. (W. T. B) Der Verwaktungsrath der österreiwisch-französischen Staatsbahn beso, bie Ge-- neraldirektion aufzufordern, mit Zuziehung jener” Herren, welche die- Punktationen mit Ungarn vereinbarten, einen definitiven Vertrags-

entwurf auszuarbeiten, über welchen fodann im Etnvernehmen mit“

dem Pariser Comité endgiltig Befehl t den:

Washington, 1. Mai. ao Ce s etger hat den Rest der prolongirten sech8prozentigen È aon R S Juli ha 9. August 186! im Gesammts- ‘etrage von oll: zur Amortifir inb . DI s zinsung derselben hört am 1. Juli c. O L e ME

Plymouth, 1. Mai L Be

mouth, 1. Mai. D. ) Die b :

E Es „Silesia“ und „Simbria“ a iee E,

New-York, 1. Mái: (Wi T, B.) Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ und der Dampfer d A A \chen Lloyd „Mosel“ sind hier fart A E

Berlin „. 2: Mai 1882.

L In der Juristishen Gesell\ch{ aft fand am Sonnabend die teuwahl des Vorstands statt. Gewählt wurden: Geheimer Oker: Finanzrath Koch zum ersten, Amtsgerichts-Rath von zur Westen zum zweiten Vorsitzenden, Geheimer: Justiz-Rath von Wilmowski zum Schatzmeister, Amtsgerichts-Rath Professor Dr. Rubo zum Biblio- thekar, Landgerichts-Rath Fleis{mann zum Ordner, Justiz-Rath Meyen zum erften und Amtsgerihts-Rath Freiherr Dr. von Kirh- bach zum zweiten Schriftführer. Nach lebhafter Diskussion wurde. in derselben Situng gleichzeitig der Beschluß gefaßt, von- jeßt ab die Thätigkeit der Gesellschaft dadurch wieder zu einer fornell abgerun- deteren und produktiveren zu machen, daß für jede Sitzung eine be- stimmte These aufgestellt, diese durd Referenten und Korreferenten

erläutert und nach stattgefundener Disk ; N bracht werden soll. pel iskussion zur Abstimmung ge

Der Centralvorstand in Leipzig macht bekannt. da die 36. Hauptversammlung des Gesammtvereins der @ Tan: Adolf-Stiftung in den „Tagen vom 12,—14. September d: F. in Leipzig, der Geburtsstätte des Vereins vor nun 50 Jahren, stattfinden soll, und ladet die Mitglieder und Freunde des Vereins zu recht zahlreiher Betheiligung ein. Etwaige Vorträge find unter

Bezeichnung des Gegenstandes bis Ende August beim Centralvorstand anzumelden. /

Im Kunstsalon von Emil Ph. Meyer & Co. hierselbst Zaubenstraße 34, ist das Gabriel Marsche Gemälde ‘Es ift vol: bracht“ nunmehr bei künstlicher Beleuchtung zu sehen, jedo muß die: Ausstellung des Bildes bereits mit Sonntag, dem 7. d. M,., enden, da

E Arrangements eine längere Dauer derselben nicht zu=- assen.

__ Trier, 29. April. (Tr. L. Ztg.) Der heutige Tag wird für die Bewohner von Trier stets in angenehmer Erinnerung bleiben An demselben wurde das neue Gebäude für Poft und Teles- graphie eröffnet, welches durch seine \{chönen Formen der Stadt zur Zierde gereiht und dur seine großen, zweckmäßigen Räume so- wohl dem zahlreichen Beamtenpersonal als auch dem auf die Ver- kehrsanstalten fo vielfa angewiesenen Publikum die größte Bequem- Or M E s f

m1 r hatten sich in der großen, \{önen Halle, welchbe für den Verkehr des Publikums bestimmt ift, das tau erna un

Post und Telegraphie und die mit den Bauarbeiten betraut gewesenen Meister eingefunden ; auch den Vertretern der Presse war der Zutritt gestattet worden. Es erschien darauf der Geheime Ober-Regierungs- Rath und vortragende Rath im Reichspostamte, Kind, in Begleitung des Dber-Post-Direktors, Geheimen Postraths Kühne. Der Geheime Ober-Regierungs-Rath Kind hielt zur Eröffnung des Postgebäudes eine Ansprache.

