1903 / 301 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Dec 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Minifterium für Handel und Gewerbe.

Dem Navigationsschuldirektor Janßen ist vom 1. Januar 1904 ab die etaismäßige Stelle des Navigationsschuldirektors für die DER Schleswig-Holstein mit dem Wohnsiß in Altona un

dem Navigationsshuldirektor Prahm in Altona vom 1. Januar 1904 ab die erledigte Stelle des Navigations- \chuldirektors für die Provinz Hannover in Geestemünde über- tragen worden.

Ernannt ist der Berginspektor Ferber zu Königshütte unter Beilegung des Titels Bergmeister zum Bergrevier- beamten für das Nevier Königshütte, der Bergassessor Olivet zum Hütteninspektor bei der Eisenhütte Rothehütte.

BeTranmtmaMuU n g;

Jn Gemäßheit des 8 123 ad 2 der Deutshen Wehr- ordnung wird hierdurch bekannt gemacht, daß die verstärkten Ersaßkommissionen zur Entscheidung über Gesuche um zeitweise Zurüdckstellung bei notwendigen Ver- stärkungen oder Mobilmachungen bezw. bei Bildung von Ersaß- N am 6. April 1904 ihre nächste Sißung halten werden.

Diejenige:: in Berlin wohnenden Mannschaften der Reserve, Marinereserve, Landwehr, Seewehr, Ersaßreserve und Marine- ersapreserve, welhe auf Zurückstelung Anspruch machen, werden aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer Militär- verhältnisse und der Nummern, unter denen sie in den Listen der Königlichen Bezirkskommandos I—I1V Berlin geführt werden, im Laufe des Monats Januar 1904 beim Militärbureau des hiesigen Magistrats einzu- bringen. :

Ebenso werden die auf Zurükstellung Anspruch machenden und sih hier aufhaltenden ausgebildeten Landsturmpflichtigen des II. Aufgebots aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer bisherigen Militärverhältnisse in der angegebenen Zeit bei dem bezeichneten Bureau einzureichen.

Hierbei wird ausdrücklih bemerkt, daß die be- reits früher berücsihtigten Mannschaften ihre An- träge auf weitere Zurückstellung 1m Bedarfsfalle zu erneuern haben und die nah dem 31. Fanuar 1904 eingehenden Gesuhe nicht berücksichtigt werden können.

Nach Abhaltung des Termins am 6. April k. J. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche für be- gründet erachtet worden sind, durch das Jntelligenz-Blatt öffentlih bekannt gemacht werden.

Berlin, den 17. Dezember 1903.

Die Königlihen Ersaykommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsshaßamts, Wirkliche Geheime Rat Freiherr von Stengel, auf kurzen Urlaub nah Süddeutschland;

der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats Voigts, nach Hannover mit Urlaub. )

NicZtamitliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern nahmittag um 43/4 Uhr im Neuen Palais den Reichs- kanzler Grafen von Bülow zum Vortrag.

Heute vormittag von 9/2 Uhr an hörten Seine Majestät die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnants von Einem, des Ministers der öffentlichen Arbeiten Budde und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus.

Diejenigen Persönlichkeiten, welhe Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünshe zum Neujahrstage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember bei Jhrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Gräfin von Brocckdorff im Ein- schreibezimmer unter Portal TV des Königliches Schlosses hier- selbst, vom Lustgarten aus links, und in Potsdam am 1. Ja- nuar 1904 in der Zeit von 10 bis 2 Uhr im Königlichen Stadischlosse in der Ecke beim Lustgarten, am Aufgange zur früheren Wohnung Jhrer Mazestäten, abzugeben. :

__ Der Oberregierungsrat Humperdinck und der Re- ierungsrat Horn, bisher bei der Königlichen Ansiedelungs- fommijjion in Posen, sind 1n die allgemeine Staatsverwaltung übernommen ; ersterem ist die Stelle des Dirigenten der Finanz- abteilung bei der Königlichen Regierung in - Hannover über- tragen, leßterer der Königlichen Regierung in Potsdam zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Die Regierungsrefendare von Hoffmann aus Potsdam, von Hartmann-Krey aus Aachen, Junker von Ober- Conreut aus Potsdam, Dr. Meer von Lyncker aus Bromberg, Agricola aus Trier und Stümcke aus Liegniß haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs- dienft bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“4«ist S. M. S. „Stein“ am 21. Dezember in Havana eingetroffen und geht am 4. Januar von dort nah Pensacola (Florida) in See.

S, M. S. „Sperber“ i} gestern in Hongkong an- gekommen.

Der Dampfer „Syria“ mit dem Ablösungstrans- ert für S. M. S. „Möwe“ und für die Stamm- batterie des [Il. Seebataillons ist am 21. Dezember in Colombo (Ceylon) eingetroffen und hat gestern die Reise nah Hongkong fortgeseht.

Der Nachweisun

Dauer des Sommerfahrplans ( bei den fahrplanmäßigen

zu entnehmen :

REDIeeL

davon zweigleisig . . Befördert wurden : Schnellzüge . Personenzüge . gemischte Züge . Geleistet wurden:

Anzahl der in Vergleichung gezogenen Bahn- deren Gesamtlänge Ende September 1903

j über die auf den größeren deutschen Eisenbahnen (aus\chließlih der bayerishen) während der Mai—September 1903) l Zügen mit Personen- beförderung vorgekommenen Verspätungen ist folgendes

45,

43720 km, 16001

203 543

1406 917

756 708.

—— E

im ganzen

im Tages-

durchschnitt

auf 1 km Be- triebslänge im fünfmonatl. Durchschnitt

Züglilometer | 114 080 311|

haben sih verspätet:

745 600 | Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung

2 609.

| im ganzen

| gegen das

Vorjahr

Be 0 und zwar : durch Abwarten verspäteter An- shlußzüge . S E durch Vorkommnisse bei den ver- späteten Zügen selbst Von den Verspätungen der leßteren Art entfallen auf: 4 Sauen E. 1 Million Ua ome es M Die Anzahl der versäumten An- {hlüsse betrug t E

u Hohenlohe - Langenburg, Statthalters in Elsaf-Lothringen

vermählt mit Heinrih XXVII.,

Emich von Leiningen.

