1883 / 80 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

auf 100 Einwohner: Leipzig 9,789/6, Freiberg 7,42, Meerane 6,21, rna 6,06, Großenhain 6,04, Dresden 5,96, Frankenberg 5,81, ußen 5,23, Zwickau 4,65, Glauchau 4,57, Plaaen 4,22, Reicben-

ba 4,19, Meißen 3,98, Volkmarsdorf 3,95, Chemniy 3,82, Zittau

3,67, Lindenau 3,14, Döbeln 2,86, Annaberg 2,81, Grimmitschau

2,69, Werdau 2,36, Reudnitz 1,22.

_ Die relativ reiste Stadt des Landes, Leipzig, hat 9,78, und das mit Leipzig unmittelbar zusammenhängende Vorstadtdorf Reudniß mit 14 452 Einwohnern hat nur 1,22 9% Arme. (Das durhschnittliche Einkommen eines EingesGähien betrug im Jahre 1880 in Leipzig 1744,65 M, in Dresden 1453,31 #6, in Zwickau 1374,91 4, in Ghemnigt 1177,95 4, in Freiberg 1156,68 4, in Plauen 978,76 4, in den sächsishen Städten überhaupt 1131,44 #, in den Dörfern 02,66 M, im ganzen Königreich 877,55 6).

_ Von den Amtshauptmannschaften teht Glauchau in der Armen-

zier am höchsten und Kamenz am niedrigsten. Es kommen auf 100

Einwobner in der Amtshauptmannschast Glauchau 3,48, Freiberg

3,27, Schwarzenberg 3,22, Dresden-Altstadt 3,12, Pirna 2,95, dann

folgen Plauen, Zittau, Annaberg, Döbeln, Großenhain, Dresden-

Ne:istadt, Borna, Dippoldiswalde, Bauten, Flöha, Zwickau, Löbau,

Leipzig, Delsniß, Meißen, Marienberg, Rochliß, Chemniß, Oschaÿ,

Auerbach, Grimma, Kamenz. Die Amtshauptmannschaft Chemnitz

hat uur 1,98, Grimma nur 1,74 und Kamenz nur 1,72 Unterftütte

auf je 100 Einwohner.

_Zu diesen Zahlen wird bemerkt : „Die \ächsishe Armenstatistik bestätigt mithin die au in anderen Ländern gematte Erfahrung, daß die industriellsten Gegenden, in denen gewöhnlich das meiste Proleta- riat vermuthet wird, keineswegs immer eine hove Armenziffer ausweisen, während die reichsten Städte meist sehr ungünstig stehen. Die Jn- dustrie pflegt durh Knappschafts-, Hülfe- und andere Kassen für ihre Armen zu E eite und giebt auch schwächceren Kräften noch Arbeits3- gelegenheit. Faullenzer sind in sehr gewerbfleißigen, aber ärmeren Gegenden selten geduldet, ebenso wenig wie auf dem Lande. Dagegen werden in reihen Städten die Almosen oft überreihlid und planlos verabreicht und viele begehrliche Leute dur die bequeme Lage anderer Unterstüßten verführt, das sogenannte „Einrücken in den Almosen- genuß* von gewissen Lebensjahren an wie ein Recht zu beanspruchen.“

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die in Leipzig am 7. d. Mts. erscheinende Nr. 2075 der e Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Galerie \{chöóner Frauenköpfe: XVIII. Silberhäubchen, Die Krönung des hamwaiischen Königspaares zu Honolulu am 12. Februar. Nach pho- tographiscen Aufnahmen von Williams u. Co. in Honolulu. Georg Leo v. Caprivi, der neue Chef der deutscben Admiralität. Das Pantheon in Rom mit den kürzlih abgetragenen „Esel8ohren“ (Glocktenthürmen). Jm Frühling. Gemälde von Hans Matkart. Na einer Photographie von Victor Angerer in Wien. Der Actna mit dem Hauptkrcater und dem südlichen Kratermeer, von der Höhe des Monte Rosso aus ge O rientirungskarte von dem Aetna und seiner nächsten Umgebung. Adelbert v. Keller, f am 13. März. V. von Bruns, f am 19, März. Die von Bruns\che Polypen- schere. 2 Figuren. Die Grabstätte der Königin Waldlieb. Nach dem eigenen Gemälde gezeihnet von Albert Rieger. Scene aus dem 1. Akt der romantisch-komisben Oper „Muzzedin" von S. Bach- rih. Nach der Aufführung im Wiener Hof-Theater gezeichnet von W. Gause. Prinz Kolibri. Plumploris im Berliner Aquarium. Originalzeichbnung von G. Mütel. Frauenzeitung: Lady Florence Dixie. Moden: Moderne Damenhüte. 2 Figuren. Polyteh- nische Mittheilungen: Kandelaber für elektrishe Glühlichtbeleuhtung. Nerbésserte Heizapparate. 3 Figuren.

Gewerbe und Handel.

Das „Dreêdn. Journ." theilt folgenden ersten Bericht von der Leipziger Ostermesse mit: Die Ledermesse entwickelte sich in gewohnt rashem Tempo und die mäßigen Zufubren fanden schnelle und gute Käufer, wenn auch cin Drängen zur Hausse nicht eintrat. RKUgemeine Klage findet statt über die allerwärts empfundenen {lehten Incassi und dieser wunde Punkt des Geschäftëlebens beeinflußte wohl auch etwas den Ledermarkt. Sohlleder in feinen Gerbungen hatte gute volle Preise erzielt; desgleiben Vache 2c., Kipse sehr theuer. Schaffelle ebenfalls in lebhafter Frage. Shweres Fahlleder blieb vernachlässigt, während feine Gerbungen, je nach Stellung der Hâute 2c. bis 2,20 4 pro Pfund oder 500 g erzielten. Jm Allge- meinen war es einc befriedigende Messe.

