1882 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 May 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber den Saatenstand in Polen {reibt man dem

E: vie, unterm 3. Mai: Der Witterungsverlauf der zweiten Hälfte des Monats April war für die Wintersaaten sehr förderlih. Die- selben baben in sämmtlichen Gouvernements des Königreics einen so guten Stand, wie es seit Jahren nit der Fall war. Man findet Roggenfelder, die Aechren von 8 bis 10 ecm baben. Ueberall ift der Stand recht dit, nur wenige Landleute klagen, daß der frühere Frost den Saaten etwas geschadet habe; diese Klagen treten aber nur ver- einzelt und größtentheils im nördlichen Theil des Landes auf. Die Sommerung, welche überall bestellt ift, zeigt einen fkräf- tigen Stand und dieselbe ist so weit vorgeschritten, wie man sie sont Ende Mai zu sehen pflegt. Die Kartoffelfelder bieten überall einen guten Anblick dar und die Aussidbten sind bei weiterem günstigen Wetter vielversprebend. Raps und Rübsen haben von Frost nicht elitten und dürfte der Rübsen in den nächsten Tagen zu blühen an-

angen. Im nördlichen Theil des Landes, wo .man glaubte, daß der

Froft den Obstbäumen einigen Schaden zugefügt hätte, stellt sich jeßt beraus, daß dieselben gänzlih verschont geblieben find. Von Mäuse- fraß ift nichts wahrzunehmen.

Gewerbe und Handel.

Nach einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta ufficiale“ vom 10. Mai cr. soll von der Verwaltung der Königlichen Gensd'armerie-Legion in Rom, Piazza del Popolo, am 25. Mai er, Vormittags 10 Uhr, die Lieferung von Silberschnur, Seidenborte, Fransen, Schulterstücken (Epaulettes) mit und ohne Fransen, Sterne (Chargen- Abzeichen) in Seide und Tuch, Handschuhe u. \. w. im Ge- fammtbetrage von 46281 L. im Submissionswege vergeben werden. Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. : i

Na einer Veröffentlichung in der italienischen „Gazzetta ufficiale" d. d, Foggio, den 9. Mai, foll die von der dortigen Präfektur auf den 8. Mai d. F. anberaumt gewesene und damals erfolglos ge- bliebene Submission auf Eichenshwellen im ungefähren Be- trage von 55 000 L. am 29, Mai d. I., Mittags 12 Uhr, dort

wiederholt werden.

Ueber den Berliner Wollmarkt schreibt die Zeit- schrift „Die Wollengewerbe“ Folgendes: Die nah dem PRor- porationéstatut der Kaufmannshast von Berlin eingerichtete „Kommission der Interessenten des Wollhandels“ hielt Ende April unter dem Vorsiß des Aeltesten der Kaufmannschaft „Richard Hardt“ eine Sißung ab. Erster Gegenstand der Erörterung war die Frage, wo der Wollmarkt, für welcen der bisberige Platz kontraftlich rur noÞ für das laufende Jahr gesichert ist, in Zukunft hin verlegt werden soll. Nah Erörterung einer Reihe versciedener Vorschläge, welce behufs genauerer Prüfung einer kleinen Subkom- mission überwiesen wurden, einigte man sich dahin, daß die Behörden zunächst ersubt werden sollen, ihre Beschlüsse über die Auswahl des zukünftigen Wollmarktplaßes nicht früher zu fassen, als bis die Interessenten sihch mit ihren Wünschen geäußert haben würden.

Weiter erwog die Kommission, daß es für den bevorstehenden Wollmarkt im Interesse der Produzenten sowohl als der Händler und Fabrikanten dringend geboten fei, an der feit mehreren Jahren bereits von den Aeltesten der Kaufmannschaft anerkannten Usance festzuhalten, nach welcher auf dem Berliner Wollmarkt nur Netto- Tara, also mit Vergütung des wirklichen Sackgewichts gehandelt werden soll. Die Kommission erachtet es deshalb für geboten, die Produzenten von Wolle darauf hinzuweisen, daß es sih zur Er- leihterung des Geschäftsverkehrs für sie empfehlen würde, das Gewicht jedes einzelnen leeren Sakes mit deutliher Schrift auf demselben zu vermerken. Außerdem erinnert die Kommission daran, daß das Aeltesten- Kollegium der Berliner Kaufmannschaft am 3. April 1881 an den Ran Minister für die Landwirthschaft eine Denkschrift über die

ißstände gerichtet hat, welhe den deutsden Wollhandel schädigen. In dieser Denlscbrift ist neben der Festhaltung der Bedingung Nettotara beim Wollhandel insbesondere verlangt:

1) mögli gute Wäsche und sorgfältige Trocknung der Wolle,

2) Verwendung glatter, festgedrehter, nicht über Nothwendigkeit

starker und langer Schnüre,

3) Benutung glatter, hachelfreier Säcke,

4) Absonderung aller abweichenden Gattungen, als Scchmut-,

Sterblings-, Kreuzungs- und Waschwolle.

Da der Herr Minister für die landwirth\ch{aftlicchen Angelegen- heiten die vorerwähnte Denkschrift der Aeltesten der Kaufmannschaft nach Inhalt einer Benachrichtigung vom 19. Mai 1881 den Vor- ständen sämmtlicher landwirth\schaftlißen Provinzial- und Central- vereine mit der Aufforderung zugefertigt hat, die Aufmerksamkeit der Wollproduzenten auf die darin geschiliderten Mißstände zu lenken und nah Möglichkeit auf deren Beseitigung zu wirken, so glaubte die Kommission sih der Hoffnung hingeben zu fönnen, daß die deutschen Wollproduzenten durch Vermeidung der gedacten Mißstände das ihrige dazu beitragen werden, um der deutschen Wolle diejenige bevor- zugte Stelïiung wieder zu erobern, die sie in früheren Jahren trotz überseeisher Konkurrenz eingenommen, und wesentlich nur infolge der bezeichneten Mißstände verloren hat.

Die Liquidatoren der Thüringischen Bank haben, wie die „B. Börs.-Ztg.“ meldet, besblossen, cine neue Quote im Betrage von 40 4 pr. Aktie zur Auszahlung zu bringen, so daß nah Ab- hebung diefer Summe dann auf jede Aktie 831 % zurüdckgezahlt scin werden. Die Auszahlung erfolgt vom 20. d. M. ab.