Die Münchener Schauspielergesell saft, welche si{ seit mebreren Jahren bereits der Gunst des Berliner Publi erfreut, hat bei uns wieder ihren Einzug gehalten. Am Sonntag eröffneten die Mit- glieder des Königlichen Theaters am Gärltnerplaßz in München ihr Ensemble - Gastspiel unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Hrn. Mar Hofpauer an der Stätte ihres vorjährigen Erfolges, im Wallner-Theater. Sie wählten zur ersten Aufführung ein Stück, das dem Ber- liner Publikum \{chon vortheilhaft bekaunt is, nämlich den „Prozeßhans'l*, Volks\chauspiel mit Gesang in 4 Akten von Dr. Ganghofer und H. Neuert, Musik von Voith. Die Handlung dieses Volksstücks führt uns in das baye- rische Hocbgebirge, wo der Bauer noch stolz, \elbstbewußt und in markiger Kraft auf dem eigenen Grund und Boden \ißt und herrscht. Von der wirkungsvollsten Seite zeigt uns der Autor das Denken, Thun und Treiben dieser Gebirgsbewohner, die ebenso naturwahr und eindrucksvoll von den Münchener Gästen dargestellt werden, Den Titelhelden stellte Hr. Neuert (Andreas Lehn- dorfer) mit großer \{hauspielerisher Gewandtheit dar. Schon beim Auftreten konnte man in ihm nach Maske und Bewegung den erbitterten streitsühtig-n Prozessirer erkennen. Ergreifend ge- staltele sih sein Spiel in der Scene, als die Boten-Lis'l den Prozes- hans'l ihrem Sohn als seinen Vater bezeihnet. Das starre Uns gerührtbleiben, das ihm nur mit Mühe gelingt, und das Zusammen- brechen, als er wit si allein ist, brate er meisterhaft zur Geltung. Frl. Schönen (Boten-Lis"l) rundete ihre Partie dur ihr verständ- nißvolles, ungekünsteltes Spiel zu einer vorzüglichen Leistung ab. Be. Ba (Burg'l) war eine anmuthende, demuthôvolle und zaghafte

ochter. Außerdem sind noch von den Damen Frl. Leeder

(Resi) und Frl. Smidt als \{mudckde Oberdirn mit ihrer kräfti» gen flangavollen Stimme zu erwähnen. Der Gemeindedienex des Hrn. Hofpauer war eine ergößlihe Figur; die Herren Otto Beck und Albert gaben ein gemüthvolles und dramatish belebtes Bild in der Darstellung der beiden Burschen Franz'l und Toni, Ein er- quickender, kräftiger Hauch zog sih dur die ganze Darstellung, die einen nahaltigen Cindruck auf das Publikum nicht verfehlte. Die Darsteller erfreuten si{ reihen Beifalls, der ihnen bei ihren vorzüg- lihen Einzelleistungen und dem musterhaften Emsemblespiel p Y ferner nit fehlen wird.

Redacteur: Riedel. Verlag der Erpedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Dagsgen hat

SwWaßsekretär-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„M 103.

Berlin, Dienstag, den 2. Mai

Nichtamlliches.

Preußen. Berlin, 1. Mai. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (15.) Sißung des Herrenhauses erklärte Freiherr von Landsberg, jeder Vorlage gern zustimmen zu wollen, welche den bestehenden Nothständen der katholischen Bevölkerung abzuhelfen im Stande sei, und die niht mit der gewissenhasten katholishen Ueberzeugung im Widerspruch stehe. Habe man bisher dem allgemeinen Prinzip der dis- fretionären Gewalten widersprehen müssen, so er- kenne er doch gern in der Vorlage den ersten, stets maßgebenden Schritt zum Frieden. §. 1 der Vor- lage sei deshalb unverfänglich, weil er die der Staatsregierung durch Geseß zustehende Gewalt lediglih auf ein bestimmtes Gebiet beschränke, und weil er den Wunsch der Regierung nah Frieden deutlih hervortreten lasse. Von einem „Triumphe“ der Küche über den Staat könne gar nicht die Rede sein; die Annahme des §. 2 namentlih werde die Autorität des Staates bei den katholischen Unterthanen, statt zu erschüttern, nur heben und befestigen. Der konservativen Partei des anderen Hauses gebühre aller Dank für das Zu- standekommen der Vorlage. j

