1882 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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{—13 148 519 M). Spielkartenstempel 168 003 (+4 10731 M) Wesel stempelsteuer 1 621 014 (+ 16 680 ), Stempel- abgabe für Werthpapiere, S{hlußnoten, Rehnungen und Lotterieloose 2400873 M (+ 2400873 A), Post- und Telegraphenverwaltung 835 736 917 Æ (+4 1339628 A4), Reichs-Eisenbahnverwaltung 10 575 200 M (+ 332 487 4).

Die zur Reichskasse gelangte Fst-Einnahme, abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende Zuni 1882: Zölle 42249433 A (+4 2641 983 H), Tabad- steuer 151604 # (4+ 22204 4), Rübenzuckersteuer 34 909 321 ÁÆ (— 6319 175 Á), Salzsteuer 8 602 788 M (+ 321 129 S), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 11 644 298 M, (+ 1 473 303 M), Brausteuer u e Jo ce E Bier 3 896 620 M.(+ 122 282 M) j Summe 3 1 738 274 M6). Spielkartenstempe 248 698 M. (— 21 471 M). E E

, Der §. 213 der deutschen Civilprozeßordnung bestimmt : „Die Wiedereinschung in den vorigen Stand gegen die Ver- säumung einer Nothfrist ist der Partei auc dann zu ertheilen, wenn spätestens am 3. Tage vor Ablauf der Noth- srist das zur Wahrung derselben zuzustellende Schriftstück dem Gerichtsvollzieher zum Zwecke der Dufellung übergeben ist.“ Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Neichs8geriht, ITT. Civils., durch Urtheil vom 6. Juni d. J. folgend:n Grund- saß ausgesprochen: „Als derjenige Zeitpunkt, von welchem der dritte Tag vorher zurückcgerechnet werden soll, wird der Ablauf der Nothfrist angegeben. Damit kann nur der Tag gemeint sein, an welchem der Ablauf eingetreten ist, niht der Taa, nah dessen Beendigung der Ablauf eintreten wird. Mit Recht versteht der Berufungsrihter die Frist- bestimmung: am dritten Tage vor dahin, daß außer dem Tage der Uebergabe des Schriststückes, welher gemäß der Civilprozeßordnung §. 199 nicht mitgezählt wird, zwei volle Tage zur Besorgung der Zustellung dem Gerichtsvollzieher verbleiben sollen. Dies trifft aber zu, wenn man den leßten Tag, an welchem die Frist noch läuft, mitrehnet, da während des ganzen Laufes desselben die Zustellung erfolgen kann.“

Der Königliche Gesandte von Wentzel ist vom Ur- laube nah Hamburg zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

In der Königlihen Militär-Turnanstalt fand heute Vormittag die Shlußvorführung statt, mit der das Semester seinen Abschluß findet.

S. Me. Kbt. „Albatroß“, 4 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän von Pawelß, ist am 26. Juli cr. in Monte- video eingetroffen.

(Allg. Z.)

Vayern. München, 26. Juli. Da im gegenwärtigen Sculjahre 1881/82 auf den 6. August ein Sonntag fällt und der zwischen diesen Sonntag und den Tag Des s{hulordnungsmäßigen Sqchuljahrsschlusses fallende 7. August für den Unterricht erfahrungsgemäß nur mehr von geringem Werthe ist, so wurden die sämmtlichen Schulbehörden des Königreichs durch Entschließung des Königlichen Kultus- Ministeriums ermächtigt, im lanfenden Jahre den Schluß des Schuljahres ausnahmsweise und sofern nicht etwaan cinzelnen Anstalten die mündliche Absolutorialprüfung ein Hinderniß

Lagen sollte, shon Sonnabend, den 5. August, eintreten zU

Mecklenburg- Schwerin. Sch{werin, 2. Zuli. Der Großherzog und die Großherzogin von Meck- lenburg-Schwerin, welhe am 26. und 28. d. M- den Parsifalsaufführungen in Bayreuth beigewohnt haben, treten am 29. d. M. von dort eine Reise nah Paris an. Von

derselben werden Höchstdieselben am 20. Augu S ; zurückehren. Höstdie] gust nah Schwerin

Schweiz. Bern, 28. Juli. (D. Bund.) Zufolge S. 893 des eidgenössishen Obligationenrechts hat e Mui ege rath über Einrichtung, Führung und Kontrolirung der Han- delsregister, über das bei den Eintragungen in dieselben zu beobachtende Verfahren, die zu entrichtenden Taxen, der Bescwerdeführung sowie über die Einrichtung des mit Neu- jahr erscheinenden Handelsamtsblattes eine Verord- uung zu erlassen, welhe zugleich mit dem Obli- gationenrecht in Kraft zu treten hat. Die zur Vor- berathung der diesbezüglihen Entwürfe niedergeseßzte, leßten Montag zusammengetretene Fachkommission hat vorgestern Abend ihre Verhandlungen geschlossen. Das Resultat ihrer Verathung wird nun als einheitliher Entwurf redigirt und der später zusammentretenden nämlichen Kommission zu noch- maliger Prüfung unterbreitet. Hierauf wird die Vorlage dem Bundesrathe zur endgültigen Feststellung übermittelt.

Großbritannien und Jrland. London, 28. Juli (W. T. B.) Jm Unterhause antwortete SlaLt on ui eine Anfrage Bartletts, der Botschafter Lord Duffcrin sei gestern dahin instruirt worden, daß England, wenns{hon es ih die Aktionsfreiheit, die dringende Ereignisse nothwendig machen könnten, vorbehalte, doch gern die Mitwirkung jeder Macht, die die Mitwirkung offerire, annehmen werde. England sei daher au bereit, die Hülfe des Sultans anzunehmen, die derselbe zu leisten sich bereit erklärt habe, indemer der Einladung der Mälte gemäß und unter den ihm von den Mächten gestellten Be- dingungen Lruppen nah Egypten senden wolle. Die eng: lishe Regierung wünsche jeßt über die Zahl der Truppen, die der Sultan absenden wolle, über den voraussichtlihen Beit- punkt ihrer Absendung und über die Disposition der Truppen weitere Auskunft. Der Verzug in den Maßregeln der Pforte und die Unsicherheit, die hinsihtlih der wirklichen Absichten des Sultans obgewaltet habe und welche durch die vom Sultan als Zeichen seiner Gunst an Arabi Pascha verliehene hohe Ordensauszeihnung bestärkt worden sei, machten es im Fnteresse der Autorität des Sultans und des Khedive nothwendig, daß der Sultan sofort und noch vor der Ahb- sendung von Truppen eine Proklamation erlasse, in welcher er Tewfik als Khedive aufreht erhalte und Arabi Pascha zum Rebellen erkläre. Ferner erwiderte Gladstone, wenn er jüngst gesagt habe, daß der Sultan die Gelegenheit zur Jntervention verpaßt habe, so habe er damit nur sagen wollen, daß die Gele enheit, wo der Sultan als Souverain allein und aus- s{ließlich interveniren könne, vorbei sei, Was die Mitwirkung gJtaliens anbclange f könne er nur sagen, daß die be- züglichen Kommunikat onen mit Jtalien noch fortdauerten.

