1883 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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V ern Tito

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vorlage nah den Beschlüssen des Provinzial-Landtages anzu- nehmen. Der Abg. von Hildebrandt vertheidigte die vom Herrenhause beseitigte Höferolle. Das deutshe Recht kenne eine Altersbevorzugzung bei der Erbfolge niht. Der Staat habe in den alten Provinzen gar kein Jnteresse an der Erhaltung der großen Güter. Betreffs der im 8. 6 ausgesprochenen Taxe glaube er, daß, wenn man einnal das Erbrecht auf dem Anerben basire, wie dies die Vorlage wolle, man diesen au in angemessener Weise bei der Werthshägung

bevorzugen nüsse.

Hierauf wurde die Diskussion ge\s{lo}ssen und der Gesetz-

entwurf einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.

Der Präsident von Koeller beraumte die näahste Sizung auf Freitag 10 Uhr an und seßte auf die Tages- ordnung die erte Lesung der Eisenbahnvorlage. Der- Jelbe führte aus, daß der Landtag, um seine Geschäfte ret- zeitig zu erledigen, namentlich um den Etat frühzeitig an das Herrenhaus bringen zu können, mit dem Reichstage zusan inen tagen müsse. Der Abg. von Bennigsen machte auf die bedenklihen Folgen eines solhen Zusammentagens auf- merksa1a; er sei damit einverstanden, daß die Eisenbahn- und Kanalvvilagé noch in erster Lesung erledigt werde; dann aber müsse man dem Reichstage Zeit lassen, seinen Etat u erledigen. Auch das Abgeordnetenhaus werde mit einem Etat bis Ostern fer ig werden. Der Abg. von Rauchhaupt widersprach diesem Antrage und forderte ein gleich- zeitiges Tagen von Reichstag und Landtag, während der Abg. Freiherr von Schorlemer-Alst \sich dem Wunsche des Abg. von Bennigsen anshloß und davor marnte, durch Druck und Ermattung auf die Einführung zweijähriger

Etatsperioden hin1woirken zu wollen.

Der Abg. Dr. Haenel berief sich auf die Aeußerungen des Reichskanzlers aus früheren Jahren, in denen derselbe stets ausaeführt habe, Preußen dürfe niht das Beispiel geben, daß der Landtag neben dem Reichstage arbeite und ihn störe.

Der Vize:Präsident des Staats-Ministeriums von Putt- kamer empfahl dem Hause, den Vorschlag des Präsidenten an- zunehmen. Jn demselben Sinne sprach sich der Abg.

Stengel aus.

Der Abg. Dr. Windthorst erinnerte dagegen daran, wie früher nah München donnernde Worte gegangen seien, um das Zusammentagen des bayerishen Landtages mit dim Reichstage zu verhindern. Man wolle aber die zweijährigen Etatsperioden forciren; einem solhen Zwange werde er nicht weihen; übrigens möchten die Herren von der Rechten bedenken, daß das Centrum es

in der Hand habe, ihre Pläne zu vereiteln.

Der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums von Putt- kamer verwahrte die Regierung dagegen, daß sie die zweijährigen Etatsperioden durch Forcirung durh- bringen wolle. Wenn das Haus die rechtzeitige Durchbringung des Etats niht ermöglihe, so werde die Regierung das Recht und die Pflicht haben, ihre Meinung in geeigneter Weise vor das Haus zu bringen. An

der ferneren Debatte betheiligten sich 10ch die Abgg. Frhr.

von Minnigerode, von Rauchhaupt, Dr. Haenel, Graf Limburg-

Stirum, von Heydebrandt, Dr, Windthorst und Frhr. von Zedliß und Neufirh. Ein Beschluß wurde nit gefaßt. Schluß 11/2 Uhr. Nächste Sigung: Freitag 10 Uhr.

Hinsichtlih der Rekrutirung der Armee für 1883/84 haben Se. Majestät derx Kaiser und König das Nachstehende bestimmt:

I. Entlassung der Reservisten. 1) Die Entlassung der zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften hat bei den- jenigen Truppen, welche an den Herbstübungen Theil nehmen, am 1. oder 2. Tage nah Beendigung derselben, bezw. nah dem Wiedereintreffen in den Garnisonen stattzufinden. 2) Für das Pommersche Fuß: Artillerie Regiment Nr. 2 und das Schleswigsche Fuß- rtillerie-Bataillon Nr. 9 ist der 31, August, für alle übrigen Truppentheile der 29, September der späteste Entlassungstag der Reservisten. Das Nähere bestim- men die betreffenden General-Kommandos, für die Fuß-

Artillerie die General-Jnspektion der Artillerie. 3) Die zu

halbjähriger aftiver Dienstzeit eingestellten Trainsoldaten sind am 31. Oktober d. J. bezw. 30. April k. J. zu entlassen, die Defonomie: Handwerker am 29. September d. J. 4) Be- urlaubungen von Mannschaften zur Disposition der Truppen- theile haben an den Entlassungsterminen insoweit zu erfolgen, daß Rekruten nah Maßgabe der unter 11. bezeihneten Quoten zur Einstellung gelangen können.

II, Einstellung der Rekruten. 1) Zum Dienst mit der Waffe sind einzustellen: bei den Jataillonen der älteren Garde-Jnfanterie-Neaimenter, denen des 1. Rheinischen Jn- fanterie:Regiments Nr. 25, des 3. Rheinishen Jnfanterie- Regiments Nr. 29, des 5. Pommerschen Jnfanterie:Regiments Nr. 42, des 8. Ostpreußischen Jnfanterie-Negiments Nr. 45, des 2, Niederschlesishen Jnfanterie-Regiments Nr. 47, des 7. Brandenburgischen Jnfanterie-Regiments Nr. 60 je 225 Rekruten, bei den übrizen Bataillonen der Jnfanterie, Jäger und Schüßen je 190 Rekcuten, bei jedem Ka- vallerie - Regiment mindestens 150 Rekruten, bei den reitenden Batterien mindestens je 25 Rekruten, bei den übrigen Feld - Batterien mindestens je 30 Rekruten, bei den Bataillonen d s Rheinischen Fuß: Artillerie-Regiments Nr. 8 und des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 10 je 200 Re- Truten, bei den übrigen Fuß-Artillerie- und Pionter-Bataillo- nen je 160 Rekruten, bei den Bataillonen des Eisenbahn- Regiments mindestens je 135 Rekruten, bei jeder Train- Compagnie zu dreijähniger aktiver Dienstzeit mindestens 15 Rekruten, zu halbjähriger aktiver Dien1nuzeit im Herbst d. Js. und im Frühjahr k. Js. je 44 Rekruten. 2) An Oekonomie- Handwerkern haben sämmtlihe Truppentheile minde- stens ein Drittel der etatsmäßigen Zahl einzr stellen. 3) Für den Fall, daß bei einzelnen Truppen- theilen eine Aenderung der vorstehenden Zahlen noth- wendig erscheinen sollte, ermächtige Jch das Kriegs-Ministerium zu bezüglichen Anordnungen. 4) Die Einstellung der R-kru- ten zum Dienst mit der Waffe hat bei sämmtlihen Truppen- theilen nah näherer Anordnung der diesen leßteren vorgesehß- ten General-Kommandos in der Zeit vom 5. bis 10. November d. Js. zu erfolgen; nur die für das Pommersche Fuß:-Artillerie- Regiment Nr. 2, das Schleswigshe Fuß: Artillerie: Bataillon Nr. 9, die Unteroffizier-Schulen, sowie die als Oekonomie- Handwerker ausgehobenen Rekcuten sind am 1. Oktober d. Js. und die Trainsoldaten für den Frühjahrstermin am 1. Mai T. Js. einzustellen.

