1883 / 89 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

des Nationalvermögens allein den Besißenden, den Unternehmern zu Gute gekommen, daß aber die ärmeren Klassen dabei leer ausgegangen seien, daß also die Folgen der Wirthschaftspolitik eine Bereicherung der Reichen und eine Belastung der Aermeren seien, indem leßtere durch die indirekte Besteuerung härter betroffen würden als erstere. Daß aber dieser Einwand hinfällig ift, wird sich sofort aus fol- ender Betrachtung ergeben. Wenn die Gegner der heutigen Wirth- \caftspolitif in dem einen oder anderen Falle die günstigere Lage der Industrie nicht mehr zu leugnen vermogen, dann find sie stets mit dem Einwande bci der Hand, man müsse ja eine Steigerung der Produktion, eine Erweiterung des Absatzes zugeben, da aber die Preise für die Produkte sich nit gehoben hâtten, bedeute dieselbe nicht viel für die Gesammtprosperität der Industrie. ;

Nehmen wir nun an, die wirthsaftspolitishen Gegner bätten mit der letzteren von ihnen vielfah aufgestellten Behauptung vollkom- men Recht, und halten wir die oben dargelegten Zakblenverbältnisse daneber, so würde sch ergeben, daß um jene kolossale Werth» fteigerunrg der industriellen Unternehmungen, zu bewirken, eine ganz ungeheure Menge von Arbeit in Deutschland in diesen Jahren mebr geleistet worden sein muß als früher ; denn nur durch Arbeit können die Industriellen produziren, nur dur ausgcwerdete Arbeit können die Unternehmungen prosperiren. Arbeit ist es also gewesen, die diese Werthsteigerung hervorgebrat, d. h. es hat die arbeitende Klasse eine nachgewiesene Steigerung der Arbeitsçcclegenheit und damit naturgemäß auch eine nicht weniger bedeutende der von ihr crarbeitenden Löhne als Resultat dieser fünfjährigen Periode zu verzeichnen. Wenn man nun endlich ins Auge faßt, wie viel Arbcit geleistet werden muß, wie viel an Löhnen dafür aufzuwenden ist um im Jahresabs{lusse eines industriellen Unternchmens eine gewisse Summe als Reinertrag ershcinen zu sehen; wenn man sih vergegenwärtigt, d der Kapitalwerth aller indstriellen Unternehmungen um 30—40% böher veranshlagt werden darf; daß allein bei diesen 108 in Betracht gezogenen Aktien - Gesellschaften 124 Millionen Mehrwerth zu fkonstatiren ist, so wird man h cinen annähernden Begriff von demjentgen ungebeuer hohen Betrage maten können, den die Indrustrie jeßt an Löhnen mehr verausgaben mußte, um eine solhe Steigerung ihrer Kapitalwerthe zu erarbeiten, d. h. also wie viel sie jet mehr an Lohn zahlt und mebr zahlen kann als 1878, Diese Verhältnisse sind so cinleuhtend und in ihrer natürli@en Einfacbheit einem Jeten so durchsichtig, daß gegenüber cinem solchen Resultate der oben als wahrscheinlich erfolgende abgewirth- \chaftete Cinwand, von dieser Werthsteigerung der industriellen Unterneh- mungen habe die arbeitende,ärmereBc völkerung keinenNußen, als hinfällig ersbeinen muß, {on ehe er erhoben wird. Nur Arbeit konnte die- sen Umschlag bewirken, und in der Möglichkeit der besseren, gesicher- teren Verwerthung der Arbeitskraft liegt der Antbeil, den der Arbei- ter an den Segnungen der neuen. Wirthschaftspolitik vorwegninmmt, noch che dem Unternehmer sein Antheil erwacsen kann. .

Die „Frankfurter Zeitung“ macht mit Rücksicht auf den Umstand, daß der „Reichs-Anzeiger“ die von dem „Ledermarkt“ veröffentlichten Gutachten aus der Eifel als Zeitungsstimmen verbreitet habe, den Versuch, noch einmal die nachtheilige Wirkung des Lederzolls zu beweisen. Dagegen replizirt der „Ledermarkt“ in einer längeren Ausführung, welcher wir folgenden Passus entnehmen: :

.…. Daß die Preise für Sohlleder, wie jeßt die „Frankfurter Zeitung“ behauptet, troß des Zolles seit 1879 zurücgegangen sind, ist ganz unrichtig. Es e z. B. zur Frankfurter Ostermesse as

: 1880 1881 1882 beftes Wildkuh- leder . 180—185 182—188 175—182 175—180 180—185

bestes Wildochsen- leder 175—180 173—180 170—175 160—170 175—180

Wir haben also genau dieselben Preise wie 1879; zwischen- zeillih sind Scwankungen vorgekommen, wie bei jedem Stapel» artikel. Eine Vertheuerung des Sohlleders is durch den Zoll niht eingetreten und war bei ruhiger Ueberlegung auch nicht zu erwarten. Der Lohzoll hat die Produktion vertheuert, der Lederzoll keinen Auf- \chlag des Fabrikates gebracht, darin stimmen wir mit der „Frankfurter Zeiturg“ vollkommen überein. Wir haben auch ebenso wie sie den neuen Tarif vor dessen Festseßung bekämpft, wir können auch heute den Scutzöllen kein Lob singen. Aber noch viel weniger kann es die deutsche Lederindustrie vertragen, jeßt, nachdem alle Nacbbarländer hohe Scutzölle haben, nawdem Amerika nach wie vor exo1bitante Zölle auf Leder erhebt, den bestehenden Tarif, wie von vielen freihänd- lerislen Organen gewünscht wird, wieder fallen zu lassen, im Gegen- theil, er muß in der von uns vorgeschlagenen Weise reformirt werden, wenn er niht nur die Schundproduktion begünstigen soll. Und einen bedeutenden Vortheil hat die deutsche Lederindustrie dur das Verdrängen auéländischer Leder von unserem Markte doch er- langt; sie bat eine stabilere, gesundere Geschäftslage erreicht, die Ueberproduktion und das übermäßige Kreditiren sind verschwunden, und ihre Exportfähigkeit hat sich gehoben. (Die Exportfähigkeit hat ih dadurch gehoben, daß jeßt, nachdem das inländische Absatgebiet unbestritten wieder der deutsen Industrie allein gehört, die Fabrikation sich besser einrichten konnte und sowohl für Jnlandskonsum wie für Export genau passende Sortimente liefert.) i: : Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berihtet aus Kiel, 12. April :

