1882 / 266 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Nov 1882 18:00:01 GMT) scan diff

ment egt werde, wonach die Entshädigung für die Sthaf- besißer, die dur die Zwangsimpfung benawtbeiligt , festgesebt Endlich beantragte der Abg. Lauenstein, die Anträge Diringer dem Ausschusse zu überweisen. Dieser Antrag owie der des Justiz-Raths Müller wurden vom Hause geneh- migt, worauf sich das Haus auf Freitag, 12 Uhr, vertagte.

10. November. Der sechszehnte hannoverishe Provin- zial-Landtag ist heute Nachmittag durch den Königlichen Kom- missarius, Ober-Präsidenten, von Leipziger, mit folgender Rede geschlossen worden :

Hochgeehrte Herren!

Unter dem \{chmerzlihen Eindrucke eines sehr beklagenswerthen Ereignisses stehen Sie am Schlusse Ihrer diesjährigen Thätigkeit.

achdem die Provinz durch das nach langen Leiden erfolgte Dabinscheiden des Stadtdirektor Ras, der als Stellvertreter des Landtags-Marschalls in dem Landtage und dem provinzialständischen Verwaltungs-Aus\chufse eine sehr verdienstvolle Wirksamkeit entwickelt hatte, einen {weren Verlust erlitten hatte, ist vor wenigen Tagen der erste Schaßrath Hugenberg in voller Manneskraft seiner rastlos \haffenden, von allen Seiten rühmlih anerkannten Thätigkeit uner- wartet durch den Tod entrissen worden. i

Die Fa wird in dankbarer Würdigung der Leistungen dieser beiden so hoch begabten und verdienten Männer ihr Andenken dauernd in Ehren halten.

Werfe ih einen Nückblick auf Ihre Verhandlungen, so hat der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des hannoverischen Geseßes vom 30. Juni 1842, über das: Verfahren in Gemeinheitstheilungs- und Verkoppelungssachen bis auf einige Abänderungsvorschläge Ihre Zustimmung gefunden, dagegen ist die Begutachtung des Geseßentwurfs, betreffend den Abverkauf und Austausch kleiner Grundstücke, von Jhnen zur Zeit abgelehnt worden. :

Im Uebrigen haben Sie den sorgfältig vorbereiteten und wohl- begründeten Anträgen Ihrer Organe entsprechend den Finanzetat für das Jahr 1883 festgestellt, und wiederum zur ferneren Ausstattung und Erweiterung der provinzialständischen Anstalten, wie auch für ge- meinnüßige und wohlthätige Zwecke aus den Uebershüssen des Vor- jahrs und sonst bereiten Fonds in reihem Maße Mittel bewilligt und zur Verfügung gestellt. /

Indem ich bezüglih der an die Ne Staatsregierung ge- rihteten Anträge eingehende und thunlichst entgegenklommende Er- wägung zusichere, vereinige ich mich mit Ihnen zu dem Wunsche, daß die Resultate Ihrer diesjährigen Verhandlungen der ferneren gedeih- lihen Entwickelung der M eovin Hannover förderlich sein mögen.

Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und A schließe ih den sechszehnten hannoverischen Provinzial-

andtag.

Nach dem Schlusse dieser Anrede brachte der Stellver- treter des Landtagsmarschalls, Ober-Bürgermeister Brüning aus Osnabrück, ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung [lebhaft einstimmte.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 10. November. (Weim. Ztg.) Der Prinz und die Prinzessin Ret VIL, Reuß sind heute zu einem Besuhe am

roßherzoglihen Hofe hier angekommen. Auch das heutige Bulletin über das Befinden der Großherzogin meldet ein erfreuliches Wohlbefinden JFhrer Königlichen Hoheit.

Hamburg, 10. November. (W. T. B.) Der Bericht der gemischten Kommission zur Berathung des Senats- antrages, bctreffend den Anschluß V chelle an das deutsche Zollgebiet, ist nunmehr fertiggestellt. - Derselbe hält an dem Zollkanal fest, verwirft die Demolirung des Kehrwieders und zieht nur die östlihe Hälste der Kehrwieder- Be also Wandrahm, holländishe Reihe und holländischer

rook in das Freihafengebiet ein. Statt 18 500 Personen würden hierdurch nur 10 500 Personen dislozirt werden und die Kosten sich statt auf 123 Millionen nur auf 103% Mil-

lionen stellen. Der Beschluß dieses Planes erfolgte mit 10 gegen 3 Stimmen.

__ Oesterreich-Ungarn. Pes, 10. November. (W. T. B.) Die österreihishe Delegation genehmigte das Or- dinarium des Heeresetats und das ordentliche und außerordentlihe Marineerforderniß, Auch die Nachtrags- kredite für die Kriegsmarine wurden konform den Re- gierungsvorlagen bewilligt, nur im Ordinarium des Marine- etats wurden 80 000 Fl. gestrichen. Der Delegirte Sturm machte eine Reihe militärisher, finanzieller und staat- licher Bedenken gegen die neue Heeresorganisation geltend und sprach namentlih die Befürchtung aus, daß man die deutsche Kommandosprahe auf die Dauer nicht werde beibehalten können, und daß sih in Folge der Verlegung der Corps keine oder nur geringe Gelegenheit zur Erlernung der deutschen Sprache bieten werde. Der Berichterstatter Fanderlik er- widerte, die Verantwortung für die militärish-tehnishe Frage trage die Regierung, eine Erhöhung der Lasten habe der Kriegs: Minister vorläufig niht beansprucht. Das Territorial- system beruhe auf geographisher und nicht auf nationaler Basis, e au keine Neuerung, vielmehr nur eine Entwickelung des bestehenden Systems, Das Mißtrauen den einzelnen Nationalitäten gegenüber sei unbegründet, die nichtdeutschen

Nationalitäten würden sich die Erlernung der deutshen Armee- sprache angelegen sein lassen.

Schweiz. Bern, 8. November. Bundesräthe Droz und Ruchonnet unterzeihneten heute mit dem italienischen Gesandten unter Ratifikations- vorbehalt die Verträge über die Fischerei in den Snugenieen beider Staaten und über das gegenseitige un- entgeltlihe Gerihtsverfahren gegenüber mittellosen An- gehörigen eines Staales im anderen Staate, Die Kom- mission des Nationalraths für die Vorberathung des Stimmrechtsgesehes wird am 14. d. zusammentreten.