Königsberg i. Pr., 5. April. (W. T. B.) Die Betriebs- einnahme der Ostpreußischen Südbahn für März 1883 be- trug nach vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 75 175 A, im Güterverkehr 457 205 4, an Extraordinarien 20 000 Æ, zusammen 552 380 #; im Monat März 1882 definitiv 385770 4, mithin mehr gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres 166 610 4; vom 1. Januar bis ult. März 1883 im Ganzen 1595792 M; gegen 1 163 551 4. im Jahre 1882, mithin mehr gegen den entsprechen- den Zeitraum des Vorjahres 432 241 4

Wien, 4. April. (W. T. B) Der Verwaltungsrath der österreichischen Kreditanstalt wählte in seiner konstituirenden Sigung von Wiener und von Welten zu Präsidenten, von Stummer und von Gomperz zu Vize-Präsidenten. Der Wiedereintritt des Baron Rothschild wurde mit Befriedigung begrüßt, der Verzicht Kaulla’s zur Kenntniß genommen. s

Verkehrs-Anstalten.

Reich8-Kursbuch. Herausgegeben von der Kaiserlichen Poft- verwaltung. Bearbeitet im Kursbureau des Reichs-Postamts. 1883. Ausgabe Nr. 11. April -Mai. Winterfahrpläne. Berlin, Julius Springer. Preis 2 46 Die zweite diesjährige Ausgabe dieses zuver- [ässigsten aller Verkehrëbücher berüctsichtigt sämmtliche bis zum heutigen Tage eingetretenen Veränderungen der Winterfahrpläne der deutschen und ausländischen (Fisenbahnen, Dampfscbiffe und Posten und enthält auch bereits die neuesten Nachweise über Retour-, Rundreise- und Saison- billets. An Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit steht das Reichskurs- bub, das dur seinen amtlihen Charakter cine Bürgschaft der Zu- per A giebt, unübertroffen da. Es ift nit zu leugnen, daß die große Masse des Stoffes eine gewisse Vertrautheit mit dem Buche vorausseßt, um es mit Leichtigkeit gebrauhen zu_ können. Sobald man aber einmal die methodishe Anordnung des Stoffs \sih zu eigeu gemacht hat, wird man keine Schwierigkeit mehr finden. Die nächste Au3gabe, welche am 1. Juni erscheint, wird die mit demselben Tage in Kraft tretenden Sommerfahrpläne Deutschlands und des Auslandes enthalten.

New-York, 4. April. (W. T. B) Der Dampfer

Erin“ von der National-Dampf}f\cchiffs3-Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Hamburger Postdampfer ,Frisia“ sind hier eingetroffen.

Verlín, 5. April 1888.

Konsulatsberichte.

Handelsberiht aus Kopenhagen vom 14. Februar 1883. (Schluß.)

B,

Kopenhagens Handel im Jahre 1882. Kolonialwaarenmarkt.

Zu cker. Der Zuckerhandel in 1882 war nur allein auf den Verbrauch basirt und verlief ohne Konjunktur, während der Artikel öfters flau und weihend war. Die großen Vorrätbe von NRohzucker auf den Hauptmärkten in Europa zu Anfang

des Jahres, in Verbindung mit der Erwartung einer sehr großen und zeitigen Rohzuckerernte, und ferner die späterhin im Jahre sehr viel versprehenden Aussichten der kommenden Rübenzuckercampagne waren hauptsächlich die Momente, welche die Flauheit und den Stillstand hervorriefen, die so gut wie andauernd in dem verflossenen Jahre geherrsht haben.

Von Rübenzucker wurden etwa 3050 000 Pfund aus De R M) chland eingeführt gegen etwa 2 Millionen Pfund in ; __ Reis. Der Reishandel war mit einzelnen Ausnahmen im größten Theile des Jahres \{leppend und die Preise hatten eine herabgehende Tendenz, weshalb sih ebenso wie im Vorjahre das Resultat für die Jmporteure sehr ungünstig stellte ; außerdem is die Qualität namentlih von Necransie-Reis sehr \{lecht ausgefallen und hat fühlbaren Verlust herbeigeführt. Jn Folge dessen ist der Umsag in dieser Sorte in 1882 be- deutend kleiner gewesen, wozu der hohe Zollsaz wesentlih beigetragen, indem er 50—70 Proz. des Werthes dieser Waare ausmacht und sonah den Verbrauch verhindert.

Kaffee. Das Kaffeegeschäft in 1882 hat hier ebenso wie auf den anderen Handelspläßen, das ganze Jahr hindurch den Jmporteuren und den Händlern Verlust auf Verlust ge- bracht ; die Preise sind stets heruntergegangen. Die Zwischen- händler und Detaillisten versorgten sih daher nur mit dem Allernothwendigsten, bis gegen den Spätsommer hin, wo die Preise einen so niedrigen Standpunkt erreicht hatten, daß sh die Meinung allgemein geltend machte, daß sie nun nicht weiter zurückgehen könnten, recht bedeutende Posten zur Ab- ladung von Rio neuer Ernte kontrahirt wurden. Aber nichts desto weniger gingen die Preise weiter herunter, und dies trug dazu bei, daß, um die theueren Einkäufe etwas abzu- s{chwächen, fortwährend bedeutende Geschäfte für hiesigen Play zur Abladung mit Dampfschiffen via Hamburg und London abgeschlossen wurden.

Nordischer Produktenmarkt 1882.

' Von Jsland.

