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16 690 600 MÆ, also 705000 Æ mehr, als wie in dem Etat für 1883/84. Ein Mebr in den Ausgaben des Etats für 1884/85 haben folge: de Titel: Besoldungen der etatêmäßigen Beamten bei der Ge- neral-Direktion 6900 4, bei dem Hauptkassen- und Burceaupersonal 20700 46; Titel „andere persönlide Ausgaben“ 25 400 A Bei den „säcblihen Ausgaben“ findet sich ein Mehr in den Titeln „allgemeine säblite Kosten“ von 26550 #; „Kosten der
üge®“ von 6000 #; „Unterhaltung der Betriebsmittel“ von
2000 A; „Kosten der Benutung fremder Bahnanlagen und Beamten* von 35500 #4; und „Kosten der Benußung fremder Be- triebémittel* von 20000 M
Die einmaligen Ausgaben betragen in dem Etat für 1883/84 1870000 Æ (— 2530000 Æ gegen den Etat für 1882/83) und verthiilen sib auf folgende drei Titel: Zur HersteUung eines Ver- waltungsgebäudes für die General-Direktion der Eisenbahnen in Straßburg und eines Dienstgebäudes für die Betriebs- und Verfkebrs8- Inspcktion daselbst, letzte Rate, 700000 A (— 300000 s). Neu eingeftellt in den Etat für 1883/84 sind: Zur Herstellung einer vom Babnhofe Lutterbah abzweigenden, nördlih um die Stadt Mül- hauscn bis an das neue Hafenbassin daselbst führenden normal- \purigen Verbindungébahn, fowie zur Erweitung des Bahnhofes Lutterbach 920 000 4 und zur Erweiterung der Werkstättenanlagen in Bischbeim, erste Rate 250 000 4 : Der Etat für 1884/85 bringt die einmaligen Ausgaben mit
250 000 M in Ansaß, mithin mit 1 620 000 #4 weniger als der Etat für 1883/84. Diese 250 000 K sind als zweite und leßte Rate zur Erweiterung der Werkstättenanlagen zu Bischheim bestimmt und sollen, ebenso wie die oben genannten drei Posten der einmaligen Ausgaben im Etat für 1883/84, aus der Arleihe gedeckt werden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Jahrbuch s Vereins für Orts- und Heimaths- Kunde im SüdE@lande. Herausgegeben im Auftrage des Ver- eins von K. Mummenthey. Mit 2 lithographbirten Ta eln und einer Stammtafel. I. Jahrgang. Hagen, 1882, Druck und Kommissions- Verlag von Gustav Butz. — Der Verein für Orts- und Heimatb®- kunde des Süderlandes besteht s\eit dem Jabre 1875. Er hat sich zum Ziel gesteckt: das westfälisbe Süderland, d. h. die Flußgebiete dcr Lenne, Ruhr und Volme vom Rothaargebirge an, dissen einsamer Rücken zwischen dem kahlen Astenberge und dem Ederkopf die uralte Stammcsgrenze der Franken und Sac]en bildet, bis da wo die Höbenzüge des Haarstranges und des Ardey den koblenreichen westfäliscben Flachland- busen umsäumen, nah wissenschaftliwer Methode in Bezug auf die Geschichte, die Industrie, die Sprache, die rerschwindenden Sagen, Sitten und Gebräuche sciner Bewohner, in Bezug auf die gegen- wärtige und die vorweltlide Fauna und Flora sowie in Rücksiht auf die oro-bydrographisd'en, mineralogischen und flimatologisten Ver- bältnisse zu dur{chfors{en. Er beabsichtigt, das Material hierfür auf- zusammeln, zu si&ten und zu ordnen, dcn gegenseitigen Zusammen- hang der gegebenen Verhältnifie und Bedingungen verstehen zu lernen und die Ergebnisse den kommenden Geschletern zum Weiterbau zu überliefern. Der Verein entstand zugleich mit der Gründung seines Museums, dessen Neutau am 15. Oktober vorigen Jahres eröffnet wurde, und welches cinen Sammelpunkt alles dessen bildet, was über Geschichte und Natur dieses Theils des westfälishen Süderlandes Licht und Auf- klärung zu verbreiten geeignet ist. Die Mitglieder des Vereins gehö- ren den verschiedensten Ständen und Verufsartcn in Altena, den Übrigen Orten des Lenn.thals und auch în den großen Städten unserer westlichen Provinzen an, Durch ihr Zusammenwirken unter der unermüdlichen Leitung des Rektors Mummenthey in Altena i} troß der kurzen Zeit des Bestehens des Vereins \ck{on Großartiges geleistet worden, Mit der Ausstellung der Artefakte des Flußgebiets der Lenne wurde ein sehr lobenêwerther und in Anbetracht der kurzen Zeit der Entwickelung des Museums Staunen erregender Anfang gemacht. Auch hat der Vercin ei'!rig folche Urkunden, welche sih auf die Geschichte der Industrie beziehen, gesammelt. Man findet ferner Zeugen des uralten Gewerbefleißes der Süderlande, wie hochinteressante Proben alten Osemundeisens, das Modell des ersten Luppcnhammers im Lennethale, ferner die Darstellungéphasen des Puddeleisens, der Nadel, des Fingerhutes, des Nietes 2c. Besondere Aufmerksamkeit erregt das Modell einer alten Drahtrolle, bei welcher die Ziehzange gradlinig bewegt wird, das Modell eines Breithammers, in welchem die pumitive Bewegung ter Blasebälge auftällk, kfurzum eine reiche Auswahl von Modellen, welche die Geschichte der Eisenindustrie deutlid illustriren. — Der vorliegende erste Jahrgarg des „Jahrbuchs“ giebt anderer- seits davon Zeugniß, daß der Verein auch eire vielseitige literarische
Thätigkeit entfaltet. Wir finden darin zunächst einen Bericht über
den Bau der neuen evangelischen Kirhe in Werdohl, vom Pfarrer A. Daniel (mit einer Taf.l, wilche die Abbildungen der alten und der neuen Kirche, sowie ihre Grundrisse vor Augen fübrt); ferner eine interessante urkundliche Pubiikotion, nämlich die Altenaer Schul- ordnung auz den Jahren 1626 bis 1642; dann ein „teutsches Carmen von Bhriprung und erbavung des Casteels Altena“ von Caspar Rump , seiner Zeit (1616—1699) Bürger und Reidemeister in Altena, fowie Nachrichten, Urkunden, Berichte und Protokolle über diese alte Burg, welche ais erstes Besißthum der Grafen von Altena-Mark und als Stamwburg unseres Herrscherhauses, mütterlicherseits, besonderes Interesse verdient (und zwar, wie die beigegebene Stammtafel ergiebt, durch Maria Eleonore aus dem Hause Altena und durch Anna von Preußen, ihre Tochtcr, die Gemahlin Johann Sigismunds). Dem Aufsatz ist ferner eine Tafel mit Ansichten des Bergfrieds, nebst der muth- maßlichen Gestalt vor dem Brande von 1756 beigefügt, nah welcher derselbe wiederhcrgestellt werden soll. Wie die mitgetheilten Urkunden ergeben, ging die Burg durch Schenkung der Stadt im Jahre 1842 in den Besiß der preußischen Domänen-Verwaltung über. — Von den weiteren Beiträgen seien noch eine Reihe kleinerer Ab- handlurgen und Mittheilungen von Fr. Wöste, ferner Nachrichten Übrr den von der Kirchengemeinde Herschcid dem Verein geschenkten gothishen Hochaltar, sudirländisde Sagen, Namenserklärungen 2c. ernährt. Am Schluß des Hcfts finden wir einen Katalog der Bis bliothef und das Verzeichniß der Vereint mitglieder.