Fortgang der Sigung theilte Gladstone mit, die Regie-

surus Pascha eine Mittheilung erhalten, wonach der Sultan sofort Truppen nah Egypten absenden wolle, einer vom Sultan zu erlassenden Proklamation geschehe in der Mittheilung aber eine Erwähnung. Unter-Staatssekretär Dilke erklärte, ein Tele- gramm Cartwrights von heute früh erwähne indirekte Kommuni- kationen von Seiten Arabi Paschas, direkte Kommunikationen seien aber von demselben niht eingegangen. Die Vorlage, welche die Regierung ermächtigt, Gesellshaften und Korpora- tionen Gewerbesheine zur Versorgung von Städten und Häusern mit elektrischer Beleuchtung zu verleihen, wurde in dritter Lesung angenommen.

Dem „Reuterschen Vureau“ wird aus Alexandrien gemeldet, es würden 2 Unterhändler aus Kairo, die bisher von Arabi Pascha in Kafrdowar zurückgehalten worden seien, und Vorschläge Arabi Paschas zu überbringen hätten, in Alexandrien erwartet.

Bis 11/2 Uhr Mittags war weder auf dem Ministerium des Auswärtigen, noch auf dem des Krieges, noch auf der Admiralität eine Bestätigung der Nachriht des „Daily Telegraph“, daß Arabi Pasha seine Unterwerfung ange- boten habe, eingetroffen,

Wie der „Standard“ in einer Abendausgabe aus Alexandrien vom 28. d. meldet, sollte Abends eine stärkere Truppenabtheilung abgehen, um die Eisenbahn in einer e eueA von 2 Meilen von dem Lager Arabi Paschas zu

eseten.

__— 29. Juli. (W. T. B.) Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Alexandrien vom 28. gemeldet: Die Delegirten ausKafrdowar sind hier eingetroffen. Man vermuthet, die- selben überbringen Vergleichsvorshläge Ara bi Paschas. Der Khedive und die Minister haben es abgelehnt, sie als Delegirte zu empfangen, und wollen ihren Besuch nur als Zeichen der Unterwer- fung entgegennehmen. Arabi Pascha hat ein Schreiben an Ali Mubarek gerichtet, in welchem er erklärt, er sei nur General der Armee, es sei aber in Kairo eine provisorishe Re- gierung eingeseßt mit einer Nationalversammlung von 300 Mitgliedern.

__— 29. Juli. (W. T. B.) Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Konstantinopel vom 28. d. M. gemeldet, in der leßten Konferenzsißung hätte der englische Antrag, den Sultan um den Erlaß einer Proklamation gegen Arabi Pascha zu ersuchen, Zustimmung (wessen ?) gefunden.

Frankreih. Paris, 27. Juli. (Köln. Ztg.) Die Deputirtenkammer hat heute die allgemeine Aa alino der Staatsfinanzen abgeschlossen und geÿt nun morgen zur Einzelprüfung der Budgetposten über. Allain Targé er- griff heute nochmals das Wort, um die gestrigen Ausführun- gen des Finanz - Ministers Léon Say zu beleuchten und namentlich vor der Allmaht der fünf großen Eisenbahngesellshaften zu warnen. Dieselben hätten 200000 Beamte und 10 Milliarden Schulden; nächst dem Staat und den Jesuiten seien sie die stärkste Kör- perschaft in Frankreich, der sich, wie das vorliegende Budget bew-ise, au die Negterung beugen und anbequemen müsse. Er würde mit seiner Rede, die viel Wahres enthielt, gewiß beifällig aufgenommen worden sein, wenn er nicht ein Werk- zeug Gambetta's wäre. Die überwiegend friedfertig gestimmte Kammer fühlt sih durch alles, was von dieser streitlustigen Seite kommt, unheimlih qua Nen, Die gesetz- [iche D ungs anm eY ung:gu 19 076 086 Fr. für die in den Jahren 1881 und‘ 1882 o aufgelaufenen Kosten der Expedition nach Tunis ist heute im „cFournal officiel“ ver- Éd geen Danach darf der Kriegs-Minister nachträglich noch für Ne nung der beiden Jahre 3 762 000 und 13510 000 Fr., der Minister der Marine und der Kolonien 1 666 087 und der Finanz-Minister 138 000 Fr. erheben.

228. Juli. (W. T. B.) Jm Senate wurde der auf Aufhebung des passtven Gehorsams der Armee abzielende Antrag des Majors Labordère mit 212 gegen 39 St. abge- lehnt. Der Kriegs-Minister und General Chanzy hatten den Antrag als für die Disziplin der Armee gefährlich bekämpft, General Chanzy hatte sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß ein solcher Antrag überhaupt in den Kammern zur Be- rathung gestellt werden könne.

Der „Temps“ weist darauf hin, daß die Türkei keine Vorbereitungen zur Absendung von Truppen nach Egypten treffe und daß sie weder Geld habe, noch Truppen, die bereit seien, _nach Egypten abzugehen; es werde ein mindestens sech8wöchentliher Zeitraum erforderli sein, wenn sie handelnd in Egypten auftreten wolle,

C 29. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ läßt sih aus Tripolis melden, daß unter der dortigen maltesishen und jüdischen Bevölkerung lebhafte Befürchtungen herrschten. Die Konsuln suchten die erregten Gemüther zu beruhigen und der Gouverneur habe erklärt, für Aufrechthaltung der Ruhe einzustehen.