18 132

11 106 7 026 3,0 31,6

7

Elsaß-Lothringen. Jhre Großherzogliche Hoheit die Fürstin Leopoldine geborene Prinzessin von Baden, die Gemahlin Seiner Durchlaucht des Kaiserlichen Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Lan|genburg, ist heute vormittag um 10 Uhr, wie „W. T. B.“ meldet, in Straßburg verschieden. Die verstorbene Fürstin war am 22. Februar 1837 geboren und vermählte sich mit dem Fürsten Hermann am 24. September 1862. Der Ehe sind entsprossen: der Erbprinz Ernst, Regent in den Herzog- tümern Sachsen-Coburg und Gotha, die f C

keit der Armee nicht vorzusforgen. waltung unter keinen Umständen nehmen. Familien

jeßt noch fei es nötig,

später einrücken würden.

\truktionisten, den Kamp

Die Gruppe der

Kants in Königsberg die

Wie der in Wladiwostok

den die Nachbarstaaten RASS und a

wostok zur Residenz gewählt. Türkei.

die

Frankreich.

Dem „Echo de Paris“ zufolge hat der Präsident Loubet den französischen Botschafter in Berlin, den er vorgestern in Privataudienz empfangen hatte, beauftragt, dem Deutschen Kaiser anläßlih Allerhöchstdessen Genesung die persönlichen Glückwünsche des Präsidenten zu überbringen. Der Senat genehmigte, dem ,W. T. B.“ zufolge, gest di S Been nes des Kultus. i 2 ain ie Gruppe der Deputiertenkammer für auswärti Handel hat ihr Bureau beauftragt, mit dem Minister des ug wärtigen Delcasss über den deutschen Zolltarif zu beraten, dessen Anwendung auf französische Weine nah Ansicht dieser Gruppe gegen die E M I, verstoßen Ee, ) reidenker in der Deputiertenkamme hat mit ihrer Vertretung bei der Hundertjahrfeier des T ebiages Deputierten Dumont, Hubbard, Lafferre ünd Sembat beauftragt.

RNus;land.

aus Ce Machtvollkommenheit an e Maßnahmen zu ergreifen, die erforderlih erscheinen. Nach demselben Blatt hat der Statthalter endgültig Wla di-

Defterreich-Ungarn.

_Im ungarischen Unterhause wurde gestern, wie ,W. T. B.“ berichtet, die Generaldebatte über die Vorlage, betreffend die F et - stellung des Rekrutenkontingents, na geaen, Der Landesverteidigungsminister, Generalmajor von Niyri

egründete die Zuribehaltung der Soldaten des dritten Jahrgangs und die Einberufung der Ersaßreserve, indem er si einerseits auf die Anforde- rungen des Dienstes im Frieden, der Kontinuität der Ausbildung und der Sicherung der Kriegstüchtigkeit, andererseits aber auf die Ungewißheit der politischen Lage auf der Balkanhalbinsel berief, die es als fahr- lässige Leichtfertigkeit ersheinen lassen würde, für die Schlagfertigs- Hierfür könne die Heeresver- l en n : Verantwortung Die Opposition hätte diese viele Tausende unschuldiger hart treffende Verfügung vermeiden können, sie aber statt dessen ihr Verheerungswerk auch jeßt noch fort.

i j erscheinende Westnik“ nah Jnformationen aus St. Petersburg meldet, der Statthalter, Admiral Alexejew das Recht erhalten, in

egen die Entscheidung

“e

+ 5010

+ 3468 + 1 542, O6

de 07 4+ 4100,

Prinzessin Elise, j Y i Erbprinzen Reuß j. L., und die Prinzessin Feodora, die Gemahlin des Erbprinzen

einmonatiger Dauer

über-

d

t et __ das Rekrutenkontingent möglichst früh- zeitig zu bewilligen, denn je später dies geschehe, desto länger müßten die Ersatreservisten im Dienste behalten werden. sich noch das ganze Jahr 1904 hindurch Störungen in der Armee geltend maden, weil die Rekruten statt im Oktober um einige Monate id Unter folchen Umständen sei die Vogel- Strauß- Politik der Obstruktionisten, die nicht einsehen wollten, daß die ôffentliche Meinung sich ganz geändert habe, unbegreiflih. Der Minister ersuchte E unter dem Beifall der Nechten die Ob-

nicht länger fortzusetzen.

Ohnehin würden

Fournier,

at

rt und Stelle zu treffen

Wie der „Frankfurter Heung aus Konstantinopel vom 21. d. M. gemeldet wird, ‘hat der Sultan die Absicht, wenn die Großmächte zustimmen, das Oberkommando der Gendarmerie in G dem Engländer Blunt zu übertragen, der seit 35 Jahren in türkischen Diensten und früher die türkishe Gendarmerie organisiert hat.

en steht

Schweden und Norwegen.

