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Triest, 7. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Juno“ is beute Nachmittags 124 Uhr mit der oftindischen Ueber- landpyoft aus Alexandrien hier eingetroffen.
New - York, 6. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer „Greece* von der National-Dampf chiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier angekommen.
Berlin, 8. Mai 1882.
Der zweite Tag des Frühjahrs-Meetings des Union- flub, welcher am gestrigen Sonntage auf der Rennbahn zu Hoppegarten abgehalten wurde, war vom Wetter noch viel mehr begünstigt als der erste und hatte ein viel zahlreiheres Publikum als am ersten Tage nah der Rennbahn hinausgeführt. Die Arrangements auf der Bahn waren dieselben wie am ersten Tage; die Rennen, gut beseßt, wurden gut geritten und verliefen ohne Unfall ; sie begannen um 3 Uhr mit:
I. Jung fern-Rennen. Staatspreis 1400 4 Für Z3jäbrige und ältere inländische Hengste und Stuten, die noch nie gesiegt. Distanz 1600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäße und Reugelder. Von den 12 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 7 Reugeld und 5 erschienen am Pfosten. Nach einem brillanten Lauf, bei welchem dieselbe vom Start bis zum Ziel die Fueeuva übernommen batte, siegte des Prinzen Fr. Hatfeldt Z3jähr. r. St. „Naïad“ nach Gefallen mit 20 Längen gegen des Grafen M. S{mettow 3jähr. F. H. „Basalt“, der zweiter wurde, sowie des Grafen Bernstorff-Gyldensteens 4jähr. br. St. „Käthchen von Heil- bronn“, des Hrn. Ulrich 3jähr. F. H. „Gottfried von Bouillon“ und des Hrn. Arthur Ioës Z3jähr. dbr. H. „Presto, des Favoriten“", der auf den leßten Play landete. Zeit: 1 Min. 45 Sek. Werth des Rennens: 1760 4 der Siegerin, 360 A dem Zweiten. — Um 3x Uhr folgte:
11. Goldene Peit sche und Staatspreis 2000 A4 Für 3jäh- rige und ältere inländische Hengste und Stuten. 100 4 Einsaß, ganz Reugeld. Distanz 1200 m. Dem zweiten Pferde die Einsäße und Reugelder bis 300 4 Der Sieger muß die Peitsche im nächsten Jahre vertheidigen oder Neugeld zahlen, auch bei veränderter Propo-
tion. Der Sieger des vorigen Jahres, des Frhrn. E. v. Falken-
ausen 5jähr. br. H. „Consul“ war zwar genannt, zahlte aber Reugeld.
Außerdem wurden von den 13 angemeldeten: Pferden noch 9 zurückge- zogen, so daß nur 3 am Pfosten erschienen. Vom Starter entlassen, gingen die 3 Pferde in scharfer Pace bis zur Sandbahn, wo Hrn. v. Tepper-Laski's 3jähr. br. H. „Valerius" sih von den übrigen los- máächte und troß scharfen Drângens der Gegner \pielend mit /4 Längen ins Ziel kam. Des Königlichen Hauptgestüts Gradiß 2jähr. br. H. „Schwarzkünstler“ wurde zweiter; 10 Längen hinter diesen landete Hrn. Arthur Joë's Z3jähr. br. H. „Scharfshütz“. Zeit 1 Minute 12 Sekunden. Werth 3000 A und den Chrenpreis dem Sieger, 300 M dem Zweiten. — Dem Rennen {loß sich um 4 Uhr an:
_ Jl. Staatspreis I. Klasse 3000 M Für Z3jährige und ältere inländishe Hengste und Stuten, welche keinen Staatspreis [. oder 11. Klasse gewonnen haben. 180 4 Eins, halb’ Reug. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäße und Reugel- der. 9 Pferde waren zu diesem Rennen genannt, 5 zahlten Reugeld, 4 erscienen am Start. Des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4jähr. br. L „Durchlaucht“ führte vom Fleck und siegte nah einem fehr s{ar-
en Schlußgefecht mit F Längen gegen Mr. Edwards 4jähr. F. H. „Doctor Claus“ und der # Linge hinter diesem laufenden 4jähr. F.-St. „Antigone“ des Prinzen Fr. Haßfeldt. Hrn. Arthur Îos's 4jähr. br. H. „Blue Monkey“ wurde 8 Längen zurück letzter. Zeit 1 Min. 52 Sek. Werth des Rennens 3585 H dem Sieger, 585 dem Zweiten. — Es folgte diesem Rennen um 43 Uhr:
__1IŸ, Verkaufsrennen. Subskriptionspreis 1000 4 Für 3jährig. und ältere Pferde aller Länder, 60 4 Einsaß, ganz Reugeld. Mit einfahem Eiasat waren 5 Pferde und mit doppeltem Cinsatz noch 3 Pferde nacgenannt, Von den ersteren zahlte ein Pferd Reu- geld, die Übrigen 7 Pferde erschienen am Ablaufspfosten. Es siegte ficher mit è Länge des Frhrn. E. v. Falkenhausen 5jähr. br. H. „Consul“ gegen des Trainer Kelly 5jähr. F. St. „Lemon Girl“, des Hrn. Nuppel 4jähr. {chwbr. H. „Wargrawe“, des Hrn. Edwards Z3jähr. br. H. „Glaucus*“, des Trainer G. Long *öjähr. br. St. „Al- raune“, des Frhrn. v. Twickel Z3jähr. br. Skt. „Erycina“ und des e Arthur Joë 3jähr. br. St. „Metamorphose“. Zeit 48 Sekunden.