Auf Veranlassung der Besprechungen des Verbandes der Färber und verwandten Gewerbe auf dessen leßtem Verbandëtage hat sich nach Mittheilung Lübecker Blätter eine Verbandsinnung der Färber mit dem Site in Kiel gebildet, der Berufsgenossen aus Lübe, Güstrow, Mölln, Flensburg, Neumünster, Wesselburen, Kappeln, Grevismühlen und Bordesholm beigetreten sind. Es ist dies unseres Wissens die erste sib neu konstituirende Innung, welche über den Bezirk einer höheren Verwaltungsbehörde hinaus sich erstreckt.

Centralblatt für das Deutshe Rei. Nr. 15. Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Bestimmungen, betreffend die Ermittelung des zoUpflichtigen Gewichts von in Cisenbahnwagenladungen eingehen- den Mafsengütern. Ausführungsbestimmungen zur Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs. Befugniß einer Steuerstelle.

- RKonsfulatwesen: Erequaturertheilung. Bankwesen : Status der deutschen Notenbanken Ende März 1883. Maß- und Gewichtê- wesen : Aktänderungen des Verzeichnisses der Aichungs-Aufsichtsbehör- den und der Aichämter. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Gewerbe und Handel.

__ Die Bilanz der Disconto-Gesellshaft für 1882 wes folgende Ziffern auf: Activa: Kassenbestand 14 660 851 Æ, Wechsel- bestände 36186 104 #, Reports 12481402 F, börsengängige Effekten 36 917 965 M, diverse Werthpapiere 462 811 H, Debitoren 62 110 602 , Diverse 6 279 06]. Æ, in Summa 169 098 796 Passiva: Kapital 60 169 710 Æ, allgemeine Reserve 12 760 193 M, Depositrechnung mit Kündigung 20 952 002 M, Kreditoren 55 586 003 Æ, Accepte 9848446 M, Pensionskasse 920 748 M, Dividende der Kommanditäre 6 300 000 H, Diverse 1 297 493 4, Reserve-Vortrag 1 264 201 4, in Summa 169098 796 H

: Die Berliner Pan etsgelet ae ladet im Verein mit der Firma von Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M. zur Subskription auf 20006000 Lire Nom. Aktien der West sizil ia nischen Eisenbahn ein. Das gesammte Aktienkapital der Gesellschaft be» trägt 22 Millionen Lire in Appoints von 500 Lire. Die Emission

Gestern \ind an allen Staatskassen Italiens die Baarzah- lungen wieder aufgenommen worden. Scit 1866 hatte das junge Königreich Italien unter der

Gold und Silber, selbst die r und nur Bronzemünzen von 5 und 10 Cts. bildeten neben Staats-

papiergeld und Stein galt 50 Cts. = # Fr. oder etwa 35 ch§ deutschen Geldes, das

Goldagio oscillirte um 10 °/. R

zi des war die Rückehr zu geordneten Geldverhältnifsen, des Zwangécourses und die Wiederherstellung der Y ly wichtigste wirthschaftlide Aufgake der italienisen Finanzpolitik. Die

Magliani dieses Ziel Anerkenrug, als die dem Unternehmen entgegenstehenden Schwierigkeiten

unüberwindlih \{ienen. unberechenbarer Glücksfälle dazu,

tester Sympathie behandelt, da das Gelingen dersclben nicht nur im Interesse

Held.)

Die „Berl. Börs. Ztg.“ {reibt unter dem 13. April:

errschaft des Zwangscourses zu leiden, De iee Sceidemünze war abgeflossen Banknoten die Circulation des Landes. Der kleinste es im Laufe der die Finanzen herzustellen, das De- Kredit des Landes zu heben, die Beiseitigung Metallvaluta die

Nachdem

war ,

gelungen und den

zu beseitigen

Intelligenz und Energie, mit welcher der italienische Finanz-Minister zu erreihen wußte, verdienen um so größere

In der That gehörten eine ganze Reihe um Italien bisher reussiren zu lassen. Wir unsererseits haben die italienishe Geltreform stets mit lebhaf-

Staliens, sondern ay im Interesse des gesammt Welt- handels liegt und somit auch Deutschland zu Gute kommt. Nürnberg, 14. April. (Hopfenmarktbericht von Leopold Bei unverändert ruhiger Stimmung wurden Mittwo, Donnerstag, Freitag und heute zusammen ca. 200 Ballen Hopfen am Markte verkauft; die Zufuhr des gleichen Zeitraumes belief sh auf gegen 120 Säcke, und zwar sind dies größtentheils geshwefelie Badische und Lothringer, sowie „Englische Retourhopfen, von welch leßteren indeß ein ansehnlicher Posten bereits wieder Käufer gefunden bat und in der oben angeführten Umsatziffer einbegriffen ist. Gezahlt wird für Prima Polen, Hallertauer, Badische, Württemberger und Elsäfser 400—410 Æ, für ee Mittelwaare 360—385 M, für leichte, in der Farbe leidende Hopfen 325—340 F, geringe Sorten notiren von 200 # an. Gesuht war in dieser Woche vornehmlich bessere Mittel- und Primawaare, während geringe und gelbe Hopfen vernalässigt blieben. : : Glasgow, 14. April. (W, T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 582 700 Tons gegen 628 600 Tons im vorigen Iahre. Zahl der im Betriebe befindlihen Howöfen 111 gegen 108 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Breslau, 14. April. (W. T. B.) Die heutige außerordentlid'e Generalversammlung der Rechte-Oderufer-Bahn beschloß eîn- stimmig die Annahme der ihr wegen Baues eines Flügelgeleises von Scottwiß nah Rosenthal gemachten Vorlage.

