1883 / 7 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

aus freien Stücken nabbolen oder ergänzen, der Entwurf einer neuen Feuerlöschordnung, eine Geseteëvorlage wegen der Koften der Stell- vertretung von Beamten, wele Mitglieder der Ständeversammlung sind, und die bei Eröffnung des leßten Landtags angekündigten Geseßzes- entwürfe zur Dur&fübrung einer vollständigen Organisation der evangelisden Kircengemeinden und zur Regelung der betreffenden Fragen für die fatbolisbe Kirche des Landes.

Dur Errictung einer mit der Postverwaltung zu verbindenden Sparkaffe soll die Ansammlung von Ersparnissen au in kleineren Einlagen unter Gewährleistung des Staats ermögliht werden.

Gesetentn ürfe über die Zwangkenteignung, über landwirthscaft- lides Nacwbkarredbt , über Felderbereiniaung und anschließend hieran über Bewässerungë- und Entwäfserungsanlagen, sowie das Wasßerreckt im Ganzen sind in Vorbereitung begriffen.

Auf dem Gebiete der Gemeinde- und Bezirksverwaltung sind Vorlagen beabsictigt, deren Ausarbeitung unter Benüßung der vor- handenen werthvollen Vorarbeiten begonnen bat.

Hierbei werden die für diese Geseßgebung von Mir {on früber bezeibneten Grundgedanken einer selbständigeren Entwickelung des Gemeindelebens und einer erweiterten Theilnahme der Angehörigen des Okeramtébezir?s an dessen Verwalturg zum Aut druck gelangen.

Neben dieser neuen Ordnung der Verwaltung wird die Weiter- führung der Reform der Verfassung, insbéisondere binsidtlich der Zusammenseßung der Ständeversammlung, eine der widtigsten Auf- gaben Meiner Regierung bilden.

Große und bedeutungsvolle Arbeiten find es, welhe an Sie herantreten.

Groß und bleibend wird aub das Verdienst sein, daß Sie fch um das Wobl unseres geliebten Württembergs dur eine den Be- dürfnissen und Wünschen des Landes entsprebende Erfüllung Ihrer Aufgabe erwerben wcrden, Daß dies Ihrem patriotischen Sinn und Shrer Hingebung im Zusammenwirken mit Meiner Regierung unter Gottes gnâdigem Beistand gelingen wird, ist Mein zuversicbtlihes Vertrauen.

Fch erkläre den Landtag für eröffnet.

. Schweiz. (Bund.) Aus der Sißzung des Bundes - raths vom 5. Januar. Als auferordentliher Gesandter und bevolmättigter Minister bei dem König von Ftalien ist ernannt: Bundesrath Simeon Bavier aus Chur. Hr. Bavier hat diese Wahl angerommen und seine Demission als Mitglied des Bundesraths eingereiht. Der Bundes- rath hat die Departements für das laufende Jahr folgendermaßen vertheilt : Politishes Departement : Vorsteher : Bundespräsident Ruchonnet; Stellvertreter: Vizepräfident Welti. Departement des Jnnern : Vorsteher: Bundesrath Schenk; Stellvertreter: Bundesrath Droz. Justiz- und Polizeidepartement: als interimistisher Chef und nachheriger Stellvertreter : Bundespräsident Ruchonnet. Militärdeparte- ment: Vorsteher: Bundesrath Hertenstein; Stellvertreter : Bundesrath Hammer. Finanz- und Zolldepartement : Vor- steher: Bundesrath Hammer; Stellvertreter: Bundesrath Hertenstein. Handels- und Landwisxthichaftsdepartement : Vor- steher: Bundesrath Droz; Stellvertreter: Bundesrath Schenk. Post- und Eisenbahndepartement: Vorsicher: Vizepräsident Welti ; interimistisher Stellvertreter: Bundesrath Schenk.

Niederlande. Haag, 8. Januar. (W. T. B.) Jn dem Gesetzentwurf, betreffend die Neueintheilung der Wahlbezirke, wird die Bildung von 37 neuen Bezirken und die Vermehrung der Zahl der Abgeordneten um 6 vor- geschlagen.

Großbritannien und Jrlaud. London, 8, Januar. (W. T. B.) Das Unwohlsein des Premiers Gladstone ift nit ernstliher Natur; der Premier leidet nur an Slaf- losigkeit. Dilke wurde in Chelsea undveanstandet wieder- gewählt.

Frankreih. Paris, 7. Januar. (Fr. Corr.) Das „Fournal officiel“ veröffentlicht folgenden Bericht des Kriegs-Ministers an den Präsidenten der Republik :

Paris, 5. Januar 1883. Herr Präsident! Vor drei Tagen erfüllten wir die s{hmerzl:che Pflicht, Sie von dem Verlust in Kenntniß zu seßen, den Frankreih in der Person des Herrn Gambetta erlitten hat. Heute trifft ein neues Unglück das Land: Der General Chanzy ist eben in seinem Generalfommando gestorben. Die Rolle des Generalé Chanzy im Werke der Nationalvertheidigung steht noch in Aller Erinnerung, Wie Gambetta die Seele, so war Chanzy der glorreihste Soldat der Vertheidigung. Fest und hoh schwang er inmitten der herbsten Prüfungen das Banner Frankreihßs und kämpfte ohne Wanken bis zum leßten Augenblick. Seitdem hörte er nicht auf, erst als General-Gouverneur Algeriens und dann als Bot- schafter in St. Petersburg das Vertrauen der Republik zu rechtfertigen und dem Lande die hervorragendsten Dienste zu Ileisten. Er war Befehlshaber des Ÿ1, Armee-Corps, als der Tod ibn creilte. Angesichts einer so wohl ausgefüllten Laufbahn, glauben wir der Dolmetsh Jhrer Gefühle, Herr Präsident, sowie derjenigen des Parlaments und der Nation zu sein, indem wir beantragen, daß das Leihenbegängniß des General Chanzy auf Staatskosten auêgeführt werde 2c. Ge- neral Billot. Der Präsident der Repuplif hat den Antrag genehmiat und das darauf bezügliche Dekret unterzeichnet.

