1882 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Aug 1882 18:00:01 GMT) scan diff

das Befinden der beim Facktelzuge Verwundeten, denen Jh Sie bitte, Meine Theilnahme bekannt zu geben.“

Serajewo, 4. Ayguit. Der „Sarajewski List“ veröffent- liht eine Verordnung über den Wirkungskreis des Ci- vil-Adlatus, wonach alle Civilbehörden demselben unter- stellt werden und ihm das Recht verliehen wird, unmittelbare Eingaben an das Ministerium zu richten ; ferner eine Verord- nung über den neuen Geschäftsumfang und die Manipulation der Landeëregierung mit der Eintheilung in drei L AEEE für Jnneres, Finanzen und Justiz, mit drei Direktoren an der Spite, welche dem Civil-Adlatus unterstellt sind und prinzi- pielle Fragen im Direktionsrathe behandeln.

Velgien. Brüssel, 6. August. (W. T. B.) Der „Moniteur belge“ veröffentliht die Ernennung des Depu- tirten von Nivelles, Xavier Olin, zum Minister der öffentlihen Arbeiten an Stelle Sainctelette's, welcher seine Entlassung eingereicht hatte. .

Großbritannien und Jrland. London, 4. August. {Allg. Corr.) Die Einschiffung des nah Egypten bestimm- ten britishen Expeditions8corps geht jeßt flott von Statten. Gestern Abend segelte der Transportdampfer,Palmyra“ mit zwei Feldbatterien und einer großen Quantität Munition nach Egypten und von Malta ging das Truppen- schi} „Euphrate“- gestern mit dem 75. Regiment, einer Abtheilung Artillerie und beträchtlichen Munitions- und Mundvorräthen ebenfalls dahin ab. General- Lieutenant Sir Hamlay, der Befehlshaber der zweiten Division, und General-Major Sir Evelyn Wood, der Commandeur der vierten Brigade, zweiten Division, schifften si gestern an Bord des Transportschifses „Catalonia“ ein, welhes heute von Portsmouth nah Alexandrien abgeht. Der Herzog von Teck, welcher dem Stabe des Generals Wolseley attachirt worden, begiebt sih heute ebenfalls nah Egypten.

Frankreich. Paris, 5. August. (W. T. B.) Dix Deputirtenkammer hat sih, da das neue Kabinet noch nicht zu Stande gekommen is, auf Montag vertagt.

Der Verwaltungsrath der Suezkanalgesell- \chaft, auf telegraphishem Wege von Hrn. de Lesseps zu- fammenberufen, ertheilte einem Antrage die Zustimmung, welcher besagt, daß der Khedive die Konzessionsbestimmungen des Kanals nicht ändern könne. Die Urheber der Konzession hätten vor aller Welt die Verpflichtung übernommen, daß der Kanal neutral sein solle. Die Kanalgesellshaft müsse diese Verpflichtung aufrecht erhalten, protestire daher gegen jeden militärishen Akt in Bezug auf den Kanal und schließe sih dem Protest des Bun de Lesseps an.

6. August. (W. T. B.) Heute Vormittag fand eine Besprehung zwishen dem Präsidenten Grévy und Duclerc statt.

,_— 7. August. (W. T. B.) Duclerc hat die Mission, ein neues Kabinet zu bilden, angenommen.

Türkei. Konstantinopel, 6. August. (W. T. B.) Die Pforte läßt das Gerücht, daß sie eine Gegnerin des Khedive sei, offiziell für unbegründet erklären, ihre Absicht Jei lediglich, die Autorität des Khedive zu stärken. Die f. Z. von Arabi Pascha ausgewiesenen und noch hizr befindlich gewesenen An ehörigen der egyptishen Militärschule und Cirkassier sind heute nah Egypten abgegangen, um in die Leibwache des Khedive einzutreten.

…_ Pera, 6. August. (W. T. B.) Jn dér gestrigen Sißung der Konferenz stand der Antrag der italieni- schen Regierung, betreffend den Kollektivshuß des Suez- kanals, zur Berathung. Lord Dufferin nahm denselben im Prinzip an, erklärte aber nochmals, er. habe noch keine formellen Jnstruktionen erhalten. Marquis de Noailles wiederholte, Angesichts der Kabinetskrisis müsse er sich die Meinungsäußerung seiner Regierung vorbehalten. Lord Dufferin urgirte alsdann die Nothwendigkeit des Erlasses der Proklamation gegen Arabi Pasa und wies auf die unter den Muselmännern in Egypten verbreiteten Gerüchte hin, nah welhen der Sultan Arabi Pascha schüßen und Truppen zur Vertreibung der Engländer senden solle. Said Pascha gab sodann Aufklärungen über die türkishe Expedition und theilte mit, daß die Anfangs der Woche abgegangenen Soldaten Rekruten gewesen seien, welche in Salonichi bleiben sollen. Die eigentlihe Expedition werde 5000 Mann stark sein. Kreta solle als Militärdepot dienen. Gutem Vernehmen nah wird Server Pascha nach Alexandrien gehen. Zwei Transport schiffe sind heute in Salonichi ein- getroffen. Die Truppen sind zum Einschiffen bereit, aber noh nicht eingeschifft. Verträge auf Lieferung von Fleisch, Kohlen und anderen Bedürfnissen sind noch nicht abgeschlossen. Der Transportdampfer „Babil“ ist heute hierher zurückgekehrt, da die Maschine unbrauchbar geworden ist.

Wie der „Times“ aus Konstantinopel vom 6. d. M. ge wird, hätte der Premier-Minister Said Pascha dem TRIRaiter t Aera it oen, die türkische Expe-

n na gypten nicht eher abgehen zu lassen, als bis eine Abmachung mit England erzielt 0e9 E

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 6. August. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ que: in Bezug auf die von Dilke dem Deputirten Worms im englischen Unterhause am 4. d. ertheilte Antwort: Wir be- grn nicht, inwiefern die bezüglih der russischen

riegsentschädigun von der Türkei gegebenen Pfän- der zu einer türkischen Anleihe dienen könnten, und wissen nicht, welche thatsächlihe Unterlage Dilke bei dieser Auskunft gehabt haben möge. Ein Cirkular des Ministers des Jn- nern bestimmt, daß in Verfolg des Kaiserlihen Ukases vom 26. Oftober 1876 in der Zeit vom 15. August bis 15. Ok- tober eine Se L unß stattfinden soll.