erth des Rennens 1660 4, welche dem Sieger zufielen, der mit Tit A ee s L der E 3300 A von einem Besitzer zurückgekauft wurde. — Den uß de bildete um 5 Uhr: A L
V. Effenberg-Steeple-Chase. Staatepreis 1200 M Pernererren. Für 4jährige u. ältere inländische Hengste und Stuten.
istanz ca. 4000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäße u. Reugelder. Acht Pferde waren zu diesem Rennen angemeldet, fünf zahlten Reugeld und ‘drei erschienen am Start. Nachdem der Starter die Fahne gesenkt, stürmte des Lieut. Grf. Vißthum (K. S. G. Reit.) 6jähr. br. O. „Direktor“ mit der Führung davon, gefolgt von Hrn. Tepper-Laski's 4jähr. dbr. H. „Flux“ und des Frhrn. E. v. Falken- hausen öjähr. F. St. „Per Dampf“. „Die ersten drei Hindernisse wurden von allen drei Pferden brillant gesprungen. An dem Koppel- reck kam aber „Direktor“ zu Fall, wurde zwar wieder bestiegen, hatte aber so viel Terrain verloren, daß er na dem ersten Umlauf das Rennen aufgab. Unter der Führung von „Per Dampf“ nahmen die anderen Pferde alle Hindernisse elegant und lieferten auf der freien Bahn ein interessantes Schlufzgefecht, bei dem „Flux“ mit einer Hals- länge siegte und das erfte Geld von 1390 MÆ erhielt, „Per Dampf“ die 190 Á des zweiten Preises überlafsend. /
In der am Sonnabend abgehaltenen Monatssitzung der Ge- sellschaft für Erdkunde widmete der Boris Prof. Dr. Bastian, zunächst einen chrenden \sympathishen Nachruf dem verstor- benen englischen Naturforsher Charles Darwin, dessen Verdienste zwar nicht auf eographishem Gebiete liegen, aber doch indirekt dem weite: Gebiete der Erdkunde zu Gute kommen. Hieran knüpften sich einige Mittheilungen über das Schicksal der verunglückten Bemannung der „Jeannette“. Die Leiche des das Unglüds\chif befehligenden Ka- pitäns ist in der Näbe der Lenamündung gefunden worden. Das zur Erkundigung des Schicksals der „Jeannette“ ausgesandte Schiff „Rhodus“ ist mitten im Eise in der Lorenzobay verbrannt, und die Mannschaft mußte sh quer durch Sibirien einen überaus beschwerlichen Weg nach Jrkutsk bahnen, wo sie von der vom „New York Herald" entsandten Expedition aufgenommen wurde. Vom Dr. Landau lag ein Brief aus Manila vor, laut welchem er beab- sichtigt, auf einer größeren Reise die Philippinen ethnologisch und geographisch zu durchforschen. Von grojem Interesse waren die Mittheilungen des Kapitäns zur See, Freiherrn von Schleinitz, über die Betheiligung des Deutschen Reiches an der internationalen Nord- polexpedition: Mittheilungen, die wir bereits früher unseren Lesern zu geben in der Lage waren. Nach der Versicberung des Red- ners darf sich die Erdkunde von den internationalen Polarexpeditionen im Allgemeinen und von der deutschen Betheiligung im Besonderen reichen Gewinn verspreen. Auf der Tagesordnung standen ein Vor- trag des Korvetten-Kapitäns Hoffmann über einige Wahrnehmungen an Korallenriffen in der Südsee, sowie ein Vortrag des Dr. Kerbig über eine Besteigung des Vulkans von Colíma.
Auch nach dem nunmehr erfolgten Séluß derindischen Au s- stellung im Kun gewebemuienm dürfte es nit uninteresjant nan der Hand des trefflichen, rei illustrirten Handbuhs von Sir George Birdwood *), welhes als bleibende Erinnerung daran au ferner noch
*) „Ausstellung indis{her Kunstgegenstände zu Berlin 1881,“ Beschrieben von Sir George Birdroood, überseßt von J W Mollett, Mit 55 Abbildungen in Hol;zschnitt s ads A
don, Druck und Verlag von R, Clay s0ns8 and Taylor. Berlin, in
seinen Werth behalten wird, einen Rückblick auf dieselbe zu werfen, zumal sie, nit nur speziell kunstgewerblid, sondern auh aligemein volkswirths{aftlich betrachtet, so außerordentlich viel des Lehrreicben bot. Mit Recht betont der Verf. als die Hauptlehre, wel.He die Ausstellung den monatelang täglich um die bewunderungswürdigen Schöpfungen der indishen Handwerker gesharten Besuchern predigte, die Wahrheit, daß „ohne die Triebfeder religiösen Glaubens keine wahre Läuterung des Lebens durch die Kunst bestehen kann“: „Der wahre und wirksame Nußen des Studiums der herrlichen Musterstücke indisher Töpferei, Gold- und Silberschmiedekunst, der Damascener- und Emaillearbeit 2c. zeige sich in dem Geist der Phan- tasie, der Ebrerbietung und Glaubenskraft, der daran erglüht sei.“ Ihre rechte Bestimmung werde die Ausstellung erst dann erfüllt haben, wenn ihre Musterstücke nicht zum bloßen gedankenlosen Copiren an- geregt, sondern Geist und Gemüth mit dem Licht und Leben ciner traditionellen Kunst erfüllt hätten, die sih bis ‘auf den heutigen Tag noch ebenso ungetrübt und frisch erhalten hat, wie vor zwei oder drei Tausend Jahren, zur Zeit ihrer ersten ande in den theokratishen Dorfgemeinden des alten Indus, des mystishen Saraswati und des heiligen Ganges. Diese altehr- würdige Einrichtung der Dorfgemeinden hat alle politischen und religiösen Umwälzungen überdauert : „Dem indischen Dorftöpfer waren die Macedonier Alexanders, die Engländer, Franzosen und Dänen niht mehr wie die Scherben, die um feine Drehschreibe herumliegen.“ Die gewerblichen Zünfte Indiens sind uralt. Schon das Epos Ra- majana beschreibt im 9. Abschnitt den Aufzug der Einwohner von Ayodhya, wie sie mit Bharata ausziehen, um Rama zu suchen: zu- erst die Juweliere, dann die Töpfer, die Elfenbeinarbeiter, - Parfus- meure, Goldshmicde, Weber, Zimmerleute, Messingarbeiter, Instru- mentenmacher, Kupferschmiede, Figurenmacher, Glasarbeiter, Mosaik- arbeiter 2c. Alle indischen Kunstgewerbszweige haben ihre traditionelle Erhaltung jenem Dorfgemeindesystem zu verdanken, wie es der Codex des Manu (900—300 v. Chr.) vorschreibt. Dadurch wurde einem außerordentlih großen Theil des Volks, den Handwerkern, ein be- ständiges Erbtheil gesichert. 