1883 / 31 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Or E wai VR E Dts E a R N Br * c B T Hte enn ‘na x

Colberg, Mendsburg, Braunschweig, Hildesheim, Münster, Grfurt und wenn ich im nächsten Jabre vielleicht mit der Vorlage für Cöln sollte kemmen fköanen, so boffe ib, daß der verehrte Hr. Abg. Reicensperger jedcnfalls seine Zustimmung mit Freuden er- theilen wird, daß auch in Côln ein Vau im deutschen Stile aufge- führt werde. Al3 auégs{ließlich germarisch kann ih diesen Stil nicht ansehen. Warum bat Hr. Reichensperger den romanishen Stil gar nicht erwähnt, der länger als der gothishe in Deutschland geberrscht hat und in welchem eine Reibe au2gezeibneter Gebäude aufgeführt sind, von der Laacher Abtei bis zum Bamberger Dom, ein Stil, der, wenn er auch cinen röômisch%en Namen trägt und auf antik-römi- {er Basis beruht, do wesentlih befruchtet worden ist dur ger- manisbes Wesen und vermöge des Gruppenbaues dem deutscen in- dividualisirenden und gleiwohl dem Gesammtorgani2mus si ein- fügenden Geiste wesentli entspricht. Ich glaube, im aussclieflicben Sinne des Herrn Abgeordneten kann man nicht von einem alleini- gen nationalen Stile sprechen; und ih kann nur das wiederholen, was ich bei früheren Gelegenheiten bereits gesagt Habe: wenn Sie alles nah einem Modell und in einer einzigen Stilart aus- führen vollen obne Rüssiht auf den verschiedenen Charakter der Städte, auf Umgebung und Bedeutung, daß ein solches Vornehmen gerade ganz undeutsch sein, zu einer Schablone, einem Kanon führen, und Künstlerug wie Geistesfreiheit vernicbten würde.

_ Der Herr Abgeordnete hat dann von dem Gebäude in Coblenz gesproten. Ja, meine Herren, das ist allerdings niht im Stile des Schlosses entworfen, das war aber auch gar nit darauf berechnet ; denn gerade das würde ein großer Luxus und ih möchte sagen eine Vermessenheit gewesen sein, wenn man das Postgebäude im Stile des Königlichen Residenzshlofses hätte bauen wollen; es ist aber wobl in einem in Coblenz und am Rhein vielfach vertretenen guten Lokalstile gebaut, in dem besseren Barokstile aus der Zeit der Bauten, die der Hr. Abg. Reichensperger jedenfalls sehr genau kennt, des Tunstsinnigen Kurfürsten Clemens August. Wean daran einzelne Dekora- tionen sich besinden, die mir übrigens nit bekannt sind, welche dieHeiterkeit des Herrn Abgeordneten erregt haben, so kann ih mi trösten mit einem alten Spruche, der an einem alten Hause in Wernigerode steht: „Der Eine act’t’s, der Andere verlaht's, was mat'8?*

Bezüglich der Figurengruppe, die er vorgezeiat hat, von der mir fehr wohl bekannt ift, daß sie auf dem Postgebäude zu Hannover sich befindet, wo sie in Wirklichkeit au8gezeihnet wirkt, können Sie nah einzelnen Photographien, losgelöft von der Masse des Gebäudes, nicht auf die Wirkung \{ließen; sie ist von einem Cölner Meister gemacht.

Nun hat der Hr. Abg. Dr. Möller gesagt, ja, das ist Alles ganz gut, wenn wir morumental bauen für Museumsgebäude, Universitäten 2c., aber nit für Postgebäude. Das wird Jedem von vornherein ein- leuhten, meine Herren; ih möchte nur auf Folgendes aufmerksam machen. Zunä{st sind in den größten Städten nicht blos Betrieb8gebäude und Geschäftshäuser für den technisben Post- und Telegrapbendienst allein, sondern auch für die Bezirksverwaltung8bebörde erforderlißh, und schon dies giebt dem Gebäude eine größere Bedeutung. Dann muß man einige Schönhbeitsrücksichten nehmen, weil diese Gebäude meistens im Innern der Städte stehen, an den besten Pläßen, in der besten Ver- kehr8gegend, umgeben von den \chönften Gebäuden, welche in der Regel in einem folhen Orte \ich vorfinden. Das ist ja dur die Umgebung von selber bedingt. Id möchte diejenigen Herren, die neuerdings vielleicht im Auslande gewesen sind, daran erinnern, welche vortreffliben Postgebäude dort aufgeführt worden sind, z. B. in Edin- burg, Dublin, Rotterdam, Basel, , Stuttgart , Florenz, Rom, Melbourne, New - York, kurz, eine ganze Reihe bedeutender und s\{chöner Gebäude ersten Ranges. Ja, meine Herren, es wurde das Verkehrswesen für so wichtig ge- halten, daß al3 vor etwa 6 oder 7 Jahren in Boston das neue Post- und Telegrapbengebäude gebaut werden sollte, das Staatsoberhaupt selbft, der Präsident der Vereinigten Staaten, von -Washington sich nach Boston begab, um den Grundstein dort eigenhändig zu legen.

Es kommt in Betracht, daß diese Gebäude, wele an so hervor- ragenden Stellen stehen, auch von einer sehr großen Anzahl von Per- sonen besuht werden. Jch habe eine Zählung vornehmen lassen zu wiederholten Malen, wieviel Menschen denn eigentlich täglih an den Postschaltern der verschiedenen Postorte im Reich verkehren. Da hat fi ergeben, daß täglid in den Postgebäuden im deutschen Reichs- postgebiete 1 200 000 Menschen verkehren. Es folgt doch hieraus, mcine Herren, daß das die frequentesten Gebäude sind, welche wir überhaupt haben. Dazu nehmen Sie nun not, daßja auch alle Frem- den, die nah der Stadt kommen, nach dem Postbureau ebenfalls ihre Schritte hinzulenken pflegen, und es ist nicht gleihgültig sowohl für die Haltung des Publikums, wie aud der Beamten und ihre Ar- beitsfreudigkeit, in welhen Räumen sie ih befinden, ob es helle, gro e und würdige Räume sind, oder das Gegentheil der Fall ist.

