1853 / 167 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der K. K. bevollmächtigte Minister bei der freien Stadt Frankfurt , Freiherr von Menßhengen, wird sih Mitte Juli auf mehrere Wochen mit Urlaub von Frankfurt wegbegeben und es werden die Geschäfte der Legation , wie man vernimmt, von einem Beamten der österreichischen Bundes-Gesandtschaft bis zur Rückkehr des Gesandten verschen werden. Der Königlich hannoversche Bundestags=Gesandte, General Jakobi, hat sich nah dem Bâde- orte Schwalbach begeben. 6

Am 14. Juli, Vormittag 144 Uhr, ist Se. Königliche Hoheit der Regent von Baden mittelst Eisenbahn na Freiburg abge- reis. Dem Vernehmen nah werden Höchstdieselben Inspection über die dortige Besaßung halten, nach zweitägigem Aufenthalte daselbst Sich in gleicher Absicht nah Konstanz und sodann, zum Gebrauch einer Badekur, nah Badenweiler begeben. i

Am 13. Juli kam die bischsfliche Denkschrift aus der Presse zn Freiburgz sie ist in 4000 Exemplaren abgezogen worden, Der Titel lautet: „Denkschrift des Episkopats der oberrheinischen Kirchenproviuz an die hohen Staatsregierungen von Mliritemberg, Baden, Hessen, Kurhessen und Nassau. Freiburg i. B, Litérarische Anstalt 1853.“ Den hohen Regierungen werden wahrscheinlich schon gegen Ende dieser Woche die betreffenden Exemplare über- reicht werden. Diese Denkschrift wird etwa in zwei Wochen in den Buchhandel kommen.

Im Königreich Württemberg werden die diesjährigen Herbstmanvöver wegen Verspätung der Ernte auf den Monat Okto- ber vershoben werden. Sie sollen im Ganzen 3 Wochen dauern und die Richtung gegen Mergentheim bekommen,

Am 14, und 15. Juli haben in Osnabrück auf Grund der Städte-Orvuung des Ortsstatuts die neuen Bürgervorsteher- Wahlen stattgefunden. Noch nie hat wohl dort eine solche Theil- nahme der Bürgerschaft bei einer folchen Wahl stattgefunden wie dieses Mal. Das Interesse an der Sache war deshalb so groß, weil die 16 Bürgervorsteher 3 Senatorenstellen im Magistrate ge= meinschaftlich mit diesem zu beseßen haben. Jn allen 4 Stadt- vierteln sind die von der demokratischen Partei aufgestellten Kan- didaten zu Bürgervorstehern gewählt, Jhr Verbündeter war der Piusverein. i

Die Frau Großherzogin Mathilde von Hessen König- liche Hoheit, welche am 14, Juli in Schloß Nymphenburg eintraf, wird am 16. Juli die Reise nah Beréhtesgaden zu den Königlichen Eltern fortseßen. Der Königliche Ministerial= (und Cabinets=) Se-= cretair Hr. Schuller hat sich am 15. Juli mit mehrfachen mini= steriellen Vorlagen an Se. Majestät den König von Baiern nah Bamberg begeben, und wird dort die Rückkehr des Monarchen aus Preußen, die im Laufe der nächsten Woche erfolgt, erwarten, Mit Bestimmtheit vernimmt man, daß Se. Majestät der König das Ahb= halten einer Zollvereins-Judustrie-Ausstellung im kommenden Som- mer in München genehmigt hat.