„Nowoost i“ zufolge hat die Amu-Darja-Expedition konstatirt, daß die Ableitung des Amu-Darjaflusses in das Kaspische Meer unmöglih is, Dem „Golos“ i durch Verfügung des Ministers des Jnnern der Einzelverkau wieder omann O, August. (W

ronstadt, 6. August. . T. B.) Der Klipper „Najesdn ik“ ist nah dem Mittelmeere abgegangen. E

Afrika. Egypten. Alexandrien, 5. August. W. T. B.) Heute tag 5 Uhr riffen englis he ruppen die Vorposten Arab Paschas bei Ramleh,

{hen dem Mahmudieh-Kanal und der Eisenbahn nah

iro, mit mehreren Geschüßen an, indem sie den Feind von drei Seiten beschossen. Arabi Pascha hatte heute Vor- mittag 14 Mann mit einer Parlamentärflagge in das eng- lische Lager geshickt. Dieselben waren daselbst von einem englischen Offizier in Empfang genommen worden; die Be-

5. August, Abends. Ueber den heute stattgehabten sammenstoß zwischen den englishen Truppen und den ruppen Arabi Paschas wird noch weiter bekannt: Um 4 Uhr Nachmittags begann das Geplänkel, wobei eine englische Ab- theilung gegen die Eisenbahnlinie vorrückte und den daselbst ewonnenen Vorsprung behauptete. Das 16. Scharfschüßen- egiment ging zu gleiher Zeit längs des westlichen Ufers des Mahmudieh-Kanals und das South-Staffordshire- Regiment und Kavallerie längs des östlihen Kanalufers vor. Die Egypter wurden genöthigt, sich von ihren sämmt- lihen Vorpostenstellungen zurückzuziehen und alle ihre ver- fügbaren Streitkräste, etwa 4 Bataillone FJnfanterie, 4 Kavallerie - Regimenter und mehrere Kanonen vor ihrer Hauptlinie bei Kafrdowar u verwenden. - Die Kanonen aber wurden durch “- das Feuer der englishen Geschüße alsbald zum Schweigen gebraht. Die Marinetruppen unter dem Befehle des Generals Alison, welche die Eisen- bahnlinie beseßt hielten, gingen nunmehr vor und warfen die Egypter in die zweite Gefechtslinie in nähster Nähe bei Kafsrdowar zurück. Die Marinetruppen erlitten hierbei einige Verluste. Als die Egypter gezwungen waren , ihre Truppen auf ihre Hauptposition zurüzuziehen , zogen sich die englishen Truppen bei einbrehender Naht zurück. Die Zahl der Todten und Verwundeten ist noch nicht bekannt. Eine Anzahl Verwundeter fiel in die Hände der Engländer, welche auch eine Anzahl Gefangene machten.

__ Port Said, 5. August. (W. T. B.) Die Zahl der bis jeßt in Suez gelandeten englishen Marinesoldaten Ry etwa 450. Die Ruhe in Kairo ist bis jeßt nicht gestört. Weiter meldet „W. T. B.“: aus London, 6. August. Die offizielle Meldun

aus Alexandrien über den gestrigen Qufamménstbs zwischen englischen Truppen und den Truppen Arabi Paschas sagt, die englischerseits corgenommene Rekognoszirung sei dur in den leßten Tagen eingegangene Meldungen von Eingeborenen veranlaßt wordin, daß Arabi Pascha sich von Kafrdowar nach Damanhur zurückzuziehen beabsichtige. Die Verluste der englischen Linientruppen bei dem Rekognoszirungs- gefechte betragen 1 Lieutenant und 1 Mann todt, 7 Mann ver- wundet und diejenigen der englishen Marine-Brigade 2 Mann todt und 22 Mann verwundet. Jn eingegangenen Privat- meldungen wird der Verlust der egyptishen Truppen in dem Rekognoszirungsgefehte von General Alison auf 200 bis 300 Mann geschäßt, die Zahl der Gefangenen beträgt 1 Offizier und 14 Mann. Nach ven Berichten der Ge- fangenen und nach den Beobachtungeu der englischen Offiziere bestanden die von Arabi Pascha ins Gefecht gebrachten Truppen aus 1 Bataillon des 2. Regiments, gegen 1200 Mann stark, und aus 1 Bataillon Ne zinis, etwa 900 Mann zählend. Die von Arabi Pascha bei Kafrdowar zusammengezogene Truppenmacht soll nach den Angaben der Gefangenen aus 4 Regimentern Jnfanterie und je einem Regimente Kavallerie und Artillerie, sowie 4000 bis 5000 Beduinen, im Ganzen ca. 16 000 Mann bestehen. Die erste Vertheidigungslinie Arabi Paschas war nicht durch eigent- liche Schanzwerke, sondern nur durch Gebüsche und Gebäude und Je durh Parrikaden ge{hüßt.

__aus Bombay 6. August. Die erste Abtheilung des für die Expedition nah Egypten bestimmten Truppen- kontingents, bestehend aus dem 7. Regiment Bengal-Jn- fanterie und dem 13. Regiment Bengal-Kavallerie, ist heute an Bord der Schiffe „Merton Hall“ und „Sicily“ ab- gegangen.

Der „Köln. Ztg.“ wird vom Bord der „Peluse“ vom 25. Juli u. A. geschrieben: „Die zur Bewachung dcs deutschen Generalkonsulats in der Stadt postirte Abtheilung deutscher Marinesoldaten ist eingezogen, dagegen bleiben vor dem Diakonissen-Hospital sieben derselben als Wache. Die Offiziere des deutschen Kanonenboots „Habicht“ wetteifern nah wie vor in Liebenswürdigkeiten aller Art gegen ihre bedrängten Landéleute, Jedem Deutshen muß das Herz hoschlagen, wenn er diese waderen Vertreter unserer jungen Seemacht in diesem die Kriegéflaggen aller Länder zur Schau bietenden Hafen betrachtet. Jede Beobachtung, die man im Einzelnen macht, jeder Vergleih mit den Fremden bestärkt hier die Ueberzeugung, daß die deutshe Seemacht etwas nach heutigen Begriffen durhaus Vollkommenes sei.“ Aus Par is wird der „Polit. Corr.“ geschrieben : Die Haltung Arabi Paschas und der Pforte erregt hier cinige Unruhe. Ersterer entfesselt den religiösen Fanatismus, die Pforte weigert sich aber gleihwohl, ihn als Rebellen zu erklären, während sie zuglei ihrerseits interveniren will. Hier faßt man die Sachlage in folgender Weise auf: Wenn die Bewegung in Kairo mehr muselmännisc{en als nationalen Charakters ist, bedeutet sie eine Gefahr auch für Pranleci9, welches über sech8s Millionen Musel- manen regiert; is diese Bewegung dagegen egyptis-national, dann hat Fran reid, das si dem egepe hen Volke gegenüber immer \ym- pathisch verhielt, nichts zu besorgen. Bedauerlicherweise konstatirt man aber eine gewisse Gährung in allen muselmännischen Ländern.