Die Verhältnisse und sonah auch die Geschäfte auf Js- land sind dieses Jahr ganz ungewöhnliche gewesen und haben, soweit die Erinnerung reiht, einen einzig dastehenden Charakter gehabt. Das grönländische Eis lag fest bis zum Sommer und ver\chloß die nördlichen und östlihen Häfen, ja einige der nördlichen Häfen waren erst Anfang September den Segel- chien zugängig. Die natürlichen Folgen der großen Eis- massen an den Küsten waren für die nördlichen und östlichen Distrikte Jslands schlechter Dorsh- und Robbenfang, und die \{hlechte Witterung im Frühjahr und Sommer ver- ursahte eine mißglückdte Heuernte. Diese zwang die Bevölkerung, die bereits auf Grund der Rauhheit des Klimas einen großen Theil der Lämmer ver- loren hatte, zu umfangreihen Abschlahtungen und größerer Ausfuhr von Schafen als wie gewöhnlih. Jn mehreren Bezirken des südlihen und westlihen Jslands ver- nihtete eine dort herrshende Sandfluht große Massen von Schafen und Lämmern. - Dies dürste niht ohne bedeutenden Einfluß auf die Produktion von Wolle im nächsten Jahre bleiben. Jm Uebrigen hatte die ungünstige Witterung sehr \schädlihen Einfluß auf die Zubereitung der Fische, und ein großer Theil der Fishe vom Nord- und Ostlande kam in weniger guter Beschaffenheit an den Markt. Auch das Trock- nen der Wolle war durch die Witterung ershwert, so daß dieser Artikel, welcher hon vorher dur den shlehten Futter- zustand der Schafe gelitten hatte, dieses Jahr eine weit ge- ringere Qualität aufzuweisen hat als in früheren Jahren. Eingeführt wurden von Jsland ca. 1 375 000 Pfund Wolle, ca. 6300 t Thran, ca. 4 710 000 Pfund Klippfisch, ca. 355 000 Pfund Talg, ca. 5000 Pfund gereinigte Eiderdunen, außer- dem vornehmlih gesalzenes Hammelfleish und gesalzene

Schaffelle. Von Grönland.

Thran. Einfuhr etwa 9100 t. Vorrath etwa 6300 t.

Die Einfuhr war etwa 400 t kleiner als im Vorjahre.

Sechundsfelle. Einfuhr etwa 36 600 Stück, Vorrath etwa 13 600 Stück. Jah Die Einfuhr war etwa 3100 Stück größer als voriges

ahr. Ae, Einfuhr etwa 2300 Stück. Vorrath fehlt. ie Einfuhr war etwa 150 Stü größer als im Vorjahr.

Reine Eiderdunen. Einfuhr etwa 900 Pfund. Vor- rath etwa 400 Pfund.

Die Einfuhr betrug etwa 450 Pfund mehr als im vori- gen Jahre.

Von Norwegen.

Sommerhering. Einfuhr etwa 53000 t, Vorrath etwa 2300 {.

Am Jahresanfang war der Vorrath etwa 3000 t hierzu obige Einfuhr... , , 53000 t

zusammen etwa 56 000 t.

Von diesem Quantum sind im Laufe des Jahres in loco verkauft etwa . . . . . , 26000 t und legt man hierzu obigen Vorrath etwa 2300 t so sind im Ganzen am hiesigen Markt gewesen a. 89001 Und der E von etwa 27 700 t ist nah dem Auslande ausgeführt worden.

Ende. Juni kam der erste neue Hering an den Markt und wurden bezahlt :

lar Groß: Mittel. . 28 Kronen pro Tonne, ür Klein-Mittel. . 25 B i 7 Jm Juli war der Preis : , für Kaufmannshering 30 bis 32 5 7 6 für Groß: Mittel. . 30 „3 » uy A M S 5 Z 2 für Klein-Mittel. . 20 2 Jm Oktober, November und Dezember: für Kaufmannshering 37 a ür Groß-:Mittel. . 32 34 S ür Mittel. ....W, U für Klein-Mittel. . z A Alles verzollte Preise.

Daß si die Preise den ganzen Herbst hindurch so hoch gehalten haben, rührt auss{ließlich von dem ungünstigen Fisch: fang in Norwegen her, wo das Resultat bedeutend hinter den niedrigsten Quantitäten der leßten 10 Jahre zurückgeblieben ist. Jn Folge dessen ist der Vorrath in Norwegen ganz ver- \{hwindend, und es kann daher, besonders von guten Quali- täten, auf Zufuhr in diesem Frühjahr niht gerechnet werden. Der Umsay is| ein recht guter, etwa 4400 t größer, als

im Vorjahre, und die Qualität einigermaßen befriedigend gewesen, wogegen die Größe des Herings, besonders was die 2 Strichs- (K. K.) Marke betrifft, Verschiedenes zu wünschen übrig gelassen hat. Die sehr mangelhafte Sortirung in Nor: wegen erschwert das Heringsgeschäst ungemein, und könnt darin eine Veränderung stattfinden, so würde wahrscheinli ein noch größeres Quantum am hiesigen Markte Umgeseßt werden können.

Die Einfuhr war etwa 4400 t größer als im Vorjahr,

Der Getreidemarkt 1882.

R Main, hat im Jahre 1882 ebenso wenig wie in den beiden Vorjahren ein erfreulihes Bild aufzuweisen gehabt. Es mag dies in der Thatsache liegen, daß die Zu: nahme im Verbrauch von Getreide in den beiden leßten Jahren mit der Vermehrung der Produktionsfähigkeit dez Ackerbaues nicht hat S@ritt halten können, und es scheint zy einer Veränderung dieser Verhältnisse in den nähsten Jahren keine Aussicht vorhanden zu sein. Jn der Stimmung für Weizen zeigte sich im Januar eine kurz dauernde Besserung, aber der ungewöhnlih milde Winter war nit geeignet, Spekulationslust hervorzurufen, und erst im April und Mai trat bei den stark reduzirten Vorräthen eine etwas [ebhaftere Stimmung ein. Die Monate August und Sep: tember brachten einen so starken Rückgang in den Weizen: preisen, daß er zeitweise zu einer förmlichen Panik auzsartete, Die Ernte in Amerika stellte sich als sehr zufriedenstellend heraus, und in England war nicht allein die Quantität der neuen Ernte vollkommen befriedigend, sondern auh die Qualität übertraf alle Erwartungen. Jm Oktober zeigte sid zwar eine kurze Zeit eine Reaktion, aber der Resl des Jahres verlief in vollständiger Mattheit und ohne daß \ih das u jemals über die Deckung des täglihen Verbrauchs erhob.

