1882 / 227 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Sep 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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liehen. Mackensen, v. Quast, Pr. Lis. à la snite des General- d und vom Nebenetat des Großen Generalstabes, kommandirt beim roßen Generalstabe, zu Hauptleuten befördert. Géniol, Rittm. und Escadr. Chef vom Hus. Regt. Nr. 3, dem Regt. aggreg. und als Adjut. zum Stabe der 3. Armee - Insp. komman- dirt. v. Deines, Hauptmann vom Generalstabe des VIIL Armee - Corps, als Rittmeister und Escadron - Chef, in das us. Reg. Nr. 3 verseßt. v. Rabe, Rittm., Commandeur der . Escadr. und Chef der 4. Comp. des Regts. der Gardes du Corps, unter Beförder. zum Major, in den Generalstab der Armee versetzt und zunähst dem Großen Generalstabe überwiesen. v. Usedom, Rittm. und Escadr. Chef vom Garde-Kür. Regt., v. Bredow, Rittm., Commandeur der 3. Escadr. und Chef der 5. Comp. des Regts. der Gardes du Corps, der Charakter als Major verliehen. Frhr. v. Kottwißt, Rittm. und Escadr. Chef vom Garde-Hus. Regt., dessen Commando zum Kriegs-Ministerium um 3 Monate verlängert. rinz von B'atten berg, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 7, in das egt. der Gardes du Corps verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Dres- den, 17. September. Krieß, Major vom Inf. Regt. Nr. 116, mit Pens. der Abschied bewilligt. v. Prittwiß und Gaffron,

r, Lt. vom Inf. Regt. Nr. 28, v. Loeper I, Sec. Lt. vom Garde-

üs. Regt., bebufs Uebertritts zur Marine (See-Bat.) ausgeschieden. Séhloß Babelsberg, 21. September. v. Bâsse, Pr, Lt. a. D., zuleßt von der Ref. des Inf. Regts. Nr. 13, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif. ertheilt.

N Bayerische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 18. September. D v. Hofenfels, Fe Lt. des 2. Schweren Reiter-Regts., bisher kommandirt zur Gend.

omp. von Mittelfranken, zu dieser Comp. verseßt, Scäzler, Pr. Lt. à la suite des 7. Inf. Regts., bisher Lehrer an den Militär- Bildungêanstalten, in den ctatsmäßigen Stand des 1. Inf. Regiments, Schneidawind, Pr. L. à la suite des 5. Inf. Regts., unter Enthebung von der Funklion als Aufsichtsoffiz. am Kadettencorps, in den etatêmäß. Stand des gen. Regts., Strehler, Pr. Lt. à la suite des 7. Inf. Regts., bisher Adjut. bei der 2. Inf. Brig., als Lehrer in den etatsmäß. Stand der Militär-Bildungs- anstalten verseßt, Müller, Pr. Lt. des 2. Inf. Regts. unter Stellung à la suite dieses Truppentheils, zum Adjut. der 2. Inf. Brig. ernannt, Le n e, Sec. Lt. des 3. Inf. Regts. unter Kommans- dirung zum Kadettencorps als Aufsichtsoffiz., à la suite des gen. Regts. gestellt, leßtere fünf mit Wirksamkeit vom 1. Oktober cr.

Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums. 23. Septem-

tember. Westermayer, Pr. Lt. des 10. Inf. Regts. Zogl- maier, Pr. Lt. des 13. Inf. Regts, von ihrem Kommando zum topograph. Büreau des Generalstabes enthoben, Schoch, Sec. Lt. des 12, Inf. Regts., Delamotte, Sec. Lt. des 17. Inf. Regts., zur Dienstleist. in das gen. Bureau kommandirt, sämmtlich mit der Wirksamkeit vom 1. Oktober cr.

XTLIL. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktivem Heere. 21. September. v. Breuning, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 121, v. Sprößer, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 120, Baur, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 122, v. Pfaff, Maior im Generalstabe des XIII. Armee-Corps, Frhr. v. Röder, Major à la suite des Generalstabes und kommandirt zur Dienst- Leistung beim Drag. Regt. Nr. 10, v. Alberti, Major und Bats. Commandenr im Gren. Regt. Nr. 119, zu Oberst-Lts. befördert mit einem Patent vom 13. September d. J.

In der Kaiserlichen Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen «2. Dresden, 17, September. v. Gotsch, Pr. U. vom See-Bat., behufs Vebectritts zur Armee, von der Marine ausgeschieden. v. Prittwiß und Gaffron, Pr. Lt., bisher im Inf. Regt. Nr. 28, mit seinem Patent im See-Bat. angestellt. Munkel, Sec. Lt. vom See-Bat, behufs Uebertritts zur Armee, von der Marine ausgeschie« den. v, Loeper I, Sec. Lt., bisher im Garde-Füs. Regt., mit seinem Patent im See-Bat. angestellt. ScchloßBabels- berg, 21. September. v. Reichenboc, Kapitän - Lieu- tenant von der 2. Matrosen-Division, zum Korvetten-Kapitän, v Halfern, Lt. zur See von der 2. Matrosen-Div., zum Kapitän- Lt., Janns, Kittsteiner, Paudcke, Jacobsen, Gerstung, Krause I., Baron v. Shimmelmann, Merten, Deubel, Bredow, Wilde, Engel, Paschen 1l1, v. Klein, Schwart- kopff, Heintßmann, Ünter-Lts. zur See, zu Lis. zur See beför- dert. Klaeber, Sec.-Lt, vom See-Bat., als 3. Adjut. zum Kom- mando der Marinestation der Nordsee kommandirt. Weicckhmann j Unter-Lt. zur See von der 1. Matrosen-Div., ausgeschieden und zu den ODffizn. der Res. des Seeoffiz. Corps übergetreten. v. Arnim, Lt. zur See der Seewehr vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 64, der Ab- schied bewilligt.

Nichtamtlicßes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 27. September. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin ist gestern früh 41/4 Uhr wohlbehalten in Baden-Baden eingetroffen.

