1883 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches. Deutsches Rei.

Preußen. Berlin, 16. April. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei. L G Im Königlichen Palais fand gestern ein kleineres Familien- iner statt.

Den Kammerherrendienst bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin haben die Königlichen Kammerherren Graf Vitthum und Graf Oeynhausen übernommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing am Sonnabend Mittag um 121/2 Uhr den Professor Dr. Hirschfeld, dann den Professor Dr. Hüffer aus Bonn, später den Professor Dr. Preey aus Königsberg, den Gene:al der Infanterie z. D. von Beyer und sodann den Gesandter. von Thielau. E i

Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronpcinz und die Kronprinzessin wohnten mit Wren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe dem geistlichen Concert zum Besten des Lette-Vereins in der Nicolaikirhe bei und besuchten Abends 91/2, Uhr mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria lw E dansante bei dem Herzog und der Herzogin von

atibor.

Gestern Mittag 12 Uhr besuchten die Höchsten Herrschaf- ten die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in den Räumen der Philharmonie. S i

Um 5 Uhr begaben Sih JZhre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Jhrer Königlichen

I 2 Prinzessin Victoria zum Diner zu Jhren ajestäten.

Durh das gestern Vormittag 101/24 Uhr erfolgte Ab- leben Sr. Königlihen Hoheit des Großherzogs Friedrih Franz II. von Mecklenburg-Schwerin sind Se. Majestät der Kaiser und König, Jhre Majestät die Kaiserin und Königin sowie die ganze Königliche Familie in tiefe Trauer verseßt worden. Unser Kaiserliher Herr ver- liert in dem Entshlafenen niht nur einen nahen Verwandten, sondern auch einen tapferen Kampfgenossen und erprobten Ver- bündeten, das Reich einen seiner hervorragendsten Bundes- fürsten, das Heer einen ruhmgekrönten Feldherrn. Am \hmerzlihsten wird der hohe Verblihene in Seinen Erb- landen, denen Er ein gütiger und stets fürsorgliher Regent gewesen ist, vermißt werden, aber auch ganz Deutschland nimmt an dem Hinscheiden dieses edlen Fürsten trauernden

Antheil.

Der Bundesrath trat heute“zu einer Sißung zu- sammen.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (51.) Sißzung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, von Puttkamer, und die Staats-Minister Dr. Friedberg und von Goßler sowie zahlreiche Kommissarien bei- wohnten, matte der Präsident von Köller dem Hause zu- näst die Mittheilung von dem am 7. d. M. erfolgten Tode des Abg. Steinbush. Die Mitglieder des Hauses erhoben sich zu Ghren des Verstorbenen. Ferner theilte der Prä- sident mit, daß die Rehnung der Kasse der Ober-Rechnungs- kammer für das Jahr 1881/82 eingegangen sei.

Der erste Gegenstand der Tagesordnung war der zweite Bericht der Unterrichtskommission über Petitionen. Der hannoversche Verein zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Thierfolter bittet um ein Verbot der Vivisektion als Unter- rihts- wie als Forshungsmittel. Die Kommission beantragte :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

„In Erwägung, daß die Kompetenz des Deutschen Reiches in Betreff der Strafgesetgebung allein maßgebend ist, und daß Miß- bräube oder übermäßige Ausschreitungen der Vivisektion für Preußen nicht genügend nachgewiesen sind, endlich im Vertrauen, daß die Unterrichtsverwaltung eventuell solchen entgegentreten werde, über die Petition II. Nr. 41 zur Tagesordnung überzugehen.“

Hierzu lag vom Abg. Frhrn. von Minnigerode ein Ab- änderungsantrag vor. Derselbe lautet :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

Die Petition II Nr. 41 in Bezug darauf,

ob und in welhem Maße die Vivisektion als Mittel des Unterrichts auf den öffentlihen Lehranstalten zu ent- behren ift, ob eine Anregung in Bezug auf strafgeseßliche Bestimmungen gegen den Mißbrauch der Vivisektion für die Reichs- Gesetzgebung geboten sei, der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen.

Ferner hatte der Abg. Janssen folgenden Antrag gestellt :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

Die Petition II. Nr. 41 der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, damit das Geeignete geschehe, um die Vivisektionen zu Demonstrationszwecken gänzlid zu unter- drücken und die Vivisektionen zu Forshung8zwecken thunlichst zu beschränken.

Nachdem der Referent Abg. Dr. Mosler den Beschluß der Kommission kurz erläutert hatte, erhielt der Abg. Janssen zur Begründung seines Antrages das Wort. Derselbe wies auf die zu diesem Gegenstande vorliegenden Druckschrifsten hin, deren reihes und zahlenmäßiges, aus wissenschaftlichen Werken gesammeltes Material beweise, daß es sih hier um eine systematishe Hinopferung der dem Menschen am nächsten stehenden Thiere handele. Die preußischen Universi- täten seien hiervon durhaus nicht ausgenommen. Die Phy- siologen selbst befänden si in einem heftigen Streit über den Nuyen der Vivisektion. Den wissenschaftlihen Theil der Frage überlasse er den Fahmännern, er betrahte nur die humane Seite. Und von diesem Gesichtspunkt aus solle das Abgeordnetenhaus der Vivisektion ein veto zurufen. Der fort- währende Anblick der Vivisektionen müsse nothwendig zur Ver- rohung des Gemüthes hinführen. Auch habe sih unter der Plarung berühmter Gelehrten in neuester Zeit eine heftige

gitation gegen die Vivisektion entwidelt. Jnfolge der- selben seien auch von verschiedenen Regierungen gegen die Vivisektionen Vorschriften erlassen worden. Der Reichstag habe die an ihn gelangte Petition über diese Angelegenheit _niht beachtet, hauptsählich weil damals vou einem Regie- rungskommissar erklärt worden sei, die Einschränkung der Vivisektionen auf den einzelnen Landesuniversitäten sei Sache

Das sei eine vollständige Zwickmühle. ie Regierung werde den Wünschen der Pe-

2h. Regierungs-Rath Dr. Alt- verschiedene

den Reichstag ge! Er hoffe aber, tenten Folge leisten.