Der Gerstenhandel hat in 1882 unter demselben Drucke zu leiden gehabt wie im Vorjahre, nämlih dur das außerordentlih {lechte Malzgeschäft in England.

Die Roggenernte ist in Dänemark betreffs der Quantität verhältnißmäßig gut ausgefallen, wohingegen die Qualität den Angaben der Bäcker und Müller zufolge mehr zu wünschen übrig lassen dürfte.

Auf Grund der sehr guten Ernte in Rußland und Deutschland if das Angebot von diesen Ländern ein unge: wöhnlich großes gewesen, während Schweden und Norwegen aus demselben Grunde weniger Bedarf gehabt haben. Jn olge dessen haben sih die Preise sehr niedrig gehalten und

Dänemarks Roggenexport ist auffallend klein gewesen, während ein weit größerer Theil als gewöhnlich im FJnlande zum Futter- und Brennereigebrauch umgeseßt wurde, wozu haupt: Jächlih die hohen Maispreise beigetragen haben mögen.

Aus demselben Grunde hat der dänische Hafer dieses Jahr troß der ungewöhnlih reihen Ernte in Schweden ver- hältnißmäßig guten Absaß gefunden, und es ist kaum einem Zweifel unterworfen, daß diefe Getreideart der dänischen Land- wirthschaft direkt und indirekt ein gutes Ergebniß ge- bracht hat. :

Im großen Ganzen kann indeß kein Zweifel sein, daß die Ernte 1882 den dänischen Landwirth fehr enttäusht hat, be- sonders nach den großen Erwartungen, welche man seiner Zeit von derselben hegte.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute beendeten Ziehung der 1. Klasse 168. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 15000 4 auf Nr. 82 914.

1 Gewinn von 9000 # auf Nr. 1875.

2 Gewinne von 3600 F auf Nr. 60 291. 85 009. ga e Gewinne von 1500 #4 auf Nr. 6166. 16 076. 77 892,

1 Gewinn von 300 auf Nr. 28491.

Am 3. April if von Dr. Hartwig auf der Sternwarte zu Straßburg der im Jahre 1851 von d'’Arrest in Leipzig entdeckte Komet von b6z*jähriger Umlaufszeit nach den Berechnungen von Leveau in Paris bei seiner fünften Wiederkehr an der Grenze von Bootes und Jungfrau aufgefunden worden, Derselbe wird diesmal während der ganzen Erscheinungsdauer sehr

* lihtschwach und nur teleskopisch sichtbar sein, hat aber wegen der

an Annäherung an den Jupiter, die er erfahren kann, für die stronomen ein ungewöhnliches Interesse. Centralstelle für astronomishe Telegramme zu Kiel.

Cassel, 5. April. (W. T. B.) Heute hat hier die feierliche Enthüllung des Spohrdenkmals stattgefunden. Der Direktor des Museums, Dr. Pinder, hielt die Festrede. Der Ober-Präsident Graf Eulenburg übergab das Denkmal Namens des Festcomités der Stadt, für welche es der Ober-Bürgermeister Weise dankend in Empfang nahm.

Nizza, 5. April. (W. T. B.) Das auf dem Damm am Meere gelegene Casino if mit den dazu gehörigen Anlagen dur eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Der Schaden wird auf 4 Millionen Francs geschbäßt und ist durch Versicherungen gedeckt, Personen sind bei dem Unfall niht ums Leben gekommen.

Belle-Alliance-Theater. In der morgigen (leßten) Auf- führung von Jacobsons „Ebbe und Fluth“ verabscieden si Frl. Ernestine Wegner und Hr. Engels, um ihre Thätigkeit wieder am Wallner- Theater aufzunchmen. Uebermorgen geht der Schwank „Der Zugvogel“ von Moser und S{hönthan zum eisten Male in Scene.

Die Mitglieder des National-Theaters, welche gestern dur eine furhtbare Feuersbrunst der Stätte ihres bisherigen Wirkens beraubt worden sind, spielen von heute Abend ab in der Phil- harmonie (Bernburgerstraße). Zur Aufführung kommt zunächst ihr erfolgreihstes Repertoîirestück „Der Galeerensklave“.

Am Freitag, den 13. April, Abends 74 Uhr, wird im Saale der Sing-Akademie Hr. Francis Planté aus Paris ein zweites Concert veranstalten. Billets zu 5, 3 und 2 # sind bei Gd. Bote u. G. Bock käuflich.

Redacteur : Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck! W. Elsner. Vier Beilagen (einscbließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

swO0.

