1903 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Oct 1903 18:00:01 GMT) scan diff

TT.

Für den Bau insbesondere gelten folgende Bestimmungen:

1) Der Staatsregierung bleibt vorbehalten:

Die Feststellung der Bahnlinie in ihrer vollständigen Durch- führung dur alle Zwischenpunkte,

die Bestimmung der Zahl und der Lage der Stationen,

die Feststellung der Entwürfe aller für den Betrieb der Bahn GSestimmten baulihen Anlagen und Einrichtungen sowie die Fest- {stellung der Entwürfe für die Betriebsmittel und ihre Anzahl.

__ Für alle durch die Ausführung der genehmigten Entwürfe be- dingten Benachteiligungen des Eigentums oder \onstiger Rechte des Staats bleibt demselben der Anspru auf vollständige Entschädigung nach Maßgabe der geseßlichen Bestimmungen gegen den Konzessionar vorbehalten.

2) Die Bahn muß fo gebaut und ausgerüstet werden, daß die Ueberführung von Perfonenzügen mit 56 Achsen mittels \{chwerer t H T in einstündiger Aufeinanderfolge nah beiden Richtungen möglich ist.

__3) Der Konzessionar hat allen Anordnungen, welche wegen polizei- licher Beaufsichtigung der beim Bahnbau beschäftigten Arbeiter ge- troffen werden mögen, nachzukommen 4) Für den Fall, daß der Konzessionar mit der Erfüllung der ihm bezüglich des Bahnbaues obliegenden Verpflichtungen, insbesondere der rechtzeitigen plan- und anschlagämäßigen Ausführung und Ausrüstung der Bahn in Verzug kommen sollte, ist er zur Zahlung einer Strafe von 28 000 A mit der Maßgabe verpflichtet, daß die Entscheidung darüber, ob und bis zu welhem Betrage diese als verfallen anzusehen ist, mit Ausschluß des Rechtswegs, dem Minister der öffentlichen Arbeiten zusteht. i

Zur Sicherstellung dieskr Verpflichtungen hat der Konzessionar bei der Generalstaatsfasse den Betrag von 28 000 4, in Worten: „achtundzwanzigtausend Mark“, bar oder in preußishen Staats- oder vom Staate gewähtleisteten Wer1papieren oder in inländischen Eisens bahnanleihesheinen, unter Berechnung aller dieser Wertpapiere nach dem Kurswerte, nebst den noch nicht fälligen Zins- und Erneuerungs- scheinen zu hinterlegen und in gerichtlicher oder notarieller Urkunde mit der Maßgabe zu verpfänden, daß dem Minister der öffentlichen Arbeiten die Befugnis zusteht, durch Verwendung der Barbeträge oder dur Veräußerung der verpfändeten Wertpapiere die verfallenen Straf- beträge einzuziehen.

Die Nückfgabe der zu den Papieren etwa gehörigen Zinsscheine erfolgt in ihren Verfallterminen, kann jedoch von dem bezeihneten Minister eingestellt werden, wenn nach seinem allein entscheidenden Urteile der Konzessionar den Bau verzögern sollte. Auch ist der be- zeihnete Minister ermächtigt, nah Maßgabe des Fortschritts des Baues und der Ausrüstung der Bahn einen entsprechenden Teil der Barbeträge oder Wertpapiere vor völliger Vollendung des Baues und der Ausrüstung der Bahn zurückzeben zu laffrn.

5) Falls die im Staatsveritrage (vergl. Artikel 1) festgeseßte Baufrist niht innegehalten wird, kann nicht bloß die bezeichnete Strafe eingezogen, sondern auh die erteilte Konzession dur landes- herrlichen Erlaß zurückgenommen und die im § 21 des Geseges vom 3. November 1838 vorbehaltene Versteigerung der vorhandenen Bahn- anlagen eingeleitet werden. Sofern die Staatsregierung von dem Vorbehalte der Versteigerung der Bahnanlagen Gebrauch zu machen beabsichtigt, soll jedoch die Zurücknahme der Konzession niht vor Ab- lauf der in dem angezogenen § 21 festgeseßten Schlußfrist erfolgen.

L.

Nach Eröffnung des Betriebs ist der Konzessionar zur Aenderung und Erweiterung der Bahnanlagen fowie zur Vermehrung der Gleise auf den Bahnhöfen und der freien Strecke verflichtet, sofern und fo- weit der Minister der öffentlichen Arbeiten solches im Verkehrsinteresse oder im Interesse der Betriebssicherheit odec im Interesse der Landes- verteidigung für erforderlih erahtet. Soweit diese Anforderungen ledigalich im Interesse der Landesverteidigung erfolgen, find die des fallfsigen Kosten dem Konzessionar zu erstatten, wenn nicht im Wege der Gesetzgebung andere füc den Konzessionar alsdann maßzebende Bestimmungen (vergl. Artikel T) getroffen werden. Im übrigen fallen die betreffenden Kosten dem Konzessionar zur Last.

EVe

Sollte die Gesellschaft die in Preußen gelegene Bahnstrecke ganz oder teilweise veräußern oder verpahten oder sonst den Betrieb auf derselben Anderen abtreten wollen, fo ist zu jeder dieser Maßnahmen die Zustimmung der preußischen Staatsregierung erforderlich.

Qo id, rabid

Die Staatsregierung bebält sich das Reht vor, das Eigentum der in Preußen belegenen Strecke der Bahn nebst allem beweglichen und unbeweglichen Zubehör \{ulden- und lastenfrei nah Maßgabe der Bestimmungen des Staatsvertrags (vergl. Artikel 1) käuflich zu erwerben.

4 VI

Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzessionsurkunde an den Konzessionar und die Veröffentlihung derselben in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 erfolgt erst, nahdem die unter Artikel 11 Nr. 4 geforderte Sicherheit geleistet ist.

