1883 / 14 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

In der heutigen (22.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staate- Ministeriums von Puttkamer, der Finanz-Minister S&olz und mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, wurde zunächst das Gesetz, betr. die Bewilligung von Staatsmitteln zur Be- seztigung der im Stromgebiete des Rheines dur die Hohwas}ser berbeigefübrten Verheerungen, in dritter Lesung berathen.

Der Abg. Boediker bat den Minister, für eine bessere Verh ilung der Liéebesgaben Sorge tragen zu wollen; die verschiedenen Comités wüßten niht genau, an welche Adressen sie ihre Sendungen zu befördern hätten.

Darauf wurde die Vorlage ohne jede weitere Debatte definitiv genehmigt.

Auf den Antrag des Abg. Dr. Hammacher wurde die allgemeine Rechnung über den Staatshaushalts-Etat pro 1879/80 an die Rehnungskommission verwiesen und dann die ste L rathung der drei Verwaltungsgeseße fortgeseßt.

Dex ütig. Dr, von Heydebrand und der Laja bedauerte, daß er den Abg. Gneist niht auf seinem Playe sche, er würde sonst auf seine gestrige Rede ausführlicher eingeh-n. Bedauerlih sei es, daß ein Mann, der selbst die Vorschläge, welche die Regierung jeßt mache, vor vier Jahren als die allein richtigen vertreten habe, sie jeßt in fo bef- tiger Weise angreife. Durch Uebertreibungen habe er der Sache, der er zu dienen gleube, entscieden geshadet. Redner ging darn auf die Vorlage speziell ein und vertheidigte nament- lih die Vers{melzung der beiden Bezirksinstanzen, des Be- zinkéraths und des Bezirkëverwoltung2gerihts, unter dem Vo1site dis Regierungë-Präsitenten, Wenn man befürchte, daß die Arbeitélast für den Regierungs: Präsidenten zu groß würde, namentlich bei aroßen Regierungsbezirken, so dürfe man vor einer The:lung der Bezirke niht zurückschrecken. Auch mit den übrigen Vorschlägen der Regierung, namentlich mit der Erweiterung der Kompetenz des Kreisauëshusses und der Vermehrung der Zahl der endgülticeen Ent- scheidungen dessclben erklärte der Redner sich einverstanden und forderte alle Parteicn suf, in der Kommission eine objek- tive Prüfung der Vorlagen vorzunehmen.

Der Abg. Dirichlet wies darauf hin, daß die omnipotente Stcllung der Regiearurgé-Präsidenten in den westlichen und in den neuen Provinzen, namentlich ihre U-bergariffe im Kultur- kampf zu den heftigsten Klagen Anlaß gegeben hätten, weil es an einem Rechtêweg ihren Maßregein gegenüber gefehlt habe. Wenn der Minister heute davon spreche, daß der Staat aufaelöst würde, wenn die Verwaltungsjustiz vori der Vern alturg vollständig lcsgelöft werde, so könne mon cigcrtlih gar nicht mehr diskutiren, denn das sci ja

gerate der Kcrnpunkt der Frage. Uebertrage man den Vorsig in der Bezirksinstanz den Regierungs: Prä- sidenten, so höre damit der Unterschied zwishen Ver-

waltung und Verwaltungsjustiz auf; für diese Ueberiragung

führe man das Vorbild des Kretiésaussdusses an. Aler- dings habe man den Vorsiy in demselben dem Landra!h übertragen, aber nur weil fich für die wenig umfangreihen verwaltung2gerichtlihen Funktionen im Kreise die Anstellung eines“ besondern Beamten

nickdt gelohnt habe und weil die Entscheidung des Kreis- a: Sidusses nur in den wenigsten Fällen endgültig sei. Wollte man tem Beispiel des Kreisausschu}ses generell folcen, danr müßte au der Minister des Jnrern den Vorsiß im Ober-Verwalturgsgericht übernehmen. Die Klagen gegen die tesltehenden Verwaltung2gescte seien überhaupt nur künst- li gemact durch die Beamten, denen die Theilnahme der Laien an ter Verwaltung ein Dorn im Auge sei. Gleich nah dem Erlcß des Organisationsgesezes von 1880, che man noch Er- fahrungen damit gesammelt habe, sei schon in Beamtenkreisen auf eine Aenderung desselten hingedrängt worden. Redner girg dann speziell auf die in der Kompetenz des Kreisaus- schusses vorgeschlagenen Aenderungen ein, die er nach seinen persöônl:hen Erfahrur gen als unpraktish bezeichnete.

Bei S@&luß dcs Blattes hatte der Abg. Tiedemann das Wort.

Das Enteignur asrecht ist Allerböhst verliehen worten: 1) unter dem 8, Dezember 1882 der Stadtgemeinde Charlottenburg betufs Regulirung des Kurfürstendammes auf der Strecke zwischen der Kursürster strafe und der östlichen Grenze des Kunstgärtner Blümnerschen Grundstücks, zur Erwer- bung der dazu innerhalb ihres Gebietes erforderlihen Flächen ; 2) unter dem 3. Januar 1883 der Stadtgemeinde Berlin behufs Freilequng der Georgenfirstraße auf der Strecke von der Barninstraße bis zur Friedenésstraße, sowie behufs Ver- breiterung des Bürgersteiges vor dem an der Ecke der Ge- rid.ts: und Grenziiraße belegenen Grundäiüde, Geridtsstraße Nr. 1, auf 3,7 m, für die dazu erforderlihen Flächen.

Da die Erhcburg cines Paus{hguantums bei dem Kreizausschusje nah §. 76 Nr. 2 des Verwaltungsgerichts- gesetzes nicht stattfindet, wenn die Entscheidung ohne mündliche Vertantlung «rfolgt ift, so gilt dasselbe für den Fall, wenn die Striitsace auf eine andere Weise ohne mündlihe Verhand- lurg ibre Erledigung gesunden hat. Die Cirkularvierfügung des Ministers tes JFrnern und des Finanz Minisiers vom 6. Oftoter 1879, betreffend die Normirung des Pauscchquan- tuns im Falle der Erleticung durch ZurüCnahme der Klage nah statlacfundener Verhandlung, bezieht sih daher nacch einem Cirkularerlaß der genannten Vin ster vom 25. No-

vember v. J. nit auf die ohre mündliche Verhantlung erledigte Streitsache. g Sefsen. Darmstadt, 16. Januar. (W. T. B.) Das

Landescomité bat beschlossen, von der auf Hessen entfael!enen Kaiserlihen Gabe von 100000 je 20000 Ms an die Comités zu Benéheim und Groß- Gerau, 12000 Æ nah Worms, je 6000 M nah Offenbach und Oppenheim, 2000 nah Bingen und

34 000 rach Mainz zu überweisen n.it dem Ersuchen , die |

Summen alsbald ¿ur Linderung des augenblicklihen Noth- standes zu verwenden.

