tend machen können. „Diese Herrén verkaufen kein deuts&es Holz, sie benugten blos die mit deutschem Gelde angelegten Verkehrêwege, um sich an ausländishem Holze zu Ungunsten der Rentabilität der deutscen Forsten zu bereiern“.
Diese gegentheiligen Kundgebungen dürfen also die Reichsregic- rung nit bestimmen, den hinsichtlich der Holzzollfrage eingeschlagenen Weg wieder zu verlaffen; andererseits wird es Sache des Reichstags sein, die Regierung in ihren Maßnahmen zum Schuße des Waldes zu unterstüßen. Denn die Mahnworte, mit denen der verstorbene Ober-Forstmeister Bernhard als Bundesraths8-Kommissar am 28. Mai 1879 seine leßte Rede \{loß, find schr zu beherzigen:
_ „Wollen Sie wachen über die Bewaldung Deutschlands, welche eine größere Bedeutung bat, denn als Erzeugungëquelle von Nut und Brennholz, wollen Sie wachen üker die Erhaltung des deutschen Waldes, so müssen sie auf der anderen Seite au ten deutsben Wald soweit {irmen gegen fortdauernde Entwerthung seiner Produkte, gegen cine wahnsinnige Ueberschwemmung unserer Märkte wit jenen Holzmasten, die ohne cinen nennenswertben Ertrag auf den Markt geworfen werden, nur um eine gewisse Summe Geld für den geldbedürftigen Grundbesiß in Ungarn zu scchaffen, dann müssen Sie den Wald gegen solche Invafion der Raubbauprodukte zu {hüten den Muth haben. Meine n Ich bitte Sie, durch Annahme der Vorlage der verbündeten Regierungen unseren Wald vor Zerstörungen, unseren Boden vor Verödu::7 urd jene Forstelemente, welche mit der deutshen Wald- wirthscbaft zum Segen unseres Landes immer verknüpft gewesen sind, vor der Vernichtung zu {ützen.“
Landtags- Angelegenheiten.
Die XIIT. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung der Gesetzentwürfe: 1) zur Abänderung des Ge- ape über die Organisation der allgemeinen Landesverwaltung vom 26. Juli 1880 (Geseß-Sammlung Seite 291); 2) zur Abänderung des Gesctzes, betreffend die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verwaltungéstreitverfabren, rom 3. Juli 1875/2. August 1880 (Gesez-Sammlung 1889 Seite 328); 3) über die Zuständigkeit der Verwaltungs- und Verwaltungegerichtsbehörden hat sich wie folgt konstituirt: von Raucbhaupt, Vorsißender; Dr. Hänel, Stellvertreter des Vorsißenden; Spahn, Schriftführer; Barth, Schriftführer ; Bollert, Schbriftfübrer; Dr. Fornet, Schriftführer; Dirichlet, Worzewski, Dr. Mcyer (Breslau), Dr. Brüel, von Gliszczyúski (Tost-Gleiwit), Hagen, Letocha, Limbourg, Freiherr von Schorlemer- Vehr, Dr. von Mokutowski, von Dziembowéki, von Oertzen (Jüter- bog), von Wiedner, Dr, Gneist, Knebel, Dr. Köhler, Hahn, Dr. von Heydebrand und der Lasa, von Hülsen, von Meyer (Arnswalde), Schreiber (Marburg), Graf von Schwerin-Putzar.
Statistische Nachrichten.
An fiskalischen Berg-, Hütten- und Salzwerken standen in Preußen nach der dem Hause der Abgeordneten vorge- legten Uebersicht im Etatsjahre 1881/82 im Betriebe :
I. Bergwerke. 1881/82 1880/81 1879/80
1) Steinkohlenbergwerke 18 18 18
2) Drauntohlene .... 8 8 8
3) Etsenb. _... 16 13 12
4) Zink-, Blei-, Kupfer- und ,
__ Silbererzbergwerke a 6
5) Mineralfalzbergwerke 3 Summe I. 48
r Mi N
. Hüttenwerke. D C 5 2) Blei-, Silber- und sonstige
Hüttenwerke N
Summe Il.
IIT. Salinen O
M. Creingeinn Gesammtsumme 79 : 75
Unter den 79 Werken von 1881/82 befinden sich 1 Erzbergwerk und 3 Metallhütten (am Unterharze), welche gemeinschaftlih mit Braunschweig betrieben werden, fowie ein Steinkohlenbergwerk (Ober- kirdcn), an weltem Lippe-Schaumburg betheiligt ist, Der Betrieb der fisfalisben Werke erlitt im Laufe des Berichts}ahres keine wesent- lide Störung, gestaltete sich vielmehr zu cinem durd\aus regelmäßigen und auch in seinen Resultaten befriedigenden.
; Die fisfalisden Bergwerke lieferten 9032171 t = 65063046 A bei 40392 Arbeitern, gegen 1880—81 mehr 587470 t (6,96%), 2850879 M (4,58 9/0) und 1534 Arbeiter (3,95 0/0). Am meitreiz waren bei dieser Stei1eruna die Steinkoblen- werke betheiligt, wie 8107 569 t (+ 6,95 %/0) = 51 851 519 6 (+ 2,55 9%) mit 32917 Arbeitern (4 8,55 “/@) förderten. Die Braunkohlenwerke ergaben 390085 t (+ 4,29%) = 1206 182 M (+ 3,96 9%) mit 993 Ärbettern (+ 0,79/0). Der Eisenerzbergbau licferte 94043 (— 1,38%) = 677710 6 (— 5,95%) bei 781 Arbeltern (+ 4,29 °/6); die anderen 6 Erzbergwerke 67 407 &# {+ 10,26%) = 7615296 M (+ 4,5509/0) bei 4716 Arbeitern (1880/81 : 4721) und der Salzbergbau 373 117 t (+ 42,4ò 9%) = 3712 939 M (+ 49,27 9/0) bei 1075 Arbeitern (+ 52,70 9/6).
