1882 / 120 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 May 1882 18:00:01 GMT) scan diff

über deutsche Kolonisation; den Lebenslauf {des Grafen Giuseppe Pasolini , des am 4. Dezcmber 1876 verstorbenen Präsidenten des italienischcn Senats, vok Dr. O. Hartwig; den Schluß der Abhandlung über die Ergebnisse und Aufgaben der Elektro- tehnik, von E. Hoffmann; cinen Essay von Franz von Holßendorff über politischen und gemeinen Mord in den Vereinigten Staaten von Nordamerika; eine Rede von du Bois-Reymond über tie wissenshaftlihen Zustände der Gegenwart ; eine Erzählung „Nah- rurgéforgen*“ von Salvatore Farina, überseßt von Ernst Dohm und cine Arbeit über Bau und Finanzirung von Nebenbahnen, von dem Landrath Fr. v. Sybel. Literarishe Besprechungen und No- tizen beschließen das Heft. Land- und Forstwirthschaft.

Aus Franken wird dem Nürnberger „Corresp.“ geschrieben: „Der Frost in der Nat vom 16. auf den 17. Mai hat über Fran- ken großes Unheil gebrabt. Die Aussicht auf eine gefegnete Wein- ernte if nahezu vernichtet. Die jungen Triebe an den Weinbergen, welche sich in weniger ges{üßter Lage befinden, sind vollständig zer- stört. Au für das nächste Jahr ist die Weinernte in Frage gestellt, da es an ausgereiftem Holze fehlen wird. Der Schaden läßt sich nah Millionen berechnen.“ : L

Güstrow, 14. Mai. (M. T) „Mai kühl und naß, füllt Scheune und Faß“. Der Forderung dieser alten Bauernregel hat in diesem Jabre der Wonnemonat in feiner ersten Hälfte voll ent- sprochen. Ob sie sih nun bewahrheiten wird? Für jeßt berechtigt Alles zu dieser Hoffnung. Das Winterkorn hat fast ausnahmslos nach wie vor einen ausgezeichneten Stand. Der Roggen hat bereits Aehren getrieben. Selbst auf mäßigem, s{wach kultivirtem Boden sicht man in diesem Jahre {öne Noggenbestände. Auf gutem Boden erscheint der Roggen stellenweise fast zu kräftig. Es liegt die Befürchtung nabe, daß Lagerung eintritt. Der Stand des Wei- zens ist ebenfalls ausgezeihnet. MRübsen und Rapps haben eine gute Blüthezeit durchgemahï. Die kühle Witterung verhütet das Auftreten s{ädliher Käfer, und von Nachtfrösten sind wir ja auch glüdlicer Weise verschont geblieben. Die Srühjahrs-Aerbestellung ging ohne jeglihe Störung vor sich. Die Saatbefstellung ist all- gemein beendigt. Das Sommerkorn i} zum großen Theil gut auf- gelaufen und erscheint bereits im {önsten Grün. Die Kleeschläge lassen da, wo keine Nabsamung stattgefunden, zu wünschen. Es ist zu wenig Pflanze vorhanden. Die Wiesen zeigen ktäftigen Gras- wuchs. Auch die Weiden sind gut mit Gras bestanden und ge- währen dem bereits vor 8 oder 14 Tagen ausgetriebenen Vieh hin- reichende Nahrung. Die Obstkäume haben reich geblüht. Die BVlüthen haben weder durch Frost noch durch Insekten gelitten. Wir können somit auch auf cine gute Obsternte hoffen und haben be- gründete Aussiht auf ein recht gesegnetes Jahr für die Land-

wirthschaft. Sewerbe und Handel.

Nach Mittheilungen aus Italien sollen von italienischen Be- vorlen folgende Lieferungen im Submissionswege vergeben werden:

1) Von der Direktion der Militär Kommission der Division in Turin am 30. Mai d. I. Nachmittags 1 Uhr:

2000 m Tuch, türkischblau, 300 m Tuch, carmoisiaroth, im Gesammtbetrage von 32 500 Lire.

2) Von der Artillerie-Direktion der Waffenfabrik in Turin am 2, Juni d. I., Vormittags 10 Uhr:

15 000 Stück * ewehrsckäfte, 20900 Stück M uausketenschäfte, 4 000 Stück Karabinerscäfte, im Gesammtbetrage von 52 000 Lire.

3) Von der Verwaltung der Königlichen Gensd'armerie-Legion M via Pilastri Nr. 62 am 17. Juni d. J., Nachmittags 1 Uhr:

verschiedene Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, wie Silbershnüre, Borten und Fransen; Hüte, Kokarden und Federbüsche; Jacken, SUefel und Handschuhe; Halfter, Trensen, Steigriemeti 2c,

im Gesammtbetrage von 42 944 Lire,

Ueber die speziellen Bedingungen is das Nähere an Ort und Stell einzusehen. : :

Außer den bereits zur öffentlihen Kenntniß gebrachten, von der Artillerie-Direktion der Präzisionéwerkftätten inTu ri n ausgeschriebenen Lieferungen auf Messing in Barren in dem Termin am 31, Mai d. F., Nachmittags 4 Uhr, in der Via Arsenale Nr. 26 n och weitere 39350 kg Messing in Barren und 400 kg Messing in Platten zum Gesammtbetrage von 90 317,50 Lire im Submissionêwege vergeben werden, Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. Ferner soll von der Verwaltung der König- lihen Gensd'armerie-Legion zu Bari am 2. Juni d. Is., Nach- mittags 1 Uhr, in der Kaserne eine Lieferung verschiedener Aus- rüstungsgegenstände und dazu gehöriger Materialien, wie: Silber- \{nüre, Fransen, Borten, Bandolire, Chargenabzeichen, Hüte, Feder- büsche, Handschuhe, Kravatten, Jacken, Decken, Halftern 2c. im Ge- vier weten a von 44 548,50 Lire im Submissionswege vergeben werden.

