1882 / 225 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Sep 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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aite: nahm nach der Entgleisung auf der Unfallstelle vom Vorder- Ê des ‘erstens Wagens (S wagen) an gemessen nur noch eine ge von 167 m ein. iesengrund links und nahe der Bahn

stand unter Wasser, welches vermuthlich dur die Trümmer des uges

an seinem Abfluß nach und durch den dur{hlaß gehindert

und aufgestaut worden war; noch in näcbstfol enden

Tagen, welce vielfa Niederschläge brachten, war der dem Bahn-

a A zunächst liegende Theil der ohnehin feuchten Wiese mit Wasser

Das Bahngeleis zeigte bereits 226 m vor der Unfallstelle die erste Spur einer äußeren Einwirkung auf das Geleis und 56 m weiter, in der Richtung na der Unfallstelle hin, den Anfang einer Schienenverbiegung, 27 m von da den Anfang der bedeutenderen Geleiskrümmungen, weitere 24 m in der vor- angedeuzeten Richtung war die linke Schiene des Geleises nach links gedrückt und 14 m hiervon entfernt die linke Schiene ekantet; 12 m weiter (nahe hinter Station 5,4) zeigte \ich die erste tadspur und weitere 10 m mehrere Radspuren auf den Schwellen, dicht dahinter lagen beide Scienen gekantet; von hier ab war das Geleis nur noch stellenweise vorhanden. n einer weiteren Ent- fernung von 20 m begann die Stelle, wo die Schwellen zertrümmert und zermolmt und die Schienen in der Richtung nah links und in der des fahrenden Zuges gebogen und verschoben waren, Pei fehlten. Es fanden sich Schienen, welche bis zu 0,650 m eil gebogen waren, und zwei ziemlich glei lange Stücke einer gebrohenen Schiene lagen unter dem Tender, zum Theil in den Boden einges{oben, von denen das eine Stü eine fast halbkreis- förmige Biegung hatte. Der Bohlenbelag des Durclasses war zer- trümmert und waren Spuren der Räder auf den verbogenen Diago- nalverbindungen der eisernen Träger und auf letzteren selbst wahrzunehmen. Hinter dem Durhlaß waren beide zugehörige Schie- nen nah Caen gebogen. Die Telegraphenléitungen waren dadur, a eine Telegraphenstange durch die umgestürzten nig d umgedrüdckt und gebrochen worden war, vollständig zerrissen und in die Wagen- trümmer verwickelt. Die vorgedachte Telegraphenstange wurde mit ihrem unteren Theil unter den Wagentrümmern in einer, der Richtung des fahrenden Zuges entsprechenden, jedoÞd von der Bahn abgekehrten Lage gefunden, während der obere ca. 24 m lange Theil zwischen den oberen Wagentheilen lag.

Wie die ersten Schienenverbiegungen und Geleiskrümmungen aus- gesehen hatten, konnte wegen der bereits vorgenommenen Aufräumungs- arbeiten und Wiederherstellung der normalen Geleislage von dem Unterzeichneten niht mehr vollständig konstatirt werden.

Die Entgleisung hatte im Gefolge, daß eine große Zahl Passa- giere theils getödtet, theils {wer, theils leiht verleßt wurden. Der Tod von 52 Passagieren wurde am 4. d. Mts. festgestellt, hierauf ftarben bis zum 6. d. Mts. Abends noch 7 Passagiere und bis zum 8. d. Mts. Vormittags noch 4 Passagiere im akademischen Spital in Freiburg, wohin die Verwundeten gebracht worden waren und die aufmetksamste Pflege und Behandlung genießen. Zur Zeit befinden sid im vorgedahten Spital noch 72 \{werer verleßte Passagiere in ärztliher Behandlung. Außer diesen Passagieren dürfte eine vielleicht nit unbedeutende Zahl Leichtverwundeter noch in derselben Nacht, theils von Freiburg über Mülheim, theils mit dem sofort requirirten Hülfszug von Hugastetten nah Colmar und Münster direkt nah Hause gefahren sein. Vom Zugpersonal hat der Zugmeister (Zugführer) beim Heraus\{leudern aus dem Gepäckwagen (Schut- wagen) eine Kontusion im Gesicht und außerdem eine Gehirnerschüt- terung erlitten, während der Lokomotivführer, Heizer, die Schaffner und der Wagenwärter unbeschädigt geblieben sind.

Die vom Wärterposten mittelst des Läutewerks requirirte Hülfs- maschine fuhr unter Leitung des Bahnamts-Vorstandes zu Freiburg die ersten verwundeten und unverletzten Passagiere des verunglückten

uges in den Wagen des 8 Uhr 43 Minuten Nachmittags von

reiburg abgegangenen fahrplanmäßigen Zuges- Nr. 288 welcher bei vorgenanntem Wärterposten zum Halten gebracht worden war na dem Bahnhofe Freiburg zurück. Die Aerzte, die Frofellóren der medizinischen Fakultät sowie die Feuerwehr in Frei- urg leisteten auf der UnglückSsftätte unter der aufopferndsten Thâtig- keit energische Hülfe, so-da um 2 Uhr NaWts ein lebender Verleßter \fih nicht mehr auf der Unfallstätte befand. Die Getödteten wurden nah Freiburg gebract, die leßten sind noch im Laufe des 4. d. Mts. aus den Trümmern des Zuges herausgeholt.

Beschreibung der Bahnstrecke.

Die im Ober- und Unterbau eingeleisige Bahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Freiburg und Hugstetten schließt an die Gerade des Bahn- Hofs Freiburg mit einer Curve von 420 m Radius an und liegt Zaun bis zum Bahnhofe Hugstetten ununterbrochen in einer geraden

inie, Die auf Grund eines Revisionsnivellements erhaltenen Nei- gungsverhältnisse find folgende:

An die Horizontale des Bahnhofes, welche in dieser Richtung von der Milte des Bahnhofes auf 420 m Länge endet, {ließt sich auf 471 m Länge eine Neigung von 1 : 79,

sodann , 2094 , , 2 . «A 280; e 1809 L L Í E eo 07 E A L: ¿ Jt 368, O. ú ö Z L T LLL: und \{ließlich bis zur Mitte des Bahnhofes Hugitetten eine Horizontale an. Die Gesammtlänge von Station zu Station beträgt 7,416 km.