Urkundlich unter Unserer Höchsteiger beigedrucktem Königlichen Jn) i

Gegeben Wilhelmshöhe, den 28. August 1903

(L. S.) Wilhelm R. Sch{önstedt. Freiherr von Rheinbaben. von Podbielski Möller Budde. von Einem.

bändigen Unterschrift und

Ministerium der geistlihen, Unterrichts Medizinalangelegenheiten

UNnL

Dem Bildhauer Eugen Börmel in Grunewald bei Berlin der Titel „Professor“ verliehen worden

Am Schullehrerseminar zu Kreuzburg O.-Schl. ift der bisherige ordentlihe Seminarlehrer Rode zu Reichenbah O.-L als Seminaroberlehrer,

am Schullehrerseminar zu missarishe Oberlehrer Seminaroberlehrer und

am Schullehrerseminar zu Ober-Glogau der Lehrer Kobel aus Liegnitz als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Ragnit der Hermann Müller

bisherige kom endgültig als

Finanzministerium

Könialiche Seehandlung. g

Der bisherige Kassierer, Rechnungsrat Jürgens ist zum Zweiten Tresorverwalter, :

der bisherioe Buchhalter Herrmann zum Kassierer hei der Hauptsechandlungskasse und

der bisherige Leihamtssekretär Winkler zum Leihamtis- bucbhalter beim Königlichen Leihamt für Berlin ernannt worden.

Minisierium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die bisherigen Landmesser Frandcke 1 Nennenberg in Berleburg find zu messern ernanni worden.

in Meschede und Königlichen Oberland-

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der

öffentlihen Arbeiten Budde, in dienstlihen Angelegenheiten nah Schlesien ;

der Unterstaatssekretär im Reichsamt des Jnnern Dr. Hopf, mit Urlaub. -

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. Oktober.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin nahmen e an der Jubiläumsfeier des fünfzigjährigen Bestehens es Mädchenwaisenasyls Bethesda teil, die in einem Gottes- dienste in der Kirche zu Bornim und in einer Nachfeier in der Anstalt bestand.

Der Kaiserliche Botschafter in Paris, Wirkliche Geheime Rat Fürst von Radolin is} vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Kaiserlichen Botschaft wieder übernommen.

Der Direktor beim Rechnungshofe des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Fritsch ist von seiner Urlaubsreise nah Potsdaia zurücgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Moltke“ am 2. Oktober in Syra eingetroffen.

S. M. S. „Thetis“ ijt an demselben Tage in Tsingtau angekommen.

S. M. S. „Sperber“ ist am 3. Oktober in Daressalam eingetroffen und geht'am 9. d. M. von dort nach den Seychellen in See.

Cöln, 4. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der G roß- herzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Baden sind gestern vormitiag von hier nah Koblenz abgereist.

Cronberg, 3. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland sind, wie „W. T. B.“ meldet, heute nahmittag in Schloß Friedrichshof eingetroffen. E

Bayern.

Der der Kammer der Abgeordneten zugegangene Entwurf eines neuen Landtagswahlgeseßes bestimmt, dem „W. T. B.“ zufolge, daß im Durchschnitt auf je 38 000 Einwohner ein Abg- ordneter zu wählen sei, und zwar nach dem Ergebnis der amtlichen Volkszählung vom 1. Dezember 1900. Die Gesamtzahl der Abgeordneten wird auf 163 festgeseßt. Wakhlberechtigt ijt jeder bayerishe Staatsangehörige, der das 95. Lebensjahr zurückgelegt#hat, seit mindestens einem Jahre die bayerishe Si1aatsangehörigfeit besißt und seit mindestens einem Jahre direkte Steuern zahlt. Die Ausübung des Wahl- rechts i} bedingt durch die Ableistung des Verfassungseides. Für die Wählbarkeit zum Abgeordneten ifl außerdem die YBurüccklegqung des dreißigsten Lebensjahres erforderlih. Die Mahl ist direkt und geheim. Sie erfolgt durch relative Mehr- Lait der- abgegebenen gültigen wStuame- -dex- Ein- schränkung, daß der Gewählte wenigstens ein Drittel der abge- gebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigen muß. Das neue Geseh, das im ganzen 40 Artikel enthält, soll bereits für die nächsten Wahlen in Kraft treten. Einen Äintegrierenden Bestandteil des Gesehes bildet die Einteilung der Wahlkreise. Für 30 Wahlkreise sind je zwei Abgeordnete, für 103 Wahl kreise nur je ein Abgeordneter vorge}el Unter der unteren Grenze für einen Abgeordneten mit 32000 und für zwei Ab aecordncte mit 64 000 Einwohnern bleibt kein Wahlkreis zurü. Die obere Grenze mit 44 000 bezw. 88000 Einwohnern nur von wenigen stödtishen Wahlkreijen schritten. Oberbayern erhält 34, 22 die Oberpfalz 15,

wird um ein wenig über Niederbayern 18, die Pfalz Oberfranken 16, Mittelfranken 21 Unterfranken 18, Schwaben 19 Abageord1 München (Stadt und Land) erhält statt neun dreizehn, Nürnberg statt der bis herigen vier sechs Abacordnete

Hessen.