In der Generalversammlung der Lebens versicherung s- gesellshaft zu Leipzig wurde die Jahresrechnung für 1881 einstimmig genehmigt. Dieselbe ergiebt bei einem Jahres8gewinn von 1624526 M und einer Erhöhung des Gesammtübers{husses auf 6 844 865 M eine Dividende für das Jahr 1883 von 39% der Jahresprämie bezw 3% der Summe der gezablten Jahreéprämien, sowie 1¿% der Summe der gezahlten Zusaßprämien für abgekürzte oder gemishte Versicherungen. Den Aussteuer- oder Kinderversiche- rungen wird eine Dividende von 1,43% der Reserve regulativmäßig gutgeschrieben und dem Kautionédarlehnsverband der Gesellschaft Be 1883 123% der 1877 gezahlten Gewährleistungsbeiträge zu gute.

Dem 1881er Gescäftsbericbt der Aktiengesellschaft für Boden- und Kommunalkredit in Elsaß-Lothringen ist zu entnehmen, daß das Resultat des Geschäftsjahres 1881 im Wesentlichen zufriedenstellend war, obschon es binter demjenigen des Jahres 1880 zurüdbleibt ; von Verlusten ist das Institut verschont eblieben. Die Hypothekenabtheilung hat fib gut fortentwidelt, in- em ca. 4000000 neue Hypotheken abges{lossen wurden. Neun Expropriationen waren zu veranlassen, durch welche die Forderungen der Bank bedeckt wurden. Im Laufe des Jahres emittirte die Bank 4 000 000 A 4/0 Pfandbriefe und ebenso viel 4 */, Kommunal- Obligationen; die Verwaltung der öffentlihen Gelder (Staats- depositen-Abtheilung) hat ihre Geschäfte reglementsmäßig und in ge- wohnter Weise besorgt. Der Totalumsatz sämmtlicher Abtheilungen

des Instituts belief sih auf 1915 878556 4 gegen 1478 577 395 M im Jahre 1880. In der Hypothekenabtheilung gingen im Laufe des Jahres 327 Hypothekengesuche mit zusammen 7 451 681 M cin, da- von wurden 198 Gesuche mit 3976551 M genehmigt, während 105 abgelehnt und 24 zurüdckgezogen wurden, Die Kapital-Nückzahlungen betrugen 782752 A Es verblieb Ende 1881 ein Saldo von Hypothekendarlehen von 14426 524 4 An Zinsen wurden 632 462, vereinnahmt. Gemeindedarlehen wurden 151 in Elsaß- Lothringen mit 1161061 und 43 in diversen deutshen Städten und Gemeinden mit 1 159 860 abgeschlossen, In der Abtheilung für die Verwaltung von öffentlichen Geldern (Staatsdepositen-Abthei- lung) betrug der Jahresverkehr 44 492 423 íÁ, bierzu Zinsensaldo mit 1 339 980 M, mat 45832404 A Der Bestand der binterlegten Werthpapiere beträgt 36 224 154 4 Der Weselverkehr der Finanz- abtheilung belief sich auf ein Total von 21937 Wechseln mit 123 917 349 „K (auf Strafburg für 39 355 833 Á) im Eingang und 20548 Wecseln mit 111219791 M (auf Straßburg für 39 789 987 g im Ausgang; es verbleibt somit Ende 1881 ein Bestand von 1389 Weseln mit 12 697558 M