Sp Maste dex Katser von Desterreich hat gm 14. Juli früh 4 Uhr Brünn verlassen und is nah einer kurzen Besichtigung der Bezirks-Hauptmannschaft in Wischau ohne Aufent- O bis Proßniß gefahren und hat daselbst das K. K. Militair-

rziehungshaus besichtigt. Auf der ganzen Strecke von Brünn bis Proßniy waren berittene Landesbewohner mit Fahnen zugeströmt, welche eben so wie die in den Ortschaften an Triumphbogen ver= sammelte Geistlichkeit und Volksmenge Se. Kaiserliche Majestät mit jubelndem Ruf der Freude und Anhänglichkeit ehrfurchtsvoll be- grüßten. Jn Olmüy wurden Se, Majestät ebenfalls feierlichsstt von der freudigen Menge und in dem fürsterzbischöflichen Palaste von dem Herrn Fürsterzbischofe und dem versammelten Metropolitan= Kapitel, so wie von den Militair- und Civil-Autoritäten, ehrfurchts- voll empfangen. Hierauf geruhten Se. K. K. Majestät, in die Amtsgestion der Kreis = Regierung, des Landesgerichts und der Finanz - Bezirks = Verwaltung Einsicht zu nehmen, die Frohnfeste zu besichtigen und der dortigen Kadetten-Compagnie eine besondere und längere Aufmerksamkeit zu widmen.

In Frohsdorf wurde am 14. Juli das 36. Geburts- fest Jhrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzessin Mar ite Theresia von Oesterreih=Este, Gemahlin des Herrn Grafen v, Chambord, im Fa= milienkreise gefeiert. Vormittags war Gottesdienst in der Schloß- kirche, bei dem die sämmtlichen in Frohsdorf anwesenden Legitimisten erschienen waren.

Der \chweizerische Nationalrath behandelte am 14ten Zuli den Geseß-Entwurf, betressend die Besoldungen der bleibenden eidgenbssischen Beamtungen und pflichtete bei den meisten Ansäßen den Beschlüssen des Ständeraths bei. Dieser bewilligte an demsel- ben Tage für größere Truppenzusammenzüge im Jahr 1854 die Summe von 300,000 Fr.

Jhre Königlichen Hoheiten der Herzog und die H erzo- gin von Genua sind am 14. Juli, Abends um 10 Uhr , aus Deutschland wieder in Turin eingetroffen. es Laut Mitheilung aus Turin vom 13, Juli war an jenem

S den Kammern vas Decret verlesen worden, welches die T bis auf den 13, November 1853 prorogirt. Am fol- genden Tage sollten die Gemeinvewahlen in Piemont beginnen,

Der französische Gesandte am turiner Hofe, Graf von Guiche, war nach Paris abgereist.

“E Q Anfang dieses Monats hat der heilige Vater mit den A weltlichen und geistlichen Behörden wieder den Quirinal ezogen. Für den aus dem Kirchenstaate exilirten Fürsten von Canino sind wieder von Paris her begütigende Stimmen bei Sr. Heiligkeit laut geworden. Der Bischof Dr. Müller von Münster hat Rom am 6. Juli früh verlassen, um auf dem Landwege in seinen Sprengel zurückzukehren,

_— Der niederländishe „Staatscourant“ veröffentlicht die Ein- nahmen Hollands während der ersten sechs Monate dieses Jahres. Sie beliefen sich auf 27,056,469 Gulden, was eine Vermehrung von 600,000 Gulden im Verhältniß zum vorigen Jahre zeigt. Die Abtheilungen der zweiten Kammer sind noch mit der Prüfung des Kultusgejeßes beschäftigt. l

_— Der belgische „Moniteur“ veröfentliht das neue Bürger= gardengescß, kraft dessen die Bürgergarde nur in den Gemeinden aktio bleibt, welche mehr als 10,000 Seelen zählen, gleihwie iu befestigten Städten uud Festungen.

