1882 / 156 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Hauptverwaltung der Staatsschulden. Bekanntmachung.

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirk- ten Verloosung der für das Jahr 1882 zu tilgenden

Prioritäts-Obligationen der Niederschlesisch-Märkischen Eisen-

bahn sind die in der Anlage aufgeführten 460 Stück Ser. T. zu 100 Thlr. und d M 0 gezogen worden. . Dieselben werden den Besißern mit der Aufforderung gekündigt, den Kapitaltetrag vom 1. Januar k. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen und der dazu ge- hörigen, nit mehr zahlbaren Zinsscheine Reihe VIII. Nr. 3 bis 8 nebst Anweisungen zur Reihe IX. bei der Staats- \{ulden-Tilgungskasse hierselbst, Oranienstraße 94, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach- mittags mit Auss{luß der Sonn- und Festtage und der leßten drei Geschäststage jeden Monats. Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs- Hauptkassen, den Bezirks-Hauptkassen der Provinz Hannover und der Kreiskasse zu Frankfurt a. M. Zu diesem Zwecke können die Obligationen nebst Zinsscheinen und Anweisungen einer dieser Kassen shon vom 1. Dezember d. J. ab eingereiht werden, welche sie der Staatsschulden-Tilgungskasse zur Prü- fung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Aus- zahlung vom 1. Januar k.“ J. ab bewirkt. Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlih abzuliefern- den Coupons wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage M J out L SANUar E J ab hort die Verzinsun der gekündigten Dokumente auf. O Zugleih werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wieder- holt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat. Berlin, den 1. Juli 1882, Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Merleker. Michelly.

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Abgereist: der Unier - Staatssekretär im Ministerium der geistlihen , Unterrichts - und Medizinal - Angelegenheiten, Lucanus, nah Harzburg.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 6. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Ems Masern den Besuh Jhrer Majestät der Kaiserin und

_ Zum Diner hatten gestern Einladungen erhalten : Prin Wilhelm von ohenzollern, Prinz Nikolaus As Nassau, Prind Rheina-Wolbeck, Fürst Urussoff, der österreihiswe General- ula Freiherr von Brenner, Graf Keßler und Herr von

eßler.

Abends erschienen Se. Majestät im Theat heute früh die Kur fort. Jef heater und seßten

Lu Majestät die Kaiserin und Königin

tesuchte gestern Se. Majestät den Kaiser in Ems. Den Kammerherrndienst bei Fhrer Majestät hat der Königliche Kammerherr Graf Wedel angetreten.

__— Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlihen Herrschaften empfingen gestern den türkishen General Drygalski Pascha und feinen Begleiter S Bey und beehrten dieselben mit einer Einladung zum

iner.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm im Neuen Palais die Meldungen des General-Lieutenants und General:Jnspecteurs des Militärerziehungs- und Bildungs- wesens von Strubberg, des General-Lieutenants und General- Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Comman- deurs der 5. Division, Frhrn. von Loë, sowie des Direktors der Artillerie: und FJngenieurshule, Oberst-Lieutenants Burchard, entgegen.

Unter dem Vorsiße des Staats-Ministers von Bocet- tiher wurde am 5. Juli d. J. eine Plenarsißzung des Bundesraths abgehalten. Gemäß den Anträgen der Aus- schüsse fanden die nachstehenden Vorlagen die Zustimmung der Versammlung : betreffend die Begriffsbeslimmung sür Spiel- karten, die Versteigerung von Konfiskaten aus Zollprozessen und von Niederlagegütern unbekannter Eigenthümer, die Zollbehandlung des Posteingangsverkehrs, die Er- weiterung der Zollabfertigungsbesugniß der Boll- abfertigungsstele am Entenwärder in Hambura, die Auslegung und Anwendung des Reichsstempelabgabengeseßes vom 1. Juli 1881, den Entwurf eines Abkommens mit Oesterreih-Ungarn wegen gegenseitiger Zulassung von Medi- zinalpersonen zur Auéübung der Praxis im Grenzbezirk und endlih die neue Ausgabe der Pharmacopoea germanica, Das Gesuch eines Gemeindevorstandes um Verseßung der Gemeinde in eine höhere Servisklasse wurde bis zur nächsten ge- seßlihen allgemeinen Revision des Servistariss und der Klasseneintheilnng zurückgelegt; die Eingabe eines pensionirten Briefträgers Wegen Anrechnung einer längeren, als der geseh- lih pensionéfähigen Dienstzeit wurde zurückgewiesen. Die Versammlung beschloß ferner, dem von dem Reichêtage in der Ss vom 18, Januar d. J. angenommenen Entwurfe eines Gesehes, betreffend die Aushebung des Gesches über die Verhinderung der unbesugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4, Mai 1874, die verfassungsmäßige Zustimmung nicht zu! ertheilen. Nachdem mehrere Eingaben den zuständigen

usshüssen zur Vorberathung überwiesen worden waren, theilte der Vorsitzende mit, daß Se. Majestät der Kaiser die Vertagung des Bundesraths vom 5. Juli bis zum 15, Okto- ber d. J. genehmigt habe.

Dur die dem Offenbarungseide des Schuldners im §. 711 der Deutschen Civilprozeßordnung gegebene Fassun (daß er sein Vermögen vollständig angegeben und wissentli

er weiß, daß es zu seinem Vermögen gehört, sondern au er

ihm möglichen Sorgfalt hätte wissen müssen, daß es in das Vermóögensverzeihniß aufzunehmen sei. Hat der Shwörende unter Vernachlässigung dieser Sorgfalt Theile seines Ver- mögens nicht angegeben, so ist er w?egen fahrlässigen Mein- eides zu bestrafen. Jn demselben Urtheil hat das Reichs- geriht ausgesprochen, daß auch ein mündlich vereinbar- tes Privatgehalt resp. Lohn für zu leistende Arbeiten zu dem Vermögen gehört, welhes der Manifestirende, ohne Rücksicht darauf, ob es der Pfändung oder Beschlagnahme unterliegt oder nicht, oder ob das Gehalt oder der Lohn be-

reits erarbeitet und fällig, oder ob noch nicht erarbeitet war, anzugeben hat. 3

_— Bei einem Kauf in Vausch und Bogen kann die spezielle Zusicherung nit existirender Kaufbestandtheile, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 20. April d. J., die Bestrafung wegen Betruges zur Folge haben, selbst wern das Kaufobjekt troß des Mancos dem ge- zahlten Kaufpreise unbedingt an Werth entsprochen hat.