Dem „Reutershen Bur.“ meldet man aus Kairo: , Die CEinreibung von Freiwilligen dauert fort und selbst in den höheren Gesellschaftskreisen giebt \sich großer Eifer für die nationale Sache kund. Prinz Ahmed Bey, cin Enkel des großen Ibrahim Pascha Yeghen, welcher erst 15 Jahre zählt, bat seine Dienste fugen und sich in die Liste des ersten Infanterie-Regi- ments einschreiben lassen. Die Notabeln der dabda 1 Mudirieh und Gerbieh haben sich erboten, alle Le ensmittel-Zufuhren zu liefern und zwar zweitweilig ohne Bezahlung, was gleich- bedeutend mit einer Summe von 100000 egyptischen Livres ist. Eine Menge Auswanderer sind von Alexandrien in Kairo an- ekommen und haben \sich von da nach den Dörfern begeben, um rbeit g uchen. Die arabischen Journale bespreden den Rück- tritt John Brights aus dem britishen Kabinet und beglück- wünschen sih dazu, daß in England Männer zu finden sind, die hiu- reichend eres! und weitsehend sind, um jene verhängnißvolle und ungere{tfertigte Politik gegen cine Nation zu mißbilligen, welche nur ihre Freiheit E und erklärt hat, daß sie ihre Verpflichtungen gegen Europa respektiren wolle. Die Wiener „Pol. Corr.“ {reibt im Weiteren über e e e iebe rubr bie Thei

a ascha liebte weder die Türken noch die Cirkassier. die Ermordung seines Neffen Abbas Pasa sah sih ee Mrs um Fürsten eines reihen, wohlregierten Landes erhoben ; niemals war s etwas mißrathen; er war ein verwöhntes Kind des Glüds, eine

rt Polykrates und guglei ein phantastisher Prinz. Die Armee amüsirte ihn, sie war [ n Sa, ein Zeitvertreib, sein Vergnü- gen geworden. Die türkischen Offiziere klagten bitter über die Lockerung der Disziplin, die sich bei allen Gelegenheiten fühlbar machte. Der alte Soliman Pascha, der Begründer dieser Armee, den Alle kannten, mußte den Schmerz verwinden, daß, so oft er auc an den Thoren der Ka- ere N IRE Niemand , weder Soldaten noch Offiziere, ihn alutirte, e türkishen Offiziere waren durch Soldaten erseßt

Hegnung hatte aber kein Resultat.

war, wurde dieser durch seinen subalternen Egypte: ecseßt. , meinen Fellabs“, sagte er, „mae ib, was ih wil; lat Türk find mir allzu große Herren.“ Seinen Haß gegen dia Türken und alles Türkische trieb er so weit, daß er eines Tages in Gegenwart einer großen Zahl von Zeugen sich zu dem Ausrufe hintißen ließ: „Ich möchte meine türkishen und cirkassishen Adern kenven, um sie auszuscbneiden; ich hätte gewünsht, daß niht ein Tropfen türkishes oder cirkassishes Blut in meinen Adern rolle.“ Die Egypter begannen sich nach den Aussprüchen der französichen Freunde Said Paschas zu civilisiren und ihr Muth verstieg b \cbon so weit, daß sie ihre Antipathie gegen die Türken ofen zur Schau trugen. Diese zogen si verleßt zurück. Diejenigen, die kein Interesse an Egypten band, kehrten in ihre Heimath zurück, nur wer sich Geld und Grundbesiß geschafft hatte, blieb in Egypten, suchte aber {on damals, sich seine Eigenschaft als Ausländer nah- sehen zu lafsen, um dem Vizekönige niht zu mißfallen. Aus jenem Zeitraume datirt auch die Verdrängung des Türkischen als. offizieller Sprache durch das Arabische, das in allen öffentlichen emtern des Staates als Amtssprache eingeführt wurde. Man hat es sogar versucht, die türkishe Kommandosprache in der Armee dur die arabische zu erseßen; aber da es nothwendig gewesen wäre, daß: auch der Vizekönig das neue Kommando erst erlerne, verzictete er darauf. Das is der einzige Grund, warum bis auf den heutigen Tag das Kommando türkish ist. Troß all seiner ausgesprochenen Vorliebe für die Egypter hat aber Said Pascha sich nicht entschließen können, seinen arabishen Offizieren höhere Kommandostellen zu über- geben. Nur fehr wenige derselben erhob er zum Range eines Ober- sten, Ismail Pascha ging in seiner Vorliebe für arabishe Beamte

ihm wurden sie in den L Schulen auf gleichem hp wie die Türken und die Cirkassier zugelassen. Die Türken trömten nicht mehr, wie vordem, dem Lande zu, da man schon seit etwa cinem Dezennium ein großes Widerstreben gegen ihre Aufnahme: in den öffentlichen Dienst an den Tag legte. Was die Ts\cherkessen betrifft, so hatte die Eroberung des Kaukasus auch ihrer Aus-- wanderungslust ein Ziel geseßt und den Import von Sklaven dieser: Race, die seit etwa sech8s Jahrhunderten und selbst noch unter der türkischen Herrshaft Egypten unter ihrem Schwerte gehalten. hatte, außerordentlich erschwert.

Es bedurfte der vorangegangenen längeren Auseinanderseßzung,. um zu zeigen, wie die eayptishe Armee, deren kräftigstes Element der Türke und der Tscherkesse gewesen waren, \tufenweise zu jener Armee ohne feste Konsisienz geworden ist, die wir in Abyssinien, auf Kretæ gelegentlih des Aufstandes der Christen gegen die Pforte und in leßter Zeit in Bulgarien kennen gelernt haben. In Egypten weiß man, daß der Grund dieser Erscheinung darin zu suchen ist, daß der: türkishen und tscherkessishen Offiziere von Tag zu Tag immer weniger wurden, und daß dieselben durch egyptische Offiziere erseßt wurden, die aus der Truppe hervorgingen, welch Leßtere man unter den Vizekönigen Said und Jsmail selbst den aus den Militärschulen hervorgegangenen Egyptern vorzog. Dadurch litt die Disziplin, und qus die Tapferkeit schwand mehr und mehr aus den Reihen der ree.