Œlfaß - Lothringen. Straßburg, 15. Januar. (W. T. B.) Der Landesauéëschuß ift heute Nacmittag 3 Utr in seinem neuen Gebäude dur den Staaté-Minister von Hofmann exröffnet worden. Die M:tglieder des Landes- autiqusses waren beinahe vollzöhlig ersdienen. Zum Prä-

fiderten wurde der biéhe:rice Präsident S{lumberger wieder- gewählt.

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| des

Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. Januar. (W. T. B.) Wie verlautet, hat der Kronprinz Rudolf die projektirte Reise na dem Orient aufgegeben und beabsichtigt, einen Theil der zur Bestreitung der Kosten dieser Reise bestimmt gewesenen Beträge den durch das Hochwasser Beschä- digten zuzuwenden.

Naeh einer Meldung der „Politishen Korrespondenz“ aus Lemberg war die Veranlassung der zeitweiligen Schlie- ßung der dortigen Jesuitenkirhe eine Anzeige über ein von den Sozialisten für Sonntag verabredetes Attentat. Die Vorsihtsmaßregel war schon deshalb geboten, weil bei dem ungünstig gelegenen Eingang zur Kirche ein böswilliger Allarm großes Unglück hätte herbeiführen können. Die Kirche wird worgen wahrscheinlih wieder geöffnet werden.

Großbritannien und Jrland. London, 15. Fanuar. (W. T. B.) Die Regrerung bat beschlossen, in Dover einen Zufluchtshafen zu errichten.

Frankreih. Paris, 15, Januar. (W. T. B.) Jn der Kammer gelanate heute das Gelbbucch zur Vertheilung. Aus demselben ergiebt sih, daß der Minister-Präsident Duclerc niht aufhörte, für Frankreih die Autrechthaltung des status quo ante in Egypten oder ein Aequivalent dafür zu fordern. Eine Depesche der französishen Botschaft in London vom 31. Juli konstatirt, daß die englisch:französishe Allianz nach der Sprache, welche die englishen Minister führten, noch cine ebenso enge sei wie vorher, daß das engliche Kabinet jede chrgcizige Absicht in Egypten in Abrede stelle, daß es ledigli zur Wiederherstellung der Ordnung und der Autorität des Khedive Truppen nach Egypten fende, und daß es hiernächst die definitive Regelung der eayptishen Frage dem europäischen Concert unterbreiten wolle. Nach der Nieder- werfung Arabi Pasch2s verlangte Enaland von Frankreich zu wissen, was es wünsche; Frankreich antwortete: den status quo ante, Eine Depesche Duclercs weist auf die Wohlthaten hin, die die Kontrole habe und welche er als die beste Gzrantie für eine gute Verwaltung Egyptens betrachte. Gleihwohl werde er auch «anen Ersaß derselben durch andere JZnftitutionen acceptiren, welhe ähnliche Garantien böôicn. England fs{chlug einen einzigen eng- lischen - Controleur vor, proponirte später, die Befug- nisse der Schuldenkasse erweitern zu wollen und wies auf die Möalic@keit bin, die Verwaltung der Daira und der Domäne damit zu verbinden. Frankreich lehnte die Vorschläge ab, weil sie im Widersprucy mit dem Liquidationsgescß ständen, wi les die irternationale Sanktion erhalten habe. Seitens Englands wurde keinerlei anderer Vorschlag formulirt, Der Meinungs- auêtausch, der unausgeseßt einen durchauë verbindlihen und freundschaftlihen Charaftter trug, wu:de geschlossen. Jn ciner Depesche vom 24. November erklärte Duclerc: Wenn Eng- land die bestehenden Arrangements glaubt auffündigen zu müssen, wenn es seine Akticnsfreiheit wieder zurücknim t, so werden wir unsererseits vur für die Wahrung unserer Interessen Vorsorge zu treffen haben. Eine Depesche Duclercs vom 31, Dezember weist die unausgeseßte Korrektheit feiner Haltung Encland gegenüber nach. Eine Depesche Lord Granville’'s vom 30. Dezember sagt: es liege kein Grund dazu vor, daß Frankreih und England in Folge des Aufhörens der Kontrole nicht fortfahren soliten, einen wohlthätigen Ein- fluß auf die Zukunft Eayptens auszuüben, wobei doch beide so wesentlich interessirt scien, Er bedauere, daß die Verbandlungen nicht von Erfolg gewesen feien, fahre aber fort zu boffen, daß die englische Politik, wie sie demnächst in ciner offiziellen Vittheilung an Frankreih und die anderen Mächte werde dargelegt werden, sh durch sich selbst und in ihrer Gesammtheit der eventuellen Billigung der französischen Regierung empfehlen werde. Eine Depesche Duclercs vom 4. Januar d. J. sagt: Jn Uebereinstimmung mit England sind wir niemals der Ansicht gewesen, daß die Kontrole und die Üb: igen irterrationalen, in Eaypten geshaffenen Jnstitu- tionen bestimirt sein sollten, ein Sonderinteresse oder ein \pe- zielles Jnteresse Frankreihs und Englands zu begünstigen. Unserer Auffassuna nach hatten diese Jnstitutionen gleich- mäßig den wesentlihen Zwedck, die politishe und finanzielle Verwaltung Eayptens zu sichern, und alle Mächte sind an dessen Wohlfahrt int-ressirt. Ferner erklärt Duclerc: er könne niht zugeben, daß die Unterdrückung der Rebellion Arabi Paschas implicite auch eine Vernichtung der Organisation zur Folge haben müsse, welche im allgemeinen Jnteresse ein- geführt und durch regelre{chte, von allen Mächten acceptirte Stipulation garantirt sei. Die Haltung Englands nöthiazt uns, in Egypt:n unsere Aktionéfreiheit zurückzunehmen. So sehr wir das auch bedauern, wir acceptiren die Situation, die uns bereitet worden ift.

15. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Der Minister- Präsident Duclerc begleitete die Mittheilung von der er- folgen Vertheilung des Gelbbuhs über die eayptishen An- gelegenheiten in der Deputirieikammer mit einer Darstellung der geschihtlihen Entwickelung der eayptifhen Frage. Wäbrend des Kampfes sei die Haltuna Frankreichs diejenige eines vertrauen- den Freundes gewesen, welcher sich in Folge vorübergehender Meinungsverschiedenheiten von seinem Freunde trennte; na der Niederw?erfung des Aufstandes habe sich Frankreich für die Wiederherstellung des status quo ausgesprochen, indem es die Eröffnung der diplomatishen Thätigkeit Englands erwartet babe, Als England sodann es übernehmen wollte, die Situation allein zu ordnen, habe die franzöfishe Regierung ihre Aktionsfreiheit zurückge: ommen und sei gewiß, hierin die Zustimmung der Deputirtenkamn:er und die Billigung Europas zu finden.

Der Senat wählte Teisserenc de Bort zun vierten BVize-Präsidenten.

Die Mehrzahl der Vertreter der hiesigen Zeitungen beschloß heute, zum Besten der durch die Uebers{wemmung in Elsaß-Lothringen Heimgesuchten eine Theatervorstel- lunz zu veranstalten.

16. Januar. (W. T. B) Der „Figaro“ veröffent- lidt cin Manifest des Prinzen Jéróme Napoleon, worin derselbe die gegenwä:tige Situation erörtert und die napoleconishe Erbschaft für si& in Anspru nimmt.

Lyon, 15. Jauuar. (W. T. B.)

Geriht3hofes, vor welhem der Anarchisten- proze§ verhandelt wird, hat im Ganzen 19 Drohbriefe erhalten, darunter mebrere aus der Schweiz, Deutschland und Rußland.

15. Januar, Abends. (W. T. B) Anarghisten- prozeß. Fürst Krapotkin suchte nachzuweisen, daß eine inter- nationale Verbindung der Anarchisten nit existire. Kra- potkin spra dann von seinem politishen Leben und erklärte,

als das einzige praftishe Mittel, um das Loos der Arbeiter

Der Präsident |

zu verbessern, sei ihm die Aufhebung des Besißthums ershienen. Diese Jdee habe troy Allem weitere Verbrei- tung gefunden; ein Beweis hierfür sei die Jnternationale und die Kommune, wilche durch die Verfolgungen ge- wachsen seien. Die Verurtheilung der Angeklagten würde Proselyten machen. Auf ihn se! das Gf: vom Jahre 1872 nit anwendbar; man habe ihn verhaftet, weil er ein Auéländer sei, um dadur s{einbar das Vorhandensein einer internationalen Verbindung darzuthun. Der gegenwärtige Prozeß ziehe die Blicke aller Arbeiter Frankreihs und des Auslandes auf si&; wenn aber die Arbeiter sehen würden, daß eine internationale Verbindung nit existire, so würden sie erkennen, daß es sich nur um einen einfachen Klassen- prozeß handele. Ohne eine soziale Revolution würden nit zehn Jahre vergehen; er beshwöre die Gesellschaft, ciner solchen vorzuveugen, indem sie die soziale Frage studire, niht indem sie die Anarchisten verfolge.

Italien. Rom, 15. Januar. (W. T. W.) Die Per- manenzkommission zur Vorberathung der Vorlage, be- treffend die Aufhebung des Zwangscourses, hat beute ihre Berathungen begonnen. Nah Darleaung der einschlä- gigen Verhältnisse Seitens des Finanz-Ministers wird der Zeitpunkt für die Wieceraufnahme der Baarzahlungen fest- geseßt werden.

15. Januar, Abends. (W. T. B) Jn der Kom- mission zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Ab- schaffung des Zwangécourses, gab der Finanz-Minister Ausftlärungen über die Münzverhältnisse und Banken, welche ein gutes Ergebniß der Operationen verbürgen.

Serbien. Beiïgrad, 15, Januar. (W. T. B.) Dur einen Ukas des Königs wird die Wahl Kujundzics zum Präsidenten der Skupshtina und Glischics zum Vize- Präsidenten bestätigt. Die Skupschtina wählte eine Kommission von 20 Mitgliedern zur Vorberathung des HandelSver- trags mit Deutschland.

E A E E Af S A R L C R T Dp P RLO Amerika. Washington, 15, Januar, (W. T. B.) Die von dem Repräfentantenhause angenommene

Schiffsbill bestimmt u. A., daß bei der Exportirung von Schiffen, welche in Amerika für auswärtige Rechnung gebaut worden sind und zu welchen theilweise oder gänzlich aus- ländish2es Material, für das bereits der Einfuhrzoll gezahlt, verwendet worden ist, ein Rückzoll gleich dem entrichteten Einsuhrzoll erstattet werden sel. Der Senat hat über diese Bill noch nitt beschlossen.

Zlfrcika. Egypten. Kairo, 16. Januar. (W. T. B,) Der „Times“ meldet man von hier: Scherif Pascha benach: rihtigte beute den französishen Generalkonsul, daß, nachdem England von der Kontrole zurückgetreten, die eayptiïhe Regierung fi freuen würde, die Ansichten seiner Regierung über diesen Schritt kennen zu lernen.

Zeitungsstimmen.

Die in Müncken erscheinende „Allgemeine Zeitung“ sagt über die Hülfe, welte das Reich den durch die Ueber- schwemmungen oceschädigten Landestheilen gewährt hat :

Wie die Kaiserlice Gabe von 600 (00 Æ an die dur Ueber- sckwemmung în den wesiliden Gebieten des Reichs Geschädigten allenthalben einen freudigen Eindruck gemat hat, so ist namentli die unaewöhnlidbe Beschleunigung in der Uektersendung von günstig- ster Wirkung gewesen. Doch hat das Eingreifen des Kaisers bet dieser Unalücéfkatastrophe noch cine besondere Bedeutung: €s ist das erste Mal, daß yon Reicbéwegen helfend in einer derartigen Ange- legerbeit cingegriffen wird; bisher ist das Reih immer nur als Nebmer und niemals als Geber erscbienen. Mit eirem Male ift run diese Lage verändert und ein Veispiel gegeben, welcbes nicht ohne Nawbfolge bleiben kann und sicher einen nachaltigen Eindruck in den berührten west- und süddeutscwen Landeëtheilen macen wird. :

Die „Frankfurter Zeitung“ schreibt über die Kaiserlice Gabe :