Das Bahnplanum in Höhè der Stienenkante hat eine Breite von 3,6 m und liegt zwishen den beiden genannten Stationen wechse!nd zwischen # und 1} m und an der Unfallstelle etwa } m über der Erdoberfläche.

Der Bahnkörper besteht aus kieshaltigem Boden und sind die in 1:1,5 geneigten Auftragsbös{ungen gut begrünt. Soweit die Bahrstrecke durch den Wald Mooswald führt, an dessen Aus- Gui die Entgleisung stattfand, pu dieselbe zu beiden Seiten am

ußpunkte der Böschungen mit einer ppr. } m hohen gewacsenen Hecke

ngefricdigt. In 5,489 km befindet sich ein 1,15 m breiter Wasserdur(laß, welcher bestimmt is, das Wasser von der linken auf die rechte Seite des Bahnkörpers abzuleiten. Derselbe hat aus großen Mauersteinen hergestellte Widerlager, auf welchen eine einface Eisenkonstruktion aus [ trägern den Ucberbau bildet. Auf letzterer sind die Schienen direkt befestigt und zwischen und neben diesen liegt ein Bohlenbelag zur Abdeckung der Oeffnung.

Der Oberbau besteht fast durchweg aus 102 mm hohen, 26,67 kg per lfd. Meter \{chweren eisernen Schienen, welche" auf je 7,5 m Länge von 9 Schwellen aus kiefernem und eihenem Holz unterstützt \ind. Die Schienen sind mit \{webendem Stoß verlegt und die Schwellen lagern in reinem groben Kies.

Dieser Oberbau wird allmäblich durch einen stärkeren und war eisernen Oberbau erseßt, welcher aus 7,5 m langen, 129 mm

ohen Stahlschienen von ppr. 36 kg Gewicht per lfd. Meter und eisernen an den Kopfenden elilostenen Querschwellen besteht. on demselben find zwischen ten Wärterstationen 2 und 4 ca. 1250 Ifd. Meter Geleis verlegt.

Vom Bahnhofe Freiburg ab sind bei Niveau-Ueber ängen von Wegen in Entfernungen von etwas mehr als 1 km, Bahnwärter zur Beaufsichtigung der Bahnstreckde und Bedienung der Uebergänge postirt ; der erste derselben pent am Bahnhofe Freiburg und bedient zuglei das Einfahrtésignal, etwa 14 km weiter Bahnwärter

. 2, sodan am Anfang des Mooswaldes Bahnwärter Nr. 3, im Mooswald Bahnwärter Nr. 4 und etwas über 14 km von Mesem entfernt ppr. § km hinter der Unfallstelle Bahnwärter

De

Muthmaßliche Ursache der Entgle isung.

Nah den von dem Unterzeichneten am 5. d. Mts., Nachmittags, an Ort und Stelle angestellten Untersuchungen ergab sib, daß der Bahnkörper der qu. Bahnstrecke durchweg die vorgeschriebene Breite hatte und in gutem Zustande sih befand, der Oberbau, insbesondere vor und hinter der Unfallstelle, eine rormale Lage hatte, die richtige Spurweite überall tgrharden war, die Shwellen, Schienen und deren Verbindungen und Befestigungen einem betrieb s\icheren Zustande ent-

spracen, nirgends eine Lockerung der Verbindungen si zeigte und das Bettungsmaterial von guter Beschaffenheit und reihlich zwischen den Schwellen v den war. à

Es erscheint hieraus die Folgerung berechtigt, daß der Zustand der Bahn und speziell des Oberbaues den Unfall nit herbeigeführt haben kann, zumal das Geleis aus Schienen von 102 mm Höhe und 26,27 kg Gewicht per lfd. Meter bestehend, mit scinen Unterlagern 9 Schwellen auf 7,5 m Geleis und seinen Verbindungen und Befestigungen als ausreichend stark für Züge angeschen werden kann, welche mit einer Geschwindigkeit gefahren werden, wie die seither auf dieser Bahnstrecke verkehrenden Züge.

Der Zug bestand, wie {on erwähnt, aus einer dreiachsigen Güterzugmaschine, deren Triebräder (Mittelräder) vor- und rüdwärts gekuppelt sind und deren sämmtlihe Achsen vor der Feuerbühse liegen, mit einem Cylinder von 455 mm Durmesser bei 685 mm Kolbenhub —, sodann einem unbeladenen Gepäckwagen (Schußwagen) mit Bremse, 26 Personen- wagen III. Klafse, darunter 5 mit Bremsen, und einem leeren Güter- wagen (Schlußwagen)-mit Bremse.

Bei der späteren genaueren Untersubung der Maschine ergab si, daß an derselben wie angenommen werden darf, in Folge der Ent- gleisung nur die Schienenräumer und die Schlammhahnrelle ver- bogen waren und an dem rechtseitigen Schienenräumer das untere Ende abgebrochen war und an dem- Tender der {linke Fußtritt, die Ver- bindungsstange der vorderen Bremsklôöße am Hinterrad und der Zug- haken, dieser nach links, verbogen, die vordere Trottoirkante etwas aufgestülpt, die linke Buffersheibe abgebrochen und die Kuppelung Ren, worden war. Alle übrigen Theile sind unbeschädigt gebl eben, in8besondere sind die Radreifen ohne jede Beschädigung und nicht s{arf gelaufen, aüh ist die Kuppelung zwischen Maschine und Tender bis auf eine durÞch die \chräge Stellung des Tenders nach der Entglcisung bedingte Verbiegung der Kuppelbarren intakt und die Hinterwand des Tenders vollständig unverleßt gefunden. Nach der Hebelstellung zu \{ließen, hatte der Lokomotivführer im Augenblicke der Entgleisung Contre- dampf zur Erböhung der Bremswirkung nicht gegeben.

Aus dem Umstande, daß die unbeshädigt gebliebenen Fahrzeuge, sogar die Lokomotive sammt Tender, nach der Entgleisung in einem guten und betriebsfähigen Zustande \ich befunden haben und daß einzelne Theile der Fahrzeuge vor dem Beginn der Unfallstelle auf oder neben der Bahn nit gefunden worden sind, darf angenommen werden, daß sämmtlihe Betriebsmittel des Zuges bei ihrer Abfahrt von der Station Freiburg durchweg betriebs- sier waren und kein wesentliher Theil eines Fahrzeuges bis zur Unfallstelle shadhaft geworden.

