1882 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Dec 1882 18:00:01 GMT) scan diff

atte

Y emze 1 ü sl ke B E n E x fit 6l agr k: G Rd t s Pa R UQIIE C: A Ra G R ZICE i ini Vat B s " fs ü Mar 1640 E. i iti de G2 e

act erta dei 10ND

ital aaribi adi Gd: .. o Vgl 06) r 54 g e

wenige und die besten Gedichte beschrär ken konnte, so zeigt die deuts rik in dieser Sammlung in ihrem M eibeclbot en uiee

e er onderen Werth durch die biographis-kritishen Notizen, die der Herausgeber mühsam gesammelt hat, sowie dur die von ihm verfaßte literaris{-historische Einleitung.

.__— Daß Stuttgart ein porium des Buchandels ift, beweisen die im Kommissionsverlage von Gebrüder Kröner daselbst erschienenen Festgaben aus dem Stuttgarter Verlag, Weihnachten 1882, ein PEntaton in Folio, welcher die zahlreichen in Stuttgart herausgegebenen literarischen Erzeugnisse (mit Ausnahme der fach- wissenschaftlichen) aufzählt, gleichzeitig aber veranschauliht, mit welcher Kunst und weldem Geshmack der Stuttgarter Verlagsbuchhandel feine Werke in Schrift, Bild, Druck und Papier ausstattet. Jedes cinzelne Blatt des Katalogs ift in den Schriftzeichen, Jnitialien, Einfassungen, dem zweifarbigen Druck oder in den Illustrationen, die mit verschie- denen Hülfemitteln hergestellt sind, ein Kunstwerk. Wir finden zu- nächst aus dem Verlage von Adolf Bonz u. Comp. die Ankündigung der von Scheffelshen Werke, mit vier Illustrationen aus der Pracht- auêëgabe ausgestattet, der Dichtungen von Karl Stieler, der Werke von Ludwig Staub, Paul Lang u. A. Die J. G. Cotta’sche Buwhandlung hat ihren sehr reichhaltigen Katalog mit Jllu- \trations-Proben aus dem Nibelungenlied, Reine Fuchs, Ublands Gedichten und dem Barfüßle ges{mückt. Die deutsche wtki'g in rige (vormals Eduard Hallberger) führt Proben von Noten- druck sowie von Holzschnitten aus den Prachtwerken Palästina, Doré's Bibel, Ebers Egypten, Goethe's, Schillers und Shakespeare's illu- strirten Werken vor. Ebner und Seubert bringen ihren werthvollen kTunstaeschichtlihen Verlag in Erinnerung. I. Engelhorn hat aus den verschiedenen bei ihm erschienenen Werken über Italien, das Scweizerland und „Unser Jahrhundert“ Illustrationen beigesteuert. Die E Greinersde Verlagsbuchhandlung (Greiner u. Pfeiffer) stellt Karl Geroks Werke aa die Spitze ihres Katalogs. - Bei Karl Krabbe find Emil Palleske und G. H. Lewes mit Schillers bezw. Goethe's Leben vertreten, ferner Hack-

- länder u. A. Der Katalog der Gebrüder Kröner ist besonders

reih an Prachtwerken: Hug Dietrichhs Brautfabrt, der Wunderborn, von Bethlehem nach Golgatha, Unser Vaterland, Jägers Thierreich, allen diesen Werken sind die JUustrationsproben entnommen. F. Loewe (W. Csfsenberger) reproduzirt ein Bild in Buntdruck aus den illu- Drn Märchenbüchern in vielen Sprachen; Paul Nef eine Tafel botograpbien, aus der Goldenen Bibel und anderen Prachtwerken e auch ein Blatt aus Natur und Dichtung; Wilhelm ißshke Vuntdrucke aus dem Gedenkbuch sür junge Mädchen; Schmidt und Spring Buntdrucke aus Franz Hoffmanns Erzählungen ; W. Spemonn Holzschnitte aus der Germania von Scherr und aus Hellas und Rom, von v. Falke u. A. ; Julius Hofmann (K. Thienemanns Verlag) das Umscblagsbild zum Jugendkalender von Diefenbach ; Gustav Weise einen Lichtdruk aus Prinzessin Wunderhold und einen Farben- druck aus. Lustig und traurig. Auch Levy und Müller, die J. B. Meglersche Buchhandlung und J. F. Schreiber kündigen ihren Ver- lag in typographishen Meisterstücken an. Wir haben uns darauf beschränken können, den Katalog als Kunstwerk zu schildern, denn es ist selbstverständlich, daß sein Inhalt dem glänzenden Aeußern ent- spricht; er bietet in der That eine reihe Auêwahl der gediegensten Pelgaren zu verhältnißmäßig billigen Preisen, und wer wegen der uéwahl für den Weihnachtstish in Verlegenheit ist, wird diesen Katalog nicht vergebens durblättern. Einen besonderen Werth er- hält derselbe noch dur cine Abhandlung von F. v. Falke: Zur Ge- schichte von Schrift und Druck und ihrer künstlerischen Ausstattung. Weimar, 30. November. Wie die „Weim. Ztg.“ vernimmt, hat der Großherzog an Stelle des Professor Alexander Struys, der nach dem Haag übersiedelte, den Maler Albert Thedy in München zum Professor der Historienmalerei an der hie- figen Kunstschule ernannt.

Gewerbe und Handel.

Amsterdam, 30. November. * (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion wurden 22 843 Blôöcke Bankazinn zu 597 à 593, durchschnittlich 59, zum Verkauf gestellt.

London, 30. November. (W. T. B.) Bei der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert. Stimmung fest.

Bradford, 30. November. (W. T. B) Wolle, wollene Garne und Stoffe in besserer Nacfrage.

Washington, 30. November. (W. T. B.) Nach einem offiziellen Beriht des Schaßhmeisters Gilfillar betragen die Einnahmen dieses Jahres 403 Millionen Dollars oder 42 Millionen mehr als im vergangenen Jahre, die Ausgaben 258 Millionen oder 3 Millionen weniger. Obligationen wurden im Betrage von 166 Millionen zurückgekauft, von denen 60 Millionen zur Amortisation verwcndt wurden.