Die Reingewinnung für fiskalishe Rechnung hat seit mehreren Jahren zum erften Mal wieder einen Aufs{wung genommen, sie hob fih auf 1479 092 f oder um 20,98 9%,
Die fiékalischen Salinen lieferten mit 896 Arbeitern 125 035 t Siedesalz = 3022 606 4, 1,75 9/9 bezw. 2,09% mehr als im Vorjahre. :
Die fiskalishen Hüttenwerke crgaben bei 2833 Arbeitern 16183 300 MÆ (+ 1,68 9/0).
Die Gesammtproduktion der fiskalishen Berg-, Hütten- und Salzwerke, cinscbließliÞh des Steinbruchébetriebes, erreichte im Etatéjahre 1881/82 eine Höhe von 9232262 t nebst 37475,67 kg Gold und Silber, sowie 321 510 cbm Steine, und stellt sih damit um etwa 7 Prozent höher als im vorausgegangenen Jahre 1880/81. Der Gesammtwerth der zum Verkaufe fertig gestellten Produkte stieg von 82311 723 A im Vorjabre auf 85 748644 4 oder um 4,18 °/0, die Zahl der durcschnittliÞ beschäftigten Arbeiter von 43 525 auf 45 054 Personen oder um 3,51 °%%. :
Das finanzielle Ergebniß des Werksbetriebes weist dabei für 1881/82 einen Uebersbuß nach von 13458 924 M, d. i. 768 491 M mehr als im Vorjahre und 1614232 . mehr als der Staatshaus- halts-Etat für 1881/82 vorgeschen hatte.
Der fiskalishe Werkbetrieb beschäftigte im Jahre 1881/82 durc(- \{nittlich 45054 Arbeiter oder 1529 mehr als im Vorjahre. Die- felben vertheilen sich auf die einzelnen Betriebszweige folgender-
maßen : 1881/82 1880/81 40392 38858 933 898 2833 92836 j 896 933 zusammen 45054 43525 Der Gesundheitszustand der Arbeiter war ein befriedigender. Durch Verunglücckungen kamen 78 Arbciter ums Leben, d. i. 1,731 auf je 1000 (im Vorjahre 1,884 ; 1000). Die Arbeitslöhne haben sich zum Theil nicht unerheblich verbessert. Die Konsumvereine sind von dem segensreichsten Einflusse gewesen, auch die übrigen Wohl- fahrt8einreihtungen sind aus fisfaliswen Fonds gefördert worden. Die Bohrversuche bei Domnitz (Wettin) und Rackow sind als erfolglos eingestellt worden. Bei Scbladebach (Halle) sollen die Bohrungen bis 800 m Teufe fortgeseßt erden. Vei Spandau, wo auf Trinkwasser ge-ohrt wurde, erreihte man cine Tiefe von 470 m. Wie in den Vorjahren, waren der Harz, Thüringen, die Provinz
— O N C] 0 (S)
A Gewinnung von Steinen und Erden Hüttenbetrieb e
Salinenbetrieb
im Jahre 1881 die Gebiete, welden die Aufnahmethätigkeit der geologischen Landesanstalt fast auss{ließlih zugewendet wurde. Eine Erweiterung der Arbeitsgebiete fand nur dur die ersten An- fänge geologisch-agronomischer Aufnahmen in Oft- und Westpreußen statt. Im Laufe des Jakres sind zur Publikation gelangt: die Lieferung XVII., enthaltend die Südthüringishen Blätter Roda, Gangloff, Pöôrmit, Triptis, Neustadt und Zeulenroda, sowie die Lie- ferung XIX., enthaltend die Nordthüringisben Blätter der Gegend \südwestlih von Halle, Riestädt, Schraplau, Teutschenthal, Querfurt, Sctafstedt, Biebra, Wiehe und Freiburg. Jm Ganzen sind nunmehr publizirt 91 Blätter.
Weiter gelangten zur Ausgabe von Abhandlungen und sonstigen Arbeiten: a. Untersubung des Bodens der Umgegend von Berlin, bearbeitet von Dy. E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe, b. die Boden- verbältnisse der Provinz S{leswig-Holstein, von Dr. Ludwig Meyn, nebst einer geologischen Uebersichtskarte der Provinz Schle8wig-Hol- stein im Maßstabe von 1 : 300009. e. Jahrbuch der Königlich preußischen geologishen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1880. d. Aus der Flora der Steinkohlenformation von Dr. E. Weiß.
Bei der Bergakademie in Berlin waren im Sommersemester 1881 83, im Wintersemester 1881/82 92 Studirende eingeschrieben, (gegen 98 bezw. 111 im Vorjahr), in Clausthal 44 bezw. 46 (gegen 45 bezw. 45 im Vorjahr).
