S
Bekanntmachung.
Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nachbezeichneten Perjonen, die auf Grund des Artikels 91 Absay 4 des Vertrags von Versailles eine Optionserflärung abgegeben haben, eine öffentlihe Auf-
ugunsten Polens orderung
zugestellt
worden
ist,
Das
Gebiet des
Deutschen Reiches bis spätestens zum 20. März 1926
zu verlassen.
Diese Aufforderung erstreckt sich auf alle nachstehend etwa niht angeführten Ehefrauen und Kinder, soweit diefe bei Ab- gabe der Optionserflärung noh nicht 18 Jahre alt waren.
Sollt@ die hiervon betroffenen Personen die Verpflichtung, das deutsche Reichsgebiet zu verlassen, niht erfüllen, so haben sie zu gewärtigen, daß sie an die Grenze gebracht und den polnischen Behörden übergeben werden.
|
| Lfd. ç N Nr. (ame
Vorname
Beruf
Personen, auf welche si die Option erstreckt
| Kowalséki | Kruczynéfit | Kac¿anowsfi
Mazur
| Nowickî ) | Smolarz Klawroitter
(Srey 9 | Wojcieh
Maciejewéki
| Suchara Suchara 3 | Gubczynska 4 | Polomséki Jd | Nowickt
| Subczynsfki | Bindek
| Kruk Firlej | Kapeja
K apeja Przybylsfki
Kowalski
4 | Walkowiak | Sobiei Subczynski Subczynski Lipiecki Lipiecki Tomasz
| Piwos
Palenktewicz
Pi)zczek Wielgos8z
» | Piszegek " Pikulik
Michalak? Kowals6ka Kowalsfi Kowalefi Kowalski Kowalsfi (Bly2z
Brueszke
Piszczek Szeze
Borowski
48 Mumpinski
49 Zuckowski
50 | Zurkowski 91 | Zurkowski 62 | Jurkowsfi 93 | Cifza
94 | Cisza Ho | Cisza
|
Konstantin UNloisius Wladyslaus
Sylwestex
Adalbert Marja Paul
Franzissek
Antoni
Antont
Wladyslawa Stefan Stanislawa Konrad August
Franzissek Paul
Johann Wotislaw Michael úFJohann Franzissek
Florjan
Valentin
Tomas
De zFranzissek
Aloisins Franzissel
Andreas
Franzissek
Stefanja Johann Valentin
Nikolaus Paul
Valentin Hedwig Iohann Leofadja lorian zFranzissek Stetan
Hermann
Adalbert Stanislaus
Ludwig
Franzissek
Onufry
Simon
Anna
Johann 2
Marta Marie
PYèechaniker (Gärtner Schiffszim- mermann Wirt Z
Arbeiter Witwe Arbeiter
Arbeiter Landmann
Arbeiter
Landmann Wirt- 1cha!terin Arbeiter | Meier
Landmann Eigentümer
Knecht Schlächter
Landmann
Arbeiter Landmann
Landmann
Landmann Landmann
Landmann Landmann Müller Landmann Wirt
Wirtin Landmann Meier
Schneider Wirt
Schmied Landmann
Maurer
Meier
Maurer Arbeiter
Arbeiter
Arbeiter
Zimmermann
Landmann Schneiderin Müller Landmann
Ehefrau: Weronika, Kinder : NRozalja, Andreas, Anna, Franzissek.
Ghefrau : Fulja, Kinder: Iohann, Wladyslaus
Chefrau : lena, Helena, Marta.
Ehefrau: Balbina, Kinder : Valentin, Edward, Marja.
Magda- Kinder : Marja,
Ghefrau : Eva.
Chefrau: Wanda, Kinder: Wladys- law, Edward.
Marta, Paul,
Chefrau: Kinder: Alfons.
Ehefrau: Marja, Kind: Helena.
Eheirau: Marta, Kinder: Wanda, Franzissek.
Ehefrau: Johanna, Kinder: Jozef, Jrena, Izabela, Franzissek, Syta, Bronislaw.
Ehefrau : Marja, Kinder: Sofia, Stanislaw Bro- nislawa, Pelagia, Iozef.
Ehefrau: Marja, Kinder: Iohann, Lorenz, Hedwig
Ehefrau: Klara, Kinder: St!anis- law, Helena.
Chejrau: Monika, Sohn: Senoi!.
Ehesrau: Apolonja.
Ehefrau: Leokadja, Kind : Stanielarw.
Ehefrau: JIulja Kinder: {Franz zisjek, Johann, Franziska, Teofiel, JIozef.
Chefrau: Mazja, Kinder : Katha- rina, Stejan, Valentin, Viktor, Czeslaus, Anna, Mar, Helena.
Ehefrau: Anna, Kinder: Elisabeth, Hedwig, Veronika.
Ehefrau: Valeria, Kinder: Nosalie, Josef, Stanis- lawa, Bronislaus.
Ehefrau: Salome.
Ehefrau: Julta, Kinder: Stanis- laus Franzissek.
Ehefrau: Janina, Kinder: Johann, &Fanina, Apolonia, Agnes, Bernard, Anna, Ludwig.
Ehetrau: Veronika, Kinder: Johann, Helena, Gertrud, Anna.
Ehefrau : Agnes, Kinder: Georg,
Paul. ; Ehefrau: Marie.
Ehet1au: Anna, Tochter: Anna.
