1882 / 166 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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b, der Betrag der statutenmäßig verfallenen, nicht abgehobenen Dividenden und Zinsen ; c. die Zinsen des Reservefonds ; d. eine im Regulative festzuseßzende, alljährlib den Betriebsein- nahmen zu entnehmende Rücklage. Erreicht der Reservefonds die Summe von 20000 Æ, so können mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten die Rück- lagen fo lange cessiren, als der Fonds nicht um eine volle Jahres- rücklage wieder vermindert ift. ie Werthpapiere, welche zur zinstragenden Anlage der verein- nahmten und nit sofort zu verwendenden Summen zu beschaffen sind, werden dur das Regulativ bestimmt. Läßt der Beder us eines Jahres die Deckung der Rücklagen zum Erneuerungs- oder Reservefonds nit oder nicht vollständig zu, jo ist das Fehlende aus den Ueberschüssen des beziehungsweise der folgenden Betriebs8jahre zu entnehmen. Abweichungen hiervon sind mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten zulässig. Für die Rücklagen geht der Erneuerungsfonds dem Reservefonds vor.

K:

Die Konzefsionarin ist verpflichtet : E

a, ihre Betriebsre{nung nab den vom Minister der öffentlichen Arbeiten zu erlassenden Vorscriften einzurihten, der Regierung zu der von leßterer zu bestimmenden Zeit den jährlichen Betriebs-Rech- nung einzureichen und ihre Kassenbücher vorzulegen ;

b. der Aufstellung der Rechnung den Zeitraum von Anfang April jeden Jahres bis Ende März des folgenden Kalenderjahres als Recbnungsjahr zu Grunde zu legen ;

c. die von den Aufsichtsbehörden zu statistischen Zwecken für nöthig erachteten Nachweisungen, sowie deren Unterlagen auf eigene Kosten zu beschaffen und der Aufsichtsbehörde in den von derselben festgesetzten Fristen einzureichen.

X Nach Eröffnung des Betriebes ift die Konzessionarin zur Aenderung und Erweiterung der Bahnhofsanlagen verpflichtet, sofern und soweit solches der Minister der öffentlichen Arbeiten im Interesse des Eisen- bahnverkehrs, insbesondere im Interesse der Sicherheit des Betriebes für erforderlich erachtet. Lrt

Die Konzessionarin ist verpflichtet, hinsichtlich der Beseßung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen mit Militäranwärtern, insoweit dieselben das 40. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für den Staatseisenbahndienst in dieser Beziehung und insbesondere be- züglih der Ermittelung der Militäranwärter bestehenden und noch zu erlassenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.

Für ihre Beamten hat die Konzessionarin auf Verlangen ‘des Ministers der öffentlichen Arbeiten nach Maßgabe der Grundsäße, welche bis zum Erlaß des Gesetzes, betreffend die Pensionirung der un- mittelbaren Staatsbeamten 2c. vom 27. März 1872 für die Staats- eisenbahnen bestanden haben, für ihre Arbeiter nach Maßgabe der jeßt und künftig für die Staatsbahnen bestehenden Grundsäße, Pen- sions-, Wittwen- und Unterstüßungskassen einzurihten und zu den- selben die erforderlichen Zuschüsse zu leisten.

XITII.

Die Verpflichtungen der Konzessionarin zu Leistungen füc die Zwecke des Postdienstes regeln \sich nah dem Eisenbahn-Postgeseze vom 20. Dezember 1875 (RNeichs-Gesetzblatt für 1875 S. 318) und den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen, jedoch mit der Erleichterung, daß für die Zeit bis zum Ablauf von aht Jahren vom Beginne des auf die Betriebseröffnung folgenden Kalenderjahres an Stelle der Artikel 2, 3 und 4 des Gesetzes die im Erlasse des Reichskanzlers vom 28. Mai 1879 (Centralblatt für das Deutsche Reich Seite 380) getrof- fenen Bestimmungen treten.

Sofern innerhalb des vorbezeichneten Zeitraums in den Verhält- nissen der Bahn in Folge von Erweiterungen des Unternehmens oder durch den Anschluß an andere Bahnen oder aus anderen Gründen eine Aenderung eintreten sollte, durch welche nach der Entscheidung der obersten Reichs-Aufsichtsbehörde die Bahn die Eigenschaft als Eisenbahn untergeordneter Bedeutung verliert, tritt das Cisenbahn- Postgeseß mik. den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen ohne Ein- \{ränkung in Anwendung. “v

Die Konzessionarin ist verpflichtet, si den bezüglich der Leistungen für militärishe Zwecke bereits erlassenen oder künftig für die Eisen- bahnen im Deutschen Reiche ergehenden geseßlihen und regle- mentarischen Bestimmungen zu unterwerfen.

X.

Der Telegraphenverwaltung gegenüber hat die Konzessionarin die- jenigen Verpflichtungen zu übernehmen, welche für die preußischen Staats-Eisenbahnen jeweilig gelten.

XVI,

Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die Bahn mittelst Zweigbahnen, als die Mitbenußzung der Bahn ganz oder theilweise gegen zu vereinbarende eventuell vom Minister der öffent- lichen Arbeiten festzuseßende Fracht- oder Bahngeldsätze vorbehalten.

XVII.

Sollten nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten resp. der obersten Pat btgbehände die Voraussetzungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Konzessionirung die Anwendung der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeord- neter Bedeutung für statthaft erklärt ist (cfr. Artikel X11T. in fine), so ist die Konzessionarin auf Erfordern des bezeichneten Ministers ver- pflichtet, die baulichen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nah Maßgabe der für Hauptbahnen bestehenden Bestimmungen den desfallsigen Anordnungen des Ministers entsprechend umzuändern. Kommt die Konzessionarin dieser Verpflichtung niht nach, fo ist die- selbe auf Erfordern der Staatsregierung verpflichtet, das Eigenthum und den Betrieb der Bahn gegen Zahlung des fünfundzwanzigfachen Betrages der im Durschnitt der leßten fünf Jahre erzielten Rein- einnahme, mindestens aber des auf den Bau der Bahn verwen- deten Anlagekapitals an den Staat oder einem von der Staats- regierung zu bezeichnenden Dritten abzutreten.

z it XVIII.

Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzessions-Urkunde an das Eingangs bezeibnete Gründungscomité erfolgt erst, nachdem die Zeichnung des gesammten Aktienkapitals durch Vorlegung be- glaubigter Zeichbenscheine dem Minister der öffentlichen Arbeiten na- gewiesen und zugleich die Kreditfähigkeit der Zeichner von demselben als genügend bescheinigt befunden ist, nachdem ferner der Staats- regierung der mit den Konzessionsbedingungen in volle Ueberein- stimmung zu seßende Gesellschaftsvertrag vorgelegt und diese Ueber- CREURMAGE BIMEeten ist, und nachdem endlich die Hinterlegung

der unter VIII. 4 vorgeschriebenen Kaution und Verpfändungs

Urkunde stattgefunden hat.

_ Binnen einer von heute ab zu berechnenden se{8monatliben

Präklusivfrist muß die Cintragung jenes von der Staatsregierung als mit der Konzession übereinstimmend befundenen Gesellschafts- vertrages in das Handelsregister bewirkt werden, zu welchem Zwecke dem Handelsgerichte die Ausfertigung der Konzessions-Urkunde und die Crklärung der Regicrung bezügli jener Uebereinstimmung vom Gründungéêcomité vorzulegen sind, _ Nachdem jene Eintragung rechtzeitig erfolgt und unter Bei- fügung von 6 Druckeremplaren des Gesellschaftsvertrages nagewiesen stff, soll die gegenwärtige Urkunde in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 veröffentliht werden.

Wird da igen jene Eintragung binnen der vorbezcihneten Frist nit herbeigeführt, so ist die gegenwärtig ertheilte Konzession ohne Weiteres erloschen, in welchem Falle jedo die hinterlegte Kaution zurückgegeben werden soll.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Bien Insiegel.

Gegeben Berlin, den 17, April 1882,

(L. 8.) Wilhelm. von Puttkamer. G. von Kameke. Mavybacch. Bitter.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Königliche Akademie der Künste.

BékanutmaGung. Die nächste Prüfung der Zeichenlehrer und Zeichenlehre- rinnen bei der Königlichen Akademie der Künste beginnt in der zweiten Hälfte des Monats September d. J. ; Die schriftlihen Meldungen nebst den vorgeschriebenen Zeugnissen sind bis spätestens zum 20. August d. J. einzu- reichen. Ras Später eingehende Gesuche können keine Berücksihtigung nden. Berlin, den 13. Juli 1882. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. H. Ende.

Abgereist: der Präsident des Königlihen Ober- Verwaltungsgerihts Persius nah Süd-Deutschland;

der geistlihe Vize-Präsident des Evangelischen Ober- Kirchenraths, Wirklihe Ober-Konsistorial-Rath D. Brück- ner nach Misdroy.

Bekanntmachung für Seefahrer.

Am 1. August d. J. wird in Grünendeih bei Stade eine Prü- fung zum Sciffer auf kleiner Fahrt beginnen.

Diejenigen, welche si dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben sih an den Königlichen Navigations-Borscullehrer Freese in Grünen- deich zu wenden, der das Weitere veranlassen wird.

Leer, den 17. Juli 1882.

Der Königliche Navigations\chul-Direktor für die Provinz Hannover. I. V.: Wendtlandt, Königlicher Navigationslehrer.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 18. Zuli. Se. Majestät der Kaiser trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 61/2 Uhr von Lindau in München ein und seßten nah kurzem Aufenthalte die Reise nah Rosenheim fort. Der preußische Gesandte und der Militärbevollmächtigte waren Sr. Majestät bis Kempten entgegengefahren. Aus Rosenheim berichtet „W. D. B.“, daß Se. Majestät der Kaiser dort gestern wohl- behalten eingetroffen, im Bade:Hotel abgestiegen seien und heute früh 9 Uhr die Reise nah Gastein fortgeseßt hätten.

FJhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin unter- nahmen, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Dresden, heute mit der Königlih sächsishen Familie zu Wagen einen Ausflug nah der Bastei und beabsichtigten Höchstsih heute Abend per Dampfschiff von Rathen na Pirna zu begeben, von wo um 9 Uh? die“ Weiterreise nah Wien ersolgen soll.

Nah den 88. 198 und 209 Th. 11. Tit. 1 tes Preußi- hen Allgemeinen Landrechts muß in allen Fällen, wo die Frau in stehender Ehe zu etwas, wozu sie die Gesetze nicht verpflichten, dem Manne oder zu dessen Vortheile ver- bindlih gemacht werden soll, der Vertrag gerichtlich voll- zogen, und ein entweder von der Frau gewählter oder von dem Richter ernannter Beistand derselben zugezogen werden. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 1V. Civilsenat, durch Urtheil vom 25, Mai d. J. folgenden Rechtssaß ausgesprochen: Ein Vertrag zwishen Eheleuten mit beiderseitig eingegangenen Verpflichtungen, der weder gerichtlich aufgenommen worden, noch bei dessen Abs{hluß für die Frau ein Beistand zugezogen war, is wegen dieses Formmangels niht ohne Weiteres un- gültig. Die Frau hat vielmehr ein Klagereht aus einem derartigen außergerichtlihen Vertrag, sofern sie bei Geltend- machung desselben bereit und im Stande ist, auch ihrerscits in den ganzen Vertrag mit den von ihr versprochenen Gegen- leistungen einzutreten.

S. M. S. „Carola“, 10 Geshüße, Komm. Korv.- T ist Privatnachrihten zufolge in Auckland ein- getroffen.

S. M. S. „Niobe“, 10 Geshüße, Komm. Korv.-

Kap. Mensing, ist am 17. Juli cr. in Christiansand eingetroffen.

