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Kassen- und Rechnungéwesen. Ueber Tara. Biersteuer. Takback- ffes Statistische Gebühr. Unter „Verkehr mit Ene d* sind Mittheilungen über Zollverhältnifse aus Frank- rei, aus der Scweiz, Rumänien, Rußland und Oester- rei enthalten. An Aufsäten und Abhandlungen sind erschienen: Zöllner und Sünder! vom Steuerrath Siemens in Celle; Ueber den riff der vereinsländishen Erzeugung im Sinne des S. 113 des Vereinszollgeseßes, vom Haupt-Steueramts-Controleur Hartung in Celle; Tarifirung baumwollener Garne, vom Obker-Controleur Rapp in Swletistadt. Unter „Verschiedenes“ sind Mittheilungen über die olircform, die Wirkung der Zölle auf die Land- und Forstwirth- aft, über Pferdekenntuiß, Pferdewusterung 2c. enthalten. Am Schlusse sind die Personalveränderungen aus allen deutswen Vereins- staaten mitgctheilt.
—- Aus dem Rechnungsabschlusse der Magdeburger All- gemeinen Versicherungs-Aktien-Gesellshaft pro 1881 theilt die Verwaltung vorläufig folgende Zahlen mit, sämmtlih ab- züglich Rückversicherung: Prämien-Reserve-Vortrag aus 1880 2874921 #4, Prämien-Einnahme in 1881 4254939 #4, Prämien- Reserve-Uebertrag auf 1882 3 388 960 #6; bezahlt für Schäden -inkl. Regulirungskosten und Renten 2552 711 Æ, reservirt für unerledigte Schäden und Invaliditäts-Renten 1 455 647 #4, Gewinn-Antheil- Reserve in der Lebensversicherungs-Branche für die mit Anspruch auf Dividende Versicherten aus den Vorjahren 157160 M, aus 1881 63294 MÆ, zusammen 220454 4 Bestand des Reservefonds ult. 1881 368 464 M. und des Sparfonds 30780 Æ Die Dividende beträgt 53 9% oder 17 M pro Aktie.
.— Nach dem Jahresbericht pro 1881 erzielte die Bergis ch- Märkische B ank nah ciner Abschreibung von 152 826 4 für Fallitenverlusle einen Reingewinn von 655 000 Æ Es werden 16 230 # dem Reservefonds überwiesen und dem von Rest eine Dividende von 62/399 vertheilt. Von den jungen Aktien der Bank wurden 1 099 800 M zu 1107 bis 1157 begeben. Das gewonnene Agio ist dem Reservefonds einverleibt worden, der 613 692 4 um- faßt. Das Aktienkapital beträgt 9 009 0C0 4 Kreditoren: belaufen
si auf 7999 817 4, Depositen auf 1136 479 1, Tratten waren in
Höhe von 3992295 F im Umlauf. Aktiva sind: Wechsel rund 7 100000 MÆ, Kassa 752519 A, Bankierguthaben 815 202 #, Grundstücke 645 289 und Effekten 400 349 A In leßteren sind mit enthalten 200 000 M 5°%/ tige Grunds{uldbriefe der Zeche Dannen- baum als Rest der übernommenen Anleihe von 14 Millionen.
— Das „Dresd. Journ.“ theilt unter dem 12. Mai Folgendes von der Leipziger Messe mit: Das Rauchwaarengeschäft begann in dieser Ostermesse früher, als es bisher der Fall war. Viele ausländische Käufer trafen bereits 14 Tage vor Beginn der- selben hier ein. Die Messe nahm überhaupt diesmal wie in frü- heren Jahren einen regelmäßigen Verlauf, da die Auktionen in amerikanischen Rauchwaaren ausfielen. Es wurden bald in der ersten Woche bedeutende Geschäfte gemacht; an demselben betheiligten sich zum großen Theil Engländer, Franzosen, Oesterreicher und unsere deutschen Kürsbner. Zu bewundern war, daß troß des s{chlechten Geschäftsganges im leßten Winter und tro Preis- erhöhungen der Rauchwaaren, Vieles rascher vergriffen wurde. Amerikanishe Waaren wie “ Bisam, Biber, Skunks, Oppofsum, Schuppen, naturell wie {warz gefärbt, wurden \chnell verkauft, eben- so das kleine s{chwarze Fellwerk, troß 50 9/6 Aufschlag. In roher Landwaare haben sib Füchse und Iltisse über Erwartung {nell und zu erhöhten Preisen geräumt, hingegen blieben Marder, namentlich Baummarder, und Otter vernachlässigt. tach Katzen war starker Begehr, vorzüglih nah \{chwarzen für Amerika, England und Frank- rei. In Landhasen war das Geschäft ebenfalls gut; es ist von viesem Artikel fast nichts mehr am Platze. Kanine, {were Waare, blieben gefragt und wurden viel gekauft. Jn Zikelfellen hingegen ging das Geschäft sehr {chleppend. In russishen Waaren ist bis jeßt noch wenig gemacht worden. Im Allgemeinen fiel die Messe E e man sich vorgestellt, sie ist als eine gute Mittelmesse zu be
achten.
Das Geschäft in Leinenwaaren, namentlich in guten Halb- leinen, starken Reinleinen und Bettzeugen war ‘diese Messe vorzüg- lih in der sogenannten Engroëwoche, recht belebt. Es wurden diese Fabrikate, wenn auch zu gedrückten Preisen, so doch vollständig an den Mann gebract, ja einzelne Fabrikanten erhielten sogar ansehn- liche Aufträge auf spätere Lieferung. Dagegen blieben die {weren und feineren Reinleinenwaaren, sowie {were Tischzeuge, Bettdrell und Handtücher immer wieder vernachlässigt. Ebenso ungefragt blieben auch die geringen Halbleinenwaaren. Man bemerkt aus dem obigen Geschäftégang, daß das deutsche Volk allmählich wieder in die alten soliden Bahnen einlenkt und wieder bessere Waare zu kaufen bestrebt ist. Diejenigen Fabrikanten, welche nur ganz {were und feine Reinleinenwaaren fabriziren, sind wiederum in ihren Erwar- tungen getäuscht worden. Die Abnehmer für letztere Fabrikate waren biéher Händler aus den umliegenden Provinzen, welche indeß zu einem großen Theile durh den immer mehr und mehr überhand neh- menden Hausirhandel ganz von den Meßeinkäufen zurückgekommen sind.