Im ganzen Staate waren zur Ausbildung von technischen Grubenbeamten, wie im Vorjahre, 10 Bergschulen und außerdem noch 27 Bergvorschulen vorhanden. Die ersteren wurden im Jahre 1881/82 dur{s\chnittlich von 322, die leßteren von 419 Schülern besuht. Zusammen erhielten also an diesen bergtechnishen Lehr- anstalten 741 junge Bergleute fahlihen Unterricht, wobci 115 Lehrer thätig waren.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Deutsches Wort — Volkes Hort“. Ein Mahnruf an alle wahrhaft vaterländisch gesonnenen Männer zum Widerstande gegen planmäßige Zerrüttung deutscher Sprache, von Hermann von Pfister, Königlich preußisher Major. Bevorwortet von Moritz Heyne. Paderborn. Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh, 1883. — „Die Sache spricht für sich selbst. Niemand wird dur die Vorzüge unserer Zeit so verblendet sein, daß er sein Auge vor einem Schaden versließe, der nur zu fehr klat; und derjenige verdient Dank, der das von manchem Vorgänger geübte Amt des treuen Eckart von Neuem übernimmt und mit eindringlicher Warnung wieder auf den Schaden hinzeigt, wenn man gleichgültig vorüber will; mögen aub die Worte herbe klingen, Was der Herr Verfasser ausführt, ist ja jedem, der schen will, deutlich: unsere Sprade geht in der That, wenn sie auf dem jetzt betretenen Wege weiter wandelt, nicht nur einer Vershlechterung (denn diese ist gegen das vorige Jahrhundert {on vorhanden), sondern selbst der Zerrüttung unausbleiblich entgegen. Die Buntschekigkeit ihres Wortschaßes nimmt erschrekend überhand; ihre Bildungsfähigkeit ist bercits in_ hohem Maße becinträhtigt; das Gefühl für ihre künstlerishe Seite vermindert \ich, in weiten Kreisen faßt man sie nur vom Nütlichkeits-Standpunkte als nothwerdiges Verkehr€- mittel unter den Volksgenossen auf und ist daher gegen ihre Reinheit und ihren Adel \stumpf geworden, weil das Gefühl, daß sie die Grundbedingung unseres gesammten eigenartigen Daseins sei, nidt mehr auffömmt. Man wird dem Herrn Verfasser nicht aselzuckend den Einwand machen wollen, daß seine Klage eine alte und längst verjährte fei. Es liegt ja eben in dem Umstande, daß solhc Rufe immer wieder ershallen müssen, etwas unendlih Beschä- mendes für uns. Und das Scwriftchen zeigt, wie der Herr Vcr- fasser auch durch seine fahmännischen, auf Universitäten und durch fortgeseßte wissenschaftlibe Beschäftigung mit unserer. Sprache und unserem Volksthume erworbenen Kenntnisse überall zur Sache berufen ist. * — Dieses Vorwort des als deutscher Sprachforscher und Fortsetzer des großen Grimmshen Wörterbucbes weitbekannten Gelehrten wird der kleinen Schrift mehr als besondere Empfehlungen zur Verbreitung verhelfen. Sittlicher Ernst, wahre Vaterlandsliebe und wissenschaft- lie Tüchtigkeit sprechen aus ihr mit lebhafter Begeisterung für die gute Sache. Wem cs wirkli um die Reinheit der deutschen Spracbe zu thun ist, der wird dem Verfasser, der als Lehrer an unserer Kriegsafkademie wirkt, in feinen Ausführungen freudig beistimmen und dafür sorgen, daß scine Mahnworte in weiten Kreisen Früchte tragen. (Das Stristben ift zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie s ao der Verlagshandlung selbst gegen Einsendung von 15 S in Marken).
Veterinärwesetn,
_ Amtlichen Nachrichten zufolge ift die im Gouvernement War - \chau in den Dörfern Wawer, Kreis Warschau, und Duczki, Kreis
Radimin, seiner Zeit (conf. „R.-A.* Nr. 291 von 1882) autgebrochene Rinderpest nunmchr erloschen.
Gewerbe und Handel.
Die Kieler Bank bringt für das Jahr 1882 eine Divi- dende von 1009/9 zur Vertheilung, gegen 102 9/9, welche für das vor- angeaangene Jahr gegeben wurden.
Frankfurt a. M., 18s, Januar. (W. T. B.) Die Frank- furter Bank seßt vom 19, d. M. den Diskont auf 4 %/9 herab. — Die „New-Yorker Handels- Ztg.“ äußert sib in ihrem vom 5. d. M. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Mit Aus- nahme ciner theilwcisen Belebung der Erportfrage für Weizen und Mais kann auch in dieser Woche nichts besonders Nühmlicbes vom Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt bericbtet werden. Der Frachtenmarkt war fes, Baumwolle in disp Waare hatte sehr stillen Verkehr, während Termine etwas lebhafter gehandelt wurden. Am Kaffeemarkt herrschte wieder eine flauere Stimmung. In Thee blieben Transéaktiionen auf die Auktionsverkäufe be- \{ränkt. Rohzu cker verharite in {leppender Geschäftélage. Raffi- nirter Petroleum flau; United Certififates konnten den am Ende der Vorwoche etablirten Avanz nicht behaupten und sind in Abwar- tung neuer Quellen in sensitiver, eher weicender Tendenz gewesen. Von Previsionen haben Schmalz und Schweinefleisch eine anfänglich erlittene Einbuße später zum Theil wiedergewonnen. Talg hat bei guter Nachfrage im Werthe angezogen. Terpentinöl war fest, Harz flau. Hovfen verkehrte in fester Haltung. Am Metallmarkt blieb die Stimmung vorherrschend eine flaue. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 346 146 Doll., gegen 2089 035 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Verkehrs-Anstalten.
Cassel, 17. Januar. (W. T. B.) Ein zwischen Nieder- hohne und Allendorf staitgehabter Bergrutsc hat das Geleise der Cisenbahn Niederhohne-Eichenberg auf ciner Strecke von etwa 50 m mit haushohem Gerölle bedeckt, aber keinen weiteren Unfall herbeigeführt. Bis zur Herstellung eines neuen Geleises, welches die Geröllmasse umgeht, und welche etwa drei Tage in An- spruch nchmen wird, müfsen die Personen umsteigen, während der Güter- tranéport auf andere Routen geleitet wird. Die Freilegung des jeßigen Geleises dürfte längere Zeit beanspruchen. — 18. Januar. (W,. T. B.) Da in Folge des Bergrutsches bei Allendorf eine Nachrutscch{ung unausbleiblih ift, so ift die Verlegung der Geleise der Bebra-Friedlander Bahn bei Albun- gen unverzüglich angeordnet worden. St. Petersburg, 17. Januar. (W. T. B.) Aus Reval wird gemeldet, daß Südostwind das Eis in der Rhede abtreibt. — Der Hafen von Baltischport ist den Schiffen zugänglich. 7 Odessa, 17. Januar. (W. T. B.) Der hiesige Hafen ift mit Cis bedeckt, die Schiffahrt eingestellt. Southampton, 17. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer
Berlin, 18. Januar 1883.
