1883 / 27 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Belegschaft bestand aus 399 Arbeitern (unter Tage 246 Arbeiter) über Tage 153 Arbeiter (152 männnlich 1 weiblich). 2) Eisen- ]stein-Bergwerke: 19. Die Jabreéproduktion für die Metall- gewinnung betrug 133 761,050 t im Werthe von 855753 # (per Tonne 6,40 4); die durchscbnittliche täglibe Beleaschaft bestand aus 742 Arbeitern (unter Tage 266 Arbeiter, über Tage 476 Arbeiter). 3) Braunstein-Bergwerke: 3, Die Gesammtproduktion der- selben betrug an aufbereiteten Erzen 571,120 t im Werthe von 21 282 M; die Belegschaft ist unter den Werken ad 2 mitbegriffen.

1I. Salinen 2c.: 4. Die Gesammtproduktion betrug 16024282 t im Werthe (ohne Steuer) von 452771 # (per Tonne 28,26 M). Die durcbschnittlihe täglihe Belegschaft betrug: 179 männliche Arbeiter; an englischer Schwefelsäure sind im Laufe des Jahres 1881 7000 t im Werthe von 280000 #4 produzirt worden mit einer täg- lichen Belegschast von 35 Arbeitern.

Ill. Hüttenwerke für Eisenerze: 3. An Rokbeisen wurde produzirt: zusammen 348972 t im Werthe von 2621685 M (Werth einer Tonne 75 A.). Das verarbeitete Material bestand aus : a. Iren 80328 t im Werthe von 803280 FÆ, b. anderen Materialien 45 727 t, zusammen 126055 t. Die durschnittliche tägliche V:!egschaft bestand aus 253 männlichen Arbeitern.

1V. Verarbeitung des Roheisens: A. Werke für Guß- waaren zweiter Schmelzung: 13, die mittlere täglihe Belegschaft bestand aus 524 männlichen Arbeitern. An Eisenmaterial wurde im Laufe des Jahres 1881 verschmolzen: 6452,3 t im Werthe von 438 040 M. (67,9 M Werth auf 1 t). An Gießereiprodufkten sind gewonnen worden: 4945,04 t im Werthe von 915 116 M (185,1 A Werth auf 1 t). B. Werke für Schweißeisen: 1, die durcbschnittlive tägliche Beleaschaft bcstand aus 3 männlichen Arbeitern. An Fabri- faten aus Scbweißeisen wurden erzeugt: 86 t im Werthe von 13 760 M (160 4 Werth auf 1 t).

Im Jahre 1881 wurden daher im Großherzogthum Hessen im Ganzen produzirt in 1) Bergwerken im Werthe (obne Steuer) von 1096 687 M mit einer durschnittlihen tägliwen Arbei!erzahl von 1141 Arbcitern : 2) Salinen 2c. 732771 M. Werth mit 214 täglichen Arbeitern; 3) Hüttenzerken für Eisenerze 2621 685 4 Werth mit 253 täglicen Arbeitern; 4) Verarbeitung des Roheisens 928 876 Werth mit 527 täglicben Arbeitern; in Summa 5 380 019 A Werth mit 2135 täglichen Arbeitern.

—- Der Uebersicht des Post- und Telegraphenverkehrs im Großberzogthum Hessen im Jahre 1881 entnehmen wir nach den „Mitbeilungen der Großh. hessischen Centralst. f. d. Landee£- statistif® folgende Daten:

Im Großherzogthum

Hessen, dessen Einwohnerzahl nah

der Zählung von 1889 936340 betrug, sind im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksaben und Waarenproben 18137 900 Stück, Packete ohne Werthangabe

1319100 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 161 900 Stück, Postnachnahmesendungen 167 700 Stück, Poftauftragdbriefe 98 938 Stück, Telegramme 241 778 Stück; während desselben Jahres find aufgegeben: Packete ohne Werthangabe 1 324 400 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 164 900 Stück, Telegramme 217 807 Stück. Der Betrag der eingezablten Postanweisungen betrug in 1881 54 204 248 MÆ, der Vetrag der ausgezahlten Postanweisungen betrug in 1881 56 697459 MÆ, die Einnahme aus dcm Posft- und Telegraphenverkehr betrug 2596 951 A4

Der größte Telegravhen- und Postceerkehr war im Jabre 1881 in Mainz, dann folate Darmstadt mit Bisuncen, dann Offenbach, Worms, Gießen, Bingen, Bershcim, Alzcy, Frtedberg, und endlich Lauterbaw. In Mainz, dessen Einwohnerzahl nach der Zählung von 1880 61 328 betrug, waren im Jahre 1&81 eirgegangen: Briefe, Postkarten, Drucks1cben und Waarenproben 3 740 709 Stück, Pakete ohne Werthangabe 263 200 Stück, B:iefe und Packete mit Werth- angabe 46 300 Stück, Postnabnabmesendungen 18099 Stü, Post- auftragébriefe 12620 Stück, Telegramme 18 874 Stück; aufgegeben wurden in demselben Jahre in Mainz: Packete ohne Werthangabe 291 700 Stüdck, Briefe und Packete mit Werthangabe 38 200 Stück und 78 874 Telegramme. Der Betrag der in Mainz eingezahlten Postanweisungen in 1881 bctrug 9208 825 Æ, der ausgezahlten Postanweisungen 14 631 860 Æ, es wurden durch die Postanstalt in Mainz im Jahre 1881 1 138 24? Zeitungsnummern befördert. Ein- genommen wurden in 1881 in Mainz an Post und Telegraphen gebühren 622101 A In Darmstadt mit Befsungen, deren Ein- wohnerzahl nah der Zäblung von 1880 48769 betrua, waren im Jahre 1881 eingegangen: Bricfe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben: 2530 700 Stück, Pakete ohre Weribangabe 196 000 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 24 100 Stück; Post- nacbnabhmesendungen 15 790 Stück, Postauftragebriefe 10 372 Stü und 39745 Telearamme. Aufzegeben wurden in demelben Jahre in Darmstadt mit BVessur gen! Packete ohne Wertbangabe 202 800 Stü, Briee und Padtete mit Werthangabe 24 109 Stück, Telegramme 34 641 Stück. Die Summe der in 1881 eingezahlten Postanweisun- gen betrug 7 375971 M, die der ausgezahlten 7786 122 4 Durch die Postanstalt zu Darmstadt wurden in 1881 befördert 3006 411 Zeitungénummern. Es wurden im Jahre 1881 an Porto und Telearapher gebühren in Darmstadt vereinnahmt 384 502 M

