1882 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Aug 1882 18:00:01 GMT) scan diff

«rovinz Westfalen die Aemter und Amtmänner fac men. Wie bei den früheren Ausgaben is auch Därtigen eine Uebersicht des Flächenraums und der oterzahl des preußishen Staats und zwar nah dem defiAtiven Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 38g n Namensverzeichniß der seit dem Erscheinen der früheren ube Verstorbenen, ein alphabetishes Sachregister und eiy phabetisches Namensverzeihniß beigegeben.

An Einnahmen (einslhließlich der kreditirten Be- «âge) aus Zöllen und gemeinschaftlichen _Ver- orauchs steuern, sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die. Zeit vom 1. April 1882 bis zum Schlusse des Monats Juli 1882 (verglichen mit der Einnahme in dem- selben Zeitraum, des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt : Zölle 66 872 865 A6 (+ 3 038 277 M), Tabacksteuer 727 098 M. (+ 405 768 M), Rübenzudckersteuer 837 918 034 M 20 942 706 M6), Salzsteuer 10 455 797 M (+ 405 414 M),

anntweinsteuer 9882 601 M6 (+ 1 544 329 M), Uebergangs- abgaben von Branntwein 31 576 F (— 4417 M), Braujteuer 5 953 273 6 (+ 126 117 M6), Uebergangsabgaben von Bier 401945 M (+ 44416 M); Gumme 56407121 M {—15 383 802 46). Spielkartenstempel 211 011 M (+ 10006 M6), Wedhselstempelsteuer 2 180 922 / (+ 45 108 6), Stempel- abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rehnungen und Lotterieloose 3 392 520 M (+ 3 392 520 M6).

Anmerkung. Die zur Reichskasse gelangte Jst-Ein- nahme, abzüglih der Bonifikationen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende Juli 16882: Zölle 60813628 M (+4 3121 068 c), Taback- steuer 436439 M (+ 187276 H), Rübenzuckersteuer 44 248 660 M (— 12 879 087 M), Salzsteuer 11 086 439 M, (+ 436 641 M), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 14612 351 A (+ 1 761 158 4), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 5 394 326 M(—+ 143 338 M); Summe 136 591 843 6 (— 7 229 606 6). Spielkartenstempe!l 303 092 M (— 22 540 M).

Jst einer Person der Aufenthalt in einem deut- {hen Bundesstaate wegen wiederholten Bettelns und Landstreicherei verweigert worden und ihre Auswei- sung aus dem Gebiete jenes Bundesstaates - erfolgt, so ver-

LTiert nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Straf- -

fenats, vom 17. Juni d. J., diese Aufenthaltsverweigerung ihre Gültigkeit von selbst, wenn der Ausgewiesene innerhalb der leßten 12 Monate nicht mehr wegen Bettelns oder Land- ftreichens bestraft worden ist.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich dänischen

Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Philipsborn,, is vom

rlaube nah Kopenhagen zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

S. M. S. „Gneisenau“, 16 Geschüße, Kommdt. Kpt. z. S. Frhr. von der Gol und S. M. Av. „Bieten“. 4 Geschüße, Kommdt. Korv.-Kpt. Barandon , sind am 19. August cr. früh von Kiel nah dem Mittelmeer in See gegangen. :

S. M. S. „Luise“, 8 Geschüße, Kommdt. Korv.-Kpt. Stempel, ist am 15. August cr. in Plymouth eingetroffen.

Kiel, 18. August. (Kieler Ztg.) Die Prinzessin Maria Polyxena von Hessen, das sünfte Kind des

Landgrafen und der Landgräfin von Hessen, ist hier vorgestern verstorben. Die seit langer Zeit {wer erkrankte Prinzessin war am 29. April 1872 auf Schloß* Panker geboren.

Vaden. Karlsruhe, 17. August. Ueber den Auf- enthalt des Großherzogs und der Großherzogin in Bad Kreuth meldet die „Karlsr. Ztg“:

Jhre Königlichen Hoheiten zu Anfang des Aufent- haltes von der Witterung wenig begünstigt unternahmen, als diese einen beständigeren Charakter angenommen, täglich rößere Ausflüge zu Fuß und zu Wagen, um \ich mit den

önheiten der herrlihen Umgebung bekannt zu machen, deren Jchattenreihe Waldpartien und kräftigende Luft bereits den wohlthuendsten Einfluß auf die Rekonvalescenz des Groß- herzogs in unverkennbarer und erfreulister Weise zu äußern begonnen hat.

Jhre Königlichen Hoheiten gedenken bis zum Schlusse des Monats in Kreuth zu verweilen. Alle Anzeichen berehligen zu der bestimmten Erwartung, daß der bis dahin bemessene Aufent- halt ausreihen werde, den Großherzog völlig genesen wieder in die Heimath zurückzuführen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 18. August. Der Kaiserliche Statthalter hat dur Erlaß vom 7. August d. Me auf Grund der von der Optionskommission in ihrer fünszehnten Sißung abgegebenen Gutachten, die Option bezw. Auswanderung von 383 Personen als gültig aner- kannt, deren Namen in der heutigen Nummer der „Els.- Lothr. Ztg.“ veröffentlicht sind.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. August. Aus An- laß des morgenden Geburtsfestes des Kaisers schreibt die „Wien. Abendpost“ heute: „Jn gllen Gauen der österreichisch - ungarischen Monarchie und weit über deren Grenzen hinaus wird morgen das Geburtsfest unseres erhabenen Monarchen dur feierlihe Gottesdienste, Akte der Wohlthätigkeit und sonstige solenne Kundgebungen begangen werden. Diese sich alljährlich wiederholende Manifestation treuer Liebe und Rg Leit ist der eben so 1pontans als erhebende gr jener tiefeingeprägten dynasti- schen Gefühle, welche seit jeher den s{önsten Schmuck, die delste Zierde der unter dem Serra Scepter der Habs- burger vereinigten Völker und Stämme bilden. Wo es ilt, dieser loyalen Gesinnung, dieser traditionell gewordenen Liebe and Treue zum angestammten Herrsherhause Ausdruck zu Melen da s andt sofort alle nationalen Unter-

GMiede, alle politishen Gegensäße, da fühlt sih Jeder nur als - Glied einer und derselben Völkerfamilie, als Oesterreicher in des Wortes \{önster Bedeutung. Der erhabene Monarch ‘aber, welcher, geziert mit allen Regententugenden, der Mittel- punft all dieser aus vollem Herzen kommenden Huldigungen