Nach vorstehenden Auseinanderseßungen dürfte der Unfall weder in dem Zustande des Bahnkörpers oder des Oberbaues, noch in dem- jenigen der Betriebsmittel seine Entstehung gefunden haben und muß dieselbe, sofern niht andere \ck{wer erklärbare, vielleiht sogar unauf- geklärt bleibende Einwirkungen stattgefunden haben wie dies bei Cisenbahnunfällen nicht selten obgewaltet hat in der Handhabung des Betriebes bezw. des Fahrtdienstes gesuht werden.

Bezüglich der vorbeschriebenen Maschine is zu erwähnen, daß, wenn dieselbe auch vorwiegend zur Beförderung von Güter- insbe- sondere Eilgüterzügen bestimmt if, deren Verwendung zum Trans- port von {weren Personenzügen, welde mit geringer Ges{windig- keit gefahren werden sollen, also in diesem Falle den Güterzügen glei zu achten sind, niht ausges{lossen bleibt. Mit der Le schriebenen Geschwindigkeit von 40 km in der Stunde durfte die be- treffende Maschine sür den in Rede stehenden Extrazug verwendet werden, ohne daß die Sicherheit des Zuges als gefährdet angesehen werden konnte.

„Bevor die gerihtliche Untersuhung über den Unfall nicht voll- ständig abgescblofsen ift, können über die Ursache der Entgleisung auf Grund der örtlihen Erhebungen und Untersuhungen nur Ver- muthungen ausgesprohen werden. Der Zustand der Unfall- stätte, insbesondere der Umstand, daß die Lokomotive und der Tender bei angezogener Bremse uen Weg von ca. 40 m außerhalb des Sctienengleises im fümyLo die Achsen sid -einw gen und die ersten 10 bis 12 Wa-

oon dieser sih abreißend, ohne jede Füh- d engeleis, ca. 60 m über die Stelle, an Maschine den Bahnkörper wver- lassen hatte, hinauslaufen konnten, ehe sie dur Hin- dernisse zum Stillstand, bezw. Umsturz gebracht wurden, sodann die außerordentlich ftarke und ausgedehnte Zertrümmerung der Wagen gestattet, in Uebereinftimmung mit der bereits im vorläufigen Bericht des Unterzeichneten ausgefprochenen Ansicht, die Annahme, daß: der Zug im Augenblicke der Entgleisung sich mit einer sehr großen Geschwindigkeit bewegt hat, und daß entweder der Lokomotivführer dieselbe zu regeln oder zu vermindern unter- lassen oder daß Seitens des Bremserpersonals den etwa von ihm gegebenen Signalen gar niht oder nicht rechtzeitig Folge gegeben ist. Die wirklihe Größe der vor und während der ntgleisung des Zuges stattgehabten Geschwindigkeit wird um des- willen \{chwer festzustellen sein, weil die bezüglihen Wahrnehmungen der Passagiere des Zuges immerhin nur subjektiv sind und ein Ap- parat Gefchwindigkeitsmefser —, durch welchen die auf jedem Theile der digkeit bleibend registrirt wird, in demselben niht vor- handen war. ergeben, ob der Lokomotivführer durch rechtzeitig gegebene Signale , das Bremserperfonal avertirt und dieses darauf hin und den fonstigen speziellen Vorschriften entsprechend pflihts{uldigst gehandelt hat. Ueber die Vollziehung der Entgleisung lassen sich auf Grund der vorbeshriebenen Wahrnehmungen Annahmen dahin machen, daß ent- weder der der Maschine folgende Zugtheil bei großer Geschwindigkeit durh sein bedeutendes Gewicht dasselbe betrug ppr. 325 000 kg en Ctr.) die Lokomotive aus dem Geleis gedrückt hat, ofern letztere, sei es in Folge plößlihen Bremsens der Lokomotive bezw. des Tenders, sei es aus anderen nicht bekannten Gründen, augenblicklich eine langsamere Bewegung annahm, oder aber daß die Moascwine des Zuges in der geneigten Strecke bei zu großer Geshwin- digkeit eine für die normale Geleislage verderbliche \ch ingernde Be- wepung annahm, wodurch allmählich das Geleis in seiner Lage vers{oben und in seinen Verbindungen gelockert wurde, bis \{li&lich die mit dem Wachsen der Geschwindig- keit des Zuges zusammenhängende Verstärkung der Schläge und Stöße

gen hinter der Maf rung durch ein S welcher vermuthlich die

. der Räder, nicht blos derjenigen der Maschine, sondern au der

sämmtlichen nachbfolgenden Wagen des Zuges, auf die Junenseiten der Schieney das Swienengestänge in seinen einzelnen Theilen aus- einander drückte. Die Lokomotive, welbe alédann bei - einer neuen Seitenbewegung eine Führung dur das Geleise niht mehr fand, be- wegte \ih sührungslos außerhalb desselben fort, bis der Widerstand, Bticfer durch die Beschaffenheit des Untergrundes des ¡ten Wiesengrundes hervorgerufen wurde, ein weiteres Fort ewegen unmögli machte. Die Stellung der Maschine und des Tenders im Wiesengrund neben der Bahn, ohne daß an Beiden außer kleinen unwesentlichen Verbiegungen einzelner unwesentliher Theile eine Be- Gadiguns konstatirt werden konnte, sowie die vor der Entaglei- ungsstätte festgestellten Verbiegungen des. Geleiscs und Krüm- mungen der Schienen geben dieser Annahme gegenüber der uerst ausgesprochenen eine größere Berechtigung. Au ift nit aus- eschlossen, daß die in beiden nnahmen vorgeführten Ursachen zu- ammenwirkend die Entgleisung herbeigeführt haben können.

Daß die vorerwähnten rbiegungen und Krümmungen der Scienen bezw. des Geleises vor Eintreffen des Zuges auf der Unfallstrecke vorhanden gewesen sind, dürfte um deswillen aus eschlossen sein, weil kurz vor Abgang des U raguges der“ fahrplanmäßige Zug Nr. 287 diese Strecke pa isirt hatte, ohne zu entgleisen. Wären derartige Desormationen i:n Geleise vorhanden gewesen, so bätte, wenn auch eine Nein des en edachten Zuges niht eintrat, doch das pugpersona so bedeutende Abweichungen în der Geleislage spüren müssen. Außerdem will der Wärter auf Wärterstation Nr. 5

alsbald nach Passiren jenes Zuges seine Strecke wel{he au die

n, Wiefengrunde, und in diesem bis über | zuürüdle

Bahnstrecke vom Zuge angenommene Geschwin- kommnissen in geeigneter Weise, nöthigenfalls dur recht- Dagegen dürfte die gerihtlihe Untersuchung |

urs iele einbeareist begangen und dieselbe in autem Zustande

Ob nicht do andere bis dahin unbekannte Ursachen den Unfall berbeigeführt haben fönnen, ob vorstehende Annahmen ivcTed sind, ob die verantwortlichen Beamten überall mit Umsiht und ihren In- struktionen entsprehend gehandelt haben, ob der Lokomotivführer den ertheilten Anordnungen und Vorschriften gemäß insbesondere nicht zu ras gefahren, auch die Signale an das Bremserperfonal naa gegeben hat und E durchweg seine Pflicht gethan und inftruktions- gemäß gehandelt hat, wird allein dur die eingeleitete gerichtliche Untersuchung sich. feststellen laffen.