Marseille, 29. Juli. (W. T. B.) Die Abfahrt der nah Port Said beorderten Brigade is auf Befehl! 6 Re- gierung vershoben worden. Die Panzerschiffe „Héroine“ und

„Revanche“ sind nach Goletta zum Evolutionsges{hwader abgegangen.

…_ Spanien. Madrid, W. Juli. (W. T. B.) Für nächsten Montag ist ein Meeting einberufen, in lllas über das Projekt der Aufnahme einer Anleihe von 250 Mill. Pesetas zur Sr ga nt RIBN der spanischen Marine berathen werden soll.

Italien. Rom, 26. Juli. (K. Z.) Am 23. d, M. starb unerwarteter Weise zu Vallombrosa, wohin er \ich zur Sommerfrische begeben hatte, der hiesige Gesandte der Ver- einigten Staaten, Perkins Marsh. Er war seit 1861 bei der italienishen Regierung beglaubigt, liebte Jtalien und genoß allgemeine Ahtung. nge Zeit hindurch war er Dekan des diplomatishen Corps, bis durch die Er- gena dreier Gesandten zu Botschafterrang diese Stellung

errn von Keudell anheimfiel. Jn seinen Mußestunden widmete er si wissenschaftlih-literarisher Thätigkeit und ver- öffentlihte mehrere Schriften, darunter eine: „Der Mensch und die Natur“. Der Menge Minister des Auswärtigen hat die italienische Gesandtschaft zu Washington beauftragt, an betreffender Stelle ihr Beileid auszudrücken. Zwei Ftalie- ner, der Astronom Dr. Em. Ristori und der Lieutenant zur See Alb. de Renzio, {ließen sich der Nordpol -Expedition der „Dympna“ an, die nähstens von Kopen hagen aus abgehen wird und sih ein sehr s{hwieriges Ziel gesteckt hat. Den dies- jährigen großen Feldübungen bei Perugia wird eine ungewöhnlih große Zahl fremder Offiziere beiwohnen, Seiner-

rung habe heute Morgen von dem türkischen Botschafter Mu-

kommandirt. Nach Deutschland sind bestimmt: General Marzomo, Oberst Baratieri und Major Ponza di San Martino.

Türkei. Konstantinopel, 28 Zuli. (W. T. B Lord Dufferin sandte gestern und heute Sandison mit Er- klärungen zu dem Sultan, in denen auf die Nothwendigkeit des Erlasses der Proklamation gegen Arabi Pasha und auf die Unmöglichkeit, die englishen Truppen aus Egypten S gele wird.

29. Juli. . L. B.) Die auf gestern anber Konferenzsißung hat nicht stattgefunden, da die T E zelnen Vertretern erwarteten Fnstruktionen noch nit ein- getroffen waren. s

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 28.

(W. T. B.) Die Befchle des Kaisers, durch welche an Lobanoff-No stowski zum Botschaster in Wien, Baron von Mohrenheim zum Botschafter in London, Graf Toll zum Gesandten in Kopenhagen und der bisherige Gesandte in Dresden Nelidoff, dem eine besondere Mission an den Sultan aufgetragen ist, zum Botschastsverweser in Kon- stantinopel ernannt wird, sind heute veröffentlißt worden Der Geheimrath Zyzurin ist auf sein Ansuchen seiner Stellung als Chef des Hof-Medizinalwesens enthoben, der Wirkliche Staatsrath Kulibin I., früher Chef der St. Peters- burger Probirkammer, ist zum Direktor des Bergdepartements V Markiflodten Net L an as preußischen Grenze ge- egenen Marktflecken Re i im Zollbezirk Wirballen i Zollamt errichtet werden. c N ___— Die Geseßsammlung publizirt ein vom Kaiser be- stätigtes Gutalhten des Reichsraths, welches die Straf- bestimmung für Majestätsbeleidigung dahin ah: ändert, daß das höhste Strafmaß, welches bisher außer in Aberkennung aller Standesrechte in 8jähriger Zwangsarbeits- strafe bestand, künftig nur 16monatliche Festungshaft bez tragen soll. u

29. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser hat die Eröffnun des von den hier lebenden Deutschen tr Nad i Kaiser Alexander Il. gegründeten Männerhospitals genehmigt. Der Finanz - Minister mat bekannt, daß die Baueragrarbank ihre Thätigkeit erst Anfang des Jahres. 1883 beginnen werde. Der deutschen „St. Petersb. Ztg.“ zufolge ist das bei Guardafui gesehene Schiffswrack \chwerlih das des vermißten Dampfers „Moskwa“, da die Beschrei- E des Wracks dem Aussehen der „Loskwa“ nicht ent- pricht.

29. Juli. (W. T. B.) Gestern Abend 101/, Uhr haben der König und die Königin von Griechenland, sowie der Kronprinz von Dänemark Peterhof verlassen und die Rückreise angetreten. Ein großer Theil der Stadt Solzi, Gouvernement Pskow, bekannt durch ihren bedeuten- den Flachshandel, ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 28. Zuli. (W. T. B. Der Khedive hat Scheriff Pascha hierherberufen. 2 Die militärishe Situation vor Ramleh' is unverändert Î Alles ist ruhig, der Gesundheitszustand der englishen Trup- pen ist befriedigend. Admiral Seymour hat die Kom- mandanten. der fremden Kriegsschiffe ersucht, die Angehörigen ihrer Nationalität, welche etwa nah Alexandrien zurüctzukehren beabsichtigten, darauf aufmerksam zu machen, daß der Eintritt von Wassermangel in Alexandrien unmittelbar bevor- stehe, da Arabi Pascha den Mahmudiehkanal abgedämmt habe..