, darf mit Stolz und Genugthuung au diese Kundgebun- gen wahrer Liebe und Anhänglichkeit hinblicken. Hat Er wie

do stets Eins gefühlt mit Seinen treuen Völkern stets ein Vater Leid und Freud mit ihnen getheilt ! Und so

mögen denn die innigen Segenswünsche, welche morgen von Millionen Lippen zum Himmel emporsteigen, voll und ganz ihre Erfüllung finden und der gütige Allvater das reichste Füllhorn seiner Gnade über den geliebten Herrscher und das erlauchte Kaiserhaus ausshütten i

Prag, 17. August. Anläßlich des morgenden Geburts- festes des Kaisers erschienen heute Deputationen des Stadt- rathes mit dem Bürgermeister und sämmtliher Prager Bürgercorps beim Statthalter mit der Bitte, die ehrfur{hts- vollen Glückwünsche an die Stufen des Allerhöchsten Thrones gelangen zu lassen. Nachmittags fand ein Festbankett beim Erzbishof in Anwesenheit sämmtliher Militär- und Civilautoritäten der Stadt und des Landes statt. Abends findet ein großer Zapfenstreih und im deutschen Landes- theater eine Festvorstellung statt. Morgen werden Festgottes- dienste in den Kirhen und Gotteshäusern aller Konfessionen abgehalten ; im böhmischen Theater ist Abends eine Festvor- stellung. Auf dem Lande werden überall Vorbereitungen getroffen, um das Fest in solenner Weise zu begehen.

Triest, 18. Auzust. (W. T. B.) Auf dem gestern früh von Venedig hier angelangten Lloyddaw pfer wurde heute von der Polizei ein Koffer mit Proklamationen und Ge- schossen, welhe zur Störung der gestrigen Feier bestimmt gewesen sein dürften, in Beschlag genommen. Der Koffer gelangte nicht an seine Bestimmung, weil die Person, für welche er bestimmt war, von der Polizei in den leßten Tagen wegen verdächtiger Umtriebe verhaftet worden war. Der Steuerwann, welchem der Koffer in Venedig übergeben b scheint von dem Jnhalt desselben nihts gewußt zu aben.

Z\chl, 17. August. Erzherzog Karl Ludwig sammt Familie und Erzherzog Ludwig Victor sind hier einge- A SHIeTIOS Friedrich wird morgen gleihfalls daselbst erwartet.

Großbritannien und Jrland. London, 18. August. (W. T. B.) Beide Häuser des Parlaments haben sich heute nach einer kurzen Sitzung bis zum 24. Oktober vertagt.

(Allg. Corr.) Aus Afrika wird gemeldet: Der Krieg zwishen Neu-Calabar und Bonny ist durch die Bemühungen des britishen Konsuls Hewitt zu Ende ge- bracht worden. Die Einwohner von Bonny müssen 200 Faß Del und die von Neu-Calabar 70 Faß Oel als Kriegsent- schädigung entrihten. Aus Durban wird unterm 14. d. M. berichtet : Die Pocken dehnen sich in der Capkolonie zum großen Nachtheile des Geschäftes aus.

Dublin, 18. August. (W. T. B.) Gestern Abend wurde in Mullaghadruma (Grafschaft Mayo) eine Fa- milie von einer aus Mitgliedern der Agrarliga bestehenden Bande überfallen. Der Mann, dessen Mutter, Frau und Tochter

wurden durch Schüsse getödtet, zwei Knaben liegen verwundet davnieder.

Frankreich. Paris, 19. August. (W. T. B.) In Folge des Geständnisses eines dex in Monceau les mines verhaf- teten Ruhestörer gelang es, sämmtliche Papiere der sogenann- ten s{warzen Bande, von welcher die Unruhen ausgegangen waren, sammt ihren Statuten und den Listen der Asfiliirten mit Beschlag zu belegen. Der Bandenführer, Namens Demay, entfloh, doch wurde ein, ihm untergeordneter Anführer festge- nommen. Weitere Unordnuüngèn sind nicht vorgekommen.

Türkei. Konstantinopel, 18. August. (W. T. B.) Der Botschafter Lord Dufferin hatte heute eine Unter- redung mit dem Premier-Minister Said Pascha. Gutem Vernehmen nach hat der Botschafter Vollmacht erhalten, be- züglich der Konvention die eine oder andere Konzession zu machen, wenn er dies für nöthig halte, in keinem Falle dürfe jedoch dadurch am Prinzipe der englischen Vorschläge etwas geändert werden. Die Regierung läßt den Scheik Obei-

dullah, welcher sih auf der Flucht nah Kurdistan befindet, verfolgen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. August. (W. T. B.) Die „Geseßsammlun g“ veröffentliht den Wortlaut des am 14. Mai d. J. zu Konstantinopel zwischen Rußland und der Türkei abgeschlossenen Vertrages über die Zahlung der Kriegsentschädigung an Rußland im Betrage von 802!/, Mill. Frcs, Danach erfolgt die Zahlung der türkischen Kriegsentschädigung in Jahresraten von 350 000 türkischen Livres, welhe Summe durch 75 Proz. vom Ertrage der Schafssteuer und des Zehnten in den asiatishen Vilajets Aleppo, Konia, Kastamuni, Adana und Sivas sichergestellt ift.

19, August. (W. T. B.) Gestern langte der Schiffsoffizier der „Jeannette“, Melville, mit seinen Ge- fährten hier an.

Afrika.

Egypten. Alexandrien, 19. Augus:. (W. T. B.) Sechs englische Transportschiffe mit Truppen und zwei Kanonenboote verließen gestern Abend den Hafen. Dieselben nebmen heute Stellung außer- halb der Rhede und stehen bereit, nah Abukir auszulaufen.

(W. T. B.) Wie verlautet, hätte der Khedive be- {hlossen, Cherif Pascha mit dem Vorsiß in dem neu zu bildenden Kabinet zu betrauen. Ueber die sonstige Zu- sammensezung des Kabinets würde erst nah der Ankunft Riaz Paschas Beschluß gefaßt werden.