8. Januar. (W. T. B.) Der „Temps“ sucht in einem Telegramm aus London nachzuweisen, daß die Frankreih Seitens Englands gemachten Vorschläge in der egyptishen Angelegenheit auf eine Ver- lebung der internationalen Verpflihtungen abzielten, weil die Frankreih angebotene Ausdehnung der Befugnisse des Präsidenten der Staatëschuldenkasse den gegenwärtigen Be- fugnissen des Controleurs der Daira und des Direktors der Domänen Atbrucch gethan haben würde, welche beide Jn- stitutionen urter internationale Garantien gestellt seien. Der „Temps“ spricht seine Zufriedenheit darüber aus, daß Duclerc nicht mit einem Gegenvorsclag geantwortet habe, dessen Mißerfolg

ewiß gewesen wäre. Das Blatt versichert, die französische egierung wäre bereit gewesen, einen anderen Vorschlag zu prüfen, der eine reellere und weniger illuforische Ausdehnung der Befugnisse des Präsidenten der Staatsschuldenkasse zur Basis bätte als diejenige, welche man angeboten habe. Frankreih würde wahrscheinlich einen Vorschlag ange- nommen haben, welcher unter Respektirung der Rechte des Controleurs der Daira und des Direktors der Domänen dem Präsidium der Staatsschuldenfasse die allgemeine Ueberwachurg des Liquidationsgestßes übertragen hätte, welhes die Verwendung der sämmtlihen finanziellen Revenuen Egyptens regelt. "Eine solhe Transaktion hâtte Frankreih zufriedenstellen nen, da die Ueber- wachung des Liquidationsgeseßzes auf diese Weise dem fran- zösishen Präsidenten der Staatsschuldenkasse übertragen wor- den wäre. Die Aktion des englishen Repräsentanten bei den

Berathungen der egyptishen Regierung würde sfih dann frei ;

nach den Ansichten Englands haben geltend machen können

außerhalb derjenigen internationalen Jnteressen, welhe durch | Unglüdcklicherweise sei die Majorität der englishen Regierung der öffentlichen Mei-

das Liquidationsgeseß garantirt sind.

nung unterlegen, welhe, mebr leidenshaftlih als aufgeklärt,

England das Monopol jeder Aktion niht allcin in Bezug auf | die politishe Regierung Egyptens3, sondern auch in Bezug auf

seine finanzielle Verwaltung vorbehalten möchte.

Die Deputirtenkammer wird morgen wieder zu- sammentreten, doch werden voraussitlich noch viele Deputirte | Die Präsidentenwahl wird deshalb wahr- ;

abwesend sein. scheinlih vertagt werden.

Jn B-treff der Ueberführung des Leichnams | Gambetta's nach Nizza ist bis jeßt noch nickts bestimmt |

worden. Die Elsaß-Lothringer verlangen, daß der Leichnam

in Paris bleibe, und machten heute Vormittag bei dem } Die Re- |

Ministerium des Jnnern bezügliche Verstellungen. gierung hat indeß beshlosscn, in dieser Angelegenheit neutral zu bleiben. den Vater Gambetta’s zu bestimmen, den Leihnam in Paris zu belassen. Der Vater Gambetta’s bleibt jedo unershüt-

ter lih bei seinem Verlangen, daß der Leichnam nach Nizza ;

(W. T. B.) Das Leichen- ; begängniß des Generals Chanzy hat heute unter sehr |

übergeführt werde. Chalons, 8, Januar.

großer Betheiligung stattgefunden. Sämmtliche Verkaufsläden blieben geschlossen. Die Häuser waren mit Trauerfahnen ge- \chmüdckt. Jn dem Leichenzuge befanden \s|ch u. A. General Pittié, als Vertreter des Präsidenten Grévy, ferner der rus- sishe Botschafter Fürst Orloff, aht russishe Offiziere, die Minister des Krieges und des Jnnern, der Marschall Mac Mahon, 18 Corpsfommandanten, 10 Divisionäre, 22 Briga- diers sowie zahlreiche Offiziere und Beamte der benachbarten Departements,

Lyon, 8. Januar. (W. T. B.) Heute begannen vor dem Gerichtshof für Strafsachen die Verhandlungen in dem Prozeß gegen den Fürsten Krapotkin und 45 andere Anarchisten. Jn der Nähe des Gerichtsgebäudes waren 100 Mann Soldaten, Polizisten und Gensd'armen konzentrirt. Die bis jeßt vernommenen Angeklagter, zu denen Fürst Krapotkin nicht g: hört, gestanden ein, durch Reden und Schriften sozialistishe Propaganda gemacht zu haben, leug- neten aber, eine Vershwörung geplant zu haben, und er- klärten, zu dem Attentat in dem Restaurant des Theaters in Bellecour in keiner Beziehung zu stehen.

Italien. Rom, 8. Januar. (W. T. W.) Gestern Abend wurde von dem sogenannten „Verein für Menschenrechte“ aufs Neue ein Versuch gemacht, eine Büste Oberdanks zu enthüllen. Die Regierung ließ die Versammlung unter Zu- hülfenahme der Polizei auflösen, den Präsidenten und andere Theilnehmer an derselben, im Ganzen 25 Personen verhaften und die Büste und mehrere Plakate mit Beschlag b: legen. Die Verhafteten wurden ins Gefängniß abgeführt. Fn der Stadt blieb Alles ruhig.

9. Januar. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht eian vom 4. d. datirtes Dekret, wonach Baron Blanc auf sein Ansuthen sciner Funktionen als General- Sekretär des Ministeriums des Auswärtigen enthoben wird, aber zur Verfügung des Ministers gestellt bleibt.

Rusßland und Polen. St. Petersburg, 8. Ja- nuar. (W. T. B.) Jn der S ektirerfrage steht ein prä- liminärer Beschluß bevor, indem den sogenannten „minder gefährlichen oder schädlichen“ Scfktirern gewisse Erleichterungen gewährt werden sollen. Der Entwurf der ad hoc zu erlassen- den Vorschriften wird dem Reichérathe vorgelegt werden. Jn Betreff des Abkommens mit der Kurie bist igt es si, daß die seit 1862 und 1863 internirten Bischöfe nun- mchr in partibus frei werden sollen ; die Ernennung neuer wird die Bescthung vakanter Pfarren ermöglichen,

Amerika. New-York, 5, Januar. (Allg. Corr.) Das Repräsentantenhaus hat das Geseß über die Re- form des Civildienstes mit 155 gegen 47 Stimmen an- genommen und zwar fast ohne Detatte. Dieses entschlof}sene, rashe und einmüthige Votum erregt großes Aufsch-n und befriedigt die öffentlihe Meinung, welche die Maßregel mit Freude begrüßt. Nur wenige Mitglieder wagten überhaupt der Bill entgegen zu treten.

8, Januar. (W. T. B.) Jn mehreren der größeren Städte der Union finden Versammlungen siait, um Sammlungen zum Besten der dur die Ueberschwem- mungen in Deutschland Beschädigten zu veranstalt-:n.

Der seitherige Schaßzmeister des Staates Tennessee, Polk, ift in San Antonio in Texas verhaftet worden.

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E E A A I R O E O R D D R R R

Zeitungsstimmen.

