1926 / 48 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Feb 1926 18:00:01 GMT) scan diff

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Tönnen Sie nur heben, wenn Sie das Preisntiveau senken. De3wegen sind alle Bestrebungen und Hoffnungen, die sich auf eine Senkung des Préisniveaus richten, für das gesamte Volk von der allergréßten Wichtigkeit und Bedeutung. Wenn die Waren billiger werden, kann man mit dem Lohn mehr kaufen, wenn mehr gekauft werden kann, wird der Umsaß größer werden, und dadurch wird die ganze Wirtschaft einen Antrieb und Auftrieb bekommen. Das scheint mir der einzige Weg zu sein, um die Kaufkraft zu stärken. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte. Zuruf links: Graue Theorie!) Fch wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nachher die Praris schildern wollten. (Sehr gut!)

Ein anderer Weg, den wir beschreiten müssen, um unsere Wirt- \chaft anzuregen, ist der, daß man mit allen geeigneten Mitteln danach trachtet, den Absahß deutscher Ware nach dem Ausland zu heben. In dieser Hinsicht ist die Entwicklung unserer Wirtschafts- bilanz im vorigen Jahre doch im großen und ganzen erfreulih. Wenn Sie die Entwicklung unserer Außenhandelsbilanz verfolgen, so werden Sie sehen, daß gewiß allmählih, nicht sprungweise das konnte man nicht erwarten —, aber um so stetiger ein Ansteigen des deutshen Imports sih bemerkbar macht. Wir haben im Durch- schnitt gerechnet unseren Export im Verlaufe des leßten Jahres um etwa cine Milliarde erhöhea können. Das ist gewiß noch nicht das, was wir wünschen, aber doch immerhin ein erfreulicher Ansaß zur Besserung, und ih gebe mich der Hoffnung hin, daß sich diese Linie weiter günstig fortseßt, wenn die Handelsverträge, die in leßter Zeit geschlossen worden sind, sih auswirken können, und wenn wir auch mit den Staaten, mit denen wir um den Abschluß der Handelsverträge gegenwärtig verhandeln, zu einem Ergebnis tommen und dadurch für unsere Industrie und unseren Handel und damit unsere ganze Wirtschaft überhaupt eine Erleichterung eintritt.

Meine Damen und Herren, die ungeheure, ershreckende Arbeitslosigkeit hat in manchen Kreisen einen annähernd hoffnungslosen Pessimismus erzeugt. Wir haben, wie Sie wissen, über 2 Millionen Arbeitslose, und wenn Sie diese Zahl, losgelöst von den Ursachen ihrer Entstehung, die mitgewirkt haben, betrachten, so kann man in der Tat beinahe die Hoffnung versieren. Aber Sie dürfen doch bei Beurteilung der Arbeitslosig- keit niht aus dem Auge verlieren, daß auf dem Wirtschaftsgebiet, das wir jeyt in Deutschland haben, mindestens zwei Millionen, vahrscheinlih weit darüber hinaus viel mehr Berufstätige leben als vordem Kriege, Die Gründe dafür sind Fhnen bekannt. Wir haben eine dichtere Bevölkerung als vor dem Kriege in Deutsch- land. Wir haben niht mehr eine Million unter den Fahnen, die fich früher auch nicht in der Wirtschaft betätigte. (Zuruf rechts: Leider! Zurufe links.) Unter der Not der Zeit haben weitere Kreise, die früher nicht aktiv berufstätig waren, sondern die von ihren Renten leben konnten, wieder in das Berufsleben zurück- kehren müssen. (Zurufe links.) Aus all diesen Gründen ist die Zahl der Erwerbstätigen in unserem Wirtschaftsgebiet sehr wesent- li größer als vor dem Kriege. Fn den Unterlagen, die man dem Dawes-Komitee seitens der deutschen Regierung gegeben hat, nimmt man sogar an, daß mehr als 4 Millionen früher nicht Erwerbstätige in dem deutschen Wirtschaftsgebiet jeß: vorhanden sind. Es ist also infofern gar nicht überraschend, daß wir gegenwärtig eine größere Arbeitslosigkeit haben als in normalen Zeiten vor dem Kriege, wo die industrielle Neservearmee im Winter auch {ähßungsweise 500 000 jeweils betragen hat, Viel bedenklicher und bezeichnend für die schwierige Lage unserer deutschen Volkswirtschaft ist die ungeheure Zahl der Kurzarbeiter. Wir haben annähernd zwei Millionen oder etwas mchr Kurzarbeiter gegenwärtig in der deutshen Wirt- schaft, von denen ungefähr die Hälfte mehr als zwei Feier!cchichten in der Woche hat. Das ist das eigentliche Kritérium dafür, wie außerordentlih unbefriedigend es im Augenblick mit der deutschen Bolkswirkschaft steht, und die Lage der Kurzarbeiter ist allmählich fo traurig geworden, daß die Meichöregierung und die preußische Megierung die Bedenken, die früher gegen die Wiedereinführung einer Unterstüßung der Kurzarbeiter bestanden, zurückgestellt haben, und daß demnächst die Kurzarbeiter auch eine Unterstüßung bekommen werden. s

An fonstigen Maßnahmen, die die Regierungen ergriffen haben, um die Krise in ver Wirtschaft möglichst bald zu überwinden, möchte ich darauf hinweisen, daß die preußische Staatsregierung zur Be - lebungdes8Baumarktes im Nahmen der Finanzmöglichkeiten die Mittel schnell und in großem Umfange zur Verfügung gestellt hat. Es ift zu hoffen, daß dadurch eine gewisse Ankurbelung unseres Wirtschaftslebens eintritt, und in der gleichen Michtung wird, wie ih annehmen möchte, auh die Aktion der Reichsregierung wirken, die dem größten Besteller Deutschlands, der Deuts- schen Neichsbahngefellschaft, darlehnsweise einen er- heblihen Betrag zur Verfügung stellt, damit möglichst jeßt Aufträge an das deutshe Wirtschaftsleben gegeben werden können. Als dritte Maßnahme möchte ih auf die Bestrebungen der Reichs- regierung, die von der preußischen MNegierung gefördert werden, hin- weisen, den Absaß nach dem Ausland, besonders nach Nukßland über das normale Maß hinaus zu steigern. Wenn diese Maßnahmen durchgeführt werden, wird sich, wie ih hoffe, die Lage auf dem Arbeitsmarkt in kurzer Zeit günstiger gestalten. (Bravo! bei den Demokraten.)

