bandels*, herauëgegeben von Dr. M. Leyke (Berlin, Lüßowstr. 81). Die Zeitung ersbeint wöcentlid Sonnabends. Der Abonnements- preis pro Quartal beträgt 3 4 pränumerando. Die Zeitung entbält die Facbgenofsen allgemein interessirende Aufsäße, Submissionen und ei8snotizen. Die uns vorliegenden Nummern dec „Deutschen Kohlen-Zeitung* haben folgenden Inhalt: Nr. 1: Gescbäftslage, Die Koblentarife der \lesisden Bahnen, Elektrishe und Gas- beleuhturg, Deutslands Ein- und Ausfubr von Koblen und Koks, Mittheilungen, Submissionen, Cours der Koblenbergwerke an der Berliner Börse, Briefkasten, Inserate; — Nr. 2: Die Briqguettes in Berlin, Rbein-Ems-Kanal, Der Kleinhandel in Brenn- material, Brennmaterialien- Frequenz der Stadt Berlin im Monat November 1882, Verkehrsnacbricten, Statistik, Mittheilungen, Sub- missionen, Holzverkäufe, Marktberichte, Cours der Kohlenbergwerke an der Berliner Börse, Inserate. Antwerpen, 25. Ianuar. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 2215 Ballen Laplatawollen, verkauft 1193 Ballen. Auktion belebt, Preise der Novemberauktion gegenüber fest, Lammwollen leb- haft gehandelt. __ London, 25 Januar. (W. T. B.) Zu der am 20. k. M. bier be- ginnenden Woilaufktion sind 250000 Ballen neu angekommener
Wollen zugelaen. Verkehrs-Anstalten. Triest, 25. Jañuar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer eNiobe“ ift heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Berlin, 26. Januar 1883. Konsulatsberichte. Wollbericht aus Adelaide vom 16. November 1882,
Zur Zeit befindet sih ein großer Theil unserer diesjäh- rigen Wollernte auf hoher See. Seit Mitte Oktober sind elf Segelschiffe von Adelaide abgegangen, welhe im Ganzen 55 000 Ballen Wolle im Werthe von 820 000 Pfd. Sterl. an Bord hatten; außerdem gingen in selbiger Zeit ungefähr 15 000 Ballen im Werthe von 225 000 Pfd Sterl. in Dampfern von hier ab. Diese ge’ammte Quantität Wolle im Werthe von über einer Million Pfund Sterling ging von hier direkt nah London.
Jm hiesigen Markte sind in dieser Saison unge- fähr 16 000 Ballen verkauft worden und der andere Theil des oben erwähnten Exports is von den Schaf- züchtern selbs nah England zum Verkauf gesandt. Die fol- genden Pr ise wurden im hiesigen Markte erzielt. Fünfzehn bis zweiundzwanzig Pence? pr. Pfund je nah der Qualität für die gereinigte (gewashene) Wolle und aht bis zwölf Pence pr. Pfund für die niht gewaschene.
Vit Beginn der Saison hatten sich mehrere kontinentale Käufer hier eingefunden, meiste: s Belgier und Franzosen und von diesen Herren sind ungefähr 7000 Ballen hier gekauft worden. Diese sind jedoh auch nach London verschifft, um wohl von dort nah dem Kontinen1e weiter ge\{hickt zu werden.
Noch hat keiner der deutshen Dampfer Wolle dieser Ernte von hier genon:men. Wie man bört soll die“ „Barcelona“ der erste deutshe Dampfer sein, welher Port Adelaide auf der Rückreise berühren wird und soll nähsten Monat Wolle von hier direkt nah Hamburg und Antwerpen nehmen.
Wollberiht aus Melbourne, den 16, November 1882.
__ Die Wollsaison für 1882/83 wurde am 18. Oktober dur eine Auktion eröffnet, welher mehr Käufer, denn je zuvor, beiwohnten. Außer den gewöhnlih anwesenden lokalen Wollhändlern, Tuchfabrikanten und Wollwäschereibesißern, waren Aufkäufer von England, Amerika und den bedeutendsten fontinentalen Staaten zugegen und die Gebote auf alle Gattungen Wolle waren sehr animirt. Die anfänglih angebotenen Quantitäten waren gering und bestanden in der Hauptsache aus gewöhrl:hen bis mittleren unge- waschenen Wollen. Fm Laufe der leßten 14 Tage sind jedoch eine große Zahl bedeutender Schuren an den Markt ge- kommen, so daß seit Eröffnung der Saison am 18. Oktober Fab zum 8. November im Ganzen 21 991 Ballen Käufer anden.
Wie gewöhnl:ch wurde au in diesem Jahre ein Theil der Wolle der Nachbarkoionien hierher zum Verkauf geschickt, so daß die Wollen Queenéland, der nördlichen Theile von Neu-Süd:Wales, Süd-Australien und Tasmanien zu gleicher Zeit mit den berühinten Produkten unseres westlichen Distrik- tes und der Riverina, dem Publikum offerirt wurden, wo0o- durch den Käufern hier ein größeres und besser assortirtes Lager zur Auswahl geboten wurde, als in irgend einem an- deren Markte Australiens. Der Eifer zum Kaufen, der sich bei der Eröffnungsauktion zeigte, dauert ungeshwäht fort und die EStimwung des Marktes kann auh heute noch eine sehr feste genannt werden. Alle gesunden, glänzenden leihten Merino:Kamm- wollen haben volle Preise, die von 11 d. bis 14 d. per Pfund rangiren je nah Qualität. Mit Ausnahme einer kleinen Partie tasmanifcher Wolle haben bis jeßt die Wollen des süd-
J M Inserate für den Deutschen Reibs- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels8- register nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reichs-Anzeigers und Köuiglich Preußischen Staats-Anzeigers : Berlin 8SW., Wilhelm-Straße Nr. 32.
Deffentlicher Anzeig
1. Steckbriefe un1 Untersnchungs-Sachen. 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen
öftlihen Riverina in Folge ihrer vorzüglichen Qualität und ausnabmsweiser Leichtiukeit, die höchsten Preise erzielt, ver- scdiedene bedeutende Schuren find von 123/z; d. bis 133/, d. per Pfund placirt worden.