New-York, 30. November. (W. T. B.) Die Stahlwerke der Lackawanna-Eisen- undKohlen-Compagnie in Scran- ton in Pennsylvanien sind auf unbestimmte Zeit ges{lossen worden ; mehr als tausend Arbeiter sind in Folge dessen ohne Beschäftigung.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 30. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Miner va“ ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berlin, 1. Dezember 1882, Konsulatsberichte.

Yokohama, den 5. Oktober 1882. Bericht über den auswärtigen Handel Japans im Jahre 1881.

Der Gesammtwerth des japanischen auswärtigen Handels im Jahre 1881 betrug 61 159 992 Yen, von welher Summe 30 852 673 Yen auf die Einfuhr und 30 307 319 Yen auf die Auéfuhr entfallen. Diese Ziffern zeigen gegen die Gesammt-

ndelsbewegung des Vorjahres, wenn Ein- und Aus- uhr zusammen betrachtet werten, eine Abnahme von 2762891 Yen, vergleiht man aber den Werth der Einfuhr der beiden Sahre allein, so ergiebt \si{ch für das Jahr 1881 eine Abnahme ihres Werthes von 5 650 518 Yen, wohingegen der Werth der Ausfuhr eine Zunahme von 2 762 891 Yen aufzuweisen hat.

Die einzelnen Häsen waren an der Handelsbewegung des

Jahres 1881 mit den nachstehenden Werthen betheiligt : ofohama . . mit 42427 333 Yen a ,. e S E o 3383427 S e a el 971900 ,„

Eine Vergleichung der vorstehenden Ziffern mit denen des Vorjahres zeigt, daß die Abnahme des Werthes der Einfuhr und die Zunahme des Werthes der Ausfuhr in allen Häfen bemerkbar ist. Beide waren am größten in Yokohama, Detbeiliat a dem Gesammthandel wiederum mit 69, Proz,

war.

Die Abnahme, welche der Gesammthandel aufweist, ver- theilt sich auf die Haupteinfuhrartikel wie folgt :

umwollwaaren . , , „um 953619 Yen, E » a ch4 i 754 042 Andere Wollwaaren 278 207

bwollwaaren É U 506 384 MiE pati M

pez e aus

Erzeugnisi S 2 232 907

Asiatische Produkte 760 036

Unter der Gruppe Baumwollwaaren fällt die Abnahme auf Garn, Shirting, Sammet (velvets), Lawns und Satin, während türkisch roth (turkey reds), Drillih und Ziß zuge- nommen haben.

Unter Wollwaaren zeigen Musseline, Blankets (Decken und Tuch) eine Abnahme ; spanisch Stripes, Flanell, Lastings und andere nit spezifizirte Artikel dieser Gruppe haben zu- genommen.

Jn Halbwollwaaren zeigen die Lüstres eine Zunahme.

Ünter den Metallen hat Eisen die stärkste Abnahme in der Einfuhr aufzuweisen ; eine kleine Zunahme haben erfahren Blei, Zink, Münz- und Gelbmetall.

Unter anderen Einfuhrartikeln zeigt namentlih Petroleum eine starke Abnahme, indem im Jahre 1881 für 421 445 Yen weniger eingeführt wurde, als im Vorjahre. :

Obgleich der Gesammtwerth der eingeführten asiatischen Produkte gegen das Vorjahr um 760 036 Yen zurüdcksteht, so erreihte doch der eingeführte Zucker, der wichtigste Artikel dieser Waarengruppe, einen um 147 030 Yen höheren Werth- betrag als im Vorjahre, die eingeführte Quantität hat da- hingegen um 19 770 Piculs abgenomnien.

Die in der Ausfuhr stattgehabte Zunahme vertheilt sich auf folgende Artikel :

Rohseide . T Vegetabilisches Wachs . Kane, S Getrocknete Fische R Porzellan und Irdenwaaren 240 100,

Nicht spezifizirte Artikel . , 614 201.

Zu den leßteren Waaren gehören: Fabrikate aus Bam- bus, Bronzewaaren, Lackwaaren, Papier, Seegras u. a. u.

Der Tonnengehalt der sämmtlichen während des Jahres 1881 in Japan eingelaufenen fremden Schiffe bezifferte si auf 763 756 t, die Zahl der Schiffe betrug 790,57 Schiffe mit 119 455 t mehr als im Vorjahre, eine Zunahme, die hauptsählih der englischen Fl age zu Gutc kommt. Die deutsche Schiffahrt war am Schiffsverkehr mit 27753 t und 66 Schiffen betheiligt und hat gegen das Vorjahr eine Zu- nahme von 2 Schiffen und 241 t aufzuweisen.

Die Betrachtungen, zu denen die vorstchenden Ziffern Veranlassung geben, sind nicht erfreulicher Natur.

Sie zeigen zunächst, daß in dem kurzen Zeitraum von 12 Monaten der ganze Einfuhrhandel um 1/; seines Werthes abgenommen hat und der auswärtige Handel Japans in die Phase eingetreten ist, die vorauszusehen war.

«Japan hat seit ciner Reihe von Jahren vom Auslande mehr gekauft als an dasselbe verkauft und die Differenz zwischen dem Werthe der Ein- und Ausfuhr mit den Zinsen seines Kapitals oder mit diesem felbst bezahlt. Die nach- theiligen Wirkungen, welche die Verminderung des Baar- vermögens haben mußte, wurden durch die Entwerthung der Papiervaluta verschärft, bis für den Handel der gegen- wärtige, einer Ershöpsung ähnlihe Zustand eingetreten ist. Das Land, welches kein Geld mehr erübrigen kann, um fremde Waaren zu kaufen, muß versuchen, ohne dieselben fertig zu wer»en und Jmporteuren von Waaren, welche bis- lang die Kaufkraft des Landes überschäßt haben, kann nur der dringende Rath ertheilt werden, ibre Einfuhren in Zukunft den thatsächlihen Verhältnissen entsprechend einzurichten.

