jedo, solange die Bahn nah dem hierfür allein entsheidenden Er- messen der Aufsichtsbehörde vorwiegend von nur örtliher Bedeutung ist, wiederkehrend von 5 zu 5 Jahren Höchsttarifsäße für die einzelnen Güterklassen unter Berücksichtigung der finanziellen Lage des Unter- nehmens von dem Minister der öffentlichen Arbeiten festgestellt. Dem Unternehmer bleibt überlassen, nah Maßgabe*der reichs- und landes- geseßlihen Vorschriften innerhalb der Grenzen dieser Höochstsäßze die Säße für die Tarifklassen nah eigenem Ermessen festzusezen und Gr- böhungen wie Ermäßigungen der Tarifklassensäße ohne die Zustimmung der Aufsichtsbehörde vorzunehmen.
Auch ist der Unternehmer verpflichtet, das jeweilig auf den preußi- schen Staatseisenbahnen bestehende Tarifsystem anzunehmen und hîn- sihtlih der Einrichtung direkter Tarife die für die preußischen Staats- eisenbahnen jeweilig bestehenden allgemeinen Grundsäße zu befolgen, wenn und foweit solches von dem Minister der öffentlichen Arbeiten für erforderlih erahtet wird.
3) Der Unternehmer hat mit der Uebernahme des Betriebes auch den bereits vorhandenen Erneuerungsfonds und den bereits vorhandenen Spezialreservefonds zu übernehmen und, beide Fonds nah den be- stehenden Normativbestimmungen und det zur Ausführung der leßteren unter Genehmigung des Ministers der öffentliGen Arbeiten auf- zustellenden, von Zeit zu Zeit der Prüfung zu unterziehenden Negulative erforderlihenfalls weiter anzusammeln.
Der Erneuerungs- und der Spezialreservefonds sind sowohl vou- einander, als auch von anderen Fonds des Kreises getrennt zu halten.
Der Erneuerungsfonds dient zur Beltreng der Kosten der regelmäßig wiederkehrenden Erneuerung des Oberbaues und der Betriebsmittel.
Fn den Erneuerungsfonds fließen:
a. der Erlôs aus den entsprehenden abgängigen Materialien,
Þ. eine den Betriebseinnahmen alljährlih zu entnehmende Rüd- lage, deren Höbe dur das Regulativ festgeseßt wird,
c. die Zinsen des Erneuerungsfonds.
Der Spezialreservefonds dient zur Bestreitung von solchen durch außergewöhnlihe Elementarereignisse und größere Unfälle hecvor- gerufenen Ausgaben, welche erforderlih werden, damit die Beförderung mit Sicherbeit und in der der Bestimmung des Unternehmens ent- \sprehenden Weise erfolgen kann.
In den Spezialreservefonds fließen: s
a. eine im Regulative festzuseßzende, alljährliß den Betriebs- einnahmen zu entnehmende Nüdlage,
b. die Zinsen des Spezialreservefonds.
Erreicht der Spezialreservefonds die Summe von 10 000 4, so können mit Genehmigung des Ministers der öffentlthen Arbeiten die Nücklagen solange unterbleiben, als der Fonds nicht um eine volle Jahresrücklage wieder vermindert ist. i
Die Wertpapiere, welche zur zinstragenden Anlage der verein- nabmten und nit sofort zur Verwendung gelangenden Beträge zu beschaffen sind, werden dur das Regulativ bestimmt.
Läßt der Ueberschuß eines Jahres die Deckung der Rücklagen zum Erneuerungs- oder Spezialreservefonds niht oder nicht vollständig zu, so ist das Fehlende aus den Uebershüssen des oder der folgenden Be- triebsjahre zu entnehmen. Abweichungen hiervon sind mit Ge- nehmigung des Ministers der öffentlihen Arbeiten zulässig. Für die Nücklagen geht der Erneuerungsfonds dem Spezialreservefonds vor.
ViLL«
Der Unternehmer ist verpflichtet :
a. feine Betriebsrehnung nah den vom Minister der öffentlichen Arbeiten zu erlassenden Vorschriften Ln der Negierung zu der von leßterer zu bestimmenden Zeit den jährlichen Betrieb8rechnungs- abshluß einzureihen und seine Kassenbühher vorzulegen,
b. der Aufstellung der Rehnung den Zeitraum vom Anfang April jedes Jahres bis Ende März des folgenden Kalenderjahres als Nechnungs- jahr zu Grunde zu legen,
c. die von den Aufsihtsbehörden zu statistischen Zwecken für nötig
erahteten Nachweisungen sowie deren Unterlagen auf seine Kosten zu |
beschaffen und den Aufsichtsbehörden in den von ihnen festgeseßten Fristen einzureichen. B:
Der Unternehmer ist verpflichtet, hinsichtlich der Beseßung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen mit Militäranwärtern, insoweit sie das 40. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für die Staats- eisenbahnverwaltung in dieser Beziehung — und insbesondere mit bezug auf die Ermittelung der Militäranwärter — bestehenden und noch er- gehenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.
Der Staatsregierung wird das Necht vorbehalten, bezüglih des Bahnpolizeibeamten- und des Maschinenpersonals die Normalgehbälter und die Grundsäße für Bewilligung der Gehälter zu bestimmen.
Auf Verlangen des Ministers der öffentlihen Arbeiten hat der Unternehmer einerseits für diè Beamten des Bahnunternehmens — und zwar unter Heranziehung derselben zu Beiträgen bis zu derjenigen Höhe, welche für die Staatseisenbahnen bis zum Erlaß des Gesetzes vom 27. März 1872, betreffend die Pensionierung der unmittelbaren Staatsbeamten 2c., maßgebend gewesen ist —, andererseits für die Arbeiter Pensions, Witwen- und Unterstüßungskassen nach den jeßt und künftig bei den Staatseisenbahnen für die Gewährung von Pensionen und Unterstüßungen bestehenden Grundsäßen einzurichten und zu diesen Kassen die erforderlichen Zuschüsse zu leisten.
