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Blum, Dieden, Graf von Ealen, Gielen, Frhr. ron Göler, Gold- \ckmidt, Frbr. von Hammerstein, Kopfer, Lender, Dr. Lingens, Loewe, Dr. Majunke, von Massow, Meier (Bremen), Dr. Papellier, Rei- viger, Sandtmann, Frhr. von Soden, Dr. Stengel, von Tepper-
Laski.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheit s- amts find in der 18, Iabreëwoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurfchnitt bercdnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 31,9, in Königsberg 29,1, in Cöln 29,1, in Frankfurt a. M. 18,6, in Hannover 26,7, in Cassel 18,8, in Magdeburg 25,9, in Stettin 23,8, in Altona 24,3, in Straßburg —._ l MeR 330. in Müncen 31,7, in Nürnberg 26,7, in Augsburg 47,0, in Dres- den 25,4, in Leipzig 21,0, in Stuttgart 27,4, in Braunschweig 24,9, in Karlsruhe 22,0, in Hamburg 292, in Wien 36,7, in Budapest 39,2, in Prag 33,8, in Triest 28,8, in Krakau 44,2, in Basel 25,3, in Brüffel 27,9, in Amsterdam 26,2, in Paris —, in Kopen-
hagen 21,2, in Stocholm 20,8, in Christiania 19,6, in St. Peters-
burg 41,8, in Warschau 39,3, in Odessa 34,4, in Bukarest 35,4, in Rom —, in Turin 27,5, in Madrid 58,4, in London 20,0, in Glas- gow 26,0, in Liverpool 25,8, in Dublin 27,6, in Edinburg 21,5, in Alexandria (Egypten) 26,5. — Ferner aus früheren Wochen: in New-York 35,4, in Philadelphia 27,0, in Chicago 27,4, in St. Louis 21,9, in Cincinnati 29,4, in San Franzisko 22,4, in Kalkutta 33,4, in Bombay 28,4, in Madras —.
Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche berrs- ten an den deutschen Beobachtung2orten südliche und südwestliche, in Cöln auch westliche Windritungen, die am 2. und 3. Mai in östliche (an den Osistationen in nordöstliche, an den mittel-, nord- und west- deutschen in südöstliche) übergingen. In den letten Tagen der Woche sprang der Wind jedo an den Osft- und Weststationen, wie auch in Bremen und Hciligenstadt vorübergehend na Nord und Nordwest und am Schluß der Woche nach Süd und Südwest, nur an den Südstatio: en blieben öftlibe, an den Nordstationen nördliche Luft- strömungen überwiegend. Die Temperatur der Luft entsprach im Allgemeinen der normalen, nur an den süddeutschen Stationen und in Bremen lag sie unter der normalen. Heftige Gewitter mit zum Theil recht ergiebigen Niederscblägen waren nit selten. Der beim Wocbenbeginn niedrige Luftdruck nahm in den ersten Tagen der Woche zu, sank am 3, stieg aker in den leßten Tagen der Woche wieder ein wenig.
Während der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den westlich und füdlih gelegenen Städten Europas etwas ab-, în den mittel-, nord- und östlid gelegeneren dagegen etwas zugenommen. Die allge- meine Sterblichkeitsverhältnißzabl für die deutschen Städte hat etwas zugenommen und stieg auf 27,4 von 27,1 der Vorwoche pro Mille und Jahr Insbesondere war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine gesteigerte; von 10 000 Lebenden starben pro Jáhr 91 Kinder unter 1 Jahr, gegen 87 der der vorhergegan- genen Woche, in Berlin 81 gegen 76. Die Sterblichkeit der höheren Alteréklasse (über 60 Jahr) hat dagegen erheblid abgenommen.
Unter den Todeêursachen traten die Infektionskrankheiten im Allgemeinen wieder häufiger auf, nur Todesfälle an Masern, Fleck- iyphus und Kindbetificber wurden etwas seltener. Die Masern- epidemicn in Breslau, München, Darmstadt, Wien, London, Manchester, Liverpool, Kopenhagen u. A. zeigten einen Nachlaß, in Hamburg, Pest, Amsterdam, Paris, Turin cine Zunahme der Sterbe- jâlle, — Todeéfälte an Scarlachfieber wurden besonders in Lands- berg a./W., Stuttgart, Erfurt, Plauen, Hamburg, Hannover, Elber- feld, Wieébaden, Met, Wien, Skt, Petersburg zahlreicher, in Berlin,