Veber die speziellen Bedingungen ift das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. /

Der Geschäftsbericht der Ostpreußischen Südbahn be- stätigt, daß nach Bedeckung des d prozentigen 1881er Dividenden- \cheins der Stammprioritäten noch 14% zur Tilgung des Rück- standes von 1874 verwendet werden können, so daß auf die Stamm- prioritäten nur noch 24%, und zwar auf den Coupon von 1880 rückständig bleibea, Jn der Hauptsache rührt die Mehreinnahme des Jahres 1881 aus den russishen Verkehren her und entfällt auf diese mit 92,7 9/0, während der Lokalverkehr daran nur mit 2,2 und die in- ländischen Verbandverkehre mit 9,1 9/0 partizipiren, Die Gesammtein- nahmen des Jahres 1881 belaufen fich auf 4235093 #4 gegen 3532473 Æ des Jahres 1880, so daß eine Mehreinnahme von 702 620 resultirt.

Dem Geschäftsbericht der Schlesischen Lebensversiche- rungs - Aktien - Gesellschaft in Breélau entnehmen wir Fol- gendes: Es gelangten während des Jahres 1881 zum Abschluß: 557 Kapitalversicherungen auf den Todesfall über 1 329 700 Æ, 155 Kapitalversicherungen auf den Lebensfall über 309 300 X, 7 Renten- versicherungen auf 15 747,15 # jährliche Rente. Hierdurch war am Schlusse des Jahres nach Abzug aller während desselben erloschenen Versicherungen der Bestand auf 3310 Kapitalversicberungen auf den Todesfall über 10210 846 , 509 Kapitalversicherungen auf den Lebensfall über 996 626 M, 25 Rentenversiherungen auf 23 600,99 jährliche Rente gewachsen. Der Bestand der Sterbekassenversiherun- gen betrug ult. 1881 248 Versicherungen über 121 500 A, gegen Unfall waren am Schlusse des Jahres 1881; follektiv 117 994 Per- sonen mit 823321667 A und individuell 2031 Personen mit 20 263 424 Æ versichert. Die Gesammt-Prämieneinnahme betrug 1119436 Æ, die Gesammt-Einnahme 2571 916 , die Gesammt- Ausgabe 2567307 X, der Gewinn 4608 A Von diesen wurden statutenmäßig 109% mit 460,87 A dem Kapital-Reservefonds über- wiesen und der Rest auf neue Rechnung vorgetragen.

Dortmund, 22. Mai. (Eff. Ztg.) Im Eisengeschäft ist in der verflossenen Woche keine Veränderung eingetreten, insbesondere sind die Preise unverändert geblieben. In Roheisen werden die größern Abschlüsse für längere Zeit erst kurz vor Schluß des laufen- den Quartals kontrahirt und wird es \sich dann auch erst neten, ob die von ten Produzenten-'vereinbarten Preise für Puddelroheisen durGgeleut werden können. Bei Bezug kleinerer Posten, deren die Walzwerke noch bis dahin bedürfen, werden die erwähnten Notirun- gen gegenwärtig fest behauptet. Bessemer Noheisen wird andauernd von der cnglishen Konkurrenz ungünstig beeinflußt und ist bereits zu 65—66 M pro Tonne erhältliÞ. In Stab eien hat fich die Kauflust noch nicht wieder eingestellt, größere Aufträge wer- den nicht ertheilt, sondern nur der nähste Bedarf gedeckt. Da- gegen erhält sich ein reger Verkehr in Grobblehen und Fagçoneisen und in letzkeren ist besonders ein zunehmender Bedarf in Trägern zu

konstatiren, der {on jeßt so groß ist, daß die betreffenden Bestellungen nur mit Müße effektuirt werden können. In {weren Blechen dauert ein großer Bedarf der Schiffswerften und der Kessels{mieden an und können die Blehwalzwerke nah den vorliegenden Aufträgen den vollen Betricb für längere Zeit aufrecht erhalten. Die Stahlwerke sind eben- falls fortdauernd flott beschäftigt und haben auch durch Submissionen inländischer Bahnen neue Bestellungen zu erwarten. Bemerkenswerth sind folgende: 201000 Ifd. Meter Flußstahlschienen, eingetheilt in 5 Loose, 39000 Stück Seitenlaschen von Flußstabl, eingetheilt in 2 Loose, 76000 lfd.Meter Langschwellen, eingetheilt in 2 Loose, 42000Stück s{weiß- oder flußeiserne Querschwellen, ferner Lieferung und Aufstellung von eisernen Ueberbau-Konstruktionen für 9 Bauwerke der Bahnstrecke Saaralben- Saargemünd im Gesammtgewiht von 178 273 kg Schmiedeeisen, 8631 kg Gußeisen, 2916 kg Gußstahl, alles für die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen ; die Lieferung von 100 bedeckten und 100 offenen Güterwagen für die dänischen Staatsbahnen in Jütland und Fühnen; 367 t Flußstahlscienen für.die Königliche Cisenbahndirektion in Berlin; Lieferung von 12 Stü dreifach gekuppelten Normalgüterzug-Lokomotiven für die Cölner linksrheinische Eisenbahn. Die Maschinen-, Lokomotiv- und Waggonfabriken sind sämmtlih lebhaft beschäftigt, ebenso die Gießereien, welde Maschinenguß herstellen, während es in Gußwaaren stiller geworden ift. Einigen Brückenbauanstalten sind zwar in der leßten Zeit ziemlich bedeutende Bestellungen zugegangen, im Allge- meinen drängt sich aber die Arbeit in den Konstruktionswerkstätten nicht, besonders fehlt es denselben an größeren Brückenordres. —- Im Kohlengeschäft werden die Preise gegenwärtig von den Zechen fest behauptet und sind die neuen Abschlüsse ca. 4—6 # pro 100 Ctr. höher als im vorigen Jahre um diese Zeit. Der Absaß ist nah den Wagengestellungëübersichten steigend und ungleih größer als in der entsprechenden Zeit des Vorjahres. j

Wien, 23. Mai. (W. T. B.) Der Rechnungsabschluß der österreichischen Südbahn weist als Gefammterträgniß der österreichish-ungarischen Linien 20727 932 Fl. und incl, der italie- nischen Annuität 32555 886 Fl. auf. Nah Abzug der Gesammt- lasten für die Verzinsung und Amortisation im Betrage von 30 532 075 Fl. verbleiben als Uebershuß pro 1881 2023 811 F[.