Hamburg, 15. April. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Westphalia“ hat heute Morgen 5 Uhr die Scilly-Inseln passirt. i

Triest, 15. April. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Aglaj a* ist heute Nachmittag mit der ostindishen Ueberlandpost

aus Alexandrien bier eingetroffen. Antwerpen, 16. April. (W. T. B.) Der Dampfer des ist auf der Heimreise

Norddeutschen Lloyd „Nürnberg“ gestern Abend 8 Uhr hier eingetroffen. Southampton, 14. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra“ ist heute Nachmittag 2 Uhr hier eingetroffen. : : E Slüsselburg, 14. April. (W. T. B.) Die Newa ist bis auf 3 Werst auswärts von hier eis frei.

New- York, 15. April. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Bohemia“ ist gestern hier eingetroffen. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe“ und „Neckar“ sind heute früh hier angekommen. Dec Hamburger Post- dampfer „Wieland“ ist am 12. April hier eingetroffen.

Berlín, 16. April 1883.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs- meeting 1883 . des Vereins für Hindernißrennen. Sonntag, den 15. April. Der Besu der Rennbahn zu Hoppe- garten war, durch das s{ône Wetter begünstigt, ein sehr reger. Die Rennen, die sehr gut beseßt waren, begannen um 1# Uhr mit I. Eröffnungs-Rennen. Preis 700 Hürden-Rennen. Gi 4 jähr. und ältere Pferde. 50 X Eins. 30 Neugeld. Der Sieger ist für 5000 4 käuflih. Distanz 2000 m. Das Rennen hatte 13 Unterschriften erhalten, von denen 6 Reugeld zahlten und 7 am Pfosten ershienen. Es siegte nah cinem sehr s{chönen Rennen des Lieut. Neumann (12. Ulan.-Regt.) a. br. St. „Hymre“ nach Belieben mit 20 Ungen gegen des Trainer Kelly a. br. St. „Jllusion“ und erhielt 1230 « In der Auktion wurde die Stute für 3020 Æ an Hrn. von Oerßen verkauft und da sie nur mit 2000 4 eingeseßt war, erhielt die Rennkasse 1099 ( Es folgte um 2 Uhr: 1I. Offizier-Jagd-Rennen. Preis 700 4 Für 4jähr. und ältere Pferde, welhe im verflossenen Jahre kein Rennen im Werthe von mindestens 800 # gewonnen haben, im Besiß von aktiven Offizieren der deutshen Armee und von solchen zu reiten. 20 4 Einsaß, 10 4 Reugeld. Distanz 3000 Meter. Von den 13 zu dicsem Rennen genannten Pferden zahlten 7 Reugeld und 6 ersbienen am Start. Es siegte leiht und sicher nach einem s{öônen Finish mit 5 Längen des Lieut. v. Sydow T. sjähr. br. St. „Red- lock* unter ihrem Besizer gegen des Rittmstr. v. Treëckow (1. G.-Ul.) a. F.-W. „Mozart“ unter seinem Besißer und des Lieut. v. Shöner- marck (12. Hus.) a. F.-St. „Pandora*® unter Lieut. v. Oheimb. „Redlock* erhielt 742 4, „Mozart“ 126 A. und „Pandora“ 42 4 Dem Rennen {loß sich um Uhr an: : : L 1II, Verkaufs-Jagd-Rennen. Preis 609 4 Für 4jähr. u. ältere Pferde. 50 # ECinsay. 30 4 Neug. Distanz 3000 m. 5 Pferde wurden zu diesem Rennen genannt und erschienen am Pfosten. Nach einem überraschend {chönen Rennen siegte des Hrn. C. Pitschke a. br. H. „Rococo* mit einer Halslänge gegen Mr. a. br. W. „Wegelagerer“

Tages bildete um 3 Uhr: IV. Versuhs-Hürdenrennen. 20 M Einsat, 10 M. Reugeld.

wonnen haben.

Pfosten erschienen. cher mit 8 Längen Vorsprung des Hrn. A. F.-H. gegen des Mr. Henri „Erycina“ ) marck (1. Garde-Dragoner) 6 jähr. F.- v. Kramsta. und „Schlenderhan“ 66 A 22, April statt.

Im Verein für die Geschichte Berlins gab am Sonn abend vor einer zahlreihen Versammlung Hr. Oscar Schwebe

eine Skizze von Nicolaus r ) : Dichter, die uns in diesem Winter vorgeführt worden sind. Di

v. Oerten 6 jähr

„Conqueror“ 4 jähr. br. St

nach den Schlachten von Fehrbellin und Ofen. Gleichzeitig wird ih

sein. Nach anderen Stellen hat Peucker in

Doan j und erhielt den Werth von 830 A In der Auktion wurde der Sieger nicht gefordert. Den Scbluß des

1 Preis 700 Herren- reiten. fa 4 jähr. und ältere Pferde, welche noch kein Renuen ge-

Distanz 2000 m. Dem zweiten Pferde 60 9/6 der Cinsäße und Reugelder. Das Rennen hatte 15 Unterschriften, von denen 6 Reugeld zahlten und 9 am Vom Start bis zum Ziele führte und siegte

unter Hrn. v. Tepper-Laéëky und des Rittm. Grf. v. Bis- H. „Stlenderhan® unter Lieutn. Conqueror erhielt 766 M, „Erycina* 132 Die nâchsten Rennen finden am