D.
Die Verpflihtungen des Unternehmers zu Leistungen für die Zwecke des Postdienstes regeln sid nah dem Eisenbahnpostgeseß vom 20. Dezember 1875 (NReichsgeseßbl. S. 318) und den dazugehörigen Vollzugsbestimmungen. d
Der Unternehmer ist verpflichtet, sih den bezüglich der Leistungen für militärishe Zwecke bereits erlassenen oder fkünstig für die Cisen- bahnen im Deutschen Reiche ergehenden, geseßlihen und reglementari- {hen Bestimmungen zu unt2rwerfen.
l,
Der Telegraphenverwaltung gegenüber hat der Unternehmer die- jenigen Verpflichtungen zu übernehmen, welche für die preußischen Staatseisenbahnen jeweilig gelten.
A
Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Ansc({luß an die Bahn mittels Zweigbahnen, als die Mitbenupung der Bahn ganz oder teil- weise gegen zu vereinbarende, nötigenfalls vom Minister der öffent- lichen Arbeiten festzuseßende Fracht- oder Bahnge!dsäße vorbehalten.
XIII.
Der Unternehmer is zur Aenderung und Erroeiterung der Bahn- anlagen, sowie zur Vermehrung der Gleise auf den Bahnhöfen und der freien Streckte verpflihtet, sofern und foweit der Minister der öffentlichen Arbeiten solhes im Verkehrsinteresse oder im Interesse der Betriebssicherheit oder im Interesse der Landesverteidigung für erforderlich erahtet. Soweit diese Anforderungen lediglich im nteresse der Landesverteidigung erfolgen, sind die Kosten dem Unter- nehmer zu erstatten, wenn niht im Wege der Geseßgebung andere für den Unternehmer aldann maßgebende Bestimmungen (vergl. Artikel 1) getroffen werden. Im übrigen fallen die bétveffenden Kosten dem Unternehmer zur Last.
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Sollten nah dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten oder der obersten Reichsauffichtsbehörde die Vorausseßungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Konzessionierung die Anwendung der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands für statthaft erklärt ist, so ist der Unternehmer verpflichtet, auf Erfordern des be- zeichneten Ministers die baulihen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nach Maßgabe der für Haupteisenbahnen bestehenden Be- stimmungen den Anordnungen des Ministers entsprehend umzuändern. Kommt der Unternehmer dieser Verpflihtung innerhalb der ihm hierfür geseßten Frist nicht nach, so hat er auf Verlangen der Staatsregierung das Eigentum der Bahn nebst allem Zubehör gegen Gewährung der in Nr. 4 unter a, b und c des § 42
des Eisenbahngesezes vom 3. November 1838 bezeichneten Ent- \s{hädigung, mindestens aber gegen Zahlung des auf den Bau der Bahn. verwendeten Anlagekapitals anden Stgat oder einen von der Staatsregierung zu Pee Enenpen Dritten abzutreten.
Die Bahnanlage sowie der Betrieb kann nur mit Genehmigung der Staatsregierung aufgegeben BEE an Andere übertragen werden.
Die gegenwärtige Konzessionsurkunde foll in Gemäßheit des Ges setzes vom 10. April 1872 (Ges.-Samml. S. 357) veröffentlicht und E Ausfertigung . derselben dem Kreise Eckernförde ausgehändigt werden.
Die landesherrliche Konzession8urkunde vom 29. Juni 1887, be- treffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Eckernförde nah Kappeln durch die Eckernförde-Kappelner Gala B Sea E s e Inbetriebnahme der Bahn dur den Kreis Eckernförde außer Kraft.
Urkundlich unter e Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Neues Palais, den 7. Dezember 1903.
(L. S) Wilhelm R.
Graf von Bülow. Scchsönstedt. Graf von Posadowsky. von T Studt. Freiherr von Rheinbaben. von Podbielski. Freiherr von Hammerstein. Möller. Budde. von Einem.
Justizministerium.
Dem Oberlandesgerihtsrat, Geheimen Justizrat Dr. Schellmann in Cassel, dem Oberlandesgerichtsrat Martin in rant a. M., dem Landgerichtspräsidenten Freyse in Bielefeld, den Landgerichtsräten Thymian in Danzig und Schulz in Lüneburg ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.
Verseßt sind der Landgerichtsrat Fischer in Gnesen als Aritsgerichtsrat an das Amtsgericht T in Berlin, der Amts- rihter Fromme in Buer nach Neuhaus a. O. und der Amtsrichter von Düring in Bruchhausen nah Buer.
o Notar Rosenberg in Göttingen ist aus dem Ami geschieden.
Zu Notaren sind ernannt: die Rechtsanwälte Justizrat Lot und Justizrat Dr. Albert i in Wiesbaden und Krause in Sprottau.
Fn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Nechts- anwälte S piro bei dem Landgericht T in Berlin, Kühnasstt bei dem Landgericht IT in Berlin und Teubner bei dem Landgericht in Breslau.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Nechtsanwälte Spiro vom Landgericht T in Berlin bei dem Landgericht IT hierselbst, Roma nn aus Berlin bei dem Amts-
eriht in Königshütte, der Notar Lenders in Gerresheim ei dem Amtsgericht daselbst, die Gerichtsassessoren Dr. Müngtzel bei dem Landgericht T in Berlin, Dr. Brühl bei dem Landgericht IT in Berlin, Kricheldorf bei dem Amts- geriht und dem Landgericht in Stendal, Dr. Urban bei dem Amtsgeriht in Werder und Axt bei dem Amtsgericht in Wandsbek.
