1853 / 161 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

E E A Eo miar

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Abendsißung begann mit der Erklärung Laæyard's, daß die Re- gierung ohne fein Wissen seine Motion über die russisch =- türkische Frage ver\hoben habe, Sir Ch. Wood entschuldigt dies mit Lord John Russell’s Unwohlsein, Auf eine Anfrage erwidert Lord Palmerston, daß an der zeitweiligen Unterbrechung der Sulina =Schifffahrt zum Theil das Wetter s{uld sei, indem Das Austreten ver Donau die Gewalt der Strömung vermindert und die Ablagerung des Schlammes vermehrt habe. Als Rußland das Donau- Delta in Besip genommen, habe es sih verpflichtet, die Donau- Mündungen in fahrbarem Zustande zu erhalten. Diese Verpflichtung habe es wiederholt anerkanuf und auf seine ( Lord Palmerston's ) Beschwerden stets geantwortet, daß es unablässig an der Räumung des Sulinag - Kanals arbeite. * Die Sache verhalte sich_ über fo, d so. Tage die Türken das Delta besaßen, stets 16 Fuß Wasser über dex Barre waren z unter den Russen fiel diese Wassertiefe auf 11 Fuß und selbst diese 11 Fuß fließen in einer so \chmalen Rinne zwischen deu Sandbänken und den dort liegengebliebenen Wracks, daß ein Schiff selbst bei ruhigem Wetter und mit einem tüchtigen Lootsen nur {hwer die Mündung passiren kann. Offen- bar werde der gute Wille, den man von Seiten der russischen Re= gierung vorausfeben müsse, durch Lokal-Jnteressen in Schach ge= halten, Auf eine anderweitige Anfrage erklärte Lord Palm er- ston, daß eine Bill gegen Wett-Anstalten vom Attorney=-General vorbereitet werde und wohl noch in dieser Session dem Parlamente werde vorgelegt werden. Die Erbschaftssteuer-Bill ging nah lan- ger Diskussion und nach Verwerfung mehrerer Amendements, durch die Comité-Berathung.

Nath einer telegraphischen Depesche der „Köln. Ztg.“ aus London vom 9, Juli, Morgens, zog im Unterhause am 8ten Abends Herr Layard seinen Antrag in Betreff des russisch=türkischen Zwistes zurück, und zwar. auf Bitten des Lord Palmerston, weil bei dem zwischen den Kabinetten von Frankreih und England be- stehenden vollständigsten Einverständniß eine öffentliche Diskussion \chädlich sein könnte.

Die Königin Christine von Spanien ist am 4, Juli mit ihrer Familie von Madrid abgereist, um sich direkt nah Paris zu begeben, Auch vie Königin Jsabella ist an demselben Tage mit ihrem Gemahl und den Prinzen und Prinzessinnen der könig-= lichen Familie nah dem Escorial abgereist, woselbst sie drei Tage verbleiben, um dann nach La Granja sich zu begeben, |

Das „Journal de St. Petersbourg““ enthält eine neue Circular =- Depe sche, welche das kaiserliche Kabinet feinen Ge= sandten und diplomatischen Agenten in der Absicht mittheilt, um das Einrücken der russischen Truppen in die Donau =- Fürstenthümer zur Kenntniß der einzelnen europäischen Regierungen zu bringen, und die politischen Gesichtspunkte und Intentionen, welche sich daran knüpfen, darzulegen, Die vom 2, Juli datirte Depesche lautet in der Ueberseßung, wie folgt :

Germ:

Meine Circular - Depesche vom 30, Mai hat Ske von dem Abbruch

der diplomatischen Verhandlungen mit der ottomanischen Regierung in Kenutniß gesezt. Sie hat Sie beauftragt, das Kabinet, bei welchem Sie beglaubigt sind, von den Beeinträchtigungen zu unterrichten, die fic die Pforte gegen uns hat zu Schulden kommen lassen, von unfern vergeblichen Bemühungen, dafür Genugthuung zu erhalten und von den nah und nah gemachten Zugeständuissen, zu denen uns unser aufrihtiges Verlangen ver- anlaßt hat, die guten und freundschaftlihen Beziehungen zur türkischen Re- gierung zu bewahren. Sie wissen, daß, nahdem wir hinter einander auf die Idee einer Garantie, gewährleistet in Form einer Conveution, Sened, oder irgend eines andern gleihbedeutenden Aktes Verzicht geleistet, wir unsere Forderungen auf die Unterzeihnung einer ein- fachen Note beschränkt haben, derjenigen, deren Wortlaut Jhneu mit- getheilt wurde. Sie werden daraus ersehen haben, daß diese Note, unab- hängig von den mehr besonderen Bestimmuugen in Betreff der heiligen Orte im Grunde, was die allgemeine Garantie betrifft, die wir zu Gunsten des Kultus reflamirt haben, nur eine einfache Bestätigung derjenigeu in sich \{chließt, in deren Befig wir seit langer Zeit siud. Jh habe schon be- merklich gemacht, daß die Unterzeichnung dieses Schriftstückes in deu Augen des Kaisers die einzige und wahre Genugthuung bilde, welche er für die Beleidigung annehmen könnte, welche man gegen ihn durch die Verlegung des Firman vom Jahre 1852, so wie der persönlihen Versprechungen, welche der Sultan damit verbunden hatte, gegen ihn begangen hat. J habe hinzugefügt, daß ein \solcher Aft auch im Uebrigen unumgänglich sei, a7 die Erlangung neuer Firmans , die eben so gut wie der erste ge- E werden könnten, für sich allein uns fein genügendes Pfand sür ie Zukunft sein können. Endlich habe ih Jhuen nicht verheimlicht, daß, wenn die Pforte nah acttägiger Bedenkzeit si weigere, unserer Forde- l Oie der Kaiser sich in der Nothwendigkeit sehen würde, fach ‘ang zu erhalten, zu entschiedeneren Maßregeln als einer ein-

en bbrechung der diplomatischen Beziehungen zu schreiten.

Si Sa ie der Pforte dieses Ultimatum stellten, hatten wir die gro- metitlih e N unsern Intentionen genauer unterrichtet; wir hatten na- tung die Ex reich und Großbritannien aufgefordert, uicht dur ihre Hal- regelri zu e fer G der Lage zu vermehren und nicht zu {nell Maß- in ihrer Opposition ia nerteiio die Wirfung haben würden, die Pforte. Kaisers noch mehr f aegen, andrerseits die Ehre und Würde des / le bereits waren, bei dex Frage betheiligeu würden.

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Jch bedaure, JIhuen jeßt anzeigen zu lefer zweiface N such unglücklicher Weise E E A I P N Aad)e Bere _ Die Pforte hat so eben, wie Sie aus dem beigefügten Schreiben Ne- schid Paschas erseheu werden, auf das von mir an ihn gerichtete Schrei- ben, elue vernelnende, oder wenigstens ausweichende Antwort gegeben 4d i Andererseits haben, die beiden Seemächte nicht geglaubt, auf die Be: trachtungen , welche wr ihrer erusten Aufmerksamkeit empfohlen hatten Rücksicht nehmen zu müssen. Jndem sie vor uns die Initiative erarifen, haben sie es für unausweihlih erachtet, unmittelbar mit einer tbe säch lichen (ellective) Maßregel denen zuvorzukommen, welche wir Tinten E als rem eventuell angezeigt hatten, weil wir vie Mex) UTGune Wrselben den Sudentschlusseu dexr Pforte unterordneten, und selbst in dem Augenblick iun welchem ih schreibe, hat die Ausführung derselben noc nicht ne : sie habeu auf der Stelle ihre Flotten in die Gewässer von Köistanthiovet ge\chicckt, sie nehmen bereits die Gewässer und Häfen des türkischen Reiches dicht bel deu Dardanellen ein. Durch diese vorgerückte Haltun 1 be uns die beiden Mächte unter den Druck einer drohenden a ion gestelit, welche, wie wir ihnen im Voraus bemerklich gemacht h R A der Krisis neue Verwickelungen hinzufügen mußte. inet ias