Die Bewilligung von 600070 Æ für die notbleidenden Ueber- \ck{wemmten aus dem Diépcositionsfonds des Kaisers wird allgemein den besten Eindruck machen. Indem das Oberhauvt des Reichs einen so aroßen Theil des ibm etatsmäßig zur Verfügung gestellten Fonds jenem Zwecke widmet, wird einerseits die Dringlichkeit der Hülfe anerkannt, andererseits aber auch, und darauf möchten wir ein Hauptgewiht legen, daß bei Notbständen, wie wir sie jet erlebt baben, das Reich einzutreten hat, daß gemeinsame Noth gemeinsame Hülfe fordert. Die Privatwoblthätig- fait bat stets demgemäß gebandelt und nie nah Grenzen und Staats- zugebörigfeit gefragt, und sie wird gewiß fortan, wenn sie auch die staatlicden Faktoren von demselben Geiste beseelt findet, noch reger mit denselben wetteifern. Die Zuwerdung des Kaisers wird darum cine kräftige .Wirkung auf das ganze Reich au2üben, und Bundesrath wie Reicbêtag werden daraus den Antrieb \{chöpfen, der Frage näber zu treten, ob und in welcer Weise die Reicbégesctgebung einzutreten baben wird, um künftigen Gefahren des Hochwafssers entgegen- zutreten. |

In den „Politishen Gesellshaftsblättern“ lesen wir:

.… . Das unleugbare Verdienst, die scchreiende Nothlage des grundbesiteenden Theils der Bevölkerung (der land- und forftwirth- icafttreibenden) zuerst offiziell fonstatirt zu haben, gebührt entscbieden dem Fürsten-Reictskanzler, ebenso auch das weitere Verdienst, die ersten Vorsläge zur AbbÜülfe dieser Nothlage gemacht zu haben. Troß ibrer Annahme haben sid freilib, wie die Erfahrung gezeigt, die Verbältnifse nit wesentlih gebessert, wie dies bezüglih der Forst- rente zuerst von der, im abgelaufenen Jahre in Coburg abgehaltenen Versammlung dec deutschen Forstwirthe auf Grund des vorzüglichen Recferats des Ober-Forstmeisters Dankelmann und sodann von dem preufisben Finanz-Minister bei Vorlage der Einnahmeübersiht aus- gesproten worden ift.

Als Hauptgrund wurde der noch sehr bedeutende Import be- zeibnet und deéhalb auf die Notbwendigkeit einer bedeutenden Gr- bôtung des auf Nutholz ruhenden CEingangs8zolls hingewiesen. Dieser tbecretiscben Erörterung folgte aber sehr bald die That, da ja, wie béefannt, von Seiten der preußischen Regierung ein darauf bezüglicer Antrag bei dem Bundeêérath eingebracht worden ift. .…..

Obwobl die Mittbeilungen des preukisden Ministers und be- sonders die unleugbare Thatsache, daß in der preußischen Monarcbie der Hektar Staatéforsten eine durchschnittlidbe Rente von nur zehn Mark getrabt hat, für Jeden, der hizreihende Objektivität besitt, um durch Thatsacben überzeugt werden zu fönnen, in genügender Weise die Nothlage konstatirt haben dürfte, so wollen wir es

doch nicht unterlassen, uns, wenn auch nur furz, mit den Argumenten zu beschäftigen, wele der Korreferent auf der

Coburger Versammlung, der Professor Dr. Lehr aus Karlsruße,

vorgebracht, um die Existenz dieses Notbstandes zu bestreiten.

Der eklatanste Gegenbeweis liegt freilih in der großen Majorität, mit welcher die Versammlung der deutschen Forstwirthe den Antrag des Ober-Forstmeisters Dankelmann argenommen (ungefähr gegen 7 Stimmen) und somit den des Professors Dr. Lehr verworfen. Wir buldigen freilich nicht der Ansicht, daß die Majoritäten \tets das Richtige treffen; hier aber, wo die Versammlung aus lauter Sach-

verständigen bestand, die Alle aus eigener Erfahrung sich ein voll- [tiges Uriheil über den thatsäbliden Werth der Argumente des orreferenten bilden fonnten, glauben wir doch dem dur die über- wiegende Majorität abgegebenen Verdikte eine ungewöhnliche autori- tative Bedeutung beilegen zu dürfen.

Nachdem fodann die von dem Korreferenten ausgeführten Gründe widerlegt worden sind, {ließt der Artikel, wie olgt : f 8 ir wollen uns indeß nit lediglich damit begnügen, die Be- bauptung zurückzuweisen, daß der Waldbesit sib zur Zeit in keiner Nothlage befinde, sondern für das Gegentbeil auch einige Zablen an- führen, die jeden Zweifel beseitigen dürften .

In derjenigen Gegenden Mitteldeutsblands, die sib in Mitten eines auêgedehi.ten Eisenbabnnetes und in unmittelbarer Nähe größerer Städte befinden, beträgt die Differenz mit den Preisen, welche in der ersten Hälfte der sieberziger Jahre gelöft wurden:

für Nußhölzer (mit Ausnahme des Eicbenholzes und der ge-

ringen Holzsortimente, wie Grubenbolz und Hopfenstangen) circa 490—50 9%;

für Buchenbrennholz ca. 50 60 °/6;

für Kiefernbrennbolz aber nur 25—30 9%.

Größere Quantitäten an Brennholz sind jedo nahezu unver- fäuflich. In entlegeneren Gegenden ift der Rückgang now viel bedeu- tender ; abgeschen davon, daß dort die Preise für Nutbölzer aber auch mit Ausnahme des Eichenbolzes um 59—60'/9, die für Brenn- holz aber um €0—75'/a gesunken sind, find dort größere Quantitäten beider Sortimente überhauvt nit vercäuflib, sodaß, wenn aus forst- wirtbscchaftliden Gründen denno gesblagen werden muß, man ent- weder das £olz im Wald verfaulen lassen oder zu Asche als Bodens düngung verbrennen muß.

Die angegebenen Zahlen sprecken fo deutlih für das Vorbanden- sein . einer ernsten Kalamität, daß wir uns enthalten können, noch weitere Belege zu bringen.

Statistische Nachrichten.