Der Oberlandesgerichtsrat, Geheime Jus A Strahler in Breslau und der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Moßdorf in Erfurt sind gestorben.
__Kriegsmißisterium. Dér Militärintendanturrégistrator
Intendantur dés V. Armeekorps is zum im Kriegsministerium ernannt worden.
ritshe von der eheimen Registrator
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Geseßsammlung enthält unter
r. 10 484 die Urkunde, betreffend die Stiftung einer Denkmünze zur Erinnerung an das hundertjährige Bestehen früherer Königlih hannoversher Truppenteile, vom 19. De- zember 1903.
Berlin W., den 19. Dezember 1903.
Königliches Geseßsammlungsamt. Weberstedt.
Der anuntmacG Un (0
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Geseßsamml. S. 357) sind bekannt 1a:
1) der Allerhöchste Erlaß . vom 19. Juni 1903, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Bleckede zur Ent- ziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Karze nah Lüneburg in Anspruch zu nehmenden Grundeigentums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lüneburg Nr. 28 S. 219, ausgegeben am 10. Juli 1903;
2) das am 29. August 1903 Allerhöch vollzogene Statut der Entwässerung8genossenshaft Brieden zu Brieden im Kreise Cochem durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Koblenz Nr. 64 S. 317, ausgegeben am 3. Dezember 1903.
Persoualverönderungen.
Königlich Preußische Armee.
Nachweisung der beim Sanitätskorps im Monat No- vember 1903 eingetretenen Veränderungen. Durch Ver- fügung des Generalstabsarztes der Armee. Mit Wahr- nehmung offener Assistenzarztstellen find beauftragt worden :
9. November. enschke, einjährig-freiwilliger Arzt beim 3, Dane. Inf. Regt. Nr. 162, unter Verseßung zum Inf. Regt. Graf Bose (1. Thüring.) Nr. 31, i
17. November. Kühme, einjährig-freiwilliger Arzt beim Garde- füs. et Un ee Verseßung zum Pion. Bat. von Rauh (Branden-
urg.) Nr. 3, __20. November. Kuczinsk i, einjährig-freiwilliger Arzt beim Eisenbahnregt. Nr. 1, unter Verseßung zum 4. Niederschles. Inf. Reat. Nr. 51, /
21. November, Pietner, einjährig-freiwilliger Arzt beim Gren. Negt. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr. 7, unter vor- [äufiger Belassung in seinem Kommando beim Drag. Regt. von Bredow (1. Schle!.) Nr. 4, /
23. November, Or. Ermes, einjährig-freiwilliger Arzt beim Berg. Feldart. Regt. Nr. 59, unter Verseßung zum Trier. Feldart. Negt. Nr. 44, — diese fünf unter gleichzeitiger Ernennung zu Unter- ärzten des Friedensftandes,
27. November. Regula, Unterarzt im Eroßherzogl. Medcklen- burg. Feldart. Regt. Nr. 60.
Kaiserliche SYHußtruppen.
Neues Palais, 17. Dezember. Ostermayer, Königl. württemberg. Lt. im 2. Württemberg. Feldart. Negt. Nr. 29 Prinz-
Regent Luitpold von Bayern, nach erfolgtem Ausscheiden aus dey XIII. (Königl. Württemberg.) Armeekorps mit Patent vom 18. August 1895 N 2 n als Lt. in der Schußtruppe für Kamerun angestellt.
N
Niehtamllicßes. Deutsches Reich.
Preußen Berlin, 19. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König fuhren gestern abend um 71/2 Uhr von der Göhrde nah Hannover chf Allerhöchstdieselben um 101/24 Uhr eintrafen und im Shlosse abstiegen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Rech: nungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen so; wie die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen, für das
Landheer und die Festungen und für das Seewesen hielte F
heute Sißungen.
e Staatsministerium trat heute unter
Das Königli i räsidenten Grafen von Bülow zu einer
dem Vorsitz seines Sitzung zusammen.
Die im Neichsamt des Jnnern zusammengestellten Jahresberichte der Gewerbeaufsichtsbeamten und Bergbehörden für das Jahr 1902 liegen nunmehr nah Erscheinen des 4. (Negister-) Bandes vollständig vor. Zu Berücksichtigung der vielfa aus wissenschaftlichen und sonstigen beteiligten Kreisen geäußerten Wünsche kann diese Reichs: ausgabe Pei durch den Buchhandel bezogen werden. Sie ist zum Preise von 2450 Æ# in R. von Deckers Verlag, G. Schenck, Berlin, erschienen. Einzelne Bände des Werkes werden nicht abgegeben.
Die Bände 1—83 bringen in unverkürzter E die Be- rihte der Gewerbeaufsihtsbeamten der einzelnen Bundesstaaten, Band 4 enthält neben einer Zusammenstellung des den Be- richten beigegebenen statistishen Materials und dem Verzeich: nisse R Gewerbeaufsihtsbeamten und ihrer Bezirke ein ausführlihes Gesamtregister, das durch kurze Hinweise auf den Jnhalt der einzelnen, unter einem Stihwort angeführten Stellen die Benußung des Werkes erleichtert.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich bayerische Ministerialrat und Kronanwalt von Burkhard ist von Berlin abgereist.
Der chilenische Gesandte Francesco A. Pinto ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ geht die Kreuzer- division, bestehend aus S. M. SS. „Vineta“, „Gazelle“, „Falke“ und „Panther“ heute von St. Thomas na Kingston (Jamaica) in See.
S. M.S.,„Luchs“/ ist gestern in Tamsui (Jnsel Formosa) eingetroffen und geht heute von dort nah Futschau weiter.
Vayern.
Der Generaldirektor der Staatseisenbahnen von Eber- mayer ist, wie „W. T. B.“ erfährt, zum Staatsrat im Verkehrsministerium ernannt worden.