Der Widerstand gegen einen Forst- oder Jagd- beamten sowie gegen einen Privatforsi- oder Jagdaufseher in der rechtmäßigen Ausübung ihres Amts oder Rechts wird nah §. 117 Str. G. B. mit Gefängniß von 14 Tagen bis zu 3 Jahren bestraft. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, Il. Strafsenat, durch Urtheil vom 23. Juni d. J., eine Unterscheidung zwischen Forstbeamten und Privat- förstern gemaht. Bei Forstbeamten wird die Ausübung des Amts dadur noch nicht eine unrehtmäßige, daß der Beamte in Fällen, in welchen er berufen ist, unter gewissen, seiner Prüfung anheimfallenden Vorausseßungen einzuschreiten, \ih bei der Annahme jener Vorausseßungen in einem thatsäch- lien Jrrthum befunden hat, sofern er nur bei pflihtmäßig vorgenommener Prüfung eine genügende thatsählihe Veran- lassung zum Einschreiten nach den Umständen des Falles an- nehmen konnte. Dagegen ist bei einem Privatförster die Aus- übung seiner dienstlihen Funktion nur dann eine rechtmäßige, wenn derselbe sih dabei streng innerhalb der obj ktiven Gren- zen der Rehtmäßigkeit gehalten hat, und nur in diesem Falle ist der Widerstand gegen den Privatförster aus 8. 117 Str. G. B. zu bestrafen. s

Jn dem Ankaufe eines vom Jagdberechligten selbst, wenngleich mit Verleßung jagdpolizeiliher Vorschriften, er- legten Wildes kann nach einem Urtheil des Reichsgericht s, I. Strafsenats, vom 22. Juni d. J., eine Hehlerci nicht ge- “funden werden,

Der Königlih niederländishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Herr Jonkhcer van der Hoeven ist am 23. d. M. von Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

S. M. S. «Hertha 19 Geschüße, Kommandant Kpt. # S. von Kall, ist am 17. August cr. auf der Rhede von Lagos eingetroffen und am 24. des. Mts. wieder in-See gegangen.

Kiel, . September. (Kl. Fa) Die Panzersregatten „Friedrih Carl“, „Friedrich der Große“, „Kron- prinz“ und „Preußen“ wurden gestern in Wilhelms- haven außer Dienst gestell. Die zur Marinestation der Ostsee gehörige Besaßung traf heute früh hier ein.

Sachsen. Dresden, 26. September. (W. T. B.) Der König ist heute Abend nah Wien abgereist.

Vaden. Karlsruhe, 25. September. Die He rzogin von Sachsen-Coburg-Gotha, geb. Prinzessin Alexandrine von Baden, ist gestern zu mehrtägigem Besuche auf Sdhloß Mainau eingetroffen.

Meck&lenburg. Ludwigslust, 24. September. (Meckl. Anz.) Der Großherzog und die Großherzogin nebst Kindern sowie die Erbgroßherzoglihen Herrschaften sind im Laufe des gestrigen Tages, heute Morgen der Groß- fürst Wladimir von Rußland und die Großfürstin Marie Paulowna mit den Kindern sowie der Herzog Johann Albrecht hier eingetroffen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 2. Septem- ber. (Dr. J.) Der Großherzog empfing am Sonnabend den zum Kaiserlich russishen Minister-NResidenten am Groß- herzoglichen Hofe ernannten Wirklichen Staatsrath von De im Stadtschlosse zu Eisenah în feierlicher Audienz zur. Ueberreihung der Beglaubigungsschreiben seines Souve- räns. Die Landess\ynode wird gegen Ende Oktober zu- sammentreten. Da einige wichtige Angelegenheiten zu erledi- gen sind, so wird die Dauer der Synode etwa 3 Wochen umfassen. Die Wahlen zum Landtage haben begonnen ; nach ihren bisherigen Ergebnissen zu urtheilen, wird die Zu- Ius des Landtags eine wesentlihe Aenderung nicht erfahren.

Sachsen - Coburg : Gotha. Coburg, 26. September. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg ist nah Tirol, die Herzogin von Edinburg nah Jtalien abgereist,

Oesterreich - Ungarn. Wien, W. Seplember. (W. T. B.) Der Kaiser hat für die durch die Ueber- s{hwemmungen in Tirol und Kärnten Heimgesuchten 100 000 Fl. aus seiner Privatschatulle gespendet.

27. September. (W. T. B) Eine Kaiserliche Ver- ordnung vom 26. d. M. ermächtigt die Regierung zur Unter- stüßung derhülfsbedürftigen Bevölkeru ng Tirols bis zu 500000 Fl. und derjenigen Kärntens bis zu 200 000 Fl. nach Maßgabe des wirklichen Bedarfs aus Staatsmitteln flüssig zu machen.

Prag, 2. September. (W. T. B.) Dem Landtage, welcher heute eröffnet wurde, ist eine Vorlage betreffs Aen- derung der Landesordnun g zugegangen. Danach erhält der Rektor der böhmischen Universität eine Virilstimme, und zählt somit der Landtag nunmehr 242 Mitglieder.

Pest, 25. September. Die „Budapester Correspondenz“ meldet : Mit der heute Nachmittags unter Vorsitz Sr. Majestät stattgehabten gemeinsamen Ministerkonferenz haben dié hiesigen Ministerberathungen ihren Abshluß gefunden. Das Budget pro 1883 wurde endgiltig festgestelt. Die Del e- gationen werden für den 25. Oktober nah Budapest ein- berufen. Der Kaiser wird heute Abends, Graf Kalnoky morgen Früh, die anderen Minister morgen Nachmittag nach Wien zurückreisen.

Wie die „Budap. Corresp.“ ferner meldet, erfolgt dem- nächst die Sanktionirung der Wehrgeseß-Novelle und sodann die Publizirung derselben sowie der Jnstruktionen.

Großbritanaien und Jrland. London, 2. Sep: tember. (Allg. Corresp.) Jn allen Kirchen Londons fan- den gestern Dankgebete für die Erfolge der britishen Waffen in Egypten und das Ende des Krieges statt.

Wie die „Times“ vernimmt, wird General Sir Fohn Adye, gegenwärtig Chef des Generalstabes des englischen Expeditionscorps, an Stelle Lord Napiers von Magdala zum Gouverneur von Gibraltar ernannt werden.

Ler Großherzog von Hessen kam gestern Morgen 8 Uhr in Begleitung des Erbgroßherzogs und der Prinzessin Alice von Darmstadt in London an und wurde an der Victoria- station vom General-Major du Plat und Sir George Cowell empfangen. Der nit Pieraos stieg im Buckinghampalaste ab und trat Abends mit seiner Familie die Reise nah Balnioral zu einem Besuche der dort weilenden Königin an.