Angesichts der Weigerung der Pforte, welche dur ie M anifestati A und CEnglauds S I E O R möglich, die Entschlüsse, welche dex Kaise Tiraia ¿F A {Lu} ser davon abhängig gemacht hat,

__In Folge dessen hat Se. kaiserlihe Majestät dem in diesem Augen- blick in Bessarabien stehenden Truppentheile so eben Befehl zugehen lassen, die Grenze zu überschreiten, um die Donaufürstenthümer zu besezen j

__ Diese Truppen betreten dieselben nicht um der Pforte cinen Offensiv- ïrieg zu machen, deu wir im Gegentheil mit all' unsrer Macht so lange vermeideu werden, als sie uns nicht dazu zwingt, sondern weil die Pforte indem sie darauf besteht, uns die moralische Garautie welche wir zu er- warten ein Neczt hatten, zu verringern, uns nöthigt derselben proviforisch eine materielle Garantie zu substituiren; weil die Stellung welche die bei- den Mächte in deu Gewässern und Häfen ihres Reichs Angesichts ihrex Hauptstadt selbst genommen haben, da sie vou uns unter den obwaltenden Umständeu nicht anders denn als eine Occupation zur See betrachtet wer- den kann, uns überdies Grund giebt, das Gleichgewicht der gegenseitigen Stellungen mittelst der Aunahme einer militairischen Position wador her- zustellen, Wir haben übrigens nicht die Absicht, diese Position länger festzuhalten, als es unsere Chre oder unsere Sicherheit erforderu. Sie

| wird durchaus zeitweil.g sein, sie wird uns einzig zum Unterpfand die-

nen, bis bessere Rathschläge in dem Geiste der Minister des Sul- taus die Oberhaud gewonnen haben, Jndem wir die Fürstenthümer für einige Zeit beseßen, desavouiren wir im Voraus jede Jdee an Eroberung Wir verlangen nicht eine Gebietsvergrößerung zu erhalten, wissentlich und mit Willen werden wir uuter den christlichen Bevölkerungen der Türkei Feine Grhebung hervorzurufen suchen. Sobald diese uns die Genu thuun zugegeben habeu wird, welche uns zufkömmt, und weun gleich rel d Druck ausgehört haden wird, welchen die Haltung der beiden Seemächte

| auf uns ausübt, werden unsere Truppen sofort in die Gränzen Nußlands | zurückkehren. Was die Bewohner der Fürstenthümer betrifft, so wird die

Gegeuwart unsers Armee-Corps ihnen weder neue Lasten noch Contribu- tioueu auferlegen. Die Lieferungen, welche sie uns machen werden wer- den dur unsere Militairkassen zu gelegener Zeit und zu einem in voraus mit ihrer Regierung festgestellten Preise gezahlt Becdui «Wie Neinilvica und Berhaltungsmaßregelu , die wir uns in dieser Beziehung vorgeschriec ben haben, werden Sie in der beiliegenden Proklamation auseinandergeseßt N welche der Chef des Occupations-Corps, General Fürst Gortscha- P ijt, bet seinem Eintritt in beide Provinzen zu veröf- , Wir verheimlihen uns keineswegs, meiu Herr, wie groß die Trag-

weite der Haltung 1st, welche wir annehmen uud welche Folgen \chließlich daraus hervorgehen können, wenn die türkische Regierung uns nôtbigt, sie über den bestimmten und festen Kreis hinausgehen zu lassen in welchem wir sie eiugeschlossen zu erhalten wünschten. Aber die Lage ‘in welche die türkische Regierung uus bringt, indem sie die Sachen aufs Aeußerste treibt Bo O aues U E A verweigert, indem sie durch keine vron eon Ire er Arlt auf alle diejeuigen antwortet, welche der Für Mentschikof u Betreff der ursprünglichen Vorm sowohl A Ns Statio Mee A ied e N läßt uns feine andere Wahl. Noch