Berlin, Donnerstag, den 5. April

1883.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 5 April. Jm weiteren Ver- laufe der gestrigen (57.) Sißung des Neichstags wurde die erste Berathung eines Geseßes, betreffend die Abände- rung des Zolltarifs (Holzzöle) fortgeseßt. Der Abg. Rickert erklärte, er stimme darin mit dem Abg. von Wendt überein, daß das Haus selten bei einer Vorlag: so gut in- formirt worden sei, wie bei dieser. Nicht blos die, wie man sage, auf Kosten der preußishen Regierung oder des Reichs gedruckdte, dem Hause Überwiesene Sc;rift des Dr. Danckel- mann, auf deren Standpunkt der Abg. von Wendt \ih stelle, sondern die von Professor Lehr und von dessen Freunden Barth, Broemel und Sombart informirten den Reichstag vollständig. Jede dieser Schriften gegen den Holzzoll sei in ihrer Art vortrefflich. Wenn das Haus aber so gut informirt sei, weshalb beantrage der Abg. von Wendt dann noch eine Kommissionsberathung? Solle die Komuission etwa die Schrift des Dr. Danckelmann näher beleuhten? Er glaube allerdings, daß man noch nicht überall wisse, in welchem Grave diese Schrist mit den Zahlen umgegangen sei. Nech niemals sei mit der Statistik, und ben klar zu Tage liegen- den Thatsachen so umgesprungen, wie diese Schrift es in dem Eifec für die Erhöhung der Holzzölle gethan habe. Weshalb hatke der Regierungskommissar Dr, Danckelwmann auf die viel- fachen {weren sachlichen Vorwürfe des Abg. Oechelhäuser fein Wort der Erwiderung? weshalb zu den Anklagen Brö- mels, welcher demselben an der Hand unwiderlegliher Zah- len schwere und ganz unbegreiflihe Jrrthümer nachgewiesen? Wenn die Statistik so georauht werden solle, dann verzichte er lieber auf jede Statistik, Diese Schrist sei bereits dur die öffentliche Diskussion gewürdigt und vernichtet. Wozu also noch eine Kommissionsberathung? Jm Fahre 1879 habe der Reichstag und zwar alle Parteien die Holz: und Getreidezölle sofort im Plenum, nicht in der Kommission berathen. Damals sei die Satte doeh wichtiger gewesen, jeßt sei man bereits in ausge- fahrenem Geleise. Es komme nur darauf an, ob man den stärker gewordenen Appetit des Großwaldbesißes stillen wolle, oder niht. Der Regierungsvertreter habe gestern den Aus- druck gebraucht, die Gegner des Schuzßzolls bildeten eine kleine aber mächtige Partci, und diese trete in die Oeffentlichkeit durch die Vertreter des-Großkapitals, Solche Ausdrüde sollte man doch zu den Todten legen! Aber der Jrrihümer in den Ausführungen des Dr. Danckelmann gebe es außer diesem eine solche Menge, daß es zu viel verlangt wäre, sie alle zu widerlegen. Die Broschüre des Dr. Danckelmann solle, wie man behaupte, auf Kosten des preußishen Staates oder des Reichskanzleramtes gedruckt und verthiilt worden sein, aber er könne es niht giauben, weil das bei ihrer Quali- fifation doch gar zu bedauerlih wäre. Wisse! schast- lih beurtheilt, sei diese Broshüre in der That ein ungemein trauriger Beweis. Der Abg. von Wendt meine, es sei Ehrensache des deutshen Kaufmanns, inländische Hölzer zu kaufen, au dann, wenn die Bedingungen ungün stiger seien. Wunderbar sei diese Aeußerung von einem Abgeord- neten, der unmittelbar hinterher sage, man könne s dem Waldbesitzer niht verdenfen, wenn derselbe den Wald, falls er keine ausreichende Rente gebe, niedershlage. Weshalb soüe denn der Waldbesizer allein nur das thun dürfen, was seinem Vortheil entspreche, und niht auch der Kaufmann. Der Re- gierungsfommissar Danckelmann habe unter besonderer Be- ziehung auf Danzig von den Vertretern der Seestädte und des Großkapitals gesprochen, die im Vordertreffen gegen die Holz- zölle ständen. Er sei stolz darauf, die alte Hansestadt Danzig hier zu vertreten. Was würde Ur, DandLelmann dazu meinen, wenn er von demselben sage, derselbe sei ledigli der Vertreter des Großwaldbesites. Er (Redner) glaube, er könnte das mit mehr Recht. Er vertrete bei dieser Frage nicht das Jnteresse des Kapitals, sondern das von Tausenden von Arbeitern, die die Vorlage in ihrem Erwerb schädige. Die Coburger Neso- lution, die von der Rechten so häufig angeführt, und von der Regierung mit so viel Nachdruck ins Gefecht gebracht werde, laute gar nicht so, wie sie dem Hause unter- breitet sei; man habe die Erhöhung der Holzzölle nicht für dringend geboten, sondern nur für dringend wünschenswerth er- klärt. Daß sie geboten sei, das habe, wie in einer kleinen Schrist von Sombart hervorgehoben werde, erst der preu- ßishe Finanz-Minister, den er zu seinem Vergnügen auf seinem Play erblicke, behauptet, indem derselbe das Wohl des Landes von der Erhöhung des Holzzolles abhängig gemacht habe. (Finanz-Minister Scholz: Das if unrichtig!) Un- rihtig? Dann müsse er wohl den stenographischen Bericht vorlesen, in dem, wenn man einen kleinen Zwischensaß aus- lasse, mit dürren Worten stehe, das Wohl des Landes sei von den Holzzöllen abhängig. Uebrigens fehle dem Hause zur Be- urtheilung der Materie ein gewihtiges Moment. Man wisse nicht, wie viel Nußholz, nicht, wie viel Brennholz geschlagen werde. Brennholz werde durch die Konkurrenz der Stein- und Braunkohlen im Preise gedrückt, während das Nutholz naturgemäß theurer werden müsse. Es set ein Unikum in der Geschihhte der Zölle, daß man, wie der Landwirthschafts-Minister im Abgeordnetenhause gethan habe, als Grundlage für die Preise der Gegcnwart diejenigen des Jahres 1835 zu Grunde lege und nun daraus folgere, jeßt müßten die Preise den und den Standpunkt haben, oder die Waldwirthscaft sei zurückgegangen. Mit welchem Recht verlange der Minister jeßt eine Rente von