Dem „Reuterschen Bur.“ wird aus Alexandrien vom 15, d. M. berichtet :

Da gemeldet wurde, daß egyptisce reguläre Truppen sowie Beduinen das Fort Mer bedroht, ließ General-Major Sir Arcibald Alison die Beseßung des Forts dur eine Abtheilung Hocbländer und etwas See-Artillerie verstärken. Heute vor Tagesanbruch nahm Oberst Gerard mit 40 Mann berittener Infanterie eine Rekognoszirung der feindlichen Linie vor, Er näherte si dem feindlicher Lager unweit König Osman dur Ueberschreitung des Sees Abukir. Zwei Meilen vom Lager machte die Rekogszirungsabtheilung Halt, und Oberst Gerard mit einigen Mannschaften rüdckte nahezu eine weitere Meile vor Der Feind ent- sandte jeßt etwa 50 Reiter gegen die kleine britische A theilung, welche Dei in der Nähe des Gros aber Halt machte, abstieg und eine Salve abfeuerte, welde den Feind zum Rückzug nöthigte, Auf E Seite verlief die Affaire ohne Verluste, aber der Feind ließ zwei Todte au! dem Platze. Eine Compagnie des 38, Regiments, welche unweit El Suk Vorpostendienste verrih- tete, rückte ein wenig nah dem See ivor, um der Rekognoszirungs- abtbeilung als Deckung zu dienen. hrend der vergangenen Naht brachen die Lieutenants Smith-Darrien und Hamilton von dem Posten am Mahmudiahkanal auf, durchwateten den Kanal und den Mariutsee, da das Wasser nur knöceltief war, und rekognos- zirten die feindlichen Linien in einer Entfernung von 600 m von denselben, Alsdann kehrten sie zurück, um den Erfolg ihrer Expedition zu rapportiren. Die atalonia“” kam heute Nachmittag an, und Sir Evelye Wood sowie Sir E. Hamley sind gelandet.

Der „Calabria“, mit Sir Garnet Wolseley an Bord, wurde beim Eintreten der Dunkelheit auf der Höbe des Hafens s\ignalisirt.

General Adye inspizirte Nachmittags das Derbyshire-Regiment, das 1. Bataillon der Cameron-Ho(länder und einen Theil des ersten Bataillons der Gordon-Hochländer bei Gabbary. Alsdann mar-

shirten die Truppen unter den Klängen ihrer Kapellen durch die

Stadt. Die Garde-Kavallerie hat ibren Abmarsch nah Ramleh ver- schoben, bis die Truppen vom „Calabria“ gelandet sind. Ober-Egypten. Ein merkwürdiges Dokument hat dur Londoner Journale seinen Weg in die Oeffentlichkeit gefunden. Dasselbe wurde auf Befehl des Sultans von Gelib Effendi, einem der türkischen Würdenträger, welche Derwisd Pascha bei feiner jüngsten Mission nach Egypten begleiteten, verfaßt und bildet {rift gegen England. Dieselbe enthält Arabi's Ansichten über die Ereignisse vor dem Bombardement Alexandriens und versubt nachzu- weisen, daß England von Anfang an im Unre{cht war. Das Dokument beginnt mit einer Auseinanderseßung der Gründe zu dem Entschlusse Arabi's, eine ori zu gründen zur Abstellung des Miß- brauhes der Verwendung einer n Anzahl von Auê- ländern, namentlich Franzosen und ngländern, welche in den egyptishen öffentlichen WBerwaltungsdepartements die besten Stellen mit hohen Gehältern für die Verrichtung blos nomi- neller Pflichten monopolisirten und sich einen zu großen Einfluß in der egyptishen Administration angeeignet hätten. Alsdann folgt eine Darlegung der militärischen Pronunziamentos Arabi's und der Er- eignisse, welche seinem Eintritte ins Ministerium folgten, sowie der angeblichen Verschwörung der tscherkessis{chen Offiziere, mit der Be- bauptung, daß gleichzeitig mit der Verbannung dieser Empörer nach Konstantinopel „einem Ereignisse, welhes gar keine internationale Bedeutung oder Wichtigkeit hatte, England und Frankreich ihre Kriegsschiffe nah Alexandrien sandten.“ Des Sultans Regierung habe dagegen, _jedoch ohne Erfolg, protestirt und wieder- holt die beiden Mädbte darauf aufmerksam gema, daß die Absendung ihrer Geshwader die Situatior, nur vershlimmern und die Ruhe des Landes stören würde und in Folge der dur deren Anwesenheit in den egyptishen Gewässern ver- ursahten Aufregung und eines unglücklichen Straßenstreites zwischen einem Maltheser und einem Egypter, der nur dur ein unüber- sebtes türkishes Wort bezeichnet, aber niht weiter bei Namen ge- nannt ist, seien die beklagenswerthesten Ereignisse in Alexandrien herbeigeführt worden. Die schuldigen Aufrührer seien verhaftet und ein Tribunal zusammenberufen worden zur Aburtheilung derselben, während die ausländischen Konsuln es ablehnten, in demselben ver- treten zu sein. Vorbedaht von Seiten Egyptens wird in Abrede gestellt. „Gewisse Anstiftungen", heißt es danü weiter, »Und die Weigerung der Konsuln, an den Gerichtsverhand- lungen gegen die Angeschuldigten theilzunehmen, beweisen, daß. ein Entschluß gefaßt worden war, die egyptische Frage nit einsclafen zu lassen. Nachdem alles zu Ende war und die Armee ihre Unter- werfung kundgegeben hatte, nahm aber Admiral Seymour eine drohende E an. Er erhob zuerst Klagen, daß an den Fortifi- kationen Reparaturen vorgenommen wurden und forderte deren Sistirung. Vergebens suchten der Khedive und dessen Regierung ihn zu beschwichtigen und zuftieden zu stellen. Nachdem offiziell von dem Khedive und Arabi die Versicherung gegeben worden war, daß die egyptishe Regierung und Armee nur die Crhaltung des status quo wünschten und keinerlei militärische Vorbereitungen träfen, sandte Admiral Seymour _ein neues Ultimatum und forderte die Desarmirung der Befestigungswerke und resp. deren Uebergabe inner- halb 24 Stunden, und erklärte, daß, wenn die Arbeiten an denselben nicht eingestellt würden, er dieselben beshießen werde. Abermals wiederholten der Khedive und sein Kabinet ihre Erklärungen, und machten dem Admiral den Vorschlag, ihn nach den Fortifikationen zu begleiten, um ihn zu überzeugen, daß keinerlei kriegeriswe Vorbe- reitungen stattfänden. Aber der Admiral wies das Anerbieten zurü und sandte nach Ablauf der 24 Stunden ein neues Ultimatum, die Desarmirung und Uebergabe der Forts fordernd. Der Khedive be- eilte sich, den Admiral zu überzeugen, daß er diese Peerungen nicht zugestehen könne, weil fein Grund vorhanden sei, dieselben zu retfer- tigen, worauf der Admiral vier Stunden vor dem Ablauf der von ihm selbst gestellten Frist dadur also den Grundsatz des Rechts der Nationen mit Füßen tretend das Bombardement be- gann. Eine sehr bedeutsame Thatsache ist die folgende: nit nur haben sich die Engländer und die Franzosen enthalten, Delegirte an das zur Aburtheilung der Alerandrinishen Aufrührer eingeseßte Tri-

. bunal abzuordnen, sondern während des Bombardements feuerte der

britishe Admiral sogar auf das Schiff, auf welchem die Aufrührer in Verwahrsam gehalten wurden und tödtete mehrere derselben, während andere die Flucht ergriffen. Man kann s\ich kaum denken, daß die Kugeln des englishen Admirals mit der Absicht auf dieses Ziel ge- richtet wurden, um die Gefangenen zu befreien; doch wurden jene Kugeln ohne Zweifel zu einem besonderen Zwecke, der für den Augen- blick noch nit aufgeklärt ist, in der Richtung abgefeuert.