Mecklenburg-Schwerin. Wie den „Mel. Nachr.“ aus Sternberg gemeldet wird! ist der gemeinschaftlihe Landtag beider Großherzog- túümer gestern geschlossen worden.
Oesterreich-Ungarn.
Die Beiseßung der Leiche der Erzherzogin Klotilde Marie fand ern nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, in der Datber AAiN der Ofener Burg statt. Der Feier wohnten der Kaiser, der Erzherzog Joseph mit Familie und mehrere andere Mitglieder des Kaiserlichen P bei, Nach der Feier kehrte der Kaiser nah Wien zurü. Der Budgetausshuß der österreihishen Dele- gation nahm gestern das zweimonatige Budgetprovi- orium an. Die S Südslaven und Jtaliener stimmten gegen das Provisorium. Der Kriegsminister von Pitreic er- ärte, ersei sih der Pflicht bewußt, über alles, was die Armee betreffe, lad edu Auskunft zu erteilen. Er hoffe, daß es im Wege der Aussprache und einer eingehenden Behandlung des Gegen- standes gelingen werde, eine Grundlage zu finden, auf der die Ausgleihung der in der lezten Zeit zu Tage getretenen, mitunter \{harfen Gegensäße ohne Gefahr für die Monarchie möglich sei. Großbritannien uud Frlaud.
Der Erste Sekretär der englishen Botschaft in Konstan tinopel J. B. Whitehead ist, dem „W. T. B.“ zufolge, zum Ersten Sekretär bei der Botschaft in Berlin ernannt worden.
TFraukreich.
Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrat hat der Pr: sident Loubet, wie „W. T. B.“ berichtet, den Geseßentwurf unterzeichnet, nah dem die Erteilung von Unterri! deo Kongregationisten verboten sein soll. Na einer Frist von 6 Jahren müssen die bestehenden Unterrichts anstalten der Kongregationisten geschlossen werden. :
Die Deputiertenkammer nahm in threr gestrigen Sißuns mit 352 gegen 225 Stimmen, troß der Einwendungen des Mtinister- präsidenten Combes, die Dringlichkeit des Antrages Mirman (unab- hängiger Sozialist) auf Abschaffung aller Ordensauszeich- nungen an. Der Ministerpräsfident Combes legte den Gesetzentwurf vor, der den Kongregationisten die Erteilung von Unterricht verbietet. Die Kammer beschloß mit 338 gegen 218 Stimmen, die Vorlage an die Unterrichtskommission zu verweisen, entgegen dem Antrage der Rechten die den Entrourf einer besonderen Kommission Aberweisen wollte.
Die Kommission der Deputiertenkammer für die auswärtigen Angelegenheiten nahm gestern den Bericht des Deputierten Deloncle (Reputtonen) über die Bagdadbahn entgegen. Die Kommission wird ihre Entscheidung erst fällen, na@dem in der nächsten Woche der Minister Delcasss über die Angelegenheit in der Kommission gesprochen haben wird.
Jn Biserta liegen gegenwärtig folgende “russische Kriegsschiffe vor Anker: das Linienschiff 1. Klasse „Osljablija“, die gepanzerten Kreuzer „Awrora“ und „Dmttri DonsTto1 und 9 Torpedobootszerstörer. Das Geschwader, das unter dem Befehl des Admirals Wirenius steht, soll für den fernen Osten bestimmt sein und in einigen Tagen noch durch 6 Torpedoboots- erstórer verstärkt werden. Am Mittwoh werden auch das Panzerschif „Jmperator Nikolai L“, mit dem Admiral Mollas, dem Oberkommandierenden der russishen Streit- kräfte im Mittelländischen Meer, an Bord, und ein Aviso vom Piräus in Biserta erwartet.
Ftalienu.
Die Kommission der Deputiertenkammer für Handels- und Tarifverträge genehmigte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern die Vorlage, die der Regierung die Ermächti- gung zu dem Abschluß eines provisorishen Handels- abkommens mit Desterreih-Ungarn und etwaigen weiteren Maßregeln erteilt.
Schweiz.
Der Nationalrat genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit 101 gegen 6 Stimmen den Vertrag über den Nückkauf der Jura-Simplonbahn durch den Bund. Hinsichtlih der Gotthardbahn gab der Bundesrat die Erklärung ab, daß er in der Frage des Nückkaufs dieses Netes nach Vorschrift des Gesehes Vandétn werde und daß dafür neue internationale Vereinbarungen nit nötig seien.
Türkei.
Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kon- stantinopel berichtet, glaubt die Pforte, sihere Nachrichten zu haben, daß im Kloster Rilo große Vorbereitungen seitens der Komitees getroffen würden. Die Pforte habe bei den Botschaftern der Ententemächte und in Sofia deswegen Be- \{hwerde erhoben.
Eine Mitteilung der Pforte an dieEntentemächte besagt,
daß nach einer Meldung des Wali von Saloniki eine etwa hundert Mann starke Komiteebande die Schlucht Cadi in der Nähe von Küstendil passiert habe und den Grenzübertritt vor- bereite, um die Ruhe der Provinzen zu stören. Auf die jüngsten Vorstellungen der Pforte bei der bulgarischen Regierung fei die freundliche Versicherung gegeben worden, in der erklärt werde, daß die Beschwerden unzutreffend seien.
Edib Pascha, der die Untersuhung wegen der Aus- shreitungen in den verschiedenen Wi ajets führte, ist nach Konstantinopel zurückgekehrt. Es verlautet, daß nah den Er- gebnissen der Untersuchung die Ausschreitungen und Plünde- rungen von Dörfern im Wilajet Adrianopel viel geringer ge- wesen seien als in den mazedonishen Wilajets.
Griechenland.