Die Transportdampfer „City of Paris“ und „Calabria“ gingen am Sonnabend Abend von Portêmouth nach Alexandrien ab, um einen Theil der Truppen des egyp- tishen Expeditionscorps nach England zurückzuführen. Ein jedes der beiden Schiffe wird 1250 Mann an Bord nehmen. Die Gardekavallerie sowie die Fußgarde-Regimenter werden wahrscheinli zuerst eingeschifft werden.

27. September. (W. T. B.) Der König und die Königin von Griechenland sind gestern nach dem Kontinent zurückgereist.

Der Generalpostmeister Fawcett hielt gestern Abend vor seinen Wählern in Hackney eine Rede, in der er auch die egyptische Frage berührte und u. A. erklärte : die Regierung verfolge keine selbstsüchtigen Zwecke; ihre Hauptsorge sei darauf gerichtet, dem egyptishen Volke die beste Regierung und ein möglichst großes Maß von Freiheit zu fihern. Die bei der früheren Kontrole zu Tage getretenen Mißbräuche würden vermieden und die Egypter dagegen ge- {ügt werden, daß ein über die Gebühr großer Theil der Einkünfte fremdländishen Beamten zufließe.

ranTrele. Paris, 2. September. (Köln. Ztg.) Der Präsident der Nepublik trifft am nächsten Donner- stag in Paris ein, um dem päpflihen Nuntius Czacfki, dessen Befinden die Rückehr nah Ztalien dringend erheischt, das Barett zu überreichen, Die Wiedereröffnung der Kammern ist endgültig auf den 10. Oktober anberaumt. Gambetta ist wieder in Paris eingetroffen und wird sih während der Parlamentsferien nicht mehr von hier entfernen.

27. September. r T. B.) Nach einer Meldung aus Tunis wurde unweit Kairuan ein aus 60 Mann be- stehender Reitertrupp, der die topographische Mission be- gleitete, von etwa 400 Marodeurs angegriffen. Jn dem ent- standenen Kampfe wurde der französishe Kommandant des

Reitertrupps getödtel und weitere 7 Mann desselben außer Gefecht geseßt; die Marodeurs verloren gegen 30 Mann an Todten und gegen 50 Mann an Verwundeten.

Jtalien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Die amtliche Zeitung veröffentliht ein Dekret des Königs, dur welches die Session des Parlaments geschlossen wird; der Zeitpunkt des Wiederzusammentritts wird durch ein weiteres Dekret festgeseßt werden.

Türkei. Konstantinopel, 25. September. Der „Times“ meldet man von Mee die Pforte habe in einer an Lord Dufferin gerihteten Note angefragt, welhe Schritte be- züglih der Zurückziehung der englischen Truppen aus Egypten beabsichtigt seicn, da ein längeres Verbleiben derselben in Egypten nicht nothwendig erscheine.

26. September. (W. T. B.) Der Sultan empfing heute Baker Pascha, welcher von der ihm angetragenen Mission, betreffend die Reorganisation der egyptishen Armee Anzeige machte. Baker Pascha beabsichtigt, dem Khedive die Anstellung aller gegenwärtig bei der türkischen Gensd'armerie angestellten englishen Offiziere vorzuschlagen.

Numänien. Bukarest, 26. September. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach sollen die Kammern zum 27. k. M. einberufen werden, weil die Regierung mit Rücksicht darauf, daß das Mandat der dermaligen Kammern am 27. Februar 1883 erlischt, vorher noch das Budget und einige andere drin- gende Vorlagen von den Kammern erledigen lassen will.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 26. Sep- tember. (W. T. B.) Die Geseßsammlung veröffentlicht das neue, vom Kaiser bestätigte temporäre Neglenient, betreffend die Presse. Nach demselben sind die Redaktionen von Zeitungen, die mindestens einmal wöchentlich erscheinen, nach erhaltener dritter Verwarnung und nah Ablauf der damit verbundenen Sistirungsfrist verpflihtet, jede Nummer am Vorabend des Erscheinungstages der Censur Ur Durchsicht zuzustellen ; den Censoren aber ist. freigeitellt, die gedachte Nummer ohne gerichtliche Belangung des Redacteurs nöthigenfalls zu unterdrücken. Die Redacteure der ohne Prä- ventivcensur erscheinenden Zeitschriften sind verpflichtet, auf Verlangen des Ministers des Junnern den Nawen und Stand der Verfasser der Artikel mitzutheilen. Die Entscheidung über die vollständige oder zeitweilige Unterdrückung jeder Zeitschrift steht einem Comité zu, das aus dem Minister des Junnern, dem Unterrichts-Minister, dem Justiz-Minister und dem Ober- Prokurator der heiligen Synode besteht.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. Sep: tember. (Hamb. Corr.) An Stelle des norwegischen Staats- raths (Ministers) Johansen wird Anfang nächsten Monats der Staatsrath Schweigaard in die hiesige norwe- gishe Staatsraths-:Abtheilung eintreten. «Johansen wird das Marine: und Postdepartement der norwegischen Re- gierung übernehmen, welches gegenwärtig vom Staatsrath Holmboe verwaltet wird, der das vom Staatsrath Schwei- gaard verwaltete Justiz- und Polizeidepartement übernimmt.

Amerika. New-York, 25. September. (Wes. Ztg.) Die New-Yorker Presse steht in Gefahr, gaûz in die Hand des großen Spekulantèn Fay Gould zu gerathen. Gould hat bereits die Kontrole über den „Western Union Telegraph“, welcher die Nachrihten für die „Associated Preß“ sammelt. Die New-York „Associated Preß“ besteht aus sieben Heitungen. „Tribune“, „World“ und „Expreß“ waren bereits unter der Kontrole Goulds, und jeßt soll auch der „Sun“ zu ihm über- gegangen sein. „Herald“, „Times“ und „Journal of Commerce“ sind unabhängig, nun aber in der Minderheit. Der „New-York Herald“ spricht die Besorgniß aus, daß Gould die Nachrichten jeßt sür seine Spekulationszwecke färben werde. Er soll die Absicht haben, die Nachrichten durch die Beamten des „Western- Union Telegraph“ sammeln zu lassen, die in seinen Diensten stehen. Der Artikel des „Herald“ erregt großes Ausfsehen. Das „Journal of Commerce“ spricht in einer Darlegung des Sachverhältnisses die Hoffnung aus, daß der „Sun“ si nit unter die Herrschast Jay Goulds begeben werde.

