1904 / 10 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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eindseligkeiten gekommen wäre. Gemeldet sind Ansamm- ungen bewaffneter De D ‘von mehreren hundert i fa bei Ökahandja und Otjosuhu. Zur Verfügung slehen an weißen Streitkräften im Norden etwa 400 Mann, die mobil gemacht sind, mit einem Gebiras eschüß und drei Maschinengewehren. Die Besaßung von Okahandja ist auf 90 Mann und die von Windhuk auf 100 Mann ge- bracht. Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Swakopmund vom gestrigen Tage zufolge is die tele-

graphische Verbindung mit Okahandja unterb rohen.

Oesterreich-Ungarn.

Fn der gestrigen Sitzung des Budgetaus\{chusses der öster- reichischen Delegation bemerkte, wie „W. T. B.* meldet, ehe in die Spezialberatung eingetreten wurde, der Minister des Aeußern Graf Goluchowsfi gegenüber dem Delegierten Kramartc, daß das NVerschwinden des Dreibundes die internationale Lage wesentlich be- einflu}sen, notwendigerweise eine andere Gruppierung der Mächte zur Folge haben und die wesentli&ste Grundlage der Friedenspolitik Oesterreich-Ungarns erschütiern würde. Bezüglich des Vorgehens auf dem Balkan sei zu hoffen, daß, da das vertrauensvolle Verhältnis zu Rußland si vertieft habe, au _Einzelsragen cine einheitliche Regelung erfahren würden. Im Laufe der Spezialdebatte bemerkte der Delegierte Fürst Schönburg, daß die Form der Vertretung Oesterreich-Ungarns in der Brüsseler Konvention nicht dem Geseßz entsprochen habe und daß die Befürchtung bestehe, daß ein ähnliches

Vorgehen bei dem Abs{chluß weiterer Verträge beobachtet werden könne. Darauf entgegnete der Minister des Aeußern Graf Goluchowsfki, daß die Handelsverträge im Geseßz

seten... Ver

ausdrücklich als gemeinsame NBerträge angeführt Minister betonte ferner anf cine andere Anregung, daß die Ent- sendung kaufmännischer Fachleute nah dem Auslande zwar im Aus- gleih8geseß vorgesehen sei, warate jedo vor übertriebenen Hoff- nungen. r halte vielmehr die in Deutschland, England, Frankrei und Amerika eingeführte Gnstitution der Ausbildung und Entsendung von geshickten Handel3reisenden in das Aus-

land für weit wertvoller. Zur Förderung Her _österreihisch- ungarischen Industrie sei die roerktätige Unterstüßung der Handelskreise notwendig. Als Grund ter Verdrängung dieser

Sndustrieyrodukte durch vielfach minderwertige englische Artikel auf Sem Balkan werde angegeben, daß die ersie Lieferung aus Oesterreich dem Muster gewöhnlich entspreche, während weitere Sendungen Mängel an Qualität sowie an Maß und Gewicht aufwiesen. Das Budget des Ministeriums des Aeußern wurde sodann in der Sypezial- debatte unverändert angenommen ; die Nachtragskrediie wurden bewilligt. Hierauf stellte der Delegtierte Stransky mit Nüccksicht auf die Erklärung des ungarischen Minister- präsidenten den Antrag, daß die Delegationsberatungen über ein zwei- monatiges Budgetyrovisorium ausgedehnt und die Beratungen des österreichischen Delegationsaus\husses so lange vertagt werden sollten, bis die ungarische Delegation wieder zusammengetreten sei, damit Oesterrciß nicht etwa eine ähnli: Blamage erleide rote bei der Botierung des Rekrutenkontingents. Die Delegierten von Chlus mecky und Pergelt sprachen sih gegen diesen Antrag aus, der weder notwendig noch zweckmäßig sei. Der Antrag wurde hierauf abgelehnt. Sodann begannen die Rerhandlungen über das Heeres ordinarium. Der Ausschuß beschloß, zuerst über die Ungarn gemachten militärischen Konzessionen eine Spezialdebatte stattfinden zu lassen und L das Heeresirdinarium in Beratung zu ziehen. Der Delegierte

aernreither unterbreitete eine Reibe von auf Ungarn bezüglichen. Fragen, die der Ktiegsminister v on Pitreich eingehend beantwortete. Hierauf gab dieser ein auéführliches Exposé, in dem er zunächst betonte, daß die MWehreinrich tungen Oesterreich - Ungarns infolge des unzuläng- lichen Rekrutenkontingenis allzuitark zurückgeblieben seien. Der Minister wandte sich dann gegen unbegründete Angriffe auf das Heer, dessen traditioneller Geist uners{üttert geblieben sei infolge des Nertrauens auf si selbst, vor allem aber infolae des Vertrauens zu dem obersten Kriegsherrn. Dieser traditionelle Geist, der darin gipfele, daß die Zsterreihish-ungarishe Armee ein Bolksheer sei, ein gemeinsames Heer aller Nationen, in dem diese gleiche Würdigung und MBert- \häßung und gleichen Schuß finden müßten, müsse erhalten werden. Auf die Syrachenfrage übergeher.d, bezeichnete der Minister die einheitlihe Kommando- und Dienstsprache als absolut notwendig. Eine Verschiedenheit in der Kommando- und Dienstsprache würde die Befehlserteilung, die Führung und die Einheitlichkeit und Einfachheit der Kriegshandlungen empfindlih beeinträhtigen, und die Krast des Zusammenwirkens und die traditionelle Struktur der Arinee würden

dadur erschüttert werden. Jeder Offizier, der in der gemen- samen Armee dienen wolle, müsse sich deshalb dazu bequemen, ich deren Dienstsprahe anzueignen. Der Minister wandte