Die „Süddeutsche Presse“ fordert in einem „Reichs- tagsbriefe“, daß in der gegenwärtigen Reichtstagsfession nicht etwa nur das Krankenkassengeseß, sondern auch die Unfall- versicherungsvorlage zur Erledigung gebracht werde. Es heißt dort :

Der Reitskanzler hat aub hier seinen Scharfblik für die realen Bedürfni:se des Volkes bewiesen, indem er die Rechts- unsicherheit bei Unfällen als den wundesten Punkt in der Lage der Arbeiter erkannte, und da jede Ausdehnung der Haftpflicht vorerst nur eine Vermehrung der Prozesse zur Folge haben würde, aub das zuverlässiaste und für alle Theile billigte Mittel der Abhülfe in der Unfallversiberung gefunden. Nicht der mehrwöchige Arbeitsverluft bei Krankheiten oder leihten Verletzungen und nicht die Hülslosigkeit des alten Arbeiters, der dow regelmäßig nur für fic zu sorgen hat, vermögen so sehr den tücbtigsten Theil der Arbeiterbevölfkerung zu erbittern und in die Hânde der Demagogen zu liefern, als dieser jâhe Uebergang von friscester Arbeitékraft zu völliger Hül!losigkeit oder der Verlust des Ernährers, die so häufig eine ganze Familie treffen. Wobe für Woche spinnen Ab diese unglücklihen Haftpflict8proiesse bei unseren Gerichten weiter, und wer sich vergegenwärtigt, wie vielen Unglücklichen bereits die Hülfe des Gesetzes dur den zweijährigen Aufschub seit dem Sceitern der ersten Vorlage entgeht, der follte ein wenig vor der Verantwortlichkeit ersbrecken, nur um des „Auséreifens“ willen einen weiteren Aufsbub zu veranlassen. Nirgend ift das Befffsere ein so tückischer Feind des Guten als auf diesem Felde, wo der Voden unter den Füßen der ganzen Gesellschaft wankt. So manches Gesey kommt im Laufe einer kurzen Session zu Stande, und was daran gefehlt ist, wird Jahr um Iabr geduldig nachgebessert warum müssen gerade die Vorlagen, welcbe für den Arbeiterstand das Aequivalent des Sozialistengeseßes sein sollten, das Operations- feld für die vollendetste Ausreifung abgeben ?

Léon Renault hat sich nah Nizza begeben, um !

Dem „Posener Tageblatt“ liegen Nachrichten vor, welche besagen :

daß au während des soeben abgelaufenen Jahres der Handel Danzigs sih günstig gestaltet habe. Die Zufuhr von Getreide na Danzig wurde zwar im Spätsommer zunähst \{wäcber, da das D seit dem Winter und namentli, als mit vorscreitender

eit die Auësichten auf eine günstige neue Ernte immer mehr Boden gewannen, mit feinen Uebersbüfsen an Getrcide mög- list aufgeräumt hatte. Die neue Ernte brachte dann aber sehr bedcutende Zufuhren von rusfsishem Getreide. Die Holz- zufubr nach Danzig n1hm währerd der Monate Juli, August und September eine die frühere Vermuthurg bei weitem überstei- gende und zwar eine solde Ausdehnung an, wie sie selten vorher jemals ftattgefunden hat. Der Absay des Holzes war bei der starken Zufubr natürlih mit Scwierigkeiten verbunden und waren die Preise gedrückt. Der Waarenhandel nahm in den Monaten Juli, August und Septcmber seinen regelmäßigen Fortgang. Das Rhedereigescäft hatte einen befriedigenden Verlauf. Die Seescbiffahrt war im All- gemeinen glei rege, wie um dieselbe Zeit des Vorjahres. Der Ge- werbebetrieb bewegte si in aufsteigender Richtung und ergab befrie- digende Resultate. Im Allgemeinen ift cine Zunabme der Zahl der Arbeiter, welde Beschäftigung fanden, und eine befriedigende Ent- wickelung der Lobnverhältnifse festzustellen.

Die „Westfälische Volkszeitung“ schreibt:

Das Kokblengeschäft ist, obwohl dur den milden Winter, der den Bedarf an Hauébrandfkoblen sehr vermindert, ungünstig beein- flußt, ferner durch das Hockwasser, welcbes die Verschiffungen hindert, benachtheiligt, als ein gutes zu bezeibnen, und legen die nothwen- digen Ueberscbichten, welbe eingelegt werden müsen, Zeugniß vom flotten Betriebe der Zeben und vom guten Gang der Industrie ab. Diese Folge der Scutzölle läßt sich nit bestreiten. Leider verursact der sortgeseßte Ri gen dem Koblenbergbau große Nachtheile. So ist der Betrieb der Zee „Unfer Frit“ bei Bickern auf kurze Zeit eingestellt worden, wcil das Tageswaßer den Schacht erreidt hatte.

__— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ «7 Menn Stargard in Mecklenburg-Streliß, 6. Fanuar, be- richtet :

_ Auf einer Versammlung bierselbst wurde auf Grund des Reichs- geseßes vom 18. Juli 1881, betreffend Abänderung der Gewerbe- ordnung, am 18. v Mts. ein „Verband der Maurer- und Zimmer- meister des Großberzog!hums Medcklenburg-Strelitz* gegründet. Zum Eintritt in diese Innung ift nur berechtigt, wer rad Ablegung der vorgeschriebenen Lehrlings- und Gefellenzeit eine Prüfung vor der Gi oßhberzogliden Prüfungtkommission für Maurer- und Zimmer- gefellin, oder bei einer Maurer- bezw. Zimmermeisterinnung abgelegt bat. Innungêmeister dürfen nur Gesellen beschäftigen, welche eine ordnungsmäßig zurückgelegte Lehrzeit nachweisen. Nur während der ersten drei Jahre nach der Bildung der Innung sind Au8nahmen hiervon gestattet.