Wien, 23. Mai. (W. T. B.) Die österreihis{che Boden- kreditanstalt hat die zur Veräußerung bestimmten 32020 Stück Franz-Josefsbahn-Aktien zum Course von 1923 erstanden.

Wien, 24. Mai. (W. T. B.) Der „N. fr. Presse“ zufolge hat der Finanz-Minister nunmehr der Kreditanstalt auc die Til- gungêrente zum kommissionéeweisen Verkaufe übergeben. In diesem Jahre sind auf Grund des Finanzgesetes 414 293 Fl. effektiv durch eine Emission von Silberrente und 10861 882 Fl. effektiv dur eine 41/5prozentige Notenrente zu beschaffen.

London, 23, Mai. (W. T. B) In der gestrigen Woll- auktion waren Preise unverändert. Ton fest.

Glasgow, 23. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 12 122 gegen 9532 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New-York, 22. Mai. (W. L. B) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nach Großbritannien 44 000, do. nach Frank- rei 15 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 15 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 75 000, do. nah Frank- reich 10 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents Qrtrs.

Verkehrs-Ausftalten.

London, 19, Mai, (Allg. Corr.) Der neue Eddystone- Leuchtthurm, zu welbem am 19. August 1879 der Grundstein gelegt worden, wurde gestern vom Herzog von Edinburg in seiner Cigenschaft als „master of the Trinity House“ unter entspre{hender Seterlichkeit seinem Berufe übergeben. Gegen 9000 Menschen wohn- ten der von prachtvollem Wetter begünstigten Eröffnungsfeier bei. Der Herzog bestieg die Spitze des Thurmes, zündete die Laternen an und seßte die Maschine in Bewegung, welche die große Nebel- glocke läutet.

Berlin, 24. Mai 1882.

Nach der von dem Königlichen Hofjagd-Amt gefertigten Zusammenstellung des in seinem Bezirk in der Saison 1881 —82 er- legten Wildes und Naubzeugs wurden bei den Hofjagden im Pan und auf der Feldmark Linden bei Ohlau, in der Schorf- )eide, dem Saupark bei Springe, der Colbit-Letlinger Heide, der Göhrde und in Königs-Wusterhausen, ferner bei den Hofjagdamts- Jagden bei Königs-Wusterhausen und Cassel, sowie auf der Pürsch und Suche 2c. geschossen: 264 Hirse und Spießer (davon 101 bei dem Lapp- und Hauptjagen in der Schorfheide, 46 desgl, in der Göhrde, 89 beim Pürschen in verschiedenen Revieren), 340 Stück anderes Rothwild (197 in der Schorfheide, 25 in Springe, 35 in der Göhrde bei den Standtreiben, 83 beim Pürschen), 537 Schaufler und Spießer (235 bei den Standtreiben in der Colbit- Letlinger Heide, 211 beim Pürschen u. \. w.), 1167 Stück anderes Dammwild (405 in der Colbitz-Letlinger Heide, 149 in Königs- Wusterhausen, 175 im Grunewald, 419 auf der Pürsche u. \. w.), 707 Stück Schwarzwild (183 bei Springe, 138 in der Colbitz- Letlinger Heide, 214 in der Göhrde, 123 în Königs-Wuyterhausen, 49 während der ganzen Saison), 89 Rehe, 1093 Fasanen (655 im Standtreiben bei Ohlau), 3126 Hasen, 2029 Nebhühner, 4 Schnepfen, 31 Bekassinen, 259 Reiher, 4 Wildgänse, 116 Enten, 10 Trappen und 7 Wachteln: ferner an Raubzeug 292 Füchse, 41 Marder, 71 Iltisse, 165 Wiesel, 753 Raubvögel, 7 Dacbse, 2553 Hunde, Katen, Krähen u. dergl., im Ganzen 13 575 Stü.

Der Sanitätsverein für Lehrerinnen und Erziehe- rinnen, der z, Z. 207 ordentlihe und 112 außerordentliche Mit- glieder zählt, hielt am 22. d. M. unter Vorsitz des Ministerial-Direktors Greiff im Saale des Victoria-Lyceums seine 4, Jahresversammlung ab, Der Verein hatte eine Jahreteinnahme von insgesammt 1797 4 und konnte 703 4 zur Beschaffung von Arzneimitteln, 584 X für Stärkungsmittel und 140 A für Bade-Ingredienzen, insgesammt also 1427 M für seine erkrankten Mitglieder verwenden. Ein- \{ließlich der Verwaltungskosten beläuft sid die Ausgabe auf 1649 M, so daß ein Uebers{chuß von 148 Æ verblieb, von dem 100 M zu dem bereits auf 5309 & angewahsenen Vermögen geschlagen wurden. Die Generalversammlung beschäftigte sich alsdann mit Statutenänderungen und beschloß u. A., die Karenzzeit, die bisher 6 Wochen betrug, auf 3 Monate zu erhöhen; auch eine solce kann no als eine niedrige bezeichnet werden, um so mehr als der Eintritt in den Verein weder von der Beibringung eines ärztlihen Attestes abhängig gemacht, noch sonst wie beschränkt ist, Der Ausschuß wurde einstimmig wiedergewählt.