i: eremtiori\ sestgestellten Prinzipien, un eachtet der Mäßi- guug der Sprache in dem Antwortschreiben R cid N n D Note vom leßten Mai an die Repräsentanten Gt vier Did v C L tiuopel würden, weun mau sie buchstäblich nähme , B lu ah hinausgehen, als alle unsere erlangten Rechte in Frage zu stellen, als alle unsere fruheren Transactionen zu nichte zu machen. j

In der That, wenn die Regierung jede diplomatishe Verpflichtung, selbst die in Form einer ciufachen Note, in welcher es sich darum handeln sollte, mit einer fremden Negierung über die Religion und die Kirche Festsegungen zu treffen, für ihrer Unabhängigkeit und ihren Souverainctäts- rechten widersprehend erachtet: was soll aus der Verpflichtung werden, welche sle früher gegeu uns unter einer ganz anders verbindlihen Form eingegangen ist, iu thren Staaten unsere Neligion und die Kirchen dersel- ben zu {ügen ? i __ Um eiu fo unbedingtes Prinzip zuzulassen, müßten wir mit unseren eigenen Händen den Vertrag von Kainardji wie alle die, welche diesen be- O eaen freiwillig das Recht aufgeben, welches sie uns über- Me , Ds ér zu j ( I T : | QUR E fräftig geshügt Cie wachen, daß der griechishe Kultus in der Türkei ___ Ist es das, was die Pforte will? Hat sie die Absicht, sich aller srühereu Berpflichtungen zu entledigen und aus der gegenwärtigen Krisis vie Abschaffung eiuer ganzen Neihe von Beziehungen, welche die Zeit ge- heiligt hatte, ganz und gar hervorgehen zu lassen *

Das unparteiische Europa wird begreifen, daß, wenn die Frage sih so stellte, sie für Nußland, ungeachtet seiner versöhulichsten Absichten, auf friedliche Weise unlösbar würde. Denn es würde sich für uns um

, um unsern Einfluß, unfern moralischen Credit und unsere alen und religiösen Gefühle handeln. : Mau gestatte uns zu sagen, der gegenwärlige L nud Des ganze Nachhall , welchen die Presse der auswärtigen Kabinette ihm gegeben hat, E ‘auf einem bloßen Mißverständuiß oder jedenfalls auf einem S ail hinreichender Beobachtung unserer ganzen politischen An- ted raeint zu ignoriren oder man läßt aus den Augen, daß Ruß- in Wahrheit, durch Stellung und Vertrag, emes alten Uever- wachungsrechtes bis zur thatfräftigen Protection jewes Kultus A Lu genießt; und in der Behauptung dtejes alten Rechtes, welches Nupßland ait aufgeben möchte, will man die ganz neue Aumaßung eines gleich-