Personen, auf welche sich die Option exrstieckt
Beruf
Name Vorname
Artist Arbeiter Landmann
Wladylaus Franzissek Josef
Kraikowski i bia . Wirkus Ehefrau: Valerie, Kinder: Valeska, Edmund, Alfred, Aniela, Hedwig.
Scchneider
Wirt Unternehmer
Staniélaus Helene Michael Franzissek
Kolerskfi Perleberg Mackowicz Wintaréki
Ebefrau: Katharina. Ehefrau: Anna, Kinder: Iohann, Bernhard, Staniélaus. Ehetrau: Agnes, Kinder: Mari- anne, Franzissek, Anna, Marta. Kinder: Julianna, Franzissek.
Ehefrau : Marianne, Kinder: Maris anne, Agnes, Edmund, Josefa, Marian.
Ehefrau: Marta, Sohn: Paul.
Ebefrau: Elisabeth, Kinder: Anna, Viktoria, Fran- zissek, Johann, Bronislawa, Paul, Katharina, Elisabeth.
| Nudnicki Stefan Arbeiter
Michalina Witwe
Anna Peter
Grey
VJezierska
Iozniak Arbeiter
Arbeiterin Arbeiter
Marta Franzissek
Johann Paul
Klawitter Michalski
Bibola Masel
Maria Johann Ignaß
Polachowoska
Pepke Pietrowski
Arbeiter
Arbeiter Ehefrau : Katharine,
Kinder: Maris anne, Iosef, Marta. Ehefrau: Pelagia, Kind: Hedwig. Ehefrau: JIojeta, Sohn : Alois.
Elektro- monteur Meier
Schneiderin Wirt
Lorenz Josef
Boleslawa Kasimir
Zowada Janowsêki
Solochowska Kowalski Kinder: Fran- zissek, Katharine,
Biktoria, Monika. Chefrau: Agnes, Kinder: Stanis- laus, Wanda, &ranzisse?, Helene, Josef.
Owezare? Bergmann
Schuhmacher
Zimmer-
Valerian
Natalie mädchen Kowalska Gertrud Witwe Stettin, den 20. Oktober 1925. Der Regierungspräsident. J A: Engel.
Piszcek Przybylska
VetauntmaquUna,
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 48 des Neich8geseßzblatts Teil Il enthält:
die T onau-Schi)fahrts-Polizeiotdnung, vom 2. Oktober 1925,
die Bekanntmachung über den Internationalen Verband zum Schutze des gewerblihen GEigentums, vom 12. Oktober 1925,
die Bekanntmachung über die Natifikation des Freundschafts-, Handels- und Konsularvertrags zwishen dem Deutschen Neiche und den Vereinigten Staaten von Amerika vom 8. Dezember 1923, vom 15. Oftober 1925, und
die Bekanntmachung über die Natifikation des deutsd-polnishen Abkommens über die Nechte der Mitglieder und Beamten des gemein- \chaftlihen Oberkomitees der Oberschlesishen Eijenbahnen vom 23. Februar 1924 vom 17. Oftober 1925.
Umfang 2 Bogen. Verkaufspreis 20 Neichspfennig. Berlin, den 283. Oktober 1925.
Geseßsammlungsamt. Krause.
Preußen.
Ausfertigung der preußischen Staats\chuld- urkunden.
Auf Grund des § 6 Absaß 2 der Staats\chuldenordnung vom 12, März 1924 (Geseßsamml. S. 132) bestimmen wir:
- Die preußischen Staats|huldurkunden. die ein späteres Aus- stellungösdatum als den 30. September 1925 tragen, werden aus- gefertigt wie folgt:
Schuldverschreibungen, verzinsliße und unverzinslihe Schatz- anweilungen des preußishen Staats durch Aufdruck unseres den preußijhen Adler mit der Um}|chrift „Preußi]|he Staatéschulden- verwaltung“ eathaltenden Dienstsiegels in roter Farbe über oder links neben den Unterschriften, Zins- und Erneuerungsscheine durch Cindrücken eines den preußischen Adler mit der Umschrift „Preußi)che Stag1ó|chuldenve1nwaltung“ enthaltenden Trockenstempels.
Nach § 6 Absatz 1 der Staatéschulvenordnung sind die vor- stehend bezeichneten Schuldurkunden nur gültig, wenn sie in diesex Weije ausgetkertigt sind.
Barlin, den 22. Oktober 1925. Preußische Staatsschuldenverwaltung.