,_— Die gestrige außerordentlihe Generalversammlung der Aktio- nâre der hiesigen Aktiengesellschaft für Gas- und Wasser- anlagen, vormals Granger u. Hyan, welche nur {wah be- sucht war, genehmigte den Antrag des Aufsichtsrathes auf Liquidation der Gesellschaft und wählte den bisherigen Direktor Wagner zum Liquidator. j
— Der Kaiserlibe Senat für Finnland hat am 1. März 1882 bes{lofsen, eine freie Preisberoerbung von Entwürfen zu cinem Gebäude resp. Gebäudekomplex in der Stadt Helsingfors für den „Finnischen Kunstverein“ und den „Kunstfleiß-Verein in Finnland“ für alle Architekten, sowohl finnländischen als aus- ländische, auszushreiben Der Endtermin der Einlieferung der Entwürfe zu dieser Preisbewerbung is auf den 1, März 1883 fest- geseßt. Dem besten Entwurfe ifl ein Preis von 4000 finniscen Mark, und außerdem drei anderen je 1200, 1(00 und 800 finnischen Mark zuerkannt. Das Programm der Preisbewerbung nebst einer Situationszeinung wird denjenigen Architekten in Deutschland, die an derselben Theil zu nehmen gedenken, in den Comtoirs der Bank- bäuser S, Bleichroeder zu Berlin und M. A. von Notbscild & Söhne zu Frankfurt a. Main auf Wunsch ausgeliefert.
Washington, 13, Mai. (W. T. B.) Nach dem jeßt vor- liegenden Monatsberichte des Departements für Landwirthschaft ist der Stand des Winterweizens im Durcschnitt glei 100%, egen 102% im Monat April. Diese Erträgnifzahl ist böber als ie seit vielen Jahren gewesen ist. Der Stand des Noggens ist ebenfalls ein guter, im Durchschnitt gegenwärtig 96% gegen 100% im Monat April, Der Stand von Dreiviertel der Wintergerste, welche in den Staaten Kalifornien und New-York gebaut wird, ist im Durchschnitt 93 resp. 70 9%/%, im Ganzen durchs{chnittlich 889%%/.
Berlin, 13, Mai 1882,
Berliner Stadtbabhn- Erternverkehr.
(Verl, Akt.) Wie {on durch wiederholte Publikationen in der Presse und an den Anschlagsäulen bekannt gemacht, werden nunmehr mit dem 15, Mai d. I. die Externstationen Alexanderplat, Friedrich- R und Charlottenburg der Berliner Stadt-Eisenbahn für den
ersonenvertkehr eröffnêt, und zwar werden zunäcbst die sämmtlichen Courier-, Schnell- und Personenzüge der Niederslesisch-Märkischen Eisenbahn und der Ostbahn über die Stadtbahn geführt werden und in Folge dessen nit mehr auf dem Schlesischen, bezw. Ostbahn- ofe, sondern in Charlottenburg beginnen und endigen. Der Osft-
hnhof wird daher mit dem 15. Mai cr. für den Personenverkehr ges{lossen.
Von gleichem Tage an werden die zwiscken Berlin und Erkner verkehrenden Vorortzüge niht mehr über die Lokal-, sondern über
die für den Externverkehr bestimmten Geleise geführt, bis Hunde-
fehle dur{gehen und in der Stadt nur auf den Stadtbahnstationen Slesischer Bahnhof, Alexanderplat, Friedri{straße und Charlotten- burg anhalten.
Im Laufe des Sommers werden demnächst auch die Courier-, Shnell- und F der Potsdamer, Lehrter und Hamburger, sowie die Schnellzüge dex Berlin-Weßlarer Bahn über die Stadtbahn geleitet werden.
Die Extern- und Vorortzüge werden die sogenannten Extern- (die beiden südlichen) Geleise, die Lokalzüge die beiden Lokalgeleise (die nördlichen) befahren.
Es erscheint dringlichs| wünsch{enswerth, daß das Publikum \ich ret bald mit dem neucn Begriffe Externverkehr vertraut mache. Während der Lokalverkehr den Verkehr der cinzelnen Berliner Stadt- theile sowohl unter einander, als auch mit den Stationen der Ber- liner Ringbahn vermittelt, ermögliht der Durhgangs- bezw. Außen- (Ertern-) Verkehr die direkte Durchführung der Courier-, Schnell- und Personenzüge der zwei östlichen, der drei westlichen Staatsbahnen und der Berlin-Hamburger bis in das Zentrum der Stadt und über dasselbe hinaus bis zum jenseitigen Sndbahnhofe. D
!
Jede der vier fogenannten Erternstationen Schlesisher Bahnhof,
Alcxanderplat, Friedrichstraße und Charlottenburg enthält daher zwei Perrons, den einen, d. h. den Lokalperron für die Stadt- und Stadt- ringbahnzüge, den anderen, den Extern- (und Vorort-) Perron für die Extern- d. h. durchgehende und Vorortzüge.
Aus dieser lokalen Scheidung resultirt auch weiter die Trennung der BVilletschalter in Lokalschalter und in Extern- (und Vorort-) halter, an denen im Allgemeinen lediglih die Billets zu den Stadt- bahn- und Stadtringbahnzügen einerseits und zu den Ertern- und Vorortzügen andererseits verausgabt werden.
_Entsprechende weit sihtbare Schilder und Anschriften führen den Reisenden auf denjenigen Perron, von welchem der betreffende Zug abgeht. Große Ricbtungétafeln mit Angabe der wichtigeren Stationen der betreffenden Bahnrichtung ebenso wie auf den Perrons aufgestellte Fahrplantafeln leiten ihn ebenso sicher nach der betreffenden Einsteige- stelle, als im Vestibül durch Orientirungstafeln über die an den ein- zelnen Schaltern ausliegenden Billets und Anschriften an den einzelnen Schaltern die leichte Auffindung des Billetverkaufs\chalters nach der betreffenden Fahrrichtung sowie die {nelle Abfertigung cines Reise- gepädæs ermögliht worden ist.