_ Hierauf komme ih ¡zu dem Punkte, den der Hr. Abg. Reichensperger \chon vorgestern erwähnte, nämlich, vor allen Dingen auf. die Beschaffung guter Räume für die Beamten zu sehen. Ja, meine Herren, gerade da 8 läßt sih die Verwaltung angelegen sein ; und das ist einer der Gründe, warum die Bauten mitunter Ihnen verbält- nißmäßig theuer ersheinen. Zu der Steigerung der Kosten der Post- gebäude trägt außer dem Umstande, daß wir große Grundfläben brauchen, weil der Dienstbetrieb .wesentlich Parterre statt- finden muß, die Nothwendigkeit bei, daß wir hohe Geschosse haben müssen, gerade mit Rücksicht auf Licht, Luft und auf die Gesundheit der Beamten, au wegen des vielen Nachtkienstes. Also für diese Berücksichtigung ist bereits Seitens der Verwaltung {elber gesorgt, und es bedurfte dazu keiner Anregung. Das kostet Geld. Ebenso das vorzügliche Material, welbe3 die Verwaltung stets zu ihren Bauten verwenden läßt; und hier möchte ich an den Saß erinnern, den ih {on in der Budgetkommission ausgesprochen habe, nur der, der theuer baut, der baut billig und der, der billig baut, gerade der baut theuer. Denn wir haben früher auch Fälle gehabt, wo mit \{lechtem Material gebaut worden ist, und wo bereits nach 20 Jahren ein solches Gebäude als unbrauchbar hat verworfen werden müßten.

Ich glaube, meine Herren, daß es überflüssig ift, vor diesem hohen Hause, der Vertretung des kunstsinnigen deutshen Volkes, die Kunst- tutkeressen noch befonders zu vertheidigen. Es ist auch nit mein Beruf. Was die Kunst für eine Nation bedeutet, weiß Jeder. Artem non odit nisi ignarus! steht an unserem Museumsgebäude.

Ib bin nun noch eine Erwiderung schuldig auf einige Anregungen, die der Herr Abgeordnete für Lübkten neulich gegeben hat. Sie werden sich erinnern, meine Herren, dag die erste Rede bei dem Gehalt des Staats- sekretärs des Reichs-Postamts mit einer Aesthetik der Postbauten be- gann und sich dann in ein Kleidungsstück der Landbriefträger verlief. Es ist in dieser Rede von Postbauten gesprohen worden, und zwar hat der Herr Abgeordnete zuerst gesagt, es wäre {hon seit einer Reihe von Jahren versprochen, ein langsameres Tempo bei den Neubauten einzuschlagen. Von einem solchen Versprechen ist mir nichts be- wußt. Wenn es gegeben worden wäre, so würde das einmal gegen das. Bedürfniß und das Interesse des Dienftes sein, und zweitens würde man damit doch eingeräumt haben, daß früber ein zu \{nelles Tempo eingeschlagen worden ift, was keineëweg3 der Fall gewesen ist.

Ich habe vor zwei Jahren gesagt, und die Herren, die anwesend waren, werden möglicherweise sih darauf besinnen möglicherweise auch nicht, daß wir mit den großen Bauten, welche aus Anleihen bestritten werden, fertig werden bis auf 5, und habe damals Ham- burg und Breslau, Lübeck, Cöln und Aachen genannt. Davon ift Lübeck erledigt, Hamburg und Breslau ftehen jeßt auf dem Etat, Cöln und Aachen werden in einiger Zeit herankommen. Ja, meine Herren, es ist sogar mehr gehalten worden, als damals versprochen wurde, denn es ift damals gesagt worden: man würde für diese großen Bauten vielleiht noch einmal eine Anleihe brauchen, und Sie seben, meine Herren, aus der Vorlagé, van wir ohne Anleihe diese Bauten auf den Gtat gebracht haben. Es ift also mehr ge- halten worden, als versproben worden ift. :

Sodann hat der Hr. Abgeordnete für Lübben ih kann nicht

anders sagen zu meinem Erstaunen vorgeschblagen, man sollte die Baupläße nit so theuer kaufen, es wäre nicht nöthig, daß die Post im Mittelpunkt der Städte läge. Sie könnte weiter hinaus în entlegene Stadttheile, wie er sib ausgedrückt hat, untergebracht werden. Ja, meine Herren, ich möchte wohl hören, was die 1825 Städte im Deutschen Reiche zu einer solhen An- \cauung sagen werden! Ich glaube, diese Städte sind der Ver- waltung von Herzen dankbar dafür, daß sie gerade auf das umge- kehrte Ziel bingewirkt hat, die Postämter in die Verkehrsmittel- punkte der Städte zu legen und niht in ganz ‘entlegene Gegenden, wo Gärten, Triften und Anger sind. Man kann fi einfach aus narional-ökonomischen Gründen sagen, wenn ein Postamt in einer weit entlegenen Gegend sib befindet, daß allein die Versäumniß, die jeder einzelnen Sendung zugefügt wird, die Weitläufigkeit des Be- triebes man muß doch rechnen, daß ein Postgebäude 100 Jahre bestehen bleibt, und daß, wenn man dies mit der Zahl der Sendungen multiplizirt, dann - ersihtlih wird, daß dem Nationalwohl ein unendlich größerer Schaden zugefügt wird, als durch die paar tausend Mark, die wir vielleiht beim Ankauf des Bauplatzes sparen könnten.

Sodann hat der Herr Abgeordnete über den Luxus der Post- bauten gesprohen. Ja, meine Herren, den Reiz der Neuheit hatte diefe Bemerkung nicht; es ist Über den Luxus der Postbauten schon vielfah gesprochen worden, und heute haben wir Gelegenheit gehabt, diesen Punkt sehr ausführlih zu behandeln. Jch habe nachgewiesen, daß von Luxus bei der Postverwaltung nirgends die Rede fein kann. Es beruht das auf einer Verwechselung von Luxus und Stil.

Gndlich hat er gesagt, daß bei diesen Bauten leider öfter3 der Gescbmack vermißt werde. Ja, meine Herren, ich glaube, daß der geehrte Herr Abgeordnete für Lübben sich im vollen ider- \pruch befindet mit vielen Mitgliedern dieses hohen Hauses, welche bei verscbiedenen Gelegenheiten früher, zum cispiel die Herren Abgg. Windthorst und Stumm, und so anch heute die Merten von mehreren Seiten dieses Hauses den Geshmack der Post-

auten gebilligt haben, auh der Hr. Abg. Möller hat dies aner- kannt. Ich weiß auch, daß verschiedene Fachschriften diese Seite hervorgehoben haben, im günstigen Sinne ; ebenso ist das im Aus- lande anerkannt, welches sein Interesse durh Cntsendung verschiedener Kommissarien bekundet hat, die diese Gebäude hier in Augenschein nehmen. Ueber den Geshmack will id mit dem geehrten Herrn Ab- geordneten niht reten nah dem bekannten Satze. Es gehört ja, um ein solches Urtheil auszusprechen, ein großes Verständniß dazu, was ih ihm in keiner Weise absprebe. Mitunter soll ja auch nur das Bewußtsein eines solchen Verständnisses dazu ausreichen. Jch glaube aber, daß der Herr Abgeordnete das nöthige Verständniß besizt, um ein solches Urtheil auszuspreden, ih möchte dann aber darauf auf- merksam macen, daß er mit diesem Urtheil über den Mangel an Geschmack bei den Postbauten ziemlich allein dastehen wird.