Niederlande. Luxemburg, 8. November. (Köln. 0) Die Ständeversammlung trat gestern unter dem orsi ihres jeßigen Seniors Norbert Meh zusammen. Nach- dem die Regierung, die aus vier Personen besteht, in den Saal getreten war, verlas der Staats:Minister von Blochau- sen die Königliche Botschaft. Es hieß darin: Der König- Großherzog habe das Entlassungsgesuch der Minister nicht bewilligen wollen und ofe, daß das „kürzli vervollstän- digte binet“ werde fortfahren können, die Verwaltun des Landes ju besorgen, und daß die Volksvertretung es sid angelegen sein lassen werde, der Jugenderziehung und dem Stuiwesen sowie den großen gemeinnützigen Arbeiten und den Verbesserungen in der Landwirthschaft besondere Auf- merksamkeit und Pflege zu widmen, Das Land Luxem- burg verdanke seine ausnahmsweise glinstize Stellung vor allem den europäishen Verträgen, welhe seine Neutra-

(N. Burg, Ztg.) Die

die ihm dur diese Vertr sowie der Weisheit und

ervefonds vorhanden. Von der neulich aufgenommenen An- Gemeindewege verwandt werden können, was bei der Unzu- länglithkeit der leider gefährdeten Ernte den arbeitenden Klassen zugute kommen würde. Damit war die Session eröffnet, und die Regierung verließ den Saal, nachdem die Versammlung ein Hoh auf den König:-Großh:rzog ausgebraht. Darauf arie man zur Wahl des Vorstandes. Lessel wurde zum

räsidenten und de Muyser zum Vize-Präsidenlen erwählt, Nachher fand ein vom Staats-Minister den Kammermitgliedern gegebenes Festmahl statt, wobei Herr von Blochausen im Auf- trage des Königs erklärte: „Se. Majestät beabsichtige, bei der bevorstehenden Vertheilung des Nachlässes Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrih sämmtliche im Großherzogthum liegende davon herrührende unbewegliche Habe zu erwerben. Se. Majestät habe außerdem die Absicht kundgethan, mit der Königin jedes Jahr dem Lande einen Besuch abzustatten.“

Großbritannien und Jrland. London, 8. November. (Allg. Corr.) DieKönigin wird mit der Prinzessin Beatrice und Gefolge Balmoral am künftigen Mittwoch, den 15. d., ver- lassen und nah S(hloß Windsor zurückkehren.

Die von den verschiedenen Regimentern des indischen Kontingents in Egypten zu einem Besuche Eng- [lands ausgewählten Dsffiziere und Soldaten werden bis Ende dieser Woche in Woolwich erwartet und sofort mit der Eisenbahn weiter nach London befördert werden. Die Gemeinen werden in der Wellington: Kaserne einquartiert wer- den. Die Königin hat den Wunsch ausgesprochen, diese indishen Soldaten zu sehen, und dieselben werden daher im Bucinghampalast-Hofe Jhrer Majestät parademäßig vorge- stellt werden.

9. November. (Allg. Corr.) Die Debatte über den Schlußantrag droht endlos zu werden. Wenn die Regie- rungsanträge beseitigt werden sollten, und in Regierungs- kreisen scheint man die Möglichkeit, daß dies geschehe, niht zu bestreiten, \o liegen 23 Resolutionen, sämmtlich Anträge einzelner Mitglieder, vor, um als Ersaß zu dienen. Da nun noch über Egypten eine Debatte unvermeidlich ist, so scheint die Regierung eine nohmalige Vertagung der cu baten O auf die regelmäßige Session im Auge zu haben.

_ Nach einer Mittheilung, die der Staatssekretär desKrieges, Childers, im Parlament machte, stehen jeßt 2 Kavallerie-Re- ae 6 Batterien und 111/72 Jrfanterie-Bataillone in

gypren.

10. November. (W. T. B.) Der Unter-Staats-

sekretär Dilke antwortete in der heutigen Unterhaus- Sigung auf eine Anfrage Bartletts: das Gerücht, daß die Russen in jüngster ge bis Sarakhs vorgerückt, scheine un- begründet und auf eine Frage Churchills: obschon die egyptishe Regierung einen Vorshlag bezüglih der Kontrole gemacht habe, so sei doch kein die Kontrole abschaffendes Dekret erlassen worden. Der Premier Gla d- sone erklärte Northcote gegenüber: er sei nicht geneigt, eine Unterbrehung der Berathung der Geschäftsordnung eintreten zu lassen, um Northcote’s Antrag über Egyp- ten zu diskutiren’; er hoffe, dem Hause am nächsten Dienstag einige E geben zu können. Nach denselben werde Northcote im Stande sein, zu beurtheilen, welchen Weg er einschlagen solle. Bourke kündigte sür nächsten Montag eine Anfrage darüber an, ob ihm für seinen Antrag bezüglich der Auslieferung Arabi's an die egyptische Regierung Fazilitäten bewilligt werden würden. Der Sekretär des Schaßamts, Courtney, antwortete auf eine Anfrage Cochran-Patricks: der Regierung sei nichts davon bekannt, daß si die preußische Regierung erboten habe, einen Theil der schottischen Staatsschriftstücke aus der Hamilton- schen Sammlung zu verkaufen. Wenn eine derartige Offerte erfolgen sollte, werde die Regierung mit den Autori- täten des britishen Museums darüber in Berathung treten. Das Unterhaus lehnte bei der fortgeseßten Berathung über die Geschäftsordnung mit 304 gegen 260 Stimmen den Antrag Northcote's auf Verwerfung der ersten, den Debatten- {luß einführenden Resolution ab und nahm diese Reso- lution an. Capstadt, 7. November. (Allg. Corr.) Gestern Abend fand eine Konferenz zwishen dem Premier - Minister Mr. Scanlen, dem Sekretär sür die Eingeborenen: Angelegen- heiten, Mr. Sauer, und den hervorragendsten Basuto- Häuptlingen statt. Das Resultat war unbefriedigend, und die Aussichten für eine friedlihe Regelung der Angelegen- heiten im Basutolande werden daher niht sür günstig er- achtet. Es heißt, Masupha werde in seiner Opposition gegen die Kolonialregierung von den Loyalisten ermuntert.

Durban, 7. November. Wie gemeldet wird, haben zwei Treffen zwishen den Boeren und Map och stattgefunden, in denen erstere mit {weren Verlusten geschlagen wurden.