Die Cirkular-Note, welche Minister Drouyn de Lhuys an alle französischen diplomatischen Agenten als Antwort auf die erste Cirfular=Depesche des Grafen Nesselrode gerichtet hat, is vom 25, Juni datirt, Sie lautet, wie folgt:

„Mein Herr, indem das petersburger Kabinet die Cirkular-Depesche veröffentlichte, welche Graf Nesselrode auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers Nikolaus au alle Gesaudtschaften Nußlands im Ausland gerichtet, hat es diesem Dokument die Bedeutung eines an Europa selb| gerichteten Ma- nifestes verliehen und darum erachte ih es für uöthig, Ihnen die allge- meinen Erwägungen mitzutheilen, die sch beim Durchleseu mir aufgedrun- gen. Gleich "von vornherein bemerke ich, wie selbst aus der Darlegung der Differeuzen Nußlands mit der Pforte, wie sie Graf Nessel- rode giebt, hervorgeht, daß die Mission des Fürsten Mentschikoff nach Konstantinopel nur einen Zweck hatte, nämlihch die Regelung der in Betreff der Vertheilung der heiligen Orte von Jerusalem unter den verschiedenen christlihen Konfessionen bestehenden Schwierigkeiten und daß dieser Zweck zur Besriedigung des russishen Kabinets erfüllt worden. Die Frage, warum es sih heute handelt, is alfo eine ganz neue; sie steht in feinem Punkte mit jener von Jerusalem in Beziehung, während sie in allen Punkten die Unabhängigkeit und die Souverainetät des Sultans berührt; dies Urtheil haben zu Konstantinopel selbst darüber bereits die Repräsen- tanten Frankreichs, Oesterreichs, Englands und Preußens gefällt. Wie fóunte man wirklich behaupten, daß, um den Christen des orientalischen Ritus den Besiß einiger bestimmten Heiligthümer zu sichern, sie in der ganzen Ausdehnung des türkischen Reiches unter einen offiziellen Schuß gestellt werden müssen, welcher die moralische Autorität des Kaisers von Nußland an die Stelle jener fegzen würde, die rechtmäßiger Weise dem Groß- herrn gebührt? Welches Verhältniß besteht zwischen zwei so verschiedenen Thatsachen, und in welchen Punkten könnte die bedeutsamere Forderung als Zusaß, als Konsequenz der Thatsache betrachtet werden, die von ge- ringerer Bedeutung is? Zur Unterstüßung feiner Forderung beruft ith das russische Kabinet auf seine alten Verträge mit der Pforte, erinuert es an historische Aualogieen und macht es Beschwerden geltend. Diese drei Reihen von Argumenten will ih so bündig als mögli nach einander be- rühren. Prüft man die Verträge, die Rußland mit der Türkei geschlossen, so findet man, daß, wenu Nußland mitunter für Unterthanen des Sultans Stipulationen festgestellt, diese lelzteren entweder zu Provinzen gehörten, welche durch die Wechselfälle des Krieges der Pforte momentan entrissen worden uud an deren Nückgabe Bedingungen geknüpft werden konnten, oder daß sie zu Provinzen gehörten, welche während der Dauer der Feind- seligkeiten sich der türkischen Regierung gegenüber compromittirt und welche Politik und Menschlichkeit gegen Nache zu {hüten geboten. Keine dieser Stipulationen hat den Charafter der Allgemeinheit, den man heute den- selben beizulegen versucht, und der Vertrag vou Kutshuk Kainardji ins- besondere verleiht Nußland nur ein beshränktes und bestimmtes Schutrecht auf eine von russischen Priestern bediente Kirche, die man in der Vorstadt Galata bauen wollte. Allerdings will das nicht sagen, daß das russische Kabinet in der Praxis und durch die Macht der Verhältnisse niht natür- licher Weise dazu geführt wurde, sih für die Christen des griechischen Nitus zu interessiren, welche in der europäischen Türkei die Majorität der Bevölkerung bil- den. Wenn aber die Pforte ihrerseits den Sympathieen Rußlands fürdie orien- talische Kirche Rechnung tragen mußte, fo hat sie bis jezt feine Verpflichtungen eingegangen, die ihr das Verdienst ihrér Duldung entzöge und ihr an die Stelle freiwillig erfüllter Pflichten gegen ihre eigenen Unterthanen Ver- pflihtungen gegen eine fremde Macht aufzwingen könnte. Hierin liegt die ganze Frage, und einfach ihre Punkte aufzählen, heischt hon, ihre ganze Bedeutung darthun. Passen etwa die Analogieen, auf welche das Rund- hre ven des Grafen Nesselrode Bezug nimmt, besser auf die jebige LAgee Wenn unter den Fürsten des deutschen Reichs zur Zeit der Reformation Verträge in Betreff der Ausübung des neuen Kultus in ihren Besitzungen abgeschlossen wurden, muß man niht zunächst dabei bedenken, daß dieses Neich ein Staatenverein war, der unter einem und demselben Oberhaupt stand, wie ferner, daß die erwähnten Bestimmungen das Resultat langer innerer Kriege oder politischer Combinationen wa- ren, wobei der wahre Charakter der Kaiserlihen Würde noth- wendig großen Einfluß übte? Was unsere Capitulationen mit der Türkei anlangt, so wissen Sie, daß dieselben uns nie ein Schußreht über die ka- tholischen Unterthanen des Sultans verliehen, Wenn Frankreich einen winzigen Theil der türkischen Bevölkerung Dienste, ähnlich jenen, leisten mochte, die Rußland es \sich zur“ Ehre aurechnet, seinen Religionsgenossen geleistet zu haben, so hat sein direkter und offizieller Schuß sich nie an- ders geltend gemacht als aus fremde Institute, die von Priestern bedient werden, die gleichfalls Ausländer sind, und deren geistlihes Oberhaupt zu