__— Der Bcoollmächtigte zum Bundesrath, Königlich \säch- sishe Geheime Finanz-Rath Golz ist von Berlin abgereist. Ÿ

Vayern. München, 5. Juli. (W. T. B.) Der Senat der hiesigen Universität hat wegen der ohne vorherige Verständigung mit dem Senat erfolgten Verseßung des Professors Friedrich aus der theologischen Fakultät in die philosophische eine Vorstellung an das Kultus-Ministcrium zu richten beschlo}sen.

Württemberg. Stuttgart, 5. Juli. (St. A. f W.) Die Königin hat sih heute zum Sommeraufentÿalt nah Friedrihshafen begeben.

_ Hamburg, 4. Juli. (Hamb. Corr.) Der Bürgerschast ist heute ein Antrag des Senats, betreffend den At A Hamburgs an das deutsche Zollgebiet, nebst einem Generalplan über die Ausführung und ein Generalkosten- anshlag zugegangen. Der „Hamb. Corr.“ bringt in einer be- sonderen Beilage die umfangreichen Schriftstücke im Wortlaut. Der Senat’ beantragt die Niederseßung einer gemeinsamen Kommission, bestehend aus 5 Mitgliedern des Senats und 9 Mitgliedern der Bürgerschaft, denen das bis jeßt aus den Berathungen der Behörde erwahsene Material zur noh-

maligen Erwägung und Vorbcreitung des definitiven Planes vorgelegt werden soll. | Y

Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. Juli. (W,. Pr.) Der Kaiser hat am 30, Juni d. den von dem Prüfidenter der Vereinigten Staaten von Nordamerika zum außerordent- lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Allerhöch- sten Hoflager crnannten Hrn. Alfonso Taft in besonderer Audienz empfangen und sein Beglaubigungsschreiben entgegen- e S A (B. Bts) A

nnsbrudld, 4. Juli. . Hto.) Im Landtage bean- tragte der Abg. Eiterer, der Landtág wolle die ehethunlichste Wiedereinrihtung J.V medizinish-chirurgishen Studiums an der hiesigen Universität als Bedürfniß erklären und den Landesauss{chuß veauftragen, beim Unterrichts-Ministerium sofort das diesbezüglihe Ersuchen zu stellen. Der Antrag wurde auf die nächste Tagesordnung geseßt, Der Antrag Greuter, einen Zusaß zur Landtags-Wahlordnung betreffend, wurde nah längerer Debatte vertagt, der Antrag auf Errichtung von Lagerhäusern in Tirol dagegen angenommen. Einslimmige Annahme fand ferner der Antrag Gilli, wonach sih der Landesausshuß beim Finanz- Ministerium dafür verwenden soll, daß die Finanzbehörden angewiesen werden möchten, von Erbtheilungsurkunden keine weiteren Uebertragungsgebühren zu bemessen, eventuell, daß dem Reichsrathe ein bezüglihes Geseh vorgelegt werde.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Juli, (Allg. Corr.) Die Rüstungen werden mit großem Eifer fort- gesezt. Jm Kriegsamte tagte gestern ein aus den Departe- ments: Chefs des Kriegs-Ministeriums zusammengeseßter Mo- bilifirungëauëshuß. Den Hauptgegenstand der Erörterung bildete die Mobilmachung der Armeereserve. Die Einberufung der Reserve erster Klasse dürste in sehr Kurzem erfolgen. Mittlerweile versehen sih die Militärdepots, wo die Reserven sih einstellen, mit den nöthigen Waffen, Uniformen und Trans- portmitteln. Fn Chatham werden Anstalten sür die Ent- sendung eines starken Corps Genietruppen nach dem Orient getroffen. Jn der Woolwicher Staatswerst ist der Befehl ein- gelaufen, so bald als möglich für tausend Maulesel Packsättel anzufertigen. Zu gleicher Zeit erhielt das Arsenal die Weisung, unverzüglich eine Anzahl Batterien von 7pfündigen gezogenen Vorderladungskanonin, im Gewicht von je 200 Psd. und 7psdge. gezogene in Stücke zerlegbare Stahlkanonen im Gewichte von je 400 Pfd. bereit zu stellen. Diese Kanonen werden stets in Vorrath gehalten zur Verwendung in Ländern, wo {were Geschüße nicht leiht tronsportirt werden können, und mittels eigenthümlih konslruitter Packlsättel auf den Nücken von Mauleseln befördert. Diese Kanonen, welche sich in dem aby!‘sinishen, Zulu- und afghanishen Feldzuge sehr bewährt haben, sind von den Militärbehörden auh als im hohen Grade geeignet für cin solhes Land wie Egypten erachtet worden. Die zu Chatham stationirten gepanzerten Thurmschiffe „Agamemnon“ und „Ajax“ s\o- wie die Panzersregalte „Constance“ sollen sofort in Dienst gestellt werden. Ueber die eventuelle Betheiligung indischer eingeborener Truppen an der Oklupation Egyptens wird der „Times“ unterm 2. d. aus Calcutta gemeldet: „Aus England sind Befehle eingegangen, welche die Militärbehörden anweisen, sich in Bereitschaft zu halten, um ein Expeditions-Corps nah Egypten zu entsenden, welches mit einem Expeditions:Corps aus England cooperiren soll. Die indische Regierung wird p nah Empfang telegraphischer Weisungen von Bombay eine 10 000 Mann siarke Streit- macht aller Waffengattungen vollständig equipirt mit Trans- portwagen und Kommissariatvorräthen absenden. Die Bom- bayer Regierung hat si eine Liste aller für den unverzliglichen Transport von Truppen verfügbaren Dampfer verschafft. Von der Presse ist hervorgehoben worden, daß ein egyptischer Feld- zug von den eingeborenen indishen Truppen mit der lebhaftesten Befriedigung begrüßt werden würde, und daß diese Truppen weit