Peudcker, dem dritten der altberliniscen brandenburgishe Kriegs- und Siegespoesie nimmt ihren Anfang sofort

ein schr erfreuliher Aufshwung gegeben durch den Mann, den wir mit Recht, als den ersten und eigentlidsten Berliner Dichter bezeih- nen können. Es ift dies Hr. Nicolaus Peucker. Die Lebensumftände des merkwürdigen Mannes liegen sehr klar, aber auch sehr eintönig und einförmig vor uns. Um 1610 muß er in Schlesien geboren worden

ranksurt a. O. studirt t als Gerichtsseketär,

burgischen Residenzstadt Kölln an der Spree, Rathskämmerer und Gerichi8advokat. Des Dichters Verbältniffe waren keineëwegs behäbig, er klagte bâäufig über Krankheiten und Noth und us 1675, Erst im Jahre 1702 gab der Buchhändler Otto Christian Pfeffer seine Gedibte in der Scblichtigershen Druckerei zu Berlin beraus, unter dem Titel: Nic. Peuckter, des berühmten Köllnischen Poeten und weyland Churfürftlich brandenburgisden Kammergerichts-Advo- faten, wie aud Stadtrichters und Raths-Kämmerers zu Kölln an der Spree „Wohnklingende und lustige Pauke, von 100 finnreiben Scberzs gedichten, theils den hoben Herrschaften in tiefster Unterthärigkeit, theils vielen hohen Adeligen und viclen andren vornehmen hiesigen Familien zu besonderen Ehren geschrieben“. Diese Gelegenheitsdihtungen, zum Theil auf Bestellung gefertigt. haben ein fkulturbiftorisdes Jy- terefie, denn sie schildern die Zustände des damaligen Berlins.

__ Die Juristische Gesellsaft trat am Sonnabend zu ibrer fälligen Monats\sißung zusammen, in welcher der Geschäftsbericht über das verflossene Gesccäftsjahr erstattet wurde; der biëherige Vorstand mit dem Geheimen Ober-Finanz-Rath Koh an der Spitze wurde durch Acclamation wieder gewählt. Am 10. April waren es drei- bundert Jahre gewesen, daß Hugo Grotius, der große niederländische Gelehrte und Begründer des Völkerrets zu Delfft geboren wurde, Ihm qalt die Festrede des Abends, die der Geheime Ober-Post- rath, Professor Dr. Dambach, bielt. Redner gedabte zunächst des romankaften Lebens , des erstaunliden vielseitigen Wissens des Gefcierten, den man als eine phänomenale, Erscheinung bezeichnen dürfe. Hugo Grotius beherrshte gleichmäßig die Philosophie, Philologie, Mathematik, Theologie, Kirchenge!chidÞte und Geschichte, und dicbtete dabei Dramen und Gedichte. Er war ein Wunderkind, das aber auch hielt, was es bereits in frühen Jahren versprach, Was ihn aber für alle Zeiten berühmt gemat hat, sind zwei Werke, zunähst das Buch „de mare libero“, in welchem er nah- weist, daß die Schiffahrt auf dem Meere einem ieden Volke zustehe, und dann scin unsterblihes Hauptwerk; „de jure beili ac pacis libri tres“. Fünfundvierzig Auf- lagen hat dieses 600 Sciten starke Bu in 100 Jahren erlebt, und noch jeßt, nach 250 Fahren ist in Berlin eine neue Ueberseßung er- s{ienen. Das Alterthum kannte kein Völkerrecht, es war dies eine logisde Konsequenz der antiken Rehtsauffassung; ebenso verhielt es si im Mittelalter. Erst als die Reformation die Banden des Geistes lôste, als die Entdeckurg Amerikas und des Seeweges nah Ostindien den Blick erweiterte und die Greuel des 30jährigen Krieges überstanden waren, erst da bra si die Ueberzeugung Bahn, daß es auch ein jus inter gentis geben müsse. Einzelne Fragen wurden in einzelnen Abhand- lungen besprohen. Da kam cinem Meteor gleich Hugo Protius und stellte mit einem S{lage der erstaunten Welt das vollständig abgeschlofsene System eincs Völkerrebtes hin, Die Gesellschaft beschloß, sich mit einem Beitrage an dem Denkmale zu betheiligen, das Grotius in Delfft geseßt werden soll.

_ Die Große Allgemeine Gartenbau-Ausstellung is gestern um 1 Uhr im Etablissement der Philharmonie eröffnet wor- den. Sie stellt alle ihre hiesigen Vorgängerinnen an Reicbbaltigkeit der Ausstellungsobjekte, sowie an Großartigkeit der Arrangements in den Swattcn, Die Ausstellung bildet ein geradezu entzückendes Bild und ein \prechendes Zeugniß von der hohen Entwickelung der Garten- baukunst. Ueber 300 Auésteller haben ihr Bestes hier zusammen- gebracht, und obglei 6000 qm zur Verfügung standen, hätte doch der Plaß verdoppelt werden müssen, wenn man allen Anforderungen genügen wollte. Indem wir uns vorbehalten, auf die Auëstellung noch näher einzugehen, weisen _wir durch Mittheilung der Jury-Ent- scheidung auf die hervorragendsten Ausstellungsobjekte hin. Eine ftattlicbere Anzahl von Einsendungen hat wohl keine der bisherigen Berliner Blumen- und Pflanzenauésstellungen zu verzeichnen gehabt. Eine deutshe Ausstellung, von Nord und Süd, Ost und West des Vaterlandes beschickt, zeigt uns zum ersten Male ein Gesammtbild dessen, was die Gartenkunst der heutigen Tage eigentlih zu [leisten vermag. Den Oa entsprechen auch die Leistungen. Wir führen hier zunächst die Hauptpreise an, da die Einzelvertheilung derselben fich erst am heutigen Tage entscheidet. 1) Den Preis Sr. Majestät des Kaisers un Königs, die große gol» dene Medaille in Gold (ca. 550 A an Werth) erhielt der Ober- gärtner des Hrn. Kommerzien-Raths Prins-Reichenheim, Hrn. Ober- gärtner Haack für seine dekorative Palmen- und Vlattpflanzengruppe, als die relativ beste und an sih vorzüglibste Gesammtleistung; 2) Preis Ibrer Majesiät der Kaiserin und Königin, 2 Vasen auf ornamentalem Gußgestell aus cuivre poli: i Gartenbau- Direktor Gaerdt (Geh. Kommerzien-Rath Borsig-Moabit) für die \{önste und reichaltigste Gruppe von blühenden und nit blühenden Pflanzen des Warm- und Kakthauses. 3) Preis Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten des Kron- prinzen und der Frau Kronprinzessin Hr. Friedrih Harms für tocstämmige blühende Rosen in 50 Sorten. | 4) Preis Sr. Königlichen Hoheit des Hocseeligen Prinzen Carl von Preußen, 1 silberner Aufsaß Hr. Garten-Inspektor Kirchhoff (Fürstl. Fürstenbergscer Hofgärtner, Donaueschingen) für Dickpflanzen und Bromeltaceen. 5) Ehrenpreis der Stadt Berlin, 500 ( Hr. G.-Inspektor Kirbhoff-Donaueschingen für die reichhaltigste Gruppe blühen- der Orchideen.