Herr von Kleist-Revow führte aus, die Rede des Pro- fessor Dove erinnere an die s{hlimmsten Jrrthümer der preußi- schen Geseßgebung; der Bericht der Kommission enthalte eine feine Satire der juristischen Verirrungen dieser Zeit. Wenn weiter nichts erreiht wäre, als die Beseitigung des Kultur- examens, dann könnte die evangelische Kirche {hon zufrieden sein. Wolle der Staat die Grenze zwischen Kirche und Staat reguliren, dann müsse er doch Fühlung mit der Kirche be- halten, und dazu sei die Frist bestimmt; die Verhandlungen sollten zur Verständigung führen ; deshalb sei auch die Frist bis 1. April 1883 zu kurz bemessen gewesen. Was den Bischofs- artikel angehe, so kämen die Bedenken dagegen von zwei ver- e Seiten; die einen sagten: die Zurückberufung der

ishöfe sei allein Sache des Königs und seines Begnadi- gungsrechtes; die anderen fürhteten die Rückkehr der Bischöfe, weil dies ein Triumph der Ultramontanen wäre. Wenn der König wissen wolle, ob im Volke, in der Volksvertretung die Strömung mächtig genug sei, die eine Beendigung des Kam- pfes wolle, dann müße ihm das Herrenhaus zur Seite stehen ; dasselbe könne aber das Vertrauen haben, daß die Hohen- zollern keine Begnadigung gewähren würden, welche die Auto- rität des Staates s{hädigen könnte. Der Artikel über die Anzeigepflicht sei niht von der Bedeutung, wie dies von mancher Seite hervorgehoben; auf Grund des Vorschlages wäre eine Einigung doch nicht erzielt worden. Ein Schritt auf dem Wege zu dem erstrebten Ziel sei die Vorlage, um deren Annahme er bitte.

Der Referent Graf zur Lippe bemerkte, daß in der Kom- mission eine Verurtheilung aller kirchenpolitishen Geseße nicht stattgefunden habe. Man dürfe do nicht vergessen, daß diese Geseße vom Ministerium Se, Majestät eingebraht und ver- theidigt seien; es sei doch nicht konservativ, die Kontinuität im Ministerium zu untergraben; auch habe Se. Majestät die Maigesetze sanktionirt. Wenn es sich um die Fürsorge für den Nothstand der Gemeinden handle, dann treffe der Vor- wurf diejenigen, welche den Artikel 5 abgelehnt hätten, der

erade die Anstellung von Seelsorgern erleichtern sollte. Die atholische Kische habe sih früher dur einseitige Akte von dem Ausfsichtsreht des Staates zu befreien gesucht; dem gegen- über habe der Staat einschreiten müssen. Der Redner empfahl im Namen der Kommission die Annahme der Vorlage, legte aber des Längeren seinen persönlichen Standpunkt dar, von welchem aus er zur Ablehnung des Artikels 2 komme.

Damit {loß die Generaldebatte. Jn der Spezialdiskussion wurde Artikel 1 nach einigen kurzen Bemerkungen des Herrn Adams und des Herrn Dr. Dove nah dem Vorschlage der Kommission des Herrenhauses angenommen.

Zum Artikel 2 lag ein Antrag des Herrn Dr. Beseler vor.