14 e pro Heftar? Die Behauptung, daß niedrige Holzpreise

die Zerstörung des Waldes herbeisührten, sei keineswegs zu- treffend. Auch das amtlihe Werk von Donner-Haaen erkläre ausdrücklih, daß die hohen Holzpreise zur Verwüstung der Wälder in Westpreußen und Posen geführt hätten. Troßdem erkläre Dr, Danckelmann, daß Jemand, wle derselbe sih höflih auedrücke, nur aus Unkenntniß behaupten könne, daß hohe Preise dem Waldbesiande auh vicht dienlih wären. Für die Niedershlagung des Waldes seien sehr verschiedene Gründe bestimmend, insbesondere, wie Sombart ausführe, der häufige Besißwechsel, in 30 Jahren zwei Mal im Durchschnitt. Bei dem Uebergang von einem zum andern komme es dann oft vor, daß der Wald ganz oder theilweise geshlaaen werde. Der Wald werde niedergeschlagen bei kleinen Preisen wie bei großen. Niemals

werde die Regierung dem gesunden Menschenverstande klar machen, daß hohe Holzpreise ein Anreiz dafür seien, den Wald stehen zu lassen, und keine höheren Einnahmen dafür zu be- kommen. Die Furcht vor der Waldzerstörung sei unbegründet ; von den 14 Vällionen“ Hektaren gehörten 7 dem Staat und der Gemeinde, von den übrigen 61/2 Millionen seien 28 Proz. dur Forstpolizeigeseße geshüßt, der größte Theil der Wald- fläche fönne also nicht zerstört werden; daß hohe Holzpreise ein Anreiz zu Neuanforstungen seien, müsse man bezweifeln, denn Niemand werde sich durch den vorauesihtlich höheren Ertrag, den derselbe in 70 bis 80 Jahren davon haben könne, zu Ansfo:stungen bestimmen lassen. Glücklicher Weise bewahre der Bauer, namentlich in Westdeutshland, aus Liebe zum Walde dens lben, und hege ihn wie cin Kleinod. Preußen habe 21/, Millionen Heîtare Acker, der einen gerin- geren Reinertrag gebe als 30 .§, und große Flächen, die gar keinen Ertrag geben. Diese köa1ne der Staat anforsten und dafür immerhin Strecken niedershlagen, welche landwirthschast- lih eine höhere Rente gewähren würden. Der landwirth: \chaftlihe Minister habe in seinem Bericht an den König aus- drüdlih die Fortschritte in den Anforstungen für erfreuliche erklärt, insbesondere in der Provinz Hannover und auch in den kleineren landwirthschaftlihen Kreisen. Jn jedem Jahr seien 471/, Millionen Pflänzlinge zum Anpflanzen aus den Staatsforsten an Private übergeben. Er komme jeßt zu dem wesentlichsten Fundament der Danckelmannschen Auseinander- seßunraen, und zu den von demselben in Coburg vom Minister und in den Motiven crwähnten Zahlen. Für alle sei das Jah: 1835 mit 3,23 M. Reinertrag grundlegend. Wunderbar sei, daß man in dem Donnershen Werk nicht gefunden habe, daß 5 Jahre vorher das Jahr 1830 bereits einen Reinertrag von 4,38 M. gehabt habe. Weshalb nehme man das niedrigste Jahr? Noch bemerkenswerther sei, daß von 1830 bis zum Fahre 1854, also in 25 Jahren, die Eiträge zwischen 3,23 und 4,87 M geshwankt hätten. Troßdem komme jeßt der landwirth- \chaftlihe Minister, Dr. Danckelmann und die Motive und verlangten mit Rücksicht auf jene Steigerung einen Reinertrag von 14M, das sei keine wissenschastlihe Deduktion, auch keine Deduktion praktischer Männer. Dr. Danckelmann sage in feiner Schrift, bis vor 5 Jahren sei die Wald- entwicelung in Deutschland seit den Freiheitskriegen eine be- friedigende gewesen; die Waldrente sei gestiegen; erst in den leßten 5 Jahren sei ein empfindliher Rücckschlag eingetreten. In diesem Rückgang und Nothstand der Waldroirthschaft fänden die Schuz;ölle ihre Begründung, ohne Nothsiand, sage Dr. Dancelmann, kein Schutzoll ; wie sei nun die Wald- wirthschaft in diesen 5 Jahren gewesen ? Zunächst sei ein Moment gar nicht berüdcksichtigt, welhes in dem amtlih-n Werk von Donner erwähnt werde,“ in dem Jahre 1879/80 seien die Reinerträge deshalb die niedrigsten giwesen, weil für die neuen Provinzen außerordentlide Aufwendungen gemacht seien, und für diese ein Zuschuß aus dem Reincrtrage der Forsten der übrigen Yrovinzen habe gezahlt werden müssen. Donner erkläre, daß diese ungünstigen Verhältnisse in nit ferner Zeit sh besser gestalten müßten. 1880/81 und 1881/1882 seien ihatsählich die Einnahmen erheblih ge- stiegen, und es werde ausdrücklich in den Aktenstücken damit motivirt, daß die Nugzholzausbeute eine stärkere und die Preise für Nuzholz höhere gewesen seien. Dagegen ständen diesen Mehreinnahmen Mindereinnahmen gegenüber aus dem Brennholz. Das Herabgehen der Brenn- holzpreise \i lediglih die Ursache der fi üheren Mindererträge. Seit 2 Jahren bestehe der angebliche Niedergang thatsächlich in einer Erhöhung der Einnahmen für Holz und einer erheb- lien Erhöhung der Holzrente; 1879/80 have der Reinertrag 201/, Millionen betragen, 1880/81 seren es 241/, Millionen, 1881/82 dagegen 251/, Millionen gewesen. Was das viel erwähnte Jahr 1865 vetreffe, so sei zu bemerken, daß eine Million mehr an Holz aufgekommen sei, weil Jnsektenfraßholz zur Ver- werthung gekommen sei. Derartige Dinge wie Windbruch und dergleichen seien überhaupt bei den finanziellen Exempeln, die jeßt vorgelegt seien, gar nicht berücksiht'gt. Sombart habe in seiner Schrift bewicsen, daß seit 1837 bis 1881 in den Holz- preisen eine Steigerung von mehr als 100 Prozent stattge- funden habe, daß die Rente aus dem Waldvesig seit 1835 um 300 Prozent zugenommen habe. Mit welchem Recht verlange man nun eine stetige Steigerung der Nente? Roggen sei seit 1837—1881 von 101 auf 172 gegangen. Die Retineinnahme aus den Bergwerken variire in wenigen Jahren von 50 Millionen im Jahre 1873 auf 22 Millionen 1875, 15 Millio- nen 1876, 9 Millionen 1877/78. Die Preise für Steinkohlen hätten 1848 5,63 /6 pro Tonne betragen, 1882 5,15 H Weizen nah den Hamburger statistischen Nachrichten 1847—50 19,44, 1881 82,21, Eisen 19,80, 1881 16,01, Baumwolle 1847 111,36, 1881 110,22. Ferner müsse man berüdsichtigen bei der Vergleichung der jeßigen und fiüheren Reinnahmen, daß die Ausgaben ganz bedeutend gestiegen seien, und zwar auch solche, welche für die Vermehrung des Vermögens verwendet seien. Nedner verglih die Ausaabe Etats von 1864 und 1874 im Einzeln. n. Jm Jahre 1864 sei für Ankauf von Grundstücken zur Aufforstung nichts ausgegeben, 1874 üver eine Milion. Das sei doch eine Erhöhung des Kapitalvermögens. Die Hauptgrundlage der Danck-lmannschen Dedufktion, daß die Forsterträge in den leßten fünf Jahren in besorgnißerregender Weise abgenommen hätten, falle also in Nichts zusammen, Nun sagen die Herren, daß Deutschland seinen Bedarf an Nutzholz allein decken könne. Wie solle man das beweisen ? Die beiden Regierungsvertreter, die Ober-Forstmeister Danckel- mann und Donner seien über diese Frage sehr verschiedener Meinung. Donner sage in seinem Werk, diese Frage könne nicht unbedingt verneint werden. Derselve schäye den Ertrag der preußischen Forsten auf 25,5 Millionen Festmeter, während Danckelmann ihn auf 35 Millionen shäße. Jn dem alten Hagenschen Werk stehe übrige! s kein Wort davon. Redner wies nah, daß Donner die Erträge besonders der Privat- forsten in Preußen erheblih höher shäße, als Hagen, obwohl die übrigen Auseinanderseßungen über die Forsten die- selben seien, er ersuhe daher den Regierungskommissar um Aufklärung dieser Frage. Wenn in dieser wichtigen Frage selbst die beiden Regierungsvertreter so verschieden gedacht