#ch dann zur Regimentéspracche und führte aus, dieser sei von jeher große Aufmerksamkeit zugewendet worden, und nach den bestehenden Norschriften set bei der Einteilung der Offiziere auf die Kenntnis der Regimentssprache Rücksicht zu nehmen ; Kadeiten und Offiziere, die sich die Kenntnis einer nihtdeutshen Sprache ihres Regiments nit binnen drei Jahren in genügender Meise aneigneten, seien bei der Befôöcderung zu übergehen. Außerdem werde in jeder Erziehungs- und Bildungsanstalk jeder Zögling in einer nidtdeutshen Sprache unterrichtet. _Da nah den Aussagen der militärishen Facleute bei den großen Spracen- verschiedenheiten in der Ausbildung der Soldaten o anerkennensrwert günstige Ergebnisse bätten erzieli werden können, |0 könne es in diejer Beziehung nicht so schlecht stehen, wie von vielen Seiten behauptet werde. Andererseits müsse namentli wegen der Verkürzung der Präsenzdienit- zeit diese Frage auch künftig eifrig verfolgt werden. Der Ptinijier erörterte dann die aus dem Fahre 1868 stammende Bestimmung über tunlichste Versetzung ungarischer Offiziere zu den ungarischen Regimentern und betonte hierbei, daß die Grenze für diese Möglichkeit dort liege, wo das Gefüge der gemeinsamen Armee over die (Erreichung ihrer vollen Kriegstüchtigkeit fraglich werde. Für die Beurteilung der Kenntnis der Regimentssprahe müsse fünftig ein bedeutend \cärferer Maßstab angelegt werden. Eine wesentlihe Remedur bezügli der Sprahfkenninis liege in den Erziehungs- und Bildung®- anstalten, deren Lehrpläne eine entsprehende Grgänzun bezw. Abänderung finden würden. Der Minister schilderte einge end die eins{lägigen, in \prachlicer Beziehung den Ungarn gemachten Zu- geständuisse und versiczerte, daß der Geist in den militärcishen Gro ziehungs- und Bildungtanstalten kein anderer ein dürfe als der in bem Dienstreglement zum Ausdruck kommende. In diesem Geiste set, es zweifellos begründet, daß die Gefühle der Anhänglichkeit und der Liebe zur Heimat und zur eigenen Nation sorgfältig gepflegt würden, daß aber auch unbedingt die unershütterliche Uebeczeugung entwidelt werden müsse, daß das Wohl und Wehe der Heimat und der eigenen Nation in empfindlichster Weise abhängig seien von dem festen Gefüge der gemeinsamen Armee und ibrer unershütterlihen Treue zum obersten Kriegsherrn. Was die Militärstrafprozeßordnung betreffe, so babe das österreichische &ustizministerium bereits seinen Standpunkt in betreff der bestehenden Differenzpunkte mitteilen können, während dies der ungarischen Regierung bisher niht möglich gewesen sei, offenbar in- folge der bekannten Verhältnisse. Die Rede des Ministers wurde mit anbaltendem Beifall aufgenommen.

Durch eine Kaiserli he Verordnung wird die Re- gierung ermächtigt, die Handelsbeziehungen zu Ftalien und Mexiko im Verordnungswege zu regeln.

Frankreich.

n dem gestern abgehaltenen Ministerrat erstattete der Minister des Aeußern elcassé Bericht über die leßten in Paris eingegangenen Nachrichten über den russi\ch- japani- \hen Konflikt und bemerkte, wie „W. T. B,“ berichtet, der

Ti. Siy 0s Ce F O D

Eindruck, der fi daraus ergebe, sei der, daß die Lage sih zu bessern scheine. ;

Die Deputiertenkammer wählte gestern Brisson mit 957 Stinimen zum Präsidenten. 919 Stimmen fielen auf Bertrand. Zu Vizepräsidenten wurden Etienne mit 405, LTockroy mit 265, Gerville Nóache mit 255 und Guillain mit 554 Stimmen gewählt. Jauròs blicb mit 119 Stimmen in der Minderheit.

Ungefähr fünfzig Mitglieder der sozialistisch-radikalen Gruppe der Deputiertenkammer haben ihren Austritt aus der Fraktion erklärt, weil diese die Vizepräsidentschafts- Kandidatur Dubiefs aufrecht erhalten habe entgegen der Ansicht der vier Gruppen der Linken, die si gegen die Aufreterhaltung dieser Kandidatur ausgesprochen lätten, da fle Uneinigkeit unter die Mehrheit im Parlament bringen könne.

58 Türkei. /

Der bulgarische diplomatische Agent in Konstanti- nopel gab am Montag, wie das „Wiener Telegr.-Korresp.- Bureau meldet, im Namen seiner Regierung der Pforte die vollkommensten Versicherungen der Loyalität und der freundschaft- lichen Absichten und drückte gleihgets sein Bedauern darüber

us, daß die untergeordneten türkischen Behörden fortdauernd den bulgarishen Reisenden und dem bulgarischen Handel Schwierigkeiten bereiteten und die bulgarische Bevölkerung Der benachbarten Provinzen auf alle mögliche Weise belästigten.

Die Pforte bereitet jeßt ihrerseits ein Projekt für die Reorganisation der Gendarmerie in den drei maze- donishen Wilajets vor. Auch die beiden bisher engagierten \chwedischen Gendarmerieof fiziere haben hicrauf bezügliche Aniräge vorgelegt. Sobald der italienische Oberkommandant in onstantinopel eintreffen wird, soll das bereits ausgearbeitete Projekt der Ententemächte geprüft werden, wobei sämtliche Projekte mit herangezogen werden dürften. Als italienischer Gehilfe des Oberkommandanten wurde der frühere Militärattahé in Konstantinopel, Obersi Signorelli designiert, als englischer Gehilfe der Militär- attaché in Wien, Oberstleutnant Fairholme. /

Jn Saloniki sind, der „Agencia Stefani“ zufolge, Meldungen eingelaufen, daß bei Djumaibala an der bul- aarishen Grenze Zusammenstöòße zwischen Banden von Nufständischen und türkischen Truppen stattgefunden hätten. Auch gehe das Gerücht, daß in Kumanovo ein Pulverdepot von Aufständischen durch Dynamit in die Luft gesprengt worden sei. Truppen seien bereits zur Verstärkung abgegangen, andere würden aus Asien exwartet.

Serbien.

Das amtliche Blatt veröffentlicht die Enthebung des Oberstleutnants Leschjanin vom Pojien des Militärattahés in Sofia unter Belassung auf dem Posten als Militärattaché in Konstantinopel. An Stelle L schjanins ist der Hauptmann Ostjitsch zum Militäraitaché in Sofia ernannt worden.

Ferner veröffentlicht Das amtlihe Blatt einen Ukas, wonach die vor 100 Jahrcn durch Karageorg begonnene Befreiung Serbiens durch ein Zentenarjubiläum ge- feiert werden soll. i

Der französi} ch5 und der rumänishe Gesandte haben gestern lihren Üïlgw. angetreten. Der belgische Ge- sandte “wird heute von elgrèh abreisen.

Amerika.

Von Vertretern aller Parteien dex Vereinigten Staaien von Amerika wurde, wie T erfährt, am 11. d. M. in Washington eine Versammlung abgehalten zu Gunsten eines Schiedsgerichtsvertrages mit England und der Förderung des Schiedsgerichtsgedankens in der ganzen Welt.

Der columbische Spezialgejandte Ne ges hat bereits gestern die Nückreise von Washingtan nah Columbien angetreten.

Der Finanzminister von Uruguay Dr. Martin E. Martinez hat seinen Abschied genommen.

Asien.