Afrika. Egypten. Ein Extrablatt der „Daily News“ meldet aus Kairo vom 25. Abends 10 Uhr: Der Khedive fährt soeben, nur von einer kleinen Abtheilung seiner Leibwache geleitet, in offenem Wagen durch die festlich beleuhteten Straßen der Stadt und wird von der eingeborenen Bevölkerung, die ihn in dichten Massen auf seiner Umfahrt begleitet, auf das Ehrerbietigste begrüßt.

Kairo, 26. September. (W. T. B.) Heute Vormittag fand bei dem Khedive großer Empfang statt, welcher 4 Stunden dauerte. Eine große Anzahl Eingeborener war zu demselben erschienen. Der Khedive verweigerte vielen Paschas und Beys, die an der Rebellion betheiligt gewesen, den Empfang. Den Ulemas gegenüber äußerte sih der Khedive, sie seien Männer der Wissenschaft und nicht der Politik, der Erste, der sich in politishe Fragen mischen sollte, würde streng bestraft werden. Später empfing der Khedive die englishen Generäle und das diplomatishe Corps. Die Beduinen haben den Süßwasserkanal oberhalb Nefiche abgegraben.

Morgen wird die erste Sißung des Ministerrathes stattfinden, in welcher über die Frage wegen Bildung des Kriegsgerichts berathen werden soll.

27. September. (W. T. B.) Am nä@hsten Sonn- abend wird vor dem Palais Abdin, wo der Khedive Stellung nehmen wird, eine Truppenrevue über 20000 Mann stattfinden. Dieselbe wird \sich auf das Defiliren der Truppen besd.ränken, da das Terrain zum Manöoriren nicht ausreichend ist, Was die Zahl der Truppen angeht, welche in Egypten bleiben sollen, so sind Malet und Wolseley der Ansicht, daß 10 000 Mann genügen werden, um die Ordnung bis zur Wiederherstellung normaler gzuinde aufreht zu er- cure Vorausésichtlich wird diese Truppenzahl in Egypten

eiben.

Alexandrien, 6. September. (W. T. B.) Das Panzerschiff „Minotaur“ wird morgen nach Ab ulir abgehen, um dot die Marine-J nfanterie einzuschiffen. Alsdann begiebt sich der „Minotaur“ nach Malta, wohin ihn die übrigen zum Kanalgeschwader gehörenden, gegenwärtig in den egyptishen Gewässern befindlihen Schiffe folgen werden. Unter den Truppen sind mchrere Fälle von Augenent- zündung vorgekommen.

27. September. (W. T. B.) Zwei Regimenter und eine Compagnie Fngenieure haben Ordre erhalten, sich zum Rückmarsh nah Jndien bereit zu halten.

Zeitungsstimmen.

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ theilt folgende Correspondenz aus Essen mit :

Die Reconvaleëcenz, in welcher die höchst begnadete Gegend am Niederrhein rechts\eitig und in Westfalen seit ungefähr einem Jahre durch die Wiederbelebung der Montanindustrie si befand, ist nunm-hr in volle Genesung übergetreten, wie dies si bei Gelegenheit des Besuches des Staats - Ministers von Boetticher in hoch- erfreuliher Weise dokumentirt ht. Wer es weiß, welch {chweres Jahrzehnt diese großartige Industrie durhzumachen hatte, wie alte Mißstände und demnächst alle die großar- tigen Umgestaltungen auf sozialpolitishem und wirthshaft- Tlihem Gebiete in ganz absonderlicher Weise ihre noch jugendliche Entwickelung berührten und zu zerstören drohten; wer die {weren Opfer gesehen hat, welce die allgemeine Geld- und Vermögenskrisis in Folge der Bank- und Währungsumwälzung gerade von der Mon- tanindustrie in erhöhtem Maße gefordert hat; wer mit Angst den fih häufenden neuen Erfindungen folgte, wehe oft mit einem Slage eine alte bewährte und geübte ECinrihtung als unbrauchbar bei Seite warf, der wagte kaum zu hoffen, daß der Höhen- und Glanzpunkt, der heute erreiht is, jemals erreiht werden könnte, daß nah den Zeiten der tiefsten Finsterniß noch wieder ein so glänzender Sonnenaufgang sich darbieten werde. Und denno(h! Mit vollkommener Befriedigung kann die Montanindustrie das Lob acceptiren, welches ihr dur den Minister von Boetticher _gezollt wurde. Die Anwesenheit des Ministers hat der rheinish-westfälischen Industrie gebracht, was seit einem Jahrzehnt angestrebt wurde: Be- achtung, praktische Prüfung, Wahrnehmung der berechtigten Interessen Seitens der Regierung zum Wohle der Arbeitgeber und Arbeiter, zum Besten des gesammten Vaterlandes. Wenn, wie vorauszusehen, dieses System weiter verfolgt und bis in die Einzelheiten.vertieft wird, so wird eine neue Aera der Sicherheit und gedeihlichen Unternehmungs- [lust begründet werden, welche dem Reiche dle scit der politischen Eini- gung verkündete Mehrung der Wohlfahrt bringen wird. Die Lösung der Aufgabe ist nicht so \{wer, nachdem die Industrie mit Intelligenz und Fleiß die widerwärtigsten Umstände zum Besseren zu wenden ver- standen und dadur ihre Leistungsfähigkeit und Zähigkeit in eminentem Grade bewiesen hat. Die Schäße lagern im niederrheinish-west- fälishen Montanbezirke in Hülle und Fülle, es fehlte bis Weih- nachten 1878 nur der Schuß und die Förderung der Regierung, die unter allen Umständen nothwendig war, um befriedizende praktische Resultate zu erreichen.