In einer am 11. d. M. abgehaltenen gemeinsa S ißung des \{wedischen und des norwegischen Chamen rats hatte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister deg Aeußern von Lagerheim über die Verhandlungen in der Konsulatsfrage Beriht erstattet, die Voraus: seßungen für eine Lösung der Frage dargelegt und vorge: schlagen, daß der König, unter Anerkennung des Communiquég vom 24. März, den shwedishen und den norwegischen Staats- rat beauftragen möge, die Verhandlungen über die Konsulats: frage in der Weise ren, daß der status quo bezüg- lih der Stellung des Ministeriums des Aeußern und dey Gesandtschaften aufrehterhalten und sodann zur Ausarbeitung endgültiger Entwürfe für e Geseße zur Regelung des Verhältnisses zwischen dem Ministerium des Aeußern und

wesen anderseits geschritten werde. Nachdem die an- wesenden s{chwedishen und Men Staatsräte ihre Zu: stimmung ausgesprochen hatten, beshloß der König, einen Bericht der norwegischen Regierung darüber einzuholen. Diese stimmte in cinem Bericht vom 18. d. M. sämtlichen Punkten der vom Minister des Aeußern hervorgehobenen Vor- ausseßungen zu. Jn einer gestern abgehaltenen Sißung des Staatsrats legte der Minister des Aeußern diesen Bericht vor, dem sämtliche schwedischen und norwegischen Staatsräte zustimmten. Der König hieß darauf den vom Minister des Aeußern gemachten Vorschlag gut.

Amerika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat das qe- samte chilenische Kabinett seine Entlaffung ava ben,

Asien.

Aus Port Arthur meldet die „Russishe Telegraphen- Agentur“ vom 21. d. M., die nah S Ceirb erien russishen Kriegsschiffe seien nah Port Arthur zurück- gekehrt. Nur der Kreuzer „Bojarin“ sei in Tshemulpo zurüdck- geblieben.

Aus St. Petersburg und London wird dem „Reuter- schen Bureau“ mitgeteilt, daß man in beiden Orten an amt- lichen Stellen nicht der Ansicht sei, es werde ein Krieg zwischen Rußland und Japan ausbrechen. :

Die Londoner „Daily Mail“ meldet aus Schanghai, die japanische Negierung habe dort zehn Dampfer von insgesamt 30 000 t Tragfähigkeit gechartert.

__ Demselben Blatte wird aus Kobe mitgeteilt, daß die Re- gierung sieben Dampfer für den Truppentransport und drei Dampfer für den Provianttransport ge- chartert habe.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die lehramtlihen Befähigungsgrade der preußi Volksschullehrer im Jahre 1901. En

Bei den leßten sculstatistishen Erhebungen ist ebenso wie bei den vorhergehenden au die lehramtlihe Befähigung der Volks\chul- lehrer ermittelt worden. Es war jeder einzelne Lehrer und jede Lehrerin gefragt worden, welche Prüfungen er bezw. sie abgelegt habe. Dabei hat si, wie die „Stat. Korr.“ aus dem die letzte Volks\chulstatistik enthaltenden 176. Hefte der „Preußishen Statistik“ mitteilt, ergeben, daß eine Anzahl von Personen mehrere Prüfungen bestanden hatte. In den nachfolgenden Zahlen find diese nur einmal, und zwar bei der Prüfung aufgeführt, die den höheren Befähigungsgrad ergab. Von allen an der preußischen Volksschule vollbeshäftigten Lehrkräften waren für das Lehramt ge- prüft 1891 70416 = 99,08 v. D, 1901/88 200 = 9990: v: O. Eine ganz geringfügige Anzahl war ohne den Besiß eines eigentlichen yollen lehramtlihen Befähigungszeugnisses; es waren dies 31 Lehrer, von denen einer ein Fachlehrer war und die übrigen -aus älterer Zeit stammten, in der niht durchgängig die volle Lehrbefähigung gefordert wurde; ausnahmsweise (z. B. bei einem Leuhtturmwärter auf weltentlegener Stelle, bei einem Gewerbtreibenden in unweg- samem Gebirgstale usw.) wurde auG noch in neuerer Zeit davon abgesehen; ferner fanden sich 60 Lehrerinnen ohne eigentliche lehr- amilihe Prüfung, unter denen aber 25 festangestellte und deshalb unter den Lehrerinnen mitgezählte Handarbeitelehrerinnen waren. Gegen 1896 ift die Zahl der niht geprüften Lehrer um 34, die der Lehrerinnen um 19 gefallen. Von den festangestellten Handarbeits- lehrerinnen waren nur 2,6 v. H. nit geprüft.

Im einzelnen hatten unter je 100 Lehrern bezw. Lehrerinnen der preußischen Volksschulen abgelegt städtische Lands

Lehrer(innen) lehrer(innen) zufammen

die erste V L e ke ; O Es 1891 1901 1891 1901 ie erste Volksschullehrerprüfung S 117,571 112,54 dic erste unde dgl. 188/7783 /69/9994\81'39| 99,5% (82 16 die Mittelshullehrerprüfung 2,02 2,00:.-0,27 0/29: 1.09. 1.02 die Rektoratsprüfung . . . 7,42 9,94 0,27 0,71 2,65 3,98 die Prüfung f. d. höhere Lehramt 1,00 0,21 0,06 0,01 0,37 0,08 die Prüfung f. d. geistlihe Amt az 00018 eine Fachlehrerprüfung 004 001 —. 0.01000 0,05 0,01 0,46 0,06 0,33 0,04;

keine Prüfung . ¿reu D Lehrerinnen:

die Prüfung für Volksshulen . 59,77 50,48 90,30 83,33 71,23 61,76 die Prüfung f. höhere Mädchensch. 34,50 38,67 9,10 15,17 24,97 30,60 die Prüfung als Schulvorsteherin 0,34 0,41 0,19 0,08 0,28 0,30 eine Fachlehrerianenprüfung 3,00 9,809 028 151 242 C90 keine Prüfung . ; 1,69. 0,61 0,13 0,11 1100/44. Diese Zahlenreihen zeigen das unverkennbare Streben der Lehrer- haft nah immer höheren Prüfungszielen. Die katholischen Lehr- kräfte treten in dieser Beziehung indessen um einiges hinter den evangelischen zurück, wie eine gleichartige, hier nicht weiter vorzu- führende Berehnung innerhalb der Bekenntnisse ergibt. Dafür trifft man unter ihnen aber, und zwar sowohl bei dem männlichen wie bei dem weiblihen Geschlehte, etwas wenigèr ganz ungeprüfte Personen als bei den evangelishen: unter 100 Lehrern waren 1891 0,43 evangelishe, aber nur 0,07 katholische ungeprüft und 1901 0,05 bezw. 0,02; unter 100 Lehrerinnen waren 1891 2,38 evangelische, aber nur 0,19 fatholische ungeprüft und 1901 0,77 bezw. 0,14. it der fortschreitenden Ausschaltung ungeprüfter Lehrkräfte vermindert sich dieser Unterschied mehr und mehr bis zum gänzlichen Verschwinden.