Kopenhagen, 28. Januar. Die Anzahl der im Jahre 1882 von den hiesigen Auswanderungs8agenten direkt und intireft beförder- ten Auéëwanderer betrug 13727, wovon 7186 Männer, 3766 Frauen und 2775 Kinder waren. Unter diesen Auäwanderern waren 2622 Cdweden. Nach Nordamerika ginaen 13 478 Personen, die übrigen na Kanada, Südafrika, Südamerika und Australien. Von hier direkt wurden 5062 Personen befördert, über Hamburg und andere deutsbe Häfen 1148, üver Hamburg und England 249 und Über England direkt 7268 Personen, Außerdem wurden von hier über England nab Utah 818 Mo-monen befördert; davon waren 3268 Dânen, 371 Schweden und 79 fonsiige Ausländer.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihre! Umgebung“ geschildert von Mar Ring. Mir 300 Jllustrationen. 4. Lieferung Pr. 1 (— Daë 4 Heft enthält die Fortsezung der Gescbibte Berlins von Fricdrib d. Großen bis auf die neueste Zeit. Von den Illustra- tionen dieses Hefts hében wir bevor: Unter den Linden im Jahre 1780, das Branderburger Ther am Anfange dieses Jahrbunderts, an der Fiscberbrüce im Zabre 18230 und tie Porträts Friedrich Wil- bel ms 1II., der Königin Luise, des Kaisers und der Kaiserin, sowie eine groëe Tafel, den Einzug der Truppen im Jahre 1871 darstellend.

Im Verlage von I. Bâdeker in Jjerlohn erschienen zwei Novellen von August Bedcer, welche von einem hübscken Erzähler- talent des V: rfasserë Zeugniß ablegen. Die erste derselben, „Willi“ betitelt, zeibnet cin an poetisden Momenten reices Lebensbild, und einzelne Stellen, in denen der Dichter seine Phantasie freier schalten ließ, sind mit warmer Emrfindung geschrieben. Die Charaktere sind lebenéwahr, und die Vorgänge ergeben sich im Ganzen natürli, wenn aud gelezentlich eine Scene etwas phantastisch erfunden ist. Die zveite Novelle, „Der Held von Guntersblum“, hat einen bisteristen Hintergrund, so daß der Stoff s{chcn dem Erzähler einen einfaceren Ton aufnöthigt. Der Dichter läßt den Helden seine Lebentiscidckiale selbt erzählen und bedient sih dabei der volfëethüm- liden Sprecbweise, die ibm recht gut gelingt, wie er denn auch in dieser Erzählung Charaktere aus tem Bolksleben treffend zu \chil- dern wciß.

K. F. Köhblers Antiquarium in Leipzig hat kürzlih 2 Kataloge, Nr. 373 und 374, seines Bücherlagers veröffentlicht. Katal. 373 „Deutsche Geschicbte (einscbließlid Rechtsgeshichte, Nu- masmatif, Adelsgescichte)“, enthält ein reihhaltiges, 1895 Nrn. um- fassendes Verzeichniß wichtiger und zum Theil seltener Schriften aus älterer und neuerer Zeit zur deutshen Geschichte und zwar unter folgenden Rubriken: 1. Sammelwerke und allgemeine Sctbriften (134 Nrn.); Il. Gescbicte einzelner Perioden: 1) das Mittelalter (235 Nrnu.), 2) das 16. Jahrhundert (36 Nrn.), 3) das 17. Jahr- hundert (22 Nrn.), 4) das 18. Jahrhundert bis zur Revolution (20 Nrn.), 5) die neuere und neueste Zeit (46 Nrn.); 11]. Spezial- geschichte einzelner deutscher Länder, Provinzen, Ortschaften: 1) Rhein- land und Westfalen (76 Nrn.), 2) Niedersabsen (Hannover und Braunschweig, Oldenburg, Bremen und Verden; im Ganzen 57 Ncn.), 3) die Hansestädte, Schleswig-Holstein, Mecktlenburg (im Ganzen 69 Nrn ), 4) Geschichte des preußishen Staates überhaupt (73 Nrn.), 9) die Marken und Pommern (im Ganzen 38 Nrn ), 6) Provinz Sadwbsen und Anhalt (im Ganzen 26 Nrn.), 7) Stlesien und die Lausitz (59 Nrn.), 8) West- und Ostpreußen (35 Nrn.), 9) die bal- tisden Provinzen und der deutshe Orden (im Ganzen 192 Nrn.), 10) das Königreih Sachsen und Thüringen (im Ganzen 59 Nrn.), 11) Leipzig (26 Nrn.), 12) Dreéden (17 Nrn.), 13) Beide Hessen, Nassau, Frankfurt, Baden, Pfalz (im Ganzen 54 Nrn.), 14) Elsaß- Lothringen (35 Nrn.), 15) Württemberg (Schwaben, 46 Nrn.), 16) Bayern (48 Nrn.); 1V. die Schweiz (80 Nrn.); V. die öfterreiisch-ungarisce Monarchie (327 Nrn.): 1) Gesammtgeschichte vnd die deutsbe-n Länder (im Ganzen 158 Nrn.), 2) Böhmen und Mähren (im Ganzen 52 Ncn.), 3) Ungarn (83 Ncn.), 4) Sieben- bürgen (34 Nrn.); VI. Nachtrag (93 Nrn.). Katal. Nr. 374, „Geschichte der außerdeutschen Länder (eins{chl. Recbtsgeschichhte, Nu- mismatifk, Adels8geschichte)*, führt im Ganzen 1061 Schriften auf, die unter folgende Rubriken vertheilt sind: 1. die Niederlande (Belgien und Holland, im Ganzen 203 Nrn.), II. Großbritannien (193 Nrn.), IIT. die sfandinavishen Länder (165 Nrn.), 1V. Frankreich (396 Nrn.), V, Ftalien (157 Nrn.), VI. Nachtrag (36 Nrn.). Au in Katal. 374 befinden sih werthvolle Schriften über die genannten Länder.