Streckert.

Im Anschluß an diesen Bericht wird Seiter.s des Reihs- Eisenbahn-:Amts in Rücksicht auf die in den öffentlichen Aeuße- rungen über den Unfall wiederholt in den Vordergrund ge- stellten Angriffe gegen die Verwendung der- in Dienst gestellten Lokomotive darauf aufmerksam gemacht, daß der §8. 26 des Bahnpolizei-Reglements für die Eisenbahnen Deutsclands und der §. 27 der reichsseitig erlassenen Normen sür die Konstruk- tion und Ausrüstung der Eisenbahnen Deutschlands fclgende Bestimmungen enthalten.

Es lautet der §. 26 B. P. R. im Abs. 4: „Personenzüge, welche dur Lokowotiven befördert werden, deren sämm!lihe Achsen vor der Feuerbuchse liegen, dürfen im Allgemeinen nicht s{neller als 45 km in der Stunde oder 750 m in der Minute fahren, jedoch sind mit Genehmigung der Aussichtsbehörde größere Ge- shwindigkeiten zulässig.“

und der §. 27 der Normen im Absatz 2: : „Der Durchmesser der Triebräder der Lokomotiven ist anzunehmen: für Züge, welche bis zu 25 km Geschindig- keit in der Stunde fahren, mindestens zu .0,900m, desgl. bis zu 30km... ,; . 1,100 m, L .1,200 m, und bei mehr als 45 km . 1,500 m,“

In neuerer Zeit sind mehrfach dur plögßliche Wasseransammlungen an einzelnen Stellen der Eisenbahnen Züge gefährdet, theilweise auh Unfälle herbeigeführt worden. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat es, nah einem Cirkularerlaß vom 14. d. M., wenn auch derartige Einflüsse elementarer Gewalten dur Vorfichts- maßregeln nicht völlig unwirksam gemacht werden könnten, doch für geboten erachtet, sorgfältig zu prüfen, ob die dem Bahnpersonal ertheilten Weisungen bezüglih seines Ver- haltens in Fällen der bezeichneten Art einerseits ausreichend und bestimmt genug sind, andererseits mit der nöthigen Präzision befolgt werden. Hierbei werde es zunächst darauf ankommen, dem Bewachungspersonal diejenigen Stellen der Bahn speziell zu bezeihnen, an denen die Fahrbarkeit der Geleise durch starke Wasseransammlungen gefährdet werden könnte, namentli also Dawmmstrecken auf sumpfigem Untergrund, Einschnitte, deren Böschungen in Folge des Vorhandenseins wasserreicher, nah der Bahn zufallender Schichten zu Rutschungen geneigt sind, sowie Stellen, an denen bei starken Regengüssen das zU- fammenströômende Wasscr sich vorzugsweise konzentrirt und dur Aufstauung das Planum zu beschädigen droht, 2. Wen solchen Stellen schon für gewöhnlich eine erhöhte Auf- merksamkeit zuzuwenden und eventuell für verstärkte Bahn- bewachung zu sorgen sei, so erscheine dies bei sehr anyalten- dem oder bei ungewöhnlich starkem Regen doppelt nöthig. Da gerade bei folhen Witterungsverhältnissen die Bahnwärter vielleicht in ihren Buden gern Unterkunst suchten und die vorschristsmäßige Bahnrevision hinausshöben, auch die Bahnmeister es vielleiht nicht immer für nöthig halten würden, sich sofort nah Eintritt heftiger Ge- witter oder ungewöhnliher Megengüsse von dem Ein- fluß derselben a den Zustand des Bahnkörpers persönlich zu überzeugen, so empfehle es si, dem gesammten mit der Bewachung und Unterhaltung der Bahn betrauten Personal unter Hinweis auf die erfahrungsnäßigen Vorkommnisse wiederholt die gewissenhafteste Revision der ihnen zugetheil- ten Bahnstrecken, gerade für solhe Ausnahmefälle zur Pflicht zu machen und denjenigen Beamten, welche durch Umsicht und treue Erfüllung ihrer Obliegenheiten den Gesährdungen von Eifenbahntransporten vorgebeugt haben, angemessene Be- lohnungen zu gewähren. Die Vorsteher derjenigen Stationen, zwischen denen sih Bahnstrecken der vorbeschriebenen Art be- finden, seien anzuweisen, daß sie sih bei den erwähnten Vor-

zeitige Entsendung von Beten, über den fahrbaren Fustand der Bahnen informirten, und erscheine es zu diesem ehuf besonders angezeigt, diejenigen Wärterposten, in deren Strecken Betriebsstörungen durch Wolkenbrüche, plögliche An- {hwellung von Flußläufen 2c. vorzugsweise leiht her eigeführt werden könnten, mit elektrishen Hülfsapparaten zu versehen, B eine {nelle Verständigung mit den Nachbarstationen gestatten. Den Lokomotivführern sei für alle Fälle die Anwendung ganz besonderer Vorsicht beim Passiren übershwemmter oder vom Wasser bedrohter Bahnjitrecken vorzuschreiben.

Der Zustiz-Minister bringt dur eine allgemeine Ver- fügung vom 16. d. M. einen Erlaß des Ministers des Junern vom 20. Dezember 1877, nah welchem der Standes- beamte nicht befugt ist, von dem Anzeigepflihtigen die Be- schaffung eines Nachweises über die erfolgte Eheschließung der Eltern des neugeborenen Kindes zu verlangen, da die Geburtsurfkunde nicht die Bestimmung habe, als Beweis

der erfolgten Eheschließung zu dienen, zur Kenntniß der Justiz- behörden.