Der Regierungskommissar G bof erklärte, Fragen handele, Verwerflichkeit und schreitungen der Viv es ganz? unzweifelhaft, da seinen vernünftigen Zwecken die Thiere zu. verbrauhen. Er würde diese Frage gar ni niht die Petition die Vivi unmoralish bezeichnet lihen Lagern werde triebenes Mitleid vertheidigt. Gegnern der Vivisektion sehr Hyrtl und RokitanskiZ|in Wien, Zöllner in Leipzig angeführt. ) l Stimmen bewiesen nihts, denn bei jeder wissenschaftlichen e es einzelne dissentirende Gelehrte; jenen einzelnen stehe die Gesammtheit der deutschen Mediziner gegen- über. Wer wolle denn au die Verantworung für ein gänz- liches Verbot der Vivisektion übe niht einmal den Petenten ganz zweiten Frage, der Mißbräuche derselben feststellen. Er die niht zu ernsten wis

si hier um zwei ganz erstens um die prinzipielle Berehtigung oder weitens um die Mißbräuche und Aus: Bezüglich der ersten ß der Mensh das Recht habe, zu ebrauchen und zu t berühren, wenn meinen als , Aber selbst aus den beiden kirh- die Vivisektion gegen ein falsches über- Es würden ja von den angesehene Stimmen wie Lawson Tais in London Aber diese einzelnen

im Allge

Frage geb Männern

rnehmen? Er glaube, daß es Ernst damit sei. Bezüglich der wolle er zuerst den Begriff Mißbräuchen“ Versuche, enshastlichhen Zwecken geschehen, oder Schmerzerregung überschreitet. rausamkeiten seien ja Alle Petenten überein. chstt selten.

verstehe unter

Experiment gebotenen

der Verurtheilung solher G einig und stimmten mit den solhe Grausamkeiten seien sicher nahme von Vivisektionen solhe von Studirenden zu

Was die Vor- so glaube er nit, daß Hause angestellt würden. Auch in logischen Jnstituten greife man zur Vivisekti wenn feine andere Methode ausreiche. Grausamkeiten habe man Die öffentlihe Meinung, sektionsvereine , über Thierquälerei, verwaltung. das Haus, dem vom Rei chstage und den Antrag der Kommissio Der Abg. Dr. Langerhans Material der Petitionen sihten müsse; leidenschastlicher auch der Abg. Janssen gethan. Versuhe zu beurtheilen, Sache der gen Fortschritten der Wissen- heiße das Wohl der Mensch- Einschränkungen habe man in England und Bayern sogar diese Vorschristen würden theils e hinfällig. Er bitte das Haus, so- ls den sonst gut gemeinten Antrag

den physio

jeßt hon verschiedene Schußmittel. die Thiershuß- und die Antivivi- trafgeses mit seinen Paragraphen endlih den Einfluß der Unterrichts- habe also Schugzmittel genug. Er bitte gegebenen Beispiele zu folgen n anzunehmen. j

bemerkte, daß man .das reiche viele derselben be- Ausdrüe, Die Noth-

übertriebener

und das habe wendigkeit der vivisektorischen Haus nicht 1 Wissenschaft. Gerade bei den jeßi \haft die Vivisektion bekämpfen, heit bekämpfen. Bezüglich verschiedene Versuche gemacht, auf geseglihem Wege. Abc \hon befolgt, theils seien si wohl den Antrag Janssen a von Minnigerode abzulehnen. Der Abg. Frhr. Ausführungen des K Debatte getragen hätte seine Behauptu von den Studen würden, sei durhaus nit siche habe der Regierungskommissar au Thierschußvereine hingewiesen. jeßt eine Bewegu bezwecke, das Ministerium zu suchungen zu ve in wie weit jeßt mittel bestehe. D gabe leiht gemacht und a machten Fortschritte der sei man doch selbst in der Wissen Aus den Druckschrifsten gehe do hervor, sowohl beim öffentlichen wie beim Private bräuhe und Ausschreitungen vorkämen. es Strafgeseßbuchs sei 1 tlaut desselben kein Vivisektor bestraft werden 8 Reichstages sei Sein Antrag be- Vivisektion, sondern nur eine chenden Verhältnisse, und er bitte denselben

kompetent ;

von Minnigerode bedauerte, i ommissars cine gewisse Schärfe in die n, daß derselbe aber f ch'sHuldig geblieben sei; z. B. ob nit ten zu Haufe derartige Experimente v r. Bezüglich der fdie öffentlihe Meinung unddie Aber gerade von diesen ginge Sein Antrag

den Beweis für

orgenommen Schuzzmittel

ng gegen die Vivisektion aus. sonst wohl unterbliebenen Unter- jeßt absolut nicht übersehen, die. Vivisektion als wissenschaftliches Unterrichts: ie Vertheidiger der Vivijektion hätten si ihre Auf- uf die großen, durch die Vivisektion ge- Medizin hingewiesen.

ranlafsen. Man könne

Aber hierüber haft sehr verschiedener An- daß thatsächlich xperiment Miß- Der angeführte Paragraph d nah dem Wor könne. Die ferner erwähnte Ablehnung de doch nur mit shwaher Mehrh zwecke keine Unterdrückung der freie Kritik der best anzunehm

eit erfolgt.