Gewerbe und Handel.

Nach der Statistik des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller wurden imDeutschen Reich (mit Einsbluß Luxemburgs) im Dezember 1882 283758 t Roheisen produzirt. Die Jahresproduktion von 1882 belief sib auf 1 980 976 t Puddelroh- eisen, 157 714 t Spiegeleisen, 733 665 t Bessemerrohbeisen, 298 602 t Gießereiroheisen, in Summa auf 3170957 t Roheisen, dagegen in 1881 auf 2914009 t, in 1880 auf 2729038 t, in 1879 auf 2226587 t Nobeisen.

Die Braunsch{bweig-Hannoversche Hypothekenbank theilt mit, daß fie vom 1. Januar d. I. an ganz allgemein auf alle verspätet zur Einlösung gelangenden verloosten Pfandbriefe der Bank vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung zwei Prozent Deposital- zinsen vergütet, sofern vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung mindestens 3 Monate verflossen sind.

Wien, 31. Januar. (W. T. B) In der für morgen anbe- raumten Sitzung des Generalrath® der österreichischb-ungari- \cchen Bank wird, der „Presse“ zufolge, der Antrag auf Herabsetung des Diékonts für Wechsel und des Lombardzinéfußes cingebracht werden. Die Annahme des Antrages kann bei den gegenwärtigen e des Geldmarfktcs und der Bank als sicher angesehen werden.

Amsterda m, 30. Januar. (W. T. B) Bei der heute von der niederlä ndisden Handels8gesellshaft abgehaltenen Zinnauktion über 18671 Ble Bankazinn wurden 564 à 562, S 562, und 3691 Blöcke Villitonzinn zu 56 à 56ck Cent. ezahlt.

Antwerpen, 30. Januar. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten 2157 Ballen, verkauft 1650 Ballen. Mecht belebt, gute Auswahl, Preise fester

Glasgow, 30. Januar. (W. T. B.) Die Verscbiffungen

von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8788 gegen 8000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. New-York, 29. Januar. (W. T. B) Weizenverschif- fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vec- einigten Staaten na Großbritannien 84009, do. nach Frank» rei 53 0009, do. nach anderen Häfen des Kontinents 17 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 70 000, do. do. nah Franfreich 2000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents 2000 QArtrs.

New-York, 30. Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche von hier ausgeführten Produkte beträat 7 344 000 Doll.

Verkehrs-Anstalten.

Cassel, 31. Januar. (W. T. B.) Die dur den Bergrutsch bei Albungen nothroendig geroortene Verlegung des Geleises der Bebrg-Friedländer Eisenbahn wird bis zum 5. Februar fertiggestellt und alédann der regelmäßige Véetricb wicder eröffnet werden.

Southampton, 30. Januar (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar* ist hier cingetrofen. Plymouth, 30. Ianuar. (W. T. B) Der Hamburger Postdampfer „Albingia®" ist bier anackommen.

New-York, 30, Januar. (W. T. B,) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Salier“ ist hier eingetroffen.

Berlíu, 31. Januar 1883.

Preußische Klassenlotterie. (Dyne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klcsse 167. Königlih preußischer Klassenlotterie fieler: 1 Gewinn von 450 000 M auf Nr. 24 918. 2 Gewinne von 15 000 A€ auf Nr. 17 824. 50315. 5 Gewinne von 6000 M auf Nr. 6103. 19634. 33 596. 38 423. 57 618. 45 Gewinne von 3000 # auf Nr. 1408. 2494. 4262. 6192. 6938. 8249. 10993. 11772. 15277. 15329. 18407. 19 391, 20829, 21158. 23186. 25489. 26817. 27002. 29130. 30465. 32273. 32651. 33743. 37204. 38 403. 39820, 40268. 45276, 45834. 48648. 54998. 57783. 58011. 59229, 68482, 78185, 80627, 80663. 81 096, 84 453, 90765. 91997. 92614. 94169. 94 732. 53 Gewinne von 1500 M auf Nr. 4277. 5427. 8566.

9421. 10266. 11219. 16821. 16852, 17161. 283 529, 22 623. 23690, 24276, 24653. 26405, 30036, 30290. 31 488. 32214. 34035. 34518. 36163. 40523. 45859. 46 750. 48801. 50665. 53146. 57992. 61115, 61 621. 62535. 62589. 62993. 63771. 64964. 66075, 66168. 66 268. 68783. 72017. 72925. 76043. 82185. 82 399. 86 264. 87456. 88723. 90343. 91328. 92470. 94519. 94 894

78 Gewinne von 550 auf Nr. 584. 1893. 4755. 5326. 6096. 6471. 6703. T7891. 8958. 9272. 10449, 10 528.

Lie Sé&l Buchhandlung (E, Franks Anti- quariat) in über ibr antiguarisches Bücber- lager vor Nr. 181 veröffentliht. Derselbe | enthält cin Z 2419 Schriften, die theils die | flaisuide Ptilclogie betreffen und zwar verschiedene Auégaben der | alter grieiïchen und rôömiscen Klassiker und Erläuterungeschriften sowie UVebersctungen terseiten, Werke übzr Grammatik und Metrik der alten rawen, Woörtertüctter derselben, Schriften über Artäo-

logie, alie te u. dal. m. verzeichnen, 1beils auch Schriften von . Urter den im Kataloge zusammengestellten

Schepriften befiaten fb rile werttvrolie, Die Sthlettersbe Buch-

harntlung fauft garze ELibtlictheken, scwie au einzelne Werke an.

J 2 993.

48 167. 48 203. 49513. 51236. 54863. 54901. 56 525. 57 321. 59302. 63749. 64463. 64612. 65121. 66 542, 67 388. 70465. 70801. 72305. 72307. 74203. 75225. 75 932. 79 575. 80623. 84607. 84786. 88265. 88408.