Frankreich. Paris, 10. November. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ wird die Ernennung von Desprez zum Direktor der politishen Angelegenheiten im Ministerium des Auswärtigen und von Decrais zum Botschafter am italienishen Hofe unverweilt publiziren, Die Pariser Handelskammer hat eine Resolution angenommen, welche sh für die friedlihen Eroberungen Brazza's im Kongo- ebiet ausspricht und die Regierung auffordert, den von raa abgeshlossenen Vertrag zu genehmigen und Maßregeln zur Wahrung der Handelsinteressen in Centralafrika und an den Ufern des Kongo zu ergreifen. Die beiden Gruppen der radikalen Linken und der demokratishen Union beschlossen , jeden Antrag auf eine Juterpellation abzulehnen, so lange nit das Budget votirt worden sei. Das „Par is- ena ein gambettistishes Organ, konstatirt, daß die ajorität der Kammer nicht geneigt sei, leihtfertig eine Ministerkrisis herbeizuführen. Der „Temps“ be- chäâstigt sih mit der Finanzlage und mit der Verschieden- t der vom Finanz-Minister Tirard und der von der udgetkommission aufgestellten Berehnungen und sagt: das Publikum verliere sich in diesen Millionen und würde niht ungehalten darüber sein, die genaue Lage kennen u lernen. Zugleih spricht sich der „Temps“ gegen eine ehrung der s{webenden Schuld oder gegen eine Anleihe

bei der Bank von Frankreich als gefährliche Auskunftsmittel aus und empfiehlt, auf das Projekt der von dem früheren

lität und Unabhängigkeit sichern. r Loyalität, mit der es

Finanz-Minister Léon Say vorgeschlagenen Konvention mit

auferlegten Verpflichtungen erfülle, heit seiner Bevölkerung entspreche das Wohlwollen seiner mächtigen Nachbarn. Das Gleich- E des Budgets sei gesichert und ein ansehnlicher Re-

leihe würde ein Theil auf öffentlihe Bauten, namentlih auf

Ausgaben zu vermindern. Der „Siècle“ sagt: der Finanz- Minister Tirard halte seine Berechnungen aufrecht und glaube, daß von den nicht in Anspruch genommenen Krediten thatsächli}h 159 Millionen disponibel seien. Der Minister Ls der Budgetkommission die nothwendigen Aufklärungen geben.

(Köln. Ztg.) Der Kassationshof hat die An- gelegenheit von Montceau-les-Mines vor den Ge= shwornenhof von Puy de Dome verwiesen.

Mußland und Polen. St.Petersburg, 11. November. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ erklärt die Nachricht des „Standard“ für unbegründet, daß. Rußland die Absichten Frankreichs bezüglih Egyptens und Tunis unterstüßen wolle, wenn Frankreich auf den Abschluß eines Ausweisungsvertirages und auf eine Beschrän- kung des Asylrehtes eingehen würde.

SZeitungsfstimmen.

Jon einem längeren Artikel: „Die Wahrnehmung eng- lisher und deutscher Jnteressen in der Südsee“ erörtert die „Kölnische Zeitung“ zunächst die Handelsvortheile, welche England aus seiner jüngsten Erwerbung in der Südsee, den Fidji-cFnseln, zu ziehen weiß. Sie sagt darüber :

„Nicht etwa der gesammte europäische Handel, nicht der mit dem

so großklingenden und meist ebenso inhaltsleeren Namen bezeichnete „internationale Handel“ zieht den Nußen aus der gesteigerten Produktionskraft und Kauffähigkeit der Fidji-Inseln, fondern es ift fast aus\{ließlich England, das den Gewinn daraus einstreicht.“ _ Weiter entnehmen wir diesem Artikel, welher dann ziffernmäßig den großen und {nellen Aufschwung der wirth- schaftlihen Verhältnisse auf den Fidji-Fnseln bespricht, fol- gende Säße:

Veberaus wichtig für die Beurtheilung des Nutens, welchen eine Verpflanzung europäischer Arbeits- und Kapitalkraft in frucht- bare, bisher unkultivirte Gebiete dem Mutterlande der ersteren bringt, ist, wie {on hervorgehoben, der Umstand, ta fast der ganze aus der Ausbeutung der Fidjier Naturshäße entstehende Nußen England allein zugefallen ist. Es mag gewissen Doktrinen, die in Deutschland ihre Heimstätte finden, widersprehen, daß eine weitblickende und energische Handelspolitik nur eine streng nationale Bedeu- tung haben fann oder gar feine, daß die Aufs{ließung unkultivirter Gegenden nihcht sowobl der Gesammtheit der civilisirten Welt, als vielmehr dem kühnen Erschließer allein zugute kommt daß dem aber so ist, wird durch trockne, unwiderlegliche Zahlen erwiesen. Der englische Antheil an dem Ausfuhrwerthe Fidjis betrug im Jahre 1875 62/0, im Jahre 1880 von der mittlerweile fast verdreifahten Ausfuhr aber {on 93 °%/, während in dem gleichen Jahre der Antheil Englands am Einfuhrwerthe Fidjis sogar 97 °%/ beanspruchte. Ein gleiches Bild der steigenden Entwicklung und des natürlichen für England erwasenden Monopols der Ausnußung er- halten wir, wenn wir den Schiffsverkehr in den drei Hauptpläten der Inseln in Betracht ziehen

Als eine der wirksamsten Ursachen dfeser rashen Entwickelung der Fidji-Inseln ist die ständige und regelmäßige Dampferverbindung zu bezeichnen, für welche die Engländer sofort von dem Tage an ge- sorgt haben, an welchem sie sih entschlossen, die Fidji-Inseln dem Bereicbe ihrer Handelsinteressen einzuverleiben. . . . . Hervorgehoben muß ‘hierbei werden, däß diese Dampferlinien nur dadurch ins Leben treten und bis jeßt erhalten werden können, daß die englische Re- gierung ihnen sehr bedeutende Zuschüsse zahlt. In weiser Vorauésicht auf den erst zu s{affenden Verkehr und ebenso in der Erkenntniß der politischen Bedeutung einer stetigen Verbindung der jungen Pflanzungen mit dem Mutterlande wendet die englische Regierung Staatsmittel auf, um in der Zukunft der einheimischen Industrie und dem Handel einen weiteren Markt zu eröffnen