Hohe Preise wurden ebenfalls für einige unserer aus- gezeihneten Schuren aus dem wenlihen Distrikte erzielt und da ein großer Theil des Ertrages dieses Distrikts gesund und gut cewacsen zu sein verspricht, kann wan mit Sicherbeit während der ganzen Saison für aLe hier ocfferirten Schuren auf volle Preise rehnen. Gute, nüß iche Mecinowollen, aus denen die in Auktion offerirten Scuren zum größten Theile bestehen, bedingen je nah Beschaffenheit Preise von 10 bis 111/2 d, per Pfd. Kurz alle zum Angebot aerbrahten Wollen, obwohl ein großer Theil dersclben unzweif: lhaft die Folgen der durchgematten unaünstigen Saison zeigen, haben sehr befriedigende Preise, Von gewaschenen und swured Wollen ist bisher nur wenig von Bedeutung an den Markt gebracht worden, was jedoch offerirt wurde, hat prompt Käufer ge- funden zu Preisen von 19—23 d. per Pfd. für swured und bis zu 26 d. per Pfd. für gewaschene Vließwolle, gewöhnlich bis gut fanden Käufer von 16—20 d. per Pfd.
Preisliste : gering 6— 8 d. per Pfd. gewöhnlich bis mittel 8—10 d. per Pfd.
: gut bis extra 11—14 d. per Pfd. Vließe gewaschen: gering 11—13 d. per Pfd. gewöhnlich bis mittel 14—17 d. per Pfd. mittel bis gut 18—20 d. per Pfd. extra 20—26 d. per Pfd.
Ungewaschene :
sWured : gering 12—14 d. per fd. gewöhnlich 16—18 d. per Pfd. mittel-gut 19—23 d, per Pfd.
Verladungen Saison 1881/82.
Bis zum 30. September 1882 wurden 344 203 Ballen gegen 327 549 Ballen im Vorjahre veriaden, also eine Zu- nahme von 16 654 Ballen.
Die V-rladungen in der Saison 1882/83 betragen 47 855 Ballen gegen 35 9(0 Ballen im alcichen Zeitraume des Vorjahres oder eine Zunahme von 11 925 Ballen.
Frachten : Segelschiff : ungewaschen 3/z d. per Pfd. gewashen 1/5 d. per Pfd. Dampfer: ungewaschen 5/z d, per Pfd. gewashen 83/, d, per Pfd.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 167. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 30000 M auf Nr. 34101.
2 Gewinne von 6000 #4 auf Nr 54972. 63 345.
45 Gewinne von 3000 M4 auf Nr. 2184. 4043. 4628. 4960. 6314. 8433 9151. 9331. 10489. 16295. 17 786. 23 019, 23254. 24910. 26495. 30368. 31181. 32525. 33 614. 35309, 36 459. 39633. 45700. 53461. 54119. 56 299. 61 062. 65761. 65858. 69949. 70878 72745. 74286. 75731. 78282. 78936 80190. 84931. 88627. 89 483. 90 265. 92 788. 94105,
41 Gewinne von 1500 # auf Nr. 241. 1964. 2868. 4775. 9552. 12 055. 12 095. 13 553. 23819. 24 268, 30940. 34468, 38511. 39950. 41287. 41905. 43416. 47 534. 49 248. 50348. 53236. 53326, 53558. 55661. 55937. 59938. 61979. 65957. 67227. 75667. 76 302. 80 279. 83 964. 84546. 88111. 88348, 88834. 89273. 89516. 89 679, 92 320.
62 Gewinne von 550 #4 auf Nr. 111. 3917. 6915.
7207. 7918. 9185. 12451. 12769. 14385, 14564. 17 249. 17511. 18423. 20 059. 20225. 21 264. 24955. 27 106. 30 229. 31505. 33576. 34217. 35942, 37255. 39 881. 41 600. 43 869, 44890. 45 362. 46 002. 46 069. 47 924. 50173. 51667. 52189. 54542. 56699. 58397. 61488. 62605. 64767. 65 573. 67490. 68825. 72009. 74883. 74895. 77429. 79455. 79865. 80466. 81 054. 83 737. 84372. 85421. 85760. 86 677. 88 229, 88963.
92 803. 93910. 93 979.
Die Ausstellung von Gemälden älterer Meister zur R der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserliben und öniglihen Hoheiten des Kronprinzen und der Kron- prinzessin.
Zur Veranstaltung der Ausstellung batte sich bercits im Som- mer v. J. unter dem Vorsiß des Grafen G. von Seckendorff ein Comité gebildet, das sih aus den Herren Graf Blankensee - Firks, Direktor Dr. Bode, A. von Carftanjen, Dr. R. Dobme, W. Gump- ret, O. Hainauer, Professor Knaus, Polizei-Präsident von Madai, Graf W. Pourtalès, Graf Redern, General-Direktor Dr. Schöne, Geh. Ober-Regierungs-Rath Stüwe, Dr. Hermann Weber und Professor Wredow zusammenseßte und zur weiteren Durcführung des Unternehmens die Herren Graf von Seckendorffff, Dr. Bode, Dr. Dobme und O, Hainauer als geschäftëführenden Aus- {uß wählte. Bei den Besigern von Sammlungen und hervorragen-
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und Giossbandel.
ér | 1 +* Inserate nehmen an: die Annoncen-Expeditionen des . Industrielle Etablissements, Fabriken
den einzelnen Kunstwerken fand der angeregte G-darke das freudigste Entgegenkommen, und fo ist eine ansehnliche Reihe in Berlin ib sä er Kunstfreunde mit mehr oder minder reihen und bedeutenden Beiträgen an der Ausstellung betbeiligt. Jn erster Linie jedo ver- dankt dieselbe die glänzende Erscheinung, welde sie gewonnen hat, der Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers zur Heranziehung des in den Königlihen Schlössern enthalteren Kunstbesites. Die aus leßteren ftammende Kollektion von Werken der fran- ¡¿ösishen Meister des vorigen Jahrhunderts, zu denen fb eine nidt geringe Anzabl noch anderer Gemälde aus Allerböbstem Besiß hinzugesellt, bildet den bedeutsamen Mittelpunkt der Ausftellung. Um ibn gruppiren sh dcs Weiteren Werke der italienisben, spanisben und französischen, der altniederländischen und deutsden und in besonders reicher Zatl der holländiscben und vlämi- \{en Scbule, um in ihrer Gesammtheit ein überraschend viclseitiges D des in der Regel weit untershäßtea Berliner Kunstbesites dar- zubieten.