(A. Allg. - Zta.) Nach einer Alexandriner Depesche des „Standard“ sißt gegenwärtig an Bord des „Helikon“ unter Borsitz des Admirals eîn aus leitenden militärishen Äutoritäten bestehender Kriegsrath, welcher ih mit dem militärischen Ergebnisse des Bombardements, beziehungsweise der Feststellung der Wir- kungen der Schiffsgeschosse auf die Forts, beschäftigt. „Die zerstörten Forts sind,“ beribtet der Alexandriner Correspondent des genannten Blattes, „durch Offiziere der Marine-Artillerie, der Flotte und der Armee untersucht worden, wobei bis zur Evidenz dargethan wurde, daß das Mauerwerk den modernen Kanonen gegen- über unhaltbar ist, indem dasselbe dur die {weren Geschosse in kleine Stücke .zerbröckelt wird. Die aus Sand aufgeführten Erdwerke jedoch von einer besonderen Dicke widerstanden jedem Scbusse, indem die Projektile einfach eine tiefe Furce cingruben, aus welcher sie {nell in die Höhe _aufs{lugen. Bn Ras-el-Tin-Fort waren die Kanonen selbst beschädigt, in den Forts Ada und Pharos dagegen ließen die Artilleristen die Geshütze im Stiche, und die letzteren wurden durch unser Feuer niht unbrauchbar gemabt. Die Untersuchbung wies nach, dal umere Zünder von äußerst \{lechter Beschaffenheit waren, da cine Menge nit geplatzter Bomben umherlag. Die Richtung unsers großen Feuers war vortrefflih, aber die Elevation durcaus nicht genau. Von dem furchtbaren Kugelregen, welchen die Gatling- und Nordenfeldt-Mitrailleufen niedershauern ließen, waren in diesen Forts nur wenige Spuren zu schen, und es sind nur zwei Kanonen dur dieses Feuer beschädigt worden. Viele von den feindlichen Ge- {üßen wurden durch den eigenen Rückstoß außer Aktion gefeßt. Nad sorgfältiger F rafung der Wirkungen unseres Feuers sind die Artilleristen der Ärsicht, da besondere, gegen diese Wirkungen gebaute Forts dem Feuer der Scbiffsgeschüte zu widerstehen vermöch- ten, wobei die einzige Chance der leßteren darin bestände, auf die Brustwehren zu zielen und zu traten, die Kanonen zu demontiren, Sollte das Fort Tewfik in Abukir dur die Flotte beschossen werden, so würde das Resultat vom technishen Standpunkt aus besonderes Interesse bieten, da dieses Fort nah den neuesten Prinzipien der Be- festigungskunst gebaut ist." In einem Artikel, welchen der „Standard“ auf rund diejes Berichtes veröffentliht, werden einige interessante Schlußfolgerungen aufgestellt, Vor Allem habe au die Beschießung von Alexandrien bewiesen, daß Erdwerke den großen modernen Geschüßen besser zu widerstehen vermögen als Mauern. Wenn troßdem Mauerwerk zur Verwendung gelangen muß, so soll dasselbe durch Erde ges{üßt werden, Was das Sthiesien der Sciffs- ge chüße und insbesondere die konstatirte Thatsache an elangt, daß die

chtung zwar gut, die Elevation jedo \{lecht war, so erklärt das englishe Blatt dies mit der fortwährenden Bewegung, in welcher sih die Schiffe selbst bei ruhiger See befinden. In der That genügt das leiseste Shwanken, um die sorgfältig gewählte Elevation des Geshüßrohres zu verändern. Dagegen is dee „Standard über die Erfahrung, daß die meisten Zünder der Hohlgeschosse versagt haben, e betrübt. Er empfiehlt daher, keine Opfer zu scheuen, um diesem Uebelstande abzuhelfen, Die Wirkung der Re- volverkanonen sucht der Verfasser jenes Artikels ohnedies mehr in der r GhterunE der feindlichen Arktilleristen, als im wirklichen Treffen.. Aus allen bei Alexandrien gemachten Erfahrungen gelangt der „Stan- dard“ zu folgenden Séblußfolgerungenz. E

eigentli eine Anklage--

„Ist es wahrscheinli, daß eine Panzerflotte im Kampfe mit Küstenbefestigungen siegrei bleibt oder nicht ? Ueber diesen Punkt fönnen wir nur sagen, daß in Alexandrien nichts geschehen ist, was die Meinung der wissenscaftlih gebildeten Offiziere darüber zu mo- difiziren geeignet wäre. Unter Umständen mögen Panzerschiffe noch so chwach und Forts no so stark sein, oder umgekehrt, ein Ver- gleich zwischen beiden ist nicht zu ziehen. Und das leßtere hat fich bis zu einem gewissen Punkte vor Alexandrien er- wiesen. Die egyptishen Artilleristen waren im Besiße von vortrefflih gezogenen Geschüßen, aber sie wußten dieselben nicht auf das Vollkommenste avszunüßen. So besaßen sie z. B. keines jener modernen Mittel, um mit Bestimmtheit von Augenblick zu Augen- blick die genaue Entfernung eines sich bewegenden Objektes fest- zustellen, und ohne eite derartige Kenntniß muß jedes Feuer unsicher sein. Aus dem einen oder dem anderen Grunde ist es sicher, daß ihr Feuer verhältnißmäßig schwach und un- genau war. Die Sciffe wurden hauptsächlich nur von Geschossen aus glatten Kanonen getroffen, und diese haben be- fanntlih eine geringe Wirkung auf moderne Panzerfahrzeuge. Wenn im Gegentheil die Egypter einige von jenen Hundert-Tonnen-Kanonen besessen hätten, wie sie in Malta und Gibraltar aufgestellt sind, und wenn die Bedienung8mannschaft derselben geshickt genug gewesen wäre, sich dieser Kanonen wirkungsvoll zu bedienen, so würde jedes einzelne Geschoß den dicksten Panzer unserer Schiffe durchgeshlagen haben, und wir hätten von in den Grund geschossenen Panzer- schiffen spreben hören. Der einzige Schluß, ‘der aus der Be- \chießung gezogen werden kann, ift, ai im Falle Panzer- chiffe und Forts gleich mächtig armirt ind, mit gleih guten Artilleristen ausgestattet und im Allgemeinen mit gleih guten wissen- shaftlihen Mitteln aegen einander ausgerüstet sind, dir Panzerschiffe beim Kampfe den Kürzeren ziehen müssen. Die Handhabung ihrer Geschüße kann nicht fo gut sein und das Fort kann troßdem sein Feuer so lange fortseßen, als ein einziges Geschüß montirt bleibt, während ein in gleicher Weise zers{ossenes Schiff längst gesunken sein muß. Es ift dies seit Langem die Ansicht der fachgebildetsten Militärs gewesen, und wir glauben, daß die Beschießung von Alexan- drien an dieser Ansicht nichts geändert hat.“