amtlichen °

haben, so könne man darauf niht die Holzzollvorlage basiren. Wenn man behaupte, daß Deutschland die Nußholzausbeute nur um sechs Prozent zu erhöhen brauche, so sei es unbe- greiflih, weshalb das niht jezt hon, namentlih in den Staatsforsten geschehe, da doch Nutßholz einen höheren Ertrag bringe, als Brennholz und die Differenz des Zolls hier nicht ins Gewicht falle. Ob die Nugzholzausbeute von 34 Prozent im Jahre 1874 für die Dauer erreiht werden könne, sei nah tüchtigen Sachverständigen durchaus zweifelhaft. 1874 habe nan selbst faules Holz mit Vergnügen gekauft. Wem zu Liebe solle nun dieser höhere Holzzoll, der den gesammten Konsum ewpsfindlih treffe, eingeführt werden? Nur dem Gzoßgrundbesiy zu Liebe. Darckclmann behaupte, 28 Pro- zent gehörten dem Kleingrundbesiß an. Woher stamme diese Statistik? Er kenne sie niht. Wenn derselbe auf eine Ge- meinde bei Berlin hingewiesen habe, deren Namen derselbe leider niht nenne, so weise er auf Brandenburg hin, welches der Uebershwemmung mit auswärtigem Holz auszeseßt, einen Reinertrag von 14—17 é pro H.ktar habe. Er bitte Dr. Danckelmann, die Gemeinde zu nennen, welche Verluste von ihrem Walde habe, damit man sich darüber genauer infor- miren könne, namentlich darüber, wie der Wald aussehen möge. Dr. Danckelmann nenne diese Holzzölle mäßige. Die Regierungen seien 1879 anderer Meinung gewesen. Sie hätten sie niht zu hoch greifen wollen, damit an die anhal- tende Leistungsfähigkeit des deutschen Waldes keine zu große Anforderung gestellt würde. Heute erfahre man von denselben Herren das Gegentheil. Diese Elastizität in den Anshauungen habe die Linke in der That niht. Daß die Jndustrie, das Handwerk und die Arbeiter durch diesen Holzzoll stark belastet würden, darüber bestehe wohl kein Zweifel. Auch Dr, Danckel- mann habe gestern zugeben müssen, daß eine Arbeiterwohäung dadurch, wenn der Zoll wirke, um jäbhrlih 2 H, vertheuert werde. Wie lange sei es her, daß der Reichskanzler hier die Linke angeklagt habe, sie hate kein Herz, sie wolle den Exekutor nicht beseitigen wegen 3 M6 Klassensteuer, die die Arveiter zu zahlen hätten, und j: ßt wolle man ihnen ohne Weiteres durh einen höheren Zoll 2 H jährlich höhere Miethe auferlegen ? Dazu omme noch, daß Dr. Danckelmann selbst zugebe, daß das Mobiliar des Arbeiters um ca. 2 #4 durch den Zoll ver- theuert werde. Sombart habe vollständig Recht, wenn der- selbe sage, daß dieser Zoll kein Brett und keinen Balken, keine Bank und keinen Tisch verschone, und daß derselde noch über den Tod hinaus wirke, da auch die Bretter besteuert würden, aus denen der Sarg gefertigt werde. Was die Waldarbeiter betreffe, werden sie dann keine Arbeit mehr haben? Werde denn der Wald nicht bestehen bleiben, und sei nicht der Lohn beim Einschlag von Brennholz höher als bei Nußzholz. Es sei eine Thatsache, daß der Lohnfonds für Arbeitslöhne in den Forstetats auch der leßten schlech- teren Periode in die Höhe gegangen sei, und selbst wenn der Wald zum Theil niedergeshlagen würde, wäre die Arbeitsrente von der Landwirthschast immer noch feine kleinere. Dr. Dandckelmann verlange einen Schuß- zoll im Namen der Armen und im Jnteresse der Gesammt- heit. Dr. Danckelmann hoffe, der N. ichstag werde erleuchtet genug sein, über alle einzelnen Jnteressen die dauernde Wohl- fah:t und Größe des Reiches zu stellen. Er (Nedner) hätte gewünscht, daß Dr. Danckelmann diesen Saz selbst beherzigt hätte, Seine Gründe seien nicht derart, daß sie das Haus erleuhten fönnten, Wozu quäle man sih auf Hunderten von Seiten mit einer Masse Zahlen ab, die haltlos wie ein Kartenhaus zusammenfielen, wenn man sie berühre. Sage man lieber, man wolle, daß der große Waldbesiß höhere Er- träge habe. Er habe die Ueberzeugung, daß diese erleuchteie Versammlung stark genug sein werde, dieser Statistik und den Ausführungen der Reichsregierung gegenüber Stand zu halten und ein kräftiges Nein der Vorlage entgegenzu}eßen.

