Bu ‘adtar a A
Hinter der deutshen Künsilergruppe shritt der Vorstand des Vereins; der wuhtige Humpen, von einem Stillleben umgeben, wurde mit folgenden, von Julius Wolff gedichteten und vom Maler Dielitz gesproenen Worten überreiht.
Mit Gruß, Grlauchtes, Hobes Fürftenpaar! Der Künstler freie Zunft stellt sich Euch dar.
Sie kommt in einer längst ents{wund'nen Tra§t, Und ihr Gebild auc, wie's in R glübt, Von Golde s{bimmert und in Marmor blüht, Ift bolder Schein nur von des Lebens Pracht. Doch mit den täusbenden Gestalten ftrebt Die Kunst in ihrer Werke tiefem Sinn, Daß sie als aller Kräfte Meisterin, Die Schönheit zu den Höb'n der Wakrhcit bebt.
Jbr, die in Eurer Hohen Väter Art Ihr fördernd wirkt, der Kunst zu Noth und Nuß, Den Küÿstlern allezeit ein Schirm und Scuyt, Nehmt unsern Dank, und — was Ihr hier gewahrt, Cs isi zum Hochzeitsgruß ein Becerlein. Ein Willkomm, der mit Silberglanze spielt, Aus Zinn, das unsre Farben einst enthielt, Ein handlih Trinkgefäß, au nur zum Stein.
Stellt's bin zu all’ dem Silber und dem Gold, Und bleibet un38 und unserm Schaffen bold. Wer so wie Ihr sie liebt und übt die Kunft, Erlauchtes Paar! dem dankt’'s sie auch — mit Gunst!
Der Festzug erreihte damit sein Ende; der Weiße Saal umfing noch einmal die sämmtlichen theilnehmenden Damen und Herren, die sich um den Triumphwagen der Königin Minne gruppirten. Sodann ftieg Jhre Königliche Hoheit die Prinzesfin Wilhelm vom Wagen hernieder und verneigte sich mit der Gesellshaft drei Mal vor Sr. Majestät dem Kaiser und dem Durchlauclhtigsten Jubelpaare.
Hierauf wurde gegen 11 Uhr das Souper an Buffets eingenommen. GNah Beendigung desselben geruhten Se. Ma- jestät, den Festzug noch ein Mal im Weißen Saale vorüber- ziehen zu lassen.
Das Fest erreihte bald nach 1 Uhr, nachdem noch einige Tänze getanzt warn, sein Ende.
Der Verèin gegen Verarmung hielt gestern Abend im Bürgersaal des Rathhauses urter Vorsiß des Dr. med. Straßmann seine diesjährige Generalversammlung ab. Das abgelaufene Jahr war, wie der Geschäftsbericht konftatirte, für den Verein, der 1881 in Folge erhöhter Anstrengungen einen rapiden Aufs{wung genommen hatte, ein Jahr ruhiger Weiterentwickelung. Einnahmen wie Aus- gaben sind wieder auf die frühere normale Höhe zurückgegangen. Die Zahl der Mitglieder, die im Jahre 1881 von 10616 auf 13 029 çcestiegen war, hat 1882 12 407 betragen. Die Summe der Beiträge hat ih von 99 606 auf 97 490 4 verringert; an Geschenken gingen 9248 Æ ein, 13 852 #M weniger als in dem, wie {on er-
jahre beirugen. Was nun die Ausgaben betrifft, so sind au sie int Vergleib ¡um Vorjahr zurückgegongen. JInEgesammt wurden 6007 Personen gegen 6546 im VWBorjahre unterstüßt, und zwar erbielten 702 Personen 42339 # als Darlehne (1881 852 Personen 49591 F), 5195 Personen 74061 # an Geschenken (1881 5555 Personen 85 167 46), außerbem wurden 561 M laufende Unterstüßungen und 3646 4 für Nähmaschinen ver- au8gabt, wele 110 Personen gewährt wurden. Die Gesammteinnahme belief sich. einsbließlid 85084 46 Bestand, auf 230 000 4, die Aus- gaben, einsließliÞ 15713 Verwaltungskosten, auf 150 000 4, und es rerblieb ein Bestand von £0386 4, das sind 4698 weniger als zu Beginn des Jahres. Die üblihen Vorstandswahlen \chlossen die Versammlung.
Ein großer Theil der Gewinne der Lotterie des Vereins Berliner Pressezu Gunsten der Ueberschwemmten ist bis- ber noch nicht abgeholt worden. Wir machen darauf aufmerksam, daß alle bis zum 15. März niht abgeholten Gewinne zu Gunsten der Uebershwemmten verkauft werden. Die Gewinnlisten und Gewinne können in der Wohnung des Hrn. Redacteurs G. Schweißer (Tauben- ftraße 53) in Empfang genommen werden.
_Im Circus Renz wurde gestern Abend die Kronprinzliche Silberhocbzeit durch eine Galavorstellung gefeiert. Speziell für diesen Abend war ein Festspiel arrangirt, welbes altdeutshe Ritterspiele ¡um Sujet hatte, Die Herren und Damen der Gesellschaft, in ftil- gemäße und glänzende Kostüme gekleidet, staben nah Türkenköpfen, warfen Spieße und tummelten in zierliher und eleganter Weise die
Den S@luß bildeten Gruppen italienisher und nieder-
ländisher Künstler.
wähnt, erccptionellen Jahre 1881. 33 163 M, 2101 M weniger als 1881, zurüdgezahlt, während die Rück- zahlungen auf beshaffte Nähmaschinen 2555 gegen 3423 A im Vor-
Auf gewährte Darlehen wurden } Roffe. Das Publikum, welches wiederuin sehr zahlrei sich eine
Beifall.
aefunden hatte, spendete dem hübsch arrangirten Festspiel lebhaften
Æ
Inserate für den Deutschen Reihs- und Köntgl.
Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handels-
register nimmt an: die Königliche Expeditiou des Deutschen Reihs-Anzeigers und Königlich
Prenßischeu Staats-Anzeigers :
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. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. , Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl,
t
Desfentlicher Anzeiger. 7
5, Industrielle Etablissements, Fabriken uud Grosshandel. 6, Verschiedene Bekanntmachnngen.
Inserate nehmen an: die Annoncen-Expeditionen des „Juvalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
3, Verkänfe, Verpachtungen, Submissionen etc. | 7. Literarische Anzeigen. Ô Berliu SW., Wilhelm-Straße Nr. 32. 4. Verloosung , Ámortisation, Zinszahlung | 8, Theater-Anzeigen, In der Börsen- Aitnznssn - Bueonity: M u u. s, W. von öffentlichen Papieren. | 9, Familien-Nachrichten. beilage, M Subhastationen, Aufgebote, Vor- Frcitag, den 27. April 1883, - 5) Fan, geb. Salomon, des Levy Hartwig | [9604] Aufgebot.
ladungen u. dergl.
[9596] ‘ Oeffentliche Zustellung.
Die Ehefrau des Arbeiters Wilhelm Degener, Auguste, geb. Gerloff, zu Fermersleben, vertreten dur den Rechtsanwalt Giesecke, klagt gegen ihren in unbekannter Abwesenheit lebenden Ebemann, den Arbeiter Wilhelm Degener, wegen böélichen Ver- laßsens, mit dem Antrage, die Ebe zu trennen und den Beklagten für den \{uldigen Tbeil zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlicwen Verhand- lung des Recbtéftreits vor die erste Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Magdeburg auf
den 9. Zuli 1883, Vormittags 9} Uhr, mit der Ausforderung, einen bei dem gedachten Gerite zugelassenen Anwalt zu bestellen.
Zum Zwecke der öffentliden Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Magdeburg, den 19. Februar 1883.
Die Gerichtsschreiberei des Königlichen Landgeritts. I. Civilkammer. Nuthmann, Landgerithtésekretär.
19600] Oeffentliche Zustellung.
Der Gerid®tévollzieber Johann Peter Perrin zu Diedenbofen klagt gegen den Ackerer und Etierhändler JIohanr Ernest und dessen Ehefrau Maria Scivre, früher in Guelinaen Annere von Ober- und Nieder- gininaen, jeßt obne bekannten Wohn- und Aufent- baltsort, wegen Forderung aus Darlehn mit dem Antrage auf kostenfällige Verurtbeilung der Be- Élagten durch vorläufig vollstrecktbares Urtbeil zur Zablung von 82 Æ 32 &# nebst 5°/0 Zinsen seit dem 8. September 1881, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Kaiserlibe Amtsgericht zu Diedenhofen auf
Mittwoch, den 25. April 1883, Vormittags 9 Uhr.
Zum Zwecke der offentlichen Zustellung wird
dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Scchweiter, Gericbtéscreiber des Kaiserlihen Amtsgerichts,
19597] Oeffeutliche Zustellung.
Die Margaretha Karoline Sovhie Bergmann, ohne Stand, Ebefrau von Iobann August Reit, früber Unternehmer, jet Schlosser, Beide zu St. Iobann wobnend, vertreten durb MRecht2antwalt Leibl, klaat aegen ibren genannten Ebemann Johann August Reiz wegen Gütertrennung mit dem An- Îrage:
Die zwischen den Parteien bestehende ebelihe Gütergemcinschaft für aufzelöst zu erklären, der Klägerin zu beurkunden, daß sie auf die Güter- gemeinschaft verzichtet, Parteien zur Auscinander- setzung und Liquidation vor Notar zu verweisen und diefen zu ernennen, und ladet den Beklagten zur mündliLen Verband- lung des Rechtéstreits vor die erste Civilkammer des Könialichen Landgerichts zu Saarbrücken auf den 30. April 1883, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, cinen bei dem gedachten Ge- riwte zugelaî?enen Anwalt zu beflellen.
Zum Zwee der öffentlichen Zustellung wird dieser Av8ug der Klage bekanrt gemacht.
Saarbrücken, decn 28. Februar 1883.
Koster, Gerichtss{reiber des Königlichen Landgerichts,
[%7] Zwangsverkaufs-Anzeige und Aufgebot.
Auf Antrag eines protokollirten Gläubigers, welcher ein vollstreckbares Urtheil des unterzeih- ncten Gerihts vom 26. Januar 1883 auf Herau82gabe des ibm vervfändeten Grundstüfs cum pert. in Altenmoor belegen, vorgezeiat hat, ift über dic’e dem Eingesessenen Peter Glashof in Altenmoor, z. Zt. unbekannt abwesend, gehörigen Grundstücfe cum Pert. das Zwang8verkauféverfabren mit Veschlag- nabme verfügt.
Daber werden Alle, welche AnsprätLe dinglicher Ar: gegen diese Grundfstücke oder Einspruch gegen das Verfabren glauben erbeten zu können, allein die protokollirten Gläubiger wegen ihrer eingetragenen Forderungen auêgenommen, bierdur aufgefordert, fjol%e Aniprüche spätestens in dem auf
Vormittags 11 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine bieselbst anzumelden, Auéwärtige unter Bestellung eines biesigen Vertre- ters bei Strafe des Aus\chlufses und des pfandfreien Verkaufs der Grundstücke, Zuglei wird zum Verkauf der bezeiWneten Grund- stüde Termin auf Sonnabend, den 2. Juni 1883, Nachmittags 13 Uhr, in der Vabnbofshalle zu Siethwende anberaumt und werden Kaufliebhaber hierzu geladen. Die Kaufbedingungen sind 14 Tage vor dem letz- teren Termin bei der hiesigen Gerichtsschreiberei und im Verkaufslokal einzusehen. Krempe, den 22. Februar 1883, Königliches Amtsgericht. A. Shorwv. Veröffentlicht : Heitcben. Gerichtéschreiber.
[9595] Oeffentliche Zustellung.
Die Ebefrau des Klemvpnermeisters Seifert, Minna, geb. Heiß, früher in Burg, jetzt in Hoben- sceden, vertreten durch den MRecbtsanwalt Gieseckte, klagt aegen ihren in unbekannter Abwesenheit lebens den Ebemann, den Klempnermeister Ernst Seifert, wegen böslichen Verlassens, mit dem Antrage, die Ehe zu trennen und den Beklagten für den \{ul- digen Tkeil zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündliben Berbandlung des Recbtsstreits vor die eríte Civilklammer des Königlichen Landgerichts zu Magdeburg auf
den 9. Juli 1883, Vormittags 9} Uhr, mit der Auffordecung, etnen bei dem gedahten Ge- ribte zugelassenen Anwalt zu bestellen.
Zum Zwedke der öffentliben Zuftellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Magdeburg, den 19, Februar 1883.
Die Gericbtsschreiberei des Königlichen Landgerichts, I, Civilkfammer. Nuthmann, Landgeridhtsfekretär.
[9502] Amt3gericht Hamburg.
Auf Antraa des hiesigen Notars Dr. Ern| Leonhard Wächter, al3 Testamentsvollstrecker von Professor Dr. Ernst Wilhelm Fischer, vertreten durb den Rebtsanwalt Dr. Hartmaun, wird ein Aufgebot dahin erlassen:
daZ Alle, welde an den Nadblaß des am 25. Januar 1883 bieselbst verstorbenen Pro- fessor Dr. Ernst Wilhelm Fischer Ansprüde und Forderungen zu baben vermeinen, oder den Bestimmungen des von dem genannten Erblasser am 13. Januar 1876 erricbteten, mit einem Additament vom 28. Juni 1882 versehenen, am 1, Februar 1883 bierfelbst publizirten Testaments, wie aub der Bestellung des An- tragéstellers zum Testaments8vollstrecker und den demselben als foldem ertheilten Befugnissen, inébesondere der Umscreibungébefugniß desselben widersprechen tvollen, biemit aufgefordert werden, solche An- und Widersprüche und Forderungen spätestens in dem auf Montag, den 23. April 1883, 107 Uhr Vormittags,
anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgeribt, Dammtborstraße 10, Zimmer Nr. 25, anzumelden — und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungs- bevollmächtigten — bei Strafe des Auëschlußes,
Hamburg, den 23. Februar 1883,
Das Amt3gericht Hamburg, Civil-Abtheilung Al. Zur Beglaubigung: Romberg, Dr., Gerichté-Sekretär.
[3603] Amts2gei*cht Hamburg. Auf Anirag ven
1) Fcrdinaud Salomo,
2) Lina Salomon,
3) Nanuy. geb. Salomon, des Marco Sa- lomon Etcfrau, im Beistande ihres Gbhe- mannes, i
4) Rosa, gev. Salomon, des Benuy Levin Ebefrau, im Beistande ihres Ehemánnes,
evin Wittwe, und 6) Therese , geb. Salomon, des David Bendix EChecfrau, im Beistande ihres Ehe- mannes, als Intestaterben der Frau Hannchen, geb. Levy, des Ezechel Salomon Wittwe, sämmtlich vertreten dur die Rechtsanwälte Dres, Stammann, Nolte und Scroeder, wird ein Aufgebot dahin erlaffen: daß Alle, welGe an den Nacblaß der am 31, Dezember 1882 bierfelb# verstorbenen Frau Haunchen, geb. Levy, des Ezcchel Sa- omon Wittwe, Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, biemit aufgefordert werden, jolde Ansprüche und Forderungen spätestens in dem auf Sonnabend, den 21. April 1883, 10 Uhr Vorm., anberaumten Aufgebotstermin im unterzeiGneten Amtsgericht, Dammtborstraße 10, Zimmer Nr. 1, anzumelden — und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungs- bevollmächtigten — bei Strafe des Nuss{lu}es. Hamburg, den 23. Februar 1883. Das Amtsgericht Hamburg, Civil-Abtheilung V]. Zur Beglaubigung : Romberg, Dr, Gerichts - Sekretär. [9609] Aufgebot Der DawWdecker Carl Gottlob SŒÆmidt, zuletzt wohnhaft gewesen zu Lang Guhle im Kreise Kroeben, ein Sohn des Freimanns George Friedrih Schmidt und seiner Ebefrau Johanne Beate, geb. Metbner, geb, am 29, August 1836 zu Lang Guhle, getraut am 12, Januar 1864 mit Johanne Beate, geb. Noßdeutscher, hat im Jahre 1868 seinen Wobnort Lang Guhle verlassen und ift bisher nit zurück- gekehrt, es ist auch von seinem Leben oder Tode keine Nacbricht eingegangen. Auf Antrag des Vor- mundes sciner minderjährigen Kinder, des Schub- macbermeisters Gustav Weber zu Vojanowo wird der Dawdecker Carl Gottlob Schmidt aufgefocdert, fich spätestens in dem biermit auf den 20. Dezember 1883, Vormittags 10 Uhr, angesezten Termin persönlich oder {riftli bei dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls er wird für todt erklärt werden. Bojanowo, den 23. Februar 1883. Königliches Amtsgericht.
[9605] In Sawben der Herzoglichen Leibhaus-Anstalt zu Blankenburg, Klägerin, wider den Fuhrmann Wilkelm Steinmeß jun. in Braun- lage, Beklagten, wegen Hvrotkekzinsen, sind nacbbezeihnete in und bei Braunlage belegenen Grundstücke des Beklagten dur Bescbluß vom beu- tigen Tage, eingetragen in das Grundbu eod. die, bebhuf der Zwangsversteigerung besblagnabmt: 1) das Wohnhaus No. ass, 73 sammt Zubehör, insbesondere 2 Gärten zu 8 a 13 qm, 2) die Wiese binter dem Hause zu 11 a 67 qm, 3) die Wiese an der Kollie, zwisden Meisner und Borrmann, zu 1 ha 53 a 49 qm, 4) die Wiese an der Bode, zwischen Spengler und der Forstwiese zu 1 ha 49 a 48 qm.
Termin zur Zwangsversteigerung ist auf Sonnabend, den 2. Juni 1883, Nachmittags 3 Uhr, vor Herzoglichem Amtsgericte hieselbst in der Kirch-
ner'schen Gajstwirthschaft zu Braunlage angeseßt.
Die hypothekarishen Gläubiger baben die Hvvothekenbriefe im Termine zu überreiten.
Die Versteigerungébcdingurgen, laut welcher jeder Bieter auf Verlangen eines Betheiligten Sicherheit bis zu 10 Prozent seines Gebot:s dur Baarzahlung, Niederlegung coursfähiger Wertbpapiere oder ge- cignete Bürgen zu leisten hat, sowie der Grund- buchauszug, können innerbalb der leiten zwei Wochen vor dem Versteigerungëtermine auf der Gerichts- \chreiberei eingesehen, auh das Grundstück selbst be- sichtigt werden.
Hasselfelde, den 19, Februar 1883.
Herzoglices Amtsgericht. Germer.
Auf Antrag des Lehrers Wilhelm Peift zu Sie- dentramm, als Vormundes der minderjährigen Ge- \{wister Ketthaus daselbst, werden hiermit alle Nac(blafgläubiger aufgefordert, ihre Ansprüche an den Nachlaß des am 21. November 1882 zu Sie- dentramm verstorbenen Mühlenbesiters Johann Heinrich Ketthaus svätestens in dem auf
den 29, Mai 1883, Vormittags 9 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine bei dem unterzeih- neten Amtsgerichte, Zimmer Nr. 3, anzumelden.
Diejenigen Nachlaßgläubiger, welhe ihre An- sprüche nicht anmelden, kênnen dieselben gegen die Benefizialerben des 2c. Ketthaus nur insoweit gel- tend machen, als der Nacblaß mit Aus\{luß aller seit dem Tode des Erblassers aufgekommenen Nutzungen durh Befriedigung der angemeldeten Aniprücbe nit erschöpft wird.
Bectzendorf, den 19. Februar 1883,
Königliches Amtsgericht.
[9606]
In Sacen des Partikuliers Theodor Peters hier- selbst, Klägers, wider den Hofmaurermeister Her- mann Horenburger hieselbst, Beklagten, wegen Zinsen, wird, nabdem auf Antrag des Klägers die Bescblagnabme des dem Beklagten gehörigen, an der Spargelstraße belegenen Grundftücks zu 1 ha 13 a 86 qm sammt Wohnhause Nr. 4763 zum Zwecke der Zwangsversteigerung dur Beschluß vom 19, Februar 1883 verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbube am 20, Februar 1883 erfolgt ist, Termin zur Zwangéversteigerung
auf den 5. Juni 1883, Morgens 10 Uyr, vor Herz:ogli®em Amt8gerichte, Zimmer Nr. 37, bieselbst angesezt, in welbem die Hypothekgläubiger die Hvvothbekenbriefe zu überreichen haben. Braunschweig, den 23. Februar 1883, Herzoglices Amtsgericht VIII. v, Preun.
[9620] Im Namen des Königs!
In Sacben, betreffend das Aufgebot dcs im Grundbuche von Steinberg unter Nr. 2 eingetrage- nen Grundstücks hat das Königlihe Amtsgericht zu Kreuzburg O./S. in der Sitzung vom 15. Februar 1883 für Recht erkannt und eröffnet, daß 2c.
die unbekannten Eigenthumsprätendenten mit ihren Ansprüchen auf das Grundstück Nr. 2 Steinberg behufs Eintragung der Gärtnerstellen- besitzerin Rosalie Bienek zu Ludwigsdorf als Cigenthümerin desselben zu präkludiren und die Kcsten des Aufgebotsverfahrens der Letzteren zur Last zu legen. Von Rechts Wegen. Kreuzburg O./S., den 21. Februar 1883. Königliches Amtsgericht. Abtheilung I. H Jaschik.
[9617] Zm Namen des Königs!
Auf den Antrag des Amtsgerichts - Sekretär
Gebhardt zu Schmiedeberg, erkennt das Königlicbe Amtsgericht zu Schmicdes berg i. Schl. durch den Amtsrichter Dr. Frieds laender
für Recht:
Das über die Post von 21 Thaler (haftend auf Nr. 14 Krummhbübel, Abtheilung 111. Nr. 1) ¡für die Gottlieb Erner’]{e Pupillarmasse Nr. 13 Krummhübel ausgefertigte Hypotheken-Jnstrumernt vom 13 /23. Februar 1844 wird für kraftlos erklärt.
Bon Rechts Wegen.
Schmiedeberg i. Shl., den 20. Februar 1883.
Königliches Amtsgericht I.
Redactcur: Riedel.
Berlin: Verlag der Er)edition (Kessel.) Druck: W. Elsner. Bier Beilagen (ein\shließlih Börsen-Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
N D2.
Berlin, Donnerstag, den 1. März
A SSI,
Nichtamlliches.
Preußen. Berlin, 1. März. Jm weiteren Ver- laufe der gestrigen (37. ) Sizung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststelung des Staatshaus- halts-Etats pro 1883/84, mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geistlihen, Unterrihts- und Medi- zinal-Angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 121) fortgeseßt. Der Abg. Dr. Windthor1t erklärte, er sei mit dem Abg. Scyffarth in Bezug auf die leßten Punkte einverstanden, aber gerade bei der Bedeutung der Volksschule beklage er es, daß sie zum Zankapfel der Parteien geworden sei, daß man das Schulwesen nit objektiv, sondern im Parteiinteresse be- handele. Jeder wolle in der Schule Leute von seiner Partei erziehen und die Lehrer würden in diese Parteiverhältnisse hineinge- zogen. Au die Regierung sei von dieser Tendenz nicht freizu- sprechen. Die Lehrer müßten sih auf die Schule konzentriren. Dem Abg. Seyffardt (Crefeld) sei er für seine Angriffe dank- bar, dergleichen wirke für ihn als Reflame, für die er nicts zu bezahlen brauche. Er habe in Düsseldorf gesagt, daß, wenn ein modus vivendi zwishen Staat und Kirche gefunden wäre, der Kampf um die Schule erst recht entbrennen müßte. Die Linke wolle ja dur die Schule vollenden, was durch die Kirche allein nicht zu erreihen sei. Nun müsse er anerkennen, daß auf dem Sthulgebiet wenigîens eine Wendung zum Besseren vorliege, wenn auch das Tempo, in welchem der jeßige Minister vorgehe, etwas zu langsam sei. Als Ziel des Kampfes um die Schule betrachte er die Wieder- herstellung des Zustandes vor dem Schulaufsichtsgeseß. Ob aber das Streben nach diesem Ziel nicht noth- wendig in andere Bahnen sühren würde, wolle er heute mit Bestimmtheit nicht sagen ; er wünsche es nit, aber er befürchte es. Da der glückliche Zustand vor dem Schulaufsichtsgeseß s{wer- lih zurüdkehren werde, so fürchte er, daß auf diesem Gebiet eine Trennung von Staat und Kirche herbeigeführt werden müsse, was dur volle Gewährung der Religionssreiheit allein möglich sei. Wenn dann der Staat in seiner Religions!osig- keit, Religionswidrigkeit oder Jndifferenz es nothwendig finde, Schulen zu haben, die in diejer Weise wirkten, so müsse es den Kirchen überlassen werden, ihrerseits Schulen zu errichten, Die Kirche und das hristlihe Volk würden sich nun und nimmer die Schule verfälschen lassen. Als vorzüglicher und besser halte er allerdings das System, das bis zum Schulauf- sichtëge!eß gegolten habe; daß dies fo gefährlih sein solle, könne er nit einsehen. Es habe ja in Preußen zum Heil des Landes und des Königshauses bestanden ; er verlange die Wiederherstellung des Zustandes unter der glorreichen Regie- rung Friedrih Wilhelm IV, Die Freunde des Abg. Seyffardt (Crefeld) und die angeblihen Konservativen am Rhein nähmen am Kulturkampf Theil, niht aus Staatsintere}se, sondern sie kämpften auf rein konfessioneler Basis. Die Be- zeihnung konservativ pase auf diese Herren absolut nicht. Der Appell derselben an die östlihen Provinzen sei durch die „Neue Preußische Zeitung“ beantwortet worden. Wenn die Stimmung, wie sie bei dem Abg. Seyffardt und seinen Parteigenossen am Rhein geschildert sei, generell wäre, dann wäre jedes Hoffen auf einen Frieden unmöglich. Denn diese Herren würden nicht ruhen, bis sie die Katholiken durch ihre Vèachi- nationen absolut veruichtet hätten. Daß der Abg. Seyffardt die Simultanschule berührt habe, habe ihn niht gewundert, derselbe sei ja darauf gewählt worden. Der Abg. Seyffarth (Liegniß) habe als Zweck der Simultanschulen hingestellt, den Zwiespalt konfessioneller Art zu überbrüdcken, das heiße also den Unterschied zwischen den Konfessionen entweder zum Nach- theil der einen oder der anderen aufzuheben, oder doch in ein drittes Verwaschenes zu verwandeln. Das sei die Tendenz gleihsam der Union zwischen Katholiken und Protestanten. Daß der Abg. Seyffarth bei seiner humanen und freundlichen Gesinnung sih ein solches Ziel denke, verstehe er. Aber die Simultansculen seien ein verkehrtes Mittel zu einem guten Zweck. Den Zwiespalt der Konfessionen in Deutsc;land beklage Niemand mehr als er. Diesen Zwiespalt zu bescitigen sei aber zur Zeit niht möglih. Und da werde man am Besten die Schäden dieses Zwiespaltes beseitigen, heilen oder mildern, wenn man jede kirhlihe Gemeinschaft voll und ganz in ihrem Bekenntniß lasse. Er vertrage sih mit einem festkonfessionellen Protestanten viel besser als mit Jemand, der halb Pro- testant und halb Philosoph sei. Der Abg. Seyffarth aus Schlesien habe gefragt, ob es eine evangelische und fatholishe Grammatik oder Algebra gebe. Das nicht, aber die Lehrer, welche diese Gegenstände lehren, könnten allerlei kuriose Dinge dazwishen mengen, und er habe hierüber Klagen gehört. Keiner der beiden Abgg. Seyffardt habe geleugnet, daß die Volks\{hule die Aufgabe habe, die Kinder zu einem religiós moralishen Wesen zu erziehen. Jn jeder Konfession gebe es allgemeine moralische Lehrsäge, aber die eigentlich positive christlihe Religion könne nur in einem bestimmten Bekenntniß gelehrt werden, und das sei für jede Kirche ein anderes und müsse deshalb voll und ganz erhalten werden. Neben der Lehre sei auch die Uebung derselben nothwendig, diese könne aber die Simultanshule nicht geben, und deshalb verurtheile er dieselbe. Wenn die Simultanshulen im Prinzip unri@tig seien, so müßten sie überhaupt aufgehoben werden. Daß in den Lesebüchern gute Stücke stehen, leugne Niemand. Es komme bei einem Lese- buch nicht auf einzelne Kapitel, sondern auf das Ganze, die Tendenz an. Jn evangelishen Schulen habe man das Linnig- \che Buch beseitigt, aber nicht in den katholishen. Der Abg. Seyffardt (Krefeld) habe es entseßlich gefunden, daß so viele
_ Geistliche die Lokalaufsicht wiederbekommen haben? Diejenigen
Geistlihen, welhe die Lokalinspektion übernommen haben, hätten sich den Anordnungen des Staates gefügt, daß sie sich allem fügen sollten, was da Tommen werde, werde man doch nicht verlangen. Denke man doch einmal, der Abg. Seyffardt werde Kultus-Minister, oder einer vom Centrum, würde man da alles unterschreiben, was da verordnet werde? Dr. Falk sei ja erst auf Antreiben der Freunde des Abg. Seyffardt weiter gegangen, als der- selbe ursprünglich beabsichtigt habe. Leider sei die Düssel-
dorfer und Cölner Regierung in der Besezung der Lokal- Schulinspektionen durch Geistlihe ganz verschieden zu Werke gegangen. Er bitte den Minister die Sache zu untersuchen. Jm Uebrigen danke er dem Minister für die Wendung, die derselbe, wie sein Vorgänger, dem Schulwesen gegeben habe, und vertraue er zu Gott, daß der Minister sie auch weiter führen werde bis zum rihtigen Ende.
Hierauf ergriff der Minister der geistlißen 2c. Angelegen- beiten von Goßler das Wort:
Meine Herren! Mit dem Hrn. Abg. Sevffarth (Liegnis) bin ib darin einverstanden, daß wir bier an daëjenige Kapitel gelangt sind, reelhes, wenn nit das wichtigste, do jedenfalls cines der wic- tigsten ist, weles wir im Laufe unserer Berathungen zu verhandeln baben. Es fann feinen preußischen Unterriht2-Minister geben, welcber Richtung er aub angebören mag, der es niht als eine hochwidtige und verantwortlicde Aufgabe erkennen sollte, grade auf diesem Gebiet, welches die Grundlage unseres vreußishen Staatêëwcsers ift und für alle Zeiten sein wird, offene Augen zu haben und er muß, will er anders seiner Aufgabe genügen, aub den Muth baben, seine Meinung zu vertreten; er wird fic stets der Pilicht bewußt bleiben, mit allen Kräften das ibm anvertraute Pfand zu bereichern und zu fördern. Ueber die Größe der Aufgabe, über welce ih zufälligerweise in den aller- ersten Wochen meines Ministerialthums Gelegenheit gehabt habe mich den Seminarlehrern gegenüber auszufprecben, bin i in der ganzen Zeit meiner Amtsführung nur immer mehr überzeugt worden, und id kann ver- ficvern, daß, wenn es die Zeitumstärnde mir gestatten möcbten, mit meinen Kräften dazu beizutragen, daß, nicht nur auf ideellem, sozdern au auf materiellem Gebiete, die Wünscbe ic erfüllen, welche ih für unferen Volk#sc(bullebrerstand habe, ib Gott sebr dankbar sein würde. Aber gerade die Größe der Aufgabe, welche mir gestellt ift, wird es rechbtfertigen, wenn id mib über die Fragen, welche beute hier angeregt worden sind, ganz offen und rüdhaltlos autsprecbe.
Der Kampf um die Schule, von welchem der Herr
bag. Dr. Windtkborst beute und anderweit gesprochen, und welcher nicht allein die Aufschrift von Vüwertiteln bildet, sondern weite Kreise unseres Volkslebens beherrscht, theilt si wesentli, soweit ih verstehe, “in zwet Richtungen, Einmal nämlich wird von einer doktrinären, von theorctisbem Standpunkte aus opc- rirenden Partei dahin gewirkt, die Religion aus der Volksscule zu verdrängen. Von dieser Partei haben wir hier einen Vertreter, wie ih das auêdrüdcklib und dankend anerkenne, nit gefunden.
Die andere Richtung ist diejenige, auf welbe in der Rede des Abgeordneten Dr.- Windthorst bingedeutet wurde, und er wird mir verzeihen, wenn ich seinen Andeutungen etwas nachbgehe. Der Aus8- druck, den er in seinem Vortrage gebrauchte, war der, daß er als fein Ziel und zwar, was besonders zu betonen, als das ihm „zunächst“ vors{webende Ziel bezeicbncte: den Zustand der Voltisscbule, welcber vor dem Schulaufsichtsgesetz bestand, wiederherzustellen. Er deutete zuglei aber an, daß es immerbin mögli sei, auf andere Bahe- nen gedrängt zu werden, daß cs dann vielleiht zu einer
“ fundamentalen Trennung zwishen Staat und Kirbe kommen könne
cinem Staate gegenüber, welcher in Religionslofigkeit, in Religions widrigkeit verfalle. E
Meine Herren! Die Gedanken, welche darin angedeutet sind (und ih danfe noimals für deren unumwundene Kundgebung) sind dieselben, die mich {Gon neulich zu meiner vielleiwt nit allermaßen ricbtig verstandenen Aeußerung veranlaßt haben, ciner Aeußerung, welche das Maß der Sorge und der Arbeit andeuten sollte, die einem Unterrichts: Minister Preußens auf diesem Gebiet erwachsen sind. Ic will mi nun ganz offen hierüber weiter ausspreben und hoffe, mich von leidenschaftliven Worten völlig frei zu halten. :
Die Bestrebungen, denen der Hr. Abg. Dr, Windthorst an- deutungêwcise Ausdruck gegeben hat, finden si in steigender Tendenz ausgespröcben in verschiedenen Kundgebungen der römisch-katholishen Kirche in Deutscbland. -
Meine Herren! Alles, was auf dem Boden des Staats, der Religion, der Kirchen, der sozialen und wirthschaftlichen Verhältnisse für die Kreise der rômisben Katholiken von Bedeutsamkeit ist, gelangt bei ihren Generalversammlungen in irgend einer Form zur Besorebung. Dort wird gleichsam eine Revue über die eminente und großartige Tkätigkeit abgehalten. Die Stellung, welce unsere deutschen Katboliken zu den Fragen der Schule in jenen Gencralver- sammlungen einnehmen, war lange Zeit eine durbaus wohlwollende, fie ist aber von einem Zeitpunkte an, den ih, um nit die Diskus- sion zu verscärfen, nicht bezeichnen will, etwas ernster geworden und hat allmählich immer mehr eine krystallisirte und konkrete Ge- stalt gewonnen. Der Träger dieser ganzen Bestrebungen, deren Cha- rakter namentlich auf der leßten Generalversammlung in Frankfurt a. M. im vorigen Jahre zur Erscheinung gekommen ift, ist ein Ver- ein, der sogenannte Eanisiusverein, welcher im Jahre 1879 ge- gründet, im Jahre 1880 mit seinem Programm hervorgetreten ist und durch Broschüren, welce er veröffentlicht, den Bestrebungen, welcen er dient und den Gedanken, von denen er beberrs{t wird, unumwunden Ausdruck giebt. Die Bedeutung dieses Vereins, meinc Herren, ist nit zu unterschätzen, er batte bereits im März 1882 über 75 000 Mitglieder unter den deutsben Katholiken, und um feine Kreise nicht zu stôren, ist bei der Diskussion der Schulfrage auf dem Katholiken- fongreß in Frankfurt alles vermieden worden, was irgendwie in das Gebiet des Canisiuévereins bätte übergreifen können. Jh will Sie aber hierbei nicht lange aufhalten und zur Charakterisirung nur einen Swblußpassus vorlesen aus der Broschüre des Canisiusvereins Nr. 3
reiburg im Breisgau vom Jahre 1881, betitelt: Die Lösung der chulfrage und der Canisiusverein. Da heißt es: :
Da der konfessionslose Staat überhaupt nicht erziehen und am allerwenigsten eine katholische Erziehung gewähren kann, so muß die Rückeroberung der Schule für die Kirche und die Familie (be- ziehungêweise die konfessionelle Gemeinde) als das leßte Ziel des Canisiusvereins betrachtet werden. ; |
Es geht, meine Herren, in diesem Sinne noch weiter, und es kann nab dem ganzen Inhalt der Broschüre kein Zweifel sein, daß die Abschaffung des sogenannten Volkss{ul-Monopols, die Zurüt- eroberung der Schule für die Kirche, Gemeinde und Familie, die Freigebung alles Unterrichts, und in Folge dessen die Befreiung aller Sehrer vom staatlihen Examen, staatliher Prüfung und Bestätigung das eigentliche Ziel ist, auf dessen Erreibung der Verein hinstrebt. Ich erwähne dies dem „Zunäcst“ gegenüber, welbes der Hr. Abg. Windthorst an die Spiye sciner Ausführungen gestellt hat. Meine persönliche Ueberzeugung in der Sache ist kurz die, daß ih ja natür- li nicht wissen kann, ob die weitgehenden Ziele des Abg. Windt- horst jemals in unserm Vaterlande erreiht werden. Das weiß ich aber genau, daß es niemals mit meiner Hülfe erreibt werden wird. Die Stellung, die ih in diesem Punkte einnehme, und es handelt sch hier um Fragen, mit denen man fteht und fällt — is mir Fklar vorgezeihnet in unserer Verfassung und in dem Gesetze, welches für dieses Gebiet auf Grund unserec Verfassung erlassen ist in dem Schulaufsichtsgeseße. Unsere Ver- fassung enthält die großen Prinzipien, die meines Erachtens nicht allein das Produkt eincr großartigen, einen Zeitraum von Jahrban- derten umfassenden Entwickelung unserer Le Bun Volkschule bil- den, sondern auch fo gesunde Bahnen für die Zukunft anweisc.a, daß, soweit ih sehen kann, wir gedeihlich auf ihnen vorwärts kommen und es getrost ciner späteren Zukunft überlassen können, oh sie besser
[leitende (Brundsäße zu finden vermag. Von dieser Auffaffung feft durchdrungen, babe ib meiner ganzen Amtêtkätiakeit ein a 7
nit stecken können als das, diese Prinzipien festizubalten, und inner- C 55 bs It tro (tot . Ml ler 5 F balb dieser Prinzipien eine Stetigkeit in der Bebandlung der Stul- Lo : 74+ E a2 Ì au A . (R Les angelegenbeiten, id mödbte fagen cine Berubigung auf dem Eetiete -- - , A . - des Volkss{ulwesens berbeiinfübren, welbe — wir können das ja nit leugnen — dur. irgend weile Umstände verlorm ges
gangen ist. Von diesem Gesichtspunkte will ich aub die
einzelnen Punkte beleu&ten, welde der Hr. Vorredner berührt bat. Zunächst, meine ib, daf, wenn wir diese Fragen diékutiren, wir den allgemeinen Begriff der Kirche richtig ftellen müsen. Wir politis&en Männer Preußens steben auf dem Boden der Verfaffung und gerade den Rekligionégefellsbaften gegenüber, von
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denen sib jede auf Grund ibrer dogmatisden Entrwidelurg ib al die alleinige Kirche bezeihnen mag, ift das Festhalten dieïcs n purkts doppelt geboten. Nach der Entwidkelung unseres Staates müffen wir aber auc daran festhalten, daf eine Mebrzakbl gionegesellsbaften in unserem Staate besteht, welche g sind und von denen wenigstens die eine quantitativ stärke die rômis-katbolishe Kirbengenofenshaft in Preußen. meine Herren, wer die Verbältniffe der S@ule fo über mich bemühe, sie zu übersehen, d. b. in der Mannigfaltigkeit d miscbungen, der Nationalitätêmischungen und der provinziel
ein s{chwerer Febler sein würde, scine Prinz Erfahrungen zu bilden, die in soldben S nur eine einzige Religionsgesellsihaft, ganz bistorish in die Gegenwart bineingewac!en, erifti
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allen Erwägungen und Beschlüssen festgehalten werde ie
in denjenigen Tkeilen des Vaterlandes die Din i d E,
wo in Folge der Bewegung auf wirtbscchaftl Gebie n 4, 2
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Folge irgendwelher anderer Entwickclungen # Minoritäten finden, die ges@ütßt werden müsten. Würde diesem Gebiet urvorsichtig sein, so würde es allerdings dati daß der sehr bedenklibe Grundsaß: „Wes die Gegend, defer die Meligion“, praftisde Geltung erlangte, es würde dazu diene Minoritäten zu vernichten, die beute besteben in Folge dcs Sthutßzes der preußisden Scbulverwaltung.
Wenn ti von diesen allgemeinen Betrabtungen ¿zu Einzelheiten übergehen darf, so mödte ich zunädbst die Frage berühren nach der Einrichtung des preußisben Volkss{bulwesens, die im Art. 24 der Verfassung angedeutet ist, d. h. die Einribtung der preußischen Volkés(ule nab Maßgate der konfessionellen Verbältniffe. Meine Herren, da will ih doc binzufügen, was wirkli fast in Vergessen» beit gerathen ist, daß dieser Art. 24, wenn allerdingë aud in dem Art. 112 nochb der Erlaß eines Ausfübrung2gesetzes vorgesehen ist, do bercits cine bedeutsame, das Prinzip festlegende Anerkennung gefunden hat in dem §. 3 des Sw{bulaufücbtsgesetes. Jh muß mich daber meinerseits auf den Standpunkt stellen, daß die rirtuelle Bedeutung des îm Art. 24 enthaltenen Prinzips dur Art. 3 des genannten Gesetzes nit nur anerkannt ist, sondern bereits cine aftuelle Bedeutung erlangt bat. Meine Herren, sowohl bei allen Schulangelegenheciten wie bei allen anderen öffentlichen Ans gelegenheiten meide ich möglicst den cein doktrinären Standpunkt und vslege grundsäulih nicht von einem Theorem autzugeben, welbes ih mir durch Privatstudien gebildet babe; vielmehr fraae id mich bei allen Sachen: wie sie si entwickelt baben und ob dasjenige, was d entwidelt hat, der Erhaltung werth und bedürftig ist? Da kann id nun aub nit leugnen, daß na der bistoris&en Entwikelung unseres Vaterlandes în der That, man mag sagen, was man will, die Konfessionalität das leitende Prinzip für die Gestaltung des PVolksschulwescns gewesen ift, und daß fb auf diesem Prinzive alles Andere aufgebaut hat. Meine Herren, wie steht die Sache beute ? Nab einer umfänglicben Arbeit über die Verhältnisse des Volksscbul- wesens, die ic den Häusern des Landtages habe zugehen laffen, — ib weiß noch nicht, ob sie in die Hände der einzelnen Herren Abgeord- neten gelangt ist — einer Arbeit, deren Fertigung ich verankaßt habe aus wärmister Liebe zu diesem Zweige meiner Tbätigkeit — haben wir jetzt etwas über 33 000 öffentliwe Volkés{ulen. Von diesen Lfentliden Volkss schulen sind 517 paritätisch. Von weit über 4 339 000 Kindern besuben nur 199 000 paritätisbe Sculen. Dana werden Sie nir zugeben, daß man bei diesen Zablenverbältnissen für die Behandlung der Frage do zu einiger Vorsicht si veranlaßt finden muß.
Man thut in der That nicht wohl daran, lediglih auf Grund idealer und patriotischer, wenn aub noch so wohlgemeinter Prinzipien an die Entscheidung dieser Frage beranzutreten. Wir werden ein ander Mal zu näherem Eingehen Gelegenheit finden. Ich will dem Hrn. Abg. Scevffarth (Liegnitz) gern meine Anerkennung zollen, daß er die ideale Seite, welche auf dem Gebiet des Simultanfchulk- wesens angeschlagen werden kann, auch heute anges{lagen bat — es giebt aber auch andere Seiten, die mir weniger angenehm in die Ohren klingen. Der Hr, Aba. Scyffarth wird mir aber wohl Recbt geben, daß, wenn er, wie ic, sich auf den historifben Standpunkt unserem Volkssculwesen gegenüber tellen wollte, er aub nèdt dazu gelangen könnte, scine Ideale als maßgebende Normen ohne Weiteres in die Praxis einzuführen. Wollte man so vorgehen," obne daß die Verhältnisse dazu vorbereitet sind, so begcht man einen Zwang und eine Tyrannei , die sich bitter rähen würden. — Auch auf dem Ge- biete des Volks\s{hulwesens sind Vergewaltigungen sehr vom Uebel.
Der Hr. Abg. Scyffardt (Crefeld) hatte nod zur Unterstüßung seiner Ansicht auf die Verhältnisse in Hessen-Nassau hingewiesen ;, dort sind ja die Verhältnisse geseßlich geordnet. Aber aub da möôdte ih ihm die Thatsache entgegenhalten, daß von 868 Volksf{ulen inr Regierungsbezirk Wiesbaden thatsächlih nur 76 gemischte evangelisch- fatholisde Lehrkräfte haben. Es kommt in jenem Landestheile nad den statistischen Aufzeibnungen eine prozentual stärkere Mischung mit jüdiscen Lehrkräften vor, diese sind aber fast ausfchließlid auf eine Ihnen Allen bekannte große Stadt, welche zum Regierungsbezirk Wies- baden gehört, deren Verhältniffe sich aber ganz eigenthümlich entwidckelt: haben, beschränkt. Der Hr. Abg. Seyffardt wicd mir auch darin. Ret geben, daß wenn auc geseßlich, wiz ih anerkenne, für Nassau in dieser Beziehung bestimmte Vorschriften bestehen, diese do that fä li ch nit bewirkt hoben, cine ausnahmslose oder überhaupt nur eine weitergehende Vermishung der Kenfessionen auf dem Gebiete der Volksschule herbeizuführen.
Der Hr. Abg. Dr. Windthorst feklagt fih darüber, daß niht: generell mit den Simultanschulen auïgecäumt werde, er eukannte aber an, daß unter Umständen absolutz Hindernisse vorliegen können. Meine Herren, prinzipiell stehe id» mit ihm auf demjelben Stand- punkte, aber diese absoluten Hindernisse — das ift ja gerade der Punkt, wo mit großer Vorsicht verfahren und eingegriffen werden muß. Die Sachen sehen in Wirklichkeit häufig etwas anders aus, als wir wünschen, daß sie aussehen möchten. Dies gilt aub in Betreff der Ausführungen des Hrn. Abg. Dr. von Stablewski, deu ih auch erwidern muß, daß er doch nicht so absolut genau darüber: unterrichtet ist, wie die Sachen sich in seiner, Heimathsprovinz ver- halten. Die Zahl der paritätishen Schulen if dort im Wesentlichen gleich geblieben, sie beträgt 79 und das ist, glaube ich, bei der großen Zahl der dortigen Schulen überhaupt nicot allzuviel. Hierbei muß ih noch ausdrücklih hervorheben, do sih unter den genannten 79 Schulen auch mande befinden, weiche auf ausdrücklihen Wunsch seiner Glaubensgenossen eingerichtet sind, Ih selbst habe die Eins richtung einer simultanen Squle zugelassen auf Veranlassung eins
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