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 397) sind bekanntgemacht:
1. der Crlaß des Preußischen Staatsministeriums vom 22. Mai 1925 über die Genehmigung zur Herab)eßung des Grundkapitals und zur Erweiterung des Getellshaftszwecks der Nhein-Sieg Eisenbahn- Aftiengetell\chaft in Beuel (Nhein) durh die Amtsblätter
der Megierung - in Köln Nr. 40 S. 183 ausgegeben am 3 Oftober 1925, und
der Negierung in Koblenz Nr. 40 S. 153, ausgegeben am 26. September 1925;
2. der Erlaß des Preußischen Staatêministeriums vom 25. Juni 1925 über die Verleihung des Enteignungbre{chts an die Wümme- genofsen)chaft im Kreite Achim mit dem Sitze in Fischerhude für Zwecke der Wümmeregulierung durch das Amtsblatt der Megierung in Stade Nr. 29 S. 134, ausgegeben am 18. Juli 1925;
Ehefrau: Marianne,-
3. der Erlaß des Preußischen Staatsministeriums vom 3. August 1925 über die Verleihung des Enteignungérehts an den Kreis Neus stadt a. Nbge. tür den Bau der für die Stromvertetlung innerbalb des Kreises erforderlichen Hoch!pannungsleitungen bis 15 000 Volt Spannung dur das Amtsblatt der Regierung in Hannover Nr. 40 S. 187, ausgegeben am 3 Oftober 1929:
4 der Erlaß des Preußishen Staatsministeriums vom 19. August 1925 über die Genehmigung zur Ausdehnung des durch den Erlaß vom 11. Mai 1923 dem Kreise Preußish Holland verliehenen Ents- eignungérechts auf den Bau von Orténeßen (Niederspannungsleitungen) nebst den dazugehörigen örtlihen Umsvann- und Schaltstationen durch das Amtsblatt der Negierung in Königsberg Nr. 41 S. 198, aus
gegeben am 10. Oftober 1925;
H. der Erlaß des Preußiihen Staatsministeriums vom 24. Seps tember 1925 über die Verleihung des Gnteignungsrehts an die Land- gemeinde Korschen, Kreis Rastenburg, für die Erweiterung" des (Bes meindetriedhofs durch das Amtsblatt der Regierung in Königeberg Nr. 41 S. 198, ausgegeben am 10. Oktober 1925.
BekanntmaGUuUnG« Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter i Nr. 13 016 die Vierte Verordnung zur Aenderung der Golds abgabenverordnung, vom 12. Oftober 1925. i Umfang 4 Bogen. Verkaufspreis 10 Reichspfennig.
Berlin, den 22. Oktober 1925. Geseßsammlungs3amt.
L P S RELOSE E E E E E E B S F RE E 2 I I R REIE II IE SE A EDÓ Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Der Reichsrat genehmigte laut Bericht des Nachrichten hüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger in seiner gestrigen öffentlichen Vollsißzung die Sazungsänderung des Württem- bergishen Kredit-Vereins A. G. in Stuttgart. Er stimmte ferner der Verordnung über den Bezirk des Fachausschusses für das Konfektionsgewerbe und die Stoffschuh-Herstellung in Fragkfurt a. M. zu. Das Gesuch der Reederei A. G. Sverige-Nordamerika in Gotenburg um Erteilung der Erlaubnis zur Beförderung von Auswanderern aus Deutschland und von Durchwanderern aus Osteuropa durch Deutschland nach Amerika wurde entsprehend dem Vorschlag der Ausschüsse abgelehnt. Ferner wurde noch angenommen der Geseßentwurf, betreffend das am 15. Oktober 1924 unterzeichnete Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Haiti über die Auf- hebung des Ausgleichsverfahrens. Mit der Zulassung von Aktien oder Anteilen von 22 Gesellschaften zum BVörsentermin- handel erklärte sich der Reichsrat einverstanden.
Der österreichishe Gesandte Dr. Frank ist nach Berlin zurücgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. :
Krause.
Preußischer Landtag. 84. Sißung vom 21. Oktober 1925.
Nachtrag.
Die Rede, mit der der Finanzminister Dr. Höpker- Ascho ff die Novelle zum preußischen Ausführungs8geseß zum Finanzausgleichsgeseß einbrachte, lautet nah dem vorliegenden Stenogramm, wie folgt :
JFch darf um die Erlaubnis bitten, zu dem vorliegenden Ents wurf einige allgemeine Bemerkungen über die preußische Finanz- lage zu machen.
Man kann gar nit scharf genug zwischen dèm Fahre 1924 und dem Fahre 1925 unterscheiden. Jm Fahre 1924 haben die Ueberweisungen des Reichs an den preußishen Staat allein die Voranschläge um 110 Millionen überschritten. Das Aufkommen der preußishen Steuern hat im Jahre 1924 die Voranschläge unt 80 Millionen überstiegen, die Einnahmen aus der Fustizverwaltung haben im Fahre 1924 ein Mehr von 69 Millionen gebracht und die Einnahmen anderer Hoheitsverwaltungen ein Mehr von 50 Millionen gegenüber den Voranschlägen. Auf diese Mehrein- gänge ist ini wesentlichen der im Vorjahr erzielte Uebershuß, der ja bekauntilich 220 Millionen beträgt, zurückzuführen. Es ist richtig, daß die Mehreinnahmen des Reichs im vorigen Fahre noch größer gewesen sind als die Mehreinnahmen in Preußen, und diese Mehreinnahmen haben zu Klagen geführt, die insbesondere in den Kreisen der Wirtschaft erhoben worden sind. Wir haben dies bei den Beratungen über den Finanzausgleih im Reiche gehört, und insbesondere ist mit großem Nachdruck von dem Herrn Reichslags- abgeordneten Dr. Fischer bÊont worden, daß man der Wirtschast im Fahre 1924 zu viel an„Steuern abgezogen habe. Diese Vor- würfe -— wenn ih so sagen darf — entbehren für das Fahr 1924 nit der Berechtigung; für Preußen nicht, aber auch für das Reich niht, Reich, Länder und Gemeinden haben im Fahre 1924 mehr bekommen, als sie brauchten.