Vaden. Karlsruhe, 18. Juli, (W. T. B.) Die hier zusammengetretene badische Generalsynode wählte an Stelle des verstorbenen Prof. Bluntshli den Präsidenten der Zweiten Kammer, Lamey, zu ihrem Vorsißenden. Be- rathungsgegenstände sind die Revision des Katechismus und die Einführung eines neuen Gesangbuchs.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 16. Juli. Der Kaiser wird nah einer Meldung des „Fremdenblatt“ am Dienstag, den 25. d M., in Wien eintreffen, Tags darauf nah Bruck an der Leitha sih begeben und am 27. und 28. d. M. in Wien Audienzen ertheilen. Kronprinz Erzherzog Rudolf wird übereinstimmenden Meldungen zufolge anläßlich seines Siebenbürger Aufenthaltes in Begleitung des un- garishen Minister-Präsidenten von Tisza zum Besuche des Königs Karl von Rumänien in dessen Sommerresidenz Sinaia erwartet,

18. Zuli. (W. T. B.) Das Fremdenblatt erfährt von zuverlässiger Seite, daß für den Posten eines Civiladlatus bei der Landesregierung von Bosnien und der Heczegowina der Baron Feodor Nicolics ausersehen sei, der der Fa- milie eines der größten Grundbesißer im Banat angehört und i Boy Mutter mit der Familie Obernowitsh nahe ver- wandt ist.

Prag, 15, Juli, Nah Depeschen des „Pokrok“ wurde den Universitätsrektoren und den Vorständen der dem Unter- rihts-Ministerium unterstehenden Anstalten aufgetragen, mit

Lucius. Friedberg. von Boetticher. von Goßler.

studirende Jugend durh Parteiumtriebe von nüß- tes Arbeit abgelenkt und zum Opfer politischer Agitationen werde.

Salzburg, 16. Juli. (Presse.) Graf und Gräfin van Büren (König und Königin der Niederlande) sind

heute Naht von München zu achttägigem Aufenthalte hier angekommen.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Zuli. Jm Unterhause erklärte der Unter-Staatssekretär Dilke unter Bezugnahme auf seine Behauptungen vom leßten Mitt- woch und Sonnabend, wona Deutschland und Oeste: reich das Bombardement für völlig legitim erklärt haben sollten, die Re- gierung habe selbstredend keine Meinungsäußerung der fremden Regierungen über die Frage wegen des Bombardements nach- gesuht. Meine Erklärungen hinsichtlih Oesterreichs basirten auf Unterredungen zwischen dem Grafen Kalnoky und Lord Elliot und zwischen dem Grafen Karolyi und Lord Granville. Was Deutschland angeht, so finde ih jeßt, daß es nicht gerect- fertigt war, zu konstatiren, doß die deutsche Regierung ihre Billigung ausgedrückt habe. Allein am Mittwoch und Sonn- abend waren Umstände vorhanden, welche mih glauben mach- ten, daß es der Fall war. Auf eine Anfrage Cowens er- widerte Dilke, es sei noch keine s{hriftlißze Antwort auf die am Sonnabend der Pforte übergebene identishe Note einge- gangen. Macliver wünschte zu wissen, ob die Finanzkontrole in Egypten wiederhergestellt werde und ob dieselbe einenGegenstand der Berathung der Konferenz bilde. Dilke antwortete, der allgemeine Zweck der Konferenz sei die Wiederherstellung der früheren Zustände in Egypten, doch sei es unmöglich, jeßt die Einzelheiten der zukünftigen Arrangements anzugeben. Dem Deputirten Torrens entgegnete Dilke, die Tribunale in Alerx- andrien seien gerettet und würden von einer englishen Wache geschüßt. Der Sekretär der Admiralität, Campbell Banner- mann, theilte mit, Admiral Hoskins habe gestern aus Port Said telegraphirt, das dort Alles ruhig sei. Der Premier Gladstone antwortete auf eine Anfrage von Worms, es sei niht zu erwarten gewesen, das in Folge des Bombardements eine Armee von 10 000 bis 15 000 Mann die Stadt, nachdem sie in Brand gesteckt und geplündert, räumen würde. Eine sofortige Landung nach der Beschießung sei nach dem Uneigen- nüßigkeitsprotokolle unstatthaft gewesen. Tyler gegenüber er- klärte Gladstone, der Khed ive sei de jure der Herrscher von Egypten gewesen und sei es jezt in gewissem, sehr beschränktem Maße de facto. Alle Schritte zur Konsolidirung der Auto- rität des Khedive, zur Wiederherstellung der Ordnung und des Vertrauens des Landes seien Fragen, zu deren Berathung die Konferenz berufen sei. Gorst kündigte ein Tadelsvotum an, weil die Regierung die Zerstörung von Alexandrien nicht verhindert habe. Bright erklärte in wenigen Worten, die egyptishe Politik der Regierung sei der Grund cines Rüdltrittes. Gladstone bedauerte den Rücktritt und erklärte, die besten Wünsche seiner Kollegen begleiteten Bright.

18. Fuli. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter sprechen die Ansicht aus, daß die Ernennung eines Nachfolgers für Bright als Kanzler des Herzogthums Lancaster zu einer erheblichen Aenderung in der Zusammenseßung des Kabinets führen dürfte.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Simlah vom 17, d. gemeldet: Die Truppen, welche die Regierung von Jndien nach Egypten senden wird, haben Befehl erhalten, Vorbereitungen zum Abmarsch zu treffen. Die beurlaubten Offiziere und Mannschaften sind zurückberufen worden.

Frankreih. Paris, 17. Juli. (W. T. B) Die Deputirtenkammer genehmgte die beantragten Kredite für die Errichtung von Gerichtshöfen und Schulen und die Bildung gemischter Truppencorps in Tunis. Jm Laufe der Debatte erklärte der Conseil-Präsident ¿xreycinet, er halte es für unnöthig, die Frage wegen der Kapitulationen zu dis- kutiren in einem Augenblicke, wo dieselben aufhören sollten. Die Kammer möge den vorliegenden Geseßentrwourf votiren, welcher einen merklihen Fortschritt aufweise und eine Ver: minderung der Okkupationsarmee gestatte. Bedeutendere Ver- besserungen würden folgen; die Regierung werde demnächst vollständigere Geseßentwürfe vorlegen. (Beifall.) Der Kriegs- Minister kündigte an, daß er am Donnerstag einen Geseß- amn über die Organisirung der Kolonialarmee vorlegen werde.