Die Gemeinnützige Gesellshaft in Schwerin in Medcklenburg macht in einer uns übersandten Zuschrift amen l aufmerksam, wie lohnend ein Pfingstausflug nah Schwerin sci. Schon die Stadt an und für sch mit ihrem Pfaffenteich, der sehr an das Alster- bassin in Hamburg erinnert, bietet Schenëwürdigkeiten genug. Der SeLrEr Ba Dom und besonders das auf einer Insel reizend gelegene Großherzoglihe Schloß, welhes von dem präctigen Burggarten mit herrliher Auésiht auf den Sece umsc{lossen wird, in erster Linie genannt zu werden; nicht minder der wunder- volle Sw(loß- und der vorzüglich gehaltene Greenhousegarten. Der große Schweriner See mit seinen reizenden Ufern gehört zu den \{önsten Partieen Norddeuts{lands. Man lernt ihn am besten kennen, wenn man an den Rundfahrten der Damyf- \{ifffe, die an Sonn- und Feiertagen Vormittags stattzufinden pflegen, Theil nimmt. Das mit den \{chönsten Buchen bewaldete Görslower und Raben-Steinfelder Ufer, die mitten im See gelegenen Inseln, der Kaninchen- und der Ziegelwerder, sowie die prachtvolle Aussicht vom Dampfboot aus auf Schwerin müssen jedem, der über- haupt für Naturshönheiten empfänglich ift , gefallen, Zu weiteren

verdienen

Ausflügen rerdienen das berrlid am See gelegene Zippendorf, da& mit Droshke und Omnibus sowie mit dem Dampfboot zu erreichen ist, die Fähre, der Kanincbenwerder und die am Südostende des Sees belegene Solitude des Großherzogs, Raben-Steinfeld mit seinem. entzückenden Park und überrashenden Aussihtspunkten scwobtl auf den Schweriner als auf den kleinen ösilichd von demselben: liegenden Pinnower See, ganz besonderer Erwähnung. Aud von dem Zeltenberg aus, der auf dem nördlich von der Stadt belege- nen, mit dem herrlihsten Laubwald bestandenen Schelfwerder liegt, gewährt der See einen prachtvollen Anblick. Die guten Hotels und Restaurationen Schwerins und der Umgegend, die jedem Bedürfniß Rechnung tragen und bei civilen Preisen die anerkannt gute mecklen- burgische Kost liefern, werden auch nach dieser Nichtung hin die etwaigen Besucher Schwerins sicher zufriedenstellen.“ Der Vorstand der „Gemeinnüßigen Gesellschaft“ ist zu jeder näheren Auskunft un- O bereit; das Auskunftsbureau befindet si in der Königs- raße 75.

Unlängst fand in Schwerin die dritte Generalversamm lung des-

Marien-Frauen-Vereins statt. Derselbe steht unter dem Pro- tektorat der regierenden Großherzogin Marie von Mecklenburg- Schwerin und bezweckt die weiblibe Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger. Außer dem Schweriner Hauptverein bestehen jeßt 8 Zweigvereine in Nostock, Wismar, Ludwigslust, Parchim und vier kleineren Städten. Der Gesamratverein, welcher am 14. April

1880 gestiftet ward, zählte am Schlusse des vorigen Jahres 1830*

Mitglieder. Die Einnahme belief sich auf 16 749 (davon waren 10174 4 97 § Ertrag eines im vorigen Jahre veranstalteten C N. 5 ein Kassenbestand von 1855 4 13 » verblieb. Ein Aufruf zur Meldung für den Dienst als Krankenpfleger ward fe Lor Damen werden seit dem Januar d. J. im Mutterhause zu Kiel zu Berufspflegerinnen ausgebildet, Neuerdings haben sih noch zwcti: andere Damen gemeldet.

Die Feier des 100jährigen Jubiläums des Me cklen- burgishen Grenadier-Regiments Nr. 89, welche in Schwe- rin am 1, und 2. Juni stattfinden sollte, ist um 2 Tage verschoben worden, weil der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin von der- Reise na Palermo, die er am 17. d. M. in Begleitung des Herzogs Johann Albrecht angetreten hat, erst am 2. Juni in feine Residenz. zurücckfehren wird. Am 26. Mai findet auf der dem Fürsten Pan-- dolfini gehörigen Villa Belmonte bei Palermo die Taufe des am 9. April daselbst geborenen Sohnes des Erbgroßherzogs von Mecklen- burg-Schwerin statt.

Goeschenen, 23, Mai. (W. T. B.) Die Theilnehmer an der Feier der Eröffnung der Gotthardbahn trafen heute hier ein und wurden auf das Herzlichste empfangen. Morgen wird der Prinz A madeus in Mailand erwartet und findet sodann im Schlosse zu Ehren der Gâste ein Dejeuner statt.

Lugano, 23. Mai. (W. T, B.) Um 2 Uhr trafen die Fest- theilnehmer in vier Zügen hier ein, Die Fahrt hierher ver- lief äußerst glänzend; auf allen Stationen fand festlicher Empfang statt. Bei dem Banket in der offenen Halle am See hielten der Nationalrath Battaglini und der frühere italienishe Minister Crispi Reden, in welchen sie die Verbrüderung durch die Gotthardbahn feierten. Staats - Minister von Boetticher bradte in einer enthusiastisch aufgenommenen Rede der Schweiz sein Hoch als Ab- (OELLEE A ne lia 6

ailand, 23. Mai. . T. B.) Der Festzug der Gott- hardtbahn ist Abends hier eingetroffen. Die Bertreter der Schweiz und der deutschen Staaten sowie die italienischen Minister wurden von den Behörden am Bahnhofe empfangen und von Seiten des überaus zahlreihen Publikums mit lebhaften Zurufen begrüßt. „Mailand, 24. Mai. (W. T. B.) Der Herzog von Aosfta ist hier eingetroffen. Bei dem gestrigen Empfange der offiziellen Fahrgäste am Bahnhofe sagte der Minister des Aeußern, Mancini, in seiner Begrüßungsansprace: Er \chäße sich glückli, Alle im Namen des Königs und der italienischen Nation willklommen zu heißen. Das große Ereigniß der Eröffnung der Gotthardtbahn sei bestimmt, die ande der Freund- saft und die Gemeinsamkeit der Interessen der drei Nationen, welche diesen glänzenden Tribut der Civilisation entrihten, noch enger

zu knüpfen und unauflöslich zu machen. Darauf erfolgte der feier- f

lihe Empfang der Gäste durch den Bürgermeister und den Munizipal- rath im Stadthause, Die Musik spielte die Nationalhymnen der drei Länder. Heute Vormittag findet zu Ehren der Festtheilnehmer cin Déjeuner bci dem Herzog von Aosta und Abends ein Bankett statt.