90921. 91025. 92 085,

(Wochenbl. des Joh. - Ord.) Ihren Kaiserlichen und Königlihen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin hat am 25. d. M, dem Tage der silbernen Hochzeit Höchstderselben, Se. Königliche Hobeit der Prinz Albrecht von Preußen das nachstehende, in künstlerischer Weise ausgestattete Schreiben überreicht, durch welbes eine zu dieser s{hönen Feier begründete Stiftung des Johanniter-Ordens zur Kenntniß des Hohen Jubelpaares gebracht worden ist. Dieses denk- würdige Schriftstick hat Se. Königliche Hoheit der nun in Gott ruhende Durcblaucbtigste Herrenmeister als leßtes mjt Höchsiseiner Namenéunterschrift versehen.

Dies Schreiben lautet wie folat :

„Das Kapitel des Johanniter-Ordens hat in seiner Sißung vom 15. November 1882 einstimmig beschlossen:

Zum dauernden Gedächtniß an die Feier der silterren Hoczeit, welche Euere Kaiserliche und Königliche Hoheiten am heutigen Tage begehen, bei dem ron Kranken aus allen Theilen Deutschlands be- E Johanniter-Krankenhause und Asyle für unbemittelte Bade- gäste zu Deynhausen in Westfalen, unter dem Namen:

„Kronprinz Friedrih Wilhelm und Kronprinzessin

Victoria-Stiftung“, durch Ausscbeidung eines Kapitals von 10000 Æ#, für alle Zeiten eine Stiftung zu gründen, deren Zinsen à 4 %/ mit 400 M jährlich zur Unterstüßung armer Personen, welche die genannte Anstalt ver- A vi turch die vorstehende Diakonissin derselben verwendet werden jollen.

__ Curen Kaiserlichen und Königlihen Hoheiten gereibt es mir zur besonderen Freude, diesen Beschluß, mit den ebrerbictigsten Glüdck- und Segenswünschen des Kapitels zum heutigen Tage, zur Kenntniß bringen zu fönnen.

Berlin, den 25. Januar 1883.

Der Herrenmeister des Johanniter-Ordens. Carl, Prinz von Preußen.

_ Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hierselbst hat in diesem Monat bereits zwei Situngen abgehalten. In der erften er- statteten der Vorsißende, der Schriftführer und der Kassirer Bericht über die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre, welche in jeder Hinsicht eine erfolgreihe gewesen ist. Zahlreibe neue Mitglieder haben sih dem Vereine angesblossen. Vorzugsweise beschäftigte sich derselbe während der lehten Monate mit den Arbei‘en an dem zum Geschenk für das Hobe Kronvrinzlihe Paar bestimmten Spielschrein. In der zweiten Sitzung erfolgte die Neu- resp. Wiederwahl des Borstandes. In der nächsten Versammlung am 31. d. M. (Abends 8 Uhr im Deutschen Vereirthause, Wilhelmstr. 118) wird Hr. Dr. Paul Lchfeldt einen Vortrag über Baukunst und Kurstgewerbe in ihrer Wecbselbeziehung im 15. und 16. Jahrkundert halten. Gäste sind willkommen.

Die 11. Allgemeine Geflügelausstellung, die der Verein Cypria vom 23. bis 27. Februar zu veranstalten gedenkt, verspricht nach jeder Beziehurg bin großartig zu werden. Als Auëstellungs- räume find dieëmal die erste und ¿weite Etage des Prachtbaues an der Ecfe der Leipziger- und Charlottenstraße, Leipzigerstr. 96, auser- sehen worden. Von Sr. Majestät dem Kaiser ist eine goldene Staatsmedaille erbeten, vom landwirthschaftlihen Ministerium silberne und bronzene Staatsmedaillen in Aussibt gestellt ; sodann gelangen aub goldene, silberne und bronzene Verein#medaillen und Ehren- diplome zur Vertheilung. Außerdem sind Geldpreise zu 30 und 50 für Thiere, welche sich durch Fleish- oder Eier produktion auszeichnen urd sich dadurch der Landwirthschaft nutzbar machen, sowie G.ldpreise bis 300 Æ für solde Züchter ausgeseßt, die sib dur die Kultur edler Rassen, die auszusterben droben, verdient gemacht haben. End- lih wird die beste Sammlung „Schwalbentauben“ extra mit einem von einem Mitgliede gestiftetem Geldpreise in Höbe von 50 ##. prä- miirt werden. Giflügelhärdler haben auf Staatsmedaillen kein Unrecht. Diejenigen Auétst-ller, welce entweder durch Ausrvupfen, Abscbneiden Färben von Federn oder in irgend einer anderen Weise eine Täuschung versuchen, sollen ven ferneren Auéstellungen auêge- {lossen und ihre Namen öffentli bekannt gemacht werden. Der Verein selbst wird auch in diesem Jahre für 1200 M Tauben und Hübner ersten Ranges zu Vereinétzwccken anfaufen. Außerdem wird auch dieëmal mit der Auéstelung eine Lotterie verbunden werden.

Von der Verlagéhandlung von „Scborers Familienblatt“, das bcreits unter seinem früberen Titel „Deutsches Familienblatt“ nich durch die Sorgfalt, die cs der Holzschnitt-Illustration zuwendet, einen geehrten Namen erworben hat, wird ter Aufruf zur Betheili- aung an einer allgemcinen Konkurrenz für Malereien auf Porzellan, Majolika und ähnliche glasirte Îrden- waaren erlassen. Das Preisrichteramt baben bei derselben die Di- rektoren des Kunstgewerbe Museums zu Berlin, Bcunow, Professor Dr. Lesfing und Professor Ewald sowie der Versitzende des Vereins für deutsches Kunstaewerbe, Geh. Regierungs-Rath Professor Reuleaux überrommen. Zur Vertheilung von fünf Preisen ist der Betrag von 500 A austgeleßt. Die Wahl des zu dekorirenden Gerätls, der anzuwendenden Technik und der Darstellung selber ift dem freien Ermessen der Konkurrenten anheimgegeben. Empfoblen wird die Wabl einfacber Geräthformen, wie Teller, Näpfe, glatte Vasen 2c. und gefordert, daß die Malereien wirklih einge- brannt sind. Die cingehenden Arbeiten, die bis zum 28. April an die Expedition des „Familienblatts“ (Verlin SW. Defsaueritr. 12) abzuliefern sind, sollen rach einer Vorprüfung durch die Jury in Berlin öffentlich autgestcllt und ter Verkauf derselben ermöglicht werten. Die Konkurtcnz beabsichtigt, künstlerishe Kräste, scwohl Fachleute als Dilcttanten, zur Bethätigung ihres Ta!ents auf dem (Sebiet feramischer Dekorativmalerei anzuregen, die kfürstlerisde Pro- duktion durch die Zusammerstellung verschiedenartigster Arbeiten aus Deutschland, Deut|it-Desterreih und der Schweiz zu fördern und zugleich zur Erhöhung der Liebhaberci an derartigen Arbeiten und damit zur Eréffnurg eines neuen Erwerbézwcigcs auf dem Gebiet weitlicher Kurstfertigkeit beizutragen.