Die Perronanlagen sind inébesonders bei dem wichtigsten Bahn- hofe Friedrichstraße leider verhältnißmäßig nur knapp bemessen.
Hieraus ergiebt sid, daß cs im Interesse einer glatten und ordnungs-
mäßigen Abfertigung der Züge dringend wünschenswerth erscheint, daß sich die Reisenden möglichst lange in den Wartesälen aufhalten und dann erst kurz vor Ankunft des betr. Zuges auf die Perrons hinaufgehen, fowie daß thunlichst Freunde und Angehörige von ankommenden Reisenden diese nit auf den Perrons, sondern mög- lichst außerhalb derselben, etwa in den Wartesälen 2c. erwarten.
Andererseits empfiehlt es sich, da die Beförderung des Gepäcks von den Annahmestellen durch die hydraulischen Aufzüge auf die Perrons längere Zeit erfordert, und daher die Schließung der Gepäck-Erpeditionen rechtzeitig erfolgen muß, das Gepäck möglichst früh zu den Expeditionen zu bringen, bezw. hierzu die Hilfe des Internationalen Reiseburaus, Unter den Linden 67, welches die Be- förderung von und nah den Bahnhöfen Berlins zu einem mäßigen Saß übernommen hat, in Anspruch zu nehmen.
Für die Externzüge findet an den Billetshaltern der Verkauf
von Villets in demselben Umfange, wie vordem von den betr. End- |
bahnhöfen statt.
Die Vorortzüge, welche, wie wiederholt bemerkt, ebenfalls vom Grternperron abgehen bezw. dort ankommen, da sie lediglih dem Verkehr von Berlin nah den äußeren Vororten bezw. umgekehrt dienen, befördern - demgemäß in Zukunst (eben so wenig wie die eigentlichen Externzüge) keine Passagiere zwischen den einzelnen Stadt- bahnstationen.
Die Villets zu den Vorortzügen werden daher aub vom
15, Mai cr, an den Vorort schaltern verkauft, während die Stadt- und Stadtringbahnbillets künftig lediglich an den Lokalschaltern ver- ausgabt werden. ___ Es kann hier zur Vermeidung von Irrungen und der unvermeid- lichen Einziehung von Strafbeträgen nicht eindringlich genug darauf hingewiesen werden, daß diejenigen Reisenden, welche sich im Besitz von Stadtbahn- und Stadtringbahnbillets befinden, in Zukunft nicht mchr die Vorortzüge, sondern nur die Lokalzüge benutzen dürfen. Eine cinzige Auênahme is hier behufs Bewältigung des starken Sommervergnügungs - Verkehrs von Hundekehle zugelassen, wo auch mit Stadtbahnbillets die Benußung der Vorortzüge gestattet ist.
__Cbenso ist es auênahmêweise gestattet, mit cinem Vorortzug- Billet die Lokalzüge der Stadtbahn bezw. die Stadringbahnzüge zu benußen, in welchem Falle dann für diese Billets an den Lokal- Mens das bisher übliche System der Billetkontrole in Wirksam- eit tritt.
Da jedoch die Vorortzüge ebenso wie alle Externzüge nur an den obengenannten Externstationen halten, so müssen Reisende von und nach den Haltestellen der Stadtbahn, wohin nach wie vor direkte Billets ausgegeben werden, von den Vorortzügen auf die Lokalzüge bezw. umgekchrt auf der hierzu bestimmten und demnächst auf der Rückseite des Billets zu vermerkenden Externstation umsteigen. (Es hat si diese allerdings für das Publifum nicht geringe Unbequem- lihkeit im Interesse der Vereinfachung des Betriebes und um ceiner- seits den Vorortzugpassagieren das vielfahe Anhalten der Vorort- züge in der inneren Stadt zu ersparen , andererseits die nach den Stadt- und Ringbahnstationen Reisenden von den für den Aukßen- perreve bestimmten Vorortzügen fern zu halten, niht umgehen assen.
So wird für den zunächst in Betracht kommenden östlichen Vor- ort - Stadtbahnverkehr der Uebergang von den Stadtbahnzügen auf die Vorortzüge und umgekehrt durhweg auf dem Schlesischen Bahn- hofe zu erfolgen haben. :
_ Ein Verkauf von Vorortzugbillets 11. und 111, Klasse na Vor- ortstationen findet daher auch auf den Haltestellen der Stadtbahn (an den Vorortschaltern) wie bisher statt.
__ Die vor Kurzem für die ganze Stadt- und Ringbahn bezw. für eine bestimmte Stadtbahnstrecke cingeführten Abonnementskarten dürfen nur für die Lokalzüge, nicht aber für die über die Erterngeleise der Stadtbahn laufenden Vorortzüge benußt werden. Für die Vorort- züge gelten lediglich die Vorort - Abonnementskarten, welche folgerecht im Verkehr mit Haltestellen der Stadtbahn ebenfalls zum Uebergang von den Vorortzügen auf die Stadtbahnlokalzüge bezw umgekehrt ohne Weiteres berechtigen. ,_ Wie demnächst vermittelst der bäufiger fahrenden Stadtringbahn- züge eine öftere Verbindung der Stationen des Südringes geboten wird (es werden mit 1stündigen Intervallen abwecselnd Züge vom Scblesisben Bahnhofe nach dem Potsdamer Bahnhof, Charlotten- burg zurück nach dem Swlesishen Bahnhof und andererseits vom Sclesishen Bahnhof nah dem Dresdener Bahnhof und Westend \o- wie zurück zirkuliren), so wird auch dur die häufigeren Vorortzüge zwischen Erkner durch Berlin nach Hundekechle und umgekehrt rei- lie Gelegenheit zu einem bequemen Au}fsuchen der beliebtesten Ver- guügepunete des Oflens und Westens geboten werden.