Y Ebrenpreis desgl. : Hr. Hoflieferant G. A. Scult-Edckardts- berg für daß größte Sortiment Azaleen in mindestens 100 Exemplaren.

7) Ehrenpreis' desgl. : Hr.! Ockonomie-Rath L. Späth-Berlin Les die reichaltigste Gruppe bei uns im Freien ausdauernder Coni- eren.

8) Ehrenpreis desgl.: Hr. E. Thiel Leipzigerstraße, für dle hervorragendste Leistung in Blumenarrangements. ;

9) Chrenpreis deëgl. : Hr. Garten-Insp. Kirbhoff, Donaueschingen für cin Sortiment blühender Warmhauépflanzen. l

10) Ehrenpreis desgl. : Hr. Garten-Direktor Runktler, Grâfl. von Hardenbergs{e Gartenverwaltung Nörten i. Hannover für ornamentale Gruppen.

11) Preis des Kultuë-Ministeriums 200 #: Hr. Haage U- S@midt- Erfurt für Gesammtlcistungen auf dem Gebiete des

Gartenbaues.

Das Königlibe Schauspielhaus beging am Sonnabend die 100jährige Wiederkehr des Tages, an welchem Lessings „Nathan der Weise“ bei der Döbbelin’shen Gesellshaft in dem damaligen National-Theater (in der Behrenstraße) zum ersten Male in Berlin über die Bretter ging, durÞ eine wohlgelungene unverkürzte Auf- führung dieses Drama s, welher Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz bis zu Ende beiwohnte. Die erste Aufführung im Königlichen Hoftheater erfolgte im Jahre 1801, und zwar nach der * | dem Drama in Weimar gegeberen Scillerschen Einrichtung. Seit dieser * | Zeit haben 203 und mit der Sonnabend-Aufführung also 204 Auf- führungen stattgefunden. Die Titelrolle ¿ab in der Säcular-Vorstelluns Hr. Berndal, der im Gegensaß zu seinem Vorgänger Dörins und dessen in den Details scharf realistisher Auëegestaltung dieselbe idealer und den Absichten des Dichters gemäßer darstellte. Den Sultan repräsentirte Hr. Johannes in Haltung und Sprache sehr würdevoll ; dagegen vermodte Hr. Ludwig als Tempelherr die Er- l innerung an den früheren Inhaber dieser Rolle, Hrn. Liedtke, nit

zu verwi hen. Das übcrvolle Haus zeichnete die Hauptdarsteller mit

s reicbem Beifall aus.

r Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Fünf Beilagen (eiashließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

findet am 17. d. M. in Deutschland zum Course von 87°%/9 bei den genannten Firmen ftatt.

und ist von da nah Berlin gekommen, zuer

und findet \sih 1654 als Stadtrichter der ChurfürstliGh Branden-

a, Marc eri iren. er _ P E

(4564)

M S9.

n

/ : Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 16. April

1883.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 16. April. Jm weiteren Ve

[laufe der vorgestrigen (66.) Sigzung des Reichstags des Entwurfs eines Gesetzes,

wurde die zweite Berathung

betreffend die Abänderung der Gewerbeordnun

auf Grund der Berichte der VI. Kommission (Art. 11 8 107) a E Lee,

, ng des Sozialistengeseßes, dazu geeignet, die Arbeiter zu stellen zum Besten na gemacht C l eug: mate ° wie man durch die Dienstbücher, deren Nichtbeseitigung Da wen Vorwurf

1 L As ge- 1 C rbeiter preisgeben. Man berufe si auf die Setitteis S B avis Jon diese l j außen ß i und Zwickau beständen Vereine von ca. D Mitcltbai

20 Mitglieder in einer Versammlung

fortgeseßt.

Der Bundeskommissar Geheime Regi ódi z i gierungs-Rat erklärte, der Abg. Löwe habe mit besaudertis Rar pie Has Le: | ch 1e Ertilärungen | der Kommission abgegeben, und in i l Wortlaut in den Kommissionsbericht aufgenommen fn R vom Bundesrathtishe aus nur wiederholt werden. Inzwischen

wiederholt eine Aeußerung zur Sache von er komme dessen Wunsche nah un j welche dicsseits in nd sage:

habe sich nun allerdings die Situation insof ä die Kommission den grundlegend ov deg o Ta erster Lejun, g genden Antrag, bezw. den Beschlu elt habe, definitiv zum Beschlusse Reichsregierung jeßt also M DesQusse E De Jundesrath noch niht Stellun hien erf veranlaßt fein, g genommen, derselbe werd eshlusse seiner Kommissio i E 2e id mun. nog ssion beitreten sollte. mit abzumachen, Genosse zu Art. 11: schaffen“ einzuschalten: „oder verweigert der Vater die Arbeiters“. anzunchmen. : Dieser Antrag,