Die diesseitigen Berichte haben {hon vor Fahren betont, daß der einzige und wahre Reichthum dieses Landes in seiner Rohproduktion liegt. Japans auswärtiger Handel wird erst dann wieder gesunden und in normalen Bahnen fließen, wenn man daselbst zu der Ueberzeugung gekommen sein wird, daß die Rohproduktion soviel als möglich zu steigern und zu ver- werthen und mit aller Kraft ihre Auéfuhr zu befördern, das eig und beste Mittel ist, den Wohlstand des Landes zu

eben.

Es fehlt in Japan überhaupt an einem genügenden Kon- sum und dieser läßt sih nur erzielen, wenn die Kausfkraft der landwirthschaftlichen Kreise gehoben wird. j

Der erste Schritt für die Erreihung dieses Zieles müßte aber sein, dem Handel mit dem Auslande jede mögliche Frei- get und Erleichterung zu gewähren, das Land mit guten

erkehrs8wegen zu versehen und der entwertheten Papiervaluta das Vertrauen des Volkes zurückzugewinnen.

um Yen 2 704 240, 32413, 61 527,

109 507,

201 005, 38 005, 51 120,

Der „Vaterländische Mt uunverera fordert alle Jweigs vereine dringend auf, in ihrem Vereinsgebiete zum Besten der Noth- leidenden in den übers{wemmten Gegenden Sammlungen zu veran- stalten und den Ertrag derselben an den Bankier v. Krause hierselbst, Leipzigerstraße 45, einzusenden, Der Verein kommt mit diesem Auf- rufe nur der Aufforderung Ihrer Majestät der Kaiserin nach, Allerhöchstwelde de dato Coblenz, 28. v. Mts, an den Vor- stand folgendes Schreiben gerichtet hat :

„Ich bin Zeuge von den leider noch steigenden Verheerangen, welche durch die Uebershwemmungen des Rheins verursacht werden. Von Mannheim bis Côln werden die Spuren dieser ganz anormalen Kalamität lange füblbar bleiben. Dorfschaften und niedere Stadt- theile stehen unter Wasser, Wintervorräthe sind zerstört, anderer Schäden nit u gedenken. Dies i} einer jener Momente, wo die Thätigkeit der Zweigvereine sih bewähren muß, und Jch werde es für angemessen erachten, sofort darauf cinzuwirken. Der Coblenzer Zweigverein ift bereits mit gutem Beispiel vorangegangen, und Jch hoffe, daß überall, wo es Noth thut, die gleiche Theilnahme \i er- weisen wird.

Coblenz, den 28, November 1882.

[A ugust a,“

Prantiurt a. M., 30, November. (W. T. B.) Die bier eingelangten Nacbrichten über den Wasserstand lauten wesentlich beruhigend ; von sämmtlichen Orten oberhalb Fränkfurts wird Fallen des aer gemeldet. Hier ist der Main ebenfalls ganz bedeutend im Fallen.

Wieöbaden, 30, November. (W. T. B.) Der Eisenbabn- Teron en verkehr zwischen Frautiurt a. Wiesbaden und Soblenz ist wieder eröffnet ; nur in Kastel findet ein Umsteigen der Passaaiere statt,

Côln, 30. November, Nachmittags. (W. T. B.) Um 2 Uhr 50 Minuten Nacmittags war das Wasser des Rheins am Pegel auf 878 em gefallen. s Wetter ist hell und zu Froft neigend. Der Minister des Innern, von Puttkamer, durchfuhr beute Vor- mittag in Begleitung des Regierungs- Präsidenten von Bernuth in einem Kahne die übershwemmten Stadttheile und besuchte dana rheinabwärts reisend die Deichbrüche bei Niebl und Worringen. Die Noth ift noch sehr groß; mildthätige Vereine haben überall us O a p Ubenda (W. T. B.) Um 6 Uh

= 30, Novem h . T. B.) Um r 50 Minuten Abends war der Wasserstand des Rheins 8,70,

Cöln, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Rhein fällt sehr [langsam. Der Wasserstand war heute früh 725 Uhr hier 841 cm, bei Bingerbrück 542 ew, bei Coblenz 743 cm, und bei Trier 350' cm Wetter: Nachtfrost, Nebel. E Mainz, 1. Dezember, früh. (W. T. B.) Der Rhein ist um weitere zehn Centimeter gefallen. Die postalishe Paket. beförderung is wieder aufgenommen worden. Nach Laubenheim fes 100 Mann Infanterie abgegangen, welche, um dem Waser u verschaffen, den dortigen Landdamm durhstechen s\ollen Die iefige Gartenseld-Vorstadt hat sehr stark gelitten; es haben viele Gebäude geräumt werden müssen.