Fn der fortgeseßten Debatte nimmt dann

Abg. Thiele (Soz.) das Wort. Er meint, das Wirtschafts- programm der Deutschnationalen Volkspartei sehe recht negativ aus. Der Abgeordnete Brunk habe hauptsählich Rationalisierung und Beseitigung der Steuerlasten für die Gesundung der Wict- schaft gefordert. Abgelehnt müsse die einseitige Auffassung werden, daß das Dawes-Abkommen die Wirtschaft ruiniere. Man müsse auf die leßten Ursachen auch E Abkommens zurückgehen. Die aber lägen tn dein fürchterlihen Zusammenstoß dex Völker, an dem die Deutschnationalen ein gerüttelt Maß Schuld trügen. (Schr richtig! links.) Es gelte jeßt die friedlihe Verständigung ganz Europas über Wirtschaftsfragen gegenüber Amerika. Die not- wendige Rationalisierung, Normalisierung und Typisierung sei leyten Endes ein Organisationsproblem, für dessen Lösung die sonst so rührigen Syndici der Wirtschaft allerdings bisher nichts Sichtbares geleistet hätten. (Sehr richtig! links.) Gegenüber den Behauptungen, daß das Maß der möglichen sozialen Belastung der Wirtschaft überschritten sei, zählt derz Redner Beispiele für die noch immer große soziale Not auf. Fn Schlesien zum Beispiel seien Hunderte von Kindern vom Schulbesuch dispensiert, weil sie nichts anzuziehen hätten. Fn England würde mehr als die doppelte Summe wie in Deutschland für soziale Zwecke ausgegeben. Während die Sozialrentner in Deutschland monatlih 24 Mark be- kommen, bekämen sie in England wöchentlihe 10 Mark. (Hört, hört! links.) Der Redner weist dann darauf hin, daß die Upter- nehmer stark mit ihren Beiträgen zu den Sozialversicherungen im Rückstande seien. Zum. Beispiel schulde Thyssen an rückständigen Knappschaftsbeiträgen mehr als 6 Millionen. Da könne man aber

nicht von Wirtschaftsnot reden, denn er habe sa von den Arbeit- nehmern die Beiträge cinbehalten. Allein mit den Zinsen der rüdcständigen Beitragszahlungen der Verjicherungeu der Unter- nehmerschaft könne man die Beamtenschaft ein ganzes Fahr bejolden. (Hört, hört!) Eine neue Arbeitsgemeinschaft, die nur von den Gewerkschaften durhgeführt werden könnte, würde sih mit den Unternehmern so lange nicht ermöglichen lassen, wie die Unter- nehmer auf threm gegenwärtigen Machtsiandpunkt in den joztalen Fragen und in der Lohnpolitik“ beharrten. Wenn vom deutschen Volke verlangt werde, daß es nur deutshe Ware kaufe, so sollten die Besißenden auch niht mehr ihre Moden in Paris, ihre Stoffe in England und ihre Schuhe in Prag kaufen. (Sehr richtig! lints.) Der Redner wendet sih dann gegen die Tarispolitik der Reichs- bahn, die die Wirtschaft so shädige, daß zum Beispiel ein Trans- port von Ost- nah Westdeutschland über die Tschechoslowakei und die Schweiz billiger sei als auf dem direkten Wege. Zum Schluß fordert der Redner Preisabbau durch Fnhibierung diktatorischer Preisfestseßung von Kartellen.

Abg. Dr. Dolezy ch (D. Nat.) erklärt zunächst, daß der Abgeordnete Thiele zwar das Wirtschaftsprogramm der Deutsch- nationalen fkritisiert und eine Umorganisation der Wirtschaft ge- fordert, aber nicht gesagt habe, wie er sih diese Umorganisation denke. Der Redner schildert dann die Notlage des deutschen Hand- werks und, wendet sich gegen Aeußerungen des Geh. Rats Deutsch, der in einem Gespräh mit cinem Fournalisten das Handwerk ge- wissermaßen als „minderwertig“ bezeichnet habe. Das Handwerk leide, wie sich aus den vielen Konkursangaben feststellen lasse, unter der steuerlichen Ueberlastung. Gewöhnlich seien zwei Drittel der jeweiligen Schulden, die die vorhandene Masse fast immer übersteige, Steuershulden. Preußen müsse die Grundvermögens-, Hauszins- und Gewerbesteuer abbauen. Früher waren die Sparkassen zumeist die Kreditgeber für den gewerblichen Mittelstand gewejen. Jeßt gäben sie, genqu wie die Banken, kurzfristice -Wechselkredite heraus. Damit jei natürlich dem Gewerbe nicht geholfen. Die Spärkassen begründeten diesen Umschwung damit, daß jeßt die Girogelder die Spargelder überschritten und daher wegen der not- vendigen Liquidität nux kuxzfristige Kredite gegeben werdén könnten. Dann seien diese Fnstitute aber Banken und keine Spar- kassen mehr. (Sehr richtig! rechts.) Der Wunsch des Handwerks gehe unter diesen Umstanden nah Schaffung eines Zentral- instituts, das lediglich die Kreditbedürfnisse des Handwerks pflegen solle, Mit der Kreditnöt des gewerblihen Mittelstandes hingen eng die Bestrebungen auf Preisabbau zusammen. Eigenartig sei, daß der Kampf gegen die Preispolitik des "Handwerks von der Großindustrie, insbesondere von der JFndustrie- und Handéls- kammer Essen, ausgehe. Dabei verfüge gerade die Fndustrie über Kartelle und Syndikote. Die Verdiensthance des Handwerks sei eute so gering, daß man sich wundern- müsse, daß überhaupt noh Handiverker bestünden. Das Handiverk sei absolut eingeklemmt zwischen Materialpreisen und Löhnen, Das sollte besonders die

Großindustrie beachten und bedenken, daß die Berufs|stände auf- entwurf für den“ Preisabbau, der ein Ausnahmegeseß gegen. das fammern bestehen. Zum Schluß lehnt der Redner die - Be- durch die wichtige Gewerbegzweige geschädigt würden, keit. Aber gerade von den beiden Rechtsparteien seien Positions- durch solche Maßnahmen die innere Kaufkraft nicht gehoben werden komme. Die öffentlihen Abgaben und die Gebühren müßten konne sich aber im Mittelstand durxh die S Geseh08- auf Kosten der Länder und Gemeinden gehen! Hätte man früher allgemeinen Finanzbedarf heranzuziehen brauchen. Herx Brunk von Schlieben wäre nicht notwendig gewesen. he Thesau- der Wirtschaftsausschüsse bei den Behörden, die dem selbständigen Auch durch die Kredit berücksichtigen, die ihnen ja das Geld brächten. Die durch gemeinschaft fühlen! anderer Meinung sei als Reih und Staat. Man müsse auf treter Preußens und weniger als selbständiger Beraterx der Uber die Kleinbahnen die preußishen Fnteressen, so müsse man Betriebsverwaltungen müßten in einer Form zusammengefaßt Grundsaß sih durhseßen: kleiner Nupen bei größtmöglichstem Um= partei.) De Erhöhung der Hilfsbeamten im Geiwwerbeauf- (Sehr richtig! rets.) Die Wirtschaftskrise sei eine Absay- müßten von der Preußischen Staatsbank direkt zugeführt iverden, deutschen Sparkassen hätte sich statt bankmäßiger Geschäfte der den verschiedenen Wirtschaftsprogrammen. Wenn man von einem eine Täuschung der Oeffentlichkeit. Es gebe auch andere Gewerk- Standpunkt des Kampfes stehe, könne man nicht zugleich, wie der allen Seiten und den Mut zur Verantwortung auf alleu- Seiten arbeiter hätten in Verhandlungen mit den Unternehmern sogar munisten.) Fn jedem Frühjahr zeige sich großer Mangel an Bau-