Jn der gestrigen Abend-Nummer der „Norddeut- \{hen Allgemeinen Zeitung“ finden wir folgenden Artikel :

Einige freihändlerische Handelskammern haben in ihren Berichten die Behauptung aufgestellt, daß durch den deutscen Zolltarif von 1879 andere Staaten veranlaßt worden seien, ihre Zölle" als Mepres- falie gleibfalls zu erhöhen. Thatsache ist es allerdings, daß seit mehreren Jahrzehnten die meisten Staaten Ag N eingeführt oder die bestehenden Zölle erhöht haben, so Rußland, Oesterreich, die engli- \{chen Kolonien, ebenso Deutschland. Der Grund dafür war, daß diese Staaten die glänzenden Erfolge der Schußzollpolitik in Frank- reih und Nordamerika sahen und dem Rückgange ihrer Industrie durch die englische Konkurrenz Einhalt thun wollten. Aber ebenso ist es Thatîache, daß die Einführung oder Erhöhung der Schußzzölle von “den Regierungen und Volksvertretungen der genannten Länder nur im eigenen Interesse ftattgefunden hat, um den Wohlstand ihrer Bevöl- kerung zu erhalten und zu heben, nit aber, um den anderen, meist befreun) eten Ländern zu \{aden. Wir brauchen nur die Geschichte der leßten Jahrzehnte zu studiren, um zu sehen, daß während der Herrschaft der Freihandelspartei in Deutschland, von 1865 bis 1879, alle großen Staaten ihre Zölle viel mehr erhöht haben, als seit Ein- führung des gemäßigten Schußzollsystems im Jahre 1879 bei uns

eschehen. Í Mi Im Jahre 1865 verließ Deutschland das gemäßigte Sbutzoll- \ystem und setzte die Zollsätße ganz bedeutend herab; weitere Zoll-

ermäßigungén erfolgten 1870 und 1873. Welcen Erfolg hatten diese

Zollherabseßungen Deutschlands bei den übrigen Staaten ?

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika erhöhten 1866 nah ‘Beendigung des Bürgerkrieges ihre Zölle \o bedeutend, daß die aus- ländischen Kabrikate zu Gunsten der einheimischen Produkte fast ganz vom amerikaniscven Markte ausges{lossen wurden. Jm Februar 1866 {lug die Finanzkommission des Kongresses cinen Durhschnitts- zoll von 40% des Werthes auf alle eingeführten Waaren vor und wurden die Zollsäße von folcher und ähnlicher Höhe auch wirklich eingeführt. Also ein Jahr nah den deutschen Zollermäßigungen führ- ten die Vereinigten Staaten \o außerordentlih hohe Zölle, fast Pro- hibitivzölle, cin, und diese Zollerhöhungen haben dem deutschen Han- del am meisten geschadet. i : :

In Frankreich waren die Zollsäße immer höher als im deutschen Zollverein und im Deutschen Reich, aber troßdem wurde im Jahre 1877 den französischen Kammern ein neuer Gesetzentwurf zur Er- höhung der Zölle vorgelegt. j /

Rußland belegte alle ausländischen Waaren son seit lange mit sehr hohen Eingangszöllen, \eit dem 1, Januar 1877 belastete es durch die vorgeschriebene Zahluag in Gold die fremden Waaren wieder böber, und {ätte man diese Zollerhöhung auf 30%/9 des Werthes. Diese Zollerhöhurg erfolgte während der Hercschaft der Frcihandels- partei in Deutschland ; sie war viel bedeutender als die leßte Erhöhung der russishen Eingangszölle um 10 9%.

Auch Oesterreib-Ungarn war stets weiter vom Freihandels\ystem entfernt als Deutsbland. Durch den im Jahre 1877 vorgelegten und seit 1878 geseglih eingeführten Zolltarif wurde die Zahlung der Zölle in Gold eingeführt, was ciner Zollerhöhung von 1d ‘/ gleih- kam, und zuglei die meisten fremden Waaren mit höberen Eingangs- zöllen belegt. Diese vor Einführung unseres deutschen Zolltarifs von 1879 scit 1878 in Oesterreih-Ungarn bestehenden Zölle waren viel belastender für die eingeführten Waaren als die neucrdipgs 1882 dort eingeführten Zollerhöhungen.

Hat unsere Annäherung zum Freihandelssystem von 1865—1879 das Ausland gehindert, Zollerböbungen vorzunehmen? Im Gegentheil, gerade während Deutschland seine Eingangszölle bis zum fast gänz- lihen Wegfall ermäßigte, führten die andern großen Kulturstaaten bobe Eingangszölle ein und verstärkten ihr Schutzzollsystem viel mehr, als sie es Je Einführung unseres Zolltarifs von 1879 gethan haben. Mit derselben Logik, mit welcher die Freihändler heute fagen : „Rufß- land oder Oesterreih hat auf unsern Zolltarif mit Repressalien ge- antwortet“, könnten wir und mit mehr Recht behaupten: „Auf unsere Zollermäßigungen 1865—1879 hat das Ausland mit den \tärkiten Bollerhöhungen geantwortet!“ Aber solhe Folgerungen ziehen wir nicht, weil wir den Regierungen und Volksvertretungen der genannten großen Staaten soviel Einsicht zutrauen, daß sie ihre Zolltarife zum Wohle ihrer Bewohner aufstellen und dabei sich ausschließlich von diesem Erwessen leiten lassen, niht etwa von der Absicht, cinen Zoll- krieg mit den übrigen Staaten zu führen.

Daß die hoben Zolltarife des Auslandes unsere Industrie und unseren Handel s{ädigen, das wird Niemand bezweifeln, und pas wir dur Handelsverträge mit den anderen Staaten günstigere Zo ake erreihen, dafür wird die Reichsregierung ohne Zweifel stets bemüht sein, Deutschland hat bei diesen Verhandlungen mit dem Zolltarif von 179 eine mächtige Waffe- in der Hand, Zollermäßigungen des AukLlandes zu erwirken, während es in der Periode 1865—1879 dem Auslande gegenüber wehrlos war, weil es denselben ohne Gegen- leistung {hon eine fast zollfreie Einfuhr gewährt hatte.

Jn einem „Die amerikanische Lebenêemittel-Konkurrenz und Englands Handelspolitik“ überschriebenen Artikel des „Deutschen Tageblatts“ heißt es:

. . . Es fann unseren Freibhändlern egenüber nicht oft genug wiederholt werden, daß in England die Verhältnisse ganz anders als auf dem Kontinent liegen. Während hier die Industrie von der in- ländischen Landwirtbschaft lebt, sich ins eigene Fleis schneiden würde, wenn sie der bedrohten Landwirthschaft ihre Hülfe versagen

wollte, weil die Hälfte oder ein noch größerer Theil ihrer Konsumen- ten Landwirthschaft treibt, das Gedeihen „der Industcie also von deren Kaufkraft abhängt ist England ein Industrieland im voll- sten Sinne des Wortes. Der Theil seiner Bevölkerung, der si von dem Ackerbau und der Viehzucht nährt, ift seit Menschenaltern immer kleiner geworden, er betrug 1811 35%, 1821 339%, 183i 289%/n, 1841 26: in England und Wales alléîin 1851 nur 16,19%, 1861 nur ,D o.