Herr Dr. Beseler begründete denselben, indem er hervor- hob, daß der Artikel 2 gegen ein rechtskräftig erlassenes ge- richtliches Urtheil angehe; das sei in der deutschen Geseßgebung unerhört ; selbst wenn den Geseßen rücckwirkende Kraft bei- gelegt werde, ständen sie immer vor rechtskräftigen Urtheilen still. Das wäre ja die Omnipotenz der Geseßgebung, die sih an die Stelle der Rechtspflege seße. Der Artikel 2 würde, wenn er zur Anwendung komme, nicht den Frieden sondern den Unsrieden herbeiführen. Aber man habe ihn angenommen, weil er für die Staatsregierung ein wirkungsvolles Verhand- lungsmittel sei; das Centrum habe ihn acceptirt, weil die Rück- kehr auch nur eines Bischofs ein Triumph für die Kirche, eine Niederlage für den Staat sein würde; die Konservativen

laubten Parteipolitik zu treiben. Die Verbindung weltlicher Zwecke und kirchlicher Mittel, kirhliher Zwecke und weltlicher Mittel habe zu einem der größten Schäden des Mittelalters, zur Simonie geführt; er scheue sich nit, dies Wort auszusprechen. Jndem man in dem Artikel das Wort „frühere“ (zum Schluß des Alinea 1 „in seiner früheren Diözese“) gestrichen, habe man dem Standpunkte des Staates den der Kirche substituirt. Das sei kein Kompromiß, das sei die Unterwerfung. Das stolze Staats\chiff Preußen streiche die Flagge vor dem Vatikan. Deshalb beantrage er, die Worte „seine Diözese“ zu streichen.

Herr Adams erklärte sich für den Antrag Beseler, aber gegen den ganzen Artikel 2, der eine unrichtige Beshränkung des Begnadigungsrechtes enthalte. Denn nach demselben würde in jedem Falle, wo der König einen Bischof begnadige, “iben die erledigte Stelle wieder besett sein; das sei aber

aatsrehtlich unmögli.

Der Justiz-Minister Dr. Friedberg erkannte an, daß die assung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses eine s{lechtere ei als die der Vorlage. Es handele sich nicht um eine Be- chränfung des Begnadigungsrechtes ; dieses gehe nur so weit

als die Strafe gehe; durch einen Ausspruch Königlicher Ge- walt könne also nichts hergestellt werden, was außerhalb der Macht des Königs liege; dahin gehöre die Besezung eines Bischofssizes. Uebrigens habe der Referent gan recht gethan, daran F erinnern, daß die so vie angege! enen Maigeseße die Zustimmung des Herrenhauses

die Königliche Sanktion gefunden hätten. Wenn nun

auch die Fassung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses eine schlechte sei, so liege doch in der Aenderung die Gefahr, daß gar nichts zustande komme. Deshalb bitte er, die Vorschläge Mer Tan anzunehmen, und von doktrinären Bedenken abzusehen.

Der Kultus-Minister von Goßler erwiderte auf die Rede

des Herrn Dr. Beseler, daß der Staat nicht daran denke, die Flagge zu streichen ; die staatsrechtlichen Bedenken, welche man gegen die Auslassung des Wortes „früheren“ geltend machen könne, würden wohl dadurch beseitigt, daß in dem Artikel stehe, der Bischof gelte nah der Begnadigung „wieder“ als Bischof seiner Diözese.

Nach kurzen Bemerkungen der Herren Graf von der

Sculenburg-Beeßendorf und Dr. Beseler wurde hierauf in namentlicher Abstimmung Artikel 2 mit 84 gegen 36 Stim- ari E, und um 41/2 Uhr die weitere Berathung vertagt.

Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (57.) Sitzung

seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Erhebung einer Hundesteuer, mit der Diskussion des §. 3 fort. 8. 3 lautet nach der Fassung der Kommission :

Die Hundesteuer wird als Kreis\teuer von den Kreisen erhoben, ihr Ertrag fließt in die Kreiskommunalkasse. Die Höhe der Steuer unterliegt innerhalb der im §. 2 bezeichneten Grenzen der Feststel- lung der Kreisvertretung. Die Kreissteuern können vom 1. April 1885 an nur von fünf zu fünf Jahren abgeändert werden.

Den Gemeinden des Kreises, mit Aus\{luß der selbständigen Gutsbezirke, bleibt es jedoch vorbehalten, die für den Kreis fest- gestellten Steuersäße, mit Genehmigung der kommunalen Aufsichßts- behörde, für ihren Bezirk, im Falle des §. 2 unter a. bis zu einer D und im Falle des §. 2 unter b. bis zu zwanzig Mark zu erhöhen.