_Es bleibt noch ein Punkt bervorzuheben, der den Egypter charak- terisirt. Es ist-dies die Eigenthümlichkeit, daß dem Egypter jeder: andere Egypter als ein Bruder gilt, dem er nur gehorcht und dessen. Befehle er nur ausführt, so lange er ein Interesse hat, dies zu thun. Sobald sich irgend ein neuer Umstand einstellt, betrachtet er ihn nicht mehr als seinen Vorgeseßten, weder moralisch noch physisch. Er ist von der gleichen Farbe, derselbe, von Anderen stets unterdrückte Fellah, und nur der eine Unterschied besteht zwischen ihnen, daß Gott Jenem, der über ihm steht, das gewährt hat, was er ihm selbst vorenthält, und daß durh einen einzigen Wink Gottes Alles dem Anderen genommen und ihm selbst zugewendet werden kann. Der Fellah fürchtet den Türken; vor cinem anderen Fellah hat er aber nicht die geringste, Furcht. und wäre dieser selbst ein Pascha. Er fürchtet den Türken und verachtet den Europäer, weil dieser im biblishen Sinne „unrein“ ist. "Inde erstreckt sich diese Furt vor den Türken nicht auf den Türken, der nah Egypten über- stedelt ist oder dort geboren wurde; diesen verhöhnt er und nennt ihn spottweise Abdullawy eine Sorte, durch ihre Verpflanzung von Kleinasien nach Egypten unshmackhaft gewordener, verkümmerter- Melonen. Der __Fellah fürchtet also nur den frisch ins Land: gekommenen Türken, der ihn nicht versteht, sich nicht er- färt, erst dreinshlägt, dann frägt und noch einmal drein\chlägt; Dieser ist jeßt in Egypten, der sagenhafte Türke, der, wie man dessen sicher scheint, niht mehr zurückkehren werde. Warum er nit mehr zurückehren folle, erklärt Niemand, aber es ist dies das allgemeine Gefühl sowohl der Grofen und Gelehrten wie des Niedersten unter: den Egyptern, und nichts kann sie in dieser Ruhe stören. In Egypten herrscht niht das Gese, sondern jene Matt, die dasselbe zur Durch- führung bringt. Wenn man diesen Charakter kennt, wird man es begreifen, day man die ältesten Pharaonen mit dem Attribute der Madbt, der Ruthe, zur bildlihen Darstellung brate. Man wird bei dem Anblicke derselben auf den Gedanken gebracht, daß das Volk des Nilthales sih im Laufe der Zeiten niemals verändert hat.

,_ Zur Zeit, als Mehemet Ali Pascha die Verwaltung Egyptens einer gründlichen Reorganisation unterzog, erzählte mir der von Mehemet Ali nach Galioube, dem Mudirieh der Galioubèk einer Drovathe die si von Kairo aus östlich des Nil hinzieht, und deren auptort gmrEa Benha ist —, entsendete erste Mudir, daß ihm der Pascha bei der Abschiedsvorstellung wörtlih sagte: „Hängen Sie an die Wand des Audienzsaales den Falakah auf, bedienen Sie \ih desselben so wenig als möglich, aber alle Jhrer Verwaltung Anver- trauten sollen ihn sehen und wissen, daß Sie fähig find, si seiner zu bedienen.“ Der Falakah ist ein mit einer Saite zusammengehaltener Horsbegen, mittelst welchen man die Füße eines zu bestrafenden ndividuums fesselt, deren Sohlen sodann mit einer zweiten, straf gespannten Saite ges{lagen werden. Dieses Folterinstrument mag wohl auch heute noch existiren, aber es imponirt nicht mehr, weil es verboten ist, \sih desselben zu bedienen. Da die gesammte Armee Egyptens aus Fellahs besteht, chien es geboten, bei den Charakteranlagen derselben etwas zu verweilen.

Zeitungsöstimmen.

Zur Reform der Handelskammern äußert das 0- [R T T Age 8 „P „_ xVle Handelskammerberichte leiden an zwei Hauptgebrecen : sie sind sehr lückenhaft, weil wichtige Bereit E mont fue kammern gar nicht vertreten sind, und ferner sind sie einseitig, weil die Majorität der Mitglieder der bedeutendsten Handelskammern mehr als Repräsentanten des mobilen Kapitals, der Börse, denn als Re- präfentanten des Handels und Gewerbes anzusehen sind. Hier liegt auch der Grund für die einseitige Auffassung der Situation. Be- nügten \sich die Berichte, einfach und tendenzlos zu referiren, o fönnten bald omente gefunden werden, um die Lücken auszufüllen ; aber die Verfasser treiben hohe Politik, sie ziehen Schlüsse, die um so gefährlicher find, als man die andelskammern En als autoritative Körperschaften auffaßt. Pflicht der Staats- regierung aber ist, solchen von ihr mit autoritativen Vollmachten aus- geruseten Körperscha ten diejenigen Grundlagen zu geben, welche die ewähr bieten, daß das Wahre und Richtige, das allgemeine Beste gefördert wird. Jn ‘diesem Sinne fassen wir die Revision auf, die jeßt vom Fürsten Bismarck ins Auge gefaßt ist, und wir haben das Vertrauen zu ihm, daß er das Richtige treffen wird.“

Der „Düsseldorfer Anzeiger“ schreibt: Die Bewegung der Waarenpreise hs I eo Jahre in ge-

und wichtigsten Nahrungsmittel gegen das Vorjahr eine beträcht-

worden, die den Reihen der Mannschaft entn i so oft der Vizekönig einem türkishen Offizier mibginslia crtimmt

wissem Sinne eine günstige zu nennen, insofern die he ei der meisten

lihe Abs{wäcung erfahren haben, während die bis niedrig quotirten Industrie-Halb- und Ganifat itals oer

noch weiter und führte sie aub in die Civilverwaltung ein: unter:

Es if dies insbesondere von Vortheil r unsère industrielle Arbeiterbevölferung, da diese von der

enwärtigen Preisbewegun neben billigeren Nahrungsmitteln b ere Beschäftigung und höhere Löhne profitirt. Im Nachstehenden L en wir eine Zusammenstellung der Durchschnittspreise der wichtigsten Actifel für Mai 1881 und 1882, aus welcher hervorgeht, daß ins- besondere die Berg- und Hüttenindustrie eine größere Preissteigerung ihrer Produkte erfahren hat, während die vorjährige Theuerung in “inzelnen Getreidesorten, wie Roggen und Hafer, jetzt als bejeitigt an-

fann. Es notirten: gesehen werden Ta! Mai 1881 Mai 1882 t.

