1883 / 21 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

und Saragossa mehrfab, aus S. Peteréburg, Warschau, Valencia, Murcia , Madrid, Malaga und Granada nur în wenigen Fällen zur Anzeige. Darmkatarrhe der Kinder fübrten in Breélau, Hamburg, MüntSen, Straßburg, Petersburg häufiger, die Rubr in Budapest, Alerandria und Granada in vielen Fällen zum Tode. Pokentodesfälle wurden aus deutschen Städten 6 gemeldet, je 1 aus Königsberg, Cöln, Rheydt, Heilbronn, Kiel und Mainz (die beiden letzteren Fälle waren nabsweislih von au2wärts eingef{chleppvt). In beichräânkter Zahl traten Pocken in Wien, Pest, Prag, Brüfßel, Rotterdam, Paris, London, Warschau, Valencia, Murcia, Granada auf. Größer wurde die Zabl der Pokenfälle in Alexandria ; in St. Petersburg, Madrid, Baltimore und New-Orleans herrschen Poken in größerer Ausdehnung. Î E

Die Metallproduktion des Großfürstenthums Fiznland im Iabre 1881 betrug: Gold 20 464,35 gr (ausgewa!cen bei Ivalo), Zinn 233 Ctr, Kupfer 2160 Ctr., Robeisen 518 867 Ctr., GEutaßl und Gußeisen 8754 Ctr., Eifenblech 1341 Ctr., Stangeneisen 332 506 Ctr., Band-, Bolzen- und Manufaktureisen 13 364 Ctr., SwÞmelzstüke 37 383 Ctr. (Uebers%uß bei der Stangeneisen- und Ei‘enblecbfabrikation), Spiker 33 297 Ctr. Der Bruttowerth der \fämmtlichen Bergwerkäprodukte Finnlands im genannten Jahre wird auf ca. 94 Millionen finnländishe Mark ges{äßt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

P aris, 23. Januar. (W. T. B.) Der Zeihner und Illustrator Gustave Doré ist gestorben. :

Der Historische Verein für den Regierungsbezirk? Marienwerder hat soeben das 5. Heft seiner Zeitschrift puklizirt. Dasselbe erscheint in zwei Abtheilungen, von denen die erste die Kataloge der Sammlungen des Vereins enthält, welche im Ratbbause zu Marien- werder aufbewahrt werden. Lettere bestehen aus einer reibhaltigen Biblio- thek mit Werken über Geschichte, Theologie, Jurisprudenz, Medizin, Philosophie 2c., sowie Landkarten, einem Arciv, einer Alterthümer- Sammlung von 407 Nummern und ciner ansebnlidben Münzsamm- lung. Am Sclusse ist das Verzeichniß der Mitglieder des Ver- eins nah dem Status vom 1. Oktober 1881 abgedruckt. Die zweite Abtheilung entbält zunächst drei interessante Beiträge zur preußischen Familicnkunde, nämli erstens vom Geh, Archiv-Rath und Staatsarcivar G. A. von Mülverstedt in Magdeburg cinen eingehenden Aufsatz über des Gesle%ts von Krockow Ursprung und Heimath, dann einen Beitrag ron R. von Flansz über die von der Gabhelentz in Preußen (Ordensritter und Erbbherren im Gilgenburg- cen und Stubhmscen), und entli von demselben Verfasser Fa- miliennahrihten aus westpreußishen Kirchenbüchern, von Grab- steinen 2c. Einen bemerkentwerthen „Beitrag zur Hcrengescbichte Weitpreußens*“ lieferte A. Treichel, Rittergutsbesiper in Ho-Paleschken. Kleinere Mittheilungen von N. von Flans8z (darunter eine Erinnerung an den 150, Gedenktag des Durchzuges der Salzburgiscben Emigranten dur Marienwerder), eine Reihe höchstinteressanter, carakteristischer Bescheide König Friedris 11. an die westpreußise Krieg2- und Domänenkammer aus den Jahren 1779 u. ff., der amtliche Bericht des Amtéhauptmanns von Marienwerder und Riesenburg, Dietrich Wilbelm von Rothe aus dem Jahre 1745 über einen Schulerzeß u. a.) maten den S{luß.

Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde- burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte undAlter- thumsfkunde des Herzogthums und Erzstifts Magde- burg. 17. Jahrgana, 1882. 4. Héft. Herausgegeben vom Vor- stande tes Magdeburger Geschicbtsrereins. Magdeburg, 1882, Ver- lag der Schäfershen Bucbhandlung (A. Rüdiger). Mit dem vor- liegenden lezten Vierteljahrsbeft für 1882 {ließt der 17. Jahrgang dieser Vereiné-Zeitschrift. In dem 4. Heft bringt Oberlehrer Fried- rid Hülße seine danfenétwerthen, umfangreichen „Beiträge zur Ge- \cidte der Buchdruckerkunst in Magdeburg“ zum Ab- Idluß; dieselben dürften aub als Beiträge zur Geschichte der Reformation ibren Werth baben, da die einschlägige Literatur, S treit- und Flugscbriften in großer Zahl, darin vertreten ist. Sehr fleißig ist auch die umfassende Sammlung von Spielen aus dem Magdeburger Lande, von Ph. Wegner, womit der Verfasser feine Sammlung volksthümlicer Lieder aus Norddeutsbland ergänzt; die- \clbe beschränkt ih übrigens nit nur auf das Magdeburger Land, fondern erstreckt sich aud auf andere Gegenden Norddeutsclands.