, Moskau, 23. Mai. (W. T. B.) Die Eröffnung der hiesigen Ausstellung ist bis zum 1. Juni verschoben worden.

Krolls Theater. In der morgen (Donnerstag) stattfindenden Wiederholung von Kreußers „Nachtlager in Granada“ tritt ein neuer Gast in der Rolle der „Gabriele“ auf, nämlih Frl. Wooge vom Hamburger Stadt-Theater. Den Jäger singt der {nell in die Gunst des Publikums gelangte ausgezeichnete Barytonist Hr. Schütte- Par, Mit einem anderen Gaste von außerordentlichem Interesse yat Direktor Engel bereits Vereinbarungen für den Monat Juni getroffen, nämlich mit dem berühmtesten Bassisten der Gegenwart, dem Kaiserlich österreichischen Kammersänger Hrn. Emil Scaria, der von London demnächst in Berlin eintreffen wird, Dieses Gastspiel stellt cine Reihe hochinterefsanter Opernabende am Krollschen Theater in Ausficht. E

Die Münchener Gäste des Wallner-Theaters brachten vorgestern die angekündigte dramatische Bearbeitung des „Barfüßle“ von Berthold Auerbac zur ersten Aufführung und, vermöge ihres mit Recht oft gerühmten frishen Zusammenspiels wie nicht minder vortreff- liher Einzelleistungen, auch zu einem großen äußeren Erfolge. Wie alle derartigen Zurechtstutungen teller Dichtwerke für die Breiter, so leidet auch die Weinbergershe Bühneneinrichtung der Auerbabscen Erzählung an manchen Unzulänglichkeiten, Naturgemäß ist der Bearbeiter darauf angewiesen, die bühnenmäßig wirksamen Züge einzeln herauszusuhen und an den dramatischen Faden aufzureihen; gerade diese aber sind in der Regel nit die- jenigen, welche den Werth der erzählenden Dichtung ausmachen. Selbstverständlih kann auch die Nachzeihnung der Charaktere und die Motivirung ihrer Handlungen nur in breiten Strichen angedeutet werden und ist ein rechtes tieferes Verständniß nur demjenigen mög- lih, welder mit dem Original selbst vertraut ist. Dies traf nun bei der Auerbabschen Dichtung glücklicherweise zu, und so fanden denn auch alle Gestalten die s\ympathishste Aufnahme. Die gelungensten waren ohne Zweifel der La VELaure und die Landfriedbäuerin, die von Hrn. Neuert und Frl. Schönchen höchst urwücchsig und den Originalen entsprehend in Fleisch und Bein überseßt ershienen. Ihnen reihten \si{ch der Johannes des Hrn. Albert und der gutmüthige Dami des Hrn. Hofpauer würdig an, während Frl. Bach als Amrei zwar sehr berzig und einnehmend spielte, aber mit dem \{wäbischen Dialekt nit so ungezwungen scaltete wie mit dem oberbayerishen. Nur die Darstellerin der Rosel eignete fich nicht für diese Rolle, für welhe sie zu städtishe Formen und Allûren besizt. Das mit Länzen und Fesangöeintagen ausge- stattete Stück wird gewiß noch eine ganze Reihe so beifälliger Wieder- bolungen erleben wie die vorgestrige.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Dcuck: W. Elsner.

Fünf Beilagen (einschliefilich Börsen-Beilage).

Berlin:

Die Ausgaben betrugen 14 893 6. 87 S, \0-

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M2 120.

Berlin, Mittwoch, den 24, Mai

Deutsches Neich.

Na

chweisun

g über die in der Zeit vom 1. Januar bis 15, Mai 1882 innerhalb des deutshen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Zoll-

oder Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. 1) Menge des abgefertigten Zutckers.

Kandiszucker und Zucker in weißen, vollen, harten Broden, Saa TeNn, (Nr. 470 des statistischen bezw Waarenverzeichnisses)

Verwaltungs- BEzivke. in der Zeit vom

1. Januar bis} 1. bis } 30, April | 15. Mai |

kg

zusammen

Aller übrige harte Zuer, sowie alle weißen, trocenen Zucker in Krystall-, Krümel- und Mehlform von mindestens 98 9/6 Polarisation (Nr. 471 des statistischen Waarenverzeichnisses)

|

Robzucker von mindestens 88 9/9 Polarisation (Nr. 472 des statistischen Waarenverzeichnisses)

n n der Zeit | der Zeit | vom vom |

in in der Zeit | der Zeit vom vom h 1. Januar bis| 1, big |3ufammen 1, Januar bis 1, bis ¿usammen 30, April | 15. Mai 30. April | 15, Mai |

kg kg kg E Ko

Preußen. |

Provinz Dice j 5 Westpreußen . ;

1 870 229

es 44 571

Sachsen cinschließlich der Swbwarzb. Unterherrschaft 2 463 363 : Schleswig-Holstein . . (2) 1954 479 Hannover . i: 11 639 Rheinland 3816 285

Ï Pommern. . , S Schlesien. .. o

Sa. Preußen Bayern . 1 089 349 Cabn 41 617 Württemberg . E

D N 73 015 Dea 537! Braunschwetg S 2008 766' Anhalt . E S | Sem ba | Es

| [ |

9735

| 9903 530 53 453

156 559) 2 619 922 242 897 2 197 376

11639 395 733 4 212018 T0 10566 T1 S7 97 938 146 765! 1 236 114

l L 82 750 H 537 134 339| 2 143 105

|

l

48.0001 | / 48000

7492 638| 109 0090| 7 601 638

177580} 1382285| 405953! 1788 238

l L S E | A

| |

5) 1606903] 7192606| 352 241) 7 544 847

2) 1052 045 | 1110 848}2) 15 375 493| 1 908 241/17 283 734 1299 905 | 1311742] 26 982 963| 234 707/27 217 670 2 127 | 2127| 1693703) | 1693 703

4116 250 (4209 200] 63 167 688| 3010 14263 177 830 3472) 189055| 60000] 249055 au 256001 | 25600 E 3085) 9950| 40818

406 573| 1054610 99 029 1153 639 9925) 44978) | 449782 !|

156 005

1 606 168

| 193 219 193 219

Ucberhaupt im deutschen Zollgebiet

T3313 500. 1128 21114 809 061

4520 924| 108 316 4 629 170} 62 110 849| 3 179 121/65 289 970

1) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, die zum Erport oder zu einer öffentlihen Niederlage abgefertigt und dadur dem inländischen Markte entzogen worden sind, niht also auf die wirklich zur Ausfuhr über die Zollgrenze gelangten Mengen. 2) Die in der leßten Nachweisung veröffentlichten Zahlen sind in Folge nachträglich eingegangener Berichtigungen abgeändert.