Wird vor dem Abschluß einer Ehe dem Bräutigam von seinen fünstigen Schwiegereltern eine dauernde Ja hre s- rente als Beitrag zu dem Lebensunterhalt des künstigen

Ehepaares \{riftlich zugesichert, und geht der Bräutigam mit der Tochter auf Grund dieser Zusage die Ehe ein, so hat der Ehemann, nach einem Urtheil des Reihsgerichts, IlI. Civil- senats, vom 5. Januar d. J., gegen seine Schwiegereltern ein Klageret auf regelmäßige Zahlung der Rente an ihn, und dieses Recht bleibt ihm auch dann ungeshmälert, wenn seir.e Ebefrau sich von ihm faktish trennt, ohne daß eine rehts- gültige Scheidung der Ehe erfolgt.

_— Zur Theilnahme an dem neuen Kursus der Artil- lerieschießshule is wiederum eine große Anzahl von Hauptleuten und Lieutenants der Artillerie kommandirt wor- den und hier eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Albatroß“, 4 Geshügte, Kommandant Korvetten-Kap:tän von Pawelsz, ist am 3. Ja- nuar cr. in Mont-:video eingetroffen und beabsiht?!gte am 9. T cr. nah Frey-Bentos und Paysandu in Uruguay zu gehen.

Baden. Karlsruhe, 5. Februar. (Shwäb. M.) Dur die eingehende Erörterung der bäuerlihen Verhältnisse und des landwirthschaftlihen Nothstandes ist auch der B: stand der sogenannten geschlossenen Hofgüter, deren es wenigstens in einzelnen Landesth-ilen noch viele giebt, wieder mehr in Die neuere Zeitströmung drängt troß mancher niht abzuläugnenden Mißstände mehr auf die Erhaltung dieser Güter hin, wozu auch dás Edikt von 1808 geseßlihe Anhaltspunkte bietet; in ver'angenen Jahrzehnten suchte man umgekehrt dur die Parzellirung dieser Güter die landwirthschaftlic en Jnteressen zu heben und den Ertrag zu steigern. Diese legtere Anschauung ist vielleicht au jeßt noch die stärker vertretene.

i- L. Gera, Heute Vo'mittag, an ihrem Silber-Hochzeitstage, empfing Fürstliche des Landtages.

fassungsmäßige Wirken des Fürsten und den mildthätigen Sinn der Fürstin feiernde Adresse in reiher Ausstattung. Der Fürst sprach seinen Dank für die Kundgebung des Land- tages aus und versicherte die Deputation cines Wohlwollens und seiner Liebe für Land und Volk. Gera ist eine „Hcinrich - Agnes - Stiftung“ mit einem Kapital von 10000 # _ gemacht worden, aus dessen Zinsen würdige Eyepaare der Stadt, die ihr Ebejubiläum feiern, am 6. Fe- bruar jährlih unterstüßt werden sollen. fammer, die Damen der Stadt Gera, Korporationen und Vereine haben dem Fürstlihen Paare reihe Jubelgaben dar-

den Vordergrund getreten.

5. Februar. (Thür. Corr.)

Deputation

überreichte edle ver-

Seitens der Stadt

Die Geraer Handels-

Großbritannien und Jrland. London, 6. Februar. (W. T. B.) Heute fand ein Kabinetsrath statt, welhem mit Ausnahme des Premiers Gladstone sämmtlihe Minister sowie der Vize- König von Jrland, Spencec, beiwohnten. Die Berathung dauerte 3 Stunden. Spencer, Hartington und Harcourt wurden bis zur Thür des Schazamts von Detektives Heute wurde ein Gefangener aus einem hiesigen Ge- fängnisse n ch dem Ministerium des Jnnern gebracht, wo ein eir stüntizes Verhör wit ihm angestellt wurde. Dem genaue Jnformationen bezüglich der irischen Revolutionspartei ertheilt. Die Befehle zur Verhaftung von Davitt, welche vor Kurzem wegen aufrührerisher Reden zu 6 Mo- naten Gefängmß verurtheilt wurden, sind nunmehr erlassen

Vernehmen nach hat „derjelbe

Das Datum für den Zusammentritt der Donaukon- ferenz ist noh nicht festge/eßt; voraus chtlih findet dieselbe am Donnerstag oder Freitag statt. Der rumänische Ge- sandte Fürst Ghika hatte heute eine Konferenz mit Lord Granville im Auswärtigen Amte.

Dublin, 6. Februar. (W. T. B.) Der Deputirte für Werford, Healy (Parnelit), hat sein Mandat als Mit- glied des Unterhauses niedergelegt, weil er während der ses: monatlichen Gefängnißhaft, welche er im Begriff ist anzu- treten, den Sig im Parlament nicht unbeseßt lassen wollte. Die große Jury hat die Anklageakte gegen das Par- lamentêmitglied O'Brien anläßlich seines in dem Journale „United Freland“ publizirten aufrührerischen Artikels b- stätigt.