Seine Majestät der Kaiser von

| ift gestern vormittag in Varmitadt eingeironen

Oesterreich-Ungarn.

on Nukland, der Ka reich und der Erzherzog Franz Ferdinan

Der Kaiser v

„D. L, D Muürziteg am onnabendmittag ver lassen Uhr in Ieidl ingetroffen. Von dort trat der Kaiser Nikolaus nah herzlicher Verabschiedung von dem Kaiser Franz Joseph und Ferdinand die Weiterreise nach Darmstadt a

Nach den Besprecklfungen, die in Mürziteg Ministern Graf Goluchowski und Graf stattgefunden haben, wurde von den Regierungen Oesierreich Ungarns und Rußlands beschloffen, an die Konsiantinovel Freiherrn von Calice und Sinowjew identisc{he Telegramme abzusenden, die, dem „W zufolge, in der Uebersezung aus dem Franzöfischen folgenden Wortlaut haben:

Sie sind vor kurzem beauftragt worden, zu erklären, daß VDefter- rei-Ungarn und Rußland an dem Werle der Beruhigung, unternommen haben, festhalten und auf ihrem zu Beginn des Jahres ausaearbeiteien Programm beharren, ungeachtet der Schwierigkeiten, die fh seiner Durchführung bisher entgegengestellt haben; denn in der Tat. während einerseits die revolutionären Komitees Unruhen hervorgerufen und die chrislliche Bevölkerung der drei Wilajets davon abgebalien haben, an ter Dorchfübrung der Retormen mitzuwirken, haben andererseits die Vrgane der Pîorte, die mit der Anwendung der Reformen betraut waren, es dabei allgemein an dem wünshenswerten Eifer fehlen lassen und sind von dem Geist. der diese Maßregeln eingegeben hat, nicht durchdrungen

ten. Um oun ihren fetten Entichloß darzulegen, auf der voll- ändigen Durchiührung jener Reformen zu beflehen, die von der

meldet, und sind um 4!

Erzherzog Franz

| schlâgec

S | 87 Seiten

Botschafter in |

T. B.“

| hindurch die Kirche mit Pforte angenommien worden und bestimmt find, die allgemeine Sicher- '

heit zu gewährleisten, haben sich die beiden Regierungen über eine wirksamere Art der Kontrolle und Ueberwachung geeinigt. Sie werden in dieser Beziehung ohne Verzug eingehende Sastruktionen erhalten. Wenn die beiden Mächte auch das Recht und die Pflicht der aide in vollem Umfange anerkennen, die durch die aufrührerische Agitation der Komitees genährten Unordnungen zu unterdrüdcken, F beklagen sie, daß diese Unterdrückung von Ausschreitungen und Grausam- keiten begleitet gewesen ist, unter denen die friedlihen Bewohner zu [leiden gehabt haben. Es scheint deshalb dringend geboten, den Opfern dieser bedauerlihen Vorgänge zu Hilfe zu kommen, und die obenerwähnten ÜInstruklionen werden Sie auh von den Einzelheiten der humanitären Aktion unterrichten, die \fich zum Zweke der Unterstützung der aller Exisienzmittel beraubten Bevölke- rung, zur Erleichterung ihrer Repatriierung und zur Wiederherstellung der durch Brand zerstörten Dörfer, Kirchen und Schulen äls not- wendig erweist. Die Negierungen Oesterreih-Ungarns und Rußlands hegen die feste Hoffnung, daß ihre beständigen Bemühungen das Ziel, in den \{chwergeprüften Provinzen dauernde Beruhigung herbei- zuführen, erreihen werden, und find überzeugt, daß ihre un- partetischen Natschläge von allen denen, an die fie gerichtet sind, in ihrem eigenen Interesse werden gehört werden. Im Auftrage Seiner Kaiserlihen und Königlichen Apostolishen Majestät, meines hohen Herrn (fo {ließt das an den Freiherrn von Calice gerichtete Tele- gramm des Grafen Goluchowsfki) fordere ih Sie auf, das Vorstehende der ottomanischen Regierung mitzuteilen, nahdem Sie sich mit Jhrem russischen Kollegen, der identishe Instruktionen erhält, ins Einver- nehmen geseßt haben werden.

Bei dem am Sonnabendabend von der stelle zur Vorbereitung der Handelsverträge ver- anstalteten Bankett brahte zunächst der Präsident der Wiener Handelskammer Ritter von Mauthner einen Trinkspruch auf den Kaiser und die öôsterreichishe Re- gierung aus. Sodann erhob der Ministerpräsident Dr. von Körber sein Glas auf die versammelten Vertreter des österreichishen Wirtschaftslebens. Der Ministerpräsident be- tonte die Gründe, weshalb die Regierung das wünschens- werte rashere Tempo in der Förderung von Jndustrie, Handel und Gewerbe nicht habe“ einhalten können, und verwies auf die Gegensäßge zwischen den verschiedenen Erwerbskategorien, die nur durch Kompromisse gemildert werden könnten. Der Jndustrie stehe sowohl die organisierte Arbeiterschaft, deren Lebenshaltung sich erfreulicherweise bedeutend gebessert habe, als auch die Landwirtschaft in \{hrosem Gegen}saße gegenüber. Auch hier fei ein Kompromiß nötig. Die Ver- treter der Jndustrie und des Handels dürften von der Regie- rung nicht mehr verlangen, als sie jeweilig geben könne. Er bitte die Versammlung, an dem wirtschoftlihen Verhältnisse zu Ungarn mit aller Energie festzuhalten. Könne es auch geschehen, daß die politishe Agitation, durch besondere Er- eignisse aufgestachelt oder von bestimmten Zielen dazu veranlaßt, die Lösung d:s alten bewährten Bandes zu ihrem Schlagwort erhebe, so würden doch die versammelten Vertreter niemals zu diesem betrübenden Ergebnis kommen, wenn sit die natürlichen Verhältnisse, die Jnteressen der Monarchie und die cisleithanischen Bedürfnisse in Rehnung stellten. Die Be- sonnenen würden zum Worte kommen, die den politischen wie wirtschaftlihen Frieden auf lange Zeit begründen wollten, dessen beide Teile so sehr bedürsten. Die wirlschaftlihe Ge- meinsamkeit sei durch die natürlihen Verhältnisse geboten.