Marseille, 17, Jui (V. T V) Das soedei von einer Fahrt in der Südsee zurückgekommene Schiff „Lriomphante“ wird ebenfalls armirt. 6 Transportschiffe haben heute Kohlenvorräthe eingeschift und stehen zur Ab- fahrt bereit.-— Nachrichten aus dem Süden von Orau besagen, daß die drei Marabouts Si-Kadour, Si:Sliman und Bou Amema ihre Vorposten auf algerishèes Geviet Vvorge- hoben haben und gegen Mecheria vorzudringen beabsichtigen. Der französishe Vorposten in El Galloul wurde angefallen.

Dänemark. Kopenhagen, 18, Juli. (W. T. B.) Die Königin vonGriechenland reist heute mit der gestern hier cingetroffenen russischen Yacht „Dershawa“ nah St. Petersbu:g, um die jüngst geborene Tochter des Kaisers über die Taufe zu halten, und begiebt sih von St. Petersburg nach Deutschland, wo sie mit ihrem Gemahl wieder zusammen- treffen wird. Die Reise des Königs und der Königin von Dänemark und des Königs von Griechenland

nah Wiesbaden isst bis Ende Juli oder Anfang August ver- \{coben.

_ Afrika. Egypten. Alexandrien, 17. Zuli. (W. T. B.) Admiral Seymour hat eine Bekanunt- machung erlassen, worin er anzeigt, daß er mit Zustimmung der egyptishen Regierung die Wiederherstellung der Ordnung in Alexandrien übernommen habe. Brandstifter sollen sofort erschossen, Marodeurs verhaftet werden; es ist Niemand gestattet, die Stadt nah Sonnenuntergang zu ver- I, Am Schlusse fordert Admiral Seymour die Bevölkerung auf, sich wieder an ihre Geschäste zu begeben. General Alison ist mit 4000 Mann Seefoldaten und Jnfanterie und mit seinem Generalstabe hier eingetroffen. Von den Truppen sollen die Forts Gabbari und Namleh besegt werden. Troß der Wachsamkeit der Patrouillen sind gestern Abend meh- rere Gebäude in Brand gesteckt worden. Eine größere Abtheilung englisher Marine-Jnfanterie hat heute früh das Palais Ramileh beseßt.

Aus London meldet „W. T. B.“:

17. Juli: Dea „Daily News“ wird aus Port Said berichtet, daß dort Besorgniß wegen eines Angriffes von Beduinen herrshe. 1500 Mann egyptisher Truppen

allen Disziplinarmitteln dahin zu wirken, daß nicht die

ständen in der Richtung von Damiette und führten dort Verschanzungen auf.

18. Juli. Ein Telegramm der „Daily News“ aus Alexandrien meldet, nach den Mittheilungen von aus Kairo geflüchteten Personen seien in Tantah, Mansuah und Zazazig Ermordungen von Europäern vorgekommen, in Zazazig solle ein Konsul ermordet worden sein. Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Alexandrien von estern: Ragheb Pascha hat in einem Schreiben an den

dmiral Seymour konstatirt, daß die von Arabi Pascha vorgenommenen militärishen Maßregeln gegen den Willen und Wunsch des Khedive und der egyptishen Regierung erfolgten, daß also auch Arabi Pascha allein die Ver- antwortung für seine Handlungen zu tragen habe. Vom Khedive sei die Abseßung Arabi Paschas beschlossen, die Veröffentlihung derselben sei aber vertagt worden, weil man in Folge derselben den Ausbruch von Unruhen in Kairo und anderen Städten befürhten müsse. Admiral Seymour werde ersucht, dieses Schreiben der englischen Regierung mitzutheilen. Die Bemühungen um Wieder- herstellung der Ordnung und der Verwaltung werden fortgesegt, der internationale Gerichtshof und die Post- verwaltung sind wieder eingerichtet, aus den Dörfern werden der Stadt Lebensmittel zugeführt. Von den heute ange- fommenen englishen Truppen befinden sih gegen 5800 Mann Landtruppen und Seesoldaten bereits am Lande.

KHeitungsüstimmen.

Jn einer E des „Düsseldorfer An- igers“’ vom Niederrhein lesen wir: N E oft hôrt man in jeßziger Zeit die Redensart: die Sache ist noch nicht sprucbreif! Als man den Schutzoll endlich wieder ein- führen wollte, gab es genug Leute, die behaupteten, die Beweise für die Nothwendigkeit seien noch niht genügend erbracht. Bei der Ver- \staatlichung der Eisenbahnen hieß es ebenfalls die Frage sei noch nicht reif zur Lösung. Bei der Steuerreform hören wir _ die- selbe Ausrede. Ebenso bei der Arbeiter - Versicherungssache. Für das Tabacmonopol soll Deutschland noch nicht reif sein, obwohl andere Staaten über 100 Jahre das Monopol haben. Gerade unter den Nationalliberalen sißen viele Gutgesinnte, die den „beretigten Kern“ der Bismarckschen Sozialpolitik anerkennen, aber …. .. selbst noch nit genug die Dinge studirt haben. Darin wur- zelt die jeßige Verwirrung und der heillose Stillstand. Die poli- tishe Phrase, das Streiten um Kaisers Bart, hat die Politiker, na- mentlich die Zeitungsschreiber, so fehr in Anspru „genommen, daß sie gar keine Zeit fanden, h mit nüßlichen Din- gen, die schon in nächster Zukunft das Feld ganz beherr- \chen werden, genügend zu beschäftigen. Man hilft si nun mit Redensarten aus der Verlegenheit. Entweder sagt man: Eile mit Weile; oder aber man wird sogar wüthend und spricht von der Politik des Schwindels und der Abenteuer. Man flüchtet ih hinter Worte wie „Staatésozialismus* oder „Prafktishes Christenthum oder „hristliher Sozialismus.“ Das genügt! . Augenblicklich wird der Tropfen Sozialismus, den Bismarck unserm politischen O zugeseßzen will, als der s{recklichste der Schrecken verkeßzert E man nichts von der Sache kennt. Man lerne also, ehe man urthei ind verurtheilt. : E : Die „Deutsche Hutmacher-Zeitun g“ bespricht die zollpolitishe Lage. Jn dem betreffenden Artikel heißt es:

.. ., Der Gekanke nationaler Wirthschaftspolitik ist überall durcgesclagen und beherrsht nicht allein die vielgesGmähten industriellen Interessenpolitiker, sondern die große Masse der Bevöl- kerung. x S Ÿ i

Für die Lage der Dinge is es carakteristisb, daß Oesterreich- na eben ren Zolltarif wieder beträchtlich gesteigert hat. Charak- teristis sagen wir, weil diesmal der Revision des Zolltarifs ganz andere Motive zu Grunde gelegen als früher. Ungarn ist näm- li nicht mehr das Freihandelsland par excellence, sondern feine Staatsmänner haben ih zu der Ansicht _ bekehrt, l daß es nunmehr an der Zeit sei, auch in Ungarn cine Industrie, et es auch mit Hülfe hoher Schußzölle, hervorzurufen. Die große Produktion von Tertilrobstoffen in diesem Lande hat insbesondere den ungariscben Minister-Präsidenten dazu geführt, die Aulage von Tertilfabrifken im Lande in jeder Weise zu begünstigen und wir werden es wohl noch erleben, daß Ungarn in diesem Zweige der Industrie uns erfolgreiche Konkurrenz macht. ¿A E e haben damit wieder einen ihrer werthvollsten Bundesgeno)jen verloren. L : E D lftecceild-Ungeen, so hat sich aud Rußland nicht ab- halten lassen, auf dem Wege starrer Schußzollpolitik forizuschreiten. In neuester Zeit hat sodann auch Griecben!and eine zehnprozentige Erhöhung seines Zolltarifs eintreten lassen. Frankreich besteht Eng- land gegenüber auf seinen jetzigen sehr hohen Tarifsäßen und nur in Spanien macht sich cine gewi}se Hinneigung zu einem gemäßigten Freihandelssystem bemerklich). Daß endlich die Freihandels- propaganda in den Vereinigten Staaten, »on der man jo viel Aufhebens macht, keine Bedeutung hat, daran werden wir nah früheren Erfahrungen nicht zweifeln dürfen, denn bisher sind noch alle Anstrengungen der dortigen O LIENaTE den erxorbi-

iten Tarif zu ermäßigen, im Sande verlaufen. N a R ih unsere Industrie auc heute in handelêpolitischer Beziehung einer starren und feindlidben Haltung des Auslandes gegen- über. Fragen wir uns, welche Mittel sie dagegen ergreifen soll, so wird cs keine andere Antwort geben, als daß wir, um uns wenigstens den einheimishen Markt zu sichern, fortfahren müssen, unseren Zolltarif rationell auszubauen i /

Die „Neue Preußische Zeitung“ s{reibt:

Die Handelskammer zu Harburg, welche eine Gegnerin der Wirtb \chaftspolitik ist, macht folgendes interessante Geständniß: „Die Lage der arbeitenden Bevölkerung ist dur verhältnißmäßig billige Preise mancher Lebensbedürfnisse, ungeachtet des auf einen Theil der- selben gelegten Zolles, eine leidlihe gewesen, wozu au der milde Winter beigetragen hat Größere Arbeitseinftellungen sind nit vor- gekommen, ebenso wenig Arbeitsentlassungen.“ Der Zoll hat also ie Preise der Lebensbedürfnisse nicht erhöht!

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- heito amts sind inder 27. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{s{nitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 35,0, in Breslau 37,3, in Königsberg 29,1, in Köln 27,3, in Frankfurt a. M. 18,3, in Hannover 22,6, in Cassel 28,2, in Magdeburg 37,8, in Stettin 27,6, in Altona 22,7, in Straßburg 22,9, in Meß 18,9, in München 26,9, in Nürnberg 23,1, in Augsburg 31,4, in Dres- den 24,3, in Leipzig 26,0, in Stuttgart 20,7, in P RTI 27,0, in Karlsruhe 16,0, in Hamburg _ 25,6, in Wien 25,6, in Budapest 36,1, in Prag 28,5, in Triest 32,7, in Krakau 21,4, in Basel 20,4, in Brüfsel 18,9, in Paris 24,2, in Amsterdam 22,8, in Kopen- bagen 25,8, in Stocholm 19,0, in Christiania 16,6, in St. Peters- burg 35,6, in Warschau 39,3, in Odessa 47,4, in Bukarest 26,3, in Rom 24,3, in Turin 28,8, in Madrid 47,0, in London —, in Glas-

ow —, in Liverpool —, in Dublin —, in Edinburg 29,1, in lexandrien (Egypten) 29,7. Ferner aus früheren Wothen: in New-York 30,1, in Philadelphia 20,8, in Chicago 22,3, in St. Louis 18,2, in Cincinnati 27,6, in San Franzisko 19,6, in Kalkutta —, in Bombay 21,4, in Madras —. :

Beim Wochenbeginn waren an den nord- und westdeutschen Beobactungsorten nordwestlihe, an den oft- und mitteldeutscen nordöstlihe, aber auch bald nach Nordwest umlaufende, in SUd-