zeitig religiós.u und politischen Protektorats inbegriffen fiuden, dessen

Tragfähigkeit und Konsequenzen für die Zufunusi mau Uübertre1ibt, A “Das is das traurige Mißverständniß, welches die ganze gegenwärtige Krisis erhält. L : M Die Tragfähigkeit und die Consequenzen unjeres vermeintlichen neuen politischen Proteftorats haben feine wirkliche Existenz. Wir verlangen für unsre Glaubensgenossen im Orient nihts als genau deu status quo „_ als die Bewahrung der Privilegien, welche sie unter dem Schus ihres Sou- verains ab antiquo genießen. Wir wollen nicht in Abrede stellen, daß hieraus nicht für Nußland das hervorgehe, was man mil Recht ein re- ligiöses Patrouat nennen fönnte. Es ijt dasjenige, welches wir alle Zeit im Orient ansgeübt haben. Also, wenn bis hieher die Unabhängigfeit und die Souveraiuität der Türkei 1m Stande gewesen sind, sich mit derx Ausübung dieses Patronats zu vertragen, warunt sollte die eine oder die andre in Zukunft darunter leiden, da unsere Ansprüche sich gegenwärtig do auf das beschränfen, was im Grunde nichts als die einfache Bcestà- tigung derselben ift! 4 Wir baben gesagt und wiederholen es. der Kaiser will heute eben so wenig als er es früher gewollt hat, das türfische Reich stürzen odex sich auf Kosten desselben bereicheru. Nach dem jo gemäßigten Gebrauch, wel- hen er im Jahre 1829 von dem Frieden von Adriauopel gemacht hat, als dieser Sieg und seine Felg:n die Pforte seiner Guade überließen, nachdem er allein in Europa die Pforte im Fahre 1833 vor eimer unvermeidlichen Zerstückelung gerettet, nahdem er im Jahre 1839 vor den übrigen Mäch- ten die Juitiative zu denjenigen Vorschlägen ergrissen, welche, gemeinschast- lich zur Ausführung gebracht, den Sultan aufs neue überhoben haben, reinen Throu einem neuen arabischen Reiche Plaß machen zu sehen, wird es fast widerlich, uoch Belege für diese Wahrheit zu geben. Im Gegen- theil: das Grundprinzip der Politik unseres erhabenen Herrn ist zeder- zeit gewesen, so lange als möglich ben gegenwärtigen status quo 1m Orient aufrecht zu halten. Er hat das gewollt und will es noch, _weil dies im wahren wohlvextandenen Interesse Rußlands liegt, welches chon zu groß ist, um noch einer Gebietserweiterung zu bedürfen; weil das tür: fische Reich, günstig, friedlich, uuangreiseund als nüßliches Mittelglied zwijchen mächtige Staaten gestellt, den Sioß der Nivalitäten aufhält, die, wenn er erfolgte, sich unaufhörlich aneinander reiben würden, "um sich die Ruinen desselben streitig zu machen ; weil die menschliche Borsicht sich vergehens erschöpft, die geeignetsten Combinationen aufzufinden, um die Leere, welche das Vershwinden dieses großeu Körpers in dem politischeu Gleichgewicht zurüflassen würde, auszufüllen. Weun aber dies die wirklichen wahrhaften und redlichen Ansichten des Kaisers sind, }o muß auch, damit er denselben treu bleiben fönne, die Türkei sich gegen uns 1n euex solchen Weise benehmen, daß fie uns möglich macht, ul ihr 1n Gemeinschaft zu existiren; fle muß unsere besonderen Verträge und die Consequenzen re- spectiren, welche daraus hervorgehen, damit nicht Handlungen der Ureulo- igkeit, blinde Verfolgungen, beständige Bedrückung:u, die unseren Cultus treffen, uns in eine Lage bringen, die, auf die Länge unverträglich, uns zwingen würden, unser Heilmittel dagegen dem blinden Spiel des Zufalls anzuvertrauen. ; : : Dies, mein Herr, sind die Erwägungen, welche ste bei der Negie- rung... geltend zu machen haben, indem Sie durch die gegenwärtige Depesche die Entschlüsse und Absichten Sr. Majestät des Kaisers zur Kenut- niß derselben bringen. Empfangeu Sie, mein Herr u. st. w. Gez. _Nesselrode. - Das „J. de P.“ enthält außerdem folgende Proclamation: Bewohner der Moldau und Walachei! Se. Majestät der Kaiser, mein erhabener Herr, hat mir befohlen, euex Gebiet mit dem Truppentheil zu besezen, dessen Oberbefehl er mir anzuverirauenu geruht hat. U Wir kommen in eure Mitte weder mit Eroberungsprojecten, noch mit der Absicht, umzugestalten, weder dle Institutionen, welche euch regieren, noch die politishe Lage, welche feierlihe Verträge euch verbürgt habeu. l E : " vorläufi e Besitznahnme der Fürstenthümer, die ih auszuführen beauftragt biu, hat feinen anderen Zweck als den elnes unmittelbaren und wirfsamen Schutzes unter unvorhergesehenen und schwierigen Verhält- nissen, da die türkische Negierung, verkennend die zahlreihen Beweise einer aufrichtigen Allianz, welche der Kaiserliche Hof ihr seit dem Schluß des Vertrages von Adrianopel nnausgeseßt gegeben hat, unsern geve- testen Vorschlägen mit Zurückweisungen begegnet, unsern uneigennügzigsten Vorschlägen mit dem beleidigendsten Mißtrauen. L H In seinem Langmuth, in seinem steten Wunsch den Frieden im Orient wie in Europa aufrecht zu erhalten, wird der Kaiser etnen Anzriffsfrieg gegen die Türken so lange vermeiden, als seine Würde und die Interessen seines Rechtes es ihm erlaubea werden. | An dem Tage, wo er die ihm gebührende Genugthuung empfangen wird, so wie die Garantieen, welche erx das Necht hat, für die Zukunft zu verlangen, werden seine Truppen in die Gränzen Rußlands zurückkehren. Bewohner der Moldau und Walachei, ih erfülle zugleich einen Be- fehl Sr. Kaiserlichen Majestät, indem ih euch erkläre, daß die Anwesenheit Seiner Truppen in euerm Lande euch weder nene Lasten noch Contribu- tionen auferlegen wird, daß die Lieferungen der Lebensmittel zu gelegener Zeit durch unsere Militairkassen und zu einem im Voraus mit eurer Ne- gierung festgestellten Preise gezahlt werden,