Frankreich. Paris, 5. Februar. fand in den Abtheilungen des Senats die Wahl der Kommission für die Prätendentenvorlage statt. Die Senatoren waren außerordentlih zahlreih erschienen, und es herrschte in den Couloirs eine große Bewegung, da auch De- putirte, Journalisten und Berichterstatter in Menge anwesend waren, die in lebhafter Diskussion das vorauéësihtliche Er- gebniß der Wahl b:csprachen. nun war folgendes: Es wurden gewählt: 1. Bureau: Hr. Barthélemy- Saint: Hilaire (gegen die Vorlage) mit 14 Stimmen gegen Gaston Bazille, (aegen) 18 St., Honoré 11 St. ; 3 Bureau: Béranger (gegen) 19 St., Humbert 13 St.; 4. Testelin (für die Vorlage) 15 St., Gaultier de Runilly 14 St,; 5. Cordier (gegen) 15 St,, Challemel-:Lacour 14 St.; 6. Graf Saint-Vallier (gegen) 19 St., Parent 11 St.; 7. Jouin (gegen) 15 St., Salireuve 12 St.; 8, Leon Say (gegen) 15 St., Claude 13 Skt. ; 9. Waddington (gegen) 13 St., Chamagéran 10 St. also besteht die Kommission aus aht der Vorlage, ja selbst meistens auch jeder Transaktion feindseligen Mitgliedern und nur aus einem derselben geneigten. stimmte die Rechte überall für diejenigen Republikaner, welche sich gegen das Geseg erklä:ten) vereinigten 142 Stimmen, hingegen die Partisane der Vorlage nur 109. Außerdem wurden vier unbeschriebene Stimmzettel abgegeben.

Am vergangenen Sonnabend hatte der Staatsanwalt in der Affaire des Prinzen Napoleon sein Gutachten ab- gegeben, nahdem ihm, gemäß den Bestimmungen des Gesezes, das betreffende Dossier vom Untersuchungsrichter übermittelt worden war, und das leßtere sodann sammt seinem Gutachten an den Untersuchungsrichter wieder zurückgegeben. Dieser nun hat heute Morgen die Verweisung der Sache vor die Anklage- kammer verfügt und davon dem Pri: zen Napoleon Mittheilung ge- macht. Der Prinz Napoleon wird sonit definitiv angeklagt, ein Attentat begangen zu haben zum Zweck, die Form der Regierung zu Str.-G.-B.). Nach den Bestinimungen des Art. 133 der Straf- prozeß Ocdnung muß nun der Staatsanwalt unverzüglich die Akten an den Ober-Staatsanwalt übersenden.

(Fr. Corr.) Heute

Das Resultat der letzteren

10 Stimmen;

Jm Ganzen

Die Gegner (und zwar

ändern oder umzustürzen

Ordnung, muß innerhalb fünf Tagen nah Empfang des Dosfiers die Sache studirt haben und seinen Rapport spätestens in den folaenden fünf Tagen deponiren. Hiernach hat dann die Anklagekammer innerbalb dreier Tage zu entscheiden, ob gegen den Prinzen eingeschritten werden soll oder niht. Bleibt die Anklage auf G:und des Artikels 87 deg Strafgeseßbuchs aufreht erhalten, so kommt der Prinz Napo- [eon vor die Geschworenen.

—_ 6. Februar. (W. T. B.) Die Kommission des Senats zur Vorberathung des Entwurfs gegen die Prätendenten wählte Allou zum Bericht: erstatter. Derselbe wird morgen mit mehreren Ministern fonferiren und am Donnerstag dem Senat seinen Be- richt vorlegen. Die Berathung der Vorlage wir voraus- sitlih am Donnerstag oder Freitag stattfinden. Wenn die Vorlage, wie man allgemein annimmt, abgelehnt wird, so wird ein neues Kabinet gebildet werden. Dem „Siécle“ zufolge hatte der Präsident Grévy eine lange Unterredung mit Fer r y. Das Gerücht von der Fr. ilassung des Prin- zen Napoleon entbezrt der Begründung.

Amerika. New-York, 6. Februar. (W. T. B.) Die Uebershwemmungen in den Wesistaaten sind in erheb- lichem Rückgange begriffen.

Mittel:Amerika. Mexiko, 6. Februar. (W. T. B.) Der englische Konsul Carden aus Havanna ist hier eingetroffen, angeblich mit der Mission, auf die Förderung des Handels zwischen England und M. xiko hinzuwuken, die auf die mexikanishe Staatsschuld bezüglihen Fragen zu regeln und die dipl!omatishen Beziehungen zu Mexiko wieder anzuknüpfen.

__ Afrika. Egypten. Kairo, 6. Februar. (W. T. B.) Die internationale Entschädigungskommission hielt heute ihre erste Sizung ab; man gab der Hoffnung Ausdruck auf eine prompte und billige Regelung aller Ent- shädigungsansprüche.

Zeitungsftimmen.

_ Der „Weser-Zeitung“ wird aus Oldenburg ge- schrieben :

_ Die Befür&tung, daß die Bestimmungen der Gewerbeordung über die Innungen nibt ausreihen würden, um zur Bildung vou Innungen zu führen, ist für unsere Stadt jedenfalls nit zugetroffen. Ein Gewerk nat dem anderen konstituirt sich als Jnnung und zwar unter Zugrundelegung des im Reichéamte des Innern auzgearbeiteten Normalstatuts, welces nach der Anschauung unserer Handwerker- kreise die Möglichkeit giebt, die Innungen so einzurichten, wie es den Zwecken des Handwerks dient. Dabei muß konstatirt werden, daß auch die austgesprohen fortshrittliven Elemente unter unseren Handwerkern, die den Zwangeinnungen sehr abhold gegenüberstehen, mit großem Eifer sih an der Konstituirung der Innungen betheiligen. Sie gehen dabei von der gewiß richtigen Ansicht aus, Taß es nur ¡um Segen des Handwerks ereien kann, wenn das Gute, das die alten Zünfte doch unzweifelhaft hatten, wieder neu belebt wird, und das be- stand hauptsächlih in der planmäßigen Ausbildung der Lehrlinge und Gesellen und in dem auf gemeinschafilbe Interessen geg1 ündeten Corpêgeist, der die Ehre des Handwerks nicht nur in moralischer, sondern auc in tecnisher Beziehung bocbhielt. . Sehr bald werden diejenigen Meister, die keiner Jarung angebören, zu der Ueberzeugung fommen, daß, wenn ein Handwerk an einem Orte zu einer Innung zusammengetreten ist, ein Einzelner ohne Schaden für seinen Betrieb si doch nit wobl außerhalb der J.nung stellen kann; und so wird ohne Zwang erreiht werden, was die konservative Partei mit Zwang vi-lleicot nicht erreicht härte.