Kulturbistoris sehr interessant ist der Aufsaß: „Ebre, Ehrenstrafen, |

unebrlicbe Leute im Mittelalter bis zur neueren Zeit mit Beziehung auf Sachsen und Magdeburg“, von Zacke. Ein Beitrag von H. Hol- stein beshäftigt sid mit dem Dichter Gabriel Rollenhagen, dem Sohne des durch scinen „Froscmeuseler“ in der Literaturgeshibte bekannt gewordenen Rektors des altstädtiswen Gymnasiums zu Magdeburg, und zwar im Ansc{luß an die erschienene Monographie von Sâdert. Den Rcst des Hefts füllen Migécellen (darunter interessante Crklärun- gen dunkler niederdeutswer Ausdrücke, von Karl Paulsiek) und die Bereinschronik. - : . Von der im Verlage von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag erscheinenden illustrirten Prachtausgabe von Theodor Körners sämmtlichen Werken, herausgegeben von Heinri Laube, licgen uns die Lieferungen 3, 4 und 5 vor. Die

4, Lieferung enthält die Fortseßung der in der 1. und 2. begonnenen Gedichte (Knospen und vermischte Gedicbte), während die 3. und 5. den Anfang des II. Bandes bilden, der den Dramen des Dichters bestimmt ist, die mit „Toni“ und der „Sübne“ beginnen. Auch diese neuen Hefte find reih mit treffli§ autgeführten JUustrationen, Jnitialen und Randverzierungen ges{chmückt, die auf dem feinen Chamoispapier be- sonders klar hervortreten. Die Verlagshandlung bat ungeadtet der vorzüglichen Ausstattung des Prachtswerks den Preis der 3 Bogen umfaßfsenden Lieferung nur auf 50 s festgeseßt und dadur dieser Aus- gabe des beliebten Dichters die weiteste Verbreitung gesicert.

Die von derselben Verlagshandlung veranstaltete rei illustrirte Au8gabe von Lessings Werken (welche ebenfalls von Heinri Laube berausgegeben wird) liegt bis zum zweiten Bande, enthaltend die fünf Dramen Emilia Galotti, Minna von Barnbelm, Miß Sara Samp- son, Philotas und Nathan der Weise, abgeschloffen vor, und der dritte nähert fic dem Abschlu. Auch von dieser künstlerisb und typo- gravbish glänzend autgestatteten Publikation beträgt der Abonnements- preis für die Lieferung nur 50 s.

Gewerbe und Handel. ;

Das Direktorium der Oldenburgerj Versicherungs8- Gesellschaft bat beschlossen, den Gewinn des 25. Geschäftsjahres 1882 zum Betrage von 112213 #4, nach Abzug der statutmäßigen Tantième, wie folat, zu vertheilen: a. 48 000 #4 oder 8 °% als Di- vidende an die Aktionäre, b. 22442 #4 zur Kapitalreferve und c. 36 159 6 zur Reserce für unvorbergeschene Fälle. Leßtere beiden Fonds erreiben damit zusammen die Höhe von 209025 , d. 1. 34 84 9/9 des baar eingezahlten Aktienkapitals oder 104,51 M4 für jede Aktie der Gefellsait. : _—

Glasgow, 23. Januar. (W. T. B.) Die Verschbiffungen von Roheisen betruaen in der vorigen Woche 8051 gegen 7742 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. e

New-York, 22. Januar. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Wocte von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 88009, do. nah Frankf» reib 22 009, do. na anderen Hâfen des Kontinents 18 009, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 80 000, do. do. nab Sranfreich 5000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents

5000 Qrtrs. Verkehrs-Anstalten.

Triest, 23. Januar. (W. T. B.) Der Llovddampfer „JIuviter* ist heute Nachmittag mit der oftindishen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. Der Lloyddampfer „Castore*“ ist aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berliu, 24. Januar 1883.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasje 167. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 2 Gewinne von 15000 # auf Nr. 21096. 29043. 5 Gewinne von 6000 4 auf Nr. 5213. 6512. 15 033. 34 396. 56 497.

43 Gewinne von 3000 # auf Nr. 797. 3255. 3588, 13 2536. 20 927. 24185.

3975. 4386. 5056. 5770, 6141, 7845. 8550, 11 966. 15 032, 15416. 15951. 19991. 20 024, 25 492. 26114. 26 243. 27025. 29 465. 33 445. 33980. 37138. 38222. 40 842, 55 853. 58 282. 58542. 61365, 61 595. 84 821. 86 095. 89 441

31 862. 33 090,

16 232. 35 101. 45 057, 53 286. 67 418. 91.

13 010, 33 546. 45 005. 53 245, 67 366, 77 267.

10 390. 30 302, 42 386. 52 679, 65 699. 74181.

9371. 9654. 28 653. 37 870. 51 196. 61 421. 72 582.

7741. 8385. 19 299, 21 444, 35 506. 37 150. 48 573, 49 946. 54 886. 856 791. 71 979. 72467. 78 875. 79 571. 80486. 80893, 84316. 85 232. 87 320. 88 719. 89 265. 92633. 94016. 94 954. 61 Gewinne von 550 6 auf Nr. 542. 3034. 5335. 6087. 6715. 8640. 11159. 12836. 14561. 17 520. 17751. 18455. 18792. 18885. 23877. 29 064. 29 172. 29489. 29775. 30107. 30811. 35 222, 37 892, 40104. 40901. 40 946. 41 140. 48 433. 50494, 50850. 51531, 55 617. 60271. 62 227. 64384. 64892, 66518. 71 479, 71 645. 71957. 76757. 78993. 80150. 80 408. 80 941. 84 535. 85 295. 88 351. 88953. 89 022. 92 075. 94 299,

47 062. 55 294, 65 740. 81 818,

60 Gewinne von 1500 M auf Nr. 486. 738. 772. 4196. 17 508.

35 405. 46 535. 54 824. 68 048, 78 409, 86 840,

3468. 15 106. 27 847. 33 255. 44 006. 60 448, 71 862. 82 556. 92 999.