Nun, meine Herren, zum Schlusse gestatten Sie mir noch einige Bemerkungen. Wenn hier so vielfach von den Bauten die Rede gewesen ist, die cinem großen Theil unserer Debatten in Anspru genommen haben, so erkläre ih mir das wesentlih dadur, daß die Postverwaltung die einzige große Civilverwaltung ist innerbalb des Rahmens des Reiches und daß nicht Gelegenheit ift, hier im Reichstag zu erörtern, welche Bauten nun in anderen ähnlichen großen Civilressorts vorgenom- men werden. Das erklärt vielleicht viele der Urtheile und Ansichten und vielleicht auch Voreingenommenkheiten, die fich da gebildet haben. Ih würde nun sehr erfreut sein, wenn das, was ih die Ehre gehabt, anzuführen, einigermaßen dazu beitragen sollte, die Anschauungen, welche auf diesem Gebiete obwalten, zu berichtigen, sie auf ein ent- sprecherdes Maß zurückzuführen und in Einklang zu seßen mit der Wirklichkeit der vorhandenen Thatsaben. Auf der anderen Seite dürfen Sie überzeugt sein, daß die Verwaltung die Erörterungen, welche hier aus Anlaß der Postbauten ftattgefunden haben, jederzeit erau in Erwägung ziehen und daß sie sih bemühen wird, zwischen eiden Seiten die rihtige Durcscnittslinie zu finden. Die ab- weichenden Urtheile und die Shwierigkeiten, welchen viele menschliche Unternebmungen begegnen, erklären sh aus den im Kampfe liegenden Interessen, die sib bei jedem" öffentliben Unternehmen ja noch steigern und besonders geltend mahen. Sie dürfen vertrauen, daß die Verwaltung sich bemühen wird, diejenige richtige Mitte nicht zu verlassen, deren Junehaltung auf dem spröden Gebiet entgegen- geseßten Auffassungen ja Überall die Aufgabe und der Ruhm der menschlihen Vernunft ift.

Der Abg. Dr. Stoll (Greifswald) bemerkte, der Abg. Reichensperger wolle, wie ihm scheine, die Architekten zu sehr einshränken. Er würde .es außerordentlich bedauern, wenn man um einiger Tausend Mark willen die künstlerishen Jn- tentionen bei den Postgebäuden beeinträchtigen würde. Der Staatssekretär habe gesagt, daß derselbe das Prinzip befolge, bei den Bauten in den verschiedenen Städten, sich dem dort herrschenden Geshmack anzuschließen. Was könne für das Kunsthandwerk förderlicher sein? Die Façaden müßten \{hön, funstreih und solide gebaut werden. Er finde die Super- revision, die man mit den Façaden hier vornehme, gehe zu weit. Nach den vorgelegten Plänen der neuen Postgebäude würden viele nah ihrer Fertigstellung einen ausgezeichneten Eindruck machen.

Der Abg. Münch erklärte, er sei ein entschiedener Gegner alles Luxus bei den Postgebäuden; dieselben müßten zwar solide gebaut sein, aber wenn man auf den Erwerb billigerer Baustellen ate, und nichts für luxuriöse Ausstattung bewillige, würde man beim Postbauetat Millionen ersparen können; es dürfien namentlih nit so kolossale Dienstwohnungen ange- legt werden. Er gebe zu, daß alle Städte mit größerem Ver- kehr ein eigenes Postgebäude haben sollten. Aber wenn man durch Vermeidung von Luxus Millionen spare, so könne man ja dafür mehr Postgebäude errichten. Den unteren Postbeamten nüßge man gewiß nicht durch die luxuriösen Bauten. Baue man lieber billiger, und vertheuere man diesen Beamten nicht U neue Steuern und Zölle die nothwendigen Lebens- mittel.

Der Direktor im Reihs-Postamt Dr. Fischer rechtfertigte nochmals das Verfahren der Postverwaltung ; er sehe nicht ein, wie man Millionen beim Postbauetat erjparen wolle, da dieser Etat doch durchschnittlih nur 2 Millionen Mark jährlich betrage. Mit Einrihtung der Dienstwohnungen gehe die Verwaltung sehr sparsam um, und lasse sie nur da zu, wo sie dur die Natur des Betriedes und die hohe Verantwort- lichkeit der betr. Aemter unmittelbar geboten seien.

Der Abg. Dr. Möller verwahrte sih dagegen, mit seinen Kritiken der Postgebäude einen Angriff auf die Postverwal- tung verbunden zu haben. Die Abgg. Reichensperger und Mün seien zu ihren Ausführungen nur durch persönliche Liebhabereien veranlaßt. Man möge die Resolution als eine Norm für die Zukunst annehmen. i

Die Diskussion wurde geschlossen. Persönlih bemerkte der Abg. Prinz zu Schönaih-Carolath, er habe dem Staats- sekretär zu erklären, daß er Vertreter niht nur für Lübben, sondern au für Guben sei. Der Wahlkreis heiße Lübben- Guben. Wenn der Staatssekretär geäußert habe, er (Redner) wünsche die Postgebäude in ganz entlegenen Gegenden auf- geführt zu sehen, so erkläre er, daß er das nicht gesagt habe. Er habe nur gewünscht, daß die Postgebäude auf wohlfeilerem Grund und Boden errihtet würden, selbst wenn sie dadur in etwas entlegenere Straßen komen würden. Er bedauere, daß seine sahlichen Ausführungen, vermuthlih aus Mangel an sach-

lihen Gründen, von dem Staatsse"retär so unrichtig wie möglih wiedergegeben worden seien.

__ Der Präsident von Levegow unterbrah den Redner, da dies keine persönlihe Bemerkung sei.

__ Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen, e Resolution Möller wird in dritter Lesung zur Abstimmung

ommen.

Jm Tit. 19 werden zur Herstellung eines neuen Dienst- gebäudes in Verden als erste Rate 50 000 4 verlangt. Die Kommission beantragte diese zu streichen.

Der Abg. Frhr. von Arnswaldt-Hardenbostel bat den Antrag abzulehnen. Jn der Kommission sei das Bedürfniß niht bemängelt, sondern nur an dem vorgelegten Bauplane Ausstellungen gemacht worden.