\{nittsbetrag der Wesel stellt sich auf 9141 A An Effekten gingen ein 50 971 221 Æ, aus gingen 38 311 596 M; bleibt Bestand 12 659 625 & Der Conto-Corrent-Verkehr figurirt in den Büchern mit einem Debet von 230 183070 Æ und mit einem Kredit von 209459043 M Der Jahresumsaß des Cassa - Contos beläuft sich im Eingang auf 376983485 A und im Ausgang auf 376650729 4 Es war mithin am 31. Dezember 1881 ein Baarbestand (inkl. Guthaben bei der Reichs- bank) von 332 755,70 A vorhanden. Das Reservefondskonto {loß im Vorjahre mit 301 487 Æ ab. Hierzu treten nah dem Vorscblage der Direktion: 5% vom Reingewinn von 298 917 M = 14 945 M, ferner 10% des Uebershusses von 43971 A = 4397 4 Mithin erreicht das Reservefondskonto eine Höhe von 320 830 A Von dem oben angeführten Uebers{chuß entfallen ferner 5% = 2198 # an den Aufsichtsrath und weitere 5°/9 an die Direktion, \{ließlih 24 000 M § °/o Superdividende, in Summa 32794 4 Es verbleibt mithin ein auf neue Rechnung vorzutragender Uebershuß von 11177 M Dortmund, 15. Mai. (Eff. Ztg.) Auf dem Eisenmarkt ift die längere Zeit geplante und nunmehr zum Abschluß gelangte Stabeisenkonvention, wie au die Konvention der Puddeleisen-Pro- duzenten von besonderer Bedeutung, da von diesen Maßnahmen eine größere Stetigkeit in den Preisen zu erwarten is. Die Produktions- einshränkung in Puddeleisen kann si der Natur der Sache nah erst nah längerer Zeit fühlbar macen und ein Anziehen der Noti- rungen bewirken, durch Fixirung des Minimalpreises auf 62 Æ pro Tonne ift aber schon jeßt einem weiteren Sinken der Preise vorgebeugt. Da Luxemburger Roheisen ebenfalls die Konventions- preise behauptet, so kann eine günstige Beeinflussung des Walzeisens nicht ausbleiben. In Stabeisen, das längere Zeit ver- nalässigt gewesen, scheint fich eine kleine Belebung anzubahren, da sih die Anfragen und Bestellungen, wenn auch vorläufig nur kleinerer Posten , mehren. Bemerkenswerth ijt, daß die Walzwerke meist sehr stark beseßt und daher nicht in der Lage sind, kurze Liefer- fristen zu bewilligen. Bezügliche Aufträge werden, wie wir aus Ge- shäftébriefen verscbiedener Werke ersehen, wegen UVeberbürdung ab- gelehnt. In Feinblehen ist ebenfalls eine kleine Besserung in der Nachfrage eingetreten, wozu der größere Bedarf der Verzinkereien beigetragen haben mag, bei denen wiederum mehr Bestellungen auf verzinkte Bleche zu Bedachungen 2c. eingegangen sind. In \{weren Blechen für den Schiffsbau und zu Dampsfkesseln is der Bedarf auf dem frühern Niveau geblieben und sind die Notirungen daher auch unverändert fest geblieben. Ebenso ist Facçon- eisen in großer Nachfrage geblieben und sind namentlich Träger so stark begehrt, daß der Bedarf nur mit Mühe gedeckt werden kann. In Stahl hat si die Nachfrage zwar verringert und auch in Cisenbahnmaterial is es für den Export stiller geworden, aber die vorliegenden Aufträge sind so belangreih, daß sie noch \ür längere Zeit volle Beschäftigung bieten. An ausstehenden Submissionen ist die der rechtsrheinischen Staatsbahn auf Lieferung von 8807 t Flußstahl- scienen, 755,65 t Flußstahllaschen, 65 t Laschenshrauben aus sehnigem Eisen, 122 000 Sprungringen, 7325 t Querschwellen aus Flußeisen oder Schweißeisen, 191 t Klemmplatten, 173 t Hakenschrauben, 610 000 Stü S prungringen bemerkenêwerth. Die belgische Regierung hat ferner die Lieferung von 23 000 t Stahlschienen ausgeschrieben, und die Neichs- eisenbahnen stellen die Lieferung von 300 Radreifen für Lokomotiven, 150 dto. für Tender, 1200 dto. für Wagen, sämmtli aus Slußstahl nnd 200 Radreifen für Wagen aus Flußeisen in Submission. Die Maschinenfabriken und Kesselshmieden, sowie die Waggonfabriken sind fortwährend lebhaft beschäftigt, und auß die Brückenbau- Anstalten haben in der jüngsten Zeit etwas mehr Bestellnngen, zum Theil aus dem Auslande, erhalten. Im Kohlengeschäft ist ein für die gegenwärtige Jahreszeit sehr bedeutender Absatz an Industrie- kohlen und Koke zu konstatiren. Der Kohlenverkehr hat sih wesent- lih in Folge des besseren Wasserstandes belebt und dürfte vom 1. Juni ab, an welchem Tage die billigeren Frachtsäße vom rheinish-west- fälishen Bergbaubezirk dur den St. Gotthard-Tünnel nah Jtalien in Kraft treten, noch größere Dimensionen annehmen. Wien, 16. Mai. (W. T. B.) Die heutige Generalversamm- lung der ungarish-galizischen Eisenbahn genehmigte den Geschäftsbericht für 1881. In Ce des Wegfalls der bedeutenden Getreidetran8porte haben die Einnabmen gegen das Vorjabr 1880 um 111 678 Fl. abgenommen, wogegen sich die Ausgaben um 55 298 Fl. verringerten. Die Betriebsrelnung \ch{ließt mit einem Verlustsaldo von 117 939 Fl., wovon 92 843 Fl. auf die galizische und 25 096 &l. auf die ungarische Linie entfallen. Durh den Verkauf der im Besitze der Gesellschaft befindlich gewesenen eigenen Prioritäten II. Emission zum Course von 90,25 und das Abstoßen sämmtlicher \{webender Schul- den ist die volle Baarzablung der Aktiencoupons vom 1. Juli 1881 ab ermögliht worden. Die Betriebsergebnisse von 1882 find gün- stiger, da bis Ende April 64 000 Fl. mehr als bis zu derselben Zeit im Jahre 1881 eingenommen worden sind. Rotterdam, 16. Mai. (W. T. B.) Die beute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee- auktion eröffnete für Nr. 1 zu 314 à 314, Nr. 4 30 à 304, Nr. 5 30, Nr. 6 304, Nr. 7 324 à 324 Nr. 8 314 à 313, Nr. 9 294 à 293, Nr. 10 294 Nr. 11/27 à 2703, Nr. 12 274 à 273, London, 16. Mai. (W. T. B) In der beute eröffneten

N LGULLoR war gute Nachfrage zu Schlußpreisen der letzten Uufttton,. Liverpool, 16. Mai. (W. T. B.) Bei der beute eröffneten Wollauktion wurden 20300 B. angeboten. Es herrschte gute Nachfrage zu den ungefähren Preisen der Märzauktion. New-York, 15. Mai, (W, T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nach Großbritannien 15 000, do. nah Frank- reich 7000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 55 000, do. na Frank- reich 7500, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents 2500 Qrfkrs.

Verkehrs-Anstalten.

Eine eigenthümliche, für Handel und Verkehr unerwünste Er- s{heinung wird durch den Tarifkrieg gebildet, den die verschiedenen transatlantischen Telegraphenkabelgesellschaften gegen einander führen. Die Vorgänge dabei zerfallen regelmäßig in drei Abscbnitte. Jn dem Zustande der Rube werden die Tarife obne Rücksiht auf die Bedürfnisse des Publikums so hoc gehalten, als dies im aus\ch{ließlich finanziellen Interesse der Gesellschaften zweck- mäßig erscheint. Es folgt die Zeit der Konkurrenz dur die Vil- dung einer neuen Gesellshaft mit weitgebender Ermäßigung der Tarife, um einen Theil des Verkehrs an si zu ziehen, beziehungs- weise die finanziell \{wäcere der Gesellschaften in die Gefahr des Verlustes jedes Ertrages zu bringen. Dann tritt die Einigung zwi- {en sämmtlichen Gesellshaften ein, Die Tarife werden wieder er- höht und das Spiel kann von Neuem beginnen. Der Tarif für ein Wort zwischen den europäischen Küsten und New-York betrug na bereits vorangegangenen vielfaben Scbwan- fungen Anfang 1880 3,75 Fr. Es bildete 1nich die französische Kabel- gesellschaft. Der Tarif wurde nach und na herabgeseut, zuletzt bis auf 6 Ctms. vom 1. Februar 1880 ab ermäßigt. Nach Einigung der Kabelgesellshaften trat vom November 1880 ab eine Tarif- erhöhung auf 2,50 Fr. ein. Nun drobte den Gesellsbaften eine neue Konkurrenz dur den amerikanischen Unternehmer Gould. Der Tarif ging herab auf 1,25 Fr. Jett ist die Einigung zwischen den alten Gesellshaften und Gould erfolgt, und wir baben vom 22 Mai ab cine neue Tariferhöhung auf 2,50 Fr. zu erwarten, Leider find die betreffenden Staatêverwaltungen ohne wirksamen Einfluß auf diese für alle Handelsverbältnisse störende Tarifände- rungen, da die meisten Telegraphenkabel-Gesellshaften den inter- nationalen Telegraphenverträgen nicht unterworfen sind und die ursprünglichen Konzessionen keine Handhabe zu bieten scheinen. Unter diesen Verhältnissen wird vorauësichtlid aub für den deutscben Telegraphenverkehr mit Amerika über Emden die Erhöhung der Gebühr um eine Mark für das Wort eintreten. New-York, 16. Mai. (W. T. B,) Der

(auf Straßburg 5887999 4) im Portefeuille, Der Dur{-

Berlin, 17. Mai 1882.