Gestern, am Namenstage des Kaisers, wurde in Triest ein neuerbautes Schlacht\shiff, das bis jeßt größte Schiff der Kriegsmarine, in Anwesenheit des Erzherzogs und der Erzherzogin Rainer, des Erzherzogs Leopold Sal- vator, der Spißen der Militär- und Zivilbehörden und einer überaus großen Menschenmenge vom Stapel gelassen. Die Erzherzogin Rainer taufte das Schiff „Erzherzog B ATL _ Das ungarische Unterhaus hielt eime Sigung T Die FERTEr waren zu dieser niht er- schienen. Der Akg. Hollo. (Szedgrkenyipartei) beantragte eine Resolition, *M e Entlassung Wr Sl or PBa,ef wird, die ihr drittes Dienstjahr geleistet haben. Der Abg. Thot (Kossutbyartei) fragte, ob der Finanzminister während tes Exlexzustandes einen Beitrag für die Erhaltung der ge- gemeinsamen Armee geleistet habe. Der Abg. Polon y i rief laut: „Man muß den Finanzminister vor den Reichttag zitieren.“ Seitens der Kossuthpartei wurde die Abhaltung einer geschlossenen Sißung beantragt, um das Nichterscheinen der Minister zu der Sitzung zu er örtern In dieser forderte die äußerste Linke unter Läum, daß der Finanzminister erscheinen solle, um \sich zu verantworten. Die liberalen Abag. Nagy und Szentivanyi wiesen darauf bin, daß der Finanzminister Anuerkenvuug verdiene für die ungestöôrte Weiterführung des Staatshaushalts. Es liege kein Grund zur Abhaltung einer geheimen Siyung vor. Nach Wiedereröffnung der öffentlichen Sitzung erklärte der Abg. Nagyv, das Unterhaus sei gegenwärtig nht in der Lage, über die Entlassung des dritten Jahrganges deë Heeres zu verhandeln; denn der Kriegöminister sei dem ungarischen Reichstage direkt weder rechtlich noch politish verantwortlich Der Kricgsminister könne nur vou der Delegation zur Verantwortung gezogen werden. Das Haus beschloß hbicrauf, die Sitzung zu vertagen.

am Sonnabend. wieder

Großbritannien und Jrland,

Heute ist in London, wie „W. T. B.“ mitteilt, eine Broschüre veröffentlicht worden, in der der Generalsekretär des Neichstarifkomitees Vince die handelspolitishen Vor Chamberlains erörtert. Die Broshüre umfaßt und ist durch eine kurze Vorrede Chamberlains eingcle tet, in der dieser ausführt, daß das System Cobdens sich überlebt habe, daß England die Waffen zu handels

| politishen Vergeltungsmaßnahmen in der Hand haben müsse, | und daß seine Vorschläge darauf abzielten, den JFnuteressen der

breiten Volksschichten, den Armen viel mehr als den Reichen,

Frankreich. Der Prinz und die Prinzessin Nikolaus von

Griechenland sind vorgestern abend von Paris nach Darm itadt abgereist

| u dienen. zwischen den | Lamsdorff |

Ruhland. a J

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, ist dort heute im „Negierungsboten“ das von den Grafen

| Lamsdorff und Goluchowski an den russishen und den das fie |

öfterreichish-ungarischen Botschafter in Konstantinopel gesandte

Telegramm über die der Pforte abzugebenden Erklärungen veröffentlicht worden

Jtalien.

In einer am Sonnabend veröffentlichten Enzyklika ge denkt der Papsi zunächst seiner Wahl und sagt, wie „W. T. B.“ berichtet:

Er habe unter Trânen und inbrünfllgen Gebeten seine Erwählung zu vermeiden gesubt, da œ | unwert dieser Ehre gehallen und iha der Gedanke tief dewegt habe, Nach- folger detienigen Papsies werden m sollen, der 26 Jahre

höchster Weisheit, erhabener Einsiußt und im Glanze fo vieler Tugenten gelenkt habe. Ge sei au be-

Zentral--

sonders durch die höchst verhängnisvollen Verhältnisse in der bürger-

j Gesellschaft erschreckt gewesen, weil diese gegenwärtig mehr als er Vergangenheit von einer sehr tief gehenden Unzufriedenheit er- füllt sei, die immer mehr um sih greife und die Gesell- aft dem Verderben zuführe. Er habe \sich aber dem Willen Gottes und im Vertrauen auf seine Hilfe gefügt. ar sein Pontifikat gebe es kein anderes Programm als das Ziel, alles auf Christus zurückzuleiten, sodaß Christus alles und in allein sei. Der eine oder der andere werde in seiner Seele geheime Bestrebungen zu entdecken suchen, um sie auf weltliche Ziele und Parteiwünsche zurüczuführen. Er erkläre, um jeder nihtigen Erwartung vorzubeugen, daß er vor der mens{lihen Gesellshaft nur Diener Gottes sein wolle und fein werde, dessen Willen auszuführen er eingefegt set. : i Die Enzyklika appelliert sodann an die Mitarbeit der Bischöfe und beklagt, daß gegenwärtig überall gegen Gott an- gekämpft werde. Der Papiît fährt dann fort: j Die Gesellshaft müsse an die Kirchenzucht erinnert und die Christen müßten belehrt werden. Man müsse der Grziehung der Jugend, besonders der für den geistlichen Beruf be- stimmten, besondere Sorgfalt zuwenden. Er wünsche, daß in den Städten und auf dem Lande immer mehr katholische Vereine erstehen und Vorbilder christlihen Lebens geben möchten. Werke der Nähhstenliebe müsse man ohne Rücksicht auf scine Person und ohne Hinblick auf irdische Vorteile ausüben. Wenn alles auf Christus zurückgelenkt sei, würden die Vornehmen und Reichen gerecht und liebreih gegen die Niederen fein, und diefe würden init Ruhe und Geduld auch die schmerzlihsten Nöte ertragen. Die Bürger würden dann nit der Willkür, sondern den Gesetzen gehoren, und Achtung und Liebe gegenüber der Obrigkeit würden als Pflicht betrachtet werden. Dann werde es s{hließlich offfenkundig werden, daß die von Christus eingeseßte Kirche völlige Unabhängigkeit von jeder äußeren Herrschaft genießen müsse. Indem diese Freiheit gefordert werde, würden niht nux die heiligen Rechte der Religion L sondern es werde au für das allgemeine Wohl und die Sicherheit der Bölker esorgt. : 4 : N Die Enzyklika schtießt mit dem päpstlichen Segen.