Jn der „Berliner Börsen-Zeitun'g“ lesen wir: Na Berichten aus verschiedenen industriellen Bezirken erfreut sih die Tuchfabrikation gegenwärtig einer hohen Blüthe. Sonder- barer Weise befinden sich aber gerade unter den Industriellen dieser Branche die heftigsten Gegner der reuen Wirthschaftspolink, indem sie mit dem Nuten nicht zufrieden sind, welchen das Geschäft ab- wirft. Dies stimmt indeß wenig damit übercin, daß vorzugéweise in der Tucbindustrie bedeutende Neuanlagen und Vergrößerungen vorgekommen und hierbei die von dem Anlagekapital zu erwartenden Renten sicherlich zuvor genau berechnet worden sind. So ist in Cottbus eine ganz neue Fabrik mit einem Anlagekapital von ca. 300009 F unter den Auspizien eines Hamburger Export- hauses erribtet worden, welche fontraktmäßig zchn Jahre lang aus- scbließlih für dieses Haus arbeiten wird. Ein derartiges Ünter- nehmen würde jedenfalls nicht gewagt werden, wenn die deutsde Tucbfabrifation nit rentabel und auf dem Welt- marfte ni@t fonfurrenzfähig =äre. Allerdings gehört zu einem glüctlihen Erfolge in derielben vor Allem, daß die für den Markt passende Waare fabrizirt wird. Jn dieser Beziehung bemühen fich die intelligenteren Fabrifanten neuerdings, vermittelst passendcr Woll- surrogate s{öóne, dauerhafte und preiswürdige Waare herzustellen. Es geschieht dies durch direkte Vermengung von Pflanzenfasern mit friswer Wolle. Während man ehedem nur wollene Garne mit baumwollenen Garnen zu einem halbwollenen Stoffe zu verweben ver- mocbte, mat man heute die Pflanzenfaser walk7{ähig und verspinnt dieselbe direkt mit Wolle. : :

Die „Elberfelder Zeitung“ bemerkt zu den dies- jährigen Berathungen des Reichshaushalts Etats :

Es ift gegen das Projekt der zweijährigen Etatéperiode wieder- holt und mit Recht die Thatsache geltend gemacht worden, daß gerade die Verathung des Etats im Reichstage erfahrungsgemäß eine sehr kurze Zeit irren wir nicht, so rechnete Herr Rickert im Durch- schnitt 14 Sizungen heraus in Anspruch nehme. Dieses Argument wird in Zukunft nit mehr verwendet werden können, wenn die Frage zweijähriger Budgets wieder auf- tauben sollte, denn in diesem Jahre ist nochþ gar nicht ab- zusehen, wie viel Zeit die Etatsberathung in Anspru nehmen wird. Dabei wundern sich Diejenigen, die selbst an den Verhandlungen be- theiligt find, ebenfalls über den {leppenden Verlauf derselben, denn der diesjährige Etat unterscbeidet sich durhaus nicht wesentlich von seinen Vorgängern, so daß über prinzipielle Fragen zu streiten keine besondere Veranlassung vorliegt. Die Verscbleppung ist daher auf das Bestreben einer vermehrten Kritik, wie es beim Militär-Etat zu Tage trat, und auf das Bcmühen zurüczuführen, im Extraordinarium aller Verwaltungen, besonders wo es sich um Bauten handelt, eine größere Sparsamkeit walten zu lassen.

Das „Centralblatt für die deutsche Metall- industrie“ sagt in seiner Rundshau über die Lage dieser Jndustrie u. A.:

In Amerika brit si die Ueberzeugung Bahn, daß Deutsch- land im Schiff- und Ma\cinenbau mit Großbritannien ebenbürtige Konkurrenz _aufnehme Der Transitverkchr über England in Draht, Waffen, Swlosserarbeiten für Amerika ist ganz umfangreich, in Bronze-Kunstgegenständen ist Frankreih durÞ Deutschland be- reits überflügelt. Die Drahtindustrie hat durch die russishe Zolleinführung zwar den Export nah Riga erschwert, doch wird bereits der Bau deutsher Walzwerke in Riga in Angriff genommen. Für den inneren Verkehr ist es von größter Trag-

weite, daß die deutsbe Marineverwaltung zum Bau der Schiffe aus-

\{ließlid deutshes Material verwendet, und. in den allerdings bohen Anforderungen an dessen Güte liegt andererseits der nicht zu unter-

seinerseits , dem Art. Strasprozeß-

\chätßende Vortheil, daß auch im Privatschiffbau Vorzügliches geleistet

i Es ist dies das Zukunftebild deuts%er Arbeit. Für die Näk- wird: inenfabrikate werden früher vom Auélande bezogene Gußeisen- und Stablbestandtheile O es Folge des Zolltarifs, bei uns ange- fertigt. Die Qualität foll sid besser und billiger als die von Eng- sand und Frankrei früher bezogenen Mastinentheile stellen. Dur diese Thatsabe wird der JIahresberidt der Bielefelder Handelés kammer, welter f. Z. berihtete, daß der Zolltarif die Produktions- fosten der Nähmascbinenfabrifkate erhöht babe, widerlegt.

_ Der „N euen Prondeian, Zeitung“ wird aus Trankfurt a. M., 2. Februar, gemeldet: : : Sra er sehr erheblid gesteigerte Export aus dem Konsularbezirk

ranffurt a. M. na den Vereinigten Staaten für 32 Millionen Sreiars gegen 5,9 Millionen im Vorjahr dürfte denn dod den Beweis liefern, daß der von der Fork- shrittspartei oft angekündiate Rückgang unseres Erportes in Folge der Zolpolitik des Reichékanzlers nit eingetreten ist. Derselbe zeigt vielmehr einen bedeutenden Aufschwung, der si wesentlid auch aus der Vervollkommnung der deutschen Arbeitsleistungen erklärt. Den

auptantbeil an der Ausfuhr hatte der Artikel Seidenwaaren und

Daimets (7,5 Millionen); dann Eisenwaaren (3,5 Millionen); Farben und Chemikalien (3 Millionen); Leinen (2,66 Millionen); Leder (2,3 Millionen). Aus Frankfurt a. M. speziell wurden vorzugêweile Leder und Drogen nah Amerika erxportirt. i : Z

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung

schreibt : T

Die einer Erböbung der Holzzölle \chon aus Prinzip feind]elige

Freihandelspresse weiß fast tägli Erstaunliches zu bericten über die

rosrerität des Forstbetriebes, resp. das Steigen der Holzpreife.