Glei nahdem gestern die Sitzung des Central-Comités der Hygiene - Ausstellung geschloffen worden war, zeichneten iele der Anwesenden zum Garantiefonds, zum Theil erhebliche Summen. Es gewinnt überhaupt den Anschein, als würden den alten Freunden und Förderern des Unternehmens neue si zugesellen, so daß der neue Garantiefonds noch höher sein wird als der bis- herige. Der geschäftsführende Aus\{uß tritt unverzüglid in Be- rathung über die dem Central-Comité zu machenden Vorschläge be- züglih der Rekonstruktion der Ausstellung, und zwar leitet ihn bier- bei das Prinzip, das Unternehmen noch \ostematiscer auszugeftalten als das bisherige und ihm eine Abrundung und Vollständigkeit zu geben, wie sie dem Vertrauen entspricht, das dem Ausschusse allseitig entgegengebracht wird. Der Aus\{uß bleibt bis auf Weiteres in

ertheilt werden wird.

“Beréin… für Geschihte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 10. Mai 1882. Hr. stua4. Weigel, als Gast anwesend, legte einige Handschriften vor, in deren Besitz er als Erbe des be- kannten märkischen Historikers Samuel Bucholßz gelangt ist. Be- sondere Aufmerksamkeit erregten die von dem Kyriter Archidiakonus Johann Buchholt, eines „Theatrum Marchicum“, die Urgeschichte der Mark darstellend, und die von demselben bis 1626 ausgeführte Geschichte des Kurfürsten Georg Wilhelm, sowie A. F. Gebhards in Musik geseßtes Gedicht auf das Wilsnacker Wunderblut. Hr. Direktor Schwarß sprach über die Beziehungen des Großherzogthums Posen zur Mark, namentlich über“ das S der slavishen zu der deutschen Bevölkerung, wie solches aus prähistorishen und mythologischen Forshungen sich ergiebt. Hr. Oberlehrer Fischer erinnerte an den märkischen Gulerspiegel Hans Clawertz; die ganz originalen Schwänke, mit denen er sogar den Kurfürsten Joachim 11. berühren durfte, sind 1587 von dem Trebbiner Organisten und Stadtschreiber B, Krüger herausge- geben worden und jeßt im Neudruck erschienen. Hr. Legationsrath von Lindenau besprach den ersten Theil der unter dem Titel „Preußen im Bundestage 1851-—1859* seit Kurzem veröffentlichten Dokumente der Königlich preußischen Bundestags-Gesandtschaft, welcher damals der jeßige Fürst-Reichskanzler vorstand. Der Inhalt des Berichts war, abgesehen von dem hocinteressanten Gegenstande, um deswillen bemerkenéwerth, weil der Vortragende selbst in den Jahren 1861 und 1862 Gelegenheit hatte, während einer zweimaligen dienstlichen Ver- wendung zu Frankfurt am Main die dortigen Verbältnisse an Ort und Stelle kennen zu lernen.

„Kürzlich hielt der Mecklenburgishe Landesverein der Kaiser- Wilhelmstiftung für deutshe Invaliden in Schwerin seine zehnte Generalversammlung ab. Seit der im Iahre 1871 erfolgten Gründung des Vereins sind 1527 Personen mit 103 615 4 18 „F unterstüßt worden. An die Kaiser Wilhelmstiftung in Berlin wurden abgeliefert 6650 / Den Zweigvereinen gehörten 1881 1094 Mitglieder an. Das Vermögen der Zweigvereine hbe- trug Ende 1881 2394 K S S de Landes8vereins 20 T73 M 45 S, insgesammt also 51687 M. 46 „A. Eine am 2. Sept:mber 1881 gehaltene Landes - Kircenkollekte lieferte 4746 M 45 A. Die Rechnung des Landesaus\chusses \chließt für 1881 in der Einnahme mit 8974 4 75 4 (inkl. des oben auf- geführten Ertrages der Kollekte) ab. Verausgabt wurden 7973 M 90 „3. Im Jahre 1881 hat das Gesammtvermögen des Vereins durch die genannte Kollekte allerdings um 2455 M 83 zugenommen, jedo ist im Ordinarium eine Abnahme von 2290 M 61 H S (= 44%) eingetreten. Man bewilligte daher für 1881 keine Beitragszahlung an die Centralfasse der Kaiser-Wilhbelmstiftung. Dem Landesaus\chuf: ward für 1881 das Liberatorium ertheilt.

Braunschweig, 14, Mai. (Hann. Cour.) Ueber dem Ein- gange des Hauses Nr 8 in der Wallstraße ist heute eine in Zinkguß ausgeführte Gedächtnißtafel mit der Inschrift : „Hier wohnte Johann Anton Leisewiß. 1788—1896*, angebradt worden. Angekauft wurde dieses Haus von dem Dichter bereits im Jahre 1786, aber be- zogen erst 1788, da dasselbe kontraktlih noch anderweitig vermiethet war. In neuester Zeit ist das Grundstü in den Besitz der Herzog- lichen Baudirektion übergegangen, auf deren Verfügung auch die Tafel angebracht wurde. Mit einer ähnlichen Tafel ist bekanntlich {hon seit mehreren Jahren das Haus, in welchem G. E. Lessing starb, und das Geburtshaus des berühmten Mathematikers Karl Friedri Gauß bezeichnet.