St§luß des Blattes erhielt der Abg. Dr, Huyßen ' das Wort.

Nath Mittheilungen aus dem Auslande sind folgende

Direktion der Waffen- ia für den 23. April d. F. bis 11 Uhr Submission auf die Lieferung von u 30 000 Stück Gewehrläufen

Submissionen ausgeschrieben 1) von der Artillerie - farik zu Bresc Vormittags eine Schmiedeeisen in Barren z he von 72 000 Lire; der Artillerie-Direktio urin für den 26. April d. J. bis 2 Uhr Nach: Submission auf die Lieferung von 42000 Trapezform zu Säbelbajonettfutter zum

zum Taxwert

fabrik zu T mittags eine Lederstücken in Tarxwerthe von 50 400 Lire

Ueber die speziellen Be und Stelle einzusehen.

Ein Deutscher, hen Beamten bei d Amtes Widerstand leistet, ist nah gerichts, I. Strafsenats, vom 15. Widerstandes gegen einen Beamten aus F gesezbuches zu bestrafen welchem der Deu That begangen, amten unter Strafe stellen.

Der Königlihe Gesandte am Württember len, hat einen ihm Allerhöch Während seiner Abwesenheit von tions-Sekretär von Bülow als

n der Waffen-

dingungen ist das Nähere an Ort

welcher im Auslande einem auslän - er rechtmäßigen Ausübung seines einem Urtheil des Reichs- Februar d. J., wegen . 113 des Straf- , wenn die Geseye des Staates, in se nah deutsdem Strafrecht strafbare

gleihfalls den Widerstand gegen einen B ishen Hofe,

Graf von Wes deh bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Stuttgart fungirt der Lega

interimistisher Geschäftsträger. Der General der Jnfanterie von Woyna, Gouver- neur der Festung Mainz, hat Berlin wieder verlassen.

Der General - Lieutenant Wiebe, Jnspecteur der

1. Fuß-Artillerie-Jnspektion, ist von der vor Kurzem nah

Der General-Lieutenant von Heududck, Chef des Militär-Reitinstituts, hat sich nach Kbstattung persönlicher Meldungen nah Hannover zurückbegeben.

Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren : Dr. Pincus in Dirschau, Dr. Hollweg in Zastrow, Assistenzarzt Niße in Dt. Eylau, Dr. Pachnio in Probsthain, Dr. Plume in Bunzlau, Dr. Kaul in Zaudig, von Klobukowski in Alt- Berun, Dr. Mühlhaus in Heiligenstadt.

Bayern. München, 14. April. (W. T. B.) Heute wurde in dem sogenannten Goldenen Saale des S@losses zu Nymphenburg die Civiltrauung des Herzogs von Genua mit der Prinzessin Jsabella von Bayern dur den Minister des Königlichen Hauses, von Crailsheim, vollzogen. Zeugen waren die Prinzen Alphons und Ludwig Ferdinand. Von hier begaben sih die Neuvermählten und die Gäste in festlihem Zuge nach der Kapelle, woselbst die kirhliche Trauung dur den Erzbishof von München vollzogen wurde.

__Sachsen. Dresden, 14. April. (W. T. B.) Am hiesigen Hofe ist die Nachriht von dem gestern in Cannes er- folgten Ableben der Erzherzogin Marie Antoinette, einer Nichte des Königs Albert, eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 13. April. (Schwäb. Merc.) Durch eine jeut erschienene Verordnung des Justiz-Mini- steriums ist einem seit lange gefühlten Bebürfniß bezüg- lih der Handelsregi ster entsprohen worden. Es wurde nämlich bestimmt, daß alljährlich das Amtsgericht mit einer Anzahl von 2—6 sah: und bezirkskundigen Beisißern aus dem Handelsstande die Handelsregister zu durhgehen, zu bereinigen und zu vervollständigen hat. Die Beisißer werden auf 5 Jahre von den Handelskammern gewählt, bezw. von dem Ausschuß (§8. 40 der Gerichtsverfassung). Ein Vertreter des Kleingewerbes kann zur Auskunftsertheilung vom Amts- gericht beigezogen werden. Die Wahlen geschehen künftig im November. Auswärtige Beisißer, bezw. deren Stellvertreter, erhalten Vergütung der Reisekosten. Die im Jahre 1874 erlassene Anleitung zur Verwaltung der Ortsstiftungen ist nunmehr auch für die weltlihen Distrikts- und Landes- stiftungen, welche direkt unter dem Verwaltungshof stehen, mit den aus diesem Verhältniß sich ergebenden Aenderungen für anwendbar erklärt worden. Für die Sicherung der konfessionellen Verwaltung, wo dieselbe geboten ist, sowie für die Berücksihtigung des stifterishen Willens neben den Interessen der Stistungsberehtigten und der politischen Gemeinde, auf welhe die Stiftung sich erstreckt, ist bei der Zusammenseßung der Verwaltungsräthe der Stiftungen Bedacht zu nehmen. Der Gesammterlös aus dem badischen Tabackbau wird für jedes der beiden Jahre 1880 und 81 amtlih auf 7 000 000 M geschäßt.