armen, Paris, London seltener, aus München und Frankfurt a/M, wurde kein weiterer Todesfall gemeldet — Die Zahl der Todes- fälle an Diphtherie sticg in Elbing, Breslau, Berlin, Leipzig, Magdeburg, Hamburg, Aacben, Wien, St. Petersburg, während sie in Dresden, Chemnik, Hannover, Königsberg, München, Paris, London etwas abnahm. — Sterbefälle an Unterleibs8typhus kamen in Elbing, Posen, Berlin, Crefeld, Paris, St. Petersburg häufiger vor. Todesfälle wie auch Erkrankungen an Flecktyphus wurden besonders in deutscben Städten seltener, nur aus Danzig werden 2 Todesfälle aus den Regierungsbezirken Königsberg und Marienwerder mehrfache Erkrankungen gemeldet. — Dat1mtatarrhe der Kinder wurden im Allgemeinen häufiger, Todeëveranlassung namentli in Bres- lau, München, Berlin, Wien, Pest, Prag. — Der Keuchhusten herrs{cht in Görlit, Hamburg, auch in Berlin, Glasgow, Liverpool nahm die Zahl der Todesfälle etwas zu, în London ab. — Pocken traten im Allgemeinen häufiger auf. Aus deutschen Städten kamen 8 Tod:sfälle zur Anzeige, davon entfielen auf Essen und Coblenz je 3, auf Beuthen O.-S. und Bamberg je 1. Erkrankungen zeigten sib im Regierungsbezirk Trier häufiger, in den Regierungs- bezirken Marienwerder, Stettin, Erfurt, Münster vereinzelt. Fn großer Ausdehnung berrschen aler Pocken in Wien, Pest, Warschau, Paris und St. Petersburg. In beschränkter Auédehnung zeigten sie sich in London, Prag, Krakau, Odessa, Brüssel; vereinzelt in Liverpool, Bukarest, Alexandria, Valencia, Malaga und Saragossa.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Verfassung des Deutschen Reich 8, Textausgabe mit Ergänzungen, Anmerkungen und Sachregister von Dr. L. von Rönne. Vierte vermehrte Auflage. Berlin und Leipzig. Verlag von J. Guttentag (D. Collin). — Die vorliegende vierte Auflage der „Verfassung des Deutschen Reichs“ entbält glei den früheren in ihrer Einleitung die gedrängte Darstellung der Entstehung8gescichte des Reicbégrundgesetzes. Hieran {ließen si unter I. das Gesetz vom 16, April 1871, betreffend die Verfassung des Deutschen Reichs (das sogenannte Einführungsgesetz) und unter Il. die Verfassung selbst. Zu dem Einführungsgesetze sind in den Anlagen I1.—VIII. die in demselben in Bezug aecnommenen Vertragsbestimmungen und das Gesetz vom 22. April 1871, betreffend die Einführung norddeutscher Bundesgesetze in Bayern, vollständig mitgetbeilt. Zum Texte der Verfassung sind die dieselben ergänzenden, bezichungsweise erläuternden Reicbsge]etze bei den betreffenden Artikeln gleich{falls ihrem vollständigen Wort- laute nach, die in der Sclußbestimmung zum Artikel 1X. in Bezug genommenen Bestimmungen des VBündnißvertraaes mit Bayern vorm 23. November 1870 unter 111, S 5 und der Militärkonvention mit Württemberg vom 21.,/25, November 1870 dagegen in den Bmagani A. und Xx1, gegebert, Außerdem sind zu jedem Artikel die darauf gegründeten, bis jeßt ergangenen Bundets- beziehungéweise Reichgesctze und die auf tieselben bezüglichen Ausführungëéerlasse in systematischer Anreibung an die Bestimmungen der Verfassung aufgeführt. Die auf Grund des Art, 4 Nr. 13 der Reicbéverfafsurg bis lept erlassenen Bundes- beziehungsweise Reichs- gesete sind in einer besonderen Uebersicht (Anlage IX ) zusammen- gestellt, Inébesondere hat auc die das Neichsland Elsaß-Lothringen betreffende NReichégesetzgebung vollständige Berücksichtigung gefunden.
Gewerbe und Handel.
Zufolge der im französishen Amtsblatte vom 13. Mai veröfent- lihten Bekanntmacbungen sind die von Frankreich mit Belgien, Spanien und Schweden-Norwegen abgejzblossenen neuen Handelsverträge nebst zugehörigen Zolltarifen in Kraft und Wirksamkeit getreten.
— Nach amtlicher Bekanntmachung im französischen „Journal officiel* vom 15, Mai sind die Handelsverträge Frankreichs mit Jtalien und mit Portugal sowie mit Oesterreich-Un- garn, die ersteren beiden nebst zugehörigen Tarifen, in Kraft und Wirksamkeit getreten.
Paris, 15, Mai. (W. T. B) Das Urtheil des Handels- gerihts in Sachen der Union générale erklärt die Ausgabe der neuen Aktien für nichtig; in Folge dessen werden die au der Börse bewirkten Verkäuse der neuen Aktien dieser Emission für null und nichtig erklärt. Als Nachtragszahlung auf die alten Aktien werden 250 fr per Aktie eingefordert.
Washington, 15, Mai, (W. T. B) Die Ausfuhr ame-
| gehörige Thaler-Bowle zu
rikanisher Brodstosse im Monat April d. J. hatte cinen Werth von 9 835 205 Doll,, gegen den Monat April 1881 circa 10 500 009 Doll. weniger. Verkehrs-Anstaiten.
Southampton, 15. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ist bier eingetroffen.
New-York, 15. Mai. (W. T. B.) Die Dampfer „France“ und „Spaitin“* von der National-Dampfs\chiffs- Compagnie (C. Messingse Linie) und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar “ sind bier eingetroffen.
Berlín, 16. Mai 1882. Die Peti Be Ausstellung.