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, scheint es fich bet

der Meldung der „Times“ über das dem Prinzen Tsching zugegangene Telegramm um ein Mißverständnis zu handeln. Der japanishe Gesandte in London bestätige zwar, daß von Tokio eine Depesche an die chinesishe Regierung ge- sandt worden sei, in der China für den Fall des Kriegs- ausbruchs striïîte Neutralität anempfohlen werde, er glaube aber, daß die Wendung, betreffend die shleunige Ergreifunga der Waffen, aus einer telegraphischen Verwechselung chinesischer Schriftzeichen entstanden sei. Der Gesandte fügte seinec Er- fläruna hinzu, es sei entschieden nicht der Fall, daß der Kricg beschlossene Sache sei;, Japan sei vielmehr noch immer bemüht, Frieden zu halten. "Ein Telegramm desselben Bureaus aus Tokio besagt, der Kaiser habe geftern mit allen Mitgliedern des Kabinetts, fünf alten Staatsmännern, zwei Kdmiralen und dem Gcneral Kodama eine lange Besprechung gehabt. Es heiße, in diefer Beratung sei die Antwort Japans an Rußland gebilligt worden. Diese Antwort werde als der legte Schritt in den Verhandlungen betrachtet.

Die Depesche meldet ferner, der russishe Gesandte in Sul habe dem japanischen Gesandten versichert, daß die Wache der russischen Gesandischaft nicht über 126 Viann ftarï sein werde. Der japanische Gesandte habe vorgeschlagen, eine Vereinbarung zu treffen, um einen Zusammenstoß zwischen der japanishen und der russischen Wache zu vermeiden. Der russische Gesandie habe sich in herzlicher Weise damit einver- standen erklärt.

Dem „Neuterschen Bureau“ wird aus telegraphiert, bei dortigen Gesandischaften sei die authentische Nachricht eingegangen, daß zwei Divisionen russischer Truppen auf der sibirishen Bahn ostwärts befördert würden. Da russishe Truppen Singmintun, die End- station der kürzlich vollendeten chinesishen Bahn von Schanhaikwan nach Niutschwang, besezt hätten, fürchteten die in Niutshwang ansässigen Fremden, daß die Stadt den Schau- play von Feindseligkeiten bilden könne, und ersuchten die Konsuln, ein Vorgehen ihrer Regierungen zur Aufrecht- erhaltung der Neutralität von Niutschwang herbeizuführen.

Die Natifikationendes Handelsvertrags zwischen Japan und China sind am Montag ausgetauscht worden, da der japanische Gesandte das Ersuchen Chinas, die Er- ledigung um einen Tag hinauszuschieben, A hatte. Die Ratifikationen des amerikanischen Vertrags sollen in Washington ausgetauscht werden. Der dortige chinesishe Gesandte Liangtscheng habe dem stellvertretenden Sekretär beim Staatsdepartement Loomis mitgeteilt, daß der Kaiser von China -das Siegel an den chinesisch-- amerikanischen Vertrag angeheftet und dem Ersuchen

S-A S TEAROA

Peking !

des amerikanischen Gesandten in Peking um sofortigen Austausch der NRatisikationen statlgegeben habe. Liangtscheng und der Staatssekretär Hay würden daher innerhalb eines oder zweier Tage ein Protokoll unterzeichnen, das dem Aus- tausch der Ratifikationen gleihkomme. Der Vertrag solle e nah Erlaß der erforderlichen Proklamation des Präs identen in Kraft treten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der O über die gestrige Sißung des Rei hs- tags befindet sth in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (10.) Sißzung des Neichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner, der Minister für gate und Gewerbe Möller und der Staatssekretär des Neichsjustizamts Dr. Nieberding beiwohnten, trat das Haus zunächst in die Besprehung der im Wortlaut bereits mit- geteilten Interpellation der Abgg. Auer und Genossen (Soz.), betreffend Maßregeln gegen die Wurmfkrankheit, ein.

Abg. Stötel (Zentr.): Der sozialdemokratische Nedner hat gestern meiner Partei den Norwurf gemacht, daß wir durch unjere Abstimmung einen ähnlichen Antrag zu Falle gebradt haben. Diesêr Borwurf ist unberechtigt. Bet der großen Unruhe, die während ‘der Abstimmung herrschte, waren wir zu spät aufgestanden. Uebrigens find wir nicht die einzigen, die ein solhes Versehen begangen haben; denn zwet Herren von der fozialdemokratischen Partei, die weiter zurülk- saßen, haben es gerade fo gemacht wie das Zentrum au. Uebrigens ist ein gleiches Versehen ein Jahr vorher auch bei einer anderen Gelegenheit von sozialdemokratischer Seite begangen worden. - muß entschieden bestreiten, daß auf unserer Seite irgend eine Böswoilligkeit dabei vorlag. Hätten wir etnen solhen Vorwurf er-

hoben, so hätte man das gewiß auf sozialdemokratifcer Seite als

unfoliegialish bezeichnet. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, diesen Punkt rihtig zu stellen, denn ih fenne meine Payppenheimec und weiz, welhen Lärm man über diesen Vorgang in der fozialdemokratischen Presse geschlage! hat. Fch hoffe, daß man nun mit dem Vorwurf aushören wird. a8 nun die MWurmkrankheit anlangt, fo ist man sich über ihre Entstehung niht ganz flar. Man weiß den HZeit- punkt niht genau anzugeben, wann eigentlih der Warm in das Ruhrrevier eingeswleppt worden ijt. Villerdings

sollen schon in den 1880ec Jahren Leute an der Wurmkrankheit gelitten haben, aber anfangs legte man, soviel ih es übersehen fann, au auf ärztlicher Seite kein so großes Gewicht auf diese Krankheit. Das ift auch scdr erflärlid), denn als der Wurm zuerst in Deuts(lanvd auftrat, fannte man in einer ganzen MNeihe von