Me&lenburg. Scchwerin, 15. April. Einer der treff- lihsten und edelsten deutschen Fürsten, der Großherzog Friedrich Franz1U. von Mecklenburg-Schwerin, ein Neffe Sr. Majestät des Kaisers, ist heute, Vormittags 101/5 Uhr, durch einen jähen Tod aus diesem Leben geschieden. Als wir zum 60. Geburtstage des erlauhten Verblichenen, am 28. Februar d. J. die hohen Verdienste desselben als treuer Alliirter Preußens sowie als Landesfürst hervorhoben, stand der hohe Herr in voller Frische und Rüstigkeit, deren er sih auch noch bis vor 8 Tagen erfreute. Dann trat am leßten Montag, wie wir {hon berichteten, die Erkrankung ein, welche seinem Leben nah sieben Tagen ein so unerwartet frühes Ziel seyen sollte. Er ist gestorben wie ein eter deut- scher Fürst, wie ein rechter Mann, wie ein gläubiger Christ. Das schöne Wort, welches er bei seinem 40 jährigen Regie- rungsjubiläum am 7. März 1882 sprach: „Mein ganzes Herz \hlägt seit 40 Jahren meinem mir anvertrauten Lande und unserem großen deutschen Vaterlande, und so wird es bis zum lezten Athemzuge bleiben“ hat der Sohn der preußischen Königstochter, der Enkel der Königin Luise und der treue Kampfgenosse unseres Kaisers nicht nur im Leben bethätigt, sondern auch durch seinen Tod besiegelt. Noch in den leßten Stunden beauftragte - der hoselige Großherzog den Staats-Minister Grafen von Bassewiß in seiner steten liebe- vollen Sorge um Mecklenburg, dem Lande den Allerhöchsten Dank für die Liebe und für die Treue auszusprechen, die das- selbe dem Großherzoge während seiner 41jährigen Regierung gehalten. Ja, man fann sagen, Friedrich Franz II, war das Zdeal eines deutschen Fürsten, eines guten Herrschers und eines treuen Christen. Einen unerseßlichen Verlust hat ganz Mecklenburg durch sein Hinscheiden erlitten, einen Verlust, der auch deshalb Alle aufs Tiesste erschüttert, weil dur den un- erwarteten und shnellen Heimgang der segensreihen Regenten- thätigkeit des trefflihen Fürsten so plößlih und unver- muthet ein Ziel geseßt wurde. Jn der vollen Kraft des Mannesalters, mitten aus seiner rastlosen Thätigkeit zum Wohle des Landes, Gutes wirkend und Großes erstrebend, die Freude und der Stolz Mecklenburgs, ward der Großherzog zu seinen Vätern versammelt. Son am Sonnabend Abend erregte das um 6 Uhr abgefaßte Bulletin übec das Befinden des Großherzogs die lebhastesten Besorgnisse, die [eider nur zu sehr dur den Verlauf der Naht vom Sonnabend auf Sonntag gerechtfertigt worden sind. Se. Königliche Hoheit der Großherzog, welher während des baus Verlaufes der Krankheit volles Bewußtsein behalten hat, er annte vollkommen die Gefahr derselben. Nachdem die behandelnden Aerzte, zu denen seit Freitag auch noch der aus Wien hierher berujene Kaiserliche Rath und Universitäts-Professor Dr. Windterniß, Direktor der Kaltwasser-Heilanstalt Kaltenleutgeben, gehörte, dem erlauchten Patienten auf höchstdessen Befragen in später Nachtstunde erklärt hatten, daß das Schlimmste bevorstehe, wurde die erlauhte Mutter des Großherzogs, die Frau Großherzogin-Mutter Alexandrine, nah 1 Uhr an das Krankenlager gerufen, wo dieselbe mit der Frau Groß: herzogin die leßten bangen und {weren Stunden bis zu dem Ende des geliebten Kranken theilte, Nachdem Se. Königliche Hoheit etwa um 2 Uhr den Staats-Minister Grafen von Bassewit, sowie den Geheimen Rath von Wickede, zu sih befohlen hatte, empfingen Allerhöchstderselbe sowie die Frau Großherzogin und die Frau Großherzogin - Mutter gegen 3 Uhr aus den Händen des langjährigen treuen Seelsorgers, des Ober- Hofpredigers Jahn das heilige Abend- mahl. Darauf nahm Se. Königliche Hoheit der Großherzog tiefbewegt von den Großherzoginnen und den Fürstlichen Kindern sowie der Hofgesellshaft ergreifenden Abschied. Au sprach Se. Königliche Hoheit den Wunsch aus, daß der Erb- großherzog, Königliche Hoheit, jeßt noch nit nah Schwerin urückehren möge. Obwohl gegen Morgen eine vorübergehende endung zum Besseren eingetreten war, ward seit 6 Uhr der

der betr. Landesregierung. Jebt habe wieder der Regierungs fommissar in der Kommission erklärt, daß diese Frage vor

Thorn unternommenen Jnspizirungsreise hierher zurüdcgekehrt.