Die „Deutsche Handels- und Plantagengesellshaft“ der Südsee- Inseln besißt in Samoa etwa 120 000 Acres. Von diesem Areal befinden si nur etwa 5000 Acres unter Kultur, hiervon geben aber nur 1500 Acres, mit Baumwolle und Kokospalmen bepflanzt, bisher einen vollen Ertrag. Troßdem hat der Ertrag der Pflan- zungen nit allein sämmtliche Unkosten des Betriebes der gesammten in Kultur genommenen Fläche gedeckt, sondern auch gestattet, jährli etwa 600 Acres neu urbar zu machen und außerdem einen Uebers{huß gegeben. Nach sorgfältigen Berechnungen wird der Werth der Pflanzungen in zehn Jahren, nachdem die auf 3000 Acres angepflanzten Kokos- palmen bis zum vollen Ertrage gelangt sein werden, drei Millionen Mark betragen. Samoa würde ferner außer der bisherigen Baum- wollen- und Kokospalmenkultur auch eine vorzüglide Zuckerrohr- und Kaffeekultur gestatten. Wir haben oben gesehen, daß mit diesen Kulturen auf den Fidji-Inseln bereits überraschend günstige Ergeb- nisse erzielt worden sind; der Boden und das Klima Samoas ist aber noch günstiger für einen solchen Betrieb als in Fidji. Ebenso befindet sich, wie {hon bemerkt, reihlihes Areal in Händen der deutschen Gesellshaft auf Samoa, um eine solche Kultur in groß- artigem Maßstabe zu unternehmen. Leider aber fehlt es an Mitteln, um einen ausgedehnteren Plan- tagenbetrieb in dem Umfange ins Werk zu seten, wie er den Inter- essen Deutschlands an der Belebung des Südsecehandels entsprechen würde. Man“ dürfte sicherlich froh genug darüber scin, daß nach der Ablehnung der Samoa-Vorlage im Reichôtage der in deutschen Händen befindliche Besiy auf Samoa nicht gänzli verloren ging und damit alle Früchte dec daselbst gethanen Anstrengungen der deutschen Politik und deutschen Privatkapitals den Engländern in den Schooß fielen. Dank der ungeachtet der Abstimmung des Reichôtags gelungenen Rekonstruktion der „Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft* wurde es möglich, das begonnene nationale Werk zu erhalten, aber nicht fortzuführen; wenigstens nicht in dem Masistabe, wie es dem von den Engländern auf Fidji gegebenen Beispiele entsprewen würde. Die von . der liquidirten Deutshen Secehandels - Gesellschaft. geplante volle Ausbeutung ihrer Ländereien hat von der neuen Gesellschaft nicht ausgeführt werden können; nur einer schr allmäblihen Ent- wricklung neben der Erhaltung des Bestehenden sind die Mittel der gegenwärtigen Gesellschaft gewachsen Da die Engländer nun biéber, und so lange die deutschen Interessen in Samoa noch vor- herrscen, durchaus keinen Grund haben, die Bedeutung des dortigen Handelsverkehrs zu übertreiben, so ist der S{luß wobl gerechtfertigt, daß die deutscberseits auf Samoa zu vertretenden, bezw. der Ge- fahr eines Verlustes ausgeseßten Juteressen von Seiten unserer Konkurrenten rihtiger gewürdigt werden als von uns selbst, Gegen- wärtig freilih dürfen diese deutschen Interessen in der Südsee schwer- li als gesichert bezeihnet werden. Während das englische Dampfer- neu immer weiter ausgedehnt wird und die in englishen Händen befindlichen Plantagen in regelmäßigem Verkehr mit dem Festlande bleiben, entbehren die deutshen Ünternehmungen in der Südsee der zu einer s{nellen Entwicklung unerläßlihen Dampferverbindung. Der Mangel einer regelmäßigen Dampferverbindung lähmt den Unter- nehmungkêgeist und läßt keinen regen Handel aufkommea; auch wird sid das deutsche Kapital zur größeren, so sehr wünschenswerthen Auênuyung der Plantagenländereien nit eher dorthin wenden, als bis eine regelmäßige Dampferverbindurg die Samoa-Jaseln in das Bereich eines geordneten, nah festen Terminen zu berechnenden Ge- \{chäftöverkehrs bringt. .. ... Wird dagegen dem deutschen Handel in der Südsee kein solcher regelmäßiger Dampferverkehr gewährt, so

steht zu besürcbten, daß er neben seinen subventionirten Konkurrenten langsam zu Grunde geht.

der Orleansbahn zurückzukommen oder die außerordentlichen

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ be- spriht in dem Leitartikel ihrer gestrigen Abendnummer die

Wirkung des Zolles auf das Petroleum. Sie sagt am Ein- gange des Artifels : : : :

Einen bowinteressanten Beitrag zur Lehre von der Bildung der Detailpreise liefern die kürzlih veröffentlichten statistischen Aufnahmen der „Concordia“, Verein zur Förderung des Wohles der Arbeiter, pro 1. Juli dieses Jahres. Indem wir uns vorbehalten, auf die onstigen Febr interessanten Angaben über Höhe der Löhne, Preise ver- chiedener Lebensmittel, Wohnung 2c. aus über 500 Orten Deutsch- lands zurückzukommen, greifen wir für heute den Artikel Petroleum heraus, um an diesem zu zeigen, wie unhaltbar die frei- bändlerishe Theorie ist, daß ein an der Grenze erhobener Zoll in dem Detailpreise voll zum Ausdruck gelangen müsse. n den Tabellen sind die Petroleumdetailpreise für den 1. Juli d. I. ür 526 Orte angegeben, und wenn wir nun sehen, daß diese pro Liter zwischen 13 und 40 S variiren, so werden wir erkennen müssen, daß von den berechtigten Preisbildungsfaktoren, Engrospreis, Zoll, Fracht, Handelsgewinn, der leßtere den ganz überwiegenden Einfluß auéübt, jedenfalls einen viel größeren, als es der Zollsaß von 6 M. pro 100 kg vermöhte. \ E ; E

Nachdem dies an zahlreichen Beispielen ziffffernmäßig nach- gewiesen ist, heißt es in dem Artikel weiter : :

. . . Aus allem Diesem geht das Eine deutli hervor, daß die Preisnormirung für den Detailverkehr, selbst bei einem Artikel, der rein fremdländischen Ursprungs ist, dem im Zollinlande keine heimath- liche Konkurrenz entgegensteht, wie es Petroleum do ist, ferner bei einem Ariikel,’ der zu den alltäglihsten und allgemeinsten Verbrau ch8- gegenständen aller Bevölkerungsklassen gehört, innerhalb des Zoll- gebietes um das Dreifache \{wankt ; es geht ferner aus den von uns angestellten Betrachtungen hervor, daß derselbe Artikel de facto an 12 Orten billiger war als am Hauptimport- hafen, an 3 gerade so theuer, daß aber endlich und das ist die Hauptsache, an 190 Orten unter 526, d. h. bis zur Preis- lage von 2 S, der dort gezahlte Detailpreis nicht den Detail- preis der Freihafenstadt Bremen zuzüglich des repartirten Zollsaßes deckte, aljo jedenfalls die Fracht ganz ausfiel ; endlich zeigt fih auf das Allerdeutlichjte, wie in benahbarten Orten je na Konkurrenz, Wohlstand, Gewohnheit und Geschäftsbequemlichkeit die allerverschie- densten Preise gezahlt werden, die ohne allen ersichtlichen Grund, wie beispielsweise in Sachsen, zwischen 15 und 40 H variiren. Auch aus etwaigen Qualitätsuntekschieden wird Niemand diese Vielgestal- tigkeit der Preise zu erklären vermögen, da diese gerade bei Petroleum anerkanntermaßen wenig erheblich sind, und da ferner nicht anzunehmen ist, daß gerade die kleineren und ärmeren Orte, die vielfach die höchsten Preise zahlen, die theuersten Qualitäten gesuht haben sollten. ._.. Wenn nun die „Conkordia“ in dieser Statistik sich das Verdienf: erst erworben hat, mit guter Sicherheit den Beweis zu erbringen, daß zum Mindesten für Petroleum die freihändlerische These von der Zoll- abwälzung auf den Konsumenten nicht stichhaltig ist, dann dürfte vielleicht zu hoffen sein, daß die Freihandelsagitatoren das Lämpchen des armen Mannes so lange zufrieden lassen, bis es ihnen gelungen ist, stichhaltige Erklärungen für derartige Detail-Preisverschiedenheiten zu finden.