nichls vershwiegen habe) ist, nah einem Urtheil des Reich s-

gerichts, II. Strassenots, vom 21. April d. J., der Shwö- rende zur Diligenz verpfliht.t, 1:nd es ist danach nicht ge- nügend, daß der Schuldner nur dasjenige angebe, von dem

hat dasjenige anzugeben, von dem er bei Anwendung der

Egypten seien. Ueberdies würde die indische leihté Kavallerie unschäßbar für Patrouillenzwecke sein, wenn es für nothwendig erachtet werden sollte, militärishe Vorsihtsmaßregeln zu er- greifen, um die Ufer des Suezkanals gegen Beschädigung zu süßen. Es wird hier allgemein angenommen, daß die Trup- pen, welhe den famosen Marsch von Kabul nah Kandahar vollbrachten, sehr wenig Mühbe haben würden, den kriegerischen Aspekt der egyptishen Frage zu beseitigen, wenn ein Rekurs zu materieller Gewalt von der Konferenz als wesentlih er- E 4 Je

s ein Gegengewicht gegen die Landliga hat sich unter dem Titel Landkorporation of S Ertand s Diblin mit einem Kapital von 700 000 Pfd. Sterl., von dem 125 000 Pfd. Sterl. für irishe Landlords reservirt sind, eine Gesellschaft gebildet, deren Mitglieder aus Lords und großen irischen Grundbesißern bestehen, und deren Zweck ist, solchen Land- lords, die ihren Pachtzins niht erhalten können, unter die A zu n und ; ena bn Vorschüsse in den Stand zu feben, ihre eigenen Farmen selbst in die Hand zu nehmen und selbst zu bewirthschasten. O : :

5. Juli. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unter- hauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage des Deputirten Croß der Unter-Staatssekretär Dilke: der Adniral Seymour habe in Bezug auf die Armirung der Forts von Alexandrien neue Jnstruktionen erhalten, die jeder Eventualität gegen- über ausreichen würden. Von dem Deputirten Bourke wurde für morgen eine Anfrage darüber angekündigt, 0b die Regierung einen Kredit für militärische Operationen zu fordern beabsichtige. Der Premier Gladstone beantragte die Einzelberathung der Pachtrück- standsbill. Chaplin beantragte die Verwerfung dieser Bill, weil sie Steuern für Zwecke auferlege, welche geeignet seien, das irishe Volk zu demoralisiren. Die Debatte wurde \{ließlich auf morgen vertagt. Jn Beantwortung einer Anfrage Nortkcote's erklärte Gladstone: der Regierung seien seit dem Zusamméntritt des Hauses keine Gerüch‘e aus Alexandrien zugegangen, welche geeignet wären, die öffent- liche Meinung zu beunruhigen.

6. Juli. Wie verschiedene Blätter melden, haben die Behörden von Fndien Befehl erhalten, Vorbereitungen zu treffen zur Entsendung eines indischen Truppen- kontingents nah Egypten. Dasselbe soll aus 1800 Mann englischer Truppen, einschließlich 3 Batterien, und 5000 Mann Eingeborenen bestehen. Jn Agra und Bombay werden größere Belagerungstrains vorkereitet.

Die „Times“ erfährt: Admiral Seymour werde in Verfolg der ihm zugegangenen Jnstruktionen heute der egyp- tischen Regierung formell eröffnen, daß die Errichtung von Forts, die Aufpflanzung von Kanonen oder andere die e bedrohende Operationen niht länger gestattet werden önnten. Seymour werde die unverzügliche Einstellung folcher Arbei!en verlangen und im Weigerungsfalle ohne Verzug das Bombardement auf die Fortifikationen von Alexandrien eröffnen.

Frankreich. Paris, 4. Juli. (Köln. Ztg.) Die Nüstungen Frankreichs zur See veäticon A Nach dem am Sonnabend gehaltenen Ministerrathe ertheilte der Marine-Minister ten See-Präfekten telegraphish Befehl, un- verzüglih die Marschpapiere nah Toulon für drei Klassen der Marinereserve vorzubereiten, Die Marschpapiere wurden am Sonntag abgesandt, und am Montag Abend wurde die Mehr- zahl der Matro}en in Schnellzügen nah Toulon geschickt. Jnfolge dieses Aufrufs zum Dienste waren die Fischerboote verhindert,nah den schottishen Gewässern auszulaufen, da ein großer Theil ihrer Mannschast zu der Kriegsflotte berufen war. Di? Effektivstärke der einberufenen Matrosen is bedeutend : Arcachon allein hat 153, das Quartier Boulogne 1000, Dieppe 1000, Dünkirchen 1000 Matrosen gestellt. Diese Ma- irofen sind für die Panzerschiffe, Kanonenboote, Avisos und Transportschiffe der Reserve in Toulon bestimmt. Jm Touloner Hafen liegen fünf Panzerschiffe zur Abfahrt bereit ; ferner drei Transportschiffe, die 2000 Mann an Bord nehmen können, und eine _Panzerkorvette, ein Küstenpanzerschiff, eine Fregatte, ein Kanonenboot und fünf Transportschiffe, welche zusammen 14 000 Mann Truppen an Bord nehmen können. Die Mittelmeerflotte_ ist von den hyerishen Juseln nah Tunis abgefahren ; sie bestcht aus fünf Panzerschiffen ersten Ranges und zwei Kreuzern von großer Schnelligkeit. Sie hat 5000 Mann an Bord, zählt 50 Kanonen nit ciner Schuß- linie von 8000 m, 40 von fkleinerem Kaliber und 80 Revolver- kanonen. Jn Tunesien liegen 4 Kanonenboote und ein Transportschif. Vor Alcxandrien liegen 3 Panzerkorvetten, 6 Avisos und 2 Transportschiffe mit 4000 Mann.