durhlauhtigste Leidende matter und matter. Etwa um 8 Uhr

Vormittags äußerte Se. Königliche Hoheit den Wun i Orgel und seine Lieblingëhoräle noch at zu eee s rauf der Großherzoglihe Schloßhor im Vorzimmer die Lie- der: „Wenn ih einmal soll scheiden“ und „O Herr, laß Dein lieb Engelein“ sang. Etwa um 10 Uhr verlor Se. König- lihe Hoheit das Bewußtsein und ging eine halbe Stunde später, während die Sterbelieder noch erklangen, vom Glauben um Schauen ein. Die ers{hütternde Todesnachricht verbreitete ih überaus {nell in Schwerin und rief allenthalben die \merzlichste Bewegung hervor. Ueberall konnte man Aeuße- rungen der tiefsten und ungeheucheltsten Trauer wahrnehmen, wie sie ein treues Volk beim Heimgange eines Fürsten empfindet der ihm stets ein gnädiger und einsihtsvoller Herr ge- wesen ist. Jn der S@hweriner Schloßkirhe, wo_ der ge- wöhnliche Gottesdienst ausgeseßt war, haite der Ober-Hof- prediger Jahn, als der Großherzog bereits mit dem Tode rang, im Gebet den Beistand des Herrn, unseres Gottes für den Sterbenden erfleht. Auch in den anderen Kirchen ward für den Sterbenden gebetet. Nah Beendigung des Gottes- diensies wurde mit allen Glocken geläutet. Die mecklenburgische Residenz bekundete die tiefe Trauer aüch noch in sonstiger Weise. Auf dem Rathhause weht die Trauerfahne, ebenso auf mehreren Prioathäusern. Alle Läden der Stadt wurden sofort nah dem Bekanntwerden der Trauerkunde geschlossen.

Nachmittags 5 Uhr leisteten die mecklenburg- s{chwerinschen Truppen dem neuen Landesherrn, Sr. Königlihen Hoheit dem Großherzoge Friedrih Franz Il. den Eid der Treue. Der Divisions-Commandeur, General - Lieutenant Graf von Wartensleben , theilte zunähst den Truppen das Ableben des hochseligen Großherzogs mit und hob als- dann dessen Verdienste als Feldherr und Landesfürst in warmen Worten hervor. Der feierlihe Akt {loß mit einem Hoch auf den neuen Landesherrn, welhes vom Grafen War- tensleben ausgebracht wurde.

16, April. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König ist heute Nahmittag um 12 Uhr 40 Minuten hier angekommen und im Schlosse abgestiegen, wo auch Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin-Mutter jegt Wohnung ge- nommen hat.

Waldeck und Pyrmont. Arolsen, 12. April. Der außerordentliche Landtag erledigte in der heutigen (3.) öffentlihen Sißung den Rest der ihm gemacten Vorlagen : M Von der Mittheilung der 2 egierung, daß die König- lihe General-Kommission zu Cassel die vom Landtage bean- tragte Errichtung einer 2. Spezialkommission im hiesigen Lande abgelehnt habe, wurde Kenntniß genommen.

2) Die Prüfung der Staatskassen-Rehnung vom Fahre 1881 gab zu Bemerkungen keinen Anlaß ; die Etatsüberschrei- tungen wurden genehmigt.

3) Die Gesetesvorlage, betreffend Abänderung des Ge- sezes vom 15. Januar 1874 über die Pensionirung der Gensd’armen, wurde angenommen ; diese Vorlage ent- spriht den Bestimmungen des preußishen Geseßes vom 31. März 1882,

4) Einem Antrage der Regierung, der Schule zu N. Wildungen 807 # 64 -Z verjährte Entschädigung aus Fruchtablösungen vorbehaltlich der Zustimmung des Herrn Ministers nahzuzahlen, wurde zugestimmt.

5) Sc(hließlih wurde beschlossen, den Landes-Direktor zu er- suchen, dahin zu wirken, daß dem Landtage bei seiner nächsten Session ein den Ausbau des Landes-Gymnasiums zu Corbach betreffender Geseßentwurf vorgelegt werde. Dieser Beschluß wurde damit motivirt, daß das Landes-Gymnasium zu Corbach des baldigen Ausbaues dringend bedürfe und daß dem Vernehmen nach auch das Königliche Provinzial-Schul- follegium zu Cassel in Anerkenntniß diese2 Bedürfnisses bereits vor mehreren Jahren darauf hingewiesen habe, daß bei der sehr erhöhten Frequenz und dem stetigen Wachsen und Emporblühen der gedahten Anstalt diese empfindlich würde geshädigt werden, wenn nicht bald eine Erweiterung und Vermehrung der Räumlichkeiten eintrete. Eine Schädigung des Landes:Gymnasiums verstoße aber gegen das Landes- interesse, indem leßteres die Erhaltung und die Pflege dieser seit länger als drei Jahrhunderten bestehenden einzigen höheren Bildungsstätte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont erfordere. Der Landes-Direktor von Puttkamer erklärte, daß die Regierung die Nothwendigkeit des Ausbaues des Landes - Gymnasiums anerkenne, auch die Sache tehnisch hon vollständig vorbereitet habe und hoffe, dem nächsten Landtage eine entsprehende Vorlage machen zu können.

_ Hiermit waren die Vorlagen erledigt. Der Landes- Direktor von Puttkamer dankte hierauf dem Landtage für dessen cinmüthiges Entgegenkommen und den Eifer und die Hingebung bei den Berathungen und erklärte im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preußen den außerordentlihen Landtag für geschlossen. i

Nach einem dreifahen Hoh auf Se. Majestät den König von Preußen und Se. Durchlauht den Fürsten zu Waldeck und Pyrmont trennte sih die Versammlung.