Der Bundeskommissar Ober-Postrath Fritsh bat wegen us S Verden bestehenden großen Mißstände die Position zu ewilligen.

Nachdem noch Abg. Dr. Windthorst in demselben Sinne gesprochen hatte, wurde die Position abgelehnt.

__ Eine längere Debatte knüpfte sich an den Titel 20. Jn diesem werden zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Hamburg erste Iîate 464 000 M gefordert. Die Budgetkom- mission beantragte, diese zu streichen, dagegen 64 000 #4 zu bewilligen zur Bestreitung der erforderlihen Miethe in Folge des zur beabsichtigten Herstellung eines Dienstgebäudes in Hamburg abgeschlossenen Tauschvertrages.

Der Abg. Dr. Stoll (Greifswald) beantragte für das Hamburger Postgebäude eine allgemeine Konkurrenz der deutshen Architekten auf Grund der vom deutschen Architekten- verein formulirten Bedingungen zu veranstalten. Durch eine solhe Konkurrenz könnten auch jüngere, bisher niht beactete Kräfte in den Vordergrund gelangen, wie sih dies erst vor Kurzem bei dem neuen Reichstagsgebäude gezeigt habe.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) erklärte, Hamburg brauche, wie in der Kommission hervorgehoben worden sei, eigentlih sogar zwei neue Postgebäude. Die Unmöglichkeit, über diese beiden Postgebäude so schnell zu disponiren, sei eigentlih der Hauptgrund gewesen, aus dem die Kommission die Ablehnung vorzuschlagen beshlossen habe. Aber auch für den Fall der Bewilligung der Position sei er niht für die Veranstaltung einer Konkurrenz. Mit solhen habe Hamburg bisher wenig Glück gehabt. Bei der Konkurrenz für den Bau eines neuen Rathhauses sei als Sieger der Architekt hervor- gegangen, welcher die Nikolaikirche erbaut habe. Dieser prämiirte Entwurf sei durchaus gothish gehalten ; der Staatssekretär könne daraus erkennen, daß man in Hamburg diesen Styl nicht für ungeeignet halte. Dieser Entwurf sei aber aus mehreren Gründen nicht zur Ausführung gekommen. Troßdem eine solche Konkurrenz seitdem wiederholt worden sei, sei das Rath- e in Hamburg noch immer nicht erbaut. Er halte es auch ür bedenkflih, daß so viel Arbeit und Zeit der Architekten auf diese Konkurrenz verwandt werden solle. Nachher herrsche ewöhnlih eine bittere Enttäushung, wie man dies ja auch ei der neuesten Konkurrenz um das Reichstagsgebäude ge- sehen habe. Er glaube, daß junge Architekten durch eine solche Konkurrenz eher ente als ermuthigt würden.

Der Staatssekretär Dr. Stephan erwiderte, er könne eine Befürwortung des Antrags Stoll nit in Aussicht stellen, und zwar aus den von dem Vorredner entwickelten Gründen.

Der Referent Abg. Dr. Frege erklärte, die zuerst auf 2 500 000 M festgeseßten Gesammtkosten des Baues seien nah einer Superrevision des Projekts auf 2200 000 4 herabgesetzt worden. Der gewählte Bauplayz sei ein nach jeder Rülcksicht befriedigender, aber der Bauplan habe der Kommission nicht in gleiher Weise gefallen, besonders halte fie die beiden Thürme für überflüssig. Um also einen besseren Bauplan zu erhalten, der Stadt Hamburg aber das Vorkaufsrecht für den in Rede stehenden sehr günstigen Bauplay zu lassen, mache dem Hause die Kommission ihren Vorschlag.

Hierauf ergriff der Staatssekretär des Reihs-Postamts Dr. Stephan das Wort:

Meine Herren! Ich mötte nur eine Anführung des geehrten Herrn Referenten nicht ohne Widerspru bier passiren lassen, und das ist die, daß in der Budgetkommission gerade wegen der überaus reihen Ornamentik bei diesem Bau viele Bedenken erregt worden sind. Das habe ich nicht vernommen, ich habe ja den Verhandlungen der Budgetkommission täglich beige- wohnt, und ich weiß au, daß über den Bau in Hamburg, nament- li über die Wahl des Bauplagyes, ‘über den Umstand, ob' ein oder mebrere Postgebäude errihtet werden sollten, über die ganze Anlage weitläufige Debatten stattgefunden haben. Im Allgemeinen ist aber oen diesen Bauplan mit Ausnahme der Thürme, die allerdings Gegen-

and verschiedener Bedenken waren—es ist für mih wichtig das ie stellen, wegen der künftigen anderweiten Gestaltung des Planes Wesent- liches nit geltend gemacht worden. Wir haben auch jene Bedenken nit theilen können, weil bei einer so außerordentlich ausgedehnten Fagçade, wie sie die Konfiguration des Grundstückes mit {i bringt, es nach unserem ästhetishen Gefühl und nah unserer Auffassung nötbig ift, entweder durch Risalite, die aber noch theurer zu stehen Tommen würden, oder durch Thürme eine gewisse Unterbrechung oder Gliederung, sowie namentlich eine Betonung der Eden eintreten zu lassen, wenn das ganze Gebäude niht den Eindruck einer ermüden- den Einförmigkeit hervorrufen soll. Daß wir mit dieser Auffaffung nit nur nicht allein dastehen, sondern den gewi{htigsten Alliirten haben, den man wobl eben bei dieser Frage besiyen kann, werde ich die Ehre baben, gleich darzuthun. Diese großen Projekte werden beftehenden Allerhöchsten Bestimmungen gemäß ftets der Aka- demie des Bauwesens zur Begutachtung vorgelegt. Die Akademie des Bauwesens hat von dem Ergebniß ihrer Berathungen über diesen Gntwurf der Central-Postverwaltung Mittheilung gemacht, und es heißt in diesein Schreiben aus dem Sommer voeigen Jahres:

Die Akademie des ues Abtheilung für Hochbau, hat in der Sitzung vom 18, Juli den Entwurf einer eingehenden Be- \sprebung unterzogen und giebt ihr Gutachten dahin ab, daß derselbe in seiner klaren und übersichtliben Anorduung und in seinem ehenso würdigen als entsprehenden Aufbau für die weitere Bearbeitung des Projektes als eine sehr zweckmäßige Unterlage dienen wird.