Veterinärwesen. Durch Bekanntmachung des schwedijwen Kommerzkollegiums vom 19. d. Mt8. ist angeordnet worden, daß Halm sftad fortan aus der Zahl derjenigen Orte ausscheidet, woselbst die Cinfuhr von Rind- vich, Schafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern sowie von Pferden nah Scbweden auf dem Seewege *) stattfinden darf. Mit Rücksicht auf das Erlö1cben der in der Gemeinde Poniavo, Bezirk Sabacz, in Serbien st. Z.**) ausgebrochenen orientaliscben Rindert est ist die von der ungarischen Regierung unterm 26. Dezember v. J. erlassene Verordnung über die Modalitäten der Einfuhr bezw. Durchfuhr von Vieh aus Serbien nun- mehr wieder ausgehoben worden.
Gewerbe und Handel.
Tunis, im Januar 1583. Der T ripolitanische Handel hat seit circa 15 Jahren vorzugtwcise in Folge des regen, früher wenig oder gar nicht betriebenen Handels mit Halfa- (Esparto-, Spa1to)-Gras und des vermehrten Handelsverkehrs mit den inner- asrifaii]chen Ländern (des Sudan) cinen be:rächtliben Aufshwung erfahren. Die jährlice Auéfuhr von gepreßter Halfa beträgt etwa fünf Millionen Francs, bringt der eingeborenen Bevölkerung einen guten Verdienst, da die Waare . keinerlei Kulturautkagen verlangt, fondern cinfach gesammelt und nah Tripolis tranéportirt wird, und hat die Ptysiognomie der St.dt nicht unwesentlih verändert. Große Lagerhäuzer mit Preßmoscbinen sind errichtet und neuerdings ist von einer der bedeutendsten Firmen eine Dampfmaschine cingeführt worden. Während der Halfahandel allmählich seine jeßige Auedehnung ge- wann, erfuhr im Laufe des leßten Jahrzehnts auch der Handeis8verkehr *) couf. R.-A. Nr. 10 von 1883.
**) conf. R.-A. Nr. 4 von 1883.
mit den Sudanländern eincn beträchtlichen Aufs&wung, und die von dort zur Auéfuhr nach Europa in Tripolis eingeführten Waaren (vor- zugsweise Straußenfedern und Elephantenzäbne) haben sich gegen früher ungefähr um das Acbtfacke vermehrt. Vor circa 15 Jahren ers{loß die Regierung des Königs Ali von Wadai den tripolitanischen Kauf» leuten den Verkehr mit diesem Lande, und als das Nachbarland des- selben, Dar For, von Egypten erobert worden war, nahm ein großer Theil der Waaren, welche früher über Dar For in die Nilländer ge- langten, seinen Weg nah Tripolitanien. In den leßten Jahren haben ferner politishe und fkommerzielle Veränderungen in Bornu stattgefunden, welhe auf der dorthin führenden Straße, dem ältesten und bequemsten aller die Sahara durchquerenden Wege, wieder einen lebhaften Handelsverkehr hcrvorgerufen haben. Einerseits is durÞh den jeßigen Sultan, Aba Bu Befkr, die Sicherheit des Verkehrs wieder hergestellt und den fremden Kauf- leuten Rechtéscktuß gewährt. Andrerseits haben die Bewohner Bor- nus und der Haufssastaaten angefangen, sich die früher dort unbekannte Straußenzucþt angelegen sein zu lossen, so daß die fremden Kaufleute den Markt stets mit Straußenfedern versehen finden und die Ein- fuhr dieser Waare in Tripolis eire stetigere und reichlibere geworden ist. Gleichzeitig hat sib die Kauffähigkeit und die Kauflust der Be- völkerung des mittleren Sudan beträchtlih gehoben. Während früher daselbst nur Waaren geringster Qualität und niedrigster Preise ver- fäuflih waren, wird jeßt ohne ängstlibe Rüdcksibt auf den Preis nur auf gute Beschaffenheit und Schönheit der Waare Rücksicht ge- nommen.
Ein Vergleich derjenigen Stoffe und S{muckgegenstände, mit denen si neuerdings die Karawanen für ihre Reisen vorzugsweise versehen, mit denjenigen, welche nochb vor wenigen Jahren in jenen Ländern üblich waren, erwcist den überrashenden Aufs{wung der dortigen Ansprüche und Leistungsfähigkeit auf das Deutlichste.