Dieser Bruchtheil der Bevölkerung, der seitdem wohl noch weiter zurückgegangen ist, wird durch die amerikanische Konkurrenz allerdings ad geschädigt; die ganze Industrie aber s{chöpft aus ihr neues

eben.

England war früher auf die Lieferungen Rußlands und Nord- deutshlands angewiesen, es hatte daher die höchsten Getreide- und Bleishpreise in Europa. Seitdem der Lebensmittelstrom in unge- ahnter_ Fülle von Westen her fließt, hat si das Verhältniß um- gekehrt: London, Liverpool und Manchester, einst die theuersten Plätze, haben heute niedrigere Getreidepreise als das ganze westliche und mittlere Europa. Jett schon ist der Weizenpreis in England im Vergleich mit dem Standard von 1848 um 189/o gesunken. DerPreis von gesalzenem Fleis, Schinken und Speck ist noch weit beträchtlicher herabgegangen. Welche Stärkung der Konkurrenzkraft muß das billiger werdende Leben der Arbeiter, das relative Sinken des Lohnes der {on über- mächtigen englischen Industrie vershaffen! Was kein anderes Land wagen dürfte, das hat England ausgeführt; es hat, um seine Jn- dustrieherr\caft zu befestigen und zu erweitern, einen namhaften Theil der einßeimis%en Landwirthschaft an die Amerikaner ausgeliefert, nicht einem Freihazndelsideal zu Liebe, sondern aus den eigennüßigsten Beweggründen. /

So ist seit den großen amerikanischen Importen in dem Verkehr der Länder Europas zu Gunsten Englands eine Verschiebung ein- getreten, welche die HandelEpolitik der anderen Staaten auch in neue Bahnen gedrängt hat und wesentlich mit zur Rechtfertigung der ver- stärkten Schußtzollrichtung dient. : / G

Jn der „Neuen Preußischen, Zeitung“ lesen wir :

Der Bericht der Handelskammer für das Lennegebiet des Kreises Altena urtheilt über das Jahr 1881, daß dasselbe, namentli in der zweiten Hälfte, einen Theil der „Hoffnungen, welche die Montan- industrie auf dasselbe geseßt, verwirkliht habe. Die neue Zollgeset- gebung, deren Wirkung Ende 1879 und Anfangs 1880 begonnen, aber durch Spekulation gestört sei, habe im verflossenen Jahre langsam rei- fende Früchte gebraht. Die volkswirthschaftlihen Grundsäße und Maß- nahmen des Reichskanzlers zum Schute nationaler Arbeit hätten auch zur Hebung der Eisenindustrie beigetragen. Insbesondere sei der Einfluß, den die Glasgower Eisenbörse auf den deutschen Eisen- markt ausübe, bedeutend geringer geworden. Eine Wohlthat von eminentem Werthe für unser Vaterland würde es aber sein, wenn unsere Metallindustrie dem verderblihem Einflusse des Glasgower Marktes ganz entzogen werden könnte. Wiederholte Meldungen aus den Gegenden Deutschlands, in welchen die Eisenindustrie vorzugs- weise zu Hause ist, so wie häufige Klagen in der englischen Presse bestätigen, daß der Einfluß der englishen bezw. \{chottishen Eisen- industrie auf den deutschen Markt Dank den Wirkungen unserer Zoll- politik in der That immer mehr zurückgeht.

Armee - Verordnungs-Blatt. Nr. 17, Inhalt: Ueberweisung der durch Militärgerichte Verurtheilten an Civil-Straf- anstalten. Eröffnung neuer Eisenbahnen. Fensterbecher für die Kasernenstuben 2c. Extraordinärer Verpflegungszushuß für Erfurt pro 3. Quartal 1882, Geschäftsordnung für die Verwaltung der

Garnifon-Anstalten vom 5. Juli 1881. Reisevergütung bei Ur-

laubsreisen der Füsiliere der Unteroffiziershulen. Aufnahme der Aspiranten in die Militär-Roßarztshule als Eleven. Liquidirung und Verrechnung der Reise- 2c. und Umzugskosten für die zur Landes- aufnahm«e kommandirten Unteroffiziere. Nachträge zu den Feld- geräths-Etats der Fuß-Artillerie. Extraordinäre Verpflegungs-Zu- schüsse pro 4. Quartal 1882.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 59. Inhalt : See isagungen;: vom 22. Septetiber 1882. Fahrpostverkehr mit

talien. E

Neichstags - Angelegenheiten.

Met, 27. September. (W. T. B.) Der Neichstzgs-Abgeord- nete und frübere Bürgermeister von Met, Paul Bezansfon, ist heute früh iu Folge eines Schlaganfalls gestorben.

Kunst, Tissenschaft und Literatur.