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‘esidirt. Der Schuß Rußlands würde dagegen sich auf einen Cle- R der aus Unetihüilen des Sultans besteht, und hierarchish einem Patriarchen unterworfen ist, der auch von der Pforte abhängt.

Es ist mithin kein Vergleich zwischen der Stellung beider Mächte mög- |

lih. Ich führe hier úbrigens eine wichtige Stelle einer Denkschrift des Herrn Grafeu v. Sk. Priest an, des Gesandten Königs Ludwigs XVI. u Constantinopel von 1768 bis 1785, und welche den Character unseres Protectorats klar bestimmt, Graf de St. Priest spricht fich alfo as: „Man “hat “vén Glaubenseifer unserer Könige mit der Bezeichnung eines Protektors dexr fatholisheu Religion in der Levante geschmückt; sie 1 aber illuforisch und dient nur dazu, tene in die Jrre zu führen, die der Sache nicht auf den Grund gehen. Die Sultane haben nie auch nur den Gedanken gehabt, daß die französi- {hen Monarchen sich für ermächtigt hielten, sich in die Religion der Un- terthanen der Pforte zu mischen. „Es giebt feinen Fürsten ,“ so sagte treffend einer meiner Vorgänger, Marquis de Bonald, in einer Denkschrift über diesen Gegenstand, der, wie eng verbunden er auch mit einem ande- ren Souverain wäre, demselben verstattete, sich in die Religion seiner Un- terthanen zu mischen, Die Türken sind eben so empfindlich darin wie andere. Es is leiht zu begreifen, daß Frankreich, das mit der Pforte nie anders, als in freundschaftliher Weise unterhandelt, ihr nicht ihrer Natur nah gehässige Verpflichtungen auflegen fonnte; darum rieb {on der erste Punft meiner Instruction vor, Alles zu vermeiden, was der Pforte Argwohn erwecken köunte, indem ih den religiösen Capitu- lationen zu große Ausdehnung gebe.“ Diese Anführung enthebt mich aller anderen Erläuterungen über einen Punft, den sie mit unbestreitbarecr Autorität beleuhtet. Mithin können weder die alten Verträge noch die Analogieen, die man anruft, als so feste Grundlagen für die Forderungen des russischen Kabinets dienen, wie man vermeinte, Es bleibt noch die Frage der Beschwerden zu erörtern, Was Nußland der Pforte zum Vorwurf macht, is ein Mangel an Rücksichten. Allerdings i} jedes Gouvernenent der einzige Richter dessen, was seine Würde heischt, allein die Genugthuung muß dennoch immer mit der Krän- fung im Verhältniß stehen. Nun bilden aber gewöhnlich Entshuldigun- gen oder Erklärungen des Bedauerns die Genugthuung für ein Unrecht in der Formz es ist aber das erste Mal, daß man erlebt, wie in cinem solchen Fall von einem Souverain das Aufgeben seines moralischeu Ein- flu}ses über den bedeutendsten Theil seiner Unterthanen gefordert D. S0 füge hinzu, daß Frankreich, wenn Nußland der Pforte aus thren Zweideu- tigkeiten in der Frage der heiligen Orte einen Vorwurf macht, es nicht minder berechtigt wäre, der Pforte dieselben Vorwürfe zu machen, und wenn Frankreih \ich dessen enthalten, so geshah es, weil es die Verlegenheiten einer Macht in Betracht zog, welche von zwei entgegen- geseßten und gleih mächtigen Strömungen fortgerissen, glaubte ihr Gleich- gewicht uicht anders wahren zu können, als indem sie abwechselnd {ich widersprechende Verpflichtungen einging. hat die Regierung Seiner kaiserlihen Majestät bewogen, Rechnung zu tra-