Im Verlage von Justus Perthes in Gotha ift cine Karte von demUÜebershwemmungsgebiecamR hein1883erscienen, deren Reinertrag zum Beften für dieUebersbwemmten bestimmt Die Karte umfaßt den Lauf des Rheins von Straßburg bis Düsseldorf also gerade den Theil scines Gebiets, dessen Bewohner dur di: unerwartete Ausdehnung der Uebershwemmung am meisten in Mit, leidenshaft gezogen sind und die empfindlisten Verluste er, litten haben. Nah den besten Quellen und zablreißen Nachrihten sind sämmtliche Ortschaften, welhe der Fluth auz, geseßt waren, auf der Karte eingetragen worden; das übers{wemmte Gebiet ist durch bellblaucn Ton deutli zu erkennen, während de jetzige Lauf des Rheinstroms durch eine dunkfelblaue Linie kolorir; ist. Daneben sind auch die zahlreichen einstmaligen Krümmungen dez Flusses no§ angegeben. Mit Hülfe des am unteren Rande der Karte angebrabten Maßstabs 1 : 740 000 ist eine ungefähre Bere§- nung der überschwemmten Flächen auszuführen und läßt si ein ver: gleichender Ueberblick gewinnen über die Größe des Schadens, weltez das Wafer in diesen frubtbaren und dicht bevölkerten Gegenden an gene haben muß. Der Preis der Karte ist auf nur 49 y angeseßt.

Für die dur den {weren Hagelsblag am 4. Juni v. J. kart heimgesubte Gemeinde Battenhausen (Kirbspiels Löbhlbach), im Kreise Frankenberg, Reg.-Vez. Caffel, sind infolge des Bittaufrufz des Pfarrers Klingelhöffer daselbst aus Nab und Fern bei demselkter im Ganzen eingegangen 2871 Mark 1 Pfg. (incl. einer Quantität Brodfrucbt aus Na(bargemeinden), und is der Nothstand dadurs einigermaßen gelindert worden. Nach ftattgehabter Vertbeilun: spridt der Genannte allen freundliden Gebern, zuglei Namen! der unterstüßten Hagelbeshädigten, seinen verbindlisten Dank aus,

Hamburg, 24. Januar. (W. T. B) Nat einer Mitthei lung der „Hamburg-Amerikaniscwhen Padcketfahrt-Aktien gesellschaft“ ist ihr in Havre eingetroffener Dampfer „Bavariz! an der Unglüf8stelle der ,Cimbria“ umhergekreuzt, hat aber kein: Spur von Ueberlebenden gefunden. Die von Curhaven aus8gesandten 4 Bugsirdampfer sind zurückgekehrt und melden ebenfalls, nichts ron Booten oder Wrakstücken gesehen zu baben.

Riga, 23. Januar. (W. T. B.) Die „Rigaer Zeitung! meldet aus Mitau: In voriger Naht ist Scbirkenhöfer: Theater niedergebrannt. Das Feuer entstand Abends 108 Ukr, Die Entstebung2ursacte ist nicht bekannt; es hatte gestern kein Vorstellung stattgefunden. Es gelang, das Feuer zu lokalifiren. Dz: Theatergebäude und das Mobiliar ist bei der. Moskauer Feuerversi{s rung mit 75 0090 Rubel versichert. Mexiko, 23. Januar. (W. T. B) Auf der Sternwarte von Puebla ist ein neuer Komet in der Nähe des Jupiter entdeckt worden. ;

Mr. Edwin Booth setzte gestern sein Gastspiel im Residenz Theater in der Rolle des „König Lear * fort. Alle hochge spannten Erwartungen, welche der amerikanische Tragöde dur sein: großartige Interpretation des Hamlet geweckt batte, wurden dur di: gestrige Leistung ni&t nur erfüllt, sondern bei Weitem ÜübertroFen, Edwin BVooth meisterhafîte Mimik, welhe die Sinne gefançer nimmt, sein eigentli schauspielerisbes Können, wie es it in Maske, Haltung und Beweguna, in den Gesten und vor Allem ir der Modulationsfähigkeit seines Organs darstellt, reißen ihn der größten darstellenden Künstlern der Vergangenheit würdig an. In de Verkörverung des leicht erregten, greifen Königs, dessen edles Her über den Undank seiner Töchter bricht, traten alle Vorzüge des Künstler? in die Grscheinung. Gebreblih und doc königlich in jeder Bewegur: malte er mit ergreifenden Zügen das allmähliche Hercinbrecben da Geiste2umnacbtung und dazwischen wieder das blitartige Aufleuchte: feiner edlen Seele. Die halberlos{enen Augen, das von inneren Wehe verzerrte Antlitz, der hülflose Ausdruck der Züge in der grofe Wahnsinnsscene griffen mächtig rührend an die Herzen der Zuschauer, Hit: steht der Künstler offenbar auf der Höhe scines künstlerischen Schaffens, un: jo braufte denn aub na den Worten „Jeder Zoll ein Köni:' („Ervery inch a king“) der Beifall bei offener Scene dur da: Haus. Da war ein Gewaltiger, ein König, troß der armfeligen Um gebung, das zeiate der hoheitsrolle Glanz, der bei dem Andenken 1 die dahingesunkene Königswürde seine Gestalt und feine verkflärte. Der Künstler bewährte sich abermals als ciner der gf nialsten Charafkterdarsteller seiner Zeit. In raushendem Beifall nf jedem Akts{luß äußerte sh der mäcbtige Eindruck, der die Herz} der Hörer bewegt hatte. Von den übrigen Darstellern sind di Herren Liebhart (Kent) und Trendies (Gloîter) zu erwähnen; d! Regie hatte sich sihtli% bemüht, um die Inscenirung dem Werk möglichst angemessen erscheinen zu lassen. :

a.

P reuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels8- rec, ister nimmt an: die Königliche Erpedition d.es Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers :

Berlin SW., Wilhelm-Straße Nr. 32.

° T ateiate für den Deutschen Reichs- und Königl. | Deffentlich EL

1. Steckbriefe unl Untersuchungs-Sachen. ! 5, Industrielle Etablissements, Fabriken 2, Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen

u. dergl. | 3, Verkäafe, Verpachtungen, Submissionen etc. 4. Verloosung , Amortisation , Zinszahlung M M u. 8. wW. von öffentlichen Papieren.

und Grosshande!l. . Literarische Anzeigen.

. Familien-Nachrichten.

. Verschiedene Bekanntmachungen,

6

( | 8, Theater-Anzeigen. \ In der Börsen- 9 beilage.

Auzeiger. 7 ï Î é § Inscrate nehmen an: die Annoncen-Expeditionen des |

„Jnvalidendank“, Rudolf Mofse, Haasenustein

& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Sthlotte, |

Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren | | Annoncen - Bureaux. |

| | L

idiaidis

selbst, klagt aegen den Kolonisten und Schmiede-

00 kg WasWfeife, 1200 ke Elainseife, 25 kg

werden. Bemerkt wird noch, daß die Kartoffl: nur bis ultimo September zu liefern sind. Berlin,

SteEXbri1 fe und Urtersuhungs - Sachen.

Oeffentli he Ladung. Der Schreiner Wilhelm Gustav Adol) Sellenscheid, geboren am 11. August 1859 zu Wi tten, wird beschuldigt, als Wehr- vflibtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu untzichen, ohne Erlaubniß das

undesgebiet ve rlassen oder nach erreihtem militär- pflichtigen Alter sih außerhalb des Bundeëgebietes aufachalten zu ba, ven, Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 Str. G. B. Derselbe wird auf den 6. April 1883, Vormitta 93 9 Uhr, vor die Straf- kammer des Königl) hen Landgerichts zu Dortmund, zur Hauptverhandlu ng geladen. Bei unentschul- digtem Ausbleiben n "ird derselbe auf Grund der na 8. 472 der Straf, »rozeßordnung von dem König- liden Landrathsamt zu Bochum über die der Anklage zu Grunte liez enden Thatsaben ausgestell- ten Erklärung verurtheilt werden. Zugleich ist durch Beschluß der Strafkamn. er des Königlichen Land- gerichts zu Dortmund vem 6. Januar 1883 auf Grund des S. 140 Str. G. B. und des §. 326 Str. Pr. O. das im Den tshen Reiche befind- liche Vermögen des Ang klagten mit Beschlag belegt worden, was mit de. m Bemerken bierdur öffentlih bekannt gemadt wird, daß Berfügungen desselben über das Vermögen dur Staatskaste gegen- über Ynichtig sind. (2. 4 83.) Dortmund, den 19. Januar 1883. Königliche S taatsanwaltschaft.

Subhastationen, Aufge\'ote, Vor- ladungen u. dergl. [3751] Oeffentliche Zustelunßn Der Besitzer Hermann Karau zu Klein-Zirkwiß, vertreten durch den Ncchtsanwalt Meibauer hier-

meister Adam Smiejkowski, unbekannten Aufenthalts in Amerika, wegen Auflassung des Grundstücks Klein- Zirkwiß Blatt 11, mit dem Antrage, den Beklagten zu verurtheilen, das Grundstück Klein-Zirkwiß Blatt 11 an den Kläger gegen Zablung rev. Hinterlegung von 1350 M abzüglid der Abtheilung III. Nr. 16 und 17 eingetragenen Posten nebst Zinsen aufzulassen, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhand- lung des Rechtsstreits vor die II, Civilkammer des Königlichen Landgeribts zu Konitz auf

den 2. Juni 1883, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufrorderung, cinen bei dem gedahten Ge- richte zugelaffenen Anwalt zu besteleIM

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Konis, den 20. Januar 1883.

Schoenborn, : Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen 2c.

[3761] Beckanutmathung.

Der Bedarf hiesiger Anstalt für das Rechnungs8- jahr vom 1. April 1883 bis ultimo März 1884 an : A, Oekonomie- Materialien circa: 3000 kg Hafergrüte, 4000 kg Bucbweizengrütze, 700 kg Kaffee, 10000 kg Erbsen, 7000 kg Bohnen, 6000 kg Linsen, 99 000 kg Kartoffeln, 2500 kg ord. Graupe, 100 kg feine Graupe, 200 kg Fadennudeln, 5000 kg Reis, 7090 kg Salz, 20900 kg Butter, 1200 kg Rindernierentalg, 1000 kg Speck, 5000 kg Rindfleisd, 1000 kg Hammelfleisb, 1500 kg Sc(weinefleish, 5000 1 Braunbier, 2500 1 Essig,

SC

Nasirs\eife, 800 kg Soda, 49 Stück Scheuerleinen, V : 2 100 Stück Haarbesen, 100 Stück Handfeger, 109 | den 22, Januar 1883. Königliche Strafanstal: Stück Scrubber, 100 Stück Kleiderbürsten, 100 | in Moabit. Die Direktion. / Stück Stuhbürsten, 200 Stückx Sch{mutßbürsten, —— / 150 Stück Auftragebürsten, 60 Rieß Scbrenzpapier. | [3682] Bekanntmachung. J B. Betriebs-Materialien circa: 50 kg Fahl- | Die Lieferung der für dite Militär-Scbieß]0 leder, 100 kg Brandsohlleder, 150 kg Sohlleder, | für die Zeit vom 1. April 1883 bis ult. Märi 19 120 000 kg Roggen, 3000 kg Gerste, 4000 kg | erforderlihen : : b Vairenmebt, C. Schreib-Materialien circa : 1) Sweibenbilder, Scheibenpapier und Pappe,