Der Vorstand des Vaterländiicben Frauen-Vereins hat an scine Zweigvereine in den von der Uebers{chwemmung heim- gesuhten Gegenden das nachstehende Schreiben erlassen und sich bereit erflärt, älteren lokalen Vereinen ohne Unterschied der Konfession, welche fortdauernd Wobltbätigkeitszwecke vertreten, aus den gesammelten Geldern Beihülfen zu leisten :
Schon bei Eintriit des ersten Hohwassers haben wir unterm 1. Dezember v. Js an die Zweigvercine in den von der Uebershwem- mung des Rheins und seiner Nebenflüsse heimgesubten Gegenden ein Schreiben geribtet, in welhem der Besorgniß Ausdruck gegeben worden war, daß bei vorsckreitender Jahreszeit, namentlib in Folge der viel- fa vorgekommenen Zerstörung von Wohnungen und Wintervorräthen ein Nothstand eintreten werde, zu dessen Linderung au die Zweigvereine des Vaterländishen Frauen - Vereins nach Kräften beizutragen verpflicbtet sein würden. Zugleib haben wir an jene Zweigvereine die Aufforderung geritet, s{leunigst die Mafregeln ins Auge zu fassen, weldbe dur die ihnen statutengemäß anheiwfallende Unter- stüßung der ärmeren Volksklassen geboten sein möchten, insbesondere: auf die Verabreichung von Lebensmitteln, namentlih aub von warmen Speisen in Suppenanstalten, Volks- und Schulküchen und wo es sich: um die Bekämpfung epidemish auftretender Krankheiten handeln sollte, auf die Einrichtung einer vermehrten weibliden Krankenpflege Bedacht zu nehmen. Jene Besorgniß hat durch die vor Kurzem wieder- holt und in gröferem Umfange eingetretenen Uebershwemmungen E Su Es. g
nzwischen haben aber auch die in Folge unseres Aufrufs: vom 29. November v. Js, uns zugeflossenen reihen Gaben nv die Mittel gewährt, nit blos derjenigen Zweigvereinen, welche unserer Aufforderung entsprechbend eine Nothstandsthätigkeit zu entwickeln Ver- anlassung gehabt, auf ihr Ansuchen mit erhebliheren G-ldsummen Beihülfe zu leisten, sondern au größere Beträge in die Hände der Provinzialbebörden zu legen, damit sie dur diese auch für die außer- halb des Gebietes unserer Zweigvereine von der Noth Betroffenen nußbar gemacht werden können. -
Im Sinne der Geber haben wir ferner zu handeln geglaubt, wenn wir nah Eintreffen der Nachrichten aus Bayern, Baden und Hessen über die auch dort von den Uebers{wemmungen des Rheins angerichtcten Verbeerungen den mit uns verbundenen Frauenvereinen in Müncben, Karlêrube, Darmstadt und Straßburg i. Els., sowie dem R Ns in Speier Theile des Sammelertrages überwiesen aben.
Endlich haben wir dem in Coblenz unter dem Vorsitz tes Herrn Ober-Präsidenten der Rheir provinz mit einer E O Mitta 18, v. Mts. vor die Oeffentlihkcit getretenen Central-Provinzial- Comité die Summe von 10000 F übersendet, diescm Comité gegenüber auch uns bereit erklärt, auf direkte Mittheilungen desselben beziehungëweise nach dem Bekanntwerden der durch O verbreiteten Nachrichten weitere Beträge zur Verfügung zu stellen.
Wenn nun au vermutket werden daf, daß durch die in den leßten Tagen von Sr. Majestät dem Kaiser aus dem Allerhösten Dispositionéfonds bei ter Reichs- Hauptkasse bewilligte urd alsbald zur Ver theilung gebrachte außerordentlihe Gabe von 600000 M4 die augenbliälihe Noth wesentli gelindert sein wird, so dürfen hieraus doch ebenso wenig als aus der soeben in tem Landtage der Monar(ie eingebracbten und mutbmaßlich sehr bald zum Gesetz erbobenen Noth- standsvorlage unsere Zweigvereine eine Veranlassung entnehmen ihre Thâtigkeit einzustellen.
Die Erfahrung aus früheren Nothständen lehrt , daß die Nath- wehen so weit umfassender Elementarereignisse auf lange Zeit hinqus fühlbar bleiben und die Gelegenheit zu einer segentreihen Thätigkeit wird unsern Zweigvereinen auch ferner niht fehlen, wenn sie ihrer Aufgabe sih bewußt bleiben, bei der Hülfeleistung in außerordentlichen Nothständen ftets die Ersten zu sein.
Die Mittel zur Entfaltung dieser Thätigkeit sind uns von dem deutscen Volke anvertraut und wir können unsern Dank richt besser bethätigen, als indem wir diese Mittel auch wirklich dem Zwecke zu- führen, für den sie bestimmt worden sind.
Den geehrten Vorstand ersuchen wir ganz ergebenst, uns über die zur Abwehr des durch Ueberschwemmung bervorgerufenen Nothstandes getroffenen Maßnahmen eine gefällige Mittheiluna zu machen und dabei zuglei zu bemerken, ob und in welhem Maße fernere Bei- Eülfen von hieraus erwünscht sein möcten.
Wir werden nit unterlassen, den uns vorgetragenen Wünschen p Maßgabe ter uns noch zu Gebote stehenden Mittel zu ent-
reen. Der Borftand des Vaterländischen Frauen-Vercins, Charlotte Gräfin von Itenplit. An den Vorstand des Vaterländischen Frauen-Vereins zu Coblenz, Linz a /N,, Neuwied, Zell a./Mofel, Cöln, Bonn. Düsseldorf, Duisburg, Solingen, Opladen, Wesel, Trier, Wiesbaden, Nüdesheim, Winkel, Mainz.