Der große Saal neben dem Hohenzollernzimmer, der eigentliche Eintritts\aal zur Ausstellung, hat einen heraldischen Deckenshmuck durch die verscbiedensten Kriegsflaggen erhalten, welche die Kaiserliche Admiralität ausgestellt hat. Darunter hängen an den vier Wänden die Wappen sämmtlicher Mitglieder des „Herold“. Schöne Gobelins, alte werthvolle Stücke, edle Erzeugnisse der Goldschmiedekunst, chrwürdige historisbe Familienstücke, Emblemen der Schütengilden, Pokake, Humpen in Silber und Glas, Fayencen und Porzellane, mit Wappen geschmüdckt, zieren hier die Wände und füllen die
Schränke. Besonders merkwürdig ist der mit Szenen aus „Tristan und Isolde“ ausgefüllte genähte Teppich, welchen
das hannoversche Damenkloster Wienhausen gesandt hat. Unter diesem Teppich im Schranke befindet si, vom General-Lieutenant i D: von Redern auf Wansdorf ausgeftellt, eine \{chöne gestickte Decke, welcbe im Jahre 1628 der Rosioa von der Gröben, der Ahnmutter des Ausstellers, von ihren Großeltern Melchior von der Gröben und Margarethe von Beeren gesenkt wurde. Nicht minder werthvoll sind eine Anzahl Seidenstickereien aus dem 16. Jahrhundert, welche aus dem Sclosse zu Gotha stammen und jeßt im Besitze des Barons von Köhne in St. Petersburg sind. Ueber dem großen Wappen des Herzogs Christian zu Sachsen-Gotha und zwei Wappens\cchildern mit dem Rautenkranz sind 16 Wappen des sächsischen Titels aus- gestellt. Den Scbäßten des bayerischen Nationalmuseums, das sid in dankenswerthester Weise an der Ausstellung betheiligte, is ein baye- risches Heroldêgewand entnommen, dessen Entstehungszeit nach Form und Auéführung in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts fallen dürfte: köstlihe Hochstickerei in Gold, Silber und farbiger Seide, das Abzeichen des Hubertusordens sowie die Wappen von Bayern und den verwandten Fürstenhäusern zieren dasselbe. Dem- selben Museum gehört eine Posaunenfahne aus dem Heere König Ludwigs RIV. von Frankreich, auf der rei in Gold gestickt das französische Wappen, der Namenszug des Königs und Ordenszeichen prangen. Auch die heraldisch ges{müdckten Seidenstoffe der Kunst- gewerbeschule in- Dresden verdieuen eine ehrenvolle Erwähnung. Ueberaus groß ist die Anzabl der hier ausgestellten Pokale, Becher, Willkommen und Humpen, sei es, daß sie aus Gold und Silber ge- fertigt, oder aus Glas gefertigt und mit Malerei ver- ziert sind. Von den Großthaten unserer eigenen Ge- \hihte, von ruhmreihen Erinnerungen adeliger Geschlechter, wissen sie alle zu erzählen, so verschieden aud ihr künstlerischer Werth sein mag. Statt vieler sei nur ein Gedenkstück ersten Nanges genannt, ein \{li{chtlcr in Silber getriebener, theilweise vergoldeter Becher. Aus ihm haben Dx. Martin Luther, dem er einst gehörte, und der Kurfürst Joachim 11. getrunken, beide gewiß in anregender Unterhaltung, wie die Inschrift beweist „Foc poculum ipse elector Brand. Joach, I. in cacna cum Luthero hospite ebibit strenue,“ Im Deckel befinden sich Wappen mit Inschrift und Jahreszahl 1536. Von den Pokalen wenden wir uns zu einer Anzahl theils historisch, theils künstlerisch merkwürdiger Werke der Goldschmiedekunst. Eine ehrwürdige Erinnerung aus der späteren mittelalterlicen Geschichte ist der ausgestellte Feldaltar der Hocmeister des deutschen Ordens; cin silberner Metßzen mit den Wappen der Kurfürsten und ein Streichhmaß haben bei der Ceremonie des Haverreitens während der leßten in Frankfurt a. M. abgehaltenen Kaiserkrönung ihre Dienste gethan. In vergoldetem Silber sehen wir hier das Wappen der Stadt Leipzig und in nächster Nähe die Schale von Breda, zum An- denken an die Eroberung dieser Stadt dur Graf Philipp von Hohenlohe gefertigt. Dem Fürsten Karl Friedri zu Oettingen-Wallerstein ge- hört cin kostbares Reliquiarium von vergoldetem Silber in Form eincs Altares mit Kreuz; in letzteres eingelassen erblicken wir ein Stück Holz, angeblich laut Inschrift von dem Kreuze Christi stammend. Gegenüber den zahllosen Thalerbecern, die trotz aller Abweselung an einer erklärliben Monotonie leiden, ist der Gedanke, “auch anderen Gefäßen Münzen einzufügen, als ein glüdckliher und nacahmenswerther zu bezeihnen. Grofßen Beifalls bat sid in dieser Beziehung eine dem Grafen Hoverden erfreuen, Von kulturhistoriscem und heraldishem Interesse zugleich sind der funstvolle Scbützen- \{muck der Stadt Leipzig, die Schütenkleinodien der Schmalkaldener Armbrust- und Büchsenshüten sowie das Zunftschild einer Gold- {miecdc-JInnung vom Jahre 1613. Ehe wir diesen „Saal der Alter- thümer" verlassen, werfen wir noch einen Bli auf den reichen, wunder- vollen Shmuck des Gesammthauses Hohenlohe, auf die mecklenburgi- {en Wappenservice, auf die Majolikateller mit dem Wappen Sr. Majestät des Königs von Württemberg und auf eine Anzahl alter, heraldisch ges{müdckter Fayencen, die vorwiegend für den Apotbeker- gebrauch bestimmt waren. Letztere zcigen, bis auf welce entlegenen Gebiete sih bei unseren Altvorderen die Freude an schöner Form, an stylgerebter Ausftattung erstreckte.