Die Preisbewegung von Roggen, Roggenmehl und Noggenbrot in Berlin in den Sah uen 1886 bis 1903.

Die „Zeitschrift für Agrarpolitik“, das Organ des Deutschen Landwirtschaftsrats, enthält in ihrer neuesten Nummer einen be- me1kenswerten Aufsaß von Dr. Hailer über die monatlihe Preis- bewegung von Roggen, Mehl und Brot in Berlin während der leßten 18 Jahre. Der Preisuntershied zwishen dem Berliner Brot- und Notgcipaerse bleibt in den einzelnen Monaten und Jahren nicht etwa derselbe, sondern \{chwankt ganz enorm, in dem e Zeitraum zwischen 7 und 13 M für 100 kg. Auch. hat das Brot in den Berliner Bäckereien nicht

etwa überall denselben Preis, der Preisunterschied steigt vielmehr bis auf 9 - für das Pfund Brot, und die Bäckereien mit den höchsten rot-

den Gesandtschaften einerseits und dem getrennten Konsulats:

j ollen sogar in den vorzugsweise von Arbeitern bewohnten preise rteln lie E Der Verfasser lenkt an der Hand dieser Preis- bewegung, die außer durh die Wiedergabe der Preiszahlen noch durch eine farbige graphische Darstellung klar veranshauliht wird, Aufmerksamkeit auf ein bisher nur wenig erörtertes roblem der deutschen Wirtschaftspolitik. Es werden die often der fabrikmäßigen Herstellung von Brot nach den Geschäftsbüchern einer Brotfabrik benußt, ‘um nachzuweisen, um welchen Betrag die Preisdifferenz zwishen Brot und Noggey diese normalen Herstellungskosten in den einzelnen Monaten überschritten hat. Der Verfasser kommt dabei zu dem überrashenden Ergebnis, daß der Brotpreis bei den tatsählih gezahlten Roggenpreisen um 1—5 H für das Pfund oder um 4—20 S für das vierpfündige ausbrot zu Gunsten der Konsumenten hätte billiger sein können, oder aber daß die Tonne Roggen in .dem Zeitraum von 1886 bis 1903 um 27—100 M zu Gunsten der Produzenten hätte teurer- sein können, ohne daß die Konsumenten höhere Brotpreise hätten zahlen müssen, wenn eben zwishen dem Großhandel! und dem Kon- sumenten nur die fabrikmäßig eingerihtete Bäckerei stände. Hailer denkt deshalb an eine große Organisation, die den Getreideproduzenten mit dem Brotkonsumenten in nähere Beziehungen bringen foll und für den Brotkonsumenten ebenso vorteilhaft wäre wie für den Landwirt.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Verband der Taxameterdroschkenbesizer Berlins und der Umgegend hielt am 21. d. M. eine Versammlung ab, in der, wie die Voss. Ztg." mitteilt, die Forderung der Berliner Droschken- futsccher (vgl. Nr. 300 d. Bl.) einstimmig abgelehnt wurde mit dem Hinweise, daß diese bei dem jeBigen Lohn einen Wochenverdienst von 98 bis 32 M haben, der Trinkgelder gar nicht zu gedenken, und die Fuhrherren niht in der Lage sind, einen höheren Lohn zu zahlen. Um nun diejenigen Fuhrherren, bei denen die Kutscher im Ausstande sind, ¡u unterstüßen, beschloß die Versammlung, sämtliche Kutscher, die bei Verbandsmitgliedern beschäftigt sind (2500), am 23. d. M. zu ent- lassen und ihnen anheimzustellen, am 24. d. M. gegen einen Lohn von 40 v. H. der Tageseinnahme wieder in Dienst zu treten. Zur strengsten Durhführung des _Aussperrungsbeschlusses haben sich die Mitglieder des Verbandes bei hohen Konventionalstrafen verpflichtet. Fin fühlbarer Mangel an Droschken wird troydem wobl nicht zu be- fürhten sein, da über 7000 Tarameterdroshken in Berlin im Be-

triebe sind. / / A

Zu dem Ausf\tand in den Kachelofenfabriken in Velten und Fürstenwalde (vgl. Nr. 279 d. Bl.) wird der : „Voss, Ztg. berichtet, daß es dem Landrat von Wilms C ist, die Fabrikanten in Velten zu einer kleinen Lohnzulage zu bewegen. Die Arbeitnehmer werden \icherlih mit dieser Zulage zufrieden sein. So dürfte der 12 Wochen lang andauernde Ausstand in den 46 Fabriken in Velten und Fürstenwalde sowie die Arbeiteraussperrung in den 50 anderen Nerbandsfabriken, wie Meißen usw., beendet sein

Eine gestern abend in Crefeld abgehaltene Generalversammlung des Vereins der niederrheinishen Textilindustrie und ihrer Hilfsindustrien bewilligte einstimmig, wie die „Kölnische Volkszeitung“ meltet, den Antrag des Industrievereins in Werdau auf Unterstüßung der vom Ausstand betroffenen Crim- mitschauer Fabrikanten durch Barmittel.