Der Auss{uß der Hvygiene- Ausstellung hat besc{lofssen, daß, wenn nicht unüberwindlihe Hinderniffe entgegegenftchen follten, das {on bei der letzten Ausstellung vorhanden gewesene Wohn- haus auc diesmal wieder zu erribten fei. In ihm sollen voll- ständige Zimmer- und Wirthscbafts-Einrichtungen gezeigt werden, und es haben fich bereits mehrere namhafte Firmen zur Verwirklichung dieser Idee gemeldet. Der Play im Auëstellungsgebäude selbst ist vollständig beseßt, so daß der Auëshuß niht mehr über einen Qudraimeter verfügen kann, und deshalb mußten alle Reklamationen nach dieser Seite hin unberücksichtigt bleiben. In dem zu errichtenden Wohnhause ist indeß noch einiger Play vorhan- den, und dies ist hervorzuheben, damit größere Firmen, welche an der Einrichtung si betheiligen wollen, noch rebtzeitig sih melden fönnen. Am nä&ften Sonntag, den 21. Januar, Vormittags 10 Uhr, soll eine Sißung der Aussteller für das Wohnhaus in Gemeinschafk: mit dec Vaukommission stattfinden.
Die große dreiaktige Oper „Gudrun“ von August Klug- hardt (Dichtung von Karl Niemann) ist am 12. d. M. im Herzog- lichen Hoftheater zu Dessau, an welches der bereits durch frühere Opern, wie „Käth&ten von Heilbronn“ und „Robin Hood“ vortheilhaft Pkbeckannte Komponist seit Kurzem als Kapell- meister berufen wurde, zum ersten Male, und zwar mit vielem Erfolae aufgeführt worden. Da das Werk auch im hiesigen Opern- hause bereits studirt wind und Mitte Februar zur Aufführung kommen soll, so dürfte für Musikffreunde die Notiz von Interesse sein, daß die in dichterischer und musikaliscber Hinsicht gleich interessante Schöpfung des in den Bahnen des Bayreuther Meisters wandelnden Ton- dichters schon seit einiger Zeit im Klavierauészuge vorliegt, den der Komponist selbst verfaßt hat. Dieser Klavierauszug (mit unter- gelegtem Tert) ist in der Hofmusikhandlung von Ed. Bote und G. Bot hierselbst ¿zum Preife von 12 M erschienen.
Redacteur : Riedel.
Veclag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen (ein\Lließlich Börsen-Beilage),
außerdem: Beschreibung der anf Grund des Gesehes von 30, April 1874 uuterm 10. Januar 1882 neu ausgefertigten: Reichskassenscheine zu Zwanzig und zu Fünf Mark.
Berlin:
Hessen-Nassau, die Rheinprovinz und die Provinz Brandenburg auch
des Norddeutschen Lloyd „Oder“ ift hier eingetroffen.
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der Ei
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich
¿ 16.
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 18. Januar
Deutsches Nei.
Nachweisun nnahme an Weselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1
Sg T 2.
Einnahme im Monate Dezember.
t. t.
Ober-Post-Direktions-Bezirke.
Hierzu Einnahme in den Vormonaten.
9 April 1882 bis zum Schlusse des Monats Dezember 1882.
I ck E,
4. L B: 2 7 Einnahme in dem- i selben Zeitraume In 1882 des Vorjahres + mebr — weniger
(Spalte 4). l K M. | M. j Á.
Zusammen.
11 606 2 6023 11 876 58 232 2996 6 405 7 208 1 689 5084 3 462 15 158 8321 5 102 15 109 7 093 10 760 5028 5 476 1692 | 4537 | 14 335 3 492 27 818 13 731 6 323 3 442 33 108 2312 11 909 | : 35 114 | 18 103 | 5026 | 5 10138 | 2239 | 3423 | 6 090 | 13 681 | 63 405 | 65
T Su Reich8-Postgebiete.
Königsberg Gumbinnen Danzig . Berin : otsdam . «- « E eiitett D: . Stettin Köslin . Pofen Bromberg . Breslau Liegnitz . Oppeln . . 14) Magdeburg 15) Halle a./S. 16) Erfurt . 17) Kiel . 18) Hannover . 19) Münster 20) Minden 21) Arnsberg 2D E 23) Frankfurt a./M. 24) Cöln s 25) Aachen. » 26) Coblenz 297) Düsseldorf . 283) Trier 29) Dresden 30) Leipzig . 31) Karlsruhe . 32) Konstanz 33) Darmslaodt 34) Schwerin i./M. . 35) Oldenburg . 36) Braunschweig 37) Bremen 38) Hamburg .