Der Oberlin-Zweigverein Berlin hielt gestern - Abend unter Vorsiß des Landgecichts-Präsidenten a. D. Krüger, im Saale Taubenstraße Nr. 17, seine diesjährige Generalversammlung ab, die ein vom Propst Dr. Frhr. von der Golß gesprocheres Gebet eröffnete. Dem erstatteten Jahresbericht war zu entnehmen, daß Ihre Maje|tät die Kaiserin auch im verflossenen Jahre wiederum die Gnade ge- habt, dem Verein eine reibe Gabe zuzuwenden. Auch Sr. König- lichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm hat die Oberlinsache als seinem Wohlthäter zu danken. Der Vercin zählte am Scchlufse des Jahres 132 Mitglieder mit einem einmaligen Beitrage und 2029 mit jährlihen Beiträgen; außerdem sind, ohne der zum Theil reichen Gaben zu gedenken, welche den einzelnen Stationen, besonders der- jenigen zu St. Petri, wnd den Schwestern unmittelbar zugeflofsen find, von 1608 Nichtm\tgliedern Geldmittel eingelaufen. Der ver- storbene Maurermeister Windshügl hat dem Vereine ein Legat vo 300 6 zugewendet. Die Gesammteinnahmen haben si, ein- \chließlich eines Bestandes aus dem Vorjahre im Betrage von 2285,77 M, auf 13 063,86 Æ belaufen. Es befinden si darunter 8869 M an Beiträgen und Geschenken gegen 9028,15 A im Vorjahre. Bedauerlich ist es, daß die Erträge aus den Sammelbüchern sich gegen das Vorjahr vermindert haben. Die Ge- sammtausgaben erreihten im verflossenen See 8626,69 M. gegen 11 34428 #4 im Vorjahre, in welchem aber 2621,65 A zum Ankauf von Staatspapieren verwendet worden sind. Die Oberlin- stationen, deren der Verein nach wie vor drei erhâlt, haben einen Zu- {uß von 4557,89 M. erfordert und zwar die Spittelmarkt 7 belegene 519,05 M, die Gubenerstraße 59 belegene 2193,37 M und die Templiner- straße 10 belegene 1844,77 A Außerdem sind die eigenen Einnahmen der 3 Oberlinschulen von diesen direkt zur Mitbestreitung der Ausgaben verwendet worden. Im Bestande verblieben am Jahres\chluß 4437,17 4. Das in Staatspapieren fundirte Kapitalvermögen beträgt 11 500 M Der Schulbesuch betrug dur{chschnittlich in der erstgenannten Station etwa 80 Kinderz in der zweiten stieg er während des Jahres von 53 auf 103, und in der dritten Station betrug er 101—106 Kinder. Der Scchulbesuch bat im Allgemeinen überall zugenommen. Mit der 1. Station ist seit Mai eine Krippe verbunden. Das erstrebte Ziel, eine weitere Station zu begründen, hat sich noch nicht verwirklichen lassen. Außerdem haben die Gemeindeschwestern in den beiden leßten Quartalen in 583 Familien mit 1968 Besuchen und 18 Nachtwachen bei Krankheitsfällen ihr Liebeswerk geübt. Einige formelle Statuten- änderungen, die behufs Erlangung der Korporationsrechte erforderlich sind, {lossen die Sißung.

Die während der leßten Jahre veranstalteten Abformungen her- vorragender Arbeiten der italienishen Renaifsanceplastik haben. in der Abgußsammlung des Berliner Museums allmählich fast sämmtliche Hauptwerke Mich elangelo's vereinigt. Zu - ihnen ift jeßt seit Kurzem auch das vielbewunderte, in der Casa Buonaroti zu Slorenz aufbewahrte Jugendwerk, das Relief des Centauren- kampfes, hinzugekommen. Es ist nicht die überhaupt erste Arbeit des Künstlers, wohl aber diejenige, in welcher die Eigenart des künf- tigen Meisters sich zum ersten Male unverkennbar ankündigt. Die über die Schranken des engen Raumes hinausdrängende Nane der Komposition, die sih aus dichten, unlöslich miteinander verbundenen Gruppen ringender und stürzender, anstürmender und abwehrender Gestalten von höchster Kühnheit der Bewegung aufbaut, erinnert deutlich an rômische Reliefs. An frischer und lebensvoller Schönheit der Motive ragt das Werk Michelangelo's indeß weit über jene Vorbilder hinaus und troß unleugbarer Ueberladung im Einzelnen erscheint es als Ganzes doch wieder von einer Gliederung der Massen beherrscht, die eine bewunderungswürdige Kraft des jugendlichen Meisters verräth. Ob in der Darstellung, wie die althergebrachte Benennung des RNeliess es will, Herkules im Centaurenkampf, oder aber, was allerdings ungleih näher liegend erscheint, das Handgemenge bei der Hochzeit des Pirithous gemeint i}, bleibt für den Beschauer im Grunde vollständig gleichgültig, Gerade dadur, daß das Ringen nah voller Ausgestaltung der auf ihn ein- stürmenden plastischen Motive die inhaltlibe Bedeutung der Scene sleigsam erdrückt, eröffnet der Künstler uns hier bereits die Per- pektive in seine fernere Entwickelung, durch die das Jugendwerk sein besonderes Interesse gewinnt. An die mächtige Wirkung späterer Schöpfungen reicht es selbstverständlich nit heran; was es vor diesen voraus hat, ift dagegen eine Bildung des Nackten, die, frei von ge- waltsamer Uebertreibung, auch im Ausdruck lebendigster -Kraft- anstrengung die Grenze -maßvoller Schönheit wahrt und in einzelnen der energisch bewegten Figuren eine fast klassishe Wirkung erzielt.

Im Zoologischen Garten is der älteste und größte Be- wohner des Elephantenhauses, der stattliche afrikanishe Elephant verendet, der seit 15 Jahre dem Garten gehörte.

Concerthaus., Auf dem Programm des morgenden Concerts steht die 2, Sinfonie (D-dur) von Beethoven.

Literarische Neuigkeiten und periodisheSchriften.

Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Sebr Ug (0 1882, IX. Heft (November). Inhalt: Ab- handlungen. _Sacliche Würdigung der in Deutschland ertheilten Pa- tente. XXI1. Kl. 72. Schußwaffen ey Von Wilhelm Stercken, Ingenieur und Hülfsarbeiter im Kaiserlichen Patentamt. Berichte Über die wirths{a\tlihe Lage der deutschen Industrie im Jahre 1881. V11, Die Kupferindustrie. Von Leuschner, Geh. Bergrath zu Eisleben. E

Die Sparkasse. Nr. 20. Inhalt: Der Entwurf des Ge- seßes, betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Ver- mögen. Rechtsstreit der Sparkasse zu Soest gegen Sparkasse Herne. Sparkassenwesen. Geld-, Bank- und Börsennachrichten. Versicherungswesen. Juristishes. Gemeindewesen. Ver- \schiedenes. Literatur.