Nun, meine Damen und Herren, wie dieser Uebershuß des ahres 1924 verwendet wird, und daß wir ihn in diesem Fahre nötig haben, darüber habe ih schon des öfteren Ausführungen gemacht. Aber eines ist gewiß richtig. Es is grundsäglih falsch, der Wirtschaft mehr Steuern zu entziehen, als für die notwendigsten Bedürfnisse des Staates exforderlih sind. (Sehr wahr!) Eine solche Operation führt dazu, daß eine gewisse Blutleere in dex Wirtschaft eintritt, und diese Blutleere in der Wirtschaft wirkt dann auch auf die Steuerkraft der Wirtschaft in den weiteren Jahren zurück und schädigt so in den nachfolgenden Fahre1 auch wiederum die Einnahmen der öffentlihen Hand. (Zustimmung.) JFnsofern haben wic heute darunter zu leiden, daß im vorigen Jahre zuviel Einnahmen aus der Wirtschaft herausgeholt worden sind.
Nun, meine Damen und Herren, liegen die Dinge aber im Jahre 1925 anders, und ih darf hier mit allem Nachdruck unter- streichen, daß die Ausführungen, die ih neulich im Beamtenauê- {uß gemacht habe, sich nur auf das Fahr 1925 bezogen haben: Jch habe neulih im Beamtenausschuß, als ih solhe Ausführungen allgemein finanzieller Art machte, darauf hingewiesen, daß in Laufe der Fahre die Eingänge bei den Zöllen und Verbrauchs steuern im Reiche den Voranschlag überschreiten, daß die Eingänge bei der Vermögenssteuer hinter dem Voranschlag zurückhleiben, iveil die Zaßlungstermine am 15. Mai und am 15. August aus? gehoben sind, und ih habe mich dann im Beamtenausshuß eilt
diziós v T L
gehend mit dem Aufkommen der Ueberweisungssteuern beschäftigt, weil ja dieses Auffommen für den preußischen Staat von der aller- größten Bedeutung ist. Aber schon hieraus ergibt sih, daß die Ausführungen, die ih dem Beamtenausshuß gemacht habe, von dem größten Teile der Presse in entstellter Form wiedergegeben sind. (Hört, hört !)
Im Zusammenhange damit noch ein anderes! Es ist die Frage aufgeworfen worden — und wenn ih recht unterrichtet bin, ist diese Frage auch in einer kleinen Anfrage der Deutschnationalen Volkspartei gestellt —, ob die Ausführungen, die ih im Beamten- ausshuß gemacht habe, von mir seitens des Staatsministeriums gemacht worden seien. Dazu kann ih folgendes sagen. Es standen damals im Ausschuß zwei kommunistishe Anträge zur Debatte. Der eine forderte eine einmalige Wirtschaftsbeihilfe von 300 Mark, der andere eine Erhöhung der Grundgehälter um 30 % bei den unteren Gruppen. (Zurufe bei den Kommunisten.) Mit diesen Anträgen hat sich auch das Staatsministerium befaßt, und das Staatsministerium hat mich ermächtigt, im Beamtenaus\chuß zu erklären, daß das Besoldungssperrgesey und die im wesentlichen auf den ungünstigen Finanzausgleih zurückzuführende mißliche Lage der preußishen Finanzen es unmöglich machen, die in. den kommunistishen Anträgen erhobenen Forderungen zu erfüllen. (Zuruf bei den Kommunisten: Die kleinen Beamten müssen weiter hungern!) Jh glaube, daß meine Ausführungen im Beamten- ausschuß im allgemeinen dieser Ermächtigung entsprochen haben. Es liegt natürlih in den besonderen Aufgaben meines Amtes, daß ih dabei auf die finanzielle Lage stark hingewiesen habe, die aller- dings in Preußen in beträchtlihem Maße durch den Finanzaus- gleich und durch die Steuereingänge aus dem Reiche beein- flußt wird.
Meine Damen und Herren! Es ist mix ganz gewiß nicht leicht geworden, diese Erklärung im Beamtenausshuß abzugeben. (Zuruf bei den Kommunisten.) Jch selber — und mit mir das gesamte Staatsministerium — verkennen ja durchaus nit, daß in weiten Beamtenkreisen Not herrsht. Aber ich bitte doch, zu bedenken, daß ih als Finanzminister die Veranwortung für die Staatsfinanzen habe, und daß diese Veranwortung mich zwingt, auf allen Gebieten für die allergrößte Sparsamkeit einzutreten.
Inzwischen ist nun, entsprechend den Beschlüssen des Landtags am vorigen Sonnabend, ein Erlaß von mir herausgegeben, dex den Beamten Erleichterungen gewährt. Der Erlaß sieht zunächst vor, daß Unterstüßungen und Notstandsbeihilfen mehr als bisher gegeben werden sollen und daß für Unterstüßungen und Notstandsbeihilfen vermehrte Mittel auh für dieses Jahr zur Verfügung gestellt werden sollen. Jch habe weiter in diesem Erlaß darauf hingewiesen, daß bei den Vorschüssen, die den Beamten gegeben worden sind, Er- leihterungen gewährt werden sollen, und daß insbesondere auf einer Rückzahlung der Vorschüsse, die übrigens alle zinslos gegeben worden sind, zurzeit niht bestanden werden soll, sondern daß die Rüd- ¿ahlung erst nah einigen Monaten verlangt werden soll. Jch weiß, daß dies nur eine kleine Hilfe für die Beamten ist, hoffe aber, daß hierdurch wenigstens die ärgste Not gelindert werden kann. Ih verkenne dabei nicht, daß es auh im staatspolitischen Interesse liegt, die Beamten vor solcher Not zu bewahren, (Sehr richtig!)