Dem „Deutschen Handelsarhiv“ wird aus Metz berichtet :

° n der Eisenindustrie herrscht, man kann sagen, auf allen Ge- bieten angestrengte Thätigkeit. Die Werke sind voll beschäftigt und versügen über Aufträge noch für längere Zeit zu lohnenden Preisen, und trotz der steigenden Tendenz derselben fehlt es an neu eingehen- den Ordres niht. Offenbar sind die gegenwärtigen Preisf\teigerun- gen in ihrer Art wesentlich verschieden von denjenigen, welche wir in früheren Hausse-Perioden erlebt haben. Die Fabrikanten fordern jeßt lohnende, aber keine übertriebenen Preise und vermeiden bei der Preisbestimmung die gewagten Sprünge, welche bei anderen günstigen Cisenkonjunkturen der ganzen Bewegung von vornherein den Stempel des Unhaltbaren und Unsoliden aufdrückten. Nach den übereinstimmenden Urtheilen betheiligter Sachverständiger is die gegenwärtige Lage der Eisenindustrie eine durchaus gesunde, die mit Vertrauen in die Zukunft blicken läßt; dabei wird niht verkannt, daß außer dem großen inländischen Bedarf, der die Eisenwerke vor- zugêweise beschäftigt, auch die feste Haltung des englishen und ame- rikfanischen M einen günstigen Einfluß auf das deutsche

isengeshäft ausübt. E

Bi geld 4A Ei1ensorten \teht zunähst Roheisen in lebhafter Nach- frage, und sämmtliche Hohöfen arbeiten mit voller Kraft, nur beein- trächtigen höhere Koks- und Kohlenpreise einigermaßen den finanziellen Erfolg. Auch Stabeisen, Blehe und Walzdraht sind lebhaft gefragt und erzielen recht gute Preise. Wie wir hören, wird auch von Lothringen aus der Versuch gemacht, Eisen unter DNURLAng der Gotthardbahn in Italien einzuführen, und follen {on belangreiche Lieferungsverträge für das nächste Jahr zum Abschluß gekommen sein; allerdings der Konkurrenz wegen mit einem Preisopfer.

Der lebhafte Aufs{chwung in der Eisenindustrie und der dadur bedeutend gesteigerte Kohlenverbrauch ist naturgemäß für die Thätig- keit der Koblengruben von hervorragender Bedeutung. E :

Das Königliche Bergamt in Saarbrücken läßt gegenwärtig auf den fiékalishen Gruben mit voller Belegschaft arbeiten, um den Anforderungen gerecht zu werden, welche die Industrie und die Koblenhändler lehtere zur Deckung ihres Winterbedarfes an Hausbrandkohlen stellen. Die Preise sind in Folge der sih immer lebhafter gestaltenden Nacbfrage entsprehend erhöht worden : In den Mascbinenfabriken und Gicßereien wird aud jeßt mit Anspannung gearbeitet. Ausreichende Aufträge und ergiebige Preise lassen in dieser Branche die nicht ungünstige allgemeine Lage der în- dustriellen Verhältnisse gleihfalls erkennen. Aus dem Bereiche der Tafelglas-, Porzellan-, Steingut- und Thonwaarenfabriken lauten die eingehenden Nachrichten dahin, daß die in unserem leßten Bericht an- gedeutete Besserung des Bjages und der Preise keine vorübergehende gewesen ist, sondern in erfreuliher Weise anhält .

Ferner aus Mülhausen i. E. : i;

In ter Lage unserer Industrie sind wesentliche Veränderungen egen das vorangegangene Quartal nicht zu verzeichnen. Es herrscht in allen Zweigen rege Thätigkeit und, wenn auh die erzielten Preise weder den Baumwoll- noch den Wollfabriken gerade hohe Gewinne bringen, so hört man doch auch keine Klagen über zu ge- ringen Verdienst. |

Die von Dr. Victor Böhmert und Dr. Arthur von Studnih herausgegebene „Social-Correspondenz“ be- rihtet in der Rubrik „Arbeitsmarkt“ :

In Chemniy sind gegenwärtig tüchtige Eisenarbeiter aller Brauchen fortwährend bei guter Bezablung gesuht, Ja einzelnen Zweigen, z. B. der Eisengicherei und Eisendreherei, macht si sogar ein förmlichec Mangel an ausreihenden Arbeitskräften fühlbar.

Centralblatt für das Deutsche Reih. Ne 45, Inhalt: Handels- und Gewerbewesen: Erscheinen der deutschen Aut- abe der Pharmacopoea Germanica. Konsulatwesen: Ernennung; Bestellung cines Konsularagenten. Zoll- und Steuerwesen: Ver- änderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen,. Polizeiwesen: Auswcisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Amtsblatt des Neihs-Postamts, Ne. 69, Inhalt: Verfügungen: vom 4. November 1882, Versendung von Pflanzen u. \. rw. nah Oesterreich-Ungarn.