_Axrmee- Berordnungs + Blatt. Nr. 1. Inhalt: Informationétursus für Reagiments- bezw. Bataillons-Commandeure der Infanterie 2c. bei der Militär - Scbießschule. Formation derx Militär-Scbie®scule und der Gewehr-Prüfungékommi!|sion für 1883,

Annalen der Hvdrographbie und Maritimen Meteoro- logie. Heft XII. Inhalt: Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefsce- und vhysisb-cceaniscben Forscunaen. Von Prof. Dr. G. von Boguélawski. F. Arktisher Ocean. 9) k. Die vier niederländischen Erveditionen des „Willem Barents“ in das Barents-Meer 1878 bis 1881, Der Gewittersturm vom 9. August 1881, Von Dr. W. Köppen. (Mittbeilunga von der Deutsten Scewarte.) Aus den Reieberihten S. M. S. „Moltke“, Kavt. z. See Pirner. 1. und 2, Reise von Montevideo - Südgeorgien - Falkland - Inseln. Juli bis September 1882, 3. Oceanographbische Beobcchtungen im südatlan- tischen Ocean. Iuli bis September 1882. Eingänge von meteo- ro'ogiscwen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat August 1882, —- Oceanogravbisce Beobachtungen in und dicht bei dem GBolf- strom, angestellt an Bord S. M. S. „Luise“, Korv.-Kapt. Stempel. April bis Juli 1882, Vergleicbende Uebersicht der Witterung des Monats September 1882 in Nordatnerikfa und Centraleuropa. (Mit- theilung von der Deutschen Seewarte.) Reisechconik von Schiffen der Kaiferliden Marine 1882, Tabellen. Kartenbeilagen.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Versffentliwungen des Kaiserlichen Gesund- beits amts sind in der 52, JSahresweche von je 1000 Bewohnern auf den IJIahbreëdurdbicbnitt berecbnet als gestorben gemeldet: in Berlin 24 4, in Breslau 28,5, in Königsberg 33,0, in Coln 28,7, in Frankfurt a. M. 19,4, in Hannover 26,3, in Caffel 21,4, in Magdeburg 21,0, in Stettin 23,8, in Altona 21,0, in Straßburg 24,4, in Mes 15,1, in Münden 28,4, in Nürnberg 26,1, in Augsburg 36,3, in Dres- den 23,1, in Leipzig 21,6, in Stuttgart 28,9, in Braunschweig 26,3, in Karlsrube 18,0, tn Hamburg 25,1, in Wien 24,7, in Budapest 22,5, in Prag 33,5, in Triest 27,7, in Krakau 26,7, in Basel 18,7, in Brüffel 22,3, in Paris 25,9, in Amsterdam 28,9, in Kopen- bagen 20,6, in Stockholm 31,8, in Christiania —, ix St. Peter2- burg 39,4, in Warschau 35,8, in Odeffa 31,8, in Bukarest 33,5, in Rom 25,6, in Turin 29,2, in Madrid 50,6, in London 23,0, in Glas- ow —, in Liverpool 35,9, in Dublin —, in Edinburg 24,4, in Alexandrien (Egvpten) 45,1. In der Zeit vom 2, bis 9, Dezem- ber in New-York 23,3, in Philadelphia 23,4, in Chicago 19,4, in Cincinnati 19,99, in St Louis —, in San Franzisko 27,1, in Kalkuito 33,0, in Bombay 26,1, in Madras 31,1.

Während der Bericbtäwoche berrshten an den deutschen Beob- abtungsstationen westlide und südwestlidbe Windrichtungen vor, aub die beim Beainn der Woche an den öftliden Stationen, sowie in Berlin und Cöln vorwiegend nordöstlihen und nordwestlichen Luft- strômungen gingen bald in westliche über, jedo machten si zu Ende der Wee in Bremen und Cöln nordwestlide Winde geltend. Die Tembveratur der Luft war namentlich in der zweiten Wocbenhälfte eine die normale weit übersteigende in Cöln zeigte das Thermometer am 30. Dezember 14,59€. Wärme. Niedersbläge waren häufig, und besonders in West- und Süddeutsland aub recht ergiebig. Der beim Wotenbeginn niedrige Druck der Luft stieg bis zum 25., nahm aber dann ab, sank am 28. rasch und tief, stieg am 27. an allen Stationen lanasam, zetate jedoch an den oît- und süddeutschen Sta- tionen am Ende der Woche abermals Neigung zum Sinken.

Die Sterblichkeit hat in der Berihtswoche im Allgemeinen zu- genommen, besonders in den mittel- und südeuropäisden Städten, während in den westeuropäiscen (englisben und französisden) Orten cine Abnabme derselben ersicbtlih is Die allgemeine Sterblichkeits- verbältnißzabl für die deutshen Städte stieg auf 25,1 von 24,1 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berecchnet). Insbesondere zeigte daë Säâuglingsalter eine größere Theilnahme an der Gesammtsterblichkeit ; von 10000 Lebenden starben pro Jahr 80 Kinder unter 1 Jahr gegen 73 der Vorwoche (in Berlin 76, in München 73).

Unter den Todeëursaden haben von den Infektionskrankheiten nur Sterbefälle an Diphtherie und Croup zugenommen, Masern, S(arlab und Unterleibätyphus wurden seltener. Masern gewannen in Nürnberg, Bamberg, Nordhausen, Rotterdam, im Haag größere Auédebnuna, in Stadt Erfurt läßt die Epidemie nah, dagegen stieg im RegierungSbezirke Erfurt die Zahl der Neuerkrankungen wieder. Das Scharlacbfieber zeigte in Glauchau, Zeit, Plauen, Apolda, E nover, Elberfeld, London cinen I aclaß, in Stettin, Zittau, Hamburg, Barmen eine Zunahwe der Sterbefälle. Jn Berlin war die Zahl der Sterbefälle die gleihe, die der Erkrankungen eine größere als in der Vorwowe. Diphtherie und Croup bedingten mehr Todesfälle, besonders war in Lübeck, Elbing, Greifswald, München, Freiberg i. S., Eitleben, Aschersleben, Gießen, Berlin, Magdeburg, Neustadt- Magdeburg, Hannover, Braunschweig, Crefeld, Amsterdam,

Madrid Breslau,

ihre Zabl

Petersburg, Königsberg,

udapest, Triest, St. Prag Sa Be Dresden,

cine größere, in Chemnis, i | Hamburg, Wien, Paris, London eine kleinere, als in der voran- gegangenen Woche. Todesfälle an Unterleibstyphus baben abge- nommen, besonders in Königsberg, Eisleben, Aschersleben, auch in aris und Alexandrien nimmt die Zahl derselten langsam ab. Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus deuts@en Städten keine, aus London, Madrid je 1, aus St. Peteréburg und Granada je 2, aus Ma- laga 3, aus Valencia 4 zur Anzeige. Der Keuchhusten wurde in Núrndberg, Hannover, Berlin, Wien bâäufig Todesveranlafsung. Darmfkatarrhe der Kinder führten etwas häufiger zum Tode. ocken traten in Wien, Budapest, London, Brüssel, Warschau, Alexandrien in beschränkter, in Paris, Granada, Madrid, St. Petersburg in größerer Zahl auf. Aus deutswen Städten kamen 3 Poentodes- fálle, aus Königéberg, Gibing, Heilbronn je 1, zur Meldung. Er- franfungen an Pocken zeiaten fi vereinzelt in Hamburg und in den Regicrungt bezirken Marienwerder und Trier. :