, Admiral Seymour hatein Shreiben an den Khedive gerichtet, in welhem er erklärt, das Fort von Aboukir sei eine dauernde Gefahr für die Position der Eng- länder, der Khedive möge angeben, welhe Maßregeln er hiergegen ergreifen könne. Der Khedive erwiderte, er habe Kiamil Pascha nach Aboukir gesandt, um die dortige Garnison aufzufordern, \sich zu ergeben. Jm Falle die Garnison sich weigere, dies zu thun, überlasse er es dem Ermessen Seymours, welhe Maßregeln er ergreifen wolle. Die erste derjenigen Personen, welche dur den aus Eingeborenen gebildeten Gerichtéhof wegen Theil=- nahme an der Meuterei vom 11. Juni verurtheilt wurden,

ist heute außerhalb der Stadt in Gegenwart von enaliscen Vertretern erschossen worden. N A

Port Said, 28. Zuli. (W. T. B.) An den Ufern des Suezkanals ist Alles ruhig. Lesseps ist nah Jsmaila gegangen, wie es heißt, in Folge von Differenzen, welche zwischen der Suezkanalgesellshaft und den Engländern entstanden wären.

Aus Kairo geht der „Kölnischen Zeitung“ ein Schrei- ben zu, welchem wir Scloótber entnehmen : Ÿ

Am 13. Juli Nachmittags erfuhr ih auf dem Bahnhofe, daß in Kafr-Zayat, Tantah und an anderen Orten der Eisenbahn von Alexandrien nach Kairo Christenmeßeleien stattgefunden hätten, angestiftet durch die wuths{Gnaubenden Flüchtlinge aus Alexan- drien, wele in der Zahl von 50000 Kairo zu übers{wemmen drohten. Aus der Menge der Obdachlosen, welche auf und neben dem Bahnhof lagerten, aus der Häufigkeit der ankommenden Züge, welche selbst auf den Dächern der Wagen, ja, an den Puffern dicht mit Menschen besetzt waren, konnte ih entnehmen, daß es der Regierung nicht gelungen sei und \{werlich gelingen werde, den Strom der Flütlinge und Rubhestörer, wie sie es versucht hatte, seitwärts von Kairo auf der linken Niluferbabn nach Oberegypten abzuleiten. Das Aufsehen und die drohenden Mienen, welde mein Kawaß in der spezifishen Tracht und mit seinem Säbel erregte, veranlaßten mi, ibn zurüzuscbicken. Als ih allein weiterging, börte i wieder- holt den Ruf „Jnglis!“ (Engländer), und Jkander Bey, der arabishe Betriebsdirektor, mit dem ich persönlih bekannt bin, ersudte mich \{ließlid, der Menge aus dem Wege zu gehen. Na dem Abendesscn besuchte, wie ich darauf erfuhr, der Polizei- Präfekt in Begleitung des Kommandanten der Citadelle den deut- \ben und den italienishen Konsul. Die besorgten Mienen des P egetten schienen anzudeuten, daß er etwas auf dem Herzen habe. Auf die Frage der Konsuln, ob er besondere Mittheilungen zu macben habe und namentli, ob er ferner für die Sicherheit der Europäer in Kairo einstehen Töônnen glaube, wies er au seine bisherige Thätigkeit hin, Fr in der That das vollste ai gebührt und versitherte, daß er bei unmittelbarer Gefahr die Euro- pâer sofort warnen werde. Als die Frage, ob er die Ordnung auf- recht zu erhalten im Stande sei, dringender wiederholt wurde, bejahte er sie zwar, aber seine zögernde Erklärung war nit geeignet, Diejenigen, die davon Kenntniß erhielten, zu beruhigen. Ueberdies vermochte er den Zweifel niht zu heben, daß, wenn die Anarcie ihm erst über den Kopf gewachsen sein werde, ein Fluchtversuch für uns nicht mehr ausführbar sei. Die Konsuln fuhren darauf gegen 11 Uhr Abends nah dem Kriegs-Ministerium. Dort fanden sie eine Art Kriegsrath versammelt. Der deutsbe Konsul erklärte dem Sub-Minister des Krieges, Jakub Pascha, daß er am nächsten Morgen seine Schutbefohlenen auf dem deutschen Konsulat versammeln und, wenn sie auf seine Darlegung der Sach-

seits hat Jtalien eine ganze Zahl von Offizieren den i Deutschland, Rußland und Srankreich abzuhaltenden Miiedura

lage sich zur Abreise entschließen sollten, cinen Extrazug erbitten würde, Jakub Pascha sprah die Hoffnung aus, daß die Ereignisse

cine sol&e Abreise als unnöthig herautstellcn würden, verkannte indessen nit die Verantwortung, welhe auf den Konsuln rußte, und stellte sür den Nothfall cinen Extrazug zur Verfügung, sogar unentgeltlih, was der deutsde Konsul indessen ablehnte. Der italienishe Konsul erklärte zunäcbst, nicht abreisen zu können, da es ihm unmögli sein würde, seine Landsleute, deren sich mehr als tausend in Kairo befänden, zu sammeln und gesclossen fortzuführen.

Noch in der Nacht ergingen Seitens des deutscben Konsulats Einladungen an sämmtliche in Kairo wohnende Deutsche und Oester- reicher, si am nächsten Morgen auf dem deutschen Konsulate zu ver- ammeln. Die Eingeladenen erschienen in überwiegender Mehrzahl und nahmen das Anerbieten, sie in einem Extrazuge unter militärischer Bedeckung na Jsmailia zu führen, mit großem Dank an. Dem Wunsbe der Mehrheit entsprehend, wurde die Abfahrt auf den nächsten Morgen festgeseßt. Der deutshe Konsul begab sich darauf noch einmal zu seinem italienischen Kollegen und empfahl ihm an, ebenfalls einen Extrazug zu verlangen, der zweifellos zu seiner Verfügung gestellt werden würde. Der italienishe Konsul glaubte zunächst noch bei seinem Ent- {luß beharren zu müssen; angesichts der immer drohenderen Gefahr änderte er denselben jedoch und traf mit den egyptishen Behörden Verabredungen, dahin ziclend, daß er am nächsten Morgen zu gleicher