Merkwürdig fkontrastiren dagegen Notizen, denen wir beim Durb- élättern der deutsben Presse fast tägli begegnen. So jtoßen wir allein heute auf rér gie s „Königsberger H artungsche

itun g“ berihtet aus Lindenau : : j

Zet Die Königiiche Forstverwaltung verkauft das Holz, namentli die älteren Bestände, um damit zu räumen, {on unter dem Tar- E wird dem „Posener Tageblatt“ aus Schneidemühl

\chrieben : gelbe ie Holzpreise in der Königliben Selgenauer Forst find um 0 9/9 herabgeseßt worden.“

Es sicht das wirklich nicht darnach aus, als ob si die Holz-

preise im Osten der Monarchie auf der von den Freibändlern behaup- teten Höhe bewegten.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 6. Inbalt: Verfügunaen: Vom 31. Januar 1883. Seepostverbindung mit Nor- wegen auf der Linie Hamburg-Dronth im. Bescbeidungen : Vom

31, Sanuar 1883. Portofreiheit für Postkarten an Soldaten.

iv für Post und Telegraphie. Nr. 2. Inhalt: Aftenstücte M Aufläge: _Die Entwickelung und die Geschäftsergeb- nisse der Spar- und Vorscußvereine von Argehörigen der Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung während ibr.8 ersten Jabrzehntes. Die Einweihung des neuen Post- und Telegraphengebäudes in Mannheim. Die Postverwaltung des Kaplandes. Auëfübrung einiger Posthaus - Neubauten in Frankreih, Die Verwertbung der Batterierückstände in der deutschen Reicbs-Telegrapbenverwaltung. Kleine Mittheilungen: Merkwürdige Naturersceinung auf dem Meere. Die Fortschritte der deutschen Lebensversicberungs-Anstalten im abre 1881. Stadt-Fernsprech-Einrichtungen in China ZU F G. Bennetts Polarervedition. Der Weibnacts-Postpäkerei- verkehr des Jahres 1882. Handelsbericht des Kaierlicben General- Konsulats zu Valparaiso für das Jabr 1881. Brandeggers Per-

gament-Papierzellen. Zeitschriften-Ueberschau.

entral-Blatt der Abgaben-Geseyzgebung und Ver- t in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 3. Inhalt: Anzeige der in der Gesezsammlung und im Reicbégesegblatte èrscienenen Geseße und Verordnungen. _— Allgemeine Berwa tungê- geaenstände: Abrechnung der Wittwenkassenbeiträge von dem der Pfän- dung unterliegenden Diensteinkommen der Beamten. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Verrechbnung unberichtigt gebliebener, später aber eingezahlter Zwangévollstreckungskosten fowie der den Vollziebung8beamten zus Gebühr. Annahme der Zinsscheine der Reicbsanleihe auf zu entrichtende Reichésteuern. Indirekte Steuern: Tarifirung von \. g. Walfett. Verzollung von Etuis, Futteralen 2c., in welchen Druck- oder Bildwerke eingeben. Zolltarifirung mehrdräbtiger Wosllengarne. Zulassung von Privattransitlägern sür Sternanis.

stehenden

Personalnatrichten.

Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 3. Inhalt: Allerhöchste Urkunde, betr. die von der Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahngesellshaft besblossene Vermehrung thres Grundfapitals durch Ausgabe von Stammprioritätsaëtien 1m Betrage von 15000) A Vom 22. Januar 1883. Allerbêcbstes Prioilezium wegen Emission von 800 000 F 4°/ciger Prioritätsobligationen der Kiel-Eternförde-Flentburger Eisenbahngesellschaft. Vom 24. Januar 1883. Erlasse des Ministers der öfentliben Arbeiten : vom 2, Februar 1883, betr. Aufstellung des Betricbsetats. Nachrichten.

Neichstags - Angelegenheiten.

Die Einnabmen des Deutschen Reichs an Zöllen, Verbrauchssteuern und Aversen für das Ctatsjabr 1883/84 find im Ganzen mit 337 541 9009 Æ in Anfaß gebracht. Das Etat®- foll sür 1882/83 bezifferte sid auf 332 255 220 Æ Der neue Etat enthält mitbin mebr 5 288 680 #4 Diese Einnahme vertheilt ih auf folgende Titel: 1) Zölle 191 381 200 (+ 4915 050 M), 2) Tabackiteuer 13 650 590 Æ (+ 2621350 f), d) Rübenzuer- steuer 44 443 780 M (— 2977 689 A), 4) Salzsteuer 39 908 950 M (+ 199380 46), 5) Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 35 704940 (+4 187 310 A), 6) Brau- steuer und Uebergang8abgabe von Bier 15 452 440 # (+ 341270 M An Aversen für Zölle nnd Verbrauchê- steuern weist der Etat für 1883/84 im Ganzen na 349 047 390 Æ d. b. um 5949 110 Æ mebr, wie der vorige Etat. Diese Summe vertheilt sich auf folgende Titel: Aversa für Zölle und e 00e steuern 1) an welcen sämmtliche Bundesstaaten theilnehmen, un ¡war a. Zôlle und Tabacksteuer 4384510 4 (+ 474 900 #), b. Rübenzucersteuer und Salzsteuer 1743 109 # (+ 74100 M); Württemberg und Baden keinen Theil haben (Branntweinsteuer) 948 540 A (+ 73 930 4); 3) an welchen Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen keinen Theil haben

2) an welchen Bayern,

(Brausteuer) 429 340 Æ (+ 39500 .).

Für das Etatejahr 1884/85 sind die Einnahmen des Deutschen Reichs an Zöllen, MerbrauDsfteuern und Aversen mit 340 907 260 M angeseßt, aiso um 3365360 # mehr als îim Etatssoll 1883/84, Von dieser Summe entfallen auf die 1) Zölle 193 748 650 M (+ 2 367 450 M); 2) Tabacksteuer 13 940 920 4 (+ 290 330 A): 3) Rüben- zuckersteuer 43 676 290 M (— 767 490 4); 4) Salzsteuer 37354 450 M

+ 445 500 M); 5) Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Brarntwein 36 545700 M (+ 840 760 4); 6) Brausteuer und UVebergangéabgabe ron Vier 15 641 250 M (+ 188 810 M) a Aversen für Zölle und Verbrauchssteuern sind für das Jahr 1884/ im Ganzen 348 467 310 X in Ansay gebract, mithin um 3 419 920 # mehr als für das Jahr 1883/84. Von dieser Summe kommen auf die Aversa für Zölle und Verbrauchsfteuern: 1) an welchen sämmt- lihe Bundesstaaten Theil nehmen, und zwar a. Zölle und Tabad- steuer 4 427 930 M (+ 43 420 M); L An enzuurleuer und Str 7: 1212 : an welchen Ba N - fleuer 1 730 980 4 (— 12 120 A); 2) 967 00, (+ 19 360 4); 3) an welchen Bayern, Württemberg, Baden un Elsaß-Lothriacen Lia Theil haben (Brausteuer) 433 240 M

.

temberg und Baden keinen Theil haben (Branntweinsteuer)

(+ 3900 M)

Statistische Nachrichten. Das Dezemberbeft 1882 der Monatsheftezur Statistik

des Deutschen Reichs hat folgenden Inbalt: Produktion und Be- steuerung des inländishen Rübenzuckers, sowie Einfubr und Aus- fuhr von Zucker im deuticen Zollgebiet für das Campagnejabr 1881/82. Vorläufige Uebersicht über die Ergebnisse der Rübenzuter-Fabrikation in dem Betriebéjahre 1882/83 (1. August 1882 bis 31 Juli 1883). Vebersibt über die von den Rübenzucker-Fabrikanten des deutscen ZoPgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfuhr von Zuer im Monat Dezember 1882. —Durchbscnitts- preise wichtiger Waaren im Großhandel für das Jahr 1882. Ein- und Auéfuhr der wichtigeren Waarenartikel im deutscen Zollgebiet für ten Monat Dezember 1882 und für das Jahr 1882.