unsere Verträge theuersten nation

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Blickt ohne Unruhe in die Zu \ t a y E keit euern (ändlichen Arbeiten A s ci aa Sees gehorcht dem Gesetz, welches euch regiert und den eingeseßten Behörden? Durch die treue Erfüllung dieser Pflichten erwerbt ihr ven besten Anspruch S edelmüthige Sorge uud den mächtigen Schuß Sr. Majestät des

Das energische Austireten des Freiherrn v. Bruck in Be= tre} der Affaire von Smyrna, wird der „Triest. Ztg.“ aus Kon= stantinopel vom 27. Juni geschrieben, hat bereits seine Früchte ge- tragen. Die Pforte hat in jeder Beziehung sich zuvorkommend gezeigt. Ein Pforten - Commissair begleitete am 27. Juni den Kanzler des Konsulates nach Smyrna, um die augenblickliche Ein- leitung zur Untersuung und Verhaftung der Rädelsführer und zu deren Auslieferung ‘an Oesterrei zu veranlassen. Der Gou- verneur von Smyrna, Ali Pascha, ist nicht blos abgeseßt, sondern er wird in ein entferntes Paschalik geshickt. Ueberhaupt erklärte sich die Pforte bereitwillig, in Bezug auf die Flüchtlinge Alles zu thun, was Oesterreich den Beweis liefern kann, daß sie durchaus niht den Gedanken hege, Unruhen in österreichischen Gränzianden zu begünstigen.

Brüssel, Sonnabend, 9. Juli. (Tel. Dep. d. C. B.) Nach einer telegraphischen Depesche der „Independance““ hätte das engli- he Ministerium in einem stattgehabten Minister-Conseil beschlossen, die Beseßung der Donaufürstenthümer als feinen Kriegssall anzu= sehen und die englische Flotte so lange außerhalb den Dardanellen zu belassen, bis eine Reclamation des Sultans erfolgen würde,

Leipzig, 9. Juli. Leipzig-Dresdener 2143 Br., 214 G. Säich- sisch-#ayerische 91 Br., 99k G. Sönhetsch-Schiceaische 102% Br., 1025 G. Löbau-Zittauer 37 Br., 36; G. Magdeburg-Leipziger 310 Br. Bectin- Anb a’'tische 1324 Br., 131; G. Thüringer 1115 Br., 1117 G. Anhalt- Dessauecr Landesbank-Acti-n Lit. A. 168 Br., Lit. B. 1577 G. Braunschw. Bankactien 114 Br., 1132 G. Wiener Banknoten 937 Br., 93 G.