Bernau, 15. M1. (W. T. B.) Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprin- zessin trafen heute Morgen mit der Prinzessin Victoria mit- tels Extrazuges um 104 Uhr unter endlosem- Jubel der Bevölkerung und den Klängen der Nationalhymne auf dem festlich ges{müdckten Bahnhofe ein und wurden von den Spitzen der Behörden empfaugen. Der Bürgermeister Pätzoldt begrüßte die Herrschaften mit folgender Ansprache:
„Der beutige Festtag hat sich zu einem boben Ehrentage für Bernau gestaltet, denn es ist uns vergönnt, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten in unserer Stadt ehrfurtsvoll begrüßen zu können. Wie einst vor 450 Jahren unsere Vorfahren bei Ew, Kaiser- lichen Hoheit Erlauchtem Ahnherrn Hülfe suten, so blicken aucch wir vertrauensvoll auf zum Herrscherhause und erneuern Sr. Maiestät unserm Allergnädigsten König und Herrn und dem Hobenzollernhause die Gelübde wahrer Treue.“
Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz, begleitet von dein Oberst- Kämmerer Grafen Redern und dem Ober-Bürgermeister v. Forcken- beck, hielt nah der Vorstellung der Bebörden in einer offenen vier- spännigen Equipage Seinen Einzug in die Stadt. Na dem Pasf- siren des Königsthors nahmen die Höchsten Herrschaften die Be- grüßung von den in historishen Trachten gekleideten Jungfrauen ent- gegen, verließen die Hofequipage und bestiegen den Thurm, in welchem »öcstdieselben der neuen Rüstkammer durch Eintragung Ihrer Namen in das Fremdenbub die Weihe gaben. Dann fuhren die Herrschaften na dem Nathhause, um dort dem Festzuge zuzuschauen.
— 15. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Se. Kaiserliche poves der Kronprinz brachte bei dem Déjeuner den Toast auf
e. Majestät den Kaiser und die Stadt Bernau aus. Der Festzug verlief äußerst glänzend.
Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprin- zessin mit der Prinzessin Victoria kehrten um 1} Uhr nach Berlin zurüd, S
Weimar, 9. Mai. Die alljährlide Sitzung des Verwaltungs- rathes der Deutshen Schillerstiftung beginnt am 1. Juni d. J.; sie wird vorauésichtlich bis zum 3. Juni dauern, da eine er- hebliche Zahl von Angelegenheiten auf der Registrande steht. Wenige
Tage später versammelt sih die Deutsche Shakespeare- Ge- sellschaft; die Generalversammlung war im vorigen Jahre, mit Rücksicht darauf, daß die Pfingstferien einer größeren Zahl von ASidem die Theilnahme gestatten würden, in diese Zeit verlegt worden.
Nürnberg, 15. Mai. (W. T. B.) Die bayerische Landesindustrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung ift heute Vormittag durch den Prinzen Luitpold in dem Reprä- sentationsraume des Hauptgebäudes eröffnet worden Nach einer An- sprabe des Bürgermeisters von Stromer hielt der Regierungs- Präsident v. Pfeuffer eine Rede, in welcher er die Geschichte der Aus- stellungen in Bayern berührte. Hierauf wurde die Ausstellung für eröffnet exklärt. Der Prinz unternahm unter Führung des Direktors Stegmann einen Rundgang dur die Ausstellung, welche von über 3000 Ausftellern beschickt ist. Der Totaleindruck is vortrefflich. Das Wetter, welches Anfangs regnerisch war, heiterte fi gegen Mittag auf.
„¡Serajewgs, 16, Mai. (W. T. B.) Seit 36 Stunden ist hier Schneegestöber bei 2 Grad Kälte.
„Um vielfaben Wünschen des Publikums entgegen zu kommen, sieht sih ¿die Direktion des Victoria - Theaters veranlaßt, am Sonnabend, den 20. Mai, eine Kinder-Festvorstellung zu geben. Zur Aufführung kommt die große Auéëstattungsfecrie mit Ballet und Ge- sang: „Die \chöône Melusine“, Kinder in Begleitung von Erwacsenen zahlen bei dieser Vorstellung nur die Hâlfte des Kassenpreises. Billets find vom Donnerstag ab an der Theaterkafse zu haben.