Zechen, namentlich in den südwärts des Nukhrgebietes liegenden, die-

MWunmkcankheit überhaupt niet. Sie kam zwar ausnahmsweise vor,

| aber man hielt eine Foripflanzung für unmöglich. Das hörte später auf,

als Fie stärker auftrat, und namentlich als die Berieselung eingeführt wurde. Es sind nun in den leßten äFahren eingehende Untersuchungen angestellt worden, namentlich über die Einwirkung der Tempcratur auf die Krankheit, und ber die gegen die Krankheit anju- wendenden Mittel. Ein anderes Mittel als den Farnkrautextrakt zur Ausireibung des Wurmes hat man bis jetzt nicht gefunden. Ob dieses Mittel au schädli) wirkt, ote behauptet wird, weiß ih nit, darüber mögen sich die Sachverständigen auseinandersezen. Aber es steht Fla die Wuctmnkranktheit muß bekämpft und das Uebel wieder be- eitigt werden. Große Unanuebmlichkeiten für die wurmbehasteten Bergarbeiter ergeben fi tatsächlich daraus, daß sie ini gewisser Hin- sit in ihrer Freizügigkeit beschränkt werden, indem man e zwingt, beim Wechsel von einer Zeche zur anderen {ih einer ärztlichen Unter- suHung zu unterziehen, und diese aus ihrer Tasche, obwohl e Knapp- \Mafismitglieder siand, zu bezahlen. Daß darüber unter den Betroffenen eine gewisse Erregung herrs{cht, ist nur natürlih. Man verlangt vollständige Desinfektion der Gruben, das ist aber wirklih un- dur(führbar. Dec preußische Handelsminister hat geftern auës geführt, daß allein auf dec Zeche „Hibernia” 140 km. im Gange sind, wie ol Da eine solhe Desinfektion vor- genommen werden? Man muß {ih auf die Stellen beschränken, wo die Leute arbeiten. Wir köunen ja nur wünschen, daß es gelingen möge, diese Seuche zu vernichten, denn daß sie sehr gefährlich 1st und sehr große Opfer fordert, ist klar, und der Bergbau wird an mancheu Stellen, wean die Seucde fo weiter geht, überhaupt einge- stellt werden müssen. Da missen abec die Arbeiter tâtig mitwirken. Ns eine Berufsfrankheit mit der Folge, daß die Bergleute ent- \prehend entschädigt werden müssen, möchte 1h die Wurmkrankheit doch nicht gelten lassen. Die Krankheit ist in Deutschland durch ausländische Arbeiter eingeshleppt worden. Anderseits steht fest, daß junge Menschen von 18, 19 Fahcen durch die Wurmkrankheit völlig arbeit8unsähig gemacht werden können. Es ift daher schon der Getanfe aufgetaut, ob man nit das Behaftetsein mit diesem Wurm - als einen Unfall flassifizieren foll; jeden1alls hat die Er- franfung mehr von einen Unfall als von einer Berufskraukheit an ih. Nach dieser Richtuzg hin müßte dann auch die Entschädigungs- frage geregelt werden.

Bei Schluß des Blattes das Wort.

nimmt der Abg. Hue (Soz.)

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Geseßes, betreffend Kaufmannsgericte, wie er vom Bundesrat veshlosßen worden ift, nebst Begründung zur verfassungs- mäßigen Beschlußnahme zugegangen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Geschäft s- und Rechnungsergebnisse der Invaliden- versiherungsanstalten und zugelassenen Kasseneinric- tungen im Jahre 1902.

Die dem Reichstage zugegangene, im Reichsversicherungsamt auf- gestellte Nahweisung umfaßt die auf Grund des íFnvalidenversiche- rungsgeseßes bestehenden 31 Fnvalidenversicherungsanstalten und 9 zu- gelassenen Kasseneinrichtungen.

Diese 40 Versicherungéträger besigen intgesamt 271 Vorftands- mitglieder, 57 Hilféarbeiter der NVorstände, 616 Ausschußmitglieder, 358 Kontrollbeamte, 1 Rentenstelle, 123 Schiedsgerichte, 4827 be- sondere Markenverkfaufsstellen und 7393 mit der Einziehung der Beis träge beauftragte Stellen. /

“(Es wurden 142 720 JInvalidenrenten, 8734 Krankenrenten und 19 885 Altersrenten, zusammen 164 339 Renten neu bewilligt. Ferner wurden insgesamt 185 946 Beitragserstattungen festgeseß!, und zwar L 303 kei Heiratsfällen, 574 bei Unfällen und 32 069 bei Todes- ällen. i Bei der Abrechnung für das Fahr 1902 wurden zusammen 162 992 Renten als im Jahre 1902 zugegangen behandelt. Davon waren 141 481 Inyalidenrenten im durchshnittlihen Jahreêbetrag? von 149,74 4, 8695 Krankenrenten im durchschnittlichen Jahresbetrag? von 154,13 A und 12 816 Altersrenten im durhsnittlichen Jahres- betrage von 152,97 M

Beitragserstattungen (§§ 42, 43 und 44 des Gesetzes) wurden im Fahre 1902 gewährt bei 153 289 Heiratsfällen im N E trase Betrage von 34,12 #, bei 569 Unfällen im durhs{chnittlichen Betrage von 58,50 « und bei 32 027 Todesfällen im durchschnittlichen Be- trage von 959,96 M

E i L L s C E R E A

M Reiche unterstützten

M die Form der

iesen rei 8geseglihen Entschädigungen wurden allein zu a 40 Versi erungéträger, also ohne den Anteil des Neichs, ‘Rechnungsjahre 1902 73 168 621,13 X gezahlt, und zwar an nten 66 034 937,88 4, an Beitragéerstaitungen 7 133 683,25 M M 1 den Ausgaben der änvalidenversicherungéansialten und Kassen- N richtungen treten noch die Zahlungen des Reichs zu Renten und eitrag8erstatlungen im Betrage von 37 849 693,80 6 : | Die reine A der verwendeten Wochenbeiträge bei den 1 gnvalidenver sicherungsanstalten stellt fich auf rund 551,2 Millionen, Bofür 127 785 658,48 6 vereinnahmt wurden. Hiervon entfallen auf [nische Arbeiter russischer und österreichischer Staatsangehörigkeit

E Millionen Wodchenbeiträge mit cinem Erlôs von

10 547,02 t N

M13 Beiträgen 11 200 121,25 #6 : Für das Heilverfahren (§§ 18 und ff. des Gesetzes) wurden ins- esamt 9 050 595,41 aufgewendet. » Jm ‘einzelnen G0) den In- ‘lidenversicherungsanstalten und Kasseneinrihtungen an J zuschüssen zu len Kosten des Heilyerfahrens von Krankenkassen, von Trägern der nfallversicherung und von anderer Seite 1 386 485,18 A. zu, roährend ‘ie Unterstüßungen an Angehörige der in Heilbehandlung genommenen Nersicherten (8 18 Abs. 4 a. a. O.) 596 589,37 F betrugen.

4 An Verwaltungskosten überhaupt wurden 11 693 870,50 6 Vver- „usgabt, was auf 1000 G der Cinnahme aus Beiträgen eine Ausgabe R on 84 6, auf 1000 6. der gesamten Ausgaben eine solhe von 124 edeutet. 1

Ri Verwaltungskosten berhaupt verteilen sh auf die einzelnen Arten in der Weise, daß von 1000 auf die Kosten für die AU gemeine Verwaltung 581 H, auf die Kosten für Einziehung dexr Bet-

trage 150 M, auf die Kosten der Kontrolle 103 46, auf sonstige Kosten

166 M entfallen.

œnsgesamt bezifferten ih im Jahre 1902 die Einnahmen auf

N 79 827 421,22 6, die Ausgaben auf 94 512 070,61 6, sodaß sich ein : Nermögenszuwachs von 78 315 350,61 M ergibt.