E 16 855 | 40 39) Straßburg s | / 4464 | 30
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| 104263 ' 80 21 465 | 60 100 935 | 90 472 520 | 68 23 785 49 032 | 05 56 958 45 12 764 | — 34 302 | 95 25 356 | 112 676 | 30 56 708 | 90 43169 | 50 114 703 | 80 56 613 | 65 79 192 | 10 49 990 | 10 40221 | 10 14354 | 20 36 160 | — 124 412 | 80 929 201 | 40 220 453 | 20 118 584 54 946 | 30 25 560 | 20 987 153 | 10 18 943 | 93 951 | 290 096 140 493 43 320 89 767 17 894 28 365 39 545 121 972 530 025 141 630 31 538
| | | | 115 870 119 228 3357 | 40 24 069 | ch 26 554 | 2485 | 70 112812 | 108 231 | 4580 | 70 530 752 570036 | 39 283 | 62 90 26782 26 852 69 | 80 55437 | 56 972 1535 | 25 64 166 68 508 4341 | 70 14 453 15 745 1292 | 55 39 387 | 40 939 | 1552 | — 20 28 818 | 28 505 312 | 127 834 | 131 355 | 3521 | 65030 | 66 944 1914 48 271 | 53 475 5 203 | ‘ 129 813 | 152 086 22273 | § 63 706 | 59 814 3891
89 952 87 693 2259 | : 55 018 53 504 1514 | 5: 45 697 53 236 7539 | : 16 046 16 105 59
40 697 51 180 10 482 | 138 748 134 939 3 808
32 694 31574 1119
248 271 23ò 729 12542 | 40 132 316 130 757 1558 |
61 269 63 881 2611 29 002 27042 1960 320 261 316 190 4071 | 90 21255 | 18 460 2794 | 105 861 | 107 435 1574 | 325 210 315 927 9283 158 597 | 142 519 16 078 48 347 | 48 565 218 | : 99 906 | 93 075 6830 20 044 17 328 2716 | 3 31 789 34 591 2802 | 45 636 45 819 183 | 135 654 159 767 24 112 593 431 611 017 17 585
158 485 155 549 2935 |8 36 002 36 251 249
4284 463 Ber 41 280 | 40 18 269
Summe I. E Babe. ee TII. Württemberg .
3 952 942 | 327 690 90 152 551
4 437 405 | 4 513 396 75 991 | 3% 368 971 | 356 766 12204 | 170 821 | 5E 162 254 |: 8 567 |
IFEHTFHLT L FELFE T FEHTFEF+HF+F T 11 ++T+FL L EFTT L T+FTH
“Ueberhaupt Berlin, im Januar 1883.
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Nichtamtli§zes.
Preußen. Berlin, 18. Januar. Jm weiteren Verlaufe seiner gestrigen (7.) Sigzung beschäftigte sich das Herrenhaus mit den Berichten des Ministers der öffentlihen Arbeiten 1) über die Verwendung des Erlöses für zum Abbruch verkaufte Baulichkeiten einer Berliner Stadtbahn-Parzelle, 2) über die fernere Ausgabe von Konsols für die Aktien der verstaatlichten Privatbahnen. Diese Berichte wurden ohne Diskussion dur Kenntnißnahme für erledigt erklärt. : :
Fürst Haßfeldt-Trachenberg benußte diese Gelegenheit, um auf die hohen Lokaltarife der Oberschlesishen und der Rechten Oderuferbahn hinzuweisen, die dem Art. 45 der Reihsver- fassung, welcher den Einpfennigtarif als Normale hinstelle, nicht entsprähen. Redner bat den Eisenbahn: Minister, alle zulässigen Mittel anzuwenden, um endlih eine Besserung herbeizuführen; vielleicht könne man auch auf den Konkurrenzbahnen billigere Kohlentarife einführen. Jn Schlesien und Posen sei die An- sit verbreitet, der Minifter sheue sih, gegen die ODberschle- sishe Bahn vorzugehen, weil der Staat sehr erheblihe Ein- nahmen von derselben habe. Er (Redner) theile diese An- \{hauung nicht, aber sie finde immer weitere Verbreitung, wenn man nit endlich sehe, daß diese Bahnen den Jnteressen
des Landes Rechnung trügen. : Hierauf nahm der Staats-Minister Maybach das Wort
zu folgender Erklärung: :
I theile vollständig die Gefühle des Herrn Vorredners und bedaure, daß es bisher nicht gelungen ist, auf den bezeichneten Privat- bahnen den Tarif für die Gegenstände von geringerem Werth zur Einführung zu bringen, den wir auf den andern Bahnen besißen; ih meine den Einpfennig- Tarif. y _ :
Wie ih \ch{on im vorigen Jahre hier auszuführen die Chre hatte, stehen uns diesen Privatbahnen gegenüber besondere Hindernisse ent- gegen, weil weder die Reichsverfassung im Art. 45, welcher sagt, daß die verbündeten Regierungen dahin wirken wollen, daß auf größere Entfernungen für die dort bezeichneten Artikel möglich#t ein Cin- pfennig- Tarif eingeführt werde, noch die Bestimmungen unserer Landesgeseßgebung, des Geseßes von 1838, noch weiter die Konjes- sionen der betreffenden Gesellshaften und die Bestimmungen des Betriebsüberlassungsvertrages, den die Staatsregierung mit der Ober- {chlesischen Misenye unge al geschlossen hat, uns eîne Handhabe geben, wider den Willen der Gesellschaften ein Herabgehen der Tarife auf das betreffende Maß herbeizuführen. Die Staatsregierung geht von der Auffassung aus, daß, wenn irgendwo, es gerade în Schlesien gerechtfertigt sein würde, mit mäßigen Tarifen den Verkehr zu be- dienen; ja, nit blos gerechtfertigt, sondern daß nothwendig, weil die geographische Lage Scblesiens, die Absaßverhältnisse Slesiens, dazu drängen, durch billige Tarife nah dem Inlande den Verkehr zu heben. Und das gilt nicht blos für den Verkehr auf weite Entfernungen, sondern namentlich auch für den Verkehr in den engeren Bezirken selbs. Ich glaube, daß die Staatsregierung den Bew*is geliefert hat, wie sie es sid angelegen sein lassen will, und in der That h auch angelegen fein läßt, auf die Gesellschaften mit allen zulässigen Mitteln zu drüden, um die Ermäßigung der Tarife in der bezeichneten Richtung herbei- zuführen. Jch habe den Gesellschaften in Aussicht gestellt, daß ih
4 433 184 | ) 4 977 197 | 98 5032417 |¿ 55 219 | D
Haupt-Buhhhalterei des Reichsshaß-Amits. Biester.