Am 1. und 2. Juni d. J. begeht das Großherzoglich Mecklen- burgishe Grenadier-Regiment Nr. 89 das Fest seines 100 jährigen Bestehens in festliher Weise. In die erste Compagnie desselben ward kürzlich der am 9. April in Palermo geborene Prinz (Sohn des Erbgroßherzogs von Melenburg-Schwerin) aufgenommen.

Vor einigen Tagen beging das landesherrlice Schullehrer- Seminar für das Großherzogthum Medcklenburg-Schwerin zu Neukloster in Gegenwart des Großherzogs tie Feier \cines hundertjährigen Bestehens. Das Seminar, welches am 26. April 1782 in Schwerin eröffnet ward, kam am 282. April 1786 nach Ludwigslust .und wurde Michaelis 1862 nah Neukloster verlegt. Im Dezember vorigen Jahres zählte die Anstalt 183 Zöglinge, und zwar 72 Seminaristen und 111 Präparanden.

Das in Gr. Müritz bei Ribnitz bestehende Secehospiz für Kinderpflege wird in diesem Jahre {hon am 15. Juni eröffnet werden, In Schwerin ist dem Kinderasyl zum Andenken an die verewigte Herzogin Anna der Name Anna-Hosfpital beigelegt und die Erbauung eines neuen Gebäudes beschlossen worden.

In Wittenburg hat sich kürzli ein Mecklenburgischer Reitverein gebildet, der am 10. Mai mit gutem Erfolge die ersten Wettrennen veranstaltete.

Die von uns bereits erwähnte Matinée, welhe am näcbsten Sonntag, Vormittags 12 Uhr, im Königlichen Opernhause zu Gunsten der Unterstüßungskassen des Vereins „Ber- liner Presse“ stattfindet, erfreut sih der Theilnabme der weitesten Kreise, Die Matinée wird durch einen von Hermann Ktletke verfaßten und von Frl. Clara Meyer gesprocenen Prolog eingeleitet, worauf von den ersten Kräften der italienischen Oper des Skating-Ninks unter Leitung des Direktors Bimboni mit der bei der Oper beschäftigten Berliner Symphonie-Kapelle der zweite Akt aus Poliuto gesungen wird. Sodonn gelangt von den Mitgliedern des Königlichen Schau- spielhauses das Putliß\che Lustspiel „Eine alte Schachtel“ zur Auf- führung, worauf die Jtaliener den 3. Akt aus „Ernani“ zur Auf- führung bringen werden. Weiter folgt ein komiscer Vortrag in bayerishem Dialekt von der beliebten Künstlerin Frl. Schoenthen vom Münchner Gärtnerplatz-Theater. Den S{luß bildet Jacobsons belustigende Posse „1733 Thlr. 224 Sgr.“ mit Hrn. Emil Thomas in der Hauptrolle. Für dieses Stück hat der Verfasser neue Couplets gedichtet, welhe Hr. Kapellmeister Michaelis in Musik gesett hat.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Dru: W. Elsner. Fünf Beilagen

Berlin:

) ( Hamburger Postdampfer ,Vandalia* ist hier eingetroffen.

(cins{ließlich Börsen-Beilage).

Permanenz, da die Aussteller Auékunft begehren, die ihnen \{leunigst.

einem Oheim des Samuel, verfaßten Abschnitte

Erste Beilage zum Deutsczeu Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaats-Auzeiger.

G f1BS.

Berlin, Mittwoch, den 17. Mai

1882.

Niejtamtliczes.

Preußen. Berlin, 17. Mai. Jn der gestrigen {11.) Sißung sehte dcr Reichstag die erste Berathung des Entwurjs eines Geseßes, betreffend die Unfall- versicherung der Arbeiter, in Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesehes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter fort. Der Abg.

rhr. von Malhyahn:Gülß erklärte, die Leere der Bänke des Da könnte überrashend auf ihn wirken, wenn er nicht wüßte, daß bei ersten Berathungen wichtiger Geseße man häufig keinen bedeutenden Redekampf liebe, und daß die An- sichten si erst in der Kommission klärten. Von diesem Ge- sihtspunkte aus sei die Leere des Hauses ein glinsiiges Zeichen dafür, daß die Majorität, die Wichtigkeit der Vorlage anerken- nend, eine Kommissionsberathung wünsche. Der Wille, Positives auf dem vorliegenden Gebiete zu schaffen, sei bei allen Parteien vorhanden, selbst bei der gewöhnlich negirenden Partei, deren Vertreter zwar die Vorlage bekämpft, aber die Nothwendigkeit der Reform anerkannt habe. Die Frage werde niet vershwinden, bis sie eine Lösung gefunden habe. Seine Partei werde sich wenigstens von dem Versuch einer Lösung nicht abhalten lassen dur die Einwendungen, daß feine Partei fih auf soziälistishem Wege befinde. Wenn seine Partei eine Maßregel sür rihtig und zweämäßig erkannt habe, so werde sie dieselbe vertreten, möchten auch die Herren von der jozia- listishen Richtung denselben Gedanken haben, die Wahrheit der Maßregel würde dadurh nicht geringer, Auch lasse seine Partei si nicht dadurch beirren , daß man ihr falsche Motive unterschiebe. Nit gezwungen, wie der Abg. v. Vollmar ge- meint habe, und um seiner Partei den Profit, welchen die Sozialdemokraten aus ihren arbeiterfreundlihen Bestrebungen gezogen hätten, sih anzueignen, trete seine Partei sür die Ar- beiter ein. An dem Beifall der Menge, deren Wünsche nicht durch Necht und Gewissen gezügelt seien, die mit Gewalt er- reihen wolle, was sie mit Güte nit erreichen könne, liege feiner Partei nihts. Dagegen aber müsse er protestiren, daß die Herren von der sozialdemokratishen Partei sich allein als Vertreter der Handarbeiter ansähen. Allen Parteien liege die Pflicht ob, das Wo! l der leßteren im Auge zu behalten und zu vertreten. Das Gebiet, welches seine Partei hier vertrete, jei ein so neues, daß man seine Anforderungen an die Kom- mission nit zu hoh stellen und das relativ Gute nicht zurüCweiscn solite. Er sei deshalb ganz damit einverstanden, daß die Regierung dem Hause nur die Unfall: und Kranken- versicherung vorgelegt, die Jnvaliden- und Alter8persoxpung

y f \ 11 Fa sxVvTy Wet Reden ne dge t zum! Mell tamen gema!