In M hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Fachvereinigung der in Restaurants usw. Angestellten in allen Restaurants, Cafés usw. einen Aufruf verteilen lassen, in dem die Berufs- genossen aufgefordert werden, heute die Arbeit einzustellen, fich an einer Kundgebung vor dem Senatésgebäude zu beteiligen uind am Nachmittag an einer Versammlung in der Arbeiter- bôrse teilzunehmen. Heute sind die Bäckergesellen ¡u ciner Sißung in der Arbeitsbörse zusammengetreten und berieten über allgemeine Einstellung der Arbeit. Der Saal war sehr voll. An den Zugängen waren strenge Maßnahmen zur Aufrecht- erhaltung der Ordnung getroffen. Die Bäckereien der Stadt werden von Munitzipalgarden bewacht. :

Im ganzen Kanton Tessin sind gestern, wie der „Voss. Ztg.“ aus Bern telegraphiert wird, sämtlihe Buchdrucker und Seßer in den Ausstand getreten. Die Zeitungen können nit erscheinen.

In Buenos Aires ruhen infolge eines Ausstandes der Hafen - arbeiter usw. die Arbeiten im Hafen, wie „W. T. B.“ erfährt, vollständig. é

Kunst und Wissenschaft.

Im Palast des Minos.

em leßten Heft der „Grenzboten" gibt Friedrich Seiler einen interessanten Bericht über die neuesten Ausgrabungen auf Kreta. Es handelt sih hierbei besonders um die Funde, die man an der Stelle des alten Knossos, „woselbst Minos, der Vertraute des großen Zeus, König war“ (Odyssee 19, 179), gemacht hat. Die Stadt Knossos, so berihtet Seiler, die eint das ganze umliegende Terrain eingenommen hat, ist bei den Ausgrabungen ne gar nicht in Angriff genommen, sondern nur der Palast, und bei diesem war ehen die zweite Jahreskampagne in vollem Gange. Es hatte sich \chon herausgestellt, daß auf dem mykenischen kein spâteres Gebäude errihtet worden ist. Denn alles, was si bis jet gefunden hat, stammt aus mykenischer oder noch älterer Zeit. Die Königsburg ist sicher zerstört und dann vielleicht verfluht worden, sodaß niemand ih auf den Trümmern anfiedeln durfte. “Noch war ¡ur Zeit unserer Anwesenheit nit der ganze Palast aufgedeckt, aber doch hon eine ganze Reihe überaus stattliher Räume“ und Säâle, die von Pfeilern und Säulen getragen wurden und zum Teil noch ein ¡weites Geschoß über \sih hatten. Auf den Pfeilern sind hier und da Doppelbeile oder ODreizacke eingehauen, Zeichen, die jedenfalls eine religiöse Bedeutung hatten. Mehrere große Höfe liegen zwischen den ebäuden, und Kanäle leiteten unter den Mauern das Wasser aus dem ganzen Palast ab. Das Baumaterial is vorzüglich, vielfa ist Ala- baster verwandt worden. So bestehen z. B. die Außenmauern aus großen Alabasterquadern. Auch ziehen sich über die Mitte der Höfe und Korridore breite Alabasterstreifen hin, gleih Zimmerläufern, für die Herrschaften. Das Niveau der einzelnen Säle ist verschieden hoh, die Anlage scheint terrassenförmig gewesen zu sein. Der Mon war, wie alle diese mykenishen Königsburgen, niht bloß ohn- stätte, sondern zugleich auch Fabrik und Warenniederlage, eine leine Stadt für ih, in der alles zum Leben Notwendige teils erzeugt, teils aufgespeihert wurde. Neben den herrschaft- lihen Räumen gab es Schaßkammern, Magazine und Werk- stätten. In einer von ihnen fand sich noch eine von dem Arbeiter unvollendet hinterlassene Prachtvase. Ja sogar ein Schulzimmer cheint vorhanden gewesen zu fein, ‘wo jedenfalls die wichtigen Künste des Schreibens und Rechnens gelehrt wurden. Die Magazine sind in langen Korridoren angelegt, an deren Wänden je eine Reihe riesiger, fast mannshoher Tongefäße, fogenannter Prei, steht. Sie haben Griffe zum Tragen und sind mit umlaufenden Ringen ornamentiert. In einzelnen von ihnen waren noch Bohnen, în anderen, die sich leer zeigten, wird Del oder Wein gewesen sein. Auch diese Vorratsräume haben Fußboden aus Alabaster. In diesen Fußböden sind in gewissen Abständen viereckige Aus- hnitte, die mit Steinplatten ges lossen und dadurch unkenntlih ge- mat waren. Darunter find viereckige Löcher, bisweilen sogar zwei untereinander, die jedenfalls dazu bestimmt gewesen waren, die eigent- lihen Wertgegenstände, Shmukstücke und dergleichen zu bergen. Da man in ihnen nichts entdeckt hat, so muß man annehmen, daß sie bei der roberung und Zerstörung des Palastes vom Feinde aufgefunden und ausgeplündert worden sind. ie interessanteste KRäumlichkeit aber ist ‘der Badesaal des Königs. Durch einen Vorraum, zu dem vier Türen und drei Stufen führten, gelangten wir in einen Raum, der ¡war nicht so groß wie die eigentlichen Méegara, aber immerhin recht ansehnlih if. Fast bie ganze eine Seite dieses Ge-

mas ift von einem ziemlich tiefen, viereckigen Bassin eingenommen, zu dem Stufen hinunterführen. Allerdings hat man keinen Ein- und Abfluß entdeckt. Das Wasser wird also hinein- und heraus- getragen worden sein, und jedenfalls hat in dem Bassin noch eine Wanne gestanden. Vom Saale ist es durch eine Balustrade getrennt, und vor dieser steht wiederum eine Steinbank. An der dem Bassin gegen- überliegenden Wand steht das merkwürdigste Stück des ganzen Palastes, nämli ein ganz unversehrter, fest in die Wand eingeiügter Pran aus Alabaster. Es ist einfach ein Me die Lehne in Wellenlinien geshweift, der Siß dur flahgewölbte ertiefungen den Formen der menschlichen Sißorgane angepaßt; für die Füße ist eine niedrige Platte vorgelegt. Auch zu den Seiten dieses Stuhles stehen Steinbänke. Holz- säulen hatten einst die Decke des Gemachs getragen, roter Stuck seine Wände geziert. Neben dem Sessel hatten die beiden Greifen Wache gehalten, die uns im Muscum der Stadt aufgefallen waren. Hier also hatten die alten Könige von Knossos vor und nah dem Bade gesessen, hier hatte der weltberühmte Minos Gericht abgehalten, ehe er in der Unterwelt dasselbe Geschäft begann.