Marseille, 5. Juli. (W. T. B.) Es treffen fort- dauernd Dampfer mit Flüchtlingen aus Egypten ein. Der Dampfer „Ava“ brachte 170 Flüchtlinge. Der Dampfer „Sarlhe“ lief heute mit 750 Personen ein, unter denen sih 355 befinden, welche völlig mittellos sind und an Bord des Dampfers bleiben müssen, bis hinreihende Maß: regeln zur Unterbringung derselben getroffen sind.

Italien. Rom, 5. Juli. (W. T. B.) Nachdem die Parlamentsarbeiten beendet sind, hat ih der König nah Monza begebcn. Die „Agenzia Stefani“ bezeich- net die Meldung der „Agence Havas“ in Betreff einer eng- lish sranzösisch-italienishen Jntervention in Egypten insoweit es sih um Jtalien handle, als unbegründet. g _ 6, Zuli. (W. T. B.) Wie hiesige Blätter melden, fe r Are PEESEMIN er von Rom durch wichtige Geschäfte abgehyaiten, an der Feier zur Einweihung des Pari Ç

de Ville theilzunehmen. E E N

Türkei. Konstantinopel, 6. Juli. (W. T. B Dic Konferenz diskulirte gestern den Text der an dié Pforte zu rihtenden Einladung zur Juntervention in Egypten. Die Einladung hält den status quo ante, die Respektirung der internationalen Verpflichtungen und die be- \s{hränkte Dauer der Okkupation fest. Die definitive VBeschluß-

nahme soll in der nächsten Sißuna, welche voraussichtlich heute stattfindet, erfolgen.

Serbien. Belgrad, 5. Juli. (W. T. B.) Na dem Schluß der Skupschtina-Session L der König sämmlliche Minister, dankte denselben sür ihre er- folgreichen Leistungen und erkannte nawentlih die unermüd-

liche, von dem besten Erfolge gekrönte Thätigkeit des Fi | Ministers Mijatowitsh lobend an. u es Finanz

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 5. Zuli. (W. T. B.) Jn der egyptishen Fr age ist der diemèttine Vertreter in Konstantinopel dahin instruirt worden, stets Hand

geeigneter als europäische Truppen für einen Sommerfeldzug in

in Hand mit den Vertretern Deuishlands, Oesterreihs und Maliens zu gehen. Dabei wird aber großer Werth darauf

gelegt, daß den beiden Westmächten der Vorwand zu einem eigenmähtigen Vorgehen in Egypten benommen werde.

der Flotte, Geheimraths Bus, ist in heutiger Verhandlung verworfen worden.

Ministers des Fnnern ist dem „Golos“ das Recht des Einzel- verfaufs entzogen worden.

4 Monaten dieses Jahres übersteigen 71!/2 Millionen; davon entfallen auf die Getränkesteuer 691/, Millionen , auf die ‘Tabacksteuer 22/5 Millionen und auf die Zuckersteuer ‘95 000 Rubel.

Innern, Grafen Tolstoi und dem Minister des Auswärtigen, von Giers, betreffs der Verhandlungen mit Nom stattgehabten Besprehungen ergaben, wie glaubhaft verlautet, eine vollständige Uebereinstimmung, und €s sind in Folge dessen versöhnliche Mittheilungen an die Kurie ergangen. Seitens

Weisung ergangen, die Rückkehr ausgewanderter

Das Kassationsgesuch des früheren Generalstabsdofktors 6. Juli. (W. T. T.) Durch eine Verfügung des

Die Accise-Einnahmen Rußlands in den ersten

6. Juli. (W. T. B.) Die zwischen dem Minister des

des Ministers des Jnnern is an die Grenzbehörden die

uden in jeder Weise zu erleichtern und nur diejenigen Vor- sichtsmaßregeln eintreten zu lassen, die nothwendig sind, um Mißbräuche und das Einschleichen Unberechtigter zu verhindern.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 5. Juli. (W. T. B.) Admiral Seymour hat in Folge des Gerüchts, daß man beabsichtige, mit Steinen beschwerte Schiffe zu versenken, um die Einfahrt in den Hafen zu hindern, den egyptischen Be- hörden erklärt, daß er einen derartigen Versuch als cinen Akt offener Feindseligkeit ansehen würde. Die egy ptischen Behörden stellten in ihrer Erwiderung auf diese Vor- stellungen in Abrede, daß sie die Absicht hätten, die Hafen- einfahrt zu sperren. Jnzwischen werden die militärischen Vorbereitungen von egyptisher Seite lebhaft fort:

eseßt. Munitions- und sonstige Kriegsvorräthe sind auf Laridivégen nach den befestigten Küstenpunkten geschafft worden. Die Garnison von Alexandrien ist in den leßten Tagen durch Verstärkungen aus Abukir und Damiette um 2000 Mann ver- mehrt worden.

Zeitungsftimnen.

Die Ergebnisse einer vergleichenden Uebersicht über die Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Waarenartikel in der Zeit vom 1. Januar bis ultimo Mai 1882 resp. 1881 resümirend, sagt das „Deutsche Tageblatt?: E

Auch der Monat Mai kann auf ein günstiges enan Anspruch machen, In dem einzigen Folle, in welchem wir im vorhergehenden Monate eînen Ausfuhrrückgang nachzuweisen hatten, bei den Eisen- fabrikaten nämlich, zeigt sich jeßt der Ausfall bereits nahezu wieder ausgeglichen; für die gesammte Textilindustrie ergiebt sich dagegen ausnahmslos ein weiteres, meistens sehr beträctlihes Steigen der Ausfuhr: um 800 t bei Baumwollenwaaren, 700 t bei Wollen- waaren, 360 t bei Seidenwaaren, 350 t bei Leinenwaarenn

Eine sehr beträchtlihe Verminderung in der Einfuhr zeigt sich bei Wollenwaaren, und zwar 250 t. : i

Auch die Ausfuhr von Leder und Lederwaaren ergiebt die an- sehnliche Zunahme von 840 t. i : :

Während unsere leßte Uebersiht eine Abnahme in der Einfuhr neben einer Zunahme in der Ausfuhr von zusammen 22500 t an Mühlenfabrikaten nachweisen konnte, bezifferte sich diesec un]erer Mühlenindustrie zu Gute kommende Betrag jeßt bereits mit 32000 t; an einer ferneren und weit beträhtliheren Zunahme wird jeßt, nach- dem die dieser Industrie gewährten sehr wesentlichen Erleichterungen Gesetzeskraft erlangt, kaum mehr gezweifelt werden dürfen. _

Die Abnahme in der Schmalzeinfuhr ist eine noch größere ge- worden, 5700 t gegen 4000 t am Schlusse des April.