Das Projekt ift auf Grund des erften Entwurfes in der Weise bearbeitet worden, wie Sie es vorfinden, hat nacher zur Super- revision bei der Ministerialinftanz des preußen Bauwesens vorge- legen und hat dann diefe Geftalt erhalten. Also ich kann das nicht anerkennen, daß bei diesem Bau etwa ein großer Luxus, ein reiher Prunk entfaltet sei, sonden er geht keineswegs über die Grenzen desjenigen hinaus, was dem wichtigsten Reichs» ebände in Hamburg und größten Verkehr8gebäude im ganzen Norden, owie der ersten Handels- und Seestadt des Deutschen Reiches von Rechtswegen zukommt.

Jch würde es aufs Lebhafteste bedauern, wenn dur die Ver- \sagung der ersten Baurate dieser so äußerst dringende und wichtige Bau noch auf ein Jahr hinausges{oben werden sollte. Es kommt in Betracht, daß wir, abgesehen davon, daß der Senat und die Bürgershaft Hamburgs uns sehr entgegengekommen sind bei den Bedingungen wegen des Bauplazes, wir au einer moralishen Verpflihtung entsprehen würden, wel/he das Reich gegen Hamburg hat aus der Beftimmung in der Verfaffung,

wonach während der ersten acht Jahre die Uebersbüfse der einzelnen

ostverwaltungen bei den Hansestädtea niht in deren Kassen abge- fert werden sollten, sondern nur zur Hälfte, während die andere

älfte zur Verbesserung der Postzustände in den Hanse-

ädten, welhe ja befkfannilid an der Zersplitterung Deutsch- sands litten, beseitigt werden Daß bierzu in erster Linie die Herstellung eines großen Central-Postgebäudes, welches bis dabin noch mangelt, gehört, das dürfte wohl auf der Hand liegen und ih kann auch aus diesem Grunde und mit Rücksicht auf die NBetriebsinteressen nur den Fulrás wiederholen, daß Sie bei dem Saye im Etat stehen zu bleiben belieben und die erste Rate, also 400 000 4, für den Beginn des Baues bewilligen möchten.

Es kommt {ließli in Betracht, meine Herren, ein so großer Bau dauert cine Reihe von Jahren, es sind fünf Jahre in Aussicht genommen. Nun haben wir in der Kommission mitgetheilt, daß in den leßten fünf Jahren der Verkehr in Hamburg sich fast verdoppelt hat. Es sind über tausend Personen im Post-_ und Telegraphendienst in Hamburg allein beshäftigt. Nun nehmen Sie an, daß das in den nächsten fünf Jahren so weiter geht, in welchen Zuständen werden wir uns dann befinden, wenn das neue Gebäude nicht fertig ist. Wer soll die Verantwortlichkeit dafür übers nehmen, daß dieser riesige Betrieb mit allen den Anforderungen, die an seine Sicherheit, an seine Zuverlässigkeit unbedingt gestellt werden müssen, noch mit Ocdnung zu bewältigen isi, wenn er nach fünf Jahren sich uno in den bisherigen \{lechten und isolirt von einander gelegenen Gebäuden befindet. E ; /

Jch bitte Sie also dringend: Berücksichtigen Sie alle diese Ver- bältnisse, die auch_von der Verwaltung gründlich erwogen worden find, und sprehen Sie si dur Ihre Abstimmung dafür aus, daß der Bau s{chon in diesem Jahre begonnen und die erste hier aus- stehende Rate bewilligt werde. Jh versprebe Ihnen, darauf Rück- iht zu nehmen, es läßt siþ das während des Baues leiht Pertstelligen, daß wenn möglich die Thürme beseitigt werden und daß jede irgend wie zulässige Vereinfahung der Façade erfolgt. Den Verlust von einem Jahre aber vermag ih absolut niht einzu- bringen. Es kommt noch dazu, daß die 64000 4 Miethe zum Ueberfluß ausgegeben werden.

Demnächst nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Hamburgischer Minister - Resident Dr. Krüger, wie folgt, das Wort:

Der Herr Referent hat in seinem Vortrag bemerkt, der Zweck des Antrags der Budgetkommission gehe dahin, daß“ auf alle Fälle der Erwerb des Bauplayes in Hamburg gesichert werde. Diese Aeußerung veranlaßt mich zu einigen Bemerkungen, und da darf ich Ihnen zunächst nicht verhehlen, daß ein Beschluß des hoben Hauses, welher nad dem Antrag der Budgetkom- mission den Bau des Postgebäudes selbst vertagte, für

amburg eine sehr unerwünscbte Lage herbeiführen würde. Lange chon ist von Seiten der Reichs-Postverwaltung das Bedürjniß betont, dem Zustande der Zersplitterung, in dem das Postwesen in Hamburg sich befinde, ein Ende zu maten, und seit Jahren ift darüber verhandelt worden. Aus dem Munde sowohl des Herrn Referenten als des Herrn Chefs der Reich8-Postverwaltung haben Sie gehört und auc die Erläuterungen zum Etat bestätigen es, daß Hamburg den Wünschen und Interessen der Reichs-Postverwaltung nah Möglichkeit entgegengekloumen ist. Indem es den _Kauf- preis eines Grundstück3, das sich unter den jeßigen Verhältnissea für 2 000 000 Æ würde verwertben lassen, auf 1600 C00 Æ, also um 400 000 M ermäßigte, hat Hamburg unleugbar der Herstellung des Postgebäudes ein erhebliches finanzielles Opfer gebraht. Vorausgesetzt war dabei freilich, was aub der Herr Referent {on bemerkte, daß das mit Hamburg vorläufig getroffene Abkommen zum 1. Mai d. J. zur Perfektion gelangen und der Bau dadur gesichert werde. Wie aber würde \sih die Sathlage gestalten, wenn der Antrag der Budgetkommission von dem hohen Hause angennommen würde? Das Reich würde den Beitrag, den Hamburg leistet, bereitwillig entgegen- nehmen, es würde einen werthvollen, {ôn gelegenen Bauplapy in Hamburg zu einem sehr billigen Preise erwerben, und alles weitere einer ungewissen Zukunft anheimstellen. Meine Herren, ih kann hier zur Zeit nur meine persönlihe Meinung aussprechen, aker ih glaube ïaum, daß ein solhes Projedere der Absicht entspräche, in der das Abkommen mit Hamburg getroffen worden ist, und bei billiger Be- urtheilung der Verhältnisse werden Sie einräumen müssen, daß der hamburgishen Regierung die Erwägung \ich aufdrängen muß, ob sie ihrerseits das Abkommen mit der Reichs-Postverwaltung ratifi- ziren kann, ohne Sicherheit dafür zu baben, daß das Postgebäude auch wirklih zu Stande kommt. Denn, was hier im nächsten Jahre oder gar von einem späteren E in dieser Angelegenheit be- \{lofsen wird, das wird Niemand der Anwesenden vorauszusagen im Stande sein. : .