Der Reichétag batte im Juni 1873 eine Resolution angenommen, nab weler alljährlid die Veröffentlibuna auf gleibförmigen Grund- lagen berubender statistisber Zusammenstellungen über sämmtlicbe im Deutschen Reich belegene Eisenbahnen erfolgen solle. Das R eich 8§- Eisenbahnamt, weldem die Lösung dieser Aufgabe zufiel, die um deshalb besonders \cwieria und zeitraubend war, weil erst die Grund- lagen einer gleibförmigen Statistik geschaffen werden mußte, hat nun- mehr den ersten Vand einer Statistik der im Betriebe be- findlihen Eisenbahnen Deutscblands, Betriebsjahr 1880/81 (Berlin 1882, Kommissionéverlag von E. S. Mittler u. Sohn) ver- ofentliht. Der stattlibe Folioband enthält 35 Tabelle“ mit Tert. Die erste derselben bringt ein Berzeicbniß der normalspurigen Eisenbahnen im Reiche, deren Zabl sib auf 63 Gruppen beläuft (wobei die gesammten Bahnen der verschiedenen Staaten nur immer als je éine Gruvpe betrawtet find). Die Tabelle weist für jede Babn den Namen und den Sig der den Betrieb leitenden Verwaltung, die Staatsangehörig- feit und Eigenthumslänge für jeden Staat, die oberste Lande2-Auf- sihtébehörde, den Umfang des Bahngebiets mit Länge der einzelnen Babnstrecker, Datum der Konzessionen und Eröffnung der cinzelnen Strecken na, Alles in den nacbfolacnden Bemerkungen sebr ein- gebend erläutert. Die zweite Tabelle ist eine Zusammenstellung der normalspurigen Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung mit Angabe

ihrer carafteristischen Merkmale (stärkste Neigung, kleinster Krümmungs- -

halbmesser, Bildung des Unterbaues, bewachte und unbewachte Uebergänge, Gewicht der Swicnen, zulässiaer Raddruck, größte Fahrgescbwindig- keit); die Tabelle umfaßt 63 Bahnen. Tab. 3 betrifft die Längen- verhältnisse und ergiebt, daß Ende des Betriebsjahrs 1880/81 im Betriebe waren: 11 505,66 km preußisbe, im Ganzen 22 325,25 km Staatébabnen, 3737,46 km Privatbahnen unter Staatêverroaltung und 7644,82 km Privatbahnen mit eigener Verwaltung, im Ganzen 33 707,53 km Babnen mit normaler Spurweite, gegen 33 074,22 km Ende des vorhbergebenden Betriebs8jahrs, In Tabelle 4 ist die Vers- theilung der Eisenbahnen nach Staaten und Verwaltungsbezirken be-

rechnet. Es ergeben sich hiernab für: auf 109 Quad.-Kilom. auf 10 000 Grundfläche Einwohner S Kilometer Eisenbahnen Elsaß-Lothringen 7,88 7,30 Preußen 5,64 7,20 Prov. Ostpreußen 2,67 5,11 „. Westpreußen . 3,32 6,03 Brandenburg. 6,05 7,12 «„ Pommern . 3,65 7,13 Posen 3,87 6,58 « Sglesien . 6,71 6,75 E. 7,51 8,20 Neg. Bez. Sleswig 4,31 7,20 Prov. Hannover . 4,87 8,83 Westfalen . ; 9,60 9,49 » Oessen-Nafsau 7,64 T Rhèinprovinz . . 9,94 6,58 Reg. Bez. Sigmaringen 7,05 11,91 Bayern ; i 6,38 9,16 Sasen 13,61 6,87 Württemberg . a 7,29 Baden i 8,73 8,38 E 10,17 8,34 Mecklenburg-Schwerin 3,00 1,17 Sacbsen-Weimar . 7,09 8,23 Melenburg-Strelitz 4,57 13,35 Oldenburg. : 5,09 9,67 Braunscbweig. i: 9,19 9,71 Sacbsen-Meiningen 6,32 7,54 Sacbsen-Altenburg . . 10,54 8,98 Sacfen-Coburg-Gotha 7,45 7,53 A 10,17 10,27 Swwarzburg-Rudolstadt 2,03 2,38 Swwarzburg-Sonders hausen 5,33 6,46 L O e 0,35 069 Reuß d L. ; 8,03 5,01 E 4,96 4,04 Schaumburg-Lippe 7,16 6,88 Lippe E 2,47 2,44 Lübeck 10,51 4,94 Bremez i 17,18 2,80 a 7,44 0,67 Deutsches Reich . 6,23 44

_ Die folgenden Tabellen behandeln technisce Angelegenheiten : 9) den Unterbau, 6) den Oberbau, 7) die Neigungs- und Krümmungs- verbältnifse, 8) die Bahnhöfe, Haltestellen und sonstige baulichen Anlagen, 9) die Telegrapheneinrihtungen, 10) und 11) die Unter- haltung und Erneuerung des Oberbaues. Die Tabellen 12 bis 21 betreffen die Betriebsmittel. Es betrug auf den normalspurigen Bahnen der Bestand an Lokomotiven 10869 mit 9400 Tendern, 19 929 Personenwagen und 223 217 Gepäck- und Güterwagen. Die Beschaffungskosten der Betriebsmittel betrugen bis Ende des Be-

triebéjahres 990 217609 M für Lokomotiven und Tender, 149 625 339 M _für Personenwagen, 662379138 für Gepät- und Güterwagen, zusammen 1 362 222084 M, im

Ganzen 120 427 724 Æ# mehr als die Bau- und extraordinären onds betrugen. Die Lokomotiven legten auf den eigenen Bahn- trecken im Betriebsjahr 1880—81 206 717 871 Zugkilometer und 9 523 910 Leerfahrtkilometer zurück und waren 8 219 419 Stunden im

Rangierdienst und 6 496 968 Stunden im Reservedienst beschäftigt.

le ersonenwagen legten auf den eigenen Betriebsstätten 1 414 938 142 Wagenatskilometer zurück (durchs{nittlih 42 678 auf

1 km ter Betricbélänge für den Personenverkehr), die Gepäkwagen 441 970968 Wagenatbsfilometer (13331 auf 1 km), die Güter- wagen 6 170657 618 Wagenachéfilometer (3 862 062 147 beladen, 2 308 449 299 [eer, 183 308 pro Kilometer), die sämmtlihen Wagen (inklusive Postwagen) zusammen 8213438 8411 Wagenatbê2- filometer (243 499 pro Kilometer. Die Lokomotiven verbraubten an euerungêmaterial 122 126 cbm Holz. 2629515 t Steinfoblen, 75 817 t Braunkoblen, 8202 t Koke und 32 680 t Torf, zusammen im Werthe von 29485910 Æ, dur{s{nittliß auf 1000 Nustfkilo- meter 142,47 #4, auf 1900 Lokomotivkilometer 115,60 M, auf 100 Wagenacbéfkilometer 3,59 4A, auf 1090 Bruttotonnenkilometer 0,58 4 Die Kosten des Schmiermaterials beliefen sib auf 2649053 A, die des Put- und Verpackung8materials auf 1303555 A Für die Wagen aller Art sind verau3gabt worden an Scbmiermaterial in S{nell-, Personen- und gemis&#ten Zügen 391 697 Æ (auf 1009 A&s- filometer 0,14 46), in Güter-, Arbeits- und Materialzügen 713913 M (auf 1000 Acbëfkilometer 0,13 M), an Put:material 185955 M (auf 1000 Ach&tkilometer der Personenzüge 0,13 4), auf Detinfektions- material 40592 (pro 1000 A{éfkilometer der Güterwagen 0,01 M), an BeleubtungEmaterial 1 500 796 M (7,59 M auf 1009 Zugkilometer), an Erwärmung2material 786 554 4 (0,56 M pro 1000 Acbsfilometer) der Personenzüge. Die Gesammtkosten des Materials betrugen 37 057 125 M (179 Æ auf 1000 Nusfilometer, 4,51 Æ auf 1000 Wagenathckilometer).