gen der Verschiedenheit der Zeiten, wie den Veränderungen , die seit einem |

Jahrhundert in den Beziehungen der verschiedenen Mächte und Rußlands insbesondere zum Ottomanischen Reiche eingetreten ,- ob- hon wir zur Unterstühung der Forderungen der Patres des heiligen Grabes die Klausel eines förmlichen Vertrages geltend machen könnten, welche die Ereignisse ihnen verschafft. Weit entfernt davon haben wir unsere Zustimmung dazu gegeben, daß man ihnen ein Heiligthum eröffne, das der Himmelfahrtsmoschee, deren Zugang ihnen untersagt war, und welche die jüngsten Bemühungen eines franzosischen

Botschafters, des Admirals Roussin, theilweise dem christlichen Kultus zu- | rückgegeben. Was den Schlüssel der großen Pforte der Kirche von Beth- |

lehem anlangt, von dem man so viel gesprochen, so hat man nur zu be- merken vergessen, daß die Griechen einen ganz ähnlichen Schlüssel besaßen, und daß der Schlüssel der Lateiner, statt ihnen das Eigenthum eines Tem- pels zu sichern, der immer dem andern Neligionsbekenntnisse vorbehalten blieb, ihnen nur ein bloßes Durchgaugsrecht gewährte. Mau hat eben so wenig erwähnt, daß als Genugthuung für das Vergessen eines vom Divan der russischen Gesandtschaft gegebenen Versprechens, als der französischen

Gesandtschaft ein ganz anderes gegeben worden, durch einen der | heiden zur Regelung der Frage der heiligen Orte bestimmten Firmans |

auf die Forderungen des Fürsten Mentschikosf dem griechischen Patriarchen zu Jerusalem die aus\{hließliche Aufsicht über die Neubauten eingeräumt wurde, welche der Zustaud der großen Kuppel der Kirche des heil. Grabes erheischt. Können auch alle diese Thatsachen ebenfowenig unsere Rechts-

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zu \hlichten, desen Lösung so viele Interessen i

tige Sie, ea Hrn vie Depesche Herrm teen aen Ich ermäch- —— Ihre Majestät die Königin von

Königliche Hoheiten der Prinz von Wales E R gu) Dhre

Kent beehrten am 13. Juli das Deutsthe Theater mit bér Olaen-

wart.