Es knüpft \sih an diese Sachlage noŸH ein weiteres Bedenken, das in den besonderen Verhältnissen begründet ist, in welchen das projektirte Postgebäude zur neuen NRingstraße in Hamburg steht. Diese Ringstraße ist zur Zeit noch ein ausgedehntes Bauterrain, welches durch Abtragung eines Walles und Niederlegung einer Reihe älterer Häuser in der belebtesten Gegend der Stadt gewonnen ist. Seit zwei Jahren {on liegt dieses Terrain brach, weil die Einthbei- lung desselben in Baupläte bedingt ist dur die Vorfrage, ob das Postgebäude dort errichtet wird oder nicht. Wird es dort nicht ge- baut, so wird die Eintheilung eine wesentlich andere werden, als im entgegengeseßten Falle; ehe über diese Frage nicht entschieden ist, kann mit der Parzellirung und Realisirung des Bauterrains der Ringstraße nicht vorgegangen werden. Sie ersehen hieraus, in welche nach- theilige Lage Sie Hamburg dur einen Beschluß verseßen würden, der den Bau felbst, von dem doch alles abhängt, in ungewisse Zu- kunft vershiebt. Die Folge wäre, daß das große Bauterrain auf weitere Jahre brach liegen müßte, daß dort die Bautkbätigkeit und Entwickelung der Stadt gehemmt würde, und daß Hamburg zu den Opfern, die es bereits dem Reiche brachte, noch die Zinsen des be- deutenden Anlagekapitals zu tragen bätte, welches auf die Herfiellung des Terrains verwandt ist, und welhes nun ohne Ertrag bliebe.

Meine Herren! Es scheint mir nicht billig, Hamburg eine solche Lage zuzumuthen; ob Sie als erste Baurate 464000 oder 26400) M oder wie viel sonst bewiiligen, darauf würde ih vom

a m a n n Weffentlicher Anzeiger.

5. Induetrielle Etablissements,

Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels8- register nimmt an: die Königliche Expeditiou des Deutshen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers:

Berliu 3Ww., Wilhelm-Straße Nr. 32.

hamburgiscken Standpunkt aus weniger Wertb legen, wohl aber dar- auf, daß überhaupt eine Baürate bewilligt werde, weil dadur allein die Sicherheit gewonnen werden könnte, daß nun mit dem Bau au wirkli vorgegangen werden soll. :

Der Abg. von Kardorff beantragte, den ausgeworfenen Betrag von 464 000 A auf 264 000 M zu ermäßigen.

Die Abgg. Münch und Dr. Möller empfahlen dagegen den Kommissionsbeshluß, das heißt die Ablehnung der ersten Baurate, weil die Kommission mit dem Projekte nit einver- standen gewesen sei. Es handele sih nit, wie der Referent sih irrthümlih ausgedrückt habe, um ein Vorkaufsreht Ham- burgs, sondern um die Möglichkeit, einen Tausch vorzunehmen. Die Kommission wolle den Bau nicht in das Ungewisse hin- ausschieben, sondern sie verlange nur ein Jahr Aufschub, damit die Postverwaltung das Bauprojekt vereinfache.

Der Abg. von Kardorff erklärte, in Hamburg könne man nicht ein scheunenartiges Gebäude errichten, wie die Herren vorn Fortschritt mehrfah zu beabsittigen schienen. Eine Großjstadt wie Hamburg könne nicht länger unberüCsichtigt bleiben, zumal das Bedürfniß ein sehr dringendes und Ham- burgs Anspruch ein gerehter sei. Er bitte also, wenigstens 264 000 Æ zu bewilligen, damit der Bau unverweilt begonnen werden köane.

Der Hamburgische Minister-Resident Dr. Krüger erwiderte dem Abg. Möller, es handle sich nur um ein Tauschgeschäst, das als Bedingung dieses Vertrages jedenfalls die sofortige Errichtung des Postgebäudes vorgesehen sei. Nachdem die Superrevision des Projekts, wie ja der Referent ausgeführt habe, die Kosten erheblich herabgesegt habe, habe die finanzielle Seite der Frage heute wohl keine Bedeutung mehr. Schiebe

das Haus die Errichtung des Gebäudes auf, so sei zu be- |

sorgen, daß die gleichzeitig zu errihtenden zollamtlichen Bau- lihfeiten die Preise für Arbeitskraft und Vaterial wesentlih erhöhen würden. Er empfehle daher den Antrag von Kardoff.

Der Abg. Löwe (Berlin) beantragte außer den 64 000 Miethe noch 30 000 f für Projektbearbeitung zu bewilligen. Die Kommission habe sih ‘dem Projekt gegenüber in einer Zwangslage befunden, weil die Errichtung eines Postgebäudes nothwendig erscheine, welches der großen Handelsstadt würdig sei, Auch der vorgeschlagene Plaß sei nach Ansicht der Kom- mission durchaus zwcckentsprehend, troßdem meine dieselbe, das Projekt könne nicht ausgeführt werden. Das neue Post- gebäude sei projektirt im Jnteresse besonders der dur die neuen Zollverhältnisse in Hamburg zu erwartenden Zu- stände. Für die überseeishe Expedition Labe der Staatssekretär in der Kommission gemeint, müsse am Hafen ein zweites Gebäude errichtet werden. Diese Angelegenheiten ließen sih nah Ansiht der Kommission nicht so shnell über- sehen, und man solle ein Jahr warten, um zu sehen, wie sih das Bedürfniß entwickeln werde. Außerdem habe aber die Kommission in irgend einer Form ausdrücken wollen, daß sie ein Postgebäude für Hamburg wünsche und daß sie es für gut halte, wenn das Postgebäude auf dem vorgeschlagenen Plagtze stehen würde. Dadurch, daß das Haus seinen Antrag annehme, dokumentire es, daß es ebenso gesonnen sei, wie die Kommission. Ob die Summe von 30 000 /6 genügend oder zu hoch sei, sei gleihgültig. Wenn nach der Projektbearbeitung noch Geld übrig bleibe, sei es ja nicht verloren, sondern es fönne etwa zum Planiren des dort etwas abschüssigen Terrains verwandt werden.