A. F. Aus der reihen Tagesordnung der leßten Versammlung der freien photographischen Vereinigung interessierte vor alleni, - was Geheimrat, Professor Dr. Fritsch über von ihm her- gestellte Dreifarbenaufnahmen mittels Mikrof\k ops mitteilte. Die Schwierigkeiten solcher Aufnahmen beruhen im wesentlichen dar- auf, daß die für mikroskopishe Bilder notwendige Ginebnung des Objekts Unschärfe und Deckungen einzelner Bildteile erzeugt, daß die Objekte an sh nur ausnahmsweise genügende leuhtende Farbe zeigen, und vor allem, daß die Aufnahmen nur bei künstlihem Licht vor si gehen können, das mit Sonnenliht verglichen, die Farben be- einträhtigt. Der Vortragende ist der leßteren Benachteiligung nah Möglichkeit durch Anwendung von Zirconliht Herr geworden, das von allen kfünstlihen Lichtquellen dem Sonnenliht am verwandtesten ist. Er legte die bunte Mikrophotographie der Retina eines Tauben- auges vor, wobei die hôöhstmögliche Vergrößerung von 780 Linear in Anwendung gebracht worden is. Die Exposition hatte eine halbe bis zu einer ganzen Minute gedauert. Von den Farben zeigte sich Not *als am besten wiedergeaeben. Bei dieser Gelegenheit mate der Vortragende von einer höht merkwürdigen Entdeckdung auf dem Gebiet der Physiologie des Farbig-Sehens Mitteilung. Be- fanntlih besteht seit Young-Helmholß die Annahme, daß in der Nets haut des Auges dreierlei Arten Nervenfasern sich ausgebreitet finden, deren eine nur für rotes, die andern nur für blaues, die dritte nur für gelbgrünes Licht empfindlich ist, und daß die verschiedenen Farben- empfindungen entstehen, je nahdem eine oder zwei oder alle drei diefer Nervenfäden Eindrücke von der S empfangen. Diefe An- nahme ift bisher, weil ein objektiver Beweis dafür nit zu erbringen, nur Theorie, die in dem Grade an Wahrscheinlichkeit ihrer Nichtig- feit gewinnt, je zutreffender sich die Erscheinungen durch sie deuten lassen. Jett nun ist an Vogelaugen die Erfahrung gemaht worden, daß si mindestens bei diesen das Farbigsehen der Außenwelt anders ver- halten muß. Nach diesen Ermittelungen finden fih nämlich in die Pigmente der Zellen des inneren Auges verschiedene farbige ODelkügelchen ein- gelagert, die anscheinend für das Sehen des Vogels als Farbfilter dienen. In den Augen der höheren Tiere und des Menschen hat ähnliches bis jeßt niht entdeckt werden können. Noch machte der Vortragende darauf aufmerksam, daß die farbige Aufnahme von Bolarisationsbildern ein auffallend günstiges Resultat ergebe, was auch Privatdozent Dr. Kißling aus eigener Erfahrung bestätigte. Dies abweichende Verhalten des polarisierten Lichts verdiene Beachtung und zum Zweck farbiger Aufnahmen mittels Mikroskops zu verwerten. Die Schwierigkeiten des Aufnahmeverfahrens behufs Herbeiführung der Kongruenz und genauer Deckung der drei Bilder seien übrigens so groß niht, wie man geneigt ist, sie einzushäßen, wenn au zugegeben werden müsse, daß häufig eine geringe Er- \{hütterung hinreiht, die hon hergestellte Kongruenz wieder zu ver- nichten. Unter den übrigen Mitteilungen sind von Interesse der von Oberlchrer Günzel gegebene Bericht über ein .Dyner* genanntes Objektiv von Voigtländer u. Sohn, das Astigmatismus und Coma beseitigt (d. i. zu 1 die Eigenschaft _optischer Linsen, den senkrehten Schenkel eines Kreuzes \{chärfer wiederzugeben als den wagerechten, zu 2 eine Bildtrübung, die einem Kometenschweif ähnelt), und die Vorführung einer neuen Lichtquelle von enormer Leuchtkraft für Projektionszwecke. Diese von Herrn Franz Kühn gezeigte Licht- quelle besteht in einer Nernst-Lampe, die reht geshickt in einen para- bolischen, ihre Strahlen zusammenfassenden und parallelisierenden Spiegelapparat eingefügt ist. Die Lampe foll 750 Normal- ferzenstärke besißen; doch wurde dies bezweifelt und die Stärke so wesentlich untertaxiert, daß in nächster Sißung ein Versuch angestellt werden soll, die besondere Anwendbarkeit der Lampe für P R nen darzutun. Von Direktor Cobenzl wurden eine große

nzahl auf verschiedenen Stoffen, namentli Velvet, her- gestellter Photographien vorgelegt sowie Bilder auf einem neuen Bromsilber- und Chlorbromsilberpapier mit Metallgrund (dünnes Aluminiumblech), die einen eigentümlichen ilber- artigen Glanz zeigen, der indessen nicht als ein Vorzug zu betrachten is und anscheinend geringe Anerkennung fand. Um fo mehr wurde eine Serie von Herrn Franz Kühn in 1/2500 Sekunde Belichtung hergestellter Augenblicksphotographien bewundert, darunter die ungewöhnlih \charfe, bedeutende Vergrö Eg der Originalaukf- nahme in 13 auf 18 cm eines Automobils, das photographiert wurde, während es sih mit einer Geshwindigkeit von 130 km in der Stunde bewegte.