Oesterreich - Ungarn. Pest, 14. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses erklärte der Minister - Präsident Tisza in Beantwor- tung der Ausführungen Wolffs, die ungarische Re- gierung habe niemals einen Rath vom heiligen Stuhle verlangt, weder auf direktem noch auf indirektem Wege, und werde dies auch künstighin nicht thun. Es sei eine pure Verdächtigung, zu behaupten, die Regierung hätte sich mit dem fkatholishen Klerus abgefunden. Troß aller Anstrengung sei es dem Abg. Wolff nit gelungen, einen Nationalitätshader zu stiften und einen Kulturkampf herauf- zubeshwören. Er bitte das Haus, die Sünden des Abgeordneten Wolff mit ungarischer Großmuth zu verzeihen. Hiernach wurden die noch übrigen Paragraphen der Mittelschul- vorlage und somit die ganze Vorlage unter lebhaften Eljenrufen erledigt. Sodann beantwortete der Minister-Präsident Tisza die Interpellation Helfy's über die Tripelallianz: Es könne, glaube er, heute Niemand darüber mehr in Zweifel sein, daß die Auslassungen des italienishen Ministers Man- cini viele willkürliche, über ihren wahren Sinn hinausgehende Auslegungen gefunden haben. Die europäische Presse habe gewissermaßen die politishen Kreise in Bewegung ge- seßt. Dieselbe brauhe immer etwas, was eine Emotion ervorrufe. Vor Kurzem sei von einer österreichisch- deuts - russischen Allianz geschrieben und gesprochen worden, nun sprehe man von einem österreihish-ungarisch- deutsch-(talienishen Schuß- und Trußbündniß, dessen Spiße aar gerichtet sei, selbst von einer österreichisch- ungarisch-italienischen gegenseitigen Gebietsgarantie. Angesichts

solcher Nachrichten pflege eine Widerlegung nit auszubleiben. Diese sei au diesmal erfolgt und zwar von der kompetente- sten Seite, dem Minister Mancini, dessen irrthümlih aus- gelegte Rede zu diesen Gerüchten Anlaß gegeben habe. Hier könne seines Erachtens niht maßgebend sein, was die einzelnen Zeitungsmeldungen theils aus Mißverständniß, theils nah ihrem Parteistandpunkte, sondern was der Minister Mancini selbst gesagt habe. Dieser habe weder von einem Schuß- und Truzbündnisse, noch von einer gegen Frankreich gerichteten Entente, Allianz oder Gebietsgarantie gesprochen. Er könne seinerseits hinzufügen, daß es keinen Sinn haben würde, wenn Oesterreih-Ungarn si einer Kom- bination anshlösse, welche aus einem feindlichen Gefühle gegen ass entspringen würde, mit welhem man auf freund- chastlihem Fuße stehen und bleiben wolle. Daß Ungarn oder die Völker der Monarchie die erste Nachriht von dem Be- stehen des Einverständnisses mit Jtalien aus dem Munde des Ministers des Auswärtigen eines anderen Staates erfahren hätten, sei nit richtig, die Aeußerung des italienischen Ministers sei im Wesentlichen identisch mit den vom Grafen Kalnoky der ungarischen Delegation in Pest gemachten Mit- theilungen. Beide Minister hätten konstatirt, daß Jtalien sich der konservativen auswärtigen Politik der im Centrum Europas befindlihen Großmächte Deutshland und Desterreih-:Ungarn angeshlossen habe, um deren Zweck auf alle mögliche Weise zu erhalten und zu sichern. Dieselben konstatirt.en, daß Jtalien, si dieser konservativen, auf Erhaltung des Friedens gerihteten Politik anschließend und in diesem Geiste ge- treu mitwirkend, die Freundshaft und das Einverständniß im Interesse dieses friedlichen Pia immer mehr befestigt und vollständiger gestaltet habe. Jndem diefe Enunciation des Ministers des Aeußern der Wahrheit vollkommen entspreche, könne jeder aufrichtige Freund des innern Friedens der Nation und der friedlichen Entwickelung derselben sie nur freudigst begrüßen und könne darin eine nihcht hoch genug anzu- \hlagende Garantie des Friedens erblickt werden. Die äußeren Verhältnisse hätten sich seit der erwähnten Aus- lassung in keiner Weise geändert; er glaube, der Um- stand, daß die drei fkontinentalen europäishen Mächte zum Zweke der Aufrechthaltung des Friedens zu einem freund- \chaftlihen Verhältnisse gelangten, könne Jedermann nur be- ruhigen, zumal diese Spiße gegen Niemand gerichtet sei. Be- unruhigen könnte dies nur eine solhe Macht, welche ent- {lossen wäre, den Frieden zu stören. Eine solhe Macht existire aber seines Wissens niht. Der Abg. Helfy kfonstatirte seine Befriedigung über die Erklärung des Minister-Präsi- denten, insofern derselbe in Abrede gestellt habe, daß die Spige der Allianz gegen Frankreih gerichtet sei; Der Redner wünschte aber Aufklärung darüber, wessen Angriff befürchtet werde und gegen wessen Angriff somit das Einver- ständniß gerichtet sei, Der Minister-Präsident Tisza widersprach einer Auslegung seiner Worte dahin, als ob von irgend einer Seite ein Angriff beabsichtigt sei. Die Auslegungen des Grafen Kalnoky und Mancinis stimmten überein. (Der Minister bewies dies durch Citirung der betreffenden Stellen.) Mancini habe von der friedlichen Entwickelung der allgemeinen europäischen Civilisation gesprohen und betont, daß der Frieden dazu unbedingt nothwendig sei. Nun, wer für die Erhaltung des Friedens einstehe, der fördere die friedliche Entwickelung der Civilisation. Das Haus und der Jnter- pellant nahmen die Antwort mit lebhaftem Beifalle zur Kenntniß. ;

16. April. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm den Gefeßentwurf über die Mittelschulen in dritter Lesung endgültig an. Jn der zweiten Lesung war der §. 71, wie berihtigend gemeldet wird, ebenfalls angenoms men worden.