vorigen Jahre gründlih revidirt und ay e Upuen “Grundlage der Verständigung geworden seien, Sympathish sei für ihn zunächst, daß man jeßt die gleichartigen Betriebe in E schaften zusammenzufassen versucht habe. Day 8 i Einzelheiten nicht gelungen sei, werde in der Bor e T s anerkannt. Der Abg. Sonnemann habe gemeint, wei er Staat dahinterstecke, so seien dies keine wahren Ee asten. Er hätte allerdings auch gewünscht, daß a V Funktionen lieber den Genossenschaften als den T A den übertragen würden. Aber die mit den Gemeinde N au) diesem Gebiete gemachten Erfahrungen ließen es 0 n- {{henswe1th erscheinen, daß die erste Organisation des Ge- nossenschaftswesens von Staatsbehörden in die Hand ge: nommen werde. Auf die Karenzzeit wolle er hier nich eingehen, wichtig aber sei für ihn, daß die Arbeiter L dem Momente an, wo sie arbeitsunfähig würden, E der Armenpflege anheimfielen , fondern ihren Bes bekämen als ein Necht, das sie si erworben hätten, g d großer Tragweite sei ferner die Heranziehung oder d 18- schließung der ländlichen Arbeiter von den Wohlthaten un Veo lastungen dieser Geseßze. Ein innerer Grund, sie aus- zuschließen, bestehe absolut nicht. Es läge darin n gene Unbilligkeit gegenüber der Behandlung der M en Arbeiter, die sich namentlich da fühlbar machen wür! G O landwirthschafllicher Betrieb und Jndustrie an einem us em- selben Ort neben einander beständen, „Diese Aus\{ enug würde um \o bedenklicher sein, falls der Reichszuschuß zur An- nahme gelanaen sollte. Es würden die Vortheile der Bo LgEnar den industriellen Arbeitern zu Gute kommen, während die län P lihen ohne diese Vortheile zu den Lasten der art pa Ss rung wenigstens indirekt mit würden beitragen müsen. G p wohl erscheine die Hineinziehung der länblichér Arbeiter n das Gesch zur Zeit aus rein praktischen San für ihn persönlih niht thunlih, Man hätte es as mit mindestens sechs verschiedenen Kategorien L er Behandlung zu thun. So gebe es z. B. Hofarbeiter , 4 h. Tagelöhner, welche auf dem Gute Fahr aus Jahr ein 45 en, Naturalien bezögen, eine Kuh halten dürsten und fi al e einer relativ guten Lage besänden. Diese würden ny Des Aufnahme in die Krankenversiherung am Wenigsten zufrie en sein, denn sie müßten in Zukunft zu den Hon E Q) pflegung beitragen, während sie jeßt bei den meisten uts- besißern freie Apotheke hätten. Andere würden in oru von Altentheilen versorgt, noch andere wohnten in einem o dorf zur Miethe oder seien kleine Eigenthümer, oder woÿn M gegen gewisse Arbeitsleistung in einem Bauernhause u gingen in der sreien Zeit auf Arbeit. Alle diese Da se erforderten eine verschiedene e f Ein großer ps deiner Freunde erachte aber diese nicht sür so durhschlagen : Er (Redner) wolle eine Grenze zwischen den Arbeitern VaHUtEO ge zogen wissen, daß man sage : verpflichtet zur E Ee e G der seine ländlihen Arbeiter dauernd beschäftige. x qu e faunr, daß man si in der Kommission hierüber VELE gen würde. Der Reichszushuß von 25 Proz. sei ihm n vA \ m- pathish. Er sei damit einverstanden, daß die po L A Ne mittelung der Rentenzahlungen übernehme, obglei } 4 \{on ein kleiner Neichszushuß enthalten sei; denn in G i Post die Renten an ihren O zahle, un nur alle Vierieljahre die verauslagten Belräge zurückfordere, ver-

