1883 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Mar 1883 18:00:01 GMT) scan diff

furt a. M. bungen nebst

fung vorzulegen hat und nach erfolgter stellung die Aus3- zahlung vom 1. Oktober 1883 ab tigter Fe f s .__ Mit den verloosten Schuldverschreibungen find unentgelt- lih abzuliefern und zwar: von den Anleihen von 1850 und 1852 die Zinsscheine Reihe 1X. Nr. 3 bis 8 nebst Anweisun- gen zur Abbebung der Reihe X., und von der Anleihe von 1853 die Zinsscheine Reihe VIIT. Nr. 6 bis 8 nebst Anwei- sungen zur Abhebung der Reihe IX.

Der Betrag der etwa fehlenden Zinssheine wird von dem Kapitale zurückbehalten.

Mit dem 1. Oktober 1883 hört die Verzinsung der verloosten Schuldverschreibungen auf.

Zuagleih werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeihneten, noch rüdcksiändigen Schuldverschreibungen wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß die Ver- g IEeR mit den einzelnen Kündigungsterminen aufgehört hat.

__ Die Staatsschulden - Tilgungskasse kann sich in einen Schristwehsel mit den Jnhabern der Schuldverschreibungen über die Zahlungsleifiung nit einlassen.

Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen obengedatten Kassen unentgaeltlih verabfolgt.

Berlin, den 15. März 1883.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Hering. Merleker. Michelly.

i Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

__ Die unterfertigte Stelle hat durch Beschluß vom Heutigen die auf autographischem Wege hergestellte, mit dem Namen eines Verfassers oder Verlegers niht verschene Druckschrift, entholtend ein Gedicht mit der Ueberschrift „Contra Wacht am Rhein“, weldes mit den Worten beginnt „Wir Tämpsten stets für's Vaterland“, auf Grund der §8. 11 und 12 des Reichêgeseßes vom 21. Oftober 1878 verboten.

Augéburg, den 18. März 1883. Königl. bayer. Regierung von Schwaben und Neuburg. Kammer des Jnnern. von Hörmann.

Nichtamtliches.

Deutsches Rei eh.

Preußen. Berlin, 21. März. Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten geftern Vormittag 10 Uhr die Auëftellung von Lehrlingsarbeiten der Berliner Gewerke.

__ Se. Kaisirli@e Hoheit der Kronprinz nahm sodann militärishe Meldungen entgegen.

Der Erlaß Sr. Majestät des Kaisers an den bisherigen Chef der Admiralität von Stosch hat folgenden Wortlaut :

Natbdem It aus Ihrem Schreiben vom 7. d. M. mit dem leb- haftesten Bedauern ersehen habe, welhe große Schwierigkeiten Ihnen Ihr Gesundkeitszustand für die Fortsetzung des Dienstes verursabt, babe Ih Mich mit s{werem Herzen entscliezen müssen, Ihrem Gesude um Verabschiedung zu entspreden, indem Ib Sie bierdur% unter Entbindung von Ihrer Stellung als Chef der Admiralität mit der gesetlihen Pension zur Disposition stelle. Sie baben diese Stellung über 11 Jahre inne gehabt und haben fie nit rur wie Ih Ihnen dies wiederholt au2gesprocden habe zu Meiner vollsten Zufriedenheit ausgefüllt, sondern baten in ihr in der That Ungewöhnliches geleistt, indem Sie die Entwikelung der jungen Marine in kaum zu hoffender Weise gefördert und dieselbe in feste Systeme und in sihere Bahnen gebracht baben. Es ift Mir eix tief cmpfundenes Bedürfniß. Ihnen bierfür beute in dem Augen- blide des Scheidens now eimal den wärmsten Dank auszusprechen. Einen äußeren Auëdruck Meiaer Eapfindungen wollen Sie darin erkennen, daß Ib Ihnen eine dauernde Ghrenftele in der Marine dur die Bestimmung angewiesen habe, Sie auch ferner in den Listen der Marine à la suite des See-Offizier-Corp3 mit dem Range als Admiral und à la suite des See-Bataillons zu führen, und wünsche Fch bierturch aub die Marine fortgejeßzt an die Pflicht ihrer dankerden Erinnerung an Sie zu mahnen. Mit dem Wunsche, daß es Ihnen ferner wobl gehen und daß Ihnen die Erinnerung an das Woktl- wollen und an die gnädigen Gesinnungen Ihres Kaisers und Königs Meinen Dank und Meire Anerkenuung stets vergegenwärtigen mögen, verbleibe Ih Ihr woblgeneigter

Berlin, den 20. Viärz 1883.

Wilhelm.

__— Der Bundesrath, der Ausschuß desselben für Justiz- wesen, die vereinigten Aus'cüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Aus- süße für Zoll: und Steuerwesen und für Rehnung2wesen hielten heute Sizungen.

Inläßlih des bevorstehenden Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs trat die König- lihe Akademie der Künsie heute Mittags 12 Uhr zu einer öffentlichen Sißung zusammen. Auf der Estrade stand inmitten eines Haines biühender Pflanzen die Büste Sr. Maj-fiät, unter welter die Mitglieder der Akademiz ihre Plôge hatten. Die Feier wurde mit dem Gesange des vom Professor M. Blumner in Musik geseßten Psalms 21, Vers 2—8 eröffnet: „Herr, der König freuet sih in Deiner Kraft, und wie sehr fröhlih ist er üher Deine Hülfe! 2c.“ Hierauf hielt das Mitglied des Senats der Akademie, Professor Dr. Spitta, die Festrede, weiche die Verschiedenheit fünstlerisher und wissenschaftlicher Betrachtung erörterte und mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König ichloß. Die Jubel-Ouverture pon C. Vi. von Leber bildete den Säluß der erh:benden Feier, welher unter Anderen der Staats-Minifter von Gofler, der Ministerial-Direktor Greiff,

u diesem Zwecke können die Schu’ dverschrei- 1 inësheinen und Zinssceinanweijungen einer dieser Kassen hon vom 1. September 1883 ab eingereiht werden, welche sie der Staatsschulden-:Tilaungskasse zur Prü-

heime Regierungs-Rath Dr. Jordan beiwohnten.

Die höheren Schulen der Stadt feierten heute am Tage des Schulshlusses den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers durch festliche Akte.

Nach Mittheilungen aus Jtalien if von dem Königlichen Ministerium der öffentlichen Ar- bciten in Rom durch Vermittelung der General- Direktion der Eisenbahnen zu Rom für den 26, März d. J. bis 10 Uhr Vormittags eine Submission auf die Lieferung von

1) 4382640 t Bessemer Stahlshienen zum Tarx-

werthe von 1 139 486 Lire 40 Ct.,

2) 2189 Quintale Winkellashen und 1376 Quintale Unter-

legplatten, zusammen zum Toxwerthe von 106 950 Lire,

3) 1238 Quintale Schienennägel und 451 Quintale Laschen-

bolzen, zusammen im Taxwerthe von 68 068 Lire 50 Ct. ausgeschrieben worden.

Ueber die speziellen Bedingungen is das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.

Bei einer von einem Beamten begangenen Miß- handlung im Amte, welhe als Amtsdelikt aus §. 340 Str.-G.-B. zu bestrafen ist, ist, nah einem Beschluß des Reichsgerichts, Il. Strafsenats, vom 16. Januar d. J., der Mißhandelte nicht berehtigt, die Zuerkennung einer Buße zu verlangen, und den zufolge auc is der Mißhandelte nicht berechtigt, in dem auf Antrag des Staatsanwalts gegen den T eröffneten Strafverfahren als Nebenkläger auf- zutreten.

Unter „Waffen“ in der Straftestimmung des 8. 123 Abs. 3 Strafges. B., wona der ron einer mit Waffen ver- schenen Person begangene Hausfriedensbruch mit Gefängniß von 1 Wocte bis zu 1 Jahr zu bestrafen ist, sind nah einem Urtheil des Reichsgerihts, 111, Strafs., vom 18. Januar d. J., niht nur Waffen im technischen Sinne, sondern über- haupt alle gefährliczen Werkzeuge zu verstehen. e. -#* -

2: 7 L P O

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerishe Ober-Regierungs-Rath Schmidtkonz ist nah München a*"gereist.

(Allg. Ztg.)

Württemberg. Stuttgart, 19. März. Da die Berathung des Finanzetats pro 1883/85 bis zum Beginn der neuen Etatsperiode, am 1. April, nit mehr er- ledigt werden kann, hat das Königliche Finanz-Minifterium die ihm verfassungëmäßig zustehende Verordnung erlassen, daß die direkten Steuern in dem für das Jahr 1882/83 festgesezten Betrage vom 1. April bis 31. Juli d. J. einst- weilen fortzuerheben sind. Der Kammer ist ein neues Ges: zugegangen, das den Zweck hat, die Notariatssporteln um 192 000 M zu erhöhen, so daß jegt die Einnahmen aus diesen Sporteln, ftatt, wie bisher, mit 620000 #, mit 812 000 M im Etat berechnet find.

Niederlande. Haag, 20. März. (W. T. B.) Den Abendblättern zufolge ist es van Rees nicht gelungen, ein neues Kabinet zu bilden; der König habe daher den ehe- 46A Minister Gleihman mit der Kabinetsbildung be- auftrag \ j

Großbritannien und Jrland. London, 20. März. (W. T. B.) Das Unterhaus überwies heute die Geseß- vorlage über die Fallitgewordenen an den permanenten Handels8auës{huß und vertagte sih sodann bis zum 29. März. Das Oberhaus vertagte sih bis zum 3, April.

__— (Alg. Corr.) Nach einem dem Parlament vorliegenden Gesezentwurf sollen die irischen Eisenbahnen verstaatlicht werden. Nach dem Entwurf soll der Ankauf am 1. Januar 1884 zum Preise des 25fachen Betrages der durhscnittlihen Rente der leßten sieben Jahre erfolaen. Der Kaufpreis wird in 31/zprozen- tigen Staatsrentenpapieren mit einer Umlaufszeit von 99 Jahren bezahlt. Der Ausbau des Eisenbahnnetes geschieht gleichfalls in Zukunft durch den Staat ; ebenso wird zur Verwaltung und zum Betriebe der Bahnen eine staatliche Behörde eingeseßt. _ Windsor, 20. März. (W. T. B.) Die Königin hat seit Sonnabend keine Spazierfahrt mehr unternommen, da sie sich von einem leihten Fall auf der Treppe, den sie am Sonnabend erlitten, noch niht ganz erholt hat.

‘Dublin, 20. März. (W. T. B.) Der Kandidat der Nationalpartei, Mayne, ift zum Mitglied des Unterhauses für Tipperary gewählt worden. Ein Gegenkandidat war niht aufgestellt worden.

Frankreih. Paris, 19. März. (Fr. Corr.) Jn dem heute früh gehaltenen Ministerrath fonnte der Mi- nifter des Jnnern die amtliche Mittheilung machen, daß der 18. März in ganz Frankreih ohne Stöcung vorübergegangen sei. Es kam sodann die traurige Lage der Möbeltischlerei zur Spraze, und wurde beschlossen, um derselben zu helfen, baldmöglichst die Bestellungen für die Ministerien und die Staatsbehörden zu machen. Sqhließlih beschäftigte fih der Ministerrath mit der F:age billiger Arbeiterwohnungen. Der Ministerrath hat bes{hlossen, den Erzbischof von Alliers und die Bischöfe von Aimecy, Viviers, Valence und Langres, welche die Entscheidung der Jandexkongregation über die „Hamndbücher für die bürg rlihe Erziehung“ von Paul Bert, Compayré, Steeg und Madame Greville in ihren Hirtenbriefen veröffentliht und kommentirt hatten, wegen D der Amtsgewalt vor den Staatsrath zu ellen. 20. März. (W. T. B.) Der Conseils-Präsi- dent Ferry hat sich nah Arcahon begeben und wird vor- auésihtlih am Sonnabend zurüdckfehren. __— 421. März. (W. T. B.) Waddington wird als außerordentlicher Botschafter die. französishe Regierung bei der Krönung dez Kaisers von Rußland vertreten und Gene- ral Pittié, Chef des Militärstaats des Präsidenten Grévy, als Vertreter des Leßteren fungiren. Die Gesandtschaft wird außerdem noch 5 Personen umfassen. Nach dem „Journal officiel“ unterzeihneten gestern die Bevollmächtigten von Belgien, Brasilien, Spanien, Frankreich, Guatemala, Jtalien, den Niederlanden, Portugal, Salvador, Serbien und der Schweiz eine Uebereinkunft zum Schuge industriellen Eigenthums. Nach einer be- sonderen Bestimmung ift allen Staaten, die nit unterzeihnet haben, die Möglichkeit des Zutritts zu der Uebereinkunft frei-

der General-Direktor der Museen, Geheime Ober-Regierungs-

Rath Dr. Schöne und der Direkior der Nationalgalerie, Ge-

Portugal. (Allg. Corr.) Aus Lissabon wird unterm 18. d. M. gemeldet, daß in „Oport i „Schwarzen Hand“ verhaftet Sea d Mee but

_ Türkei. Konstantinopel, 21. März. Die Pforte hat den Vertretern der e Mt Mitre lung gemacht von dem von ihr beshlofsenen Verbote des Ver- kehrs und des Verkauss A LTAE Obligationen und Lotterieloose in der Türkei bei Strafe der Konfiékation und der gerihtlchen Verfolgung. Der Minister- rath berieth die Statuten der Tabadcksregie und führte einige Abänderungen ein, von denen die betheiligten Kapitalisten verständiat werden. Man versichert, der ehe- malige Minister des Aeußern, Said Pascha, sei zum Bot- schafter für Verlin ernannt an Stelle Sadullah Paschas welcher den Botschafterposten in Wien erkalten soll. i

Serbien. Belgrad, 20. März. (W. T. B.) Auf

Antatben der Aerzte wird si die Königi nah Nizza begeben. sih nigin am Sonnabend

Nusland und Polen. St. Petersburg, 20. a Steil E eo s Staats: aths a t zum diplomatischen Agenten und Ge - Konsul in Alexandrien ernannt orden. E

Afrika. Egypten. Kairo, 20. März. (W. T Der finanzielle Beirath der egyptishen L GeatE ist nach Europa abgereist, derselbe besißt Vollmachten zu Airang:ments übec die Liquidation der Staats: domänen und wegen der neuen Anleihe. Der englische General-Konsul Malet hat einen kurzen Urlaub angetreten und kehrt noch vor der Abreise Lord Dufferins zurück welcher Egypten gegen den 10 Mai hin zu verlas n gedenkt. Lord Dufferin wird vorübergehend Konstantinopel besuchen um dem Sultan über die in Ezyp‘en getroffenen und nod in Aussiht genommenen Arrangements Aufklärung zu geben,

HZeitungsftimmen.

Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Co

» ps I - ree: spondenz“ äußert sih über die amerikanische Tarifreform:

Wie faum anders zu erwarten war, bat die internationale Frei- bantelepresle fi beeilt, die freibeitlihe R: gung, welche si in der amerikanisden Handelspolitif ür einen Momert geltend zu maden sien, für ibre Propacanda autzunuzen. Obwobl genauere Details der Tarifreform noch fehlen, preisea do Gon alle Mantkesterblätter den Umscwung der amerikanisben Handel®politik, einige entblôöden 0 ogar Loe pt E U Ne Republik jest bereits als Muster- and des Freibandels binzustellen und uns zu blinder if anzuspornen, L zu blinder Nacheiferung

_ Dee neueren Mittheilungen über den Zollkompromiß, wel zwischen dem Senat und dem Repräsentantenhause ‘in Wasbirole geschblofsen worden ift, lassen nun bereits erkennen, daß, soweit die Auslandszôlle in Betracht kommen, von einer freiheitliben Politik kaum die Rede sein kann. Wer die Herabseßung des Rohéeisenzolles von 7 Doll. auf 6 Doll. 72 Cts. per Tonne für eiren Sieg des s auêésreit, ist entweder nicht rect bei Trofte oder seine

nsprüche an den Freihandel reguliren sh nach dem bekannten luecus A Nun Incendo. :

Aub die Herabsetzung des Stahlschienenzolls von 28 auf 21 Doll, wenngleich sie schon ein wenig mehr ins Gewicht fällt, ist kaum des Aufhebens werth was man davon macht, zumal die Amerikaner diese und andere Zoünablässe durch anderweitige bedeutende Zoll-rhöhungen wohlweigli kompensirt haben. Unfer Stablschienerzoll, den die Freibändler uns als Verbrechen anrechnen, beläuft sih auf 25 4 per Tonne, der amerikanisce auf 21 Doll., das ift mehr als das Drei fache unseres Sates und daber will man urs die Vereinigten Staa- ten als bandelépolitis&es Mufterland hinstellen.

__ Die neue Tarifreform in dea Vereinigten Staaten \ch&eint, inso- fern sie die Inlandszóôlle reduzirte und verscbiedene Rokbstoffe der In- dustrie, wie Eifencrie und andere vom Eingangszoll befreit hat, ledig- li darauf auêzugehen, die beimishe Industrie konkurrenzkräftiger gegen das Ausland zu machen. Wir zweifeln nibt, daß dieser Plan ge- lingen wird, da die amerikfanische Industrie s{on jeßt bei für den Erport relativ ungünstigen Eipgangszëllen auf dem Weltmarkte eine Achtung gebietende Stellung gewonnen hat, Robstoffbezügen natürli nur befestigen kann. _ Unsere Industrie hat von der- neuen amerikanis@en Zollpolitik somit ni&ts Gutes zu erœarten; die gegenwärtigen Zollsäte müßten jedenfalls sebr beträdbtlid berabgesezt werden, wenn für uns ein er- wähnenéwerther Vortbeil daraus erwasen solite. Bis diese Herab- seßung nit erfolgt ift, liegt für uns auch keine Veranlafsurg vor, ursere abwehrende Haltung gegen die amerikanishen Getreide- und Fleisherporte in irgend einem Punkte zu modifiziren.

__— Der Zeitschrift „Das deutsche Wollengewer b e“ wird aus Grünberg î. Schl. geschrieben :

__ Wie wir son früher mittheilten, bat fich in induftrieller Be- ziehung in den leßten Jahren für Grünberg eine bedeutende Wand- lung vollzogen. Die einstmaligen Hauptartikel der Ortsfabrifation, \s{warze Satins und wollblaue Tuche, haten von Jahr zu Jahr mebr an ihrer Bedeutung für den Plat verloren, und die nah dem Krach 1874 successive zum Stillstand gekommenen großen Tuch- fabrifen gingen eine na der andern einer neuen Bestimmung entgegen: der Fabrifation balbwollener englisber Stoffe. Dieser Induftrie- zweig ift heut troy allen Sträubens einer partikularistisben Minder- beit als der Hauptfafktor der Ortsindustrie zu betraten, der bei Weitem mehr Leute und Maschinen beschäftigt, ftärkern Umsay er- zielt und dem Ort mehr Abgaben einbringt, als sämmtliche kleineren Tuéfabrikationegeshäfte ältern Genres zusammen. Dieser Brance würdig zur Seite stehen nach wie vor die renom- mirten größeren Firmen des Plaßes, welche sich mit der Herstellung feinerer glatter Waare, als Croisés, Diagonals, Tricots3 x. befafséa und hierin seit langer Zeit einen wohlverdienten guten Ruf erworben baben. Diese beiden Hauptzweige der Grünberger Wollen- waaren-Fabrikation baben si nun über das Jahr 1882 ebenso wenig zu beklagen, wie über das vorherige. Wenn auch die Preise befsere hätten sein können, das ift ja das alte, alte Lied, der Umsag war ein befriedigender, und die Aussichten für das neue Jahr find nihts weniger als ungünstige. :

Geradezu komisch ist es nun, zu sehen, wie ch in dem städtischen Verwaltungsberit für die Zeit vom 1. April 1881 bis Ende März 1882 ein Berichterstatter bemüht, den Geschäftsgang Grünbergs im Stil des ominösen Handelskammerberichts für 1881 möglichst trüb- selig darzustellen. Wir geben sicherlih niht fehl, wenn wir in dem Verfasser des betreffenden Paf}us denselben vermuthen, welcher seiner a den soeben angeführten, zu trauriger Berühmtkeit gelanatean andelskammerbecidt resp. defszn Einleitung durchgeiftigte. wunderbarer Zähigkeit bemüht sich dieser Herr immer wieder, die „ehemaligen“ Grünberger Artikel wie er unbewußt selb| einräumt als Hauptartikel des Ortes zu bezeihnen, und dar- über zu webhklagen, daß dieselben nämli schwarze Satins und wollblaue Tuche, welche na feiner eigenen Aussage nur von kleineren Etablifsements gefertigt werden, nit mehr so recht ziehen wollen. Hinterher sagt er ganz unbefangen: „Nur die hiesigen groß-n Etablifse- ments, welhe_sih mit der Herstellung von Doubles und halbwollenen Stoffen beschäftigen, hatten einen guter Absay. * Nun vergegenwärtige man sich einmal diese Logik: Die großen Geschäfte resp. die Häupt- faktoren der Ortzindustrie blühea und sehen hoffnungsvoll in die Zukunft ;

die sih bei billigeren

gelassen.

die kleineren Geschäfte und die wenig Bedeutung mehr . habenden

ehemaligen“ Artikel des Ortes \{rumpfen, quasi einem intustriellen Naturgeset folgend, mebr und mebr ein, um anderen lebensfähigen Brancen Plaß zu machen, kurzum, alle dürren Zweige fallen ab, {es und fräftigeres Grün treibt mit Mat berror; und das sucbt der bewußte Berichterstatter als ein traur!ges Zeichen der Zeit und, uit vecsbämten Blicken, natürlih als eine roch traurigere Folge unserer derzeitigen Handelspolitik binzustellen!! Als besonders berceiss Fräftigend unterläßt er nit zu bemerken, daß cud die eine am Plaß befindliche Budcktékinfabrik nit proétperirt bat; als ob man üter die Budcktskinfabrikation Grünbergs scit ibrem ca. 6jährigen Bestehen überbaupt schon etwas Andetes gehört bätte. : i :

MW-1che Blasen diese Logik übrigens nob weiter treibt, zeigen diverse Zeitungs-Notizen, welbe dem qu. Berichterstatter gleibgesinnte Blätter mit Begierde aufzunehmen sich befleißigen. So reproduzirt der „Neue Görlißer Anzeiger“ ein Elaborat eines Correspondentin m aus Grünberg (welcher Herr obne jeden Zweifel mit dem Verfasser der Notiz im städtishen Bericht identisch ift); in diesem Elaborat s&üttet der Vetr m denn eine große Portion seines Grolls über das Schicksal der selbstentleitten Grünberger Handeléefammer, sowie über die ihm persönli i{redlid unsvmpatkischen industriellen Ortéverböltnifte aus. Dabei entsblüxft ibm dann, nabdem er mit saurer Miene den guten Gescäftégang der Halbwoll-, also der Hauptindustrie, eingeräumt, folgender fomise Passus: „Diese Kunstwollen-Induftrie hat fi aber notorisch in einer Auënabmelage befuncken und ilt völlig unabhängig von der Gestaltung der altberkömmlichen Fabrikation Grünbergs !“ Nun, das ist jedenfalls ein Segen für den Plag, daß nämli na eigenem Zugeständniß des Verfafiers diefer Hauptzweig der Orté fabrikation unabhängig ist von den Flufktuationen, welche sib na seirer Stil- derung in den „ehemaligen“ und successive unwesentlib gewordenen Artifeln so traurig bemerkbar gemat haben. Die blühende große Qndustrie, und damit einer der wichtigsten Lebenänerven des Plaßes Funn demna getrost in die Zukunft seben, ohne fürchten ¿zu müßen, in Mitleidenscaft gezogen zu werden, wenn Satins und woliblaue Tue ctwa no mebr an Bedeutung und Nachfrage verlieren. Das giebt also der Herr Beritterstatter m selbst zu.

Wir fragen nun: Wozu die kindlich etgentinnigen Anstrengungen, die großen und dem Plaß erft seinen gescäftliin spezifisben Gharafter verleibenden Industriellen und Handeltreibenden als neben- säclid in die Ee treiben zu wollen und ih in den bunten Lappen aus Satin und wclltlouem Tudb, den man selber als „chemalig“, alîo für den Ort jetzt unwesentlih bezeichnet, zu verbeißen?

Statistishe Nachrichten.

Nach der in der Zeitscrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- wesen im preußishen Staate (Verlag von Ernft und Korn Groriuéshe Buh- und Kunsthandlung, Berlin), Band XXYX,, 3. Lieferung veröffentlichten Uebersicht beftanden 1m Jabre 1881 in Preußen 83 Knappschaftsvereine, 1 wentger als im Jahre 1880, da 2 Vereine sich mit einander verscbmolzen baben. 76 dieser Vereine hatten Krankenkassen. Die Knapschafts- vereize umf2ßten 2196 Berg-, Hütten- und Salzwerke, gegen 9186 in 1880; bei den Eisenerz- Bergwerken sind 41 Werke hinzu- getreten, bei den Steinkohlenwerken 8, den Braunkoblenwerken 9 und dem Berabau auf sonstize Erze 11 in Abgang gekommen. Die An- zahl der auf den Vereinswerken durscnittlih beschäftigt gewe]enen Knapvschaftägenossen belief sich auf 163 373 ftändige _(meist- berectigte) und 117 635 unständige (minderberebtigte), zu}ammen 981 008, gegen 158491 ständige und 1084 (6 untändige, zusammen 267 267 in 1880, Die Anzahl der in Arbeit gestandenen Meistberechtigten war mithin um 4882 oder 3,08 °/o, die der Minder- berechtigten um 8859 oder 8,14 ‘/6 und die Gesammtzabl um 13 741 Mann oder 5,14 °/% größer als im Jahre 1880, Der Bestand an vollbeitragenden Mitgliedern betrug Anfangs 1881 162 239 ständige und 117 049 unständige, zusammen 279 288, Ende 1881 165 714 ständige und 123 663 unständige, zujammen 289 377, also 10 089 (3,61 9%) (3475 oder 2,14 °/o ständige und 6614 oder 5,65 "/g unstän- dige) mehr als Anfangs 1881. S 2

Der Gesammtzugang betrug nämlich 18 441 ständige und 99 722 urständige, zusammen 48 163 Mitglieder (gegen 18850 1287 oder 6,52%/6 ständige und 3627 oder 10 88 °/6 unständige, îm Ganzen 4914 oder 9,26 9/9 weniger). Der Abgang stellte sid auf 37 074, und zwar 13 966 ständige und 23 108 unsftändige Mitglieder; es gingen daber mehr ab als zutraten 1925 ständige oder 15,99 %/o und 9351 unitändige oder 11,33 %/e, im Ganzen 4276 oder 13,04 C10: Bon den Adbgehenden wurden 2444 (14,96 pro Mile, gegen 13,85 p M. in 1880) ständige und 230 (1,98 p. M., gegen 1,79 p M. in 1899) unftändige, zu]am- men 2674 (9,52 p M,, gegen 8,94 p. M. in 1880) invalide. Es schieden aus 9723 \tändige (59,51 p. M., gegen 51,08 p. M. in 1880) und 21683 unständiae (184,32 p. M,, gegen 179,75 p. M. in 1880), zusammen 31 406 Mitalieder (111,76 v. M-., gegen 103,45 p M. in 1889). Es ftarben 1799 ständige (11,01 p. M., -1880 11,04 p. M.) und 1195 unständige (10,16 p. M., 1880 9,29 p. M), zu- fammen 2994 Mitglieder (10,65 p. M., 1880 1082 P: _M.). Der Gesammtabgang stellt sich bei den ständigen Mitgliedern auf 85,48 p. M. (1880 75,97 p. M), bei den unständigen auf 196,44 p. M. (1880 190,83 p. M.), im Ganzen auf 131,93 p. M. (1880 122,71 p. M) Dur Veranglückungen bei der Arbeit kamen 373 ständize Mitglieder (2,28 p. M., 1880 2,13 p. M.) und 238 un- Fändige (2,02 p. M., 1880 2,21 p. M.), zusammen b11 Mitglieder (2,17 p. M,, 1880 2,15 p. M.) ums Leben S

Invaliden waren Anfangs 1881 2) 117 (19 252 Ganz- und 865 Halbinvaliden) vorhanden, am Jabresschluß dagegen 20 951 (20 080 Ganz- und 871 Halbinvaliden) Das durscnittliche Lebens8- alter bei dem Eintcitt der Ganzinvalidität stellte sid im Jahre 1881 auf 48,51 ‘ahre, gegen 47,1 in 1880. Bei den Steinkohlenberg- werken war das höhste Alter bei Eintritt der Ganz- invalidität 57,9 Jahre, das niedrigste 4466, bei den Braunkohlenbergwerken 51,8 bezw. 50 Jahre, bei den Erzbergwerken 58 bezw. 43 Jahre. Das Durtswnittsalter bei dem Gintritt der Halbinvalidität betrug 46,9 Jahre gegen 49,7 Jabre in 1880. Der durschnittlide Prozentsay der jährlich verstorbenen Ganzinvali- den war in den Jahren 1872—1881 7,21 % (13,87 Jahre Ganz- invalidenstand), im Jahre 1881 7,04 %._ Für die Halbinvaliden betrug die durschnittlide Sterblichkeit 5,49 “/a, entsprechend einer Lebensdauer in der Halbinvalidität von 18,35 Jahren.

(Schluß folgt.)

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das von dem Rechnungs-Rath Merklinghaus in Caffel, ver- faßte, im Selbstverlage erschienene „Repertorium der Reichs - ejeze und Verordnungen“ hat eine sole Verbreitung ge- funden, daß der „König Wilhelm-Stiftung für erwachsene eamtentôöchter“, welher der Erlös gewidmet ist, troß des ge- ringen Preiies von 60 &S pro Exemplar bereits über 600 M daraus ¡ugeflofsen sind. In diesem reien Absaz liegt die beste Anerken- nung für die Nüßlichkeit und Brauchbarkeit des Buches Dasselbe empfichlt sih namentlih wegen seiner Vollständigkeit und seiner über- fivtlihen Anordnung; es ist ein zuverlässiger Wegweiser in dem ganzen Ge-iete der Reihsgesezgevung, in deren einzelnen _ Materien es die bestehenden Geseye und Verordnungen mit ihcen Abänderungen und A aabestininungen zu ungemein leichter und schneller Auf- findung nachweist. Dadurch wird es nicht nur ein bequemes Hand- bu für die Behörden, es wird auch mit gutem Erfolge von den Reichstags- und Landtags-Abgeordneten benußt werden können und ferner als ein geeignetes Hülfsmittel für Nichtbeamte dienen, so für Vertreter der Presse, für Kaufleute, Gewerbetreibende 2c., denen in ihren eigenen geschäftlichen Angelegenheiten die Kenntniß der einschläzigen, zur Zeit gültigen geseßlichen Anordnungen wünschenewerth sein muß. Indem wir auf das ebenso praktische wie billige W.rfkchen, mit dessen Anscbaffnug zugleich ein wohlthätiger Zweck verbunden wird, hiermit empfehlend aufmerksam machen, heben wir aus dem Inhaltsverzeihniß nachstehende für Beamte besonders

wichtige Kapitel hervor: Beamtenverbältnisse. Deutsche Reit- angebörigfeit und staatëbürgerlicbe Recbte. Favesea. Juftiz- wesen. Militär u-d Kricasmarine 2c. Von allgemeinerer Bedeutu- g sird u. A. die Kapitel: Eisenbahnwesen. Gewerbebetrieb und Ver- sicherunatwesen. Handelt-Gesetzgebung und Verträge. _Münz- und Bankwesen. Patentwesen. Post- und Tele-raphenwesen. Prefse und Vereinswesen. Zölle, Steucen und Abgaben. :

Mie wir hören gedenkt der Verfafser nit nur mit der Zeit dieses Repertorium für die Reicégeseße fortzufübren, fondestrz er beab- siétigt aub ein solbes für die preußisben Staatéëgesege auf- zustellen und damit die bier noÞ vorhandene Lie auëzuüllen Bei der Umsidt und dem Gescbick des Verfassers, wie es sib bei seiner ersten Arbeit bewährt hat, dürfen wir erwarten, daß aub diefe? neue Repertorium sich dur gleide Vorzüge au8zeibnen und sid einer etenss günstigen Aufnahme erfreuen wird, wie sie dem vorangegangenen Werke zu Theil geworden ift. i

JtalienisbeTondicter vonPalestrina bis auf die Gegenwart. Vorträge, gebalten von Dr. Emil Naumann, Königs livem Profeffor und Hoffkirben-Musikdirektor. Zweite Auflage. Ve-lin, Verlag von Rckert Oppenbeim, 1883. Das vorliegente Bucb sbließt si den an dieser Stelle bereits mebrfab besprochenen „Deutsd&en Tondicbtern® seinem ganzen Charakter und der Darstel- lungéform na in analoger Weise an und ift wie jenes ebenfalis aus Vor- lesungen entstanden, die der Verfasser in den 70er Jahren bier gebalten bat. Auch der Beifall, der jenem zu Theil geworden und in der rasen Folge einer Reike von Auflagen seinen Ausdruck gefunden hat, scheint 5b bei diesem neuen Bante zu wiederhclen, denn aub von den „Italienischen Tondicbtern* ist, wie der Titel aufweist, bereits die zweite Auflage nothwendig geworden. Das kleine Werk füllt aber au in der That eine Lücke aus; denn während die italienisben Bild- bauer, Maler, Dichter und Architekten uns ibrem Lebens- und Sbaffen®- gange na längst weblbefannt sind und Kenntniß und Studium ihrer Werke cinen witigen Theil unserer Bildung auêmacben, sind uns die großen Ersdbeinungen, welhe Jtalien doch au auf dem Gebiet der Tonkunst aufzuweisen hat, im Verbältniß dazu ziemli fremd, wenigstens was fie älteren Meistcr betrifft. Das Bu(þ dürfte daber allen gebildeten Mufsikffreunden willkommen sein, zumal der Verfasser si einer stets fesselnden Darstellung be- fleißziat. Nach einer allgemeinen Einleitung vertheilt er den Stoff na folaenden cvobemacenden Meistern und Scbulen: Paleftrina und die rômis&e Scule, Die beiden Gabrieli und die alt-venezianisce Schule, Das Zeitalter der Renaissance und die Schule von Toëcana, Alessandro Scarlatti und die Schule von Neapel, Antonio Lotti und die jüngere venezianisde Schule, Die großen Geiger und die italieni- den Sonatisten, Das Zeitalter der musikalishen Wrltherrscbaft der Italiener, Cherubini und Spontini, Rossini und die Gegenwart Mebr als dies bei den „Deutschen Tondibtern" und zwar speziell der evobemachendsten Erschcinung der neudeutsben Schule der Fall war, kann man dem Verfasser und seiner objektiv-historisben Auffassung bier getrost überallkin folgen und wird von ibm mane geistvolle Belehrung und manten neuen Gesichtspunkt für Anschauung und Ur- tbeil über die musikalische Kunst gewinnen.

Joseph Baer u. Co., Bubbändler und Antiquare in Frankfurt a./M,, Paris und London, haben vor Kurzem wiederum 2 Kataloge, Lager Katalog 120 und Suplement zu Lager-Katalog 121

Genealogie und Heraldik), veröffentliht. Katalog 120, „Der

rient; III. Abtheilung: Hebraica und Judaica; Werke über Palästina“, entbält ein Verzeichniß von 697 Striften des genannten Inhalts, welde unter folgende Rubriken vertheilt sind: Hebräische Sprache und Literatur (1) Ausgaben des alten Teftaments, 74 Nen. ; 2) Kommentar über das alte Testament, 178 Nen. ; 3) He- brâäisde Grammatif, Wörterbücher und neuere Literatur ; im Ganzen 179 Nrn.); Werke über Palästina, 45 Nrn.; Geschichte des jüdiscben Nolkes, 204 Nrn. ; Nadtrag, 7 Nrn. Das vorstehende Verzeichniß führt Werke aus dem 19,, 18., 17. und 16. Jahrbundert und zwar in deutscher, lateiniscer, französiher und englisher Svyrabe auf, unter denen sch{ werthvolle Scbriften, u. A. der äußerst seltene Avicennae Canon ab anonymo hebraice translatus, befinden, dürfte wohl Jedem, der sich für hebräiscbe Literatur interessirt, willkommen sein, Das Suplement zu Lager-Katalog 121 enthält ein Ver- zeichniß von 315 Sctiftên über Ritterwesen, Schlösser, Burgen und mittelalterlide Befestigungskunst, von denen 56 über Ritterwesen, 258 aber über Schlösjer u 1. w. handeln. Man findet hier unter anderen interessanten Schriften Merian-Zeillers Tepograpbien in 18 Bänden in Fol., von 1642—72; Pontanus Ori- gines Francicae etc. von 1516; die Schriften von Märckec und Stillfried über das Stammschloß Hohenzollern; Voigts 2 Schristen „Geschichte Marienburgs 2c.“ und „Das Ordenshaus Marienburg in Preußen“ u. 1. w.

Land- nnd Forftwirthschaft.

Im Verlage von Paul Parey, Verlagsbuhhandung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen hierselbît, erschien so eben: „Der Milzbrand, seine Entstehung und Bekämpfung, im Auftrage des deutsben Landwirthschaftsraths verfaßt von Dr. F. Roloff, Geheimem Medizinal-Rath und Direktor der Königlichen Tbierarznei- \cule in Berlin. (Preis 1 4) Die großen Verluste, welche der Milz- brand troß aller Verschärfung der veterinär-polizeiliben Maßreaeln unter den Rindern und Schafen alljährlib verursacht, gaben schon vor zwei Jahren tem Deutschen Landwirthschaf*srath Veraxrlaîsung, den Verfasser dieser Broschüre mit der Anfertizung einer kleinen Schrift über die Ursa&ten und die besten Mittel zur Unterdrückung des Milzbrandes zu betrauen. Das Auftreten der böôsartigen Krankheit ist allbefannt; selten oder nie genesen die einmal am Milzbrand erkrankten Thiere; in der Regel erfolgt der Tod ohne vorherige Krankheitsersbeinungen sofort, mitunter aud nah 8—10 Tagen Alle Mittel, welhe gegen . diese Krankheit, die hon im Alterthum vorgekommen und bereits damals zeitweise sehr heftig aufgetreten ist, angewandt wurden, erwet]ea sich meist als garz erfolglos; das einzige sichere _Mittel dagegen ift, die Thiere vor Anstcckung zu hüten. Es hat sich jeßt nach den an- gestellten Versuhen zur Evidenz herausgestellt, daß die Krankheit dur Bacterien entsteht, welche in das Blut der Thiere, turch Ein- athmung, durch Fressen und Saufen, endlib durch jede Berührung mit am Milzbrand verstorbenen und nicht gehörig deEinfizirten Thieren, eindringen. Einen Schuß gegen diese Krankheit gewährt daber nur das möglichste Fecnhalten jeder Art Ansteckung, die. pein- liste Deétinfizirung und Reinhaltung der Ställe, der Raufenkämme, ein gutes Streumaterial, möglist Roggenstcoh, besonders ein sosortiges tiefes Vergraben der an Milzbrand verendeten Thiere. Wenn ein Thier an Mil;brand erkrankt oder fällt, so ist dasselbe möglichst s{hnell aus dem Stalle bezw. von der Weide zu entfernen, um die übrigen Thiere vor Ansteckung zu {hüßen und eine Ver- unreiniguag des Stalles oder der Weide mit den Abgängen des Thieres zu verhüten, Die Uebertragung des Ansteckungs- stoffffes aut gesunde Thiere kann durch andere Thiere, selbft dur die Kleider der Wärter erfolgen, und leßtere sind felbst, wenn sie Wunden an den Händen oder an anderen unbedeckten Körpertheilen haben, leiht der Krankheit ausgeseßt. Das einzige Mittel, welches der Verfasser als sichere Vorbeugungsmaß- regel empfiehlt, ist die Impfung der Thiere vor erfolgter Erkranfung. Um den Impfstoff zu erzeugen müssen nothwendig Milzbrandbacterien eingeimpst werden. Da die Einimpfung der Bacillen (Bacterien), wie sie sib im Blute von Milzbrandkadavern finden, in der Regel wieder tödlihen Milzbrand erzeugt, so kommt es darauf an, die Wirk- samkeit der Bacillen vor der Einimpfung der Art abzushwächen, daß fie nur noch eine leichte Erkrankung hervorrufen. Diese wünschens- werthe Abschwächung erzielte Pasteur, der Erfinder der Impfung, da- dur, daß er die Milzbrandbacillen unter bestimmten Verhältnissen fünstlih züchtete. asteur fand, daß, wenn Hühnerbouillon durch P anas eines kleinen Tropsens S mit Bacillen be- amt wird, in diese Flüssigkeit bei Luftzutritt und bei einer

Temperatur von 42 43 Grad C. die Bacillen sih zwar sehr ras vermehren, daß dabei aber ihre Wirksamkeit von Stunde zu Stunde

fi vermindert und nah 8 Tagen oder ew28 später gan: versbwun- den ift. Die auf diese Weise na Pasteur bereitete Sbußlymphe bat sb, wie der Verfasser berichtet, sehr gut bewährt und ist das ein- zige Mittei, welches, zur rechten Zeit anaewandt, S buy aegen di-:se verd: rbenbringende Kranfbeit gewährt. Die gemeinverständlid ge- \chriebene B:oscbüre ist jedem Landwirth zu empfeblen. Der Inhalt derselben ist folaendermaten eingetheilt: Ersbeinungen und Verlanf der Krankheit, Sektionébefund, milzbrandäh1lihe Krankheiten, Vor- kommen des Milzbrandes, Urfaben und Bebandlung. Im Anbang: das Reichsgesen. betr. die Abwehr und Unterdrückung von Vicd- seuhen, vom 23. Juni 1880.

Gewerbe und Handel.

Königsberg i. Pr., 20. März. (W. T. B.) Die Dividende für die Stammaktien der Oftpreußishen Südbahn ift pro 1882 auf 4/5 festgestellt worden.

Dortmund, 19. März. (Eff. Ztg.) Auf dem Eisenmarkte dauert eine etwas regere Nacbfrage in verscbiedenen Branden an, au ist die Stimmung günstiger als vor 2 Monaten; aber die vor einigen Wochen eingetretene Besserung mat nur langsame Fort- {ritte und wird aub wobl erst im nä&tsten Monat ein raîsceres Temvo annehmen. In Puddeleisen sind zwar in den leßten Tagen einzelne größere Absblüse zu Stande gekommen; im Allgemeinen wird aber nur der näâbste Bedarf ged:ckt, da die Konsumenten sid "mit Rüdsitt auf die niedrigen, kaum Gewinn lafsende Walzeifenpreise nit für längere Zeit binden wollen. In Gießereieisen, namentli in den besseren Marken, ist ein befriedigender Absatz zu verzeibnen, während in Befsemer- und Spiezeleisen ein wenig bezlebter Verkehr andauert. Was die Walzwerkbrante betrifft, so nimmt die Nach- frage langsam zu, inébesondere aber in Stabe!sen und Baueisen. In Blechen, Feinbleben wie Grobblechen, erhöht sib der Bedarf ebenfalls und werden die bestehenden Notirungen daber aub leit bebauptet, wie aub die Stabeisenpreise mit größerer Willigkeit Seitens der Käufer angelegt werden, wie vor einiger Zeit. Ebenso ist in Walz- drabt, insbesondere in Stahldraht, eine zunebmende Nachfrage zu konstatiren, wobei es si freilid mebr nur um die Deckung des Früh- jabrskedarfs handelt. Die Fabrikate der Drahtwalzweike bürgern ich immer mehr auf ausländishen Märkten ein und verdrängen dabei vielfab die Fabrikate der enalisben Konku-renz. In Eisen- babnmaterialien sind in den leßten Wochen weniger Submission8aus- {reibungen erfolgt; die betreffenden Werke haben indeffer. fo viele und belangreide Aufträge in Händen, daß sie den Eingang neuer Ordres mit Rube abwarten können Die Preise für Stablscbienen, Lang- und Querswellen, Asen, Räder und Bandagen und andere Oberbaumaterialien sind unverändert geblieben, aub ziemli lohnend, soweit es die ialändisben Bestellungen betrifft, während die Aufträge für den Exvort zu äußerst billigen Preisen übernommen worden sind. Die Maswbinenfabriken und Gießereien sind andauernd befriedizend bescbäftigt, leßtere namentlib in Maschinenguß, während Gußwaaren augzenblicklich weniger belebt sind. Die Gießzereien flagen aber {on [ange über niedrige, wenig loßnende Preise. In den Brückenbauanstalten herrscht eine normale Beschäftigung; neuer- dings ift aber eine ganze Reihe von eisernen Ueberbauen in Sub- mission ausgeschrieben, so daß ihnen cin erwünscter Zu ang von Auf- trägen in naher Aussicht steht. Auf tem Kohlenmarkt bestebt eine günstige Stimmung fort, der Absaß ist ein sehr lebhafter und die Tendenz fest. Aub in Coke ift ein reger Verkehr bei unver- änderten Preisen zu konstatiren.

Wien, 20. März. (W. T. B.) Die Generalversammlung des Wiener Bankvereins hat dem Verwaltungsrath Decharge er- theilt, die am 21. d. zahlbare Dividende auf 7 l. festgesezt und die ausgeloosten Verwaltungêräthe wiedergewählt. Der Antrag auf Feste stellung eines früheren Termins für die Deponirung der Aktien zu den Generalversammlungen wurde abgelehnt, der Antrag auf Reduk- tion der Tantième für die Verwaltungscäth: auf 10 °/9 von den Antragstellern zurückgezogen.

ä D) Die Bil (

anz der Anglo- 65 510 Fl. und die

Wien, 21. März. (W. T. bank pro 1882 bez'ffert den Reingewinn auf Dividende auf 5 Fl. pro Aftiz.

London, 20. März. (W. T. B.) auktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 20. März. (W. T. B.) von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 17 544 Tons in derselben Woce des vorigen Jahres.

New-York, 19. März. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nah Großbritannien 83 009, do. nach Frank» reich 20 000, do. na anderen Hâfen des Kontinents 30 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 45 000, do. _do. nah Frankrei —, do. do. nach anderen âfen des Kontinents Qrtrs.

Ncw-York, 20. März. (W. T. B.) Der Werth der Ausfuhr an Brodstoffen im Monat Februar stellt fich auf 15 773 000 Dollars,

Bei der gestrigen Woll-

Die Verschiffungeu 11 876 gegen

Verkehrs-Anstalteu.

New-York, 20. März. (W. T. B. „IFtaly“ von der National-Dampfs (C. Messingsche Linie) ist hier angekommen.

f Der Dampfer iffs-Compagnie

Berlín, 21. März 1883. Denkschrift über die Entwickelung der gewerblichen Fach- \hulen in Preußen.

(Fortseßung und Schluß.)

Ganz besonders unzureichend ist die Dotation der T da zum Ankauf der Zeitschriften, wissenschaftlihen und Kupser- werke und für Buchbinderarbeiten nur 4500 M. ausgeworfen sind. Das Abonnement auf die unentbehrlichsten Fachzeit- riften und deren Einband kostet allein jährli ) über 1000 Æ Die Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums ist bestimmt, Kunst- au und Zeichnern das für ihre Zwee erforderliche ünstlerische, tehnische und literarishe Material möglichst voll- ständig darzubieten. Von Vollständigkeit oder einer gewissen Reichhaltigkeit in irgend einem Fache ist sie heute aber weit entfernt. Mit den vorhandenen Mitteln ist es s möglich, auch nur einen mäßigen Theil der wichtigsten neu er ceinenden Werke zu beschaffen, und das Wenige, was gekauft wird, muß um Theil ungebunden bleiben; die vorhandenen einzelnen lätter : Ornamente, Jnitialen, u. st. w., können dem Publikum nit vorgelegt werden, weil es an Mitteln fehlt, sie zu mon- tiren. Bei einer kunstgewerblichen Bibliothek belaufen sih die Ausgaben e und die Buchbinderkosten im Durchschnitt auf mehr als ein Viertel des Preises der Werke selbst. Hier- nah erscheint der dringende Wunsch des Vorstandes , die Do- tation der Bibliothek auf 20 000 # jährlich erhöht zu sehen, als nicht übermäßig. N Man wird aber bei der Vervollständigung der Samm- lungen und der Bibliothek nicht stehen bleiben können. Andere Anstalten dieser Art haben auch Mittel, um die lehrreichsten Stücke ihrer Sammlungen, dargestellt in technish vollendeten Abbildungen und von technischen und histori) -wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus beschrieben , größeren reisen zugänglih zu machen. Und weiter ist der Ausbau der Unterrichtsanstalt dur Daaedoimá anderer Fachklassen, als der bestehenden

,

für Dekorationsmaler und für Ciseleure, wie solche an anderen

ähnlichen Jnstituten schon vorhanden sind, nothwendig: nämlich