Die Steuersätße sind für alle Steuerpflichtigen gleichmäßig festzuseßen.

Hierzu beantragten die Abgg. von Risselmann und

von Holÿ:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: An Stelle des §8. 3 zu 1 wie folgt:

Die Hundesteuer wird von der Kreisvertretung innerhalb der in N Grenzen für alle Steuerpflichtigen gleichmäßig estgesetzt.

! E Erträge dieser Steuer werden, insoweit sie in den einzelnen Gemeinden aufkommen, den betreffenden Gemeinden mit Ausnahme der Gutsbezirke überwiesen.

Die Erträge aus den Gutsbezirken werden bei der Kreis- fommunalkasse als gesonderter Fonds verwaltet, über dessen Ver- wendung in den Provinzen, in welchen die Kreisordnung vom 12. Dezember 1873 gilt, der Kreisausschuß, in den übrigen Pro- vinzen die Kreisvertretung zu Gunsten öffentlicher, kommunaler Interessen innerhalb der Gutsbezirke beschließt.

„8, 3a.

Den Städten, sowie den Landgemeinden des Kreises bleibt es vorbehalten, zu den von der Kreisvertretung festgestellten Steuer- säßen, sofern dieselben die nah §. 2 zulässigen Höchstbeträge nicht erreichen, mit Genehmigung der kommunalen Aufsichtsbehörde bis zu diesen Beträgen Zuschläge festzuseßen.

Der Aba. Richter beantragte zum Antrage Risselmann und von Holtz, daß die Hundesteuer von den Gemeinden für die Gemeindebezirke, von den Kreisen für die selbständigen Gutsbezirke veranlagt werden solle.

Endlich beantragten die Abgg. Dr. Windthorst und Frhr. von Schorlemer-Alst :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Dem §8. 3 ein 4. Alinea zuzufügen, lautend:

Von der Steuer befreit bleiben die zur Sicherheit der isolirten, außerhalb der Städte und Dörfer gelegenen Wohnungen benöthigten Hunde, und zwar für jedes Gehöft ein Wachthund.

Der Abg. von Holtz bemerkte, es sei ungewöhnlih, daß ein Mitglied der Kommission gegen die Anträge derselben stimme, indessen sei ihm auf eine Anfrage bestätigt, daß die Kommission mit seinem Antrage einverstanden sei, und ih denselben angeeignet haben würde, wenn derselbe hon wäh- rend der Kommissionsberathungen gestellt worden wäre. Die Kommission habe sih gegen die Ueberweisung der Steuern an die Gemeinden entschieden, aber damit nur wenig die Be- dürfnisse der westlihen Provinzen berücksichtigt. Das einzige Bedenken habe bei den Gutsbezirken gelegen. So wenig er nun verkenne, daß auch diese ähnlihen Bedürfnisse und Jn- teressen wie die Gemeinden hätten, würde doch dasselbe Ver- fahren ihnen gegenüber den Zweck des Geseßes durchbrechen. Er bitte daher, seinem Antrage zuzustimmen.

Der Abg. Dr. Wind:horst erklärte, die Fsolirung der Höfe in Westfalen sei eine derartige, daß dieselben Raubanfällen und Diebstählen in höchstem Maße ausgeseßt seien. Da sei es weder recht noch billig, wenn die zur Bewachung verwendeten Hunde noch mit einer Steuer belegt werden sollten. Er einpfehle daher seinen Antrag.