Hierauf nahm der Kommissar zum Bundesrath, Staats- Minister Dr. Lucius das Wort: .

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat den Herrn Ober-Forst- meister Danckelmann auf das Heftigste apostrophirt und angegriffen, das er nicht sofort gestern den Autführungen des Hrn. Abg. Occhelhäuser geantwortet hat. Er _hat in seinen weiteren Ausführungen versucht, ihm in seiner Schrift, in scinen statistischen Zahlen eine Reihe von Widersprüchen nabzuweisen, mit anderweitiger amtlicher Statistik. Ich erlaube mir dem gegenüber zu konstatiren, daß der Hr. Ober- Forstmeister Dr. Dancktelmann hier lediglid als Ver- treter der verbündeten Regierungen steht, daß er zwar das Recht bat jederzeit zu sprechen, aber nicht die Pflicht, auf jede persönliche Apo‘trophe zu antworten, und ih glaube ferner, daß die hohe Ver- sammlung keineswegs besonders geneigt sein würde, es zuzulassen oder vielmehr es gern zu sehen, wenn si diese Diskussion in eine Art Zwiegespräch auflösen wollte zwischen einem Vertreter der Regierung und einem Mitgliede dieses hohen Hauses. 5 .

Jch meine, der Gegenstand dieier Berathung ist genügend vor- bereitet sowohl durch die Motive, welbe der Regierungs- vorlage beigegeben sind, wie auch durch die Broschüren, die in dem Hause vertbeilt worden sind, als auch durch die einleitenden mündliden Ausführungen des Herrn Kom- missars der verbündeten Regierungen. Wenn der Hr. Abg. Rickert ebenso wie der Hr. Oechelhäuser gestern eine Reihe Zahlen angeführt hat, sie gruppirt hat in seiner Weise. so meine ib: worauf stüyen sih denn die \ämmtliben Argumentationen ? als doÞ Immer w'eder auf diejenigen statistisden Zahlen, die Ihnen in jenen Schriftstücken bier gedruckt vorliegen. Sie zu beurtheilen und zu gruppiren nach eigenem Ermcssen, ist ja jedes einzelne Mitalied dieses Hauses in der Lage, und ich meine, in den polemishen Ausführungen des Hrn. Abg. Rickert hat gerade ein entshiedenes Plaidoyer dafür gelegen, da: diese ganze Frage keineswegs so fklipp und klar liegt, was die statistishen Zahlen betrifft, um sofort zu entscheiden, sondern daß vielmehr genügender Anlaß vorliegt, diese Zahlen doch in einer Kommission weiter zu eröctern und zu prüfen. Uebrigens ist es nit meine Sacbe und nit Sache der verbündeten Regierungen, auf die geschäftliche Behandlung der Vorlage irgend einen Einfluß zu üben; dazu kenne ih die Praxis dieses Hauses und die der anderen parlamentarischen Körperschaften gut genug, um mi dessen zu enthalten. Jh meine aber: gerade die Ausführungen des Hrn. Abg. Riert sprechen für eine Kommissionsberathung.

Der Hr. Abg. Rickert hat es überhaupt s{hwierig gemacht, seine Zahlenausführungen zu kontroliren, wie es ja das in einer Plenar- versammlung immer ganz besonderen Scbwierigkeiten unterliegt. Er hat aber auc seine Unzufriedenheit geäußert über jede Form meines Eraddtens von statistischen Darlegungen. Er hat auf der einen Seite bemängelt, daß die Schriften des Hrn. Danckelmann, das Werk des