In der Sitzung des Unterhauses am 13. Iuli erw:

Lord Palmerston auf eine fra ves Hten Mine See wegen der Grafschafts-Steuern , daß die Regierung es sich See halte, in der nächsten Session eine Bill vorzulegen, welche die Ver- waltung dieser Steuern zeitgemäß ordnen solle. Die von Lord Goderich beantragte zweite Lesung der Finanz-Bill wurde auf die Bemerkung von Sir George Grey, daß sie ohne Wirkung sei verworfen. Hierauf erhielt Herr Adderley die Erlaubniß, eine Bill einzubringen, welche die Verbesserung des Looses jugendlicher Verbrecher zum Zwedcke hat. Sie beantragt Besserungs - Schulen, die unter Aufsicht der Behörden ftehen sollen.

Das Oberhaus hielt am 14ten nur eine kurze Sißung. Die Bills zur Verbesserung des Kriminal = Geseßes und diejenige in Betreff des Kirchenbaues wurden zurückgezogen und der Bericht über die Vill wegen der jugendlichen Bettler entgegengenommen.

In der Unterhaus=- Sißung ‘am - 14. Juli wurde die zweite Lesung der Universitäts = Bill (die sich nur auf die schotti= {chen Universitäten bezieht) mit 116 gegen 17 - Stimmen ange= nommen. Herr Forbes und mehrere andere sottische Mit= glieder erklärten, daß sie sich der zweiten Lesung nicht wider= segen wollten, daß sie sich aber ihre Einwendungen für die. Comité = Berathung vorbehielten, Hierauf brachte : Derx Disraeli die orientalischen Angelegenheiten zur Sprache. Der Staats-Secretair der auswärtigen Angelegenheiten habe die Versicherung gegeben, daß Ihrer Majestät Regierung den gebiete- risch aufgestellten Forderungen Rußlands in keiner Weise Gehör \chenken werde. Von der Annahme ausgehend, daß die Unterhand= lungen nicht blos formell, sondern thatsächlich fortgeführt würden, daß sie bis zu jenem Punkte gediehen seien, wo man weder aus noch ein könne, ferner von der Ansicht ausgehend, daß es für das allgemeine Beste in diesem Falle sehr ersprießlih wäre, diese wich= tige Angelegenheit in beiden Häusern zur Diskussion zu brin- gen, wünsche er zu wissen, ob der edle Lord etwas dagegen

| habe, einen Tag zu bestimmen, an welchem das ehrenwerthe Mit=

Derselbe Geist der Mäßigung | Zx i rb) könne. Lord John Rufsell erwiderte: "Jh muß mich (n mei-

glied für Aylesbury (Layard) seine Anfrage im Unterhause stellen

ner Erwiderung auf die dem ehrenwerthen Mitgliede vor Kurzem gegebene Antwort beziehen. Damals stellte derselbe einige Fragen über die erst kürzlich eingetroffene russische Note an mich. Da ih diese nur flüchtig in einer Zeitung gelesen hatte, war ih des Jn= halts noch niht vollkleommen Meister. Deshalb antwortete ih nach dem. Eindruck und meiner ersten Auslegung jener Stelle im Aktenstücke, worin gesagt is, daß die rus= sischen Truppen erst dann aus den Donau - Fürstenthümern abziehen werden, wenn der Druck, den die Anwesenheit der verbün= deten Flotten auf die türkischen Häfen ausüben, entfernt wird. Jch bemerkte damals, ich könne an die Aufstellung einer derartigen Be- dingung nicht glauben. Ich sagte dies nicht blos deshalb, weil ih nicht wahrgenommen hatte, daß diese Bedingung im Aktenstücke klar ausgesprochen ist, sondern weil ih es für unmöglich hielt, daß zwei einander so ganz unähnliche Dinge in eine Parallele gebracht wer- den könnten. Zugegeben, daß die angeführte Stelle jene Deutung zuläßt, die ihr das ehrenwerthe Mitglied gegeben hat, muß ih zur Beant- wortung seiner an mich gerichteten Frage bemerken, daß seine Vor= ausseßung, als seien die Verhandlungen dahin gerathen, wo mau