Der in Folge dieser Verbältnisse vermehrte Import europäischer Waaren in Tripolis, der sih auf einen Gesammtwerth von 11 bis 12 Millionen Francs beläuft, kommt einstweilen vorzugêweise Eng- land zu Gute, das etwa drei Viertel des gesammten Imports liefert. Doch unter den übrigen europäischen Ländern, welche sich am tripo- litanisben Hardel betheiligen, nimmt Deutschland, das für etwa 800 000 Frcs Waaren einführt, die nächste Stelle ein. Dann folgen Oesterreich mit etwa einer halben Million, Frankreih mit nahezu derselben Summe, die Schweiz mit mehr als 300 000 Frcs., Italien mit ungefähr 200 000 Frcs. und Belgien mit etwa 100000 Fres.
Die von Deutschland eingeführten Waaren dürften fich ungefähr folgendermaßen vertheilen: :
Tucbe (Leipzig, Sommerfeld, Görlit), Stoffe aus Wolle und Halbwolle (Görliß, Elberfeld, Gera) für ca. 340 000 Fr.
Glasperlen (Nürnberg) für ca. 80000 Fr.
Acbatartikel (Idar) für ca. 160000 Fr.
Halbseidene Stoffe (Elberfeld, Barmen, Leipzig) für ca. 60 000 Fr. :
Rothgarn (Elberfeld) für ca. 10000 Fr.
Solinger Eisenwaaren (Säbelklingen, Eisendraht 2c.) und Nürn- berger Artikel (Spielwaaren, Nähnadeln, Knöpfe, kleine Spiegel aus Zinn, Messing und Papiermacbhé) für gegen 100000 Fr.
Gold- und Silbergespinnste (Nürnberg) für gegen 10 000 Fr.
Der Rest dürfte auf Bernstein, Strie und Birdfaden, Jute- \äcke, Bier und andere weniger currente Artikel entfallen.
Nürnberg, 25. Januar. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Die matte Tendenz des Hopfenmarktes dauert immer noch an, und der Prefsrückgang macht sih von Tag zu Tag fühlbarer. Frage ist zwar vorhanden, allein nur zu ganz niedrigen Preisen. Man will für gute Mittelhopfen nicht mebr über 370 Æ und für leichtere Mittelwaare nicht über 350 4. zahlen. In dieser Preiélage wurden heute 100 Ballen verkauft. Gestern und vorgestern fanden auch ein Paar kleine Posten prima Polen und Hallertauer um 415 bis 418 4 Nehmer. Geringe Hopfen sind bis zu 300 F herab erhältlich. Die Lagerbestände am Markte haben seit den Tagen vor Neujahr bedeutend zugenommen, sind aber doch wesentlich kleiner. als dies zur gleiben Zeit der leßten Jahre der Fall war. Bemerkens- werth und für den weiteren Verlauf dcs Geschäfts jedenfalls von Bedeutung ist der Umstand, daß die Produktion8orte mit einigen ganz vereinzeiten Ausnahmen nennenêwerthe Vorräthe nit besißen, und die Käufer daher zur Deckung ihres Bedarfs fast aussc{ließlich auf den hiesigen Markt angewiesen sind. Seit Beginn der Woche werden wieder schöne alte — jedoch nur ungepreßte — stark gesucht; sie kosten je nah Qualität 135—155
New-York, 26. Januar. (W. T. B.) Baumwollen- Wocenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 135 000 B., Ausfuhr nach Großbritannien 94 009 B., Ausfuhr nach dem Konti- nent 61 000 B., Vorrath 880 000 B. L
Hamburg, 26. Januar. (W. T. B.) Die hiesige Agentur- firma Grumbach u. Comv. hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva betragen fast cine Million Mark.
Antwerpen, 26. Januar. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 1575 Ballen, verkauft 904 Ballen, Preise unverändert.
Sanitäts8wesen und Quarantänewesen.
Nach amtlicen Nachrichten ist in Tedok, Betong auf Sumatra die Cholera neuerdings epidemisch aufgetreten. Demzufolge hat der Gesundheitêrath in Cairo in seiner Sizung vom 9. d. Mts. be- \chlossen, die reglementsmäßigen Vorschriften zur Verhütung der Ein- \bleppung jener Krankheit gegen alle von der Insel Sumatra kommenden Sciffe in Krast zu seten.
Berlin, 27. Januar 1883.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 167. Königlich preußischer Klafssenlotterie fieler :
1 Gewinn von 30000 4 auf Nr. 22 960.
5 Gewinne von 6000 #4 auf Nr. 1689. 8178. 25 630. 53 903. 56 375.
45 Gewinne von 3000 Æ# auf Nr. 3063. 5593, 5813. 6960. 8386. 8399. 9544. 12816. 13392, 14609. 15 564. 18 924. 21 973. 22832. 23 243. 24775. 27198. 28 580. 99 540. 31052. 31541. 32638. 33349. 35695. 42740. 44747. 45 980. 46 569, 51815. 57987. 62756. 66 282. 67 686. 67885. 68156. 68685. 70496. 76590. 76 915. 83840. 86 562. 90003. 91 331. 92958. 94280.
55 Gewinne von 1500 4 auf Nr. 913. 2938, 3475. 6115. 6978. 7034. 7846. 8024. 9756. 9961. 10371. 12 204, 12955. 16148. 18871. 19173. 22 460. 28627. 29 575. 30 124. 30454. 32206. 35259. 37717. 38337. 38 586. 40 035. 40751. 44053. 48153. 48516. 50503. 54 630. 54 835. 60037 60044. 61433. 62533. 64745. 65 753. 66757. 68806. 71783. 76410. 77361. 78432. 79 687. 80412. 81411. 82128. 84621. 85319, 86373. 88 806. 88 862.
58 Gewinne von 550 #46 auf Nr. 1844. 1897. 2497. 3551. 5096. 6245. 6966. 8885. 8981. 9100. 10 665. 11 665. 13011. 13446. 13822. 13895. 16 258. 17 062. 20675. 90 863. 21129. 22999. 27190. 27628. 30568. 33 9983. 34456. 42545. 45528. 45786. 46316. 48168. 53 656, 54 221. 55 210, 55946. 58883. 59432. 59576. 62 560. 62 997, 63826. 64460. 66812. 69485, 70596. 72113. 72585. 75828. 76974. 78753. 80506. 81253. 88 696. 83974. 84855. 92892. 93794.