Justiz-Ministerial-Blatt. Ne. 41, Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 6. November 1882, betreffend die Einreichung der Nachträge oder Bescheinigungen zu den Grundstücksinveatarien, Erkenntniß des Reichsgerichts vom 23. Dezember 1881. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 45, Jnhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Rathhaus- baukonkurrenz und die Theaterneubaufrage in Wiesbaden. ort- setzung.) Anlagen zur senkrechten Scdiffshebung in Frankreich. ( rc D Ergebnife der elektrischen Beleuchtung des bnhofes

in Straßburg i. E. Die Fällzeit des Holzes und dessen Behand- lung na der Fäll

ällung. Vermischtes: Ergebniß der Baumeister-

prüfungen in Peeuven in dem Prüfungsjahr 1881/82. Scinkel-

preisaufgabe für 1883. Die Wiesenkirhe in Soest. Antike

Pn Neuns des Betilienus in Alatri. Theaterbrand in ew-York. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Von der „Zeitschrift des Königlich bayerischen statistishen Büreaus, redigirt von defsen Vorstand, Dr. Lud- wigvon Müller “, sind jeßt die Hefte 1 und 2 des Jahrganges für 1882 im Kommissionsverlage von Adolf Ackermann in München erschienen. Die vorliegenden Hefte haben folgenden Inhalt : Statistik der Neichstags- wahlen von 1881 in Bayern. Von Regierungs-Rath Dr. v. Müller. Landtagswahl vom Juli 1881. Statistishe Nachweisungen über die Wablen der Abgeordneten zum bayerishen Landtage, von L, Lu- ber, K. Geheimsekretär im K. statistishen Büreau. Die zwangs- weise Veräußerung landwirthscbaftliher Anwesen in Bayern. Nach dem S tande des Jahres 1881. Von Regierungs-Rath Dr. von Müller. Die am 1. Dezember 1880 gezählte ortsanwesende Be- völkerung des Königreichs Bayern nah Geschlecht und Staatsangehörig- feit innerhalb der Verwaltungs- und Regierungsbezirke. Die orts- anwesende Bevölkerung Bayerns nah Geschle{t und Geburtsort. Die Konfessionsangehörigkeit der Bevölkerung Bayerns nah der Zäh- lung vom 1. Dezember 1880 mit Rückblicken auf frühere Jahre. Von L. Luber. Die Bevölkerung des Königreihs Bayern nach Geshlecht, Civilstand, Staatsangehörigkeit und einzelnen Geburts- jahren mit Unterscheidung der Civil- und Militärbevölkerung. Aus- gesbieden nah Gruppen der Bevölkerungs8anhäufung. (Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880.) Die Bewegung der Ge- werbe in Bayern für die Jahre 1879, 1889 und 1881 nebst beson- derem Nachweis der Handelt- und Wirthschaftsgewerbe in den Ver- waltungsdistrikten für die gleichen Jahre. Von K. NRasp, K. Assessor im K. ftatistishen Bureau. i

Aus dem reichen Inhalte des Bandes entnehmen wir der ver- dienstlihen Arbeit des Dr. von Müller über „die zwangsweise Veräußerung landwirthschaftliher Anwesenin Bayern“ nach dem Stande des Jahres 1881 folgende Ergebnisse: Die ein- \{lägige, auf das Jahr 1880 bezügliche Erhebung führte zu dem Er- gebnisse, daß während des Jahres 1880 im ganzen Königreiche 3739 ländliche Anwesen mit einer Gesammtgrundfläche von 30 059 ha und \sohin mit einer Durschnittsgröße von 8 ha zwangsweise versteigert wurden und daß von diesen 3739 Anwesen 953 mit einer Gesammt- grundfläche von 5394,5 ba fürzere oder längere Zeit S Bewirth- haftung standen. Die für das Jahr 1881 angeordnete rhebung be- schränkte sh nicht auf die Gewinnung der gleichartigen Daten für die während des Jahres 1881 erfolgten zwangsweisen Veräußerungen. Sie erstreckte vielmehr die Fragestellung zugleich auf die im Jahre 1881 wegen im Vorjahre stattgefundener Zwangsveräußerung noch außer Bewirthschastung gebliebenen landwirthschaftlichen Anwesen und trug endlich auch für eine Feststellung dessen Sorge, wie viele An- wesen und wie große Grundflächen sowohl von den während des Jahres 1881 als von den schon früher zwangsweise veräußerten Gütern am 31. Dezember 1881 noch auzer Bewirthschaftung gewesen sind. Die Haupt- zahlen, welche hiebei gefunden wurden, sind folgende: I. Während des Jahres 1881 gelangten zur Zwangsveräußerung 2739 landwirthschaftliche Anwesen (also —1000 gegen das Vorjahr) mit einer Gesammtgrund- fläche von 21252 ha (somit —8807 ha gegen das Vorjahr). Von diesen 2739 Anwesen sind kürzere oder längere Zeit außer Bewirth- haftung gewesen: 399 (—554 gegen das Vorjahr) mit einer Ge- sammtgrundflähe von 2260,9 ha (—3133,6 ha gegen das Vorjahr). 11. Wegen Zwangsveräußerung, welche im Vorjahre stattgefunden hatte, standen im Jahre 1881 no 132 landwirthschaftliche Anwesen außer Bewirthschaftung. Die Gesammtgrundfläche dieser Anwesen war 1917,66 ha, die davon unbewirthscaftet gebliebene Fläche 1482,6 ha. 1II. Am 31. Dezember 1881 standen außer Bewirth- \caftung: a. auf Grund Zwangsveräußerung in den Vor- jahren 88 Anwesen mit 946,7 ha, þ. auf Grund Zwangs- veräußerung während des Jahres 1881 230 Anwesen mit 1320 ha, somit im Ganzen 318 Anwesen mit 2266,7 ha, Aus den oben unter I. angegebenen Zahlen geht also hervor, daf, im Jahre 1881 die Zahl der Zwangsveräußerurgen, die Größe der be- theiligten Grundfläcten und die Zahl und Größe der außer Bewirth- \{aftung gebliebenen Güter in sehr erheblihem Maße abgenommen hat. Die Abnahme betrug in a. der Zahl der zwangsveräußerten Anwesen 26,7 9/6, b. der Gesammtgrundfläche dieser Anwesen 29,3 %/o, e. der Zahl der außer Bewirthschaftung gebliebenen Anwesen 58,1 %/o, d. der Größe der außer Bewirthschaftung gebliebenen Gesammtgrund- fläche 58,8 °/6. Von den 2739 zwang8weise veräußerten Anwesen sind in Oberbayern 476, Niederbayern 306, Pfalz 145, Oberpfalz 272, Oberfranken 369, Mittelfranken 225, Unterfranken 497, Schwaben 449 belegen. Für das Jahr 1880 stellte si die Durhschnittegröße eines zwangsweise veräußerten ländlihen Anwesens im ganzen König- reibe auf § ha, in Oberbayern auf 12, in Niederbayern auf 9, în der Pfalz auf 3, in der Oberpfalz auf 12, in Oberfra:ken auf 8, în Mittelfranken auf 6, in Unterfranken auf 5 und in Schwaben auf 7 ha. Erheblide Aenderungen dieser Dur{schnittszahlen sind für das Jahr 1881 niht zu verzeibnen; fic sind: im Königreiche 7,7, in Oberbayern 11,7, in Niederbayern 9,0, in der Pfalz 2,7, in der Oberpfalz 9,9, in Oberfranken 8,1, in Mittel- franfen 4,7, in Unterfranken 5,0 und in Schwaben 7,0 ha. Aus der Betrachtung dieser Zablen ergiebt si, daß der feine Grundbesiß für die Zwangsveräußerung zumeist in den Regierungsbezirken der Pfalz, von Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben in Frage steht.