weder aus noch ein weiß, eine irrige ist. Im Gegentheil haben

| die Regierungen Englands und Frankreichs in Erwägung gezogen,

ansprüche schmälern, als selbst ein ohne unser Zuthun abgeschlossener Ver- |

trag, es sei denn, daß die allgemein anerkannten Prinzipien des Völker-

rechts umgekehrt würden, so stellen dieselben nichtsdestoweniger eben so |

viele mehr oder minder wichtige Beeinträchtigungen, wenn nicht in deu jüngsten Verpflihtungen der Pforte gegen uns dar, die unsere Würde uns zur Pflicht gemacht hätte, vollkommen achten zu lasseu, doch mindestens eine Beeinträchtigung des bestimmten Wortlauts unserer Capitulationen von

4740. 3 ithi ‘r eid Nbfichte entaecr O C on ! E e j ; E p / Wenn mithin Frankreichs Absichten wentger versöhnlich gewesen | Unv weil dies der Stand der Verhandlungen ist, so halte ih es

nicht für wünschenswerth, daß das ehrenwerthe Mitglied (Lagard)

wären, wenn Frankrei niht von dem Gedanken durchdrungen gewesen wäre, daß keine der kontrahirenden Parteien der Convention vom 13. Juli 1841 alle diesem europäischen Vergleiche vorangegangenen Nechte nicht in An- wendung ziehen dürfe , - ohne sih der Gefahr bloszustellen , die Nuhe zu gefährden, welche durch die Kollektivgarantie der Mächte dem ottomanischen Reiche zugesichert werden solle, so hätte es der Regierung Sr. Kaiserlichen Majestät vollkommen zugestanden, nicht nux Vorbehalte geltend zu machen, die in der Diplomatie in bestäudigem Brauch sind, sondern ihrerseits Dro- hungen vernehmen zu lassen. Frankreich hat aber eine andere Bahn ein- geschlagen, und die Mäßigung, die es bekundet, abgesehen davon, daß fie es aller Verantwortlichkeit für die jeßige Krise entbindet, giebt ihm gleih- falls das Recht, zu hoffen, daß die Opfer nicht verloren sein werden, die es zur Aufrechthaltung der Ruhe im Orieut gebracht, und daß das rus- sische Kabinet dur ähnliche Rücksichten bewogen, ein Mittel auffinden werde, um seine Ansprüche mit den Vorrechten der Souverainetät des Sultans zu vereinbaren , und anders als durch die Gewalt einen Streit

daß es Vorschläge giebt, welche Rußland sowohl, wie der Türkei genehm fein und die eine friedlihe Lösung dieser unglücklichen Er= eiguisse herbeiführen dürften. Ob diese Hoffnung begrün= det ist oder nicht, kann man so {nell nicht wissen ; es braucht einige Zeit, bevor wir aus Petersburg erfahren können, aus welchem Gesichtspunkte man irgend welche von England, Frank= reih und Oesterreich gebilligte Vermittelungsvorsc{läge betrachtet.

seine Motion vors Haus bringe.“

Die in Madrid niedergeseßte Kommission, welche die Be- rechtigung Spaniens in Bezug auf die heiligen Orte prüfen soll, hat ihre Arbeiten bereits begonnen.

Der portugiesishe Marschall Saldanha is von seiner Krankheit wieder hergestellt und wohnte bereits einer Sißung der Pairskammer am 8. Juli bei. Die Deputirten haben fast alle Vorschläge sür 1853—54 bewilligt und sind mit der Discussion der Marine-Ausgaben des leßten Budget-Postens beschäftigt.

Das türkische Festungs-Kommando der Dardanellen hai die Weisung erhalten, die zur british=-französischen Flotte gehören- den Dampfer Tag und Naht ungehindert passiren zu lassen.