Bekauntmachung.

Der Bundesrath hat in seiner Sizung vom 16. d. M. die aus der nachstehend abgedruckten Zujammen stellung er- sichtlihen Ausführungsbestimmungen zu den geseßlichen Vor- schriften über die Tara beschlossen.

Bestimmungen über die Tara.

Q 1 Bruttogewicht, Tara und Nettogewicht.

Die Gewichtszölle werden entweder nah dem Brutto- oder nah dem Nettogewicht erhoben. E,

Unter Bruttogewiht wird das Gewicht der Waare in völlig ver- packtem Zustande, mithin in ihrer gewöhnlichen, in der Regel in die Hand des Käufers der Waare mit übergehenden Umgebung für die Aufbewahrung und mit ihrer besonderen zur Sicherung der Waare während des Transports dienenden Umschließung verstanden.

Das Gewicht der für den Transport nöthigen äußeren Umgebung wird Tara genannt. Es

Ist die Umgebung für den Transport und für die Aufbewahrung nothwendig dieselbe, wie es z. B. bei Syrup 2c. die gewöhnlichen Fässer sind, so ist das Gewicht dieser Umgebung die Tara.

Das Nettogewicht ist das Bruttogewicht nah Abzug der Tara.

Die kleinen zur unmittelbaren Sicherung der Waare nöthigen Umscbließungen (Flaschen, Papier, Pappe, Bindfaden u. dergl.) werden bei Ermittelung des Nettogewichts nit in Abzug gebracht.

Im Besonderen wird noch bemerkt: 0 i

A. Umschließungen und Zuthaten, welche als zum Nettogewicht der Waaren gehörig betrahtet und demgemäß mit zur Verzollung gezogen werden, sind z. B.: i

1) Bretten und Rollen von Holz odér Pappe, welche als Ein- lagen für Zeugwaaren, Bänder, Garn, Zwirn 2c. dienen; Karten von Pappe oder Papier, auf welche die Waaren (dutzend- oder großweise 2c.) Céheltet sind, sowie Pappen, auf welchen seidene oder baumwollene Haarnetze aufgespannt sind; S

,_ 2) Kartons, Schachteln oder Kästchen, in welchen Parfümerien, Qtguren aus Chefolade oder Zucker (Bonbonnieren) und Succade eingehen ;

3) Umschließungen aller Art, welche nach den Gegenständen, die sie enthalten, besonders geformt sind; z. B. Kasten und Etuis zu silbernen oder plattirten Lafelgeräthschaften, zu musikalishen Instru- menten, Opernguckern, Brillen, Uhren, chmudcksaben, Fäcern, Waffen 2c., Futterale und Ueberzüge zu Gewehren, musikalishen In- \strumenten, Schirmen 2c. ;

4) Kisten, Dosen 2c. aus Blech, in denen Nähnadeln, Gewürze, feines Baclkwerk, Kakaopulver oder geschnittener Rauchtaback eingehen ;

5) Dosen und Kisthen (mit Ausnahme derjenigen von robem, Fe Holze) mit Thee, deren Bruttogewiht 5 kg nicht übersteigt ;

6) Töpfe oder Terrinen mit Pasteten, eingemabtem Ingber u. dergl., sowie Büchsen, Dosen, Flaschen u. dergl., in denen Fleisch, eingemachte Früchte und ähnliche Verzehrungsgegenstände eingehen ;

7) Kartons, Schacteln und Kästchen aus Pappe oder aus Dee span mit Papier beklebt, desgleichen lose Pappdeckel, worin mit 39 M oder weniger für 100 kg belegte Gegenstände eingehen ;

8) von Papierumscließungen :

a, bei kurzen Waaren (Tarifnummer 20), die innersten Umhül- lungea von feinem (Seiden- 2c.) Papier;

b. bei Zeugwaaren die Chemisen, und zwar sowohl die inneren aus Seidenpapier, als auch die äußeren, aus cinem starken papp- ähnliben Bogen von weißem geglätteten oder ähnlichem Papier be- stehenden, nebst den zusammenhaltenden Bändern;

e, bei den Waaren der Tarifnummern 3d; 4az und b; 6e28 und 7 und 32, # und x; 10e, f und Anmerkung zu f; 13f, g und h; 17e und d; 1941, 2 und 2; 21e und d; 23; 276 und fs und 3; 3le und e; 33e und dzs; 3be; 38ec1 und 2 und d1 und 2; 42d und 43d die zur Fabrt{verpackun gehörigen Umscbließungen ;

9) bet Zeugwaaxen die Mäntel aus Zeugsloff ;

10) beí Cigarren die dieselben umgebenden Bast-, Schilf-, Papier- «c. Umhüllungen.

B. Als solche innere Umschließungen , von denen anzunehmen ift, daß sie ausfcließlich oder doch theilweise zur Sicherung der Waare während des Transports vorhanden und die daher niht zum Netto- gewicht zu renen sind, kommen insbesondere vor:

1) Kartons, Schachteln und Kästchen aus Pappe ; oder aus Holz- span mit Papier beklebt, desgleichen lose Pappdedkel, worin mit mehr als 30 M für 100 kg belegte Gegenstände eingehen, soweit niht unter A2 und A 3 Ausnahmen hieron ne sindz

2) Kartons aus Pappe, in welchen Herrenklapphüte eingehen ;

3) lose Stanniolauskleidungen an den inneren Seitenwänden von Sen sofern die leßteren niht zum Nettogewiht zu rech- nen sind;

4) die Scachteln mit Papierspänen oder Heu ausgefüllt, in denen Töpfe oder Terrinen sich befinden ; /

5) das zur Verpackung dienende Material, al3: Stroh, Heu, Moos, Papierspäne, Baumwolle, Watte, Werg, Heede, Sägespäne, Hobelspâne, Kleie, eins{ließlich der zur Festhaltung dieser Materialien dienenden Papierumschlicßung, ferner Packpapier, mit Ausnahme der oben unter A 8 bezeichneten ÜUmschließungen.