Sodann darf ih noch mit einigen Worten auf die Finanzlage dieses Jahres und auch auf das Aufkommen der Steuern, wie es sich in den ersten sechs Monaten des Jahres entwickelt hat, ein- gehen. Die Ergebnisse der ersten sechs Monate dieses Jahres liegen vor. Bei den NReichsfinanzsteuern ergibt sih, wenn ih die wesent- lichsten Punkte herausnehme, folgendes: Die Einkommen- und Körperschafts\teuer hat in diesen sechs Monaten ein Mehr von 279 Millionen gebracht, an dem die Länder und Gemeinden mit 90 Prozent beteiligt sind. Die Vermögenssteuer hat ein Minus von 166 Millionen, die Umsaßsteuer ein Plus von 50 Millionen, die Obligationensteuer ein Minus von 17 Millionen und die Zolle und Verbrauchs\teuern ein Plus von 230 Millionen gebraht. Bei der Umsaßsteuer ist natürlich zu bedenken, daß vom 1. Oktober ab die Ermäßigung eintritt und daher die Eingänge aus diesex Steuer geringer fließen werden. Bei der Einkommen- und Körperschafts- steuer werden die Eingänge im nächsten Halbjahr bedeutend geringer soin; aus welhen Gründen das geschehen wird, darüber habe i mich bereits bei anderer Gelegenheit geäußert.
Wie liegen nun die Dinge in Preußen? In Preußen haben die Steuern im allgemeinen das gebrabt, was man nah dem be- rihtigten Voranschlag des Hauptaus\chusses erwartet hat. Jns- besondere hat die Grundvermögenssteuer den Voranschlag etwas über- schritten; dasselbe gilt für die Hauszinssteuer, Diese Mehreingänge bei der Grundyermögenssteuer und bei der Hauszinssteuer sind aber bereits bei den Beschlüssen des Hauptaus\schusses insofern berüdck- sichtigt worden, als bei der Grundvermögenssteuer der Voranschlag von 170 Millionen auf 200 Millionen erhöht und bei der Haus- zinsfieuer ein Mehr von 36 Millionen in den Haushalt eingestellt worden ist. Die preußischen Steuern stellen also für den preußischen Staat keine Reserve mehr dar.
Ich habe vorhin erwähnt, daß das Aufkommen aus der Ein- kommen- und Körperschafts\steuer in den ersten sechs8 Monten den Voranschlag des Reiches um 279 Millionen überschritten hat, die den Ländern und den Gemeinden mit 90 Prozent zugute kommen. Hiex würde also eine Reserve für den preußishen Staat vorhandén sein, wenn wir auch von dem Voranschlag von zwei Milliarden ausgegangen wären. Aber es ist ja bekannt, daß wix den Voranschlag nah den Beschlüssen des Hauptausschusses auf der Grundlage auf- gebaut haben, daß die Einkommen- und Körperschaftssteuer nicht 2 Milliarden, sondern 2,25 Milliarden bringen wird. Jch glaube
daher, daß auch in diesen Ueberweisungen aus der Einkommen- und“
Körperschafts\teuer kaum eine Neserve für den preußischen Staat vorhanden sein wird. Darum wird sih der Fehlbetrag, der jeßt in dem Voranschlag steht, kaum herabmindern. Die Finanzverwaltung wird daher gezwungen sein, die Uebershüsse des Vorjahres in diesem Jahre zu verbrauchen, und sie kommt daher in die große Gefahr, daß sie am 1. April ohne jeden Betriebsfonds ist.
Nun darf ih noch mit einigen Worten auf den Entwurf selber eingehen. Diese ernste Finanzlage des preußischen Staates ist die allgemeine Begründung für diejenigen Bestimmungen des Entwurfs, die ih von meinem Messort aus zu vertreten habe. Durch die Novelle zum Neichsfinanzausgleich ist der Anteil der Länder und der Gemeinden an der Einkommen- und Körperschaftssteuer mit Wirkung vom 1. Oktober von 90 auf 75 % herabgeseßt, der Anteil der Um- saßsteuer dagegen von 20 auf 35 9% für das 2, Halbjahr 1925 und bon 25 auf 30 % für 1926 erhöht worden.
Da das Land und die Gemeinden an der Einkommen- und Körperschaftssteuer mit der Hälfte ewa beteiligt sind, an der Umsaßsteuer aber der Staat nur mit % und die Gemeinden mit %, so kommt das Mehr der Umsaßsteuer in verstärktem Maße den Ge- meinden zugute. Jch bitte auch hierfür einige Zahlen angeben zu dürfen. Jn der zweiten Hälfte 1926 konnten wir nah dem bis- herigen Reichsgeseß mit einem Aufkommen an Umsaßsteuer von 90 Millionen rechnen. Davon bekam der Staat 36 Millionen, die Gemeinden 54 Millionen. Jn der zweiten Hälfte haben wir im Reiche mit 157,5 Millionen zu rechnen. Danach würde der Staat nach dem heutigen Verteilungs\{lüssel 63 Millionen bekommen und die Gemeinden 94,5. Wir schlagen in unserer Vorlage vor, daß man mit Rücksicht darauf, daß die Beteiligung an der Umsaßsteuer erhöht wird, auch das Verteilungsverhältnis zwishen Staat und Gemeinden ändert, und zwar nicht mehr 26 und %, sondern 14 und 4. Bei dieser Verteilung würden Staat und Gemeinden je 78,75 Millionen im zweiten Halbjahr 1925 erhalten. Daraus ergibt si, daß die Gemeinden auch bei dieser Verteilung immer noch 24,75 Millionen mehr erhalten würden, als sie nach den bisherigen geseßlichen Be- stimmungen erhalten hätten.