Summarisbe Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Akademie zu Münster im Winter - Semester 1882/83. Im Sommer- Semester 1882 sind immatrikulirt gewesen 326. Davon sind abgegangen Es sind demnach geblieben 228. Dazu find in diefem Semester gekommen 76. Die Gefammtzabl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 304. Die theologische Fafultät zählt Preußen 101, Nicbtpreußen 7, zusammen 108. Die vbilosopbishe Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 185, b, Prenßen ohne Zeugniß der Reife na §. 3 der Borschriften vom 1. Oktober 1879 3, zusammen Preußen 188, e. Nichtpreußen 8, Summa 196. Im Ganzen 304. Außer diesen immatrikulirten Stu- direnden besuchen die hiesige Akademie als nur zum Hören der Vor- lesungen beretigt, mit spezieller Genehmigung des zeitigen Rektors, 10, Die Gesammtzahl der nit immatrikulirten Zubörer ift demna 10. Es nebmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 314.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Verlagébuchhandlung und Bucbdruckerei von Wilhelm Köhler in Minden i. W. hat zu der bevorstehenden silbernen Hochzeitsfeier des Kronprinzenpaares ein „Gedenk- blatt“ nach Zeichnungen von ersten Künstlern Düsseldorfs und in Holzscbnitt von Brend'amour & Go. in Düsseldorf herstellen lasen, welches in geschmadckvoller Gruppirung die Porträts des Jubelpaares und sämmtlicher Kinder und Enkel desselben darstellt. Der Preis dieses Blatts, welches der Leistungsfähigkeit des Holzschnitts ein sehr ehrendes Zeugniß aufstellt, beträgt 1 Ein Theil des Ertrages soll den Nothleidenden am Rhein 2c. überwiesen werden.

Seit Oktober 1878 besteht nunmehr das Gesetß gegen die gemeingefährliben Bestrebungen der Sozialdemokra- tie, und bis jeßt sind über 1100 Verbote auf Grund desselben er- lassen worden. Dieser großen Zahl von Verboten leiter folgen zu fönnen, giebt Hr. Christian Teich in Lobenstein „Mo natlice VUebersihten“ über die Verbote heraus. Dieselben erscheinen in 3monatliden Zwischenräumen und fosten jährlid 1 Æ, bei Kreuz- kandübersendung 1,209 # Da die ersten Nummern dieser Uebersich- ten verariffen sind, so ist ein srstematisch-alphabetises Verzeichniß aller Verbote zusammengestellt worden, das bis 30. Juni 1881 reit und tem von da ab die „Uebersicht“ wieder als Nachtrag zur Seite ftebt. Der Preis dieses Verzeichnisses ist 2,25 #, geb. 2,75 M Jedem einzelnen Verbot ist die Nr. des , Reichs-Anzeigers" beigedruckt, în dem es erlassen wurde, um auch so gegebenen Falls gleich die bebördlicbe Authenticität nabweisen zu können. f

Ihren neuen (17.) Jabrgang beginnt die „Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunst-Industrie*: „Kunst und Gewerbe“ (herauêgezeben vom Baverischen Gewerbemuseum zu Nürn- berg, redigirt von Dr. Otto von Scorn; Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G. Dieß) in Nürnberg) unter der Aegide von Hars Burzmair, Der Umschlag ebensowie die geschmackvoll erfundene Kopfleiste des ersten Blatts zeigen in Medaillonform das Bildniß dieses Meisters, der, abgesehen von seiner Bedeutung als Künstler und Zeitgenosse Dürers aub für das Kunstgewerbe thätig gewesen ist: Zeichnungen für Budchtitel, Fagçadenmalereien (wie an den Fuagershen Häusern und dem Acrmenhause in Au®gs8burg) sowie zahlreiche andere Arbeiten, deren Gesdmack stets auf das Volle und Krâftige geht, ohne doch in eigentlide Ueberladung au8zuarten, geben davon Zeugniß. Der biographishe Abriß, welchen der Redacteur verfaßt und dem Hest vorangesbickt hat, ist mit zwei Holzschnitten von Burgmair illustrirt, dem Reichsdoppel- adler und dem Reiterbildniß Kaiser Marimilians I. Der erste Veitrag des neuen Hefts madti uns mit den Bestrebungen jener deutschen Künsilergesellsc:aft in Florenz bekanrt, deren wir bercits in cinem besonderen Artikel gedacht haben: der „Società ger- manica San Giorgio, istituto artistico per rivelare le miglori fabbriche del risorgimento in Toëcana“. Die!e Gesellschaft ift be- fanntlih seit geraumer Zeit damit beschäftigt, die für die Weiters entwickelung unserer beutigen Arcbitektur als werthvolle Vorbilder nicht zu untersdcäuenden Baudenkmäler der italienishen Renaissance, firbliber wie profaner Baukunst, aub die besten Werke der Dekoration in genauen Aufnahmen féestzubalten und dieselben demnächst unter Benußung der derzeitigen besten Repro- duktionsverfabren îin einem großen Werke zu vereinigen. Die zu dem Zweck mit nicht geringer Mühe vermittelst riesiger Gerüste gesammelten Evvpsabgüsse von Florentiner Palast- foçcaden will die Gesellshaft sodann unter mäßigen Bedinaun- gen an deutsche Institute, Gesellschaften, Kunstliebhaber überlassen, ein Unternehmen, weles der Unterstüßung in den berührten Kreisen ebenso gewiß sein dürfte, wie es fi bereits der thatkräftigsten För- derung von Seiten der Behörden von Florenz und in den Provinzen ¡u erfreuen hat. In dem zweiten Beitrage bespribt Hermann Billung die außerordentlich rcicbe, jeßt durch Versteigerung zerstreute funstgewerblide Sammlung von Jobannes Paul în Hamburg. Uvrter der Rubrik: Museen, Vereine, Schulen, Ausstellungen 2c. wird u. a. über die Ausstellung von Goldwebereien nab der von Prof. Harz und Dr. W. von Miller wieder entdeckten Technik zur Herstellung von cyprishen Goldfäden in Müncen und über die Auéstellung cinesiswer und japanisher Gewebe und Stickereien im biesigen Kunstgewerbe - Museum berihtet. Mit Ratb- {lägen für die Werkstatt und fkleineren Nachrichten \ch(ließt der Tert. Die Kunstbeilagen dieses" Heftes zeigen zunächst, in vortrefflihem Farbendruck-Facsimile, Shmuktheile aus Gold mit Email, deren Originale sich im Kaiserlihen Muscum zu Wien be- finden und aus einem Kloster in Hall stammen; das ¡weite Blatt stellt zwei Cartouben nach Handzeichnungen der Sammlung der Uffizien in Florenz dar, das dritte ein \chônes Adlerglas (Reichshumpen) nach einem Orizinale der Muftersammlung des Bayerischen Gewerbemuseums. Auch im Text finden sich versciedene werthvolle Zeichnungen, wie u. A. ein vhantastish geformtes Glas na Stefano della Bella, zwei Original- Kopfleisten von Hans Burgmair und eine Intarsia-Füllung aus der Certosa bei Florenz. Die ganze Ausstattung ist so elegant wie in den früheren Jahraängen. Der Zeitschrift liegen Nr. 24 des 9. Jahrgangs und Nr. 1 des 10. Jahrgangs der ,Mittheilungeu * des Bayerischen Gewerbemuseums bei.