Zur Unterhaltung und Erneuerung der Betriet5mittel waren 40 Betricbsstätten mit mehr als 300, 10s mit mebr als 50—309 und 253 mit 59 oder weniger Arbeitern vorbanden, bei denen 2461 Be- amte angestellt und 32 636 Handwerker und 8399 Arbeiter bescbäftigt wurden. Die Werkstätten zahlten an Löhnen 32 199 563 4, für Mate- rialien 37 257 294 4, an Generalkosten 14119646 4, im Ganjen 83 576 503 Æ Aukerdem sind nob 13242 418 # für Unterbaltunz und Erneuerung der Betriebsmittel verausgabt worden, so daß ib die Gesammtau2gabe auf 72 949 002 M stellt, davon 30252 599 M für die laufende Unterhaltung und Erneuerung einzelner Theile der Lokomotiven 19513 098 Æ de8al. ter Personenwagen, 28 293 756

desgl. der Geväeck- und Güterwagen.

Die Kosten der Zugkraft beliefen sch im Ganzen auf 114 151 856 A (S&luß folgt.)

Gemäß den VeröfentliWungen des Kaiserlichen Ge sund- hett8amts find in der 1, Jahreswocbe von je 10900 Bewohnern auf den Jahreédurcichnitt berebnet als gestorben gemeldet: in Berlin 22,0, in Breélau 26,8, in Königsberg 33,7, in Cöln 22,0, in Frankfurt a. M. 14,5, in Hannover 24,6, in Caffel 19,7, in Magdeburg 24,2, in Stettin 24,4, in Altona 24,9, in Straßburg 24,4, in Metz 22,7, in München 28,4, in Nürnberg 24,6, in Augsburg 20,6, in Dres- den 268, in Leipzig 18,3, in Stuttgart 23,4, îin Braunschweig 29.1, in Karlsruhe 23,9, in Hamburg 25,9, in Wien 26,4, in Budapest 28,4, in Prag 302, in Triest 227, in Krakau 252, in Basel 159, in in Paris 25,5, in Amsterdam 24,0, in London

Brüssel 25,1 200 m Ol Edinburg 23,

Cet

Sd EN

ow 31,6, în Liverpocl 30,9, in Dublin 31,9, in S 5 E 2 ; h Edin , in Kopenhagen 31,8, in Stockholm 32,1, in Chri- Ittantia 13,6,

ti in St. Petersburg 39,4, in We-chau 29,5, in f i

Odeffa 31,8, in Rom 24,8, in Turin —, in Bukarest 35,4, in Madrid

—, in Alerandrien (Egvvten) 44,9. l De Set vol 10. Bis 16. Dezember in New-York 24,1, in Pkiladelphia 21,3, îin Cbicago

20,8, in San Franzisko

O

21,9, in St. Louis 26,6, in Cincinnati 25,3, in Kalkutta 375, in Bombay 26,9, in Madras 33,1.

Beim Beginn der Verichtswoche und in der ersten Hälfte der- selben waren an den deutschen Beobacbtung8stationen westlibe und súdwestlice, an den ostdeutswen Stationen, sowie in Berlin und Bremen bis nach Südost umlaufcnde Windrichtungen vorherrscend, die am 4., in Cöln son am 3., nach Nord und Nordwest, in Süd- deuts{land na Nordost und am letzten Tage der Woche mit nörd- liben Strömungen wechbselnd, na Ost und Südost gingen, nur in Karlsruhe blieb am Sch{bluß der Wocbe Nordost vorwiegend. Die Temperatur der Luft war, besonders in der ersten Wocbenhälfte, weit übersteigend, Mit dem Umgange des Windes nah Nord nahm die Luftwärme allgemein ab (in Konitz sank das Thermometer ain 6. Ja- nuar bis unter —12 Grad C.). Niedershläge waren besonders in den ersten Tagen der Wote häufig und ergiebig. Der beim Wochen- beginn mäßig hohe Druck der Luft sank in der ersten Hälfte der Wocbe rasch. Vom 3. nahm der Luftdruck jedoch zu, und erreichte am Scbluß der Woche einen boben Standpunkt.

Die Sterbliwbfkeit bat sib in den meisten Großstädten Europas wieder bedeutend günstiger gestaltet. Namentlich hat in den deutschen Städten die Gesammtsterblichkeit abgenommen, so daß die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutsben Städte auf 23,7 von 25,1 der Vorwoche sank (pro Jahr und Mille). Die Theilnahme des Sâuagl ing8alters hat wesentlih abgenommen. Von 10000 Letvenden starben pro Jahr gerechnet 75 Kinder gegen 80 der Vorwoche (in Berlin 63, in München 108),

Unter den Todeéursacdden zeigen Masern, Croup und Kindbett- fieber! eine Îeine Steigerung, die anderen eine Verminderung der durch fie hervorgerufenen Todesfälle. Masern herrschen in Görlit, Prenzlau und besonders in Nordhausen in großer Ausdehnung; in Grfurt, Nürnberg, Bamberg, Rotterdam, Haag hat die Zahl der Maserntodesfälle nachgelassen. Scharlachfieber wurden in Posen, Plauen, Gotha, Apclda, Frankfurt a./O., Hannover, Barmen. Elber- feld wieder häufiger Todesveranlassung, in Berlin, Stettin, Glauchau u. a. D. hat die Zahl der Sterbefälle etwas abgenommen. Dipbtherie forderte etwas weniger Opfer, namentlid in Lübe, Dresden, München, Chemnitz, Berlin, Leipzig, Magdeburg, Paris, Zugenommen hat die Zahl derselben in Königsberg, Kiel, Elbing,