Schweiz. Bern, 14. April. (W. T. B.) Der Bun- desrath hat die gegen Mermillod verhängt gewesene Ausweisung einstimmig aufgehoben, betreffs der demselben verliehenen bishöflihen Würde aber die Rechte der betheiligten Kantone, namentli diejenigen des Kantons Genf in ihrem ganzen Umfange vorbehalten. Der Bundesrath beschloß ferner heute, mit Rüdcksiht auf den Usus gegenüber denjenigen Staaten, bei denen die Schweiz niht diplomatish vertreten ist, zuc Kaiserkrönung in Moskau keinen Repräsentan- ten zu entsenden.

Velgien. Brüssel, 15, April. (W. T. B.) Der König leidet an einer starken Grippe und hat deshalb die Reise nah Gent zum Besuch der dortigen Gartenbauausstel- lung aufgegeben.

Großbritannien und JFrland. London, 14. April. (W. T. B.) Zum Schugze der Königin während der am 17. d. M. erfolgenden Uebersiedelung Jhrer Majestät nach Osborne sind außergewöhnliche Vorsihtsmaßregeln angeordnet worden; zu demselben Zwecke sind bereits jeßt mehrere Beamte der geheimen Polizei in Cowes eingetroffen. Dem Vernehmen nach sind 4 Geheimpolizisten nah Mexiko abgegangen, um die Nachforshungen nah der im Dubliner Mordprozesse als Nummer Eins bezeichneten Persönlichkeit fortzuseßen.

Jn dem gegen Bradlaugh wegen Gotteslásterung an- 000 t gab heute die Jury das Verdift „Nicht-

uldig“ ab.

Nach einer Mittheilung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Brisbane hat die Regierung der Kolonie Queensland von der Jnsel Neu-Guinea formell Besitz ergiffen.

15. April. (W. T. B.) Dem „Observer“ zufolge hat die Polizei aus Belgien die Mittheilung erhalten, daß eine bedeutende Quantität Dynamit auf einem in der vorigen Woche aus Antwerpen ausgelaufenen englishen Schiffe verladen worden sei.

16. April. (W. T. B.) Nach dem Hofjournal machen sih bei dem Leiden, das sih die Königin vor einiger Zeit durch eine Verstauhung des Kniees zugezogen hat, zwar einige Anzeichen der Besserung bemerkbar ; gleihwohl werde die Hei- lung nur langsam vorwärts schreiten und werde die Königin no eine Zeit lang des Gehens sih enthalten müssen. Dublin, 16. April. (W. T. B.) Ueber eine neue Ver- \schwörung zum Morde, die in der Grafschaft Clare organisirt war, sind durh einen Zwangsarbeitssträfling, Na-

mens Tubridy, Enthüllungen gemaht und in Folge dessen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. Fn dem Prozeß wegen des Mordes im Phönixpark is einer der Verhafteten, James Mullet, zum Angeber geworden.

Ottawa, 14. April. (W. T. B.) Die Regierung

von Canada hat einen Vertrag mit der Schiffsgesell;- schaft „White croß“ in Antwerpen abgeschlossen, worin

derselben für den Transport von Passagieren und Waaren

zwischen Antwerpen und Montreal einmal per Monat und umgekehrt eine Subsidie gewährt wird.

Frankreich. Paris, 14. April. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ veröffentliht folgende Note: Einige Journale geben sich den Anschein, als hätten sie eine ganz besonders genaue Mittheilung über die Konvertirung der Rente sowie über die Konvention mit den verschiedenen Eisenbahngesellschaften 2. erhalten. Wir sind ermäch- tigt, auss Neue zu erklären, daß kein Journal vertrauliche Mittheilungen der Regierung empfängt und auch keine Mit- theilung der gedahten Art empfangen hat.

Dem „Temps“ zufolge wird der Fregattenkap:.tän Kergaradec dem Kaiser von Anam einen neuen, die Rechte Frankreihs genauer präzisirenden und besser garan- tirenden Vertrag überreihen. Wenn der Kaiser denselben niht annehme, würden wirksame Maßregeln für die Ausfüh- rung der Verträge von 1874 ergriffen werden. Wie dasselbe Blatt meldet, werde Bourrée, Gesandter in China, abbe- rufen werden. Die französische Regierung habe den von Bourrée unter seiner eigenen Verantwortlichkeit mit China abgeschlossenen Vertrag nicht genehmigt.

15. April. (W. T. B.) Die legitimistishen Blätter „Union“ und „Gazette de France“ erklären die über den Gesundheitszustand des Grafen Chambord umgehenden ungünstigen Gerüchte für unbegründet; Graf Chambord sei dur eine Verstauhung genöthigt gewesen, einige Zeit lang das Zimmer zu hüten, befinde sih aber schon seit 8 Tagen wieder vollständig wohl, empfange zahlreiche Besuche und werde am nächsten Dienstag von Goritsche, wo er sih jeßt auf- halte, nah Frohsdorf zurüdfehren.