Das Kabinett Theotokis is zustande gekommen. Seine Zusammenseßung ist, na einer dem „W. T. B.“ zu- gegangenen Meldung, folgende: Theotokis Vorsiß und Inneres, Simopulos Finanzen, Lei dilis Justiz, Romanos Acußeres, Stais Unterricht, Spiko Kumunduros Marine, Smolenski Krieg.
Serbien.
Die Skupschtina hat gestern, wie ,W. T. B.* erfährt, die Dringlichkeit des Antrags Novakowitsh auf Unterstüßung der Flüchtlinge aus Altserbien und Mazedonien mit einer halben Million Dinare mit großer Mehrheit angenommen und den Antrag dem Finanzausschusse überwiesen.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B. aus Washington brate der Senator | A N im Senat den Antrag ein, den Präsidenten zu ersuchen, er möge die guten Dienste der Ver- einigten Staaten dazu anwenden, um die Mächte, die den Berliner Vertrag von 1878 unterzeihnet haben, zu veranlassen, sich ufaklinenUsStielen und gemeinsam auf der aufrichtigen Ausführung der von der Türkei garantierten Neformen zum Schutze der christlichen Bevölkerung zu bestehen. Der Senat genehmigte hierauf den Handelsvertrag mit China.
___ Das NRepräsentantenhaus nahm gestern den Geseßentwurf über den Schutz ausländischer, für die Weltausstellung in St. Louis bestimmter Ausstellung8gegenstände literarisher und künstlerischer Art an.
Anftralienu.
Das Bundesparlament wird sih, wie das „Reuter- he Bureau“ erfährt, nah den Wahlergebnissen ungefähr folgendermaßen zusammenseßen: Jm Senat werden 8 Mini- iterielle, 13 Oppositionelle und 15 Angehörige der Arbeiter- partei sein; im Repräsentantenhause werden 27 Abge- ordnete der ministeriellen, 26 der Oppositionspartei und 22 der Arbeiterpartei angehören.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nath einer vom „W. T. B.* übermittelter Meldung des „Crim- mitshauer Tageblatt3*“ beschlossen die Königlihe Amtshauptmann- schaft und der Stadtrat von Crimmitschau, die geplanten sieben D N elGerungen für dortige im Ausstand befindliche Tertil- arbeiter (vgl. Nr. 297 d. Bl.) und ihre Familien nicht zu ge- statten. Das Verbot wird eingehend damit begründet, daß terroristisches Verhalten der ausständigen Arbeiter gegen die Arbeitswilligen in ver- stärktem Maße wahrzunehmen gewesen sei. Ferner weist die Behörde darauf hin, daß in den leßter Tage auswärts abgehaltenen Ver- sammlungen und in Fg en die Behörden und Sicherheitsorgane unter Nichtachtung jeder behördlichen Autorität weiter angegriffen und verunglimpft worden seien, sodaß zu erwarten stehe, daß die geplanten Weibnachtsbescherungen zu ähnlichen a tenden mißbraucht würden.
In Paris haben, dem „W. T. B.* zufolge, die Bäckergesellen gestern beschlossen, in den Ausstand zu treten ; der Zeitpunkt für den Beginn des Ausstands ist noch nicht festgeseßt.
Kunft und Wissenschaft.
Die Vorderasiatische Gesellshaft hat den vom vorigen Winter her in Berlin wohlbekannten Assyriologen Dr. Alfred
eremias aus Leipzig für einen Vortrag gewonnen, der voraus- sihtlih am Abend des 4. Januar n. J. im Theatersaal der König- lichen Hochschule für Musik in Charlottenburg stattfinden wird. Der getrag foll von Lichtbildern begleitet sein und wird in die dur die Ausgra ungen wiedererweckte vorderasiatishe Kulturwelt interessante Einblicke gewähren.
A. F. In der jüngsten Fachsißung der Gesellschaft für Erd- kunde legte der Vorsitzende, Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Hellmann, ein Kartenwerk vor, das großes Interesse erregte. Es ist eine Neuherausgabe zweier Karten, die ursprünglich am Anfang des 16. Jahrhunderts von dem Straßburger Kartogravhen Waldseemüller entworfen und in Holz geschnitten sind, der sie in St. Dis im E A ließ. Die Vriginale wurden vor einigen Jahren in der Bibliothek des Fürsten Waldburg entdeckt. Von den Karten trägt die ältere die Jahreszahl 1507, die jüngere die Jahres- zahl 1520. Da beide „Weltkarten“ darstellen, wenn auch die ere fi bloß carta marina navigatoria nennt, find fie als sehr frühe Darstellungen der von Columbus und \einen Nachfolgern ent- deckten neuen Welt von hoher Wichtigkeit, besonders auch wegen des Fortschritts in der Erforshung der neuen Gebiete zwischen 1507 und 1520. In diesem Bericht ist es nun höchst merkwürdig, daß die ältere Karte die damals {hon bekannten Teile von Südamerika mit „Amerika“ bezeichnet, während die jüngere diesen Namen überhaupt nit enthält, sondern dafür „Bresilia" set. — Den Vortrag des Abends hielt Professor Dr. Ad. Schmidt, Vorsteher des Magnetischen Observatoriums in Potsdam, über „die magnetische Landesaufs nahme von Preußen“. Sie wurde vor 14 Jahren beschlossen, doch konnte erst 1896 zur Ausführung geschritten werden, nahdem vom Landtage ein Betrag von 46 000 4 dafür bewilligt worden war, der si indessen nicht als ausreihend erwiesen hat, weil sich Erweiterungen des ursprünglihen Programms als notwendig ergaben. In den seither verflossenen 6 Jahren ist die