aber, 1 fie feit so zu

dem Reiche zur Last. Er glaube kaum, wendig sei, der Jndustrie hier eine Last abzunehmen. Die Motive s\prähen davon, daß der RNeichszuschuß ein Aequivalent dafür biete, daß die Unfallversicherung die Armenlast der Gemeinden etwas erleichtere. Dies sei so lange nich: richtig, als tie ländlihen Arbeiter von diesem Gesetze ausgeschlossen würden. Die Belastung der Jndustrie würde zu Anfang eine so minimale sein, daß dazu ein Reiyszushuß kaum nothwendig sein würde. Die Belastung werde aber nah 10—15 Jahren steigen. Es heiße in den Motiven, der Staat solle der Zndustrie helfen, und wenn si später herausstelle, daß sie die Last allein tragen könne, solle die Unterstüßung aufhören. Warum drehe man den Spieß nicht um? Es wäre do rich- tiger, in diesem Geseye auszusprechen : es werde erst daun cin Zuschuß gezahlt, wenn sich herausgestellt habe, daß die Industrie die Last allein nicht tragen könne. Ob dieser Vorschlag dur(führbar sei, wisse er nicht, der- selbe sei aber wohl diskutabel. Die speziellen Punkte würde man am Besten in einer Kommission erörtern fönnen. Etwas absolut Vollkommenes werde scine Partei sich au dort nicht schaffen fönnen, darüber täusche man sih nicht, aber man hüte sich, Dinge hineinzuziehen, die noch nit reif seien. Halte man sich an das Greifbare und Erreichbare, so dürfe man hoffen, daß ein Werk zu Stande komme, das von dauecrn- dem Segen sein- werde. Der Abg. Petersen bemerkte, man sei auf allen Seiten des Hauses geneigt, der Negierungsvorlage entgegen zu kommen. Er könne im Namen seiner Partei noch cinen Schritt weiter gehen und sagen, daß sie der Vorlage ohne alle Vocein- genommenheit mit Wohlwollen entgegengehe. Seine Partei werde daher bei den Berathungen in der Kommission, für die au seine partei stimmen werde, immer das Ziel, welches die vollkommene Billigung seiner Partei habe, îim Auge be- halten. Bei dem Streit über die verschiedenen Wege dürfe nie das Ziel vergessen werden, das alle Parteien anstrebten, und gerade weil die -Löfteng der vorliegenden Fragen mit so großen Schwierigkeiten verbunden sei, solle Niemand sagen, daß er allein im Besitz des richtigen Nezeptes sei. Für ihn handele es si vor allem darum, zu erreichen, daß die Arbeiter gegen alle Unfälle ge- sihert würden, daß dies in einfachercer Weise gescheh:, als bieher, und Prozesse möglichst vermieden würden, daß dem Deutschen Neiche der soziale Frieden erhalten oder, wo der- selbe bereits gestört sei, wiederßergestellt werde. Es sei der Ne- gierung «um Vorwuxf gemachkWoxden, daß sie die Krankenkassen Aeg V f Una rigkeiten, haba 2 I ISTUC E rave ie orejen Vorwurf Bn er nicht theilen, vielmehr sei gerade dieje Kom- bination geeignet, die Schwierigkeiten zum Theil zu beseitigen. Besonders sei es ein glüdllicher Gedanke, daß man unter Auf- rehterhaltung des Grundsaßes, daß der Arbeiter sicher gestellt wer- den müsse, die leichteren Unfälle getrennt habe von den {weren Und indem man bei den Krankenkassen , zu denen Arbeitgeber und Arbeiter Beiträge lieferten, den Arbeitern die Mitwir- kung zugesichert habe, habe man zugleih das beste Mittel ge- funden gegen Simulanten, da die Kameraden immer genau wüßten, ob eine Betrügerei vorliege, und ein eminentes «nter- esse hätten, sie zu verhindern. Ob das Verhältniß der Bei- träge richtig gegriffen sei, wolle er hier nicht entscheiden. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn nicht der Arbeiter, „son- dern der Arbeitgeber zu zwei Drittel der Beiträge verpflichtet wäre, und weiter hätte es sich empfohlen, wenn die Arbeit: geber au zu Beiträgen für die Fabrik- und eingeschriebenen Hülfskassen angehalten würden. Die Unfallversicherung an- langend, werde die Komniission zu prüfen haben, ob es nit geboten sei, den Versihherungszwang auch auf die ländlichen Arbeiter auszudehnen. Unmöglich aber könnten Bestimmungen aufrecht erhalten bleiben, wie sie bezüglih der Eisenbahn- arbeiter getroffen seien. Nah dem Eutwurf bleibe ein Theil derselben unter §. 1 des Haftpflichtgesehes stehen, während die Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten, und die beim Bau von Eisenbahnen beschäftigten unter das vorliegende Geseh fielen, Dadurch würden Mißverhältnisse geschaffen, die leicht böses Blut erregen könnten. Denn die Arbeiter, die nicht unter das Geseh fielen, erhielten vollen Schadenersaß, während die an- dern nur 66?/z erhielten. Was die Gewährung betreffe, so stehe der Entwurf auf derselben Grundlage wie der frühere, und diese Grundlage sei auch von der liberalen Par- tei acceptirt worden. Bedenken habe seine Partei nur gegen die Weise, auf welche die Mittel für die Entschädigungen vershafffl werden sollten, abweihend von der früheren Vorlage sei diesmal das Umlageverfahren in ordiag ge: bracht. Er habe si nit überzeugen können, daß dieser Weg der bessere sei. Wolle man ihn troßdem einschlagen, so müßten die Beiträge wenigstens so erhöht werden, daß große Reserve- fonds gebildet werden könnten. Den Reichszuschuß müsse er unter allen Umständen sür bedenklich erahten. Seine Partei könne auf denselben nicht eingehen, weil dem Hause die Noth- wendigkeit eines solchen Zuschusses nicht nachgewiesen sei. ne Partei sage, daß die Jndustrie die Lasten tragen müsse, welche durch die Unfälle entstanden seien. Eine Ausnahme könnte seine Partei erst dann zulassen, wenn d die Unmöglichkeit nah- ewiesen werde, daß die Jndustrie diese Lasten tragen könne. Die Regierung wolle für die ersten Jahre diesen Zuschuß gewähren, behalte sich dagegen für spätere Zeit eine Aenderung vor. Das umgekehrte Verfahren würde hier das richtige sein, da gerade in den ersten Jahren die Lasten für die Jndustrie ge- ring sein würden. Weitere Bedenken, die seine uziet habe, seien gegen die Organisation gerihtet. Möge au ZIEN un derselben sein, was einen bleibenden Charakter habe, n Großen und Ganzen habe sie einen zu bureaukratishen Zu- \{hnitt, Ferner müßten die Privatgesellshaften unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, in erster Linie e Gegenseitigkeitsgesellshasten, dann auch die An gefersGai ps Sie hätten das Verdienst, sosort nah dem Ha Gtgesev eingetreten zu sein, und seien auch jeyt noch nothwendig für alle die Gebiete, die durch die vorliegenden Geseße unberührt blieben. Noch sei ja die Frage nicht erledigt, ob dieselben sih au)

daß es noth-

: die Versicherungsgenossenschasten mit einem gewissen Ie e brvital des daraus erwachsende Zinsverlust falle

wenn man die Privatgesellshaflen einsah todt mache. Und ähnlich würde fih dies noch in einer Reibe anderer Gebiete gestalten. Seine Partei sei bereit auf eine kommissarische Prüfung der Vorlagen eizugehen, troß der {weren Bedenken gegen den KReihszushuß und die Beseitigung der Privat- gesellschaften, Er und seine politishen Freunde würden ih freuen, wenn es gelänge, auf der vorgeshlagenen Basis eine befriedigende Lösung zu finden. Denn in allen Kreisen habe man cin Interesse daran, daß endli die Unfallversiherung geregelt werde. Daß die Regierung sich mit dankenswerther Mühe dieser Frage gewidmet habe, sei ein verdienstvolles Werk, er sei erfreut, daß seine Partei- der Regierung mit dem Hastpslihtgeseß den Weg zu diesen n Gesetzen gezeigt habe.