Jn dem Garten des Rentners Friedri König zu Bonn ist an einem Weinstocke die Reblaus entdeckt worden.

Die erforderlizen Schußmaßregeln sind unvcrzüglih an- geordnet.

Der General der Jnfanterie von Fran secky, Gou- verneur von Berlin, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt und hat die Geschäste des Gouvernements wieder übernommen.

Der General-Lieutenant Bronsart von Schellen* dorff, Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division, e

einen mhiwöchentlihen Urlaub nah der Provinz Preußen angetreten.

Der General-Lieutenant des Barres, Präses der Ober-Militär-Examinations-Kommission, hat \ich in dienst- lichen Angelegenheiten nah Dresden begeben.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. ume in Haßlinghausen, Dr, Morsbah in Dortmund, Dr, Brinfhoff in Gelsenkirhen und Müller in Stiehldorf.

Kiel, 23. September. (Kl. Ztg.) Die GlattdeŒs: Korvette uise“ wird am 25. d. Mts. außer Dienst gestellt. Die im pril cr. eingestellten Kadetten sind zum Besuch des Anfangs Oltobver beginnenden Kursus der Marineshule kommandirt. Die russishe Yacht „Derja va“, auf welcher sih Se. König- liche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin befindet, traf heute Vormiit1g 101/2 Uhr hier ein.

Bayern. München, 23. September. (Allg. Ztg.) eute Nachmittag hat in Nymphenburg die Verlobung hrer Königlichen Hoheit der Prinzessin FJsabella,

ältesten Tochter des verstorbenen Prinzen Adalbert von Bayern und der Prinzessin Amalia, Jnfantin von Spanien, mit dem Herzog Thomas von Genua stattgefunden.

Sachsen - Coburg : Gotha. Coburg, 23. September. (W. T. B.) Großfürst Wladimir von Rußland ist heute mit seiner Familie nah Ludwigslust abgereist.

Oesterreich - Ungarn. Agram, 23. Seplember. (W. T. B.) Auf der Drau-Brüdcke bei Esseg ist ein gemischter Zug verunglückt. Die Maschine und ein Lastwagen stürzten in den Fluß und rissen den nächsten Personenwagen mit hinab, in welchem sich Husaren-Urlauber befanden. Es werden gegen 15 Militär- personen vermißt, an 30 sind verwundet. Von den übrigen Passagieren ist, soweit bckannt, keiner ernstlih verleßt, da die interen Wagen, in welchen ih dieselben befanden, auf der

rüde stehen blieben. Als Hauptursache des Unfalls wird der ungewöhnlich hohe Wasserstand der Drau angesehen. Die Brücke besteht aus Holz und ruht auf Holzpfeilern.

Großbritannien und Jrlaud. London, 24, Sep- tember. (W. T. B.) Die Königin hat den General Wolseley und den Admiral Seymour wegen ihrer in Egypten geleisteten Dienste unter Verleihung des Baronet- titels in den Pairsstand erhoben.

Frankreich. Paris, 23. September. (Köln. Ztg.) Die Gambettisten verbreiten in der Provinz Petitionen, welche von der Deputirtenkammer die sofortige Wiederherstellung der Listenabstimmung verlangen. Die „République Française“ und das „Journal des Débats“ fordern heute die einfache Herstellung der Kontrole in Egypten. Der „Temps“ bemerkt dazu, daß infolge der englischen Vorurtheile die Her- stellung der Kontrole wahrscheinlih auf Schwierigkeiten stoßen werde. Jn diesem Falle ist der „Temps“ der Ansicht, daß Frankreich nicht darauf dringen, sondern mit dem englischen Kabinet eine Lösung suchen müsse, welche beide Theile zufriedenstelle ; Frankreih könne sich eine starke Stellung schaffen, wenn es den Engländern die Zugeständnisse mache, welhe die Vor- urtheile derselben verlangten. Schließlich giebt der „Temps“ zu verstehen, Frankreich müsse den Engländern sih darum nachgiebig zeigen, weil hinter der Kontrolefrage eine viel be- deutendere stehe, nämlih die Frage der auswärtigen Politik Frankreichs, die der allgemeinen Lage Frankreichs in Europa. Demazes, Senator sür Martinique, ist gestorben.

23. September. (W. T. B.) Der Präsident Grévy hat die Begnadigung des Jtalieners Meschino, der wegen eines Angriffs auf einen französishen Soldaten von dem französischen Kriegsgericht in Tunis verurtheilt worden war, unterzeichnet.

Türkei. Konstantinopel, 23. September. (W. T. B.) Nachdem nunmehr sämmtliche Vertreter der Mächte ihre Jn- struktionen zu der Konferenz in der griehisch-tür- kishen Grenzfrage erhalten haben, werden die Botschafter morgen bei dem Grafen Corti zusammentreten.

25. September. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nah hat der Sultan den Groß-Cherif von Mekka, Abdul Mu- tailib, welher der Unterhaltung heimliher Verbindung mit Arabi bezichtigt wird, seines Anites entseßt und an seiner Stelle den porte. Abdullah zum Groß-Cherif ernannt. Mutailib soll verhaftet sein.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel vom 24: Der Sultan hat telegraphisch die unverzügliche Rückgabe der ganzen Grenze, sowie dieselbe durch die griehisch-türkishe Grenzregulirungskommission fest: gestelt is, an Grichenland angeordnet. Die Türkei verzichtet auf jede Reklamation. Nur Mukthar Pascha soll erflärt haben, daß der Grenzpunkt Gonißa für Griechenland eine ebenso \{lechte Grenzbestimmung wie für die Türkei sei und daß darüber zwischen beiden Regierungen später noch verhandelt werden müsse, ohne daß indeß dazu für Griechenland eine Verpflichtung bestehe.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 24. Sep- tember. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin mit den Kaiserlichen Kindern sind heute Mittag 1 Uhr wohlbe- halten in Peterhof eingetroffen.

Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt: Die englishen Zeitungen nehmen das Recht, das zu- künftige Schicksal Egyptens zu bestimmen, auss{ließlih für

England in Anspruch. Die Regierungen könnten diese a t

Verantwortlichkeit erfolgenden Auslassungen von Journalisten als Führern internationaler Erörterungen nicht acceptiren. Die französishe Presse beunruhige \ih gleihwohl wegen der Auslassungen der englishen Zeitungen. Frankreih dürfte am ehesten Ausficht haben, in London verstanden zu werden, wenn es auf den europäishen Charakter der egyptischen Frage bestehen würde, ohne auf die Thesis von den hervor- ragenden Rechten der Westmächte zurückzukommen.