einander angewiesen seien. (Sehr richtig! rets.) Der Redner ivendet sih dann noch entschieden gegen den bestehenden Gesehz- Handwerk darstelle. Weiter verlangt er für die Handwerkskammern dieselben Freiheiten wie sie für die Fndustrie- und Handels- strebungen auf Wiedereinführung der Nachtarbeit in Großbäckereien ab sowie die übertriebene Monopolwirtschaft und Gefänguisavbeit, _ Abg. Teit scheid (Hentr.) fordert, daß im Sinn des Antrags Schmedding endlih cinmal Ernst gemacht werde mit dex Sparsam- erhöhungen verlangt worden. Gegen das Preisabbaugeseß hätten sih mit Recht Mittelstand und Handwerk zux Wehr gesebt, weil köónne. Ein solches Sondergeseß verärgere nux die betroffen Stände, ohne daß für die Konsumenten PNE etwas heraus- herabgeseßt werden, das würde Stärkung der inneren Kauffkrast bedeuten. Freilih sei die Syndiziwirtschast nicht angenehm. Wer materien wie durch die Steuergesebgebung hindurhfinden? Steuer- erleichterungen seien angekündigt! Reformen dürften aber nicht damit begonnen, dann wäre das Elend nicht so groß geworden, dann hätte man auch die Hauszinssteuer nicht so stark für den (D. Nat.) habe Herrn von Schlieben jo sehr gelobt, weil ex einen s¿arken Betriebsfonds angesammelt hätte. Diese Politik des Herrn Eine solche The rierung bedeute nux unnötige Verteuerung der an sich schon schwierigen Lebensverhältnisse. Seine Partei verlange Beseitigung Kaufmänn so große Konkurrenz machten. Fm Submissionswesen müsse das Durcheinander endlich einmal aufhören! Gefangenen dürfe dem Handwerk keine zu große Konkurrenz ge- macht werden, Die Sparkassen sollten mehr die kleinen Leute bet Hochwasser Geschädigten müßten s{hnell und ausreichend unterstüßt werden. - Arbeiter und Arbeitgeber müßten sich als Betriehs- Aba Hetdenretich (D: M erklärt, daß die Reichsbahn- politik niht befriedigen könne so lange, als die Reichsbahn immer shnellste Beseßung des preußischen Postens im Verwaltungsrat dringen, abex nur mit einex Persönlichkeit, die sich mehr als Ver- Reichsbahn fühle, wie das bei dem bisherigen JFnhaber der Fall gewesen sei. Schädige die Reichsbahn bei ihrer Aufsichtsführung erwägen, ob man die Aufsicht ihr nicht besser entziehe. Die Er- klärungen des Mintsters zur Elektropolitik befriedigten nicht. Die werden, daß cin Widerstreit mit den. Hoheitsmächten niht möglich sei. Jn der Preispolitik müsse wieder der alte gute kaufmännische sab; niht umgekehrt: wenig Umsaß, dafür aber Doppel- verdienst. (Heiterkeit. Sehr richtig! bei der Deutschen Volks- [ichtsdienst habe der Landtag einstimmig beschlossen. Sie müsse schon in p Etat in die Erscheinung treten. und Kausfkrastkrise, aber auch eine Reinigungs- und Gesundungs- krisis. Die nötigen Stärkungsmittel auf dem Wege des Kredits damit nicht allzuviel inden unsihtbaren Kanälen des Geldketten- handels vershwinde. (Lebhafte Zustimmung.) Die Mehrheit der ordunungsmäßigen Verwaltung ihrer Gelder zu befleißigen. Der Redner spricht dann zum Problem der Arbeitsgemeinschaft und Wirtschaftsprogramm ‘der Gewerkschaften spreche, wo es sich nur um das Programm der freien Gewerkschaften handele, verübe man schaften als die sozialdemolkvatischen, in deren Programm tvieder der Klassenkampf zum Durchbruch komme. Wenn man auf dem Abg, Siering das getan habe, die Arbeitsgemeinschaft fordern. (Sehr wahr!“ bei der Deutschen Volkspartei.) Ohne guten Willen auf kämen wix nicht zu einer Arbeitsgemeinschaft. (Sehr richtig!) Hier stehe es zum Teil auf verschiedenen Seiten jehr .s{lecht. Die Bau- eine wöchentliche Mehrarbeit von vier Stunden in den Sommer- monaten abgelehnt. (Zurnfe bei den Sozialdemokraten und Kom- arbeitern, zugleich pflege aber auch Generalstreif einzutreten. (Leb- haste Zurufe links.) Soweit unsere Fndustrieführer auf die Be-

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1996 hat folgenden Inhalt: A.

zeichnung Führer Anspruch erhöben, sollten sie das Schimpfen auf die Gewerkschaften fih abgewöhnen. Es sei nicht rihtig, daß die sozialen Lasten die Ursachen unserer Not allein wären, und daß wir durch ihre Beseitigung ohne weiteres unsere Wirtschafts verhältnisse bessern könnten. Alle Teile erkennten angesihts der Not die Notwendigkeit der Arbeitsgemeinschast an, aber um wirklih zusammenzuarbeiten und zu einer Neuordnung zu kommen, müsse man auf allen Seiten den Mut aufbringen und eine Verständigung anbahnen. (Lebhafter Beifall bei der Deutschen Volkspartei. . Ge- fächter bei den Kommunisten.) Zwischen den vernünftigen Führern der Arbeitgeber und den vernünftigen Führern der Arbeitnehmer bestehe Einigkeit, daß jeßt nicht Kampf, sondern vertrauensvolles Hand-in-Hand-Arbeiten zur Ueberwindung dex Wirtschaftsnot not- wendig sei. (Lebhafter Beifall bei der Deutshen Volksparte!t:) Abg. Sobottka (Komm) kritisiert die Politik des Kohblen- syndikats, das Kohlen für 9 Æ, ja für 8,50 F die Tonne ins Aus- land gehen lasse, für die der feine Handwerksmeister im Ruhr- gebiet 22 M zahlen müsse: (Hört, hort!) ‘Die berühmte reiche Witwe, mit der die Rechte immer operiere, die 345 M Rente erhalten solle, existiere überhaupt nicht: fie entstamme der Erfindung aus den Reihen des Vorredners. (Zuruf bei den - Kommunisten: Aus dem „Heidenreich“! Heiterkeit.) Die Reichsbahn baue: Panzér- wagen für innere Unruhen, um gegebenenfalls die hun-ernden Arbetter niederzuwerfen. Darüber entrüste \sih_ niemand. Dabei rede man

immer von der "Notwendigkeit des Sparens. Wenn man ‘sparen wolle, solle man obeù bei den _Leitenden Direktoren . usw - anfangen,

nicht beim Arbeiter, Wenn man die Gemeinden zum “Sparen auffordere, folle man bei den Ministerien anfangen!