M. eizen Berlin . . per 1009 kg 224,42 227,75 D R E Ñ 207,78 r Gerste Breslau . / 150,00 126,00 Hafer Berlin .… . é 157,42 135,40 Mehl (Weizen) Breélau per 100 kg 31,54 30,63 Mehl (Roggen) Berlin . di 27,79 21,25

Es En oj) Tralles 55,47 45,60 per 100 kg 71,10 67,38 113,87 129,60 312,09 320,00 é 48,00 50,00 per 1 kg 2,02 2,14 ver] m 0/218 0,25

per 1 g 2,149 2,066 Puddeleisen .

per 10900 kg 52,00 62,00 Roheisen Düsseldorf

e è 4 72,00 74,09 Steinkohlen Essen E Förderkohßlen . . i 5,60 6,00 In der „Staatsbürger- eitung“ [esen wir : Ein erfreulihes Bild bietet die Entwickelung unserer Eisen- industrie, insbesondere des Schienenexporkts. Die Wechselbeziehungen zwischen den Eisenbahnen und der Eisenindustrie sind befannt- lich sehr enge und mannigfaltige. Einen großen Theil ihres Aufshwunges verdankt - die Eisenindustrie diesem neuen Verkehrs- mittel, welches bei uns nahezu den dritten Theil der Eisen- produktion absorbirt. Seitdem jedoch der Eisenbahnbau in den meisten civilisirten Ländern ins Stocken gerathen is, hat sich auch die Situation unserer für Cisenbahnzwecke beschäftigten Werke we- sentlih geändert. Ihre Hauptaufgabe ist es jeßt geworden, mit ihren Fabrikaten Länder aufzusuchen, welche si durch Anlage von Schienenwegen dem Verkehre erst ersließen wollen, und da hierbei die anderen eisenproduzirenden Länder lebhaft mit konkurriren, so ist das Teeläntische Geschäft für unsere Eisenwerke zu einem ret \chwierigen geworden. Dennoch is e3 denselben seither gelungen, einen großen Export zu behaupten, wi: aus nachstehender Statistik hervorgeht. Es betrug nämlich die Ausfuhr von Schienen aus Deutschland in Tonnen: 1860 1270 t, 1861 6780, 1862 3730, 1863 4040, 1864 5350, 1865 2400, 1866 2090, 1867 4300, 1868 28 600, 1869 37 100, 1870 36 000, 1871 41 800, 1872 70700, 1873 70 700, 1874 84 900, 1875 122 000, 1876 133 000, 1877 225 000, 1878 907 000, 1879 164 000, 1880 230204, 1881 250709 t. In tem Zeitraume von noch nit zehn Jahren hat sih unser Schienenexport diernah um mehr als 300% gehoben. Die Absaßgebiete Haben dabei ziemlich oft gewechselt, selbst in den leßten Jahren sind noch einige wesent- liche Veränderungen vorgekommen, insofern Rußland seine Schienen- bezuge aus Deutschland eingeshränkt hat, wogegen neuerdings Spanien und die südamerikanischen Länder mit größerem Bedarf an uns herangetreten sind. Im vorigen Jahre waren unsere Haupt- abnehmer in Schienen die Niederlande mit 65 132 t, wovon aller- dings ein großer Theil na Südamerika gegangen sein wird, dann tie Vereinigten Staaten mit 45 531 t, Spanien mit 34 440, Belgien mit 31 523 und die Schweiz mit 10588 t. Größere Quantitäten ind auch nah Ostindien gegangen. s : E Der „Berliner Aktionär“ meldet über die Er-

träge der Börsensteuer Folgendes: / Vie Mrden ist bekanntlih in den ersten drei Monaten ihrer Erhebung vornehmlich in ausnahmsweiser Form zur Erhebung gelangt. Vom Oktober bis Dezember 1881 wurde allerdings der Ab- \bluß von Börsengeschäften u. #. w. zum ersten Male besteuert, aber es fand in dieser Zeit au die Abstempelung der zur Cirkulation im Deutschen Reich bestimmten fremden Papiere erstmalig, und zwar zu einem ermäßigten Tarif statt, fo daß dafür zu jener S ein ganz auê- nahmsweiser Andrang stattfand, und ausnaßméwels er öhte Einnahmen eingingen. Die vom 1. Oftober bis 31. Dezember 1881 erzielte Ein- nahme von 3215 808 Æ ist somit nibt maßgebend für den wirklichen Ertrag der Steuer. Die reguläre Erhebung der Börsensteuer findet seit Anfang d. J. statt. Nach einer amtlichen Mittheilung sind durch dieselbe (allerdings auch die Steuer auf Lotterieloose einbegriffen) im ersten Quartal des Etatsjahres 1882/83 2 490 873 M. eingekommen. Die Einnahmen pr. 1. Januar bis 31, März 1882 betrugen 9713 443 e; man wird nach diesen Ergebnissen den Jahresertrag der Börsensteuer inkl. Lotteriesteuer auf etwa 10 000 000 f veran- {lagen dürfen. 3 : Jn der neuesten Nummer des „Export finden wir folgende Tabelle über die Dampfkräfte, welche gegenwärtig in den wichtigsten Jndustriestaaten der Welt im Dienste der Jn- dustrie und des Verkehrs stehen. Es wurden Dampfpferde- kräfte gezählt ;

Notirungell aufweisen.

ucker roh Magdeburg . Beumwolle Bremen L Z Wolle Berlin .

anf Lübe. «. + D valladen 36/19 Kattun Stuttgart . Leinengarn Nr. 30 Roheisen Dortmund

m Verkehr :

in Schiffffs- et ile Zusammen Kriegé- \ciffe)

1320647 2859450 179280 4359 377 157 279 989 922 127 875 1 275076

Jtalien 54 231 ? ? ? der Schweiz 20000 228 295 ? ? Belgien ? ? ? 568 139 Frankreich 492418 2358 993 173093 3 024 450 England 9 00000) 3 242000 1744000 6 986000 den Verein. Staaten 1987 000 4933500 572 400 7 492 900 Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ bemerkt

lerzu : ;

: Deutscbland nimmt also bei dieser statistishen Heerschau der industriellen Macbtstellung in jeder Beziehung die dritte Stelle, leih hinter England und den Vereinigten Staaten ein, während

rankrei im Allgemeinen weit zurüksteht. Es ist das ein erfreu-

lider Beweis für den großartigen Aufs{wung, den unsere auf- strebende junge Industrie {on genommen hat, - und zuglei eine tiesen Pl Ermunterung für sie, in den“Anstrengungen fortzu ahren,

in In In der g9ofo-

V Industrie oliven

Deutschland Oesterreich

diesen Plat nicht nur zu behaupten, sondern auch auszudehnen und zu befestigen.

Statistische Nachrichten.