Wie liegen nun die Dinge bei der Umsaßsteuer für 1926. Wir hatten mit 180 Millionen zu rechnen. Davon bekam der Staat 72, die Gemeinden 108 Millionen. Wir haben infolge der Erhöhung der Beteiligung von 20 ouf 30 % mit 270 Millionen zu rechnen. Davon würden nah dem heutigen Verteilungs{lüssel der Staat 108, die Gemeinden 162 Millionen bekommen. n wix nah dem Vorschlag des Entwurfs hier eine Verteilung von 4 zu 14 vor- nehmen, erhalten Staat und Gemeinden je 135 Millionen, so daß die Gemeinden auch dann noch 27 Millionen mehr erhalten. Mit Rücksicht darauf und mit Nücksicht auf die ganze finanzielle Lage des Staates geht unser Vorschlag dahin, diese Aenderung des Ver- teilungss{chlüssels durhzuführen. Das ist vom Standpunkt meines Nessorts die wichtigste Bestimmung des Entwurfs.
Wir haben andererseits den Gemeinden ein Entgegenkommen gezeigt, indem wir die Verwaltungsgebühren, die bisher zwiscken dem Staat und den Gemeinden geteilt wurden den Gemeinden in vollem Umfang überweisen und damit den Gemeinden eine gewisse Erleichterung gewähren. Jch will auf die Einzelheiten des Entwurfs nicht näher eingehen. Der Entwurf enthält im übrigen ausführliche Bestimmungen über den Finanzausgleih unter den Gemeinden selbst. Hier trägt der Entwurf einer Entschließung des Landtags Mechnung, die in der vorigen Woche, ih glaube, auf Antrag des Herrn Abg. Zacobshagen, angenommen worden ist, daß das Land eine Aenderung des Verteilungs\{hlüssels vornehmen möge, um vor allen Dingen die belasteten Gemeinden des Jndustriegebiets zu entlasten und diesen Gemeinden, die heute überhohe Zuschläge zu den NRealsteuern . er- heben, es zu ermöglichen, diese Zuschläge zu den Realsteuern herab- zuseßen, Das ist eigentlih der Grundgedanke aller der Bestimmungen, die sih auf den interkommunálen Finanzausgleih beziehen.
Wir werden über alle diese Dinge im Ausschuß im einzelnen sprechen müssen, ih glaubte, es aber doch dem Hause schuldig zu sein, diese allgemeinen Ausführungen hier im Plenum zu maden,
85. Sißung vom 22. Oktober 1925, Mittags 12 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.)
Die allgemeine Aussprache zum Fustizhaushalt wird fortgeseßt.
Zunächst berihtet Abg. Dr. Deerbexg (D. Nat.) über die Eingabe des Rechtsanwalts Dr. Send in Hirschberg, in der in der Mordsache Heinrich Ellsel um eine Begnadigung des Verurteilten gebeten wird. Der Ausschuß hat sih eingehend mit der Sache besaßt und beschlossen, die Eingabe dem Staats- ministerium zur Berücksichtigung zu überweisen dahin, daß der Verurteilte begnadigt wird.
Das Haus tritt dem Aus\{chußbeschluß bet.
Das Wort nimmt hierauf in Fortsezung dex allgemeinen Aussprache der
Ubg. Falk (Dem.): Niemand hat das Recht, dem Richter oder Staatsanwalt die freie Meinungsbildung und -äußerung zu ver- kümmern. Niemand kann ihm verwehren, zu den großen Fragen, die unser Volk bewegen, Stellung zu nehmen. Am Richtertisch, im Beratungszimmer und im Amtszimmer der Staatsanwaltschaft hat Parteipolitiï zu chweigen. Fn weiten Kreisen des Volkes hat fich aber eine große Erregung “eingestellt, da das Gefühl aufgekomnren
ist, daß nicht immer mit gloihem Maß gemessen wird. Wo solche |
Falle sich zeigen, muß mit aller Strenge eingegriffen werden. Man hüte sich aber auch vor Verallgemeinerungen! Der Forderung, an die Stelle des jeßigen Richtertums ein Wahlrichtertum zu seßen, können wir nicht beitreten. Einen Dreyfuß-Skandal hat es bei uns nie gegeben. (Zuruf bei den Kommunisten: Hundert!) Der Fall Fechenbach ist zurückzuführen auf eine Erregung, die sih in den Volksrichtern herausgebildet hat; im Fall Dreyfuß haben bewußt und gewollt die Richter ein falsches Urteil zu ungunsten des Angeklagten gefällt. Was die kleine Fustizreform angeht, so wünschen wix ihre lückenlose tuna zux Entlastung des Richters. Dex Gedanke, der. der kleinen Fustizreform zugrunde liegt, sollte bei der Arbeitsverteilung unter den mittleren B lh überhaupt zur Geltung kommen. Die Wünsche dex Justizwacht- meister, die ein so hweres Amt haben, verdienen Berücksichtigung. Wir empfehlen weiter die Annahme des demokrati hen Antrags, Vertreter der Bee A zu hören bei der Geschäftsverteilung und bei der dn ‘v vreigewordener Stellen. Die Personal- fenntnis der Anwälte kann hier große Dienste leisten. Wenn man die Forder! ngen dex Beamtenschaft in der Frage der Amtsbezeih- nungen berüdcksihtigt, so wird man zweifellos die Arbeitsfreudigkeit stärken. Wir wünschen au, daß für die L U der unteren Beamten alles geschieht, so besonders auf dem Gebiet der Ver- tiefung der Kenntnisse. Soll die Ausbildung unseres Nahwuchses so bleiben wie bisher? Wir halten es niht für rihtig, daß man ae Gericht8assessorexamen eine andere Ausbildung vorangehen äßt als für Regierungsassessoren. Das ist verfrüht. Die Ent- scheidung, ob Gericht oder Verwaltung, sollte ah nah dem Examen fallen. Es ist verkehrt, die Entscheidung in die Hand des Präsidenten ju legen. Wir verlangen volle Gleichstellung und gee Ausbildung für die Referendare. Ein Anwalt, der seinen