Hierauf ergriff wiederum der. Staatssekretär des Neihs- Postamts Dr. Stephan das Wort:

Meine Herren! Ich bin dem Herrn Vorredner schr dankbar, daß er erstens die dringende Nothwendigkeit anerkannt hat, in Hamburg mit einem Neubau vorzugehen, zweitens die große Zweckmäßigkeit des gewählten Bauplatzes und drittens das Entgegenkommen, welches der Senat und die Bürgerschaft der Freien und -Hanse- stadt Hamburg bei dieser Gelegenheit bethätigt haben. Ich muß aber zwei Anfübrungen berichtigen, die er gemact hat, und die von wesentlihem Einfluß auf die Entscbließuug sein werden, die der Abstimmung vorangehen müssen. Er hat gesagt, es wäre in der Budgetkommission namentlib durh zwei Umstände eine Einwirkung ausgeübt worden, bloß den Bauplay zu bewilligen und niht den Bau. Einmal wäre es die Rücksicht auf die Zollverhält- nisse gewesen. Er hat angeführt, das neue Gebäude solle in die Nähe derjenigen Bauten kommen, welhe mit dern Anschluß Ham- burgs in Verbindung stehe. Zweitens wäre die Rücksicht auf den Hafen maßgebend gewesen, indem eine ganze Anzahl der ausländischen pi soweit sie übersceish find, im Hafen abgefertigt würden. Nun könne man, wie er ferner gemeint hat, niht übersehen, 0b nicht am Hafen ein zweites Postgebäude zu errichten sei, ob die Stelle des jeßigen Postamts richtig gewählt fei in Beziehung auf die Zoll- und Hafenverhältnisse. Das wären die Gründe gewesen, weshalb die Budgetkommission den Bauplan niht hätte bewilligen wollen, sondern den Aufschub für zweckmäßig erkannt habe. Beide Vorausseßungen träfen niht zu. Es ist in der Budgetkommission von dem Herrn Bundesrathëbevoilmächtigten Ham- burgs und von mir wiederholt geltend gemat, daß die Zollverhält- nisse nit den geringsten Einfluß auf die Wahl des Bauplayes üben Fönnten, daß bevor der Play ausgewählt wäre, eine Kommission des Senats und von Postbeamten zusammen- getreten sei, um zu beurtheilen, ob mit Rüdcksicht auf die Zollbauten vielleiht ein anderer Play zu wählen sei. Man kat sih sämmtliche Pläye, die in Hamburg disponibel waren oder fcet gemacht werden könnten, aufgeben lassen; man hat diese sämmilichen Plätze nach einander geprüft, und es ist die einstimmige Ansicht dahin

1. Steckbriefe und Untersnchungs-Sachen. 2, Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

gegangen, daß dieser Bauplay, auch wenn der Zollanshluß und die

my zu Stande kommen, der einzig richtige und am besten ges e f E A

Ich mötte dabei nob thatsächblich anführen, daß der jeßige Bau- plaß feineswegs entlegen von dem zur Zeit bestehenden Postamte sid» befindet, sondern ziemlich in dessen Nähe ist Das jebige Hauptpoft- amt, wo der Packet- und Geldverkehr ist, befindet si bekanntlih am Gänsemarkt, und dieser Platz ist in der Näkße des Theaters, am Dammthor, also keine große Entfernung. L

Was dann den Hafen angeht, so habe ih ausdrücklich gesagt, es wäre eine Zeitlang in Erwägung genommen, ob mit Rücksicht auf die Scwifféabfertigung in der Nähe des Hafens nit ein zweites Postamt zu begründen sei, das kann man ja miethen. Das hat fich aber bei näherer Prüfung der Sade als niht notbwendig erwiesen gegenüber den großen Vortheilen, welche mit einer Centralifirung des gesammten Post- und Telegraphenwesens in Hamburg auf einer Stelle verbunden ist und die ih nit näher zu \{ildern brauche, da es ja auf der Hand liegt, daß ein Betrieb, den man zusammen hat, \chneller, billiger, einfacher und sicherer hergestellt werden kann, al wenn er sib in mebrere Theile zersplittert. S

Ich habe mir übrigens etinen- Bericht erstatten lassen Über dicse Punkte, weil es unshwer war, vorauszusehen, daß sie in der Budgetkommission zur Sprache kommen würden, und darin ist fol- gendes über den bevorstehenden Ans{luß Hamburgs an den Zoll- verein gesagt:

der für den biesigen Verkebr im Allgemeinen und damit au für den Postversendung8- und telegrapbisben Verkehr einen weite- ren großartigen Aufs{hwung erwarten läßt. Mit Bestimmtheit ift vorauszusehen, daß erst mit dem Wegfall der Zollschranken, welche gegenwärtig der Entwitelung des Hamburgischen Verkehrs mit den Zollinlande in bohem Grade hinderlic sind, die Anziehungskraft der hiesigen Groß- und Handelsstadt mit ihren viclen, der Erleich- terung und Förderung von Handel und Verkehr dienenden Einrichtungen zur vollen Wirkung kommen wird, daß insbesondere Fabriken , welche vorzugsweise für das Zollinland arbeiten, aus anderen, namentlich den benacbarten, im Zollinlande belegenen Orten (Harburg, Ottensen, Wand8beck 2c.) nah Hamburg übersiedeln werden und daß überhaupt Hamburg bei seiner günstigen geogra- pbiscben Lage, seiner großen Kapitalskraft und der Intelligenz und- Betriebsamkeit seines Handelsstandes nah dem Zollanschlusse bald au für den Jalandsverkehr die hohe Stufe erreichen wird, welche es jeßt für den Auslandsverkehr einnimmt. Wenn das Deutsche Reich sich nit dem herbsten Tadel aussetzen will, wird în Zeiten darauf Bedacht genommen werden müssen, an Stelle der {on jeßt durh- aus ungenügenden, geradezu erbärmliben Räumlichkeiten für den aalen Poft- und Telegraphenbetrieb b:fsere und autreichende zu afen.

Meine Herren! Auch hieraus seben Sie die dringende Nothwendigkeit, in Hamburg mit dem Beginn des Baues nicht zu zögérn. Setzen Sie un9 nit in die Lage, eine so nüßlide und gute Sache wegen einer ver- hâltnifmäßig do ganz kleinen und unbedeutenden Summe auf- schieben zu müssen und vielleicht Mißstimmung zu erzeugen weit über den Werth dessen, was sih für den Finanzpunkt ergiebt. Mit der Summe von 300009 A ift absolut nichts zu machen, das liegt auf der Hand, wenn ih auch immerhin das Entgegenkommen anerkenne, was in der Stellung diejes Antrages liegt.