Von der Munizipalität von Valparaiso werden die deutshen Architekten zur Theilnahme an der Kcnkurrenz um den Bay eines dortigen Theaters eingeladen, daé in Kalk- und Ziegelstein erbaut werden und für etwa 2000 Personen berechnet sein soll, Außer dem Bühnen- und Zuschauerraum mit allem erforderlicen Zu- behör soll das Haus einen Ballsall mit Speisesalon und sonstigen Nebenräumen sowie die Lokalitäten für ein Restaurant in \ich auf- nehmen. Bei der baulichen Anlage ift eine größtmögliche Zahl von bequemen Ausgänaen vorzusehen und das möglichst tiefe Proscenium durch eine massive Mauer sowie dur einen eisernen Vorhang von dem Zuschauerraum zu trennen. Der E men hat außer einem Parterre mit 450—500 Sißpläßen drei Logenreihen zu enthalten, von denen die beiden ersten aus je etwa 25 Bögen bestehen sollen, während in der Mitte der dritten ein Amphitheater anzuordnen ist. Eine Galerie endlich soll für 800 Personen Play bieten. Für die Baukosten ist eine Summe von 800000 # ausgeworfen. on den eingehenden Entwürfen soll der zur Ausführung gewählte mit einem ersten Preise von 12000 Æ, der zweitbeste mit einem Preise von 4000 M honorirt werden. Die Pläne sind in Begleitung des übliden Erläuterungsberihts und eines Kostenanshlages bis zum 7. Mai .1883 an das Sekretariat der Theaterverwaltung in Valpa- raiso einzusenden. Die Uebermittelung derselben dorthin ist die Gesandtschaft von Chile zu Berlin zu übernehmen bereit, und ertheilt die Kanzlei derselben auf Anfrage jede nähere Auskunft.
Düsseldorf, 23. Januar. Am vorigen Sonntage waren die Vertreter des aus den nambaftesten Männer-Gesangvereinen der Rheinprovinz bestehenden Rheinisdben Sänger-Vereins („Aachener Liedertafel“, „Bonner Concordia“, „Coblenzer Concordia*, „Crefelder Liedertafel*, „Cölner Männer-Gesangverein*“, Neußer städtisher Männer-Gesangverein“ und unser hiesiger „Städtischer Männer-Gesangverein“) in den gastlichen Räumen der Gesellschaft „Zur Ludwigsburg“ zu einer gemeinschaftlihen Vorstandésißung zweds Festseßung des diesjährigen Vereinsfestes, welhes be- fanntlich in diesem Jahre in unserer Stadt gefeiert werden soll, versammelt. Die Abhaltung dieses Festes wurcke demnächst auf die Tage des 2. und 3. Juni festgestellt. Zur Aufführung (am 3. wurden bestimmt : Festouvertüre von Raff; drei gemeinscaftliche Männer(böre a capella (,„Frühling8nahen* von Kreutzer, „Wasserfahrt“ von Mendelssohn und „Liebestreue“ von Carl Wilhelm); Vorträge der Solisten, deren Auéwahl dem hiesigen Männergesangverein über- lassen ist. Von größeren Männerchor-Kompositionen werden außer- dem „Die Hunnenschlat* von Zöllner (für Männerchor, Orteiter, Sopran- und Baritonsolo) und „Rheinfahrt“ (für Männerchor, Orcester und Baritonsolo) von Jul. Tausch, dem diesjährigen Fest- dirigenten, eigens für das Fest komponirt aufgeführt. Den Einzel- vortrag hat der „Städtische Männergesangverein zu Neuß“ übernommen. — Am Abende des ersten Tages wird ein großes Gartenfest im ,Mal- kasten“ (Vokal- und Inftrumentalvorträge, Beleuchtung des Gartens und Kostüm-Fackelzug) stattfinden.
New- York, 23. Januor. (Allg. Corr.) Ungewöhnliche Kälte herrscht in den Vereinigten Staaten östliÞb vom Mississippi. In New-York und Neuenagland fiel das Thermo- meter um 20 Grad (9 Grad R.) innerhalb 24 Stunden. Hier sind heute Morgen 2 Grad über Null regisltrirt worden, in Chicago und weslwärts von 15—25 Grad (20—25 Grad R.) unter Null. In Winnipeg 46 Grad. (35 Grad R.) unter dem Gefrierpunkte — der niedrigste Stand, der je daselbst beobachtet worden ist. In Minnesota wurden 32 Grad und in Wiéconsin 26 Grad unter dem Gefrierpunkte wverzeihnet. Der Eisenbahnverkehr ist in Folge dessen sehr gehemmt, und in den Dampyf- kesseln der Lokomotiven ist das Wasser hart gefroren. Das Vieh auf den Weiden hält die Temperatur aus, aber auf dem Trans- port leidet dassclbe entsctlih, besonders die Schweine. In Chicago ist der Schweinefleischexport zeitweise eingestellt wo1den. Die Kälte, obwohl sich etwas mäßigend, wird vorauétsihtlich nech mehrere Tage andauern.
Der Commers alter Corpsstudenten findet in diesem Jahre am Sonnabend, den 24. Februar, in der Philharmonie hier- felt (Bernburgerstraße) statt. Aus den Uebeisbüssen der früheren Commerse sind gestern von der Eeneralversammlung den Ucber- \chwemmten 1000 4 bewilligt worden.
QURÉXUSà ai 4
Das Fest des Vereins „Berliner Presse“ zu Gunsten der Uebersbhwemmten findet in den vereinigten Ballsälen im Wintergarten des Centralhotels am 10. Fetruar statt. Das Eintritts- geld ist auf 10 X festgeseßt. Mit diesem Feste ist eine Tombola ver- bunden, zu welcher die mannigfachsten Gaben bereits in dankens- werther Zahl eingegangen sind.