Merseburg, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Crefeld, Essen, Amsterdam, London, Todeëfälle an Croup wurden in Breslau, Berlin, Braunschweig, London häufige. Der Keuwhbusten gewann in Düsseldorf und Elberfeld größere Verbreitung ; in Berlin und Nürnberg nahm die Zahl der Todes2fälle ab, Die Typhusepidemie in Paris und Alcrandrien zeigt keine wesentlihe Veränderung, in Prag, Bukarest nahm die Zahl der Typhussterbefälle bedeatend zu. Todesfälle an Flecktyphus kamen

aus London und Warschau je 1, aus Granada 2, aus Valencia 4 zur Anzeige. Aus deutschen Städten kam kein Todesfall daran, wohl aber eine Erkrankung aus Hamburg und 1 Todesfall an Rükfalls- fieber aus Berlin zur Mittheilung. Darmfkatarrbe der Kinder zeigen allgemein einen Nachlaß der Sterbefälle. Der Ruhrepidemie erlagen 10 Perfonen der Berichtsvohe, dem Kindbettfieber in deutschen Städten 20 Frauen. Pocken kamen meist in beschränkter Zabl zur Anzeige, wie in Wien, Budapest, London, Warschau, Brüssel. In Paris, St. Petersburg und Granada ist die Zahl der Todesfälle jedoch nob immer eine größere. Aus deutschen Städten kamen 2 Todesfälle (je 1 aus Königsberg und Mey) zur Anzeige. In Baltimore haben die Pocken um Mitte Dezember große Verbrei- tung gewonnen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Mittheilungen aus der historishen Literatur, herausgegeben von der historischen Gesellshaft in Berlin und in deren Auftrage redigirt von Dr. Ferdinand Hirs. 11, Jahrg, 1, Heft. Berlin 1883. R. Gärtners Verlagsbuchhandlung (Herm. Heyfelder). Die „Historische Gesellschaft in Berlin“ liefert dur ihre „Mitheilungen aus der histor. Literatur“, von denen bereits 10 Johr- gänge erschienen find, weder selbständige Arbeiten noch eigentliche Kritiken, fondern nur auéführlihe Berichterstattungen über die neuesten bistorishen Werke mit möglibster Bezugnahme auf den bis- herigen Stand der betreffenden Forschungen. Jn dieser Weise sind denn auch in dem vorliegenden 1, Hefte des 11, Jahrganges von den verschiedenen Mitgliedern der Gesellschaft folgende 27 orie Schriften, die theils die alte Geschichte, theils das Mittelalter, theils die neuere Zeit, theils einzelne Völker und Länder, namentlich Deutschland betreffen, sowie ein geographisches Werk, mehr oder weniaer ausführlih ihrem Inhalte nah vorgeführt und charakterisirt: 1) Dahn, Lernbuch für den Geschichtsunterricht in

den oberen Klassen höherer Lehranstalten; 2) Ondcken, Allgem.

Geschichte in Einzeldarstellungen; 3) Programmenshau (18 Progr. sämmtli das Alterthum betr.); 4) Juag, die romanisben Land- schaften des römischen Reichs; 5) Cbrard, Bonifatius, der Zer- stôrer des Kolumbanishen Kircbenthums auf dem Festlande: 6) Martens, Neue Erörterungen über die crômische Frage unter Pippin urd Karl d. Gr. ; 7) Diekamp, die Geschichtsquellen des Bisthums Münster ; 8) Widukind, Hrsg. von Wit ; 9) Beelte, Thangmar; Continuatio casuum Sancti Galli; 11) Mever v. Knonau, St. Gallisbe Gescbibtéquellen; 12) v Planta, Die currätishen Herrschaften in der Feudalzeit; 13) Janssen, Gesbichte des deut- schen Volkes seit dem Anfange des Mittelalters III.; 14) v. Reu- mont, Vittoria Colonna; 15) Weidling, Sbwedishe Geschichte im Zeitalter der Reformation; 16) Wiedemann, Geschichte der Re- formattion und Gegenreformation im Lande unter der Enns: 17) Die preußischen Gescbichtsschreiber des 16. u. 17. Jahrbh. IV. 1. 2.;

18) Herrmann, der Kampf um Ecfurt 1636—38; 19) Paste- naci, Die Swblacht bei Enzheim, d 4. Oft. 1674; 20) v Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert. I1I.; 21) v. Bern- hardi, Friedri d. Gr. als Feldherr; 22) v. Tavsen, Zur Be- urtbeilung deë siebenjährigen Krieges; 23) Zimmermann, Aus dem militärisben Briefwechbsel Friedribs d. Gr.; 24) Hesse,

Geschichte dezr Stadt Bonn während der französi’chen Herr'caft 1792—1815; 25) v. Bernhardi, Vermishte Striften ; 26) Monte- sredint, La Via e le Opere di Giacomo Leopardi; 27) Müde, Der &riede zwisben Staat u d Kirche; 28) Neumanns Geogravhisces Lerikon des Deutschen Reichs.

z Dez Da der Einzelne nit alles dem Gebiete der [

De! ( Erscheinende sehen, geschweige durdarbeiten kann, so leistet die bistorisde Gesellsbaft den Lehrern und Freunden der Gesbibte dadur, daß sie dieselben objeftiv gehaltene Inhbaltsangaben in ta

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C 4 Mittbeilungen erscbeint vierteliähßrlib ein v Preis des Jabrganges beträgt 6 M

_— So eng au die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit dem deutschen Volke verknüpft ind, so wenta e X liden Schônheiten und die Riesenstädte des unzebeuere d bekannt. Dieses Land in Wort und Bild u il \cbauung nôber zu bringen, wird d Werk mit mebr als €00 Abbildun

T

T Friedrich v. Hellwald den Tert schreiben wird. in Folio- format, foll in ca. 50 Lieferungen zu nur Verlage von Smidt u. Günther in Leipzig ausgegeben werden, und kommen wir später näber darauf zurüdck. Die EntwidLlung de Landr echtsglosse des bienspiegels. Von Dr. Emil Steffenhagen. III. Die e. Wien, 1882, In Kommission bei C. Gerolds Aus dem Jahrg. 1882 der Sitzungsbericbte der phil.-hist. der Wissenschaften in Wien besonde gerruckt.) Die Petrinisbe Glosse zum Landrebt des spiegel8, nach ihrem K

1 egels, n compilator Petrus de Posena 4 4 5 P C s s g - hw 7 S wahrieinlih im Laufe des ersten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts entitanden, kbeginnt 1 endigt

! alphabetisben Register und mit einem längeren Regifter des Sacbsen!viezels 9 A C DLC(ICLS,