__ Moskau, 24. September. (W. T. B.) Dem Gala- diner zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin bei dem General-Gouverneur Fürsten Dolgorucki wohnten außer den Majestäten der Großfürst Paul, die Großfürstin Alexandra Josefowna mit ihren Söhnen, den Großfürsten Dmitri und Konstantin, ferner der Fürst von Montenegro, die Minister des Kaiserlichen Hofes, des Jnnern, des Aeußern, des Krieges, der Wegebauten und der Finanzen, sowie die General-Adju- tanten von Richter, Tsherewin und Wojeikoff, der Ober-Hof- Marschall Naryschkin und andere hochgestelte Personen bei. Gestern besuchten der Kaiser und die Kaiserin wiederum die Ausstellung. Später stattete der Kaiser dem Fürsten von Montenegro im Kreml einen Besuch ab.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 21. Sep- tember. (Hamb. Corr.) Heute früh traf die dis L in von Baden mit dem gewöhnlihen Zuge von Malmö hier ein. Auf dem Centralbahnhofe erschienen der König und die Königin, der Kronprinz und die drei jüngeren Königlichen Prinzen sowie die Herzogin - Wittwe von

Dalarne. “Außerdem hatte sich auf dem Perron und dem Plage vor dem Bahnhofe eine große Menschenmenge einge- funden, auf welche die Großherzogin dur ihr offenes Wesen und anspruchsloses Auftreten einen angenehmen Eindruck machte. Die STEIER wird ala einige Wochen bis zur Niederkunft der Kronprinzessin hier verweilen. König Oskar wird sich am 27. d. Mts. nah Lund be- geben, um der am nächsten Tage dort stattfindenden Ein- weihung des neuen Universitätsgebäudes beizuwohnen.

Dänemark. Kopenhagen, 25. September. (W. T. B.) Der König ist heute Vormittag hierher zurückgekehrt.

Amerika. New-York, 24. September. (W. T. B.) Durch die in den lehten Tagen stattgehabten Regengüsse sind mehrere in der Nachbarschaft gelegene Städte über - schwemmi, viele Brücken zerstört, die Eisenbahnverbindung unterbrochen und große Schäden, namentlih an dem Hudson und an dem Schuylkillfluß angerichtet worden. Die Ernten im Süden haben ebenfalls einige Verluste erlitten.

Afrika. Egypten. Kairo, 23. September. (W. T. B.) Eine Kavallerie-Division zog heute früh zur Demon- stration dur die Straßen der Stadt. Fünf Batterien sind gestern aus Zagaziz hier angelangt.

Alexandrien, 23. September, Morgens. (W. T. B.) Eine Depesche des Generals Wood meldet, daß die Truppen, welche unter dem Befehl Abdellal Paschas in Damiette standen, fortfahren zu desertiren. Von der aus 7000 Mann beste- henden Garnison von Damiette sind nur 500 Schwarze zurück- geblieben, welche die Kasernen, die Wohnung des Gouverneurs und eine Anzahl anderer Häuser geplündert haben. Abdellal Pascha hat LO, um mit General Wood zusammenzutreffen, nah der unweit Damiette gelegenen Eisenbahnstation Kasr e! Battikh begeben. i

23. September, Mittags. Abdellal Pascha hat sich heute Morgen dem General Wood ergeben, die englischen Truppen sind darauf in Damiette eingecückt. Die aus Schwarzen bestehende Garnison ist, statt sich zu ergeben, davon geflohen und raubt und plündert, wohin sie kömmt; dieselbe hat auch den Schaß des Gouverneurs geplündert und eine Quantität Munition mit fortgeführt. E

24. September. Damiette ist nunmehr vollständig übergeben und die Stadt beseßt. Der Khedive reist morgen Vormittag nah Kairo. Derselbe hat dem britischen General-Konsul Malet den Großkordon des Osmanli-Ordens angeboten, dieser aber die Erlaubniß zur Annahme noch nit erhalten. Heute Vormittag fand in der hiesigen katho- lishen Kirche anläßlih der Wiederherstellung der Ruhe im Lande ein feierliher Gottesdienst statt, welchem die Konsuln und die englishen Militärbehörden beiwohnten. Morgen wird ein Trauergottesdienst zum Gedächtniß der- jenigen Personen abgehalten werden, welhe bei den Un- ruhen und in den Gefechten das Leben verloren haben. :

25. September. (W. T. B.) Der Khedi»e ist heute Vormittag nah Kairo abgereist. Eine Abtheilung bengalischer Kavallerie gab demselben bis zum Bahnhof das Geleite, längs des Weges zum ite bildeten die englischen Truppen ein Spalier, ein englishes Mil.tär-Musikcorps empfing den Khedive auf dem Bahnhofe, wo sich alle Civil- und Militärbehörden zur Verabschiedung ein efunden hatten, mit Musik. Ju der Begleitung des Khedive auf der Reise nach Kairo befinden sich der General-Konsul Malet und die egyptishen Minister. j

Port Said, 24. September. Die zur Beseßung von Ghemileh abgesandten Soldaten sind hierher zurückgekehrt, nachdem sie die Geschüße daselbst demontirt und die vorräthige Munition mit fortgeführt haben.

Zeitungsstimmen.

Der Staats - Minister von Boetticher besuhte am 19. d. M. Altena, um die Jndustrie des Lennethals kennen zu lernen. Der Minister wurde, wie das „Altenaer Kreisblatt“ mittheilt, im Ständesaale des e gebäudes durch eine Reihe aus allen Theilen des Kreises her- beigeklommener Werkbesißer begrüßt, in deren Namen wie im Namen des Kreises und der Stadt Altena der Landrath Schmieding eine Ansprache an den Minister hielt, wonächst der Präsident .der Handelskanumer Altena-Olpe, Fabrikant Hermann Klincke von Altena, eine Rede hielt, um die Jn- dustrieverhältnisse des Lennethals eingehend zu beleuchten. Aus dieser Rede, welche das „Altenaer Kreisblatt“ mittheilt, heben wic folgende Stellen hervor :