Im Friedrich-Wilhelmstädtishen Theater hat seit Mittwoch eire neue Operette, „Der Bettelstudent“, in drei Akten von F. Zell und R. Gerée, Musik von Carl Millöcker, ihren Cinzug gehalten. Die Fülle der Zuschauer, welche dieses neueste Werk der leiht geschür;ten Muse allabendlib zusammenführt, legt Zeugniß für den durbschlagenden Erfolg desselben ab. Die leite und ge- fällige Musik lehnt sich vorzugsweise an die rhythmish bewegten Wiener Tanzweisen an; Anklänge an ältere Melodien verzeiht man gern um der liebenswfirdigen Wirkung willen, welche das ganze lebendige und humorvolle Werk hervorbringt. Einige Lieder und Duette fanden großen Beifall, besonders das zart empfundene Liebeelied im zweiten Akt, welches da capo verlangt und gesungen wurde. Das Libretto ist geschick und mit größerem Fleiß, als man sonst gewohnt ist, verfaßt; die Handlung ist voller Humor, und der Dialog, in dem alles Anstößige vermieden wurde, ist reich an witzigen Einfällen. Die Verwicklung wird durh die Rache des Obersten Ollendorf herbeigeführt, welcher, als er die Gräfin Laura mit Galanterie belästigte, durch einen Fäcbersclag in seine Schranken zurückgewiesen worden ist, Der Bettelstudent Sy- mon muß \ich, auf des Obersten Intriguen hin der s{chönen Laura nâbern und dieselbe heirathen, um sie dadurch zu de- müthigen. Der gute Abschluß bleibt aber nit aus, da Symon durch eine patriotische Heldenthat den Rang erreicht, der ihn zum ange- messenen Bewerber der stölzen Gräfin mat. — Gespielt wurde im Ensemble gut, einzelne Rollen vorzüglih. Hr. Wellhof (Ollendorf) war als polternder, gutmüthiger und etwas beschränkter Gouverneur ganz an seinem Playe. Der Bettelstudent fand in Hrn. Szika einen gewandten und liebenswürdigen Vertreter. Eine hervorragende Leistung in shauspielerisher und gesanglicber Beziehung bot Hr. Steiner (Jan), namentlih in dem Duett im 2. Akte, weles er mit dem neu enga- girten, munteren Frl. Grünfeld (Bronislawa) zusammen fang. Die stolze, {ône Laura wurde von dem graziösen Frl. Erdösy mit Verve zur Geltung gebracht, während die gräfliche Mutter dur Frl. Schmidt mit gewohntem drastisen Effekt zur Darstellung gelangte. — Besonders erwähnen dürfen wir die Pracht der Dekorationen und Kostüme. Der Komponist und au Hr. Dir. Frißsche wurden nach jedem Akte stürmisch gerufen.
Nedacteur: Riedel.
Verlag der Erpedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
Vier Beilagen , (einsließlich Börsen-Beilage).
Berlin:
zum Deutschen Reichs-Anz
M 24.
Nichtamfkliches.
Preußen. Berlin, 27. Januar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (39.) Sißung des Neichstags wurde die Berathung Fer Jnterpellation des Abg. von Schalscha,
betreffend die Seelsorge der katholishen Soldaten -
¿n Cosel, fortgesezt. Der Abg. Lipke bemerkte, das Aergerniß, g S von Cosel durch diese Angelegenheit be- reitet sein solle, bestreite er, das Aergerniß werde weit mehr dur die Interpellation bereitet. Der Vorredner habe mit großer Uebertreibung dic Verleßung des katholischen Gewissens geschildert: daß die Messe ein heiliges Sakrament sei, wisse er, aber daß die Theilnahme an der Messe, das Gebethalten in der Kirche, daß der ganze Gottesdienst der Laien etwas Wesentliches dabei sei, bestreite er. Zum Beweise führe er eine vom Centrum an- erkannte Autorität an; Professor Walther, früher in Bonn, sage in seinem Kirhenreht: „Messe und Liturgie als bloße Formen gehörten zwar zu den unwesentlichen Theilen der Religion, hingen jedo mit den wesentlichen Theilen derselben sehr enge zusammen.“ Daß also die Leute in die Kirche geführt würden, daß sie dort die Messe hörten, das scien Sakra- mentalien, aber kein Sakramente. Außerdem gehe die ganze Sathe den Reichstag und das Reich nichts an. Die Leute seien ja auf ihren Wunsch hingeführt worden. Und sige nicht jetzt cin Fürstbishof in Breslau? Hätte hier eine Unzu- träglichkeit vorgelegen, fo wäre es Sache des Oberhirten ge- wesen, mit dem Staate zu verhandeln, oder, wenn derselbe nichts ausgerichtet hätte, dann hätte derselbe si an die Kurie wenden sollen ; dort habe man ja den preußischen Gesandten, ven des Centrum seiner Zeit mit solhem Fubel begrüßt habe. Die Jnterpellation habe keinen anderen Zweck, als die Ges müther zu erhißzen und Leidenschaften zu erregen. Das Faktum liege doch vor; zu welchen Agitationen habe nicht im vorigen Fahre die Annahme des An- trages Winktthorst durch den Neichstag herhalten müssen! Jett gingen Gerüchte von einem Briefwechsel zwischen Papst und Kaiser durch die öffentlichen Blätter und da komme diese Jnterpellation! Sie könne nur eine Störung des Friedens herbeiführen, und der Beweis sei wiederum geliefert, daß die Herren, die den Frieden am lautesten begehrten, den Frieden niht wollten zu Stande kommen lassen !