eit mit dem deutschen und an dem von diesem gewählten Orte der

bfahrt, Kairo mit etwa 1000 Jtalienern verlassen werde. Ein Zusammentreffen so vieler geängstigter und bewaff- neter Leute verschiedener Nation erschien dem deutschen Konsul bedenklid, namentlich für den möglihen Fall, daß die vorhandenen Wagen nicht ausreichen sollten, alle Flüchtlinge zu befördern. Hr. von Treskow licß also die von ihm ausgestellten Weisungen ändern und bestimmte, daß die Deutschen und Desterreicher bereits um 5 anstatt um 6 Uhr, wie zuerst festgeseßt war, abfahren würden. Gleichzeitig verabredete er mit dem Polizeipräfekten um- fassende Sicherheitsmaßregeln, damit man die Deutschen unbehelligt ziehen lasse. Eine geringe Anzahl von Deutschen hatte sih im leßten Augenblick entschlossen, in Kairo zu bleiben. Den an Stel- lung und Umsicht Hervorragendsten unter ihnen, General von Plöt-Pascha, ersuhte Hr. von Treskow, die Führung der Zurückbleibenwollenden zu übernehmen und nöthigenfalls mit dem Polizeipräfekten in Verbindung zu treten, um sie zu {hüßen. Am Abend des 14, fand wiederum eine Zusammen- kunft zwischen dem deutschen Konsul, dem Polizeipräfekten, dem Kom- mandanten der Citadelle und dem General Ali Pascha Fehmy statt. Zu diesen gesellte sich auch Achmed Pascha, der junge, europäisch ge- bildete Direktor der Daira Sanieh, und Rifaat Bey, der General- Sekretär des Ministerrathes. Ali Pascha Fehmy betonte in zusammen- hängender Rede, daß das Verhältniß der Deutschen in Egypten, in Kairo, sowie das Zusammenwirken der Behörden stets ein \ympathisches und freundliches gewesen sei. Mit Betrübniß sehe man die Deutschen und Oesterreicher fortgehen und hoffe, daß sie bald voll Vertrauen zurück- fehren werden. Den Deutschen der Heimath aber möchten die Abziehenden sagen, welche Achtung alle besseren Clemente in Egypten vor der deutschen Nation und vor deren weiser und kräftiger Regierung hegten. Der deutshe Konsul gab darauf seinem Dank, sowie dem Dank seiner Scbußbefohlenen Ausdruck für die unausgeseßte Fürsorge, welche die Behörden von Kairo in \chwerer Zeit fo energisch und erfolgreich dem Leben und dem Eigenthum der Deutschen gewidmet hatten, so- wie für das Entgegenkommen und die Sorgfalt, womit sie no in leßter Stunde die Abreise ermögliht und geschüßt hätten.

Am nächsten Morgen erschien der Polizeipräfekt bereits auf dem Bahnhof. Er blieb dort bis zur Abfahrt, die sich wegen mancher Na%hzügler sowie der dadur bedingten Aenderungen in der Abrech- nung und Zahlung bis 64 Uhr verzögerte. Jakub Pascha hatte auf Rechnung des Kriegs-Ministeriums einen Wagen für das militärische Geleit, das aus einem Major, einem Hauptmann und 25 Mann be- stand, einstellen lassen. Die Leute wurden indessen auf die ver- schiedenen Wagen vertheilt und übten unter fortwährender Aufsiht des Hauptmanns äußerst energisch ihren Dienst gegen zudringlihe oder böswillige Einheimishe. Jakub Pascha hatte dem Major den bestimmten Befehl ertheilt, für den gal von Thätlichkeiten gegen den Zug oder einzelne Insassen die

ngreifer sofort niederschießen zu lassen, und dieser Befehl war auch der Manns\chaft eingeshärft worden. Der Kommandoführer bestand darauf, daß nur an den Wasserstationen gehalten werde und daß kein Europäer ohne besondere Erlaubniß aussteigen dürfe. Herr von Treskow bedang jedoch eine Ausnahme für Galimb, wo noch mehrere Deutshe waren, die telegraphisch von der An- kunft des Extrazuges benachrichtigt worden waren und #sich dem Zuge anschließen sollten. Dieses Vorhaben wurde aus- geführt. Die Landsleute in Galimb erwarteten uns auf dem Bahnhof, zum Theil bereits übel zugeribtet von einheimischen Fanatikern. In Zagazig hatte sih der Mudir (Bezirkspräsident) eingefunden, als der Zug passirte; ebenso empfing denselben der Mudir in JIsmailia; dieser blieb bis zur Einschiffung in der Nähe der Deutschen und stellte Soldaten wie Polizeibeamte zur Verfügung. Gegen Mittag war der Extrazug in Jsmailia eingetroffen, um 5 Uhr Nachmittags erschien, vom deutschen Konsul requirirt, S. M. Kanonen- boot „Möve“, Kommandant Kapitän von Kyckbusch, um uns nach Port Said abzuholen. Die Abfahrt konnte, da Nacbts der Suezkanal nicht befahren wird, erst am nästen Morgen erfolgen. Hr. v. Treskow batte 60 Deutsche, 140 Oesterreicher und etwa 30 Angehörige anderer Staaten mitgebraht. Auf seine Befürwortung nahm der Komman- dant der „Möve“ noch außerdem 35 Franzosen, die in Ismailia auf Beförderung warteten, den Vize-Präsidenten und die Angestellten des

emishten Gerichtshofes von Kairo S 35 Franzosen,

taliener u. [ w.) on Bord seines Schiffes auf. Damit war aller- dings das kleine Fahrzeug überfüllt; aber Kommandant, Offiziere und Mannschaft wetteiferten in Zuvorkommenheit gegen die unglük- lien Flüchtlinge, räumten jedes nur irgend freizumachende Plätz- chen ein, lieferten für die Nacht Decken, am Abend sowie an den folgenden Tagen Speisen und Getränke, kurz, erwarben sich den lebhaften Dank aller, der in Worten sowie în einer Adresse zum Ausdruck gebracht wurde. Gegen 4 Uhr Nachmittags des 16. d. M. erreichte die „Msöve* Port Said. Der Kaiserlihe Konsul Bronn empfing dort die Deutschen und tbeilte ihnen mit, daß das öster- reihisbe Lloydsbiff „Ettore* zur Heimschiffung nach Triest über Alexandria für den! nächsten Tag bereit stehe. Die meisten wurden ohne zu landen mit ihrem Gcepäck sofort auf den „Ettore“ übergeführt und langten nach kurzer und glückliher Seereise wohlbehalten in Triest an, dankerfüllt für die Energie und Umsibt des deutschen Konsuls, der scinen Schußbefohlenen während der s{wierigen Tage in Kairo und während der Flucht aus der egvptishen Hauptstadt bis zur Ankunft in Triest treu und helfelnd zur Seite gestanden hatte.