o wird beispielsweise von der Stadtbahn aus der Verkehr na und von Hundekehle auf nachstehende Weise bedient werden :
. a, von den Externstationen, vermittelst der Vorortzüge von Erkner und demnächst nah Wannsce- Potsdam, soweit leßtere Vorortzüge in Hundekehle halten ;
s b, von den Lokalstationen, vermittelst der Lokalzüge Stlesisher Bahnhof — Westend mit Um- steigen in Westend in die Nordringzüge, außerdem an Sonn- und Festtagen Nachmittags: dur direkte Exira- züge über die Lokalgleise der Stadtbahn. __ Außerdem dürften si die seit ciniger Zeit eingeführten und jetzt für den Verkehr mit der Stadtbahn erweiterten Rundtourbillets durch den Ss mit erheblichen Preisermäßigungen, welche berechtigen zur Hinfahrt:
entweder nach Hundekehle ab Schlesis{hen Bahnhof, Alerander- plaß, Friedrichstraße, oder nach Grunewald ab Potsdamer Bahnhof; und zur Rückfahrt: nach Berlin: Potsdamer Bahnhof ab Zehlendorf, Schlachten- see oder Wannsee; oder in umgekehrter Richtung: zur Hinfahrt ab Berlin Potsdamer Bahnhof, nach Zehlendorf, Schlachtensce oder Wannsee, und zur Nüdckfahrt: von Grunewald nach dem Potsdamer Bahnhof und
von Hundekehle nah dem Dresdener Bahnhof, Friedrichstraße,
Alexanderplaß und Schlesisher Bahnhof auch für den Vergnügungs- und Erhbolungsverkehr aus dem Innern a Stadt nach dem Grunewald sehr bald großer Beliebtheit er- reuen. Í Eine formelle Gepäckabfertigung wird auch fernerhin in den Vorortverkehren nicht stattfinden, vielmehr die bis jeßt üblih ge- wesene Beförderungsart von größeren Gepästücken im Packwagen
gegen Aushändigung - eines Nummerzeitels an die Kisenden bei-
chalten werden. Während für die Bewältigung des Marktverkehrs von (bezw. zurück nach) Erkner in einzelnen Vorortzügen auch Wagen IV. Klasse eingestellt werden follen, wird auch bei den Vorortzügen im Verkehr zwischen den östlihen Vororten und Berlin Schlesischer Bahnhof eine formelle Gepäkabfertigung stattfinden, so daß nament- lih den vielen Sommeraufenthaltsreisenden nah bezw. von Köpenik,
Friedrichshagen 2c. hierdurch Gelegenheit geboten wird, ihr Mobi- liar 2c. von
expediren.
Die prachtvollen Gebäude der Hygiene-Ausftellung sind
gestern Abend in wenigen Stunden ein Raub der Flammen geworden.
Die dur die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers zu den höchsten Anstrengungen ermuthigte gesammte Feuerwehr Berlins war niht im Stande, Von Seiten des geschäftsführenden Auss{hu}ses wird uns über den betrübenden Unglüsfall Folgendes mitgetheilt:
Gestern Abend, unmittelbar nach Feslstelung der Katastrophe,.
trat der ges{äftsführende Auss{hüß der Hygiene-Anstalt zu einer Sigtung zusammen, um in erster Reibe die Interessen der Aussteller zu wahren. Allen alarmirenden Nachrichten gegenüber konnte fest- gestellt werden, daß von den in der Ausstellung beschäftigten Arbeitern und Beamten bis nach 10 Uhr Abends Niemand als vermißt gemeldet worden ist, Auch - hatte der Auss{uß keinerlei Kenntniß von irgend einem Unglücksfall geschästsführende Ausschuß, welcher sih sofort in Permanenz erklärte, hat den dringenden Wuns ausgesprochen, in dieser {weren Zeit nicht unnöthig Seitens der Aussteller mit Anfragen und Forderungen überstürmt zu werden. Die Aussteller dürften über- zeugt sein, daß Alles geschehen ist und geschehen wird, um sie, soweit dies nur irgend möglich, vor materiellen Verlusten zu bewahren. Sowohl das Gebäude als auch die Ausfstellungs-Objekte sind ver- sichert. Nicht genug kann erkannt werden, daß die Behörden Alles aufgeboten hatten, um das hervorragende Werk, das dur die Arbeit eines Jahres gegründet war, zu retten; alle Mühen waren leider ver- geblich. Der Auss\ch{uß wird über seine weiteren Beschlüsse ungesäumt und regelmäßig „Mittheilungen ergehen lassen, und er erwartet, daß alle Betheiligten ihm auch weiterhin dasselbe Vertrauen entgegen bringen, womit sie ihn bisher geehrt haben. Der Schaden, den das Feuer angerichtet hat, ist ein ungeheuerer. Von dem, was sich im großen Hauptgebäude befand, hat nichts gerettet werden können. Es sind zum Theil Arbeiten verloren gegangen, die nicht wieder hergestellt werden können, z. B. graphische Zeichnungen, die Unica waren. Im Auéstellungsgebäude befindet ih kein Gas, keine Küche; wie das Feuer eigentlich entstand — es ift bis zu dieser Stunde nicht festzustellen gewesen. Selbstredend fällt mit dem Brande das ganze schöne, großartig geplante, sorafältig vorbereitete, glänzend aus- geführte Unternehmen zusammen. Völlig unverfehrt is Alles ge- blieben, was in den 38 Stadtbahnbogen untergebraht war, ebenso Alles, was nördli von der Stadtbahn lag. Kurz, gerade die Hälfte, und zwar die üveraus werthvollere, ist total zerstört.