Von der „Statistik des Deutschen Reichs" ist jet die erste Ab- theilung des 56, a der Oeffentlichkeit übergeben worden. Die- selbe umfaßt die Statistik der Seeshiffahrt, und zwar die Sch iffsunfälle an der deutshen Küste im Jahre 1881, ben Nach- weis der im Jahre 1881 als verunglückt angezeigten dais See- \ciffe, sowie den Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe am 1, Januar Lea und die Tes tandesveränderungen vom 1. Januar 1881 bis 1. Januar , I

D ahl der Scbisitunfüll an der deutschen Küste während des

sanken und ult erfolgten no 32 andere Unfälle. Da bei deu

26 Zusammenstößen 52 Schiffe betheiligt waren, fo betrug die Zahl

der von Unfällen betroffenen Schiffe im Ganzen 262, Total ver-

loren gingen 101 Schiffe und 89 Personen verloren das

Leben. Unter den verunglückten Schiffen waren 174 deutsche,

davon 1 Lübectishes, 23 Hamburger, 7 Bremer, 7 oldenburgische,

die übrigen preußische. Dazu kamen 5 russische, 7 s{hwedische, 9 nor-

wegische, 4 dänische, 42 britische, 15 niederländische, 1 belgisches,

2 franzöfische, 1 italienishes und 2 Sciffe, deren Flagge unbekannt

war. 247 waren Kauffahrteischiffe, 6 Fischerfahrzeuge, 1 Passagier-

dampfer, 2 Schleppdampfer, 1 Dampfbagger, 1 Looisenfahrzeug,

2 Feuerschiffe, und 2 Schiffe, deren Verwendung unbekannt. Der

Gattung nach waren 48 Dampfschiffe, die übrigen Segelschiffe,

davon 3 Vollschiffe, 21 Barken, 4 Scoonerbarfen und dreimastige

Scooner, 10 Briggs, 35 S(oonerbriggs und Zooner, 10 Ga-

leassen und Galioten, 4 Gaffelschoonec, 14 Kuffen, 32 Ewer,

36 Tjalken, 35 Schaluppen, Jachten, Schniggen, Mutten u \. w.

7 Oderkähne, 2 Leichtersahrzeuge; dazu ein Dampfbagger. Es ver-

unglückten im Januar 13, im Februar 8, im März 11, im April 21,

im Mai 9, im Juni 6, im Juli 10, im August 12, im Septem-

ber 22, im Oktober 83, im November 23, im Dezember 18, Nach

den seeamtlihen, bezw. obersecamtlihen Erkenntnissen erfolgten

20 Unfälle durch mens{liches Verschulden, 108 Unfälle dur unver-

\chuldete Fügung, bei den nah den Erkenntnissen weder die Schiffs-

führer und Steuerleute, noch die Besaßungen ein Verschulden trifft ; in 4 Fällen wurde die Ursache des Unfalls nicht ermittelt. Nach den

Angaben der Strandbehörden erfolgten 31 Unfälle durch Sturm und Seegang, 104 durch andere Ursachen. Was den Ausgang des Unfalls betrifft, so wurden 56 Shiffe wrack, 9 zerscellten, 36 sanken. iese 1091 Schiffe waren gänzlich verloren. 11 sanken und wurden wieder gehoben, 6 wurden {wer beschädigt, aber erhalten, 55 beschädigt und 21 unbeschädigt vom Lande abgebracht, 1 allein flott geworden, 17 leck geworden, aber er- halten, 25 leiht beshädigt, 19 unbeschädigt geblieben; von 6 blieb der Ausgang des Unfalls unbekannt. In 42 Fällen erfolgt der Ver- [ust der gesammten Ausrüstung, in 12 ging die Auêrüstung größten- theils verloren, in 84 erfolgte theilweiser Verlust oder Beschädigung ; in 11 Fällen wurde dasSchiffsinventar größtentheils geborgen, in 37 Fällen gänzli geborgen, in 63 Fällen blieb es unbeshädigt; 13 Fälle unbe- kannt. Die Ladung war in 52 Fällen gänzli verloren, in 2 &âllen verdorben, in vier Fällen größtentheils verloren oder verdorben, in 25 Fällen theilweise verloren oder beschädigt, in 18 Fällen beschädigt geborgen, in 15 Fällen größtentheils geborgen, in 36 Fällen gänzlich geborgen, in 51 Fällen unbeshädigt geblieben; 2 Fälle unbekannt. 128 Unfälle, bei welchen 1232 Mannschaften und 101 Passagiere an Bord waren, blieben ohne Gefahr für Menschenleben ; 107 Unfälle fanden mit Gefahr für Menschenleben statt. Dabei waren, soweit befannt geworden, 386 Personen an Bord, darunter 18 Pala: In 13 Fällen kamen 31 um und wurden 56 gerettet, ebenfalls in 13 Fällen kamen sämmtliche 58 um. Gerettet wurden überhaupt 442, darunter 417 aus der Besatzung, 25 Passagiere. Die Rettung erfolgte in 43 Fällen (154 Gerettete) durch die eigenen Schiffsboote, in 20 Fällen (58 Gerettete) sonst “durch Selbsthülfe, in einem Falle (9 Gerettete) durch Lootsen allein, in 21 Fällen (87 Gerettete) durch passirende oder in der Nähe ankernde Schiffe, in 12 Fällen (36 Gerettete) durch Strandbewohner und in 24 Fällen (98 Gerettete) durch MNettungsstationen. Was das Versicherungsverhältniß betrifft, so waren 47 Schiffe unversichert, 118 zu bekanntem Betrage, 17 zu unbekanntem Betrage versichert, von 80 Schiffen das Verhältniß unbekannt. Der gesammte Versiche- rungsbetrag der zu bekannten Beträgen versicherten Schiffe belief sich auf 2476 353 „Œ& Die Schiffsladungen waren in M unver- sichert, in 28 Fällen zu bekannten Betrage, in 24 Fällen zu unbe- kanntem Betrage versichert; 127 Fälle blieben unbekannt. Der ge- sammte Versicherungébetrag der zu bekannten Beträgen versicherten Ladungen belief sih auf 888 522 4