vorherrs{end. Um die Mitte der Woche ging der Wind ziemli ee De nach Süd und Südwest und blieb bis zum Schluß der Woche auch an den meisten Stationen vorwiegend, nur in Süd- deutsbland ging der Wind am Schluß der Woche nab Nordost. Die Temperatur der Luft war besonders beim Beginn der Woche eine niedrige und blicbh auch an den meisten Stationen unter der normalen, und entsprach dieser nur in Mitteldeutshland und in Konitz. Niederschläge fanden nur an den füddeutshen Stationen in ergiebigem Maße statt. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Dru der Luft stieg Anfangs, sank aber bald an allen Stationen, und behielt das Barometer mit geringen Schwankungen seinen niedrigen Standpunkt bis zum Schluß der Woche. Die Sterblichkeit hat in den meisten Großstädten Europas, be- sonders in den mitteldeutschen, wieder zu-, 1n den süddeutschen und in Wien dagegen abgenommen. Die allgemeine Sterblichkeits- verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 26,9 von 25,5 der Vorwoche (pro Mille und Jahr). Namentlid gesteigert war die Be- theiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit. Von 10 000 Lebenden starben pro Zahr 114 Säuglinge gegen 101 der Vorwoche, in Berlin 187 gegen 156. Unter den Todesursachen lieferten Darmkatharrhe und Brech- dur{fälle der Kinder das größte Kontingent, namentli ift in Ber- lin, Königsberg, Stettin, Breslau, München, Dresden, Leipzig, Mag- deburg, Halle, Hamburg, Braunschweig, Frankfurt a. M., Straßburg, Wien, Pest, Prag, Paris, St. Petersburg, Warschau die Zahl der daran gestorbenen Kinder eine arößere, wie wohl sie weit binter der der entsprechenden Woche des Vorjahres zurückbleibt. Die Gesammt- zahl der an diesen Krankheiten aus deutschen Städten Gestorbenen betrug 664, in der entsprechenden Woche des Vorjahres 926. Das Vorkommen der Infektionskrankheiten zeigt im Allgemeinen keine wesentlihe Veränderung, nur wurden Todesfälle an Sar- lach, Keuchhusten und Ruhr etwas häufiger, an Diphtherie und Typhus etwas seltener. Masern gewannen in Breslau, München, EClberfeld, Pest, Amsterdam, Paris wieder größere Ausdehnung. Das Starlachfieber forderte in Plauen, Altenburg, Berlin, Zeiß mehr, in Wien weniger Opfer. Todesfälle an Diphtherie haben in Königsberg, Elbing, Dresden, Berlin, Wien, St, Petersburg etwas nachaelassen, in Hamburg, Hannover, Leipzig, Magdeburg, Köln, Barmen, Pest, Paris zugenommen. Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus Danzig, Breslau, Posen, Beuthen D./S., Pest, Malaga, Granada jel, aus St. Petersburg 2, aus Murcia 4, zur Meldung. Der Keuchhusten verlief in Plauen, Braunschweig, Osnabrück, Elberfeld, Crefeld, Essen, Berlin mehrfach tödtlich MRuhrfälle zeigten sich besonders in Berlin häufiger. Todesfälle an Poken haben in Wien, Brüssel und Warschau abgenommen, in Pest, Prag, Krakau, St. Petersburg, Paris ist noch keine Abnahme ersihtlich. Aus deutschen Städten amen 9 Sterbefälle zur Anzeige, davon entfielen auf Beuthen O./S. 4, auf Coblenz 2, auf Königsberg, Königéhütte und München je 1. Zur Statistik der Biersteuer und Bierindustrie in Oesterreich-Ungarn entnehmen wir dem kürzlich erschienenen amtlichen Ausweise über den Bruttoertrag der Verzehrungssteuer i. I. 1880 folgende Daten: Die Biersteuercinnahmen sind in der Gr- zeugungsperiode 1880/81 gegen die vorjährige Campagne gestiegen. Seit dem Jahre 1873/74 waren dieselben alljährlih gegen das Vor- jahr um ein Bedeutendes zurückgeblieben. Die Produktion und der Steuerertrag gestalteten sich in beiden Reichshäften wie folgt: Bersteuertes Steuerertrag Bierquantum

Gulden

hl 11 985 807 22 177 926 10 957 378 20 252 929 20 832 297

11 180 681 21 041 631

11 323 444 11 538 454 21 466 324 22 729 T11

12 176 875 12 845 971 24 039 188 24 561 222

Eimer 22 378 821 25540 236 1872/73. 22 378 82 25 540 2: 1871/72 c SOBOSONP _23 061 365 :

Auf den Kopf vertheilt sich die gegenwärtige Bierproduktion Oesterreich-Ungarns mit 31,75 ). Die Zahl der thätigen Brauereien in Oesterreich-Ungarn betrug im Jahre 1869 3314, im Jahre 1870 2694 und im Jahre 1880 2160. Die Zahl der thätig gewesenen Brauereien hat \sich von 1860 bis 1880/81 um 35 °/9 vermindert, d. h. viele kleinere Brauereien gingen ein, aber die großen steigerten zugleih ihren Betrieb. Jm Jahre 1860 betrug die durch- \chnittlihe Produktionësmenge einer Brauerei 3806 Eimer oder 29154 bl, im Sahre 1880/81 dagegen 5549 hl; dieselbe hat sich also mehr als verdoppelt. Die Oberzeug-Brauereien sowie die Ober- und Unterzeug - Brauereien wurden von den Unterzeug- Brauereien fast vollständig verdrängt. Die Oberzeug-Brauereien haben sich um 94,5"/, die Ober- und Unterzeug-Brauereien um 96/0 vermindert; dagegen ist die Zahl der Unterzeug-Brauereien um 120 9% gestiegen. Die größten Brauereien Oesterreihs, d. h. solle mit einer Erzeugung von mehr áls 150 000 hl, sind: Schwehat mit 429560, St. - Marx mit 360 180, Liesing mit 279 360, Pilsen mit 264 020 (bürgerliches Brauhaus), Hütteldorf mit 196 224, Ottakring mit 155 759 hl. Die größte Brauerei Ungarns ist die Drehersbe in Steinbruchb mit einer Pro- duftion von 111 124 1b], Die größte Brauerei Oesterreih-Ungarns ist das Drehersche Etablissement in Klein-Schwecat. 1837, im ersten Betriebsjahre der Shwechater Brauerei unter Drehers Leitung, er- zeugte die . Brauerei 26 560 Eimer oder 15030 h1, im Jahre 1880/81 dagegen 429 560 bl, Der Bierexport Oesterreichs na Italien betrug im ersten Semester dieses Jahres 61 484 Fässer. Der größte Theil, nämlih 24516, kamen von Stbreiner in Graz, 16 397 Fässer von Liesing, 8257 Fässer aus der Dreherscen Brauerei in Wien, 8100 von Reininghaus in Steinfeld und eben so viel von