Milchc- Zeitung. Nr. 48, Inhalt: Ueber die beim Kühb- len der Mil entstehenden Verluste. Von Prof. Dr. W. Fleisch- mann in Raden. Die optischen Fettbestimmungs-Apparate von Heser und Mittelftrass in der Hand des Laien. Von H. v. Peter, Kiel, Ansteckende Hausthierkrankheiten. Schweiz. Stand der Viebseuchen in der Schweiz auf 1. November 1882, Allgemeine Berichte. Das \{chweizerishe Braunvieh und die Ausstellungen. Schweiz. Viehzuht, Erfahrungen in der Praxis. Zusammensetung von Butter aus mit der Petersenschen Centrifuge gewonnenen, kon- zentrirten Rahm ohne Buttern hergestellt, Die Trächtigkeit und das Geschlechtsöverhältniß bei Pferden. 2c.

Redacteur: Riedel.

elag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Sechs Beilagen (eins{hließlich Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Me 23.

Berlin, Freitag, den 1. Dezember

1852

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 1. Dezember. Tie gestrige (21.) Sißung des Reichstages, die erste nah der am 16. Juni d. F. erfolgten Vertagung, welcher die Bevollmäch- tigten zum Bundesrath Staats-Minister von Kameke, von Boetticher und Scholz, und der Staatssekretär im Reichs- \chaßzamte Burchard fowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, wurde vom Präsidenten von Leveßow um 21/4 Uhr mit einer Begrüßung an das Haus und mit der Bitte, um Unter- stüßung aller Parteien eröffnet. Derselbe zeigte nah einer Reihe geschäftliher Mittheilungen dem Hause den Tod der Abgg. Jacobi und Béezanson an, deren Andenken in üblicher Weise geehrt wurde. Nach einem Schrei- ben des Reichskanzlers sind der Staatssekretär im Neichs\chaß- amt Burchard zum Bevollmächtigten, der Direktor im Reichs- \hayamt Aschenborn zum stellvertretenden Bevollmächtigtén zum Bundesrathe von Sr. Majestät dem Kaiser ernannt wor- den ; die Bevollmächtigten Finanz-Minister Bitter, Großherzog- lih badisher Generaldirektor der Staatseisenbahnen Eisenlohr und Geheimer Referendar Lepique sind aus dem Bundesrathe ausgeschieden. :

An neuen Vorlagen waren eingegangen : 1) Uebersicht der Neichseinnähmen und -Ausgaben pro 1881/82; 2) Denkschrift Über die Ausführung der bisher erlassenen Anleihegeseße ; 3) die Rehnungen der Kasse der Ober-Rehnungskammer pro 1880/81; 4) die Neichshaushalts-Etats für 1883/84 und 1884/85; 5) Entwurf eines Anleihegeseßes für Zwecke des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Be- rathung des von den Abgg. Germain, Goldenberg, Winterer und Genossen eingebrachten Geseßentwurfs wegen Abänderung des 8. 2 des Gesetzes, betreffend die Deffentlichkeit der Verhandlungen und die Geschäfts8sprache des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen, vom 93. Mai 1881 (Reichs-Geseßblatt Seite 98), auf Grund der in zweiter Berathung unverändert angenommenen Vorlage. Dieselbe hatte folgendéèn Wortlaut :

„Der §8. 2 des Geseßes vom 23, Mai 1881, betreffend die Oeffentlichkeit der Verhandlungen und die Geschäfts\sprache des Landesaus\chufsses für Elsaß-Lothringen wird in nachstehender Weise abgeändert :

„Mitgliedern des Lande8auëschusscs, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist das Vorlesen \christlich aufgeseßter Reden gestattet. Die letzteren müssen in deutsher Sprache abgefaßt sein. Ausnahmêsweise darf der Präsident folchen Mitgliedern, welche der deutschen Sprache notorisch vollkommen unfkundig sind, den Ge- brauch der französishen Sprache gestatten.“

8. 2, des Gesetzes vom 23. Mai 1881 lautet:

„Mitgliedern des Lande2auss{huf}ses, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist das Vorlesen \hriftlich aufgeseßzter Neden ge- stattet. Die leßteren müssen in deutsher Sprache abgefaßt sein.“

Zunächst wurde die Generaldiskussion eröffnet.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte sich, wie au in der zweiten Lesung, gegen den Antrag. Er hoffe, daß das Resultat der dritten Lesung ein anderes sein werde, als das der zweiten, an welhem vielleiht auch die Regierung durch ihre damalige reservirte Haltung nicht ganz unschuldig sei. Es werde dem Hause zugemuthet, ein kaum in Kraft getrete- nes Geseß jeßt schon wieder zu ändern, ein Geseß, welhes das Haus erst vor Kurzem beschästigt habe, bei dessen Berathung alle die Bedenken geltend gemacht seien, welhe man bei Ge- legenheit dieses Antrages gehört habe. Er frage einfah: Was seien die Vertreter der Reichslande im Stande dem Hause beute Neues zu bringen? Was könnten sie anführen, was man niht schon bei der Berathung des Ge- seßes vom 23. Mai 1881 gehört habe? Anderer- seits möchte er sich und die Rechte sehr lebhaft da- gegen verwahren, als ob seine Partei mit ihrem Votum irgend etwas Feindseliges gegen Elsaß-Lothringen beabsichtige. Die Reichslande ständen erst seit 11 Jahren mit Deutschland in staatlihem Zusammenhang, aber wie undankbar wäre es von ihnen, wenn sie nicht anerkennen wollten, was alles sie vom Reich an Entgegenkommen und Förderung bereits erfahren hätten! Sie entisendeten ihre Abgeordneten in den Reichstag, sie hätten einen Landesausshuß mit gesezgebender Gewalt, der sich von keinem Parlamente der Welt wesentli unter- scheide, Das nothwendige Korrelat bei der Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landesausschusses sei aber die obligato- rische deutshe Sprache für diese Verhandlungen. Diese For- derung sei niht zu weitgehend; seit 11 Jahren gehörten die Reichslande zu Deutschland, und da köane wenigstens die jüngere Generation shon völlig des Deutschen mächtig sein. Wer aber im Landesausshuß reden wolle, und immer noch nicht deuts sprehen könne, der möge es eben lernen und nicht, wie es so vielfah geschehe, mit Gewalt an den franzö- fishen Traditionen festhaiten. Für ihn sei die Frag hocpolitisch. Nur ein fester Wille könne in Elsaß: Lothringen etwas erreichen, und nur durch große Energie es der dortigen Beoölkerung klar gemacht werden, daß das Yas die Reichsangehörigkeit von Elsaß-Lothringen unter allen Umständen aufrecht zu erhalten gewillt sei. Ein zu weites Entgegenkommen werde leiht falsch ausgelegt und gelte als gleichen der Shwäche. Zeige man Festigkeit, das sei die beste