Niederlande.

Jn der Sißung des Schiedsgerichtshofes für die Venezuelaangelegenheit vom Sonnabend machte, wie das „Reutershe Bureau“ meldet, der Minister Murawjew Mitteilung von Danktelegrammen des Kaisers von Ruß- land und der Königin der Niederlande für die ihnen aus Anlaß der Eröffnung der Sißungen des Schiedsgerichts- hofes ausgesprochenen Wünsche. Der Gerichtshof beschloß, daz die Memoranden mit den dazu gehörigen Schriftstücken bis zum 18. Oktober und die Beantwortungen bis zum 9 November einzureichen seien; spätere Termine könnten nur vom Schicdsgerichtshofe bewilligt werden. Die darauf fol- genden Plaidoyers sollten am 4. November stattfinden. Eng- land uno Deutschland verlangten eine längere Frist für die Beantwortung; dies Verlangen wurde aber vom Gerichtshofe abgelehnt. Penfield wurde, da er vielleiht vor dem Ende der Plaidoyers abreisen müsse, ermächtigt, sein Plaidoyer shrifilih einzureihen. Mc Veigh, als Vertreter Venezuelas und Amerikas, begann hierauf sein Plaidoyer. Er richtete zu- nächst ehrende Worte an den Gerichtshof selbst und führte dann aus, die vôölkerrehtlihe Frage sei nur die, ob starke Mächte, die in einem egoistishen Angriffskriege einer schwachen Macht Geld auspreßten, ein Vorzugsreht als Belohnung ihrer Verdienste haben oder ob alle Gläubigernationen aleihen Anteil haben sollten. Jm Geiste der Haager Konvention liege es, die Schwachen gegen die Starken zu s{hügen. Trinidad habe den Aufstand durch Ein- führung von Kriegskontrebande in Venezuela begünstigt. Venezuela habe sich darüber beklagt, daß es unter den Schiedsrichtern zur Regelung der Grenzangelegenheiten gegen englishes Gebiet keinen Vertreter gehabt habe. England habe Krieg begonnen, Häfen blockiert, Schiffe genommen und aus nichtigen Gründen und auf shlechtbegründete Beschwerden in Len, che Festungen beschossen. Die blockierenden Möchte hüitei Der Wi: er ¡a hing Zube bent und unbegründeter Forderungen zu zwingen. Jn dem Sinne der Haager Konvention habe eine stärkere Macht nicht das Necht, ihre Macht gegen eine schwächere zu mißbrauchen, um Schulden einzutreiben. Die Haltung der Blockademächte verdiene also nicht die Belohnung der Vorzugsbehandlung. Jn Erwiderung auf eine Frage Bowens erklärte der Ver- treter Frankreichs, Renault, seine Regierung erkläre ih mit der Entscheidung des Schiedsgerichts über die Sprachenfrage volllommen einverstanden; Frankreih könne jeyt voll und ganz als Anhängerin des Protokolls vom 7. Mai angesehen werden. McVeigh wird sein Plaidoyer am Montag fortseßen.

Türkei.

Dem „Wiener Telegr.-:Korresp.-Bureau“ wird aus Kon- stantinopel gemeldet, die von der Pforte zugesagte Neucin rihtung von Kricgsgerichten zur Untersuhung und Bestrafung von Ausschreitungen seitens der Truppen und Baschibozuks sei an verschicdenen Orten erfolgt. Die Gerichte hätten schon mehrere Fälle abgeurteilt Die vom Sultan bewilligten 5000 Pfund für den Ausbau der zerstörten Dörfec seien nur für das Wilajet Monat ir bestimmt, für die anderen Wilazets würden die nötigen Summen bewilligt werden.

Es heiße, daß die von seiten der Pforte und des General inspektors beantragte und von diplomatisher Seite angeratene Entlassung der albanesishen Redifs sowie aller Nedifbataillone zweiter Klasse im Yildizpalais bereits beschlossen gewcien sei, und die entlassencn Mannschaften dur die in RNeseroe stehenden kleinasiatishen Redifbataillone hätten abgelöst werden sollen, doß aber, angesihts des Umstandes, dak neue Banden die Grenze überschritten und neue Kämpfe stattgefunden hätten, dieser Beschluß rückgängig gemacht worden jei Nach Angaben der Pforie seien seit dem 27. Sep tember mehrere Komiteebanden aus Bulgarien in den Sandschak Seres eingedrungen, wo seitdem mehrere Banden kämpfe stattacfunden hätten, darunter ein besonders heftiger am 28. v. M. bei Obdidin, 12 km südweillich von Ban1s6ka. Von dort hätten sih die Banden nah Kastoria und dem Dorfe Pirin, 15 km wesilich von Nevrokop, zurückgezogen, wobei sie das Dorf und ein Wachthaus angezündet hätten. Nach 24 stündigem Kampfe seien sie zersprengt und zum großen Teil vernichtet worden.