1 Rieß Briefpapier, (octav Format Nr. 1), 9 Rieß | 2) Kantholz, Bretter 2c, E fein Mundirpapier, 30 Rieß Konzeptpapier, 1 Rieß | sollen im Wege der öffentlihen Submission fein Medianpapier, 2 Rieß Konzeptmedianpapier, | dungen werden und ift hierzu ein Termin aus

2 Rieß Packpapier, 1 Rieß Löschpapier, 2 Rieß Montag, den 5. Februar 1883,

blaue Aktendeckel Nr. 1, 1 Rieß blaue Aktendeckel |- _ Vormittags 11 Ur, } groß Format Nr. 2, 1 Rieß weiße Aktendeel, | im diesseitigen Bureau Charlottenstraße 1 15 Groß Stahlfedern Nr. 1, 30 Groß Stahlfedern | angeseßt. 4 Nr. 2, 1 Groß Federhalter, 12 Dgd. Bleistifte Leistungsfähige Unternehmer wollen ibre Offerll Nr. 1 (Faber), 6 Dbud. Bleistifte Nr. 2, 10 1 | portofrei und versiegelt, mit entsprechender Aufs@" \{warze Bureaudinte Nr. 1, 60 1 s{warze Dinte | versehen, bis zu dem genannten Zeitpunkte hierte Nr. 2, soll im Wege der Submission vergeben | einreichen. : F werden. Versiegelte Offerten nebst Proben mit der | Die Bedingungen liegen im Bureau der Kal Aufschrift: „Submission auf Lieferung von Anstalt3- | B., Stube Nr. 4 zu Ruhleben zur Einsichtna?? Bedürfnissen“ sind bis zum Donnerstag, den | aus, können auch gegen Erstattung der Copla 8. Februar cr., Vormittags 10 Uhr, zu welcher | abscriftlih bezogen werden. / Zeit dieselben in Gegenwart der anwesenden Sub- Spandau, den 29. Januar 1883,

mittenten eröffnet werden sollen, portofrei hier ein- Königliche Militär-Schießschule. zusenden. Später eingehende Offerten oder solche, die nicht von Proben begleitet sind, bleiben unbe- rücksibtigt. Die Lieferungsbedingungen liegen in den Wochentagen während der Bureaustunden in der Anstalts-Registratur zur Einsficbt resp. Unterschrift auf. Bei allen eingehenden Offerten wird voraus- gesetzt, daß den Einsendern die Bedingungen genau bekannt sind und können leßtere deshalb au gegen Erstattung der Kopialien in Abschrift bezogen

Redacteur: Riedel.

Verlag der Exz)-cdition (Kesf el.) Druck: W. Els3 ner.

Vier Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 21.

Berlin, Mittwoh, den 24. Januar

1,

Deutsches Reich.

: j j Nachweisun der in der Zeit vom 1. bis 15. Januar 1883 innerhalb des deutschen

Bolgebiets mit dem Anspruch auf Zoll- oder Steuer-

vergütung abgefertigten Zuckermengen!),

Menge des abgefertigten Zuckers.

des

98 9/0 arif (Nr tatistishen Waarenverzeichnisses)

Kandis8zucker und Zur in | weißen vollen | harten Broden (Nr. 470 des | statistishen Waarenver- zeichnisses)

Staaten

bezw.

471

olarisation Verwaltungs8- Ma

mindestens

Bezirke. statistischen Waarenver-

zeihnifes)

brige harte Zucker, sowie von

alle weißen trockenen Zuker in - Krystall-, Krümel- und Mehl-

Polarisation

\

Aller Ùù x form

Eg kg

Preußen. _ ProvinzWestpreußen Pommern .

Sachsen |

4 984 472 90 100

932 992

‘41 500 160 577

218 352 eins{chl. d. Schwarzb. 381 702 Unterberrschaft Provinz Schleswig-

Holstein 72 662 Provinz Hannover . 972 Rheinland 474910

682 394 | 5 593 643 354868 | 10987 400 S 160 390

Robzucker von mindestens 88%/9 |

(Nr. 472 des }|

1 239 339 22708 997

Preußen 1 148 598

Menge des abgefertigten Zuers.

|

des

98 9%

Kandiszucker |

Staaten L E und Zucker in ;

Zulker in |

Robzucker ron

' mindestens 88/9 | Polarisation (Nr. 472 des statistischen Waarenver- zeichnifses)

471

Zuker, sowie

ck A

bezw. weißen vollen |

| harten Broden | |

en

(Nr.

Verwaltungs-

mindestens

(Nr. 470 des | statistischen Waarenver- zeihnifses)

Bezirke.

von statistishen Waarenverzeichnisses)

Krystall-, Krümel- und Mehl- |

Aller übrige harte alle weißen trocken Polarisation

2% form

Q pes

kg 35 000

D D

O [m] O Go

Bayern Sachsen . Dae ., Braunschweig Anhalt Zusammen .

34 738 39 601 E 17 309 1274779 22 810 898

| 4)

[Do O O0 b MMNO 00 0 M

=] O [es J © D

1

1) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zukermengen, welbe zum Export oder zu einer öffentlichen Niederlage abgefertigt

und dadurch dem inländiscen Markte entzogen worden sind, nit also Berlin, im Januar 1883.

auf die wirklih zur Ausfuhr über die Zollgrenze gelangten Mengen.

Kaiserliches statistishes Amt.

Beck

Er.

Nichtamtlicßes.

Preußen. Berlin, 24. Januar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (37.) Sigzung des Reichstags wurde die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Feststellung des Reihhaushalts-Etats für das Etatsjahr 1883/84 mit der Diskussion über den Etat der Verwaltung der Kaiserlihen Marine fortgesetzt.

Die Kap. 45—5s1 (Admiralität, Hydrographishes Amt, Deutsche Seewarte, Stations - Jntendanturen, Rechtspflege, Seelsorge, Militärpersonal) wurden ohne Diskussion genehmigt.