Die Räume, die der Senat der Königlichen Akademie der Künste, dem Antrage des Comités entsprebend, diesem für die Auéstellung überließ, bestehen aus dem Uhrsaal, dem nah Often hin anstoßenden [langen Saal und dem ihm parallel laufenden Korridor. Das Treppen- baus, das zu ihnen emporführt, ist im unteren Tbeil mit farbenpräcb- tigen Teppichen, im oberen überdies mit ciner Reibe französisher Gos belin aus dem Besiß Sr. Maj. des Kaisers bekleidet. Teppiche undGo- belins, kostbare Gewebe und Stitereien sind ferner als Portièren und als Sckchbmuck der nicht mit Gemälden bedeckten Wandfläben über den ganzen Raum der Auéstellung vertheilt und im Uhrsaal fowie in dem dur eingestellte Scheerwände in drei Compartimente aetheilten langen Saal die Wände bis zur Decke hinauf mit einem Stoff von stumpfem tiefrothen Ton bespannt, die Fußböden mit theils einfarbi- gen, theils gemusterten Teppichen belegt. In zwei an den Uhrsaal anstoßenden, von dem Corridor an der Lindenfront abgetrennten Kabineten, von denen das eine dur ein eingeseßtes Butzenfenster beleubtet wird, seßt sib dieselbe Dekoration fort, während in der längeren Hälfte des Korridors, die als Rococogalerie bergerichtet ift, die Wände ein dem Charakter des bier repräfentirten Styls ent- sprecendes mattes feines Blau erbalten baben. Die tief und vor- nehm getönten Umrabhmungen der Thüren des Ubrsaals, deren eine dur cinen hohen Spiegel mit einer vor ihm arrangirten, von ciner Brüstung aus vergoldetem Gitterwerk ums{lossenen Gruppe von Blattpflanzen masëkirt wird, die mit orientalishen Teppichgeweben bespannten Polster des Rundfophas in der Mitte desselben Saales, die hier, wie in den übrigen Räumen, von der Decke herabbängenden, graziós und mannigfac wechselnd gestalteten Kronen mit ihren rubig leudtenden elefiriswen Glühflammen, die dem Comité von drei rcnom- mirten Berliner Etablissements ¿zur Verfügung gestellt wurden, fügen sib durbweg barmonis in das reibe und dabei nirgends auc nur im leisesten überladens Enfemble der Ausftellung ein.
Während in dem Uhrsaal urd dem langen Saal die G@nälde von Meistern der versciedensten Schulen des 17. und 18. Jahrhun- derts in glüdcklid zusammengefaßten Gruppen und daneben eine An- zahl auêgezeibneter Bronzen und Rococomöbel, vor allem zwei in dem föstlibsten Material gearbeitete, in Silber- und Bronze-Ornas menten strablende präcbtige Kommoden aus dem Königliden Stloffe die Blike fesseln, find die bäden Kabinete des Korridors der Ma- [erei des 15. und 16. Jahrhunderts, sowie der Holzschrnitzerei, der 'armorplastik und dem Bronzeguß der italienischen und der deutsben Renaissance reservirt und mit einer Kollektion der erlesensten Arbeiten angefüllt, die zum überwiegend größten Theil den Sammlungen des Grafen Pourtalè2 und deé Herrn Hair auer entstammen. Der franzésiscen Kunst des 18. Jahrhunderts, die indeß aub in den beiden erstgenannten Sälen bereits glänzend vertreten erscheint, ift dagegen die Rococo- galerie eingeräumt. An ihrer Langwand bieten sstich neben Portraits von Rigaud und Pesne die Gemälde der Watteau, Lancret und Pater aus dem Besiß Sr. Maiestät des Kaisers in ihren ursprüngliben kostbaren, in Gold und Silber s{bimmernden Rahmen der Betrach- tung dar; daneben läßt eine reib in Bronze montirte Uhr, cine mit reibster Malerei dekorirte Kommode und eine Reibe von Sitzmöbeln faum weniger als die im Uhrsaal aufgestellten Pracbtstücke gleicher Art den üppigen künstlerisben Reichthum der Rococozeit bewundern.
Aus der Fülle der bier vereinigten Kunstwerke die hervorragendsten auch nur cunâbhernd vollständig aufzuzählen, ist nach einem ersten Blick auf tic Ausftellung kaum angänaig. Sie wird für die nächsten Woden ivren Befucbern die reiste Quelle anregenden Genufses dar- bieten, Ueber die Zeit ihrer Dauer hinavs aber wird sie als* die alütlidste Verwirklichung des ihr zu Grunde liegenden Gedankens und als nacahmenéwertbestes Beispiel einer von vornebmem fkünst- lerisden Gesbmack geleiteten Schaustellung von Erzeugnissen bildender Ku::ft in lebendiger Erinnerung bleiben.
___ Se. Königliche Hobeit der Herzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von Edinburg beehrten gestern, Donnerstag, Nach- mittag die permanente Ausstellung von Emil Ph. Meyer & Co,, Taubenstr. 34, mit einem längeren Besuche.
_ Primaner des Königliben Friedrihs-Kollegiums in Königsberg i. Pr. führten am 23. Januar d. I. vor einaeladenem Kreise und am 24. zum Besten der Nothleidenden am Khein die „A ntigone“ in der Ursprace und mit der Mendelssohnshen Musik unter großem Beifall auf.