magnetishe Aufnahme von Norddeut\ch- land, mit Ausnahme Sachsens, im wesentlichen durchgeführt und hiermit auf diesem wichtigen Forshungsgebiet für Preußen der Vor- sprung wieder eingeholt worden, den andere Länder durch gleichartige Arbeiten {hon erreicht hatten. Zur Zeit ist dank zahlreicher Vor- arbeiten aus früheren Jahrzehnten mit geringen Ausnahmen ganz Westeurcya magnetisch vermessen. Es fehlen noch Spanien und Portugal. In Nußland ist bisher nur das große, durh magnetische Störungen au®gezeihnete Gebiet \üdlich von Motkau in regelmäßige Beobachtung genommen; aber es besteht die Hoffnung, die Ver- messungsarbeiten bald auf ganz Rußland ausgedehnt zu sehen. Am intensivsten ist die magnetisGe Forshung in den Niederlanden erfolgt, wo cine Station auf etwa 100 Quadratkilometer kommt, während in dem nähstdihten Forschungsgebiete, Großbritannien, erft auf je 500 Quadratkilometer mit einer Station zu rechnen ist. In Frankrei is die magnetishe Vermessung zu Anfang der 90er Fabre durchgeführt worden. Dur aus älterer Zeit {hon datierende umfangreihe Vermessungen is Bayern ausgezeichnet, ebenso die Schweiz, Oesterreih-Ungarn, Italten, Südschweden, Dänemark. Aeltere Beobachtungen als von 1840 gibt es indessen nirgends. Wurde doch das gesamte Vermessungs8werk erfi von Gauß angeregt, der seine wissenshaftlihe Notwendigkeit und praktische Bedeutung in so über- z¡eugender Weise darlegte, daß über den hohen Wert dieser Ar- beiten nirgends mehr der geringste Zweifel besteht. Jn Nord- deuts{land existieren aus der Zeit vor systematischer In- angriffnabme der magnetishen Vermessung, wie sie jeßt durch- geführt is, etwa aus 1890, nur zwei private Arbeiten: die von Professor Schaper in Holstein an “der deutschen Ostseeküste und von Professor Eshenhagen in Nordwestdeutshland ausgeführten Vermessungen. Auch auf Grund der Aufnahme, mit der ih dieser Bericht zu beschäftigen hat, ergibt \ich, s Norddeutschland noch nicht ganz so diht wie Frankreih und nur halb so diht wie England mit Beobachtungsstationen besetzt ist; aber es steht zu hoffen, daß die NVermessungsarbeiten in höchster erreihbarer Genauigkeit erseßen, was ihnen, wit anderen Ländern verglichen, an Dichte des Beobachtungs- neßes abgeht. In Süddeutschland ist mit der rühmlichen Ausnahme von Bayern erst in Württemberg ein Anfang gemacht, es fehlen die Neichslande, Baden, Hessen und in Mitteldeutschland Sachsen.
B Ua Schmidt gab bierauf ein anshaulihes Bild von Gang und Ziel der Vermessungen. Diese waren gerihtet auf die Dekli- nation der Magnetnadel, d. i. die Abweibuag von der Nordsüd- Richtung, auf die Inklination, d. i. die. Abweihung von der Horizons- talen, und auf die Mefsung der Horizontal- und Vertikal-Intensitäten, worunter die Energie verstanden wird, mit der eine aus der jeweiligen normalen Lage gebrahte Deklinations- ‘bezw. Inkli- nationsnadel in die normale Lage zurücks{chwingt. Aus der Größe dieser Nichtkraft sind berehtigte Schlüsse auf die Stärke des örtliGen Magnetismus zu ziehen. Von Instrumenten für diese Beobachtungen kamen die anerkannt besten Konstruktionen zur An- wendung. Die umständlihe und durch die Torsion des% Fadens in ibrer Genauigkeit beeinträhtigte Aufhängung der Deklinationsnadel an einem Kokonfaden wurde ersezt durh die Spißenaufbhängung, welche die Ungenauigkeit der Einstellung auf das sehr geringe Maß von 0/2 bis 0,3 Minuten herabdrückt.“ Ebenso erwies ih die um eine horizontale Achse \{chwingende Inklinationsnadel in einer neueren Ausführung von \o zuverlässiger Konstruftion daß die Einstellungsfehler bei entsprehender Sorgfalt des Beobachters 1—2 Minuten nicht übersteigen können. Mit diesem Snstrumentarium wurden zunächst im Jahre 1896 an einer Anzahl über das Land verteilter Stationen in der Mark Branden- burg Beobachtungen angestellt, und zwar regelmäßig in der Weise, daß die gleichen Beobachtungen zu demselben Zeitpunkt an der Station und am magnetishen Observatorium in Potsdam gemaht wurden. Eine Unterbrehung erfuhr diefer Gang des Aufnahmewerks im Jahre 1898, als die Anlage elektrisher Straßenbahnen in Potsdam und Umgebung die Sicherheit der Beobachtungen des Magnetischen Observatoriums ¿u bedrohen \{chien. Nachdem es gelungen, diefen Einfluß auf ein Minimum herabzudrücken, wurde noch im Laufe von 1898 eine Anzahl entfernterer Stationen durch Profeffor Eschenhagen in den Kreis der Beobachtungen gezozen und ih den folgenden Jahren, unter allmähliher Erweiterung des Neßes, im ganzen 260 Stationen. Auf nit weniger als 230 hiervon gebührt das Verdienst, die Beobaßtungen persönlich ausgeführi zu baben, Dr. Eder, dessen Uebung und angestrengter Tätigkeit die Zahl der allmonatlih gelieferten Beobachtungen unausgeseßt zu erhöhen ge- lungen ist. Es darf gesagt werden, daß die mittleren Fehler der Beobachtungen hierbei in Grenzen zu halten geglückt ist, die ander- weit nit erreiht