3000 Jahre hindurch wurden ihre Finger in der Ausübung derselben Arbeit gebildet und mit zauberhafter Ge- wandtheit ausgestattet. Das typishe Hindudorf wird eïgentlih aus- \{ließlich von Landbauern bewohnt; da aber Acterbau und Ge- werbe nicht ohne einander bestehen können, 10 muytie {ih das Dorf dazu verstehen, eine Anzahl von Handwerkern als Mit- glieder seiner erblichen regierenden Genossenschaft aufzunehmen. Diese sind nur „Fremdlinge im Lande“, welche durch eine Art Dienst- fontraft an die Landbauer des betreffenden Dorfes gebunden sind. Der Kontrakt lautet auf ewig; aber im Laufe der 3000 jährigen Geltung des Codex haben die Handwerker fortwährend ihr Bündniß mit den cinzelnen Dörfern gelöst oder anderwärts für das Unter- fommen ihrer Söhne sorgen müssen. Um ihren Lebensunterhalt zu suchen, wanderten Leßtere nah den Städten, welche allerwärts um die Regierungssize und die Mittelpunkte des auswärtigen Handels von Indien emporblühten. Gleiche Interessen bewogen die kunst- geübten Cinwanderer dazu, in Gewerbe-Verbindungen zusammen- zutreten, deren Bande, wie in Alt-Egypten, durch die Macht der id S L Gs sind. faff Die auf diese Dorfgemeindeverfassung fich gründende Ruhe und Würde des Lebens des indischen Handwerkers dürfe man nicht außer Acht lassen, wenn man seine Arbeit recht verstehen wolle. Er wußte bisher nihts von dem Kampf ums Dasein, der dem Arbeiter des cisalpinishen Europa das Leben bedrückt. „Er hatte seine vom Vater auf den Sohn durch hundert Generationen hindurch vererbte feste Stellung in der Verfassung der nationalen Kirche und des nationalen Staates, während die Natur ihn mit Allem versieht, außer der geringen Nahrung und noch geringeren Kleidung, die er brauht, und den einfahen Werkzeugen seines Getrvoerbes,“ Der europäische Handwerker muß für Miethe, Möbel, warme Klei- dung, Nahrung, Heizung, die Erziehung seiner Kinder nah dem künst- lichen Maßstabe des wetteifernden europäischen Lebens sorgen, ehe er seine Arbeit frei von Familiensorgen ergreifen kann. Dem indischen Arbeiter ist die Sonne ein gütiger Wirth, der ihm die Heizung, Woh- nung, ja auch die Bekleidung und Nahrung fast kostenfrei darbietet, so daß er nur die Steuer zu bezahlen hat, welche die Gewerbezunft der Dorfbürgerschaft, deren Mitglied er ist, ihm auferlegt. So kann er, frei von entkräftender Sorgenlast, sein Gewerbe, das ihm zugleich eine religiöse Verrichtung ist, mit einer inneren Zufrie- denheit und Ruhe des Gemüths ergreifen, denen der Stolz und die Freude an der Arbeit um ihrer selbst willen entspringen und die der wahren künstlerishen Vollendung unentbehrlich sind. Das Ergebniß aber sind Werke, welhe den Charakter unmittelbarer Schöpfungen der Natur an sich tragen und damit das höchste Ziel menschlichcher Kunstfertigkeit erreichen. Angesichts dieser hohen Blüthe, deren ih das indische Kunst- gewerbe unter der bisherigen, patriarchalishen Einrichtung erfreut hat, ist es nun außerordentli lehrreih und intessant, von einem so kom- petenten Verfasser, der die Verhältnisse an Ort Stelle gründlich studirt hat, und, was noch mehr sagen will, einem Engländer, kon- statirt zu sehen, daß diese uralten erblichen Kunstfertigkeiten mit allmählicher, aber vollständiger Vernichtung bedroht werden, und zwar — durch das gerühmte Freihandelssystem. Zunächst gesteht der Verfasser ¿ôgernd zu, daß unter der britishen Regierung, welche Jedem die freie Entwickelung der persönlihen Energie und Eigenthümlichkeit sichere, die Herrschaft der indischen Gewerbe- zünfte, für die Gegenwart mindestens weniger streng geworden sei, zum merfklihhen Nachtheil der ehten Handwerke, deren Vollkommenheit von hergebrahter Gewohnheit und Geschicklichkeit abhängt. Fast noch nachtheiligec aber sei die Einfuhr der europäischen Fabrikate unter dem englischen Freihandelssystem dem Gedeihen und dem Einflusse der Gewerbeverbindungen geworden; denn in vielen Fällen habe es die einheimischen Handwerker so zu Grunde gerichtet, daß ibnen nichts übrig geblieben als Hau®édienst oder Ackerbau. Nur durch den hartnäckigen Widerstand, den die Zünfte allen Neue- rungen entgegensetzen, fördern sie, wenn aub hülf- und hoffnungslos, den guten Zwet; denn so erhalten sie vielleiht noch eine Generation hindurch die traditionelle Vorzüglichkeit des indischen Kunstgewerbes gegen die rüksihtslose Konkurrenz der Fabriken von Manchester, Birmingham, Paris und Wien. Cs ist eine rührende Eigenschaft des indisen Volkes, daß die drohende Ausrottung seiner erblichen Industrien bei ihm keine Regung des Neides gegen die europäischen Fabrikate hervorgerufen hat, die zu befürhtende Auflösung ihres brah- maniscen sozialen Svstems dagegen es mit tiefer religiöser Angst zu erfüllen beginnt. Erst die weiter blickende herrschende Kaste der Brahmanen hat das drohende Uebel richtig erkannt und einen Widerstand organisirt, dessen Originalität mit seiner Wirksamkeit im Einklang steht, Die Brahmanen haben nämlich Balladen verfaßt und Pilger-Gefell- schaften organisirt, welche das Land durchziehen und diese Balladen in allen Volksbazaren singen. In naiver Fassung werden Anrufe an die ôrtlihen Götter mit abwechselnd sarkastisen, humoristishen und pathetishen Verwünschungen der Nichtigkeit und der Häßlichkcit der curopäischen und hauptsächlih der englischen Fabrikate gemischt. Mit diesen Balladen (von denen der Verfasser einige in Uebersetzung mittheilt) pflegen die wandernden Pilger unter den eifrig handelnden Haufen zu erscheinen, die an Markttagen von der ganzen umliegenden Landschaft dem ländliden Bazar zustrômen. Sie bringen in leb- pater icke as Fans gun Erna mit welchem die Hindus die ih vollziehende soziale und religiöse Umwoälzung unter briti , schaft betrachten. y Cin E Der Niedergang des Geshmacks war übrigens an einigen, dem Datum nah aus den 70er Jahren herrührenden Ehrengeschenken auf der Ausstellung (Metallarbeiten) deutli vernehmbar und konnte als Beleg und Jllustration für das Gesagte dienen.