Der Abg. Richter betonte, man spreche immer von einer Entlastung der Städte, und doch wolle man ihnen hier eine Steuer nehmen, die sie hon besäßen. Die Erhebung der Hundesteuer sei übrigens auch niht \o einfach, als man hier anzunehmen scheine. Der Abg. von Meyer habe ganz Recht, dieselbe erfordere ein ordentliches Civil- Fandaregister für Hunde. Es müßte eine besondere Polizei organisirt, und Hundefänger angestellt werden für den Kreis, so daß in der That der Landrath, der sih mit dieser Neuord- nung zu befassen hzbe, nicht zu beneiden sei. Sein Amende- ment sehe auf dem Boden des Risselmannschen Antrags. Es wolle nur den Gemeinden bei der Festseßung der even das Recht der Mitbestimmung einräumen, Die Realifirung einer solhen Bestimmung sei recht gut möglich, da die Städte organisirte Vertretungen hätten, die den Gutsbezirken ab- gingen. Man gebe also den Gemeinden für die Feststellung der Hundesteuer den nöthigen Spielraum, damit denselben nicht von der Kreisvertretung ein Steuersay oktroyirt werde, der ihnen nicht passe.

Abg. Dirichlet erklärte sich für das Amendement Windthorst, das für die ostpreußishen Verhältnisse vielleicht noch mchr als für Westfalen geeignet sei. Die Höfe seien in Ostpreußen sehr klein und durch zur Haltung von ge Hunden benöthigt. Wollte man diese mit Steuer belasten,

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so würde das jährlih 2 ausmachen, also mehr als oft die Gebäudesteuer betrage. Er frage sodann, ob auch die städtischen iger art im §. 2 aufgeführten Steuerermäßigung theilhaftig ein sollten.

Der Regierungskommissar, Landrath von Bonin entgegnete daß auch die Förster der Kommunen an den Vergünstigungen partizipirten. Gegen das Amendement Windthorst müsse sich die Regierung ent)cieven erklären, da eine Steuererxemtion der isolirten Höfe eine Bresche in das Prinzip des -Geseßes legen würde. Die Gegner der Hundesteuer hätten auch an das Ge- müth der Hörer appellirt. Aber man vergesse die Schatten- seiten: die Hunde seien die alleinigen Verbreiter der Tollwuth, sie seien auch Träger des Band- und Drehwurmes, und der Räude und Schafpocen, vor Allem trügen sie viel mit zur Verschleppung der Rinderpest bei, da sie sich immer den mili- tärishen Cordons zu entziehen wüßten.

Der Abg. von Holy erklärte, daß die Sicherheit und der obligatorishe Charafter der Steuer erfordere, daß sie un- abhängig von den Gemeinden von einem besonderen Körper festgeseßt werde. :

Der Abg. von Tepper-Laski verwarf den Antrag Richter, der einen Antagonismus zwischen Gutsbezirken und Kom- munalbezirken schaffen werde. Die Kontrole der Hunde sei auf dem Lande nicht so shwer, als sih der Abg. Richter das denke, der mit den ländlichen Verhältnissen nur wenig vertraut scheine. Mit dem Antrag Windthorst würde das BEROY durchbrochen werden, wonach kein Hund steuerfrei sein solle. Es sei übrigens {wer zu unterscheiden, wo der isolirte Hof aufhöre und die geschlossene Ortschaft anfange.

Der Abg. Richter glaubte, daß die Gemeinden kaum dankbar dafür sein dürften, wenn man die Festseßung der Steuern einer außerhalb stehenden Jnstanz überweisen wolle. Allgemein werde dieses Geseß als ein tiefer Eingriff in die fommunalen Freiheiten empfunden werden.

Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, es komme nicht darauf an, zu definiren, was ein ifolirter Hof sei, sondern zu untersuchen, ob die isolirten Höfe der Exemtion bedürften.

Hierauf wurde der Antrag v. Risselmann mit dem Amen- dement Richter vom Hause angenommen.

8. 4 wurde von dem Hause ohne Debatte nach dem An- trage Risselmann in folgender Fassung angenommen :

In den Gemeinden, wo durch Vertrag die Erträge der Hunde- steuer ganz oder antheilig einer besonderen Anstalt oder Stiftung überwiesen sind, behält es dabei auch in Hinsiht der nah §8. 3 E b a. nunmehr anderweit festzuseßenden Steuerbeträge sein Be- wenden.