ias Fer Ain oapoptGge abzielten. Vom he jei anzuerkennen, wie es eben its aon en sei, s aug oden der Gewerbeoidnung bezw. der Regierun liegende hervorgetretenen praktischen Bedürfnissen brett Ergänzung der Gewerbeordnung herbeigeführt werden würde Da nun in diesen beiden Beziehungen innerhalb der Kom- mission volles _Einverständniß auf allen Seiten geherrscht habe, könne diesseits erklärt werden, daß, falls das hohe Haus sh in gleihem Sinne entscheiden sollte, der Bundes- rath einem solchen Beschlusse voraussihtlich beitreten werde. g Der Abg. von Scalscha befürwortete den Kommissions- es@luß. Die Arbeitsbücher würden den anständigeren Ele- menten unter den Arbeitern ermöglichen, sih als solche zu E Sve meine, leine aris molle die LL Del m pYafe au die Liberalen würden später ause}sen müssen, was die e eingebrockt habe. Er sage dem Abg. Löwe: das Centrum zehre schon lange an dem Bissen, welchen die Linke eingebrockt habe. Er könne der Linken entgegenhalten : Aktiengeseßgebung Gründershwindel, Wucher, Maigeseße, Expatriirungsgesetz er thue das aber niht. Der Abg. Löwe berufe \sih auf das Votum der Arbeiter. Nun, er habe in seinem Wahlkreise eine Volksversammlung einberufen, die aus allen Schihten und Parteien der Bevölkerung bestanden habe, und die sich einstimmig für die Arbeitsbücher erklärt habe. Das Centrum halte es für nothwendig, daß diejenigen Arbeiter, die dur die Ungunst E Verhältnisse in eine ungünstige Lage gekommen seien, sich egitimiren könnten, und niht der Vagabondage anheimfielen. S sei eine Forderung der menschlichen Würde, daß man dem Arbeiter Gelegenheit gebe, niht nur als Kraft und Maschine ih zu repräsentiren, sondern als Mensch, indem de1selbe si s seine Jdentität ausweise, Er werde für die Arbeits- e stimmen auf die Gefahr des Mißbrauches hin, der von iberalen und fortschrittlichen Fabrikanten gegen seine eigenen Gesinnungsgenossen damit getrieben werden könnte. n Der Abg. Lüders (Görliß) erklärte, in der Novelle habe ihts von Arbeitsbüchern gestanden; erst zu Weihnachten e der Abg. Ackermann die Arbeiter mit diesem Geschenk Uberrasht. Seine Partei habe dies niht zu bedauern, denn pra eie daraus, wie wenig diese Herren die wahren Freunde g rbeiter seien. Die Arbeitsbücher sollten nöthig sein für S Arbeiter wie für die Arbeitgeber. Beides treffe nicht zu. j le sollten den Arbeiter verhindern, ohne Kündigung wegzu- Que, Er habe selbs eine Fabrik geleitet, und könne auf E seiner Erfahrungen dies nicht für stihhaltig erkennen. d R unter Umständen Zeugnisse lieber sein, als diese Ar- 2 Sbücher, aber er sei au dafür nicht, wenn diese Zeugnisse ein L E jür den Arbeiter sein sollten. Die Arbeitsbücher hätten auch Y edenklihe, daß der Arbeitgeber mißliebigen Arbeitern emerkungen in das Buch hineinschreibe, welche denselben die

um welche es si bei jenen Erklärungen gehan- erhoben habe, so daß die „endgültigen Kommissions- Zu diesem Beschlusse habe der

won eia das bobe Laus ets Arbeiter si frei äußern könnten, hätten ne sih gegen die eter Nußerdem um dies bei dieser Gelegenheit gleich um den Antrag der Abgg. Munckel und

l 1) in den §. 108 der Regierungsvo hinter den Worten „ist die Erklärung des Vaters nicht L stimmung ohne genügenden Grund und zum Nachthei 4 l theile des 2) Den §. 137, Absagz 1 der Kommissionsvorlage

l der auch bereits in der Kommission ge- E sei, scalte gewissermaßen aus dem Kommissionsbeshlusse le rein geshäftlihen Punkte heraus, die auf eine Abände- s vie ) in der Kom- daß in beiden Punkten eine auf dem

produziren, wie der Großindustrielle. durch Arbeitsbücher erreiht, nit durh Z sondern dur Fortbildungëshulen. Er hoffe tag die Arbeitsbücher ablehnen werde. 4

dieser Antrag sei eine Er

r- Das

noh weiter unter polizeilihe Aufsicht der Arbeitgeber. Die Arbeiter sollten werden von ihren Arbeitgebern politis und

liberalen Aera er dem Fortschritt z s : ; d um oi proc i Diensimädchen der Prostitution d , so würden die itsbücher vi 1 Vagabondage rbeitsbücher viele von Arbeitervereinen für die Arbeitsbü ß Petitionen zu Stande getommen ? Ee

“g Fei einige eine Petition beschlossen, und nun heiße es, der Verei

ne Pe bes y 1 ( , der Vere Bi seine 400 Mitglieder, hátten die Petition besdlossen. Wo a