vor keinem Mittel, welches die Geseße mir an die Hand geben, zurü- \chrecken darf, um dieses Ziel zu erreichen. Jch habe sie convocirt zu einer Versammlung im November v. I, um ihnen die Sach- lage klar zu machen und ihnen ans Herz zu legen, nament- lid mit Rülsiht auf ihre gute finanzielle Lage, wie sehr es ihre Pflicht sei, der obershlesisben Industrie und Landwirth- schaft entgegenzukommen. Der Erfolg ift der gewesen, daß die Rechte-Oder-Ufer-Eisenbahn-Gesellshaft erklärt ‘hat, sie müfse mit Rücksicht auf ihre finanzielle Lage eine Ermäßigung der Tarife ab- lehnen. Bei der Oberschlesishen Eisenbahn babe ih erreicht, daß mit dem 1. Juli 1882 eine partielle Ermäßigung eingetreten ist. Diese Ermäßigung hat indeß nicht genügt ; . wir wünschen ein Meh- reres, um das Ziel, welches die Reichsversa}jung uns steckt, zu er- reihen, und ih habe die Frage vorgelegt, in welchen Abschnitten und unter welhen Modalitäten die Gesellschaft bereit sein möchte, auf diese Ermäßigung einzugehen. Sie hat Bedenken erhoben, sie bat die Konzessionen, welche sie machen will, an Bedin- gungen geknüpft, auf welche voraussitlih nit eingegangen werden kann, ohne witigere Interessen zu schädigen. Die Rücksicht auf die VIntraden des Staats aus dem Unternehmen, so_gewichtig sie auch sein mag, wird für die Regierung keine Veranlassung sein, mit ihren Wünschen hinsichtlich der Tarifermäßtgung ¿urückzuhalten. Wie ge- sagt, wir halten, ganz ohne Rüdsicht hierauf, für unsere Pflicbt, dahin zu wirken, daß Sthlesien nicht s{lechter bedient werde, als die anderen Provinzen. Wenn nun der Herr Fürst von Haßfeldt daraus verweist, daß man ja außer den geseßlichen vielleicht auch noch andere Mittel anwenden könne, z. B. also Anordnung der Einführung des Nachtpersonendienstes, — die Oberschlesische Eisenbahngesellschaft hat übrigens Nactdienst auf der Stammbahn_— auf der Linie der Breslau-Posener, auf den Linien der Rechten-Oder-Uferbahn — fo muß ih doch mir die Frage vorlegen, ist eine solde Maßregel, um diese zwangsweise einzuführen, durch das Verkehrs bedürsniß be- dingt? Ich habe aber bis jeßt noch nicht einmal einen Antrag in dieser Richtung bei mir eingehen sehen. Ist solche Maßregel durch das Verkehrsbedürfniß bedingt, so werden wir sie zur Einführung bringen, gleichviel, ob die betreffende Gesellschaft den Tarif für die Kohlen ermäßigen will oder nicht. a Aa n Der Herr Fürst von Haßfeldt wird auch der Negterung nik zU- muthen A U er hat das auch selbst erklärt, daß sie zu Mitteln greife, welche, ih muß mich des Ausdrucks bedienen, den Charakter einer Chikane tragen. Das wäre nicht zulässig und, ih glaube, auch der Staatsregierung nit würdig. Die Erpeditionsgebühr für Trans- porte aus dem oberschlesischen Revier nah den Bahnen, die an die Nechte-Oder-Ufer-Bahn anstoßen, soll nah der Auffassung der Re- gierung, und das glaube ih, werden wtr auh na der Reichs- verfassung erzwingen können, in dem direkten Verkehr nicht, wie cs bisher vielfach geschehen, doppelt erhoben werden, sondern sie soll nur ein Mal erhoben werden, für die Versandtbahn zur einen Hälfte und für die Empfangbahn zur anderen. Es entspricht das den Grund- säten, die im übrigen Deutschland durchgeführt sind. Es zielt nun die Anweisung an das Eisenbahnkommissariat în Breslau dahin, fest- zustellen, zwishen welchen Punkten ein folcher direkter Verkehr einzusühren sei. Sobald die Erörterungen dar- über abgeschlossen sein werden, soll die nöthige Anordnung nicht Ls darf am Schluß meiner Ausführungen nur wiederholen, daß die Staatsregierung dieser ganzen Angelegenheit unausgefeßt ihre volle Aufmerksamkeit widmet, und daß sie kein zulässiges Mittel unterlassen wird, um das Ziel, welches au der Herr Fürst von Hatfeldt im Auge hat, herbeizuführen. Nur muß ih wünschen, nicht
Preußischen Staats-Anzeiger.
13.
u Mitteln gedrängt zu werden, welche der Staatsregierung niht m i T b mah wie ih glaube, au nicht die Billigung dieses Hauses finden würden.
Schließlich erledigte das Haus ohne Debatte noch mehrere Petitionen über die Pensionsverhältnisse der Gemeinde- beamten dur Uebergang zur Tagesordnung.
(Schluß 2/, Uhr. Nächste Sißung unbestimmt.)
— Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (23.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung eines Gesetzes, betreffend den Erlaß polizeiliher Strafverfügungen, mit der Diskussion über 8. 3 fortgeseßt : , Die §8. 3 und 4 wurden ohne Abänderung, F. 5 mit einer geringen Korrektur angenommen und erhielt leßterer nach dem Antrage des Abg. von Schwerin folgende Fassung:
„Die polizeilibe Strafverfügung ist nah Maßgabe der zu er- [lafsenden Ausführungsbestimmungen dem Beschuldigten durch einen öfentlicen Beamten zu behändigen“. :
Der §. 6, welcher die Kompetenzen der Behörden in Be- zug auf Strafversügungen festseßt, wurde nah dem Vor- schlage der Kommission beseitigt, die §8. 7, 8 und 9 ange- nommen.