Bei Kap. 52 „Jndiensthaltung der Schiffe und Fahr- zeuge“ 2877 000 Æ hatte die Budgetkommission 100 000 #4 abgeseßt, indem sie die „aus den Beständen des Vorjahres“ abzurehnenden Beträge um eben dieselbe Summe erhöht hatte.

Ohne Diskussion wurde dieser Abstrih nah dem Referate des Berichterstatters Abg. Rickert genehmigt.

Auch bei Kap. 53 „Naturalverpflegung“ 2199560 M hatte die Kommission in derselben Weije 100 000 (6 abgesetzt ; das Haus beshloß dem entsprechend.

Kap. 54—59 (Bekleidung, Serviswesen, Wohnungsgeld- zushuß, Krankenpflege, Reise, Marsh- und Frachtkosten, Unterricht) ergaben keine Debatte.

Beim Kap. 60 „Werstbetrieb“ 11 193 683 44 theilte der Referent Abg. Rickert mit, daß die Marineverwaltung der Kommission von dem Plan der auf den einzelnen Werften auszuführenden Neu- und Reparaturbauten Kenntniß gegeben habe, Die Werften würden danach im nächsten Etatsjahre ausreichende Beschäftigung haben.

‘Der Abg. Blos beschwerte sich darüber, daß in den Werf- ten in der Regel nur Arbeiter niht über 40 Jahre beschäftigt würden, daß bei der Ausfertigung von Entlassungsscheinen ein Stempel von 1,50 M gezahlt werden müsse, daß zu den Krankenkassenbeiträgen nur die Arbeiter herangezogen würden, diese also für die Unteroffiziere, die doch siher besoldet wären, zahlen müßten. Unbegreiflih sei es ferner, wie gerade auf der Werft die Löhne so niedrig scin könnten (1,90 bis 2 M pro Tag), da man sich doch im Stadium der geplanten sozialen Reform befinde. Es sollten die Staatswerkstätten der Privatindustrie mit gutem Beispiele vorangehen. Nach der Arbeitsordnung könnten sodann solhe Arbeiter, die einem Verein mit sozialdemokratischen, nihilistishen oder sonstigen auf Umsturz der bestehenden staatlihen Ordnung gerichteten Tendenzen angehörten, ohne Kündigung entlassen werden. Nach der Bestimmung „sonstige Tendenzen“ könne der Ober-Werftmeister nah Belieben Arbeiter entlassen; eine solche Gewalt dürfte derselbe aber nicht besigen. Solche Uebel- stände in staatlichen Werkstätten könnten die Arbeiterkreise nicht für die sogenannte soziale Reform begeistern.

Hierauf nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Chef

der Admiralität, Staats-Minister von Stos\ch das Wort:

__ Den Ausführungen des Herrn Vorredners gegenüber bemerke i, wie er selbst angeführt hat, daß die Einstellung von 40jährigen Ar- beitern in die Werften nit positiv verboten ist, sondern daß diese Maßregel nur eingeführt ist, um einen möglichst stetigen Arbeiterstand zu erhalten, und nirgends if es so wichtig, einen solchen Arbeiter- stand fôrmlih zu zwingen länger zu bleiben, wie in Wilhelmshaven, was dem Herrn Vorredner bekannt sein wird, da er anscheinend mit Wilbelmshaven und defsen Verkbältnissen sehr gut vertraut ist. Wenn ein Wechsel in der Arbeiterbevölkerung und eine nothwendige Vermehrung derselben Statt hat, dann wird die Bedingung der 40 Jahre nicht festgehalten.

Was die Abstempelungskosten der Entlassungszettel anbetrifft, so beruhen sie auf allgemeinen Bestimmungen, die i augenblicklih nicht erwähnen kann, ich glaube auf den preußishen Stempelgeseßzen, die deshalb aub von mir nicht abgeändert werden können.

Was die Verhältnisse bei den Krankenkassen betrifft, so bitte ih den Herrn Vorredner, sich im Etat Kap. 57 Tit. 11 zu überzeugen, daß das Reih Zuschüsse zu diesen Krankenkassen giebt, woraus die Kosten für die Unteroffiziersfamilien zu tragen sind.

Daß die Untersuchung bei den Kranken in der Mittagtstunde statthat, ist glaube ich eine durchaus richtige Sache und bedarf weiter keiner Erläuterung.

Daß die Marinevanve ns die umstürzenden oder nab Umsturz strebenden Parteien aus der Arbeiterbevölkerung fern zu halten sucht, glaube i voll vertreten zu können.

__ Bei Tit. 16 Kap. 60 beantragte die Budgetkommission, die erste Rate für das Panzerfabrzeug für den „Prinzen Adalbert“ mit 1 Million Mark nicht zu bewilligen.