Victoria-Theater. Wie die Direktion mittheilt, werden, um den vielfahzn Wünschen nach billigeren Pläßen an den Wochen- tagen zu genügen, die Plätze im ersten Nang (Seiten-Balkon und Loge) an Wochentagen mit 3 verkauft, da cine Herabseßung der Parquetpreise bei meistens auéverkauftem Parquet für die Vor- stellungen von „Frau Venus“ nicht möglich ift.

Im großen Saale deé Hotel Imperial giebt morgen der Concert- fänger Hr. Martin Plüddemann unter Mitwirkung der Soncert- sängerin Fr. Dr, Paula Gierfe und des Pianisten Hrn. Heinrich Orcdenstein ein Concert, zu welchem Billets (3 M4) in dec Hof- Musifalienhandlung von (Sd. Bote & G. Bck zu haben sind.

Nedacteur: Niedel.

Veclag ber Erpetition (Kessel), Druckt: W, Elsner, Fünf Beilagen (einsdließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

I 13870. 14643. 15004. 15355. 17571. 18 238. 18253. 18767, 22596. 24020. 24170. 26 311. 26 872. 27 647, 31927. 31 989. 32856. 32934. 37751. 37854. 33 202. 38265. 38758, 38770, 41 000. 41 352, 41 571. 41 243. 420418, 42310. 44149, 45550, 47174. 48052.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 31. Januar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (42.) Sigung des Reichstags wurde die zweite Berathung zes Entwurfs eines Gesegzes, betreffend die Fesistelung des Neichshaushalts - Etats für das Etatsjahr 1883/84 mit der Diskussion des Etats der Verwaltung des Reichsheeres (Kap. 6 Tit. 50) fort-

eseßt. | e e Neubau eines Kasernements mit Stallung für eine vierte Eécadron des 1. Husaren-Neginents Ir. 18 in Großen: hain werden 200 000 s gefordert. S

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, es sei hier ein ganz neues Prinzip zur Anwendung gekommen: bisher h2be nah dem Neglement füc jede Abtheilung ein Lieutenant fkasernirt werden sollen ; hier aber solle auch noch ein älterer Offizier oder Rittmeister in der Kaserne wohnen. Danedven finde sich auch noch eine Ossizierspeisear: stalt und eine Wohnung für den Oekonomen. Selb\ Diejenigen, welche sonst für Viffizier- woh1nungen und Speiseanstalten seien, sollten dieses über das Reglement hinausgehende Prinzip verwerfen und gegen die Position stimmen. : L

Der Abg. Dr. Frege bemerkte, es sei vom diensilichen Standpunkt wünschenswerth, daß ein älterer Offizier im Ka- sernement das Kommando übernehme. Uebrigens würden diesem Offizier 600 4 angerechnet, die derselbe sonst als Wohnungézuschuß erhalten würde. Der Bau sei auch viel billiger als anderewo. Die Speiseansialt entspreche dem Be- dürfniß, und würde auch von anderen Offizieren nah Par- forcejagden und zu Festlihkeiten unter einem General benußt werden fönnen. /

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn das die Spar- samkeit sei, von welcher die sähjishen Konservativen vor den Wahlen geredet hätten, dann seien Millionen und Milliarden nit genug. Er sei an Ort und Stelle gewesen. Wan halte fih in Großenhain ohnehin {on über den bestehenden PraGtbau auf. Jett sollten noch ein prachtvolles Kasino und Offizierswohnungen gebaut werden, da höre doch Alles auf! Da sthe man, wie das sächsishe Kriegs-Ministerium in seinen Vorschlägen das preußische weit zurüdlasse. Ob man dem älteren Offizier das Servis abziehe, darauf komme es nicht an, fon- dern auf die Einsührung eines neuen Prinzips, dem entgegen- zutreten sei. A j

Der Abg. Dr. Windihorst hob hervor, daß er überhaupt keinen Luxus bewillige, thäte er cs, so würde er denselben vorzugéweise Sachsen bewilligen, dem Volksstamme, dem er selbst angehöre. Die Sache scheine in der Kommi}jion übrigens noch nicht gcnügend erörtert zu scin und er beantrage daher, sie an dieselbe zu nohmaliger Prüfung zurüc(zuweijen.

Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlih sächsisher Oberst-Lieutenant Edler von der Planig das Wort: A E |

Meine Herren! Ih habe natürlih meinerseits durbaus nicts dagegen cinzuwenden, daß diese Position nochmals an die Budgek- Fommission zurücgewiesen wird, um sie da genau zu prüfen, Meiner Ansicht na ift das zum Theil sczon in der Butgctkommission ge- sehen, aber, wie gesagt, ih habe einerlei Bedenken, daß das noch- mals geschießt. Ich halte es aber doch für nothwendig, jeßt 1chon zu betonen, daß das Offizierskasino, um das es si handelt, feines- wegs sür die Zwecke aller derjenigen Offiziere eingerichtet werden joll, die zu ihrem Privatvergnügen bei Großenhain die Jagd reiten, sondern es soll ledialich eingerichtet werden, wie für jedes andere Regiment, nämlich für die sämmtlihea Offiziere des Negiments, damit sie dort cjjen. (Es sind 39 Personen, nâmlich 25 Offiziere und 3 bis © Aerzte. Das wollte ih nur hierzu bemerken. - 4

Ferner, meine Herren, um einen Prach!kau kann es si son deswegen nit handeln, weil die Kosten, wie Sie ja selbst schen fönnen, zu niedrig sind. Das Kasernement für 4 CEêcadrons soll und wird nah dem Anschlage kosten 1213 (00 4 Im Kasernirungêplan sind damals angegeben für dasselbè Kasernement 1 688 000 6 Es wird olso eine Ersparniß von 465 090 M gegen den Kasernirungs- plan erzielt. Wie es also überhaupt möglich i1t, daß man hier mit 1213 000 M für 4 Eécadrons einen Prachtbau errichten will, kann ih nicht verstehen.