Italien. Rom, 14. April. (W. T. B.) Der König hat den bayerishen Gesandten von Tautphoeus empfangen, welcher ihm ein Schreiben des Königs von Bayern und dem Kronprinzen den St. Hubertus- orden überbrahte. Heute Abend findet ein Banket in der bayerishen Gesandschast statt, zu dem die Minister und das diplomatische Corps eingeladen sind, Der König ernannte den bayerishen Gesandten zum Großkordon des Ordens der italienishen Krone und den Legations-Sekretär Boohm zum Offizier desselben Ordens.

In der Deputirtenkammer erklärte heute bei Be- rathung des Marinebudgets der Minister-Präsident De- pretis im Namen des Kabinets, daß dasselbe mit dem Ma- rine-Minister solidarish sei. Die Kammer nahm eine von Delvechio vorgeschlagene, von dem Ministerium acceptirte, motivirte Tagesordnung mit 168 gegen 54 Stimmen an. 51 Deputirte enthielten sich der Abstimmung; ein großer Theil der Rechten stimmte für das Kabinet.

_— 15. April. (W. T. B.) Der König und die Königin von Rumänien find von Pegli, wo sih die- selben aufshielten, über die Gotthardbahn nah Deutschland abgereist. j

Dem anläßlih der Vermählung des Herzogs von Genua mit der Prinzessin Fsabella von Bayern gestern Abend in der bayerischen Gesandtschaft statt- gehabten Galadiner wohnten der Minister des Auswärtigen Mancini, der deutsche Botschafter von Keudell, der englische Botschafter Paget und andere Mitglieder des diplomatischen Corps bei. Der Minister des Auswärtigen toastete auf das Wohl des Königs von Bayern und des neuvermählten Paares , der bayerishe Gesandte auf das Wohl des Königs von Ftalien und das Haus Savoyen.

__ Türkei. Konstantinopel, 14. April. (W. T. B. Die Mitglieder der Konferenz in der e sind auf den 16. d M. zu einer neuen Sigung einberufen worden in der Erwartung, daß der russische Botschafter bis zu diesem Tage in den Besiß von Jastcuktionen von seiner Re- gierung gelangt sein werde,

Nußland und Polen. St. Petersburg, 16. April. (W. T. B.) Anläßlih des Ablebens des Großherzogs von Medlenburg - Shwerin is die Großfürstin Maria. Paulowna gestern nah Schwerin abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 14, April, (W. T. B.) Das Folkething hat die Adresse an den König, in welcher dem gegenwärtigen Ministerium das Mißtrauen des Folkethings ausgesprochen wird, mit 72 gegen 20 Stimmen angenommen. Die Adresse wird dem König durch den Prä- sidenten und den Vize-Präsidenten überreiht werden.

Heitungsftimmen. Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Corre-

/ C E schreibt über die Erfolge der neuen Wirthschafts- olitik:

Ein Berliner Börsenfachblatt hat kürzlih eine Zusammenstellung

veröffentlicht über den Coursftand derjenigen 108 Industrieaktien- Gesellschaften, die an der Berliner Börse notirt werden, worin die Course der betreffenden Aktien vom 15. Januar 1878 mit denen desselben Tages 1883 verglichen wurden.

Das Ergebniß ist ein frappantes Zeugniß dafür, welhen Auf-

\{wung die Industrie in dieser Zeit genommen hat. Es würde ja unberectigt sein, aus dem Coursftande eines einzelnen Industrie- papieres auf den Erfolg der Wirthschaftspolitik Schlüfse ziehen zu wollen, da derselbz von anderen Einflüssen be- herrscht sein kann; wohl aber erscheint es berechtigt, aus dem Durchschnitte aller dieser Unternehmungen einen solchen O ¡u machen, da sih darin die für einzelne günstig oder ungün

dem Course dieser Papiere kommt zunächst ja der Zinsertrag, den die Unternehmungen ergaben, zum Ausdruck, dann aber auch die ganze finanzielle Lage derselben und das Vertrauen, welches in die Zukunft geseßt wird. Alles dieses ist bei Beurtheilung dieser Zahlen wohl zu beoba(hten.

tig liegenden besonderen Verhältnisse auegeglihen haben. In

Es betrug nun am 15. Januar 1878 der Gesammtwerth der

Aktien dieser 108 Indusftrieunternebmungen 166 194 600 Æ, d. h.

48,8 °/9 des emittirten Kapitals; dasselbe stellte sich am 15. Januar

dieses Jahres auf 290 153 400 Æ oder 85,2 °/o des Anlagekapitals.

Es werden also diese Unternehmungen jeßt im Ganzen um

123 988 800 M oder 36,4 °/% mehr werth gehalten, als vor 5 Jahren,

A um diese Summe sind die Besißer der Aktien reicher ge- orden.

Wenn man in Betracht zieht, daß dieselbe Entwickelung des

Werthes ‘bei anderen Unternehmungen, die an dcr Berliner Börse nicht notirt werden, mit Recht angenommen werden kann , daß ferner auch die in Händen privater Unternehmer befindlihen Industriewerke in analoger Weise an Werth zugenommen haben müfßsen, leßtere viel- leiht noch in höherem Grade, so ergiebt \sih, daß der in Industrie- Unternehmungen angelegte Theil des deutshen Nationalvermögens in diesen fünf Jahren um 30—40 9% im Werthe gestiegen ift.

Man würde allerdings einwenden können, daß diese Vermehrung