Einer sehr bedeutenden Zunahme der Einfuhr begegnen wir namentli bei Wein 4400 t und bei Tabackblättern 6300 t; au die Ausfubr unserer eigenen Weine war eine im Steigen be- griffene, übertrifft nunmehr die des Vorjahres um 1000 t, während für den Branntwein diese Zunahme niht weniger als 18000 t beträgt. - E

Von der Steinkohlenausfuhr und mehr noch von deren Einfuhr ist nur zu wiederholen, daß günstigere Zahlen dafür sich nicht werden notiren lassen, bevor wir über Kanäle verfügen, welche durch billigere Berfrachtung unserem eigenen Produkt die Konkurrenz mit dem eng- lischen ermöglichen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Ztg.“ schreibt: Noch immer werden die Zahlen, welcbe der Reicbskaniler im Reichstage über die Berliner Zwangsvollstreckungen mitgetheilt hat, von der Oppositionépresse angezweifelt und selbst bespöttelt, obgleich der „Reichs-Anzeiger“ die Uebersicht, welcher sie entnommen sind, längst gebraht hat, und Jeder in der Lage ist, an den amtlichen Quellen ihre Ricbtigkeit zu prüfen. Diese Quellen sind nämlich: Der amtliche Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1861 bis 1876; ferner die in den jährlichen NBerwaltungéberihten des Magistrats zu Berlin für die Jahre 1867 bis 1881, wie sie seit längerer Zeit mit dem Kommunalblatt aus- gegeben werden, enthaltenen Berichte der Steuer- (früher: Servis-) und Einguartierunge-Deputation, also unzweifelhaft die besten und zu- verlässigsten Grundlagey, welche für die in Frage stchenden Nach- weise überhaupt bestehen. Namentlich sind es die 244 968 im Jahre 1881 durch frucbklosen Verlauf ter Zwangsvollstreckung erledigten Steuereinziehungésachen, deren Zabl von der Oppositionsprsse als der Bestätigung dringend bedürftig hingestellt wird. Nun, die bezüglichen Nachwoeise finden sich in dem Verwaltungsbericht 2c. für 1881 Nr. 11[,, wo es auf Seite 6 des Berichts der Steuer- und Einguartierungs- deputation unter 11. Zwangsvollfstreckung beißt : „Es sind an Mahnzettel ausgeschrieben : 1) Ueber Haus-, Mieths- und Sublevationésteuerreste: in Summa 260 322 Stüd. Davon sind erledigt: dur fruchtlosen Verlauf der Zwangkvollstreckung, einschließli bei der Abtheilung für Verzogene 68 070 Stüd. 9) Ueber Staatéklassen- bezw. Gemeinde-Einkommensteuerreste in Summa 387 659 Stü. Davon sind erledigt durch fruchtlosen Verlauf der Zwangsvoll- streckuna, ciascchlicßlich der Abtheilurg für Verzogene 176 898 Stü. Hieraus ergeben sich also nah Adam Nies, dessen Autorität man vielleidt auch gegnerischerseits noch gelten läßt, bei den bezeicbneten Steuern im Ganzen die vom Reichskanzler angegebenen 244 968 frubtlos verlaufenen Zwangsvollstreckungea. Es ist leicht verständlich, daß solche Zahlen der Opposition unbequem sind,

Jn der „Neuen Preußischen Zeitung“ lesen wir:

Von besonderem Interesse in Bezug auf den gegenwärtigen Streit über direktes oder indirektes Stcuersyîtem und auf die jetzigen Ver- bältnisse fast ganz angepaßt sind die Ausführungen des Finanz- Ministers Grafen von Bülow in seiner Replik 1817 auf die Seitens des Staatsrathes gemachten Aenderungen an seinem Zoll- und Steuer- plan. Darin heißt es:

„És ist eine unumstößliche Wahrheit, daß die jetigen Bedürfnisse der Staaten seit Errichtung der stehenden Heere niht mehr dur direkte Abgaben allein zu bestreiten sind. Es ist eben so wahr, daß die indirekten Abgaben eine Grundlage der Größe und des Wobl-

dienten und Personalabgaben nur als Ausnahme von der Regel in außerordentlichen Fällen wählten.“

Replik die Sätze:

nit bleiben, was es ist. Die indirekte Steuer allein ist im Stande, die Bedürfnisse eines Heeres zu befriedigen und uns in dem wehr- haften Zustande zu erhalten, welhen cine Ausdehnung von Memel bis Saarlouis erfordert. Preußen muß seiner Eristenz entsagen, wenn es fi auf direkte Abgaben beschränkt. : Wer den Zustand in Preußen unter Friedrich T. durch Häufung direkter Abgaben fennt, wird mir den Wunsch nit verargen, daß die Gescbichte mcine Ver- waltung mit der des Grafen Wartenberg nicht vergleiche.“

wo die Personalabgaben in dem Budget des Jahres VI. mit JIn- begriff der Gewerbcsteuer den fünften und sechsten Theil der ganzen Staatseinnahme aufbringen mußten ; die Quoten bei dec Vertheilung mußten deshalb so hoch gespannt werden, daß die Regierung auf all- gemeine Beschwerden die Rollen aufgab, weil sie sonst nichts er- aiten hätte. Aehnliche Erfahrungen hat man auch in Preußen gemacht.

leichter als große Summen durch Kopsgelder, Personensteuern, Klassen- steuern zu erlangen; dafür ist aber auch nichts s{einbarer, als die Einnahmen daraus. Diese Art von Abgaben i durch ihre Natur mehr oder weniger willkürlih und eben fo {wer zu vertheilen, als zu erheben und als gering von Ertrag; wie bestimmt auch die Ge- seße über ihre Ausführung sein mögen, so ist es moralisch unmöglich,