Abg, Boll: (Dem.) betont, daß die Zoll- und Wirtschafts- politik des. Reiches in starkem Maße die Wirischaftspolitik ‘der Länder beeinflusse. Jn Wirtschaftskreisen wollte män durch ‘Locarno wieder. den Ans{luß der deutschen Wirtschaft an die Weltwirtschaft erreichen. (Sehr . richtig! links.) i Oualitätsarbeit des Handwerks, die Deutschland auf ‘deni Weltmarkt wieder hochbringen fönne, fei durch die Steuerpolitik Scbliebens int Neiche \chwer behindert worden, ant wenn es sich auf das entschiedenste gegen das Zwangsgeseß zum Preis- abbau wende, das Schlieben einçcebraht habe. Preisabbau üsse sid dur Angebot und Nachfrage freiwillig ergeben. Weiter beschäftigt sich der Nedner mit der Kreditnot, die cine der Ursachen der Krise Fei und ‘verlangt Unterstüßung ‘der Genossenschaften" in der Diîs-

fontierung von Wechseln. Der gegenwärtige Zahlungsmittelumlauf

in Deutschland in Höhe von 5 Milliarden sei für die deutshe Wirt=

schaft durchaus. ausreichend. Es "mache si an den Börsen eine große Geldflüssigkeit geltend, Jn ihrer gewaltigen Absaßkrise könne der

“deutschen Wirtschaft damik geholfen werden, daß die flüssigen Mittel. in langfristige Hypothekarkredite umgewandelt werden.

(Zuruf ber den Deutschnationalen: Heben Sie erst die Zwangswirtschaft auf. Sonst wird niemand Hypothekenkredite geben!) Niemand würde si der Aufhebung der Zwangswirtschaft widerseßen, wenn die Ver- hältnisse auf dem Wohnungsmaxkt es auch nur einigermaßen ermög- lihten; Die Sparkassen müßten eventuell auf dem geseblichèn Wege dazu angehalten werden, si wieder wie früher dem längfriskigen Kreditge\chäft zuzuwenden. i

Abg: S ó n (Wirtschaftl. Vereinig.) erklärt, auch seine Freunde wünschten -nicht die sofortige restlose Aufhebung der Zwangswirt- schaft. Sie erhöben nux den schweren Vorwurf, daß gleih nach Beendigung des Krieges versäumt worden sei, die natürliche Miete herzustellen. Wer! solle nun auf Objekte, die keine Rentabilität hätten, langfristige ‘Kredite geben? Wenn die Rentabilität wieder- hergestellt sei, würden auch langfristige. Kredite zu erhalten sein. Die Ursachen der Wirtschaftsnot gingen zurück auf. die UÜeberindustriali- fierung Deutschlands in der Borkriegszett. - Mit Förderung der kleinen Kaste der Großindustriellen allein aber könne man Deutsch- land nicht wieder auf feinen chemaligen Blütestand bringen. Viel- mehr müsse die \taatserhaltènde und breite Schicht dèg. Mittelstandes wieder emporcehoben werden. Die Schwachen müßten Gelegenheit finden, sh zu Starkeit zu entwickeln.

Abg. Sch midt - Friedenau (D, Nat.) wird mit Gelächter von der Linken empfangen, als er érflärt, ‘er wolle den Standpunkt eimes vaterländischen Arbeiters. zur e darlegen. Der Nedner verlangt, daß die Arbeiter ünd Arbeitgeber fich jeß} zu ciner Schick- salsgemeinschaft zusammenscchließen. (Sehr richtig! rets.) - Die Arbeitsgemeinschaft, von 1918 sei an den sozialistischen Sabotage- versuchen gescheitert. (Gelächter und Zurufe links.) Jebt müsse die Arbeitsgemeinschaft, organish von unten nach oben entwidelt, zu einer Rekttungscemeinschaft werden. Dabei gelte es Befretung vom Sozialismus und Marxismus zugunsten einer nationalen Wirischaft (Gelächter links.) "Die Reparationszahlungen müßten. fo lange ein- gestellt werden, wie däs deutsche Volk in Förperlicher und seeliser Zerrüttung sich“ befinde. (Sehr richtig! -rechts.) Die Deutsh- nationalen würden alle Bestrebungen zur Hebung der Arbeiterbildung unterstüßen, verlangten aber, daß dabei alle deutschen Arbeiter gleih- mäßig berücksihtigt werden. i

Nach 5 Uhx vertagt das Haus die Weiterberatung auf Freitag 12 Uhr, Außerdom wird am Freitag die Zahl dexr Mitglieder des von Kommunisten und Sozialdemokraten ' be- antragten Untersuchungs8ausschusses zur Untersuchung der Beschwerden von Bergarbeitern festgeseßt. Auf der: Tages- ordnung steht u. a. auch die zweite Beratung der Hauszits- steuer.

Nr. 8 des Neichsgesundheitsblatts vom 24. Februar : Amtlicher Teil T. Perfonalnach- rihten. Fortlaufende Meldungen über die gemeingetährlichen Krankheiten im Jn- und Auélande. Zeitweilige Maßregeln gegen geineingetährlihe Krankheiten. Belegung usw. (Preußen.) Ein- und Durchfuhr von Einhufern. Notlaufimpfung Müaul- und Klauenseuhe. (Sachsen.) Milchhandel. (Württemberg.) Einfuhr von. Einhufern (Mecklenburg-Strelitz.) Einfuhr von Pterden. (Großbritannien.) Vaceine, Sera und andere Arzuei- mittel. ch-— (Jugoslawien.) Schußpockenimpfung. Giftige Erzzug- nisse für die Vernichtung von Insekten usw. Rechtsprechung. Heilverfahren (Gesundbeten). Vermijchtes. (Deutsches Reich.) Vor- läufiges Ergebnis der Viehzählung am l Dezember 1925. An- \chauungswerk zur Alkoholtrage (Ankündigung). Jahresbericht des Deutschen Noten Kreuzes, 1924/25 (Ankündigung). B Nichtamt- licher Teil. Abhandlungen : Tjaden, Die Ge\chlecchtskrankbeiten in Biemen (Schluß). Juckenack, Ist eine ständige polizeiliche Ueber- wachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und anderen Bedarfsgéegen-

…_ ständen notwendig oder genügt die Verfolcung von Beschwerden und

Anzeigen aus den Kreisen der Interessenten? C. Amtlicher Teil: IT. Wocbentabeklle über Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle in den deutschen Großstädten mit 100000 "und mehr Einwohnern. Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse in einigen größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen und Sterbefälle an übertragbaren Krankheiten in deutschen Ländern. Erkrankungen an übertragbaren Krankheiten in außerdeut|chen Ländern. Witterung.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Rechnungsdirektor Mengering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstr. 32.