C. Unreinigkeiten und fremde Bestandtheile, welhe der Waare beigemisht sein möchten, werden der Regel nah nicht in Abzug ge- bracht. Eine Ausnahme von dieser Bestimmung findet jedo rüdck- sihtlich der zu Wasser eingegangenen Waaren in der Weise statt, daß, wenn in Folge von Havarie durch eingedrungenes Wasser oder andere fremde Bestandtheile das Gewicht der Waare vermehrt ift, bei der Verzollung ein dem Gewicht des Wassers 2c. entsprehender Abzug von dem vorgefundenen Gewicht der Waare zugestanden wird. Auch ist es gestattet, die Waare unter amtlicher Aufsicht zu trocknen, wo- rauf das nah der Trocknung vorgefundene Gewicht der Verzollung zu Grunde gelegt wird,

§3, Verzollung nach dem Brutto- oder Nettogewicht.

Die Gewichtszölle werden von dem Bruttogewicht erhoben :

a, wenn der Zolltarif dies ausdrücklich vorschreibt,

b, bei Waaren, für welche der Zoll 6 4 von 100 kg nicht übersteigt. / L i

Im Uebrigen wird den Gewichtszöllen das Nettogewicht zu Grunde gelegt, sofern niht etwa der Zollpflichtige die Verzollung nach dem Bruttogewicht L, : S i

Bei der Ermittelung des Nettogewibts von Gri ssigkeiten wird das Gewicht der unmittelbaren Umschließungen (Fäffer, Flaschen, Kruken u. dergl.) niht in Abzug gebracht. Hinsicbtlih des Syrups bewendet es bei der bezüglihen Bestimmung im §. 2 des Gesetzes, die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 26. Juni 1869 (Bundes- Geseßbl., Jahrgang 1869, Nr. 26 S. 282). i

Für die übrigen Waarengattungen bestimmt der Bundesrath die Prozentsätze des Bruttogewichts, nah welhem das Nettogewicht be- rechnet werden kann. .

Geben Waaren, welche der Nettoverzollung unterliegen, in einer Umscbließung ein, für welche ein Tarasaß nicht festgestellt ist, so ist der Verzollung das Bruttogewiht zu Grunde zu legen, sofern die Betheiligten nit die Nettoverwiegung beantragen. i

Diejenigen de welcen in der leßten Spalte des amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif ein br. L ENE ist, gelangen nach dem Bruttogewicht zur Erhebung, während die ohne jenen Zusa angegebenen Zollsäte, soweit nit ein anderer Verzollungsmaßsta (Stück, Werth, Faß 2c) ausdrüdcklich dabei bemerkt ist, für das Nettogewiht der Waare gelten.

&, 3, Ermittelung des Nettogewichts,

Bei der Beslimmung dcs Nettogewichts ist Folgendes zu beachten :

1) Die Vergütung für Tara wird in der Regel nah den vom Bundesrath selgelenlen Säten berechnet. .

2) Es bleibt der Wahl des Zollpflichtigen überlassen, ob er bei Gegenständen, deren Verzollung nah dem Nettogewicht geschieht , die festgestellten Tarasäßze gelten oder das Nettogewicht, entweder dur

iegung der Waare ohne die Tara oder ker leßteren allein, er- mitteln lassen will. Bei Syrup und anderen Gegenständen, deren

S882.

Nettogewiht niht ohne Unbequemlichkeit ermittelt werden kann, weil ihre Umgebung für den Tran®port und für die Aufbewahrung dieselbe ist, wird die Tara nah den festgestellten Sätzen berechbnet und der Zollpflichtige hat kein Widersprubsrecht gcgen Anwendung derselben.

Die Zollbehörde ist befugt, die Nettoverwiegung eintreten zu lassen, wenn eine von der gewöhnlihen abweichende Verpackungsart der Waaren oder eine erhebliche Entfernung von den angenommenen Tarasäten bemerkbar wird.

3) Wo eine Anzahl Kolli gleichartigen Inhalts von annähernd gleihem Volumen und gleichartiger Verpackung (aub bezügli der Beschaffenheit und Stärke des Materials) eingeht, kann die Fest- stellung des Nettogewihts durch probeweise Verwiegung der ÜUm- 1chlicßung erfelgen. Desgleichen kann bei Waaren, welche in inneren niht zum Nettogewicht zu rechnenden Umschließungen eingehen, das Nettogewiht der Waare nah Abnahme der äußeren Umschließungen durch probeweise Verwiegung der inneren Umfschließung ermittelt werden, fofern die inneren Kolli annähernd gleiches Volumen und gleichartige A E haben. é

4) Die Festseßung bestimmter Tarasäße für Waaren, welche ohne die Umschließung zur Verzollung zu ziehen sind, hat nur den Zweck, im Interesse einer erleichterten Abfertigung die jedesmalige Nettoverwiegung entbehrliß zu machen. Ist aber eine Netto- verwiegung, gleihviel aus welchem Grunde, vorgenommen worden, so n das Ergebniß derselben der Berechnung des Zolls zu Grunde zu legen.

8,4, Berechnung der Tara.