Puntigam. Kunst, Wissenschaft und Literatur. Im Verlage von Lipsius und Tischer in Kiel ersien die Berg- vereint des Deven, Eine Weckstimme für die Gegenwart. Reden von Karl Trede, Pastor in Großenbrode. Zweite Auflage. Die vorliegenden Reden sind, wie der Verfasser in der Vorrede zu denselben sagt, das Resultat einer Ueberarbeitung von A revigten, welche er als Pastor vor seiner Gemeinde gehalten hat. Wenn er als die wictigste aller Zeitfragen die erkannt hat, wie unserm Volk das christliche Leben, dessen Unentbchrlichkeit immer klarer wird, zu bewahren sei, so will er dur diese Reden auch an seinem Theil mit zur Lösung dieser Frage beizutragen suben. Als ein sehr \chäßbarer Beitrag zur Lösung dieser Frage dürften sid auch diese Predigten erweisen. Daß gerade die Bergpredigt \sich zu diesem Zwede vorzüglich eignet, unterliegt keinem Zweifel. Der Verf. sagt: „Je mebr die Bergpredigt auch noch heute von Seiten des Unglaubens als feine besondere Domäne betrachtet zu werden pflegt, desto mebr hat der christlidbe Glaube das Recht und die Pflicht, gerade sie auszubeuten, um zu zeigen, daß ein Leben, wie cs hier dargestellt und gefordert wird, ohne Glauben in der Luft {webt. Eine ethiscbe Vertiefung, wie wir sie gebraucben, ist ohne dogmatische Festigkeit undenkbar.“ Der Nachweis, daß ohne dogmatische Festigkeit ein Leben, wie es der Herr in der Bergpredigt fordert, nit möglich sei, ist dem Verf. gelungen. , } Im Verlage von Puttkammer u. Mühlbrecht in Berlin ersien in omtlicher Uebersetzung der „Entwurf einer Wecsel- ordnung für das rufsishe Reih*. Der Entwurf verdankt seine Entstehung noch dem Kaiser Alerander IL, welcher cine Kom- mission eingesetzt hatte mit der Aufgabe , die geltenden Wechselgesetze einer Revision zu unterziehen. Die Kommission stellte jenen Entwurf einer neuen Wechselordnung her, welber einer zu demselben Zwecke in diesem Jahre berufenen Spezialkonferenz zur Grundlage ihrer Arbeit diente. Das Resultat der Bemühungen der Spezialkonferenz bildet der gegenwärtig vorliegende Entwourf, der sih vielfach an die einsclägige Geseygebung der Nachbarstaaten, beson-

1880/81 . 1879/80 . 1878/79 . 1877/78 . 1876/77 . 1875/76 . 1874/75 .

1873/74

faßt der erfte Abschnitt „Wechselfähigkeit“ nur den § 1: Wehsel- fähig ift Jeder, welcher si durch Verträge verpflichten kann; der zweite Abschnitt behandelt in den §8. 2—14 die „Erfordernisse cines Wechfsels*, dann folgt: Begebung des Wechsels (§. 15—16), Uebertragung des Wecsels (§. 17 26), Annahme des trassirten Wecbsels (§. 27—36), Sicherstellung der Zahlung (8. 37—48), Präsentation des Zeit- Sichtwecbsels zur Sicht (8. 49—55), Verfallzeit des Wessels (S. 56 bis 62), Zahlung (8. 63—TT7), Reareß- und ur A g an- gels Zahlung (S. 78—88), Intervention (§8. 89—108), Wecbselbürg- schaft (§. 179—113), Duplikate und Kopien des trassirten Wechsels (S. 114—124), abhanden gekommene Wechsel (§.125—134), Wecselver- jährung (8. 135—139), Haftung der Wecbselverpflichteten (§. 140—148), Ort und Zeit für die mit dem Wechsel vorzunehmenden Handlungen (8. 149—151), Protest (8. 152 --159), Anwendung der im Auslande oder im Reiche außerhalb des Geltungsgebiets der Wechselordnung geltenden-Gefeße (8. 160—165). Bei den einzelnen Paragraphen des Entwurfs sind die korrespondirenden Stellen der fremden Gefeßtz- gebungen angegeben.

Land- und Forstwirthschaft. : Ï Aus Thüringen, 16. Juli. (Magdeb. Ztg.) Die Befürch- tungen, welche sfih an die kalten Mai- und Junitage und später an den anhaltenden Regennieders{lag im Hinblick auf die Ernte knüpften, seinen glücklicherweise übertrieben gewesen zu sein; selbft das Heu ift im Allgemeinen noch recht gut eingebraht worden. Nun- mehr hat bereits die Getreideernte begonnen, und es wird, wenn die herrlide Sommerwitterung anhält, ein großes Aufgebot von Arbeitskräften kosten, um die rasch gereiften Winter- und Sommer- saaten einzuheimsen, denn ehe noch der Roggen geschnitten, muß auch \chon die Gerste unter die Sichel kommen. Was wir über den Ertrag hören, lautet sehr günstig, und dazu bietet die heurige Ecnte nohch einen Vorzug vor den Vorjahren, der nicht zu unterschäßen ist: die Landwirthe bekommen wieder einmal einen ungern entbehrten reihen Strohertrag. Für das Kartoffelfeld ist die jetzige Temperatur und regenfrei. Zeit von großem Werth, die Sorge eintretender Kar- toffelkrankheit wird vamit beseitigt oder wenigstens fehr gemindert ; die bis jeßt auf den Markt gekommenen Kartoffeln sind sehr gut ge- rathen. : : V beábein, 13. Juli. (Rhein. Kur.) Der Weinstock ift dur die nasse, mitunter recht kühle Witterung etwas ins Stocken gerathen. Die Beeren wollen in ihrer Entwickelung nicht recht vor- an, da die nöthigen Sonneustrahlen ausbleiben. Die Blütbe ist über- all beendet. Dieselbe hatte nit den gewünschten gleihmäßigen und raschen Verlauf; doch waren die Befürchtungen dieserhalb etwas über- trieben. Bei dcr großen Menge der vorhandenen Früchte kann der Abfall einzelner Beeren von keinem beachtenswerthen Nachtheile fein. Das Uebrige wird um so vollkommener und besser werden. Wir fönnen daher immer noch Hoffnung auf eine quantitativ gute Wein- ernte haben. i l 2 (Wien. Z.) Der amilie Erntebericht aus Ungarn über die erste Juli-Hälfte ist ersbienen. Die Ernte ist in ganz Ungarn bis auf einige nördliche Bezirke im Zuge. In Weizen is quantitativ und besonders qualitativ im Allgemeinen eine gute, ja in den südlichen Theilen des Alföld eine ausgezeihnete Ernte, in Korn im Allgemeinen etwas unter Mittelernte zu erwarten. Die Frühlingssaaten ver- sprechen eine Mittel-, in Siebenbürgen sehr gute Ernte, Die Hack- früchte sind troy eingetretener Trockenheit in {öner Entwickelung. Wein {teht aus8nahmslos gut. Futtergewächse find im ganzen Lande