Vier Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage) und Erste bis Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage.

Die “notwendige Forderung dev“

Das Handwerk habe ‘völlig reckcht;°

) Lsung noch gefunden werden.

zum Deutschen Reichsa

Ir. 48. Nichtamtliches.

(Fortseßung aus dem Hauptblatt.)

Parlamentarische Nachrichten.

Dex Rechtsaus\chuß. des Reichstags seßte gestern vormittag unter. dem Vorsitz des Abg. D; Dr. Kahl (D. Vp.) die Beratung der Anträge über die Fürstenabfindung fort. Abg. Dk. Barth (D. Nat.) gob vor Eintritt in die Tages- ordnung, nah |dem Bericht des Nächrichtenbüros des Vereins deutschex Zeitumgsverleger, folgende Erklärung ab: Namens der Deuitschnationalen Partei sehe ich mich veranlaßt, der Beritht- erstattung der: ,„Vosstshen Zeitung“ über die gesirige Sizung ent- egenzutreten, dex ‘es int ihxem Hasse gegen die Deutschnationale Partei niht darauf ankommt, gröbste Ünwahrhêiten zu verbreiten gum Zweck einex bewußten Frreführung der öffentlichen Meinung. Jn der „Vossischen Zeitung“. steht in der! heutigen Morgenausgabe über die gestrige, Sibun6: „Bemerkenswert war auch, daß die Deutschnationólen: derx Bestimmung widersprachen, daß die all- emeinen Aufwertungsbestinnungen auf die Fürsten Anwendung finden sollten.“ Wer hiex. im. Ausschuß tätig ist und unseren An- rag, dex schwarz auf weiß gedruckt vorliegt, kennt, weiß, daß das Liese Gegentetl ‘wahr ‘ist. Wix käinpfen gerade darum, daß diè

Fursten | den Aufwertüngebestimmungen des Aufwertungsgejeßzes mitunterworfen | werden. Dex. demokratishe Antrag will den Fürsten | die Aufwertung, dié das Aufwertungsgeseß zuläßt, nicht ugute kommen | lassen, er will die Fürsten ungünstiger gestellt Laber, èr ill. fie: als Staatsbürger: minderen Rechts behandelt haben. Wix wollen: duxch unsexer Antrag weiter nichts als gleiches Recht für lle! Dies stellen wir gegenüber der unwahren Beritht- erstattung der ¡„Vofsischen Zeitung“. nohutals ausdrüclih fest. Abg. Freiherx von Richthofen (Dem.) bemerkte, es tönnte sich bei der Schivievigkeit! der Sgche. nur. um einen Frrtum, nicht um eine böswillige, Absicht: Handeln. Sicherlich werde die „Vossishe Zeitung!“ zu eintv. Richtigstéllung bereit sein, Die Verhandlung wandte sich dann ‘der gemeinsamen Beratung der 88 2 und 7 zu, die von den Rückwirkungen dex jeyt zu fassenden Beschlüsse handelten, und zivar int welchen Fällen, in welchen Ländern- die Rückwixrkungsfkvraft ‘ohne besonderen Beschluß erledigt sein würde. Abg. Rosenfeld (Soz.): begründète einen Antrag, der für alle älle dem neuen Géseß-eine Rückwirkungskraft zu vexleihen hätte. tindestens müsse jêdem Lande das Recht zustehen, eine solche er- neute Prüfung. zu verlangen. .Eë bat um Auskunft, welche Fälle bie Regierung Hir ! erledigt halte. Abg. Freiherr von Richt- hofen (Dent) verfocht gleihfalls den Standpunkt, daß eine Rückw :rkuitgskraft. ausgesprochen werden müsse, namentlich zu- punsten \der Länder; ader dieje Rückwirkung müsse am § 5 seine s: finden?-es ‘müsse also ‘erst ein Vorverfahren darüber ent- heiden. Abg. Dr. W un derlich (D. Vp.) forderte gleichfalls eine Auskunft von dexr Reichsregierung und den Länder- regierungen, welche Fälle sie für endgültig erledigt ansähen. Bweitens gabe €s zu cxrwägen, ob Eingriffe in Eingelurteile mög- Dch und! wünschenswert seien. Drittens fragte er an, ob Eingriffe an in die Streitigkeiten innerhalb dex einzelnen Fürstemhäuser erfolgen müßten, Ein Teil der Fälle sei sicher erledigt, zunt Bei- piel dex Fall Cobuxrckd durch die. Regelung von 1905, ferner, wie iehe es mit Oels, Flatow-Krojamke,: Braunschweig, Baden usiwo.?

enn die Möglithkeit. eines Eingriffes. gegeben werde, müßte er Abg. Wegmann (Zentr.) äußerts

beiden Parteièun zustehen.