Im Germanishen Museum zu Nürnberg if nunmehr nah erfolgter Ueberführung der Gemälde aus der Morizkapelle die Neuordnung der Gemäldegalerie durch den Direktor der Central- Gemäldegalerie, von Reber, und den Konservator Bayersdorfer be- endet und von diesen Herren auch ein Katalog dazu bearbeitet worden. Im Anschluß an die Bildergalerie ist ferner eine eigene Abtheilung eingerichtet worden, welche eine große Anzahl merkwürdiger Bildnisse enthält, die seit Jahren gesammelt worden sind. - Die meist lebensgroßen Figuren dieser Gemälde illustriren in vorzügliher Weise die Entwikelung des Kostüms, sowohl in Fürst- lichen Kreisen wie im Bürgerstande durch Bilder von Männern, Frauen und Kindern der Zeit von etwa 1530 bis zum Jahre 1800. — Der erfreuliben Entwickelung, welche die Anstalt nimmt, entspricht die ihr aus allen Kreisen gezollte Anerkennung. Der regierende Fürst Johann von Liechtenstein hat seinen Jahresbeitrag von 50 Gulden verdoppelt, und die neueste (April-) Nummer des Museums-Organs, des „Ar zeigers für Kunde der deutschen Vorzcit*“ kann wieder cine ansehnlibe Liste neuer Anmeldungen von Beiträgen verzeichnen. Der Errichtung eines Saales der landesfürstlien Städte ift noch die Stadt Quedlinburg beigetreten.
. Die April-Nummer des „Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit“ bringt außer dem Schluß der Abhandlung von F. v. Bezold in München: „Aus dem Freundeskreise des Conrad Celtis* (mit einem poetisden Nachruf an diesen, in lateinisher Sprache von dem Benediktiner-Mönch Chelidonius verfaßt), die 15, Fortsetzung der illustrirten Beiträge aus dem Germanishen Museum zur Geschichte der Bewaffnung im Mittelalter, vom Direktor Essenwein, in welcher die mittelalterlihen Rüstungen besprohen und dur Abbil- dungen im Tert sowie durch cin vorzüglich in Holzschnitt faksimilirtes Vlatt, darstellend das Grabmal des Grafen Hermann v. Henneberg und seiner Gemahlin Elifabeth von Brandenburg (nach Peter Vischers meisterhaftem Eriguß in Römhild), erläutert werden, Von hervorragendem kulturgescbichtlihen Interesse ist endli auc cin Beitrag über die Fraishaube von C. M, Blaas zu Stockerau in Niederösterreich.
In Krolls Theater gehen morgen, Sonntag, die cPU o von Meyerbeer in Szene. Hr. Oberländer, der si als Heldentenor sehr erfolgreih eingeführt hat, singt den „Raoul“, und Frl. Flor, deren Debüt nit mindec glänzend ausfiel, tritt als eValentine“ auf. Den Pagen singt Frl. Seeger.
— Im Belle-Alliance-Theater baben die letzten Auffüb- rungen der Gesangsposse „So sind sie Alle“ einen außerordentli günstigen Erfolg gehabt.
_ Essen, 13. Mai, (W.T. B.) Nach dem Bericht der „Essener Zeitung" über das Grubenunglückin der Zeche „Pluto“ sind im Ganzen 62 | milge. ums Leben gekommen, von denen 23 direkt durch die Explosion getödtet wurden, 10 zum größten Theil leicht Verletzte befinden \sich im Krankenhause, Heute Nachmittag findet die Beerdigung der Verunglückten vom Zechenhause aus statt.
Redacteur: Riedel.
Berlin: —_— Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).
bezw. nah dem Schlesishen Bahnhof als Gepäck zu.
dem verheerenden Element Einhalt zu thun.
erhalten. Der
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is Gra Gt
&. É
;
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
M 112.
Berlin, Sonnabend, den 13. Mai
1882.
Deutsches Neich. NaGweisung
der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. April 1882 bis zum Schlusse des Monats April 1882. 1, S 3, 4. Amane in Einnahme | Lem|etven Fn 1882 Ober-Post-Direktions- | im Monate Damme + mehr Bezirke. April Vorjahres | — weniger (Spalte 2) Ä A M A M A I. Im Reichs-Post- Gebiete. 1) Königsberg . . 13 698/80 13 213/50] + 485 30 2) Gumbinnen 2 744/50 2 766/79| — 22 20 D Da. 12 72770 11 693/30| + 1 034 40 M en 56 194|—| 45 587/50| + 1060650 5) Potsdam . . 3 016/30 2 74770] + 268 60 6) Frankfurt a./D. .. 5 793/30 5 716/10] +4 77/20 7 Sn. 6 623/70 7 167/80] — 544/10 S) Cn 1 422/30} 1 806/80| — 384/50 D D ee 4 251/50 3 944/90] —- 306/60 10) Bromberg . 2 63670 2 720/20] -— 83/50 11) Breslau . 13 491/10 14 122/90] — 631/80 12 GeanIB .. »« « «s 6 706/40 6 883|—| — 176/60 19) Dn v 4 989/20 5 324/80} — 335/60 14) Magdeburg 12 223/40 14 896/20] — 2 672/80 15) QOlle a/S... 6 798/55 5 990/90] + 807/65 LO Gut a6 9 626/60 8 772/60] 4+ 854 |— O 6 376/70 6 48410} + 3926 18) Hannover O 4 614/800 457240| + 42 40 19) Münster .… . 1 852/30 1 589/50] + 262/80 ZO) Vin den 4 743 60 5 622/90] — 879/30 21) ALnsbera. . 15 697 |— 16 052 60] — 355/60 2 C. 3 481/60 3461 40| + 20/20 23) Frankfurt a./M. . | 22209 60| 24467—| — 9225740 O E 15 131/80 1423915] + 892/65 20) - NAVeN. ¿f 6 173/10 6 413/20] — 240/10 20) Goll. 2878601 2 595 10 + 283/50 20) DUNeIDOIT 5% 34 508/60 34 124/50 - 384/10 28) De ns 2 005/10 2 142/85 —— 13775 L) DrCSDeN s o 6 11 493/50 10 659/50] + 834|— L 35725! —| 831188/70| + 4536/30 31) Carlsruhe .. . 16 35210 15 653|—| + 699/10 32) Constanz... 4 796 80 4 540,80 —+— 256|— 00) DANNTaOt . . 9 974 70 10 013/20 —— 38/50 34) Schwerin i./M. 2 840 — 1 736/30| + 1103/70 39) Oldenburg . . . 3 885 90 4019 50| — 133/60 36) Braunschweig . 4 291 20 4 919/70] — 628/50 D) emen e 16 470300 18 094/95] — 1 624/65 38) DambUra ¿4 58 332 65 61 706/80} — 3374/15 39) Straßburg i /E. . | 1788960] 18368/25| — 478/65 L TEN 3 326/10|___3 357/20] — 31/10 Summe I. 468 494/70 459 377/50] 4+ 9117/20 Ii A ELN (n ee 41 364/50 41 565/30 — 200/80 III. Württemberg. 17 829/85) __ 17 470/85] + 359 — Veberhaupt 527 689/05 518 413/65] + 9 275/40
Berlin, im Mai 1882. N Hauptbuchhalterei des Reichsschaßamts. Biester.