Na den „Mittbeilungen der Großherzoglich hessischen

Centralstelle für die Landesstatistifk* betrug die evangelische Bevölkerung (nach der Zählung vom 1, Dezember 1880) im Großherzogthum Hessen in der Provinz Starkenburg 267 860 Personen, in Oberbessen 237 440 Personen, in Rheinhessen 125 586 Personen. zusammen im Großherzogthum Hessen 630 885 Personen. Die Zabl der von der evangelischen Landeskirhe (formell) Ge- trennten betrug im Großberzogthum Hessen in 1881: Alt- [utheraner 1119 (gegen 1012 in 1880), Darbysten 41 (gegen in 1880 37), Baptisten 228 (gegen in 1880 228), Tempelbrüder 2 (gegen in 1880 2), Freiprotestanten 4588 (gegen in 1ck80 4588), zu- sammen 5978 (geaen in 1880 5867). Im Jahre 1881 find zur evangelisden Landeëkirbe übergetreten: von der kathbolisdben Kirche 26 (gegen in 1880 26), von anderen christlihen Konfessionen 69 (gegen in 1880 370), von anderen Religionen 55, zusammen 150 (gegen in 1880 396); aus der evangelischen Landeskirche sind in 1881 ausgetreten: zur fatbolishen Konfession 2 (gegen in 1880 16), zu

anderen christliben Konfessionen 27 (gegen in 1880 8), zusammen

39 (gegen in 1880 24). Die Zahl der Kommunikanten war in 1881: im sffentlichen ' Volteadiees 335 793 (gegen in 1880 337 163), privatim 5031 (gegen in 1880 4877), zusammen 340 824 (gegen in 1880 342 040) oder in 1881 54,0 auf 109 evangelische Bewohner ; in der Provinz Starkenturg 34,6; in Oberhessen 79,6; in NRhein- hessen 47,1. . E |

Auf 100 Civiltrauungen kamen in 1881 84,7 (gegen in 1830 845) firdlibe Trauungen dur evangelische _Geistliche; in der Provinz Starkenburg 86,2, in Oberhessen 96,6; in Rheinhessen 64,3. Von den evangelischen Pfarrämtern ist die Zahl der blos civiliter Getrauten zu 263 angegeben, 5,5 °/o der Civil- rauungen. : i j Die Zabl der Geborenen erkl. der Todtgeborenen im Grofß- berzogthum Hessen in 1881 im Ganzen 21932; davon sind ébelid geborene 20 422, und unebelich Geborene von evangelischen Müttern 1520. Auf 190 Lebendgeborene kamen in 1881 88,7 (gegen in 1880 88,5) von evangelishen Geistlihen Getauste; in der Provinz Starkenburg 88,0 (gegen in 1880 88,5), in Oberbufsen 88, (gegen in 1880 95,3), in Rheinhessen 78,1 (gegen in 1880 77,1), Die Zahl der Taufverweigerungen dur die Eltcrn ist von den Prarr- ämtern in 1881 zu 183 (gegen in 1880 zu 9) angegeben. Kon- firmirt wurden im Großherzogtbum Heften in 1881: aus rein evangelishen Ehen 12 025 (gegen in 1880 12569), aus Mischeben 553 (gegen in 1880 546), zusammen 12875 (gegen în 1880 13 115). Konfirmation8verweigerungen turch die Eltern sind in 1881 feine zu verzeichnen. : : S Von 13 391 in 1881 (gegen in 1880 13 119) Beerdigungen Evangeliser fanden unter Mitwirkung evangelischer Geistliber 9964, ohne Mitwirkung von folchen 3427 statt, von 100 der ersteren also 95,6 der leßteren. Die Zahl der Ehescheidungen betrug in 1881 40, von welchen 30 auf rein evangeli)de Ehen, 19 auf Misch- eben kamen, und zwar 6 auf solche, bei welhem der Mann, und 4, bei welchen die Frau evangelisch war.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Veber die neu entdeckte antike Wasserleitung des Macrinus in Neapel schreibt der NRegierungé-Baumeister R. Bassel aus Neapel dem „Centralbl. f. d. Bauverw.“ Folgendes :

der Grotte des Posiliro befannt, den Rücken des Posilipauéëläufers

Entfernung und 8—10 m tiefer als jener behufs Herstellung einer

i

bestebt aus sebr cleibmäßig dicht gelagertem Kalktuff.

durch die Schatte eingedrungenen Scbuttes ist angeordnet.

Avena in Neapel wie folgt gelesen ift: VIISTINO . COS. PR.IDVS.IANVARIAS.

eine dritte, welche folgendermaßen lautet:

C08,

Neben dem antiken Tunnel, welcher, unter dem Nam:n der bei Neapel durtbseßt, wird zur Zeit ein neuer Tunnel in etwa 59 m

- E E D E Pferdebabn nach Pozzuoli auëgeführt. Hierbei ist man am Schluß des verflosscnen Jahres auf eine antike Wasserleitung innerhalb des Berges gestoßen, welhe den Tunnel, etwa 100 m von dem nördliden Tunneleingang entfe: nt, unter etwa 60 Grad schneidet. Der Kanal ist fo groß, daß etn Erwad sener im Allgemeinen bequem darin geben kann, 1,5—?2 m Bod, im oberen Theile 0,5—0,6 m, im unteren 0,3 m breit (vergl. die Skizze). Die Dee ist halbkreisfêörmig, meistens ohne besondere Bedeckung, dagegen ist der übrige Theil der Wandung bis zur Kämpferhöhe mit ¿tnem schr \chöônen gleichmäßig 15 mm starken, harten und marmorartig glänzenden Stuck überzogen, welcher tis zur halben Höhe mit Kalk- ablagerungen des durchgeflossenen Wassers bedeckt ist. Der Boden

Die Herstellung des Kanals ift in der Weise bewirkt, daß in ge- wissen Abständen runde Brunnen von etwa 0,90 Durcmesser (wabr- sceinlich 3 Fuß rômisb) von der Erdoberfläche Hinabgeführt sind, welbe zum Herauëschaffen des Ausbruchsmaterials3 und vielleicht aub zum Reinigen u. f. w. der Leitung gedient haben. In dem na Neapel zu gelegenen Theile des Kanals habe ih in dem von mir ber gangenen Theile, dessen Länge auf nahezu 500 m \hâze, zwei derartige Brunnen gefunden. Wahrsceinlih ist der Scbutt, welcher die weitere Begebung behinderte, dur einen dieser Schachte_ einges drungen, da im Uebrigen der Kanal, abgesehen von einzelnen Stcllen, wo der Stuck abaefallen ist, vollständig gut erhalten ist. In dem nab dem Capo Posilipo zu belegenen Theile, welcer i zunäcbst in derselben Weise unter der Grotte des Posilipo fortsezt man hôrt das Wagengerassel über sich befindet sich ebenfalls ein Scabt, welcher, wie ih glaube, zur Materialausförderung vermittels des an- tiken Tunnels gedient hat, so daß man {ließen muß, es sei jener antike Tunnel gleichzeitig oder früber als dieser Wafferleitungékanal hergestellt worden. An diesem Schacht mat der Kanal as einen rechten Winkel nach Norden und seßt sid, wiederholt seine Richtung ändernd, fort, um si {ließli in dret Zweigkanäle zu theilen, deren weitere Begehung zur Zeit nicht möglich ist, da sie dur Stutt versperrt find. Auffallend ist bei dem ganzen Kanal, daß er so häufig die Ridtung ändert und dabei in seiner Horizontalprojektion nit gradlinige Theile, sondern meistens ge- frümmte Linien zeigt. Es war mir niht möglih festzustellen, nach welcher Seite der Kanal sein Gefälle hat, do vermuthe ih, daß derselbe das Wasser in der Ribtung von Neapel nach dem Capo Posfilipo führte. Jene Verzweigung des Kanals würde also gu Zweck gehabt haben, das Wasser na verschiedenen Verbraucbéstellen zu leiten. Eine genaue Aufnahme der ganzen Anlage, fowie Bre legung der weiteren Kanalstrecken durch Beseitigung des stellenweise

Besonders interessant ift au das Vorhandensein von eingekraßten Inschriften und Zeichen auf dem Stuck des Kanals. Es findet sib cine Inschrift in Buchstaben von 150—200 mm Höhe sowohl auf der rechten als linken Seite, wel%e von Giulio Minervini und Alberto

MACRINVS . DIADVMIIANI , AVG.(nsti) L(iberti). PROC(uratis). ANTONIANI. DISP(ensator). HIC. AMBVLAVIT.—NIIRVA—IIT.

Die Inschrift auf der reten Seite hat nur statt ambulaxit I! VIT. Aa wictigsten unter den eingekraßten Inschriften ift indeß

Macrinus . Diadumeni . Aug(usti) . I{iberti) . Proc(uratoris) . Antoniani . Disp (ensator). Hic . Ambulavit . A. VILLA . POLLI . FIILICIS . QVAII . LIST . IIPILIMONIIS , VSQVII . AD.

Außerdem finden sich versciedentli% mit Pinsel und rother Farbe

_Liberi viras“ fowie eingefratt- Zeiben vor, welbe zum 3 beil Zahlen bedeuten, wie C . CC . CCC . CCCC . D u. f. w Die ley- teren sind in je 29,5 m, also 100 rômische Fuß Enfernung, wahr- \ceinlid nach erfolgter Herstellung behufs Auslobnung der Arbeiter eingeri

zt worden Ï L E Endlich sind Zeicben in Kreuzform, in Dreizackfform, vier über

einanderftebende Dreiecke u. #. w. vorhanden

Der Streiber dieser cingerizten Inscriften u. s. w ist alfo ein

ewisser Macrinus, der im Auftrage des Diadumeno beschäftigt war; r: seiner Zeitangabe geht bervor, daß der Kanal im Jahre 65

unserer Zeitrechnunag bergestellt ist.

Ueber die vollständ’ge Deutung der Inschriften dürften weitere

Untersucbungen, sowie die Aufnahme und das Studium des noch auf- zudeckenden Theiles des Kanals Auffluß geben.

Neapel, im Januar 1883. E 5 L R. Basel, Regierungs-Baumeister.

Gewerbe und Handel. - ° Dortmund, 5. Februar. (Eff. Ztg.) Auf dem Eisenmarkte

madt die im Walzeisengeshäft begonnene Belebung weitere Fortsritte, da die Kon'umenten mehr und mehr aus der lange beobachteten Referve herauêtreten und zu Bestellungen übergehen. Namentlich zeigt sih cine zunehmende Nawbfrage fü. Stabeiscn, Baueisen und andere Fagon- eisenforten, für beimisben Bedarf wie aud für den Export, aub sind bereits

rôfere Ortres bei versbiederen Etablissements plazirt worden. Die

Stabeiïen-Notirungen baben si infolgedessen befestigt und dürsten bei Andauer der Besserung in Bälde erhöht werden, umsomehr, da Stabeisen und andere Walz;fabrikate im Verhältniß zu den Preisen der Robmaterialien zu niedrig stehen. Da Fohlen wie Eisenwerke vielfach fortfahren, ibre Keiselanlagen zu erweitern, 1o baben aud die Kesselsbmicden reibli zu thun, was wieder rückwirkend aub den Ble- walzwerfen für Grobtledbe zugute fommt. Kcsel- und andere {weren