Gewerbe und Handel.

Nach einer vom russis{ben Zolldepartement in St. Petersburg erlassenen Verfügung ist Vigogne mit Zusaß von Wolle na S. 90 pos. 4 und nachgemacbte Vigogne, ohne Zusaß von Wolle, nah §. 92 des Zolltarifs zu verzollen.

_— Der CEinlösungêcours für die jeßt hier zahlbaren Oester- reibischen Silbercouvons ist auf 170,50 # per 100 Gulden e. W. erböht worden.

Paris, 8. Januar. (W. T. B.) Die Aktien der Société française financière gingen von 340 auf 80. Wie es beißt, hat der Direktor der Gesellshaft die Flucht ergriffen.

Verkehrs-Anstalten.

Dresden, 8. Januar. (W. T. B.) Die ElL e geht stark mit Treibeis; die Personen-Dampfsciffahrt hat deshalb wieder eingeftellt rerden müfsen.

Southampton, 8. Januar (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra“ ift hier eingetroffen.

Plymouth, 8. Januar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ift bier anqefommen.

Port Said, 8. Januar. (W. T. B.) Der Verkehr im Suezkanal ift wieder ofen.

Berlin, 9. Januar 1883.

Die Anmeldungen zu der großen internationalen Garten- bauausstellung, welde in der zweiten Hälfte des Monats April und zwar in den Gesammträumen der „Philharmonie“ stattfinden wird, sind so zablreib eingegangen, wie man kaum erwartete, so daß das Ausftellungscomité schon jeßt darauf bedacht ist, noch weitere Räumlichkeiten, die an das obengenannte Grundstück angrenzen, für die Zwecfe der Ausstellung zu erwerben. Die Ausstellung wird somit für den Gartenbau von ganz erbeblidem Interesse sein und zablreide Fremde nach Derlin führen, da die Güärtnereien \ämmtlicer, auf diesem Gebiete hervorragender Kulturstaaten auf derselben vertreten sein werden. Es ift ein eigenthümliches Zusammentreffen, daß in diesem Jahre hintereinander drei derartige gärtnerisbe Ausstellungen stattfinden: die erste in der ersten Hälfte des Monats Avril in Belgien (Gent), die Berliner in der zweiten Hälfte dieses Monats und endlih die dritte in der ersten Hälfte des Monats Mai in St. Petersburg. Durch dieses glüdckliche Zusammentreffen wird es den Ausëstellern mögli, alle drei Aus- itellungen zu besbicken und einen erbeblihen Theil der Kosten, welche ibnen fonst erwabsen würden, zu ersparen. Uebrigens ift das Comité der Berlirer Ausstelluna sehr reihlid mit Prämien bedacht worden. Ihre Majestäten und die Mitglieder des Königlichen Hauses haben bereits für die Auéstellung Preise zugesichert, ebenso die Staats- und städti- ichen Bebörden, gärtnerisbe, landwirthscbaftlihe, naturwifsenschaft- lie 2c. Vereine und Gesellschaften und zahlreide Privatpersonen, fo daß den Ausëftellern werthvolle Anerkennungen ihres Fleißes in Aus- idt stehen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, daß das aeshäftsfübrende Mitglied des Comités, Oekonomie-Rath und Baumschulenbesißer L. Späth hierfelbst, von dem russischen Auëstel- lungscomité ¿um Preiéërichter für die St. Petersburger Ausstellung sowie zuin Kommissar für die deutsben Auëstelungsgegenstände er: annt ist und si Anfang Mai persönlich nach St. Petersburg be- geben wird.

Mainz, 8. Januar. (W. T. B.) Der Rhein ift hier seit gestern Vormittag von 5,40 auf 5,04 gefallen. Die Bahnzüge nach Bingen, Frankfurt und Darmstadt verkehren wieder fahrplan- mäßig. Die Strecke von hier nach Worms is dagegen noch unter- brochen.

Mainz, 8. Januar. (W. T. B.) Seit beute ist der Eisen- babnverkehr auf den Strecken Bingen-Mainz, Mainz-Darmitadt- Aa enduts und Mainz-Frankfurt a. M. wieder vollständig her- gestellt.

Mainz, 9. Januar, früh. (W. T. B) Gestern Abend ift an dem Mombater Thor die Holzbrücke der Arnoldishen Ma- terialienbabn eingestürzt. Durch den Unfall wurden 3 Perfonen getödtet und 6 Perfoncn verletzt.

Mailand, 6. Januar. Professor Silvestri bericbtet, der Aetna sei in der Periode erbebliher Thätigkeit und werfe Sand und Asche aus. Starke Erdbeben werden erwartet.

Die kürzli erwähnte „Statistik der deutshen Reichs-Post- und Telegravhenverwaltung für das Kalenderjahr 1881" enthält eine Ab- bandlung über „das erste Jahrzehnt der Neihs-Post- und Telegraphenverwaltung*“. Wir entnehmen derselben folgende Daten:

Im Jahre 1881 bestanden 9143 Postanstalten gegen 5755 im Fabr 1872; die Vermehrung in dem zehnjährigen Zeitraum beträgt also 3388 Postanstalten oder 58,9 %. Im leßtgenannten Jahre entfiel eine Postanstalt auf 77,3 gkm und 5966 Einwohner, wäh- rend im Jahre 1881 bereits eine folbe auf 486 qkm 4154 Einwohner kam. Die im Laufe des Jahres 1 eingeführten amtlizen Verkaufsstellen für Postwerthzeihe find von 2202 auf 8413, die Briefkasten von 2757 auf 48 300 ohne diejenigen an den Bahnpyostwagen vermehrt worden. Während im Jahr 1872 täglich 2291 Eifenbahn- züge, 5388 Landposten und 57 Privat-Dampfschiffs-Verbindungen zur Postbefsrderung benußt und von diesen im ganzen Jahre zusammen 116 149 350 km zurüdgelegt wurden, dienten im Jahre 1881 zu ge- nanntem Zweck täglich 3870 Eisenbahnzüge, 7768 Landposten und 57 Privat-Dampf- und Segelscbiffs-Verbindungen, weldbe zusammen 144 423 587 km, also 28 274237 km mebr, zurüdlegten. Den am Schlusse des Jabres 1851 vorhandenen 5896 Telegraphenanstalten, d. i. eine auf 75,4 gkm und 6441 Einwohner, den 11072 Apparaten, 61 656 km Linien und 218089 km Litungen sind aus dem Jahr 1872 nur 1391 Stationen, d. t. eine auf 319,5 qkm und 24 688 Einwobner, 3253 Apparate, 28485 km Linien und 98089 km Leitungen gegen- überzustelen. Die Zunahme beträgt biernach bei den Betriebétstellen 4505 oder 324%, bei den Apparaten 7819 Stück oder 249 %/o, bei den Linien 33171 km oder 116%, bei den Leitungen 120 (00 km oder 122 9/0. Diese starke Verdichtung des Telegraphen- neßes, sowie die beträbtlide Vermehrung der Telegraphen- betriebsstellen if zum Theil der gegen Ende 1877 begon- nenen Nutbarmawbung des Fernsprehers für den Tele- grammbeförderungsdienst zuzuschreiben. Ende 1881 bestanden con 1278 Telegraphenstationen, deren alleinige telegraphisbe Ver- bindungen mittels Fernsprechbanlagen bergestellt waren. Die mit diesem Betriebe gemachten günstigen Erfahrungen gestatteten es, zu Ende 1880 und im Laufe dées folgenden Jahres in elf größeren Städten des Reichspostgebiets Stadt-Fernsprew-Verbindungen einzu- rihten und hierdurch den Interessenten ein bequemes und sicheres Mittel zur sofortigen unmittelbaren Verständigung unter einander zu versbaffen. Die vorerwähnten elf Städte sind Berlin, Breslau, Cöln (Rbein), Frankfurt (Main), Hamburg, Altona, Magdeburg, Mannheim. Mülhausen (Elsaß), Läipzig und Stettin. Hierzu treten demnäbst Barmen, Elberfeld, Crefeld, Hannover, Vre- men, Straßburg (Elsaß) und Dresden; aus anderen Städten liegen Anträge auf Herstellung ähnlicher Einrichtungen vor. In ein- zelnen Städten haben die Fernsprehanlagen bereits eine Erweiterung dabin gefunden, daß in den Börsen und auch an anderen Punkten öffentliche Fernspre{stellen eingeribtet worden sind, welcbe Jeder- mann gegen eine Gebühr von 50 4 fünf Minuten lang zur Unter- baltung mit einem Theilnehmer an der Fernsprecheinrihtung benutzen kann. Von besonderer Bedeutung für den Telegrammverkehr ist die na Wiedervereinigung der Post- und der Telegraphenverwaltung begonnene und jeßt zu einem vorläufigen Abschluß gelangte Her- stellung unterirdiser Telegraphenlinien auf 20 der bedeu- tendsten Strecken des MReichs-Telegraphengebiets, mit einer Gesammtlänge von 5471 km und 37 422 km Leitungen. Diese unter- irdischen Linien machen den Telegrammverkeßr zwischen 221 Städten des Reicbspostgebiets, unter denen sich alle bedeutenderen Handels- und Waffenplätze befinden, von Witterungs- und sonstigen äußeren Einflüfsen nabezu völlig unabhängig. Vom Reichépost- gebiet gehen gegenwärtig 9 unterseeisbe Telegraphenlinien aus. Drei davon find von der Reiché-Telegraphenverwaltung felbst hergestellt, nämlich das deutsh-schwedisbe Kabel im Iahr 1865, das zur Ver- bindung der nord- und osftfriesisben Inseln mit dem Festland dienende im Jahr 1870 und das deutsh-dänishe Kabel im Jahr 1879,

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Die Bemühungen der Reibs-Post- und Telegraphenverwaltung zur Erlangung einer direkten Verbindung mit Amerika haben zu der von der Vercinigten Deutschen Telegraphbengesellsbaft unter- nommenen Herstellung des Kabels von Greetsiel bei Emden nach Valencia an der irishen Küste aeführt, durch welches seit dem 1. April 1882 unmittelbarer Anschbluß an die transatlantische Linie erreicht ift. Für die rashere Abwickelung des Telegrammverkehrs und der dringliden Correspondenz der Reichshauptstadt ist die Rohr- post in Berlin geschaffen worden, welche am 1. Dezember 1876 mit einem Röhrennetze von 26,28 km Länge und mit 16 Stationen ihre Thâtigkeit begann, jeßt dagegen mit einem Rötrennete von 46,04 km Länge und mit 25 Stationen das ganze Gebiet von Beriin umfaßt und neuerdinas auch Charlottenburg in ibr Nes einbezogen hat. Im Jahr 1881 sind mit der Rohrvost 2138 893 Telegramme, Briefe und Postkarten befördert worden.

Im Nacbstehenden find die wihtigeren BetriebZergebnifse aus den Jahren 1872 bis 1881 zusammengestellt: Die Gesammt-Stücfzahl der Postsendungen ist von 783 659 731 im Jahr 1872 auf 1441 800282 im Jahr 1881 gestiegen, d. h. um 658 140551 Stück oder 83,98 °/. Kein früberes Jahrzehnt hat eine glei bedeutende Zunabme des Postverkehrs aufzuweisen. Die Zabl der Telegramme ist gleiczeitig von 10158 041 auf 15 535 883 gestiegen, also um 5 377842 Stü oder 52,94%. Der Vermehrung der Postsendungen um 83,98% und der Telegramme um 5294%/ steht ein Wachëthum der Bevölkerung des MReichs-Postgebiets von nur 10,6 ‘/9 gegenüber, denn leßtere belief sch im Jahre 1872 auf 34 339 434, im Jahre 1881 auf 37978 165 Seelen. Die Zahl der Post- und Telegraphenbeamten ift in dem zehnjährigen Zeitraum nidt in einem mit der Vermehrung der Versendungsgegenstände Schritt haltenden Maß gestiegen. Im Jahre 1872 waren 49945 Postbeamte und 5569 Telegravhenbeamte vorhanden. Hierbei find indessen 900 Beamte, welche zuglei Pofst- und Telegraphendienst versabhen, doppelt gerechnet. Die Gesammtzahl der Beamten betrug also 54614. Im Jahre 1881 ift dieselbe auf 67075, also um 12 461 Köpfe oder 22,8 ‘/9 gestiegen. Von den einzelnen Gattun- gen der Postsendungen zeigt sich die relatio stärkste Zunahme bei dem im Oktober 1871 eingeführten Postauftragsverkehr; fie be- rechnet sich auf 2530 “/«. Hieran reihen sch die Postkarten mit 1784 9/6, die außergewöhnliben Zeitunaëbeilagen mit 1093, die Pofst- anweisungen mit 250, die Waarenproben mit 184, die Drucksachen mit 178, die Packete ohne Werthangabe mit 93, die Zeitungen mit 60, die Briefe mit 44 und die Nahnahmebriefe mit 22 °/9. Die re- lative Abnahme berechnet si bei den Geldbriefen auf 51, bei den Werthpacketen auf 15 °/9. Die bedeutende Abnahme in der Zahl der Geldbriefe ist der vermehrten Benußung des ktilligeren und beque- meren Postanweisungsverfahrens zuzuschreiben. Die Geldübermit- telung durch die Reichs-Postanstalten bat in den letzten 10 Jahren die sehr erheblibe Summe von 142,3 Milliarden Mark, im Jahres: durbscnitt 14,23 Milliarden, im Tagesdurbschnitt 39 Millionen Mark erceiht. Im Iahr 1881 bez fferte sib die Summe auf 14 701 546 060, im Jakbre 1872 auf 13 981 421 142 #4; der Zuwachs in 10 Jabren beträgt also 720 124918 Æ oder 5,15 "/9. Von diesen Weribbeträgen entfallen ungeachtet des Rücaanges in der Stückzahl die bedeutendsten auf die Briefe und Packete mit Werthangabe. Mittels der Geldbriefe wurden im Jahre 1872 7934 010372 A, im Jahr 1881 7754701820 Æs, mittels der Werthpackete 5 514 564 765 Æ bzw. 3920 110250 M versendet. Der Rücfgang in den Beträgen bei den Geldbri:fen um 179 308 552 4 und bei den Werthpaketen um 1594 454 515 # wird durch die Zunahme des Post- anweisungtverkeht1s mehr als ausgeglichen. Dieser ist von