Die Entwicklung der Landrechtsglosse desSachsen- spiegels. Von Dr. Emil Steffenhagen. 11. Die Sten- daler Glosse. Wien, 1882, In Kommission bci L. Gerolds Sohn. (Aus dem Jahrgang 1882 der pro g berichte der philo- sophisch-historishen Klasse der Kaiserlihen Akademie der Wissen- schaften besonders abgedruckt.) Unter der Bezeichnung «Stendaler Glosse“ begreift Steffenhagen die gesammte Masse theils lateiniscer, theils niedersächsisher Glossen zum Sachsenspiegel-Land- und Lehn- recht, welche, in der Breslauer Handschrift 11. F. 6 der Königlichen und Universitätsbibliothek erhalten, von da in den Augsburger Druck von 1516 überzegangen sind, außerdem theilweise in einer Berliner Dandschrift, Ms. germ. Fol. 284, der Königlichen Bibliothek vor- ommen, Diese Bezeichnung, von dem Entstehungsort der Glossen hergenommen, umfaßt sowohl die von Homeyer unterschiedene besondere „lateinishe Glosse“ des Landrechts, als auch die s\oge- nannte „altmärkiswe Glosse“ zum Land- „und Lehnredt. Beide Glofsen gehören aber, wie Steffenhagen nahweist, zu einem eiyzigen Glossenwerk, dessen Entstehungsort mit vollkommener Sicberbeit in Stendal zu suchen ist. Der Verf. gelangt nun bei seiner Unter- suchung über die sog. Stendaler Glosse zu genden Resultat: Jn der Altmark Brandenburg, speziell in Stendal, entstand etwa ein halbes Jahrhunder später als die Busche Glosse, jedenfalls nicht vor 1374 und nit nach 1470, eine Glosse zum Sawsenspiegel, welche, aus ähnlicber Tendenz hervorgegangen, der Bucbschen Glosse selbständig an die Seite trat und gleidmäßig das Landrecht wie das Lehnreht, beim Landrecht den lateinishen wie den deutschen Tert er- greift. Den Ricbtsteig Landrechts ganz bei Seite lassend, den Richtsteig Lehnrechts nur ansatzweise berührend, richtet der Stendaler Glossator seine Bemühungen noch auf das Weicbbildredt in 6 Büchern und bereictert die mittelalterliche Glofsenliteratur durch eine bisher unbekannte Weicbbildglosse, wobei er eine ausgebreitete Kenntniß der \äcbsischen Recbtsbücher, der Bucbschen Glosse, der SruMeyurger und Stendaler Schöffenpraris, der Lombarda und namentli der fremden Rechte mit ibrer Literatur verräth. Uebrigens mengt der Stendaler Glossator fremde und ein- heimishe Rechtésäße bunt und unvermittelt unter einander. Es mongelt ihm ferner ein dur{greifender Plan; sein Werk ift weniger eine fortlaufende Erläuterung nah bestimmten At als eine lose Aneinanderceihung gelehrter Ausführungen aus den fremden MRecbtsquellen und praktischen Notizen aus dem deutschen Necht. Außerdem weselt er fortwährend die Sprache, wogegen Johann von Buch sib durchweg der heimathlichen Mundart bedient. In der Planmäßigkeit ferner, in dem patriotischen Fest- haltcn an dem angestammten Recht steht dem Stendaler Glossator der märkishe Ritter weit voran, der bewußt und beharrlich das Ziel verfolgt, den Sacsenspiegel dur die [Nin Rechte zu stützen und zu stärken. So kann denn auch im Erfolge der Stendaler lossator mit dem märkischen Ritter sich nit messen. Zum Beweise des Gesagten unternimmt der Verfasser in eintm Anhange cine Auswahl aus der Stendaler Glosse zum Land- und Lehnrecht und zieht auch die ungedruckte Weichbildglosse desselben Verfassers mit heran. Die Auswabl rictet \sih nach folgenden Gegenständen: 1) Lombarda,

v Buse Glosse, 3) S%höffenpraxis, 4) märkishe und Stendaler ewohnheiten.

„Kunst und Gewerbe“, Zeitschrift zur Förderung deut- scher Kunstindustrie, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe- museum zu Nürnberg, redigirt von Dr. Otto von Schorn. 16. Jahrgang. 1X Heft. (Druck und Verlag von G. P. J. Bie- ling (G. Dieß] in Nürnberg.) Dieses neueste Heft der Zeitschrift bringt zunächst die Fortsezung der eingehenden historischen Studie über das Kunstgewerbe in Spanien, von F. Jännicke und einen Artikel über das Museum für Völkerkunde in Leipzia, welher zur Förderun der Zweck dieser Anstalt auf- fordert. Aus den Mittheilungen von und über Museen, Vereine, Sculen, Ausstellungen 2c. seien hervorgehoben der (von uns reproduzirte) 3. Theil der Beschreibung der BayerischenLandes- ausftellung in Nürnberg, das Programm der Ausstellung alter und neuer Erzeugnisse der kirchlihen Kunst, welhe bei Gelegenheit der 29. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Frank- furt a. M. stattgefunden hat, der Schluß der Beschreibung des nord- deuts{hen Bauernschmucks im Museum zu Hamburg, Mittheilungen über die \{chweizerishe Landesausstellung in Zürich, über die Aus- stellung der Un'on centrale des beaux arts appliqués à l’'industrie im Palais des Champs Elysées zu Paris und endli über die rus- sische Kunst- und Industrie-Aus\tellung in Moskau. Den weiteren Inhalt des Hefts bilden Beiträge für die Werkstatt, Mit- theilungen aus dem Buchhandel und kleine Nachri tten. Außer zahlrei ten Jllustrationen im Text (darunter eine reizende * ornamentale Zeichnung von Hans Mieblich (1553) aus dem Shmuck- büchlein der Herzogin Anna, Gemahlin Albrechts V. von Bayern, eine geäßte eiserne Kassette und ein sehr geschmackvoller s{chmiede- eiserner Aufsaß aus der Nürnberger Ausstellung, ein carakteristischer eiserner, vergoldeter Thürbeshlag von einem Nürnberger Hause 2c.) sind auch dieser Nummer 3 besondere Kunstblätter beigegeben. Von diesen zeigt das erste (in vortrefflichem Farbendruck) einen prachtvollen, aus mehreren Brochen und Ringen bestehenden Schmuck, “das zweite eine Abendmahlskrone aus getriebenem Silber, das dritte ein Prunk- fästhen. Gleichzeitig mit dem Septemberheft von „Kunst und Gewerbe“ wurden die Nrn. 16 und 17 der „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums“ ausgegeben. Die Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“ erscheint in Monatsheften von vier Bogen mit vielen Illustrationen und Kunstbeilagen. Das Beiblatt „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums“ am 1. und 15. jeden Monats. Der Abonnementspreis beträgt für den ganzen Jahrgang 15 K. Bestellungen nehmen alle Buchandlungen und Postämter an.