F Vedenken seiner! Partéi; dort, wo eine definitive Regelung aller

Sireitigfeiten ‘erfolgt fei, „die Streitfragen erneut aufzurühren. Aber im Fälle“ Yrojanke-Flatow zunt Beispiel sei eine erneuté Prüfung vielleitht' deshalb nicht von dec Hand zu weisen, weil ivischen dem Lande Prenßen und den Hohenzollern der Gesamt- sei noch nicht erledigt sei. Abg. Landsberg (Soz.) machte arauf aufmerksan, daß die gegenwartigen Erledigungen auf dér Grundlage lédiglith formalen Rechtes erfolgt seien, und zwar, weil die Länder int der Zwäangsläge wären. Ste sagten sich, unter diesem Recht, das nicht mit uns ‘geboren wurde, unterliegen wir. Das rein formale Rocht könnte bei Stréitigkeiten zwishen Fürsten und Ländern niht \ausschläägebend sein. Gerade der Fall Flatow- Krojanke zeige zum Beispiel die Ungeeignetheit dieses formalen Rechtsstandpunktes. | Eine einseitige Anrufung des Reichssonder- Le durch die Länder “genüge, vollkommen, schon, weil die Fürsten im Vergleichswege meist mehr, als billig gewesen sei, nah diesem Gesetz erhálteu en Abe. Dr. Hanemann (D. Nat.) widerspxah dent Anschauitugen des Abgeordneten Landsberg. RKeineswegs set immer das formale Recht bei den gegenwärtigen Vergleichen ausshlaggebend gewesen, Auch die Fürstenhäuser seten zum Teil in schwerer! Zwangslage gewejen. Er bat, die sozial- o Anträge abzulehnen. Die badische Regierung werde sich, glaube d, ne sträuben, int eine Neuprütung des Vergleichs einzutreten; infolge der Juflation konnte der Großherzog niht einmal mehr dig Steuern cfbringen. Abg. Dx: Vel l (Zentr.) erinnerte, daß die Gnischeidung; in bezug auf Oels vöm Oberlandesgerichtshof ergangen sei, und diese Entscheidung könnte das neue Neichsfondergericht nicht nden. Der Neichlag dürfte sich: aber nicht der Gefahr aussetzen, auf den Wiherspruch des Neichsrats zu stoßen. Wo eine vollständige Ver- _mogensauseinan epu mit dem Fürstenhause erfolgt sei, müsse die L ruhen. ¿_Gme Forinulierung- dafür müßte bis zur zweiten d) 4 Abg. Freiherr von Richthofsn nit.) wies“darauf hin, daß eine. nas (Entscheidung über die Gesamtabfindutg| vorliegt in - Mecktleuburg-Schwerin, Braunschweig und Baden: Jn den beiden ersten Fällen habe das Land den Wunsch na einer Reviston, während in Baden die großherzogliche Familie diesen; Wunsch häbe.. Der Redner würde es schon als kinen Fortschritt begrüßen, wenn die teilweise erledigten Ausernander- eBungéfülle bein Reichésondercericht ivhmals überwiesen werden, om Zentrum Und den Demokraten war E ein Tcgingtags antrag eingegangen, wonach ‘als: nihb- endgültig erledigt gelten follen ie Falle, die nur’ se cingelne Dee eee oder nur für einzelne Miiglieder bex Fürstenbäuser., geregelt - nd Meichskommissar Verst K u n ê Ee daun Me ‘die Giellun bebe vf aps regierungen folgendes mit: Vier Regierungen erklärten, daß fie keine reid:sgeseßliche *Mecelúng wünschen, zwei, ‘daß sie zwar diese Rege- lung, aber feine Rückwirkung auf ihr Land wünschen. Fünf Me- ierungen würischen ohne Einschränkung eine reichsgeseßlihe Nege- Ung, vier ns sih auf, die Anfrage der Reichsregierung noch. nik geäußert: Die Neichsregietung habe nunmehr allen Landesregierungen telegraphisch dié Frage bôrgelègt: 1. Welche Länder die Auseinander- bung áls ‘eidgültig erledigt ansehen, 2. ob ein Land, wo fie end- gültig erledigtgilt, durch MNeichsgeseß die Möglichkeit zur Wieder- aufnahme der O er rfuen “heben roill, 3. ob in den Fällen, mo uur ‘über éinzèlne Vermögen®stiike endgültig entschieden ist, die Regierung die Mückwirkung “auch: auf ‘diese Fälle wünscht. Ein Vertreter dee: preußtiden Une eingehend den Veérlcuf der komplizierken gerichtlichen und außer- gerichtlichen Auseinandersezung über den Besiß der Herrschaft Flatow- Krojanke mit dern Prinzen Friedrich Wopold von Hohenzollern. Staat habe nit wenicèr als 1 700000 Reichsmark an Gerichtskosten ahlen müssen, darunter allein, 350000 F für einen Anwalt des Prinzen ber Netchsgericht.-. Anfang 1925 sei die Sache durch einen Vergleich erlédigt worden.“ Dieser Vergleich sei für den Staat wenig günfti _Bei Anwendung ‘der im Kompromißgeseßentwurf aufgestellten Richtlinien würde der Staat wesentlich besser abschneiden,

Regierung schilderte dann:

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 26. Februar

Der Vergleichsvertrag sei dem Landkag nicht zur Genehmigung vor- gelegt worden, aber verfafsungsrechtlich gültig. Das preußische Staatsministerrum habe das Privateigentum des ehemaligen Königs- hauses äuh an der Herrschaft Schwedt-Vierraden-Wildenbruh 1923 ausdrücklich schriftlich anerkannt unier dem Druck der Klageandrohung. Unter gleichen Umständen seien gültige \chriftliche Anerkenntnisse des Privateigentums auch für andere Herrschaften erfolgt, weil nah dem geltenden Recht ein Prozeß für den Staat ausfichtslos erschien. Auf eine Frage des Abg. Dr. Everling (D. Nat.) bestätigte der N e - gierungsvertreter, daß. am 21: Dezember 1918 von den damaligen preußischen Sustizministern Heine und Dr. Rosenfeld das Privateigentum der Hohenzollern an der Herrschaft Oels \chriftlich anerkannt worden sei. Die Gerichte hätten aber dieses Schreiben nicht als entscheidend angesehen, sondern aus anderen Gründen zu- guristen der Hohenzollern entschieden. Abg. Dr. Wunderltch (D. Vp.) äußerte die Ansicht, daß die beifpiels8weise in Mecklenburg bestehendéèn Streitigkeiten über die Auslegung des Vergleichsvertrags vom Meichsfondergericht Fntschieden werden müßten. Der bereits abgefundene Herzog Karl Michael sei zwar russisher General ge- wesen, habe aber während des ganzen Krieges in der Schweiz ge- wobnt und an Feinen Kampfhandlungen gegen Deutschland teil- genommen. Abg. von Richthofen (Dem.) wies darauf hin, daß der Herzog Karl Michael einen Tag nah Kriegsausbruch die deutsche Staatsangehövigkeit aufgegeben habe und daß gleihwohl deut)he Staatsrehtslehrer ihm den Anspruch auf Erbberechtigung und Abfindung zugebilligt hätten, Abg. Dr. Everling (D. Nat.) betonte, die Ausetnanderseßung mit dem Herzog Karl Michael sei von einer demofkratis-sozialdemokratischen mecklenburgishen Me- gierung erfolgt, Einen Vermögensvorteil habe der Herzog davon nicht gehabt. Abg. D, Dr. Kahl (D. Vp.) bezeichnete grundsäßlih eine Nückwirkung auf endgültig entschiedene Fälle als unannehmbar. Endgültig erledigt müßten alle Falle. sein, in denen sich beide Teile mik dex Regelung einverstanden erklärt hätten. Wo noch eine Lücke in der Regelung bestehe, könne man niht von einer endgültigen Entscheidung sprehen. Eine Wiederaufrollung end- gültig erledigter Fälle fönnte nur dann zugelassen werden, wenn sie von beiden Teilen, Land und Fürstenhaus, verlangt werde. Der Ausschuß beschloß, für die zweite Lesung weitere Auskünfte