__ Der Pianist Hr. Eugen d'’Albert giebt morgen Abend 73 Uhr in der Sing-Akademie sein zweites und lettes Konzert. Auf dem Programm stechen: 1) Sonate op. 57 (Appassicnata), Beethoven, 2) a. Nocturne C-moll, b. Ballade F-dur, c. Valse As dur, Chopin, 3) Etudes sinfi niques, Scumann, 4) a. Nachtfalter, Strauß-Tausig, b. Barcarole G-dur, c. Etude C-dur, Rubinfstein, 5) a. Lac de Wallen-tedt b, Valse Impromptu, c. Rakoczy-Mars, Liézt. Billets zu Le und 2 # sind bei Ed. Bote u. G. Bock (Leipzigerstr. 37) zu haben.
E E GITS O AA Dam BVSCS I C7 Om CDECIPARE
„Juvalidendank“, Rudolf Mosse, Haasensteiu & Vogler, G. L, Daube & Co., E. Schlotte,
5 u. dergl. | 6. Verschiedene Bekanntmachungen. Büttner & Winter, sowie alle ü ößeren 3. Verkäafe, Verpachtnngen, Submissionen ete. | 7. Literarische Anzeigen. las Bli - E D 4. Verloosung , Amortisation , Zinszablung 8. Theater-Anzeigen. In der Börsen- Ae u. s. w. von öffentlichen Papieren. 9, Familien-Nachrichten. beilage. M M
Steckeckbriefe und Untersuchungs - Sachen. | [4117] Bekanntmachung. s bret zu Friedrihshagen eingetragenen 200 Thaler [4259] e bres upon nen, res, Ye e des nebst Zinsen — : ; rundstücke Band I. att 37 Nr. 7 des Grund- Steckbriefs - Erledigung. Der hinter den buchs von Ascherêélcben in Abtheilung 111. unter
Kutscher Johannes Georg Joscf Senge, geboren am 12. Mai 1859 zu Berlin, katholis, in den
Diebstahls na mehbrmaliger Vorbestrafung wegen
Diebstahls erlassene Steckbrief wird hierdurch zurück- DUoman, eingetragenen 200 Thaler nebst Zinsen — | \ck c “tas ) das Hypothekendokument über die bei dem | Zinsen — genommen. Berlin, den 23. Januar 1883, König Grundstücke Band 11. Blatt 73 Nr. 112 des Grund- bus von Ucckermünde aus der Obligation vom S 18, Mai 1869 für den Kaufmann Seelig Seelig- Nathtrag zum Steckbrief vom 18. Januar | mann zu Stettin in Abtheilung 111. unter Nr. 12 Der gegen die | eingetragenen und von dort nah Band 1V. Blatt 265 angebliwe Minna Metzner, wegen Diebstahls ver- | Nr. 345 des Grundbubs von Ueckermünde (Abthei- folgt, erlassene Stecbrief wird dahin ergänzt, daß | lung T1. unter Nr. 5 daselbst) übertragenen | Kündigungsfrist eingetragenen Hypothekenpost von dieje Person möglicberweise mit der unverehelichten | 1000 Tblr. nebft Zinsen — 3) das Hypothekendokument über die bei dem Potsdam; | Grurdstück Nr. 24 Antheil a. Band I. Blatt 151 | Haase, später verehelichte Klein, den 23, Januar 1883. Der Untersuchungsrichter | des Grundbuchs von Heinrichsruh in Abtheilung III. unter Nr. 12 aus der Obligation vom 18. Sep- tember 1865 für den Arbeitsmann Johann Voll- * Balk,
lihe Staatsanwaltschaft am Landgericht I.
1883 gegeu die Minna Mevner.
Anna Schiele aus Staßfurt identisch i}, welche si den Namen Mezyner nur beigelegt hat.
beim Königlichen Landgericht.
f dcis dem Trage vom 23, N E für eus Se ss j 39 [a9 en Altsitzer Ghriftian Joacbim Friedrih Dehn und | Nr. 2 aus der Schuldurkunde vom 3. Februar Akten c./a. Senge & Gen. I. IV. B. 822/82 wegen | fine Ehefrau Marie Caroline Charlotte, geb. | 1848 für Wilhelmine und Ida Wilhelmine, Ge- \chwister Haacker eingetragenen 40 Thaler nebst
137 Thaler nebst fünf Prozent Zinsen von Weih- nachten 1819 ab (und zwar 29 Thaler für Marie e, che 54 Thaler für Christine Haase, später verehelichte Friedlieb, und 54 Thaler für Dorothee Haase, später verehelichte
sind für kraftlos erklärt. Der Ansprucb auf die zu 5 bezeichnete Hypotheken-
4) das Hypothekendokument über die bei dem | post wird ausae\{lossen. Grundftück Nr. 8 Antheil b. Band I. Blatt 43 des Grundbucþs von Grambin in Abtheilung I1I1I. unter
Ueckermünde, 19. Dezember 1882. ; _Springstubbe, Gerichteschreiber des Königlichen Amtsgerichts, I. Abtheiiung.
Lieferung von Dodbten, Dochtgarn, Glaëcylindern,
5) das Hypothekendokument über die bei dem | Reibzündbölzern, Stearinlibten, Seife und Soda. Grundstück Nr. 31 Band I. Blatt 181 des Grund- | Termin: Freitag, den 9. Februar cr. Bedingun- buchs von Blumenthal in Abtheilung IIL. unter | gen werden gegen Einsendung von 30 4 abgegeben. Nr. 2 aus dem bestätigten Erbrezesse vom 1. De- | Hannover, den 24. Januar 1883, zember 1819 zufolge Verfügung vom 19. November | Eisenbahn-Materialieu-Bureau. 1821 für die Gescbwister Haase mit dreimonatlicher
Königliches
Redacteur: Riedel.
Verlag der Ex) edition (Kessel.) Druck: W. Elsner.
Vier Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).