worden sind. Natürlich erforderte die Verarbeitung der Beobachtungen erheblich längere Zeit. An einer großen Reihe von Sta- tionen sind auch wiederholte Beobachtungen angestellt worden, teils um etwa eingetretene Aenderungen zu ermitteln, teils um die von verschiedenen Jahres. und Tageszeiten bedingten Abweichungen festzustellen. Das S&lußergebnis findet seinen Aus3druck in vier von dem Vortragenden erklärten Karten, von denen Nr. 1 die Ifogonen darstellt, d. i. die Verbindungslinien aller Orte des Beobahtungsgebiets mit gleicher magnetisher Deklination, Nr. 2 dieselbe Darstellung für die Punkte von gleicher Inklination bringt, und Nr. 3 und 4 die Horizontal- und Vertikalintensitäten veranshaulihen. Alle 4 Karten geben den Zustand wieder, wie er am 1. Januar 1901. bestand, wo- bei ¡(achgemäß so verfahren worden is, daß aus den sorg- fältigen Potsdamer Beobachtungen an diesem Tage auf die ent- \sprehenden Zablen für die andern Stationen gefolgert worden ift, und zwar auf Grund der aus den Beobachtungen an der Station selbst, wie oben dargelegt, ermittelten Abweichungen von gleichzeitigen Potsdamer Beobachtungen. Auf Karte Nr. 1 sind die Isogonen ge- zogen für alle Orte mit westlicher Deklination von 13°, 12°, 110 . .. . bis 40, Jn Potsdam selbst besißt die Deklination den Wert von 99 54‘ West. Die JIsogonen zeigen im allgemeinen nord- nordwestliße Richtung mit leiter östliGßer Ausbiegung der östlichen, westlicher der westlichßen Linien. Zwei Längengrade ent- sprechen ungefähr einem Grad Deklination. Die Verbindungskinien der Punkte mit gleiher Inklination find dagegen ostnordöftlih gerichtet. Sie zeigen eine auffällige Anpassung an den Verlauf der deutschen Meeresküsten, namentlich an der Ostseeküste südlich der Danziger Bucht. Die Linien der hborizontalen Intensitäten entspre@en sehr nahezu der- jenigen der Inklination; dagegen zeigen die Linien der Vertikal- intensitäten ganz merkwürdige Abweichungen. Jn ganz Mitteldeutsch- land ergibt sich eine überraschende Regelmäßigkeit, obglei man meinen sollte, daß das vielgestaliige Gebirgsland Anlaß zu Unregel-
mäßigkeiten ‘in den Aeußerungen des Erdmagnetismus, also zuStörungen
der Regelmäßigkeit der Vertikalintensität, bieten müsse. Dazeg:n fint et ih im nördlichen Teile des Großherzogtums Pofen bis hinein nah Hinter- pommern und Westpreußen ein ausgedehntes Störungsgebiet, das in Stärke und Unregelmäßigkeit der Vertikalintensitäten noch über- troffen wird von der Küstenzone Ostpreußens, besonders der Umgegend Königsbergs bis hinauf zum Kurischen Haff. Dies Ergebnis élébcint als eines der wichtigsten der magnetishen Landesausnahme. Der urfächliche Zusammenhang bleibt zu ergründen. Auf die anscheinende Anomalie der ausgesprochenen Regelmäßigkeit in den gebirgigen und zerklüfteten Teilen Deutschlands wurde hon hingewiesen, anomal dünkt andererseits au, daß sich die Isogon dem Lauf der Gebirgs- züge A e gei In der an den sehr beifällig aufgenommenen Vortrag si
{cließenden Diskussion wurde von den anwesenten Sroloned le großem Nahhdruck auf die außerordentliche Wichtigkeit der magnetischen Landesaufnahme für die geologishe Erkenntnis hingewiesen. Wenn die wechselnden Gebirgsschichten und die in großer Tiefe si findenden Salzlager Mitteldeutshlands auf die magnetishe Vertikalintensität so geringen Eindruck machte, so ginge hieraus hervor, daß die Ursachen der magnetischen Störungen nicht in der Tiefe, sondern in den oberen Bodenschichten zu suchen seien. Würde ferner erwogen, daß zu der Leitungfähigkeit der Erdschichten ihr Wassergehalt wesentlih beitrage, daß aber \{chon {#—# %/% Salzgehalt des Wassers die Ladungsfähigkeit um mehr als das Hundertfache fteigere, fo er- klärten sich die Störungs8gebiete im Großherzogtum Posen und in E ¡wanglos durch den Salzgehalt des Grundwassers, der in beiden Bezirken bis in Tiefen von 200 und 300 m gegen 19/6 Chlor- natrium betrage. Auch der Vortragende räumte ein, daß die Ursachen der magnetishen Störungen wahrsheinlich in flahen Schichten zu suchen seien; denn lägen fie tiefer, so ließe sih der in den Störungs- gebieten zuweilen auf kurze Entfernungen und in engem Umkreis er- mittelte Wechsel der Intensitäten kaum erklären.
Die Reihe der Festlichkeiten aus Anlaß der Jubelfeiecr des hundertjährigen Bestehens der Schlesischen Gesellschaft für vaterländishe Kultur in Breslau (vgl. Nr. 297 d. Bl.) wurde gestern abend, wie „W. T. B.“ meldet, mit einer Herder- Feter geschlossen, bei der die Professoren Koh und Cornill Vor- träge hielten. Etne große Anzahl îin- und ausländischer Gelehrten wurde zu Chren- und korrespondierenden Mitgliedern gewählt.
Aus Paris wird dem „W. T. B.“ “ telegraphiert: Die Académie des inscriptions et belles lettres wählte ten Profcfsor von Wilamowiz-Möllendorff von der Universität Berlin zum Lorrespondierenden Mitglied.
Land- und Forstwirtschaft.