Y E mil i noch bemerken, daß allerdings 2 Offiziere dort wobnen sollen insofern hat der Hr. Abg. Richter Necht, das Kasernement ift nämlich abweichend von den sonstigen Kavalleriekasernen so gebaut, daß die 4 Eécadrons jede einzeln in einem Kasernement liegen mit Stallung. Das kommt daher, weil sie nicht auf einmal gebaut sind, sondern nah und nach in verschiedenen Jahren, je nacbdem sich das Bedürfniß der Kasernirung herausgestellt hat. Jett soll die leßte der 4 Escadrons fkasernirt werden. Die fünfte Escadron liegt, wie ih bemerken will, in einem Kasernement der Stadt Großenhain und soll au da bleiben. Um nun für diese 4 einzelnen Eécadrons ge- nügende Aufsicht zu haben, foll ein älterer Premier-Lieutenant oder cin unrerheiratheter Rittmeister hineingelegt werden und für den älteren Premier-Lieutenant oder den unverheiratheten Rittmeister soll das fasernementsmäßige Unterkommen bergestellt werden. Dieses laserne- mentémäßige Unterkommen ist in den „Vorf chriften über Ein- rihtung und Ausstattung der Kaserne“ son vorgesehen, und es ist das alío nicht cine Sache, die unerbört wäre; es besteht dieses kasernenmäßige Unterkommen in 2 Zimmern und in einer S e E , .

a r zur thatsählihen Klarstellung. Aber, wie gesagt, ih habe keinerlei Bedenken, wenn Sie die Sache nohmals der Budgetkommis- fion zur Prüfung überweisen wollen,

Die Abgg. Frhr. von Minnigerode und von Bennigsen lossen sich dem Antrage auf nochmalige lommissarishe Prü-

ung an. | ! 9 Zer Abg. Dr. Lasker hob hervor, daß man ein klares Bild über die eigentlichen Kommissionsverhandlungen, nicht erhalten habe. Daß die Kommissionsmitglieder ich ann von diesen oder jenen Gründen überzeugt hätten, könne für das Haus doch nicht bestimmend sein. Er wünsche, sich durch die Kommission über die Angelegenheit näher zu informiren.

Die Abgg. Richter, Hermes und der Referent wider- sprachen diesem Antrage ebenso der Abg. Dr. Baumbach, weil die Sache in der Kommission eingehend erörtert wor- den sei.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode beantragte, über den Antrag der Budgetkommission, die Position zu bewilligen, namentlihe Abstimmung; zu einer solchen kam es jedoch nicht,

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Erfte Beilage U | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 31. Januar

Das Kapitel 24 Titel 7 (Geldverpflcgung der Mann- schaften) beantragte die Budgetkommissien unverändert zu be- willigen und den Antrag des Abg. Nichter :

„Die Militärverwaltung zu ersuéen, dem Reicbétage eine Uchbersicht vorzulezen über die Zabl der Mann}fchaften, welche gegen- wärtig a!s Hautboisten, Svielleute 2c. bei den Regimentéstäben und Trupypentkbcilen Dienste thun, sodann über die Aufwendungen, welche zur Unterhaltung dieser Mannschaften im Etatéjahre 1852/83 aus Ersparnissen am Befkleidungétfonds gemacht worden sind“

für erledigt zu erklären.

Der Referent Abg. von Köller empfahl den Antrag der Komnm:ssion. Ueber beide Fragen fei der Kommission völlig genügende Auskunft gegeven. Die Zahl der etatsmäßigen Mutikfer sei durch Kabinetsordres von 1807, 1813 und 1857 bei allen Truppentheilen genau fix!rt; man verstärke dann die Musikcorps durch Hülfzmannschasten, die aber nur aus vollständig mit der Waffe ausgeb-ldeten Leuten genommen würden. So habe z. B. ein Fnfanterie-Regiment durhchschnitt- [ih 10 etatsmäßige Musike; und 32 zur Musik kommandirte Kombattanten. Der Fonds, aus dem die Musik bezahlt werde, setze sih bei den einzelnen Trnppentheilen fünssah zusammen: aus dem etatsmäßig bewilligten Pauschquantum, aus ersparten Löhnungen etatsmäßiger Musiker, aus freiwillizen Beiträgen der Offiziere, aus Zuwendungen der Chefs der Regimenter, und endlich aus den sogenannten Ersparnissen am Bekleidungê- fonds, die dur Veräußerung von unbrauWßbar gewordenen Bekl-idungs- und Ausrüstungsgegenständen und Ubfällen der Handwerkéstätten gewonnen würden. Fndeß sei der Theil des Musiffonds, der aus diesen Ersparnissen fließe, ein ver- \{hwindender Bruhtheil des canzen Fonds; auch werde die Regierung im nächsten Fahre eine genaue Nachweisung über die Höhe dieser Summen für einen Theil dir Armee dem Hauje vorlegen.