Zeitungsstinmmen.

Jn der „Wiesbadener Zeitung“ lesen wir:

Hamburgs Zollverbältnisse sind gleib den Bremischen noch ganz unverändert, Hamburgs Ans{bluß vollzieht si erst in nun noch 6 Jahren, aber dennoch beginnt es jetzt {on in Bremen zu dämmern und die Er- leutung einzuziehen, daß man bisher doch in falshen Bahnen wandelte. So hat denn jeßt die Bremische Handelskammer dem Senate einen Bericht eingesandt, in welhem ausführlib auseinander geseßt wird, daß Bremens Handel dur den Aus\{luß vom Zollverein ungemein beengt, so ers{wert und mit vielen Unkosten verknüpft ist, daß der- selbe mehr und mehr zurück kommt, oder mit cinem Worte gesagt, daß es in bisheriger Weise absolut nit mehr geht. Deshalb wird von derselben Stelle, die noch vor ungefähr einem Jahre den Gedanken des Zollanslusses ablehnte, der dringende Antrag gestellt, der Senat möge in Verhandlungen über den Zollans{hluß eintreten und selbigen aufs möglichste zu bes{leunigen sudben. Der Senat erkannte jetzt ebenfalls die Ausführungen der Handelskammer als begründet an und ist sofort in vertraulihe Berathung mit der Bürgerschaft getreten.

_

Sollte es in Vergessenheit gekommen sein, mit welber Ent- rüstung \ich die fortschrittliden und liberalen Zeitungen im vorigen Jahre der Materie des Anschlusses der Hansaftädte bemäcbtigten, so mag daran erinnert werden, daß allgemein das Geschrei ciner bru- talen Vergewaltigung erhoben, die Ausnahmestellung der Hansa- städte als nothwendig bezeihnet und in den Himmel gehoben, dagegen Bismarts Sorge um das allgemeine wirthschaftlihe Wohl als unbegründet, falsch und überflüssig benannt wurde. Nun aber tritt Bremen selbst auf und erklärt die Ansichten der fortschrittlichen und liberalen Blätter als falsch, die Ansibten Bismarcks als richtig. Das ist eine gewichtige Thatsache für Alle, die da sehen wollen. Bremen is das Haupt- lager der Freihändler, dort ist die engste Fühlung mit dem Cobdenklub und von dort aus ergeht die Hauptagitation für den Freihandel, und gegen alle Zölle, wovon noch die leßten Reichstags- verhandlungen den lautesten Beweis lieferten. Bremen aber tritt nun freiwillig den Bismarckschen Ansichten bei und bereitet damit der wirthschaftlichen Politik Bismarcks einen eklatanten Sieg. Dessen haben wir uns nur zu freuen, denn cs ist die erste gewictigste Anerkennung unserer Gegner für die Richtigkeit der Bismarckschen Wirthschaftspolitik. Und so wie es 1866 allmählich zu tagen be- gann, was Biêmarck als Politiker ist und wollte, so dürfte nun au troß den fortschrittlichen Blättern die Erleuchtung der Geister wei- tere Fortschritte machen und allmählich die Einsicht sich weiter ver- breiten, daß Bismarck uns auch in wirthschaftliher Hinsicht frei und groß machen will und wird. Jn dieser Hoffnung werden wir bereits gestärkt durch die allgemeinen Handelskammerberichte, dië zwar noch theilweise klagen, aber {on insgesammt die Thatsachen des allgemeinen Aufs{hwunges in der Industrie, dem Handel und Ge- werben konstatiren; und ferner dadur, daß auch schon die „Berl. Börsenzeitung“ in Nr. 330 vom 18. Juli c. auf Grund der an vielen Orten von einem eigens dazu ausgesandten Spezialberichterstatter auf- genommenen Thatsachen über einen bedeutenden Aufs{hwung aller Erwerbszweige, und zwar lediglich in Folge der Bismarkkschen Wirthschaftspolitik berichtet. : s Z

Der Professor Dr. Nasse hat in den Jahrbüchern für National-Oekonomie und Statistik von Conrad eine Abhand- lung unter dem Titel „der Cobdenklub und die deutsche Waarenausfuhr“ veröffentlicht. Diese Schrift bezweckt, an der Hand der amtlichen Ausfuhrstatistik den Nachweis zu liefern, daß England das weitaus bedeutendste Absaßgebiet sür die deutsche Gütererzeugung sci, um daraus den Schluß herzu- leiten, daß Deutschland ein lebhaftes Jnteresse an den Fort- bestand der free trade Politik Englands habe.

Die „Po |“ bemerkt hierzu :

. . . « Gerade diese wesentliche Verschiedenheit in der Natur der beiderseitigen Handelsbeziehungen, die englische Einfuhr in Deutsch- land neben den zollfreien Rohprodukten, Wolle, Baumwolle, in der E gleichartig mit unserer Industrie, die deutsche Cinfuhr nach

ngland unter der überwiegenden Betheiligung der landwirthscaftlichen Produktion vorzugsweise aus solhenErzeugnissen bestehend, welheGngland nicht produzirt, erklärt die Verschiedenheit der beiderseitigen Handelspolitik. Sie läßt für Deutschland eine maßvolle Schuppolitik indizirt er- scheinen, während für England die Vorausseßung einer solchen, die Bedrohung der heimisben Produkrion durch die ausländische, betreffs der Industrie völlig fehlt und die Landwirthschaft an Bedeutung hinter jener so zurücksteht, baß fie für die Zollpolitik nit wesentlich in Betracht kommt, übrigens theilweis, wie die Viehzuht und Spis ritusfabrifation, auch {on Schuß genießt. N

Zugleich aber gestattet diese Sachlage den Schluß, daß wir bei unserer jetzigen Zollpolitik beharren können, ohne Englands Ueber- gang zum Schußzzoll befürbten zu müssen. John Bull rechnet zu gut, um sich der geringen Veschränkung der englischen Einfuhr in Deutschland willen der Vortheile zu berauben, welche ihm seine e eti verschafft. Ohne den Freihandel würde England

eine dominirende Stellung im Welthandel nicht behaupten können wO, insbesondere scinen Exrport- und Kommissionshandel sehr bald verlieren,