über Braunschweig, Koburg-Gotha und Mecklenburg-Schwerin einzuziehen. Damtt schloß die Aussprache. Zum § 7 wurde zu-

nächst dex soziäldemokratishe Antrag, der die Rückwirkung des Gesebes auch auf endgültig erledigte Auseinandersezungsfälle ver- langt, mit 17 gegen 6 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen ab- gelehnt, Mit 12 gegen 7 Stimmen wurde folgender Antrag von Richthofen angenommen: „Zst vor Fukrafttreten des Gesezes eine Auseinandersehung in einem Lande bereits durch Urteil, Schiedsspruchvertrag oder Vergleih endgültig erledigt worden, so können beide Parteien binnen sechs Monaten nah {Fn- krafttreten dieses Geseyes die Sache vor das Reichs\sondergericht bringen, Das Reichssondergericht hat zu prüfen, ob das Urteil, Schiedsspruch, Vertrag oder Vergleih in seinen wesentlichen Be- O den Vorschriften des §: 5 zuwiderläuft. Stellt das Reichssondergeriht dies fest, so hat es unter Aufhebung des Urteils, Schieds)pruchs, Vertrags oder Vergleichs nah diejem Geseß zu verfahren.“ Damit war der ursprüngliche Paragraph 7 des. Kompromißentwurfs gefallen. Angenommen wurde mit 13 Stimmen bei 9 Enthaltungen ein Antxag des Zentrums und der Demokraten, wonach im § 2 eingefügt werden soll, daß als nicht endgültig erledigt gelten sollen die Fälle, die tur hinsihtlich von Teilen der Auseinandersezungsmasse oder nur für einzelne Mitglieder des beteiligten Fürstenhauses èntschieden find. Abg. Dr. Rosenfeld (Soz.) fragte, ob nach diesem Beschluß auch die- füx einzelne thüringishe Fürstenhäuzer . abgeschlossenen erde oder gefällten Urteile als keine endgültige Erledigung für Thüringen gelten sollen, weil es sich nux um Teile des jeßigen Landes Thüringen Handelt, Abg. Dr, Kahl (D. Vp) hielt diese Konsequenz für zu weitgeheud, während Abg. von Richthofen (Dem.) dem Beschluß die Auslegung gab, daß in der Tat für das ganze Land Thüringen die Auseinanderseßzungsfrage dem Sonder- gerihtshof wieder Überwiesen werden könne. Jn der weiteren Aussprache wurde die Notwendigkeit betont, für die zweite Lesung eine genaue Definition des Begriffes „Land“ zu geben, damit festgestellt werde, ob es sich um die Länder in ihrem jeßigen Be- stand oder um die von den Fürstenhäusern früher regierten Länder handele. Der Ans\chuß vertagte sih dann auf heute.

Der Sozialpolitishe Ausfchüuß des Vors-e- läufigen Reichswirtschaftsrats behandelte in setner gestrigen Sikung die Vorschläge des Arbeitsausschusses zu dem vom Gewerkfschaftsbund der TONE [ten eingereihten Entwurf eines Ge- seßes über die Unterbringung erwerbsloser An-

estellter, Der Sozialpolitishe Ausschuß stimmte nach dem Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger mit 27 gegen eine Stimme den folgenden, vom Arbeitsausfhuß etn- stimmig vorgeschlagenen Leitsäßen zu: I. Arbeitgeben, die mehr als fünf Angestellte beschäftigen, smd verpflichtet, alle offenen Stellen, die für eine Beseßung mit versicherungspflichtigen Angestellten in Betracht. kommen, bei E oder sonstigen nicht ige gr Arbeitösnachweisen des Bezirks anzumelden, Isi ein in Anspruch ge- nommener Arbeitsnachweis nicht mm der

Lage, für die Beseßung der Stellen geeignete Vorschläge zu machen, so hat er die Meldung nah Maßgabe der Bestimmungen über Angestelltenvermittlung wetterzu- geben. Der Arbeitgeber is auf Verlangen des Landesarbeitsamts verpflichtet, diesem eine vertrauliche Aus p darüber zu geben, an welchen Arbeitönachweis er die Meldung erstattet hat. Il. Aeltere Angestellte im Sinne dieses Geseßes sind versicherungspflichtige An- gestellte beiderlei Geschlehis die das 40. Lebensggahr vollendet haben. [1]. Die Arbeitsnachweise sind verpflichtet, bei der Stellenvermitt- lung in erster Linie geeignete ältere E und Verforger von amilienangehörigen vorzuschlagen. Die Arbeitsnachweise haben den ¿ursorgebehörden (Wohlfahrtsämtern, Jugendämtern, Erwerbskosen- fürsorgestellen, Kriegdbelhädigienfürjörgel ellen usw.) unter ein- gehender Schilderung der Lage solche Fälle mitzuteilen, in denen altere Angestellte oder Versorger von Familienangehörigen drei Monate hindurch erwerbslos gewesen sind. TV. Ein Arbeitgeber, mehr als fünf Angestellte beschäftigt, darf einen älteren An- gestellten, der mindestens fünf s re hindurch in seinem Betriebe gearbeitet hat, nur unter Ein aa einer Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten für den Schluß. eines Kalendermonats kündigen. Hat der Angestellte auf Grund eines beim Inkrafttreten dieses Gesehes bestehenden Vertraces Anspruch auf eine Abfindungs- umme, jo wird die dieser Abfindung recnevisch zugrunde gelegte ¿rist auf diese AOaNeE angerechnet. Die geseßlichen Be- immungen über Kündigung ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist oder im Einzelfalle für den Angestelltèn günstigere Negelungen der Kündigungsfristen bleiben hierdurch unberührt. V. Arbeitgeber, die den Bestimmungen der Ziffer 1 s{huldhaft zuwiderhandeln, werden | in jedem Falle mit einer Geldstrafe bis zu 500 Reichsmark bestraft. VI, Dieses Geseß tritt durch Verordnung der Reichsregierung außer Kraft, &Frlaß der Verordnung hat die Reichsregierung eine Aeußerung: dès Neichswirtschaftsrats über die Lage des Arbeits- marktes unter besonderer Berücksichtigung der älteren Angestellten R Der Ausschuß beschloß ohne Widerspruch, sein Guf- nhten der Reichsregierung unmittelbar zu überweisen.