A. F. Zum Weihnachtsfest bringt das wissenschaftliche Theater der „Urania* (Taubenstraße) einen neuen, szenishch aus- gestatteten Vortrag: „Der Erdball als Träger des Lebens“, verfaßt von Wilhelm Bölsche, mit Dioramen und szenishen Ein- rihtungen von H. Harder und W. Kranz; den Vortrag hat Herr Wagner übernommen. i

Die Vorführung zerfällt in zwei Akte. Im dunkeln Hause er- scheint auf dunklem, das Himmelsgewölbe darstellendem Grunde zuerst die Erde als ein kleiner Stern, so etwa, wie sie dem Marsbewohner ersheinen mag, der zu einer Reise nah der Erde aufbricht. Mit seiner Annäherung an die Erde wird das Sternchen größer und größer, erst zum Scheiben, dann zur leuchtenden Scheibe, auf der aber, weil dort Tag ist, deutlih die Umrisse von Nord- und Südamerika unterschieden werden. Auf der Erde angelangt, fündet ein Meteorfall, ein Brillantfeuerwerk von Sternshnuppen, wie es die bekannten Sternshnuppennächte kennzeichnet, daß die Erde in beständiger Beziehung steht zu dem von geballter Materie erfüllten Kosmos. Der erste Besuch gilt dem Meer in der un- geheuren Tiefe von einigen tausend Metern. Auf dem Wege dahin bewundern wir das Meeresleuchten, als erstes Zeichen tierishen Lebens, das auh am Meeresgrunde noch vorhanden ift, u. a. in der wundersamen Gestalt von Fischen, die in der \{warzen Nacht der Tiefe mit einem eigenen Leucht- apparat ausgestattet sind. Beim even durch eine Meile Wasser passieren wir Tangwälder und Medusenshwärme, beide von ungeheuren Abmessungen, und landen nah einem Blick auf eine Korallenbank auf einem Atoll inmitten tropishèr Vegetation. Dann begegnen wir andern Lebens\puren in der Tiefe einer Tropfsteinhöhle und werden mit den Riefensauriern der Kreidezeit bekannt. Spätere Tiergeshlehter finden wir zur Eiszeit an den abshmelzenden Rändern der 1000 m starken Eisdecke über Norddeutshland als Höhlenbewohner zugleih mit dem Menschen. Der zweite Akt enthält ausgewählte, die verschiedenen Ersheinungs- und Lebensformen auf der Erde in charakte- ristishen Darstellungen vorführende Bilder, u. a.: das Leben in der Tundra, bei den Pinguinen des Südpols, neusceländishe Algen und Farnwald, Borneo, Ceylon, die Riesenbäume, Pflanzenleben in Mexico und am Orinoco, im Papyrusdickicht der Nilquelle, eine Hochgebirgs- matte, auf der höchsten Gebirgszinne. Den Schluß bilden zwei be- sonders wirkungsvolle Bilder: ein Sonnenuntergang in der Sahara und eine Mondnacht an den Memnonss\äulen.

Land- und Forftwirtschaft.

Die 18. Wan derausstellung der Deutschen Landwirtschaft s- Gesellschaft zu Danzig vom 9. bis 14. Juni 1904.

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellshaft berichtet :

Die gewaltige Entwickelung, welche die Technik der Landwirt- {haft in Deutschland in den leßten Jahrzehnten genommen hat, T nicht zum mindesten durch das landwirtschaftliche Vereinswesen mit hervor- erufen worden. Anfangs nur lokal tätig, hat sich dasselbe dank der erkehr8entwickdelung in unserem Vaterlande bald von den engen Kreisen losgelöst und sih weitere Grenzen gesteckt, sodaß die Lokalvereine ih zu Kreis- und Provinzialvereinen zusammenschlossen. Wenn fh nun auch in diesen Vereinen Gelegenheit genug fand, gemein- \chaftlihe Einrichtungen zur Belehrung und Anregung auf allen Ge- bieten zu treffen und Erfahrungen, Ansichten und Meinungen über die verschiedensten Fragen der Landwirtschaft auszutauschen, so fehlte doch immer noch bis vor wenigen Jahrzehnten eine Vereinigung, welche die gesamte deutsche Landwirt\Gat umfaßte und von Nord bis Süd und von West bis Ost zusammens{chloß.

Auch hatte bis vor wenigen Jahrzehnten das landwirtschaftliche Aus\tellungswesen in Deutschland noh nicht die Höhe erreiht, die es haben sollte, um das, was notwendig war, zu leisten, während man do in anderen Ländern hierin uns bei weitem voraus war. Wohl hatten in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrbunderts allgemeine deutshe landwirtschaftlihe Ausstellungen {tattgefunden, denen au eine segensreihe Wirkung zuzuschreiben war, aber bei der unregelmäßigen, ja seltenen Wiederkehr folcher Ausstellungen standen die Erfolge derselben doch nicht recht im Einklang mit dem Erhofften.

Dem Bedürfnis nach einem einheitlihen Zusammenschluß der deutschen Landwirte zur Förderung der Technik der Landwirtschaft und nah einem geregelten Ausstellungswesen zu diesem Zweck wurde ab- geholfen, als ‘im Jahre 1883/84 auf Veranlassung des Ingenieurs Max Eyth die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft mit ihrem Siß in Berlin gegründet wurde.

Die Deutsche Landwirtschafts - Gesellschaft, die seit nunmehr 19 Jahren besteht, hat demnah die Aufgabe, unter Zusammenschluß der gesamten deutschen Landwirte in allen Teilen des Vaterlandes für die Förderung der Technik der Landwirtschaft zu sorgen.