Dem Berichte des Vorstandes des unter dem Allerböchsten Pro- tektorate Ihrer Majestät der Kaiserin-Köni Ben hrs, Berliner Frauen-Lazareth-Vereins über die Vereinsthätig- keit in dem Jahre 1881 entnehmen wir folgende Daten: Gleichwie in den Vorjabren, so hat auch im Jahre 1881 der Frauen-Lazareth-
Kommission bei A. Asher u. Co. Preis 3 M
Verein scine Thätigkeit auf das Augusta-Hospital, die Ausbildungs-
anstalt für Krankenpflegerinnen und die Poliklinik begren während in allen 3 E n eine nicht ae RNT Steigerung nahweisbar i. Die Krankenzabhl, die im Jahre 1376 911 Kranke mit 33902 Verpflegungêtagen, in 1877 1059 Kranke mit 37 552 Verpflegungstagen, in 1878 1221 Kranke mit 38 415 Verpflegungstagen, in 1879 1236 Kranke mit 40 106 Ver- pflegungstagen, in 1880 1320 Kranke mit 43 006 Verpflegungstagen
etragen hat, ist im Jahre 1881 auf 1623 Kranke mit 47 126 Ver- pflegungstagen gestiegen. Anlangend die Heilpflege in den einzelnen Hospitalabtheilungen, so übernahm die chirurgis{e Abtheilung aus dem Jahre 1880 48 Kranke; dazu kamen im Laufe des Jahres 1881 weitere 913, in Summa 961 Kranke; gegen das Jahr 1880 mit
737 Patienten eine Vermehrung um 224 Köpfe. Diese außerordentliche Zunahme kam aut\{ließlih einerseits auf Rebnung der Kinderabtheilung, welche fast ausscließlich mit chirurgisch{ Erkrankten belegt gewesen war, andererseits auf die fast stets gefüllten Zimmer für Kranke der E B I asse pital find
m Augustahospital sind im Jahre 1881 662 Personen behan- delt worden, gegen in 1880, wo die Zahl der Kranken 639 ¿us hatte, so daß in_1881 eine Steigerung um 123 Patienten stattgefun- den hat. Die Sterblichkeit ist in 1881 eine überaus günstige ge-
wesen, denn es find (nach aug der sterbend eingebrahten) von 653 R E r en, d. h. 15,5 9%.
„In der Anstalt zur Ausbildung der Krankenpflegerinnen (im Asyl- gebäude) sind im Jahre 1881 zwei Kurse zur Ausbilvune in E Krankenpflege, jeder von 2 bis 3monatlicher Dauer, abgehalten wor- den; an diesen Kursen nahmen außer einer Anzahl von Schwestern eig S: Fe A Le, E ihnen 6 auf An-
ereinen, die fih mit der Krankenpflege beschäftigten. Am
Slusse des Jahres 1881 hatte die Frankenpflegerinnen-Anstelt einen Bestand von 16 Pflegerinnen, während seit Eröffnung der Anstalt im Ganzen 80 Personen in der Krankenpflege ausgebildet worden find. Der Finanzabs{chluß des Jahres 1881 des Berliner rauen - Lazareth - Vereins gestaltete sich nach dem Berichte
olgendermaßen: Die Cinnahmen betrugen: 1) an Saldo aus dem
Jahre 1880 157 #4. 66 3, 2) an Jahresbeiträgen 15 123 4 30 .„, 3) an einmaligen Geschenken 17 743 4. 95 „&, 4) Zinsen der Werth- papiere 14698 M4 58 , 5) an verkauften Werthpapieren 3000 , in Summa 50723 4. 49 H§; zu dieser Summe traten die Ein- nahmen resp. Guthaben der verschiedenen Fonds bei der Kasse, und zwar: a. des de Wilde - Fonds mit 167 4 40 4, b. des Pflegerinnenfonds mit 156 #Æ 85 S, c. des Schwestern- fonds mit 673 Me 95 S§, d, des Neubau-Conto bis ult. 1881 mit 3000 A 4 H§, sowie des Debet - Saldo der Augusta - Stiftung aus dem FSJahre 1881 mit 299 #. 20 F, zusammen 3802 M 54 S§; im Ganzen Summa 54 526 M 3 S. — Dagegen setzten ih die Ausgaben zusammen : 1) Aus dem zur Kasse des Augufta-Hospitals gezahlten Zuschuß mit 39 525 M, zuzüglich direkt gezahlter diverser Beiträge 576 4 40 s, 2) aus gekauften Werthpapieren 13 634 4 50 4, 3) aus den dies- jährigen Debet-Saldis der Augusta-Stiftung 255 4. 95 Z, des Sarre- L 216 M 25 S, 4) aus den vorjährigen Kredit-Saldis des Sarre-
ronds 144 e. 25 S, des de Wilde-Fonds 197 4 40 4, des Pflege- rinnenfonds 156 4 85 3, des Schwesternfonds 673 4 95 . Summa
51 380 M 25 ; zu dieser Summa trat das Kassensaldo von 1881 mit 3145 #4 48 S, mate obige 54526 4 3 H, Das Kapital- vermögen des Vereins bestand am 31. Dezember 1881 aus: 30000 Berlin-Stettiner 49/9 Prioritäten, 100 000 4 preußische 4 9/9 Kon- fols, 14000 M deutsche 4% MRei{hsanleihe (sämmtlich à 100 9/0), 180 000 Hypotheken à 47 %/0, mat Summa 324 000 4 gegen ult, Dezember 1880 313 500 4, also in 1881 + 10500 4
Die Einnahmen des Augusta-Hospitals, des Pflegerinnen- Asyls und der Poliklinik betrugen: 1) Kurkosten in 1881 96 405 #46 75 H, in 1880 82 564 4 35 S; 2) für Entgelt an in die Außenpflege entsandte Pflegerinnen in 1881 4092 Æ, in 1880 3024 4; 3) diverse Einnahmen in 1881 791 4 5 S, in 1880 400 M 87 9; 4) Zu- \{uß aus der Vereinskasse in 1881 35525 4, direkt ezahlte Diverse 916 M. 40 ; Summa 36101 M 40 4, in 1880 53 666 A 24 S; im Ganzen Cinnahme: in 1881 137 390 Æ 20 S, in 1880 139 655 M. 46 3, Die Ausgaben dieser Anstalten betrugen: 1) Besoldung in 1881 13 997 A 25 -§, in 1880 13 026 Æ. 70 -; 2) Löhne in 1881 11 831 A 10 s, in 1880 11095 4A 30 -; 3) Beköstigung in 1881 62 017 4, in 1880 60 963 t, 2 S; 4) Arznei: in 1881 5305 21 9, in 1880 4938 M 37 &; d) Verband: in 1881 6301 M 18 4, in 1880 5979 Æ 98 F; 6) Wasser und Reinigung: in 1881 5594 4 99 3, in 1880 4783 M 96 «S; T7) Heizung und Beleuchtung in 1881 13884 M 49 , in 1880 11505 Æ 67 A; 8) Utensilien und Wäsche in 1881 6614 M 32 S, in 1880 6970 A 88 S; 9) Unterhaltung der Gebäude in 1881 6981 A 29 A, in 1880 16 639 6. 41 H; 10) Verwaltungskosten in 1881 1296 M 21 in 1880 1955 Æ 60 4; 11) Lasten und Abgaben in 1881 1489 M. 64 , in 1880 1245 M. 59 S; 12) Insgemein in 1881 2077 M. 96 4, in 1880 559 90 §; Summa der Ausgaben: in 1881 137 I f cbiée A El 139 655 M. 46 S.