1) Die festgestellten Tarasäße gelten, sowcit nicht Ausnahmen besonders vorgesehen sind, nur für Umschließungen, welche die Waaren von allen Seiten umgeben und durchweg aus demselben Material be- steben. Es darf daher für unvollständige Umschließungen, z. B. füc Wisser ohne Böden von Holz, für Kisten, welche nicht von aklen

eiten ges{lofsen sind, für Körbe, Kübel, Eimer, Papykästen, Shachteln ohne Deckel, für Kolli in theilweiser Umhüllunz von Geweben oder Geflehten, Tara nicht gewährt werden, wenn für der- gleichen unvollständige Umschließungen Tarasäße niht ausdrücklich festgestellt sind. Als vouständige Umschließungen können jedo auch solbe Körbe angesehen werden, deren Deckel durch ein dem Korb- geflecht an Gewicht nicht nachstehendes ‘Material erseßt wird,

2) Es sind zu verstehen, :

unter Fässern, Kisten, Kisthen und Scha(teln: Fässer, Kisten, Kisthen und Schachteln von Holz,

unter Körben und Körbchen : dergleien aus Weidenruthen, Rohr oder ähnlichem groben, {wer ins Gewicht fallenden Material,

unter Seronen nicht von Thierhäuten: Ums\c{ließungen, welche aus Platten von starken Schilfblättern mit einem Ueberzuge von Leinwand, Bast oder Rohrgefleht oder aber aus einer dur- gängig doppelten Lage starker Scbilfblätter bestehen,

unter Kanafserkörben, Kanafsers, Kranjans: Geflechte von gespalte- nem, außereuropäishem Rohr, in der Regel durch Rohrstäbe verbunden, theilweise auch mit Scilfblättern gefüttert.

3) Bei einigen Waarenartikeln, die gewöhnlich nur ia Kisten, aker nicht in Fässern verpackt vorkommen, ist die Tara für Fässer und umgekehrt bei Waaren, die gewöhnlih nur in Fässern und nicht in Kisten verpackt zu werden pflegen, die Tara für Kisten nidt ausdrüdlich erwähnt. In Fällen, wo dergleiben Gegenstände der ersteren Art ausnahmsweise in Fässern und der leßteren Art aus- nahmsweise in Kisten verpackt zur Verzollung gelangen, ist ebenso zu verfahren, als wenn bestimmungsmäßig Fässer und Kisten mit gleicher Tara benannt wären. :

4) Bei unbearbeiteten Tabackblättern und Tabalkstengeln, für welche bestimmung8gemäß 12 9%/% in {weren Fäfsern und 89% in leihten Fässern zu gewähren find, gilt als regelmäßige Faßtara die Tara von 12 9/0; bleibt jedoch das Gewicht der Fässer augenscheinlich unter diesem Se so kann die Nettoverwiegung unterbleiben, wenn der Zollpflihtige sih mit einer Taravergütung von 8 °/9 begnügt,

5) Für Fässer und Kübel, deren Dauben theilweise aus hartem, theilweise aus weichem Holz hergestellt sind, ist nur die Tara für Fässer bezw. Kübel aus weihem polz zuzugestehen. Ü

6) Auf Südfrüchte, welche in durcschnittenen Gaen) Fässern eingehen, findet die Faßtara in der Art Anwendung, daß für halbe Fässer im Bruttogewicht von je 150 kg und darüber eine Tara von 7 0%, für halbe Fässer im Gewichte von unter 150 kg eine folche von 10% zu gewähren ift, L

7) Für hölzerne Muster®"fer kann, wenn sie augensc{heinlich mindestens ein gleihes Gewicht haben, wie die zu Waarensendungen gewöhnlich dienenden Kisten, und f\ofern nicht nach Maßgabe der im S 7 Ziffer 6 Absatz 2 folgenden Bestimmung deren tarifmäßige Ver- zollung einzutreten hat, oder die darin eingeführten Waaren verschie- denen Tarifpositionen angehören, die Taravergütung na den zu den betreffenden Nummern des Zolltarifs für Kisten festgestellten Sätzen gewährt werden i

8) Unter Ballen sind folche Kolli zu verstehen, deren Um- \{ließung durchweg aus mindestens einer doppelten Lage von Palk- leinwand, Sackdrell, Wachstuch, Segeltub, Silf-, Rohr-, Stroh-, Bastgefle{t oder ähnlichen groben, {wer ins Gewicht fallenden Stoffen bestehen. Einer doppelten Lage eines dieser Stoffe sind zwei versbiedene Lagen von je cinem dieser Stoffe gleich zu achten.

Als Säcke find alle Umhüllungen aus Packleinwand, Sadrell, Wachstuch, Segeltuch oder ähnlichen {wer ins Gewicht fallenden Geweben anzusehen, welche die Waare durchweg umgeben und nicht zu der Kategorie der Ballenverpackung gehören. : .

9) Werden Waaren, für welche eine Taravergütung überhaupt zugestanden ist, in Säcken verpackt zur Verzollung gestellt, so wird eine Taravergütung von 29/6 bewilligt, insoweit nit eine geringere Vergütung für derartige Verpackungen besonders vorgeschrieben ist.

Die für Säcke vorgeschriebene Taravergütung darf auch gewährt werden für Umschließungen von leihtem Leinen, wenn dieselben aus einer durchweg doppelten Lage dieses Gewebcs bestehen ; dagegen ift für andere Arten von Umschließungen aus leibtem Leinen, abgesehen von den bei den festgestellten Tarasäßen zugelassenen Ausnahmen, eine Taravergütung überhaupt nicht zu gewähren. *)

*) Der obigen Begriffsbestimmung von Ballen und Säcken ent- sprechend, hat die Bestimmung E der Fagalape siebe „Central- latt für das Deutsche Reih“ Jahrgang 1879 S. §37) zu lauten: Bei Nummer 25 m. 1: „2 in Ballen. # A in Umschließungen von einfa(em, leihtem Leinen.“ anstatt: „2 in Ballen sowie in Säcken von \{werem Leinen. 1 in Säcken von leichtem Leinen.“ Bei Nummer 25 t. und Anmerkung zu t.: el in Säcken. E u Umschließungen von einfachem, lcihtem Leinen. * anstatt: „1 in Säcken von \{werem Leinen. 0,5 in Sälen von leichtem Leinen.“ Bei Nummer 25 v. 1: «2 in anderen Ballen.