nzeiger und Sreußzischen GStaatSanzeiger

1926

Der Verkehrsauss\chuß des Preußischen Lands tags verhandelte in seiner gestrigen Sißung über einen soziale demofkratishen Antrag auf SRangriffnaïme des Haupt« stückdes des Mittellandkanals. Der Berichterstatter Abg, Wittmaack (Soz.) erklärte, dem Nachrichtenbüro des Ver« eins deutscher Zeitungsverleger zufolge, daß Preußen einen Rechtsa anspruch darauf habe, daß der Mittellandkanal fertiggestellt werde, Leider stelle sih nur das Reichsverkehrsministerium dem Ausbau freundlich gegenüber, Die Reichsbahn befürchte offenbar eine Kon« kurrenz. Ministerialdirektor Artikus erklärte, daß das Land- E unbedingt auf dent Standpunkt stehe, daß der Mittellandkana! als große Verkehrsstraße zwishen dem Osten und dem Westen cusgebaut werden müßte. Das Reichs8verkehr8- ministerium habe vor zwei Fahren den Gedanken der Bildung einer Aktiengeselishaft vertreten. Preußen neige diesem Ständ- punkt nicht zu sehr zu, sei aber grundsäßlih bereit, sih an dem Ausbau des Mittellandkanals zu beteiligen. Das Reich solle zivet Drittel und die beteiligten Länder ein Drittel der Kosten tragen. Angenommen wurde ein Antrag, der das Stagtsministerium er- sucht, unverzügl ch béi der Reichsregierung vorstellig zu werdén, daß die Widerstände, die der Jnangriffnahme des Hauptstückes des Mittellandkanals eins{ließlich des Südflügels eunttgegengesebt werden, beseitigt und die Bauarbeiten in kürzester Frist in Angriff genommen werden.

tagsausschuß für Wohnungs- und Siedlungswesen nahm gesiern einen Antrag an, das Stgats=- ministerium zu ersuchen, auf die Reichsregierung einzuwirken, daß sie die heutigen viel zu umfangreichen und verwickelten Be- stimmungen des Mieterschubgeseßes durch kurze klare Bestimmungen ersebe, die sih eng an das Bürgerliche Gesebbuch anlehnen. D

Dex Landl

Fin weiterer Antrag der Deutschnatioitalen, der fordert, daß gegen bösivillige Mieter und Nichizahler, gegen die allgemein nach dem Bürgerlichen Geseßbuch dem Vermieter das Recht zux Klage auif fristlose Räumung zusteht, dem Vermieter im wohnungs- wirtschaftlihen Junteresse das Kündigungsrecht zurückgegeben werden soll, weil durch das Verhalten solber Schuldner der Wohn- raum dem vorzeitigen Verfall entgegengeführt wird, wurde vor

f,

der Linken und dem Zentrum abgelehnt.

Handel und Gewerbe. j Verlin, den 26. Februar 1926. i Telegraphische Auszahlung. | 26. Februar 25. Februar | Geld Brief Geld Brfef Buenos-Aires . | 1 Pap.-Pef. Ll V Li L Canada . 1 kanad. § 4,178 4,188 4,178 4,183 Japan . …. . |1 Yen 1922 1926| 1913 1917 Konstantinopel | 1 türk. L 2,177 2,187 2,166 2,175 Ld, ¿ea | 12 20,388 20,440 | 20,382 20,434 New York. .|1§ 4195 4205 4195 4,205 Nio de Janeiro | 1 Milreis 0,617 0,619 0617 90,619 Uruguay . .. . {1 Goldpefo 4,305 4,315 4,305 4315 Amisterdam- | | , Rotterdam . [100 Gulden | 167,98 168,40 167,94 168,36 Athen {4100 Deachm. 5,9: 5/95 5,89 5,91 Brüssel u. Ant- | werpen . . . | 100 Fres. 19,055 - 19,095 1/ 19,05 19,09 Danzig. . . . « | 100 Gulden 80,87 81,07 8087 81,07 Helfingfors . .| 100 finnl. A | 10,56 10,60 10,5593 10,593 Italien . . . . | 100 Lire 16,84 16,88 16,85 16,89 Sugollawten . . | 106 Dinar 7,38 7,40 7,38 7,4 Kopenhagen . . | 100 Kr. 10896 109,24 1103,88 1091 Lissabon und | i Oporto « « | 100 Escudo 21245 212951 212465 21,299 O0 «e e t TUO T. 91,39 91,61 89,96 90,18 Mis, « e L s [ O0 Nes. 109 15,34 15,325 16,365 PLas - - « e « | 100 Nr. 12,415 12,455 | 12,416 12,458 Schweiz . « - .j 100 Fres. 80,715 80,915 | 80,73 80,93 Sofia . .…. . {100 Leva 3045 3,055 | 3/046 83,055 Spanien . . . . | 100 Pefeten 59,10 59,24 59,13 59,27 Stockhola und Gothenburg. | 100 Kr. 11243 11271 11245. L Wien. .… …. .[100Schilling| 59,16 59,30 69,14 59,28 Budapest „L LOO OOO E (9,069 5,895 5.873 5.893 Ausländische Eeldsorten und Banknoten. j 26. Februar 26. Februar | Geld Brief | Geld Brief Sovereigns .. 2050 20,60 20,52 920,62 20 Fres.-Stüde 16,20 16,28 e _—— O i 4,92 4,94 -— merikanische: i 1000—5 Doll. | 1 § 4,1384 4204| 4181 4,20L 2 und 1 Doll. (1 4,166 4,188 4,17 4,19 Argentinische . | 1 Pap.-Pef. 1688 1,708 1,692 1,712 Brasilianische . | 1 Milre 0,615 0,635 Erie ¿ « t1 Tanad. § 4,157 417 4159 . 4176 ngli)che: h:

Sale Un d L 20,365 20,455 f 20,346 20,446 Ea e t. Pfd et S 20,345 920,445 UTHIME . » e «(4 H. i iz j _ _— Belgische . . „| 100 Fres. 1502 19.12 1902 19,12 Bulgarische . . | 100 3,01 3,03 3,02 3,04 Däni)che . . « | 100 Kr. 108,73 109,27 } 108,66 109,19 Danziger. . « «| 100 Gulden | 80,67 81,07 80,67 81,07 innisde, . . . | 100 finnl. S | 1052 10,58 | 10,51 10,57

ranzösische . . | 100 Fres. 164,4 15,52 15,46 15,54 Ee . . [100 Gulden 4 167,63 168,47 | 167,58 168,42

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über 10 Lire | 100 Lire 16,866 186,93 16,89 192 Jugoslawische . | 100 Dinar K T 12 739 HoureoGe . « {100 Kr. L 9163 89,84 90,30

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1000 h ai E 1,76 1,79 unter e e Gs rers ans Schwedische . . | 100 Kr. 127. 0275 2a L200 Schweizer . . . | 100 Fres. 80,53 80,93 80,63 81,03 Spanische . .. | 100 Peseten | 59,02 59,32 98,99 59,25

Tschecho-slow.:

2000 P ¿ex 100.Fe. 12,375 12,435 | 12,370 12,430 1000Kr. u. dar. | 100 Kr. 1220 12435 12,379 12,435 Oesterreichische. | 100Sch{illing| 59,03 59,33 69,02 59,32 Ungarische . « « } 100 000 Kr. 5,84 5,88 5,85 5,89