Berlin:
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Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 26 Januar
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Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 6. Januar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (38.) Sißung des Reichstags wurde die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Feststellung d s Reichhaushalis-Etats für das E:atsjahr 1883 84 mit der Diskussion des Etats des Reichs-Eisen- bahnamts fortgeseßt. N:ch dem Abg. Frhrn. Göler von Ravensburg erg!if der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Geheime Ober-Regierungs-Rath Körte das Wori:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat zwei versbiedene An- gelegenheiten berührt, nämli die Vergnügungszüge an Sonn- und Festtagen und das Tarifwesen. i — Jn ersterer Beziehung erwidere ic, daß die Einlegung derartiger Züge obne Kognition der Reichs-Aufsihtsbebörde ganz na eignem Ermessen der Babnverwaltungen erfolgt, die dabei lebhaften Wünfen des Publikums Ri: nuna tragen. Soweit es daber dem Herrn Vorredner darauf anfommen sollte, die Sonn- und Festtagszüge bedingunaslos inbibirt oter beschränfkt zu sehen, so würde ih anbeimstell-n müßten, bezüglide Anträge an die Landesregierungen zu ricbten. Das Reibs- Eiserbahnamt würde zu der keregten Angelegenheit nur von dem Standrunkte einer Verfügung aus Stillung nehmen können, die von hm fs&on im Jahre 1875 an die Bahnverwaltungen in der fragliden Richtung erlassen worden ist. Auf Grund ftattgehabter Erbebungen üter die Eintheilung und die Dauer des Dienstes derjenigen Eisenbahnbeamten, welden vorzuzs- weise die Sorge für die Sicberbeit des Betriebes anvertraut it, wurde in jener Verfüaung zwar davon aufgegangen, daß eine cinheit- lie Regelung dieser Dienstdauer in Rücksibt auf die vorzugéêwet}e in Betracbt kommenden Lokalverhältnisse nit tbunlicb fet; cs wurden indeß darin in Vezug auf die Eintkteilung und tägliche Dauer des Dienstes bestimmte Gesictévunkte zur Fernbaltung einer Ueber- bürdung der bezeihneten Beamten zur Nachachtung Seitens der Eisenbahnverwaltungen aufgestellt, und wurden diese dabei ingbesondere au auf die Fürsorge dafür hingewiesen, daß den Eisenbahnbeamten auêrcibende Gelegenheit gegeben werde, den Gottesdienst zu besuchen. Die bezüglide Verfüaung lautet in ihrem Schluß wörtlic: -
Das Reichs Cisenbahnamt giebt der Zuversicht Ausdruck, daß die Eiienbabnverwaltungen bei Bemessung der Dienstzeit der Be- triebébeamten ten Rücksichten Rewnung tragen werden, welcbe ihnen die Ordnung und Sicterheit des Betriebes, wie die pflictmaßige Fürsorge für das Wobl der Beamten auferlegen, insbesondere au, daß fie auf die hier gegebene Anregung nicht unterlassen werden, soweit dies bisber noch nit ge‘cehen, den Beamten thunlicft Ge- legenteit zur Befriedigung ihres religiösen Bedürfnisses zu ver- scaffen.
Meine Herren! Es liegt kein Grund zu der Annabme vor, und aub aus den Autführunzen des Herrn Vorredners habe ic feinen Anhalt dafür gewinnen können, daß die Eisenbahnverwaltungen dur Einlegung von Sornu- und Festtag8zügen sich in bedenkitcher Weise außer Siande feyten, jener Fürsorge Rechnung zu tragen. In früßhe- ren Jahren ist vereinzelt cine Flaze von Geifiliden an das Amt berargetreten, daß den Bahnkeamten wohl nicht auêreiWend Gelegenheit gegeben werde, den Gottesdienst zu befucben. Das Neicbs - Cisenbabnamt hat indessen nad Einforderung der Beridte der betbeiligten Bahnverwaltungen feinen Grund zum besonderen Einschreiten in diefer Beziehung gefunden, weil aus den Berichten zu entnehmen war, daß entiprechende An- ordrurgen bereits getroffen waren oder dech die Bahnverwaltungen die Erweiterung der bezüglitcn Anordnungen zusagten, daneben aker aub si voll bercit crflärten, cinzelnen Bahnbeamten auf ibr Ersuchen au abgesehen von den in bestimmten Zwischenräumen wiederkehrenden völlig tienstfreien Tagen, soweit es die Betriebéverhältni}te irgendwie gestatteten, zum Besuche des Gottesdienstes Urlaub ¿u bewilligen. Seit mebreren Jahren ist in der fraglihen Richtung keinerlei Klage an das Amt berangetreten. E — :
Der Herr Vorredner bat im Eingang seiner Rede auf zwei Edt beflagenéwerthe Unfälle auf den badisden Eisenbahnen hinge- wiesen, von tenen der eine sih in der Nat vom 29, — dem Pfingit- montag — zum 30. Mai des vorigen Jahres auf dem Bahnhof Heidelberg zutrug, der andere, noch unglüdctseligere, am 3. September unweit Hugstetten eintrat. Meine Herren! In Bezug auf den ersten Unfall ift bereits die gerichtliwe Untersuwung zum Ubscluß gekommen, und fann ich aus den ecingesehcnen Gründen der bezüglichen Entschci- dung forstatiren, daß gerade der in erster Reibe belastete Weichen- wärter in keiner Weise eine Ueberbürdung vorgeschütt hat und hat vor- idüten können. Denn, meine Herren, cr war am 29, Mai von Morgen3 6 Uhr bis Abends 6 Uhr auf_ Urlaub gewesen, trat seinen Dierst pflictwidrig erst um 7 Uhr an, ver- licß ibn wieder gcgen 10 Ubr und begab sid obne Ur- laub unter eingenmädtiger Stellung cines Vertreters ins Wirththaus.