wach entwielt.

e i Gewerbe und Handel. : Nürnberg, 15. Juli. (Allg. Brauer- u. Hopfenz.) Endlich haben sich die Witterungêeverhältnisse sowohl für die beginnenden Getreideernten, als auch für die Hopfenpflanzungen günstiger gestaltet; nah wochenlang andauernder Kühle und Nässe blieb der 14. Juli der erste Tag ohne Regen. JInwieweit dieser erwünschte Witterungsumschlag den Hopfenpflanzungen noch nützen kann, werden uns die Berichte aus den Distrikten in der nächsten Zeit lehren. Bis zur Stunde bietet eine Umschau in den Hopfendistrikten des Kontinents noch immer dasselbe uner- freulihe Bild, denn die Pflanze is in ihrer Entwickelung für die Jahreszeit noch ungemein zurück, so daß selbst die beste Witterung das Versäumte niht nacholen kann. Immerhin wird die warme Temperatur noch in vielen Gegenden fortan ihre bessernde Hand an- zulegen vermögen. Die Aussicvten, welche die Hopfenernte Englands bietet, werden womöglich no mit düstereren Farben geschildert als zuvor. Das Marktgeschâft hat sih in Folge des unbefriedigenden Pflanzen- standes für Eigner aller Hopfenvorräthe #9 gut gestaltet, daß wohl vor Schluß dieser Campagne wie selten in einem Jahre zuvor alle Refte aus den Vorjahren geräumt sein können. Befonders im Laufe diefer Woche war der Einkauf bei einer abermaligen Preissteigerung von 15 bis 20 M sehr animirt, und hätte sich der Verkehr weit be- langreicher gestaltet, wenn überhaupt noch entsprehende Waare vor- handen wäre. Die Preise geringerer Sorten, welche früher zu 69 bis 70 M faum Beachtung fanden, lauten jeßt auf 105—115 Æ Der Umsatz- betrug vorgestern 150, gestern 100 Ballen, ohne In- betrahtnabme der Abscblüsse in alter Waare. Dagegen träfen in den letzten Tagen aus der Umgegend an 100 Ballen neuer Zufuhr ein, welche sofort Nehmer fänden, wenn die Limits nicht gar zu fehr gesteigert würden. In den Distrikten Bayerns und anderer Länder werden die noch vorhandenen kleinen Reste aus 1881 ebenso aufge- sucht wie die der älteren Jahrgänge, und wenn nun auch noch der eigentlihe Sommer welcher der Witterung nah bei uns erst jeßt zu beginnen {eint den erwünschten Bierkonsum ins Land bringt, dann wird unsere Brauindustrie mit dem Beginn der neuen Saifon fast nur neue Robmaterialien zu verarbeiten haben.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) In Verbindung mit dem zehnten internationalen Getreide- und Saatenmarkt wird am 6. und 7. Sep- tember d. J. auch eine von dem niederösterreihishen Gewerbeverein veranstaltete Maschinenausstellun g stattfinden.

Verkebrs-Anfalten. Plymouth, 17. Zuli. B, T i Der Hamburger Post- ampfer „Lessing“ ift hier eingetroffen. ? "Southampton, 17. Juli, (S Le B.) Den Ays des S \cben Lloyd „Oder“ ist hier eingetroffen. Mo EET 17. Juli. (W. T. B.) Der“ Dampfer des Nordeutschen Lloyd „Mosel“ und der Hamburger Posft- dampfer „Silesia“ sind hier eingetroffen. s Sanitätswesen und Quarantänewesen. _

Amtlichen Nachricbten zufolge hat der internationale Gesund- heitsrath in Konstantinopel wegen des Auftretens der Cholera auf der Insel Sumatra und in Batavia bescblossen, daß jedes aus Fndien oder von der Insel Java kommende Pilgerfahrzeug auf der in der Meerenge von Bab-el-Mandeb belegenen Infel Cameran einer durch ein Pn Reglement organisirten Quaran-

äne unterworfen werden soll.

n Jedes Pilgerfahrzeug, welches einen Hafen des Rothen Meeres anläuft, ohne daß die reglementsmäßige ärztlicbe Untersuchung auf Cameran stattgefunden hätte, wird abgewiesen und veranlaßt werden, sih nach der leßtgenannten Insel zu begeben.

Berlin, 18. Juli 1882.

ihten und Preise landwirthschaftliher MERLL GRBELE Cn R EiT 6 Auslande.

I. Rußland.

Die Ernteaussichten Rußlands sind nah den neuesten Berichten sehr verschieden, während dieselben in den mittleren und nördlihen Provinzen im Allgemeinen recht gut sind, sind sie im Großen und Ganzen in Folge Regenmangels sehr \{chlecht. So ist im Odessaer und Chersonschen Kreise der

ders des Deutschen Reiches anlehnt. Der Entwurf will die Wechsel-

deutshland mit Ost wecselnde südliche und westlidbe Windrichtungen

ordnung in 19 Abschnitte mit 165 Paragraphen zerlegen; davon um-

Roggen vollständig zu Grunde gegangen und au der Winter- weizen steht sehr dünn und ist klein von Wuchs; die