Auf Veranlassung des Dr. Schweinfurth hat si, wie der „K. Z.“ aus Alexandrien gemeldet wird, zum Schu gederJnter- essen der dortigen europäischen Kolonie ohne Unter- schied der Nationalität ein Comité de Vigilance gebildet. Dem diesbezüglichen proviforishen Programm sind die folgen- den wesentlihsten Punkte entnommen : A

Das Comité de Vigilance ist das Organ der europäischen Ko- lonie in Alexandrien. Dasselbe wird der geseßlichen Regierung des Landes feine moralische Unterstützung angedeihen lassen; es wird Jeder zur Wiederherstellung der Ordnung und Wohlfahrt des Landes ein- geseßten Gewalt zur Seite stechen, den verschiedenen Behörden bei jeder Gelegenheit seine Wünscbe _ mittheilen, dem allge- meinen Verlangen, betreffs Errichtung eines Freiwilligencorps zur Ueberwachung der Sicherheit der Europäer Rechnung tragen, alle den verschiedenen Behörden im Interesse der Europäer zu unterbreitende Vorschläge prüfen, die öffentlihe Meinung in Europa über alle Er- cignisse, die auf die europäischen Interessen nachtheilig wirken fönnten, aufklären und die Sachlage im wahren Lichte darstellen ; endlich wird dasselbe im Einvernehmen mit den verschiedenen, in Europa gebildeten

ülf8comités den Flüchtigen bei der Rückkehr wieder zur Arbeit ver- Pi und sih alle Mühe geben, um das Einvernehmen zwischen den verschiedenen Nationalitäten der europäischen Kolonie zu sichern, das Vertrauen wieder zu erwecken und die Wiederaufnahme der Geschäfte zu fördern.

Zeitungss\timmen.

In der „Staatsbürger - Zeitung“ folgenden Artikel:

Bisher wurde das stolze „civis Romanus sum“ nur von den Engländern angewandt, und jeder Engländer war, wenn ihm irgendwo Gewalt angethan wurde, des Schutzes seiner Regierung gewiß. Jett fangen auch die Deutschen an, sih so als Glieder eines wichtigen Staates zu fühlen und zu wissen, dieser {ütt sie. Allerdings ist darum unsere Marine sehr in Anspruch genommen, aber der Segen ihrer Rührigkeit kommt unserem Handel in hohem Grade zu Gute. Unter dem Schutze der deutschen Flagge leben die Deutschen auf den entferntesten Punkten der Erde sicher und ruhig, und unsere Handels- iffe sind auf allen Meeren verbreitet. Man sieht daher au, wie unser überseeischer Handel immer größere Ausdehnung gewinnt und sich nach allen Häfen hin erstreckt. So hat der Handel zwischen Deutschland und Neusüdwales im vorigen Jahre bedeutend zugenom- men und sind daselbst 28 Dampfer mit 17167 Registertonnen eingelaufen, Das zeigt einen erfreulichen Anwachs gegen 1880, und derselbe würde noch größer gewesen sein, wenn man dort nicht begründete Klage über die ungenügende und daher nactheilige Art der Versteuerung besonders auf Hamburger Schiffen zu führen gehabt hätte, und wenn nicht eine so ungeordnete Art der Ablieferung stattfände, welhe manhe Sendungen durch falsche Auëladung ganz in Wegfall kommen ließe. Aber nur Schnelligkeit und Regelmäßigkeit können den Handelstranéport auf deutschen Sciffen heben. Denn noch ist der deutsche Import dorthin gering, im Verhältniß zu den anderen Nationalitäten. Im Ganzen hatte die Einfuhr in Sidney einen Werth von beinahe 14 Mill. Pfd. Srerl., wovon nur 47 169 auf Deutschland kamen. Wir ha en eben ge- sagt, daß deutsche Schiffe jeßt auf allen Weltmeeren heimisch sind; wir wollen dies mit einigen Daten näher nachweisen. Jn den beiden Haupthäfen von Formosa sind im Ganzen im vorigen Jahre eingelaufen: 161 fremde Schiffe, darunter allein deutsche 64. Was das chinesische Theegeshäft und den Export betrifft, so arbeiten jeßt deutsche Firmen mit gutem Erfolg daran, die bisher übermäch- tige englische Konkurrenz zu beseitigen. In Port au Prince auf Hayti liefen im vorigen Jahre unter îim ganzen 322 Schiffen 37 deutsche ein, welche sich hauptsälich am Kaffec-Export bethei- ligten. Was die Einfuhr betrifft, so stehen die deutshen Schiffe in erster Linie, und zwar besonders mit Eisen- und Stahlwaaren des jeßt einen neuen Aufs{chwung nehmenden rheinisch - westfälishen In- dustriebezirks, Die deutsche Flagge ist überall beliebt und gern gesehen, wie sich auch das Ver alten der deutschen Schiffs- mannschaften überall vortheilhaft auszeichnet. Wenn aber troßdem der Verbrauch deutsher Waaren an einzelnen Punkten abgenommen hat, so sind die Gründe der DIDGE gegen deutsche Fabriken bekannt: theils hat das vielbesprohene Reuleauxsche Urtheil daran Schuld, theils aber auch die geringe Sorgfalt, welche vielfa auf eine zierlihe, geschmackvolle Verpackung verwandt wird; werden diese beiden Klagepunkte entfernt, so wird sih der Konsum deutscher Waare in den überseeishen Gebieten unermeßlih steigern.