Arbeitsbücher ausgesproen. Er sti ( i prochen. protejtire Namens V Arbeiter, welche mit seiner Partei politis ieceinimea E die S der Arbeitsbücher. : 7 Ver Abg. Oechelhäuser erklärte sich im sei politischen Freunde aufs S edenüle n H a zünstlcrish-agrarische Experiment, welches in dem Antrage a Einführung obligatorischer Arbeitsbücher vorliege. Er sei f bstt früher Arbeiter in einer Fabrik gewesen, stehe ießt an der Spitze vieler großer Etablissements, und stehe ‘noh heute L so intimer Berührung mit dem Arbeiterstande daß er Ü er Neigungen und Bedürfnisse des Arbeiterstandes wohl urtheilen könne, Er habe den Arbeiterstand achten und lieben gelernt, und suhe den Arbeiter deshalb zu schüßen gegen Einrichtungen, die die Arbeiter als ent- ns und ermedrigend für ihren Stand betrachteten M „dem Arbeiter eine besondere Vertrauensstellung bein! r eitgeber zu verschaffen , dazu enthalte das Arbeitsbuh zu Lu für die Prüfung auf die tehnishe Geschicklichkeit des Arbeiters el es überflüssig. Von der Vagabondage bitte erx S weiter zu sprechen. Liefere denn der gewerbliche Arbei- er zur Vagabondage ein erhebliches Kontingent ? Könne nicht Vagabond andererseits sich einfa den Besiß eines Ar- eitsbuchs fichern? Wolle man das Vagabondenwesen wirk- sam treffen, dann erlasse „man doch centralisirte Polizeimaß- Legen jämmtliher Polizeiorgane, dann beaufsihtige man esser die Kneipen und Pennen! Das Wanderlegitimations- wesen bedürfe allerdings einer Regelung, das hänge aber mit ] der Frage der Arbeitsbücher „nicht «zusammen. Wolle zan Y helfen, jo ?befördere man die Bilbung von Unkerstüzungs- vereinen und Arbeiterkolonien. Nur diejenigen Hand- werker seien für Arbeitsbücher, welhe das Wort obligato- risch“ auf ihre Fahne geschrieben hätten. Auch die Arbeiter S u Oa W sie fühlten ihr Ehrgefühl ) t. Hüte man sich, die gereizte Sti Unzufriedenheit der Arbeitec noch zu E Ge O der Unzufriedenheit sei namentlih die sozialistishe Agitation welche diese Beunruhigung in die Arbeiterkreise trage. Die Sozialdemokraten nähmen sich das Wohl der Arbeiter so zu Herzen, wie die Mitglieder des Reichstags, und wollten sie nah ihrer Façon' jelig machen, aber wenn er sehe, was die Sozialdemokraten fertig gebracht hätten, so halte er es für eine für das Wohl der Arbeiter sehr wichtige Maßregel die Arbeiter nicht der Sozialdemokratie in die Arme zu treiben fondern eher die Versöhnung zwishen Arbeitern und Arveitgebern_ zu befördern. Als wittigster sozialer Fortschritt s{chwebe ihm die Einrihtung der engli- schen unions trades mit ihren Schiedsrichtern vor Die Sozialdemokraten könnten bei der Art ihrer Taktik nach dieser Richtung nichts wirken, wie sie überhaupt zu positivem Wirken hier untauglich seien. Ein Mann, den der Reichstag mit Stolz den Seinigen nenne, Schulze-Delißsh, habe viel tausendmal mehr für die Arbeiter in seinem Leben gethan, als alle Sozialdemokraten Deutschlands zusammengenommen, 4 Jn dieser Richtung den Arbeiter zu heben, sein Ehrgefühl zu schonen, ihn aus der bloßen Arbeitsmaschine allmählih empor zu ziehen, ihn beim Arbeitgeber gewissermaßen zu betheiligen das sei der Weg, den die Gesezgebung nah seiner Ansicht wandeln müsse. Dieser Tendenz schlage die Vorlage geradezu ins Gesicht, und deshalb bitte er, sie zu verwerfen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath Staats-Minist S holz verlas hierauf folgende Allerhöchste Botschaft, uer welcher sich die Mitglieder von ihren Pläßen erhoben :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser,

ufnahme bei einem andern Arbeitgeber ershweren würden Fetrafbestimmungen würden dagegen nichts helfen. Das Vaga- G N R werde dur die Arbeitsbücher nit vermindert, son- hätt efördert. Denn die Arbeiter, die keine Arbeit bekommen ban n weil sie die Arbeit zu oft gewechselt hätten, und dadurch in béttel erdaht kommen würden, shlechte Arbeiter zu sein, müßten bab: n. Der Antrag setze voraus, daß der Arbeitgeber stets Recht Ae der Arbeiter stets Unrecht. Könne aber nit auch ein- be der Arbeitgeber Unrecht haben? Wenn junge Leute, um Furve Werkstätten zu besuchen, und sih technisch zu vervoll- aba öfter die Arbeit wechselten, seien sie deswegen zu “in B : Wenn man den Arbeiter an die Arbeit fesseln und in Scriragsbruch verhindern wolle, so mache man denselben & üt Óuldner des Fabrikanten dadurch, daß man ihm den Lohn 48 au einmal zahle. Die Arbeitgeber würden also gar keine A nlassung haben nach der Krücke der Gesetzgebung zu greifen. Recht größten Vorzug der Gewerbeordnung, daß sie gleiches na für Arbeiter und Arbeitgeber schaffe, wolle man beseiti- Arbeit In dieser Maßregel liege eine Geringshäßung des Uers und eine solche könne der Arbeiter nicht vertragen.

an ; ital und dem kleinen Handwerker helfen gegen das Groß-

König von Preußen 2c. thuen kund und fügen hiermit zu wissen :

: Wir haben es jederzeit als eine der ersten von Uns als Kaiser übernommenen Pflichten erkannt, der Lage der arbeiten- den Klasse im ganzen Reiche dieselbe Fürsorge und Pflege zu- zuwenden, welhe Wir in Preußen zur Fortbildung der von Unserem in Gott ruhenden Vater im Anfange dieses Jahrhunderts begründeten Reformen zu bethä- tigen suchen. Wir haben Uns diese Pflicht besonders gegenwärtig gehalten seit dem Erlasse des Sozialisten- gesebes und schon damais Unsere Ueberzeugung kundgegeben, daß die Geseßgebung sih nicht auf polizeilihe und strafrecht- liche Maßregeln zur Unterdrückung und Abwehr staatsgefähr- licher Umtriebe beschränken darf, sondern ‘suchen muß, zur Heilung oder do zur Minderung des dur Strafgeseze be- kämpften Uebels Reformen einzuführen, welche dem Wohle der Arbeiter förderlih und die Lage derselben zu bessern und zu sichern geeignet sind.