Diesen ihren Zweck glaubt sie unter anderem doch nicht in leßter Linie dadurch zu erreichen, daß sie alljährlih landwirtschaftlihe Wander- aus\tellungen veranstaltet, auf denen gezeigt werden kann, bis zu welcher Höhe die landwirt|chaftlihe Gütererzeugung schon fortgeschritten ist, und die dazu bestimmt sind, zu fernerem Fortschritt und weiterer Tätigkeit anzuregen. :

Um aber der gesamten deutshen Landwirtschaft den Segen dieser Ausftellungen zuteil werden zu lassen, werden diese niht immer an Ziuniniellón Orte abgehalten, sondern die Deutsche Landwirtschafts- Gesellshaft wandert damit von Gau zu Gau. j

Zu diesem Zwecke ist ganz Deutschland in 12 Gaue eingeteilt, die in der Reihenfolge besuht werden, daß abwechselnd die Aus- stellungen einmal öftlih der Elbe, einmal westlich von der Elbe und nördlih vom Main und dann südlih vom Main L werden.

Im Jahre 1904 wird nun die Deutsche Landwirtschafts-Gesell- {aft mit ihrer Ausstellung ihre Einkehr in Gau 1, welcher Ost- und Westpreußen umfaßt, halten. Aber es wird auch zu erwarten sein, daß nicht nur diese Landesteile, sondern auch die benahbarten Gebiete, wie die Provinzen Pommern, Brandenburg, Posen und Schlesien, regen Anteil an dem Unternehmen nehmen werden.

Zum ersten Male wurde der Gau 1 im Jahre 1892 von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft besuht, als Königsberg zum Ausstelungsort gewählt wurde. Im Jahre 1904 wird nun die Stadt Danzig vom 9. bis 14. Juni ihre gastlihen Tore zum Empfange der Ausstellungsbeshicker und Besucher öffnen. Die Ausstellung zu Königsberg wurde mit 339 Pferden, 810 Rindern, 449 Schafen, 942 Schweinen und 712 Nummern Geflügel in der Tierabteilung beschickt. An Erzeugnissen waren 731 und an Geräten 2305 Nummern ausgestellt. An Geldpreisen wurden 80538 # und an Preisgaben 81 Stück verteilt. Die Ausstellung selbst wurde nur von 44 287 Be- suchern aufgesuht, die geringste Zahl von Besuchern dieser Wander- ausstellungen. Es ist zweifellos, daß die Ausstellung in Danzig die Ausstellung von Königsberg bei weitem übertreffen wird. Dies ist {hon durch die Gesamtentwicklung der Wanderausftellungen ge- währleistet. / (

Bei der großen Bedeutung, welche die Pferdezucht {hon seit langen Zeiten im Ausstellungsgebiet gehabt hat, und bei ber großen Entwickelung, welche die Zucht des s{chwarzbunten Niederungéviehes und die der Merinofleishshafe dort gemacht hat, ist zu erwarten, daß die L an Pferden mindestens wohl eine gleihe wie in Königsberg sein wird, mit den übrigen Tierarten jedoh eine größere, als vor 12 Jahren. j j E

Zur Beschickung der Ausstellung in Danzig rüsten {ih nunmehr die Úindwirtschaft und die Maschinenindustrie, soweit diese für die Landwirtschaft tätig ist, niht nur in dem Gau 1 selbst, sondern au in ferner gelegenen Teilen unseres Vaterlandes, sodaÿ in den Juni- tagen ein lehrreihes und interessantes Bild dort sih den Besuchern zeigen wird. Auch die Stadt Danzig trifft jeyt die ersten Vor- bereitungen, um die Deutsche Landwirtschafts-Gesellshaft gastlich auf- zunehmen.

Getreidemarkt in Genua und Savona.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Genua berihtet unterm 11. d. M.: Der Markt verharrte in seiner flauen, lustlosen Stimmung, die bereits im Oktober Play gegriffen hatte. Das Ge- {äft war infolgedessen sehr till und die Umsäße beschränkten ih auf wenige Abschlüsse in verfügbarer Ware. Die Nachfrage nach aus- ländishem Getreide war infolge der außerordentli günstigen Ernte Staliens in den legten Monaten überhaupt verhältnismäßig sehr {chwach.

Die Preise für inländishe Ware blieben ziemlich unverändert und bewegten sh von 22 bis 24 Lire für den Doppelzentner loko je nah Bes chaffenheit. Die Preise für auéländische Ware waren an und für sich chwach behauptet und gingen infolge der {wachen Nach- frage der italienishen Importeure um 25 bis 50 Centimes für den Doppelzentner herunter.

Es wurden gehandelt: s Dur Taganrog 10 Pud prompt. . - ch «ch « + 16 —15è # Dur Noworossisk 10 Pud Dezember/Januar 16 ; Azima 10 Pud bis 10 Pud 9 R ., 17 —16è Ghirka Ulka-Nicolaieff p. 9,30 . . 15,874—50 Mais Donau S O S . 11{—11 Hafer und Leinsaat geschäftslos. i L

Man schäut die Differenz des Imports in fremder Ware seit September auf s E von 2 bis 3 Millionen Doppelzentner gegen den gleichen Zeitraum 1902. : :

Bie De teri aat steht nach amtlihen Berichten in Ligurien vorzügli, au die Olivenernte hat troß der Ungunst des Wetters im November gute Ansichten. i ; |

Am 30. November d. J. stellten sich die Getreidevorräte und die Preise für den Doppelzentner in Summa, wie folgt :

Preise , inländish

Vorräte unverzollt

Weichweizen . . 12400 dz 15,25—15,75 Goldfr. 23,75

rer adt ¿c BRRT e 157/s—16 L A L O 4 11—13

Mo «s a 6

1:500 12,50 s Ba er . 6000 , 10,25—10,50 , 4 A a R Fn Savonua stellten sih die Preise für den Doppelzentner ver=-- ¡ollt, Folgen Ere:

r. n

17,50—18 15,25——15,50