Auch bei dem Hugstettener Unfall liegt kein Grund vor, auch nur entfernt anzunehmen, daß dabei Ueberbürdung der Bahnbeamten in Frage gckommen ist. Der Zug ging Morgens 8 Uhr — wenn i mi im Augenblick ret erinnere — von Cclmar ab und traf bald aach 9 Ubr in Hugstetten ein. Er kblicb daselbst liegen bis Abends 8 Uhr, und ift das Fabrpersonal, soweit meine Kenntniß reibt, in der Zwischenzeit mit anderweitigen Funktionen nit bedacht worden, bâtte also wobl aub Gelegenheit gehabt, an jenem T2ge — cinem Sonntage — den Gottesdienst zu besuden. Meine Herren! I® glaube bewicfen zu haben, daß das Reichs-Eiscnbahnamt der beregten wicbtigen und ernsten Angelegenheit seine rolle Aufmerksamkeit zugewendet hat und wolle der Herr Vor- redner vertrauen, daß, soweit das Reichs-Eisenbahramt bierzu na seiner Zuständickeit in der Lage ist, dies au fernerbin thun wird.
Was das Tarifwesen betrifft, so erlaube ih mir an das zu er- innern, was scon kei ähnliten Gelegenhciten früber auSeinander- gesetzt worden ift, nämli daran, daz der Bundesrath bei Gelegenheit der Umformung des Tarifwesens im Jahre 1877 den Beschluß gefaßt hat, daß bebufs thunlibster Fernbaltung von Tarifen, welce den deutsben Handel, Ackerbau und die deutshe Industrie zu schädigen geeignet sind, die Landesregi-rungen Pei der Umgestaltung der Fracttarife der deuten Eisenbahnen davon aué» geben werden, daß alle Tarife der Genehmigung der Aufsichtsbehörde vorbehalten werden, welche für autländise Produkte und Fabrikate einen an sib oder verhältnißmäßig günstigeren Fratsaß gewähren, als für gleichartige inländiswe Erzeugni}e. Im Ans{luß hieran baben fich unter Mitwirkung des Reichs - Eisenbahnamts die Bundesregierungen damals in dem Grundsaße vereinigt, fortan zur Einführung von Differenzialtarisen für den internationalen Verkehr nur dann die-Genchmigung zu ertheilen, wenn entweder eine Benachiheiligung deutscher wirtbschastlider Interessen überbaupt nicht zu besorgen ift oder doch überwiegend Interessen an- derer Zweige der Volkswirthschaft für die beantragten Tarifermäßi- gungen \vrechen, insbesondere die Interessen des deutschen Sechandels, oder der inländishen Konsumtion, oder derjenigen der eigenen Ausfubr, oder endlich die cigenen Interessen der Eisenbahn in Frage kommen.
"Daß dieser Grundsaß in den Tarifmaßregeln der Verwaltungen Berathung findet, ist mit Gegenstand der Aufficht, welche das Reicbs- Eisenbahnamt kraft des Art. 45 der Reisverfassung über das Tarif-
wesen zu üben hat. Diese Grundsäße möchten gecignet fein, den Be-
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fürchtungen, die der Herr Vorredner au8gesproLen bat, vorzubeugen, und den Wünschen, denen in Bezug auf das Tarifwesen von ihm Auêsdruck çcegeben ift, zu entsprechen. Weiter auf die wirbs\caftliche Frage, auf das Gebiet der wirthschaftliwen Politif des Neis ein- zugehen , balte ich von meinem Standpunkte aus mich nicht für berufen.
Der Abg. Gerwig erklärte, die Einshaltung von Ver- anügunaszügen liege am Allerwenigsten im FJnteresse der Eisenbahnverwaltungen, denen dadurch nur Unbequemlichkeiten erwühsen. Sie erfolge vielmehr nur auf das Drängen des Nuvlikums. Daß der Abg. von Göler die Sonntagsheiligung mit den Eisenbahnunfällen in Baden in Verbindung bringe, sei ihm do befremdend, jedenfaüs hätte der Abg. von Göler seine Beschwerden in dieser Beziehung zunächst bei der Baden- hen Landeësverwaltung anbringen müssen. Ueber den Hugstetter Fall habe ja das Geriht überhaupt noch niht gesprochen; von einer Ueberbürdung des niederen Personals werde sich aber nibts nachweisen lassen. Die Ge- fahr cines nit fahrplanmäßigen Zuges könne indessen am Sonntag do nicht doppelt so groß sein, als an einem an- deren Wochentage. Die Untersuhung werde auch im Hug- stetter Fall ergeben, daß von Seiten der Verwaltung mchts gesündigt oder unterlassen worden sei. .
Der Abg. Dr. Perrot bat das Reihs-Eisenbahnamt, all: jährli cine konzentrirte Statistik des Reichs-Eisenbahnwe]ens, namentlich über die Einnahmen und Auétgaben, die Entwicke- lung des Tariswesens vorzulegen, in ähnlicher Weise, wie das Neiché-Justizanit eine Statistik in Aussicht geitellt habe.
Der Geheime Ober-Regierungs-Rath Körte entgegnete, er werde dieses Wunsch:8 eingedenk sein, könne aber eine speziellere Zusage im Augenblick nicht machen.
Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) erklärte, ohne eine allmählihe Einschränkung des Sonntagsverkehrs, auch des ge- wöhnlichen, sei an eine Sonntagsheiligung, oder wénn man wolle, eine Sonntagruhe der Eisenbahnbeamten nicht zu denken. Daß diese Einschränkung möglich sei, zeige das Beispiel Englands, wo eine Beweaung bisher nur gegen die Schließung der Musen und Galerien und zwar nit Recht hervorgetreten sei, niht aber gegen die Beschränkung des Eisenbahnverkeßrs. E
Der Abg. Sthrader bemerkte, auh er wolle dem Reihe eine möglichst große Macht auf dem Gebiete des Eisenbahn- wesens geben, und dürfe also nah dem Geyörten aus die Unterstüzung der Rechten rechnen, wenn das Haus nägstens der Erlaß eines Reichs - Eiscnbahnge)eßes beschäftigen werde. Der vorliegende, sehr ausführ- lie Berit des Neichs-Eisenbahnamts erfülle zwar nit ale Anforderungen des Abg. Dr. Perrot, doh fet diefer Bericht die beste und. ausführlihste Eisenbahnstatislik, welhe man besize, Verlange man in einem solchen Berichte Mittheilungen über Alles, was überhaupt auf dem Gebiete der Eisenbahnen geschehen iei, so würden diese Mittheilungen sier unendlich werden. U-:ber das, was das Reichs:Eisenbahnanit gethan habe, werde nicht viel zu berihten sein, denn die Thâtigkeit dieses Amtes sei eine schr beshränfte. Die Bedenken gegen die Sonntags Ve gnügungszüge könne er keineëwegs theilen, diese Züge seien keine besondere Annehnmlichkeit für die Eisenba”nverwaltungen ; cs würden keine Geschäste dabei gemacht , sondern diese Züge seien eine Nothwendigkeit, weil der größte Theil der Bevölkerung nicht in der Lage sei, seine Vergnügungsreisen an Wochentagen zu machen. Auch in England habe man aus diesem Grunde bereits mit der Einrichtung von Sonntags-Vergnügungszügen begonnen. Wolle man den Eisenbahnbeamten die Sonntagsruhe geben, wofür auch er sei, so fónne man das rur durch eine Verstär- fung deé Personals erreichen. Auch die Frage, 00 es überhaupt angebracht sei, Sonntags den Eisenbahnbetried zu beschränken, sei keineswegs so leiht zu lösen. Bedenke man nur einmal die Stockungen im Perfonen- und Güterverkehr. Es seien sodann von einem Vorredner im Interesse der einheimiscen landwirthschaftlichen Produktion billigere Tarife gefordert worden. Die Herabseßung der Tarife schließe aber die gröuten Nachtheile in sich; denn die billigeren Tarife müßten Allen gewährt, und auch - auf solche Produkte ausgedehnt werden, die nicht in Deutschland gewachsen seien. Ein Ursprungëzeugniß könne man doc nicht immer verlangen. Eine große allgemeine Larifermaßigung würde aber auch auf lange Zeit die Rentabilität der Eisenbahnen so vermindern, daß dadurch bei neuen Einrichtungen, die wegen des walhsenden Verkehrs doh nothwendig seien, Anleihen ge- mat werden müßten, woraus wiederum eine Erhöhung der Steuer hervorgehen würde. Die deutsche Landwirthschaft sei feineswegs in so bedrängter Lage, wie es geschildert worden sei. Die Noth der Landwirthschast liege auf dem Gebiete des Großgrundbesißzes und komme aus ganz anderen, als den an- geführten Gründen. Was aber die Vorschläge des Abg. von Göler betreffe, so werde das Reichs-Eisenbahnamt shwerlich in der Lage sein, etwas zur Ausführung derselben zu thun.
Der Abg. Büchtemann erklärte, es sei den Eisenvahnen der Vorwurf gemacht worden, daß sie zu wenig nationale Ziele verfolgt hätten. Den Freunden des Abg. von Göler scheine Alles national zu sein, was die Hereinshaffung von auslän- dishem Getreide, dessen Deutschland doch dringend bedürfe, verhindere. Das sei kein nationales, sondern ein agrarishes Interesse. Ein solcher Standpunkt scädige das ganze Erwerbs- leben der Nation. Die Bemerkung, daß die Transportkosten von Moskau nach Hamburg billiger seien, als von Otpreußen nah Hamburg, köane nur insofern richtig sein, ais der Saß pro Centner und Kilometer relativ billiger sei. Bezüglich der Tarifsrage könne er hier nur wiederholen, daß der Saß des Reichskanzlers: Eisenbahntarife wirkten als Einfuhrprämie und gingen auf das zwei-, drel-, vier: fache des Zolles, thatsächlih unrichtig sei. Solche Tarife habe es niemals in Deutschland gegeben. Die Politik, die Tarise billiger zu machen, habe irgend welche praftishen Ergebni)e nicht gehabt, sondern nur {hädlih gewirkt. Im blinden Eifer schade man der ganzen Nation, ja seibst derx Landwirthschast, wie der landwirthschaftliche Minister vor Kurzem bezüglich der Tarifsäße auf den \clesishen Bahnen. für Getreide selbst zu- gestanden habe. Er als Gegner dez Staatabahuwesens hahe
feinen Grand, die Reihs-Eisenbahnverwaltu:1g in Suz zu nehmen, aber er würde bedauern, wenn fle fich durch die Vorwinfe der Rechten in threm Vorgehen bezüglich der Tarifirung beeinflussen ließe. Das Juteresse der Eisenbahnen sei korgruent mit demjenigen der übrigen wirthschaftlihen Organe; mit der Vertheuerung der Trans- porte shâdige man leßtere, ohne für bie Landwirthschaft dabei etwas herauszufchlagen. Auch in Amerika handelten die Eifen- bahnen bei FesFfeßung billiger Säße für Getreide in erfter Linie durchaus im eigenen Jnteresse; sie wollten größere Massen für den ®isenbatntransport heranziehen. Wenn eS sih um andere, für das allgemeine Wohl gkleih wiStige Gegenstände handete, nehnæ man in Amerika gar keinen An- stand, hohe Tarife einzuführen, wenn dies im Znterefe Amerikas liege. Was er an der Organisation des Reichs-Eisen- bahnantes autzusezen bade, fei die ablängig?e Stellung diefer Behörde vom Reichée?anzler. Gerade aus dem Ge- sihtspunkte gesunder Wirthschaftspoltik se die Unpartet- lichkeit des Amts zu wünschen, welches son allen Einfluss auf die anderen Eisenbahnverwaltungen verliere. Es fei jeßt weder eine rihterlihe B böôrde, noch habe sie axf dem Gebiete des Ermessens einen Enfluß. Bei Schaffung dieser Orga- nisation sei das anders gewesen, ter damalige Vertreter deSs- Neichs:Eiscnbahn:amts have seine Befugnisse garz anders ge- handbabt. Er wünsche, daß das Reichs Eisenbaßnamt unab= hängig vom N-ichskanzler als rihterlihe Behörde zu entfchei=- den habe bei Differenzen unter den Bahnen felbst, oder zwischen Bahnen und Publikum, und zwar auf dem Gebiete des Tariswe)ens. Eine folde Behörde bestehe seit mehreren Jahren in England. Er wünsche, daß die Einordaung deS Rerchs Eisenbahnamtes in das ganze Eisenbahnwesen cine andere und dadurch dessen Einfluß in rihtiger Weise wieder bergestellt werde.