Der Abg. Dr. von Komierowski erklärte, er habe aus dem Citai Walthers den Beweis sür die Nichtberehtigung der Interpellation nit entdecken können. Zuf den dunklen Fle in der preußischen und Reichsverwaltung, guf die unerfüllte Verpflichtung des Staates, allen seinen Bürgern volle Religionsfreiheit zu gewähren, müjje tmmer von Neuem hin- gewiesen werden. |
Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, das punctum saliens der ganzen Angelegenheit scheine ihm doch in der Diskussion etwas verwischt zu werben. Es handele sich nur daruin, ob die Soldaten freiwillig oder gezroungen den Gottesdienst be- suit hätten. Seien sie freiwillig gegangen, so sei das forreft, seien sie gezwungen gewesen, fo sei ein Unrecht geschehen, gleichviel, ob der betreffende Geistliche würdig oder unwürdig sei. Das Königswort, dem Volke solle die Religion erhalten bleiben, sei nur in Verbindung mit dem anderen Königs- wort zu verstehen, daß Jeder nah seiner Façon selig werden könne, auch der Soldat in der Armee. Er sei deshalb gegen die besondere Militärfeelsorge ; dadur, daß die Soldaten geschlossen zur Kirche geführt würden, werde leiht das Gefühl eines Zwanges bei denselben erregt, auch wenn ein solcher nicht beabsichtigt sei. Er halte es für ganz unangemessen, daß 20 jährige Menschen wie Sculjungen zur Kirche kommandirt würden. Man solle doch den Leuten volle Freiheit lassen, sih den Gottesdienst, den sie besuchen wollten, zu wählen. Gerade, daß besondere Militär- geistliche, besondere Militärkirhen beständen, daß die Soldaten zur Kirche geführt würden, dadur werde die Militärverwal- tung in so unerquickliche Streitigkeiten verwickelt, wie die heutige sei. Er bitte daher insbesondere das Centrum, die Liberalen künstig in diefen Fragen nicht zu bekämpfen, son- dern zu unterstüßen und z. B. nicht mehr Gelder für den Bau neuer Militärfirhen zu bewilligen. i :
Der Abg. Dr, Windthorst erklärte, über die Nothwendig- keit besonderer militärisher Seelsorge lasse sich streiten; dem Abg. Richter entgegne er, daß er in geordneten Verhältnissen durchaus für ihre Beibehaltung sein würde, denn er habe die Institution stets sür einen Ruhm und Segen der preußischen Armee gehalten. Auch seien die jungen Soldaten fo wenig selbständig, daß eine Fortbildung auf religiösem Gebiete dur- aus nothwendig erscheine, zumal sich auch nur auf diesem Wege die Gefahren des Garnisonlebens beschwören ließen. Beim Sturm auf die Düppeler Schanzen hätten die sturm- bereiten Truppen, Katholiken wie Protestanten, den katholi- hen Pfarrer Simon um den Segen gebeten — und nabher sich wie die Löwen geschlagen! Schaffe man die Militärscelsorge ab, so gerathe man überhaupt mehr und mehr in den Staat ohne Gott hinein. Aber die Armee wenigstens werde doch noch im Stande sein, dieses Ungethüm zu besiegen. Jm Allgemeinen habe das Offiziercorps im deutschen Heere das Unheil des Kulturkampfes aus seiner Mitte und von den Truppen fern gehalten ; desto bedauerliher seien solche vereinzelte, insulare Ecsheinungen, wie 1n Cosel! Nun liege aber in diesem Falle der Parolebefehl vor, der die Soldaten in die Kirche gezwungen habe — und er wollte es keinem Soldaten gerathen haben, diesen nicht zu befolgen, ja, er würde es im Interesse der Disziplin sogar beklagen, wenn derselbe nicht befolgt worden wäre. Der Kriegs: Minister sage nun, er könne nichts ändern, die Sache liege 1m preußischen Staate. Sei derselbe denn nicht preußischer Staats-Minister 2 Wenn der preußische Kriegs-Minister beim preußischen Minister- Präsidenten seine Stimme geltend mache, werde das hon Erfolg haben. Jn der Fiebergluth der Jdee der Staatsomnipotenz habe man in Preußen falsche Geseße gegen die Kirche erlassen ; jeßt habe jener Paroxismus nachgelassen; warum wolle man da nit die Vergangenheit korrigiren? Daß man fortfahre, die Staatspfarrer im Amt zu erhalten und ihnen die Militärseel- sorge zu übertragen, das sei ihm geradezu unbegreiflich. Was
der Abg. Lipke über die Messe gesagt habe, beweise nur, daß
Erfte Beilage | eiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 27. Januar
derselbe von dem Mysterium der heiligen Messe nihts wisse. Da hâtte derselbe auch nicht darüber urtheilen follen. Die Schlußtvemerkung des Abg. Lipke klinge, als wenn derselbe Mitarbeiter der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wäre, oder wenigstens ihr gelehriger Schüler. Nicht wie jenes Blatt, ferner die „Kölnische Zeitung“ und der Abg. Lipke behaupteten, wolle das Centrum mit der Jnterpellation irgend welche Verhandlungen stören. Wenn man Verhandlungen stören wolle, müsse man über ihre Existenz und Beschaffenheit etwas wissen. Wisse der- Abg. Lipke, daß Verhandlungen geführt würden, oder wisse derselbe nur, was in der „Norddeutschen“ stehe. In leßterem Falle wisse au er eigentl:h nichts. Der Re:chstag habe im Sommer ein Geseß angenommen, welches die Regierung ermähtige, den Kulturkampf zu mildern, das Centrum wünsche den Frieden gewiß, insbesondere er bei seinem Alter möchte ihn wohl noch erleben; aber bis jeßt warte er vergeblich auf die Früchte jenes Geseßes. Die Re- gierung seße statt dessen den Kulturkampf ruhig fort, und habe kein Herz für die Noth und das Elend der katholischen Bevölkerung. Mit der Jnterpellation wolle das Centrum nur von neuem an diese Noth, die zum Himmel schreie, erinnern, und es set eine ganz miserable Verleumdung, wenn in der Presse solche Gerüte verbreitet würden, als ob das Centrum das Heiligste mißbrauGe um politisher Zwecke willen. Schon das allein sei ein Nutzen der Jnterpellation, daß sie dem Centrum Ge- legenheit biete, solchen Jasinuationen, wie sie der Abg. Lipke sich zu eigen gemacht habe, hier entgegenzutreten. Vas Wohlwollen des Kriegs-Ministers erkenne er nohmals an, bitte denselben aber dringend, den Mißständen in Cosel ab- zuhelfen im Jnteresse des Staates, der Armee und des allge- meinen Friedens. |
Der Abg. Dr. Meyer (Jena) bemerkte, wenn er au den theoretishen Ausführungen des Abg. Lipfe nit beistimmen könne, so denke er doch, daß die Beschwerde der Jnterpellanten durch die Erklärung des Kriegs-Ministers erledigt sei, daß ein Zwang nicht stattgefunden habe. Die Staatspfarrer ohne Weitcres zu entlassen, dürfte der Kriegs-Minister nicht bereh- tigt und nicht verpflichtet sein. Auch er wünsche die Be- endigung des Kulturkampfs; dieselbe könne abér nur dann stattfinden, wenn die Kirche sih unter die Staatsgeseße beuge.