Das „Wiesbadener Sonntagsblatt“ bemerkt:

Ganz augenscheinlich is der Aufshwung der industriellen Thâtigkeit in unserem Vaterlande seit Einführung des neuen Zoll- tarifs, Damit geht Hand in Hand eine Zunahme des Export- geschäfts. Unter 24 großen Gruppen deutscher Jndustrieerzeugnisse efinden sich nur 3, die eine Lines des Erports, dagegen 21, welche in den ersten sech8s8 Monnten dieses Jahres zusammen 82168 t à 1000 kg mehr ausgeführt en als im ersten Semester 1881, So haben, um einige herauszuheben, Maschinen einen um 14 481 t erhöhten Éxport, Eilen und Stahlwaaren um 4845, Chemikalien um 18 350, Papierwaaren um 7706, Branntwein um 18 630 t u. \. w. Also troy erhöhter Schuyzölle eine erhöhte Exportfähigkeit und dabei ein gutes und griunoes Geschäft im Inlande, das giebt wieder Lchtblicke in die Zukunft.

der „NeuenPreußischen Zeitung“ lesen wir: Wen ae die Wirkungen der gegenwärtigen Zollpolitik die Meinungen noch \o sehr auseinander gehen, \o begegnen sih doch fast

finden wir

alle Stimmen, selbst die Stimmen entschiedener Anhänger des Frei- handels in dem Urtheil, daß der Zolltarif der Eisenindustrie und den verwandten Industrien nüßlich gewesen ist. So ist in dem Bericht der Handelskammer für die Kreise Arnsberg, Brilon und Meschede, der sonst der Wirthschaftspolitik nicht viel Gutes nachsagt, zuïélesen, daß die in den leßten Jahren eingetretene Steigerung der Produktion im Eisensteinbergbau zum großen Theil auf Rechnung der in dieser Zeit geänderten Wirthschaftspolitik zu seßen sei. In Weißblech, meldet der Bericht ferner, war die Nacb- frage befriedigend; doch blieben die Preise dur die englische Kon- kurrenz, die troß des Schußzolles noch immer mädhtig sei, gedrückt, und nur dem „mäßigen“ Schutzzoll sei es zu verdanken, daß diese In- dustrie niht dem Erliegen nahe gebrabt worden. Im Übrigen richtet der Bericht dieser Handelskammer seine Aufmerkfamkeit vorzugsweise auf das Verkehrswesen und erkennt in dieser Beziehung die Maß- regeln des Ministers der öffentlichen Arbeiten, namentli in Bezug ur 4 kräftige Förderung der Sekundär-Eisenbahnen mit lebhaftem anke an.

Der „Barmer Zeitung“ wird aus Lennep über das Wiederaufblühen der Tuchindustrie u. A. Folgendes be- richtet :

Sämmtliche Fabriken sind noch vollauf beschäftigt für bestellte Sommerwaaren, viele derselben waren gezwungen, mehrere Monate Tag und Nacht zu arbeiten, um die einlaufenden Aufträge zu er- ledigen, Der Hauptabnehmer war Nordamerika und es laufen auch jeßt wieder von dort zahlreiche Bestellungen auf Winterwaaren ein. Glatte Waare wird wenig verlangt, mehr Kammgarnstoffe, Bucbskin und Nouveautès. Die hiesige Kammgarnspinnerei mit 10 000 Spin- deln ist gleichfalls vollauf beschäftigt, und es scheint somit die E der gescbäftlichen Krisis für die Tuchindustrie glücklich beendet zu fein.

Statistische LTachrichten.

Die Na®bweisung der Einfuhr und Ausfuhr der wich- tigeren Artikel im deutschen Zollgebiet für die Zeit vom 1. Ja - nuar bis Ende Juni 1882, welche das jüngst ausgegebene Juni- heft der Statistik des Deutschen Reichs enthält, ergiebt, daß die Waaren aus fuhr auch im ersten Halbjahr d. I. eine erhebliche ZU- nahme erfahren hat. Von Einfluß hierauf seinen die am 1. Juni d. J. in Oesterreich - Ungarn und die am 1,./13. Juli d. J. in Ruß- land eingetretenen Aenderungen der Zolltarife gewesen „zu sein, in Folge deren viele Waarenartikel bei der Einfuhr nach diesen Ländern im Zoll erhöht bezw. mit Zoll neu belegt worden sind. Besonders merkbar sind die augenscheinlich in Voraussicht dieser Zollerhöhun- gen 2c. im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres herbeigeführ- ten Steigerungen der Ausfuhr nah Rußland bei: Baumwollengarn (Alles in Doppelcentnern zu 100 kg) +2160, rohem Blei 4-14 920, Alaun —+ 5356, Anilinfarben + 1059, Mineralwasser + 1043, Salz- und Schwefelsäure + 3401, rohen Platten und Blechen aus \{chmiedbarem Eisen + 9430, Eisendraht + 35 917, groben Eisenwaaren + 8670, rohen Rinds- und Roßhäuten + 8163, Tischlerwaaren —- 7874, Maschinen + 19 543, festem Palmöl + 2311, Talg + 1637, Halb- stoff zur Papierfabrikation 1697, Shoddy 5623, Wollen- garn + 3525 und rohem Zink + 8220. Erhebliche Mengen von jolhen nach Rußland bestimmten Waarenartikeln dürften au den Weg über Oesterreich eingeshlagen haben, denn hieraus scheint die. Steigerung der Ausfuhr nach Desterreih-Ungarn hinzudeuten, welche bei rohen Rindshäuten um 5414, Schwefelsäure um 6494, Tischler- waaren um 4117, Sboddy um 2636 und rohem Zink um 6444 Dop- pelcentner eingetreten ist, Noch erheblicher is die Steigerung der Ausfuhr nach Oesterreih-Ungarn selbst in dem gedachten Zeitraum. Sie betrug in Doppelcentnern bei: dichten Baumwollenwaaren -+ 383, baumwollenen Strumpfwaaren + 391, fkalzinirter Soda + 7253, Mineralwasser + 2638, Roh-, Bruch- und Luppeneisen + 199 246, \{miedbarem Eisen und Eisendraht + 14 821, Platten und Blecben aus s\{chmiedbarem Eisen + 10 746, gewalzten und ge- zogenen Röhren aus schmiedbarem Eisen + 19 641, Eisenbahn- \cienen, Laschen, Schwellen, Eisenbahnachsen, Eisenbahnrädern und Puffern + 27 969, anderen Eisenwaaren + 16 696, Cement + 105 162, Maschinen + 39 270, Waaren aus edlen Metallen + 37, Leder + 1419, Lederwaaren + 276, Spirituosen + 3281, Schaumwein + 127, gebrannten oder gemahlenen Cichorien + 3223, festem Palm- und Kokosnußöl + 13 746, Stearin + 2296, Halbstoff zur Papier- fabrikation +10 334, Pappe + 2009, Theer + 1469, Thon- und Porzellanwaaren + 5858, Wollenwaaren + 1092 Doppelcentnern (zu 100 kg). s

Kun}, Wissenschaft und Literatur.