Nichtamfliches.
Preußen.
Berlin, 12, Mai.
In der gestrigen
(8.) Sißung seßte der Reichstag die erste Berathung des
Entwurfs
eines Gesetzes, betre
ffend das Reichstaback-
monopol in Verbindung mit dem Antrage der Abgg. Ausfeld
und Genossen fort,
Der Abg.
So lange deutshe Parlamente gen verhandelten, seit der Existenz des Zollparlaments, des norddeutschen und des deutschen Reichstags, sei noch niemals
eine so ernste und wichtige Frage erörtert worden.
Dr. Windthorst erklärte, über wirthschaftlihe Fra-
Seine
politishen Freunde seien mit einer an Einmüthigkeit grenzen- den Majorität mit ihm der Ansicht, daß der Jdee, in Deutsch- land das Tabackmonopol einzuführen, nicht zugestimmt werden könne. (Zwischenruf von der Linken.) Er wisse niht, was
der Zwischenruf bedeute.
Es sei ihm
mit dieser Erklä-
rung ebenso ernst, wie dem verehrten Herrn seine Ueberzeu- ung, und er müsse jegliche derartige Kritik über \sich und
eine Freunde mit aller Entsch‘edenheit ablehnen.
Aber der
Gegenstand sei zugleih von so s{hwer wiegendem Gewicht, daß seine Partei sich für Prüfung desselben in einer Kommission als derjenigen Form erkläre, die zu einer Erörterung nah allen Seiten hin und in der gründlihsten Form parlamen- tarish gestattet sei. Seine Partei sei gegen das Monopol, niht etwa weil sie die Zwecke nicht billige, zu welchen die Einnahme, die man von ihm erwarte, verwendet werden sollten. Jm Gegentheil, es sei ihr im höchsten Grade wünschenswerth, die indirekten Steuern zu erhöhen, um die direkten in richti-
em Verhältniß eien von lasten,
direkten
[gem befürchte.
_jedoch nicht von eine erheblihe Rückwirkung au
zu ermäßigen,
Steuern
die unteren Volksklassen nach Möglichkeit zu ent-
gänzlih zu E weil er da-
das ganze Wahl-
(Zuruf des Abg. Rickert.) Denn auf die
auer werde und vielleiht müsse das Wahlrecht in einen direkten Konnex mit der Steuer gebraht werden. Nothwendig sei auch die Entlastung der Kommunen von ihrer Steuerbürde. Er könne sie niht in allen deutshen Staaten überschauen,
aber in Preußen sei sie zu ciner sehr bedenklichen
geiGwollen, Die
chullasten auf den Staat acceptiren.
Weiteres nicht
Entlastun
öhe an-
durch Uebernahme der önne er aber jo ohne Es sei uralt ehtens :
die Squllast ruhe auf den Eltern und auf der
Gemeinde, dur
ushüsse aus den Staatsmitteln solle
Die Ueber-
nur, wo es notwendig sei, nachgeholfen werden. nahme der Scullasten durch den Staat hieße leßtere in einem
Tia um
rrn der Schule machen, daß der leßte Rest von uß der Eltern und der aen A auf dies ule ver-
loren gehen würde. Auch eine höhere Besoldung der Beamten
niederer Stellung wäre ohne Zweifel wünschenswerth, wenn man die Mittel hätte. Jn Preußen sei der Versuch gemacht die Verwendung der Gelder, die man hier erwarte, gesehlid festzustellen. Das Abgeordnetenhaus habe sich diesem Versuch entgegengestellt, niht weil es ein solhes Gesezß nicht
habe gründlich erörtern wollen, sondern weil eine gründ- lihe Erörterung ergeben habe, daß ein Geseß diztr Art näh
diesen Grundsäßen niht zweckmäßig sei und weil sich klar herausgestellt habe, daß man das Verwendungsgeseß gleichsam
als ein Präjudiz für die Frage des Tabackmonopols hin-
gestellt habe. Wenn nun über diese Ablehnung auf den ver-
jciedensten Seiten ein bitterer Groll sih geltend gemacht habe, so
bedauere er dies, gerechtfertigt sei dieser Groll nicht. Die Nachtheile der Einführung des Tabaämonopols könnten dur jene Zweke, so anerkennenswerth sie seien, niht überboten wer- den. DerStaatssekretär sage: wenn dies Haus das Monopol dieser Regierung nicht bewillige, so werde ein späteres Haus es einer folgenden zu bewilligen haben. Das könnte so aufgefaßt werden, als ob Derjenige, welcher gegen das Monopol stimmte, irgend welches Mißtrauen gegen die jeßige Reichs- regierung resp. gegen die Regierungen der Einzelstaaten hätte. Seine Freunde und er müßten eine solhe Supposition ab- solut ablehnen. Sie hätten die wirthschaftlihe Politik der Regierungen gebilligt und den ernsten Willen, sie ferner darin zu unterstüßen. Sie gäben überhaupt ihre Abstimmung niht ad mit Rücksicht auf irgend welches Ministerium, sie hätten niht die Ambition, irgendwie in ein Ministerium einzutreten, auch gar keine Aussicht - dazu, worüber er sich freue, weil sie dadurch innerlich um so unabhängiger seien. Sie hätten deshalb, weil sie die Wirthschastspolitik der Regierung unterstüßen möchten, alle Ursache, gerade diesen Regierungen das zu bewilligen, was sie begehren, wenn sie sich von der Richtigkeit des ge- wählten Mittels überzeugen könnten. Sie seien gegen das Monopol zunächst aus wirthschaftlihen Gründen. Durch die Einführung desselben würde die große Jndustrie, welche sih an die Produktion und den Verkauf des Tabacks knüpfe, mit allen Nebengewerben bis hinein in die Papierfabrikation absolut vernichtet und eine ganze Reihe von Existenzen ent- weder zerstört oder gefähcdet, es würde ein weites Feld von Thätigkeit dem Staate vindizirt, ohne daß gezeigt worden wäre, wie dasselbe in anderer Weise erseßt werden könnte. Wie sollten denn diese Leute, die man aus diesem