— Das Enfemble-Gastspiel der Mitglieder des Königlichen Theaters am Gärtnerplatz in München am hiesigen Walln er-Theater erfreut sih dauernd des regsten Zuspruchs unseres theaterliebenden Publikums. Einen durchs{lagenden Erfolg haben die Münchener Gäste dur die Wiederaufnahme des {on im vorigen Jahre sehr beifällig aufgenommenen Volks\tücks „Der Herrgottschnißer von Ammergau“ in ihr Repertoire gehabt. Das Publikum hatte si zu dieser Vorstellung in überreichem Maße einge- funden, um in derselben ein interessantes Stück bayerischen Volkslebens kennen zu lernen, oder um in dem „Herrgottshniter“ einen lieben Freund wieder zu begrüßen. Die einheitliche Geschlofsenheit der Handlung und der Reichthum fkcrniger Charaktere, die uns in diesem Stück frisch und lebensvoll entgegentreten, rehtfertigen in hohem Grade die Beliebtheit desselben. Die ganze Handlung und der Dialog athmen die Ungezwungenheit und Wahrkbasftigkeit der Natur, in der diese Bergbewohner in ihrer Eigenart sih entwickeln, und gerade diese Einfachheit der Fabel und die wie von felbst quel- lende Entfaltung der Charaktere zwingt uns zu steigender Theilnahme an dem Schicksal der Menschen , die uns der Dichter vorführt. Die vorzügliche Darstellung entsprach den Erwartungen, die man dem Stück entgegengebracht hatte. Frl. Schönchens Rolle ift nur eine epifodische, aber die Künstlerin verfehlt auch in diesem Stück nicht, durch kleine Einzelzüge ihre hohe schauspielerishe Begabung zu
erweisen, Eine temperament- und gefühlvolle „Loni“ führt uns Frl. Bach vor; für den fkecken Spott, dur welchen die Liebe hindurchleuchtet , findet sie den angemessenen
Ton. Hr. Albert (Pauli) zei{net den geduldigen Liebhaber, der aber zum Schrecken der Loni ihr au einmal in aufbrausender Kraft sein Nebergewicht fühlbar werden läßt, mit liebenswürdiger Feinheit. Vor- züglich spielt er besonders die Scene mit der Loni im vierten Akt. In feinem „Pecblerlehn[“ _giebt Hr. Neuert einen neuen Be- weis scines Talents; jede Bewegung, jeder Schritt zeigt den alten gebrobenen Mann, der einsam seinen Lebensweg wandert und nur aus der Ferne \sich an seiner Tochter, die ibn nicht kennt, freut ; am ergreifendstci entfaltet sich seine künstlerische Kraft, wenn er der Tochter das alte Leid erzählt, das ihn getroffen. Hr. Hofpaur bringt den närriscen Gaisbub zur Erheiterung des Publikums mit Humor und doch maßvoll zur Geltung. Die ge- scickte Inscenirung, der Gesang und Tanz fanden ebenfalls beim Publikum allseitige Anerkennung.
Wetterbericht vom 16, Mai 1882, 8 Uhr Morgens.
G E | [Temperatur Stationen. |„iezel redue, ial Wind, | Wetter, pa E | Millimeter. | | [9° C.= 2 Muliaghmore | 774 '0 4 [wolkenlos | 10 Aberdeen , .! 77A N 3 sheiter!) | 9 Christiansnnd 772 W 3 [bedeckt | 5 Kopenbagen . | 767 NNO 2 |wolkenlos | T Sticckhoinm . ,! 766 N 6 halb bed, | (6) Haparanda 765 N 4 bedeckt, | 2 St.Pet-rsburg 756 |NNW 1 bedeckt | 3 Moskan ,,,.| 00 [88W l sheiter | 9 Cork, Queens-, | | A, 772 080 5 [halb bed.2) 11 Bre 1 768 O0 4 \wolkenl, 3) 9 As 770 NNO 2 halb Va 9 S, 769 NNO 3 \wakig | 8 Hamburg .. 768 N 3 [wolkig 8 Swinemünde 7686 N 3 halb bed, 8 Neufahrwass, 765 N 3 {wolkig 6 Memel .. 762 NW 2 Nebel T ge C 768 NNO 3 [wolkenlos | 7 Münster . . 768 NO 4 heiter 7 Karlsruhe. , 765 N 3 wolkig) | é Wiesbaden ,| 766 NO 4 halb bed, | l München , .| 763 NO 2 bedeckt 4 Leipzig | 767 [NO 4 wolkig ( O el 766 NO 2 wolkig | 7 Mel 763 NNO0O 2 \wolkig 6 Breslan . 764 N 2 Regen _ 4 O A 764 ONO 6 [wolkenlos 9 h 759 NO 4 heiter | 12
1) Seegang leicht, 4) Nachts Regen.
Anmerkung. Die Stationen sind in 4 Gruppen geord .et : 1) Nordenropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerhalb jed. r Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingebalten,
Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch, = atark, 7 = sgt: if, 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan,
Uebersicht der Witterung.
Bei allgemeiner Zunahme des Luftdrucks herrscht unter Ein- fluss des Luftdruck-Maximums im Nordwesten über der West- hälfte Mittelenropas nördliche und nordöstliche Luftbewegung, welche über Westfrankreich und Eüdbritannien vielfach stark, s80ns8t allenthalben nur schwach anftritt, Die kühle veränderliche Witterung über Centraleuropa danert fort, Im nordwestdentschen Binnengeviete fanden «m Abend und in der Nacht, in Hamburg am Morgen Regen und Hagelböen statt,
Dentsche Seewarte,
?) Seegang leicht. 2) Seegang mässig.
Redacteur: Niedel.