; ie Durchschnittanzahl der Kranken pro Tag betrug in 1881 129,11, gegen 117,5 im Jahre 1880. Es beliéfen sich E 1881 die Krankenverpflegungstage auf 47 126 (es wurdèn Männer incl. Knaben an 31 959 Tagen, Frauen incl. Mädwen an _ 15 167 Tagen, Summa an 47 126 Tagen verpflegt); die Kurkosten-Solleinnahme betrug 1881 98 227 M. 75 -, die Ausgabe pro Kopf und Tag eines Kranken be- trug in 1881 2,92 M, gegen 3,247 Æ in 1880, hatte sich also sehr verringert und beinahe die niedrigste Ausgabeziffer in 1879 mit 2,80 M pro Kopf und Tag eines Kranken wieder erreiht, Ebenso berechneten sich die Verpflegungskosten pro Kopf und Tag in 1881 auf 0,943 G, gegen in 1880 1,02 M, wodurch auch bezüglich dieser Kosten crabt Ausgabeziffer des Jahres 1879 von fast 0,93 4 wieder
In voriger Nacht gegen 1 Uhr fuhr der leßte, verspätete Stadt - bahnzug auf einen vor dem Schlesischen Bahnhofe Telbtea, von der Station noch nicht in den Bahnhof eingelassenen, vorau| fahrenden Zug. Der mit geringer Geschwindigkeit auffahrende Zug hob eine Achse des leßten Wagens des haltenden Zuges aus den Schienen. Verleßungen von Personen sind, soweit bekannt geworden, nicht vor- gekommen. Die Untersuhung der Ursache des Zusammenstoßes,
C eine nachlässige Handhabung des Signaldienstes, ist im
Im Wilhelm- Theater erzielte das effektvolle Volksstü „Der Galeerensclave“ sowohl am Sonnabend wie am | M rdn pre
H Häuser und fanden die Darsteller und die Novität vielen
London, 7. Mai, früh. (W. T. B.) Au die gestern Abend in Her Majesty's Theatre ftattgehabte Aufführun von Wagners „Walküre“ hatte großen Erfolg. Vom Hofe wohnten der Prinz von Wales, der Großherzog von Hessen und seine Tochter, die Prinzessin Luise und der Kronprinz von Dänemark der Vorstellung o A Va nabm Die Maa eiee ms E größerem Enthusias- a as „Khetingold“ auf. e Darsteller wurden wiederho durch Applaus und Hervorrufe ausgezeichnet. E
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel), Druck: W. Elsner. Sechs Beilagen (cins{ließlich Börsen-Beilage).
Berlin:
(5794
M 107.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Montag, den §8. Mai
2.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 8. Mai. Jm weiteren Verlaufe der vorgestrigen (18.) Sizung des Herrenhauses ergriff bei der Besprehung der Juterpellation des Grafen von SWhlieben, nah dem Staats-Minifter Lucius, Graf von der Schulenburg-Beeßendorf das Wort: Er müsse annehmen, daß der Minister durch seine Organe nicht genügend über die thatsählihen Verhältnisse im Bauernstande in Kenntniß geseßt worden sei, was au leicht erklärlich, da diese Organe in anderer Weise in Anspruch ge- nommen seien. Er könne den Ausführungen des Grafen von Schlieben nur zusiimmen und wolle noch hinzufügen, daß jene Wucherkonsortien ihre Geschäste namentlich durch die Unterstüßung von Rechtsanwalten und Notaren bewirkten. Der Redner bat die Staats- regierung, ihre Fürsorge dem Bauernstande, der die eigent- lihe Stüße des Staates und der Krone sei, nicht zu ent- ziehen, vielmehr dur eine eingehende Enquete hier Besserung zu schaffen und Abhülse der Uebelstände herbeizuführen.
Graf zur Lippe warnte vor zu sanguinischen Hoffnungen. Bei dieser Gelegenheit komme die ganze soziale Frage in Be- trat. Durch die Beseitigung jener Ausshlächter werde dem Bauernstande au noch nicht geholfen, wenn nicht im Bauern- stande selbst sich bessere Zustände entwickelten. Durch Geseßs- gebung sei hier sehr wenig zu machen,
Graf von Brühl äußerte sich dahin, daß die Shuld an den jeßigen Zuständen zum großen Theil der Bauernstand selbst trage. Das Uebel sei in unseren jeßigen Schulverhält- nissen auf dem Lande zu suchen. Nicht gründliches Wissen werde gelehrt, sondern nur Stückwerk, so daß der Bauern- stand ganz verkomme. Das jeßige Unterrichtssystem rufe in der bäuerlichen Bevölkerung ein gewisses hohmüthiges Gefühl hervor, das ihm nur hade. Nicht eher werde es besser wer- den, als bis man zu dem alten Guten zurückehre, dann werde \sih der Bauernstand felbst helfen.
Damit war die Jnterpellation erledigt.
Es folgte die einmalige Schlußberathung der Denkschrift der Königlichen Staatsregierung über die Ausführung des Gesezes vom 23. Februar 1881, betreffend die Bewilli- gung von Staatsmitteln zur Hebung der wirthscha f t- lihen Lage in den nothleidenden Theilen des Regierungs- bezirks Oppeln.