__ Der Referent Abg. Rickert führte aus, daß die Kom- mission mit der jeßigen Ablehnung dieser Summe kein Prä- judiz für die Zukunst schaffen wolle, Die Bewilligung sei von dem Vertreter der Marineverwaltung unter Hinweisung auf den Flottengründungsplan und auf die erhöhte Thätigkeit anderer Mächte, insbesondere Frankreihs befürwortet. Die Kommission erkenne die Leistungen der deutshen Marine, und des jeßigen Chefs dieser Verwaltung ganz und voll an, sie empfehle dem Reichstag auch nicht hinter dem Flottengrün- dungsplan zurüzubleiben, sie wünsche nur, daß der Finanz- lage des Reichs durch ein etwas langsameres Vorgehen beim Schiffsbau Rehnung getragen werde. Jm nähsten Jahre werde der Flottengründungsplan nahezu dur{geführt sein, und man wisse sehr wohl zu würdigen, daß das Ordinarium des Marinc- etats tros der Erfüllung der früher in Aussicht genommenen Leistungen der Marine um 2 bis 3 Millionen geringer sei, als im Jahre 1873 im Flottengründungsplan veranschlagt sei (ca. 28 Millionen gegen 31 Millionen). Jm nächsten Jahre werde die Marineverwaltung nach der Erklärung des Ministers eine Denkschrift über die Ausführung des Flottengründungs- plans vorlegen, und man werde dann zu untersuchen haben, ob und in welhem Umfange Deutschland noch große ge- panzerte Schiffe zu bauen habe. Die Leistungen Frankreichs könnten niht als Maßstab genommen werden. Frankreichs Marinebudget belaufe sich 1883 auf 204 Millionen Francs, Deutschlands auf 30 und einige Millionen Mark. Jmmerhin habe Deutschland troy der erheblih geringeren Aufwendung Tüdchtiges geleistet. Er empfehle aus allen diesen Gründen den Antrag der Kommission.

Der Antrag wurde ohne Diskussion vom Hause an- genommen.

Kap. 61 „Artillerie“ 1927985 M, Kap. 62 „Torpedo- wescn“ 373703 #, Kap. 63 „Lootsen-, Betonnungs- und Leuchtfeuerwesen“ 163 465 #, Kap. 64 „Verschiedene Aus- gaben“ 75 000 64 wurden ohne Diskussion genehmigt. Damit war das Ordinarium dieses Etats vollständig erledigt.

Im Extraordinarium wurden in 21 Titeln 13 693 825 verlangt; die Bewilligung erfolgte ohne wesentlihe Debatte, desgl. die der Einnahmen.

Vom Etat der Reichs-Ju stizverwaltung sianden die fortlaufenden Ausgaben und die Einnahmen zur Diskuission.

Der Abg. Payer richtete die Anfrage an den Staats- sekretär des Reichs-Justizamts, wie lange man noch gedenke, das Haus auf eine weitere Novelle zum Gerichtskostengeseß warten zu lassen. Erfahrungen müsse man jeßt doch genug gesammelt haben, um endli den dringenden Uebelständen auf dem Gebiete des Gerichtskostenwesens abzuhelfen. So- dann wünsche er auch Auskunst zu haben über das Schicksal der Militär-Strafprozeßordnung, mit der das Haus auch von Jahr zu Jahr hingehalten werde. Die Einzelstaaten, z. B. Württemberg, seien durch Konventionen gebunden, ihren Mi- litär-:Strafprozeß niht zu ändern, sondern dies dem Reich zu überlassen; überall im ganzen Volk habe man den dringer- den Wunsch nach einer Reform auf diesem Gebiet, und wenn

man den neuen Militär-Strasprozeß auf der Grundlage der

heutigen Wissenschaft aufbaue, werde auch die Armee nicht g empfindlih sein, denselben vielmehr mit Freude be- grüßen.

Hierauf ergriff der Bevollmächtingte zum Bundesrath, Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. von Schelling, wie folat, das Wort:

Meine Herren! Auf die Anfrage des Herrn Vorredners wegen der Lage der Gerichtékostenreform habe id Folgendes zu erwidern.

Es ist dem hoken Hause bekannt, daß in Folge ciner Resolution desselben statistiibe Erhebungen über die Wirkungen der Gericbte- kostenzgeseßze angeordnet worten sird und zwar für die Jabre 1881

und 1882, Die Ergebnisse für 1881 sind von dcn Lundes- regierungen dem Herrn Reichskanzler mitgetheilt und im Reits- Justizamte einer Bearbeitung unterzogen worden. Diefelben ge- währten aber kein zuverlässiges Bild von dem gegenwärtigen Rechts- zustande und dessen Wirkungen, denn, meine Herren, im Laufe des Jakres 1881, am 15. Juli ift die Gericvtskostennovelle vom 29. Iuni 1881 in Kraft getreten. Man hat dieselbe wobl vielfah mit einem Tropfen auf einem heißen Stein verglichen, die Erfahrungen haben aber dieses Urtbeil nicht bestätigt. Nah den mir zuge- gangenen Mittheilungen hat die Novelle in Bezug auf die Veränderung der Kosten, namentlich in den Prozeßsacben geringeren Wertbs einen sehr woblthätigen Einfluß ausgeübt. Wie eingreifend die Verminderung gewesen ift, das läft sich natürlib im Einzelnen noch nit genau feststellen, Veranshlagungen haben wobl {on hier und da stattgefunden, und da mag unter Anderem darauf hinge- wiesen werden, daß in Bayern die durch die Novelle herbeigeführte Kostenverminderung auf jährli 600 000 Æ, auf ein Viertel der ges sammten Gerichtékostencinnabme, verans&lagt wordcn ist, aus den eingegangenen Gescbäftsübersichten läßt si aber die Einwirkung der Novelle noch in keiner Weise ersehen, denn, meine Herren, die praftisde Wirksamkeit der Novelle trat erst ein nah dem Schlusse der Gerichtéferien, am 15. September. Aber aub in diesen Nestmonaten würde sie einen auf die Sollcinnahwe verhältnißmäßig nur geringen Einfluß üben, denn cs ist bekannt, daß die Gerichtékosten erst nach Beendigung der Instanz zum Soll ac- stellt werden, und es sind daher in den Restmonaten des Jabres 1881 viele Kosten, viellciht die Mehrzahl derselben, berewnet worden nach dem âlteren Gese. Diz Verhältnisse des Iabres 1881 geben daber feine sivere Grundlage zu der Frage, nah welcher Richtung bin eine Revision des Gerichtékostengeseßes in Angriff zu nebmen ist. In wenigen Woten oder jedenfalls in kurzer Zeit werden die statistiscen Ergebnisse für 1882 dem Reicbé-Justizamte zugehen, und daun wird es Zeit sein, fib darüber s{lüssig zu maten, in welcher Weise die Revision des Gericbtskostengesetzes vorzubereiten sei.