Berlin: —
Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Sieben Beilagen (eins{ließlid 2 Börsen-Beilagen), außerdem die Gagrt ne der Königlichen Eisenbahn-Direktioneu raukfurt a, M, und Köln (linksrheinische).
zu Hannover,
Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
Hi 94. Berlin, Dieistag, den 16. Mai
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Deutsches Neis. leber Gt
I E S E E E S IE - s DÉSN ———
L : i : ; 1 über die von den Nübenzucker-Fabrikanten des deutschen Zollgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im Monat April 1882,
; Ausfuhr nach dem Zollauslande (mit und obne E A ae vom Zollauslande. Leere es raa h (E é affinirter Zucker Melasse aller Art | Raffinirter Zucker Melasse aller Art O 52 Ver aller Art Rohzuer aller Art und Syrup aller Art Rohzuer T Syrup ; =*SEA] steuerte E 2 S E S Z E E s = Verwaltungs-Bezirke. L EZLE Rüben - S «A ZES _S ZÉES «F SES _D ZES B Es Z [S ch=l menge. | Q = S D 2 ch2 E = ch8 D L E S B É S Z E S S S E A S S E 2A S (128 °2 [125 A S M18 S 5s m 5B S #6 S [#53 S [1 [4 a 100 kg kg n kg n kg n kg n. kg n kg n. _kgn kg n Eg n kg n kg n. kg n E 2 J, 4 | D | 7 8, | 9. f T1 12 | 13 14] 15. I. Preußen. 1) Provinz Ostpreußen E S e — — 106 — — — 530 — — — — — — — 2E O — — 453 7 860 — — 9119| 271408 — — 1 1912 361 — 75 625 — D) P E —— — 3 464 — — — 27 844 10 396 — — — — — — 4 Provinz Den ¿ s -—— — 49 — 137 — 11 805 17 172] 1 434 964 _— 695 336 — 355 872 — 6) E E N l F 8 — S — — — — — — — — — rovinz Schlesien... E —— — 43 —- — — 530 — — — — 7) Provinz Sachsen, eins{l. der Fürstlich Schwarzburgi- : S a g c A A 11 — | — 29957 925586 — — N E E S D Se — — 29 543 1 984 41193 17975 47 464| 106 266] 1761020 103956} 8 6392 175 5899| 479790 44 768 9) Provinz Hannover 4 ol — — 8 906 — 398 — 20 882 9482| 306 099 — 1256 361 — 1 004 — B Ao — — 4 — — — 992 — 342 —- — — _— — 11) Provinz Hessen-Nafsau — — 2 896 4 40 — — — — —— — — — — — 12) Rheinprovinz é S — — 344 E E 98/992 1170 — 452 011 — 1 447 961 — 161 691 — Summa I. — — 93 827 14 294 41 733 71 307| 150293| 440310! 4001 632 103 956/13 944 194 5 899/ 1 074 370 45 596 B E — — 19 566 9 983 — — 10 933 347 66 — — — 2583 — e Se é — — 11 732 998 — — 45 153 21220 2 — — — 630 2 676 M Wur tene E —= — 670 404 — — — — — — 646 — 2181 — V. Baden L & : — — 11 181 478 61 — — — 218 182 1 340 — — 10 862 — VI, N C : _— — 1 798 _—— 281 _— — — — — — — — — eee — 14 — E — 1 842 — 113 — E S E 3 VUII. T hüringen, eins{l, der Großherzoglich Sächsi- {en Aemter Allstedt und Oldisleben. .. — — 1242 -— — _— 1851 — — — — — — — I D Ca N ; — — 125 — 84 — 254 — 4 860 — — — _— — A Baue ¿ — — 1 — — —— — — — — — — — — A Aal O C i —— — — — — — 233 — — — — — — — A Oa Lenden é — — 69 158 i — — 4 767 — 316 000 — 995 — 59 463 — X11]. Luxemburg . C — —- 14 — — — -—— — — — 20 009 — 27 480 — Ueberhaupt — — 169 328 26 157 42 159 71307] 215 326| 465877 #4940 8559| 105 296113 965 835 5 899] 1 177 569 48 272 Hierzu in den Vormonaten des Jahres 1882 | 12 141 509 410449 22301| 103557 34 7961 399038| 268 153/12 665 405) 12 628/47 110 079 2560| 2986 582| 498261 Zusammen im Jahre 1882 bis zum Schlusse des Monats April | 12141509] 579777| 48458] 145716 106 1031 614 364| 73403017206 260| 117 924|61 075 914 8459] 4164151| 546533 Dazu vom 1 August bis eins{l. Dezember 1881 | 50 627 931] 960196| 167015] 469485| 554843] 1 847 278| 1 849 562/26 184 411 517 157|/167990698| 578 326/11 383 935| 1 089 466 Zusammen im Betriebsjahre bis zum Swlusse des Monats April | 62 769 440} 1 539 v8! 215 473| 615 201| 660 946} 2 461 642! 2 583 592/43 390 671| 635 081|229066612| 586 78515 548 086 1 635 999 In demselben Zeitraum 1880—1881 | 63 207 974 1 720 652 271432} 470611} 612052} 6 812 964| 1 889 56949 035 781 1 003 170/206401172 33 058}12 736 627| 1 097 755
*) Bemerkung. In der Uebersicht für Monat Februar 1882 sind bei der Provinz Schleêwig-Holstein die in Spalte 10 angegebenen 1 983 007 kg auf 1899 307 kg berichtigt worden.