Der Abg. Fürst von Haßzseldt erklärte, er wolle auf eine religiöse Deouktion über das Wesen des Meßopfers nicht ein- gehen, bitte aber den Kriegs-Minister im Namen feiner poli- tischen Freunde, fernerhin aus den ihm zur Versügung stehen- den Dispositionsfonds nit mehr Remunerationen an sog. Staatspfarrer zu zahlen, deren Gottesdienst zu besuchen aller- dings jedem Katholiken sein Gewissen verbiete, : :
Der Abg. von Schalsha nahm für seine Gewährsmänner dieselbe Glaubwürdigkeit in Anspruch, wie der Kriegs-Minister sür sein Negimentskommando. Nach den kanonischen Kennt- nissen, die der Abg. Lipke bewiesen habe, fönne derselbe dem Kriegs: Minister als katholischer Militär-Seelsorger 1m. Neben- amte nur dringend empfohlen werden! Die nfinuation des Abg. Lipke über die * aide der Juterpellation wies Redner mit Entrüstung zurüd. : i N Der Abg. Frhr. Schenk von Stauffenberg erklärte, er halte die Verhandlungen über die kanonische Bedeutung des Meßopfers für überflüssig. Wenn si katholische Soldaten im Gewissen bedrängt fühlten, so dürften sie weder direkt noch indirekt ge- zwungen werden, bei den Staatspsarrern 1n den Gottesdienst zu gehen.
Hierauf nahm der E zum Bundesrath,
3:Minister von Kameke das Xorl: L : S Let Herren, für mich ist die Sache nach zwei Seiten hin ernst. In der einen Richtung dabin, daß hier ein Zweifel ausgesprochen wird, als ob der militärishe Gehorsam nicht bis unten hin reiche. Fch adressire mich zunächst an den Grafen Ballestrem, der die Skrupel ind die Qual eines Soldaten scildert, welcher kraft militärischen Gebor- fams — das ist der wörtliche Ausdruck, — in die Kirche gebracht worden ist, und cin Sakrilegium zu begeben glaubt. Meine Herren! es ist kein Soldat Kraft militäriswen Gehorsams in die Kirche gebracht worden, das meldet mir das Regiments-Kommando hier, und das er- halte ih aufrecht. Jb erhalte es aufrecht, bis mir der positive Beweis geliefert wird, daß ein Zwang stattgefunden hat, und wenn ih ihn finde, dann breche ich ibn. Aber, meine A nun will ich einmal die Momente beleuchten , welche die Hrrn. Abgg. Dr. Windthorst und von Scalscha angeführt haben, um zu beweisen, als ob, wenn auch nicht b direkter Zwang oder eine direkte Verpflichtung, doch ein indirekler Zwang oder ein indirektes Drücken stattgefunden habe. Die erten sagen, einmal wundert es sie, daß die Soldaten unter militäri]cher Führung in die Kirche geführt worden find, Meine P, EnN Trupps von Soldaten überhaupt etne Bewegung auf der O machen, so geschieht das stets unter Führung. Alle evangelischen Leute, die das Abendmahl nehmen wollen, melden sih und Oa unter Kommando in die Kirhe, und o verstehen wir das auch. Die fatholishen Soldaten sagen, wir wollen zu E Pfarrer gehen, und dann werden sie militärisch Wu L ; wer nicht will, bleibt ate A! au PIvang, so daß der Soldat ein Sakrilegi (t, wird nicht ausgeubk. ; S E | eine Punkt, Zweitens, meine Herren, frage ih Sie, wer von den untergeordneten Vorgeseßten könnte eîn „Interesse daran haben, den Soldaten zu einem solchen Sakrileg zu L Ich muß gestehen, ich kann denken wohin ih will, ich kann nî Mia Interesse entdecken, was den Unteroffizier bewegen Tinte, eaen s positiven Befehl einen Mann so zwingen zu wollen. E b kann man doch eine bestrittene Handlung nur vermuthen, wen s ein Interesse dafür denkbar ist. Schließlich, meine Herren, gi fih unter den Feldwebeln und Unteroffizieren Aeaaner, A van Ihrer Meinung sind, die nicht zum Pfarrer Gränastel gehen, 20 durch welche [Res die Porgelezlen Kenntniß hätten, wenn geg n wurde. .
O s A Herren, nehme ih den Handschuh ganz dreist wi und bitte den Hrn. von Schalsha mir Beweismittel an d x Hand zu geben, um ganz genau klar zu es e irgendwo ein Fehler sißt, denn i habe nicht Lust, ften er wurf auf der Armee sipen zu lassen. Der Hr. Gras Ballestrem ha
[bit gesagt, daß unser König und Kaiser befohlen hat, seiner Armee A Fan ia erhalten werden, und das ist der O gs welchem eine Aenderung in den sonst bestehenden militärishen Be
fehlen, daß allgemein der Soldat in die Kirche geführt werden soll, |
t ist. ; E a H Abg. Richter (Hogen) entgegnete, daß ein militär- \hes Interesse nicht vorl(ege, Gewissentzwang zu üben, gebe ex zu, Wenn ghex einmal eine militärische Führun}, zur
1883.