eruf rihtig auffaßt, will ein berufener Diener des Rechts sein. Da empfinden die Anwälte es {hmerzlich, daß man eine Anwalts- ordnung vorgelegt hat, als ob die Anwälte nicht in dec Lage wären, auch vor dem Verwaltungsgericht Dienste zu leisten. Warum soll man einen neuen Stand Waffen, der einen Gegensaß pie Rechts- anwaltschaft darstellt? Jch stimme dem Abgeordneten ichhoff zu, daß auch der Aus\hluß von den Arbeitsgerichten von den Anwälten als Unrecht empfunden wird. Fm FJnteresse der jungen Anwälte halten wir eine Reform der Behandlung von Armensachen für an- gezeigt, D der Beseßung der Senate der Oberlandesgerichte sollte der alte Zustand wiederhergestellt werden; drei Richter genügen nicht. Es ergeben sih aus diesex kleinen Zahl auch Getwissens=- konflifte, weil bei Dissens der Beisißer die Verantwortung zu groß wird. Wir halten fest an unserer Forderung au rah hdbig San der E te. Dem gesunden Rechtsempfinden kann damit nur gedient werden. Alle Forderungen der Kommunisten in der Amnestiefrage können unmöglich Berücksichtigung finden. Die
Frage der Amnestie ZOeR wir in sorgfältiger Arbeit mit Sachkunde und Objektivität gelöst! Für die besondere Berücksichtigung der Notdelikte und der Vergehen gegen die Notverordnungen ließ sih eine Formulierung nicht finden, da eine solche auch den Schiebern zugute gekommen wäre. Hier muß, wie es auh im Ausschuß ver- langt ivurde, eine weitgehende Handhabung des Begnadigungs8=- rets helfend eingreifen. Was die kommunistische Forderung ans- geht auf Beseitigung der Abtreibungsbestimmungen, so halten wir im Juteresse des Volkstums und der Volksgesundheit grundsäßlih an der Notwendigkeit der Bestrafung fest; wohl aber würden Milderungen zu empfehlen sein. Wenn man in der Amnestie zu weit geht, so befindet man sich auf einem falshen Wege! Die Gefängnisarbeit darf niht zu Lohndrücerei und zur Konkurrenz des Handwerks mißbrauht werden. Was die Ergebnisse in Locarno angeht, die gerade für die Vertreter des beseßten Gebiets so wichtig sind, so müssen wir abwarten, ob die gemachten Zusagen zu erfüllen sind. Wenn es auch gelungen ist, in Locaxuno die politische Ver Can weiter zu entgiften und Fortschritte zu erzielen in der Gestaltung des Verhältnisses zwishen dem Leiden Volke und unserem bisherigen Feinde, so werden doch erst die nächsten Wochen eine Beantwortung der Frage bringen, ob es in Locarno gelungen ist, dem deutschen Volk sein Recht zu erkämpfen.
Staatssekretär Fritze: Der P E hat auf Grund der Anregung des Ständigen Ausschusses Schritte getan, um die Amnestie auf Fälle auszudehnen, die an sich von dem Amnestie- geseß nicht erfazt werden. Der Staatssekretär gibt den Wortlaut des bezüglihen Erlasses bekannt. Soweit die Delikte unter die Amnestie fallen, sind über 15 000 Personen der Vorteile des Gesezes teilhafzig geworden. Die Fülle der Anregungen, die der Abgeordnete Falk gegeben hat, wird Gegenstand forgfältigster Prüfung im Ministerium sein.
_ Nach dieser Rede unterbricht das Haus die Beratung und geht über zu den Abstimmungen über die angefohtenen Titel und die Anträge zum Haushalt des Ministeriums des Fnnern.
Veber das von den Deutschnationalen beantragte M i ß - trauenS§votum gegen Severing: „Der Landtag entzieht dem Minister des Fnnern das Vertrauen“, wird namentlich abgestimmt. Die Kommunisten sind zwar voll zählig im Saale, geben aber keine Stimmkarten. ab. Die Mehrheit der Wirtschaftlihen Vereinigung stimmt für den Mißtrauensantvrag, während die Minderheit gelbe Stimment= haltungsfarten abgibt. Präsident Bartels verkündet dann als Ergebnis der Abstimmung, daß im ganzen 384 Stimm=- karten abgegeben sind; der Landtag also beschlußfähig ist. Für den Mißtrauensantrag sind 158, dagegen 220 Stimmen ahb- gegeben worden; 6 Stimmenthaltungskarten sind abgegeben worden. Von den 6 Hannoveranern haben 5 Mitglieder für den Mißtrauensantrag gestimmt; der Abgeordnete Prelle war durch Krankheit verhindert. Von den 11 Wirtschafts- parteilern haben sih enthalten 6 Abgeordnete (Schwenk, Müller - Franken, Dr. Klamt, Maedel, Bischoff, Perschke); der Abgeordnete Fordan fehlte. Die übrigen Mitglieder der Wirtschaftspartei haben für das Mißtrauens= votum gestimmt. Die Ablehnung des Mißtrauensantrags“ wird von der Linken mit lautem Beifall aufgenommen, dex sich durch Händeklatschen verstärkt, als von der rechten Seite gezischt und gerufen wird: „Das nächste Mal!“
Zum ersten Titel der dauernden Ausgaben (Ministerium, Besoldungen) beantragt Abgeordneter Dallmex (D. Nat.) getrennte Abstimmung über das Ministergehalt. Präsident Bartels erklärt diesen Antrag für ungewöhnlich und stellt dem Landtag die Entscheidung anheim.