Berlin, im Mai 1882, Kaiserliches statistisches Amt. §
Zeder. Königreich Preußen. i S0: S, I» feder Kirchengemeinde wird ein Kircenrath und eine Gemeinde- Allerhöchster Erlaß t tret g gemäß der nachfolgenden Ordnung gebildet.
vom12.April1882,betreffend die Kirchengemeinde- d mehrere Gemeinden unter einem gemeinschaftlihen Pfarr- und Synodalordnung für die evangelish-refor- | Amte . ounden, so treten für gemeinschaftlihe Angelegenheiten die mirte Kirche der Provinz Hannover Kirchenräthe und Gemeindevertretungen der einzelnen Kirchengemeinden
zu einer gemeinsamen berathenden und beschließenden Körperschaft zu- Auf Jhren Bericht vom 30, v. M. habe Jh nach An- | sammen. i
hôrung der zufolge Meines Erlasses vom 4, Mai v. J. be- 11. Kirhenrath.
R S e für e evangelisch-refor- 1 AROML O Kirchenraths,
mirten Gemeinden in der Provinz Hannover der als Anlage bei- Dor Ctr T
folgenden Kirchengemeinde: nnd Synodalordnung für die evan- | 1) aue Lea Mee U E e Lelèn Stüllüebtees tes
gelish-refornmirte Kirche der Provinz Hannover kraft der Mir Pfarramt,
als Träger des landesherrlihen Kirchenregiments zustehenden
Befugnisse Meine Sanktion zu ertheilen beshlossen und ver-
2) aus den Kirchenältesten (Presbytern), welche, soweit ißre Er- nennung nicht dem Patron zusteht, durch die Gemeinden gewählt
fünde dieselbe als kir{liche Ordnung. Die durch leßtere be- | werden. L
wirkten Aenderungen beschränken si auf die kirhlihe Ver- i E D s i: Z fassung. Der Bekcnntnißstaud der in der evangelisch-refor- | „ N EETETe larrer p er Demeinde angestellt, so gehören mirten Kirche der Provinz Hannover vereinigten Gemeinden | fe fämmtlih dem Kirchenrath an.
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wird durch diese Ordnung, wie Jh ausdrüdlich erkläre, nicht Die Zahl der Kirchenältesten richtet sih nah der Größe und den berührt, auch eine Aerderung desselben damit in keiner Weise | örtliden Verhältnissen der Kirchengemeinde. Sie wird, gleichwie ihre beabsi;tigt, Es ist Mein Wunsch und Mein Gebet, daß auch |} etwaige Vertheilung auf die einzelnen Ortschaften nach Vernehmung diese Ordnung an ihrem Theile beitragen möge zur Erbauung | der Gemeindevertretung durch die Bezirlssynode bestimmt. Es sollen des Neiches Gottes auf Erden, zur Befestigung des Glaubens | nit unter vier und stets eine gerade Zahl von Kirchenältesten vor- rie zum Wachéthum der „Liebeagemein schaft. Mit tr Aus handen sein, s
ührung der Kirchengemeinde- und Synodalordnung ist, soweit Ov ‘ bin ie E A R A, dieselbe nit zu ihrer Regelung vorher noch einer Mitwirkung alter" pratronalsgemeinden ist der Patron befugt, ein als Kirchen c c c iter in den Kirchenrath eintretendes Mitglied aus der Zahl der
der Landesgeseßgebung bedarf, vorzugehen. Jch beauftrage wählbaren Gemeindeglieder zu ernennen, Sie daher, zu diesem Behuf das Weitere zu veranlassen. _Besiht der Patron die zur Wählbarkeit erforderlichen Eigenschaften, Der gegenwärtige Erlaß is dur die Geseß-Sammlung | fo kann er selbst in den Kirchenrath cintreten. Das gleiche Necht zur öffentlihen Kenntniß zu bringen. hat unter der gleichen Vorausseßung der ein- für allemal bestellte Berlin, den 12. April 1882. Vertreter desjenigen Patrons, der keine physische Person ist. Mit- Wilhelm. patrone haben über die Ausübung der vorstehenden Befugnisse si von Goßler. untereinander zu verständigen. Die Befugnisse ruhen, so lange eine
, vi 9 Fini iht zu Stande kommt. An den Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten. SAOOIAE, BUS U SVARIE
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Die Kirchenältesten sind im Hauptgottesdienste vor der Gemeinde einzuführen und durch Abnahme des nachfolgenden Gelübdes zu ver- pflichten :
eGelobet Jhr vor Gott und dieser Gemeinde, des Eu be- fohlenen Dienstes stets in brüderlicher Liebe mit gewissenhafter Sorgfalt und in Uebereinstimmung mit dem Worte Gottes, sowie mit den Ordnunge:: der Kirche und dieser Gemeinde zu warten und mit rechts{affener Treue zu achten, daß Alles ordentlich und ehrlih in der Gemcinde zugehe zu deren Besserung.“
Erst mit Ablegung dieses Gelübdes ist der Kirchenälteste als in das Amt eingetreten zu erachten.
In der Grafschaft Bentheim bewendet cs bei der durch die Bent- heim'’she Kirhenordnung eingeführten Verpflichtungsformel für die Aeltesten und Diakonen. S
2, Sitzungen und Beschlüsse des Kirchenraths, 8
Kirchengemceinde- und Synodalordnung für die evangelis{ch-reformirte Kircbe der Provinz Hannover. Erster Absch{nitt.