Der Beschluß des Forstwirtshaftsrats vom 10. August d. I., die erfte Prüfung für Anwärter des mittleren Forstdienstes der Privaten, Gemeinden und Stiftungen im September 1904 in Eberswalde abzuhalten, muß unvorhergesehener Umstände halber aufgehoben werden.
Wann und wo die erste Prüfung nunmehr stattfinden wird, bleibt der Beschlußfassung durch den Forstwirtschaftsrat gelegentlih seiner siebenten Tagung, die im September 1904 in Eisenach stattfinden wird, vorbehalten.
Sydney, 18. Dezember (W. T. B.) Nach amtliher Schäßung beträgt der Ertrag der leßten Weizenernte in Neu-Süd-Wales 28 570 000 Bushels, das sind 123 Millionen Bushels mehr als im Fahre 1901, das bis jeßt den größten Ertrag haite. Von dem dies8- Bene Ertrage kommen 18} Millionen Bushels für die Ausfuhr in Betracht.
Theater und Musik.
Sqchillertheater.
Das Scwillertheater hat seinen Spielplan für die bevorstehenden Festtage gleid um zwei neue Stücke bereichert. Im Schillertheater N. (Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater) ging am Donnerstag Gerhard Hauptmanns Komödie „Kollege Crampton“ zum erften Male in Szene: ein Versuch, der deswegen als völlig geglüdt : bezeihnet werden darf, weil diese Bühne în Herrn Steinrück einen außerordentlichß geeigneten Vertreter für dié das Stück völlig tragende Titelrolle besitzt. Die Gestalt, die Herr Steinrück hinstellte, hatte freilich mehr Aehnlich- feit mit dem Crampton Bassermanns, des jeßigen QDar- stellers der Nolle am Deutschen Theater, als mit dem ibres ersten Sdqhöpfers, Georg Engels, dessen Darstellung des liederlichgenialen, zuleßt dem Trunke ergebenen Akademieprofessors bisher noch unerreiht geblieben ist. Ab und zu schien es sogar fast, als wenn Herr Stein- rück Bassermann kopierte, es mag aber ihm selbst unbewußt geschehen sein, denn seine an sich starke Charafkterisierungskfunst wies andererseits doch auch so viel selbständige Züge auf, daß man ihn von dem Vor- wurf, nur ein Nachahmer zu sein, freisprechen muß. Die Verkommenheit des Alkoholikers zeihnete er mit allen Mitteln realistischer Kleinkunst, aber doch so, daß die Teilnah:ne an dem traurigen Geschick Cramptons nicht durch den Ekel vor seinem Laster verdrängt wurde. Ganj vortreffliche Leistungen waren ferner der Dienslmann Löffler des Herrn Kirscner und der jugendlih liebenswürdige Marx Strähler des Herrn Köstlin. Die Tochter Craniptons fand in Fräulein Horwitßz eine sebr annehmbare Vertreterin. Auch die anderen Rollen waren angemessen beschßt und die Negie des Herrn Nunge völlig auf der Höbe ihrer Aufgabe. So fand denn die Komödie reichen und ver- dienten Beifall.
Im Scqillertheater O. (Wallrertheater) wurde gestern A dolf L’Arronges Lustspiel „Der Kompagnon“ zum ersten Male gegeben, das troß seines Alters ncch viel heitere Wirkung aus übte. Besonders trug das flotte, muntere Spiel des Herrn Shmasow als August Voß dazu bei. Sehr belustigend waren ferncr Herr Holthaus als übertrieben empfindliher Kanzleirat Bernha!d Voß und Frau Margarete Waßmann in der dankbaren Dienstmädchenrolle. Auch die anderen Mitwirkenden, die Damen Wafa, Mallinger, Werner, Griebe, die Herren Groß, Hermann und Dapper trugen durch gutes Zusammenspiel und bemerkenswerte Einzelleistungen zum erneuten Er- folge des Stückes bei. Mit den Darstellern wurde auch der ans wesende Verfasser mehrmals hervorgerufen.
Zentralthbeater.
Nach längerer Unterbrehung fand gestern eine Wiederaufnahme von Audrans Operette „Die Puppe“ statt, bei der die eigcnartige Handlung, die reizvolle Musik und die vortrefflide Aufführung aufs neue ihre Wirkung taten. Die kaum zu übertreffende Le.stung von Fräulein Mia Werber, die für die Nolle der „Puppe“ wie geschaffen erscheint, ist von den früheren häufigen Wiederholungen des Werks zu békannt, als daß es nôtig wäre, auf alle ihre gesanglichen und dar- \stellerishen Vorzüge nochmals im einzelnen hinzuweisen. Auch die Herren Schulz, Ander, Albes standen \piel- und sangesfreudig auf dem gewohnten Plaß. Zu erwähnen sind ferner noch Fräulein Wildner als munterer Lehrling und Herr Bechert, der zum ersten Male die Partie des Konventsvorstehers mit gutem Gelingen sang. Das vollbescte Haus unterhielt ih vortrefflih und kargte au mit dem Beifall nt.
Im KönigliGen Opernhause findet morgen eine Wiedcr- bolung von Mcefscnets Oper „Manon“ in der bekannten Beseßung der Hauptrellen unter Leitung des Herrn von Strauß siatt. — Am Montag wird „Don Juan“ mit Herrn Bertram in der Titelrolle gegeben ; die Damen Dietri®d {Zerline). Plaichinger (Donna Elvira), Neinl (Donna Anna), die Herren Krasa (Maseito), Nebe (Leporello ), Sommer (Oktavio), Wittckopf (Comtbur) sind in den übrigen Ha rollen, be\chäftigt. Kapellmeister Dr. Strauß dirigiert.
Das Deuts@de Theater hat füx nächste Woche folgendeg Spielplan qufgestellt; morgen nahmi{tag: „Monna Vanng*", Abend?