Der Verein für Lübeckishe Geschichte und Alter- thumskunde konnte, wie der soeben erschienene Bericht über seine Thätigkeit im Jahre 1881 meldet, im November vorigen Jahres be- reits auf cine bald 60 jährige Vergangenheit zurückblicken, denn im November 1821 war es, als der Ober-Appellationsgerichts-Rath Dr. Hach die erste Anreaung zur Bildung des Vereins gegeben hat. Auf die seitdem geübte Wirksamkeit im Interesse der vaterstädtischen Ge- \{ichtsforshung darf der Verein mit Befriedigung zurückblicken ; einen ganz besonders frischen Aufs{wung aber hat, wie der Bericht konsta- tirt, das Vereinsleben in den letzten Jahren genommen, Dies beweist namentlich das mitgetheilte Verzeichniß der in den monatlichen Winterver- sammlungen gehaltenen interessanten Vorträge, mit denen zum Theil die Ausstellung und Besprechung merkwürdigerAlterthümer verbunden wurde. Von den Publikationen des Vereins gelangten im vergangenen Jahre das Schlußheft des se{chsten Bandes des Urkundenbuchs und das zweite Heft des vierten Bandes der Zeitschrift zur Ausgabe. Die im Januar 1879 gemeinsam mit dem Verein der Kunstfreunde niedergeseßte Kommission zur Berathung über die Wiederaufnahme bezw. Fortseßung der Publikationen von Lübecker Bau- und Kunstdenkmälern hat als erste Lieferung des herauszugebenden Werkes die Domkirche in Aussicht genommen, zu deren druck- reifer Fertialtellung der Verein der Kommission die Hälfte des erforderlichen Kostenaufwandes von 500 A mit 250 4 zur Ver- fügung gestellt hat, nacdem der Verein der Kunstfreunde. eine gleiche Bewilligung bes{lossen hatte. Diè sorgfältig vorbereitete Ausführung einer planmäßig vorzunehmenden Ausgrabung auf dem Terrain des alten Lübeck, welche für den Sommer des Berichtsjahres in Aussicht

enommen war, und für welche die Gesellschaft zur Be- örderung gemeinnüßziger Thätigkeit bereits einen Kosten- beitrag von 500 M bewilligte, konnte leider Umstände halber nicht stattfinden. Es ift daher diese Ausgrabung auf den Sommer 1882 verschoben worden, nachdem die Gesellschaft si be- reit erklärt hat, die im vorigen Jahre nicht verwendeten 500 K zu diesem Zweck für das Jahr 1882 wiederum zur Verfügung zu stellen. Wie die Bibliothek des Vercins dur Schriftenaustaush mancherlei Vermehrung erfahren hat, so hat das kulturhistorishe Museum au im verflossenen Jahre, theils durch Geschenke, theils dur Ankäufe, reiben Zuwachs erhalten und aer nunmehr bereits 3490 Nummern. Eine besonders bemerkenêwerthe Erwerbung bilden zwei beim Bag- gern in der Trave gefundene bene E oder Kopfringe von gold- glänzender Farbe, welhe mit eingefeilten Rillen verziert sind, Daß die Sektion für die kulturhistorisde Sammlung \ih neben der Sorge für die Erweiterung des Museums auch die Erhaltung und Wiederherstellung alter heimisher Kunstwerke angelegen sein läßt, dafür giebt fee Notiz es Berichts Beleg. Bei mehreren auf dem St. Catharinenchor aufgestellten Altar- {ränken und Bildern macht si bereits seit Jahren ein Abblättern des Kreidegrundes bemerkbar, welbes mit der Zeit jene Kunstwerke mit völliger Vernichtung bedroht. Um demselben Einhalt zu thun, sind Verhandlungen mit dem Hofmaler Michaelsen in Wismar an- geknüpft worden, weldber zur Zeit mit der Restaurirung des Hauptaltars zu St. Georg daselb#ff beschäftigt is und diese Arbeit bislang zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt hat.

Im laufenden Frühjahr is zunächst die Wiederherstellung eines Altarschrankes aus der vormaligen Burgkirhe ins Auge ge- faßt. Das Museum war fortaeseßt lebhaft besucht. Infolge einer Anzeige der Staatsanwaltschaft, daß nach Aussage eines Zucbthausgefangenen eine Zeit lang die Absiht bestanden habe, fih der im Museum aufbewahrten silbernen Geräthe mittelst Einbruchs zu bemächtigen, wurden umfassende Mena getroffen, um einer von dieser Seite drohenden efahbr zu begegnen. Da hierauf bedeutende Kosten verwendet werden mußten, so reichten die dem Museum zur Bestreitung seiner Ausgaben zur Ver- fügung ftehenden Geldmittel nit aus, und mußte ein Defizit von 207 79 S auf das Jahr 1882 übernommen werden.

LanDd- und Forstwirthschaft.

Von der Mühlb a ch (Reg.-Bez. Wiesbaden), 15. August, meldet das „Wiesb. Sonntagsbl.“: Unsere Landleute sind gegenwärtig vollauf - mit den Ernte- und sonstigen Feldarbeiten beschäftigt. Da dieselben dur das fo lange antaltende nasse Wetter niht in Angriff genom- men werden konnten, beeilt man fich jeßt das Versäumte nachzuholen, und zwar um so mehr, als man, obwohl der Himmel eben eine freundlibere Miene aufgeseßt hat, dem Wetter doch nit traut. Der Roggen ist sämmtlich geschnitten und au meistens bereits unter Dach und Fah. Die Erträge sind verschieden, aber dur{ch\{nittlich gut. Das aus der neuen Frucht gewonnene Mehl ift niht sehr weiß, auch steht die Qualität des Strohes gegen die des vorjährigen zurü; beides ist wohl dem vielen Regen zuzuschreiben. Da der Weizen jest ebenfalls reif is, geht man eifrig daran, aub ihn*zu \{chneiden. Bleibt das Wetter bis zu Ende dieses Monats günstig, fo werden bis dahin wohl die meisten Halmfrüchte elngeerntet sein. Da die Kornernte die meiste Zeit und Arbeitskräfte in Anspruch nahm, fonnten die Frühkartoffeln noch nit ausgemacht werden. Es ift die höcbste Zeit dazu, denn sie faulen ungemein rash. In guten und feuhten Aeckern muß man froh sein, die Aus- saat wieder zu bekommen, Man befürchtet, daß auch die Spätkar- toffeln von der Fäulniß ergriffen würden, was freilich fehr nah- theilig für den Landmann wäre. Vorläufig wollen wir noch hoffen, daß es nit der Fall sein werde.