ropaganda für die deutshe Sache. Gebe man sich keinen Täuschungen über die Zustände in den Reuhslanden hin ; eine Shwäche hier wäre selbstmörderish; die ganze Politik Deutschlands in Elsaß-Lothringen könne nicht fest genug sein. Daß die Herren von der Fortschrittäpartei hierüber anders dächten, wundere ihn nicht; sie, die immer die deutshe Wehr- kraft vermindern wollten, hätten « auch kein Jnteresse an der Kräftigung des nationalen Gedankens in Elsaß-Lothringen. Er behaupte, das Votum seiner Partei, fest zu bleiben, sei ein Gebot der Klugheit ; es handele sich um die reine Madtt- frage: solle Deutschland in den Reichélanden regieren oder die Verwaltung in französishen Traditionen fortgehen? Er habe ein deutliches Wort für nothwendig gehalten; im deutschen Reichôtage sei auch cin deutsches Wort geboten.

Der Abg. Winterer erklärte, der Vorredner habe sich alle die Gründe zu eigèn gemacht, welhe in der Presse seit der

zweiten Lesung seines Antrages gegen denselben vorgebracht worden seien ; der Vorredner habe aus der Angelegenheit eine hochpolitishe Frage gemacht, den JFnhalt des Antrags entstellt, und die Antragsteller mehr oder weniger verdähtigt. Er ver- wahre si dagegen, daß sein Antrag eine politishe Demon- stration sein solle. Mit jo bescheidenen Wünschen, wie der An- trag sie hier ausspreche, demonstrire man nicht. Der Antrag wolle einfa eine Pflicht erfüllen. Er verwahre sich ferner dagegen, daß man gegen den Antrag das Nationalgefühl anrufe. Habe der Antrag etwa gesagt, daß seine (des Redners) Partei von der deutschen Sprache, als solcher nichts wissen wolle? Sie wolle nur, daß die wenigen Mitglieder des Landesaus- schusses, welche notorisch des Deutschen unkundig seien, nicht mundtodt gemacht würden, und daß der Präsident, der diese Mitglieder besser, als jeder andere kenne, ihnen ausnahms- weise den Gebrauch der französishen Sprache gestatten dürfe. Er sehe nicht, wie diese o dem deutschen National- gefühl zu nahe trete; diese Forderung sei nur eine folche der Nothwendigkeit, Billigkeit. und Gerechtigkeit. Es solle be- denklih sein, ein Geseg abzuändern, welches noch nicht that- sählich in Wirksamkeit gewesen sei. Allerdings sei das Gesetz vom 23. Mai v. J. noch nicht thatsählich wirksam gewesen, aber verschiedene Folgen habe es doch schon gehabt und nament- lih sehr deprimirend auf die öffentlihe Meinung eingewirkt, Der Abg. Minnigerode habe seine (des Redners) Partei auf- gefordert, etwas Neues zu fagen, was nicht schon bei den früheren Debatten gehört wäre. Nun wohl, der Landes- ausshuß. habe sich seitdem über das Geseß geäußert, der Reichstag kenne jeyt diese Aeußerung, und wenn seine Partei nun von dem damals nicht genügend unterrichteten an den jeßt besser unterrihteten Reichstag appellire, so sei das etwas Neues. Bei jedem anderen eingreifeuden Gese würden Ueber- gangsbestimmungen getroffen; sein Antrag wolle solche auch für das Geseg vom 23. Mai 1881. Warum sollte man das nicht gewähren können? Daß der Präsident des Landesaus-: schusses zu weit gehen, und die Befugniß, französisch zu sprechen, fast allen Mitgliedern ertheilen könnte, sei nicht zu befürchten. Der Präsident wisse recht woÿl, daß der Aus\{huß nur eine sehr prekäre Jnstitation sei, und unter der Vormund- chaft des Reichstages stehe. Man würde, wenn man seinen Antrag ablehne, die 250 000 nur französisch redende Elsaß- Lothringer mundtodt im Landesausschusse machen. Wenn der Abg. von Minnigerode gesagt habe, wer nicht schon deuts könne, solle es lernen, fo sei das ein militärisches, aber kein parlamentarisches Argument. Die französishe Sprache sei viel leiter zu lernen, als die deutsche, und do glaube er, der Abg. von Minnigerode, troß seiner großen Begabung, würde es in der kurzen Zeit, die dort den Mitgliedern des Landesausshusses zum Deutschlernen gegeben sei, in der französishen Sprache nicht bis zur paxlamentarischen Fertigkeit gebracht haben. Es sei übrigens das Deutschsprechen garnicht einmal eine Empfehlung in den Augen der Regierung ; gerade dasjenige Mitglied des Ausschusses, welches am meisten Ge- legenheit gehabt habe, sih in der deutshen Sprache zu üben, werde am Heftigsten von der Regierung bekämpft. Sein An- trag sei niht nur seine Forderung, sondern die des gesammten Landesausfschusses und des ganzen Landes, Man habe gehört, es müsse dem Treiben fremder Agitatoren in Elsaß-Lothringen ein Ende gemacht werden; das Gesey vom Mai 1881 aber, wenn es zu streng durhgeführt werde, könne viel agitatorischer wirken, als jene remen, Der Abg. von Minnigerode habe im Juni bei der Debatte über seinen Antrag mit dem Dichter gesagt: „Feste Hand im Elsasser Land, das sei das beste Band“. Diese feste Hand aber dürfe nicht eine eiserne sein.

Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats Minister von Boetticher das Wort :

Meine Herren, der Hr. Abg. von Minnigerode hat am Eingarg sciner Rede das Schicksal des Antrags Germain bei der zweiten Berathung unter anderen auch darauf zurückgeführt, daß die Haltung der Negierung diesem Antrage gegenüber eine laue gewesen sei. J fühle das Bedürfniß, nachzuweisen, wie die Haltung der Regierung nicht in dem Maße lau gewesen ist, daß das hohe Haus daraus eine Scchwankung in der Auffassung der Regierung über den Antrag bätte entnehmen können.

Meine : ih bitte Sie, si zu erinnern, daß, wie das au von dem rn. Abg. von Minnigerode hervorgehoben ift, in einer etwas \{leunigen Weise die Berathung vor \ich ging. Der An- trag lag der Reichöregierung vor und wurde zur Berathung gestellt, obne daß irgend cine Information über die Auffassung der elsässishen Regierung vorhanden war. I habe damals, zumal der Bundesrath si mit dem Antrag noch nit beschäftigt hatte, nur meine eigene Auffassung über denselben geben können und habe autdrüdlich hervorgehoben, wie ih nah der Stellung, welche die verbündeten Regiernngen bei der Berathung des Gesetzes vom 23, Mai 1881 eingenommen hatten, nicht annehmen könne, daß dieser Antrag in dem Bundesrath Mehr- heit der Stimmen erlangen werde. Meine Herren, auch beute hat sih der Bundesrath über den Antrag nicht {lüsfig gemacht, aber das darf ich versichern , wie nah den Andeutungen, welbe ih über die Stellung der cinzelnen deutshen Regierungen empfangen habe, keine Auésicht besteht, daß dieser Antrag zum Ge- seße erhoben wird. Jch könnte mir darnach ersparen, auf die Materie noch weiter einzugehen; ih könnte die Eisässer damit trösten, daß sie sih in ihr Schick„tsal finden mêögen und daß sie sih, ebenso wie die niht deutsh redenden Abgeordneten in den deutschen Parla- menten dies gethan haben, daran gewöhnen müßten, sih darauf zu beschränken, ihre Auseinanderseßzungen in deutshec Sprache zu ver- lesen.

Aber, meine Herren, i fühle das Bedürfniß, und deshalb breche ih bier niht ab, den deutschen Reichstag davor zu bewah- ren, daß er tndguttia cinen Beschluß faßt, der materiell unnöthig, der formell nit gehörig berechtigt ift und der dem nationalen Jn- teresse geradezu widerstrebt.

Meine Herren! Jh habe schon bei der zweiten Berathung her- vorgehoben, daß es in der That ein eigenthümliches Verlangen ift, welches in dem Antrage an den Reichstag gestellt wird, cin Gesetz, das thatsählih seine Wirksamkeit noh gar nicht geäußert hat, vor Eirttritt dicser Wirksamkeit abzuändern. Meiner Ueberzeugung nah können nur g außergewöhnlie Umstände und gan ngende Rücksichten ban Tbeen, daß man ein chen beshlossenes Geseh wieder abändert, bevor man erprobt hat, ob es gut ist, und, meine Herren, daß dicse meine assung au auf der iberalen Seite getheilt wird, und namentlich in der liberalen Presse vertreten is, dafür ist mir gerade in diesen Tagen cin sehr werthwoller Belag zu Theil ge- worden in cinem kel des „Berlince —_

Ja, meine Herren, gönnen Sie mir auch, daß ih das Gute

was ich von meinen Gegnern entnehmenr kann, für mich ausnüge. Das „Berliner Tageblatt“ {reibt allerdings niht mit Bezug auf das elsässishe Spracbengefei, sondern mit Bezug auf den Plan einer prozentualen Börsensteuer —: „dagegen erscheint uns der Zeitpunkt für eine Abänderung des be- stehenden Gesezes für verfrüht; namentlich die Gesetzgeber follten vor ihrem eigenen Werke etwas mehr Respekt zeigen und ihm cine- Zeit der ehrlihen Probe gönnen.“

Nun, i glaube, daß dieses Dictum sehr am Playe is in Bezug auf den vorliegenden Antrag. Was würden Sie, meine Herren, sagen, wenn die Regierung mit einem Vorschlage käme, ein Gesetz, das eben auf Grund der Beschlußfassung der parlamentarischen Körperschaften die Sanktion des Kaisers erlangt hat, morgen wieder abzuändern. Meine Herren, das ist ein Prozedere, welcbes ih zur Annahme in der deutschen Gesetzgebung nicht empfehlen kann. Aber weiter, meine Herren, ih kann zugeben, daß unter zwingenden Um- ständen auch vor cinem solhen Wege nicht zurückgeshreckt zu werden braucht; dann aber ift cs doch das Mindeste, daß man uns neue That- sachen, neue Erwägungen und neue Umstände beibringt, die gebieterish eine Abänderung des soeben beschlossenen Geseßes ecrheishen. Was hat- nun in dieser Beziehung und ich- habe sehr {arf aufgepaßt, weil dieser Punkt von dem Hrn. Abg. von Minnigerode mit Recht als der entscheidende hingestellt war was hat nun in dieser Beziehung der Hr. Abg. Winterer vorgebracht? Das Einzige in thatsächlicher Beziehung ist die Behauptung, über die man auch noch streiten kann, ob sie wirklich eine that\ä4Glihe ist, daß er sagt: das Gesey hat deprimirend auf die öffentlihe Meinung gewirkt. Nun, meine Herren, Beläge dafür hat er uns nicht angeführt, und er kann höcstens fagen, daß er und seine Kollegen im Landes8aus- {usse und vielleicht noch manche andere Bewohner des Landes nicht- mit dem Gesetze zufrieden sind. i

Mir \teht auch in dieser Beziehung ein Material zu Gebote, was die elsässishe Regierung aus den Stimmen der Bevölkerung ge- sammelt bat, und aus diesem Material ergiebt sich, daß das Gros My E da von Elsaß-Lothringen sehr mit dem Gesetze cinver-

anden ist.

Ja, meine Herren, es handelt si{ nur darum, was verstehen Sie unter clsaß-lothringisher Bevölkerung ?