Nach cinem - Hinweis auf England und Holland enthält die

„Aber Preußen kann auch obne bedeutende indirekte Steuern

Die Replik weist dann auf die Verhältnisse in Frankreich bin,

Im Anschlusse daran sagt Graf Bülow: „Nichts ist scheinbar

eine gleiche Anwendung zu bewirken; sie fordert die Zahlung zu einer Zeit, die selten die angemessenste für den Steuer- pflichtigen ist; sie fordert von ihm das Aufsparen für den Zahlungs- fall ganz gegen den Charakter der Mehrheit, welche aus der Hand in den Mund lebt und nichts für sich selb zurücklegen kann; fie fordert von ihm cinen Antheil an Ersparungen, die er nicht machte. Steuern dieser Art beruhen nur insofern in der öffentlichen Mei- nung, als man sich ihnen leichter als den indirekten auf irgend eine Art zu entziehen hofft, als das Volk in dem Wahn steht, der Arme werde dur die indirekten Steuern härter, als dur die direkten be- troffen, ein Wahn, worin Volksmänner es zu erhalten suchen“.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 26. Inhalt: Amtliches: Cirkularerlaß vom 21. Juni 1882. Ertheilung von Reiseprämien an Regierungs-Baumeister und Regierungs-Bauführer in Preußen. Personalnahrichten. Nichtamlliches: Die Sicherung der Theater gegen Feuersgefahr. Die Konkurrenz für Entwürfe zum neuen Reichstagsgebäude. Felssprengungen unter Aer Geschäftsgebäude für das Amtsgericht in Stettin. Vermischtes : Die Eröffnung des Betriebes auf der Berliner Stadtbahn. Ver- hältniß zwishen Regenmenge und Abflußmenge im Stromgebiet der Oberelbe. Oeffentliche Bauthätigkeit der Stadt Wien in den leßten zwanzig Jahren. Der Tunnel von Laveno. Internationale Ausstellung für Hygiene in Genf. Forthbrücke. Die Königliche goldene Medaille des „Royal Institute of British Architects", Wassermangel der französishen Schiffahrtsstraßen. Das Land- und Amtsgericht in Flensburg. Theaterbrände. Bücherschau. Rechtsprechung.

Lanbvtags- LUngelegenheiten,

Das Mitglied des Herrenhauses, Kammerherr Freißerr von Geyr zu Schweppenburg, ist am 3. d. M. in Aachen ge- storben. Der Verstorbene war als beigeordneter Vürgermeister der Stadt Aachen auf Präsentation derselben im Jahre 1871 in das Herrenhaus berufen worden und im Jahre 1872 eingetreten.

Statistische Nachrichten.

Das Auftreten von Flecktyphus in Preußen, (Stat. Corr.) In dem binnen Kurzem erscheinenden XI. Gr- gänzungshefte der Zeitschrift des königl. preußischen statistischen Buiceaus gelangt eine im Auftrage des Herrn Ministers der geist- lien, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten von Dr. med. Guttstadt bearbeitete Studie über Flecktyphus und Rüdkfallfieber in Preußen zur Veröffentlihung. Diese beiden Krankheiten bilden in NBerbindung mit dem Typhus abdominalis die Gruppe der Typhus- frankbeiten und nehmen vom Standpunkte dec öffentlihen Ge- sundheitspflege aus das allgemeine Interesse in hohem Grade in Anspruch.

Nachrichten über Flecktyphus waren seit den Befreiungskriegen in Preußen, wie auf dem ganzen Kontinente so wenig vorhanden, daß bis in die vierziger Jahre unter den Aerzten allgemein die Ansicht herrs{te: es komme zur Zeit nur eine Form des Typhus vor, der Unterleibstyphus; der Flecktyphus dagegen sci nur ein Begleiter des Krieges (Kriegstpphus). Die Epidemie in Schlesien im Jahre 1847/48 deckte das Irrthümliche dieser Anschauung auf. Scblesien wurde seitdem vom Flecktyphus epidemish und endemish heimgesucht, und 1867—69 traten die Provinzen Ost- und Westpreußen als neue Herde dieser Krankheit hinzu. Jn neuerer Zeit sind aus denselben, wie aus anderen Gegenden Angaben über das Auftreten des Flek- typbus cingegangen. In keinem Jahre hat jedoch die Verbreitung dieser anerkannt ansteckenden Krankheit auf alle Theile des Staates stattgefunden. Indeß einen sicheren Nachweiß zu führen, ob gewisse Distrikte des Staates vollständig verschont geblieben und wie stark andere von dieser Krankheit crgriffen sind, ist erst für die neueste Zeit gelungen. Trotzdem \{chon das Regulativ vom 8. August 1835 die Anzeigepflicht beim Auftreten der Tvphuskrankheiten für Familien- häupter, Haus- und Gastwirthe, sowie Medizinalpersonen vorschrieb seit 1848 wurde diese Verpflibtung auf die Aerzte beschränkt —, ist die räumliche wie zeitlibe Vollständigkeit der Nachrichten über das Auftreten des Flecktypbus noch nit erreiht. Von den Quellen, die für die obige Arbeit zur Verfügung ftanden, ergeben die Nah- ridbten aus den Heilanstalten noch das vollständigste Bild über die geographische Verbreitung der Krankheit. Es haben in sämmtlichen Heilanstalten, soweit Berichte vorliegen, in den vier Jahren von 1877 bis 1880; 1864, 2720, 1632 und 1193 Personen wegen Flecktyphus Aufnahme gefunden. Die Kreise, welde am häufigsten und am s\tärlslen von dieser Krankheit zu leiden haben, liegen im Südosten und Osten des Staates, An der polnisch-russi- \{eu Grenze ist die Bevölkerung am gefährdetsten.