Ueber die Ernteaussichten in Bayern schreibt der „Regensb.-Anz.“: „Die jüngsten regenfreien Tage wurden in hiesiger Gegend sehr fleißig benußt, um das liegende Getreide unter Dach zu bringen; man kann wohl fagen, daß fast die ganze Ernte eingebracht ist. Der Schaden, den das Negenwetter angerichtet hat, ist im Ganzen Gott Lob nicht so groß, als befürchtet wurde, im Durchschnitt dürfte ein Zehntel der Fruht durch Auswachsen verloren sein. Von einer Krankheit der Kartoffeln hört man von Landwirthen der hiesigen Gegend Nichts.“

Der zehnte internationale Getreide- und Saaten’ markt in Wien findet am 6, und 7. September d. F. in der Rotunde des Weltausftellungspalastes statt. Nab dem Programm ist der 6. September dem Vortrage von Ernteberichten, der 7. Sep- tember den Geschäften gewidmet, zu deren Erleichterung Proben neuen Getreides aus allen wichtigen Produktions8gegenden des europäischen Kontinents, insbesondere aus Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Serbien und Rußland zur Aus|tellung gelangen. Verbunden ist dieser Markt mit einer Spezial-Ausftellung von Maschinen für Landwirthschaft, Müllerei, Bäderei, Brauerei, Spiritusindustrie und Getreidehandel, sowie mit einer Ausstellung von österreicb-ungarischen Hopfenmustern diesjähriger Fechsung. Anmeldungen zur Theilnahme sowohl an den geschäftlichen Versammlungen, als auch an den verschiedenen in Aussicht genom- menen Festli%ßkeiten werden von der Wiener Frucht- und Mehlbörse entgegengenommen.

Der „Közgazdasági Ertesitö“, Amtsblatt des Königlich ungarischen Ministeriums für Ackerbau, Industrie und Handel enthält folgenden Erntebericht aus Ungarn, nah dem Stande vom 1.—7, August: Nah den vorliegenden Berichten der einzelnen Komitate zu s{ließen, waren die Witterungsverhältnisse der Berichts- periode so wie der leßten Juliwoche den Erntearbeiten insofern nicht durchaus günstig, als die allzu häufigen Niederschläge theils der Bergung des bereits geschnittenen Getreides und theils der Bollendung des Schnittes hinderlib waren, Eine wesentliche Beeinträchtigung der Ernte durch die Witterung ist jedoch in Rücfsiht auf die zum Beginne derselben be- standenen günstigen Umstände, unter welchen ein großer Theil des Ge- treides in Sicherheit gebraht werden konnte, nicht wahrnehmbar. Hiervon ausgenommen sind nur jene einzelnen Fälle, in welchen die Niederschläge einen gewitterähnlihen Charakter annahmen oder in Hagel ausarteten. Lezteres war namentlich in eizelnen Bezirken des Somogyer, Zalaer und Hevéser Komitates der Fall, woselbst das noch stehende Getreide und zum Theil auch der Weinstock nicht unerheblich gelitten haben, j; A Ac)

Auf Grund der aus den einzelnen Mittheilungen seiner ständigen Berichterstatter gewonnenen Wahrnehmungen giebt das ungarische Amtsblatt folgende Uebersicht: Die Wintersaaten haben durchgehends eine „gute“ und die Sommersaaten eine „gute“ Mittelernte ergeben. Der Weizen hat , speziell im fsüdlihen Theile Unter-Ungarns (Alföld) und in _ein- zelnen Gegenden Siebenbürgens einen ausgezeichneten Ertrag geliefert. Die Getreidequalität ift durchschnittlich fehr gut und hat nur dur die in den leßten zwci Wochen herrshenden Regen, namentlich in höher gelegenen Gegenden, einigermaßen gelitten. Auch Korn hat, mit Ausnahme von Ober - Ungarn und von jenseits der Donau, wo- selbs die Ernte mittelmäßig ausgefallen „ist, einen guten Er- trag geliefert. Hackfrüchte stehen verschiedenartig; in ein- zelnen Theilen des Landes hatten dieselben dur die vor- herrschende Trockenheit gelitten, in anderen dagegen, _besonders im Alföld und in Siebenbürgen, ist die Bestockung sehr \{chön. Der Weinstok verspricht vorherrs{end einen guten Ertrag. Futter ist überall wenig gewachsen, doch verspriht die Nachmaht hie und da eine gute Ernte.

Gewerbe und Handel.

Die Augustnummer 20. Jahrgangs 1882 der „Gewerbehalle, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie“ (unter Mitwirkung bewährter Pa G mnner, redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn ebendaselbst) enthält folgende B Tafel 50: Gedenktafel in Email de Limoges, gemalt von Claudius Popelin mit einem Rahmen in getriebenem und ciselirtem Silber, ausgeführt von L, Falize, Sohn in Paris. Tafel 51: Dekorative S{löfser ; aufgenommen und Mette von Arcitekt E. Dörr in Karlsruhe. (Eines aus dem „kulturhistorishen Kabinet“ in Ueberlingen, das andere aus der Privatsammlung des Großherzogs von Baden.) Tafel 52: Sopha für ein VEREE entworfen von Ihne und Stegmüller, Architekten in Berlin, ausgeführt von Fr. Hege in Bromberg. Tafel 53: Münzhumpen ; entworfen, modellirt und ciselirt von Nicolaus Trübner in Heidelberg, Tafel 54: Grabs mäler in Terracotta, hergestellt von den Siegersdorfer Werken, Friedr. Hoffmann. (Eines davon, frühgothishen Stils, vom Garnison-Bau- inspektor Zaar in Breslau, das andere vom Hof-Bauinspektor Hoßfeld in Berlin entworfen.) Tafel 55: Gbergestäht gu Monza (italienishe Renaissance); aufgenommen von Professor F. Ewerbeck in Aachen, Tafel 56: Ornamentale Details vom Chorgestühl zu Monza (italienishe Renaissance); aufgenommen von Professor F. Ewerbeck in Aachen.

Verkehrs-Anstalten.

Der 14 km lange Schiffahrtskanal ge hdentG Liebenwalde ist am 15, d. M.,, mehrere Monate früher als man noch vor Jahresfrist glaubte annehmen zu dürfen, für den allgemeinen Verkehr eröffnet worden. An dem genannten Tage wurde der Havel- durhstih bei Bischofswerder, wo der Kanal in die Havel mündet,

ausgeführt und die Havelcoupirung daselbst geshlof}sen.