Wenn es mir gatte! ist, eine kleine Zeichnung unseres Gewerbe- fleißes zu geben, welchen theilweise zu sehen Excellenz son heute Ge- legenheit fanden, so kann ih nur sagen: die imponirende Großartig- keit von industriellen Werken, wie solhe in anderen Bezirken zu sehen ist, ist hier mit wenigen Ausnahmen, nicht vorhanden. Hier, wo die kräftigen V Pepmershläge der märkischen Oefen und Schmiede ertöntepy, wo der Märker Eisen reckt, ist die Gestaltung der Industrie eine wesentlich andere geworden als wie in den benachbarten Bezirken, Die in unserer gebirgigen Gegend so sehr zahlreihen Wasserkräfte sind bereits seit Jahrhunderten in den Dienst der Industrie gestellt. Meilenweit reihen \ich kleinere Werke an kleinere Werke, verzweigt si die Industrie auf den Höhen in die kleinsten Betriebe mit n: werksmäßigem Umfang. Mit Geschick und eib wird der Arbeit ein erträglicher Lohn verschafft, wird durch die Industrie auch die Land- wirthschbaft, die Ackerwirthstaft auf den kleinen Gehöften befruchtet, welche leßtere ohne diesen Zuschuß nicht in der Lage sein würde, den

amilienstand zu ernähren. Dieses Jneinandergreifen von Landwirth- chaft und Industrie, verbunden mit der Fürsorge der Fabrikanten in der Erricbtung von Unterftützungskassen, verbunden mit der Fürsorge der Fabrikanten selbst, in den Zeiten der allgemeinen wirthschaftlichen Nothlage, ihre Betriebe aufrecht zu erhalten, wie dies t tsächlih ge- sehen «ist, ich sage, dies Jneinandergreifen, diese Fürsorge hat wesentlih dazu beigetragen, daß die sozialen Verhältnisse bei uns verhältnißmäßig gesund geblieben sind, daß die Sozialdemokratie bier feinen Boden hat ewinnen können. Die Jndustrie des Lennegebiets ist eine äußerst reichhaltige, sie lehrt auh in unserem Bezirk den Bergmann graben tief unter der Erde, sie verarbeitet das Eisen, den Stahl, das Kupfer, das Zinn und den Nickel in den verschiedenactig- sten Gestaltungen und fie bringt das edle Silber in kunstvolle Formen für die Tafel LDeutscblands dereinsti Kaiser. Der jeyigen irthschaftépolitik, woran Ew. ellenz einen so ervorragenden Antheil baben, bat die Handelskammer Altena ugestimmt. Jn ihrem leyten Jahresberiht hat dieselbe dur Bablen den Beweis geliefert, daß durch Einführung der Kornzölle eine Vertheuerung der Lebensmittel in ihrem irk nicht eingetreten ist, Wenn avch die Hauptindustriezweige unseres Bezirks, insbe- sondere Draht und verwandte Artikel exportbedürfti fund, so hat die andelskammer doch der Wiedereinführung eines Roheisenzolls zuge- timmt; sie hat es als ein nationales Bedürfniß anerkannt, daß die nländischen Berg- und Hüttenwerke gestüßt wurden. Mit dem Ruin

der inländischen Berg- und Hüttenwerke würden auch unsere Haupt-

industriezwcige gefallen sein, dieselben würden im Bezuge ihrer Roh- materialien aufs Ausland angewiesen und gegen die ausländischen Werke in fertigen Erzeugnissen niht lebensfähig geblieben sein.

Dos „Kleine Journal bespricht den wirthschaftlichen Aufshwung. Jn dem betreffenden Artikel heißt es:

Die Herren C haben in Frankfurt a. M. ihren volks- wirthscaftlihen Kongreß abgehalten und dabei rach gewöhnlicher Weise unsere Wirtbschaftspolitik verdammt. Vor ihren Augen findet nur der abfolute Freihandel Gnade, die Beseitigung aller Zölle; Deutschland soll erst dann einen volkswirthscaftlien Aufschwung nehmen, wenn die Rezepte dieser Herren verwirklicht werden. Vor ihren Augeù ist der gegenwärtige Aufshwung nur Schein, weil er eben nicht in ihre Schablone paßt. -

Um so wictiger ist es, an der Hand der Handelskammerberichte ih über die Ursachen des jeßigen Aufshwunges zu belehren. Die Handelskammer von Bochum kommt zu einem gaprz entgegengeseßten Resultat. Sie weist nämlich nach, daß gerade unser jeßiges Wirth- \chaftssystem und speziell der Schußzoll die Veranlafsung zu diesem Aufschwung gewesen ist. (Der Bericht ist in der Handelsregister-Bei- lage des „Reichs-Anzeigers“ Nr. 223 abgedruckt.)- e

Von besonderem Werth i} die Darlegung über die eingetretene Lohnsteigerung. Die Freihandelspresse behauptet fortgeseßt, die Zölle fämen nur den Fabrikanten, nicht aber den Arbeitern zu statten. Hiergegen führt nun der bewußte Bericht der Handelskammer sehr bedeutende Zahlen auf, durch welche er die völlige Unwahrheit dieser Behauptung nachweist und darlegt, daß allerdings den Arbeitern ein sehr bedeutender Nußen aus dem a D erwachsen ift

So zeigt sih denn also der Einfluß des Schußzolls {on nah kurzer Zeit sowohl für die Arbeiter als die For anes als ein über- aus günstiger und haben sich auch die Vermögensverhältnisse der Bevölkerung in den Industriegegenden sehr gebessert, was daraus hervorgeht, daß die Pfändungen bei den Steuererhebungen bedeutend abgenommen haben. i x L

Ueber „die Entlastung der ärmeren Bevölkerung brirgt die „Wiesbadener Zeitung“ einen zweiten Ar- tikel. Derselbe lautet : :

Nun wird ‘aber von freihändlerisher Seite auf die Zollein- nahmen als handgreiflihe Beweise der {weren Bedrückung der Be- völkerung hingewiesen. : E jz

Der Getreidezoll ergab im vorigen Rechbnungsjahre für die Reichskasse eine Einnahme von 16 872496 1, der Schmalzzoll 3 854 680 e. und der Petroleumzoll 21 894 994 4, also eine Mehr- belastung von zusammen 42621 770 Æ Auf den Kopf der 45 Mil- li onen Einwohner zählenden Bevölkerung. Deutshlands würden mit- hin genau 92 4 zu renen sein. : :

Einmal diese „Mehrbelastunag* zugegeben, so scheint es doch mebr wie fraglich, ob le die ärmere Bevölkerung um 92 H pro Kopf wirklich entlastet fühlen würde, wenn jene drei Zölle abgeschafft wür- den. Wir wissen ein besseres Mittel, welches lediglih der ärmeren Bevölkerung eine noch größere und fühlbarere Entlastung verschaffen würde, nämlich die Aufhebung insbesondere der vier untersten Stufen der Klassensteuer.