Aber selb wenn England ab irato zu industriellen Schutzöllen übergehen sollte, so würde die Gefahr für Deutschland weitaus nit so groß sein, als Professor Nasse sie befürchtet. Für den wich- tigsten Theil unserer industriellen Ausfuhr nah England fehlen dort die natürlihen Produktionsbedingungen in zu hohem Maße, um eine eigene Fabrikation groß zu ziehen. Für das, was aber doch an Export nah England verloren ginge, würde reih- lih Ersaß dadur geboten werden, daß es Deutschland ermöglicht würde, in erweitertem Maße sich von dem englisben Zwischenhandel zu emanzipiren und der deutshen Industrie neue Gebiete für direkten Absatz zu eröffnen, wo sie des Tributes für die englishe Handels8- vermittelung enthoben ift. : L Í

So bedeutsam daher auch die Nasse’sche Schrift ist, und so dan- fenswerthes Material sie zur Kenntniß der Handelsbeziehungen Deutschlands beibringt, so wenig berecbtigen ihre Ergebnisse zu dem Schlusse, daß die deutshe Handelspolitik falsde Bahnen wandelt und insbesondere die Entwikelung der deutschen Ausfuhr gefährdet.

Das Gegentheil ist vielmehr der Fall, wie denn eine im „Export“ erwähnte umfassende Enquete der Chambre syndicale des négociants commissionaires zu Paris über die Lage des französischen Exports den Rückgang desselben als Folge der zunehmenden ausländischen, nament- lih der deutschen Konkurrenz konstatirt. .

Den erwähnten Bericht der „Chambre Syndicale des Négociants- Commissionaires“ in Paris veröffentlicht die „Kölnishe Volkszeitung“. Er behandelt die gegen- wärtige Lage des französishen Exporthandels und die geeigneten Mittel, denselben zu verbessern, Die Kammer hat an ihre Mitglieder ein Fragebuch gerichtet, auf welches einstimmig geantwortet wurde, daß die französishen Produkte nicht mehr, wie früher, Absaß im Auslande fänden. Wir entnehmen dem Bericht folgende Stellen :

In Egypten sind Aemter eingerichtet worden, welche unbezahlt von den Notabeln des Kaufmannsstandes, den sogenannten Deputirten der Nation, verwaltet werden Sie haben wenig Beziehungen zu ihren Landéleuten und geben nicht alle die Auskünfte, wel{e man das Recht hat, von ihnen zu verlangen, während die englischen und deutschen Konsuln im Gegentheil nidt aufhören, die Kaufleute ihrer Nationalität zu ermuntern, denselben zu helfen und sie zu be- schüßen; man kann die im Steigen begriffenen Zahlen der deutshen und englishen Ausfuhr zum Theil der Kom- vetenz der Angestellten im Auslande zuschreiben _In Co- lumbia, Ecuador, Peru, Chili und Venezuela hat die fremde Konkurenz, zumal die deutsche, unsere Exportation fühlbar reduzirt. Vie in diese Länder eingeführten Waaren und die europäischen Staa- ten, welche sie ausführen, find, gemäß dem Bericht, folgende: Shir- ting, bedruckte Gewebe, reiner Wollenatlas, Teppiche, façonnirte Seide und Bänder, Passementerien, Spißen, Hemden und Schuhzeug für Frauen und Kinder, Spiegelglas, Wein und Liqueure werden durch Frankrei geliefert; einfarbige Baumwolle, wollene und baumwollene Kleiderstoffe, Flanell und Tüll sen- det England; Deutschland hat den Handel in / Tuchen, Strumvfwaaren, Kurzwaaren, Pianos, Lichtern, Lalledet, Spiegeln. Aus Oesterreich kommt das Schuhzeug für Männer; Uhren und Orgeln liefern die Vereinigten Staaten; Dele Italien; einfarbige Bänder werden von der Schweiz expedirt und ZULE er aus S@weden. Große Konkurrenz wird Frankreich drüben in Zwillich und groben Leinengeweben von England gemact, in der Hutfabrika- tion durch England und Deutschland, in Seifen durÞ Genua, in ROEEOEN durch England und die Vereinigten Staaten, in Kon-

erven durch Deutschland. : y

Auf den Antillen gelangen die fremden Erzeugnisse nach und nach dazu, die französischen dar die billigeren Preise zu verdrängen, und sind es insbesondere Kleiderstoffe, die England und Deutschland liefern In Holland macht uns Deutschland eine fürchterliche

Konkurrenz in Passementerien, gewissen Spiyen, Tuchen und Stoffen

nach Art des Fabrikates von Roubaix, Strumpfwaaren, Hüten, Blumen und Federn zu billigen Preisen, Seidenstoffen von Krefeld, Baumwolle, Sammet 2c. z i Die deutshe Industrie hat sich einer Quantität von Erzeug- nissen bemächtigt, welhe bisher das Monopol der französischen zu sein \{ienen. In allen diesen Artikeln läuft sie uns dur ihre Woblfeilheit den Rang ab. Im Ausland is es eben das Ausfehen und der billige Preis, welche den Vorzug haben. Die beträcbtlihen Gesbüste sind den gewöhnlichen Artikeln reservirt. Für Nouveautés is der französisdbe Fabrikant erzeugungsfähig ; aber sein Hauptgedanke ift; die ersten Kosten zu decken, und er verkauft oft zu viel zu hohem Preise, ohne si um das Ausland zu bekümmern, um Deutschland, welbes sich beeilt, diese Neuheit nabzubilden und sie mit bedeutendem Preizunterschied an den Markt zu bringen. Es ist für keinen franzöfishen Fabrikanten ein Geheims niß, daß in England und in den Vereinigten Staaten vorzügliche Knöpfe, Pafsementerien, Franzen 2c. deutscher Fabrikation als eNouveauté de Paris* präsentirt werden. :

Sachsen tödtet unsere keramishe Industrie und die Hauptstadt von Oesterreich sucht die Pariser Artikel zu fabriziren. .