Nach einer weiteren Mitteilung der Pforte habe am 29 v. M. eine aus 400 Mann bestehende Komitecbande das Dorf Belidsche im Kreise Ras6log umzingelt. Die Mitglieder der Bande hätten der dbulgarishen Miliz angehört. Nach- dem sie die chrisilihen und mohammedanishen Quartiere angezündet, hätten sie die bulgarischen wuüngen milzuziehen und sich auf einer die Umgegend de-

rshenden Höhe verschanzt. Auch andere Banden, die in den Sandschak Seres eingedrungen, seien militärish organisiert und erwiesenermaßen mittels Bahn nah Belowa befördert worden, von wo sie über Samakow in den Kreis Raslog

Einwohner gee | \{lossen.

eingedrungen seien. Sie sollten die Absicht haben, die Dörfer anzuzünden und deren Bewohner zu massakrieren. " Viele Dorfeinwohner hätten um Schuß nachgesucht.

Serbien.

Jn der vorgestrigen Sißung der Skupschtina wurden,

wie „W. T. B.“ berichtet, sechs Wahlen, darunter die von Gentschitsh, für ungültig erklärt. Stanojewitsch wurde zum Präsidenten, Nikolit\ch und “Davidowitsch zu Vize- präsidenten gewählt. Am Nachmittag empfing der König das Präsidium der Skupschtina und betraute sodann General Gruitsch mit der Bildung des Kabinetts. Das neue Kabinett ist gestern in folgender Zusammen- seßung zu stande gekommen: General Gruitsch Vorsiß, Andra Nik olit\ch Aeußeres, Protitsch Jnneres, Nikola Nikolitsch Justiz, Stojanowitsch Kultus, Radowa- nowitsch Finanzen, M L grie Bauten, Petkowitsh Handel, Oberst Andr&sewitsch Krieg.

Bulgarien.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Sofia gemeldet, dort seien Telegramme aus Varna eingetroffen, denen zufolge bei Demir-Kapu an der Grenze des Wilajets Adrianopel ein Gefecht zwischen einer Schwadron türkischer Kavallerie und bulgarischen Truppen stattgefunden habe; es sollten 11 Bulgaren und 30 Türken gefallen sein. Eine anderweitige Bestätigung der Nachricht fehlt noch.

Dänemark. Die Königin von England und die Königin von Griechenland sowie die Prinzessin Viktoria von England und der Prinz Georg von Griechenland sind

gestern mittag von Fredensborg nah Darmstadt abgereist.

Amerika.

Aus Santiago de Chile meldet die „Agence Havas“, der Finanzminister habe erklärt, das Budget für 1904 werde auf Grund der ordentlihen Einnahmen ohne Defizit ab- \{hliecßen. Die Ausfuhrzölle auf Salpeter und Jod würden eine Erhöhung nicht erfahren.

Asien.

Einer in Washington eingegangenen Depesche des Ge- sandten in China Conger zufolge sind, wie „W. T. B.“ er- fährt, die Handelsvertragsverhandlungen der Ver- einigten Staaten mit China beendigt. China habe die Oeffnung zweier Häfen in der Mandschurei zugestanden. Der Vertrag werde am 8. Oktober unterzeihnet werden.

Nr. 17 des „Ministerialblatts für Medizinal- und medizinische Unterrihtsangelegenheiten“, herausgegeben im Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten, vom 1. Oktober hat folgenden Inhalt: 1. Personalien. 11. Allgemeine NVerwaltungs\sachen. 1) Erlaß des Ministers der geistlichen, Unter- richts- und Medizinalangelegenheiten, betreffend die Versicherung der Studierenden sowie der Assistenten und Diener an Universitäts- instituten gegen Unfälle, vom 8. September 1903. 2) Erlaß des Ministers der Medizinalangelegenheiten, betreffend die Versammlungen der Kreismedizinalbeamten, vom 11. September 1903. 111. Medi- zinishes Unterrichtswesen. Erlaß des Ministers der geist- lihen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten, betreffend den Besuch fklinisher Vorlesungen dur Studierende als Praktikanten und Auékultanten, vom 4. September 1903. 1V. Serumprüfung und Serumfors{ung. . 1) Erlaß des Ministers der geistliche, Unterrihts- und Mediztnalangelegenheiten, betreffend die von dem Stabsarzte, Professor Dr. Ubhlenhuth in Greifswald er- mittelte Methode der Blutuntersuhung, vom 8. September 1903. 9) Bekanntmachung betreffs Einziehung von Divhthericheilserum V. Seuchenbekämpfung. Nachrichten über den Stand gemeingefähr 11

( ; r / Ly t+ 6 h : Ry G p Je Bey mit Nahrun S but: Bekannt- r S STrefss Au dung VL i e abru mitt iten A

18. September 1903. V1. Rechtsprechung.

i Entscheidungen des ärztlihen Ehrengerihtshofes.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Das dritte „Vierteljahresheft zur Neichs*“ (1903) enthält auch cine kartenfabrikation und -versteuerung im Deutschen Reich für das Necbnunatjahr 1902 In 29 Spielkartenfabriken, der gleichen Anzahl wie im Vorjahre, wunden hergestellt 5 848273 Spiele von 36 oder weniger Blättern (1901 5 426 916) und 959 199 mebr als 36 Blättern (1901 1 067 605): als Bestand an ungestempelten Karten waren in diesen Fabriken am Anfang des Jahres noch vorrätig 876 120 Spiele der ersteren und 210 658 Spiele der zweiten Sorte. Es würden ver- steuert 5 229 520 Spiele von 36 oder weniger Blättern (1901 5 069 729) und 187 826 Spiele von mehr als 36 Blättern (1901 175 282), autgefübhrt dagegen 327 490 bezw. 774 577 solcher Spiele (1901 362519 beuwv. 876 357). Außerdem wurden vom Auslande ein- geführt und gegen Versteuerung in den freien Verkehr gesetzt 25 627 bew. 15 960 Spiele

T Statistik des Deutschen

Uebersicht über die Spiel

ck12 n An Dei Ci

Zur Arbeiterbewegung.