Der Berichterstatter Freiherr von Durant beantragte :
Das Herrenhaus wolle beschließen: I. von den in den Positionen 1, 3, 4, 6, 7, 8 der Denkschrift niedergelegten Maßnahmen der Königlichen Staatsregierung zur Hebung der wirthschaftlichen Lage in den nothleidenden Theilen des Regierungsbezirks Oppeln Kennt- niß zu nehmen ;
II, zu der Position 2 die Königliche Staatsregierung zu er- suchen: obwohl die vollständige Regulirung der oberen Oder über den Rahmen des Geseßes vom 23. Februar 1881 hinausgeht, in Rücksicht darauf, daß ein sehr belangreicher Theil der oberschlesischen Nothstandsverhältnijse des Jahres 1879 durch direkte Ueber- \chwemmung des Oder-Stromgebietes veranlaßt worden ist, die Regulirung der oberen Oder von Oderberg bis Kosel im Anscluß an die übrigen Maßnahmen zur Hebung der wirths{chaftlihen Lage in den nothleidenden Theilen des Regierungsbezirks Dppeln nah Möglichkeit zu beschleunigen ;
III. zu der Position 5 die Königliche Staatsregierung zu er- suchen : 1) dahin zu wirken, daß eventuell durch die Revision des Statuts der Provinzial-Hülfskasse der -auf das Staatsdarlehen basirte Kredit der Letzteren den kleinen Grundbesißern in zweck- mäßigerer Weise zugänglih gemacht werde, namentlich dadurch, daß die Darlehen durch Vermittelung von Kreis-Kreditinstituten aus- gegeben werden ; 2) die Bestrebungen der Slesischen Landschaft, den Kredit der kleineren Grundbesißer noch mehr wie bisher zu be» rüdcksichtigen, nah Möglichkeit zu fördern.
Nachdem der Staats-Minister Lucius und der Regierungs- kommissar einige Aufschlüsse gegeben hatten, wurde der Antrag des Referenten ohne Debatte angenommen. :
Der nächste Gegenstand der S war der münd- lihe Bericht der Kommission für kommunale Angelegenheiten über die Petitionen des Magistrats zu Grei swald, mit dem Antrage, zu bewirken, daß der Stadt Greifswald die bisherige Selbständigkeit und Unabhängigkeit von der polizei- lichen Aufsicht des Kreislandraths auch sür die Folge belassen werde, und des Magistrats zu Wolgast, mit ‘dem Antrage, zu bewirken, daß die Stadt Wolgast der polizeilichen Aufsicht der Gn Negierung zu Stralsund wieder unterstellt werde.
Der Antrag der Kommission lautete, die Petitionen der Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen.
Dem Antrage des Bürgermeisters Francke (Stralsund) gemäß beschloß das Haus, die Petition der Stadt Greifswald
der Regierung zur Berücksichtigung, die der Stadt Wolgast zur Erwägung zu überweisen. (Schluß 4 Uhr.)
— e weiteren Verlaufe der vorgestrigen (60.) Sißung seßte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesehes, betreffend die Ver- wendung der in olge weiterer Reichssteuer- reformen an Preußen zu überweisenden Geld- summen, mit der Diskussion der §5. 1 und 2 fort.
erte hatten die Abgg. von Dziembowski, von Oertzen u reiherr von Zedliy und Neukirch folgenden Antrag gestellt:
Das Haus der Abgeordneten wolle bes{licßen: Den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verwendung der in Folge weiterer Reichssteuerreformen an Preußen zu über- weisenden Geldsummen,
folgendermayen abzuändern: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages der
Monarchie, was folgt:
¿ L,
Die dem preußischen Staate aus dem Ertrage der ölle und der Tabacksteuer (8. 8 des Reichsgesezes vom 15. Juli 1879) jähr- lih zu überweisenden Geldsummen — unter Zurechnung resp. Abs- rechnung desjenigen Betrages, um welchen der je für da elbe Jahr von Preußen zu entrihtende Matrikularbeitrag weniger oder mehr
Reicb8geseizes vom 1. Juli 1881), sowie die in Folge der ferneren Einführung neuer oder der Erhöhung bestehender Reichssteuern aus deren Erträgen an Preußen jährli zu überweisenden Geldsummen sind, insoweit darüber nicht mit Zustimmung der Landesvertretung behufs Bedeckung der Staatsausgaben anderweit Verfügung ge- troffen wird, zu verwenden:
1) zur Reform der Einkommen- und Klassensteuer lim Sinne einer mit dem geringeren Einkommen stärker fallenden Abstufung der na §. 2 des Geseßes vom 10. März 1881 zu dem bewilligten dauernden Erlaß und der zu dem durh den Staatshaushalts-Etat f 1882/83 bewilligten einmaligen Steuererlaß erforderliche
etrag,
2) zur Erleichterung der Volkéschullaften, insbesondere zur Be- seitigung der Schulgelderhebung bis zur halben Höhe der durch eigene Einkünfte nicht gedeckten persönlichen Unterhaltungéskosten der Schule, Ù
3) zur Bereitstellung des halben etatsmäßigen Sollbetrages der Grund- und Gebäudesteuer zur CHERRAS der Kommunallasten.
Bis zum Erlaß der zur Ausführung des §8. 1 erforderlichen Geseße bewendet es bei den Bestimmungen des Geseßes vom 16. Îuli 1880 und vom 10. März 1881.
Der Abg. Frhr. von Zedliy und Neukirh befürwortete seinen Antrag. Bei der gegenwärtigen Geschäftslage des Hauses sci es seiner Partei angezeigt erschienen, unter grund- säßlihem Festhalten an den Zielen der Steuerreform das Wesentliche aus der Vorlage herauszuschälen und die in der- selben enthaltenen Widersprüche auszugleichen. Die Gesammt- belastung an direkien Kommunalsteuern betrage auf dem flachen Lande nahezu 600 Proz. der direkten Personalsteuern. Es bestehe daher nah dieser Richtung hin ein dringendes Reformbedürfniß. Zur Befriedigung desselben reichten sreilih die bisher bewilligten Steuern niht aus, Wer glaube, daß eine Erleichterung der unteren Stufen der Klassen- und Ein- kommensteuer, sowie eine erhebliche Entlastung von den Kom- munallasten stattfinden könne, ohne eine Weiterbildung des indirekten Steuersystems, ' der täushe sich und andere. Das alte Verwendungsgesez genüge niht mehr, sein Antrag wolle nun dasselbe ergänzen. Seine Partei halte dabei an dem Grundgedanken fest, daß eine Erleich- terung an direkten Steuern in organischer Weise mit der Tendenz weiterer Abstufung nah unten vorgenommen werden müsse. Bei einer organischen Reform der direkten Steuern müsse man die Kontingentirung fallen lassen. Man werde aber die gesammte Steuerreform schwer durchführen können, wenn man nichl ein Aequivalent durch eine weitere Entlastung nach unten biete. Sein Antrag hätte - gern die unteren Stufen der Klassensteuer überhaupt fallen gelassen, da aber ein solher Antrag keine Aussicht auf Annahme habe, so habe er sich darauf beschränkt, eine stärker fallende Ab- stufung vorzushlagen. Durch den die Schullasten betrefsen- den Passus seines Antrags würden die Bedenken bezüglich der Stellung des Staates zur Schule vollständig beseitigt. Jm Allgemeinen präjudizire der Vorschlag, wenn derselbe angenommen werde, Niemanden, weder die Freunde, noch die Gegner des Tabackmonopols. Seine Partei wolle damit die Regierung wohl unterstüßen, aber Niemanden fest- nageln. Der Antrag enthalte Alles, wäs sich im Augenblick erreichen lasse. Es empfehle sich, denselben anzunehmen.