Kunst, Wissenschaft und tres: s Das kürzlich auëgegebene 1. Heft 58. Bandes des Neuen Lau- fißzishen Magazins (im Auftrage der Oberlausitischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgegeben von Prof. Dr. Shönwälder. Görliß, im Selbstverlage der Gesellschaft und in Kommission der Buchhandlung von E. Remer) bringt die Fortseßung der weitangelegten Gesammtgeschichte der Ober- und Nie- der-Lausiß, von Th. Schelt, und zwar yon der 2. Hälfte des 11. Bandes das 9. und 10. Buch. Das 9. Buch behandelt die Zeit des Ladislaus Posthumus und des Georg Podiebrad, vom Jahre 1439 bis 1469, das 10. Buch die ungarish-böhmische Zeit von 1469 bis 1526 unter den Königen Matthias 1. (gest. 1490), Wladiélaus (gest. 1516) und Ludwig (unter Kaiser Maximilians Vormundschaft, gest. 1526). Die Gesellschaft erwirbt sih durch die Publikation dieser ebenso gründlichen wie gediegenen historischen Arbeit ein nicht geringes Verdienst um die heimische Geschichte. : E Die Kunsthalle in Kiel begeht, wie seiner Zeit bereits mit- etheilt wurde, in diesem Jahre die Feter thres FGhrigai Bestehens. Aus diesem Anlaß bes{loß das Direktorium des chleswig-Hol- steinishen Kunstvereins eine Ausstellung von Werken \chleswig-holsteinisher Künstler zu veranstalten, wie solche am 31. Suli 1857 stattgefunden hatte. Diese Ausstellung ist nun in der That durch die Bemühungen des Vorsißenden, Konsistorial-Präsiden- ten Mommsen, und des Geschäftsführers Dr. Volbehr zu Stande ge- fommen und am 31. Juli d. J. eröffnet worden. Sie enthält nicht nur Werke lebender, sondern auch schon verstorbener Künstler und bietet, obgleih eine vollständige Vertretung aller Künstlernamen nicht möglich war, doch eine Umschau über das, was die Schwester- lande bisher auf dem Gebiete der Kunst geleistet haben. Zu bedauern ist freilich, dos der große Aëmus Jakob Carstens durch eigene Werke nicht repräsentirt werden konnte, sondern von ihm nur (12) Stiche nach seinen genialen Originalzeichnungen (in der groß- herzoglihen Kunstsammlung zu Weimar) vorhanden sind. Der uns vorliegende Katalog verzeichnet 134 Künstler mit ihren Werken, denen biographishe Mittheilungen über die Urheber voran geschickt sind, und kann sona, da in einem Anhange auch die nicht vertretenen Künstler des Landes aufgeführt sind, als ein erster Beitrag zu einem künftigen Lericon \{leswig-bol steinischer Künstler angesehen werden. Die Ausstellung bleibt bis 21. August geöffnet. Im Verlage von Alexius Kießling in Berlin 8, (Brandenburg- straße 64) ersien soeben: Kießtings Spezialkarte von reienwalde und Umgegend, im Maßstabe von 1: 15000 in N Farbendruck ausgeführt, mit prafktishem Touristenführer (karton., Preis 75 A). Die übersichtlihe und korrekte Karte um- aßt das Terrain von Freienwalde bis Falkenberg-Cöthen und ein reten der Partie nach dem Baasee. Der beigefügte kurze Tou- ristenführer {reibt praktishe Touren vor, bei welchen alle sehens- werthen Punkte Berücksichtigung fanden; die für diese Touren zu be- nutzenden Wege sind auf der Karte roth markirt, so daß der der Gegend unkundige Tourist sih auf die leichteste Weise orien- tiren wird. Alle vom Freienwalder Verschönerungsverein in den leßten Jahren neu L D Wege und Aussichtspunkte gelangten in der Karte zur Aufnahme. Dieselbe wird um so willkommener sein, als das bisher vorhandene Kartenmaterial gänzli veraltet ist.

Land- und Forstwirthschaft.

Stolzenau, 4. August. (N. A. Z.) Die Roggenernte

in hiesiger Gegend i} eine sebr zufriedenstellende gewesen in Bezug auf Korn und Stroh. Diese Frucht ist im Ganzen und Großen trockden unter Dach gekommen, nur hin und wieder harren noch ein-

Der Erdrusch läßt nichts zu wünschen brig, aus einem Stiege mittelmäßigen andes erhält man 50 Pfd. und darüber.

nenweier (Baden), 29. Juli. (Karlsr. Ztg.) Von den

R lg bers S ehe Vie ähne ps begrüßen bis tief in die Mat hinein ist Jung und Alt mit der Fruchternte beschäftigt, und wenn die günstige Witterung anhält was dringend zu wünschen wäre so kann im Laufe dieser Woche die Ernte ‘in ihrer Haupt-

jene Aecker des Erntewagen.

Garbenzahl und den gleichmäßigen großen Körnern als sehr bcs friedigend bezeihnet. Nicht so erfreulich wird die Kartoffelernte ausfallen, namentlich lassen die Frühkartoffeln, die angesteckt und faul werdea, viel zu wünschen übrig, doch kann durch den reichen Obstertrag vieles gedeckt werden. Jn Betreff des Futters ift das Heu sowohl an Qualität als an Quantität über Erwarten gut ausgefallen und trocken unter Dach und Fach ‘gebracht, au verspricht das Oehmd noch mehr als das Vorheu zu geben. Grünfutter ist im reisten Maße vorhanden und der warme feuchte Boden auch der Rübensaat günstig. Bei unsern Handelspflanzen entwidckelt s der Taback sehr schön und hat man bei dem frühgeseßten zie und da schon mit dem Köpfen begonnen. Ueber den Ertrag der Hopfenernte jeßt {hon berihten zu wollen wäre ver- früht, da auf die Entwickelung der Dolden vieles ankommt, do kann nan am jeßigen Stand son fo viel wahrnehmen, daß sie ge- sund und voller Blüthen ftehen; daß manche mehr als die Stangen- höhe ecrciht haben und die Seitentriebe in Fülle anseßen. In den jenseits am Rhein liegenden Dörfern sollen {on Abschlüsse in Hopfen zu 89 bis 100 Franken, auch 150 Franken gemacht worden sein, und trügen die Berichte von anderen Gegenden nicht, so steht zu hoffen, daß unser Dorf eine bedeutende Einnahme aus Hopfen er- zielen wird. / i: Vom Bodensee, 2. August. (K. Z) Die Erntearbei- ten baben durch das häufig wiederkehrende, andauernd regnerische und windige Wetter eine unliebsame Störung erfahren. Quantitativ ist das Ergebniß sehr günstig ausgefallen, die Zahl der Garben be- trägt ein Drittel bis um die Fate mehr als im Vorjahr. Ein Oekonom erzielte von 3 orgen sogar 1100 Garben Korn. Der Weizen gerieth wvorzüglich und erreichte stellen- weise über 1 m Höhe. Im Amtsbezirk Meßkirch steht der Hafer mitunter 13 m hoch. Im Beziuk Stockach wird die heurige Gerste gerühmt; vom Steinobst sind dort die Kriehen und Zybarten (Pflaumenarten) gut gerathen. Der Stand der Hopfenpflanzen be- rechtigt zu den besten Erwartungen Die Trauben sind im Wachsthum weit vorgeschritten und könnte, wenn der Nawsommer günstig ausfällt, immer noch auf eine befriedizende Qualität zu offen sein. e S dor, 22, ‘Juli. (Köln. Ztg) Die über die dies- jährige Ernte in den Ver. Staaten aus den verschiedenen Theilen des Landes vorliegenden neueren Berichte lauten im Allge- meinen fortgeseßt äußerst günstig und weisen darauf hin, daß die Union, wenigstens was fast alle Getreidearten betrifft, diesmal cinen Ernteertrag erzielen wird, wie er besser kaum jemals zu verzeichnen gewesen. Dies gilt auch mit Bezug auf die Maisernte, über deren Ausfall man noch vor gar nicht langer Zeit, und zwar nicht ohne Grund, ernstliche Bedenken hegte.