Centralblatt für das Deutsche Reih. Nr. 30. Inhalt: Finanzwesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juni 1882. Zoll- und Steuerwesen: Erweite- rung der Befugnisse eines Untersteueramts; Bestellung von Sta- tionsfkfontroleuren. JIustizwesen: Aenderungen im Verzeichniß der zur Einziehung von Gerichtskoften bestimmten Stellen. Marine und Schiffahrt: Anerkennung der in s{wedis{ben Schiffspapieren ent- haltenen Vermessung8angaben in deutschen Häfen. Konsulatwesen : Ernennungen und Entlassung; Exequatur-Ertheilungen; Todes- e E Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs- gebiete. (

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 29. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 26. Juli 1882, betreffend die Geschäftsergebnisse der preußischen Justizbehörden aus dem Jahre 1881.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 30. Inhalt: Amtliches: Personalnachrihten. Nichtamtliches: Ueber Stadt- eisenbahnen. (Fortseßung.) Die Konkurrenz für Gntwürfe zum ‘neuen Reichstags8gebäude. V. Vermischtes: Betheiligung der technischen Beamten der Bauabtheilung des Ministeriums der öffentlichen Ar- beiten an Konkurrenzen. Konkurrenz für Entwürfe zum Ausbau des Thurmes zu St. Andreas in Hildesheim. Zur Photogrammetrie. Russische Kriegseisenbahnen. Freilegung und Erweiterung der National-Bibliothek in Paris. /

Statistische Nachrichten.

Von den während des Etatsjahres 1881/82 im Deutschen Reiche vorhandenen 61 Spielkartenfabriken besaß Mecklen- burg 2. Beide zusammen hatten im Vorjahre einen Bestand von 1848 Spielen zu 36 oder weniger Blättern und von 3306 Spielen zu mehr als 38 Blättern. Der Zugang an Spielen ersterer Katego- rie betrug in Mecklenburg 535 626 Spiele, leßterer Art 144 346. Von denselben wurden abgeseßt im Deutschen Reiche 535 508 bezw. 143 980. Sonach ergab sich ein Bestand von 1997 bezw. 4906 Spie- len. Von den während des Etatsjahres 1881/82 abgeseßten Spie- len wurden in Mecklenburg 484 945 bezw. 18 671 versteuert.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Seegeseße des Deutschen Reichs. Textausgabe von V. Stegemann, Ober-Landesgerichts-Rath in Celle. Berlin 1882. R. v. Deckers Verlag, Marquardt und Schenck. 174 Bg. gr. 8°, geh. Preis 2,20 4 Die vorliegende Sammlung von Seegeseßen beginnt mit demjenigen vom 25. Oktober 1867, betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, enthält u. A. auch den 5. Theil des deutschen Handelsgeseßbuches und {lit mit dem die Küstenfraht betreffenden Gesetz vom 22. Mai 1881 und den sich daran reihenden Ver- ordnungen vom 29. Dezember desselben Jahres. In zwei Anhängen finden si sodann die die Organisation der Bundeskonsu- late und Konsulargerichtsbarkeit betreffenden Legalbestimmungen, sowie die der Prüfung der Seeschiffer und Steuerleute zu Grunde zu legen- den Normen wiedergegeben. Die Sammlung kann auf Genauigkeit des Textes und Vollständigkeit Anspruch erheben, und hat der Heraus- geber dur ein sorgfältig gearbeitetes, bei den einzelnen Stihworten sowohl auf die Seiten- wie Paragraphenzahl der entsprehenden Ge- setze nweiendes Sachregister ihren praktishen Werth nit un- wesentli erhöht.

: Im Verlage von Rudolf Linke in Leipzig ersien in fünfter, vollständig neu bearbeiteter Auflage das Sammelwerk Deutsche Lyriker seit 1850, mit einer literar-historischen Einleitung und biographis - kritishen Notizen. Herausgegeben von Dr. Emil Kneschke in Berlin. Mit Emanuel Geibels Porträt in Stahlsticb, gestohen von A. Weger. Die Anthologie „Deutsche Lyriker seit 1850“ erschien zuerst 1864, in zweiter Auflage 1868. An der Veranstaltung einer dritten und vierten Auflage in den Jahren 1872 und 1874 war der ursprüngliche Herausgeber nicht betheiligt, während die Bearbei- tung der jeßt vorliegenden fünften Auflage wiederum sein eigenes und alleiniges Werk it. Der Sammler, welcher das Jahr 1850 als den Anfang einer neuen Periode der Lyrik zum Ausgangspunkt seiner Antologie gemaht bat, mußte ein gewaltiges Material bewältigen, in der neuesten Auflage sind mehr als 50 Dichternamen neu hinzugekommen, und von weitaus der größten Zahl der in den früheren Auflagen {on nit fehlenden Lyriker mußten auch die pa erschienenen Erzeugnisse berücksichtigt werden. Die Auswahl ist mit Gescbick getroffen. Balladen und Romanzen blieben grundsäßlih ausgesclossen, ebenso Fragmentisches aus erzählenden Dichtungen; doch finden sih aus epishen Werken einige in sih abgesclossene lyrishe Gedichte oder gut abgesondert herauszuhebende Bilder, und zwar ftets unter Angabe der ersteren. Auch gelegenheitlich Entstandenes, das zur Schilderung und Kenn- zeihnung der Zeit, der Epoche beiträgt, ift ausgenommen worden. Was den dichterishen Gehalt der ausgewählten Stücke anlangt, so sind besonders die Themen: Gott, Natur, MensGenberz beachtet worden. Bei jedem Dicbternamen finden sich biographishe und bibliographishe Notizen. Das Werk erscheint in 10 Lieferungen à 50 J, die in Zwischenräumen von 14 Tagen einander folgen.

Land- und Forstwirthschaft.

Sondershausen, 27. Juli. (Lpz. Ztg.) Am 30, 31. Juli und 1. August wird der bienenwirthschaftliche Hauptverein für die Provinz Sachsen, die thüringishen Staaten und das Herzogthum Anhalt hier seine Gencraloersammlung mit bienen- wirths{haftliher Ausstellung abhalten.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Staßfurter chemischen Fabrik, vorm, E & Grüneberg, hat die Dividende für das Ge- \cäftsjahr 1881/82 auf 12% festgesetzt.

Antwerpen, 28. Juli. (W. T. B) Wollauktion. An- eboten 2396 B., 1539 B. Laplatawollen verkauft ; eine größere

Partie Lammwollen wurde zurückgezogen. Gute Wollen fest.

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