Geschäft wegschickt, eine neue Ver- wendung ihrer Kräfte finden? Die bereits erfolgte Erhöhung der Tabalksteuer habe shon sehr wesentlih die Au8wanderung befördert, Sollten nun alle diese Lente nah Amerika geschickt werden, oder wohin sollten sie sonst? Man habe ih sehr ernstlih zu fragen, wenn man der Privatthätigkeit ein Feld entziehe, wie dieselbe anderweitig nußbringend verwendet werden könnte. Könnte man dies nicht, so müßte man \ich hüten, ihr dieses Feld zu entziehen. Jedes Staatsmonopol jei an sich etwas nicht Erwünschtes; man sei {hon viel zu weit in der Monopolisirung gegangen. Wir hätten den ganzen Postverkehr, das ganze Telegraphenwesen monopolisirt, wir seien auf dem besten Wege, das ganze Eisenbahnwesen zu monopolisiren. Füge man dieses Monopol hinzu, so hâtten wir cinen Umfang von Thätigkeit für den Staat, der wahr- hast ershreckend wirken müsse. Wenn es so fortgehe, werde der sozialistishe Staat bald fertig sein, Ueber das Prinzip des Monopols, das gebe er dem Staatssekretär zu, solle aller- dings nicht generell abgestimmt werden, es würde auch keine Regierung und Volksvertretung so thöriht sein, über dieses Prinzip an si abzustimmen, Es trete aber das Prinzip des Monopols hier so prägnant hervor, daß, wer es hier bejahe, es kaum auf anderem Gebiet verneinen könne. Wer würde dann beweisen können, es sei unzulässig, die ganze Zuckerrüben- Jndustrie zu verstaatlichen? Die Zulerfabrikation würde sogar am leichtesten das Monopol vertragen, weil sie noch nicht soweit in alle Verhältnisse eingreife, wie die Tabackindustrie. (Ruf links: Schnaps!) Darüber urtheile er niht: Die Linke wisse, daß seine Lehre vom Schnaps cinfach darin bestehe, daß derselbe nur in die Apothekéèn gehöre. Jndessen habe man durh die Tabackbesteuerung einigermaßen auf das Monopol hingewirkt, freilich niht in den Händen des Staates, sondern der Großindustrie und seine Partei werde bei ferneren Maßregeln in Bezug auf die Besteuerung des Tabadcks sich lehr zu fragen haben, ob sie nicht die Kapitalwirthschaft auf diesem Gebiete zu sehr befördert habe, resp. befördern würde, wenn man noch weiter gehen würde. Es sei nicht zu verkennen, daß auch in der Tabacindustrie dem Großkapital gegenüber das Kleinkapital kaum anders als in der Assoziation eine Rettung finde. Allerdings könne bei der Tabacfabrikation niht in solhem Maße wie in anderen Fabrikationen die mens{hlihe - Arbeit durch Ma- schinen erseßt werden, aber die Monopolisirung in den Hän- den weniger, sei weiter gediehen, als man glaube, und wenn die Regierung sich nach ihren Verbündeten umschaue, so seien Diejenigen, welche die Tabackfabrikation in den Händen des Großkapitals monopolisiren wollten, ihre kräftigsten Bun- desgenossen; darüber [e kein Zweifel; solle es in den Händen weniger Großkapitalisten zu einer Monopolisirung des Tabacks kommen, dann lieber in den Händen des Staats. Ein weiterer starker Bundesgenosse der Regierung für das Monopol sei der Zwischenhändler zwishen Tabacktbauer und Fabrik, ein zum Theil nicht sehr zu lobender Gewerbetreiben- der, unter dessen Druck und Last der Tabacktbauer seufze. Seine Partei täusche sich darüber niht, und er weise auf diesen Bundesgenossen hin, weil er das Monopol niht wünsche, und sein Scherflein dazu beitragen möchte, die Aufmerksam- keit Kundiger auf dieses Verhältniß zu lenken. Dann ent- Dove die Frage: sei der Nußen aus dem Monopol wirkli
0 groß, daß man um deswillen so viele Ruinen schaffen dürfe
Die Berechnungen seien so verschiedenartig ausgefallen, daß er, ein Nichtsachverständiger, darüber ein wvollentsheidendes Urtheil autzusprechen nicht wage, und sei das für ihn einer der wesentlichsten Gründe für die Tar Ìe Berathung, weil diese Berehnungen im Plenum nicht klar zu stellen seien, und bei Angabe von len, die Niemand kontroliren könne, \{ließlih der Recht habe, dem man in Bezug auf das Zahlen-
wesen die meiste Autorität zuschiebe. Aus der sehr lesenswerthen Broschüre von Edmund Schmidt aus Altenburg habe er den Eindruck gewonnen, daß die Rechnung der Regierung viel zu günstig sei. Daneben erscheine ihm die Summe für die Entschädigung zu gering bemessen, und viele, die jeßt ihr Brod bei der Tabacindustrie hätten, würden völlig unent- \chäbiat, völlig unberücksihtigt bleiben. e auÿh die berüdcksihtigt würden, würden nicht ausreichend entshädigt, wofür er si auf die Verhandlungen im Volkswirthschaftsrath berufe, von denen er leider den Eindruck gewonnen habe, daß, wenn die Entschädigung reichlicher bemessen wäre, viele der Herren, die dort gegen das Monopol gestimmt hätten, für dasselbe gestimmt hätten. Das beweise, wie be- denklih es sei, berathende Körper lediglich auf Fnteressen- vertretung zu stellen. Aber selbst wenn er die wirth- \chaftlihen Bedenken gegen das Monopol besiegen könnte, die politishen würden ihm nicht gestatten, dafür zu stimmen. Darüber sei wohl Niemand im Hause im Zweifel, daß die Annahme des Monopols ein ent- \sheidender Schritt für die Herstellung des Einheitsstaates sein würde. Er sei zweifelhaft, ob ein Monopol dieser Art in einem andern