Ic möchte Sie deshalb bitten, ih für den Antrag von Kardorff zu entscheiden, der dahin geht, 264 009 f ftatt 464 00) A in diesem Jahre zu bewilligen, ein Antrag übrigens, der in der Budgetkommission von derm jeßigen Herren Referenten bereits gestellt worden war und ch dort ciner großen Sympathie erfreute. -

Hierauf wurde unter Ablehnung aller Anträge der An= trag der Budgetkommission mit dem vom Abg. Löwe bean- tragten Zusatze genehmigt. :

Zur Erwerbung eines Grundstückes sowie zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Breslau wird eine erste Bau= rate von 359 000 #6 gefordert. Die Kommission beantragte nur 209 000 4 für das Grundstück zu bewilligen, die erste Baurate mit 150 000 A ader abzulehnen.

Das Haus beschloß demgemäß, nahdem der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) den vorgelegten Vauplan einer ein- gehenden und abfälligen Kritik unterzogen.

Auf den Antrag der Kommission wurden an Forderungen der Regierung gestrichen: sür ein Postgebäude in Leer 90 000 é, für Erweiterung des Postgebdäudes in Bromberg 50 000 M (50 000 & wurden nur bewilligt), für ein Post= gebäude in Cüstrin 80000 4, für ein solches in Pößneck 60 000 M, obgleih der Abg. Dr. Baumbach sür diese Forde= rung eingetreten war. :

Zur Erwerbung eines Gebäudes in Glaß werden 151 000 /6 gefordert. Das Postamt dort war bisher miecths- weise untergebracht in einem auf Anregung der Verwaltung von einem Privatunternehmer dazu eigens errihteten Ge- bäude, welches die Postverwaltung auf Grund ihres Vor-=

kaufsrechts nunmehr ankaufen will. i

Die Abgg. Löwe (Berlin) und Richter (Hagen) erblickten. in diesem Vorgehen eine Umgehung des Buogetrehts. Der Staatssekretär lasse einen Bau nach eigener Anweisung er= rihten, und gebe dafür 6 bis 7 Proz. der Bausumme Mieths3= zins, während, wenn man von vornherein den Bau bewilligt hätte, das nur 4 Proz. kosten würde. Derselbe have also auf feine Art das Budgetreht des Hauses umgangen. Da man den Wortlaut des betr. Vertrages nicht kenne, sei min- destens Nückverweisung des Titels an die Kommission erfor= derlih. Man habe alle Ursache, genau alle Forderungen des Staatssekretärs zu prüfen. :

Die Abgg. von Kardorff, Dr. Lasker und Dr. Windthorst bestritten, daß eine Verlegung des Budgetrechts vorliege, da ja nur der Kauf eines Grundstücks gefordert werde.

Hierauf vertagte das Haus die weitere Berathung um

5 Uhr auf Montag 12 Uhr.

und Grosshande!l.

. Familien-Nachrichten.

i . Verschiedene Bekanutmachungen. 3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc. | 7. Literarische Anzeigen.

4, Verleosung, Ámortisation, Zinszahlung U. s. w. von öffentlichen Papieren.

22) M Inserate nehmen an: die Annoncen-Expeditionen des „Jnvalidendauk“, Rudolf Mosse, Haasfenfstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

Anuonceu - Bureaux.

Fabriken

. Theater-Anzeigen. } In e Börsen- u eilage.

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen. | sund, Sprache deutsch. Seins ; E A graue Steckbrief, Gegen den unten beschriebenen Ar- Avoglene "Podenarben ‘und Sommersprofsen Mund groß, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht | wegen Betrugs hinter den

beiter Karl Julius Metlenburg, am 11. Sep- im Gesicht, an der rechten Hand zwei

tember 1846 in Sa tial, Kreis Lebus, geboren, welcher latitirt, ist die Untersuhung2haft wegen Diceadis nah mehrmaliger Vorbestrafung wegen Diebstahls in den Akten I. 1II. A. 9. 82 verhängt.

Finger.

Steckbrief.

leiaubens esten t Beile" MNBf | mige L t 1 M Une ubt wee lee B ntierjuhungs3 - Gefängniß zu Berlin, t1-Mg9a welcher flüchtig ist, i e Untersubungtha egen ( eei Zas Nr. 11/12 abliefern Berlin, den 30, Januar | betrügliwen Bankerotis in den Akten V. K, 11, üs, | zar 1883 hinter die unverchelith i Es wird ersucht, denselben zu ver- gericht I. F. V, O Si Ai Le halten U f e eru E J Alt, aare blond, Stirn hoch, oabi abzuliefern. e s «Moa s “öniali E / : Bart rother Vollbart, Augenbrauen blond, Angen blau, | Nr. 11/12 (NW.), den 31. Januar 1883. Der Unter- Berlin, den 30. Januar 1883. Königliches Amts: | Zerlin, Alt-Meabit Nr. 11/12 (NW.), den 2. Fe Nate gewöhnli, Mund gewöhnlich, Zähne vollstän- | suhungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte I. dig, Kinn gewöhnlich, Gesicht rund, Gesichtsfarbe ge- | Jo hl. Beschreibung: Alter 22 Jahre, geb. 6. 8,

1883. Königliche Staatsanwaltshaft beim Land- | 83. verhängt. 1,65 m, Statur untersett,

Gang. Gegen den unten beschriebenen

60 zu Stettin, Größe 163 cm, Statur unterseßt, N Laote warz, N S Saa \{chwarz, Nase groß, | 1882 in den Akten 83. G. 789, 82. J, Ua. 177. 82.

Steckbriefs-Erledigung. Der ‘unterm 15. Ja-

geriht I. Abtheilung 88. Bardua,

Steckbricfs-Erledigung. Der unterm 25. Märs Kaufmann Michaelis

d, voll, Gesichtsfarbe blaß, Sprache deuts, ge- | Löweuherz, geboren am 25. September 1849 in cid citct. Bctaldere, Kennzälhenz Etwas scleppender | Baruschkirchplap, Kreis Wollstein, erlassene Steckck=

brief wird hierdurch zurütgenommen. Berliu, Alt- Moabit 11/12 (NW.), den 2. Februar 1883. König= liches Amtsgericht T. Abtheilung 83.

Steckbriefs-Erledig:4ng. Der unterm 13, Juki

Martha Pauline Hemmerliug, geboren am : f ellen Adolf Schön+ 11. a 1857 zu Groffen a. O., in den Akten 1882 binter den Ti‘chlerge| f 88. D. 124. 82. erlassene Steckbrief ist erledigt.

älder in actis 84, 6, 1821, 82. J.IV. a. 343. 82. Aiasene Steckbrief wird hierdur% zurückgenommen.

bruar 1883. Königl. Amtsgericht I, Abtheilung 34.

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