Der Abg. Richter (Hagen) erwiderte, die erwähnten alten Kabinetsordres möchten historish interessant scin, sür das Etatsbewilligungsrecht aber kämen sie nit in Betracht. Es fei doch cin Unterschied, ob man die Gelder zur Ausbildung dec Soldaten mit der Waffe, oder zur Vermehrung der Musikcorps bewillige. Es handele sich im Ganzen um 3000 bis 5000 Mann, die über den Etat hinaus sich bei den Musikcorps befänden. Hieraus, sowie aus manchen anderen dunklen Punkten, die dur seinen Antrag klar gestellt seien, die Konsequenzen zu ziehen, behalte er si bis zum nächsten Etat vor, wenn die verheißene Nachweisung erdracht sei.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, er möchte doch die Meinung nicht aufkommen lassen, als ob das Haus durch ven Abg. Richter etwas Neues über die Arince erfahren hätte. Jeder, der der Armee nahe stehe, kenne längst jene Dinge, die der Abg. Nichter hier als neu ausftishe. Auch vor Fahren habe derselbe ja einmal den dreizehnten Hauptmann beim 1. Garde-Regiment zu Fuß entdeckt, wobei es sich doch um ctwas ÁUbekanntes gehandelt habe. Diese seine Entdeckungs- reisen auf militärishem Gebiete! seien für die Wissenschaft des Neichstags aber keineswegs förderlih. Allerdings seien die Kabinetsordres, so lange durch sie keine Etatéuberscreitungen verursacht würden, maßgebend und hätten mit dem Etatsrecht nichts zu thun. Oder sei etwa nachgewiesen, daß irgend eine Summe anders verwendct worden wäre, als wozu der Neichs- tag sie im Etat bewilligt habe? Er sche aljo feine dunftlen Punkte, die dur den Abg. Nichter aufgeklärt wären. 5

Der Bundeskommissar Major Haberling entgegnete, die Militärverwaltung würde {hon längst auf eine Vermehrung der etatsmäßigen Musiker hingewirkt haben, und have dies nur aus Sparsamkeitscründen unterlassen, da etatsmäßige Hautboisten eine weit höhere Löhnung erhalten müßten, als die jeßt aushülfsweise zur Musik kommandirten Gemeinen.

Dex Abg. Nichter (Hagen) erklärte, der Abg. von Min- nigerode sehe, daß die ¡Fiage innerhalb der Militärverwaltung selbst kontrovers sei. Wolle der Abg. von Minnigerode ihm „Entdelungsreisen“ und Neden ersparen , dann bringe derselbe doch das vor, was er (der Abg. eFreiherr von Minniaerode) als früherer Kavallerielieutenant meßr von der Sache ve! stehe. Die Frage des dreizehnten Haupt- manns beim 1. Garde-Negiment habe der Abg. von Minni- gerode übrigens noch heute nicht verstanden, vielleicht weil derselbe bei der Jnfanterie nicht gedient habe. Bein 1. Garde - Negiment habe allerdings früher «in dreî- zehnter bestanden, jeyt, seit der dreizehnte Hauptmann allge- mein geworden sei, bestehe cin vierzehnter Hauptmann 1m Etat, der in Wirklichkeit nicht existire. Er habe früher ein- mal auf dies etatswidrige Verhältniß aufmerksam gemacht, wäre aber heute ohne die Anspielung des Abg. von Minni- gerode gar nicht darauf zurücgekommen. Jn der Musiker- frage seien allerdings manche dunkle Punkte jeßt aufgeklärt ; halte der Abg. von Minnigerode es etwa für richtig, daß Seconde-Lieutenants monatlich einen Thaler für die Musik bezahlen müßten? Die Kabinetsordres präjudizirten nicht das Etatsrecht ; E e sei beim Militär-Etat nur

¡irch das Militärgese beschränkt.

f ea Abg. 0% von Minnigerode betonte, der Abg. Richter werde mit seinen Aeußerungen wentg Dank und An- erfennnung bei ber Armee finden. Die Veiträge der Offiziere zur Musik seien Juterna des Offizier-Corps. Was die ¿Frage des dreizehnten Hauptmanns beim ersten Garde - Negiment betreffe, so wisse in Potsdam jeder einzelne Soldat, wer Chef der ersten Compagnie des ersten Garde-Regiments sei,

Der Abg. Pr. Lasker bemerkte, zu welchem wel trage

wohl der Abg. von Minnigerode so viel dazu bei, hier die Gegensäße zu verschärfen, und dem Abg. Richter z. B. bezüg lih der Auslegung der Kabinets-Drdres Dinge unterzu- schieben, die dieser nie gesagt habe, und die den Eindruck er- wecken fönnten, als ob auf der linken Seite die versassungd- mäßigen Grenzen nicht eingehalten würden? Der Abg. von Minnigerode sördere damit die Diskussion nicht. n

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, man nüsse allerdings in Verslimmung gerathen, wenn hier im Plenum Dinge immer wieder von Neuem weitläusig verhan'velt würden, die in dex Kommission längst erledigt seien.

da der Antrag auf nohmalige kommissarische Prüsung mit 148 gegen 105 Stimmen angenommen wurde.

Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, der Abg. von Min- nigerode sprete gern im Namen oer Armee, Was berechtige

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ihn dazu? Derselbe gehöre viclleiht einer exklusiven G-sell- schaft an, die sich gern mit der Armee iventifizire. Die Armee sei aber mit dem Volke verwachsen, und jeder Volk3- vertreter stehe ihr nahe; es wäre sdckimn, wenn die Fürsorge jür die Armee auf einzelne Abgeordnete, die zufällig bei den Gardes du Corps gedient hätten, beschränfi wäre, Hier auf d-r Linken säßen wohl evenso viele Männer, wie auf der Retter, di: ibre Zeit in der Armee gedient hatten, und mit dicsen Verhältniffen Bescheid wüßtm. Uebrigens hätten ihm Offiziere, welche rem Abg. von Minnigerode poli- tisch nahe ständen, gesagt: „Er (Fedner) würde nicht so leiht in manchen Dingen lim Vtilitäretat durchzoöringen, wenn die Armee nit einen fo unglücklichen Verthe:ckziger m 02n Abg. von Minnigerode hätte.“

Der Antrag ver Budgetkommission rourde arauf ge- nehmigt und war damit die Berathung des Silitäretats erlediat.

Es folgte der Etat der Reichsposir- und Tele=- graphenverwaltuna. Einna5men 153 80.5020

An Porto- und Telegrammgebührzn wirst der ans&{lag 138 500 000 4 aus.