Es ist vorhin die Rede davon gewesen, daß die Mehrzahl der Bewohner in Clsaß-Lothringen niht das Deutsch spreche, welches fortan im Landesaus\chusse gesproWßen werden soll. Das mag richtig sein. Die Landesbevölkerung hat ein cigenes Idiom, das nicht iden- tish ift mit. dem hochdeutschenz aber, meine Herren, sie versteht bochdeutsc, und ih darf hinzuseßen: {sie versteht nicht französis ch. Haben Sie einmal die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landes- ausschusses bes{lofsen, dann müssen Sie der Bevölkerung. in Elsaß- Lothringen auch die Möglichkeit geben, die Verhandlungen, denen bei- zuwohnen sie das Recht hat, zu verstehen, und, meine Herren, ih- behaupte positiv, daß die französishe Sprache von der Mehr- zahl der Bewohner von Elsaß - Lothringen nicht verstanden wird. Meine Herren, ih habe eine Nachweisung, aus welcher sich die Zusammensetzung der Bevölkerung von Elsaß- Lothringen in Rücksicht auf die Sprache ergiebt. Jh will aber, be- vor ih die Zahlen dieser Nachweisungen gebe, noch auf Cines auf- merksam machen, was in der Deduktion des Hrn. Winterer mir nit zutreffend zu sein scheint. Es wird von ihm fo: großes Gewicht dar- auf gelegt, daß die Magen Mitglieder des Landesaus\{usses von Elsaß-Lothringen nicht alle, und zwar, wie er, glaube i, die Zahl beziffert hat, etwa 11 oder 12 der deutsben Sprache nidt mäch- tig sind. Nun, meine, Herren, macht man niemals solche Gesetze, wie das in Frage befindliche, für die gegenwärtig in Betracht zu ziehenden Personen, namentlih nicht Geseße, welche für die Dauer zu wirken bestimmt find, und ih bin deshalb der Meinung, die gegenwärtige Zusammensetzung des Landesaus\chusses kann für diese Frage gar nicht entscheidend E sondern, was entscheidend ist, das ist das Verhältniß der einzelnen Sprachgebiete zu cinander und die Zahl der Be- völkerung, wie sie sich auf die einzelnen Sprachgebiete ver- theilt. Da ergiebt \sch nun aus der mir vorliegen- den detaillirten Zusammenstellung, daß 80,21 % der Ein- wohner des Landes, ohne die Militärbevölkerung, dem deutschen Sprachgebiete angehören, daß 11,48 %/9 aus\{ließlich französis \precben, und daß 8,31% in dem gemischten Sprachgebiet wohnen.

Also, meine Herren, über 80% \prechen deuts, sie haben das Recht, den Verhandlungen des Landesausschusses zu folgen, und nun sollen sie die Verhandlungen geführt schen in einer Sprawe, die sie nicht verstehen. Meine Herren, es ist auch das gleih rictig zu stellen, nachdem darauf hingewiesen worden ist, daß es nah dem Gesetz vom 23. Mai 1881 in den einzelnen Bezirken des Landes nicht gelingen werde, die erforderlihe Anzahl von Abgeordneten zu finden, welche die Eigenschaft baben, deuts im Landesausschuß zu sprechen und den in deutsher Sprache geführten Verhandlungen zu folgen. Ich kann in dieser Beziehung anführen, daß in Lothringen, in weldem also der größte Theil des französis redenden Distriktes gelegen ist, von 471 494 Einwohnern nur 135 886, also 98 9/6, dem Französischen, 87 424, also 18 ‘/6 i lasse den Bruch- theil fort dem gemischten, und 248 184, also 52 9%, dem deutschen Spracgebiet angehören. Diesen Ziffern gegenüber soll noch mit Recht behauptet werden, daß in Lothringen keine Abgeordneten zu finden wären, die der deutshen Sprache mächtig sind; diesen Ziffern gegenüber soll noch bebauptet werden, daß die Wahlbezirke in der Unmöglichkeit wären, Abgeordnete zu wählen, die an den Berathungen des Landesaus\{husses mit Erfolg sich betheiligen können ?!

Meine Herren! Es ist allerdings vorgekommen und ih ver- s{weige au diese Personalnotiz nit, weil fie charakteristisch ist,

_— es ist allerdings vorgekommen, daß cin Mitglied des Landesaus-

\{usses, dessen Miglieder übrigens bisher, ungeachtet der ir noch nicmals cin deutsbes Wort gesprochen haben, obwohl wir hier die schönsten deutshen Reden von ihnen hörten, es ist allerdines vorgekommen, sage ib, daß cin Mitglied des Landesausschusses um deâwillen cine Wiederwahl jeßt adgelehnt hat, mit der Erklärung, mit tem Gesetze vom 23. Mai 1881 könne es nicht mit Grfolg im Landesautschuse sitzen. Gleichwohl bewirbt fi dasselbe Mitglied um ein Reichstagêmandat für den verslorbenen Abgeordueten Bezanson, und wird, wenn es gewählt wird, hier im Reichêtage, sofern es zum Worte kommen will der deutschen Sprache p M, müssen. Meine Herren ! Die Amtsfprache in Elsaß-Lothringen if nun ein die deutsche, au die Sprache des Landesausschusses i lid auch die sle "Si gy T: fia d hmen Sie mie echtern Sie, meine , die nd r ne nen Anti «6, der zur Dop t führt mit allen ihren be* den und unangenehmen meine Herrea, ist Seite, die dahin f

e auch

l y e, daß e Laden es liegt gar kein niß vor. Nun la drte mi aber noch mit ein Worten m \ der Antrag in der That + UOE Tag ist un

na an verschiedenen M Lei Der Antrag sagt also, indem er den Sah des vom. me Matthes Eine d dd T da we prache n ego «Aus-

find riftli Reden * und {riftli ausgesepter e gestattet

: nahmêweise darf L C E nen, unfuabig sid den der

ab, daß der

der dee franzdsilden Sprache, ‘gestatien", Ie sche