1853 / 194 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Ministerium der geistlichen, Unterrichts - und Medizinal - Angelegenheiten.

Der Schulamts-Kandidat Kossinna in Marienwerder ist als ordentlicher Lehrer an das Gymnasium in Tilsit berufen worden.

Berlin, 18. August, Se, Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht: Dem Oberst - Kämmerer, Staats = und Minister des Königlichen Hauses, General-Lieutenant Grafen zu Stolber g- Mernigerode die Anlegung des von Sr. Majestät dem König von Bayern ihm verliehenen St. Hubertus-Ordens, dem Ober-Cere- monienmeister Freiherrn von Stillfried die Anlegung des von Sr. Majestät dem König von Bayern ihm verliehenen Großkreuzes des Verdienst - Ordens vom heiligen Michael und dem General= Steuer = Direktor von Pommer - Esche die Anlegung des von Sr. Hoheit dem Herzog von Braunschweig ihm verliehenen Com- mandeur=-Kreuzes 1ster Klasse vom Orden Heinrichs des Löwen zu gestatten.

Nichtamtliches.

Berlin, den 17. August.

Von dem Vorsißenden Dr. Großmann is die Tagesord= nung für die 11te Haupt-Versammlung des evangelischen Vereins der Gustav=Adolf=Stiftung, die zu Koburg im September abgehalten werden foll, bekannt gemaht worden, Nach derfelben werden neue Mitglieder des Centralvorstandes gewählt, und es findet namentli die Berathung und Beschlußfassung über die ge- meinsame Unterstüßung einer der Gemeinden Dülmen in Westfalen, Osche in Westpreußen, Feldkirchen in Kärnthen oder Passau in Bayern auf Grund des diesfallsigen Vorschlags des Centralvorstan= des statt, Zugleich werden auch Vorträge und sonstige Mitthei= lungen von Abgeordneten und Gästen entgegengenommen.

Am 416. August Abends gegen 6 Uhr i} Jhre Majestät die Königin von Sachsen mit den Prinzessinnen Marie und Mathilde von Bayern K. H. aus Possenhofen wieder nach Dresden zurückgekehrt und hat sih mit ihren hohen Verwandten nach dem Lustschlosse Pillnißb begeben.

—. Der im Druck erschienene Entwurf einer Strafprozeß- Ordnung für das Großherzogthum Hessen, nebst Motiven ist den Gerichten des Landes zur Begutachtung mitgetheilt worden. Namentlich ist von dem obersten Gerichtshof ein Gutachten verlangt worden. Er hat den Ober =- Appellationsrath Siegfrieden, welcher früher längere Zeit Mitglied der Commission zur Redaction des Civilgeseßbuhs war, später den Entwurf einer Civilprozeß- Ordnung bearbeiten half, zum Berichterstatter gewählt. Der Ent- wurf hat die bereits geltenden Grundsäße der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit und das Justitut des Schwurgerichts beibehalten.

Se. Majestät der König von Württemberg, welcher |

am 15, August durch Frankfurt a. M. kam, - hat \sich nah München begeben.

Am 16, AugustiNachmittags ist das sehr zahlreiche Gefolge Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Herzogin Marie Hen- riette von Brabant von Gießen, wo es seine Gebieterin ver- ließ, in Frankfurt angekommen. Jn Gießen wurde Jhre Kaiser- liche Hoheit die Frau Herzogin im Auftrag Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen vom General von Weiters- hausen und Hauptmann Weißel begrüßt. Am 418, August früh 5 Uhr verläßt das Gefolge Frankfurt und tri in Koblenz wieder mit der Frau Herzogin zusammen,

Am 16. August, Nachmittags 34 Uhr, hatte au die Stadt Weblar die Freude, Ihre aiserliche Hoheit die Frau Herzogin Marie Henriette von Brabant auf ihrer Durchreise nach Schloß Schaumburg, von Gießen kommend, zu begrüßen, Es wurde der hohen Frau seitens des Offiziercorps des dort garniso= nirenden 8ten Jäger-Bataillons, des Königlichen Landraths, so wie des Magistrats der Stadt ein herzlicher Willkomm zu Theil, und während diesem Ausdruck verliehen wurde, spielte das Musik-Corps des gedahten Jäger - Bataillons inmitten einer zahlreichen Ver-

ammlung aus allen Ständen der Einwohnerschaft die österreichische

ationalhymne.

Der Entwurf des Geseßes über das Verfahren in Straf= sahen für die Stadt Frankfurt is von S eilittbea Senats e gesebgebenden Körper übergeben und am 16. August den Mitglie- bat E Sauulerit gedruckt, zugesendet worden, Wie man hört, E enat beschlossen, die von der geseßgebenden Versammlung

ge\prochene guthentische Interpretation des Wahlgeseßes zu pu=

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bliziren und dem: ächst die Abstimmung der Bürgerschaft über die theilweise Gleichstellung der israelitishen Bürger zu veranlassen.

Se, Majestät der Kaiser von Oesterreich hat in der Nacht vom 13. auf den 14. August die Reise nach Ischl angetre- ten. Zur Feier des Geburtsfestes Sr, Majestät wird Donnerstag den 18. August früh 11 Uhr in der Metropolitankirche zu St, Stephan ein feierlicher Gottesdienst durch den Herrn Fürst - Erz- bischof Othmar Ritter von Rauscher abgehalten. Die Garnison rückt um 8 Uhr srüh zur Kirchenparade am Glacis aus, und ‘es werden bei derselben die sämmtlichen in Wien anwesenden Erzherzoge erscheinen, Jn allen Pfarrkirhen werden gleichzeitig feierliche Hochämter gelesen; au die israelitischen und evangelischen Ge meinden werden das Geburtsfest des Kaisers durch Gottesdienst in solenner Weise feiern.

Am 15. August fand in Wien das Ceoremoniell stati, mit welchem der Fürst - Erzbischof Othmar Ritter von Rauscher in die Metropolitankirche zu St. Stephan eingeführt wurde.

A ver SibUlg ver zweiten Ute vertanvismen Käm- mer vom 13, August wurde zuerst eine Menge neuerdings für und gegen den firchlichen Geseßentwurf eingelaufener Adressen an die Bittschriften-Commission verwiesen, und sodann auf deren Be richt -hinsichtlih anderer, bereits von ihr geprüfter Adressen der nämlichen Tendenz Die Niederlegung ins Archiv angeordnet. Die Berathung des kirchlichen Geseßentwurfs wurde hierauf fortgeseßt, Herr Maa y wirft einen geschichtlichen Rückblick auf den seit Jahr hunderten in den Niederlanden, wie in anderen Staaten, für die Gewissens\reiheit und gegen die Versuche der Päpste, die welt- liche Macht der kirchlichen zu unterwerfen, geführten Kampf und auf dessen Ergebnisse bis in die neueste Zeit. Der Redner geht sodann auf die Frage des Tages über und hofft, daß es möglich jei, zu einer besriedigenden Uebereinkunft mit Rom zu gelangen, in deysen-jüngsten Schritten er einen Angriff auf den Protestantis- mus in den Niederlanden erblickt, Die Frage, ob ein Geseß dem obwaltenden Stieite, insoweit er die Stellung der Kirchengefell shasten im Staate und zum Staate betrifft, ein Ende machen müsse, bejaht er entschiedên, und is überzeugt, daß der vor gelegte Geseßentwurs ganz geeignet sei, die Kirche vor Ueber- griffen des Staates und den Staat vor Uebergriffen .der-Kirche ou _Vewanren, Er Krspricht sich daher von dessen An nahme die vortheilhaftesten Wirkungen: die Freiheit der Kirchengemeinden unter dem wachenden Auge des Königs und die gegen]jeitige Berträglichkeit der verschiedenen Kirchen-Gesellschaften., Herr van Niepen beginnt ebenfalls mit einem geschichtlichen Rüdck blicke und sucht, auf die jüngsten Schritte der römischen Curie über gehend, dieselben als den Rechten, die das Grundgeseß jeder Kirchen- Gesellschaft zuspreche, durchaus entsprechend darzustellen, Was den vorliegenden Geseß -= Entwurf angeht, so behauptet er, daß derselbe gegen das Grundgeseß von 1848 verstoße, indem er eine vorbeu- gende, verhindernde Aufsicht anordne. Das Grundgeseß habe keine Präventiv- Maßregeln gewollt z es habe, der Kirche volle Freiheit zuer- kennend, dem Staatekein Aufsichtsreht auf die Organisation der Kirchen- Gesellschaften vorbehalten, welche einzig der betreffenden Kirche selbst zustehe. Die jeßigen Minister van Hall und van Doorn hätten auch 1852 und 1553 dieses Recht der Kirche, sich selbst zu organisiren, ausdrücdlich anerkannt, und der König selbst sich in diesem Sinne ausgesprochen. Er nenne das keine kirchliche Freiheit , wenn man von Allem zuvor der Regierung Kenntniß geben müsse und wenn jede Regelung und Ausführung von ihrer Mitwirkung und Willkür abhangen solle, Dies widerstreite den weisen Bestimmungen des Grundgesebes und sei gerade in jeziger Zeit ein sehr arger Miß griff. Die Kirche müsse frei sein, um fegenbringend wirken zu kön- nenz vor Allem sei dies jeßt nöthig, wo die niederen Classen so feindlich gegen die höheren gestimmt seien. Ob man wisse, wie bald die Hülfe und Unterstühung der Kirche uöthig werden könne? Zum Schlusse warnt der Redner diejenigen, welche jeßt für eine große Kirchen-Gesellschaft des Landes Fesseln verlan gen, vor den s{limmen Folgen, die daraus entspringen können; er hot, daß man den grundgeseßwidrigen Weg nicht betreten werde, und erklärt si entschlossen, gegen den Entwurf zu stimmen, in der vollen Ueberzeugung, dadurch eid- und pflichtgemäß zu han- dein, Hr, Wintgens kündigt sich von vorn herein als Verthei diger des allgemeinen Grundsatzes, welcher dem Gesebentwursfe zur Grundlage diene, so wie als Vertheidiger der hier zu Lande beste- henden grundgesebmäßigen Gottesdienst- und Gewissensfreiheit an, Er ist überzeugt, daß leßtere durch den Geseßentwurf- keine Beein- trächtigung erleiden werde und daß derselbe die ihm gemachten Vorwürfe nicht verdiene. Der Redner untersuht sodann ausführlih, welches Verhältniß, dem Grundgeseß gemäß, zwischen Kirhe und Staat bestehe. Es sei irrig, wenn Manche annähmen, daß das Grundgeseßz vollständige Trennung Der Kirche vom Staate wolle, wie sie in Nordamerika und sonst nir= gendwo in einem christlichen Staate bestehe. Für Niederland sei eine solche Trennung, die beiden Theilen höchs nachtheilig sein würde, weder wünschenswerth, noch auch nur möglich; das Grund- geseß aber enthalte mehrere Artikel, durch welche die bestehende

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bj ischen S ti i tigen Be= Verbindung zwischen Staat und Kirche in ihren gegenseitig ievuntEn 3 stell werde, Der Redner sucht sodann darzuthun, daß der Geseßentwurs, indem er in gewissen Gällen die Mitwir= fung und Gutheißung des Staates bedinge, der vom Grundgeseß

verbürgten kirchlichen Freiheit nicht zu nahe trete, und wünscht,

daß derselbe als Zeichen der Versöhnung willige Annahme

finde, indem er zugleich die Hoffuung ausspricht, daß die Regierung alsdann 1n Zukunst allen religiöjen Hader abzu- wenden wissen werde. Herr van Reede van Oudshorn meint, die Einseßung der fatholischen Bischöfe sei wider das Grundgeseßz die Regierung hâtte daher ihr grundgeseßliches Recht gebrauchen und die Einseßung nicht zulassen, das vorliegende Geseb aber weglassen sollen, welches ihr den Schein gebe, als ob sie vor Ausübung ihres Rechtes zurück\schrecke, Da die Regierung aber diesen politischen Fehler nun einmal begangen habe, fo bleibe ihm nichts übrig, als für den Gejeßentwurf, der hoffentlich noch manche Verbesserungen erleiden werde, zu stimmen und zu wünschen, daß der dadur beabsichtigte Zweck erreiht werde. Nachdem Herr Blaupot van Cate allerhand Bedenken darüber geäußert hat, ob der Staat nicht durch gewisse Bestimmungen des Geseßentwurfs sich eine ihm feineswegs zustehende Einmischung in rein kirchliche Einrichtungen zuspreche, wird die weitere Debatte auf nächsten Dienstag vertagt. Noch siud 11 Redner eingeschrieben; man er- wartet aber, daß auch viele niht eingeschriebene Mitglieder, und darunter die Herren Thorbecke, Strens und Oroen van Prinsterer, ih an der Berathung betheiligen werden. Durch ein im pariser „Moniteur“ enthaltenes Kaiserliches Dekret werden die aht Brigade-Generale Simeon, Foy, Levail= lart, Chasseloup, Laubat, Bosquet, Delmasse de Grammont und Partonneaux zu Divisions-Generalen ernannt, Außerdem sind zehn Obersten, darunter der Senator Gürst von der Moskwa, zu Bri= gade=-Generalen befördert worden, : 2 , : ; Ihre Majestät die Königin Christine ist am 14, August von Havre in Paris eingetroffen. e Es Jhre Majestät die Königin von Großbritannien, hre Aöniallhen Hoheiten der Prinz Albert, dex Prinz vou P reußen, Prinz Lon Wales und Prinz Alfred haben sich am 42, August, Nachmittags, an Bord der preußischen Fregatte „Gefion“ begeben, welche von Portsmouth nah der Jnsel Wight hinübergesegelt war und sich der Königlichen Residenz Osborne zegenüber vor Anker gelegt hatte. Die hohem Herrschasten {chiss= sich auf ten Böten der Yacht „Victoria und Albert“ ein und

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ten vis 4 | ; fulzren unter etner Sale Lon Setten Der Gregatte nach derjelben hin. Nach Besichtigung des Schiffes kehrlen sie wieder auf die Znjel

zurü, wo Ihre Majestät die Königin später in Gesellschaft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen der in Nyde wobnenden Oroßfürstin Katharine, Kaiserliche Hoheit, Oe= mablin Sr. Hoheit des Herzogs Georg von Mecklenburg, einen Besuch abstatteten. Zu Mittag speiste Se, Königliche Hoheit der Prinz von Preußen bei Jhrer Majestät in Osborne z auch die Be= aleiter des Prinzen, Grafen Pückler und Golß, jo wie der preußt= he Commodore Schrúder, der britische Vice-Armiral Sir Thomas Cochrane, waren an Diesem Tag? Ur Königlichen Tafel geladen, Am Sonnabend früß verließ Se. Königliche Hoheit der P13 von Preußen mit seiner Begleitung die Königliche Residenz, Um a D On ent Ute, Ge Doe Ol Dergod Georg von Mecklenburg. und jeine Gemahlin trafen am Sonnabend Nachmittag von der Injel, Wigot 1n London ein, wo sie auf dem Bahnhofe vom russischen Gesandten empfangen und nach dem Clarendon=-Hotel geleitet wurden. Am Donnerstag früh (andten. -Fhxre. .Kümallche Doleiten er Derzdg Lon Bkavant und der Oraf von Flandern in Ramsgate an, um der Fa= milie Orleans einen Besuch zu machen.

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M Der SiBUlg eine Anzahl von BVills die Königliche Genehmigung, darunter die Bill wegen Verlängerung der außerordentlichen Gewalten der Re gierung in Jrland und die Bill wegen Anwerbung eines freiwilli gen Matrojen=Corps, : In Ube able aciate Lon. on Mul 0, e r am folgenden Tage eine Mittheilung über den Staud der türkisch russischen Frage machen und dann am Schlusse der Sißung die Vertagung des Hauses bis zum 19, beantragen werde, Auf den Antrag der Regierung genehmigte das Haus das das Salzmonopol L

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betreffende Amendement des Olerhauses zu der ostindischen Bill. Auf |

eine Anfrage des Obersten Blair über die angeblich an der Ostküste von Afrika entdeckte Jusel mit unerschöpflichem Guano-Vorrath erwiderte Hr. Cardwell, daß die Regierung keine amtliche Nachricht von der Existenz der Insel habe, daß indeß die Admiralität die Befehls= yaber der Königlichen Kriegsschiffe im Allgemeinen instruirt habe, über jede von ihnen entdeckte Guano-Insel sofort zu berichten. Don Hrn, Hamilton besagt, theilte Hr. Card well mit, daß auf Anlaß des Lieutenant Maury von der Marine der Vereinigten Staaken im Laufe dieses Monats in Brüssel eine Konferenz werde gehalten werden, um gemeinschaftliche Maßregeln der Seestaaten behufs Protocollirung meteorologischer und anderer Beobachtun=

a eraus an 19, Uu cuelt|

gen zur See zu fassen; auch England werde die Konfe e \hicken, Hr, Cowper figte an, daß é Dsinbilibe Kone pagnie mit Erwägungen zur Verbesserung der Post - Verbindung zwischen Suez, Aden und Bomhay beschäftigt sei, Auf des Beschwerde des Herrn Pellat, daß Holland die britischen Fabri= kate mit höheren Zöllen belaste, als die Fabrikate der in die Ka= tegorie der „meistbegünstigten“ gehörenden Staaten, erklärte Herr Wilson, daß kein Traktat mit Holland bestehe, durch welchen England den meistbegünstigten Staaten gleichgestellt werde, daß in= deß der Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen dieser Zollbelastung unterhandele, Am Schlusse der Nachmittagssizung entspann sich eine längere Debatte über den Antrag des Herrn Kinnaird, die Königin zu bitten, daß sie dem neuen Malteser Strafgeseßbuch, als den Katholiken und der katholischen Geistlich- feit allzu günstig, ihre Sanction nicht ertheilen möge. Lord John Russell versprah darauf, daß die Kron =- Juristen ihr Gutachten über das Geseßbuch abgeben sollten. :

Der Königlich preußische Gesandte am brasilishen Hofe, Graf Oriola, ist am Bord des Dampfschiffes „Severn“/ am 15, August von Rio Janeiro in England angekommen.

GVewerbe=- und Handels-Nachrichten.

Posen, 16, August. Auch in diesem Jahre ist mit der Fortseßung der Kanal-Arbeiten im Obrabruch iu erfreulicher Ausdehnung fortgeschrit- leit vorden. Nach dem vorgesteckten Bauylan foll“ der Südkanal vom Nudensee durch die Kreuzer Höhen und das Schwendtener Bruch aufwärts bis zum Silzer Wasser nah dem richtigen Nivellement vertieft und ver- breitet, eine besondere Ableitung für das Mahlwasser von Altkloster zu diesem Kanal geöffnet, ein Mittelfanal vom Silzer Wasser aus parallel mit dem Nordkanal bis zur Kolonie Theresienau und weiter herauf geführt und {ließlich der alte Lauf des Obraflusses unterhalb Kopniß durch den Großdorfer, Grätziger und Bentschuer See in den Versandungen und Rohren- wüchsen gründlich geräumt werden. Zu dem Zwecke wurde seit dem Mai d. J. mit 700 Arbeitern die Aufgrabung und Erweiterung des Súüdkanals vom Rudensee aufwärts begonnen und ungeachtet des höchst s{wierigen und sandigen Terrains durch die Kreuzer Höhen unv herrschaftlih Wid- ziner (Schwendtner) Forst im Zeitraum von 2 Monaten auf mehr als eine halbe Meile Länge vollendet. Dabei wurde bei der Kolonie Kreuz, wo der alte Kanal eine bedeutende, nachtheilige Krümmung bildete, ein großer Durchstich und neuer Lauf angelegt, auch zur Vermeidung zu hoher Erdwälle die erübrigte Erde zur Ausfüllung und Zudämmung des alten Kanallaufs in zweckmäßiger Weise verwendet. Der größte Theil dieses Ka- uals mußte zur Befestigung der ganz sandigen BVöschungen mit Weiden- Faschinen und Weiden-Deckwerfen bekleidet werden, damit er den Angriffen des Hochwassers Widerstand leisten kann. Diese Arbeiten waren nicht nur sehr zeitraubeud, sondern auch infofern {wierig und kostspielig, als grüne Weiden aus großer Erntfernung herbeigeholt werden mußten.

Man ist damit jeßt so weit vorgerückt, daß die niedriger belegene Bruchfläche nunmehr erreicht ist, in welcher die Ausgrabungsarbeiten bei weit günstigeren Terrainverhältuissen bedeutend s{nelleren Fortgang haben werden. Zugleich wird beabsichtigt, jeßt nah röllendeter Aerndte eine grö- ßere Zahl Arbeiter anzustellen und den Zw'igkanal zum Altklosterschen Mahlwasser, fo wie den Mititelkanal vom Silzer Wasser aufwärts na Wielichowo durch besondere Arbeits-Abtheilungen gleichzeitig in Angriff nehmen zu lassen. Eben so beabsichtigt mau bet dem jeßt sinkenden Wasz- serstaude, die Räumungsarbeiten im alten Obralauf unterhalb Kopnihß noch in diefem Herbst mittelst einer besonderen Arbeits-Abtheilung auszuführen. Zu diesem Zwecke soll die Zahl dex Arbeiter bis auf 1000 vermehrt wer- den, weshalb bereits die benachbarten Landrathsämter aufgefordert worden sind, die Arbeiter in ihren Kreisen davon in Kenntniß zu seßen. Danach ist mit Gewißheit anzunehmen, daß die projektirten umfangreichen Arbei- ten noch im. SPätherbst d. I., dem vorgeitectten Ziel gus, vollendet werden,

Mit Beendigung der eben erwähnten und der bereits im vorigen Jahre ausgeführten Arbeiten sind für das große Obrabruch der Haupt- fache uach die wichtigsten Abslußkanäle vollständig geöfsnei: nämlich durch den Moschiner Kanal die Ableitung nah der oberen Warkhe, durch den Süd-Kanal die Ableitung über Karge zur Oder nah Ttiescherzig und dur den Nord-Kanal über Kopniß und Bentschen zur unteren Warthe bet Schwerin, Es bleibt alsdann für. das nächste Jahr nur noch die Räu mung und Vertiefung der im großen Bruche selbs| belegenen alten Strecken des Nord-Kanals und des Süd-Kanals und {chließlich die Weiterführung des Kostner Kanals bis oberhalhß Kriewen.

Den Grundeigenthümern der entwässerten Bruchsirecken dürfte anzu- rathen sein, um eine \{nellere Kultur und einen höheren Ertrag ihrer Grundstücke herbeizuführen, nun mit der Fortschaffung und Verbrennung der Kaupen (Bülten), Vlanirung und Eintheilung der Flächen durch Schlaging von Dämmen und Seitengräben, fo wie mit Umwandlung der großen ausgedehnten Hütungsflächen in Wiesen, un deren Ansaamung mit guten Gräfern vorzugehen, damit es uicht lediglich der Zelt überlassen wird, folche exst nach den stattgehabten langjährigen Ueberschwemmungen durch die natürliche Umwandelung der Pflanzen successive selbst herbeizu- führen. Die besten Beispiele geben die bereits von einzelnen Herren Guts- besizern ausgeführten derartigen Anlagen, wodurch der Ertrag ihrer Grund- stücke zu eincr bedeutenden Höhe gestiegen 1st. (Pof. Ztg.)

Aachen , 15. August. Heute war die erste General-Versammlung

9er Aachener Nückversiherungs-Gesellschaft, in welcher die

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