Zu diesem Titel lag folgender Antrag 2s Ag. Dr. Lingens vor:

„Der Reichstag wolle beschließen; den Herrn Neichsfarzler zu ersuchen, darauf Bedacht zu: nehmen:

A. daß an Sonn- und Festtagen nur Briefe, Pvstkarten und mittels Postdebit zu beziehende Zeitungen anzunehmen, zu bvrför- dern, auszugeben und zu bestellen, dagegen Waarenproben, Druck- saczen, Pakete, Geld- und Werthsendunçgen insofern elde nit als durch Eilboten zu bestellende aufgegeben werder vom Dienste auszuschließen seien; 5

B. daß an Sonn- und Festtagen Telegzamme mit cinem Auf- iblage von 20 S zu belegen seien.“

Der Abg. Pr. Lingens befürwortcte feinen Antzag. ES gereiche ihm zur Freude, die Eneraie und die hohen Leistungen. des Staatssekretärs Þr. Stephan in dem Ressort der Post=- und Telegraphenverwaltung voll anerkennen zu können, und er würde sich noch mehr freuen, könnte er dieselbe Aner= kennung nicht blos für die materiell-zn Leistungen, fondern auh in jever anderen Beziehung ausspreien. Die Erfolge, die die Postverwaltung erreiht habe, seien nur möglich mit Hülfe eines willig und selvstilos arbeitenden Beamtenizeeres, und aus allen Kreisen dieser fo seltsilos arbeitenden Beaniten lägen Veschwerden vor; namentlih auch in Sachsen herrsche bei den Postbeamten ein gewisser Mißmuth vor. Man wünsche sogar eine Veränderung des Reichsbearten- geseßes in der Richtung, daß bei Verseßungen die Beamten das Necht haben follten, nah den Gründen zw fragen ; zweitens werde beklagt, daß die Beamtenstellen nicht genau flassifizirt seien; drittens, daß für gewisse neden dem Dienste nothwendige Arbeiten niht gehörige Entschädigungen gezahlt würden, und {ließlih, was für ihn das meiste Gewicht habe, daß die Sonntagsruhe den Beamten genommen sei... Es- sei im höchsten Grade zu bedauern, daß der Dienststundenplan sieben Arbeitëtage annehme und nicht sechs. Daraus resultire die hohe täglihe durchschnittlice Dienstftundenzahl. Im Fahre 1879 habe das Haus eine Resolution angenommen, in Folge deren die Zahl der täglichen Dienststunden von 10° auf 8 herabgeseßt werden sollte, wie diefe Resolution aber zur Dur(sührung gelangt fei, zeigten verschiedene ihn zu- geganzcne Briefe. (Nedner verlaß den Brief eines Post- beamten, worin es hieß, die faktische Beschäftigung eines Post- beamten siehe zu den Erklärungen der Vertreter der Central- postverwaltung im Reichetage im grellen Widerspruch, de: täg- liche Dienst betrage 9—10, ja wegen Anrechnung dzr an Sonntag freibleibenden Stunden an Wochentagen 10—1L Stunden; noch s{limmer sei die Hast und Anstrengung des. Dienstes, welche schr häufig Fahre dauernde Erschöpfung ver- anlasse; die Frage ter Sonntagsheiligung habe, in Folge der Anregung im Reichstage, in Berlin ein günstigeres Stadium erreiht, an allen anderen Orten aber fei alles beim Alten geblieben. Einem Postbeamten, der Sonntagsuviaub: ge- wünscht habe, um zur Beichte zu gehen, habe der Borgaeseßte entgegnet, ob derselbe venn so dringend zur Beichte gehen müsse?) Der Briefschreiber versichere, im Namen und, Sinn von 95 Proz. aller Postbeamten zw sprehen, von denez frei- lih die meisten mundtodt gemacht seien, da nach); einer Ver-. fügung des Staatssekretärs Dr. Stephan die. Beamten über Dienstangelegenheiten nuv mit besonderer Erlaub- niß fonferciren dürjten. Ju dem Brief eines Posts direktors aus einem anderen Bezirk heiße e, daß: der von 9 bis 5 Uhr währende Pajstschakterdienst- zu ausfreibend sei, der Chef der Postverwaltung habe die Landbriefbestellung an Sonntagen in immer waiterem Umfang, eingeführt, zum Theil sogar gegen den Wunsch der betheiligten Bevölkerung; die Beamten litten sehr unter dem Grund}aß,. daß sie zu einer unentgeltlichen Arbeit in den dieastsreien Stunden herangezogen werden könnten. Auch in dan Bureaus der Ober-Postdirektionen veranlasse die Häufurig, der Gefchäste ein. Arbeiten am Sountage. Der Kexn der Satze sei. dec, fär die: 66 000 Post- und Telegraphenbeamten reicge: niht, wie für alle: anderen Beamtenkategorien, die Woche zvu@ Erledigung aller Dienstgeschäfste aus, und eine Sonuntagsruhc: tete nur na Maßa gabe des Dienfistundenplanes ein ; aber nah 14sti.ndigen oder Nachtdienst sei eine wirkliche Sonntagssciev, ein Besuchen des Gottesdienstes ummnögl:h. Die tägliche durchschu.ittliche Dienstz stundenzahl fei neun. Als er 1879 diese Sache zum ersten Male vor das Haus gebracht habe, sti das Haus wesentlich anderer Meinung gewesen als die Vertreter des Reichs-Post- amtes, und habe das Haus auch einen Beschluß gefaßt, der die Sonutagsheiligung betroffen habe. Lönger als dre’, Jahre habe er gewartet, um die Ersüllung des Wunsches zu sehen, bis “ev mit seinem heutigen Antrag hervorgetreten sei Die Sitte in Deutschland sei eine andere, als in andexen Ländern, und Niemandem {ei es in den Sinn gekommen, den langweiligen cinförmigen englischen Sonntag in Deutichland einführen zu wollen; ex wolle, daß der Semntag ein heiterer sröhlicher 208 sei; aber derselbe sei auch em Lag „dexr Erholung, j Auf | ese Sonntagsruhe habe der Postbeamte eiu Recht, ganz besonders in

j 6 Reichstagsbesglusses vom Jahre 1879. Jn der That O i e Sache heut in Deutschland \{hlimmer als j-.,