Gewerbe und Handel.

Na amtlicher Bekanntmachung ist in der Konkurssache der Firma Johann Schlegel zu Helsingfors der Prüfungstermin auf Montag, den 23. Oktober d. J, um 11 Uhr Morgens, im Rathhausgericht zu Helsingfors festgeseßt worde Breslau, 7. August. (W L. B.) Die Einnahmen der Rechte-Oder-Ufer- Eisenbahn betrugen nah vorläufiger Fest- stellung im Monat Juli d. J.: 1) im Personen- und Gepäkverkehr 125 960 M, 2) im Güter- und Viehverkehr 622 530 4, 3) außerdem 68 000 M, mithin in Summa 816 490 M gegen die Einnahmen nah definitiver Feststellung im Monat Juli vorigen Jahres ad 1) 138574 #4, ad. 2) 563 120 M. und ad 3) 62000 Æ, in Summa 763 694 M, mithin im Monat Juli d. J weniger als ad 1) 12614 4, mehr als ad 2) 59410 f, mehr als ad 3) 6000 4, in Summa mehr 52 796 „6 Die Gesammt-Einnahmen vom 1. Januar bis ult. Juli d. I. betrugen 5 518 131 4, ergaben mithin gegen den aleichen Zeit- raum des vorigen Jahres eine Mehreinnahme von 98 086 4 Nürnberg, 5. August, (Allg. Br. u. Hopf. Ztg.) Der Hopfenmarktverkehr hatte in. den leßten Tagen von 1881 er Waare nur kleine Abschlüsse aufzuweisen, denn Konsumenten be- \{hränken sich- wegen---des sehr- beeinträchtigten Bierkonsums auf die Deckung des nothwendigsten Bedarfes, allein selbst die kleinsten Ab- \{chlüsse verursachen eine stetige Preissteigerung, welche für den Lauf dieser Woche an 10 4 betragen mag. Ob diese Hausse durch die herabgestimmten Ernteshäßungen oder durch die steigende Tendenz der in gleiher Weise erregten Märkte London und New- ork hervor- gerufen wurde, kann gleichgültig sein; sicher ist nur, da solche bei halbwegs günstiger Ernte wie sie bei entsprehender Witterung immer noch ausfallen könnte nicht gerechtfertigt wäre. Man bezahlte 1881er zu 130 bis 165 M, während feinste und Siegelhopfen auf 170 M gehalten find. Sehr lebhaft und in umfangreihem Einkauf bewegte ih das Geschäft in alten Hopfen, welche aus allen Rich- tungen per Bahn und per Achse eintreffen. Seit unserem leßten Berichte sind 1500 Ballen solcher Lagerhüter, und zwar 1880er zu 60—80 M, 1879er und ältere zu 15—5) M durch den Markt ge- gangen. In neuer Waare if seitdem blos 1 Ballen Steiermärker u 300 M angezeigt. /

; Antwerpen, 5. August. (W. T. B.) Wollauktion. (Scluß.) 2351 Ballen angeboten, A B. verkauft; Preise unverändert. Vor- rath 48 913 B. Laplata-Wollen. i ;

" Sraeae: 5. August. (W, T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 632 500 Tons gegen 573 600 Tons im E Jahre. Zal der im Betriebe befindlichen

ochöfen 119 gegen 120 im vorigen Jahre.

Ò e fbintton: 6, August. (W. T. B.) Dem S chapyamt sind bereits 2000 Pad ete 34 9/0 Bonds behufs Konvertirung in

3 9/6 zugegangen. Verkehrs: Anstalten. Triest, 6. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer s ies Bes ist aan ittag aus Alexandrien hier eingetroffen. Southampton, 5. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd , Main“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 7. August 1882.

Cöln, 6. August, 1 Uhr 15 Min. früh. (Tel.) Die englische Post 0 5, August früh, planmäßig in Verviers um 8,12 Uhr Abends, ist ausgeblieben. Grund: Zugverspä- tung in Belgien.

ur Abhaltung größerer Felddienst- und Gefechtéübungen hat das e En e Petaiiton heute Vormittags mittels der Eisenbahn die Garnison verlassen. Das Bataillon ist zunäcbst wod Strausberg abgerückt, von wo aus dasselbe sich am 11, d. M. G

Wriezen a./O. und demnächst am 17. d. M. nach Buckow begeben wird. Die Rüdckehr des Bataillons in die Garnison erfolgt am

19. d. M.

ien, 5. August. (W. T. B.) Die Jury der internatio- ie Kunstausstellu ng hat die von dem Unterrihts-Ministerium ewidmete goldene Staatsmedaille u. A. den Bildhauern as und ez, den Malern Defregger, Gebhardt, Janssen, Knaus da, sämmtli in Deutschland, dem Maler Thorwald Nis (Dänema und dem Maler Hellquist (Schweden) zuerkannt. Die Staatsmedaille erhielten ferner 8 Franzosen, 5 Defterreber und Ungarn, 3 Belgier und je ein Engländer, taliener und Niederländer.

[s Theater. Der bekannte Barytonist Dr, Emil Krauß beginnt e. i lag im Krollschen Theater das bereits ange- e Se oen ette Gu uf E

ds n b Didtes gefüllt "a der Sänger, der sich hier in große unst zu

tionen entlassen.

bres 1881 betrug 236, In 137 Fällen fand Strandung, in “Fällen Renterung, in 26 Füllen Zusammenstoß statt, 32 Shiffe

sache unter Dach gebracht sein. Der Ausfall wird na der reichen

E T L Y ps Siri fra mite un t it an “o w-linmtemzir ra Gan E Ir E E P R Cl Gade Mhz Tue tf 4M O Welk rrizz lest ege: M 14 Tee “M n 1 Mrden: n D S T E R De P I y Pun ian G . m R É p Ä E I E. A SMOBAESI T E R I KEA O E S Sea A rEL E A -—

G e gewußt hat, wurde vom Publikum mit den ehrenvollsten Ova-

R F pr E E S I p R A A