Sollte übrigens im Schooße des hohen Hauscs der Wunsch laut werden, über die Ergebnisse des Jahres 1881 unterrichtet zu werden, jo würde ich dem Wunsche gerne entsprehen. Vorläufig nehme ih gu “ita: der Zeitersparniß von einer sol&en Mittheilung Als

and.

_ Was nun die zuleßt noch von dem Herrn Vorredner berührte

Frage der Militàär-Strafprozeßordnung anbetrifft, so kann ib nur die

vorjährige Erklärung wiederholen, die Angelegenheit {webt noch im

Gebiete der militärisß tebnishen Vorbereitung; an den Herrn

s ia ist biéher noch kein Entwurf der Militärprozeßordnung ngT.

__ Der Abg. von Ludwig vermißte in den deutschen Prozeß- ordnungen einen genügenden Rechts\{uß für den unbemittel- ten RNechtsunkundigen, und wies auf die neuere österreichische Geseßgebung hin, wo es dem Richter zur Pfliht gematht werde, so!chen Rechtsunkundigen, die nicht in der Lage seien, sich durch Advokaten vertreten zu lossen, ex officio Rechts- belehrung zu “ertheilen. Auch die österreihishe Einrichtung besonderer Gerichtstage für kleinere und shnell zu erledigende Prozesse sei sehr empfehlenswerth.

Demnächst nahm der Staatssekretär des Reichs-Justiz- amts Dr. von Schelling das Wort:

Eine Revision der Reichsjustizgeseße ist Seitens der Reichs-

regierung nicht in Angriff genommen. Wenn aber der Herr Vor- redner bemerkt bat daß alle die Reich8justizgescße betreffenden Klagen beim Reichsjustizamt forafältig gesammelt werden, so ist das richtig ; es wecden in der That alle ¡u Tage tretenden Beschwerden und Mängel aufmerksam verfolgt, gleichviel von welcher Seite die Be- sckwerden auëgeben, und in dicfem Sinne wird aub den Bemerkun- gen des Herrn Vorredners Rechnung getragen werden. _ Der Abg. Payer bedauerte, daß noch immer keine Aus- siht gegeben werde auf baldigen Erlaß einer neuen Militär- Strafprozeßordnung, und spra bezüglih der Gerichtskosten- reform die Hoffnung aus, daß der Reichstag das Werk in wenigen Wochen werde beginnen können. Jn welcher Rich- tung ih die Revision des Gerichtskostenwesens zu bewegen habe, stehe fest; es müsse allen fiskalishen und finanziellen Gesichtspunkten gegenüber das materielle Net mehr zur Gel- tung kommen, und werde sich dies am besten dur eine Herab- minderung der Kostensäße bei den niederen Werthsklafssen der Rechtssachen erreichen lassen.

Der Abg. Dr. Perrot wünshte vom Reihs-Justizamt eine baldige Vorlegung ftatistisher Uebersichten über die Resultate der gesammten Justizpflege im Reih und den Einzelstaaten. Die Staiistik müsse sich auf Ausgaben und Einnahmen der Justizverwaltungen, Zahl der Richter, der Gerichte, der in Strafanstalten Detinirten, der Verhaftungen und der Pro- zesse sowie auf alle Dinge erstrecken, mit denen die Gerichte überhaupt sih befassen. Man würde dadurch zugleich eine schr werthvolle Statistik der Handels-, insbesondere der Aktien: gesellschaften erhalten. Er verlange endlich Auskunft darüber, ob demnächst eine Novelle zum Reichsaktiengeseß dem Hause zu- gehen werde.

Der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. von Scel- ling entgegnete, der Wunsch des Vorredners nah einer um- fassenden Statistik der Justizpflege entsprehe ganz seinen Jn- tentionen. Es seien zunächst für eine Kriminalstatistik des Jahres 1882 umfassende Vorbereitungen getroffen. Auch die Frage der Aktiengesezreform werde möglichst gefördert werden.

Kap. 65, „Reichs: Justizamt“ 506 900 A wurde genehmigt.

Bei Kap. 66, „Reichsgericht“ 1 276 667 M, besprach der Abg. von Vollmar einzelne Vorkommnisse bei dem Leipziger Hochverrathéprozeß, und rügte insbesondere, daß im Laufe des Untersuchungsverfahrens ein Polizcikommissar, sowie auh der Untersuchungsrihter sih geradezu strafbare Uebergriffe hätten zu Schulden kommen lassen. Namentlich aber sei es tief be- Élagenswerth, daß noch heutzutage im Deutschen Keich poli- tishe, also keineswegs ehrlose Vergehen, wie es in jenem Prozeß geschehen sei, mit Zuchthaus bestraft würden. Der- gleichen sei nit einmal in der s{chlimmsten Reaktionsperiode des Napoleonishen Frankreih vorgckommen. Einzelne Per- sonen seien im Leipziger Hochverrathsgrozeß mit 2 bis 3 Jahren Zuchthaus bestraft; auch der gemeine Ver- breher, der den Eisenbahnunfall bei Hugstetten zu Plün- derungen Verunglückter benußt habe, habe keine schärfere Strafe erhalten ; und die in Leipzig Vexurtheilten hätten doch nur einige sozialiftishe Geheimschriften verbreitet. Man nehme diesen Leuten, die ihr ganzes Sein an eine, wenn auc falsche Jdee gesetzt hätten, mit der Zuchthauëstrafe die Ehre nicht ; wohl aber sei ein solces Verfahren geeignet, das Ansehen des

Reichsgerichts crheblih zu shädigen. Dieses System carak- terisire den heutigen Zustand treffender als alles andere ; seten