Hierauf nahm der Geheime Ober-Regierungs-Rath Kört e, wie folat, das Wo:t:
Meéine Herren, id möchte doch sehr dringend bitten, tem Reicbês Eisenbabnamt, dessen Stärkung jx vorber fon von den versdi2densten Sciten als sehr wünsdenswerth bezeibnet ift, nit das Mittel zu entziehen, welbes jeßt zu dem Zwecte geboten it, die Ar- beiten im Amte so zu fördern, daß nit wieder ein so miflider Umstand eintritt, wie cs bei der erstmaligen Aufstellung der Statistik leider der Fall gewesen ift. Das Amt bat es sebr beklaat, daß die Veröffentlicbung der Statistik für das Iahr 1880/81 erst so spät mögli geworden ist. Es hat fi dies bei aller Anstrengung und mit Heranziehung aller zur Ver- rügung stehenden Kräfte na den sahliwen Schwierigkeiten nit vermeiden lasen, obwobl, wie i bei dieser Gelegenheit richt unbemerkt latien darf, aub die Bahnverwaltungen mit rübmenêwertbem Entgegenkommen dem Amte für die Bearbeitung der Statiftik die bereitwilligste Unter- stützung haben zu Theil werden laffen. Sollten Sie dem Amte die erbetene Mebrkraft versagen, so würden wi:derum mißlicbe Zustände in der Geschäftsführung eintreten und auch die Fertiostellung der näcbsten Statistik b nit in erwünshter Wrise bes \{leunigen lassen. Meine Herren, es ift für die Kon- tinuität in der Behandlurg und für die Gleihmößigkeit in der Bearbeitung von der arößten Bedeutung, daß ständige Beamte dazu berarge;ogen werden. Uebrigens handelt es si bierbei nit blos um die statistisben Arbeiten, sonden auch um die Erledigung versciedener, den allgemeinen Zwecken der Reicbsaufsiht dænenden Aufgaben. Ic kann in der That nur dringend bitten, die Hülfe zu E uus immer wieder die Thätigkeit des Amtes bemängelt wird, so kann i es mir nit versagen, nowmals der {on wiederbolt bervorgetretenen ungli stigen Meinung über dieselbe mit einigen Worten entgegenzutreten. E83 ist ja richtig, daß die Gefct gebung noc cine mangelhaste ist. Die wiederholten Versucbe, das Amt mit den erforderliden Machtbcfugnifsen, insbesondere aub in Bezug auf die Erekutive auszustatten, sind bekanntlich gescheitert. Aber, meine Herren, so unsicher aub der Boden noÞd immer ift, auf dem das Neid:s cisenbahn-Amt nach dem proviforishen Gcseße von 1873 fortzuarbeiten bat, so wenig anregend und fzrdernd aud die Kompvetenzzweifel sind, welen darin Raum geblieben, so hem- mend der Mangel auéreichender Befugnisse für eingreifende Makßs rexeln immer wieder entgegentritt, so fann id doch ganz obne Bedenken behaupten, daß die Thätigkeit des ?Reicb2eifenbabn- Amts keineëwea3 ohne praktisben Nuyen und Erfolg gewesen ist, daß auf se vielmehr wibtige Maßregeln und Einrich- tungen zurückzuführen find, und daß dur fie dæ tin der Reichs» verfassung angestrebte und vorgezeiwnete Einbeitlicteit im deutswen Eisenbahnwesen ein wesentlidbes Stück geförder: wordea Ut, 9 Mantbes aub dafür noch zu thun fein mag. Meine Herren, unter- stützen Sie das Amt dur Bemrilligung der dod an fdb geringen Mehbrforderung und entziehen Sie ihm nicöt den tn der That dringend nothwendigen Zuwats an Kräften. i : I
Der Abg. Freiherr von Minnigerode hob hervor. daß„ wenn mit dem Reichs Eisenbahnamt bisher alærdings noch nicht viel erreiht sei, so verweise er zunächst darauf, daß diese Behörde doch nit aus der Jnitiative der Regierung, sondern aus der des Reichstags geschaffen _worden sei, diejen leßteren also die Verantwortung dafür treffen würde. Uebri= gens heiße es in §. 5 des Geseßes, in welchem das Amt kon- stituirt sei, ausdrüdcklich: „Bis, zum Erlas eines Reichs-Eisenbahngesezes gelten folgende Vorfchristen“ u. }. w. Man habe also schon damals eingesehen, daß ein Reichseisenbahngescß die nothwendige Vorbedingung ür eine richtige und segensreiche Wirksamkeit des Reichs-Eifenbahnamtes sei. Daß indessen der Einfluß diejer Behörde neuerdings wesentli beshränkt sei, und daß man, den Reichs-Eisenbahnamt ein parteilihes Eintreten für die neue Wirthschaftspolik zu= traue, sei ihm nicht bekannt. Seine Partei könne ihrer}eits nur eine Stärkung des Amtes wiinschen, denn im Eisenbahn= wesen gerabe seien neben den bvndessiaatlichen Jnteressen sehr viel allgemeine Reichsinteresten vorhanden, die des besondern Schutzes durch das Reich bedü.ften. Dem Abg. Büchtemann gegenüber müsse er sodann, wie son der Abg. v. Göler es gethan habe, nochmals konstatiren, daß namentlich in den ärmeren Landestheilen die deutjhe Landwirthschast sehr hoh belastet: sei, und daß sie im Allgemeinen nicht diejelben Reinerträge abwürfe, wie die Landwirthschast des Auslandes. Er_betone ferner gegenüber ‘vem Abg. Schrader, daß die Jnteressen des. Klein- und des Großgrundbesißzes durchaus solidarisch seier, ; dies Gefühl *oerde im ganzen Lande immer allgemeiner, ‘and größere wie kleinere Landwirthe füglten immer mehr d‘43 Be- dürfniß, gemeinsam zu handeln, um ihren berehtizten Be- {werden Abhülfe zu versb4fen, Auh habe der Ahg. von