Der Abg. Frhr. von Huene erklärte, es sei ja richtig, daß der von den Freikonservativen eingebrahte Antrag ge- eignet sei, eine ganze Reihe von Bedenken zu beseitigen, die gegen das Geseß vorgebracht worden seien ; er wende sich aber hauptsädälih gegen die Form der Vorlage, die sih für ein Geseß gar nicht eigne, jondern sich als eine Art Resolution darstelle, und mit solhen Gesegen habe man hier trübe Er- fahrungen gemacht, namentlich bei den Garantiegeseßen. Der eigentlihe Zweck des Geseßes werde dur diese Form ver- {hoben und unklar; er werde deshalb gegen den Antrag der Freikonservativen stimmen. i :
Das unvexkennbare Bestreben, bei der Annahme dieses Gesetzes zugleich die dafür Votirenden auf das Tabackmonopol festzunageln, erhöhe sein Bedenken. Freilih würden dur die Abstimmung hier im Landtage seine politischen Freunde im Reichstage nicht präjudizirt werden. Wenn er die Folgen der Ablehnung dieses Gesezes für das Land erwäge, }o müsse er sagen, daß das Brot, welches der Minister in diesem Geseße gefunden habe, noch nicht gebacken sei. Dem Abg. von Hammerstein, der heute die Ablehnung seiner Amendements in der Kommission bedauere, möchte er ins Gedächtniß rufen, daß der Minister diese Amen- dirungsversuhe keineswegs sehr gnädig aufgenommen habe, denn diese seien fundamental verschieden von der Re-
ierungsvorlage. Heute stimme nun der Abg. von Hammer-
tein für die Vorlage, obwohl eine Vereinigung von dessen Amen- dements mit dieser Vorlage gar nicht möglich sei. Was den Vorshlag neuer Kommissionsberathungen anbetreffe, so könne er nur sagen: könne man dem Hause die Garantie geben, daß diese Berathungen zu einem reellen Ziele führen würden, so sei seine Partei noch heute bereit in solche einzutreten. Wenn heute die Freunde des Abg. von Hammerstein für das Geseh stimmen würden, troßdem fie mit demselben nicht ein- verstanden seien, so verstehe er das bei der Stellung der Herren der Staatsregierung gegenüber; das Centrum könne darauf nicht eingehen.
des Steuersaßzes einen {geringeren anderen Vertheilung der dem Staate überwiesenen Erträge. man werde bald wissen, wie Abg. Rickert gegenüber möchte er d Centrum au
Centrum ha Börsensteuer gestimmt gegen die
Der 8. 1 der Vorlage untersheide zwischen alten und neuen Steuern. Was seien aber alte, was neue Steuern ? Wenn z. B. Schußzölle erhöht würden, die troß der Erhöhung Ertrag gäben, wie wolle Der man da von alten und neuen Steuern sprechen, wie solle bei ollerhöhungen der alte Steuerbetrag festgestellt werden? Ebenso unklar sei der Passus von der e
r die Staatsregierung bestehe die Gelegenheit zu kürzen gar nicht, viel Preußen aus den Reichseinnahmen erhalten werde, anders stehe es mit dem Neiche; hier werde die Stelle sein, wo gekürzt werden müsse. Dem betonen, daß das anderem Standpunkte stehe als derselbe; das für indirekte Steuern und namentli für die Freunde des Abg. Riert.
Gesch von 1880 mötte er doch bemerken, daß man es doch erst hätte ganz ausführen müssen, was nie geschchen sei. — Von einer kommissarischen Berathung der Vorlage verspreche er si kein Resultat. Er bitte daher, den §. 1 nebst dem ge- stellten Amendement abzulehnen.
Hierauf ergriff der Finanz - Minister Bitter das Wort:
Meine Herren! Es würde mir vor Allem obliegen, mich über den Antrag unter Nr. 265 der Drucksachen zu äußern, der einen neuen Geseßentwurf vorlegt, wodur die Vorlage der Regierung ge- wissermaßen beseitigt werden soll. Dieser Gesetzentwurf ist mir, wie wahrscheinli au der großen Mehrheit der Herren Mitglieder des bohen Hauses, erst bei meinem Eintritt hier zugegangen, und es ist unmöglich, einen Gesetzentwurf von so weittragender Bedeutung ohne Weiteres hier materiell von Seiten der Staatsregierung zu diskutiren und zu ihm Stellung zu nehmen; ih halte es also aus. diesem Grunde für unmöglich, materiell in diese Frage einzutreten, glaube aber im Namen der Staatsregierung erklären zu können, daß, wenn dieser neue Entwurf dur eîne Kommissionsberathung klar gelegt und mit dem vorliegenden Verwendungsgeset in Uebereinstimmung gebracht werden könnte, die Staatsregierung dann sehr_gern ihm gegenüber ihre Stellung nehmen könnte. An sih muß die Staatsregierung auf dem Boden der Vorlage stehen bleiben.