ie Zusammenstellung für das Jahr 1880 bezeihnete was auch für 1881 festgehalten worden ist die Anwesen, welche bis zu 10 ha umfassen, als kleine, jene, welhe über 10 bis 100 ha haben, als mittlere, die übrigen als größere. Sie kam zu dem Resultate, daß im ganzen Königreibe von 100 der Zwangöveräußerung unter- stellten Anwesen 77,7 kleine, 220 mittlere und 0,3 größere waren. Für das Jahr 1881 stellt sich nur eine geringe Sch{wankung des Prozentverhältnisses dahin, daß von 100 der bezüg- lien Anwesen 75,6 kleine, 24,2 mitilere und 0,2 größere landwirth- \caftlide Güter sind; also gegen das Vorjahr 2,1%/4 kleine, 4-22 9% mittlere und —0,1% größere Anwesen. Die Abnahme der Größe der betroffenen Gesammtgrundflädbe beträgt für Vber- bavern 532, Niederbayern 34,7, Pfalz 43,6, Oberpfalz 34,1, Vber- franken 25,7, Mittelfranken 65,0, Unterfranken 55,9, Schwaben 2,4 und für das Königreid 29,3%. Auf die Ursachen der Zwangköreräußerung unterläßt der Verfasser ia dicjer Ab- bandlung cinzugehen, da es ihm zweifelhaft erscheine, ob es im Rahmen der Statistik gelegen sei, sih darüber zu verbreiten. Gs bandle sich bierbei niht um feslstehende Thatsachen und ihre ziffernmäßige Zusammenstellung, sondern um mehr oder wenig \ub- jeftive Ansbauungen und Kombinationen. Dagegen _ scheine es ihm von Interesse zu sein, die Aufmerksamkeit auf die Fragen zu leiten, ob die Besitzer der betreffenden landwirthschaftlichen Anwesen zuglei Gewerbe betrieben haben und inwieweit dieser Thatsache cin größerer oder geringerer Antheil an dem Niedergange des Anwesens zugewiesen zu werden vermöge. Der Verfasser läßt dann die zur Anzeige ge- langten Gewerbeausübungen in alphabetiicer Reihe folgen. Es tritt aus dicsec Zusammenstellung zunäbst zu Tage, daß insbeson- dere das Zirthichastägewerbe auffallend starf vertreten is. Zu dea 171 Fällen, welhe unter „Wirthe“ s@lecbtbin vorgetragen sind, treten noch weitere hinzu: 2 Bäcker und Wirthe, 47 Brauer (zugleich Wirtbe), 1 Branntweinschenker, 1 Krämer und Braver, 1 Maurer und Wirth, 3 Mey und Wirthe, 1 Müller und Wirtb, 1 Restaurateur, 1 Stublmacder und Wirth, 1 Wafsen- \{mied und Wirth, 1 Weber, Wirth und Krämer, 16 Wirthe und Metzger, 1 Wirth und Steinmeß, 11 Wirthe und Krämer, 4 Wirthe und Bäcker, 1 Wirth und Unterhändler, 1 Wirth und Säg- müller, 1 Wirth nad Iägec, - 1 Wirth und Kohlenbändler,

1 Wirth und Viedbändler, 1 Wirth und Pferdchändler, 1 Wirth

und Ziegler, 1 Wirth und Schneider, 1 Wirth und Zimmermann, 2 Wirthe und Holzhändler, 1 Wirth, Meßger und Ziegler, 1 Wirth Metzger, Bäcker und Krämer, 1 Ziegler und Wirth, so daß es sih im Ganzen um 277 Anwesen handelt, auf denen zugleih ein Wirth- \chaftsgewerbe ausgeübt wurde. Von der Gesammtzahl der zwangs- weise veräußerten Güter zu 2739 ftehen weniger als die fte, nämlich 1301, hinsichtlih gleichzeitigen Gewerbebetriebes in Frage; von diesen bilden eben solhe mit Wirthschaftsauëzübung mehr als den fünsten Theil. Hohe Prozentsäße entfallen des Ferneren auf- die Müller, Maurer, Weber, Bäker und Zimmerleute.

Kunft, Tissenschaft und Literatur.

„Ueber die schiefe Lage des Grundbesißes, Hand- werks und Gewerbes gegenüber dem mobilen Kapital und Mittel zu ihrer Aufbesserung. Vortrag, gehalten auf dem Ersten hannoverischen Bauerntag von Adolf Laubinger, Hofbesißer“, fo lautet der Titel ciner soeben im Verlage von Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover erschienenen Broshüre. Ohne Klassenhaß säen zu wollen, ohne einen Gegensatz zwischen Stadt und Land hervorzu- rufen, muntert dieselbe nur dazu auf, daß auch der Bauer endlich ansange, sich zu regen, um seine Lage zu verbessern. Die Wege und Mittel dazu versucht diese von einem „Bauern“ verfaßte kleine Schrift des Näherèen anzugeben. Der Preis für das einzelne Exemplar be- trägt 40 4; 25 Stück kosten 9 M6, 50 Stück 16 M4, 100 Stück 30

Als LII. und LIII. Band der Inte rnationalen wissen- schaftlichen Bibliothek ist im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig (1882) erschienen: Das Gehirn als Organ des Geistes, von H. Charlton Bastian, Professor der Anatomie am University-College in London, 2 Theile, mit 184 Abbildungen in Holzschnitt. Das im Jahre 1880 veröffentlichte Originalwerk des berühmten engliswen Nervenpathologen The brain an organ of minde gilt als ein so bedeutendes Werk, daß man es in weiteren Kreisen der Verlagshandlung Dank wissen wird, daselbe durch eine Uebersetzung den Deutschen zugänglicher gemacht zu haben. Auch wer sich für das Technische des Nervensystems und des Gehirns nicht interessirt, wird in dem reichen Material, welches der Verfasser mit- theilt, fo z. B. in den Abschnitten über das Seelenleben der Thiere viel des Interessanten und Belehrenden finden. Auf dem philosophischen Gebiet seines Themas tritt Hr. Bastian der Ansicht entschieden entgegen, daß der Mensch nur ein bewußter Automat sei, wenngleich er t ie Ab- hängigkeit höherer und niederec Geistesprozesse von der Thätigkeit gewisser Zell- und Faserneße der Gehirnrinde nachweist. Auch ijt der Verfasser bescheiden genug, sein eigenes reihes anatomisches und physiologisches Wissen im Verhältniß zu der Größe der zu lösenden Aufgabe, über die Lokalisirung aller Geisteskräfte ins Klare zu kommen, nur als Stückwerk anzuerkennen. Der erste Theil des Werkes behandelt die Thiere: die Funktionen und den Ursprung des Nervensystems, ‘den Bau desselben im Allgemeinen, die Funktionen der Sinnesorgane, das Nervensystem der Mollusken, Würmer, Arthropoden, das Gehirn der wirbellosen Thiere, der Fische und Amphibien, Reptilien und Vögel, der Vierfößler und einiger anderer Säugcthiere, der Vierhänder, dann die geistigen Fähigkeiten der niederen und höheren Thiere. Im zweiten Theil wird das mens(bliche Gehirn beschrieben und dessen Zusammenhang mit der Bewegung und geistigen Thätigkeit des Menschen nachgewiesen. Einen besonderen Anhang bilden die Ansichten über die Existenz und die Natur eines Muskelsinnes. Ein alphabetisches Inhaltsverzeichniß erleichtert den praktischen Gebrauch des Werkes, dem die trefflichen zahlreichen Holz- schnitte noch besonderen Werth verleihen. A