In Bezug auf die zeitlide Verbreitung ergiebt sib, daß in den Monaten rz, April und Juni die Krankenhäuser am stärksten von den KFlecklyphus-Kranken gefüllt sind, Was die befallenen Orte be- trifft, so sind die Städte nur scheinbar von dieser Krankheit fiärker heimgesucht als das platte Land. Jn Wirklichkeit treten hier mehr Erkrankungen auf als unter den Bewohnern der Städte. Selbst in den größten Städten stellen die Einwohner nur das kleinste Kontin- gent zu den Erkrankungen. Die Flecktyphus-Kranken in den Städten setzen si viclmehr vorwiegend zusammen aus krank eingewanderten, vor kurzer Zeit zugereisten oder obdablosen Vagabonden, aus Land- bewobnern, welche in den Krankenhäusern der Städte Aufnahme sucben müssen, aus Personen, welche in Krankenhäusern, Herbergen, Gastbäusern, Gefängnissen krank angekommen oder Is sind. Die ersten Erkrankungsfälle treten in den Städten, wie auf dem Lande in der Regel in Gastwirthschaften, Krügen, Polizei- und Ge- ritägefängnissen auf. Zicht man die erkrankten Personen in Betracht, so sieht man in hervorragender Anzahl Personen am Flecktyphus er- kranken, welcbe nit zur seßhaften Bevölkerung gehören. Damit hängt die Erscheinung zusammen, daß das männliche Geschlebt bedeutend stärker unter den Erkrankten vertreten ist als das weibliche; unter

am stärksten beimgesucht. Dem Berufe nach werden die Arbeiter und Handwerkec und zwar die wandernden oder nur vorübergehend be- \chäâftigten, die große Klasse der Vagabonden, am meisten von der Krankheit ergriffen. Die Krankenpfleger und Aerzte, die Gast- und Herbergswirthe, wie alle Diejenigen, welche Beruf oder das Verkehrs- interesse mit diesen Personen zusammenführt, find demnächst der Er- franfung nagel, Die Aufbringung der Vervflegungsfosten fällt zum größten Thei Ds l Die [ ]

dauer beträgt im Dur(schnitt 28 Tage; die Sterblichkeit beläuft ih für Männer auf 15, für Frauen auf 13 °/. Die Refkonvaleëcenz, ist eine langsame, so daß die Dauer der Unfähigkeit zum Arbeiten nicht mit der Dauer des Aufenthals in den Heilanstalten zusammenfällt.

den öffentlichen Kasen zur Last. Die Verpflegungs-

Die Entstehung der Krankheit führen die Berichte der Medizinal-

beamten in den meisten Fällen auf Einschleppung zurü. Eine autochtbhone Entstehung des Flecktyphus wird von einigen wenigen Aerzten angenommen, aker nicht bewiesen. Das Verhalten der Armee und der Insassen der 49 Gefangenenanstalten, welche damals zum Ressort des Ministeriums des Innern gehörten, ift am beweisfkräftigsten für die Annahme, daß der Flecktyphus durch Einschleppung entsteht. Die Zahl der flecktyvhusfranken Soldaten ift klein; in den Jahren 1867—73 sind an Flecktyphus 139, in den Jahren 1874—78 nur 69 und 1878—79 an diefer Krankheit und dem Rückfallfieber zusammen 53 Soldaten erkranft, und von den 49 Gefangenenanstalten find iu den letzten Jahren nur in 4 (Insterburg, Berlin, Brieg und Breslau) Flecktyphusfälle beobachtet worden. Ó überall nahgewiesen, und eine Verbreitung hat nicht stattgefunden. Hier ist ärztliche Aussicht vorhanden. Hier ist für Berpflegung, Jur Kleidung, für Unterkommen in der angemessensten Weise gesorgt. Wo diese Verhältniße nicht gut geordnet erscheinen, ist der Verbreîi- tung Thor und Thür geöffnet. Das lehrt die Anhäufung von Ar- beitern beim Bau von Eisenbahnen und Chausscen; das zeigen die industriereichen Distrikte Schlesiens. Es ist dabei nicht zu übersehen, daß dic Entwikelungszeit der Krankheit wahrscheinlih 14 Tage und länger dauert und daß die erkrankten Personen nicht immer soglei arbeitsunfähig werden. Erwägt man ferner, daß die Arbeiter aus

Einschleppung ist

Besorgniß, ihren Erwerb zu verlieren, dem Einfluß der Krankheit zu

troßzen wagen, so ist es erklärlih, daß die Arbeiteransammlungen so

ergiebige Verbreitungsherde für den Flecktyphus abgeben. Ganz analoge Verhältnisse zeigen sich beim Rückfallfieber, auf das wir în einer späteren Besprehung zurückkommen werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die Hohenzollern und das Deutsche Vater-

land“ von Dr. R. Graf St illfried-Alcántara und Professor

Dr. Bernhard Kugler. Mit etwa 350 Illustrationen, darunter

gegen 60 Vollbilder von Camphausen, Menzel, Thumann,

A, v. Werner und vielen Anderen. Vollständig in 28 Lieferungen

Folio- Format à 2 #4. Friedr. Bruckmanns Verlag in München.

Mit den kürzlich ausgegebenen Lieferungen 22—24 ist das obige,

hon mehrmals in unserem Blatte rühmend erwähnte vaterländische

Prachtwerk seiner Vollendung um ein gutes Stück näher gerückt.

Die 22. Lieferung enthält eine treffliche Darstellung der Befreiungs-

friege und ist mit einer großen Anzahl vorzüglicher Illustrationen von

der Hand Bleibtreu’s, Feodor Diets, E. Hüntens u. A. geshmüdt.