Zu §. 10, welcher lautet : —;
Wird bei dem Amtsgericht auf geritlide Entscheidung an- getragen, so ist dem Antragsteller eine Bescheinigung hierüber LXostenfrei zu ertheilen.
hatte der Abg. Hansen folgenden Antrag gestellt : l
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, dem §. 109 folgenden Zusatz hinzuzufügen: 5 E
„Ueber die erfolgte gerihtlibe Entscheidung ist, sobald dies selbe rechtskräftig geworden, der Polizeibehörde von der Staats- anwaltscaft (dem Amt2anwalte) Mittheilung zu machen.“
Der Abg. Hansen befürwortete seinen Antrag. Der gegenwärtige Zustand sei der Abhülfe dringend bedürftig. Von dem Ausfall der gerihtlihen Verhandlung über ihre Straf- verfügung erhalte die Polizeibehörde keine Nachricht. Zunächit verlange doch schon die einfachste geshäftlihe Courtoisie, daß der Polizeibehörde eine \solhe Nachricht zugehe. Sodann aber: Wie sei eine geordnete Polizeiverwaltung möglich, wenn die Behörde niht wisse, ob die oder die Handlung als strafbar geritlih anerkannt werde oder niht ? Sei niht die Polizei: behörde in der Gefahr, wiederholt Strafen zu verfügen, die nah- her vom Gericht do wieder aufgehoben würden und dadurch sih felbst und den Betroffenen unnüße Weiterungen und Unan- nehmlihkeiten zu mahen? Ferner wisse die Polizeibehörde ja garnicht, ob im einzelnen Falle shon die erhöhte Strafe des Nückfalls einzutreten habe, denn sie wisse eben nicht, ob ihre erste Strafverfügung definitiv bestehen geblieben sei „Oder nicht — ex erinnere nur an das Feld- und Forst- polizeigesez. Endlih wie solle die Behörde die Aus- funst über Vorbestrafungen der Distriktseinwohner ertheilen könuen, welche jeden Augenblick von andern Behörden bei ihr begehrt werde? Man habe in der Kommission gesagt, das Schreib- werk würde zu sehr vermehrt; wenn die Polizeibehörde wirklich ein Interesse daran habe, den Ausfall der Sache zu erfahren, so fönne sie ja die Mittheilung der betreffenden Akten beim Gericht beantragen. CGäbe das nicht dreisaches Schreib- werk und dreifache Kosten und Mühen? Und dann: würden alle Gerichte diesem Ersuchen entsprehen ? Jhm sei von glaub- würdiger Seite gesagt, daß man dabei auf Ablehnung ge- stoßen sei. Weiter wende man ein, diese Bestimmung feines Antrages gehöre niht in das Geseß, sondern in das nah §. 16 zu erlassende Reglement. Nun wohl, wenn wirklih auf diesem Wege zur Ausführung gebracht würde, was er bezwele, so wäre er auh schon zufrieden. Nach den früheren Erklärungen des Vertreters des Justiz- Ministers könne er dies aber niht erwarten, und daher sage er, die Bestimmung müsse in das Geseg. Erkläre aber heute noch die Königliche Staatsregierung si verbindlich dahin, auf dem Reglementswege seinem Antrage entsprechen zu wollen, so ziehe er diesen noch jeßt zurück. Erfolge aber eine solche Erklärung vom Ministertische nicht, so halte er seinen Antrag aufrecht und bitte das Haus, ihn anzunehmen. Denn: „Sicher ist sicher.“ _— S
Hierauf ergriff der Justiz-Minister Dr. Friedberg das
Wort : : Nab den letzten Worten des Herrn Antragstellers wird \i, glaube i, die Sache viel einfacher erledigen können, als es ursprüng- lich nach seinen Ausführungen den Anschein hatte. Ich bin der Mei- nung, daß cine Bestimmung, wie sie in dem Antrage enthalten ift, keineswegs eine Bestimmung legislativen Inhalts ist, und daß fie aus diesem Grunde in das Geseß niht hineingehört. Es ist eine Bestimmung reglementärer Art, und ih glaube, es ist do gewiß cin richtiger geln Grundsaß, Geseze niht mit Vorschriften zu belasten, die eben nit einen legislativen Inhalt haben. Wenn ih nun aber den Herrn Antragsteller damit beruhigen, namentlich aber auch in der Absicht bestärken kann, seinen Antrag nicht weiter zu verfolgen, so nehme ih keinen Anstand, zu erklären: ich werde den Hrn. Minister des Innern bitten, tn Gemeinschaft mit mir eine der- artige Verfügung zu erlassen, wie es der Herr Antragsteller dur seinen Antrag bewirkt wissea will, L
Darum bitte ih den Herrn Antragsteller, den Antrag zurück- zunehmen, und das Haus bitte ib, wenn der Antrag nicht zurü- genommen werden sollte, ihn zu verwerfen. :
Nachdem auch der Abg. von Bismarck (Flatow) sih gegen den Antrag erklärt hatte, zog der Abg. Hansen denselben urüd. :
i Der Abg. Dr. Reichensperger (Olpe) bemerkte, die Er- klärung des Ministers gehe viel zu weit, Es sei nichts da- gegen einzuwenden, wenn ein Beschluß der Polizeiverwaltung mitgetheilt werde, soweit sih eine ernste juristische Kontroverse herausgestellt habe, die Mittheilung jedes Beschlusses aber würde das Schreibwerk unnüg vermehren. 7 /
Der Abg. von Meyer (Arnéwalde) erklärte, tie Bez stimmung gehöre eigentlih nit ins Geseß. Nachdem aber der Antrag so angefochten sei, nehme er ihn wieder auf.
Der Antrag wurde noch von den Abgg. von Rauchhaupt und Francke befürwortet. Der leßtere machte insbesondere aufmerksam, daß eine solche Bestimmung in Berlin bereits
elte. / 9 Der nunmehrige Antrag von Meyer wurde jedo ab:
gelehnt und der §. 10 in der ursprünglihen Fassung gez