Kirche stattfinde, so erhielten die Soldaten [eiht den Eindruck, als ob fie gezwungen würden. Die Militärseelsocge im Felde halte er der befonderen Verhältnisse wegen für nothwendig, aber nicht die besondere Militärseelsorge im Frieden. Auch der Abg. Windthorst werde anerkennen müsen, daß jeder Militärpfarrer gewissermaßen zu einem Staatspfarrer dur seine Doppelstellung werde. Jhm fch{heine, der Abg. Windt=- horst wolle für die Freiheit und gegen die „Fiebergluth der Staatsomnipotenz“ nur so lange eintreten, bis die römische Kirche sih mit dem Staate vertragen habe. Er (Nednexr) aber wolle niht nur für die augenbliäliche, fondern für die dauernde Freiheit eintreten und sci gegen jeden allgemeiner oder indi=- viduellen Gewissenszwang. , a
Der Abg. Lipke bemerkte, daß das Meffelesen eine heilige Handlung sei, habe er nicht bestritten; er habe von gans anderen Dingen gesprohen. Er sei kein Mitarbeiter der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, wie der Abg. Windt- horst vermuthe, er glaube allerdings mehr zu wissen, als waS in dieser Zeitung jtehe. Er lese auch die Blätter der Rich- tung des Abg. Windthorst, z. B. die „Cioita cattolica“ und den „Osservatore Romano“. Er habe gefunden, daß in Sep- tember 1881 in Ron: eine sehr friedlihe Stimmung gedßerrsht habe, so daß die Verhandlungen des Gesandten von Schlözer guten Fortgang gehabt hätten. Der Abg. Windthorst aber habe durch seinen bekannten Antrag auf Aufhebung eines Reichsgeseßes einen völligen Umschlag dieser Stim- mung bewirkt, und der Hr. von Sclözer habe im Februar v. J. ein wildes Triumphgeshrei in Non darüber vorgefunden, daß - der Reichstag den An- trag Windthorst angenommen habe, und von Versöhnlichkeit der Kurie sei keine Rede mehr gew:fen. Er habe nur gefagt, daß jegt die Verhältnisse ähnlich lägen, ohne eiwa die Jnter- pellanten persönlich angreifen zu wollen. S
Der Aba. Graf von Ballestrem erklärte, als alter Soldat verzichte er darauf, durch etwaige Nachfragen bei den Mann- schaften in Cosel gegen die Argumente des Kriegs-Ministers weiteres Beweismaterial herbeizuschaffen. Dadurch würde die Disziplin unter den Truppen zu sehr erschüttert werden. Er wiederhole aber: Hundertmal besser gar keine Seelsorge, als Seelsorge durch Staatspfarrer. Er bitte, wenigitens die Sol- daten, ehe sie zur Kirche geführt würden, darauf aufmertfant zu machen, daß sie das Necht hätten, zurückzubleiben. —
Der Abg. Dr. Winothorit bemerkte, daß der Staais- pfarrer in Cosel noch immer Seelsorger je, erkläre er sid nur durch den Einfluß des Liberalizmus auf die Fegierung. (Widerspruch links.) Wenn die Liberalen nur wüßten, welchen Einfluß sie noch auf die Negierung haben. Als Vertreter des Landes und insbesondere der deutschen Katholiken wieder- hole er: seine Freunde und ex würden sih nie das Fecht nehmen lassen, alle ihre Wünsche so lange zu verfolgen, bis sie erfüllt seien. Das Centrum werde nicht ruhen, bis der status quo ante wiederhergestellt sei. Ec werde das Ende viel- leiht nit erleben, aber das Ziel sei unverrückbar: vollé- Religionsfreiheit!! Der Abg. Lipke scheine übrigens troß seiner großen Belesenheit die heutige Morgennummer des „Berliner Tageblattes“ nicht zu kennen. Diese bringe eine Mittheilung des „Journal de Rome“, wonach der Papst gegen das Centrum Frieden mit dem Staat schließen woll». Er habe oft erklärt, allem, was der heilige Stuhl thun werde» unterwerfe sich das Centrum unbedingt ; der heilige: Stuhl werde indeß nichts gegen das Centrum thun.
Damit war die Interpellation erledigt. :
Das Haus ging darauf zur Etatsberathung über.
Die Einnahmen aus dem Etat der Reichseisenbahnen sind. für 1883/84 auf 44413 700 veranschlagt, darunter Ein- nahmen aus dem Raa 30 944 000 M (mehr gegen
orjahr 31/7 Millionen). i E Bei diesem Titel bat der Abg. Büchtemann unz: Auskunft über die Tarife der Gotthardbahn; dieselben schienen doch: nicht niedrig genug zu sein, um eine lebhafte Gntwidtelung des deutsch:-italienishen Verkehrs zu befördern. Um cine Herabsezung der Tarife für den deutschen Export zu erreichen „. müßte man allerdings A ea Tarife namentlich, ir italienishe Gemüsetransporte gewähren. : E ‘Der Vora ddlane zum Bundesrath Geh. Regierungs-Rath. Dr. Shulz entgegnete, bei der Feststellung der Zarife der N hardbahn habe die Neichsregierung fih bemüht, den Export. deutsher Erzeugnisse zu befördern. Gegenwärtig chwebten von Neuem Verhandlungen über die Revision von Tarifen; es handele fich darum, etne „Ermäßigung der Antheile der schweizerischen Eisenbahnverwattungen e führen. Jn Bezug auf die Tarife für den Ledensmittel- verkehr aus Jtalien seien Beschwerden nanzentlich, über teh Höhe zur Kenntniß der Reichs-Eisenbahnvezwaltuzg noch nih O Abg. Dr. Hammacher erklärte, daß der Verkehz dur den Gotthardtunnel cine solche Ausdehuuv.g, wie man er= wartet habe, noch nicht erlangt habe, liegs. hauptsählih daran, daß die Kohlentaxife unverhältnißmäßig ho feien, fo daß von Aachen und von Saarbrücken her ein regelmäßiger Vera kehr überhaupt noch nicht habe angsba'znt werden können. Was man bisher an Kohlen durch ven Gotthardtunnel gez \{ickt habe, seè nur D genen, um überhaupt äftsbeziehungen anzulnüp]ea. l
is D Aba. V bteniana betonte, es würde unumgängli nothwendig sein, auf den deutsde'a Eifenbahnstrecken für
Kohlen ungefähr ähnliche Tarissätz in Anwendung zu bringen,
wie sie zur E Gegen an E Steinkohle auf den lehen Bahnen in Geltung feien. M S Stam Regierungs-Rath Dr, Schulz erwen 1,8, Kohlenausfuhr nah Jtalien sei allerdings nod Kilometer. deutend. Die Tarife betrüzzen auf den deu ahnen stelle Ti auf ven shweizer Strecken« 2,4 -Z per. ui at Der Betrag auf den norditalienisch-Stre rfte, Jtalien ho:oe doppelt so hoh wie auf den shæcg) emr hortiren. Bei Der Abg. Kochhann (Lo“und Vieh ay um auf Jtalien, tin großes Frterese, ü ben Hebel gl Pte iür Nob en diesem Punkte Torf” guszuugen. die d” atsche e gewissen Fs % Mievrig angeseyt werden, MREES müßten mi"!
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