* AmSterdam, 9. Juli, Die unbedeutenden Schwankungen in den Preisen der Staatspapiere an hiesìger Börse richteten sich diese Woche wieder nach den mancherlei Gerüchten über den anhängigen politischen Streit, und die Nachrichten, welche über den Gang der auswärtigen Märkte herkamen ; die Stimmung zeigte sich Anfangs für holländische Fonds ziemlich mait, einige ansehnliche Einkäufe, welche in Integralen geschahen, veranlassten aber wieder eine festere Haliung, mit Ausnahme jedoch von Aproz. wirkliche Schuld, die anscheinlich öster verkaust wurden, um dagegen andere Fonds anzuschaffen, Integrale blieben verwichenen Montag 625 pCt., doch gelten sie seit eimgen Tagen 632 pCt.; 3proz. wirkliche Schuld wechselte xzwischen 76 und 767 pCt und 4pros. do. ging von 94 auf 94 pCt. zurück, Die Actien der Handels-Maatschappy waren vorige Woche bis 130 pCt. emporgekommen ; nachdem kürzlich angezeigt wurde, dass die diesjähb- rige Dividende 80 FI. pr. Actie beträgt, ist deren Preis bis 1285 pCt. gewichen. Von den Kussischen Staatspapieren sind 4proz. Hopesche Certifikate von 94 um 4 pCt. gefallen und 934 pCt. geblieben; alte 5proz. Obligationen hielten sich dagegen fest auf 109 pCt. und 4¿proz. Englisch-Russìsche do. auf 100 pCt. Alte 5proz. Wiener Metalliques erfuhren täglich kleine Schwankungen zwischen 817 und 805 pCt., dem Schlusspreise; neue do. galten stets 94 pCt.; 2 proz. do. wichen von

2 auf 414 pCt. Spanische 1proz. neue Schuld ging erst von 22% bis 2277 pCt. zurück, erholte sich jedoch wieder auf den ersten Cours; 3proz. Binnenländische do. wechselte zwischen 42% und 427 pCt. und blieb zuletzt 42% pCt. Coupon - Beweise drückten sich von 6 auf 522: pCt. Griechische Obligationen von 87 auf 75 pCt.; Ausgestellte Granada-Schuld von 2 aut 97 pt. Portugtiesische Obligationen bes- serien sich anfangs von 385 bis 395 pCt., wurden jedoch gestern au 38!1- pCt. abgelassen. In Französischen Renten wurde nichts gemacht.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 12, Juli, Jm Opernhause. (108te Vorstellung.) Neunzehntes Gastspiel der Königsberger Operngesellschaft unter Mitwirlung der Miss ßywater aus London und des Herrn Düffke, Zum ersten Male wiederholt: Aschenbrödel, oder: Die Zauberrose, romantisch -komishe Feen-Oper in 3 Aufzügen, mit Tanz, nach dem Franz. des Etienne. Musik von Nicolo Jsouard de Malte,

Kleine Preise: Fremden-Loge 2 Rthlr,

Mittwoch, 13, Juli, Im Schauspielhause. 90ste Abonnements- Vorstellung. Zum ersten Male wiederholt: Rose und Röschen, Original - Schauspiel in 4 Akten von Charlotte Birch = Pfeiffer. (Fräul. Therese Franz: Rosa, Hr. Comment: Saldau. Fräul, Marie Franz: Röschen.)

Kleine Preise: Fremden - Loge 4 Thlr, 10 Sgr. 2c.

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