als einem Einheitsstaat mit rihtigem Erfolg durchgeführt werden könne. Das aber sei ihm gewiß, daß, wenn es eingeführt werde und die Centralgewalt ein solches Maß von Befugnissen auf Verhältnisse der Einzelstaaten er- langt habe, eine irgend wirksame Selbständigkeit derselben kaum noch erhalten werden könne, die durch das immer näher heran- rüdckende Reichseisenbahnsystem bereits. genügend bedroht se:. Er möchte nicht dazu beitragen, nun auch noch diese neue entschei- dende Maßregel hinzuzufügen, weil er eben dafür halte, daß nah dem Sinn und Geist der Reichsverfassung das föderative Prinzip zu Grunde zu legen sei und zu einem föderativen System vor Allem die kräftige Fortdauer der Einzelstaaten gehöre. Er wisse wohl, daß es Stellen gebe, die das reihs- seindlih fänden; er könne nur sagen: wenn diese seine Ansicht reihsfeindlich sei, so sei es die Basis der Reich3- verfassung auch, und dann wolle er den Vorwurf der Reichs- feindlichkeit, bei. der er sich auf die Reichsverfassung stüße, er- tragen. Dann kämen politishe Erwägungen für das innere Leben der Einzelstaaten, welche durch das Monopol hervor- gerufen würden. Die Tendenz der Zeit gehe leider dahin, den Staat immer mehr omnipotent zu machen, alle Privat- thätigkeit mehr und mehr in seine Hände zu legen, man nenne das: demselben einen Fnhalt geben. Er habe bisher geglaubt — es möge dies etwas antiquirt sein —, daß der wesentliche Jnhalt des Staates sei, nah Außen Shuß zu gewähren durh die Armee, im Fnnern Gerechtigkeit zu üben und übrigens der Privatthätigkeit und Privatfreiheit niht weitere Schranken aufzuerlegen, als nothwendig sei, um die Neben- stehenden gegen die Uebergriffe zu s{hüßen. Aber, .daß der Staat nun auch der alleinige Telegraphist, Eisenbahnbauer und Lokomotivführer sein, daß derselbe auch allein den Taba fabriziren solle, habe er bisher zu den nothwendigen Aufgaben desselben nicht gerehnet. Unter dieser übermäßigen Kräftigung des Staates müsse nothwendig der Einzelne leiden und vor- zugsweise die Minorität. Da er voraussihtlih und auch die Mehrzahl seiner Freunde für immer in der Minorität sein werde, denn das sei niht die Majorität, wenn man zu- fällig einmal im Reichstage oder Abgeordnetenhause die Majorität habe; überhaupt lege man viel zu viel Werth auf das Parlament. Das Leben sei viel weitverzweigter und wirksamer für das Heil Aller, als die Parlamente. Jm Leben sei feine Partei in der Minorität und werde leider darin bleiben. Die Folge davon sei, daß die Katholiken auf allen Gebieten zurücgedrängt würden ; bei den Verwendungen in der Armee, sofern man über den gemeinen Soldaten hinaus- gehe — in der Civilstellung, — wo finde man, in Preußen namentli, in irgend welcher höheren Stellung einen, den er zu seinen Freunden rechnen könnte ? (Zuruf links.) Der Abg. Richter frage, ob von seinen Freunden. Er erwidere dem Kollegen Richter gegenüber, daß unter der Staatsdienerschaft ein großes Uebermaß verkappter Fortschrittler sei. Wie würde das Monopol in den Rheinlanden, wenn es dort bereits existirte, während der Kulturkampfjahre gewirkt haben! DieGegner würden die Benefizien des Monopols für sihganz allein Tasche slecken, und das Centrum hätte gefälligstzu überlegen, in die ob der Taback aus der Fabrik ihm shmecken würde. Er habe dieses niht gerne hervorgehoben, aber es sei wOLIE, damit nah allen Richtungen die Sache klar werde, und dam man an allen Stellen lerne, was es heiße, wenn man die Mi- noritäten entweder \{lecht Es oder ignorire. Dann habe der Staatssekretär die politishe Seite der Frage abthun u können geglaubt durch die Behauptung, bei den Wahlen fei die Einführung des Monopols eine vollkommen gleich- gültige Sache, daran sei garniht gedaht. Er (Redner) glaube es, aber es könnte doch, wenn das Monopol einge- führt wäre, eine Regierung kommen, die daran dächte, Das ganze System der offiziellen Kandidaten wäre in Frankreih ohne die Armee der Tavacinteressenten gar niht durhführbar gewesen. Es sei unzweifelhaft, daß bei uns die Beamten der niederen Kategorien im Post- und Eisenbahndienste ein entsheidendes Gewicht in die Wagschale legten. Er müsse ugeben, daß der Vorwurf, die Regierungen hätten die im Reih gewonnenen Revenuen niht so verwendet, wie in Aussicht gestellt worden sei, in dieser Allgemeinheit un- begründet sei. Aber in einem konkreten Fall finde er ihn begründet. Als die Zölle erhöht worden seien, sei die Verwendung der ganzen Uebersumme zum Besten der Einzelstaaten in Aussicht genommen worden, und man habe seine Befürchtung, es könnte doch etwas für die Militär- verwaltung abgezogen werden, damals nicht begründet befun- den. Sehr bald habe sie si leider begründet gezeigt, Doch könne man der Regierung einen Vorwurf b nicht machen, weil das Parlament genehmigt habe, was sie gethan.
Wenn das Monopol gemacht werden sollte, so würde der üblihe Zehnt davon wieder an die Militärverwaltung 4
egeben werden müssen. Jn der Vorlage stehe freilich,
ngewinn solle den Einzelstaaten g Aber die Dinge seien
Wille gar
als Menschen; wenn das Geld da Tae fo finde man
der leicht