Abg. Dr. von Campe (D. Vp.): Solche Teilungen sind oft beantragt worden. Wix halten den Antrag Dallmer durchaus für zulässig. Zur Abstimmung selbst Habe ih folgende Erklärung abzu- geben: Nach der Vebexzeugung meiner politischen Freunde is mit der Abstimmung über das Mißtrauensvotum die politishe Ent- scheidung gefallen. Nachdem sie gefallen ist, würde eine Ab- stimmung Über das Gehalt lediglih eine Geste sein, die genau das- jelbe Resultat ergeben würde. Unter diesen Umständen werden wir uns bei der Abstimmung der Stimme enthalten (Lachen links) und behalten uns die Stellungnahme fir die dritte Lesung vor
Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten entscheidet der Landtag für Trennung der Abstimmung gemäß dem Antrag Dallmer. Ï
Füx das Ministergehalt erheben sih die Sozialdemokraten, Demokraten, das Zentrum und cinige Wirtschaftsparteiler. Die Gegenprobe ergibt die Bewilligung des Ministergehalts gegen Deutschnationale und Kommunisten bei Stimmenti= haltung dex Deutschen Volkspartei.
Die Anträge des Hauptaus\schusses zur Verwaltung des Junexrn und zu den Angelegenheiten der Polizei werden an- genommen.
Duxch die Entscheidung über das Mißtrauensvotum der Deutschnationalen sind die beiden anderen Mißtraucnsanträge, die die Deutsche Volkspartei und die Völkishe Freiheitspartet eingebracht haben, erledigt.
Von den außerdem vorliegenden Anträgen und Ent shliezungsanträgen geht ein großer Teil an den Haupts auss{chuß und den Beamtenaus\shuß.
Die Abstimmungen nehmen eine Stunde Zeitdauer in Anspruch. Um 3 Uhr nimmt das Haus die allgemeine Bes sprechung zum Fustizhaushalt wieder auf.
Abg. Haas e- Legniß (Wirtschaftl. Vereinig.): In der Frage der Behandlung der SC een dim ollte de Gebührenfreiheis auch auf Hypotheken ausgedehnt werden. Wir haben {on im April einen bezüglichen Antrag für die Eintragungen in das Grundbuch
stellt, Die alten wurgerihte haben in der Beyölkerung in arten Respekt garen und man kann durchaus verstehen, wenn weite Kreise ihre Wiedereinführung wünschen und starken Zweifel hegen, ob das, was jeßt an ihre Stelle getreten ist, ein A war. Fn der Bewährungsfrist sind wir bereits an die Grenze des Mög!ichen gegangen. Die Mus der Termine vor Gericht ge- chiebt allzu häufig ohne jede üdsihi auf das rechtsuchende
ublikum. Man sollte v niht für jede Viertelstunde einen neuen
ermin anseßen. Gegen dîe vom Abgeordneten Falk gegebene An- regung, daß die berufenen Vertreter der Anwaltschaft bei der Wahl der ichter gehört werden möchten, erhebt die Wirtschaftliße Ver- einigung ent\ciedensien Protest, Es wäre mit der Unabhängigkeit der Richter bald vorbei, wenn bei der Geschäftsverteilung die An- waltskammern entscheidend mitzureden hätten. O
Ein Vertreter desPrüfungsamts gibt eine Darstellung über die Neuordnung des linie, Die Referendarprüfuung erstrecke s jeßt auf zwei Tage. Am ersten Tage würden Materien Qa ie vornehmlih vom Richter anzuwenden sind, am zweiten
age öffentlihes Reht und Volkswirtschaft. Die Ergebnisse beider Tage seten gleihwertig. Wer am ersten Tage gut abschneidei, am zweiten Tage nicht, sei durchgefallen. Er brauche aber nur das zu wiederholen, wo er versagt habe. Bei der großen Ss soi die Relation beseitigt. An ihre Stelle sei die praktische Ar getreten; es sei ein Urteil an erien auf Grund dex Akten.
bg. Dr. Körner (Völk) erklärt in De Sache, daß er vom Staatssekretär Friße zur Verantwortung gezogen fei we Aeußerungen, die er als Abgeordneter gegen den Minister getan ha Hört, hört! bei den Völkischen.) Das vertrage sih nicht mit der
mmunität. Was die Ministerialzulage angehe, fo sei sie ein Teil des Gehalts und müsse selbstverständlih weitergezahlt werden. Die Geseße müßten einfacher und klarer abgefaßt werden; die vielen Vor- weisungen wirkten außerordentlich störend. Die Einrichtung der Sondergerichte müsse beseitigt, die Arbeiisgerihte müßten den ordents