Blecbe baben daber auch die Preise bither ziemli fest behauptet. In Siegener Feinblewen ist der Begebr dagegea anbaltend gering und die Preise \bwankend, wenngleih au in diefer Brande mane Werke recht aut besetzt sind. Die Drahtwalzwer ke sind sämmtlich voll be- setzt, haben aub no für längere Zeit Aufträge in Hänten, dazu mat sid eine Zunabme der Nacbfrage bemerkbar, so daß genannte Werke mit Rube in die Zukunft seben können. Die inländ sen Eisenbahren fahren fort, mit größeren Bestellungen an den Marft zu treten, und sind die betreffenden Etablissements daher in der angenehmen Lage, dea bisberigen flotten Betrieb für längere Zeit aufreccht erhalten zu fônnen, In der leßten Zeit haben die Eisenbahnen ganz besonders viel Waggons und Lokomotiven in Auftrag gegeben und weitere Ordres steben bevor. Es wird nur viel über die niedriaen Preise gccklagt, da dieselben dur die \carfe Ko- kurrenz der betreffenden Etablissements gedrüdt wers den, Verschiedene Lokomotivfabriken sind aber stark zu lobnenden Preisen für das Ausland engagirt, weshalb sie si auh sast nie an Submissionen für das Inland betheiligen und aub dann nur mit den hôcbsten Offertcn. In Stahlschienen , Lang- und Querschwellen, Laschen, Achsen und Rädern und Kletnet]enzeug iegen umfangreide Ordres zur Effeftuirung vor und htiad die betreffenden Werke deshalb aub fämmtlic flott besästigt. In dér Hocbofenindustrie besteht eine flotte Tendenz in Puddeleisen, Gießerei- und Spiegeleisen fort, während Bestemeret!en T7ortdauernd gedrückt ist. Die Kohlenindustrie hat andauernd einen flotten Absatz zu unverändert festen Preisen zu verzeiwnen. Va die Gas- und Flammfohlen-Koavention wieder zu Stande gekommen, ist auf eine feste Preisstellung au für längire Dauer zu rechnen. _ Glaégow, 6. Februar. (W. T. B.) Die Verschitsungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8894 gegen 12361 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. N New-York, 5. Februar. (W. T. B.) Weizenverscif- fungen der leßten Woche von den atlanti\ben Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 72 000, do. nach Franks» reib 20009, do. na anderen Hâfen des Kontinents 55 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 79009, do. do. nach Frankreih 7000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents

Qrtrs.

E Verkehrs-Anstalten. l

Die Direktion der Recbte Oder-Ufer-Eisenbahn-Ge- sellschaft hat zur Feier des 25. Jahrestages der Betriebseröffnung der Stammstrecke dieses großen Eisenbabnunternehmen8 „Oppeln- Tarnowiy* (24. Jaruar 1883) eine Darstellung der Entitehung und Eatwickelung der Bahn veröffentlicht, welcer wir die folgenden Mit- theilungen entnehmen. Nacbdem am 27. Januar 1856 dem zu- ständigen Minister der Nachweis geführt war, daf das Aktienkapital von 2 500090 Tblrn. für die Eisenbabn Oopeln-Tarnowitz gezetcnet sei, wurde der Gesellsbaft am 39. April defselben Jahres das Erprop:iationérecht ertheilt. Die Konzessions- und Statut3-De- stätizungturkunde trägt das Datum vom 1. Dezember 1856 Die Bauautführungen waren bis Ende 1857 soweit fertig gestellt, daß von der Staatsbehörde die Erlaubniß zur Eröffnung des Betriebes für die ganze Strecke im Januar 1858 ertheilt wurde. Am 24 Januar 1858 wurde die ganze 10% Meilen (76/2 km) lange Streck2 füc den Personen- und Güteroerkehr eröfsnet. Die Baukoîten beliefen si einscließli der pro 1858 aus dem Baufonds gezahlten Zinsen auf 2 367 969 Thlr. Bei Beginn des Betriebes waren 8 Vofomotiven und Tender, 7 Personenwagen, 4 Gepäckwagen und 202 Güterwagen vorhanden. Na langwierigen Verba .dlungen und man- derlei Hemmniß erlangte die Oppeln-Tarnowiter Eifenbahngesell- {haft am 13. November 1865 die Konzessionsurkunde für erheb- lide Erweiterungen des Unternehmens, welwe im Wefentlichei con bei der Gründuyrg der Gesellschast geplant _ waren. _Es waren dies folgende Linien: 1) von Kolonowska oder Vossowéka über Kreuzburg, Namêélau, Oels nah Breélau mit Anscluß an die dort vorhandenen Eisenbahnen ; 2) von Tarnowiy über Beuthen, Laura- hütte, Klein-Dombrowka, Wilhelminehütte nad Emanuel)egen mit einer Zw.igbahn zum Anschlusse an die Warschau-Wierer Eilenbahn bei Soënowitz und mehreren kleineren Zweizbahnen; 3) von Emaruel- segen über Pleß nach Dziediß zum Anscluß an die Kaiser Ferdi- nands-Nortbabn mit einer Zweigbahn naw Mittel-Lazisf und Traut-

\holdsegengrube zum Ans{luß an die Wilbhelmébaßn. Viele Farizeiflonturbande genehmigte zuglei die Aenderung der Ftrma in „Rechte Oder-Ufer-Eisenbahn-Gefellschaft.“ Die Auefübrung der Babhnerweiterungen wurde unter Ausscbluß einiger speziellen Bauwerke dem Bauunternehmer Dr. Strousberg in General-Cntreptise über- tragen. Am 15. November 1868 wurde der erste Theil der von Dr, Strousberg gebauten StredLen, nämli die Strecke von Breêlau Oder- thorbahnhof bis Vossowska, Einmündung in die Stammbvahn, mit 127,50 km (ca. 17 Meilen) dem Verkehr übergeben ; am 26. Juli 1869 wurde die Strecke Tarncwiß-Beuthen D. S., am 1, Februar 1870 Beuthen O. S. bis Schoppinitz-Rosdzin, am 24. Juni 1870 die Reststrecke bis Dziediz, die Zweigbahn Tichau-Mittel -Ladzisk und Trautscholdsegengrube, die Grubenbahnen von Georggrube na Carolinegrubde und nah der Abeadsterngrube, sowle Paas Zweigbahn Tarnowiß - Tarnowizer Hütte dem Betriebe Be geben, die Zweigbahnen jedoþh nur für den Güterverke r. Der Bau der Verbindungébahnen auf dem linken Dderufer, welche von der Gesellsaft in eigener Regie ausgeführt wurden, konnte erst in den Jahren 1870—72 zur Vollendung gelangen. Im oer Sein Bergwerks- und Hüttenrevier wurden in den folgenden A n 1878 eine größere Zahl Grubenbahnen gebaut und dem Betriebe übergeben. Die Zweigbahn von Schoppiniy-RoSdzin bis zur Landes grenze wurde am 1, Dezember 1876 für den Perfonen- und Güter- verkehr eröffnet. Bei Herstellung der Linie Breltar- Quers der Breslau - Schweidniy - Freiburger Eisenbahn wurde die Verbin- dung der Station Schmiedefeld jener Linie mit der Station Mochbern der Rechte Oder-Ufer Eisenbahn in Aussicht genommer und zur Ausführung gebraht. Das Anlagekapital des in diesem Um- fange hergestellten und in Betrieb befindlien Unternehmens belief sib auf 68 595 480 A und bestand aus 22500000 „e Stamm- aktien. 22500 009 Æ Prioritäts-Stammaftien, 22 500-000 M 45 “/o

IIMISSARIVM . PACONIANVM . NIIRVA . IIT . VIISTINO .

Prioritäts-Obligationen und aus 1095 480 # Staats-Bauprämie