1 dnung der Artik des nspiegels, u erstceckt den ganzen Umfang d Rectsbuchs ein!bließlih des Textus prologi, der ungezählt glofsir ist. Nur zur Praefatio rhythmica. dem Prolog und der Vorrede evon der Hercen Geburt" ist keine Glosse vorhanden. Diese Petri- nisde Glosse nun, für die jezt 6 Handschriften in Betracht kommen, ershien Homeyer neben der vulgaten Rezension des Dietrich v. Bor- dorf als eine gleihfalls ermweiternde Form ; ibre carafterisirenden Merkmale béständen darin, daß se im Ganzen die Mehrungen Bor- dorfs theile, aber zuweilen noch darüber binausgebe; se biete ferner zu IIT. 47—51 eine Glofse, sowie zu ine eigenthümliche weitläufige Glosse. Diese Darstellung Hoineyers behauptet nun Dr, Steffenhagen seinerseits würde dur den Befund der Handschriften in wesentlihen Punkten nit bestätigt. Um dies darzuthun, unter- zieht Steffenhagen in vorstehender gründlicher Abhand!unz sämmt- lihe Handschriften der Petrinishen Glesse einer eingehenden Prüfung und Untersubung und gelangt in Folge derselben zu folgendem Re- sultate: Zunächst sci die Annahme abzuweisen, daß wie mehrfab behauptet worden die Petrinisb2 Glosse ih dur Zusätze aus den fremden Rechten auszeihne; die Zitate aus den fremden Rebten in der Petrinishen Glosse seien die Zitate der ursprünglichen (Buch- {den) Glossfe. Ebensowenig sei sie etne Umarbeitung der gewöhnlichen Glosse. Der ganze Untersbied zwischen beiden Werken bestehe darin, daß die Petrinische gewisse Mehrungen voc der Butbschen Glofse voraus habe, die sonst unvcrändert wiedergegeben und nach feiner Richtung einer so durcbgreifenden Ueberarbeitung unterzogen werde, wie in der Redaktion des Nikol, Wurm. Die M-.hrungen der Petrinischen Glofse gegenüber der ucsprünglihcn Glofse des Joh. von Bauch fonderten si in 2 Klassen, je nahdem sie der Petrinischen Glo\se mit der Bordorfscen Recension gemeinsam oder ihr eigenthümlich wären. Nach dieser Auseinander]sezung läßt Steffenhagen nunmehr 1) die besonderen Mechrungen der Petriniswen Glosse folgen, giebt 2) die Glosfe zu III. 47—d50 und {ließt 3) mit den der Petrinishen Glosse und Bordorf gemein\chaftlißea Mehrungen,

Kirchhoff & Wigand in Leivzig haben für Januar d, F, unter der Uckerscrift „Gesbichte und Geographie" 3 Kataloge, Nr. 658—660, ihres antiguarisch{en herlagers ausgegeben. Katal. 658 bietet in 1244 Nen. „Vermischtes und Hülfswissenschaften“ und zwar unter folgenden 5 Rubriken: I. Allgemeines, Vermischtes, Philosophie der Geschichte, 82 Nen.; 11, Allgemeine Welt- und Kircbengescichte, 116 Nrn.; T1. Geschichte einzelner Perioden, Staat und Diplomatie [1) Geschichte des Alterthums, 111 Nen. ; 2) Gescbichte des Mittelalters, 33 Nren.; 3) Geswvibte der Neuzeit, 146 Nrn.; 4) Kongre})e und Verträge, Staatswissenscbaften im Allgemeinen, 85 Nrn ]; IV. Historische Hülfswissenscaften [1) Antbropologie und Prähistorif, 57 Nrn ; 2) Kultur und Sitten z Alterthümer, im Ganzen 109 Nrn.; 3) Festlichkeiten, Ceremoniel und Kostüm, im Ganzen 24 Nra.; 4) Ordens- und Ritterwesen; Rüstung und Turnier, sowie Klosterleben, im Ganzen 28 Nrn ; 5) Genealogie und Heraldik, 6 Nrn. ; 6) Chronologie, Diplomatik, Svphragistik, im Ganzen 43 Nrn. ; 7) Numismatifk, 71 Nrn.]; V. Atlanten, physikalische und politiscbe Geograohie, allgemeine Statistik, im Ganzen 365 Nen. Katal. 659, „Das Deutsche Nei h und die früherea Reichslande; die Skandinavischen Staaten“, enthält ein Ver,eicbniß von 2239 Striften, die unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: VI. Deutscland, 1596 Nrn.: [1) im Allgemeinen, 445 Nen. ; 2) der Krieg von 1870—T71, politisch-militärisch, 91 Nren.; 3) Königreid Preußen im AUgemeinen, 215 Nrn. ; 4) die Provinzen Preußèn und Posen, 39 Nen. ; 5) Pommern, 27 Nrn.; 6) Brandenburg mit Alt- und Neumark, 28 Nen. ; 7) Stlesien und die Lausitzen, 81 Ncn.; 8) Königreich Sachsen und Thüringen, 124 Nrn. ; 9) Preußish-Sachsen und -Thü- ringen, 30 Nren.; 10) Mecklenburg und Lauenburg, 64 Ncn.; 11) Scle8wig-Holstein, 162 Nrn.; 12) die Hansestädte, 6 Nrn.; 13) Hannover und Braunscbweig, nebst dem Harz, im Ganzen 92 Nrn.; 14) Oldenburg und Ofifriesland, 7 Nren.; 15) Rheinland und West- falen, nebst Lipve, im Ganzen 54 Nrn. ; 16) Kur- und Rheinhessen, 65 Nrn. ; 17) Naffau, Frankfurt a. M, Weyßlar, 21 Nren.; 18) Bayern und Rheiupfalz, 67 Nrn.; 19) Württemberg, 45 Nrn. ; 20) Baden, 29 Nrn. ; 21) Elsaß u. Deutsch-Lothringen, 38 Nrn.]; VII. Die früheren Reichslande { 1) Deutsch-Oesterreih und Böhmen, 200 Nrn. ; 2) die Schweiz, 146 Nrn.; 3) die Niederlande, Belgien und Luxem- burg, im Ganzen 116 Nrn.]; VIII. die skandinavisben Staaten nebst Island, 114 Nrn. Katal. 660, „III. Ost- und Süd-Ost-Europa, Asien, Afrika, Amerika“, verzeichnet im Ganzen 1183 Schriften, die unter folgenden Rubriken untergebrabt sind: IX. Ungarn und die südslaviscen Länder (116 Nra.); X. Türkei, Rumänien, Griechenland (im Ganzen 98 Nrn.); XI. Rußland, die Ostseevrovinzen und Polen, einschl. Kaukasus und Sibirien (im Ganzen 383 Nrn.); XILI. Asien, Australien und Polynesien (im Ganzen 178 Ncn.); X[I11. Afrika (111 Nrn.); XIV. Amerika (297 Nren.). Unter den in den dret Katalogen aufgeführten Schriften befinden sh viele werthvolle

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