In Velten sind, wie die „Voss. Zig.“ beritigend bemerkt, nicht die Ofenseuer, \ouvern die Töpfer und Hilfsarbeiter in den Ausstand getretcn (vgl. Nr. 233 d. Bl.). Außer den rund 1800 Ausfländigen Velten feiern noch etwa 150 Tôpfer în Fürstenwalde, die, wie jene, weiße Ofenkacheln herstellen, Die Fobnerböhuna, die sie verlangen, beträgt nicht 5 v. H., sondern mindestens 10 v. H. Auch in anderen märkishen Städten sind Töôpfer- ausstände zu besorgen

Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Cassel gemeldet wird, ist am Freitag die gesamte Belegschaft der vereinigten Grude „Glu@auf- Wilhelmshöhe * infolge von Maßregelungen in den Äusfland getreten

In Armentiòóres (Dev. Nord) haben 1200 Weber am Sonnabend die Arbeit eingestellt. Nachmittags durchstreiften 3000 Aus- ständige die Umacbung und wiegelten in allen Fabrikin die Arbeiter auf. um elnen allgemeinen Autstand herbeizuführen

Kunst und Wissenschaft.

Ara Pacia Augustase.

Unter großen Schwierigkeiten ift die Ausgrabung weitergeführt In den Kellern des Palastes werden nicht alle Hindernisse zu über- winden sein; auf der Straße die ganze Arca des Heiligtums, soweit es der Raum der kleinen Piazzetta veritattet, aufzudecken, gilt als bde- Vorerii hadea Techniker die Möglichkeiten zu erwägen Soweit nicht dur Feuer oder Gewalttat im frühen Mittelalter das Monument zerfstórt ift, darf man zuversichtlich annehmen, daß alles, was nicht früher schon acfunden wurde, zu heben sein wird. Die Zahl der gedorgenen Trümmer ist bereits sehr beträchtlich, und was die Paupae, die sauber und prâzis in Marmor ausgeführte Unterlage, der Sockel der Marmoreinfriedung, liegt, jeyt bereits

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an drei verschiedenen Stellen freigelegt, vollständig an seinem Plah. Die Tür mit der Treppe für Opfertiere zu ersteigen liegt an der dem Korso abgekehrten Seite; es scheint aber, daß auh an der entgegengeseßten cine Tür gewesen. Der Abstand entspricht, so viel man son jagen kann, der Nefkonstrufktion; die Ausdehnung der Fronten läßt sih noch nicht fo sicher angeben. Umgeben war. diese Einfriedung allem Anschein nach von einer weiteren Umfassung, die aber später bedeutend umgestaltet wurde, infolge der wahrs{cheinlich au allen Seiten gewachsenen Bodenerhebung. Von der Via Flaminia, d. h. vom Korfo her, stieg man über wenigstens sieben Stufen zum Friedensheiligtum E.

herab.

A. F. „An den Seen Oberitaliens“ nennt sih ein neuer Vortrag mit farbigen Lichtbildern, der am Sonnabendmittag im wissenschaftlihen Theater der „Urania“, Taubenstraße, einer einge- ladenen Zuhörershaft zum ersten Male vorgeführt wurde und aller Wahrscheinlichkeit nah von jeßt ab das Repertoire auf längere Zeit beherrshen wird. Denn auch diese neue, von Direktor Franz Goerke, sowohl im Wort als in Bildern eigener Aufnahme gegebene lebent volle Schilderung eines besonders {önen Teiles der Alpen- welt darf als eine wohlgelungene Leistung in beiden Richtungen be- zeichnet werden. Der wie immer trefflih zu Gehör gebrachte Vortrag bringt cine anschauliche, mit Ausblicken in die Erd- und Menschen- geschichte dieser Gegenden geschmüdckte Darstellung, die Beschreibun einer Wanderung dur diese paradiesishen Gaue, fesselnd durch eine gewählte, aber in ihrem poetishen Schwung nie ermüdende, dur humoristishe Betrachtungsweise Und die ohne Ausnahme von gelieferten, durch die Kunst des Herrn W. Kranz in ebenfo getreuer als ditkreter Weise kolorierten Bilder 70 im ganzen bekunden aufs neue das anerkannte Geschick und künst- lerishe Feingefühl, mit dem Herr Goerke die Gegenstände seiner Auf- nahmen, die Standpunkte und die Beleuchtungseffekte zu wählen versteht. Nach dieser Wanderung ist au der mit den Dertlichkeiten nicht bekannte Zuschauer vertraut mit den charakteristischen Eigene tümlichkeiten jedes der vier italienishen Alpenseen, ja es ist wahr- s{heinlih, daß auch dem Land- und Leutekundigen an diesen Bildern manche Reize der Landschaft klarer zum Bewußtsein kommen werden, ganz abgesehen von der Freude, die er in der Wiederbelebung s{öner Erinnerungen empfinden wird. Der erste Teil der Vorführung beschäftigt sh aus\scließlih mit dem größten der italienischen Seen, dem Gardasee. Man gelangt an seine Ufer von Norden ber, begleitet ihn von Mori nah Riva, erfreut sh an denr mehrteiligen Gipfel des über 6000 Fuß hohen Monte Baldo, am Sarca-Tal, an dem uralten, malerisch über dem See thronenden Schloß Arco, an zablreihen Bildern üppiger südlicher Vege- tation, erfährt Puente über die Zitronenkultur am See, macht gelegentlihe Absteher in die Seitentäler, die Toscolana- Schlucht unter anderem, sieht in prächtigen Wandelbildern, die den Eindruck erwecken, daß man an Bord eines Dampfers alle die Herrlichkeiten an sih vorüberziehen läßt, Maderno, Gardone Niviera, Salò, die Isola di Garda, Malcresine, Sirmione, Desenzano und begegnet entli, an dem sich mehr und mehr verflahenden Südende des Sees, dem becchragenden Scaligers{chloß uno den Grotten, die einem der poetischen Verherrlicher des Gardasees, dem römischen Dichter Catull, ihren Namen verdanken. Ganz nahe dem Südende zeigt die Darstellung auch das Schlachtfeld von Solferino (24. Juni 1859) und seine Kapelle mit über 1200 zu einem grausen Mosaikbilde zusammengeseßten Menschenshädeln. Doch nicht unter solhen Eindrücken, die an- \cheinend wenig harmonieren mit der vorher erzeugten Stimmung, aber sie tur Kontrastwirkung steigern helfen, wird vom Gardasee Abschied genommen. Vielmehr zeigt er sh noch einmal in ver- flärendem Glanz ber finkenden Sonne, die goldene Lichter auf seine \{immernde Wasserflähe wirft. Der zweite Teil des Vortrags führt zu- néchít an den vor den andern durch die romantische Wildheit seiner Umgebung ausgezeichneten Luganer See. Nach einem Blick auf ibn wird das eng gebaute Lugano selbst und sein Straßerleben dargestellt, dann das Vorgebirge Castaguola, der \{ôn gestaltete Monte Zalvatore, dessen steile Schrofen seit Jahren durch einè Bergbahn bezroungen sind, Gandria, wo die Straßen ebenso viele teile Treppen