In diesen vier untersten Stufen befinden sch nach der Veranla- gung für 1880/81 4 362 374 Steuerzahler. Zu denselben gehören alle Steuerzahler mit einem Einkommen bis zu 1200 (6 Sie bringen gegenwärtig der preußischen Staatskasse eiwa 204 Millionen Mark und nah Abzug des Steuererlasses etwa 15 Millionen Mark ein. Die 4 362 374 Steuerzahler bilden aber mit ihren Angehörigen 589% der Bevölkerung also etwa von der 26 716 701 Einwohner betragenden Bevölkerung Preußens 15 495 000 Köpfe. _ Bus

Wenn der Staat auf den Beitrag dieser 154 Millionen Köpfe also auf 20x Millionen Mark (oder da er ihnea {on 5 Millionen er- lassen hat auf den Rest, also auf 154 Millionen Mark) in Zukunft verzichtet, dann werden jene Personen in ihrem Vermögzensstande um je 1,23 M (bezw. 1 M) verbessert werden. i

Der angeblichen Mehrbelastung durch Getreide-, Schmalz- und Petroleumzölle von 92 -\ pro Kopf wird also eine Befreiung von 1,23 M bezw. 1 M gegenüberstehen oder die Familie im Durchschnitt zu 4 Köpfen gerechnet, wird die „Mehrbelaslung“ von 3,68 H - mehr wie aufgewogen dür eine thatsächlihe, wirksamere und fühlbarere Befreiung von 5 X (bezw. 4 M) in baar. :

Wenn hierbei auf die bereits von Steuern befreiten Personen hingewiesen wird ihre Zahl beläuft sich auf 7 825 781 Köpfe, wovon 291 864 Militärversonen, 5479 minderjährig, 571 716 in ihrer Leistunasfabigtei bei einem Einkommen £8 660 4 beeinträchtigt und 6 956 722 mit einem Einkommen unter 420 A —, so würden diese freilih nihts von der Aufhebung der Klassensteuer profitiren, sondern rubig ihre 92 & F in Getreidc-, chmalz- und Petroleumzöllen fortzahlen, Aber die weit überwiegende Mehrzahl derselben steht in einen Dienstboten- oder Knechtsver- hältniß und hat diese 92 überhaupt noh nie bezahlt, weil sie ihren Lohn zum größten Theil in Naturalien beziehen, also ihre an- geblie Mehrbelastung von der Herrschaft getragen wird. Dieselben werden daher von den neuen Zöllen überhaupt nicht berührt.

Die Liberalen haben es also in der Bn , der ärmeren Bevölkerung wirksam zu helfen, wenn sie die Regierung unterstüßen. Diese hat die Aufhebung der vier untersten Stufen der Klassensteuer sich zum nächsten Ziel geseßt. Daß sie ihr Versprechen hält, weiß Jeder, der sich erinnert, mit welcher Energie sie troß lebhafter Opposition für die im Ganzen jeßt 20 Millionen Mark betragenden Steuererlasse eingetreten ist und dieselben au durgeseßt hat. In diesem Quartal hat kein Einziger, der bis 6000 M Einkommen hat, Staats-Personalsteuern zu zahlen brauchen. Das ift doch die beste Gewähr dafür, daß es der Regierung mit der Entlastung von direkten Steuern Ernst ist und daß sie vornehmlich ihr Versprehen wegen Aufhebung der vier untersten Stufen er- füllen wird. : ns

Der „Düsseldorfer Anzeiger“ schreibt in einem gegen die „Kölnische Zeitung“ gerichteten Artikel :

Wenn die „Köln. Ztg.“ uns nur ehrlich sagen wollte, ob denn die en und die Eisenbahnpolitik Bismarcks eine verfehlte ist? Was die Zollpolitik anbetrifft, so würden ihr dann bald die Industriellen agen, daß sie, die „Köln. Ztg nichts von der Sade verstehe. Nun die Steuer- und Pelpol tik! Ja, wo in aller Welt sollen denn jeßt {on große Erfolge da sein bei den Quertreibereien unse- rer Parteien ?! Hr. von B eaelen und andere Parteiführer haben dem Fürsten zum großen Verdienste das aber angerecbnet, taß er die ote Frage überhaupt in den Vordergrund des staatlichen

nterésses brate. Speziell die Steuerfrage betreffend, ist die „Köln. tg.“ auch feine Autorität. Fast wöchentlich 2 Mal kehrt in ihren Spalten die Klage wieder: wenn Fürst Bismarck uns do ein paar Jahre mit allen Projekten vershonen wollte! So \sprehen Menschen, denen es selbst sehr gut geht, die dabei aber niht klug genug sind, um einzusehen, daß auf einem Vesuv kein ruhiges Genußleben zu führen ist. Bismarck hat Eile, die Gefahr zu beseitigen. Die K. Z.“ will wie Vogel Strauß nichts schen, um aller Mühe über- boben zu sein. Das ist die Staatäweisheit der „Kölnischen“, mit der sie ihren Lesern die Freude am Vaterlande, am frishen Schaffen für dasselbe systematish verdirbt.

Von einem im praktishen Leben stehenden kleinen Landmann erhält das „Posener Tageblatt“ eine Zuschrift über die Entlastung der Gemeinden, in welcher derselbe schreibt :

Ich sage, Fürst Bismarck hat ganz Recht, wenn er die Ge- meinden entlasten will, und ih verstehe eûar nit, was die Liberalen eigentli%§ wollen, wenn sie dem Fürsten Bismarck eres. Die verstehen nichts von uns Landleuten und sollten sich auch um uns nit bekümmern. Mit allen ihren „Freiheite4“ haben sie uns keiaen Gefallen gethan, und sie sollen uns in Rube lassen, wenn sie dagegen

nd, daß uns geholfen wird. So sind die Liberalen aber immer: ber ihren Grundsätzen vergessen sie das praktisde Leben, und jetzt agen sie au, die Gemeinden würden, wenn sie Geld vom Staa ommen, in eine Abhängigkeit von der Regierung gerathen. Was das für eine thôrihte Behauptung ist! Als ob, wenn die Gemeinden

Geld erhalten sollen, dies ins Belieben der Regierung gestellt werden