8. 5 lautet nach der Fassung der Kommsision :

Zur Entrichtung der auf das Halten von Hunden eingeführten Steuern find auch die von den direkten Gemeinde- und Kreisab- gaben befreiten servisberehtigten Militärpersonen des*aktiven Dienst- standes verpflichtet. Die von denselben zu zahlenden Beiträge fließen jedoch nicht in die Gemeinde- oder Kreiskommunalkafse, Jandern sind nah Abzug von 3 9/0 Hebegebühren zur Verwendung ür militärische Wohlthätigkeitszwecke an die Militärbehörden ab- zuführen.

Die Abgg. Dr. Seelig und Richter beantragten : die Worte: „die von demselben zu zahlenden Beträge . . . .“ bis „an die Militärbehörden abzuführen“ zu streichen.

Der Abg. Dr. Seelig befürwortete seinen Antrag. Die Königliche Verordnung, wonach die Offiziere die Hundesteuer nicht zu zahlen hätten, sei niht in allen Provinzen publizirt worden, und komme in Schleswig-Holstein und in Hessen- Nassau niht zur Anwendung. Dort werde die Hundesteuer von den Offizieren an die Gemeindekasse abgeführt. Vom finanzpolitishen Standpunkte sei cine Bestimmung, wie sie dieser Paragraph treffe, unzulässig, da derselbe die Einnahme- quellen der Gemeinden s{chmälere.

Der Regierungskommissar Geh. Regierungs-Rath v. d. Brincken entgegnete, die Offiziere der preußishen Armee seien auf Grund der Verordnung von 1829 von den direkten Kom- munallasten, wozu auch die Hundesteuer zu rechnen sei, befreit. Diese Bestimmung sei 1867 auch auf die neuen Landestheile übertragen worden. Wenn angeführt sei, daß in einigen Pro- vinzen andere Zustände beständen, so sei er niht in der Lage, Auskunft hierüber zu ertheilen. Jn Betreff Hessen « Nassaus sei allerdings durch den Kriegs-Minister festgestellt worden, daß die Königliche Verordnung auf diesen Landestheil keinen Einfluß habe. Aber daraus könnten doch die Gemeinden für sich nicht das Necht_ herleiten, die Hundesteuer der Offiziere für die Gemeindekassen einzuziehen.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, der Antrag Seelig beweise, wie richtig es sei, die bestehenden Zustände geseglih zu fixiren, hon im Jnteresse des preußischen Unter- offizierstandes, für dessen Ersaß die von den Offizieren ge- zahlten Beiträge bestimmt seien. L i

Der Abg. Richter bemerkte, es handele sih hier um die Frage, ob die Vrivilegien der Militärpersonen noch mehr ausgedehnt werden sollten. Jm Süden kenne man kein Vorrecht der Art für Offiziere, wie es hier be- {lossen werden solle. Jn Norddeutschland sei es allerdings begründet worden, doch sei die Rechtsgültigkeit desselben sehr zweifelhaft. Auch sei die Auslegung, daß die Hunde- steuer eine direkte Steuer sei, erst jetzt ge worden. Wenn in den Motiven gesagt sei, daß die Beiträge der Offiziere auch jeßt {hon zu einer nüßlihen Verwendung kämen, #o wolle er das niht bezweifeln. Aber der Ersaß des Unter- offizierstandes hänge niht von den paar Tausend Mark ab. Für diesen Zweck habe das Haus {hon Millionen bewilligt. Er bitte, für seinen Antrag zu stimmen.

Hierauf ergriff der Kriegs-Minister von Kameke das L

Wort :

Der Hr. Abg. Richter hat mehrere Sachen sehr drastish dar- gestellt, die S oer ein wenig gaever IORE zuu Gen fiúdet J glaube, in der ganzen Begründung dieser Paragrap n ih nicht die Behauptung, daß der Ersay des Unteroffiziercorps einen

Zusammenhang habe mit der Hundesteuer für Mili nde.

Ferner hat der Hr. Ds ihter gesagt vos die Qsfigerhunde erade so gut andere Leute beißen, wie die Civilhunde. % au, und deswegen sollen eben die Hunde der Militärs au besteuert werden. ;

Wenn aber der Hr. Abg. Richter sagt, die Privil

des Mili- tärstandes sollten dur diesen §, 5 ausgedehnt werden, so ist er, glaube