| 475 022 556 M auf 2 628 888 568, d. h. um 2 153 866 012 M oder 453 ’/o

gewachsen. Im Jahr 1872 entfielen auf den Kovf der 34 339 434 betragenden Bevölkerung des Reichspostgebiets 0,37 Stü Postan- weisungen mit 13,83 Æ, im Fabr 1881 bei 37978 165 Einwohnern 1,18 Postanweisungen mit 69,22 # Der Poftanweisungsverkehr hat ch überhaupt zu einem der wichtigsten Mittel für Auzëgleibung von Scbuld und Forderung herausgetildet. Der allein mittels Postan- weisungen in dem leßten Jahr im Reichëpostgebiet bewirkte Umsay Übertrifft in seiner Höhe den gesammten Münzmetallbestand Deutsch- lands, welchen Dr. Soetbeer für 1880 auf 2337 Millionen Mark berechnet; er erreiht den Umsatz der Reichébank und ihrec sämmt- liben Filialen in Rimefsenwecbseln, welher im Jahr 1880 auf 2507 Millionen Mark beziffert ist. Das finanzielle Ergebniß der Post- und Telegraphenverwaltung in der Zeit vom } Sanuar 1872 bis Gnde März 1882 ist folgendes: Bie Einnahmen in diesen 104 Jahren haben für Post und Telegraphie zusammen 1233009447 # betragen Davon fommen in den Jahren 1872 bis 1875 auf die Poft 383 710 969, im Durt&schnitt also jährli 959277422 Æ#, auf die Tele- graphie 39729314, im Durchschnitt jährlih 9932328 ä In den übrigen 64 Jahren haben die Einnahmen für Post und Tele- graphie zusammen 809569 164 F, im Jahr¿sdurcbscbnitt also 129 531 066 Æ betragen. Die Gesammteinnahmen des Etats8jahres 1881/82 find auf 144721 663 #4 gewachsen. In den Jahren 1872 bis 1875 hat die Post einen Uebe:\chuß von zusammen 37 653 767 geliefert, während die Telegraphie mit einem Defizit von 15 285 398 46 bshloß; aus beiden Verwaltungen ift also dem Reiche jährli im urbshnitt eine Reineinnahme vom 5 592092 Æ zugefloen. Seit der Vereinigung beider Verwaltungen find im Ganzen 79490 005 4, d. h. im JIabresdur{bschniit 12718 190 A Ueberschuß abgeliefert worden,

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Im Wallner- Theater mußte bei der leßten Sonntags- Aufführung des „Schwabenstreid* wiederum das Orchester geräumt werden, um allen Einlafsuchenden Platz zu machen

Die nächste Aufführung der Sing-Akademie (2, Abonne- ments-Concert) findet am Sonnabend, den 20. d. Mts., Abends 7 Ubr statt Zum Vortrage gelangt S. Bach's Passionsmufik n. d. Evgl. St. Johannis. Einlaßkarten zu 4, 3 und 2 K sind bei dem Haus- wart der Sing-Akademie zu haben.

In dem gestrigen ersten Konzert des zweiten Cyclus der rühm- lidst bekannten Quartett-Abende der Herren Joacim, de Abna, Wirth und Hausmann kamen nur Beethovenswe Kom- positionen und zwar die Quartette D-dur Op. 18, F-moll Op. 95 und B- dur Op. 130 zur Ausführung. Bei der anerkannten Meistershaft der 4 fkonzertirenden Künstler ift jedes Wort des Lobes üÜberflüssig; die Vollendung des Spiels dieses Quar- tetts steht eben unerreiht da: man bört nit Instrumente, sondern reine Musik, reine Melodie, reine Harmonie. Von der Wir- kung der zu Gehör gebrachten Compositionen läßt sib demna auch nur sagen, daß der Kunstgenuß ein vollkommener und dur nichts ge- störter war. Wenn man aker gelten lasen will, daß Beethoven in seinen Quartetten bewußtermaßen seelishe Stimmungsbilder habe geben wollen, so möchten wir von den drei erwähnten Werfen dem B-dur- Quartett den Preis zuerkennen, in welbem alle Wandlungen der empfindenden Seele zum herrlichsten und ernstesten Ausdruck gelangen. Auf die ungewöhnlich zahlreihen Zuhörer schienen aber außerdem das inntge Andante des D-dur-Quartetts und die melodisbe Cavatine des B-dur-Quartetts eine begeisternde und besonders nabhaltige Wirkung zu üben. Wenn an diesem Konzcrtabend irgend ein Grund zur Erinnerung vorlag, so war es die Ueberfülle des gebotenen Schönen ; in so furzer Zeit mit ganz kurzen Unterbrechungen drei fo großartige Tonschöpfunaen geistig zu überwinden, das wirkt s{liezlich er- \{öpfend. Die Künstler fanden natürlich nach jeder Nummer er- neuten und stürmischen Beifall, der noch lange na Schluß des Konzerts fortdauerte.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphonie Abends teht die 1. Symphonie (C-dur) von Beethoven. Außer- dem gelangt u. a. zum ersten Male Ifoldens Liebestod aus dem Musikfdrama „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner (nebft dem Vorspiel) zur Aufführung.