Der Abg. Grad betonte, daß in Elsaß-Lothringen die vorges{lagenen Stiftungen zu Gunsten der Arbeiter um so nichr Anklang fänden, als die Förderer dec dortigen großen Industrie schon längst aus eigener Jnitiative ganz freiwillig mehr gethan hätten, als die vorliegenden Geseßentwürfe über Krankenkassen und Unfallversicherung vorsczrieben. Man sei durd}- drungen im Reichslande von der Nothwendigkeit, den Arbeiter zu der Ueberzeugung zu bringen, daß die bestehenden Einrich- tungen derart sei, und daß der Arbeitgeber wirklich alles Möôg- liche leiste, so daß der Arbeitnehmer zufolge einer etwaigen Umwälzung oder Umgestaltung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sein Loos auf die Dauer nit besser zu stellen vermöge. Eine solche Ueberzeugung einem jeden einzuprägen werde man wohl nicht können, aber es genüge schon, den Unbe- fangenen in den Stand zu seßen, zu erkennen, das bestehende Ar- beitsverhältniß und die bestehende Organisation seien folie, baß ein sozialistisher Staat dieselbe für die Gesammtheit nicht besser zu gestalten die Mittel treffen könne. Nun hätten die heutigen Vorlagen den Zweck, einige Swritte zu thun, um die berechtigten Ansprüche der Arbeiter zu. b:friedigen, bis die Vorbereitung weiterer Maßregeln weit genug gekomme:1 sei, um das erwünschte Ziel allmählih zu erreichen. Ex werde also dem Prinzip der Arbeiterversiherung gegen Unfälle und Krankheit unter Vorbehalt nothwendiger Ab- änderung in den Entwürfen beistimmen, Die Vorredner hätten bereits auf die hauptsählihzen Mängel in den beiden Vorlagen die Aufmerksamkeit de3 Hauses gelenkt. Was den Entwurf über Unfallversicherung betreffe, finde er, in den industriellen Kreisen seiner engeren Heimath, daß so wie derselbe gefaßt sei, der Entwurf in der Ausga ¿ai

i ich if n, saßan am bas S E -—2 1 V s 4 Bone E rbeiter ohne Einmischung des Staats der freien

itiative zu überlassen. Allein wenn dem Staat die Kon- Able her "Perwaltung der Arbeiterstistungen übertragen werde, so müsse die Ausübung dieser Kontrole unentbehrliche Maßregeln mit fich bringen. Man habe aber dafür Ju forgen, daß diefe Maßregeln das nothwendige Maß nich überschritten. Bei Gelegenheit der leßtjährigen Debatte über die Unfallversiherung hätten seine Kollegen aus Elsaß-Lothringen und er dem Versicherungszwang beigestimmt mit Ausschluß jeder Art von Staatssozialiemus. Seine Partei wolle hei Aufbringung der Mittel für die Versicherung keinen Staats- zushuß, noch Beiträge von den Arbeitern. Er sei der Ansicht : die Betriebsunternehmer hätten die ganze und volle Last der Versicherungskosten zu tragen, unter der selbstverständlichen Bedingung, daß diejenigen, welche die Kosten trügen, die Ver- sicherung verwalteten, daher die von den Betheiligten derselben Industriezweige gebildeten Genossenschaften -- insofern die Anzahl der versicherten Arbeiter es erlaubten nichl üver die Grenzen solWer Bezirke hinaus reihen dürften, wo cine gegen- seitige und direkte Aufsicht der Betriebe von den Interessenten stattfinden könne. Er habe ferner si dafür ausgesprochen, daß Betriebe, welhe die nothwendige Garantie böten, unter Aufsicht des Staats, außer den Genossenschaften, zur E versicherung autorisirt würden. Die neue Vorlage entspre Je allen diesen Bedingungen nicht. An Stelle einer Reich6ver- siherungkasse trete wohl die Versicherung dur Ee schaften, aber nah dem Entwurfe hätten {ämmtliche Betriebe ciner Gefahrenklasse, im ganzen Reich unter si die Beiträge für die Unfallsentshädigungen zu tragen. Ein Spinner oder Hüttenbesiger aus Elsaß solle zu den Entschädigungen von Unfällen in den Betrieben von Hüttenbesizern oder ar zgpin in Schlesien herangezogen werden, ohne Rücsicht E, E dur seine kostspieligen Vorrichtungen die Unfälle Fe An seltener vorkämen als bei jenem. Ferner sei die vor( esch figen Eintheilung der Gefahrenklassen, nah welcher die etrie e zu den Versicherungsbeiträgen herangezogen werden Uen gans ungenügend. Bei dieser Eintheilung werde die eine gn u rie- branche, im Verhältniß ihrer Unfälle, zu viel bezahlen m iffen, die andere zu wenig. Auch gebe die Denkschrift zu, daß 1 G aufgestellte Gefahrenklassenbildung von einer Reihe Pren : hafter Momente abhänge, da bei Ermangelung gen qus x statislisher Erhebung eine festere Basis jegt nicht zu ha ei sei, und so nach dem Gesehe die provijorishe Eintheilung alle fünf Jahre einer Nevision zu unterziehen sein Le Nach der Denkschrift würde bei Annahme eines U lichen Arbeiterverdienstes von 750 H pro Jahr L pu 2 Millionen Arbeiter, in Hinsicht auf die bei der Sr e U 1g ermittelten tödtlihen und zur Jnvalidität führenden Unfälle die Summe der Renten 143/, Mill. Mark pro Jahr Een, also mit. rund 1500 Millionen Mark Löhne, aicht ganz 1 pro 100 glei sichen. Dem gegenüber bemerke er, daß gemäß seiner Aufnahme in einem Etablissement mit mehr als 2000 Arbeitern für Spinnerei und Weberei von Baumwolle, nah zehnjähriger Ermittelung, die Kostcnlast für Vergütung von Unfällen mit Heranziehung der dortigen Hülfskasse nicht 0,1 pro 100 überstiegen dabe. ie Heranziehung der ranken- kassen für die Unfälle während der dreizehnwöchentlichen arenz- zeit finde er erfaÿrungügemas was bereits der Abg. Petersen dargelegt habe, zweckmä 9 und zutreffend, That- \ ¿dli würden im Elsaß bei kleinen Unfällen, und auch bei den größeren die bestehenden Hülss- kassen derangezogen. Wenn nun gestern der Abg.

i irthschaftlichen Arbeiter erstrecken sollten. Geschehe gui De ie GaMeliders man entschieden die Lage derselben,

Krädcker, als Sozialdemokrat behauptet habe, die Arbeiter sollten die Krankenkassen, ohne Mitwirkung der Arbeitgeber selb|t ver-