kap : i: nd gegen die Jndustrie. Man werde aber das Gegen- theil erreihen. Wolle man dem kleinen Handwerker helfen, so

gebe man demselben Gelegenheit, rah denselben Grundsäßen zu werde aber nit

wangsinnungen, daß der Reichs-

tages. den in ihrer Erledigung weiter fortgeschritten sei

niht die Regierung nah ihrer Einbringun "Va Ron e des Tabackmonopols ad 2A Dor ätte. rihtige Bemessung der Geldmittel, den 1 Sa von 11/2 Fahren ohne den Reichêtag zu regi

habe der Reichtag sid zu 0b, g ä gieren. Dagegen en Redner niht über die Vorlage materi

Nur soweit, i M Bitte an L B Ee V) egründen, diese Botschaft demnächst zum Gegen i besonderen Erörterung zu machen, damit erwogen ie “wie unbeschadet des Geldbewilligungsrechtes des Reichstags das

Botschaft vom 17. November 1881 Ausdruck gegeben und Uns gefreut, als einen ersten Erfolg Unserer Sorgen und Be- strebungen in dieser Richtung in Unserem Königreich Preußen wenigstens die beiden ersien Stufen der Klassensteuerpflih- - | tigen von dieser Abgabe an den Staat befreien zu können. Dankbar jür die einmüthige Unterstüßung Unserer Bohen Verbündeten, dankbar für die hingebende Arbeit Unserer Be- hörden, sehen Wir auch auf dem Gebiete der Reich3gesetz- gebung den Ar fang des Reformwerkes so weit gediehen, daß dem Reichstage beim Beginne der jetzigen Sejsion der Ent- wurf eines Geseßes über Versicherung der Arbeiter gegen Be- triebsunfäile in neuer, mit Rücksicht auf die früheren Ver- handlungen umgearbeiteten Fassung vorgelegt und ergänzt werden fonnte durch einen Geseßentwurf zur Organisation des gewerblichen Krankenfkfassenwesens. ___ Seitdem haben Wir, den Verl i über diese Vorlagen mit lnberer Auna S und zu jeder möglichen Erleichterung derselben gern die Hand bietend, an dem Wunsche wie an der Hoffnung festgehalten daß diese Session des Reichstages niht zu Ende gehen werde, ohne daß jene Vorlagen in einer ihrem Zweck entsprechenden, ihre Ziele sihernden und ihre Sanktion als Gesetze ermög- lichenden Gestalt zur Annahme gelangten. f Wir haben au mit Anerkennung und Befriedigung ge- sehen, wie die ernste Arbeit, welche der Berathung des Kran- kenkassengesc2s gewidmet worden ift, diesen Theil der Ge- e bereits soweit gefördert hat, daß in Bezug auf Fr}! î “4 f i E E Unserer An faum mehr zweifel- j Mit Sorge aber erfüllt es Uns, daß die prinzipie wichtigere Vorlage über die Unfallverfiherung L Ra weiter gefördert worden ist, und daß daher auf deren baldige Durhberathung nicht mit gleicher Sicherheit gerechnet werden kann, Vliebe diese Vorlage jeßt unerledigt, so würde au die Hoffnung, daß in der nächsten Session weitere Vorlagen wegen der Alters- und JInvalidenversorgung zur geseßlichen Verabschiedung gebraht werden könnten, völlig schwinden wenn die Berathungen des Reichshaushalts-Etats für 1884/85 die Zeit und Krast des Reichstages noch während der Winter- g in E nehmen müßten. ir haben deshalb für geboten era tet, die i ‘der verbündeten Regiecungen dahin zu atn A Entwurf des Reichshaushalts-Etats für 1884/85 dem Reichs- tage jeßt von Neuem zur Ves{lußnahme vorgelegt werde Wenn dann die Vorlage über die Unfallversicherune- wie na dem Stande ihrer Bearbeitung zu befürchten steht, in der laufenden Frühjahrssession vom Reichstage niht mehr berathen und festgestellt wird, so würde durch vorgängige Berathung des nächstjährigen Etats wenigstens für die Wintersession diejenige Freiheit von anderen unausschieblihen Geschäften gewonnen werden welche erforderlih is, um wirksame Reformen auf sozial- politischem Gebiete zur Reife zu bringen. Die dazu esfovder liche Zeit ist eine lange für die Empfindungen, mit welchen Wir in Unserem Lebensalter auf die Größe der Aufgaben blicken, welche zu lösen sind, ehe Unsere in der Botschaft vom 17. November 1881 auszesprohenen Jntentionen eine prak- tische DVethätigung auch nur soweit erhalten, daß sie bei den Betheiligten volles Verständniß und in Folge dessen auch volles Vertrauen finden. ; Unsere Kaiserlichen Pflichten gebieten Uns aber, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besse- rung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufs- klassen unter einander zu fördern, so lange Gott Uns Frist giebt zu wirken. Darum wollen Wir dem Reichstage dur diese Unsere Botschaft von Neuem und in vertrauensvoller Anrufung seines bewährten treuen Sinnes für Kaiser und Reich die baldige Erledigung der hierin bezeichneten wichtigen Vorlagen dringend ans Herz legen. Gegeben Berlin, den 14. April 1883.

Wilhelm. (L. S.) von Bismarck.

Nachdem der Staats-Minister Scholz die Allerhö

Botschaft dem Präsidenten übergeben hatte, A Abg. Richter (Hagen) zur Geschäftsordnung: Diese Bot- schaft betreffe den gesammten Geschästsplan des Reichs- Die Vorlagen über die Arbeitergeseßgebung wür-

die Verhandlungen

Geldbewilligung e

ershwere die und sege außerdem während der Dauer

Eine vorzeitige

in die Lage, (Der Präsident ersuchte

den Präsidenten kurz zu

Wir haben dieser Ueberzeugung insbesondere in Unserer

Unfallversiherungsgeseß einer baldigen i : geführt werde. gen Erledigung entgegen-

Freilih komme es darauf an, nit blos ein