Kirchengemeinden und deren Organe. | L Allgemeine Bestimmungen. De f
Wo - Lo gs Bu der evangelisch - reformirten Kirhe der Provinz Hannover gehören : 1) die reformirten“ Gemeinden im Fürstenthum Ostfriesland, 2) die reformirten Gemeinden in der Grafschaft Bentheim, 3) die reformirten Gemeinden in der Niedergrafschaft Lingen und in der Stadt Papenbu: g, 4) die reformirten Gemeinden im Herzogthum Bremen, 5) die reformirten“ Gemeinden in der Grafschaft Plesse. a Diesel be wird ciner Kirchenbchörde mit kollegialischer Verfaffung unterstellt. És
Die Kirchengemeinden verwalten ihre Angelegenheiten innerhalb der geschlichen Erenzen selbstständig. Organe dieser Sell stverwaltung sind die Kirchenräthe und die Gemeindevertretungen,
Den Vorsiß im Kircenrath führt der Psarrer, unter mehreren Pfarrern, der nach den Dienstjahrea in der Gemeinde älteste. Wo es herkömmlih, wechselt der Vorsitz.
In Vacanzfällen oder in Fällen dauernder Behinderung ltt ein von der Kirchenbehörde zu benenncnder stellvertretender Geisilicber als vikarirender PfarxgelsUtcher in den Kirchenrath ejn, "Ohne Mit-
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wirkung eines seiner geistlichen Mitglieder kann der Kirchenrath nur in denjenigen Fällen thätig werden, wo der Pfarrer, als persönli bei der Sache betheiligt, an der Beschlußfassung theilzunehmen be- hindert ist oder wo Gefahr im Verzuge liegt. Jn solwen Fällen und in Fällen vorübergehender Verhinderung tritt ein vom Kirchenrath aus seiner Mitte alle drei Jahre beim Eintritt der neuen Aeltesten zu wählender Stellvertreter für ven Wldensgeistlichen ein.
Der Kircenrath versammelt sih zu ordentlicher Sitzung in der Regel monatli cinmal an dem ein- für allemal von ihm festgeseßten Tage; zu außerordentlicber Sitzung, fo oft ihn der Vorsitzende dur \chriftlihe oder ortsübliche Einladung beruft. Die außerordentliche Berufung muß erfolgen, wenn mindestens die Hälfte der Kirchen- vorstandsmitglieder “ unter Angabe des Zwelles dieselbe beantragt. ZU deu Versammlungen ist in der Regel cin geistlißhes Gebäude zu benutzen. ¿
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Die Sißungen des Kirchenraths sind nit öffentli6 und werden in der Regel mit Gebet eröffnet und, soweit angemessen, auch mit Gebet geschlossen. Jedes Mitglied des Kirchenraths ist verpflichtet, über alle die Seelsorge und die Kirchenzucht betreffenden Angelegen- heiten, sowie über die sonst als vertraulih bezeichneten Gegenstände Verschwiegenheit zu beobachten. 4
Der Vorsitzende leitet die Verhandlungen und ist für Aufrecht- haltung der Ordnung verantwortlich.
Zur Gültigkeit cines Beschlusses ist erforderlib, daß mehr als die Hâlfte der Mitglieder an der Abstimmung Theil genommen hat. Die Beschlüsse werden durch Stimmenmehrheit der Anwesenden ge- faßt. Bei Stimmengleicbheit entscheidet die Stimme dcs Vor- sißenden, bei Wahlen das Loos. Mitglieder, welche an dem Gegen- finde der Beschlußnahme persönlich betheiligt sind, baben si der Abstimmung zu enthalten und dürfen nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kirchenraths bei der Verhandlung anwesend sein.
Ueber die gefaßten Beschlüsse wird ein Protokoll geführt, welches in das Protokollbuh cingetragen, vorgelcsen und von dem Vor- sizenden sowie mindestens einem Kircenältesten unterschrieben wird.
3, Nrn 77 Kirchenraths. 1
Der Kircenrath hat die Kirchengemeinde in ibren inneren und äußeren Angelegenheiten zu vertreten und den Pfarrer in seincr pfarramtlihen Thätigkeit zu WREIEENE
Der Pfarrer is verpflichtet, die Fälle, wo er cia Gemeindeglied von der Theilnahme an einer von ihm zu vollzichenden Amtshandlung, insbesondere vom heiligen Abendmahl- zurüctzuweisen für nothwendig hâlt, unter s{onender einstweili- ¿x Zurückhaltung des Betreffenden, dem Kirchenrathe vorzulegen, “ Stimmt dieser zu, so ist die Buri weisung auszusprechen, geg”; welche dem Betroffenen die Berusurig an die Bezirkssynode offen vleibt, Erklärt si der Kirchenrath gegen die Zurückweisung, so witd djoer Besluß zwar sofort wirksam, aber der Geistliche ist befu wenn er sich bei demselben nicht LAABER will, die Sache ‘yr' Entscheidung an die Bezirks\ynode, be- ziehungsweise, ” , Gefahr im Verzuge is, an den Bezirkssynodal-
vorstand zv "ringen. : 8. 15.
Der Kircenrath ist terpflidtet:
1) zur Forderung christlicher Gesinnung und Sitte und zur Hand- habung der kirhliben Ordnung in der Gemeinde innerhalb der gesehz- lien Grenzen, Er hat insonderheit auch für Erhaltung der äußeren. go tebdiensilichen Ordnung zu sorgen und die Peilighaltung der Sov- und Feiertage zu fördern, -