Fn der folgenden Lieferung werden uns die Reformbestrebungen König

Friedrih Wilhelms 111. nah den Befreiungskriegen , die Schöpfung der Provinzen, des Zollvereins 2c. in anschaulicher Weise vorgeführt. Von ausgezeidneter Wirkung ist ein Bild Camphausens : «Der Rheinübergang Blüchers in der Neujahrênacht 1814 bei Caub“ ; au Adolf Menzel ist durch die Illustration einer Hoffestlichkeit: „Das Fest der weißen Rose im Neuen Palais zu Potsdam am 19. Zuli 1829" vertreten. In der 24, Lieferung fesseln zunächst unsere Auf- merksamkeit zwei auf holländishem Büttenpapier gedruckte Facsimiles : erstens ein Schreiben Friedri Wilhelms Ik. an jetnen ältesten Sohn den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IIT.) vom 13. November 1792 und zweitens die erste Seite des Journals, welches Kronprinz Fried- ri& Wilhelm (I1I1.) als Commandeur einer Brigade im Feldzuge des SFahres 1793 mit großer Sorgfalt führte, Ein prächtiges Titelblatt von H. Schneider führt das 6. Buch (1840 bis zur Gegenwart) ein, auf dessen ersten Seiten die Friedensbestrebungen König Friedrich Wilhelms I1Y, cine eingehende Würdigung finden, Den Scbluß dor Lieferung bildet die Stammtafel der {chwäbis{hen Unie des Hoben- zollernges{lechts von Graf Friedrich I., 1439, bis auf die Gegenwart. Von den Vollbildern sci noch besonders hervorgehoben: Anton von Werners ergreifendes Bild: „19. Juli 1870“ (Se. Majestät der Kaiser im Mausoleum zu Charlottenburg vor seiner Abreise zum Kriegs\chauplate) dessen Original auf der vorjährigen akademischen Ausstellung zu Berlin großes Aufsehen erregte, und ferner „Vie Kaiserproklamation zu Versailles am 15. Januar 1871“, von demsel- ben Künstler in einer neuen und noch bedeutungsvolleren Auffassung als die früheren gleibnamigen Kompositionen.

-— In dem neuesten Doppelheft 2 und 3, X1V. Jahrgangs der Zeitschrift für Ethnologie“, Organ der Berliner Gesell- \chaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (Berlin, Verlag von Paul Parey) berihtet Rudolf Virhow nach den Aufzeicbnungen von Wass. Dolbeschew über den arcäologishen Kongreß in Tiflis im vergangenen Jahre. Die dem Bericht beigegebenen Abbildungen ver“ anscaulicen u. a. ein Paar jener Steinfiguren (grobe Nachbildungen von Menschen darstellend), deren sich im Gouvernement Jekaterinoslaw gegen 450 Stück finden, leider die meisten jedoch in verstümmeltem Zustande, da diese kostbaren Denkmäler jeyt zu den ver- \ciedenartigsten häusliben Zwecken, wie Pfosten, S{hwellen, Umzäunungen, ja sogar zu Weyßsteinen gebrauht werden. Ferner sind in diesem Heft unter dem Titel „Prähistorishes aus der Umgegend von Guben“ die Berichte abgedruckt, welche Dr. H. Jentsc in Guben in der Dezember-Sißung der Gesellschaft vorgelegt hat. Dieselben betreffen die Ausgrabungen auf dem „heiligen Lande“ bei Niemitls%h, einem Burgwall mit f\lavishen und vor- \lavishen Resten, und die Urnenfelder bei Jeßniy und Star- zeddel; die Ergebnisse sind zum Theil abbildliÞ mitgetheilt. Interessant sind auch die dann folgenden Mittheilungen von Dr. Sebastian Marimon y Tudo in Sevilla über tie Lacandones, jenen noch gegenwärtig in voller Unabbängigkeit lebenden Indianer

tamm, welcher den zwischen dem Flusse Usumacinta und dem See Peten gelegenea Landstrich bewohnt, bisher aber noch von keinem For- \c{ungsreisenden aufgesuht worden ist. Und doch bietet gerade dieter Stamm eine geradezu einzige ethnologishe Erscheinung, da Sitten und Gebräuche der Lacandones-Indianer noch heute dieselben fein sollen wie zur Zeit der Eroberung durch die Spanier. Vorläufig müssen wir uns daher mit dem von dem Bersasjser im Archivo de Indias zu Sevilla aufgefundenen Briefe begnügen, der bier veröffentliht wird und (von dem damaligen spanischen Befeblshaber sowie zwei geistlihen Brüdern unterzeichnet und an den Präsidenten von Guatemala gerichtet) über die Lebens- weise der Lacandones im Jahre 1695 merkwürdige Aufslüsse giebt. Die Reihe der Abhandlungen des Doppelhefts schließt mit einer gei)t- vollen Untersuchung des gelehrten Sagenforscbers, Direktor Wilhelm S{wart, über das «S4 des Homer (jene Wurzel , welche Hermes dem Odvsseus giebt, um ibn gegen den Zauber der Kirke zu feien) vom Standpunkt prähistoriswer Mythologie aus. In den Situngsberichtea vom Januar und Februar finden si u. a. belehrende und interessante Mittheilungen über den Kröôten- aberglauben und die (Scilt-)Krötenfibeln (mit mehreren Abbildungen), über prähistorishe Funde in der Provinz Posen (mit einer Tafel Abbildungen), über australise Botenstôcke (mit einer Tafel), über das Spinnen in älterer Weise in der Nicder-Lausit und über mythologis- wichtige Biitzerscheinungen (mit Abbildungen), über die im mittleren Oder- und Spreegebiet gefundenen Bronzewagen, Beiträge zur Kenntniß der Eingebornen der Jaseln Formosa und Geram, über MRundmarken an Kirchenmauern in Preußen, über Hufeisensteine, über Gegenstände von den Nicobaren, namentli zwei bemeikenswerthe bemalte und geschnißte Holztafeln mit mytho- logischen Darstellungea, dazu bestimmt, die bösen Geister zu bannea

standes Nen Staaten waren, welche si ibrer, so wie der Real- abgaben überhaupt, zur Dedung des gewöhnlichen Haushalts de-

7409 Kranken waren nur 229/9 Frauen. Keine Altersklasse besigt Immunität gegen den Flecktyphus; das produktive Alter wird jedo

(Geschenk des Hrn, Fr. Ad. de Roepstorf an die Gesellschaft ; auf einer beigegebenen Tafel in Farbendruck reproduzirt), über den großen Bronzefund von Spandou (mit zwei Tafeln Abbildungen der aus-