Soeben erschien im Verlage der Saarbrücker Zeitung (Gebr. Hofer zu Saarbrücken) der Saarbrücker Bergmannskalender für das Jahr 1883, herausgegeben vom „Bergmanns- freund“. Wie in den vorangegangenen 10 Jahren seines Erscheinens enthält er die Kalendernachrichten für 1883, die vollständigen Ge- \{lechtstafeln der regierenden Häuser in Preußen, der übrigen deutschen und europäischen Staaten, nebs Angaben über den Flächeninhalt und die Einwohnerzahl der europäischen Länder, ferner 6 Bergmannslieder, zwei volksthümliche dur 6 gute Holz\chnitte illustrirte Erzählungen aus der Feder des bekannten Volks\criftstellers Dr. Wilhelm Fischer und eine reihe Auswahl von Gemeinnüßtzigem, Belehrendem und Unter- haltendem. Zum ersten Male erscheint in dem Kalender auch ein mit dem 1. September d. J abgeschlossenes vollständiges Verzeichniß aller Königlichen Beamten und Unterbeamten bei der Bergwerksdirektion, den 9 Königlichen Berginspektionen und den ihnen unterstellten 9 fis- kalishen Steinkohlengruben ; es fehlen au die bekannten statistischen Angaben über den preußischen und deutschen sowie den engeren Saar- brücker Bergwerksbetrieb für das Jahr 1881 nicht. Das Iahrmarkts- verzeihniß sür das Verbreitungsgebiet des Kalenders und die Angabe der Lohntage auf den Saarbrüer fiskalischen Gruben ift beigegeben. Der Preis für das einzelne Stück beträgt 30 -§; in größerer Anzahl nit unter 12 Stück bezogen nur 25 4.

Göttingen, 21. September. (Hann. Cour.) Heute war Studien-Rath Müller aus Hannover hier, um in Begleitunz des Professors Krause aus Göttingen die Ausgrabungen von Hünen- gräbern bei Knutbühren zu besichtigen. Es liegen bereits viele Sundstüde aus Bronze, auch Feuersteinmefser, vor Die Gräber sind mehrere Jahrhunderte vor Christus zu seßen. _Studien-Rath Müller besichtigte dann mit den Herren Professor Krause und Stud. Müller aus Grone die Hünenburg bei Dransfeld. Es ist dies eine außer- ordentli gut erhaltene altgermanishe Vershanzung von etwa 10 Morgen Flächeninhalt, von Wall und Graben umgeben. In derselben find zwei Vertiefungen vorhanden, die wahrscheinli sogenannten „Mar- dellen“, d. h. fkellerartig gebauten Wohnräumen entsprechen. Die Untersuchung ciner Stelle des Walles sowie einer der genannten Mardellen ließ daräber keinen Zweifel, daß eine altgermanische Ver- \chanzung vorliegt. -

Neustreliß, 22, September. Ueber eine am Sonntag, dea 17. d, M,, auf dem Jäger-Werder im Carwitzer See durch den Kammerherrn von Borck auf Möllenbeck und den Ingenieur G. Oesten für den Feldberger Alterthums-Verein vorgenommene A us- grabung, welche bemerkenswerthe Resultate ergeben hat, \chreibt man der „Neustr. Ztg.“ was folgt: „Wenige Stunden reichten hin, um an verschiedenen Stellen der Insel in dem 0,5—1,5 m tiefen Brandschutt Steinsetßzungen, 2 Herdstellen und viele carakteristische, zum Theil reich verzierte slawishe Gefäßscherben, verschiedene Gegen- stände aus Eisen, darunter ein kurzes Messer, eine Lanzenspite, eine Art, ferner eine Anzahl Gerätbe und Handwaffen aus bearbeiteten Kaocben und andere Objekte zu Tage zu fördern. Alles gehört augen- \ceinlich der lezten Wendenzeit an. Diese Ausgrabung bestätigt in hohem Maße die Ergebnisse der früheren, in diesem und im vergange- nen Jahre an den Ufern des \{önen Barop Sees und auf dessen Inseln angestellten Nachforshungen. Es kann kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß hier die Ueberreste einer bedeutenden wen- dischen Ansiedelung ruhen, und daß diese eins durch Brand vernichtet worden ist. J auch bis jeßt noch kein Objekt ans Licht gebracht worden, welches unmittelbar auf ein wendis{hes Heiligthum oder auf Rhetra felbst hinweist, so wird doch mehr und mehr die Vermuthung unterstüßt, daß hier an den Ufern des Sees und auf den durch eine hölzerne Brücke mit denselben verbunden gewesenen Inseln in der That die Stätte des alten Rhetra gefunden ift. Keine fonst hierfür in Vorschlag gebrachte Lokalität dürfte besser den alten Ortsbeschreibungen entspreben, ausgedehnter sein und reicher an Ueberbleibseln aué der leßten slawischen Zeit \ich zeigen als diese. Die ausgegrabenen Fundstücke gehören selbstverständlih der Feldberger Sammlung an.“ i : S

Gestern sollte in Catania auf Sizilien ein Bell ini- Monument enthüllt werden. Der Komponist \itt an einem Klavier, dessen Tasten er mit der rechten Hand berührt, während die linke eine Rolle bält. Am Sockel sind vier Figuren aus Bellini's bekanntesten Opern „Norma“, der „Nachtwandlerin“, den „Purita- nern“ und den „Piraten“ angebracht.

Land: und Forstwirthschaft.

Von der Ulmer Alb schreibt man dem „Ulm. Tagbl,*“ übcr die diesjährige Ernte: Í S E

Hinsichtlih der Quantität is das Erträgniß des diesjährigen Sommers ein geradezu fabelhaftes zu nennen. Fast Niemand hatte Plat, seine Fruchtvorräthe in der Sceuer unterzubringen; so wurde rasch ein Theil gedroshen und das Stroh ins Feld hinaus gesetzt. Mit diesem qualitativen Reichthum von Feldfrücten hält nua frei- li der quantitative Ertrag keineswegs gleichen Schritt. Der kühle und nasse Sommer ließ das Getreide nicht so zur Reife kommen, wie dies in warmen Jahrgängen der Fall ist; dazu kam in Folge der gewaltigen Sblagregen ein atoler Theil des Fruchtfeldes zu vorzeitigem Liegen, was die Ausbildun der Körner beeinträchtigt. So ist's denn kein Wunder, wenn sid in der Mühle herausstellt, daß das Korn nicht ausgiebt. Zum Theil mag diese Thatsache au darin ibren Grund haben, daß der diesjährigen Ernte von der Witterung so mitgespielt wurde. Zwar hört man hierzuland nirgends, daß ein Theil der te unbraucbar geworden wäre, au nicht cine Garbe G Veriao es wurde Alles eingebrat, wenngleih mit dem doppelten Aufwand von Zeit und Mühe im Vergleich zu anderen Jahrgängen. Indeß liegt cs jazin der Natur der Sache, daß cine Frucht, die drei- und viermal