Die Reibe der Damenkalender für 1883 hat in diesem Jahre der im 17. Jahrgang erschienene Damen-Almanacch aus dem Verlage der Haude u. Spenersben Buchhandlung (F. Weidling) in Berlin, eröffnet. Derselbe enthält außer den üblichen Kalender- Mittheilungen und dem Notizkalender eine Familien-Gedenktafel, einen Geburts- und Namenstag-, einen Privat-Adreßkalender und Blätter für Ausgabenotizen, ferner die Genealogie der europäischen Regentenhäuser, Münz- und Längenmaß-Vergleichungen und ein weihe- volles Gedicht von Julie Hallervorden „Am Kreuzweg“. Der mit einer Illustration in Farbendruck von Th. Laudien ges{müdckte Al- manach zeicbnet sich auch in diesem Jahre durch seine feine Aus-

stattung aus. Z

Hamburg. (Kl. Ztg.) Anselm Feuerbachs Gemälde „Das Urtheil des Paris“ is von einem ungenannten Hamburger Bürger angekauft und der Bildergalerie Hamburgs zum Ge- schenk gemacht worden. :

Burga. F., 4 November. (Kieler Ztg.) Von einem in Staberdorf a. F. wohnhaften Landmanne wurde vor einiger Zeit auf einem Aer, südli von dem genannten Orte, ein no sehr gut erhaltenes steiner- nes Opfermesser gefunden. Dasselbe hat eine Gesammtlänge von 21 emz die Linge des Griffs beträgt 9 em. Die Klinge ist 5 ecm breit, läuft pit zu und hat zu beiden Seiten eine Schneide. Wie wir hören, wird diese interessante Waffe neben einer ebenfalls bei Staberdorf a. F. gefundenen dur{chbohrten Steinaxt dem- nächs|st durch Vermittlung eines hiesigen Lehrers in dea Besiß des Museums sch{leëwig - bolsteinisher Alterthümer in Kiel über- gehen. Derartige Opfermesser kommen unseres Wissens auf Feh- marn sehr selten vor, wogegen -die sogen. Flintärte und Steinkeile hier viel häufiger angetroffen werden. Letztere hat man bier früher auch in den aus der Steinzeit stammenden Gcablammern nicht selten aufgefunden. Leider sind aber die zahlrcihen Steinaltergräber auf unserer Insel im Laufe der Zeiten fast sämmtli verschwunden, Außer tem Steingrab bei Albertédorf a. f. ist nur noch die sog. „Vißh- byer Kiste“ bei Kathrinenhof a. F. recht gut erhalten. Der in S{röôders Topograpbie erwähnte Opferaltar bei Gahlendorf a. F. ist bereits ver mehreren Jahren zerstört worden. Der Detckel- stein dieses Deukmals bildete mit den sieben steinernen Pfeilern eine so geräumige Höblung, daß, wie Scröder berichtet, eine wobhnungs- lose Arbeiterfamilie hier vor Jahren auf längere Zeit ein Unterkommen finden konnte. s 2

Wiesbaden, 4. November. (Allg. Ztg.) Auf der Saal- burg, dem alten Rêömerkastell in der Nähe von Homburg, wurden seit mehreren Monaten ausgedehnte Ausgrabungen im Auftrage des nassauischen Altertbumvercins ausgeführt ; dieselben sind nun in voriger Woche für dieses Jahr abgeschlossen worden. Das Haupt- ergebniß der dieêmaligen Nachforschungen besteht in ciner Anzahl röômi- \cher Ziegel, welche zwischen den Mauern vorgefunden wurden, und auf welchen die Lohnlisten der griechischen Arbeiter, welche im Dienste der Römer dieselben begleiteten, eingebrannt sind. Die zahbl- reichen griecis{hen Inschriften sollen sih noch in sehr gutem Zustand befinden. In der Nähe von Mainz hat ein Bauer bei der Feld- arbeit cine Urne gefunden, welde einen Meter tief vergraben und vollständig mit Goldmünzen gefüllt war Es waren deren im Ganzen 1005 Stück, welche aus dem 14. und 15. Jahrhundert datiren und usammen einen Goldwerth von gegen 1000 M haben. Der Fund ist dem städtischen Münzkabinet übergeben wordea.

Land- und Forstwirthschaft.

Na den aus dem Regierungsbezirk Münster eingegangenen Mittheilungen ift das Einbringen der Ernte daselbst dur den an- haltenden Regen ungemein ershwert worden, au ist Roggen und Weizen in Folge der Nässe stellenweise ausgewacbsen. Im Ganzen ift aber do wenig Frucht verdorben und ist die Ernte im Allgemei- nen eine bessere, als sie seit Jahren gewesen ist. Sehr reichlich ist der Er- trag an Hafer, dürftig an Buchweizen und gering die Kartoffelernte in nicdrigem Boden, wo die Knollen sich außerordentlich klein und zur Fäulniß geneigt zeigen. In höheren Feldern ergiebt sib die Kartoffelernte als mittelmäßig. Heu ist reichlid vorhandea, der zweite Schnitt hat in- dessen vielfah wegen der Uebershwemmungen nicht eingebracht wer- den können. Der Klee ist mäßig, die übrigen Futterkräuter sehr reicdlicb.

Die Herbsibestellung und Eiasaat wurde mehrfah durh Regen unterbrochen und ift deshalb stellenweise nicht besonders Fan

Dem jünast veröffentlichten Berichte des K. K. chen Aterbau-Ministeriums über den Stand der Saaten und Ernte in ODestecreih ju Eade Oktober d. J. entnehmen wir Ergebnisse: