1883 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Mar 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Geheime Ober-Baurath Ministerium für La Geheime Regierungs-Rath

Ministerium der öffentlichen Arveiten, und der vortragende Rath i st, Domänen und Forsten, Dr. Thiel.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

30. März. gen heute im La Königlichen Hoheit

Kaiserlih russishen General à la

stät die Vorträge des

Se. Majestät der ufe des Vor- des Prinzen

Preußen. Berlin, Kaiser und König mittags den Besu Sr. Albrecht, und ertheilten dem ürsten Dolgoruki eine Audienz. on 1 Uhr ab hörten Se. Maje Chefs des Militär-Kabinets.

Jhre Kaiserliche der Kronprinz und die um 73/4 Uhr nach dem Bahnho und der Herzogin von Abreise Lebewohl zu sagen.

Um 11 Uhr nahm Se. Kaiserli militärishe Meldungen entgegen Höchstderselbe den Ober- Garde-Regiments, Dr. Fried von Winterfeld und um 41/5 von Hayßfeldt.

Se. Königliche Hoheit der Pri Carl, welcher nah einer Meldung des d. M. in Athen eingetroffen Könige von Griechenland einen selben das Dejeuner eingenommen hatte, Jtalien abgereist.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

rité-Diätar Karl Neumann ist zum

Jnspektor der geburtshülflich - gynäko-

zu Berlin ernannt worden.

Der bisherige Cha Oekonomie- und Haus- logischen Universitätsklinik n undKöniglihenHoheiten Kronprinzessin fuhren gestern f Friedrichsstraße, um Connaught bei Höthstderen

Justiz-Ministerium.

Der Gerichts - Assessor O

Br öse aus Naumburg a. S. i chen Landgericht in Viei alt Dr. jur. Jo

Wilhelm Adalbert st|st zum Staatsanwalt bei dem ningen ernannt.

seph in Rastenburg ist f des Ober-Landesgerichts zu Königsberg, Rastenburg,

n Osterholz zum Notar

he Hoheit der Kronprinz Uhr empfing d Regimentsarzt des Ersten l, um 121/24 Uhr den Obersten hr den Staats-Minister Grafen

gemeinschaftli Der Rechtsanw otar im Bezir mit Anweisung seines Wohnsißes in der Rechtéanwalt Dr. Mallet i z im Bezirk des Landgerichts zu Verden, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Osterholz, der Rechtsanwalt G Notar im Bezirk des Ober-Landesgerichts weisung seines Wohnsißes in der Rechtsanwalt Dr. jur. Notar für den Amtsgericht Cleve, mit Anweisung sei

, um 11!/z

Stabs- un

ey v M T ENRe

ec

nz Friedri ch T. B.“ am 28. Sr. Majestät dem Besuch gemacht und bei dem- ist am 29. nach

reiff zu Halle in Wesifalen zum zu Hamm, mit An-

Düsseldorf zum ch im Landgerichtsbezirke nes Wohnsizes in Goch, ernannt

Halle i. Westf, Clemens in sbezir® Go

E s c, up Ab CNOOE Ä a f T A O Se E S S

und König haben rordnétenversammlung tage mit folgendem Schreiben

Se. Majestät der Kaiser die GlüEwünsche der hiesigen zu dem Allerhöchsten Geburts beantwortet : Die Zuschrift, in welcher Mir die Stadtverordncten Jhre Meinem Geburtêtage Mich wie Versicherung des Landes tishen Parteirihtung in der Liebe fest geeint sind. Der innige Zusammenhang zwischen Fürst und Volk bildet tas Fundament zur Wohlfahrt des Staates; in diesem Be- wußtsein fühlt sich die Bürgerschaft Bcrlins seit Alters mit Meinem Haufe und mit Mir verbunden. Ich weiß, daß in diesem treuen Sinn die Segenswünsche, welche die Stadtverordneten mit from- zum Allmächtigen Mir wurzeln. Freudig bewegt danke ih Ihnen aufrichtig für den Ausdruck Jhrer Ergebenheit in dem Vertrauen, daß das gemeinsame Band im Laufe der Zeit si nur fester wird \{lingen können. Ich hake Meiner Haupt- und Residenzstadt stets ein reges Interesse gewidmet ; ung dieses großen Gemeinwesens hat Mir daher Zur besondercn Befriedigung wird es Mir cine stetig fortschreitende Entwicklung mit der un- Ausdehnung und Bedeutung der Stadt zum

q e I M

Nassauisches Staatsanlehen von November 1858.

Mts. stattgefundenen 20. Verloosung der ter Vermittelung des Bankhauses der Rotbscild & Söhne in Frankfurt a. M. hen Staatéanlehens von 4 000 000 d nachverzeichnete Nummern gezogen

4%iges vormals 4 000 000 Fl. d. d. 29.

Bei der am 6. d. Partial-Obligationen Hercen M. A. von d zürten 4%/6igen vormals Nafsaui d. d. 29. Norcmbker 1858 fin

A. Zur R

Litt. F. à 100 448 502 611 1126 1180 156 Litt. G. à 200 Fl. 636 987 1159 1366 1534 1623 1696 1873 2600 Fl. = 4457 M 18 S Litt. H. à 300 Fl

«85 = 6 Stüd über 1800 Fl. = 3085 Æ 74 Litt. J. à 5C0 Fl. = 857 Æ 14 &4§ Nr. 5

4 1326 1718 1813 1847 2044 3487 3505 3509 3840 4012 4061 4179

06 s. Nr. 198 280 298 347 365 7000 Al. = 12000 Æ 03 S, zusammen

Theilnahme

Unterschied : : und Treue üdzablung auf den 20. Juni 1883.

Fl. = 171 M 43 Nr. 10 185 203 414 440 3 1858 1966 = 13 Städ über 1300 Fl

342 A 86 A Nr. 42 346 353 561 632 = 13 Stück über

14 M 29 A Nr. 16 532 566 665 846

5 906 285 344 425 9170 2193

ausgesprochen

438 759 949 1207 132 99260 2347 2618 3100 3377 =— 29 Stüdck über 14500 Fl. = 24857 A Litt. K. à 1000 Fi. 497 873 = 7 Stüd über 68 Stück über 27200 Fl. = 46628 A 60 4. B. Zur Rückzahlung auf den 31. Dezember 1883. Fl. = 171 Æ 43 4 Nr. 43 140 309 342 654 982 1306 1361 1405 1914 1943 = 15 Stüdck

* 4 86 4 Nr. 505 512 717 733 13 Stück über

Nr. 4 73 228 309 405

= 1714 M 29 - ) 3 lebhafte Freude bereitet.

gereicen, wenn f aufbaltsam wachsenden Segen ihrer Bürger gleihen Schritt hält,

Litt. F. à 100 Berlin, ‘den 28. März 1683.

68 945 12401 über 1500 Fl. = 2571 M 45

Litt. G. à 200 Fl. = 342 977 1018 1116 1270 1374 1483 1487 1612 1963 = 2600 Fl. = 4457 M 18

Litt. H. à 300 Fl. = 514 M 29 S Stüdck über 2100 Fl. = 3600 A. 03 S.

14 4 Nr. 36 158 194 519 650 1337 1379 1443 1446 1590 1735 9990 2280 2355 2367 2517 2530 2559 3246 3270 3668 4085 Stüdck über 14509 Fl. = 24857 M 06 .

1000 Fl. = 1714 Æ. 99 A Nr. 410 481 603 654 295 851 = 7 Stüd über 7000 Fl. = 12000 Æ 03 l, zu-

n 71 Stü& über 27700 Fl = 47485 Æ 75 S.

Inhaber dieser Partial-Obligationen werden hiervon mit merken in Kenntniß gefeßt, daß die Kapitalbeträge, welche zu den angegebenen Rückzahlungêterminen verzinst werden, enden Stellen erboben werden fönnen:

Bei dem Bankhaufe \child & Söhne in Frankfurt a. M,, Hauptkasse in Wiesbaden, sorie bei jeder iden Regierungs- oder Bezirks-Haupt- bei der Königlichen Staatëshulden-Tilgungs- der Königlichen î

Wilhelm. An die Stabtv-rordneten zu Berlin.

684 690 = 1912 1096

Das im Reichsamt des Jnnern bearbeitete „Hand - ür das Deutsche Reih“ auf das Jahr 1883, edaftion am 9. März abgeshlossen worden, ist nun- mehr in Carl Heymanns Verlag welches in der Anordnung des csheinung si eng an die früheren Jahrgänge an- ftatt der lateinischen diesmal deutsche Lettern zum enthältalle während des verflossenen Jahres Veränderungen in der Zusammenseßung der Reichs- Behörden und erscheint dasselbe daher als ein zu- ng über die Personal- Die Erläuterungen über on und den Wirkungskreis der einzelnen Aemter, nden A-schnitten vorangestellt sind, haven Veränderungen gebotene Erwei- Den bisherigen Personen- us sind alphabelishe Verzeich- der Post- und der Reichsbank-

à 500 Fl. = 857 M 1148 1287°

hierselbst erschienen. Handbuch, Jnhaltes und der äußeren E schließt (nur, daß Drucke verwandt sind), eingetretenen Nemter und ver lässiges Hülssnittel zur Orientiru i den Reichsbehörden.

Litt. K. à

der Herren M. A. von Roth- 2 1ges der Königlichen | verhältni}z2 be die Organisati w-lche den betreffe die durh die eingetretenen teruna bezw. Berichtigung erf und Sathregistern des Handb nisse der deutshen Konsulate, anstalten hinzugefügt.

Der heutigen Nummer des 4 ijt eine „Besondere Beilage“ (Nr. 3), dungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Regierungé- anderen Königl in Berlin Kreiskasse Frankfurt a. M.

Die Autzablung erfolgt gegen Rückgabe der Partial-Dbligationen, gli der unter A. aufgeführten mit den rach dem falligen Zinéscheinen Reihe IV. Nr. 6—8 und Zinsë- cezüglid der unter B. aufgeführten Obli- nad tem 31. Dezember 1883 fälligen Zinéscheinen und 8 und Zinéschein-Antweisungen. der etwa feblenden, unentgeltlid zurüdzugebtenden an tem zu zablenten Kapitale zurücttehalten.

Scll die Einlösung von dergleiden Obligationen weder bei dem fhaufe, ncb bei der Königlichen Regierungs-Haupt- der Körialichen Kreiskfaste in Frankfurt a. M Kasen bewirkt werden, so find die st Zinsscheinen und Zinsschein-An- bei dieser Kasse einzu- ablung an den Unter-

30. Juni 1883 icin: Anweisungen, und gationen mit den Reibe 1V. Nr. 7

Der Betrag Zinésceine wird

„Reichs- und Staats- Anzeigers enthaltend

Entschei

vorgenannten Ban

Oesterreich-Ungarn. (Pr. Abbl.) Der Kaiser und die Kaiser größerem Gefolge zur Jag der nähsten Woche nimmt Thätigkeit wieder au einander folgen, da rathêmajorität von dem Wunsche noch bevorstehenden jährigen Berathungéperiode we der von den Ausschüssen bereits als tringlich erfannten ch|st dürften

Wien, 27. März. in begeben sich morgen mit ch Hohenau. Am Donnerstag das Abgeordnetenhaus seine ie Sizungen sollen dann rash auf sowohl die Regierung als die beseelt sind, Abschnitte nigstens der größere Theil durchberathenen und allgemein der Erledigung zugeführt die Schulgeseßnovelle und die Vor- d die töhmish-nährishe Transversalbahn, dann das Landwehrgesey und eine Reihe kleinerer Vorlagen auf die Tagezordnung kommen. lich der Dauer der Session is bisher no doch fann fein Zweifel da allen Umftänd-:n Bald nach S@&luß der einige Landtage ihre Thätigkeit aufnehm desvertheidigung ordnungen hinsi@tlih der Pferdevorführung getro nur die gesezlih bef die bei oer legten fiärten Pferde enthoben. bezeichneten Th wieder vorzuführen. 29. Värz. dung des Prä

sondern bei einer ter anderen

Okligationen

weisungen 14 Tage vor dem Verfalltermin-

rien, von welder dieselben vor der Auë

zzihneten zur Prüfung einzusenden sind. Rücckftändig sind aus den Verloosungen:

Dezember 1866: F. 559.

Dezember 1877: J, 2319.

Funi 1878: F 552.

Dezember 1289: F. 1566.

Pr Zuni 1881: F. 1714, G. 254 1395 1762,

43 2N, R. 498. ero 31. Dezember 1881: F. 1719 1825, G, 438

i 1882: F. 319 451 476, G. 87 120 357 437 1208, T4 3T4 1249 2046 2313 2978 3133 3291,

Dezember 1882: F. 218 326 449 1952, G. 311 569 670, H. 49 262, J. 1189 1823 2108 2425

Wieshaten, ten 10. März 1833. Der Regierungs-Präsident. Fn Vertretung : la Groix.

betreffenden

J, 473 1491 532 1129, J. 100

Vorlagen

lage, betreffen

2364, K. 542. ; R die Gebührennovelle,

pro 3, Jun

festgesebt, daß diejelbe ih erstreckden werde. Reichsraths Verhandlungen dürften Das Lan- hat verschärfte An- der Pferdekonskription beziehungsweise Von der Vorführung sind die offenkundig untauglihen und Klasfifizirung als gänzlih untauglich er- Dagegen sind die als „derzeit un- iere den Kommissionen jedenfalls

rüber bestehen A753 1241 1246 1266 1 bis I

3451 4124.

&-Ministerium

: andel&egister-Beilage wird Nr. 13 der Zeichenregister- Bekanntmachungen veröffentlicht.

(W. T. B.) Die über die Ermor- sidenten Mailath bis jeßt

ermittelten

Umstände scheine: auf einen Raubmord hinzuweisen. Die Uhr, die Börse, die Briestashe und der vom Fin er herab- gezogene Ring des Ermordeten fehlen, an dem Kassenschranke find Spuren einer versuchten gewaltsamen Oeffnung desselben siht:-ar. Der Gerichtsarzt hat konstatirt, daß die Kinnlade des Ermordeten zershmettert ist, die Erdrosselung erfolgte durch eine Rebshnur, der Ecmordete war an Händen und Füßen gefesselt, das Gesiht war s{chwarz, die Leiche lag im Nachthemde am Boden, das Bett war noch un- berührt, der Erœordc:te scheint im Begriffe gewesen zu sein, sich niederzulegen. Der Mord muß gegen Mitter- nacht verübt worden sein, da Präsident Mailath um 11 Uhr noch von seinem S)hwiegersohne Pallavicini besucht wurde. Die Flucht der Mörder ist wahrscheinlih mit Hülfe einer Rebschnur vom Altan aus auf die Basteimauer und von dort auf den Erdboden erfolgt, wo man Stiefelspuren im weichen Erdreih eingedrückt gefunden hat. Die Spuren deuten auf Schuhwerk von gewöhnlichen Leuten hin. Der Weg, den die Mörder bei der Flucht eingeshlagen haben, ist durch nach zwei Richtungen hin bemerkbare Bluispuren gezeichnet. Der Leib- husar des Ermordeten, der in der Nähe des Schlafzimmers nächtigte und erst vor einigen Wochen in den Dienst getreten ist, wurde als verdächtig verhaftet. Zur Ermittelung der

Thäter sind die umfasendsten Maßnahmen im Gange.

Großbritannien und Jrland. London, 28. März. (Allg. Corr.) Der Premier wird noh vor Ablauf der Par- lamentéferien dem Prinzen von Wales auf dessen Landsiß zu Sandringham einen Besuh machen. Der Besuch der Königin bei ihrem Sohne ist auf nähste Woche verschoben.

Wie verlautet, wird der Marquis von Lorne nah seiner Rückehr von Canada in den Pairsstand erhoben wer- den, um noch bei Lebzeiten seines Vaters, des Herzogs von Argyll, seinen Sit im Overhause einnehmen zu fönnen. Seine Gemahlin, die Prinzessin Louise, wird, wie aus Ottawa unterm 26. d. gemeldet wird, in der nähsten Woche von Ber- muda, wohin fie sih zur Stärkung ihrer angegriffenen Ge- sundheit begeben hat, nah Canada zurüdfkehren.

Die in Belfast geführte strafgerichtliche Ver- handlung gegen die Mitglieder der „patriotischen Brüderschaft“ kam gestern zum Absczlusse. Sämmtliche 6 Angeklagte wurden von den Geschworenen schuldig befunden und die Fällung des Strafurtheils vom Richter aufgeschoben. Im Verlaufe der Verhandlung kamen cinige für die Landliga sehr gravirende Thatsachen an den Tag. Jn dem Protokoll: buche der Brüderschaft findet si nämlich verzeichnet, daß „auf Befehl Bryles, des Schabmeisters der Landliga in Cromington einige Männer durh Thomas Murphy eingeshworen wurden, Burke zu tödten.“ Jeder Vershworene, der an einer „Mond- \cheinexpedition“ theilnahm, bei der eine Gewaltthat vorkam, erhielt aus der Kasse der Landliga eine Belohnung von 5 Pfd. Sterl.

Morgen wird der neue Erzbischof vonCanterbury mit großer Feierlichkeit inthronisirt werden. Die Bischöfe des erzbishöflihen Sprengels, die Bischöfe von London, von Winchester, von Lincoln, von Salisbury und Rochester, der Erzdccan von Canterbury, der Bischof von Dover, der Decan und das Kapitel der Kathedrale und die nicdere Geistlichkeit werden zugegen sein. Die Feier wird hauptsächlih in der Snstallirung des Prälaten dur den Erzdecan in seine ver- schiedenen Würden bestehen. Er wird als Verwalter der Kathedrale, als Erzbishof und Metropolitan eingeseßt werden.

29, März. (W. T, B.) Das Unterhaus hat mit 68 gegen 50 Stimmen den Antrag Camerons ungénommen, das Minimum des Gebührensayes für ein Telegramm im Julande auf sechs Pence herabzuseßen. Der Antrag wurde Seitens der Regierung, obschon sie denselben im Prinzipe billigte, doch als inopportun bekämpft. Mc. Coan kündigte für die zweite Lesung der Bill über den parlamen- tarishen Eid den Antrag an, daß jede Bill, die die Zu- lassung von Athzisten erleihtere, unzweckmäßig, verfassungs- widrig und gefährlich fei.

Seitens der Polizeibehörde wird die Beschlagnahme der gestern von Cork per Dampfer nah Liverpool gekommenen Kiste für wichtig gehalten. Eine genaue Untersuhung des Inhalts hat ergeben, daß derselbe zum Theil aus Nitro- glycerin bestand. Heute früh wurde in der Nähe von Liverpool ein junger Jrländer, ein Eisenbahnbeamter, ver- haftet, der im Verdacht stcht, bei der Angelegenheit betheiligt zu sein. Heute steyen zum ersten Male Schil dwachen an den Eingängen des Königlichen Gerichtshofes und der Negierungsbureaus in Somerset: House.

Liverpool, 29. März. (W. T. B.) Die Polizei legte gestern Beschlag auf eine Kiste mit erplosiven Stoffen und Höllenmaschinen, die von Cork per Dampfer ge- fommen war. Ein an Bord des Schiffes befindliches Jndivi- duum wurde kurz? Zeit nah seiner Ausschiffung verhastet.

Fraukreih. Paris, 28. März. (Fr. Corr.) Jn einer Note erklärt der „Temps“, daß der Vertrag zwischen dem Crédit foncier und dem Staate, bezüglich der Mitte! zur Abhülfe der Wohnungsnoth noch nicht definitiv ab- geschlofsen ist. Wahr sei nur, daß Verhandlungen zu dem Zwecke eingeleitet scien, um vom Crédit foncier Vorschüsse zu erlangen, welhe vom Staat und von der Stadt Paris garan- tirt werden würden. Diese Vorschüsse sollen denjenigen Bau- unternehmern, welche den geforderten Bedingungen genügen, die Möglichkeit gewähren, Häuser mit Wohnungen zu billigem Miiethszins zu erbauen. Die Verhandlungen hierüber dauern noch fort und erst heute Morgen wurde der General-Sekretär des Crédit foncier von Herrn Jules Ferry empfangen. Es wird sodann noch übrig bleiben, den abgeschlossenen Vertrag der Genehmigung der Generalversammlung der Aktionäre des Crédit foncier und der Billigung des Staatsraths zu unter- werfen. Sodann muß ein Gesey den Kammern unterbreitet werden, um die Verpflihtungen, welche der Staatsschay da- dur eingehen würde, zu genehmigen.

Spanien. Madrid, 29. März. (W. T. B.) Die spanische Regierung hat ein Kriegsschiff} abgesendet, um Besiß von Santa Cruz del Mar zu ergreifen.

Türkei. Konstantinopel, 29. März. (W. T. B.) Nasri Bey hat der Pforte vorgestern telegraphisch angezeigt, daß er im Hinblick auf die Kommentare, die in der Libanon- frage über ihn gemacht worden seien, jede Kandidatur um den Posten als Gouverneur des Libanon ablehne. Die hiesige „Agence Havas“ versichert, daß die Ernennung des Meriditen- fürsten Bib Doda zum Gouverneur des Libanon als gewiß u betrachten sei. Der neu ernannte türkische Botschafter ür Berlin, S aid Pascha, hat seine Abreise nah Berlin auf morgen festgeseßt.

Dänemark. Kopenhagen, 27. März. (H. C.) Be- kanntlich ist die vom Landsthing angenommene Zollvorlage vom Folkething sehr wesentlich abgeändert worden, indem dieses Thing die beantragten Zollsäge in einer Weise reduzirt hat, daß die Zolleinnahmen einen Betrag von etwa 6 Millio- nen Kronen weniger ergeben würden , als von der Regierung veranshlagt. Die in Folge dessen an das Landsthing zurück- verwiesene Vorlage ist vom Zollauss{husse nohmals geprüft worden, und hat die Majorität dieses Aus\hu}ses dem Plenum des Things eine Resolution zur Annahme empfohlen, welche dahin geht, die weitere Berathung der Zollvorlage auszusetzen, bis diein Verbindung mit dieser Vorlage stehenden Vorlagen, betreffend die Besteuerung des Branntweins und Bieres vom Folkething berathen worden sind. Das Folkething hat nämlich diese beiden leßteren Vorlagen von der Zollvorlage getrennt und dieselben bisher aus seinem Zollaus\shusse noch nicht wieder ans Tageslicht gefördert. Eine aus zwei Mitgliedern beste- hende Minorität des Landsthingsausschusses, dec Linken an- gehörend, beantragt sodann, die Berathung der vom Folke- thing zurücgelangten Bollvorlage fortzusezen, während eine andere Minorität des Ausschusses beantragt, daß der Aus: {uß die vom Folkething vorgenommenen Aenderungen der Vorlage in Erwägung ziehen und baldmöglichst eine Erklä- rung über dieselben abgeben möge. Daß das Plenum des Landsthings dem Antrage der Ausshußmajorität entsprechen wird, ijt zweifellos.

Amerika. New-York, 29. März, (W. T. B.) Das Gebiet der amerikanischen Marine-Stationen im südlichen Theile des Atlantishen Ozeans hat in der Weise eine Ausdehnung erfahren, daß es die Küste von Madagaskar mitumfaßt.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 27. März. (Allg. Corr.) Die heutige „Egyptien Gazette“ sagt, sie sei ermächiigt zu konstatiren, daß die in Umlauf geseßten Ge- rüchte in Betreff des Standes der Angelegenheiten im Sudan durchaus aller Wahrheit entbehren. Der Khedive enipfing am leßten Sonntag ein Telegramm von Hicks-Pascha, dem Stabs- chef der Sudaner Expedition, der regelmäßig zweimal wöchent- lih über die Angelegenheiten im Sudan berihtet, welches meldete, daß die der Expedition beigegebenen englischen Offi- ziere alle wohl seien und eine Fcldbatterie mit Nordenfeld- Geschüßen in Khartum angekommen war. Er (Hicks-Pascha) \{hickte sich an, mit 5000 Mann, unter denen sih viele Türken befanden, von Khartum aus vorzurücken, um mit Abdel-Kader zusammenzutreffen, der südlich von Sennaar mit 4000 Mann ein Lager bezogen hatte.

Zeitungsftimmen. In den „Berliner Politischen NaGrichten“ [lesen wir:

Die Handel- und gewerbtreibeiden Klassen des freihändlerishen England, welhe der Natur der Sache nach gewiß keinen Anlaß haben, si für den neuen deutschen Zolltarif prinzipiell sonderlich zu erwärmen, tragen gleihwohl kein Bedenken, der Wahrheit die Ehre zu geben und vorurtheilsfrei die woblthätigen Wirkungen einzuräumen, welche in der wirthshaftlichen Reformpolitik der deutschen Reichs- regierung ibren Ursprung finden. So veröffentlicbt das jenseits des Kanals bocbangesehene merfantile Fahorgan „Lhe British Trade Jour- nal“ in einer seiner leßten Nummern einen Artikel, welcher das Aufblühen mehrerer never Industriezweige in unserem Vaterlande fonstatirt unter dem autdrülichen Permerk, daß diese erfreuliche Thatsacbe als Folge des neuen Zolltarifs betrachtet werden müsse. Mit spezieller Bezugnahme auf englide Verhältnisse wird 5e3 Aufshwunges der deutschen Sutewaarenindustrie ge- dat, Solange Jutegütec oder Sutemanufakturwaaren zoll- frei über Deutschlands Grenzen eingingen, wurden solche von Dundee importirt. Vor etwa drittehald Jahren sei auf Jute- waaren ein Zoll gelegt und nur das Rohmaterial freigelassen. Seit- dem fei dieser Industriezweig in Deutsbland in Aufnahme gekommen und babe sich scitdem auf das gedeihlichste entwickelt, selbstredend zum Nachtheil des Dandeer Exportgeschäfts. Wie der nüchtern denkende Engländer über den Eintritt Hamburgs in den Reichs-Zollverband urtheilt, geht aus derselben Nummer des „British Trade Journal“ hervor, welche als unausbleibliche Folge des Hamburger Zollanscblusses binstellt, daß die ctwa 400 00) Köpfe zählende Bevölkerung des Ham- burgishen Gebietes von jeiem Augenblicke an als Konsument auf dem deutsben Markt erscheinen werde, statt wie bislang den englischen Markt in Nahrung zu seßen.

_— Der „Hannoversche Kurier“ schreibt „zur sozial- politishen Frage“:

Der Kommissionsbericht über das Krankenversiherung8gesetz läßt aufs deutlichste eckennea, welch s{wierige Aufgabe dem Reichétage mit den sogenannten sozialpolitisben Gesetteentwürfen gestellt ist, Es wird wahrli eine anerkennenéwerthe Leistung sein, wenn diese umfangreiche Vorlage vom Reichstage nach den voraussihtlich recht unerguidcklihen Debatten über die Ge- werbeordnungs-Novelle und bei der alsdann dur die Kollision mit dem Landtage eintretenden Arbeitsbeshränkung noch in diesem Früh- jahr in zweiter und dritter Lesung erledigt werden wird. Freilich darf au kein Zweifel darüber gelassen werden, daß sie erledigt wer- den muß. Der Reichstag kann diesmal niht wieder auéeinander- gehen, ohne diese erste bedeutsame Crt positiver Bestrebungen auf tem Gebiete der Arbeiterfrage zur Reife gebracht ¿u haben.

O „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet : In der kürzli abgehaltenen Generalversammlung des Börfen- vereins zu Düsseldorf konstatirte der Vorsitzende im Rükblick auf die eshâftlite Thätigkeit die befriedigende Lage der Kohlen- und Eisen- rande im verflossenen Jahre. Der größere Bedarf der Eisenbahnen und die Nachfrage für das Auéland haben die Werke am stärksten beschäftigt, die Leistungsfähigkeit sei derart gestiegen, daß der Import von Eisenbahnmaterial aus England von 52 660 t in 1870 auf 30ó t in 1881 zurückgegan- gen und im leßten Jahre wohl ganz geschwunden sei. Die Förderung der Kohle im Ober-Bergamtsbezirke Dortmund ift, unter Zunahme der Belegschaft um 7932 Mann, um 25873428 t oder fast 10% egen das Vorjahr gestiegen. Dieses Quantum ist, troßdem das bsabgebiet der deutshen Koble sich fortgeseßt erweitert, doch zum größten Theile im hiesigen Bezirke onsumirt worden: Zur Illustration der befriedigenden Lage der Eisenindustrie wurde eine vergleichende Statistik aus den Fahren 1882 und 1879, vor Einführung der Eisenzölle, mitgetheilt, aus welcher hervorzubeben ift, daß die Zahl der Arbeiter in dieser Zeit um 25,2 '/e, die Ge- sammtlöhne um 42/6 gestiegen sind. Dieser Mehrverdienst und die Zunahme der Spareinlagen lassen den Scluß zu, daß auch die fnceren Klassen fich einer Besserung der Verhältnisse zu erfreuen en,

Der „Ledermarkt“ veröffentlicht zur Widerlegung der Behauptung der „Frankfurter Zeitung“, daß der Rü- ang der Gerberei in der Eifel der Bollpolitik zuzuschreiben ei, noch verscziedene von ihr an „kompetenster“ Stelle er- betene Aeußerungen. Dieselben lauten:

Telegramm: Malmedy, 15. März, 12 Uhr 50 Minuten Mittags.

Der Nothftand der Eifel fteht in keinem Zusammenhange mit dem Rückazang der Gerbereien, weil der Betrieb letterec si auss{ließlib auf die Stadt Malmedy beschránkt. Der Lobzoll ist bedauerlib, weil er bauptsäblib Mal- medy und zwar den ganzen biefigen Bedarf trifft; er wird jedo kom- pensirt dur den Lederzoll, welcher allein unserer Industrie ermöglit, mit der berühmtesten deutschen und auéländischen zu konkurriren. Die Verminderung der Produktion beruht auf Mangel einer (isenbahn- verbinduna, wodur kolossale Mehrausgaben für Fracten entsichen und wegen der, durch Spekulation hervorgerufenen, anhaltend* boben Häute- preise. Gerber-Comité.

| Cöln, den 15. März 1883. An die Redaktion des „Ledermarkt“, Frankfurt a. M.

__ In ergebenster Erwiederung auf Ihre geehrte gestrige Zuschrift wird es {wer werden, die in dem angezogenen Artikel, allerdings sebr oberfläblib, gegebenen Zablen, den Rückgang der Lederindustrie in der Eifel betreffend, zu kontestiren, sobald es si um einen zehn- jährigen Durscbnitt handelt, denn der Niedergang der Gerberei- Industrie während dieser Periode ift nit nur für diz Eifel speziell, sondern im Allgemeinen leider eine Thatsae und gerade diese hat vor- zugêweise dahin gefübrt, daß man allseitig einen Schus gegen das s{lechte und billige ausländische, namentlich nordamerifanise Fabrifat an- gestrebt hat.

Dagegen ift zu fonstatiren, daß sich während der leßten 3 bis 4 Jahre die Situation der Gerbereien nit versblebtert, sondern allmähli gebessert bat und daß vor Allem die Fabrikation in der Eifel in Bezug auf Beschaffenheit und Beliebthcit des Fabrifats wieder erheblibe Fortschritte gema%t hat. Die Einführung des Schutzzolles, der an sib nit sehr bedeutend ift, hat mit der Ver- besserung der Fabrikation wenig zu thun, die Nothlage der Gerbereien hat eben zu derselben geführt und in der Be- ziehung is es sehr interessant festzustellen, daß die Vorder- eifel, die {on seit langer Zeit durd die Cöln-Trierer Bahn vollftändiz erslofsen ist, durbweg wobl weniger raf in ibrer Fabrikation fortschreitet, als die abgelegeneren Theile der Eifel, wie Malmedy, St. Vith, Prüm 2c. Unter allen Umständen entbehrt die Behauptung, daß in Folge des Zolles die Gerbereien bei einec ver- alteten Fabrifkationsmethode verharrten und dadur immer weniger fonfkurren;fähig würden, vollständig der Begründung.

Hochadtend S Mallincrodt & Co.

i i Beurig-Saarburg, den 19, März 1883.

An die Verebrl. Redaktion des „Ledermarkt“ in Frankfurt a. M. H Der von Ihnen angezogene Artikel in Nr. 72 dec „Franff. Ztg.“ ist geradezu läcberlicb; es ist ein ganz neuer Gesichtépunkt, daß der Rücgang des Wohlstandes in der Eifel dem dur den crhöhten Eins gangézoll auf Leder und dur den Lohzoll hervorgerufenen Verfall der Gerbereien zuzuschreiben sci! e

Der Artikel soll eben „Stimmung“ machen, ift dabei aber fo oberfläcbli geschrieben, daß es, wenn es sib überhaupt der Müßte lohnen sollte, ein Leictes sein würde, in vielen Punkten thatsäÞhlicbe Untichtigkeiten nachzuweisen.

Gleich im Anfang beißt es: „Die in dieser Industrie besäftigte Arbeiterzahl ist feit 10 Jahren von 500 auf 300 und der jährlich gezahlte Arbeitélohn von 250000 #4 auf 100 000 M gesunken.

__ Angenommen, daß die beiden ersten Zahlen richtig sind, fo

müßten die Löhne, da die Lohnsäge \sich im Allgemeinen nicht ver- ändert haben, bei 300 Arbeitern, gegen 500 mit 259000 4 Arbeits- lohn, doch noch 150099 M betragen; hier aber ist die Zaël 100 009 genannt, was also einem Rückgang der Lohnsäze von 335 °/o gleibkäme! ___ Ferner wird angefübrt, daß Hr. Sonnemann kei der Zolldebatte im Reichstag im Juni 1879 herausgerechnet, baß der Saß von 36 H einem Werthzoll von 18— 20/9 gleibkommt und damit nachgewiesen habe, daß Deutschland dur diesen Zollsaß zu dem bocschußzöllne- risdsten Lande Europas gemaht worden is, Hr. Sonnemann hat damals die amerikaniscen Zölle nicht erwähnt und was sagt er dazu, daß uns mittlerweile Oesterreih in dieser Beziehung erreicht und Franfreid mit seinem Zoll für Leder aller Art von 5) Fr. = 40 M uns um 4 A ükerboten hat ?

O wollte tit Vorstebendem nur auf die oberflählihe Art bin- weisen, in welcher der betreffende Artifel geschrieben ist und möchte dem noch Folgendes hinzufügen:

Der erhöhte Lederzoll hat cs seither allerdings noch nicht zuwege gebracht, die Sol{lederindustrie im Allgemeinen in eine befriedigende Position zurüczuführen, hat aber einzelnen Zweigen derselben un- zweifelhaft Nutzen gebracht und ebenso sicher ein weiteres Zurückgehen der Lederpreise verhindert. Nah meiner Ueberzeugung würde derselbe noch wirksamer gewescn scin, wenn der Saß von 36 M für Leder aller Art zur Anwezdung gekommen wäre.

Was nun speziell die Gerbereien von Malmedy und Skt. Vith angeht, so ist ja ein Rückgang derselben nicht zu lengnen, indessen datirt derselbe aus der Zeit der niederen Zölle und haben seither, #o- weit mir bekannt, weitere Einschränkungen nicht stattgesunden

Fm Uebrigen wird gewiß Jeder der Eifel bessere Kommuni- fationsmittel wünschen. Was hat aber das mit dem Schußzoll für Leder zu thun, oder wären etwa dahin gehende Maßregeln dur den Lederzoll ausgesclossen ? Ueber die Nothwendigkeit, die heimiscve Lederfabrikation zu s{chüßen, namentli gegen die nordamerikanisce Konkurrenz, brauce ih mich wohl nicht zu äußern: ich wollte Ihnen in Vorstehendem nur etwas Material, direkt den thatsächlichen Ver- hältnissen entnommen, übergeben, handle dabei aber nur für meine eigene Person, da ih mich wegen Mangel an Zeit nivt mit dee Mitgliedern des Vorstandes des dur mich vertretenen Vereins der südlichen und westlihen Gruppe deutscher Lederfabrikanten in Verbin-

dung segen konnte. Mit Hochachtung ergebenst

I, B. Keller.

Prüm, den 19. März 1883. Der Wohllöblicben Redaktion des „Ledermarktes* in Frankfurt a. M. Es ift leider ein Rückgang in der Eifeler Lederindustrie zu verzeichnen ; dieser Rückgang hängt aber keineswegs mit dem verpönten Schutzoll der „Frankfurter Zeitung“ zusammen ; sondern im Gegen- theil, unsere heimische Sohlleder- Gerberei bedarf eines noch höheren Schutzolles, um dem Auslande gegenüber konkurrenzfähig zu bleiben. Die norddeutschen Häfen werden mit amerikanisden Ledern: Hemlo, Valdivia 2c. überschüttet, und diese zu billigen Preisen abgegeben, \o daß stellenweise fast keine Nawfrage für unsere guten Sohlleder vor- banten ist. Der Lohzoll hat natürlich ge\chbädigt, indem ein großer Theil unserer Gerbereien ihren Lohbedarf aus Ungarn und Frankreich

beziehen müssen. Hochachtungévoll E. Nels.

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 13. Inhalt: Verfügungen: vom 24. März 1883. Beförderung von Postkarten zwischen dem Reichs-Postgebiet, Bayern und Württemberg, vom 22. März 1883. Seepostverbindung mit Norwegen.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 5. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Stadt- ernspreheinrihtung in Berlin (Fortsezung). Grundlage des internationalen Post- und Tele- graphen-Verkehrs Deutschlands. Die Benußung der Berliner Stadtbahn zu Postbeförderungen. Die Bewegung der Bevölkerung in Frankreich und in Deutschland. Kleine Mittheilungen: Die Eisenbahn von Tammerfors nah Wasa. Internationale Elek- trizitäts-Ausstellung in_ Wien. Postsparbankwesen in Nieterland. Beförderung der Sonntags-Correspondenz in England. Ein Beitrag zur Geschichte der Verkehrsmittel. Cine Eisenbahn auf Réunion. Ersaß für die Eisenbahn über das Eis auf der Newa

und dem Finnishen Meerbusen. Französis{e Telezraphenanlagen an der Nordküste Afrika3. Zeitschriften-Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Na Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woce vom 18. März bis inkl. 24. März cr. zur Anmeldung gekommen : 937 Ebescließungen, 904 Lebendgeborene, 48 Todtgeborene, 608 Sterbefälle.

Preußens Volks\chulen im Jahre 1882. (Stat. Corr.) Die Statistik des öffentlichen Volkéshulwesens hat in neuerer Zeit in Preußen eine sehr cingebende Behandlung erfabren. Zur Befriedi- gung der Bedürfnisse der Verwaltung und Gesetzaecbung sind in den letzten Jahren verschiedene größere und kleinere statistis%e Bearbei- tungen des einschlägigen Gebiets oder einzelner Theile desselben, thcils im „Centralblatte für die gesammte Unterribtêverwaltung in Preußen* , theils in selbständigen Werken veröffentlibt wor- den. Von leßteren haben wir bereits früher eine im vori- gen Jahre erschienene amtlive Darstellung über „die öfentliden Volksschulen in Preußen und die zur Uanter- baltung derselben erforderlichen versönlicen und säcbliden Gesammts aufwendungen“ auéführlidber besproden. Im laufcnden Jabre 1883 bat nun dér genannte Minister ein weiteres umfängliwes Werk bes arbeiten lafs:n, weldecs den Zustand der öffentlihen Volksschulen Preußens im Jahre 1882 behandelt und unter dem Titel: „Die öffertliden Volfsscbulen im preußisden Staate“ als „XIIi. Ergän- zungébeft zur Zeitschrift des Königlib preußischen Statistisden Bu- reaus* vor Kurzem zur Autgake gelangt ist. Mit dieser Publika- tion bat der das ôffentlive Volkéschulwesen betreffende Thei: der preußischen Unterrichtéstatiftik zur Zeit cinen gewissen Abschluß, sowie einen Grad der Vollkommenheit erreiht, welcher der der gleicarti- gen Statistiken anderer Kulturstaaten nit rur ebenvürtig ist, fon- dern sie in manben wesentliben Punkten unzweifelhaft übertrifft. Dies sowie die Wicttigkeit des Gegenstandes giebt uns VeranlaFung, aus dem leßterwähnten neuesten Werke einige hervorragende Daten unseren Lesern mitzutheilen. h __ Die Verpflichtung zum Besuche der Volksschule währt in Preußen für jedes vollsinnige Kind thatsäclib acht Jahre, soweit nit gesetzes lie Ausnahmen Plaß greifen müssen. Hiecna bemiß5t fic der Umfang der Aufgabe der preußiswen Volkssculverwaltung, ¿u dessen Kennzeicbnung die eine Thatsache hinreiwen dürfte, daß für die ord- nuncsmäßige Beschulung von nit weniger als rund 4 340 000 Kindern Sorge zu tragea ist. Für ein so gewaltiges Kinderheer sind die erforderlichen Unterri&tsräume, die Lehrkrärte, die Wohnung für cinen großen Theil der letzteren, die Auëstattungen der Schulen mit Lehr- und Lern mittela, deren Unterbaltungsfoften u. #. w. zu beschaffen. Gewiß eine enorme Aufgabe! Wenn wir dem gegenüber aus unserer Quelle erfahrca, daß 1882 in den 33040 eigentlihen öffentlichen Nolkésculen mit 65968 Unterrichtsklassen 4 339 729 Kinder that- säcblib eingescult waren und von 59917 ordentlichen Lehrern bezw. Lehrerinnen Unterricht erhielten, so wird man mit Befriedigung aner- fennen müßen, daß diese Aufgabe ihrem äußeren Umfange nah fo aut wie vollständig gelöst ist. Vollsinnige Kinder im sculpflichtigen Alter, welcbe dem Unterrichte ganz und gar entzogen werden, fommen in Preußen heute böcbstens noch in vcrs&windend kleiner Zahl vor, während noch vor elf Jahren, Ende 1871, rund 2000 Kinder er- mittelt wurden, welce obne triftigen Grund die Schule nicht besuchten.

Die Vertheilung dec öffentlicen Volksschulen über das Staats- gebiet erscheint im Allgemcinen nit ungünstig: auf die 1287 Stadt- gemeinden des Staates kommen 3339 Schulen, auf jede also 2,59 Scbulen, auf die 37 668 Landgemeinden und die 15 829 Guts-, Forft- und dergl. Bezirke zusammen 29 701 Sulen oder auf die 53 497 ländliden Kommunaleinheiten je 0,56 Scbulen; auf je 100 qkm Fläche finden wir 9,49 und auf je 10 009 Einwohner 12,11 offent- Tiche Volksschulen.

Die Lage der provinziell verschiedenen Gesetzgebung, die historische Entwickclung der einzelnen Theile des Staatsgebietes, die konfessionelle und sprablide Mischung der Bevölkerung, Stammeseigentbümlich- keiten, orographishe und hydrographisce Verhältnisse, die Art der Besiedelung und der Erwerbsverbältnisse und ander- Zustände mehr baben die Entwickelung des Volkssckulwesens in Preußen von Land- strih zu Landstrich allerdings sehr verschieden gestaltet und eine un- gleichartizxe Vertheilung der öffenilien Volksschulen auf die Wohn- ite, die Flähe und die Bevölkerung in den einzelnen Landestheilen herbeigeführt. Daß im Ganzen hieraus der Unterrichts oer» walturg und der betheiligten Bevölkerung außerordentliche Scwierigkeiten erwachGsen, geht daraus hervor, daß im Jahre 1882 nit weniger als 7011 Schulbezirke mit 1 eingeshulten Orte bezw. Wohnplatze, 4075 mit deren 2, 2255 mit 3, 1281 mit 4, 754 mit 5, 493 mit 6, 300 mit 7, 175 mit 8, 117 mit 9, 558 Schul- bezirke mit 10 eingeschulten Orten bezw. Wohnpläten bestanden, und daf von 29711 Schulorten blos 12 692 nur Schulkinder aus den Orten felbst hatten, nah 17 019 Schulorten dagegen Kinder von aus- wärts famen, und zwar aus einer Entfernung bis 1 km nach 9525 Sgulorten, bis 2 km na 6113, bis 3 km na 4502, bis 4 km na 2539, bis 5 km na 779, Lis 6 km nach 326, bis 7 m nah 114 und über 7 km nach 121 Sculorten.

äFst die Zahl und Vertheilung der Volks\culen einerseits eine wesentliche Vorbedingung für die Erzielung einer allgemeinen Volks- bildung, so befähigt andererseits doch die bloße Nachweisung der Scbulveranftaltungen noch keineswegs zu einem ausreichenden Urtheile über die darin bethätigte unterribtlihe und erziehliche Fürsorge für die breitcsten Schichten der Bevölkerung. Denn zwischen Schule und Schule besteht bekanntli cin großer Unterschied, und man wird, ohne den hohen Werth selbst des einfachsten Schulorganismus antasten zu wollen, do zugeben müssen, daß die fleine, von wenigen Kindern be- suchte Schule in einem einsamea Fisberdörfben oder in isolirter Gebirgélage, die nicht selten nur von cinem pro loco geprüften Lehrer versorgt wird, in gewissem Sinne nur in bescheidene Konkurrenz mit den vollausgestatteten mehrklassigen Scbulen der Residenz za treten vermag. Darum ist es von hervorragendem s\tatistis@en und ad- ministrativen Interesse, den organisatorishen Ausbau unerer Volfks3- \chulen zu kénnen. Die angezogene Quelle giebt uns hierüber folgende Zahlen an die Hand: Es waren 1882 in Preußen vorhanden

mit Schülern über- Pcoz. d. Ge-

mit mit j haupt samm tza

Sulen Klafsen Lehrern 1 einklassige Schulen. 20082 20082 90016 18336404 830,79 Halbtags-Sbulen . 9989 5978 2989 337 801 7,79 zweiklassige Schulen e : n f g P 35599 7118 7119 493 373 11,37 dreiklassige Schulen mit 2 Lehrern . 1847 5541 3 681 344 742 7,94 1827409 42,11 4339 T293 LUU,

mehrfklassigeSchulen 4563 27 249 26 112 zusammen 33040 65 968 59917, | In 69,83 9% aller Volksschulen unterrichtete demnach nur ein Lehrer, aber blos 39,50% aller Klassen wurden ausschließlich von einer Lehrkraft versorgt; in 16,36 °/o der Schulen versahen zwei Lehrer den Unterricht, aber cs lagen ihrer Fürsorge doch 19,19 % aller Klassen ob; nur 13,81 %/o der Schulen waren sogenannte mehr- klassige (mit drei und mehr Lehrern), deren Umfang so beträcbtlih war, daß 41,31 9/6 aliec Klassen auf diese meistbegünstigte Gruppe fielen. Mahezu im gleichen Verhältnisse wie die Klassen vertheilen ch die Sdüler auf die bezeichneten drei Gruppen, nämlich mit 38,58 bezw. 19,31 und 42,11% | S j Bieten diese Zahlen in administrativer Hinsicht einen interessanten Ucberblick über die im Ganzen sehr erfreulichen Ergebnisse ver zehn- jährigen Wirksamkeit der „Ullgemeinen Verfügung über Einrichtung, Aufgabe und Ziel der preußishen Volfs\hule vom 15. Oktober 1872“, so verdienen sie in itatistisGer Beziehung noh eine weitere

Beleuchtung, welche wir ihnen denn auch nächstens angedeihen lassen werden.