Das Vermögen der Fnvalidenversicherungsanstalten und der für

1 die re¿Gêgesehliche Versicherung bestimmte Teil des Vermögens dec M Kasseneinrihtungen E 1 007 477 530,80 M, M 3 405 927,64 4. tritt. N Kassenbestand, i ieren unl jen ; M ¡n Grundstücken angelegt. Die durchscnittliche Verzin]ung der Kapital- M lagen betrug 3,99 v. P.

E

beliefen sch am S&lusse des Jahres 1992 auf wozu ncch der Wert der Inventarien mit Von 1000 4 Vermögen waren 13 4 1m

949 M in Wertpapieren und Darlehen, endlih 38 A.

Die vom Reiche unterstüßten Baugenossenschaften. Dem Neichstage ist eine Uebersicht über die Verhältnisse der vom Baugzenossenschasten usw. zugegangen, die auf Mitteilungen der Darlehensempfänger beruht und dem Stande vom 1. Juli v. I. entspricht. Nach dieser ist unter den Darleyens8empfängern Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht 33 mal, die Form der Stiftung (bei Hinzurechnung der mit der Berliner gemeinnützigen Bau esellschaft verbundenen Alexandra-Stiftung) 9 mal, die Form der Aktiengesellschaft 1 mal vertreten. Unter den 33 Genossenschaften bofinden si 13 Beamtenberufsgenossenschasten, 3 Genossenshaften, die ih ausschließlih oder doch in der Hauptsache qus Angestellten der Verwaltung des Kaiser Wilhelm-Kanal3 zu- sammenseßen, und 2 Genossenschaften, die in der Hauptsache An- gestellte der Kaiserlihen Werften umfassen. Der Gründungs8tag fallt in die Zeit vor 1885 bei 1 der Darlehen8empfänger, von 1885 bis 1889 bei 1, von 1899 bis 1894 bei 3, von 1895 bis 1899 bei 9 und von 1900 bis 1903 bei 21 Darlehensempfängern. Unter den bis 1899 entstandenen Genossenschaften befinden f) 2 Beamtenbaugenossen- asten, unter den seit 1900 begründeten déren 11.

Die Mitgliederzahl beträgt unter 100 bei 1 Genossenschaft, 101—500 bei 22, 501— 1000 bei °, 1001—5000 bei 4 Genossenschaften und über 5000 bei 1 Genosseaschast. Von den seit 1900 begründeten Genossenschaften haben 7 mehr als 500 Mitglieder, nämlich _ der Spar- und Bauverein für den Kaiser Wiklhelm-Kanal, Bezirk Briaëbüttel, 534, der Beamten-Wohnungsverein zu Berlin 89512, der Deutsche Beamten-Wohnungsverein zu Posen 689, der Beamten- MWohnungsverein zu Dortmund 608, der Beamten-Wohnungsverein zu Kiel 572, die König8berger MWohnungs- Baugenossenscha|t 862 und der Bauverein Nüstringen zu Heppens ( ei Wilhelmshaven) 1029.

Bei der Mehrzahl der bis zum Fahre 1899 begründeten Ge- nossenschaften sind mehr als 50 9% bei 2 Genossen]chaften (Bau- genossenshaft Freie Scholle, begründet am 28. November 189d, und Dresdner Spar- und Bauverein, begründet am 8. Fe- bruar 1898) mehr als 663 9/0 der gezeichneten Geschäfts - «anteile zur Einzahlung gelangtk. Bei Den nah dem 1. Januar 1900 begründeten Genossenschaften ift die Verhältnisziffer im Durchschnitt naturgemäß geringer. Sie beträgt mehr als 50 %/o beim Beamtenwohnungbverein zu Berlin, begründet am 17. Seps tember 1900, und mehr als 3319/6 keim Spar- und Bauverein für den Kaiser Wilhelm-Kanal, Bezirk Brunsbüttel, begründet am 28. Juni 1900, beim Beamtenwohnungêverein zu Dortmund, begründet am 30. April 1901, bei der Baugenossenschaft von Beamten in Meß und Umgegend, begründet am 21. September 1901, und beim Beamten- bau- und Wohnungs8verein zu Emden, begründet am 19. Januar 1902.

Die Anzahl der von den cinzelnen Bauvereinen usw. erstellten Häuser bleibt im allaemeinen unter 109. Mehr als 100 beträgt fie bei zwei Darlebensempfängern, dem Arbeiterbauvzrein zu Gülerbek und der Stiftung für Erbauung billiger Wohnungen in Leipzig. Hierbei ist jedo nicht außer aht zu lassen, daß die Häuser nah ihrem Umsang und der Anzahl der darin enthaltenen Wohnungen bedeutende Unter- \chiede aufweisen. .

Die Form der Einfamilienhäuser ist verhältni3mäßig selten ; in erheblihem Umfang ist sie nur in ländlichen Orten wie Ellerbek, Tegel, Dietrichsdorf, Holtenau, Kolonie am Saatsee bei Rendsburg und außerdem in Siegburg zur Anwendung gekommen.

Der Wert der erjtellten Häuser einschlicßlich des Bodenwerts beträgt bei 4 Darlehentempfängern je über 1 Million Mark, bei 2 weiteren (Berliner gemeinnügige Baugesellschaft und Stiftung für Erbauung billiger Wohnungen 1 Leipzig) je über 5 Millionen Mark. i i Erwerbs3häuser wurden von der Braunschweiger Baugenofssen- haft, dera Arbeiterbauverein zu Ellerbek, der gemeinnüßigen Baäu- genossenschaft zu Stegburg, dem Arbeiterbauverein für Dietrichsdorf und Umgegend, dem llgemeinen Wohnungsbauverein zu Gry und dem Deutschen Beamtenwohnungsverein zu Posen (von den eiden zuleztgenannten Vereinen nur je eins) hergestellt. Z ;

Die Anzahl der erstellten Wohnungen beträat weniger als 100 bei 22 Darlehensempfängern, zwischen 100 und 499 bei 9, zwischen 500 und 999 bei 3 und über 1000 bei 1 Darl-hensempfänger (Stif- tung für Erbauung billiger Wohnungen in Leipzig). Die Anzahl der Wohnungen, die im Durchschnitt auf ein Haus entfallen, \{wankt zwischen 1 und 13. Sie ist, von wenigen Ausnahmen ab- gesehen, in den größeren Diten naturgemäß höher als in den kleineren.

Die Mehrzahl der Darlehensempsänger beschränkt sh auf Er- flellung von Kleinwohnungen. Wohnungen voa mehr als 3 Zimmern nebst Zubehör werden, falls überhaupt, nur in geringer Zahl her- aestellît. Bei der Bewilligung von Neichsdarlehen ijt überall itreng darauf geachtet worden, daß die zur Verfügung gestellten Reichsmittel entsprechend der im Reichshaushal1setat zum Ausdruck gebrachten Zweckbestimmung aus sließliG zur Be- friedigung des Wohnungsbedürfnisses der gering besoldeten Bes- amten und der Arbeiter in den Betrieben und Verroalktungen des Reichs Nerwendung finden. Die Woßbnungen sind fast überall reihlich mit Nebenräumlichkeiten ausgestattet. Abgesehen von 9 _ von der Berliner gemeinuüßigen Baugenos|senshaft und 40 von der Stif tung für Erbauung billiger Wohnungen in Leipzig erstellten Einzel- immern, hat jede Wohnung eine besondere Küche, Bei 12 (in kleineren

rtschaften bestehenden) Genoffensaften gehört zu sämtlichen oder zu einem Teile der erstellten Wohnungen je ein Stück Gartenland, {3 Im ganzen hat die mitReichsmitteln gefördere Bautätigkeit (nah dem Stande vom 1. Juli v. F.) folgende Ergebnisse geliefert :

Bei den Kasseneinrichtungen betrug die Einnahme

a. fertiggestellte Häuser . - 333,

b. im Bau begriffene Häuser. . - 218,

e. in Vorbereitung befindliche Häuser - 151/ un

a. crstellte Wohnungen. - - L268,

Þ. noch zu erstellende Wohnungen L C00.

Die dem Reichstage zugegangene Uebersicht, der Abbildungen und Grundrisse von Bauten einiger Baugeno enschaften beigefügt sind, enthält au Mitteilungen der mit Reichsdarlehen bedachten Bau-

vereine usw. über die MWohnungsmißstände am Orte, über vie von ihnen entfaltete Wirksamkeit und ihre Erfolge. In ten weitaus

meisten Fällen scheint der Mangel an gesunden, zwede mäßig eingerihteten und preiswerten Wohnungen zur Begründung der gemeinnüßigen Unternehmungen geführt

zu-haben. In manchen Ortschaften, so namecntlich in der Stadt Kiel und ihren Vororten, hat nach den eingegangenen Berichten sogar ein Mangel an Wohnungen \chlechthin (absolute Wohnungsnot) vorgelegen. Mehrfach wird hervorgehoben, daß es für kinderreice Familien unmöglih gewesen sei, geeignete Wohnungen zu finden. Die Mieten, welche die Darléhensempfänger erheben, sind fast überall niedriger als die ortsüblichen, und zwar nicht nur relativ, sondern, von einigen Auënabmen abgesehen, au atfolui, das heißt ohne Rücksihtnahme auf die bygienishen Vorteile und die zweckmäßigere Cinrichtung und bessere Ausstaltung der von den gemein- nüßgigen Bauvereinen erstellten ohnungen.

Den Mitteilungen der in Bexlin befindlichcn Darlehens- empfänger über ihre Tätigkeit und Erfolge entnehmen wir insbesondere folgendes: Die Baugenossenschaft „Freie Scholle“, e. G. m, b. H., hai, während die Mehrzahl der in Berlin und Umgegend be- stehenden Genossenschaften sich auf die Errichtung mehrstöckiger, eine größere Anzahl von Mietwohnungen cnthaltenter Häuser beschränkt, die Erstellung von Cinfamilienhäusern in möglichst freier und ge- sunder Lage sh zur Aufgabe gemacht. Sie hat deren 24 (je 2 zu einem Doppelhause vereinigt) zwischen Waidmannélust und Tegel aufgeführt. Die Mietzinse, in denen das Entgelt für Benutzung des zu jeder Wohnung gehörigen Gartens enthalten ist, betragen für die 2" Zimmer- Wohnungen 290—276 M, für die 3 Zimmer-Wohnungen 394—260 M, für die 4 Zimmer-Wohnungen 360-—486 16, für die 5 Zimmer - Wohnungen 40—552 A Der Beamten- Wohnungsverein zu Berlin, e. G. m. b. H., hebt hervor, daß die Teuerung der Mieten zu seiner Gründung geführt hat. Er wandte ih zunächst der Erbauung von Häusergruppen zu, in denen vor- wiegend Wohnungen von mittlerer Größe (4 Zimmer mit reichlichem Zubehör) enthalten find. Die Beleihung aus Reichs- und Staats- mitteln ermöglihie und erforderte es dann, mit der Erstelung von Kleinwohnungen in ecbebliherem Umfange vouzugehen. Die Ge- nossenschaft hat bis Oktober v. J. insgesamt 531 MWohngelegenheiten bergestelt. Die in der Hâäusergruppe Berlin N. erhobenen Mietzinse betragen: für die 1 Zimmer - Wohnungen 166 bis 220 M, für die 2 Zimmer-Wohnungen 950 bis 500 M, für die 3 Zimmer-Wohnungen 400 bis 540 A (vereinzelt bis zu 680 M), für die 4 Zimmer-Wohnungen 660 bis 840 «46 Die Bewoohnec dieser HäusergrupÞe wobnen (ungeactet der besseren Ausstattung der Wohnungen) um 14,9 9/0 billiger als vordem. In den Steglißer Hâäusergruppen sind die Mieten verhältniêmäßig nit so wohlfeil, weil dort auf die zulässige Ausnugung der Baustellen im Interesse der Anlegung von ärten verzihtet worden ist. Me Berliner gemeinnüßige Baugesellschaf\t (Attien- gesellschaft) und die Alexandra-Stiftung haben zumeist kleine Mohnungen (1 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche) hergestellt, neuerdings 9 bis 3 Zimmer, 1 Kammer, 12 Ne Der Mietspreis stellt ih durchschnitilich um 95 9% niedriger als bei gleichartigen Wohnungen in Privathäusern. Fm einzelnen beträgt er für 1 Zimmer unter 100 H, für 1 Zimmer, 1 Küche, 1 Borraum 10 bis 150 M, für 1 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vorraum 151 bis 200 M, für 1 großes Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vor- raum 201 bis 250 M, für 2 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vor- raum 251 bis 300 M, für 2 große Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vorraum 301 bis 390 4, für 2 bis 3 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vorraum 390 bis 500 A, für 2 bis 4 Zimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Vorraum 501 bis €00 M.

Unter der Ueberschrift „Bauland und Miete" bringt das „Technische Gemeindeblatt“ (Karl Heymanns Verlag, Berlin W. 8) in den Nummern 17, 18 und: 19 deo: V Fahrgangs vom 9. und 20. Dezember 1903 und 9. &Fanuar 1904 eine längere Abhandlung

von A. Abendroth in Hannover. Der Verfasser benußt die Angaben der seil 1890 erschienenen „Statistischen Jahrbücher deutsher Städte", um auf Grund dieses wertvollen Materials

darzulegen , daß das Bauland zur it 25 Wal 19 teuer fei, als sich mit der wirt!scaftlichen Leistungsfähigkeit der deutshen Stadtbevölkerungen und der Ertragsfähigkeit der Miets- häuser vertrage. Die Beseitigung der damit verbundenen Mißstände ist nah der Ansicht des Verfassers nur möglich, wenn sich die Stadt- verwaltungen dieser Aufgabe annehmen. Immer unter Hinweis auf die von den städtischen Statistischen Aemtern selbst herauss gegebenen Statistiken wird dargetan, - daß die Städte wohl im- tande seien, dieser Aufgabe gerecht zu werden, namentlich wenn der Staat sie hierin tatkräftigst unterstüge. Als besonders geeignete Mittel werden vorgeschlagen : Verbesserung der Be- bauungspläne durch intensive NRücksihtnahme auf ihre Wirtschaft- lichkeit, Verbilligung dr Straßenanlagekosten in den Wohnvierteln, Vermehrung Und Unveräußerlichlkeit des Gemeindegrundeigentums, Anwendung des EGrbbaurechts und Hergabe von Baugeldern durch die Gemeinden, Einführung von Wohnungsämtern und Wohnungs- \chiedgerichten, Crlaß eines staatlichen Baugeseßes nah dem Muster des sächsischen, Einführung der zwangsweisen Baulandumlegung und Erleichterung der Enteignungen, Untcrstüßung der Gemeinden und der Wohnungsvereine durch staatliche Amortisationsdarlehen, Neform der Grundbesibßsteuer, namentlich durch Einführung einer Gerwoinnsteuer, um nicht die Käufer, sondern die spekulativen Berkäufer zu treffen, Erricktung von Schäßungtämtern in Verbindung mit den Königlichen Katasterämtern usro.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeiter der Berliner städtishen Gas8werke hielten gestern abend eine Versammlung ab, in der sie nah der „Voss. Ztg.“ folgende Forderungen zu stellen beslossen : Die Hofarbeiter fangen mit einem Tageloha von 4 A an und steigen von 2 zu 9 Jahren um 20 A bis zum Höchitbetrage von 5 #( Die Betriebsarbeiter fangen mit einem Tagelohn von 95,90 # an und steigen von 2 zu 9 Fahren um 20 - bis zum Höchstbetrage von 6,50 (6 Die Akkord» arbeit ist zu bejeitigen. Wo das nicht geschieht, sind folgende Grund- säße zu beachten: Bei Akkorbarbeit müssen in regelrechter Arbeitszeit die betresfenden Arbeiter 50 v. H. mehr verdienen als bei gewöhn- liher Lohnarbeit. Reinigungsarbeiter erhalten einen Anfangslohn von 4,50 4, steigend bis 5,00 M, Steigerohrreiniger einen Anfangs- lohn von 5 e, steigend bis zu 6 M :

Nierhundert Arbeiter der Bremer Futespinnerei und Weberei in Hemelingen sind, dem „W. T. B." zufolge, vor- gestern wegen Differenzen mit der Fabrikleitung aasftändig geworden. Es ist indessen gestern gelungen, die Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen. L :

Den Crimmitschauer Textilarbeiterausstand (vgl. Nr. 9 d. Bl.) hat eine vom Vorstande der OrtsgruppeCrimmitschau des Nerbandes von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie zu Chemniy herausgegebene Deukschrift zum Gegen|tande, die beachtenswerte Darlegungen über die Arbeitsverhältnisse in Crimmitschau, über die Lage der dortigen Textilindustrie und über den von den fozialdemokratishen Verbänden ausgeübten Terrorismus enthält. Ueber die Lohn- verhältnisse werden in dieser Denkschrift, wie die „Leipziger Zeitung" ihr entnimmt, folgende Angaben gemacht: „Normal tüchtige Weber verdienen in der Woche 19—2 M, MWeberinnen 15 —20 6,

Weberei- und Spinnereihilfsarbe

14—20 4, Spinner Burschen und Mädch

bald 9 M, später 10— 10 Millionen Mark Spargelder, von 24 Millionen M sehr großen Teil auf

iter einschließli der Färbereiarbeiter

20—30 Hierzu kommen ein Heer von jungen en, die ganzen Familien der Spinner, Weber usw., und sie alle verdienen von 14 Fahren ab in den Fabriken anfangs 8,

die Einlagen

ark. Man geh

12 6 Die städtische Sparkasse hatte beinahe in den legten 25 Fahren einen Zuwachs t nicht fehl, wenn man einen der Textilarbeiter zurückführt, da

diese den größten Teil der gewerblichen Bevölkerung ausmachen."

Unterm 10. d. M. gemeldet: In den

wieder bedeutend gestiegen. on auswärts an. immer mehr in die Fabriken zurück. Die sind fast ganz geschwunden, das lernt man mmer weiterem Maße einsehen.

Leipzig beschäftigte sich 1000 Personen besuchte öffentliche

und Arbeiterinnen v

der Ausständigen kehren Aussichten für die Arbeiter jeßt in diesen Kreisen in 1

In Leipzig

wird den

„Dresdner Nachr.“ aus Crimmitschau

legten Tagen ist die Zahl der Arbeitswilligen

ausgebrochenen Tarifkon {lift im

1904 verliert, wie Fahren zwischen den Maurer- und

und Arbeitsbedingungen verei diesem beträgt die Arbeitszeit (Fin Vorschlag weitere zwei Gehilfen abgelehni worden. Erhöhung dés

lohn 55 . biéherigen Fassung lassen, war von den vielmehr die Beibehaltung der haben wieder

und am 1. April 19 höhen. (Geschäftsgang und d

fönnen. Ende Dezember hab

der Vertretung der

Maurer und Zimmerer gestrigen Versammlung

harren hiernach pemnach gescheitert.

De Werftarbeiter Fraissinet in Marseille haben, gcaphiert wird, gestern vormittag chenfalls ausständigen Arbeitern ließen. Man glau

die „Leipz. den dortigen

Zimmergehilfen andererseits über die barte Tarif seine Gültigkeit. täglih 9 Stunden und der Stunden- ver Arbeitgeber,

auf

neunstündigen

die Arbeitgeber abgelehnt, die ih do dazu herbeiließen, den Stundenlohn am 1.

Fast mit allen Zügen kommen Arbeiter

Aber ‘selbst aus den Reihen

vorgestern eine von etwa

Maurerversammlung mit dem dort Baugewerbe.

Ztg.“

Am 1. April berihtet, der vor dret Bauarbeityebern einerseits, Lohn-

Nach diesen Tarif in der Jahre unverändert gelten zu Letztere forderten

Stundenlohns auf 60 F Z unter Arbeitszeit. Diese Forderun aber ließli

April 1905 auf 5 S

06 auf den géforderten Betrag von 60 \ zu er-

Mehr erklärten sie vorläufig mit Nücksicht auf den schlehten -

en starken Zuzug fremder Arbeiter nicht zugestehen zu

en nun erneute Verhandlungen zwischen

Bauarbeitgeber und den Lohnkommissionen der

stattgefunden, ing bekannt gegeben auf ihren Standpunkten,

deren Ergebnis in der vor- wurde. Beide Teile ver- die Verhandlungen sind

Von ciner besonderen Beschlußfassung sah die Versammlung roch ab.

der

die von Ajaccio und Bastia anzu- ht, der Ausstand werde nur von kurzer Dauer sein.

Sciffahrtsgefellschaft wie dem O t, Arbeit eingestellt, um sich den

Kunst und Wissenschaft.

M den Gebrauch deutscher Namensformen für Orten fremdsprachiger Umgebung stimmen die Forscher

In bezug auf

aller in Betracht kom N Ortsnamen für die

solche deutsche die noch im Volfs

munde lebendig

menden Wissensgebiete darin überein, daß nur

Gegenwart Berechtigung haben, sind, d. h. die noch heute zum

Spracschaßze einer deutshen Minderheit der Einwohner oder zu dem

der deutschen Nahba namen“, die in früh

verklungen sind, haben nur ges Die Schwierigkeit liegt

Namensformen, die damit der Allgemei bares altes deu

die Muntarten treulich bewa facher Unkenntnis aber niht übernommen hat. ; der aebräuchliche Name für Nancy,

heute im deutschen

rn jenseits der Sprachgrenze gehören. eren Jahrhunderten gebräuchlih waren, cchihtlihen Wert.

aber in der zuverlässigen Feststellung der

Alle „Buch- jeßt aber

beute noch gebraudt werden, der Wissenschaft und

nheit aber unbekannt sind.

Hier droht kost-

thes Sprachgut verloren zu gehen, das

Elsaß Nanzig

hrt haben, das die Schristsprache aus ein-

So ist z. B. noch

noch heute fährt die Postkutscbe aus Graubünden inz Veltlin nicht

nach Chiavenna, Jon Nasarhely bei den fiebenbürger Sachsen die deutsche Muttersprache der Balten Hansezeit nur ein Plesfa u.

dern nah Cläven,

noch heute heißt Maros Neumarkt, noch heute kennt kein Pskow, sondern wie zur

Um sichere Kenntnis dieser heute noch

lebendigen deutschen Namensformen zu verschaffen, um sie als Beleg

vergangener Kolon

deutscher Kulturbeziehungen über di hinaus in der deutschen Schriftspr

der sie bisher vielfa flungen hielt,

die Bitte, ihre B

Erde“, dem Professor Paul

In einer in B

Gesellschaft deutscher Natur] wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, dort tagen soll, in

die, wie bekannt, tember abzuhalten.

von Drygalski-Berlin Haberlandt-Graz, Arr

Breslau sowie Nur Versammlung und in das Gebirge und

tel richtet eine Ort und Stelle verläßlie

isationstätigkeit

,

ch nur

ache verbannt Reibe von Gelehrten an alle, die si an Kenntnis eobadtungen der Schriftleitung der 8, mitteilen zu wollen.

Langhan

unseres Volkes oder lebhafter e Grenzen unseres Sprachgebiets

zur Geltung zu bringen, aus waren, weil man fie sür ver-

des Gegenstandes vershafften, „Deutschen

reslau abgehaltenen Sizung des Vorstands der

Uls Redner

und Stodola- Zürich, hennius.Stockholm, 1ge und Rourx-Halle.

orsher und Aerzte wurde, die diesjährige Versammlung, der Zeit vom 18. bis 24. Sep- find genannt die Professoren Mey-Charlottenburg, Flügge und von Mikulicz- Für die leßten Tage der

eventuell für die folgenden Tage it ein Ausflug

C

den oberschlesischen Fndustriebezirk geplant.

Der, wie bereits gemeldet, für Kunstzwecke bestimmte Nachlaß ich Vogel in Hildburghausen in Höhe von

des Malers Heinr

1 300 009 M soll, wie die einer „Seraphine Kunstmaler dienen. ohne Unterschied des Rom

sind, Dresden oder

leben,

Mealerinnen find ausgeschlossen. Land- und Forstwirtschaft.

r Getreidemarkt im Dezember 1903.

Notterdame Das

Kaiserliche 5. d. M.: Im Gegensaß zu Roggen,

Konsulat in

„Dorfzeitung“ BVogel-Familienstiftun * für deutsche Nur Kunstmaler, die deuts Neligionsbekenntnisses, haben Anspruch

berichtet, zur Errichtung

e Reich3angehörige und in München, auf Unterstüzung.

Rotterdam berichtet unterm Mais und Hafer, für die iu

Dezember v. J. das Ge]chäft {till lag, war die Tendenz für Weizen sowie Gerste recht fest.

Be zahlt wurde ci

Weizen für 2400 kg:

f Rotterdam:

Hard Winter Nr. 2 Dezember 191/3 ®L. Ï H 3 Dezember 186/7 ü Südrussischer 75/76 kg, Dezember . LCNSL s Rumänischer 74/75 Kg, Dezember 173/4 u Roggen für 2100 kg: Schwarzes Meer 73/74 kg, Dezember . 121/00 S L „73/74 kg, Januar 1904 121/20 Gerste für 2000 kg: Südrussische, 60/61 kg, Dezember i; 98/99 u 60/61 kg, Fanuar/Februar . 101/103 Hafer für 1000 kg: Südrussischer, 45/46 kg, Dezember . O4 Nordrufssischer, 46/47 kg, Dezember . 55/4 i 46/47 kg, Januar 00/54 Mais für 2000 kg: Odessa, Dézembér . . 101/100 Galaßtz/Foranian, Dezember 101/100 , See Picitth: Jaa E ch Nordamerikanischer Mixed, Januar . . 106/04/05

Der Mehlma

v. J. sehr ruhig und oh war wenig angeboten un

Markt zu hoh sind. obwohl die Verkäu heruntergingen.

rkt war während des ganzen Monats Dezember

Auch einheimi| fer mit ihren

ne erhebliches Geschäft. Ausländisches Mehl d wenig gekauft, da die Preise für den hiesigen

es Mebl wurde wenig gekau ngeboten teilweise um '/s

i G Ui