gelegentliÞh gewürzte Sprache. der photographischen Kamera

lden, die Weingrotte von Osteno und Campione, der imposante, mit

vrächtigen Grabmälern geschmüdckte Kirhhof von Morcote, endlih das lieblihe Poute Tresa, wo man vom Gestade des Luganer Sees scheidet. Wie anders mutet das nun folgende Bild des Lago Maggiore an, das ungleich dem vorigen dem Sonnenliht viel mehr geöffnet, niht glei jenem durch über den See hangende Felsen beengt ift! M E e

es legt die fast tropisch zu nennende Vegetation auf den beruhmken drei borromeishen Inseln Zeugnis ab, der Isola Madro, Isola Bella und der IÎsola dei Pescatori; lettere, das Urbild eines FisLerdorfidylls, muß ein wundervoller Aufenthalt scin. Nicht ohne Absicht führ die Schilderung in Wort und Bild zuleyt n den hberrliden Comer See; denn unter allen ge- bül ih wobl die Krone als dem lieblihsten, und verflohtenen, be-

der in den Vortrac t hilderungen des jüngeren Plinius, um zu dieser Erkenntnis zu bekehren. Hier reihen sich Natur und -Menschenwerk die Hand, um ein Gden zu schaffen. Como ift cine alte und gewerb- iche Stadt. der Sitz einer bedeutenden Seidenindustrie. Kathedrale ind an si schenêwert, doch \{öner als Staffage zur z von Bergwald und See, von leßterem aus oder aus Ferne gesehen. Seit mehr als zwei Jahrtausenden haben fen und Begüterten der Erde am Gestade dieses Sees sich Z{chlöfer erbaut. Einige dieser Bauten wurden im Bilde üt prächtige Villa d'Este, die Villa illa Garlotta, dem Herzog von Meiningen gehörig, Serbelloni, die Villa Melzi, alle von blühenden Gärten ( Doch die üppiaste Vegetation entfaltet die Tremezyina, in ih längs des Ufers erstreckendes Gelände. Noch wird mehreren Zee malerisch gelegenen Orten ein Besuch abgestattet, in das ines Olivenhaines geführt, und der See auch in drohender ewitterstimmung, mit tief herabbhängenden Wolken gezeigt, um die Zuschauer nicht glauben zu machen, er glänze immer nur im Sonnen- «it Doch au so ist die Wirkung des Landschaftsbildes höchst voll, und sie leitet die Gedanken zurück zur nordischen Heimat

bren bäufizer wechselnden Wolkenhimmeln

CTaAus

Der Verein füc volkstuümliche Kurse von Berliner Hobschullehrern veranstaltet im Winter 1903/1904 zwei Reihen volketümlicher Kurse, deren erste in den Monaten Oktober bis De- zember, deren zwcite vom Januar bis März stettfindet. Jeder cinzelne Kursus wird in der Regel 6 Vorträge voo anderthalbstündiger Dauer umfassen. von der eine Stunde auf den Vortrag und möglichst cinc balbe die Besprechung der von den Höôrern stellten Fragen entfallen soll. Die Worträge beginnen Abends 8j Übr find für Mänoer und Frauen (Kursas Ne. 9 nur für Frauen) zu- gänglih: Das Eintrittsgeld beträgt für jeden Kursus 1 „4, Arbeitervercinigungen usw. 60 4. Das Bureau der Zentralstelle für Arbeiterwodlfahrtseinrichtungen, IW. Dessauer Straße 14, Garten- baus 111, geöffnet von 8—3 Uhr, nimmt von den Vereintleitern feste Bestellungen von Eintrittskarten zum ermäßigten Preise von 60 chZ

cnlgegen

a Slunde au?

Die wiederum sehr siattliche Reihe der neuen Veröffentl der Vereinigung der Kunstfreunde für das Jahr 1903/4 de- zinnt mit mehreren Kalserbildern: zwei nah Gewüälden von Pro- essor G. L. Meyn und Hanas Fechner und einem dritten, das den Monarchen in der Uaiform des 1. Leibhusarenregiments darstellt und ausnahmsweise nah einer in Farbe geseyten Vriginalphotogravhie bergcitellt ist. Besondere Ansirengung hat aber die Kunstanstalt gemacht, um das berühmte Bild Adolf Menzels, „Eisenwalzwerk“

au „Moderne Cyllopen* genannt in Farben mricdert- zugeben, und ferner das im Jahre 1850 von Menzel ge-