Nun hat ter Hr. Aba. von Huene einige Bemerkungen gemacht allgemeiner Natur, die ih doch nicht für richtig anerkennen kann. Er hat gesagt — und zwar hat er besonders gesagt, es sei vom Regierungstisch aus eine Bemerkung gefallen, nah welcher das Haus festgenagelt werden sollte auf das Tabackmonopol. Ich glaube nicht, daß von unserer Seite eïne solche Bemerkung gemacht worden ist, wir haben allerdings erklärt, daß wir das Tabackmonopol in der Vorlage, welche dem Reichstage gemacht ist, für eine der wesentlichsten Mittel halten würden, um die Verwendungszwecke, die die Staatsregierung für ‘absolut erforderli hält, ausführ- bar zu machen, aber wir haben nit gekonnt und nicht gewollt, irgend jemanden hier im Hause darauf festnageln zu wollen, da das Taback- monopolgeseß diesem Hause gar nicht vorgelegt ist, und da die ganze Vorlage ihrer Natur nah dem Reichstage vorbehalten werden muß. S fann man si nur an die Verwendungszwecke halten, die die Regierung für nothwendig hält und bei dieser Auffassung bleibt die Regierung. /
Hr. von Huene hat ferner darauf aufmerksam gemacht, daß in der vorjährigen Kommission über das Verwendungsgeseß schon der §. L eine große Menge von verschiedenartigen Anträgen hervorgerufen habe. Das ift ganz richtig, die Folgerung abcr, die er daraus zieht, daß man sich in einer Kommission über diese Vorschläge nicht werde einigen können, ist unrichtig, wenigstens in diefer Begründung. Er sagt, weil die Regierung darauf bestanden habe, daß der Berathung der Kom- mission ihr Geseßentwurf vorgelegt werden müsse, habe eine Einigung. nit erfolgen können. Ja, meine Herren, wenn wir Gesetze vor- legen, so müssen wir allerdings in Anspruch nehmen und zwar ganz bestimmt in Anspruch nehmen, daß dieselben der Berathung zu Grunde gelegt werden. Kommen während der Berathungen andere Verständigungen zu Stande, so ist das eine Sache, die der Kom- missionsberathung vorzubehalten sind, aber daß wir von vornherein, wie das damals in der Kommission der Fall war, eine Menge von Paragraphen annehmen sollen, die die Grundlage der Regierungs- vorlage ganz und gar beseitigen, sie gewissermaßen vollständig, desavouiren, das werden Sie uns nicht zumuthen können, das ist ein Verlangen, dem wir nirgends würden folgen fönnen.
Was den §. 1 des Ihnen vorliegenden Geseßes betrifft, von dessen Versagung der Hr. Abg. von Huene eine Lüe in der Gesetzgebung nit erwartet, so ist zu bedauern, daß er da auf einem entgegen- geseßten Standpunkt wie die Regierung steht. Die Regierung glaubt eben, daß der §. 1, welcher, wie 1ch ja anerkennen will, das wesent- lie Prinzip in dieser rcihhaltigen Gese8gebung enthält, unausbleib- lih nothwendig ist, um überhaupt dieser orlage, wie sie gegeben ift, die ihr nothwendige Sicherheit und Festigkeit zu geben. Wenn also die Nichtgenehmigung des §. 1 eine Lücke in das Geseß nit hineïn- führt, so würde daraus e contrario zu folgern sein, daß der Or. Abg. von Huene der Meinung wäre, daß das ganze Geseß, aragraph für Paragraph dur{berathen werden müßte, womit wir ja durchaus einverstanden sein würden, damit bei jedem einzelnen E
eprüft werden könne, ob das, was bei §. 1 na seiner Meinung aus- fallen sollte, nit bei anderen Paragraphen angebracht werden müßte; denn einen Grundgedanken muß das Geseß doch haben und muß ihn auf irgend eine Weise aussprecen. i G
Er hat ferner bemerkt, daß er niemals habe verstehen fönnen, warum die alten und neuen Steuern gegen einander gestellt sind. Er hat die Frage selbst bereits beantwortet, aber ih will noch außer- dem, was er gesagt hat, hinzufügen, daß die alten Steuern na dem Gesetz vom 16. Juli 1880, d. h. also die bereits früher bewilligten Reichssteuerübershüse die Bestimmung haben, wie sie auch vom hohen Hause bisher aufgefaßt ist, daß sie dem Staatshaushalts-Etat, soweit dies dringend nothwendig is, zu Gute kommen sollen, daß wir aber den Wunsch haben, daß die neu zu bewilligenden Steuerüberschüfse in diese Kategorie nicht fallen, sondern zu den Verwendungen benußt werden.
Wenn die Bemerkung gemacht is, daß das Wort „unverkürzt“ was in der jetzigen Vorlage steht und auch in der vorigen Vorlage stand, gerade ein Gegenstand der besonderen Bedenken in der vorjährigen Berathung gewejen wäre und daß die Staats- regierung do, wenn sie mit dem Hause übereinstimmt, daß neue Steuern eben nur zu den bestimmten Zwecken verwendet werden soll- ten, daß es dann des Wortes „unverkürzt“ nit bedürfte, meine Herren, dann sind wir ja vollständig einig, Wenn man also glaubt, eine Möglichkeit der Verständigung hierüber in der Kommission B finden, dann glaube ih, fann man über diese Frage sich so leicht wie möglich einigen.
Es ist aber auch noch besonders hervorzuheben, daß man von Seiten des Reiches, wenigstens nah den Vorlagen, die dort gemacht sind, niht etwa die Verwendungen, wie sie hier gedacht find, an- erkennen werde, daß diese vielmehr so gut wie in der freien Luft \{weben, sondern daß von dort aus die Gesetzgebung den Versuch gemacht habe, für einzelne Staaten die Uebershüsje, die die indirekte Steuerverwaltung ergeben fönnte, zu firiren. Ih mache auf den & 72 des Monopolgesezes aufmerksam , welcher ausdrücklih
auss\prict : :
Reinertrag des Tabackmonopols if den einzelnen Bundes- staaten nah Maßgabe der Matrikularbeiträge, mit welchen sie zum Monopolgebiet chôren zu überweisen.
Das ift der werpunkt in dem Verwendungsgeseß: es sollen die Uebershüsse überwiesen werden und die Ueberweisung soll hierher erfolgen zu denjenigen Zweckten, die das Verwendungsgeseß eben in Aussicht nimmt.
Nun sagt der Hr. Abg. von Po: man könne die Ueberweisung erwarten, und wenn Geldmittel vorhanden sind, könne man dur cine be- sondere Gesetzgebung diejenigen Mittel anweisen, die man für nöthig hält : das ift eben wieder einer derjenigen Punkte, in denen d Staatsregie- rung eine ganz andere Stellung einnimmt als Herr Vorredner. Die Staatsregierung will eben, daß die Ueberweisung aus dem Reich soglei und zwar Zug um Zug dur Gese ihren Z
beträgt, als die im Staatshaushalt für 1879/80 vorgeschene Summe sowie die aus den Erträgen der Reichsftempelabgaben (8. 31 des
Gegen die herbe Kritik des Abg. von Rauchhaupt gegen das
d das zu verwendet werden könne , sie will nicht, nas die Ueberweisung, die Geldmittel, die von dort aus kommen, zu einer großen von